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Broschüre - Ökumenisches Netz Rhein-Mosel-Saar

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Diese Hinwendung zu einer Kritik am „Ganzen“ bedeutete jedoch<br />

nicht das Ende konkreter Kampagnenarbeit, denn auch<br />

weiterhin war und ist das Ökumenische <strong>Netz</strong> aktiv z.B. in der<br />

Kampagne für Saubere Kleidung und unterstützte die Kampagne<br />

Erlassjahr 2000. Aber diese „neue“ Perspektive bettete<br />

die konkrete Kampagnenarbeit in eine größere Analyse ein,<br />

die in einem über fast zwei Jahre laufenden Diskussionsprozess<br />

unter Einbindung zahlreicher Mitglieder in der Erklärung<br />

„Das Ganze verändern“ mündete. Als Perspektive für die weitere<br />

<strong>Netz</strong>arbeit formulierte das Papier zum einen den Einsatz<br />

für Veränderungen in Richtung auf Gerechtigkeit, Frieden und<br />

Bewahrung der Schöpfung, die jetzt schon möglich sind, zum<br />

anderen aber auch die Arbeit an einer Welt „jenseits“ der Unterwerfung<br />

unter die Verwertungslogik des Kapitals. Wichtig<br />

für diesen Diskussionsprozess war die Initiierung lokaler Sozialforum-Prozesse<br />

in unserer Region (Koblenz und <strong>Saar</strong>brücken,<br />

phasenweise auch Trier) durch das <strong>Netz</strong> und die<br />

Beteiligung am Europäischen Sozialforum in Paris im Jahr<br />

2003 und an verschiedenen Sozialforen in Deutschland.<br />

Menschen, die sich einbringen<br />

Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren das <strong>Netz</strong><br />

mitgestaltet und geprägt: Zu den stärker sichtbaren gehören<br />

die Vorstandsmitglieder, die Mitglieder des AK Theologie und<br />

Politik oder die Hauptamtlichen. Im Hintergrund oder als Brückenbauende<br />

zu anderen Organisationen und Handlungsfeldern<br />

machen aber viel mehr Menschen das <strong>Netz</strong> aus:<br />

Die Website des <strong>Netz</strong>es, das Layout des <strong>Netz</strong>-Telegramms, die<br />

Unterstützung bei der Einrichtung der Telefonanlage oder der<br />

Bürorenovierung – in all diesen Dingen erfuhr das <strong>Netz</strong>büro<br />

Unterstützung durch Ehrenamtliche.<br />

Die Menschen, die mit ihrem Engagement das <strong>Netz</strong> mit anderen<br />

ökumenischen Gruppen und Verbänden verbinden oder<br />

das Engagement vieler Menschen im Fairen Handel oder anderen<br />

Handlungsfeldern, die sich mit ihren Fragen und Erfahrungen<br />

in das <strong>Netz</strong> einbringen – sie tragen dazu bei, dass sich<br />

die Analyse im <strong>Netz</strong> immer wieder mit realpolitischen Fragen<br />

und Reformvorschlägen auseinandersetzt. Durch ihre Verbundenheit<br />

mit dem <strong>Netz</strong> und ihr Engagement in anderen Gruppen<br />

tragen sie die inhaltlichen Debatten des <strong>Netz</strong>es weit über<br />

die eigentliche Vereinsstruktur hinaus.<br />

Dass das <strong>Netz</strong> in den letzten Jahren sehr unterschiedliche Menschen<br />

und Gruppen erreichen und vernetzen konnte, hat eine<br />

wichtige Voraussetzung: den achtungsvollen Umgang miteinander.<br />

Dieser gelingt leider nicht immer (womit das <strong>Netz</strong> aber<br />

nicht alleine steht) und ist deshalb eine bleibende Herausforderung.<br />

Der Spagat zwischen Realpolitik und radikaler<br />

Kritik<br />

In der Entwicklung der Themen von Erklärungen, <strong>Netz</strong>versammlungen<br />

und den Leitartikeln im <strong>Netz</strong>-Telegramm wird<br />

augenfällig, dass sich die Diskussionen im <strong>Netz</strong> in den letzten<br />

Jahren zunehmend auf die Kritik des kapitalistischen Verwertungsprozesses<br />

konzentriert haben. Im Licht dieses Prozesses<br />

werden die verschiedenen Phänomene wie Rüstungswettläufe,<br />

Agieren und Rolle des Staates, Migration und Flucht etc. interpretiert.<br />

Zugleich arbeitet das <strong>Netz</strong> in realpolitischen Zusammenhängen<br />

wie dem Entwicklungspolitischen<br />

Landesnetzwerk in <strong>Rhein</strong>land-Pfalz (ELAN), dessen Gründungsmitglied<br />

das <strong>Netz</strong> ist, oder dem Bündnis zur rheinlandpfälzischen<br />

Chinapartnerschaft „Keine Partnerschaft ohne<br />

Sozialstandards“ (AK ) mit. Viele <strong>Netz</strong>mitglieder unterstützen<br />

auch die Idee eines Grundeinkommens oder beteiligen sich,<br />

unterstützt durch das <strong>Netz</strong>büro, an Petitionen oder Unterschriftenaktionen,<br />

aber auch an Formen zivilen Ungehorsams<br />

– sei es in Büchel, an der US-Airbase in Frankfurt oder im Protest<br />

gegen den G 8-Gipfel in Heiligendamm. Diese Verquickung<br />

von „großer Kritik“ und „kleinen Schritten“ bedeutet<br />

eine permanente Spannung, die auch zu zum Teil heftigen Disputen<br />

führen kann. Die Rolle des <strong>Netz</strong>büros sehe ich dabei in<br />

einer vermittelnden Funktion: Die inhaltliche Debatte mit vorantreiben<br />

und zugleich in Alltagssprache übersetzen und für<br />

möglichst viele Menschen und Gruppen im <strong>Netz</strong> und übers<br />

<strong>Netz</strong> hinaus zugänglich zu machen auf der einen Seite – die<br />

gewonnenen Erkenntnisse in das Klein-Klein politischer Arbeit<br />

und Bündnisse einbringen auf der anderen Seite.<br />

Es bleibt die Herausforderung für uns alle, die Kritik am kapitalistischen<br />

Verwertungsprozess nicht nur zu vermitteln, sondern<br />

diesen durch intensive Arbeit an systemüberschreitenden<br />

Alternativen zu überwinden helfen.<br />

Dr. Sabine Ferenschild<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts SÜDWIND<br />

1998<br />

„Kampagne Erlassjahr 2000:<br />

Entwicklung braucht Entschuldung“<br />

„Die weiße Rasse unter Waffen“ –<br />

Kernpunkte des neuen strategischen NATO-<br />

Grundsatzdokuments<br />

Leitartikel <strong>Netz</strong>telegramme<br />

„Alte Schulden rosten nicht“<br />

„Erlaßjahr 2000“<br />

Kampagnenpapier<br />

<strong>Netz</strong>versammlung

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