21.11.2013 Aufrufe

Abschied von Wachstum und Fortschritt - Technikgeschichte der ...

Abschied von Wachstum und Fortschritt - Technikgeschichte der ...

Abschied von Wachstum und Fortschritt - Technikgeschichte der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Patrick Kupper: Umweltbewegung <strong>und</strong> Atomenergie ETH Zürich / <strong>Technikgeschichte</strong> / Preprint 2 / Seite 6<br />

cher Schwerpunkt auf den Jahren ab <strong>der</strong> Kaiseraugster Besetzung <strong>von</strong> 1975. 11 Bisher nur<br />

marginal untersucht wurde die Frühphase <strong>der</strong> Opposition gegen Atomkraftwerke (1969-<br />

1974). Die beste Darstellung hierzu ist noch immer das Kapitel zu Kaiseraugst im Buch <strong>von</strong><br />

Johannes Zürcher. 12 Einen aufschlussreichen Aufsatz über die parlamentarischen Debatten<br />

zur Atomenergie hat zudem Jean-Claude Favez geschrieben. 13 Ebenfalls schlecht dokumentiert<br />

sind die Bewegungen gegen AKW-Projekte neben Kaiseraugst - mit <strong>der</strong> Ausnahme <strong>von</strong><br />

Graben, mit <strong>der</strong> sich Kriesis Studie eingehend befasst.<br />

Für das Verständnis <strong>der</strong> schweizerischen Entwicklungen ist es hilfreich, eine internationale<br />

Perspektive auf die Atomenergiekontroverse zu gewinnen. Diesem Zwecke för<strong>der</strong>lich waren<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Werke <strong>von</strong> Joachim Radkau <strong>und</strong> Dieter Rucht. 14 Als Nachschlagewerk für<br />

technische Aspekte diente mir Webers Kernenergie-Lexikon, für rechtliche Fragen konsultierte<br />

ich Heribert Rauschs „Atomenergierecht“. 15<br />

Nun zur Umweltgeschichte: Einen guten Überblick über die Geschichte <strong>der</strong> Mensch-<br />

Umwelt-Beziehungen in <strong>der</strong> Schweiz seit 1800 hat François Walter verfasst. 16 Sein Buch, das<br />

seit kurzem auch auf deutsch erhältlich ist, bildet eine Synthese <strong>der</strong> vor 1990 geleisteten Forschung.<br />

Intensiv mit den Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Wachstum</strong>sphase <strong>der</strong> 50er <strong>und</strong> 60er Jahre auf<br />

die Umwelt hat sich in letzter Zeit Christian Pfister auseinan<strong>der</strong>gesetzt. 17 Die Umweltbewegung<br />

dieser Jahre ist <strong>von</strong> Damir Sken<strong>der</strong>ovic untersucht worden. 18 Einen originellen Einstieg<br />

in diese Zeit <strong>und</strong> Thematik bietet zudem <strong>der</strong> Ausstellungskatalog „Perlon, Petticoats <strong>und</strong><br />

Pestizide“. 19 Für die Zeit um 1970 sind drei Darstellungen beson<strong>der</strong>s empfehlenswert: Johannes<br />

Zürchers „Umweltschutz als Politikum“, das sich schwergewichtig mit <strong>der</strong> Umweltbewegung<br />

befasst, sowie die Lizentiatsarbeiten <strong>von</strong> Susanne Nie<strong>der</strong>er-Schmidli <strong>und</strong> Jörg<br />

Wanzek. 20 Die letzteren, die sich beide dem schnellen Bedeutungsgewinn des Umweltthemas<br />

um 1970 widmen, ergänzen sich gegenseitig: Während Nie<strong>der</strong>er-Schmidli eine beeindruckende<br />

Fülle an Quellenbelegen präsentiert, bemüht sich Wanzek, das Phänomen theoriegeleitet<br />

zu erklären.<br />

Parteilichkeit <strong>und</strong> Objektivität<br />

Ein oft an den Historiker o<strong>der</strong> die Historikerin herangetragenes Postulat verlangt <strong>von</strong> ihr<br />

o<strong>der</strong> ihm, die „historische Wahrheit“ festzuhalten, respektive sich einer „objektiven Geschichtsschreibung“<br />

zu verpflichten. Mit beson<strong>der</strong>em Nachdruck wird diese For<strong>der</strong>ung jeweils<br />

gestellt, wenn es sich beim Gegenstand <strong>der</strong> Untersuchung um ein Thema handelt, das<br />

auch in <strong>der</strong> Gegenwart noch (o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>) umstritten ist. Die Atomenergie, <strong>der</strong> Gegenstand<br />

dieser Arbeit, gehört sicher in diese Kategorie.<br />

Nun handelt es sich bei diesem Postulat aber um einen Ansinnen, das schon rein logisch<br />

nicht einlösbar ist. Geschichte o<strong>der</strong> Geschichtsschreibung entsteht in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

des Historikers mit dem Quellenmaterial. Der Standort des Historikers (seine Fähigkeiten,<br />

Interessen <strong>und</strong> Einstellungen) beeinflusst diesen Prozess nicht unerheblich. Trotzdem<br />

tritt er mit dem Anspruch auf, wahre Aussagen über historische Sachverhalte zu machen.<br />

11 Vgl. Curdy, Füglister, Schroeren, Sken<strong>der</strong>ovic 1994b.<br />

12 Zürcher, S. 47-54.<br />

13 Favez.<br />

14 Radkau 1983, Rucht, S. 405-473. Für weitere Literaturhinweise zu international vergleichenden Studien siehe<br />

ebd., S. 407.<br />

15 Weber; Rausch 1980. Für die spezielle Geschichte <strong>der</strong> atomaren Abfälle lohnt sich ein Blick in das Buch <strong>von</strong><br />

Marcos Buser.<br />

16 Walter 1990/1996. Ausführliche Forschungsüberblicke bieten Pfister/Schuler 1992 <strong>und</strong> Hodel/Kalt.<br />

17 Pfister 1995a <strong>und</strong> b.<br />

18 Sken<strong>der</strong>ovic 1992, 1994a, 1994b.<br />

19 An<strong>der</strong>sen 1994.<br />

20 Zürcher, Nie<strong>der</strong>er-Schmidli 1991 (<strong>und</strong> 1992), Wanzek. Kurze Aufsätze zu den Lizentiatsarbeiten sind abgedruckt<br />

in: etü, 2/1992, S. 36-38 (Nie<strong>der</strong>er-Schmidli) u. 1/1996, S. 15-17 (Wanzek).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!