Mit neuem Mut Demenzkranke betreuen - Hirnliga
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lässt. Er wird nicht ständig unter<br />
Leistungsdruck gesetzt, dem er<br />
nicht genügen kann. Er braucht<br />
keine Angst vor dem Versagen zu<br />
haben - er wird nicht mit dem eigenen<br />
Versagen konfrontiert. Er kann<br />
sich entspannen.<br />
Im Gegenteil: Er darf das beruhigende<br />
Gefühl verspüren, dass er<br />
noch etwas leisten kann, dass er<br />
gar nicht so unvollkommen ist, wie<br />
er sich oft fühlt.<br />
Loben statt kritisieren<br />
Schon ein Gesunder kann eine ganze<br />
Portion Lob vertragen. Jeder<br />
freut sich, wenn er und seine Arbeit<br />
von anderen beachtet und anerkannt<br />
wird. Dieses Gefühl ist auch<br />
dem Kranken durchaus nicht verloren<br />
gegangen. Ein Kranker braucht<br />
gerade das ausdrückliche und häufige<br />
Lob. Denn tief in seinem Inneren<br />
ist er ja entmutigt, verstört und<br />
schwach. Ein Lob - selbst für allerkleinste<br />
Erfolge - ermutigt, aktiviert<br />
ihn und tut ihm wohl. Vielen Menschen<br />
erscheint ein Lob für Kleinigkeiten<br />
nicht angebracht, sie fühlen<br />
sich gegenüber dem Kranken unaufrichtig<br />
und falsch. Aber solche<br />
Zurückhaltung tut dem Kranken<br />
nicht wohl. Er braucht die Lobtherapie!<br />
Denn Anerkennung ist für<br />
ihn Balsam aufs verwundete Selbstwertgefühl.<br />
So findet er mehr Kraft<br />
zur Bewältigung seiner Situation.<br />
Zu sparsames Lob deutet darauf<br />
hin, dass man den Kranken noch<br />
nach den Maßstäben gesunder<br />
Menschen misst. Kritisieren hingegen<br />
belastet den Kranken teilweise<br />
enorm. Denn Kritik bedeutet: Er<br />
wird nach Maßstäben beurteilt, die<br />
er nicht mehr nachvollziehen kann.<br />
<strong>Mit</strong> - noch so konstruktiver! - Kritik<br />
kann er kaum etwas anfangen,<br />
denn das würde voraussetzen, dass<br />
er Argumenten logisch folgen und<br />
sie in das richtige Verhalten umsetzen<br />
kann - aber genau diese Fähigkeit<br />
fehlt meist ganz und gar. Deshalb:<br />
lieber lieb haben und loben.<br />
Statt der Gegenwart<br />
die Erinnerung wichtig nehmen<br />
Das Langzeitgedächtnis des Kranken<br />
kann erstaunlich sein: Vieles<br />
von früher, z.B. aus der Kindheit,<br />
kann klar und eindeutig erinnert<br />
werden. Viele Kranke erinnern sich<br />
auch sehr gern und erzählen dann<br />
ein und dieselbe Geschichte sogar<br />
öfter. Das kann Angehörigen viel<br />
Kraft abverlangen.<br />
Die Vergangenheit als<br />
Überleitung nutzen<br />
Natürlich kann man die Gegenwart<br />
nicht aus dem Leben des Kranken<br />
ausklammern. Es kann aber leicht<br />
sein, den Kranken durch eine geschickte<br />
Gesprächsüberleitung aus<br />
der Erinnerung wieder in die Ge-<br />
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