Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6<br />
1. Christentum und Kirche<br />
Es geht uns hier um die Identität <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>. Angesichts der wachsenden Abwendung<br />
vom Christentum und angesichts <strong>des</strong> Zusammenbruchs <strong>des</strong> Wertempfindens bei immer mehr<br />
Menschen wird diese zu einer immer drängender werdenden Frage. An entsprechenden Publikationen<br />
hat es keinen Mangel. Ob und wie weit es diesen Publikationen gelingt, die christliche<br />
Identität zu finden oder sie nicht zu verfehlen, und ob und wie weit sie bei ihrem Bemühen<br />
Opfer ideologischer Vorentscheidungen werden, das müsste im Einzelnen untersucht<br />
werden.<br />
In der Zeit der Aufklärung sah man das Christentum als eine Vernunftreligion an, jedenfalls<br />
zu Anfang dieser Epoche der Geistesgeschichte. Damals sah man das Wesen <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong><br />
in jenen Wahrheiten, die vor der kritischen Vernunft Bestand haben. Heute neigt man<br />
dazu, die nichtchristlichen Religionen als latentes Christentum zu deklarieren oder die christliche<br />
Wahrheit auf einen kleinen Restbestand zu reduzieren, auf jenen Restbestand, der sich in<br />
allen Religionen findet. Oder man liefert das Christentum der Beliebigkeit aus, indem man es<br />
als gleichrangig und gleichwertig neben die Religionen stellt, also den überkommenen<br />
Absolutheitsanspruch zur Disposition stellt.<br />
Wer nüchtern die gegenwärtige Zeit mit ihren Wertschätzungen und Präponderanzen betrachtet,<br />
kann nicht behaupten, dass das Christentum <strong>heute</strong> besondere Sympathien findet, das<br />
gilt besonders für die westliche Welt, das gilt aber auch für die Zweite und Dritte Welt, mehr<br />
oder weniger. Man muss jedoch sagen, dass die Abneigung gegen die kirchliche Ausgestaltung<br />
und Darbietung <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> bei weitem größer ist als die Abneigung gegen seine<br />
abstrakte Idee, gegen seine angebliche oder wirkliche abstrakte Idee, wie immer man sie dann<br />
im Einzelnen ausdeutet. Die Dogmen und die Riten der Kirche oder auch der Kirchen (soziologisch<br />
verstanden) finden immer weniger Zustimmung. Das Misstrauen gegen die etablierten<br />
Formen <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> erhält darüber hinaus immer neue Nahrung dadurch, dass diese<br />
sich oft nur wenig überzeugend darstellen sowie durch immer neue massive Angriffe gegen<br />
sie in zahlreichen Medien, die nicht davor zurückschrecken, grobe Verzerrungen der Geschichte<br />
vorzubringen. Am ehesten akzeptiert man das Christentum in der modernen Welt<br />
noch als eine Art von Lebensphilosophie oder als eine private Religion. - Weder die <strong>Theologie</strong><br />
noch die Pastoral haben es in den letzten Jahrzehnten vermocht, das Christentum, sei es in<br />
seiner reformatorischen, sei es in seiner katholischen Gestalt, dem modernen Menschen