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Jenseits von Spiritismus und Spiritualismus? - Karl-May-Gesellschaft

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psychologisch-pathologische Burleske. Aber grad die Plumpheit machte mich<br />

irr; dies Pathologische reizte, wie überhaupt alles Krankhafte reizt, <strong>und</strong> das<br />

primitiv oder kindlich religiöse Gewand, in welches das Alles gekleidet wurde,<br />

gab der Albernheit eine Art <strong>von</strong> Weihe, der auch ein besserer Kenner, als ich<br />

damals war, nicht hätte widerstehen können. Vor allen Dingen aber war es die<br />

gewaltige, hypnotische Willenskraft der Anima meiner Frau, welche derart auf<br />

mich wirkte, daß ich, als sich der Kreis der aufgelegten <strong>und</strong> vereinten Hände<br />

lößte, wie betrunken nach Hause ging <strong>und</strong> fast eine ganze Woche lang in diesem<br />

schwindel- oder taumelartigen Zustand verharrte. Auch nachher ließ es mich<br />

nicht wieder los. Ich fühlte, daß etwas ganz Neues, ganz Eigenartiges aber nicht<br />

Gutes in mein Leben eingegriffen hatte. Meine Frau sorgte durch fortwährendes<br />

Hier<strong>von</strong>-Sprechen, daß es sich nicht abschwächte. Ich mied zwar jede weitere<br />

Sitzung, sie aber besuchte jene spiritistische Familie sehr oft <strong>und</strong> ganz nach<br />

Herzensbedürfniß <strong>und</strong> brachte mir <strong>von</strong> diesen Gängen stets einen Verweis, einen<br />

Wischer oder sonst etwas Derartiges mit. 33<br />

Emma Pollmer widersprach im Schriftsatz vom 5. Juli 1909 jedoch <strong>May</strong>s<br />

Darstellung <strong>und</strong> schilderte dem Schöffengericht Weimar die Ereignisse<br />

aus ihrer Sicht:<br />

Mit der Spiritisterei vom Jahre 1880 (…) verhält es sich ganz anders (…). In<br />

Hohenstein-Ernstt[h]al (…) erzählte mir eine Bekannte <strong>von</strong> der Schule her <strong>von</strong><br />

einem Bauernmädchen, das spiritistische Sitzungen abhalte. Hier<strong>von</strong> erzählte ich<br />

meinem Manne weiter, ohne daß wir zunächst auf die Sache weiter eingegangen<br />

wären. Nachdem alsdann aber meine Bekannte noch wiederholt mit mir darüber<br />

gesprochen hatte, nahmen auf deren Veranlassung der Privatkläger [<strong>May</strong>] <strong>und</strong><br />

ich einmal an einer spiritistischen Sitzung jenes Bauernmädchens teil; der Privatkläger<br />

zeigte sich schon damals dabei außerordentlich aufgeregt. 34<br />

Es gab in der Hohensteiner Zeit mindestens noch eine zweite Séance, an<br />

der das Ehepaar <strong>May</strong> gemeinsam teilnahm. Sie fand am 6. April 1883,<br />

dem Vorabend des Umzuges nach Blasewitz, während des Abschiedsbesuches<br />

bei Emmas Fre<strong>und</strong>in Emilie Ida Feig (1857–1916, ab 1884 vereh.<br />

Metzner) statt. Belegt ist die Sitzung durch einen weiteren Schriftsatz <strong>von</strong><br />

<strong>May</strong>s erster Frau an das Weimarer Gericht:<br />

Eine Jugendfre<strong>und</strong>in <strong>von</strong> mir, namens Ida Metzer [sic] lud uns zu einer spiritistischen<br />

Sitzung ein <strong>und</strong> wir leisteten der Einladung folge. <strong>Karl</strong> <strong>May</strong> regte die Sitzung<br />

so ungeheuer auf, daß seine Hände auf dem Tisch flatterten. Nach dieser<br />

spiritistischen Sitzung vergingen viele Jahre, ohne daß wir uns mit dem <strong>Spiritismus</strong><br />

befaßten. Erst als Dr. Pfefferkorn aus Ame-<br />

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