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Reduktion deutscher Diphthonge im Lautbestand der Dienstwörter ...

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k albotyra<br />

<strong>Reduktion</strong> <strong>deutscher</strong> <strong>Diphthonge</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Lautbestand</strong> <strong>der</strong> <strong>Dienstwörter</strong><br />

Gintautas Antanas POVILAITIS<br />

Vilniaus pedagoginis universitetas,Uþsienio kalbø fakultetas,<br />

Vokieèiø filologijos ir didaktikos katedra<br />

Studentø 39, Vilnius, LT-08106<br />

vfil.katedra@vpu.lt<br />

Vokieèiø kalbos dvibalsiø<br />

redukcija tarnybiniuose<br />

þodþiuose<br />

Straipsnyje nagrinëjami vokieèiø kalbos<br />

tarnybiniø þodþiø fonetinës realizacijos ypatumai.<br />

Ðie þodþiai sudaro 89% ið 100 daþniausiai<br />

vartojamø vokieèiø kalbos þodþiø ir spontaninëje<br />

dialoginëje kalboje 85% atvejø yra nekirèiuojami.<br />

Dezakcentuacija lemia fonetiná juos sudaranèiø<br />

segmentø susilpnëj<strong>im</strong>à, kuris pasireiðkia redukcija,<br />

as<strong>im</strong>iliacija, elizija ir dar vadinamas „silpnosiomis<br />

formomis“.<br />

Tyr<strong>im</strong>o objektas yra vokieèiø kalbos dvibalsiai,<br />

pavartoti vienskiemeniuose tarnybiniuose<br />

þodþiuose. Audicinio ir akustinio eksper<strong>im</strong>ento<br />

The present article is an analysis of peculiarities<br />

related to phonetic realisation of German auxiliary<br />

words. The said words constitute 89% of the list of<br />

the 100 most frequently used words in the German<br />

language. In spontaneous and dialogue speaking,<br />

they are unstressed in 85% of cases. De-accentuation<br />

results in weakening of the constituent segments,<br />

which further manifests itself in the forms of<br />

reduction, ass<strong>im</strong>ilation, or elision. Such weakening<br />

is also called “weak forms”.<br />

The object of the research is German diphthongs<br />

used in monosyllabic auxiliary words. The following<br />

peculiarities of diphthong reduction have been<br />

Santrauka<br />

bûdu nustatyti dvibalsiø redukcijos ypatumai: jø<br />

monoftongizav<strong>im</strong>as, monoftongo centralizacija,<br />

dvibalsio iðkrit<strong>im</strong>as. Pvz.: ein - [’a®en]>[an]>[L/<br />

´n]>[²]; aus - [’a®os]>[as]>[Ls]. Pasitvirtina nuomonë,<br />

jog istoriniai dvibalsiø kaitos dësningumai,<br />

kaip monoftongizacija ir centralizacija, ir ðiandien<br />

gal<strong>im</strong>i spontaniniame dialoge iðtartuose tarnybiniuose<br />

þodþiuose.<br />

Esminiai þodþiai: tarnybiniai þodþiai, silpnosios<br />

formos, dezakcentuacija, monoftongizav<strong>im</strong>as,<br />

monoftongo centralizacija, elizija.<br />

Summary<br />

Reduction of German Diphthongs in Auxiliary Words<br />

distinguished on the basis of auditory and acoustic<br />

exper<strong>im</strong>ents: monophthongisation, monophthong<br />

centralisation, and diphthong el<strong>im</strong>ination. E.g.: ein<br />

- [’a®en]>[an]>[L/´n]>[²]; aus - [’a®os]>[as]>[Ls].<br />

The exper<strong>im</strong>ent proves the opinion that historical<br />

principles of diphthong change, like<br />

monophthongisation and centralisation are still<br />

possible at present in auxiliary words pronounced<br />

during a spontaneous dialogue.<br />

Key words: auxillary words, weak forms,<br />

deaccentuation, monophthongisation, monophthong<br />

centralization, elizion.<br />

Die Untersuchung von einzelnen Lauten war eine<br />

unentbehrliche und nützliche Etappe für die<br />

Offenbarung <strong>der</strong> konstanten, invarianten Merkmale<br />

des phonologischen Systems einer Sprache, sie war<br />

aber zugleich nur die vorbereitende Arbeit für die<br />

Forschung <strong>der</strong> sprachlichen Elemente <strong>im</strong><br />

Redeprozess. Späteres Interesse <strong>der</strong> Forschungen<br />

galt <strong>der</strong> “Wortphonetik”, die das grundlegende<br />

Einleitung<br />

Konzept für die Kodifizierung <strong>der</strong> Aussprachenorm<br />

bildete (Bohmeier 1972: 25). Innerhalb eines<br />

Satzes gerät das Wort in komplizierte Beziehungen<br />

syntaktisch-semantischen Charakers, seine<br />

prosodische Struktur unterliegt <strong>der</strong> prosodischen<br />

Organisation von größeren Texteinheit, wie<br />

rhytmische Takte und Phrasen, und wird merklichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen ausgesetzt, die sich ihrerseits auf den<br />

Gintautas Antanas POVILAITIS<br />

60


þ m o g u s i r þ o d i s 2 0 0 7 I I I<br />

k albotyra<br />

<strong>Lautbestand</strong> des Wortes “legen” und seine<br />

Modifikationen hervorrufen. (Gajduèik 1972: 27)<br />

Die schrittweise Erweiterung <strong>der</strong><br />

Untersuchungsd<strong>im</strong>ension öffnete den Blik auf die<br />

Satzphonetik und auf die Kommunikationsphonetik,<br />

wobei es sich um die Gesamtheit <strong>der</strong> lautlichen<br />

Erscheinungen in natürlichen, spontanen<br />

Sprechakten handelt unter <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

extra- und intralinguistischen Faktoren.<br />

Im vorliegenden Beitrag beschäftigt man sich <strong>im</strong><br />

Sinne <strong>der</strong> Kommunikationsphonetik mit den<br />

<strong>Diphthonge</strong>n <strong>im</strong> <strong>Lautbestand</strong> <strong>der</strong> Dienstwürter des<br />

Deutschen. Diese Wortklasse wurde zum<br />

Forschungsobjekt gewählt, weil sie beson<strong>der</strong>s<br />

großen Modifikationen ihres <strong>Lautbestand</strong>es<br />

ausgesetzt ist, insbeson<strong>der</strong>e unter Bedingungen eines<br />

spontanen Dialogs. Das Ziel <strong>der</strong> Untersuchung<br />

bestand darin, die Gesetzmäßigkeiten <strong>der</strong><br />

artikulatorisch-akustischen Schwächung <strong>der</strong><br />

<strong>Diphthonge</strong> in <strong>der</strong> genannten Wortklasse zu<br />

erforschen und zu beschreiben.<br />

In <strong>der</strong> vorliterarischen Zeit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

deutschen Sprache wurden die altgermanischen<br />

<strong>Diphthonge</strong> monophthongiert, wobei sich diese<br />

Tendenz auch über die althochdeutsche Periode<br />

hingezogen hat. Das phonetische Wesen dieses<br />

Prozesses bestand darin, dass bivokalische<br />

Konstrukte, bestehend aus einem kurzen offenen<br />

und einem kurzen geschlossenen Vokal zu einem<br />

langen geschlossenen Vokal wurden, indem die erste<br />

Komponente unter dem Einfluss <strong>der</strong> zweiten<br />

gehoben wurde:<br />

got. laisjan > as. lêrian, nhd.“lehren”;<br />

got. stain >as. stên, nhd. “Stein”;<br />

got. ausô >as. ôra, nhd. “Ohr”;<br />

got. augô > as. ôga, nhd. “Auge”<br />

(Moskalskaja 1969: 35).<br />

Geschichtliches<br />

In <strong>der</strong> frühneuhochdeutschen Periode<br />

beobachtet man auch eine Monophthongierung <strong>der</strong><br />

<strong>Diphthonge</strong>, doch hier verläuft <strong>der</strong> Prozess<br />

vollständig umgekehrt; die zweite Komponente wird<br />

aufgehoben, und die <strong>Diphthonge</strong> werden zu langen<br />

gespannten Vokalen <strong>der</strong> hohen Zungenhebung: ie<br />

> [i:], uo > [u:], üe >[y:], z.B.:<br />

hier > hier [i:], fliegen > fliegen [i:];<br />

guot > gut [u:], buoch > buch [u:];<br />

güete > güte [y:], süe©e > süß [y:]<br />

(Moskalskaja 1969: 220).<br />

Pauschale Beobachtungen haben ergeben, dass<br />

die <strong>Diphthonge</strong> auch <strong>im</strong> Gegenwartsdeutsch<br />

monophthongiert werden können. In diesem<br />

Zusammenhang stellt sich die Frage, wie <strong>der</strong><br />

Monophthongierungsprozess <strong>im</strong> <strong>Lautbestand</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Dienstwörter</strong> verläuft.<br />

Bekanntlich sind von Lautschwächungen <strong>im</strong><br />

Redefluss beson<strong>der</strong>s häufig und beson<strong>der</strong>s erheblich<br />

Dienst- o<strong>der</strong> Funktionswörter betroffen, wie<br />

Artikel, Partikel, Konjunktionen, Präpositionen,<br />

Pronomina, Modalwörter, Formen von Modal- und<br />

Hilfsverben, manche Adverbien und Numeralien<br />

(Meinhold 1973, Rausch, Rausch 1991: 186 – 206;<br />

Rues 1991). Die Schwächungen des <strong>Lautbestand</strong>es<br />

dieser Wortklasse - auch schwache Formen genannt<br />

– äußern sich in <strong>der</strong> <strong>Reduktion</strong>, Ass<strong>im</strong>ilation und<br />

Elision und kann <strong>im</strong> phonetischen Sinne dadurch<br />

erklärt werden, dass die <strong>Dienstwörter</strong> in spontanen<br />

Dialogen zu 85% in unbetonter, pro- o<strong>der</strong><br />

entklitischer Phrasenposition auftreten (Peters<br />

1999: 99-103). Die Konzentration <strong>der</strong><br />

Artikulationsenergie bei <strong>der</strong> Betonung <strong>der</strong><br />

sinntragenden Elemente des rhythmischen Taktes<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Phrase ist zugleich ein Entzug <strong>der</strong> Energie<br />

auf den unbetonten Elementen des Redeflusses. Zu<br />

diesen unbetonten Elementen gehören auch<br />

<strong>Dienstwörter</strong><br />

<strong>Dienstwörter</strong>, weil sie eine sehr niedrige funktionale<br />

Auslastung und somit ein sehr hohes<br />

Redundanzniveau aufweisen. Davon zeugen<br />

folgende Eigenschaften dieser Wortklasse:<br />

- <strong>Dienstwörter</strong> sind synsemantisch, d. h. sie haben<br />

keine (o<strong>der</strong> eine nur sehr schwer erfassbare)<br />

lexikalische Bedeutung und üben eine rein<br />

strukturelle Funktion aus, indem sie syntaktische,<br />

syntagmatische und textuelle Beziehungen<br />

herstellen;<br />

- <strong>Dienstwörter</strong> gehören zu einer geschlossenen<br />

Wortklasse, d.h. es ergibt sich die Möglichkeit, eine<br />

vollständige und endgültige Liste dieser Wörter<br />

zusammenzustellen;<br />

- <strong>Dienstwörter</strong> weisen eine sehr hohe<br />

Gebrauchshäufigkeit auf und gehören in je<strong>der</strong><br />

Sprache zum Grundwortschatz. Im Deutschen<br />

bilden sie 89% aller meist gebräuchlichen Wörter<br />

(Wängler 1963). Wie bekannt, ist die hohe<br />

Gebrauchshäfigkeit ein Merkmal <strong>der</strong> niedrigen<br />

ISSN 1392-8600<br />

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<strong>Reduktion</strong> <strong>deutscher</strong> <strong>Diphthonge</strong> <strong>im</strong> <strong>Lautbestand</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Dienstwörter</strong><br />

Vokieèiø kalbos dvibalsiø redukcija tarnybiniuose<br />

þodþiuose<br />

funktionalen Auslastung und zugleich einer hohen<br />

Entberlichkeit eines Redeelements (Meier 1961).<br />

Aus den oben genannten Gründen wurden zum<br />

Forschungsobjekt <strong>Dienstwörter</strong> gewählt, weil sie<br />

durch extreme Lautschwächungen in einem<br />

spontanen Alltagsgespräch die Tendenz zur<br />

Destruktion <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> am deutlichsten<br />

illustrieren können.<br />

Untersuchungsmaterial und – methodik<br />

Das Untersuchungskorpus bestand aus<br />

spontanen, ungezwungenen Alltagsgesprächen,<br />

<strong>der</strong>en Tonaufnahmen von 6 Mitarbeitern <strong>der</strong><br />

Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen, -<br />

heute Universität Erfurt – freundlicherweise zur<br />

Verfügung gestellt worden waren (die gesamte<br />

Klangdauer <strong>der</strong> Texte betrug 2 Stunden und 10<br />

Minuten).<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung wurde eine komplexe<br />

Forschungsmethode verwendet, die eine<br />

linguistische Analyse <strong>der</strong> vorhandenen Literatur<br />

voraussetzte und aus einem Identifikationstest, aus<br />

einer auditiven und akustischen Analyse bestand,<br />

Elemente mathematisch-statistischer Auswertung<br />

(relative Gebrauchshäufigkeit, relative Dauer <strong>der</strong><br />

<strong>Diphthonge</strong>) und nachfolgende Interpretation <strong>der</strong><br />

Forschungsergebnisse enthielt.<br />

Vor <strong>der</strong> auditiven Analyse wurden die<br />

Tonaufnahmen den Germanistikstudenten/Innen<br />

(16 Personen des 3. Studienjahres <strong>der</strong> genannten<br />

Bildungseinrichtung) vorgestellt mit <strong>der</strong> Aufgabe,<br />

die Sprechsituation <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Die auditive Analyse hat bestätigt, dass <strong>der</strong><br />

<strong>Lautbestand</strong> <strong>der</strong> <strong>Dienstwörter</strong> bedeutenden<br />

Schwächungsprozessen ausgesetzt ist, wie<br />

<strong>Reduktion</strong>, Ass<strong>im</strong>ilation und Elision.<br />

Von den drei deutschen <strong>Diphthonge</strong>n kommt das<br />

[˜®¸] in den <strong>Dienstwörter</strong>n nur selten vor, und zwar<br />

<strong>im</strong> Pronomen euch, dessen Häufigkeit <strong>im</strong><br />

Datenkorpus sehr gering ist und die Schwächung<br />

des <strong>Diphthonge</strong>s nicht beleget ist. Die <strong>Diphthonge</strong><br />

[a®o] und [a®e] wurden in den <strong>Dienstwörter</strong>n aus, auf,<br />

auch, ein, bei, sein, weil untersucht, wobei folgende<br />

starke und schwache Formen festgestellt wurden:<br />

auf - [’a®of]>[a/˜f]>[Lf],<br />

aus - [’a®os]>[as]>[ Ls],<br />

auch - [’a®ox]>[a/˜x]>[ Lx],<br />

ein - [’a®en]>[a/en]>[ L/´n]>[²/±/³].<br />

Obwohl alle oben angeführten <strong>Dienstwörter</strong> die<br />

gleiche Silbenstruktur besitzen (V+K), ist die Zahl<br />

<strong>der</strong> Allophone unterschiedlich: 3 bis 4. Das erste<br />

Glied in <strong>der</strong> Allophonreihe bildet die starke Form,<br />

zum Beispiel:<br />

auch aus dem, was uns bisher… - [ÿa®ox ÿa®os ‹de:m<br />

| vas®Lns b•s‹he:­],<br />

Forschungsergebnisse<br />

Gesprächstexte zu identifizieren. Die Tontexte<br />

wurden in 85% Fälle als ungezwungene, spontane<br />

Alltagsgespräche identifiziert worden.<br />

Der nächste Schritt <strong>der</strong> Untersuchung war die<br />

auditive Analyse, an <strong>der</strong> 5 geschulte Sprecherzieher<br />

aus Erfurt teilgenommen haben. Dazu wurden mit<br />

Hilfe eines Segmentators alle Tonausschnitte mit<br />

<strong>der</strong> Realisierung von Dienstwörten vorgenommen,<br />

die einen Diphthong enthielten. Die Aufgabe <strong>der</strong><br />

Testpersonen bestand darin, die mögliche<br />

Schwächung <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> festzustellen und und<br />

sie mit Hilfe <strong>der</strong> Transkriptionszeichen zu<br />

protokollieren.<br />

Zuletzt wurde die oszillographische Analyse <strong>der</strong><br />

genannten Tonausschnitte vorgenommen zum<br />

Zweck <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> relativen Dauer <strong>der</strong><br />

Silbenträger. Be<strong>im</strong> Audieren und während <strong>der</strong><br />

oszillographischen Analyse haben als<br />

Vergleichsbasis die von den gleichen Sprechern<br />

realisierten Tonaufnahmen <strong>der</strong> isoliert<br />

ausgesprochenen <strong>Dienstwörter</strong> gedient.<br />

das heißt, ein Gedicht wird… - [¢Ls ha®est | ÿa®en<br />

g´‹d•št v¥t].<br />

Die qualitative <strong>Reduktion</strong> führt zum Aufheben<br />

des Merkmals <strong>der</strong> artikulatorischen Labilität, d.h.<br />

die <strong>Diphthonge</strong> als bivokalische Konstrukte werden<br />

monophthongiert und treten als [a] auf. In den<br />

<strong>Dienstwörter</strong>n auf und auch wurde auch die<br />

Monophthongierung zum [˜] protokoliert, doch <strong>der</strong><br />

Häufigkeitsanteil solcher Fälle ist sehr niedrig (p<br />

= 0,27), was die Monophthongierung als Aufheben<br />

<strong>der</strong> zweiten Komponente des <strong>Diphthonge</strong>s<br />

interpretieren lässt.<br />

Die weitere Schwächung <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> vollzieht<br />

sich nach den <strong>Reduktion</strong>sgesetzmäßigkeiten <strong>der</strong><br />

kurzen Vokale (Povilaitis 1985: 61 – 69): das [a]<br />

bzw. [˜] werden zentralisiert und erscheinen als<br />

Schwa-Allophon [L]. Im <strong>Lautbestand</strong> des<br />

unbest<strong>im</strong>mten Artikels ein kann die Zentralisierung<br />

auch zum vor<strong>der</strong>en Schwa-Allophon [´] führen, weil<br />

beide Komponenten des genannte Diphthongs zur<br />

vor<strong>der</strong>en Zungenstellung gehöhren.<br />

Als volle Destruktion <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> wird <strong>der</strong><br />

Gintautas Antanas POVILAITIS<br />

62


þ m o g u s i r þ o d i s 2 0 0 7 I I I<br />

k albotyra<br />

Ausfall des Silbenträgers o<strong>der</strong> die Eliosion<br />

angesehen, was nur be<strong>im</strong> Diphthong [a®e] <strong>im</strong><br />

<strong>Lautbestand</strong> des einsilbigen unbest<strong>im</strong>mten Artikels<br />

ein beobachtet wird. Dies kann dadurch erklärt<br />

warden, dass die funktionale Auslastung des<br />

unbest<strong>im</strong>mten Artikels ein sehr niedrig und seine<br />

Unentberlichkeit sehr groß sind, was die opt<strong>im</strong>ale<br />

Schwächungen seines <strong>Lautbestand</strong>es verursacht, die<br />

bis zum Schwund des <strong>Diphthonge</strong>s führen kann.<br />

Außerdem begünstigt die Elision des Silbenträgers<br />

das finale [n], welches als Sonant be<strong>im</strong> Ausfall des<br />

Vokals die silbenbildende Funktion übernehmen<br />

kann. Zum Beispiel:<br />

aber das ist ein… - [Lv¥ ¢Ls®•s²],<br />

so ein schl<strong>im</strong>mes …- [sL² ‹µl•m´s],<br />

man hat ein Auto… - [mL hat ² ‹a®oto],<br />

das hat sie ein bisschen… - [ dLs hLt s´ ² b•s²].<br />

In den an<strong>der</strong>en <strong>Dienstwörter</strong>n, die den Diphthong<br />

[a®e] enthalten, wie bei, sein, weil endet <strong>der</strong><br />

<strong>Reduktion</strong>sprozess mit <strong>der</strong> Monophthongierung<br />

([a]), in seltenen Fällen mit <strong>der</strong> Zentralisierung<br />

([L]), doch niemals mit <strong>der</strong> Elision.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> festgestellten<br />

Allophone hat gezeigt, dass die <strong>Diphthonge</strong> am<br />

häufigsten in ihrer starken Form auftreten: be<strong>im</strong><br />

[a®o] ist p = 0,53 und bei [a®e] - p = 0,36. Eine<br />

Ausnahme bildet hier <strong>der</strong> unbest<strong>im</strong>mte Artikel ein,<br />

in dem die max<strong>im</strong>ale Häufigkeit auf die elidierte<br />

Variante fällt: p = 0,55. Die min<strong>im</strong>ale Häufigkeit<br />

weisen die monophthongierten und die<br />

zentralisierten Allophone auf; sie liegt bei 10% bis<br />

20%.<br />

Die oszillographische Untersuchung <strong>der</strong><br />

<strong>Dienstwörter</strong> ein und auch hat ergeben, dass die<br />

relative Dauer <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> für ihre qualitative<br />

<strong>Reduktion</strong> entscheidend ist. So behält <strong>der</strong><br />

Diphthong bei <strong>der</strong> durchschnittlichen Kürzung um<br />

33% seine starke Form, d.h. das Merkmal <strong>der</strong><br />

Bivokalität bleibt erhalten. Die weitere Kürzung -<br />

etwa 45% bis 55% - führt zur Monophthongierung.<br />

Die Schwa-Allophone treten bei <strong>der</strong> relativen<br />

Kürzung <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> um etwa 80% auf.<br />

Die <strong>Dienstwörter</strong> sind wegen ihrer niedrigen<br />

funktionalen Auslastung und hohen Redundanz<br />

bedeutenden Schwächungen des <strong>Lautbestand</strong>es<br />

ausgesetzt, die sich in <strong>der</strong> <strong>Reduktion</strong>, Ass<strong>im</strong>ilation<br />

und Elision äußern.<br />

Die Schwächung <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> vollzieht sich<br />

als stufenartiger <strong>Reduktion</strong>sprozess, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Monophthongierung beginnt und über die<br />

Zentralisierung bis zur vollen Destruktion des<br />

vokalischen Silbenträgers führen kann. Die Elision<br />

ist nur dem unbest<strong>im</strong>mten Artikel ein<br />

charakteristisch, wo die Häufigkeit dieser schwachen<br />

Form am größten ist. In den übrigen <strong>Dienstwörter</strong>n<br />

tritt am häufigsten die starke Form auf, worin sich<br />

Schlussfolgerungen<br />

die phonologische Tendenz <strong>der</strong> Aufbewahrung <strong>der</strong><br />

Opposition “bivokalisch vs. monovokalisch” äußert.<br />

Eine wichtige Voraussetzung <strong>der</strong> qualitativen<br />

Schwächung <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong> ist ihre quantitative<br />

<strong>Reduktion</strong>: die Monophthongierung vollzieht sich<br />

bei <strong>der</strong> approx<strong>im</strong>ativen Kürzung des <strong>Diphthonge</strong>s<br />

um etwa 50% und die Zentralisierung - um etwa<br />

80%.<br />

Die Monophthongierung <strong>der</strong> <strong>Diphthonge</strong><br />

verläuft meistens so, wie sie in <strong>der</strong><br />

frühneuhochdeutschen Periode <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

deutschen Sprache beobachtet wurde, d.h. durch<br />

Aufheben <strong>der</strong> zweiten Komponente.<br />

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63


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Vokieèiø kalbos dvibalsiø redukcija tarnybiniuose<br />

þodþiuose<br />

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Gintautas Antanas POVILAITIS<br />

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