NTEX_FS10_Apk_Skript_Juni_03 - Commonweb

28 FS 2010, Bern (M. Mayordomo)
Und er legte seine Rechte auf mich und sprach:
Fürchte dich nicht! .
du vielgeliebter Mann! Achte auf die Worte, die ich zu
dir rede, und steh an deinem Platz! Denn ich bin jetzt
zu dir gesandt. Und als er dieses Wort mit mir redete,
stand ich zitternd auf.
12 Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel!
• Weitere Texte: ApokZeph 6,11-15 (Engelserscheinung); JosAs 5,5 (Joseph in weisser
Robe und golderner Krone; s. später Engel in 14,9); Mithras Liturgie PGM IV.634-
37.692-704 (Betz, Greek Magical Papyri 50-52: Gotteserscheinung); ApokAbr 11,2f.
V. 9:
• »Ich, Johannes« (22,8; s.a. 1,1.4) markiert einen Wechsel der Redestimme und betont
zugleich die Autorität des Offenbarungszeugen. 66
• Johannes unterstreicht seine Gleichrangigkeit mit den Adressaten (Bruder und
Mitteilhaber).
• Das »Feld der Komplizenschaft« zwischen Autor und Leser wird in drei Begriffen
zusammengefasst, die eng zusammengehören (nur ein bestimmter Artikel): Drangsal,
Königtum und Ausharren in Jesus.
• Als Bedrängnis (thlipsis) gilt in 2,9f Erfahrungen von Armut, Verleumdung und Haft.
An die apokalyptische große Drangsal (7,14) ist in dieser präsentischen Perspektive
des Autors nicht gedacht.
• Die Eschatologie der JohApk ist partizipatorisch; die Heiligen sind ein »Königtum«
und »Priester« (1,6; 5,10) und gehören damit zum Königtum Christi, welches sich in
Zukunft durchsetzen wird (11,15; 12,10) 67 . Die Drangsal gehört jedoch zur
Durchsetzung dieses Königtums.
• Damit ist das letzte Stichwort vorgegeben: hypomonê (Ausharren, Durchhalten; vgl.
2,2f.19; 3,10; 13,10; 14,12). Die Teilnahme am endzeitlichen Königtum ist in dieser
Perspektive gebunden an das Ausharren in den Bedrängnissen. 68
• Hier zeigt sich bereits etwas von der apokalyptischen Martyrologie, die auch die
JohApk prägt: Der Zeuge/Märtyrer bleibt seinen Überzeugungen bis zum Tod treu und
erlangt dadurch den eigentlichen Sieg gegenüber seinen Gegnern und zugleich den
himmlischen Lohn.
4Makk 1,11: »Werden sie doch [die vorbildhaften sieben Märtyrer] nicht allein von aller Welt bewundert
wegen ihrer Tapferkeit und Standhaftigkeit, sondern sogar von ihren Peinigern. Sie sind zur Ursache
geworden für die Vernichtung der Tyrannei, die das Volk bedrückte. Sie haben durch ihr Standhalten
[hypomonê] den Tyrannen besiegt, so dass durch sie das Vaterland gereinigt wurde.« 17,17-22: »17 Der
Tyrann selbst wenigstens und sein ganzer Rat gerieten ins Staunen über ihre Ausdauer, 18 derentwegen sie
jetzt an Gottes Thron stehen und in der ewigen Seligkeit leben. 19 Sagt doch auch Mose: „Und alle, die sich
heiligen, sind unter deinen Händen.“ 20 Sie also, die sich heiligten um Gottes willen, fanden verdiente Ehre,
nicht allein in der erwähnten Auszeichnung, sondern auch dadurch, dass um ihretwillen die Feinde unser
Volk nicht überwältigen konnten, 21 dass der Tyrann bestraft und unser Vaterland gereinigt wurde, sind sie
doch zu einer Art Ersatzleistung für die Sünden des Volkes geworden. 22 Durch das Blut jener Frommen und
ihren sühnenden Tod hat die göttliche Vorsehung das zuvor schwer heimgesuchte Israel gerettet.«
(Beispiele aus der christlichen Märtyrerideologie finden sich in der Korrespondenz des Ignatius Poly 3,2;
Röm 10,3; Eph 3,1; Trall 1,1; Smyr 12,2.)
66 Vgl. »Ich Daniel« (in Dan 7,15; 8,15.27; 9,2; 10,2.7; 12,5); »Ich Baruch« (in syrBarApk 8,3; 9,1; 10,5;
11,1; 13,1; 32,8; 44,1); »Ich Henoch« (äthHen 12,3); »Ich Salathiel = Esra« (4 Esra 3,1); »Ich Paulus« (2Kor
10,1; Gal 5,2; Eph 3,1).
67 Vgl. 20,4: Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben…
68 Zum Zusammenhang zwischen Bedrängnis und Ausharren vgl. Röm 5,3f; 2Kor 6,4; Jak 1,3. Zum
stoischen Hintergrund der Tugend des Ausharrens vgl. Aune, Rev I 76.
[Vorlesungsmanuskript, nur für privaten Gebrauch]