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Press-Wickel-Systeme im Test - Schweizer Bauer

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TECHNIK<br />

Göweil: So oder so kombiniert<br />

<strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-<strong>Systeme</strong> <strong>im</strong> <strong>Test</strong><br />

Heute werden Silagerundballen oft mit<br />

einer Kombination von <strong>Press</strong>e und<br />

Wickler gepresst. Dabei kann der Lohnunternehmer<br />

zwischen zwei verschiedenen<br />

<strong>Systeme</strong>n entscheiden. Einerseits<br />

ist da die klassische <strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-Kombination,<br />

und andererseits wird einfach<br />

hinter der <strong>Press</strong>e ein gezogener Wickler<br />

angehängt. Gegenüber der klassischen<br />

Kombi wirkt der angehängte Wickler<br />

unprofessionell. Der LANDfreund<br />

wollte es genau wissen und hat die<br />

Stärken der beiden <strong>Systeme</strong> anhand<br />

eines Vergleichstests ausgelotet.<br />

VON STEPHAN SCHMIDLIN<br />

Die Bedienung<br />

ist einfach und<br />

funktioniert zuverlässig.<br />

Die Rundballensilage hat sich in<br />

der Landwirtschaft etabliert.<br />

So hat praktisch jeder Rindviehhalter<br />

schon einmal auf diese<br />

Konservierungsmöglichkeit zurückgegriffen.<br />

Da sich die Anschaffung einer<br />

<strong>Press</strong>e und eines Wicklers in der<br />

Regel für den einzelnen Landwirt<br />

nicht lohnt, gehören diese Arbeiten<br />

zu den traditionellen Lohnunternehmeraufgaben.<br />

Um Kosten zu sparen,<br />

werden sie be<strong>im</strong> Lohnunternehmer<br />

<strong>im</strong>mer öfters kombiniert. Dazu stehen<br />

zwei verschiedene <strong>Systeme</strong> zur<br />

Verfügung. Einerseits bieten mehrere<br />

<strong>Press</strong>enhersteller eine <strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-<br />

Kombination an. Diese hat den Nachteil,<br />

dass die <strong>Press</strong>e normalerweise in<br />

der halben «Lebenszeit» des Wicklers<br />

verschlissen ist. Trotzdem muss die<br />

gesamte Kombination gewechselt<br />

werden. Anders ist das be<strong>im</strong> zweiten<br />

System. Hier wird ein gezogener<br />

Wickler hinter der Rundballenpresse<br />

angehängt. Das erlaubt dem Lohnunternehmer,<br />

die beiden Maschinen unabhängig<br />

voneinander einzutauschen.<br />

Leider hat dieses System jedoch<br />

andere Nachteile.<br />

Doch wo liegen die Nachteile beziehungsweise<br />

Unterschiede der beiden<br />

<strong>Systeme</strong>? Ein Vergleichstest mit<br />

zwei Maschinen der Firma Göweil<br />

soll Klarheit schaffen.<br />

Mit dem Boom der Rundballensilage<br />

wurde das österreichische Unternehmen<br />

Göweil gross. Göweil hat<br />

sich nämlich auf den Bau von <strong>Wickel</strong>geräten<br />

spezialisiert. Dementsprechend<br />

breit ist das Produktangebot<br />

des Herstellers. Angefangen be<strong>im</strong><br />

einfachen Dreipunktwickler über den<br />

gezogenen Quaderballenwickler bis<br />

hin zum stationären Wickler mit eigenem<br />

Dieselmotor hat Göweil alles zu<br />

bieten. In der Schweiz werden diese<br />

Maschinen durch Fritz Zürcher aus<br />

Huttwil BE vertrieben. Zürcher ist<br />

Maschinenhändler und Landwirt <strong>im</strong><br />

Kombi gegen Inliner:<br />

Wer hat die Nase vorn?<br />

32<br />

LANDfreund · 6/2009


Nebenerwerb. Dementsprechend ist<br />

er <strong>im</strong>mer schwer beschäftigt und<br />

nicht <strong>im</strong>mer einfach zu erreichen.<br />

Göweil G-5040 Kombi<br />

Für den <strong>Test</strong> stand uns einerseits die<br />

<strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-Kombination G-5040<br />

von Göweil zur Verfügung. Dabei handelt<br />

es sich um ein Trägerchassis. Der<br />

Vorteil vom Chassis gegenüber anderen<br />

<strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-Kombinationen ist,<br />

dass man bei der Wahl der Rundballenpresse<br />

frei ist. So passt jedes beliebige<br />

Produkt in das Chassis und kann<br />

bei Bedarf auch vorzeitig wieder ausgewechselt<br />

werden. Der Wickler ist<br />

fest in das Chassis integriert. Er kann<br />

nicht abgebaut und muss deshalb <strong>im</strong>mer<br />

mitgeführt werden. Be<strong>im</strong> Wickler<br />

handelt es sich um einen Doppelsatellitenwickler.<br />

Er führt seine Arbeit<br />

schnell und zuverlässig aus. Ausserdem<br />

ist dem <strong>Test</strong>team der geringe<br />

Kraftbedarf des Wicklers aufgefallen.<br />

Kritik erntete die Steuerung des Wicklers.<br />

So erkennt sie einen Folienriss<br />

zwar zuverlässig, ist aber nicht <strong>im</strong>stande,<br />

auf einfaches <strong>Wickel</strong>n mit nur<br />

einer Folienrolle umzuschalten. Dementsprechend<br />

muss man bei einem<br />

Folienriss zwingend die Kabine verlassen<br />

und die Folie wieder einhängen.<br />

Ansonsten ist die Bedienung einfach<br />

und sehr zuverlässig.<br />

Der Wicklertisch ist auf zwei Schienen<br />

montiert. Damit lässt sich der<br />

Tisch zur Ballenübergabe unter die<br />

<strong>Press</strong>kammer schieben. Im <strong>Test</strong> hat<br />

die Übergabe stets einwandfrei funktioniert,<br />

und zwar auch bei starken<br />

Hanglagen. Da der <strong>Wickel</strong>tisch <strong>im</strong>mer<br />

zuerst zurück in seine <strong>Wickel</strong>position<br />

geschoben werden muss, bevor der<br />

Heckdeckel der <strong>Press</strong>e wieder geschlossen<br />

werden kann, verliert hier<br />

die Kombination einige wertvolle<br />

Sekunden.<br />

Grosses Lob bekamen auch die Reservefolienhalter.<br />

So können neben<br />

den zwei Folienrollen auf dem Wickler<br />

noch zusätzlich zwölf weitere Rollen<br />

auf dem Chassis mitgeführt werden.<br />

Das schafft Sicherheit und macht<br />

es möglich, dass den ganzen Tag lang<br />

ohne Foliennachschub gepresst werden<br />

kann. In der Arbeitsstellung sowie<br />

zum Transport stehen die beiden<br />

Folienhalter senkrecht auf dem Chassis.<br />

Zum Beladen der Halter beziehungsweise<br />

zum Nachladen der<br />

Wicklerarme können die beiden Halter<br />

hydraulisch um fast 90° abgeklappt<br />

werden. Das erleichtert das<br />

Handling mit den Folienrollen bedeutend.<br />

Getragen wird die ganze Geschichte<br />

serienmässig von einem Tandemfahrwerk.<br />

Er ist für eine Transportgeschwindigkeit<br />

von 40 km/h vorgesehen.<br />

Standardisiert ist die Kombi mit<br />

der Bereifung 15.0/55–17 ausgestattet.<br />

Gemäss Importeur Zürcher werden<br />

aber über 90 % mit der grössten<br />

Bereifung, nämlich der 500/50–17,<br />

ausgerüstet. Das bringt mehr Laufruhe<br />

und schont den Boden. Leider<br />

hat die Kombination mit dieser Bereifung<br />

eine Aussenbreite von drei Metern.<br />

So erfüllt sie zwar noch die geltenden<br />

Strassenvorschriften, verlangt<br />

aber vom Fahrer auf der Strasse in jedem<br />

Fall höchste Konzentration.<br />

Göweil G-5020 Inliner<br />

Zum Vergleich zur <strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-<br />

Kombination stand uns der G-5020<br />

von Göweil zur Verfügung. Da bei der<br />

Kombi eine <strong>Press</strong>e von Mc Hale eingebaut<br />

war, haben wir auch den Inli-<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

Be<strong>im</strong> Inliner<br />

können nur<br />

sechs Rollen Folie<br />

mitgenommen<br />

werden, bei<br />

der Kombi hatten<br />

dagegen<br />

zwölf Rollen<br />

Platz.<br />

Göweil G-5040 Kombi<br />

Folienvorstreckeinheit:<br />

750 mm<br />

Folienhalter:<br />

10 Rollen<br />

Ölbedarf:<br />

20 l/min<br />

Ballendurchmesser:<br />

90–180 cm<br />

Gesamthöhe für <strong>Press</strong>en bis 125 cm:<br />

2,75 m<br />

Gesamtlänge:<br />

7,75 m<br />

Gesamtbreite:<br />

2,98 m<br />

Leergewicht mit Mc-Hale F550:<br />

6300 kg<br />

Zul. Gesamtgewicht:<br />

6300 kg<br />

Standardbereifung: 15.5/55–17<br />

Preis inkl. MwSt.: Fr. 59 089.60<br />

Göweil G-5020 Inliner<br />

Folienvorstreckeinheit:<br />

750 mm<br />

Folienhalter:<br />

6 Rollen<br />

Ölbedarf:<br />

20 l/min<br />

Ballendurchmesser:<br />

90–150 cm<br />

Gesamthöhe:<br />

3 m<br />

Gesamtlänge:<br />

3,85 m<br />

Gesamtbreite:<br />

2,72 m<br />

Leergewicht:<br />

1720 kg<br />

Zul. Gesamtgewicht:<br />

2020 kg<br />

Standardbereifung: 15.0/55–17<br />

Preis inkl. MwSt.: Fr. 43 556.50<br />

LANDfreund · 6/2009<br />

33


TECHNIK<br />

ner an einer Rundballenpresse von<br />

McHale angebaut. Der Wickler wird<br />

an einem einfachen Zugmaul auf der<br />

linken <strong>Press</strong>enseite angebaut. Der<br />

Anbau stammt ebenfalls von Göweil<br />

und steht mit 2492 Franken in der<br />

Preisliste. In diesem Preis sind auch<br />

alle hydraulischen und elektrischen<br />

Leitungen mit dabei. Der G-5020 verfügt<br />

über die gleiche einfache Bedienung,<br />

den gleichen <strong>Wickel</strong>tisch sowie<br />

auch über die gleichen <strong>Wickel</strong>arme.<br />

Dementsprechend erbringen die beiden<br />

<strong>Systeme</strong> auch die gleiche <strong>Wickel</strong>leistung<br />

und erfordern den gleichen<br />

Kraftbedarf. Da jedoch die zweite<br />

Kombination mit dem G-5020 rund<br />

800 kg weniger auf die Waage brachte<br />

und das Gewicht auch besser über<br />

die ganze Kombination verteilt war,<br />

hatte sie einen geringeren Zugkraftbedarf.<br />

Im Gegenzug ist sie anspruchsvoller<br />

zu fahren. So bedarf es<br />

schon eines geübten Fahrers, damit<br />

zum Beispiel die Kombination über<br />

eine längere Strecke zurückgesetzt<br />

werden kann. Auch am Feldende<br />

benötigt diese Kombination einen<br />

grösseren Platzbedarf zum Wenden.<br />

Unterschiede gibt es auch bei der<br />

Ballenübergabe. So wird der gepresste<br />

Ballen bei diesem System von<br />

der <strong>Press</strong>e zuerst auf den Boden abgelegt<br />

und danach durch den Wickler<br />

wieder aufgenommen. Dazu wird der<br />

Ballen vom Inliner über einen hydraulischen<br />

Arm festgeklemmt und<br />

danach auf den <strong>Wickel</strong>tisch hochgehoben.<br />

Diese Ballenübergabe ist <strong>im</strong><br />

BEWERTUNG<br />

Göweil G-5040 Kombi<br />

+ wendiger am Feldende<br />

+ Kombination ist kürzer<br />

+ einfacher in Hanglagen<br />

+ einfache Handhabung<br />

+ einfache elektrische Steuerung<br />

– Kombination ist schwerer<br />

– höherer Kraftbedarf<br />

– teuer in der Anschaffung<br />

– hohe Deichselentlastung, wenn<br />

Ballen auf dem Wickler<br />

Göweil G-5020 Inliner<br />

+ schnell <strong>im</strong> Flachland<br />

+ kann einzeln gefahren werden<br />

+ günstiger in der Anschaffung<br />

+ flexibler Einsatz<br />

+ geringer Kraftbedarf<br />

+ geringere Aussenbreite<br />

– Kombination ist länger<br />

– mehr Platzbedarf be<strong>im</strong> Wenden<br />

– anspruchsvoller zum Fahren<br />

– braucht routinierten Fahrer<br />

Flachland der Ballenübergabe der<br />

<strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-Kombination überlegen.<br />

So kann der Heckdeckel nach<br />

dem Ballenauswurf sofort wieder geschlossen<br />

werden, und noch bevor<br />

der Ballen vom Wickler erfasst wird,<br />

fährt man bereits weiter. Der Ballen<br />

wird dabei einen kurzen Moment vor<br />

dem Wickler hergerollt und dann auf<br />

den Tisch gehoben. Im Berggebiet<br />

kann der Ballen logischerweise nur in<br />

der Seitenlinie oder bergauf übergeben<br />

werden. Hält man sich daran,<br />

würde die beschriebene Ballenübergabe<br />

des Flachlands auch hier funktionieren.<br />

Zur höheren Sicherheit ist<br />

es aber besser, mit dem Gespann stehen<br />

zu bleiben, bis der Wickler den<br />

Ballen erfasst hat. Dafür benötigt man<br />

für die Ballen in etwa gleich lang wie<br />

bei der <strong>Press</strong>-<br />

<strong>Wickel</strong>-Kombination.<br />

Die Reservefolien<br />

werden<br />

be<strong>im</strong> Inliner<br />

auf der Deichsel<br />

gelagert. Leider<br />

hat es dort aber<br />

nur Platz für<br />

sechs Rollen. Das<br />

reicht bei einem<br />

langen Arbeitstag<br />

nicht.<br />

Kombi oder<br />

Inliner?<br />

Zur Ballenübergabe<br />

wird der <strong>Wickel</strong>tisch<br />

unter die<br />

<strong>Press</strong>kammer geschoben.<br />

Der LANDfreund<br />

hat diesen Vergleich<br />

mit den<br />

beiden Lohnunternehmern<br />

Jakob<br />

Gyger aus Gampelen <strong>im</strong> Kanton<br />

Bern und Markus Schellenberg aus<br />

dem zürcherischen Pfäffikon durchgeführt.<br />

Die beiden Unternehmer<br />

konnten die grössere Flächenleistung,<br />

der geringere Zugkraftbedarf sowie<br />

die Flexibilität, insbesondere die Möglichkeit,<br />

die <strong>Press</strong>e auch solo einsetzen<br />

zu können, begeistern. Hinzu<br />

kommt, dass der Anschaffungspreis<br />

für eine Kombination, bestehend aus<br />

<strong>Press</strong>e und Inliner, günstiger ist. Die<br />

<strong>Press</strong>-<strong>Wickel</strong>-Kombination kann ihre<br />

Trümpfe vor allem am Hang ausspielen.<br />

So läuft die Ballenübergabe bedeutend<br />

sicherer ab. Ausserdem bereitet<br />

sie auch einem weniger geübten<br />

Fahrer auf kleinen Parzellen weniger<br />

Probleme, da sie einfacher in der<br />

Handhabung und wendiger ist. ■<br />

Beide <strong>Systeme</strong><br />

waren mit dem<br />

gleichen Doppelsatellitenwickler<br />

ausgestattet.<br />

LANDfreund · 6/2009<br />

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