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PDF 2006-4 Autoren pdf.indb - Linksreformismus

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Neuere keynesianische Ansätze zur Geldtheorie und -politik<br />

45<br />

3) abläuft. Dauerhafte Arbeitslosigkeit ist mit<br />

dem Gleichgewichtseinkommen nur insoweit<br />

vereinbar, als institutionelle Faktoren auf<br />

Arbeitsmärkten und Gütermarktimperfektionen<br />

strukturelle Arbeitslosigkeit erzeugen.<br />

Finanzpolitik – also eine Verschiebung der<br />

IS-Kurve durch staatliches deficit spending<br />

– bleibt wirkungslos, weil die Steigerung der<br />

Inflationslücke (Bewegung auf den PC-Kurve)<br />

zu einer monetären Restriktion führen müßte.<br />

Im Endeffekt wäre nur der Realzins höher.<br />

Anders sieht es der Fundamental-Keynesianismus<br />

(LP-Modell): Hier wird das Gleichgewichtseinkommen<br />

y LP<br />

durch die Interaktion<br />

von monetärer (LP-Kurve) und realer Sphäre<br />

(IS-Kurve) bestimmt (vgl. Abb. 3), wobei y LP<br />

durchaus kein Vollbeschäftigungseinkommen<br />

sein muß. Gleichwohl würde sich nach den<br />

gängigen empirischen Meßmethoden bei y LP<br />

keine Produktionslücke einstellen, folglich<br />

die Geldpolitik untätig bleiben. Würden die<br />

Arbeitsmarktparteien auf die Differenz zwischen<br />

Gleichgewichtseinkommen y LP<br />

und dem<br />

Vollbeschäftigungseinkommen (der Einfachheit<br />

halber: y e<br />

) mit Nominallohnzurückhaltung<br />

und Anpassung der Inflationserwartungen<br />

(Verschiebung der PC-Kurve) reagieren, bliebe<br />

Abbildung 3: LP-Modell und IS-PC-MR-Modell<br />

im Vergleich<br />

Zinsdifferenz<br />

r 1 = r LP<br />

Inflationslücke<br />

y LP<br />

MR FK<br />

y e<br />

r 0 = r s<br />

MR KK<br />

LP<br />

IS<br />

PC<br />

PC’<br />

selbst eine monetäre Reaktion der Zentralbank<br />

ohne Effekt (Bewegung entlang der abgeknickten<br />

MR FK<br />

-Kurve 31 ), wenn eine steigende<br />

Liquiditätspräferenz der Vermögensbesitzer 32<br />

(insbesondere der Finanzintermediäre) kompensierend<br />

hinzutritt. In diesem Falle würde<br />

vielmehr ein disinflationärer Prozeß einsetzen,<br />

der ohne nominellen Anker leicht in ein destabilisierendes<br />

Deflationsszenario umschlagen<br />

könnte. Die Rigidität von Nominallöhnen<br />

– in Abb. 3 durch einen horizontalen Teil der<br />

PC-Kurve (PC’-Kurve) angedeutet 33 - bzw. die<br />

Rigidität von Erwartungen (Stabilität der PC-<br />

Kurve: sticky-expectations Phillipskurve) kann<br />

dann als jene Systemstabilisierung angesehen<br />

werden, als die Keynes’ Bemerkungen in Kap. 19<br />

der ‚Allgemeinen Theorie‘ gemeint waren.<br />

Eine expansive Finanzpolitik (Verschiebung<br />

der IS-Kurve) würde genau dann eine monetäre<br />

Gegenreaktion herausfordern, wenn eine positive<br />

Produktionslücke mit Preissteigerungen<br />

(Bewegung entlang der PC-Kurve) verbunden<br />

wäre – dann wird es zu einem Konflikt von<br />

Finanz- und Geldpolitik kommen, den letztlich<br />

die Geldpolitik gewinnen würde (vgl. Heise<br />

2002). Eine Abstimmung der Politikbereiche,<br />

in die die Lohnpolitik einbezogen werden<br />

müßte (zur Sicherstellung einer horizontalen<br />

PC’-Kurve), könnte allerdings in größtmöglichem<br />

Maße wirtschaftspolitische Gestaltungsspielräume<br />

herstellen<br />

und die Performanz<br />

einer Volkswirtschaft<br />

beeinflussen.<br />

Konsens-Keynesianismus<br />

und Fundamental-Keynesianismus<br />

Produktionslücke sind prinzipiell nicht<br />

miteinander vereinbar,<br />

auch wenn sie bei<br />

oberflächlicher Betrachtung<br />

ähnliche Ergebnisse<br />

– nämlich eine<br />

gesamtwirtschaftliche<br />

Situation lang anhaltender<br />

Arbeitslosigkeit<br />

– zu erklären vorgeben.<br />

Was im Fundamental-<br />

Keynesianismus das<br />

Produktionslücke<br />

Ergebnis des Rational-

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