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Konvikt-Aufsatz 1.pdf - Johannes Chwalek - Veröffentlichungen

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Jede Zeit hat ihre Charakteristika, „Rückständiges“ und „Fortschrittliches“ mögen<br />

sich in den Augen der Nachgeborenen vielleicht die Waage halten. Dem<br />

kompromisslosen, heute womöglich als dogmatisch empfundenen religiösen<br />

Streben der <strong>Konvikt</strong>leitung standen ein Gemeinschaftsleben und eine Liebe zum<br />

Detail im täglichen Leben gegenüber, welche unsere auf „Effizienz“ bedachte<br />

Gegenwart nachdenklich stimmen könnte.<br />

Eine fragile Schöpfung – so könnte man das <strong>Konvikt</strong> in den ersten 51 Jahren<br />

seines Bestehens beschreiben; einerseits gewollt und durchgesetzt von seinen<br />

Begründern, andererseits immer wieder belastet von Geldmangel und bedroht<br />

von ungünstigen Zeitläufen.<br />

In den Kriegsjahren und ersten Nachkriegsjahren musste das Haus als Lazarett<br />

und Unterkunft für Heimatvertriebene dienen. Erst 1950 konnte es wiedereröffnet<br />

werden. Diese Zeit mit noch einmal sieben Rektoraten umfasst die Jahre bis<br />

1981, an deren Ende die Schließung des Bensheimer <strong>Konvikt</strong>s durch das<br />

Mainzer Ordinariat stand.<br />

Aus:<br />

Geschichtsblätter Kreis Bergstraße, Bd. 44, 2011, S. 86-114.<br />

Copyright <strong>Johannes</strong> <strong>Chwalek</strong><br />

1 Auch nach dem Krieg stand es nicht gleich seiner alten Bestimmung zur Verfügung,<br />

sondern wurde bis Ostern 1949 als Heimstätte für „verschleppte Personen“ (Displaced<br />

Persons) von der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation) beschlagnahmt.<br />

2 Vgl. etwa Kunkel, Karl: „Das <strong>Konvikt</strong> als Aufgabe“ in: Geschichte der Bensheimer<br />

Rathäuser. Eine Dokumentation über fünf Jahrhunderte. Herausgegeben vom Magistrat<br />

der Stadt Bensheim anlässlich der Rathausübergabe am 24. März 1984, S. 123: „Absicht<br />

der Initiatoren des <strong>Konvikt</strong>es war, wie eindeutig aus den damaligen Briefen an das<br />

Bischöfliche Ordinariat in Mainz hervorgeht, ein Schülerheim für katholische Jungen zu<br />

gründen, die sich vielleicht einmal für den Priesterstand entschließen würden. Zu keiner<br />

Zeit freilich war die Absicht, Priester zu werden, Voraussetzung für die Aufnahme ins<br />

Bischöfliche <strong>Konvikt</strong> Bensheim.“ Rektor Eugen Mergler spricht in einem Brief vom 18.<br />

Juni 1928 vom <strong>Konvikt</strong> als einem Haus, „das zur Erziehung von Priesterkandidaten der<br />

eignen Diözese gegründet wurde“. Mit etwas anderer Gewichtung erscheint der Punkt<br />

behandelt in einem Abriss über das <strong>Konvikt</strong> für den Jahresbericht 1980/81 des Alten<br />

Kurfürstlichen Gymnasiums (AKG) Bensheim von Josef Deibele (dem letzten Rektor des<br />

<strong>Konvikt</strong>s), Karl Kunkel und dem langjährigen Präfekten Siegfried Schramm (dessen<br />

Andenken dieser <strong>Aufsatz</strong> gewidmet ist). Auf Seite 184 f. heißt es, „die Geschichte des<br />

<strong>Konvikt</strong>s Bensheim“ sei „sicher in ihrem Ursprung darin zu suchen [...], jungen Menschen<br />

die Möglichkeit einer guten schulischen Ausbildung anzubieten, vor allem in Gegenden,<br />

wo aufgrund der Verkehrssituation und der Infrastruktur solche nicht möglich war. Der<br />

Gedanke, durch Wissenschaft und Lehre und durch das entsprechende Vorbild der<br />

Geistlichen den priesterlichen Nachwuchs zu fördern, war damit verbunden. Diese Idee<br />

stand einmal mehr, einmal weniger im Vordergrund, je nach Autorität und persönlicher<br />

Prägung des Leiters eines solchen Internats“.<br />

3 Vgl. den Artikel „Jetzt auch Ermittlungen zum <strong>Konvikt</strong>“, Bergsträßer Anzeiger, 11. März<br />

2010, S. 9 von Karl-Heinz Schlitt.<br />

4 Dazu muss ich mich selbst zählen, der ich das <strong>Konvikt</strong> von 1970 bis ´76 besuchen<br />

durfte. Vgl. <strong>Chwalek</strong>, <strong>Johannes</strong>: Drei Rektoren. Eine Internatsgeschichte. Stolzalpe 2008.<br />

5 DDr. Philipp Huppert (1888-1901), Johann Laurentius Brück (1901-1909), Georg Becker<br />

(1909-1913), Valentin Josef Schorn (1913-1919), Eugen Mergler (1919-1930), Josef<br />

Schneider (1930-1936) und Anton Müller (1936-1939).<br />

6 Eine gewisse Ausnahme bildet das im Eigenverlag 1981 veröffentlichte Buch „Mehr als<br />

ein Lebensalter – Autobiographische Zeitgeschichte“ von Joseph Jacobs, wo das <strong>Konvikt</strong><br />

auf den Seiten 5-16 Erwähnung findet. Der Autor hatte 1914 nach neun Jahren<br />

„klösterlicher Erziehung“ das Gymnasium und <strong>Konvikt</strong> in Bensheim mit der Unterprima<br />

verlassen. Auf Seite 7f. berichtet er von einer Strafaktion des Subrektors gegen 15<br />

<strong>Konvikt</strong>sschüler mit dem Rohrstock, was die Missbilligung des Rektors fand. Der<br />

Subrektor wurde deswegen „durch einen neuen Mann im Priestergewand abgelöst“.

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