Download - Fachverband Schultheater - Darstellendes Spiel ...
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Praxis- Bericht<br />
Grundschulkinder und Theater - Oder: Die Lust am Nachmachen<br />
Endlich ein Bericht aus der Grundschule - Grundschullehrerin Brunhild Luntz berichtet über ihre langjährige Theaterarbeit<br />
mit Kindern von der 1. bis zur 4. Klasse. Ihr Bericht macht zudem die Bedeutung des Darstellenden <strong>Spiel</strong>s für die<br />
Arbeit mit Grundschulkindern deutlich. Nicht, dass wir das schon alle wussten - aber hier wird aus der Praxis bestätigt,<br />
welche Bedeutung das Darstellende <strong>Spiel</strong> für die Kinder in ihrem Schulalltag und Unterricht hat. (N.D.)<br />
Grundschulkinder spielen um ihrer selbst willen, aus „Spaß<br />
an der Freud“ Rollenspiele und „Theater“. Rollenspiele lieben<br />
Kinder schon im Kindergartenalter. Man beobachte sie nur<br />
beim freien <strong>Spiel</strong>! Diese frei gewählten Rollenspiele sind<br />
wichtig, denn in ihnen greifen die Kinder Sprachmuster aus<br />
dem Familienleben auf und / oder erweitern bzw. erlernen auf<br />
diese Weise Sprache und Satzbildung.<br />
Vom ersten Schuljahr an kann und sollte man auf diese<br />
<strong>Spiel</strong>form zurückgreifen. Fächer wie z.B. der Musikunterricht<br />
eignen sich sehr gut, um Mimik, Gestik und Pantomime beim<br />
Singen und Tanzspiel zu lernen, zu erweitern und zu festigen.<br />
Rollenspiele - mit oder ohne Sprache- mögen die Kinder auch;<br />
aber nur, um Konflikte zu verdeutlichen und dabei eventuell<br />
zu lösen, etwa im Deutsch- oder im Religionsunterricht. Aber<br />
das sind nur kleine Sequenzen, Minutenstücke, „die nur“<br />
ein Teil des Unterrichts sind und eventuell noch die<br />
Erwartungen des Lehrers erfüllen, mehr nicht - und vielleicht<br />
sogar nach dem Unterricht schnell wieder vergessen werden.<br />
Ein alter Hut tut gut<br />
Nein, Grundschulkinder spielen Theater, weil es so schön<br />
ist, sich zu verkleiden, weil man auch außerhalb der<br />
Karnevalszeit jemand anders sein kann, als man im normalen<br />
Schulleben ist. Ein altes Stück Gardine - und schon ist man<br />
eine Prinzessin oder Braut. Ein alter Hut beruhigt die<br />
Wartenden hinter der Bühne, während der Lehrer vorne steht<br />
und durch Mimik / Gestik, selten durch Texthilfen, das Stück<br />
begleitet.<br />
Das Auswendiglernen eines Stückes nehmen die Kinder gern<br />
in Kauf - zumal Grundschulkinder im Regelfall „spielend<br />
leicht“ auswendig lernen, besonders aber dann, wenn sie<br />
dabei „Theater“ spielen dürfen. Jedoch trauen sich zunächst<br />
nur die aufgesch1ossenen, aktiven oder selbstbewussten<br />
Kinder, mit <strong>Spiel</strong>partnern vor den Klassenkameraden<br />
aufzutreten, ein Publikum, das oft sehr kritisch ist.<br />
Vom Abzählreim zum Text<br />
Da aber eine Klassengemeinschaft in der Grundschule noch<br />
sehr heterogen ist, sollten immer wieder Übungsformen<br />
gefunden werden,bei denen auch die schüchternen oder<br />
sprachungeübteren Kinder den Mut aufbringen, sich vor<br />
der Klasse zu äußern. Hier bieten sich Ausrufe, kurze Sätze<br />
oder Abzählreime an, die in Kleingruppen als „Chor“<br />
gesprochen werden können und so Sicherheit bieten, bis<br />
das Kind den Schritt zum alleinigen Sprechen wagt.<br />
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es möglich ist, mit<br />
kleinen Kindern Stücke einzuüben, wenn sie noch nicht<br />
einmal richtig lesen können. Vor einigen Jahren gelang es<br />
mir, mit einem 1. Schuljahr ein Einschulungsstück von ca. 15<br />
Minuten Länge einzustudieren. Die Kinder lernten sehr<br />
schnell - und im <strong>Spiel</strong> erfuhren sie die Bedeutung /<br />
Notwendigkeit von Zusammenarbeit und Rücksichtnahme,<br />
was dem Sozialleben und gemeinsamen Arbeiten während<br />
der folgenden drei Schuljahre gut tat. Gedächtnistraining,<br />
deutliches, lautes Sprechen, zunehmendes Vertrauen in die<br />
eigenen Fähigkeiten bis hin zu immer höheren Ansprüchen<br />
an die eigene Leistung waren erfreuliche Begleiterscheinungen.<br />
Zunächst mussten diese Kinder aber auch lernen, sich<br />
unbefangen und ohne Angst vor größerem Publikum zu<br />
äußern und zu bewegen. Nachdem Stehen und Sprechen im<br />
Klassenraum geübt worden war, probierten wir es auf der<br />
großen Bühne in der riesigen Aula. Ein Kind stellte sich<br />
Der kleine Rabe - Oder: Immer brav sein, das kann keiner !<br />
Auch Grundschulkinder aus Wesendorf werden beim 13. NSTT in Bad Pyrmont dabei sein.<br />
Schul Theater Info Niedersachsen Nr. 23 4/2004 Seite 19