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Risiko-Kommunikation

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<strong>Risiko</strong>-<strong>Kommunikation</strong><br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaften<br />

Technische Universität Berlin<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Gefühle<br />

• Die „gefühlte“ Temperatur<br />

• Die „gefühlte“ Inflation<br />

• „Gefühltes“ <strong>Risiko</strong>?<br />

• „Wahrgenommenes“ <strong>Risiko</strong>?<br />

• „Falsch“ (= nicht richtig) genommenes <strong>Risiko</strong>?<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Irritationen<br />

• Globaler Klimawandel beunruhigt am meisten<br />

21% stark, 48% mäßig insgesamt 69%<br />

• Rauchen beunruhigt deutlich weniger<br />

13% stark, 35% mäßig insgesamt 48%<br />

• Mobilfunk-Strahlung beunruhigt noch weniger<br />

4% stark, 23% mäßig insgesamt 27%<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Quantitative Kriterien: Wahl der Messgröße<br />

● Todesfälle pro gereiste Kilometer:<br />

Flugzeug<br />

Bahn<br />

3 : 10 Milliarden<br />

9 : 10 Milliarden<br />

● Todesfälle pro gereiste Stunden:<br />

Bahn<br />

Flugzeug<br />

9 : 10 Millionen<br />

24 : 10 Millionen<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Quantitative Kriterien<br />

• Manchmal gibt es fast zu viele Daten<br />

> Autoverkehr<br />

• Häufig ist die Datenlage unübersichtlich<br />

> Medizinische Therapie<br />

• Immer häufiger gibt es keine statistische Datenbasis<br />

> Genmanipulierte Pflanzen<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Quantitative Kriterien<br />

• Wahrscheinlichkeit von Schadensereignissen<br />

• Möglicher Schadensumfang<br />

• Ursache bzw. Quelle<br />

• Prozesse<br />

• Grenzwerte<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Ein Gott versprach den Menschen die Erfüllung ihres<br />

uralten Traumes – sie jederzeit schnell dorthin zu<br />

bringen, wohin sie wollten. Als Preis verlangte er<br />

allerdings pro Jahr 10.000 Menschenopfer. Empört<br />

wiesen die Menschen das Ansinnen ab.<br />

Dann kam das Automobil.<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Qualitative Kriterien: <strong>Risiko</strong>-Eigenschaften<br />

• Punktuelle Häufigkeiten / Katastrophen<br />

R(A) > R(B) , obwohl NTod (A) < NTod (B) ,<br />

weil N(A) zu einem Zeitpunkt, N(B) zeitlich verteilt.<br />

Bei medizinischen Notfällen an Bord von Flugzeugen sterben im<br />

Laufe eines Jahres mehr Menschen als bei Flugzeugabstürzen.<br />

Bei amerikanischen Fluglinien registriert die FAA jährlich rund<br />

14.000 Herzattacken und andere Notfälle. Etwa 350 davon<br />

verlaufen tödlich – Tendenz steigend.<br />

Bei Flugzeugunglücken starben in den USA seit 1978 im<br />

Durchschnitt 118 Passagiere pro Jahr.<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Qualitative Kriterien: <strong>Risiko</strong>-Eigenschaften<br />

• Folgen für künftige Generationen<br />

> Klimawandel<br />

• Irreversibilität der Folgen<br />

> Gentechnik<br />

• Sicherheit tödlicher Folgen<br />

> Flugzeug<br />

• Sinnliche Erfahrbarkeit<br />

> Strahlung<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Qualitative Kriterien: <strong>Risiko</strong>-Eigenschaften<br />

• Unmittelbarkeit / Verzögerung der Folgen<br />

> Schlangenbiss, Rauchen<br />

• Schrecklichkeit / Vorstellbarkeit der Folgen<br />

> BSE, Terroranschläge<br />

• Natürlichkeit der Bedrohung<br />

> Erdbeben, Kernkraftwerk<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Qualitative Kriterien: <strong>Risiko</strong>-Situation<br />

• Freiwilligkeit der <strong>Risiko</strong>-Übernahme<br />

> Sport vs. Großtechnik<br />

• Reale / vermutete Einflussmöglichkeit<br />

> Auto vs. Flugzeug<br />

• Persönliche Erfahrung und Betroffenheit<br />

> Rasenmähen vs. Flughafen<br />

• Kongruenz von Nutznießer und <strong>Risiko</strong>träger<br />

> Angestellter vs. Anwohner eines AKW<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


„The risks that kill you are not necessarily the risks<br />

that anger and frighten you.“<br />

Peter Sandman<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Illusionen der <strong>Risiko</strong>kommunikation<br />

„Wir müssen den Leuten die Zahlen zeigen“<br />

• Normalbürger sind keine Statistiker.<br />

• Normalbürger denken nicht nur an Krankheit und Tod.<br />

• Normalbürger können Risiken nicht aggregieren<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Illusionen der <strong>Risiko</strong>kommunikation<br />

„Wir müssen die Bedeutung der Zahlen erklären“<br />

• Vergleichszahlen sind schwierig darzustellen.<br />

• Die eindruckvollsten Vergleiche sind unsinnig.<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


„There is no point in getting into a panic about the<br />

risks of life until you have compared the risks which<br />

worry you with those that don‘t, but perhaps should.“<br />

Lord Rothchild<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


<strong>Risiko</strong> für den Einzelnen, innerhalb eines<br />

Jahres vorzeitig zu sterben<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

Flugreisen (USA) 5,9<br />

Blitzschlag 6,3<br />

Bienenstich 6,7<br />

Schlangenbiss 10 ~7<br />

Tornados 5,7<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Autofahren (USA) 3,6<br />

Autofahren (BRD) 3,1<br />

Zigarettenrauchen (20/Tag) 2,3<br />

1<br />

0<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Illusionen der <strong>Risiko</strong>kommunikation<br />

„Wir müssen die Bilanz erklären“<br />

• Bürger merken die Absicht und sind verstimmt.<br />

• Bürger verrechnen Risks nicht gerne gegen Benefits.<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Art der Information (I)<br />

• Menge der Information und Info-Quellen<br />

> Brustkrebsbehandlung / Hormone<br />

• Unverständlichkeit von Information<br />

> Electro-Magnetic Fields (EMF)<br />

• Widersprüchlichkeit / Revidierung von Informationen<br />

> Fett, Cholesterin (Frühstücksei !)<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Fettbremse im Dotter<br />

Wem das Ei zum Frühstück schmeckt, den plagt oft das<br />

Gewissen: Ungesund! Zuviel Cholesterin.<br />

Dass Eier tatsächlich viel Cholesterin enthalten, bestätigen<br />

Ernährungswissenschaftler aus Kansas.<br />

Sie fanden aber auch einen Stoff im Dotter, der als Fettbremse<br />

dafür sorgt, dass nur ein Teil des schädlichen Lipids ins Blut<br />

gelangt.<br />

Diese Entdeckung könnte erklären, weshalb in früheren<br />

Studien kein Zusammenhang zwischen Blutfettwerten und<br />

Eierkonsum entdeckt wurde.<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Art der Information (II)<br />

• Instrumentalisierung von Information durch Selektion<br />

> Medien fokussieren auf große Schäden<br />

• Manipulation von Information durch die Darstellung<br />

> Ursachen und Folgen eines Klimawandels<br />

• Inkorrektheit oder Verheimlichung von Information<br />

> Chemieunfälle / Seveso<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Warum wird kommuniziert?<br />

<strong>Risiko</strong>kommunikation muss situationsgerecht sein:<br />

h Normalfall ? - u.a.:<br />

- Informationsangebote und -abfragen im Internet<br />

h Krisenfall ? - u.a.:<br />

- Rollenverteilung, Hotlines,<br />

h Fall mit Konfliktpotenzial ? - u.a.:<br />

- Dialog-orientierte öffentliche Foren<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Wer kommuniziert mit wem?<br />

<strong>Risiko</strong>kommunikation muss adressatengerecht sein:<br />

h Wissenschaftler / Experten<br />

h Ämter und Behörden<br />

h Medien / Multiplikatoren<br />

h Betroffene Personen / Gruppen<br />

u.a. Arbeitsgruppen<br />

u.a. Dokumentation<br />

u.a. Internetforen<br />

u.a. Fokusgruppen<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Sensibilisierung<br />

• Übersensibilisierung:<br />

„man kann ja nichts mehr essen“<br />

Bsp.: Fleischverzehr<br />

• Desensibilisierung:<br />

„ich höre gar nicht mehr hin“<br />

Bsp.: Rauchen<br />

Prof. Dr. Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin


Helmut Jungermann<br />

Technische Universität Berlin<br />

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