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Pragmatische Lösung eines komplexen Problems Schweizer ...

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EDITORIAL<br />

Swissmedic und<br />

Krebsforschung:<br />

nur gut gemeint?<br />

Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist Swissmedic, was für viele Forscher, auch<br />

in der Onkologie, in den letzten Jahren fast zu einem Reizwort geworden ist.<br />

Die Redaktion hat deshalb beschlossen, das Thema offensiv anzupacken, anstatt<br />

es weiterhin zu verschweigen. Wir eröffnen das Thema mit einem Interview<br />

mit Hans-Beat Jenny, stellvertretender Direktor von Swissmedic und<br />

Leiter des Bereiches Bewilligungen, das die Wissenschaftsjournalistin A.<br />

Fossgreen geführt hat. Danach folgen fünf Beiträge aus der Sicht von SAKK,<br />

EORTC, SPOG, KLS und einer monoinstitituellen Forschungsgruppe. Alle<br />

Beiträge zeugen von einer bemerkenswerten Seriosität und sind manchmal in<br />

ihrer Exaktheit sogar etwas akribisch. Erfreulich ist auch, dass neben harscher<br />

Kritik auch immer konstruktive Vorschläge zu finden sind. Das lässt auf eine<br />

bessere Zukunft hoffen.<br />

* * *<br />

Ich habe es häufig auch in der Öffentlichkeit gesagt: Die Aufgabe von Swissmedic<br />

grenzt an «mission impossible». Tatsächlich muss sie fast das gleiche<br />

leisten, was auch viel potentere Organisationen wie FDA und EMEA tun. Das<br />

gelingt meistens auch nur durch einen sehr hohen Einsatz der Swissmedic-<br />

Mitarbeiter: und dies trotz hoher Fluktuation, was das Ganze nochmals erschwert.<br />

Ich wäre fast geneigt zu sagen: typisch für gute <strong>Schweizer</strong> Qualität.<br />

Tatsächlich haben wir aber nicht nur nationale Tugenden, sondern auch leider<br />

einige eidgenössische Schwächen. So neigen wir dazu, nicht allzu selten kleinkariert<br />

zu sein und alle Regeln pingelig genau auszulegen. Und auch davon<br />

ist in den Beiträgen dieser Nummer die Rede. Ich habe bei der Ausarbeitung<br />

des Heilmittelgesetzes (HMG) im Parlament mitgewirkt und weiss, dass das<br />

Gesetz hätte besser sein können. Unter anderem fehlt es darin nicht an Widersprüchen.<br />

Aber das Gesetz lässt häufig einen gewissen Interpretationsspielraum<br />

zu: Swissmedic scheint aber diesen Spielraum kaum je auszunutzen. Man<br />

hat ja sogar den Eindruck, dass sie die Paragraphen immer nur so eng wie<br />

möglich auslegt. Auch das Interview mit Herrn Jenny kann diesen Ausdruck<br />

nicht aus der Welt schaffen. Und wenn das Gesetz unklar oder widersprüchlich<br />

ist, ist die Auslegung von Swissmedic fast nie «in dubbio pro Forscher». Diese<br />

Punkte werden besonders gut im EORTC-Bericht dargelegt. Aber es gibt<br />

auch andere Beispiele: kürzlich wurden Daten z.B. bei einer Phase I Studie verlangt,<br />

die bei derselben Studie von der deutschen Behörde (die bis jetzt als die<br />

strengste in Europa galt), nicht verlangt wurden. Oder als weiteres Beispiel:<br />

warum werden bei Kombinationen mit mehreren Medikamenten, Zertifikate<br />

und Informationen über Zytostatika verlangt, die seit 30 Jahren in der täglichen<br />

Routine gebraucht wurden, ja manchmal sogar so alt sind, dass sie in<br />

vielen Zentren nur noch selten angewandt werden?<br />

* * *<br />

Herr Jenny hat sicher recht, wenn er meint, dass einige (hoffentlich die meisten)<br />

dieser Probleme mit dem Humanforschungsgesetz (HFG), das jetzt<br />

ausgearbeitet wird, gelöst werden sollten. Es gilt vor allem für eine bessere<br />

Abgrenzung der Verantwortungen zwischen Ethischen Komitees und Swissmedic.<br />

Heutzutage ergibt sich dabei häufig eine zeitlich langwierige, nervenaufreibende<br />

Redundanz. Aber sicher wird man auch andere Probleme, die zur<br />

Zeit in der EU manchmal besser geregelt zu sein scheinen, ausräumen können.<br />

Wichtig scheint mir aber, wie im SAKK-Beitrag aufgeführt wird, dass man<br />

sich an den «Geist des HMG» erinnert, der folgendes vorsieht: «Beim Vollzug<br />

dieses Gesetzes, insbesondere beim Erlass von Verordnungen und bei der Anwendung im<br />

Einzelfall, ist darauf zu achten, dass: (…) b. für die Forschung und Entwicklung im<br />

<strong>Schweizer</strong> Krebsbulletin • Nr. 3/2010 193

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