Vorlesung Parkinson 2011_Skript
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Die <strong>Parkinson</strong>-Krankheit<br />
Illustration von Sir William Richard Gowers aus A Manual of Diseases of the Nervous System von 1886
Morbus <strong>Parkinson</strong><br />
• Übersicht<br />
• Symptome<br />
• Klassifikation<br />
• Differenzialdiagnosen<br />
• Diagnostik<br />
• Grundlagen der medikamentösen Therapie
Übersicht<br />
• Prävalenz des idiopathischen PD 100 – 200/100000<br />
• Bei über 65 jährigen Prävalenz 1800/100000<br />
• Erkrankungsgipfel zwischen dem 50. und 60. LJ<br />
• < 10 % sind vermutlich monogenetisch bedingt
Definition<br />
Das <strong>Parkinson</strong>-Syndrom (PS) ist ein syndromaler Oberbegriff für ein<br />
Symptomkomplex verschiedener Ätiologien (idiopathisches und nicht<br />
idiopathisches PS).<br />
• <strong>Parkinson</strong>-Syndrome:<br />
Hypokinese + 1 Kardinalsymptom:<br />
- Rigor<br />
- Ruhetremor<br />
- Posturale Instabilität<br />
• Fakultative Begleitsymptome sind:<br />
- Sensorische Symptome (Dysästhesien und Schmerzen)<br />
- Vegetative Symptome (Störungen von Blutdruck, Harnblasenfunktion, Obstipation)<br />
- Psychische Symptome (vor allem Depression)<br />
- Kognitive Symptome (frontale Störungen, in fortgeschrittenen Stadien Demenz)
Pathologie<br />
• Das <strong>Parkinson</strong>-Syndrom ist eine neurodegenerative Erkrankung<br />
• In den degenerierten Neuronen findet man Lewy-Körperchen (hyaline<br />
eosinophile Einschlusskörperchen)<br />
• Betroffen sind im Verlauf der Krankheit fast alle Regionen des Gehirns –<br />
allerdings liegt der klinisch sichtbare Schwerpunkt zunächst in dem<br />
extrapyramidalen System.
Krankheitsverlauf: Stadien nach Braak
Pathophysiologie
Pathophysiologie des primären <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />
Abb. Wikipedia<br />
• Erste motorische Krankheitszeichen werden nach Absterben von ca. 70 %<br />
dopaminerger Nervenzellen in der pars compacta der Substantia nigra (schwarzer<br />
Kern) des Mittelhirns.<br />
• Der Dopaminmangel führt über zwei Wege (direkter und indirekter Weg) zu einem<br />
Ungleichgewicht in der Funktion der Basalganglien.
Klassifikation der <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
<strong>Parkinson</strong>-Syndrome werden in 4 Gruppen klassifiziert:<br />
1. Das idiopathische <strong>Parkinson</strong>-Syndrom<br />
- Akinetisch-rigider Typ<br />
- Äquivalenz-Typ<br />
- Tremordominanz-Typ<br />
- Monosymptomatischer Ruhetremor (seltene Variante)<br />
- Demenz vom Lewy-Körper-Typ
Klassifikation der <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
2. Das familiäre <strong>Parkinson</strong>-Syndrom:<br />
- genetisch bedingte, vererbbare Formen, benannt nach dem jeweiligem Genort<br />
3. Symptomatische (sekundäre) <strong>Parkinson</strong>-Syndrome:<br />
- medikamenteninduziert (z. B. bei Neuroleptika)<br />
- vaskuläres <strong>Parkinson</strong>syndrom, z. B. bei der zerebralen Mikroangiopathie<br />
- posttraumatisch (z. B. Boxer-Enzephalopathie)<br />
- toxininduziert (z. B. durch Kohlenmonoxid, Mangan, MPTP)<br />
- entzündlich (z. B. nach Enzephalitis Economo, auch bei diffusen erregerbedingten<br />
Gehirnerkrankungen wie der fortgeschrittenen HIV-Enzephalopathie)<br />
- metabolisch (z. B. beim Morbus Wilson)<br />
4. <strong>Parkinson</strong>-Syndrome im Rahmen anderer neurodegenerativer<br />
Erkrankungen (atypische <strong>Parkinson</strong>-Syndrome)<br />
- Multisystematrophie<br />
- Progressive supranukleäre Blickparese<br />
- Kortikobasale Degeneration
Familiäre <strong>Parkinson</strong>-Syndrome
Frühsymptome und Vorgeschichte<br />
• Positive Familienanamnese für Bewegungsstörungen<br />
• Riechfunktion<br />
• Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen, REM-Parasomnie)<br />
• Autonomen Funktionsstörungen wie z. B. Obstipation, Inkontinenz<br />
• Veränderung des Schriftbildes<br />
• Schulter-Arm-Schmerzen<br />
• Speichelfluss mit feuchtem Kopfkissen
Unterstützende Kriterien für ein IPS<br />
Wenn mindestens 3 der folgenden Symptome gegeben sind,<br />
spricht dies für ein klinisch sicheres idiopathisches PS:<br />
• Einseitiger Beginn und/oder persistierende Asymmetrie im<br />
Krankheitsverlauf (einschließlich L-Dopa-induzierter Dyskinesien)<br />
• Ruhetremor<br />
• Eindeutig positives Ansprechen (> 30% UPDRS motorisch) auf L-<br />
Dopa (ohne dass das Symptom Ruhetremor ansprechen muss)<br />
• Nicht durch Zusatzsymptome (Systemüberschreitung) komplizierter<br />
klinischer Verlauf von 10 oder mehr Jahren
Diagnostik<br />
– Labor (M. Wilson, Eisenstoffwechselerkrankung,<br />
Hyperparathyreoidismus, Schildrüsenunterfunktion, ggf.<br />
genetische Testung )<br />
– Elektrophysiologie: EEG, Tremoranalyse (3 – 6 Hz)<br />
– Bildgebung: CCT, Kraniales MRT, IBZM-SPECT, PET, β-CIT
Untersuchungen der dopaminergen Neurotransmission (I)<br />
FP-CIT-SPECT und Fluorodopa-PET testen die Integrität des präsynaptischen<br />
nigrostriatalen Systems<br />
- FP-CIT: Dichte der Dopamintransporter im Striatum<br />
- Fluorodopa-PET: Decarboxyxlaseaktivität als Ausdruck der<br />
Dopaminsynthese<br />
Indikationen:<br />
– Differenzialdiagnose eines atypischen isolierten Tremors oder<br />
– Abgrenzungsschwierigkeiten gegenüber einem essenziellen oder<br />
psychogenen Tremor<br />
– Vorliegen sehr diskreter <strong>Parkinson</strong>-Symptome<br />
– Ausschluss eines medikamenteninduzierten <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />
– Vorliegen eines Mischbildes eines PS, eines Normaldruckhydrozephalus<br />
und/oder einer subkortikalen vaskulären Enzephalopathie<br />
FP-CIT-SPECT unterscheidet nicht zwischen dem IPS und atypischen PS
Untersuchungen der dopaminergen Neurotransmission (II)<br />
• IBZM-SPECT und Racloprid- oder Desmethoxyfallyprid-PET testen die<br />
Dichte bzw. Verfügbarkeit der Dopamin-2-Rezeptoren der postsynaptischen<br />
striatalen Neurone.<br />
• Die 123I-MIBG-Szintigraphie hilft bei der Differenzierung zwischen präund<br />
postganglionären autonomen Störungen der autonomen Innervation<br />
des Herzens:<br />
– Bei Vorliegen eines IPS ist die Aufnahme von MIBG in postganglionäre<br />
sympathische kardiale Neurone deutlich vermindert.<br />
– Bei der MSA in der Regel besteht in normaler Befund (Cave:<br />
Monoamin-Aufnahmehemmer).
SPECT (ATP13A2/PARK9)<br />
2 mutations 1 mutation no mutation<br />
Brüggemann et al. 2010<br />
1 mutation<br />
no mutation
CVD=cerebrovascular disease, SDAT=senile Alzheimer Demenz<br />
Ergebnis: MIBG-Szinitigraphie ist sensitiv aber nicht spezifisch für MP (n=122)
Early Detections of <strong>Parkinson</strong>‘s Disease: Unmet Needs<br />
Gerlach et al., Neurodegenerative Dis 2008
Therapie des <strong>Parkinson</strong>-Syndroms<br />
• Medikamentös:<br />
– L-Dopa<br />
– Dopaminagonist<br />
– MAO-B-Hemmer<br />
– COMT-Hemmer<br />
– Glutamatantagonist<br />
– (Anticholinergica)<br />
• Pumpentherapie (DuoDopa Pumpe)<br />
• Operativ = Tiefenhirnstimulation<br />
• Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie
Tiefe Hirnstimulation<br />
• Seit Anfang der Neunziger Jahre durchgeführte Methode, bei der<br />
dem Patienten ein Impulsgenerator („Hirnschrittmacher“) eingesetzt<br />
wird.<br />
• Er erzeugt elektrische Impulse und leitet sie über dünne Kabel, je<br />
nach Lokalisation der Krankheitsursache und entsprechender<br />
Platzierung der Stimulationselektroden, in die jeweiligen<br />
Basalganglien:<br />
– Nucleus subthalamicus<br />
– Globus pallidus<br />
– Thalamus<br />
wodurch dort überaktive Fehlimpulse wirksam unterdrückt werden können
Implantation fetalen Hirngewebes<br />
• Die Implantation embryonaler Stammzellen in das Gehirn konnte zwar<br />
Ratten vom <strong>Parkinson</strong>-Tremor befreien, führte jedoch 2002 bei fünf von 19<br />
Versuchstieren der Harvard Medical School zur Entwicklung unheilbarer<br />
Teratome.<br />
• Eine in den USA durchgeführte doppelblind kontrollierte Pilot-Studie zur<br />
Wirksamkeit der Transplantation fetaler Vorläuferzellen der Substantia<br />
nigra zeigte teilweise beeindruckende Ergebnisse. Neben den<br />
Komplikationen des Eingriffes selbst kam es aber teilweise zu Fluktuationen<br />
zwischen Unbeweglichkeit und Überbewegungen.
AAV2 = Adeno-assozierter Vektor<br />
GAD = Glutamatsäure Decarboxylase Gen<br />
Führt zur verstärkten Produktion von GABA<br />
Führt zu geringerer Stimulation des GPI und SN durch Glutamat<br />
LeWitt, Lancet <strong>2011</strong>
Symptomatische (sekundäre) <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
• Vaskulär (subkortikale vaskuläre Enzephalopathie)<br />
• Normaldruckhydrozephalus<br />
• Medikamenteninduziert:<br />
– Klassische Neuroleptika, Antiemetika, Reserpin<br />
– Lithium<br />
– Kalziumantagonisten: Cinnarizin, Flunarizin<br />
– Valproinsäure<br />
• Tumorbedingt<br />
• Posttraumatisch<br />
• Toxininduziert (z. B. Kohlenmonoxid, Mangan)<br />
• Entzündlich (AIDS-Enzephalopathie oder seltene Enzephalitiden)<br />
• Metabolisch (z. B. Morbus Wilson, Hypoparathyreoidismus)
Sekundäre degenerative <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
Neurodegenerative <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
Atypische <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
Idiopathische <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
Sporadisch<br />
Familiär<br />
Sporadisch<br />
Familiär<br />
PSP CBD MSA FTDP-17 FTDP-PROGR SCA17<br />
Tauopathie<br />
Synuclopathie<br />
Nach Litvan 2008
Sekundäre degenerative <strong>Parkinson</strong>-Syndrome<br />
• Multisystematrophie (MSA):<br />
• - <strong>Parkinson</strong>-Typ (MSA-P) oder<br />
• - zerebellärer Typ (MSA-C)<br />
• Progressive supranukleäre Blickparese (PSP)<br />
• Kortikobasale Degeneration (CBD)<br />
• Spinozerebelläre Ataxien (einige Subtypen: z. B. SCA3)<br />
• Demenz vom Lewy-Körper-Typ (DLK) (Variante des IPS)
MSA – Multisystematrophie<br />
• Erstbeschreibung durch Shy und Drager 1960 als striatonigrale<br />
Degeneration<br />
• Terminologie der MSA (1969,Graham und Oppenheimer):<br />
– Sporadische olivopontocerebelläre Atrophie (OPCA)<br />
– Striatonigrale Degeneration (SND)<br />
– Shy-Drager-Syndrom
MSA – Multisystematrophie<br />
• Sporadische, neurodegenerative Erkrankung<br />
• Befall zentral-motorischer, cortico-cerebellärer, pontin-medullärer<br />
und präganglionär autonomer Anteile des ZNS.<br />
• Nachweis oligodendoglialen zytoplasmatischen Einschlüssen,<br />
welche α-Synuklein-, Ubiquitin- und Tau-positive sind.<br />
• Bisher keine Identifizierung genetischer Faktoren<br />
• Prävalenz der MSA 6,4:100.000<br />
• Inzidenz 0,5:100.000 pro Jahr<br />
• M:F=1,4:1<br />
• mittleres Erkrankungsalter ca. 53 Jahre (33-76 Jahre)<br />
• mediane Überlebenszeit nach Erkrankungsbeginn beträgt 9 Jahre
Diagnosekriterien der MSA<br />
Einteilung nach klinisch dominierenden Symptomen in:<br />
- MSA-P (<strong>Parkinson</strong> typische Symptome dominieren)<br />
- MSA-C (zerebelläre Symptome dominieren)<br />
- Mischformen<br />
Einteilung nach Diagnosesicherheit:<br />
- Definitiv<br />
- Wahrscheinlich<br />
- Möglich<br />
Gilman et al. 2008
Kriterien für die Diagnosis einer<br />
wahrscheinlichen MSA<br />
Eine sporadisch, progressive, im Erwachsenenalter (>30) beginnende<br />
Erkrankung charakterisiert durch:<br />
1. MSA-P (80%): <strong>Parkinson</strong>-Syndrom (Bradykinesie mit Rigor,<br />
Tremor oder posturaler Instabilität) –<br />
oder<br />
MSA-C: Zerebelläres Syndrom (Gangataxie mit cerebellärer<br />
Dysarthrie, Extremitätenataxie oder cerebellärer<br />
Okulomotorikstörung) –<br />
und
Zusätzliche Begleitmerkmale einer<br />
wahrscheinlichen MSA<br />
zudem ein Begleitmerkmal autonomer Dysfunktion:<br />
- Blaseninkontinenz<br />
- orthostatischer Blutdruckabfall<br />
ein weiteres Begleitmerkmal<br />
und<br />
- Pyramidenbahnzeichen mit Reflexsteigerung<br />
- Stridor (Parese der Stimmbandabduktoren oder Dystonie der -<br />
Stimmbandadduktoren)
„Red flags“ – Begleitmerkmale der MSA<br />
Befürwortende Merkmale:<br />
Antecollis (25%)<br />
Einseitige Extremitätendystonie (21%)<br />
Dysphonie, Orofaciale Dystonie,<br />
Dysarthrie<br />
Inspiratorisches Seufzen<br />
Stimulussensitiver Myoklonus (60%) bzw.<br />
Halte- oder Aktionsmyoklonus<br />
Patholog. Lachen oder Weinen<br />
Camptocormia und/oder Pisa-Syndrom<br />
Nicht-befürwortende Merkmale:<br />
Positive Familienanamnese für Ataxie<br />
oder <strong>Parkinson</strong>-Syndrom<br />
Beginn vor dem 30. oder nach dem 75. LJ<br />
Einseitige Pillendreher-Ruhetremor<br />
Läsionen der weißen Substanz im MRT<br />
medikamentenunabh.- Halluzinationen<br />
Demenz (DSM-IV-Kriterien)<br />
Klinisch signifikante PNP
Multisystematrophie im MRT<br />
• Signalabschwächung in den dorsolateralen Anteilen des Putamens in T2-<br />
gewichteten Sequenzen<br />
• Hyperintenses Band an der Grenze zwischen lateralem Putamen und<br />
Capsula externa in T2-gewichteten Sequenzen<br />
• Cross-bun sign (Kreuzungszeichen, "Semmel"-Zeichen) in der Pons<br />
• Kleinhirnatrophie<br />
• Hyperdense Darstellung des Linsenkernes in der DWI-(Diffusion Weighted<br />
Imaging-)Gewichtung
Progressive Supranukleäre Blickparese<br />
Definition:<br />
Neurodegenerative Erkrankung mit vertikaler supranukleärer<br />
Blickparese, früh auftretenden Stürzen und symmetrischem,<br />
akinetisch-rigiden Syndrom.<br />
Epidemiologie:<br />
– Inzidenz 5:100 000; Prävalenz 1.5 – 4:100 000<br />
– M:F = 3:2<br />
– Erkrankungsalter 40 – 73 (Mittelwert: 63 Jahre)
Histologische Befunde der PSP<br />
Pathologie:<br />
Neurofibrilläre Einschlusskörperchen mit<br />
Immunreaktivität gegen<br />
hyperphosphoryriliertes Tau.Protein<br />
(wie beim Alzheimer)
Progressive supranukleäre Blickparese im MRT<br />
• Eine Verschmächtigung der Mittelhirnschenkel<br />
(sog. "Mickey-Mouse"-Zeichen“)<br />
• Verminderter a. p.-Durchmesser des Mittelhirns (< 15 mm)<br />
• Verschmächtigung des rostralen Mittelhirns<br />
("Hummingbird„ bzw. Kolibri-Zeichen“)<br />
Graber, J. J. et al. Neurology 2009;72:e81
Fujimoto 2006
(Obligate) Diagnosekriterien der PSP<br />
Mögliche PSP<br />
• Allmählich progressive Erkrankung mit Beginn nach dem 40. Lebensjahr<br />
– entweder: vertikale supranukleäre Blickparese (nach oben oder unten)<br />
– oder: Verlangsamung der vertikalen Sakkaden und auffällige posturale<br />
Instabilität mit Stürzen im 1. Jahr nach Krankheitsbeginn<br />
• Kein Hinweis auf eine andere Krankheit als Erklärung für die vorgenannten<br />
Symptome<br />
Wahrscheinliche PSP<br />
• Allmählich progressive Erkrankung mit Beginn nach dem 40. Lebensjahr<br />
• Vertikale supranukleäre Blickparese (nach oben oder unten) und auffällige<br />
posturale<br />
Instabilität mit Stürzen im 1. Jahr nach Krankheitsbeginn<br />
• Kein Hinweis auf eine andere Krankheit als Erklärung für die vorgenannten<br />
Symptome<br />
Definitive PSP<br />
• Klinisch mögliche oder wahrscheinliche PSP und histopathologische<br />
Zeichen einer typischen PSP
Supportive Diagnosekriterien der PSP<br />
• Symmetrische Akinese oder Rigidität,<br />
• Proximal (Nackenrigor) mehr als distal (Handgelenk)<br />
• Abnormale Kopf- bzw. Nackenhaltung, insbesondere Retrokollis<br />
• Kaum oder nur geringes Ansprechen der motorischen <strong>Parkinson</strong>-<br />
Symptome auf eine L-Dopa-Therapie<br />
• Früher Beginn einer kognitiven Beeinträchtigung mit dem Vorliegen<br />
von zumindest zwei der folgenden Symptome:<br />
– Apathie<br />
– Beeinträchtigung des abstrakten Denkens<br />
– Reduzierte Redeflüssigkeit<br />
– Gebrauchs- oder Imitierungsverhalten (Applauszeichen)<br />
– Frontalhirnzeichen
Williams, Brain 2005
Applaus-Zeichen
Kortikobasale Degeneration<br />
• Erstmals 1967 und 1968 von Rebeiz et al. als kortikodentatonigrale<br />
Degeneration mit neuronaler Achromasie bei 3 Patienten beschrieben.<br />
• Klinisch zeigt sich die CBD häufig als akinetisch-rigides Syndrom mit<br />
zusätzlichen Zeichen wie z. B. dem Phänomen der fremden Hand („alien<br />
limb“), die für die <strong>Parkinson</strong>-Krankheit nicht typisch sind.<br />
• Epidemiologische Untersuchungen über Prävalenz und Inzidenz liegen<br />
nicht vor.<br />
• Die CBD tritt sporadisch auf und die ersten Symptome treten in der Regel<br />
zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr auf.<br />
• Die mittlere Überlebenszeit nach Symptombeginn beträgt etwa 7,9 Jahre.
Kortikobasale Degeneration<br />
• Makroskopisch eine frontoparietal betonte asymmetrische kortikale<br />
Atrophie, die in der Nähe des Sulcus centralis.<br />
• Die Neurone sind zum Teil achromatisch und balloniert und weisen dann<br />
eine starke Immunreaktivität für Neurofilament auf.<br />
• Ein Nervenzellverlust sowie Gliose finden sich auch im Striatum, Globus<br />
pallidus, Klaustrum, Amygdalakomplex, Thalamus, Nucleus subthalamicus,<br />
Nucleus ruber, in der Substantia nigra und seltener im Nucleus dentatus<br />
und in einigen Hirnstammkernen.<br />
• Die neuropathologische Diagnose einer CBD beruht auf dem Nachweis von<br />
jeweils Tau-positiven neuronalen Inklusionen, oligodendroglialen „coiled<br />
bodies“ und sogenannten astrozytären Plaques
Diagnosekriterien der CBD (1)<br />
Keine allgemein akzeptierten klinischen Diagnosekriterien<br />
• Im Frühstadium: Ungeschicklichkeit, Steifheit, sensorischen Symptomen,<br />
Myoklonien oder Tremor in einer Hand oder einem Arm.<br />
• Dystonien insbesondere der oberen Extremitäten, mit charakteristische<br />
fixierte dystone Haltung (im Verlauf), die aus einer Flexion der Hand und<br />
des Unterarms sowie einer Adduktion des Oberarmes im Schultergelenk<br />
besteht<br />
• Aktions- und Haltetremor der oberen Extremität mit einer Frequenz von 6–8<br />
Hz, irregulär und ruckartig.<br />
• Asymmetrisches, hypokinetisch-rigides Syndrom, nicht L-Dopa-responsive<br />
• Posturale Instabilität bzw. Gangstörung<br />
• Dysarthrie
Diagnosekriterien der CBD (2)<br />
• Ideomotorische und/oder ideatorische Apraxie<br />
• Kortikale Empfindungsstörungen<br />
• Phänomen der fremden Hand bzw. der fremden Extremität („alienhand/limb-phenomenon“<br />
• Progressive Aphasie<br />
• Zeichen einer frontotemporalen Demenz<br />
• Pyramidenbahnbeteiligung
Vaskulärer <strong>Parkinson</strong><br />
Fujimoto 2006
Vaskulärer <strong>Parkinson</strong><br />
Fujimoto 2006
Fujimoto 2006