Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf
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ichtet sich zwar in erster Linie nach sittlichen und demnächst nach<br />
Maßstäben der Wichtigkeit der darin zu produzierenden Güter für<br />
die “Gesamtheit”, aber alsdann folgt als dritter und natürlich<br />
praktisch wichtigster Gesichtspunkt: die privatwirtschaftliche “P r o<br />
f i t l i c h k e i t ”. Denn wenn jener Gott, den der Puritaner in allen<br />
Fügungen des Lebens wirksam sieht, einem der Seinigen eine<br />
Gewinnchance zeigt, so hat er seine Absichten dabei. Und mithin<br />
hat der gläubige Christ diesem Rufe zu folgen, indem er sie sich<br />
zunutze macht. “Wenn Gott Euch,einen Weg zeigt, auf dem Ihr<br />
ohne Schaden für Eure Seele oder für andere in gesetzmäßiger<br />
Weise m e h r g e w i n n e n k ö n n t als auf einem anderen Wege<br />
und Ihr dies zurückweist und den minder gewinnbringenden Weg<br />
verfolgt, dann k r e u z t I h r e i n e n d e r Z w e c k e E u r e r B e r<br />
u f u n g (calling), I h r w e i g e r t E u c h, G o t t e s V e r w a l t e<br />
r (stewart) zu sein und seine Gaben anzunehmen, um sie für ihn<br />
gebrauchen zu können, wenn er es verlangen sollte. Nicht freilich<br />
für Zwecke der Fleischeslust und Sünde, wohl aber für Gott dürft<br />
Ihr arbeiten, u m r e i c h z u s e i n ”. Der Reichtum ist eben nur als<br />
Versuchung zu faulem Ausruhen und sündlichem Lebensgenuß<br />
bedenklich und das Streben danach nur dann, wenn es geschieht,<br />
um später sorglos und lustig leben zu können. Als Ausübung der<br />
Berufspflicht aber ist es sittlich nicht nur gestattet, sondern<br />
geradezu geboten. Das Gleichnis von jenem Knecht, der verworfen<br />
wurde, weil er mit dem ihm anvertrauten Pfunde nicht gewuchert<br />
hatte, schien das ja auch direkt auszusprechen. Arm sein w o l l e n<br />
hieße, wie häufig argumentiert wurde, dasselbe wie krank sein<br />
wollen, es wäre als Werkheiligkeit verwerflich und Gottes Ruhm<br />
abträglich. Und vollends das Betteln<br />
eines zur Arbeit Befähigten ist nicht nur als Trägheit sündlich,<br />
sondern auch nach des Apostels Wort gegen die Nächstenliebe.<br />
Wie die Einschärfung der asketischen Bedeutung des festen<br />
Berufs das moderne F a c h m e n s c h e n t u m ethisch verklärt, so<br />
die providentielle Deutung der Profitchancen den G e s c h ä f t s<br />
menschen. <strong>Die</strong> vornehme Lässlichkeit des Seigneurs und die<br />
parvenumäßige Ostentation des Protzen sind der Askese<br />
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