14.4.09 Birgit Richter 1. K0 von Dedekindringen Im Folgenden sei R ...
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<strong>14.4.09</strong> <strong>Birgit</strong> <strong>Richter</strong><br />
<strong>1.</strong> K 0 <strong>von</strong> <strong>Dedekindringen</strong><br />
<strong>Im</strong> <strong>Folgenden</strong> <strong>sei</strong> R ein Integritätsbereich.<br />
Da R insbesondere kommutativ ist, spaltet Z <strong>von</strong> K 0 (R): Für beliebige Ringe haben wir die Abbildung<br />
K 0 (χ): Z = K 0 (Z) → K 0 (R).<br />
Ist R kommutativ, so können wir ein Primideal p ⊂ R wählen und für einen endlich erzeugten projektiven<br />
R-Modul P die Abbildung Proj(R) → Z, (P ) ↦→ rang(P p ) betrachten. Diese spaltet K 0 (χ). Wir haben also<br />
K 0 (R) ∼ = Z ⊕ ˜K 0 (R). Dedekindringe geben Beispiele für nicht-triviale ˜K 0 (R).<br />
<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Dedekindringe und gebrochene Ideale.<br />
Definition <strong>1.</strong><strong>1.</strong> Der Integritätsbereich R heißt Dedekindring, falls<br />
(1) R nothersch ist,<br />
(2) R ganz abgeschlossen in K = Quot(R) ist und<br />
(3) jedes 0 ≠ p ∈ Spec(R) maximal ist.<br />
Definition <strong>1.</strong>2. Für einen Integritätsbereich R mit K = Quot(R) heißt ein R-Untermodul <strong>von</strong> K, 0 ≠ M ⊂<br />
K, ein gebrochenes Ideal, falls es ein 0 ≠ a ∈ R gibt mit der Eigenschaft, dass aM ⊂ R.<br />
• Gewöhnliche Ideale I in R sind natürlich auch gebrochene Ideale. Zur Verdeutlichung nennt man sie<br />
in diesem Zusammenhang ganze Ideale.<br />
• Für ein x ∈ K × heißt (x) = xR ein gebrochenes Hauptideal.<br />
• Jeder endlich-erzeugte R-Modul M ⊂ K ist ein gebrochenes Ideal: Ist M erzeugt <strong>von</strong> m 1 , . . . , m n<br />
über R mit m i ∈ K, so gibt es ein 0 ≠ a ∈ R (Hauptnennerargument) mit am i ∈ R für alle 1 ≤ i ≤ n.<br />
Damit ist dann auch aM ⊂ R.<br />
• Ist R noethersch, so ist jedes gebrochene Ideal endlich erzeugt: Da aM ⊂ R ein gewöhnliches Ideal<br />
ist (für geeignetes 0 ≠ a), ist dieses endlich erzeugt und dann auch M.<br />
Definition <strong>1.</strong>3. Ein gebrochenes Ideal M heißt invertierbar, falls es ein gebrochenens Ideal N gibt mit<br />
M · N = R.<br />
Dieses N ist dann notwendigerweise gleich {x ∈ K|xM ⊂ R} =: Y M .<br />
Satz <strong>1.</strong>4. Ist R ein Dedekindring, so ist jedes Ideal 0 ≠ I <strong>von</strong> der Form I = p 1 · . . . · p r mit eindeutig<br />
bestimmten p i ∈ Spec(R).<br />
Korollar <strong>1.</strong>5. Für jedes Primideal 0 ≠ p in einem Dedekindring ist p·Y p = R. Damit ist jedes nicht-triviale<br />
Ideal invertierbar.<br />
Korollar <strong>1.</strong>6. Ist R ein Dedekindring und sind 0 ≠ I, J ganze Ideale in R, so ist I ⊂ J genau dann, wenn<br />
es ein ganzes Ideal L in R gibt, mit I = J · L.<br />
<strong>1.</strong>2. Definition der Idealklassengruppe.<br />
Korollar <strong>1.</strong>7. Für einen Dedekindring R bilden die gebrochenen Ideale eine abelsche Gruppe, genannt J R<br />
(manchmal auch Idealgruppe).<br />
Definition <strong>1.</strong>8. Die Faktorgruppe <strong>von</strong> J R bezüglich der Untergruppe der gebrochenen Hauptideale, P R , heißt<br />
Idealklassengruppe <strong>von</strong> R, Cl R .<br />
Es gibt eine surjektive Abbildung π : K × → P R , die a/b auf das <strong>von</strong> a/b erzeugte gebrochene Hauptideal<br />
schickt. Dieses Ideal ist trivial, falls (a/b) = R, und dies ist genau dann der Fall, wenn a/b = a mit a ∈ R × :<br />
0 R × K × <br />
J R<br />
<br />
Cl R<br />
0<br />
P R<br />
<br />
0<br />
1
2. Idealklassengruppen und K 0<br />
In diesem Abschnitt ist R durchgängig ein Dedekindring. Wir wollen den nicht-offensichtlichen Teil <strong>von</strong><br />
K 0 (R), ˜<strong>K0</strong> (R), identifizieren. Dafür müssen wir die Elemente <strong>von</strong> Proj(R) verstehen:<br />
Satz 2.<strong>1.</strong> Jeder endlich erzeugte projektive R-Modul ist isomorph zu einer direkten Summe <strong>von</strong> ganzen<br />
Idealen. Insbesondere erzeugen die Isomorphieklassen <strong>von</strong> Idealen K 0 (R).<br />
Lemma 2.2. Ist M ein gebrochenes Ideal und I ein ganzes Ideal, so gibt es ein a ∈ M mit M −1 a + I = R.<br />
Lemma 2.3. Jedes gebrochene Ideal kann <strong>von</strong> zwei Elementen erzeugt werden.<br />
Lemma 2.4. Sind M 1 , M 2 gebrochene Ideale, so ist M 1 ⊕ M 2 isomorph zu R ⊕ M 1 · M 2 .<br />
Satz 2.5. Für einen Dedekindring gilt<br />
K 0 (R) ∼ = Z ⊕ Cl R .<br />
Ein endlich erzeugter projektiver R-Modul P ist isomorph zu einer direkten Summe R k−1 ⊕ I P (hierbei ist<br />
k der Rang <strong>von</strong> P ) und der Isomorphismus ist induziert durch die Abbildung<br />
[P ] ↦→ (k, I P mod P R ).<br />
Der Satz benutzt hierbei eine alternative Charakterisierung der Idealklassengruppe. Es <strong>sei</strong> G R die Menge<br />
der ganzen Ideale 0 ≠ I ⊂ R.<br />
Lemma 2.6. Zwei Ideale I, J ∈ G R heißen äquivalent (I ∼ J), falls es 0 ≠ x, y ∈ R gibt mit xI = yJ.<br />
Dann gilt, dass Cl R<br />
∼ = GR / ∼ und zwei nicht-triviale ganze Ideale in R sind genau dann äquivalent, wenn<br />
sie als R-Moduln isomorph sind.<br />
Beispiele.<br />
• Die Idealklassengruppe ist trivial für Hauptidealringe. (Folgt leicht mit der Beschreibung als G R / ∼).<br />
• Eine wichtige Beispielklasse für Dedekindringe sind ganze Abschlüsse in Zahlkörpern: Es <strong>sei</strong> L eine<br />
endliche Körpererweiterung <strong>von</strong> Q und O L <strong>sei</strong> der ganze Abschluss <strong>von</strong> Z in L. Dann ist O L ein<br />
Dedekindring. Ein wichtiger Satz der Zahlentheorie besagt, dass Cl OL endlich ist.<br />
• Ein handliches Beispiel ist Z[ √ −5] ⊂ Q( √ −5).<br />
Cl Z[<br />
√ −5]<br />
∼ = Z/2Z<br />
mit Erzeuger I = (3, 2 + √ −5).<br />
Es ist leicht zu sehen, dass I kein Hauptideal ist, also nicht-trivial ist: Falls (3, 2 + √ −5) =<br />
(a + b √ −5), so wäre 3 schreibbar als Produkt 3 = (a + b √ −5)(c + d √ −5). Multiplikation mit den<br />
Konjugierten gibt dann (a 2 +5b 2 )(c 2 +5d 2 ) = 9. Wäre die Zerlegung nicht-trivial, müßte 3 = a 2 +5b 2<br />
gelten mit ganzen Zahlen a, b und das geht nicht.<br />
Das Ideal I ist ein Primideal und somit maximal: In Z[ √ −5]/I ist 1 gleich √ −5 und die Restklassen<br />
der skalaren Anteile laufen wegen 3 ∈ I nur über die Klassen in F 3 und daher ist dies der<br />
Restklassenkörper.<br />
Wir wissen, dass I nicht-trivial ist. Die Ordnung <strong>von</strong> I ist genau zwei, weil<br />
(3, 2 + √ −5) 2 = (2 + √ −5)<br />
ist, also ein Hauptideal, und damit trivial:<br />
Es ist leicht zu sehen, dass 2 + √ −5 enthalten ist in (3, 2 + √ −5) 2 , weil<br />
3 2 − 3(2 + √ −5) + (2 + √ −5) 2 = 9 − 6 − 3 √ −5 − 1 + 4 √ −5 = 2 + √ −5.<br />
Umgekehrt ist 9 = (2 + √ −5)(2 − √ −5) und die Elemente (2 + √ −5) 2 und 3(2 + √ −5) sind offensichtlich<br />
in (2 + √ −5).<br />
Wir zeigen hier nicht, dass es keine anderen Erzeuger für die Idealklassengruppe gibt.<br />
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