21.11.2013 Aufrufe

Programmheft download

Programmheft download

Programmheft download

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Brahms, c’est triste comme tout, mais jamais désespéré.<br />

Gibt es über Brahms‘ bekanntestes Werk heute noch etwas Neues zu<br />

sagen? Seit seiner Erstaufführung im Jahr 1867/1868, erschuf es sich den<br />

Ruf, als meistgespieltes Chorwerk seiner Gattung. Durchaus beachtlich,<br />

und keine andere «Mogelpackung» hat es je soweit gebracht! Als gäbe es<br />

noch kein einziges auskomponiertes Requiem, setzt sich Brahms über<br />

Traditionen der katholischen Liturgie hinweg. Mit durchschlagendem<br />

Erfolg, denn es sollte das erste und einzige Requiem dieser Art bleiben.<br />

Einzigartig ist auch die Fassung für Klavier zu vier Händen, die sogenannte<br />

«Londoner Fassung», die heute zur Aufführung gelangt. Es wäre allerdings<br />

ein grosses Missverständnis, diese, auf den ersten Blick «abgespeckte»<br />

Fassung, quasi als «Notlösung» der Orchesterfassung gegenüberzustellen.<br />

Beleuchtet man Brahms‘ Klavierschaffen, so findet man immer wieder<br />

grossartige Bearbeitungen, meist eigener Werke, wie das Klavierquintett<br />

in f-moll für 2 Klaviere; die 21 ungarischen Tänze und die Variationen über<br />

ein Thema von Haydn op. 56 entstanden gar als Klavierstudien vor der<br />

Orchesterfassung. Alle diese Werke haben längst ihren festen Platz im<br />

Repertoire der Klavierduos. Demzufolge betrachte man die vierhändige<br />

Fassung des Deutschen Requiems ebenso als eigenständige und<br />

gleichwertige Alternative zur bekannteren Orchesterversion. Brahms hebt<br />

sich mit seinem durchwegs neuarrangierten Klavierpart vom reinen<br />

Klavierauszug ab. Ebenso verwahrt er sich gegen das reine «Salon-<br />

Arrangement». Bearbeitungen bekannter Opern, Oratorien und<br />

ungezählten Sinfonien, war Broterwerb durchschnittlicher Arrangeure. Zu<br />

denen zählte sich Brahms nicht. So nahm er sich für die Ausarbeitung des<br />

Klavierparts seines Oratoriums viel Zeit. Etwas eigentümlich mag es uns<br />

heute erscheinen, dass Brahms sich nicht als Bearbeiter des Werkes<br />

erwähnt haben wollte. Als er feststellte, dass sein Name gleichwohl als<br />

«Arrangeur» auf dem Titelblatt des Erstdruckes erschien, kaufte er<br />

erzürnt sämtliche Ausgaben auf und liess sie verbrennen. Diese Reaktion<br />

lässt unzweifelhaft darauf schliessen, dass schon bei der Entstehung der<br />

Klavierfassung, dieser nicht der für Brahms‘ Begriffe nötige Respekt<br />

gezollt wurde. Wir machen diesen Fehler heute nicht mehr.<br />

Andreas Meier-Oulevey<br />

2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!