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Ines Omann, Axel Nordmann – Gutes Leben statt Wachstum des Bruttosozialprodukts<br />

wachstum gehalten werden. Dennoch besagt der linke Teil von (3), dass hohes<br />

Wirtschaftswachstum notwendig ist und der rechte das Gegenteil.<br />

Sind die Ziele tatsächlich gegenläufig und wenn ja, welchem soll dann Priorität<br />

gegeben werden? Angesichts zunehmender Belastung der Ökosphäre erscheint es<br />

wahrscheinlicher, dass die soziale Komponente der Nachhaltigkeit die nötige Flexibilität<br />

besitzt, den Widerspruch aufzulösen. Die Vollbeschäftigung als Indikator für soziale<br />

Nachhaltigkeit müsste neuen Ansätzen weichen, wie z.B. dem Zeitwohlstand (siehe 4).<br />

3. Neue Modelle für unser Wirtschaftssystem<br />

Herman E. Daly’s Steady State Ökonomie<br />

Wie wir in den vorangegangenen Abschnitten gezeigt haben, führt uns ein strenges<br />

Festhalten an der Wachstumswirtschaft und der ihr entsprechenden Paradigmen nicht zur<br />

Lösung unserer Probleme, sondern schafft neue oder verhindert nötige Reformen. Diese<br />

Erkenntnis ist nicht neu. Seit ca. 30 Jahren wird daher eine intensive Diskussion über das<br />

Für und Wider von Wachstum geführt. Dabei muss der Begriff Diskussion jedoch relativiert<br />

werden, denn die Wachstumsbefürworter haben längst aufgehört, auf die Hinweise und<br />

Vorwürfe der Wachstumsgegner einzugehen. Die Lehrbuchökonomik ignoriert meist die<br />

theoretische Existenz anderer Wirtschaftsformen, als die der Wachstumswirtschaft.<br />

Dabei gibt es nicht wenige Wissenschaftler, die ihr Leben der Entwicklung<br />

zukunftsfähiger Alternativen gewidmet haben. Einer der wichtigsten unter ihnen ist wohl<br />

Herman E. Daly. Daly kritisiert seit vielen Jahren die Wachstumsgläubigkeit heutiger Politik.<br />

Er sieht gar eine Kultur, die Wachstum als Norm an sich akzeptiert hat. Eine Erklärung für<br />

diese Entwicklung sieht er in der großen Verlockung, die für die Politik von ewigem<br />

Wachstum ausgeht: Es verspricht die Armut zu bekämpfen, ohne dass jemand dafür mit<br />

einem anderen teilen muss. Alle können mehr haben, ohne dass irgendjemand etwas opfern<br />

muss. So etwas lässt sich gut verkaufen, weil es die Menschen gerne hören.<br />

Die ökologischen Grenzen der Erde zeigen für Daly die Unmöglichkeit von<br />

unendlichem Wachstum auf. Er argumentiert über die Gesetze der Thermodynamik. Danach<br />

nimmt die Unordnung, also die Entropie, ständig zu und es ist nicht möglich, diesen Vorgang<br />

umzukehren. Da niedrig-entropische Energie jedoch Grundlage allen Wirtschaftens ist, wird<br />

uns diese Energieform einmal ausgehen. Bei Gültigkeit der Entropiegesetze ist es<br />

unmöglich, durch technischen Fortschritt die wirtschaftliche Aktivität von der<br />

Umweltbelastung dauerhaft abzukoppeln. Ein völliges Recycling wird niemals möglich sein,<br />

immer geht etwas der wertvollen niedrigentropischen Energie verloren. Natürlich wissen wir<br />

nicht, ob die Entropiegesetze tatsächlich stimmen (schließlich musste auch das Weltbild<br />

Newtons revidiert werden), aber immerhin war auch Albert Einstein völlig davon überzeugt,<br />

dass sie niemals verworfen werden müssen. Das für uns bestimmende Vorsichtsprinzip 8<br />

gebietet daher eindeutig, dass man nicht seine gesamten Hoffnungen auf weiteren<br />

technischen Fortschritt legen sollte.<br />

Zu dieser Unmöglichkeit ewigen Wachstums gesellt sich bei Daly noch die<br />

Unwünschbarkeit ewigen Wachstums. Er sieht „letzte Ziele“ des Menschen, wähnt also seine<br />

8 Eine Gesellschaft die sich nach dem Vorsichtsprinzip richtet, lehnt unberechenbare Risikotechnologien,<br />

wie Gentechnik oder Atomtechnik ab und konzentriert ihre Anstrengungen stattdessen auf die Entwicklung sanfter<br />

und effizienter Technologien mit begrenztem intrinsischem Risiko, wie z.B. Solartechnik. Gefährliche Sackgassen,<br />

wie Atomkraftwerke werden dadurch verhindert, die Forderung nach unbeirrtem Wachstum verbietet sich, wenn<br />

Argumente gefunden werden, die es als kontraproduktiv brandmarken.<br />

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