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Die Modifikationsphase in der Therapie nach ... - Andreas Starke

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• <strong>Die</strong> langsame Sprechbewegung sollte e<strong>in</strong> möglichst getreues Abbild <strong>der</strong> Sprechbewegung <strong>in</strong><br />

Normalgeschw<strong>in</strong>digkeit se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>schließlich aller dialektbed<strong>in</strong>gten und an<strong>der</strong>en Eigenheiten<br />

(Ausnahme: Vokale<strong>in</strong>sätze, siehe unten). Das Schriftbild kann nicht als Orientierung dienen,<br />

son<strong>der</strong>n schadet eher. E<strong>in</strong> phonetisch sachverständiger Übungsleiter ist zu empfehlen!<br />

• Es sollten ke<strong>in</strong>e regelmäßigen Pausen zwischen den Wörtern entstehen.<br />

Zusammenhängendes Sprechen enthält ke<strong>in</strong>e Pausen außer den Pausen, die zum Nachatmen<br />

gebraucht werden, und gelegentliche Pausen zum Zwecke <strong>der</strong> Betonung.<br />

• Durch die Verlangsamung kann man weniger Silben auf e<strong>in</strong>en Atemzug sprechen. <strong>Die</strong><br />

unbewußte Planung <strong>der</strong> Phrasenlänge wird gestört. Man sollte beim Zeitlupensprechen locker<br />

<strong>nach</strong>atmen, sobald man sich da<strong>nach</strong> fühlt, auch wenn das im Zusammenhang vielleicht falsch<br />

wirkt.<br />

• Man denke sich die Sprechbewegung als e<strong>in</strong>e Abfolge von Teilbewegungen, mit denen man<br />

sich von Zielposition (für die Lautbildung) zu Zielposition vorwärts bewegt. <strong>Die</strong> Zielposition wird<br />

nur jeweils kurze Zeit beibehalten, Sprechen besteht zum größten Teil aus<br />

Übergangsbewegungen.<br />

• <strong>Die</strong> Zeitlupenbewegung sollte etwas lauter gesprochen und etwas deutlicher artikuliert<br />

werden (sog. 110-Prozent-Regel). Wegen <strong>der</strong> Konzentration besteht die Tendenz, daß das<br />

Sprechen leise und die Artikulationsbewegung schlaff wird. Bei Beachtung <strong>der</strong> 110-Prozent-<br />

Regel wird es meist gerade richtig.<br />

• Bei Verschlußlauten (/b/, /p/, /d/, /t/, /g/, /k/) wird das Löschungsgeräusch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitlupe<br />

weit deutlicher hörbar als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Normalgeschw<strong>in</strong>digkeit. Es ist meist notwendig, sich daran zu<br />

gewöhnen, daß z.B. bei <strong>der</strong> extrem verlangsamten Lösung des Verschlusses bei /t/<br />

(Zungenspitze o<strong>der</strong> vor<strong>der</strong>er Zungenrücken am vor<strong>der</strong>en harten Gaumen mit Abschluß des<br />

gesamten Mundraumes durch Kontakt <strong>der</strong> Zungenrän<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> oberen Zahnreihe bzw.<br />

Gaumen) e<strong>in</strong>e hörbare Turbulenz entsteht, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitlupe e<strong>in</strong>e gewisse Dauer hat. <strong>Die</strong>se<br />

Turbulenz liegt z. B. im Falle des /t/ etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des /s/ o<strong>der</strong> /sch/ (beide stimmlos).<br />

• Beim Zeitlupensprechen wird das /h/ nicht als Laut gewertet, son<strong>der</strong>n nur als Markierung für<br />

e<strong>in</strong>e verhauchten Stimme<strong>in</strong>satz, d.h. man läßt etwas Atem fließen und setzt die Stimme auf die<br />

fließende Luft e<strong>in</strong>.<br />

• Bei Sprechern, die e<strong>in</strong> "rollendes" /r/ sprechen, beachte man, daß das Rollen nicht<br />

verlangsamt werden kann, da es e<strong>in</strong> aerodynamisches Ereignis ist. Was verlangsamt werden<br />

kann, ist die Bewegung <strong>in</strong> die Stellung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> "es rollt", und die Bewegung aus dieser Stellung<br />

<strong>in</strong> die Stellung für den nächsten Laut.<br />

• Es muß angestrebt werden, daß alle Bewegungselemente (Atem, Stimme, Artikulation) sehr<br />

bewußt wahrgenommen werden. Es hilft, die Augen zu schließen.<br />

• <strong>Die</strong> gedankliche H<strong>in</strong>wendung auf die Bewegung wird auch dadurch unterstützt, daß man den<br />

Bewegungsablauf <strong>in</strong> Worten beschreibt, ohne die jeweiligen Laute (o<strong>der</strong> Buchstaben) zu<br />

nennen.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip, daß das Zeitlupensprechen e<strong>in</strong> getreues Abbild <strong>der</strong> Produktion se<strong>in</strong> soll, wird an<br />

e<strong>in</strong>er Stelle durchbrochen. Wir empfehlen, daß man e<strong>in</strong>en "verriebenen" bzw. "unsauberen"<br />

Stimme<strong>in</strong>satz übt und diesen bei Vokale<strong>in</strong>sätzen, d.h. bei Wörtern, die mit e<strong>in</strong>em Vokal<br />

anfangen, anwendet. Dabei führen die Stimmlippen zunächst e<strong>in</strong>ige aperiodische Schw<strong>in</strong>gungen<br />

durch, bevor sie <strong>in</strong> die periodische Schw<strong>in</strong>gung übergehen, durch die e<strong>in</strong> glatter Stimmton<br />

entsteht. Der "unsaubere" Stimme<strong>in</strong>satz hört sich wie das Geräusch beim Stöhnen bzw.<br />

Seufzen an ("Xxxach, wann hört das endlich auf!")<br />

Der Grund dafür, diesen "unsauberen Stimme<strong>in</strong>satz" zu üben ist, daß <strong>der</strong> Pullout (siehe unten)<br />

meist nicht möglich ist, wenn <strong>der</strong> Stotterer aus e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>em festen Schluß <strong>der</strong> Stimmlippen<br />

("Stimmblockade") heraus e<strong>in</strong>en idealen Stimme<strong>in</strong>satz anstrebt. Der unsaubere Stimme<strong>in</strong>satz<br />

erhöht die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, daß e<strong>in</strong> bruchloser allmählicher Übergang <strong>in</strong> die normale<br />

Stimmproduktion gel<strong>in</strong>gt.

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