Gieleßen, H.: Anisotropie des photoelastischen Effekts in gewalzten ...
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120 IMW - Institutsmitteilung Nr. 19 (1994)<br />
zen auszuschließen. Die Ausgangskörner zeigten<br />
deutliche Elongationen mit e<strong>in</strong>er ungefähr doppelt so<br />
großen Länge wie Breite. Die Korngrößen variierten<br />
von 50 µm bis 100µm. Bei e<strong>in</strong>er Rekristallisationstemperatur<br />
von 100°C begann nach 6 M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>e kugelförmige<br />
Kornform aufzutreten, die Korngröße verr<strong>in</strong>gerte<br />
sich um 20%. Nach 20 M<strong>in</strong>uten war e<strong>in</strong>e kugelförmige<br />
Gestalt der Körner erreicht, wobei die Korngröße<br />
bis t=30 m<strong>in</strong> konstant blieb. Danach fand e<strong>in</strong>e<br />
sekundäre Rekristallisation statt, welche große Körner<br />
bildete (Abb. 8) und makroskopisch nach dem Ätzen<br />
beobachtet werden konnte.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Temperatur von 120°C begann die sekundäre<br />
Rekristallisation bereits nach 6 M<strong>in</strong>uten, jedoch<br />
wurde e<strong>in</strong>e Korngröße von 200µm nicht überschritten,<br />
obwohl die Proben 30 M<strong>in</strong>uten lang dieser Temperatur<br />
ausgesetzt waren. Bereits nach 10 M<strong>in</strong>uten<br />
war diese Größe erreicht und zur gleichen Zeit wurde<br />
die Struktur kugelförmig. Die sekundäre Rekristallisation<br />
begann schon nach 4 M<strong>in</strong>uten als e<strong>in</strong>e Temperatur<br />
von 150°C verwendet wurde. Die endgültige<br />
Größe wurde nach 6 M<strong>in</strong>uten erreicht, aber die Verr<strong>in</strong>gerung<br />
der Kornstreckung trat erst bei t= 15 m<strong>in</strong> auf.<br />
Natürlich kann erwartet werden, daß die sekundäre<br />
Rekristallisation bei e<strong>in</strong>er Erhöhung der Temperatur<br />
zu früheren Zeiten stattf<strong>in</strong>det. Im Gegensatz dazu<br />
steht die Verm<strong>in</strong>derung der Kornstreckung, welche<br />
bei Erhöhung der Temperatur zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt<br />
e<strong>in</strong>setzt. Bei hohen Glühtemperaturen wurden<br />
ger<strong>in</strong>ge endgültige Korngrößen erhalten. Hohe Temperaturen<br />
rufen e<strong>in</strong>e Koagulation der Ausscheidung<br />
hervor /7/. Daraus folgt, daß e<strong>in</strong>e höhere Anzahl von<br />
Körnern <strong>in</strong> der Lage ist gleichzeitig zu wachsen wodurch<br />
die Ausbildung kle<strong>in</strong>erer Körner begünstigt<br />
wird. Bei e<strong>in</strong>phasigem Material kann dieser Effekt<br />
durch Verunre<strong>in</strong>igungen hervorgerufen werden. Bei<br />
Silberchlorid, welches sichtbarem Licht ausgesetzt<br />
wurde, ist immer koaguliertes Silber vorhanden, welches<br />
möglicherweise verantwortlich für diesen Effekt<br />
ist.<br />
Korngrößen von rekristallisiertem Silberchlorid<br />
800<br />
Korngröße [µm]<br />
600<br />
400<br />
200<br />
T = 100°C<br />
T = 120°C<br />
T = 150°C<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
t [m<strong>in</strong>]<br />
Abb. 8: Kornwachstum von AgCl bei verschiedenen Rekristallisationstemperaturen und 30%igem Umformgrad<br />
5 Spannungsoptischer Effekt <strong>in</strong> monokristall<strong>in</strong>em<br />
Silberchlorid<br />
Um spannungsoptische Effekte mit Texturen <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
br<strong>in</strong>gen zu können, ist es notwendig,<br />
die Beziehung zwischen Spannungszustand und<br />
spannungsoptischem Effekt, also relative Verzögerung<br />
und Auslöschungsw<strong>in</strong>kel, zu quantifizieren. Aus<br />
diesem Grund wurden Untersuchungen am E<strong>in</strong>kristall<br />
durchgeführt. Im Allgeme<strong>in</strong>en fallen die Hauptspannungsrichtungen,<br />
die Hauptachsen der Indikatrix oder<br />
<strong>des</strong> Fresnel-Ellipsoids, die Kristallachsen, die Wellennormale<br />
und die Orientierung der Probe nicht zusammen.<br />
In den gegenwärtigen Untersuchungen werden<br />
Probenrichtung, Spannungsrichtung und Richtung<br />
der Wellennormalen gleich gewählt. In diesem Falle<br />
muß nur die Orientierung <strong>des</strong> Index-Ellipsoids und die<br />
Kristallorientierung <strong>in</strong> Bezug auf das Probenkoord<strong>in</strong>atensystem<br />
bekannt se<strong>in</strong>. Der Auslöschungsw<strong>in</strong>kel