1. „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ (Jes 7,9) Wir sehen nur eine Antwort auf die bedrängte Situation unserer Kirchengemeinschaft: den Glauben! „Ohne den Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird“ (Hebr 11,6). Der Glaube ist das Herz des christlichen Lebens. Er ist zuerst „eine persönliche Bindung des Menschen an Gott“ (KKK 150), ein Vertrauen des Herzens, eine Zustimmung des Verstandes und des Willens zu Gott, seinen Plänen und Wegen, seinem Willen und dem, was er uns in Jesus Christus geoffenbart hat. Wir sind alle auf Vorbilder des Glaubens angewiesen, auf die großen Gestalten der Heiligen und auf die gläubigen Menschen, die unser Leben geprägt und den Weg unseres eigenen Glaubens gefördert haben. Der Hebräerbrief spricht von einer „Wolke von Zeugen“, die uns umgibt. Im Blick auf sie „wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens“ (Hebr 12,1-2). 2. Zeugen sind gefragt Wir Bischöfe sehen die Situation fünfzig Jahre nach Konzilsbeginn, neben allen sehr realen Schwierigkeiten, auch als eine große Chance. Denn wir sind als Glaubende ganz neu gefragt, von unserem Glauben Rechenschaft zu geben: Wofür stehst Du? Woran glaubst Du? Wem und wie glaubst Du? Und was bedeutet es für Dich persönlich, für Dein Leben, zu glauben? Je säkularer, je pluraler unsere Gesellschaft wird, desto mehr kommt es auf das persönliche Zeugnis an, und da tun sich immer mehr Türen auf, Türen für den Glauben. Wir erinnern hier an das bekannte Wort von Papst Paul VI.: „Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind“ (Evangelii Nuntiandi, Nr. 41). In einer so vielschichtigen, vielgestaltigen Gesellschaft wie der unseren ist Auskunftsfähigkeit gefragt. Sind wir ausgerüstet, über unseren Glauben in einfachen Worten Rechenschaft zu geben? Der Grundwasserspiegel des religiösen Wissens ist in Österreich und in Europa stark gesunken. Elementare Kenntnisse, die zur europäischen Kultur gehören, können nicht mehr vorausgesetzt werden. Glaubenswissen ist aber eine der Voraussetzungen für ein glaubwürdiges Hirtenwort der Bischöfe Österreichs zum „Jahr des Glaubens“ (2) Zeugnis. Daher die dringliche Einladung des Heiligen Vaters, dieses „Jahr des Glaubens“ zu nutzen, um unser Glaubenswissen zu vertiefen. Dazu gehört an erster Stelle die Liebe zur Heiligen Schrift. Papst Benedikt gibt uns ein leuchtendes Beispiel durch seine ganz am Wort Gottes orientierte Verkündigung. Dazu sollte in diesem Gedenkjahr des Konzils ein verstärktes Interesse an den Texten des Zweiten Vaticanums gehören. Wir begrüßen die vielen Initiativen in den einzelnen Diözesen, die der vertieften Kenntnis der Lehre des Konzils dienen. Dieser besseren Kenntnis sollte nach dem Wunsch der Außerordentlichen Bischofssynode von 1985, zwanzig Jahre nach Konzilsende, auch der „Katechismus der katholischen Kirche“ dienen, der eine Frucht des Konzils ist. Es erfüllt uns österreichische Bischöfe mit Freude und ein wenig Stolz, dass das derzeit weltweit erfolgreichste katholische Buchprojekt unter unserer Herausgeberschaft erscheinen konnte: Der „Youcat“, derzeit bereits in über zwanzig Sprachen übersetzt, für Jugendliche und mit Jugendlichen erarbeitet, ist ein hervorragendes Instrument der Glaubensvertiefung, durchaus nicht nur für Jugendliche. Zeugen des Glaubens zu sein, auskunftsfähig und gesprächsbereit: Das ist die Chance, die wir für uns alle heute sehen. Alle sind gefragt, es kommt nicht auf Spezialisten, auf Fachleute an, sondern zuerst und vor allem darauf, dass „die Liebe Christi uns drängt“ (2 Kor 5,14), das Evangelium zu bezeugen. Überall in unserem Land sehen wir Anzeichen, dass dies in wachsendem Maß geschieht. An erster Stelle sind hierfür unsere Pfarrgemeinden zu nennen. Trotz mancher schmerzlicher Schrumpfprozesse, Rückgängen der Gottesdienstbesucher, geringerer Zahl an Kindern und Jugendlichen ist das landesweite Netz der Pfarrgemeinden ein einzigartiges Phänomen, das wir nicht kleinreden dürfen. Wir danken an dieser Stelle allen Frauen und Männern, die sich als Pfarrgemeinderäte und ehrenamtliche Mitarbeiter im Dienst der Kirche engagieren. Wir bekennen uns zur Notwendigkeit und zur Zukunftsfähigkeit unserer Pfarrgemeinden, auch wenn wir uns ohne Angst den großen gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen stellen wollen, die auch unsere <strong>Pfarre</strong>n und ihre seelsorglichen Strukturen betreffen. Es ist gar nicht möglich, ein vollständiges Bild der Lebendigkeit der Kirche in unserem Land zu zeichnen. Wir sehen mit Freude die wachsende Zahl an Jugendgebetsgruppen im ganzen Land. Wir beobachten, dass die Zahl der jungen, gläubigen Familien zunimmt, die großherzig für mehrere Kinder offen und um ein echt christliches Leben bemüht sind. Auch wenn manche Ordensgemeinschaften schmerzliche Nachwuchssorgen haben, so sehen wir dankbar manche alte oder neue Ordensgemeinschaft aufblühen. Wir erleben ein beeindruckendes Engagement vieler Menschen im caritativen Bereich. Wir sehen, wie sehr unsere kirchlichen Bildungseinrichtungen gefragt sind. Doch das Wichtigste am Glaubensleben entzieht sich jeder Statistik: die vielen Personen, die in ihrem Alltag eine tiefe Glaubensverbundenheit mit Gott leben, eine innige Christusnachfolge, ein stilles Sich-führen-lassen durch den Heiligen Geist. Sie sind die wahren Säulen der Kirche, sie tragen viel durch ihren Glauben mit. Sie sind wie jene vier Männer, die den Gelähmten gegen alle scheinbare Unmöglichkeit bis zu Jesus hingebracht haben: „als Jesus ihren Glauben sah...“ (Mk 2,5). Diese vielen Gläubigen in unserem Land sind unsere Zuversicht, unsere Hoffnung. Sie tragen auch heute durch ihren gelebten Glauben viele zu Christus! Sie alle sind die lebendige Kirche in Österreich, für die wir dem Herrn nicht genug danken können. Einkehrnachmittag in Plainfeld nach Ostern Samstag, 13. April, 14.00 Uhr <strong>Pfarre</strong>r Dr. Gerhard Maria Wagner „Glaubensfreude und Glaubensgewissheit“ Fatimamesse und Lichterprozession: 19.30 Uhr 3. Die persönliche Begegnung mit Jesus Christus in der Kirche Bevor wir etwas zu den Formen sagen, die diese neue Evangelisierung annehmen soll, möchten wir euch mit tiefer Überzeugung sagen, dass sich der Glaube ganz in der Beziehung entscheidet, die wir mit der Person Christi aufbauen, der uns als erster entgegengeht. Das Werk der Neuevangelisierung besteht darin, den Frauen und Männern dieser Zeit, ihren Herzen und ihrem Verstand, die nicht selten zerstreut und verwirrt sind, aber vor allem uns selbst die ewige Schönheit und Neuheit der Begegnung mit Christus neu vor Augen zu führen. Wir laden euch alle ein, das Antlitz unseres Herrn Jesus Christus zu betrachten und in das Geheimnis seines Lebens einzutreten, das uns bis zum Kreuz gegeben und als Gabe des Vaters in seiner Auferstehung von den Toten neu bestätigt und uns durch den Geist übermittelt worden ist. In der Person Jesu wird das Geheimnis der Liebe von Gott Vater zur gesamten Menschheitsfamilie, die er nicht in eine unmögliche Autonomie abdriften lassen wollte, enthüllt. Stattdessen hat er sie in einem erneuerten Pakt der Liebe wieder mit sich vereint. Die Kirche ist der Raum, den Christus in der Geschichte anbietet, um ihm begegnen zu können. Denn er hat ihr sein Wort, die Taufe, die uns zu Kindern Gottes macht, seinen Leib und sein Blut, die Gnade der Vergebung der Sünden, vor allem im Sakrament der Versöhnung, die Erfahrung einer Gemeinschaft, die Spiegelbild des Geheimnisses der Dreifaltigkeit selbst ist, sowie die Kraft des Heiligen Geistes, der Liebe zu allen hervorbringt, anvertraut. Abschlussbotschaft der Weltbischofssynode über die Neuevangelisierung an das Volk Gottes (2) Wir müssen einladende Gemeinden bilden, in denen alle Ausgegrenzten ihr zu Hause finden, sowie konkrete Erfahrungen von Gemeinschaft ermöglichen, die mit der glühenden Kraft der Liebe (Tertullian, Apologeticus, 39, 7) – den ernüchterten Blick der Menschen von heute auf sich ziehen. Die Schönheit des Glaubens muss besonders in der heiligen Liturgie und dort vor allem in der sonntäglichen Eucharistiefeier aufstrahlen. Denn gerade in den liturgischen Festen offenbart die Kirche ihr Antlitz als Werk Gottes und lässt in den Worten und Gesten die Bedeutung des Evangeliums sichtbar werden. Heute liegt es an uns, Erfahrungen von Kirche konkret zugänglich zu machen, die Brunnen zu vervielfältigen, Oasen in der Wüste des Lebens anzubieten, zu denen wir die dürstenden Frauen und Männer einladen und sie dort zur Begegnung mit Jesus führen. Dafür sind die christlichen Gemeinschaften verantwortlich, und in ihnen jeder Jünger des Herrn. Jedem einzelnen ist ein unersetzliches Zeugnis anvertraut, damit das Evangelium dem Leben aller begegnen kann. Deshalb sind wir zu einem heiligmäßigen Leben gefordert. Außerdem ist das Gedenken und Erzählen des Lebens der Heiligen ein bevorzugter Weg der Evangelisierung. 4. Die Gelegenheiten der Begegnung mit Jesus und das Hören der Heiligen Schrift Mancher wird sich fragen, wie er das alles tun soll. Es geht nicht darum, irgendwelche neuen Strategien zu entwickeln, so als ob das Evangelium ein Produkt wäre, das man auf dem Markt der Religionen anbietet, sondern die Wege wieder zu entdecken, die die Menschen dazu gebracht haben, sich Jesus anzunähern, und die von ihm benannt wurden, und diese Wege ins neue gesellschaftliche Umfeld einzufügen. Erinnern wir uns z.B. daran, wie Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes mitten in ihrer Arbeit von Jesus gefragt wurden, wie Zachäus von einer simplen Neugier zur Wärme einer Einladung des Meisters zu Tisch gelangen konnte, wie der römische Zenturio um sein Eingreifen wegen der Krankheit einer lieben Person gebeten hat, wie der blind Geborene ihn als Befreier von seiner eigenen Ausgrenzung angerufen hat, wie Marta und Maria ihre Offenheit für die Gastfreundschaft durch seine Gegenwart belohnt sahen. Wir könnten die Seiten der Evangelien noch weiter verfolgen, und wer weiß, wie viele verschiedene Weisen finden, wie sich das Leben der Menschen in den verschiedensten Umständen der Gegenwart Christi geöffnet hat. Und dasselbe könnten wir tun mit dem, was uns die Schrift über die missionarischen Erfahrungen der Apostel in der Urkirche sagt. Das häufige Lesen der Heiligen Schrift, erleuchtet von der Überlieferung der Kirche, die sie uns übergibt und sie authentisch auslegt, ist nicht nur ein verpflichtender Schritt, um den Inhalt des Evangeliums, d.h. die Person Jesu innerhalb der Heilsgeschichte, zu kennen, sondern es hilft uns auch, neue Räume der Begegnung mit zu finden, wahrhaft in der Art und Weise des Evangeliums, verwurzelt in den grundlegenden Dimensionen des menschlichen Lebens: Familie, Arbeit, Freundschaft, Armut, Prüfungen des Lebens, etc. Wort des Lebens Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen: Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst. Daher sollst du auf seine Gesetze und seine Gebote achten, auf die ich dich heute verpflichte. Dtn 4,39-40a Zum 15. Mal gab es heuer das Schiwochenende – so brachen am 12. Jänner 16 Leute zum Schiwochenende nach Obertauern auf. War der erste Tag in Nebel gehüllt und die Sicht sehr bescheiden, so gab es am Sonntag einen herrlichen Vormittag, wo alle Landschaft und Piste genießen konnten. Zum Abschluss gab es ein gemütliches Mittagessen, wo alle wieder vereint waren, nachdem am Vortag eine Missstimmung die Laune so mancher trübte. Akzeptieren, dass jemand, der das Gebiet auch kennt, vorfährt, ist nicht für alle gleich leicht. David Pernkopf danken wir für die gelegte Spur, denn jetzt kennen alle den Weg sehr viel besser. Jugendschiwochenende 6 Nr. <strong>173</strong> Februar <strong>2013</strong> 7