Report 2010 - trainingswoche.de
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ENGAGEMENT und BEWUSSTSEIN <strong>2010</strong><br />
eine Trainingswoche mit ORLAND BISHOP | 30. Juli - 06. August <strong>2010</strong><br />
Abschlussbericht<br />
Die Kunst<br />
<strong>2010</strong><br />
WIR<br />
<strong>de</strong>s<br />
WIRklICHkeit gestalten<br />
www.<strong>trainingswoche</strong>.<strong>de</strong>
„Die Liebe <strong>de</strong>s selbstlos Wirken<strong>de</strong>n ermöglicht jeweils <strong>de</strong>m<br />
an<strong>de</strong>ren Menschen, <strong>de</strong>n Seelenraum zu fin<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m er<br />
seine eigenen, ihm zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />
uneingeschränkt entfalten kann.“<br />
Josef Beuys<br />
<strong>Report</strong> | ENGAGEMENT und BEWUSSTSEIN<br />
Die Kunst <strong>de</strong>s Wir - Wirklichkeit gestalten<br />
Notizen einer Reise | Training <strong>2010</strong><br />
Eröffnungsabend<br />
Beim Eröffnungsvortrag “Heilung durch tiefe Kommunikation“<br />
am 29.Juli <strong>2010</strong> im Forum 3 gab es für<br />
alle Interessierten, auch wenn sie nicht an <strong>de</strong>r Trainingswoche<br />
teilnahmen, die Gelegenheit Orland Bishop<br />
persönlich kennen zu lernen. Darauf folgte in<br />
sieben intensiven Tagen das eigentliche Training.<br />
Rechtliches und<br />
Finanzielles:<br />
Rechtlicher Träger<br />
war <strong>de</strong>r Forum 3<br />
e.V. Finanziell ermöglicht<br />
wur<strong>de</strong><br />
die Durchführung<br />
<strong>de</strong>r Trainingswoche<br />
durch Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lskontor<br />
Willmann -<br />
Vaihingen/Enz, <strong>de</strong>r<br />
Stiftung Philanthrophia<br />
und durch<br />
zwei großzügige<br />
Privatspen<strong>de</strong>n.<br />
Bauernhof Kleinhohenheim<br />
Nach<strong>de</strong>m am Freitag alle Teilnehmer aus Deutschland<br />
und <strong>de</strong>r ganzen Welt bei uns im Forum 3 eingetroffen<br />
waren, fand die gemeinsame Zeit ihren Beginn in <strong>de</strong>r<br />
Natur. Wir verbrachten das Auftaktwochenen<strong>de</strong>, das<br />
vor allem <strong>de</strong>m Ankommen und Kennenlernen dienen<br />
sollte, auf <strong>de</strong>m Demeter Bauernhof in Kleinhohenheim.<br />
Das schöne Wetter, das ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Spiel,<br />
ein Bad im kühlen Nass <strong>de</strong>s Löschteichs und <strong>de</strong>r persönliche<br />
Austausch sowie die ersten Gesprächsrun<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Gruppe trugen sehr zu diesem gelungenen<br />
Beginn <strong>de</strong>r Trainingswoche bei. Der Hof und die<br />
umliegen<strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>r und Wiesen ließen viel Platz zur<br />
freien Entfaltung.<br />
Prozesse in <strong>de</strong>r Tagesstruktur<br />
Eine Wahrnehmung für sich und seine Umwelt zu<br />
entwickeln ist ein Prozess, <strong>de</strong>r auf vielen Ebenen<br />
stattfin<strong>de</strong>n kann. Wir wollten diese Fülle von Wahrnehmungsmöglichkeiten,<br />
die sich neben <strong>de</strong>m Gruppenprozess<br />
auch gera<strong>de</strong> in persönlichen Erfahrungen<br />
und Prozessen ergeben, in <strong>de</strong>r Trainingswoche auf<br />
verschie<strong>de</strong>ne Art und Weise beleuchten.
So begann <strong>de</strong>r Tag mit einer Körper-Bewusstseins-Arbeit und<br />
Gesang, wobei man sich selbst noch mal ganz an<strong>de</strong>rs spüren<br />
konnte. Wo bin ich verspannt? Wie fließend sind meine Bewegungen<br />
und wo möchte ich noch gelenkiger wer<strong>de</strong>n? Wie hört<br />
sich ein tiefer, wie ein hoher Ton an und was erfahre ich, wenn<br />
auf einmal die gute Laune eines afrikanischen Lie<strong>de</strong>s auf mich<br />
überspringt?<br />
Nach <strong>de</strong>m gemeinsamen Frühstück gab es eine Einführung in<br />
das Tagesthema, gefolgt von Kleingruppenarbeit, welche die<br />
Gelegenheit bot, sich sehr persönlich in einem kleineren Rahmen<br />
von 3 bis 4 Personen auszutauschen.<br />
Die Nebenübungen von Rudolf Steiner machten auf verblüffen<strong>de</strong><br />
Weise <strong>de</strong>utlich, wie herausfor<strong>de</strong>rnd es doch sein kann, für<br />
ein paar Minuten seine ganze Konzentration lediglich auf einen<br />
menschengemachten Gegenstand zu richten und nicht mit <strong>de</strong>n<br />
Gedanken davon abzuschweifen.<br />
Nach einer kurzen Pause folgte eine Arbeitseinheit mit Orland<br />
Bishop. Sein lebendiges Wort wur<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r durch Fragen<br />
und Beiträge <strong>de</strong>r Teilnehmer bereichert. Von Tag zu Tag<br />
konnten wir alle wahrhaftig miterleben wie sich eine Gemeinschaft<br />
formte und erkannten auch, auf welchen „Gesetzmäßigkeiten“<br />
ein solcher Weg von mehreren Individuen hin zu einem<br />
Wir beruht.<br />
Noch während <strong>de</strong>m Mittagessen setzten sich die Gespräche<br />
fort, ehe es in die lange Pause ging. Diese verbrachte je<strong>de</strong>r<br />
ganz nach seinen Bedürfnissen. So gab es z.B. die Möglichkeit<br />
an einer <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Teilnehmern angebotenen Initiativen teilzunehmen,<br />
das persönliche Gespräch zu suchen, spontan einen<br />
lei<strong>de</strong>nschaftlichen Tango zu tanzen o<strong>de</strong>r auch das Geschehen<br />
um Stuttgart21 live am Hauptbahnhof mitzuerleben.<br />
Die World Art Run<strong>de</strong> im Anschluss an die Mittagspause brachte<br />
uns alle wie<strong>de</strong>r zusammen. Hier ging es vor allem um die Schulung<br />
und Erfahrung <strong>de</strong>r eigenen Wahrnehmung und Aufmerksamkeit<br />
durch Kunst und künstlerische Erfahrung im Lauschen,
Betrachten, und gemeinsamen Reflektieren.<br />
Die Verpflegung durch das Cafe-Team <strong>de</strong>s Forum 3 zeigte je<strong>de</strong>n Tag<br />
aufs Neue, wie wun<strong>de</strong>rbar Essen doch schmecken kann, wenn es mit<br />
Liebe zubereitet wird.<br />
Nach <strong>de</strong>m Aben<strong>de</strong>ssen sangen wir gemeinsam, bevor es in die Individuelle<br />
Zeit ging. Individuelle Zeit be<strong>de</strong>utete, dass je<strong>de</strong>r die ganze<br />
Woche über die Gelegenheit bekam, nach <strong>de</strong>m Aben<strong>de</strong>ssen eine<br />
Stun<strong>de</strong> etwas nur für und mit sich zu machen. Das war die einzige<br />
Regel. Auch hier gab es die vielfältigsten Ausgestaltungen von <strong>de</strong>r<br />
Meditation über das Diabolo-Spielen bis hin zum Malen.<br />
Eine abschließen<strong>de</strong> Gesprächsrun<strong>de</strong> mit Orland Bishop fasste <strong>de</strong>n<br />
Tag noch einmal zusammen und gab einen Vorblick auf das Thema<br />
und <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>s nächsten Tages.<br />
Auflösung <strong>de</strong>r Struktur<br />
Dieser geschil<strong>de</strong>rte Tag beschreibt <strong>de</strong>n Rahmen, <strong>de</strong>n wir Organisatoren<br />
im Vorfeld ausgearbeitet hatten.<br />
Doch die Trainingswoche ist kein im Vorhinein durchgestaltetes Terminprogramm,<br />
son<strong>de</strong>rn entwickelt sich zusehends in eine lebendige, spontane<br />
und unvorhersehbare gemeinsame Zeit. Dies reichte bis dahin,<br />
dass wir an einem Tag auf jeglichen vorgegebenen Rahmen verzichteten.<br />
Es war eine unglaublich schöne und beeindrucken<strong>de</strong> Erfahrung<br />
zu erleben wie zeitlos Zeit wer<strong>de</strong>n kann, als wir, um mit <strong>de</strong>r Gehirnforschung<br />
zu sprechen, für einen Tag die rationale, linke Gehirnhälfte sich<br />
entspannen und ausruhen ließen und dafür voll und ganz das kreative
Erleben in <strong>de</strong>r rechten Gehirnhälfte ermöglichten.<br />
Anhand dieses sehr eindrücklichen Tages, <strong>de</strong>r frei von geplanten<br />
Strukturen war und doch so reichhaltig und aus einer spontanen<br />
I<strong>de</strong>e heraus strukturiert war, wur<strong>de</strong> uns aber klar, dass es<br />
die Struktur <strong>de</strong>r vorhergehen<strong>de</strong>n Tage gebraucht hatte, um dies<br />
überhaupt so erleben zu können. Es gibt <strong>de</strong>n wahren Satz: „Wenn<br />
alles blau ist, ist nichts mehr blau“, <strong>de</strong>r auch auf diesen freien Tag<br />
sehr gut zutrifft und uns ver<strong>de</strong>utlicht, wie wichtig die Balance<br />
zwischen strukturiertem und unstrukturiertem Zeiterleben ist.<br />
Früchte für ein ganzes Jahr<br />
Eine Trainingswoche im Vergleich zu einem ganzen Jahr scheint<br />
wenig zu sein. Doch die Trainingswoche ist noch so viel mehr,<br />
als nur sieben gemeinsame Tage. Es ist, wie wenn ich in einer<br />
Woche Früchte, Farben und Erfahrungen sammle, die mich das<br />
ganze Jahr immer wie<strong>de</strong>r ernähren. Es sind genau diese neuen<br />
Erfahrungen von mir und <strong>de</strong>r Gemeinschaft, das Erleben von Herzlichkeit<br />
und Aufrichtigkeit, welche mir verteilt über das Jahr immer<br />
wie<strong>de</strong>r begegnen, mich erfüllen und weiterbringen können. Denn<br />
nach <strong>de</strong>r Trainingswoche beginnt die eigentliche Trainingswoche.<br />
“Die Trainingswoche <strong>de</strong>s Lebens“, in <strong>de</strong>r ich die lieb gewonnenen<br />
Erkenntnisse und Erfahrungen nach und nach in mein Leben zu<br />
integrieren versuche, immer in Stimmigkeit mit meinem eigenen<br />
Bedürfnis danach.<br />
Schritte für die eigene Lebensgestaltung<br />
Die Trainingswoche ist eine beson<strong>de</strong>re Zeit im Jahr, in <strong>de</strong>r junge
Menschen mit ihren persönlichen Fragen einen Raum und ähnlich<br />
Suchen<strong>de</strong> vorfin<strong>de</strong>n. Wir können <strong>de</strong>n eigenen Fragen in beson<strong>de</strong>rer<br />
Weise auf <strong>de</strong>n Grund gehen und <strong>de</strong>n möglichen Antworten<br />
durch das Erfahren von Vertrauen und <strong>de</strong>n Austausch mit an<strong>de</strong>ren<br />
ein Stück näher kommen. Immer wie<strong>de</strong>r können wir erleben,<br />
wie heilsam dieser Freiraum für <strong>de</strong>n Einzelnen und auch die Gruppe<br />
wirkt.<br />
Selbstverständlich ist die Trainingswoche keine Therapiewoche<br />
im medizinischen Sinne. Dennoch zeigt diese Arbeit mit Orland<br />
Bishop und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Teilnehmern uns Wege auf, die sehr zur<br />
eigenen Heilung und zu einer nachhaltigen, erfüllen<strong>de</strong>n Lebensgestaltung<br />
beitragen können. Diese Erfahrung schil<strong>de</strong>rte ein Teilnehmer<br />
mit <strong>de</strong>n Worten: „Unsere Gedanken haben enorme Kraft<br />
und sind fähig unsere eigene Welt und somit unsere Zukunft zu<br />
gestalten“.
Ein Erlebensbericht | von Juno<br />
„The human individual awakens to meaning in many ways. But<br />
essentially we awake to meaning when we find relationships.“<br />
Diese Worte Orland Bishops zieren mein Notizbuch <strong>de</strong>r Trainingswoche<br />
und beinhalten all das, was mir dort wi<strong>de</strong>rfahren<br />
ist: Ich wachte auf, kam zu mir, durch die Begegnungen – durch<br />
das WIR.<br />
Es ist schwer zu beschreiben, was wirklich in diesen Worten<br />
steckt. Erstens: Je<strong>de</strong>r individuelle Mensch hat eine Be<strong>de</strong>utung.<br />
Zweitens: Er muss erst aufwachen, um diese zu erlangen. Drittens:<br />
Die tiefgreifendste Metho<strong>de</strong>, um dies zu erreichen, liegt<br />
darin, Beziehungen zu fin<strong>de</strong>n. Mir fällt es oft schwer, aufzuwachen,<br />
die Be<strong>de</strong>utung meines Lebens zu erkennen, sie ernst zu<br />
nehmen und verantwortlich damit umzugehen. Doch ich erlebe<br />
in meinem Alltag, dass das Augenverschließen und Schlafwan<strong>de</strong>ln<br />
keineswegs die leichtere Alternative dazu ist. Wir sind in einem<br />
(Zeit-)Alter, in <strong>de</strong>m es möglich und meines Erachtens nötig<br />
ist, sich selbst und seine Be<strong>de</strong>utung zu fin<strong>de</strong>n. Umso wichtiger<br />
ist es also, die Voraussetzungen hierfür zu schaffen, ergo Beziehungen<br />
zu ent<strong>de</strong>cken.<br />
Der Raum, <strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r Trainingswoche entstand und <strong>de</strong>n<br />
die Gruppe vertrauensvoll offen hielt, ermöglichte es mir, die<br />
Beziehung zu meinen Gefühlen und meiner Be<strong>de</strong>utung wie<strong>de</strong>r<br />
herzustellen. Hier wuchs eine Gemeinschaft, bestehend aus<br />
vielen, erwachen<strong>de</strong>n Individuen. Ich habe die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />
Intention kennen gelernt, die <strong>de</strong>r Intuition offen anerkannt,<br />
meine Tränen wie<strong>de</strong>r zum Fließen gebracht und Umarmungen<br />
schätzen gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar. Nach <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />
dieser Woche bin ich mir sicher, dass ein Wir Wirklichkeiten<br />
eröffnen kann, von <strong>de</strong>nen wir bisher nur träumten.
Bewusstsein und Wirklichkeit | Eine Reflexion<br />
Snowflakes are one of nature´s most fragile things,<br />
but just look at what they can do when they stick together.<br />
Vesta M Kelly<br />
Worauf kommt es bei einer Begegnung an? Wie erlebe ich die an<strong>de</strong>re<br />
Person, was ruft sie in mir wach und welche Seiten von mir<br />
lerne ich durch die Begegnung und <strong>de</strong>n Austausch neu kennen?<br />
Was fasziniert mich an <strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren, was fin<strong>de</strong> ich sympathisch<br />
und was weniger sympathisch? Wie kann ich ihn wahrnehmen? Es<br />
gibt heute unzählige Formen <strong>de</strong>r virtuellen Kommunikation, die<br />
unserem Bedürfnis nach Begegnung gerecht wer<strong>de</strong>n wollen: SMS,<br />
Facebook, Caht, Vi<strong>de</strong>otelefonie – diese Liste ist lang, sehr lang.<br />
Doch worin und wie erfüllt sich dieses tiefe Bedürfnis danach,<br />
gesehen zu wer<strong>de</strong>n und in Berührung zu kommen? Durch die<br />
Begegnung mit Menschen lernen wir je<strong>de</strong>n Tag Neues in <strong>de</strong>r viel<br />
zitierten Schule <strong>de</strong>s Lebens. Im Austausch mit unseren Freun<strong>de</strong>n<br />
und frem<strong>de</strong>n Menschen lernen wir uns selbst immer wie<strong>de</strong>r neu<br />
kennen und ent<strong>de</strong>cken, dass sich unsere Wünsche, Vorstellungen<br />
und Visionen im Leben verwan<strong>de</strong>ln können.<br />
Erfahrungen, Gewohnheiten und Muster prägen unser Leben und<br />
bestimmen unser alltägliches Han<strong>de</strong>ln – oft aus <strong>de</strong>m Unterbewusstsein<br />
heraus. Diese Kombination aus persönlichen Erfahrungen,<br />
Gewohnheiten und Mustern macht oft <strong>de</strong>n Unterschied zwischen<br />
uns Menschen aus. Je<strong>de</strong>r ist individuell und doch sehnen<br />
wir uns nach Gemeinschaft. Sei es eine Gemeinschaft mit einem<br />
Partner o<strong>de</strong>r mit einer Gruppe.<br />
Obwohl diese Bedürfnisse und Ereignisse ganz an <strong>de</strong>r Oberfläche<br />
unseres Lebens spielen, ist doch ein „offenbares Geheimnis“, wie<br />
ein „Wir“ sich gestaltet, gehalten wird und zum Geburtsort <strong>de</strong>s<br />
Neuen wer<strong>de</strong>n kann. Im Gegenteil: im ganz Großen <strong>de</strong>r Weltpolitik<br />
und im Unmittelbarsten <strong>de</strong>r Begegnung mit uns nahestehen<strong>de</strong>n<br />
Menschen erfahren wir <strong>de</strong>n Schmerz und die Enttäuschung und<br />
auch die zerstörerische Kraft, wenn die Wirklichkeit eines „Wir“<br />
scheitert. Dieses Jahr führte uns die Trainingswoche auf eine Lernund<br />
Ent<strong>de</strong>ckungsreise in das Zwischenreich <strong>de</strong>r Begegnung: in die<br />
Welt <strong>de</strong>s Wir.
Bewusstsein und Wirklichkeit<br />
Wie bewusst lebe ich? Reflektiere ich mein Han<strong>de</strong>ln? Was sind<br />
meine persönlichen Fragen? Wovor habe ich Angst und was ist<br />
mein größter Wunsch? Wo stehe ich gera<strong>de</strong> im Leben?<br />
Wo möchte ich hin?<br />
Gera<strong>de</strong> wenn es um solche Fragen geht, gewinnt <strong>de</strong>r persönliche<br />
Kontakt zu und Austausch mit einer vertrauenswürdigen<br />
Person an großer Be<strong>de</strong>utung. Wo und in welcher Form fin<strong>de</strong>n<br />
wir einen solchen Kontakt in unserem Alltag? Wären wir bereit,<br />
solche persönliche Fragen mit einem Menschen zu teilen, <strong>de</strong>n<br />
wir kaum kennen? Falls ja: Was wären die Voraussetzungen dafür?<br />
Damit ich mit meinem Engagement in <strong>de</strong>r Welt tätig wer<strong>de</strong>n<br />
kann, muss ich auch ein Ziel vor Augen haben. Ganz gleich wie<br />
<strong>de</strong>r Weg dorthin aussehen mag: Ein Ziel zu haben motiviert,<br />
gibt uns Kraft und ruft unsere ganze Kreativität hervor. Doch wie<br />
wer<strong>de</strong> ich mir darüber bewusst, was ich machen will? Was hält<br />
mich davon ab, endlich das zu tun, wodurch ich mich selbst in<br />
meinem höchsten Potential erfahren kann? Wo liegt mein Potential?<br />
Was gibt mir Kraft und Zuversicht?<br />
Sich diese Fragen zu stellen und auf eine persönliche Antwort<br />
zu kommen, be<strong>de</strong>utet auch, das eigene Bewusstsein zu erweitern.<br />
Dies wie<strong>de</strong>rum führt in <strong>de</strong>r Verknüpfung zu bewusstem<br />
Engagement.<br />
Engagement und Bewusstsein.<br />
Engagement und Bewusstsein sind also zwei Eigenschaften, die<br />
sich wun<strong>de</strong>rbar die Hand geben. Vor allem dann, wenn ich mich<br />
bewusst engagiere, ganz gleich wo und in welcher Form, ist das<br />
begleiten<strong>de</strong> Bewusstsein das Wasser, welches die Pflanze <strong>de</strong>s<br />
Engagements zum Blühen bringen kann.<br />
Vom gemeinsamen Bild zur gemeinsamen Wirklichkeit<br />
Dieses Jahr nahmen insgesamt 34 Teilnehmer sowie wir fünf<br />
Organisatoren an <strong>de</strong>r Trainingswoche teil. 39 Menschen, von<br />
<strong>de</strong>nen je<strong>de</strong>r eine ganz eigene Weltsicht hat und ein je<strong>de</strong>r auch<br />
ganz persönliche Fragen bewegt. Wie entsteht aus dieser Zusam-
mensetzung von jungen, interessierten und motivierten Menschen<br />
eine Gemeinschaft? Dass dies nicht automatisch geschieht, haben wir<br />
<strong>de</strong>utlich gemerkt. Eine große Leinwand sollte am Sonntagabend je<strong>de</strong>m<br />
die Gelegenheit geben mit Pinsel und Farbe etwas zu malen. Die<br />
einzelnen Beiträge ergaben am En<strong>de</strong> ein Gemeinschaftsbild.<br />
Haben Sie schon mal ein Bild mit 38 Leuten gemalt? Der Effekt ist<br />
beeindruckend, spiegelt dieser Prozess doch auch unser zwischenmenschliches<br />
Zusammenleben im Alltag wie<strong>de</strong>r. Wie wür<strong>de</strong>n Sie<br />
reagieren, wenn auf einmal ein Ihnen als lieblich erscheinen<strong>de</strong>r Teil<br />
<strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s schwarz übermalt wird? Wären sie enttäuscht, aggressiv,<br />
traurig? Wenn gleich wir im Alltag nicht direkt miteinan<strong>de</strong>r an einem<br />
Bild malen, so malen wir doch immer im übertragenen Sinn an einem<br />
Bild, bei <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r seinen Beitrag leistet. Denn was ist Teamarbeit an<strong>de</strong>res,<br />
als dass eine Gruppe von Menschen danach strebt, gemeinsam<br />
ein Projekt o<strong>de</strong>r eine Vision zu verwirklichen, also je<strong>de</strong>r seinen Teil zu<br />
<strong>de</strong>m Gelingen <strong>de</strong>s Gesamtbil<strong>de</strong>s beizutragen versucht?<br />
Wenn eine Gruppe von Menschen zusammen kommt und die Gemeinschaft<br />
sucht, geht es vor allem darum die Trennung zwischen mir<br />
und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu überwin<strong>de</strong>n und eine gemeinsame Sprache, eine<br />
gemeinsame Realität zu fin<strong>de</strong>n. Wir sprechen die gleiche Sprache,<br />
doch verstehen wir uns wirklich?<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s war die erste Reaktion auf <strong>de</strong>n “schwarzen Beitrag:“<br />
wie kannst Du nur diesen “schönen“ Teil <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s mit Schwarz<br />
zerstören? Dies ist eine nachvollziehbare Reaktion. Doch auch <strong>de</strong>r<br />
Grund, aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Maler sich bewegt gefühlt hat diesen Beitrag mit<br />
schwarz zu malen, war gleichermaßen eine Realität für sich. Eine gemeinsame<br />
Realität kann erst dann entstehen, wenn wir fragen, was<br />
<strong>de</strong>r Beweggrund für diesen Beitrag war. Und genau um diese gemein-
same Realität, um diese Wirklichkeit ringen wir auch immer. Eine gemeinsame<br />
Realität, in <strong>de</strong>r sich je<strong>de</strong>r gesehen fühlt, kann Berge versetzen<br />
und ungewohnte Kreativität hervorrufen. Ein autoritärer Chef<br />
kann kurzfristige Erfolge mit einer gehorsamen Gefolgschaft erzielen,<br />
doch die wirklich zukunftsweisen<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en und Konzepte entstehen<br />
dort, wo Menschen sich wohl und gesehen fühlen.<br />
Vertrauensraum<br />
Es war und ist unser Wunsch mit <strong>de</strong>r Trainingswoche solch einen<br />
fruchtbaren Bo<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Teilnehmern durch authentische Begegnungen<br />
zu erschaffen, so dass je<strong>de</strong>r so sein kann, wie er ist. Auch ohne<br />
Alltagsmaske. Ohne Angst vor <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung schlechter Erfahrungen.<br />
Durch <strong>de</strong>n geschützten Vertrauensraum <strong>de</strong>r Trainingswoche ist<br />
es möglich einfach man selbst zu sein. Auf <strong>de</strong>m Weg zu uns selbst<br />
begegnen wir aber auch <strong>de</strong>n eigenen Ängsten, Wun<strong>de</strong>n, tiefsten<br />
Wünschen und <strong>de</strong>n unaufgearbeiteten, verdrängten Themen. Während<br />
<strong>de</strong>r Woche gab es immer wie<strong>de</strong>r Gelegenheit zu erfahren, was<br />
für eine Befreiung und Heilung zugleich es sein kann, wenn ich meine<br />
eigene Geschichte, die ich vielleicht noch keinem erzählt habe, mit<br />
fast vierzig Menschen teile, die mir aufmerksam zuhören und diese<br />
“Selbstbefreiung“ bezeugen. Dies knüpft auch an die zu Anfang gestellte<br />
Frage an, ob wir bereit wären unsere persönlichen Fragen mit<br />
einem Menschen zu teilen, <strong>de</strong>n wir gar nicht kennen. Nicht ohne Weiteres!<br />
Doch es ist möglich, dieses „Weitere“ als einen gemeinsamen<br />
Raum <strong>de</strong>s Vertrauens zu schaffen.<br />
Das Suchen nach einer Gemeinschaft, eigene Grenzen zu überwin<strong>de</strong>n<br />
und von <strong>de</strong>r Welt eines an<strong>de</strong>ren Menschen fasziniert zu wer<strong>de</strong>n, ist<br />
eine Kunst, <strong>de</strong>ren Geheimnis wir zu verstehen versuchen. Dieser Kunst
widmeten wir uns mit <strong>de</strong>r diesjährigen Trainingswoche<br />
Engagement und Bewusstsein.<br />
„Die Kunst <strong>de</strong>s Wir - Wirklichkeit gestalten“<br />
war das leiten<strong>de</strong> Thema, das wir in all seiner<br />
Vielseitigkeit erkun<strong>de</strong>n wollten. Orland<br />
Bishop aus Los Angeles, USA, begleitete dieses<br />
Jahr, wie auch die bei<strong>de</strong>n Jahre zuvor, die<br />
Trainingswoche als Referent und Mentor. Er<br />
zeigte, gera<strong>de</strong> in intensiven Gruppenprozessen<br />
eine große Fähigkeit, sichtbar wer<strong>de</strong>n zu<br />
lassen, wie aus einem bunten Haufen frisch<br />
angereister einzelner Teilnehmer auf eine<br />
beson<strong>de</strong>re, wenn auch herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Weise eine Gemeinschaft entstehen kann, in<br />
<strong>de</strong>r ganz konkret Heilung und Verän<strong>de</strong>rung<br />
Wirklichkeit wer<strong>de</strong>n. Es ist diese Qualität<br />
unserer Lebenswelt, <strong>de</strong>s Zwischenraums unserer<br />
Begegnungen, in <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Einzelnen<br />
und unsere Kultur Wan<strong>de</strong>l, Perspektiven und<br />
Entwicklung entstehen können, von <strong>de</strong>r wir<br />
hoffen, dass je<strong>de</strong> Trainingswoche zu ihr beiträgt.<br />
Dank an unsere Unterstützer<br />
Der wohlwollen<strong>de</strong>n Unterstützung durch unsere<br />
Sponsoren sei an dieser Stelle von Herzen<br />
gedankt. Durch sie ist so eine wertvolle<br />
und zukunftsweisen<strong>de</strong> Trainingswoche erst<br />
möglich! Bis zum heutigen Tag durften dank<br />
<strong>de</strong>r vier bisherigen Trainingswochen an die<br />
100 Menschen erleben, wie wertvoll diese<br />
Art bewusster Arbeit sein kann. Und: Diese<br />
Familie wächst und wächst. In diesem Sinne<br />
freuen wir uns schon jetzt, wenn es im Sommer<br />
2011 wie<strong>de</strong>r heißt:<br />
Be conscious and engage in the world!<br />
Texte: Lars Bäumer
Orland Bishop<br />
Orland Bishop ist Mitbegrün<strong>de</strong>r und Leiter <strong>de</strong>r einzigartigen Sha<strong>de</strong><br />
Tree Multicultural Foundation in L.A., USA, in <strong>de</strong>r hochgefähr<strong>de</strong>te<br />
Jugendliche und Gangmitglie<strong>de</strong>r betreut, in ihrer Eigenentwicklung<br />
gestärkt und beim Fin<strong>de</strong>n neuer Formen eines erfüllten und<br />
gewaltfreien Lebens unterstützt wer<strong>de</strong>n. Dies geschieht durch ein<br />
intensives Mentoring von Mensch zu Mensch, das Orland selbst<br />
aus mo<strong>de</strong>rnen Metho<strong>de</strong>n und alten Weisheiten entwickelt hat.<br />
Für Orland ist die Mentorenschaft ein Urbild dafür, die menschliche<br />
Suche nach Freiheit in liebevoller Zuwendung zu unterstützen<br />
und die verborgenen Reichtümer in je<strong>de</strong>m Menschen aufzuspüren.<br />
Klare Verabredungen mit sich selbst und mit <strong>de</strong>m jeweiligen<br />
Mentor spielen dabei eine große Rolle, ebenso wie eine unterstützen<strong>de</strong><br />
Gemeinschaft. Orland fungiert selbst als Mentor für viele<br />
Jugendliche und engagiert sich in <strong>de</strong>r Ausbildung neuer Mentoren,<br />
die dann ihrerseits diese Arbeit forttragen.<br />
Es ist ein Anliegen von Orlands Arbeit, neue sinnvolle Formen <strong>de</strong>s<br />
kulturellen und wirtschaftlichen Lebens zu fin<strong>de</strong>n und zu verwirklichen<br />
- so durch die Entwicklung alternativer, regionaler Währungen<br />
und die Gründung wirtschaftlicher Kooperativen.<br />
Orland Bishop beeindruckt durch sein authentisches und offenes<br />
Auftreten. Als ein in je<strong>de</strong>m Sinne aufrechter Mensch ermöglicht er<br />
durch seinen engagierten Einsatz und seine echte Verbindlichkeit<br />
eine ganz beson<strong>de</strong>re Qualität menschlicher Begegnung.
Das Organisationteam<br />
| Ulrich Morgenthaler: Forum 3, Aktuelle Themen, Vorstand, Stuttgart<br />
| Lars Bäumer: Stu<strong>de</strong>nt, Deutsch als Fremdsprache, Tübingen<br />
| Lena Sutor-Wernich: Stu<strong>de</strong>ntin, Gesang, Freiburg<br />
| Orland Bishop: Mentor, Los Angeles, USA<br />
| Jannis Keuerleber: Stu<strong>de</strong>nt, Philosophie und Kulturreflexion, Witten<br />
| Rebekka Kreisel: Stu<strong>de</strong>ntin Theaterpädagogik, Stuttgart
ENGAGEMENT und BEWUSSTSEIN <strong>2010</strong><br />
eine Trainingswoche für junge Menschen mit Orland Bishop<br />
Organisation und Durchführung:<br />
Rebekka Kreisel, Lena Sutor-Wernich, Lars Bäumer,<br />
Orland Bishop, Jannis Keuerleber und Ulrich Morgenthaler<br />
Forum 3 e.V.<br />
Gymnasiumstr.21<br />
70173 Stuttgart<br />
+49 711 4400 749 66<br />
<strong>trainingswoche</strong>@gmx.<strong>de</strong><br />
www.<strong>trainingswoche</strong>.<strong>de</strong><br />
Beson<strong>de</strong>rs möchten wir uns für ihre Unterstützung bedanken bei:<br />
Gaby Morgenthaler, Jana Dölker, Daniel d‘A<strong>de</strong>o, Oliver Säwert,<br />
Andy Duncan, <strong>de</strong>m Forum 3 e.V. und unseren För<strong>de</strong>rern.<br />
¥<br />
„Training gibt nicht das Gefühl, man sei in <strong>de</strong>r Lage, etwas zu tun,<br />
man habe bestimmte Kenntnisse angesammelt. Training ist eine<br />
Begegnung mit <strong>de</strong>r Realität, die man gewählt hat: Was immer<br />
man auch tut, soll man mit seinem ganzen Selbst tun.“<br />
Eugenio Barba