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Naturschutzgeschichte UMG Berichte 6 Vorschriften zum Schutz von land- und forstwirtschaftlichen Kulturen bei Überhege des Wildes enthielt (Allgeuer 1967). Verfolgung „jagd- und fischereischädlicher“ Tierarten Tiere, die als jagd- oder fischereischädlich galten, durften hingegen schonungslos verfolgt werden. Die Binnenfischereiverordnung vom 16.8.1933 erklärte beispielsweise den Eisvogel als fischereischädlich. Auch Möwen, Taucher, Reiher, Kormoran, Schwan und Blässhuhn standen auf der Liste der schädlichen Tiere – nach Johann Schwimmer (1950), einem der ersten Naturschützer im Lande, der Schwan nur deshalb, weil sich damit „ein gutes Gulasch kochen“ ließ. „Und das Blässhuhn wurde erst schädlich, als ein Fischer diese Tiere in der Fastenzeit einem Kloster abliefern konnte“, zudem eignete es sich für die Erzeugung eines guten Schuhfetts. Auch die Wasseramsel, die sich ausschließlich von Insekten ernährt, wurde als „gewaltiger Schädling“ angesehen (Schwimmer 1950). Dazu äußerte sich der ständige Vertreter der österreichischen Landesfachstellen für Naturschutz, Günther Schlesinger, der heute als Vater des Österreichischen Naturschutzes gilt (Mittmannsgruber o.J.), anlässlich einer geplanten Verschärfung der Fischereibestimmungen 1936 folgendermaßen: […] ich verbinde den Ausdruck meines Erstaunens, dass Vorarlberg so rückständig ist. Derartige fischereigesetzliche Vorschriften sind in allen Kulturstaaten schon zum alten Eisen geworfen worden. Insbesondere ist es eine nach hunderten von Magenuntersuchungen erwiesene und allgemein bekannte Tatsache, dass die Wasseramsel überhaupt keine Fische nimmt. In hunderten von Mägen wurden nur Kerbtierreste gefunden. 1 Selbst Wasserfröschen wurden „Räubereien“ unter den Jungfischen nachgesagt 2 . Heute bedrohte Arten einst jagdbares Wild Als jagdschädlich galten unter anderem Luchs, Wildkatze, Fischotter, Uhu und Adler, ebenso wie Marder, Wiesel, Dachs und Eichhörnchen. Zum jagdbaren Wild zählten auch Wachtelkönig, Bekassine, Brachvogel und Kiebitz. Die rigorose Bekämpfung „schädlicher“ Raubtiere war erfolgreich: Der letzte Vorarlberger Wolf wurde Anfang der 1830er Jahre bei Bludenz erlegt (Bruhin 1868). Die Wildkatze kam bis 1918 im Balderschwangertal vor 3 , wo im selben Jahr auch der letzte Luchs erlegt wurde (Schlesinger 1937). Einer der letzten Braunbären Vorarlbergs weckte im Morgengrauen des 19. Juni 1879 Lady Wanda Douglas auf der Gaßneralpe im Großen Walsertal aus dem Schlaf und „brachte sie vor lauter Angst zum Zittern“. Das „grässliche Tier“, das eine Kuh reißen wollte, wurde von den Alpleuten mit Heugabeln, Schaufeln, alten Gewehren, Sensen und Stöcken in die Flucht geschlagen. Noch am selben Tag wurde der Bär im Gamperdonatal an der Grenze zu Graubünden abgeschossen (Douglass 1978). Der Fischotter kam nach Angaben von Josef Blumrich 1934 noch nachweislich an der Alfenz vor 4 , schlussendlich wurde aber auch er ausgerottet. Auch beim Landesgesetz zum Schutz des Maulwurfs aus dem Jahr 1921 ging es nicht 1 Schreiben Günther Schlesingers vom 20.11.1936 an Josef Blumrich 2 Schreiben Josef Blumrichs vom 4.5.1933 an den Präsidenten des Tierschutzvereins für Vorarlberg 3 Schreiben Josef Blumrichs vom 26.11.1936 an Günther Schlesinger 4 Schreiben Josef Blumrichs vom 26.11.1936 an Günther Schlesinger Seite 7 von 172
Naturschutzgeschichte UMG Berichte 6 Schutzbestimmungen für den Maulwurf so sehr darum, den Maulwurf selbst zu schützen, sondern um seine ökologische Funktion als natürlichen Schädlingsbekämpfer zu erhalten: Ziel war „eine gänzliche Ausrottung des als Massenverfolger von Engerlingen, Würmern, Schnecken und Mäusen nützlichen Maulwurfs“ zu verhindern (Röser 1982). Gefangen und getötet wurde der Maulwurf zu dieser Zeit übrigens wegen seines Fells (Bußjäger 1998). Das Gesetz beschränkte die Berechtigung dazu auf den Grundstückseigentümer bzw dessen Beauftragten (Allgeuer 1967). Seite 8 von 172
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