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Regeln sind für Mädchen - Jungen brauchen ... - Peter-may.de

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gehört auch, daß nicht nur im Deutschunterricht selbst, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>n übrigen Fächern<br />

auf Rechtschreibung und or<strong>de</strong>ntliches Schreiben Wert gelegt wird. 12<br />

Es geht also um die Verbindung bei<strong>de</strong>r Aspekte: Rechtschreibunterricht darf sich nicht in<br />

formalen und oberflächenphänomenorientierten Übungen erschöpfen, son<strong>de</strong>rn muß von<br />

Anfang an <strong>de</strong>n inhaltlichen Bezug <strong>de</strong>r Wörter zur Erfahrungswelt <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r stärker in <strong>de</strong>n<br />

Mittelpunkt rücken. Die Kin<strong>de</strong>r müssen Gelegenheit haben, Orthographie in ihrer eigenen<br />

Wörterwelt zu ent<strong>de</strong>cken. Gleichzeitig muß Unterricht Erkenntnisse systematisieren und<br />

Lernprozesse verstetigen, d.h. Kin<strong>de</strong>r auch dazu anhalten, ihre eigenen, noch beschränkten,<br />

Erfahrungen und Bedürfnisse zu erweitern und sich auf regelmäßige Übungen einzulassen.<br />

Dazu wie<strong>de</strong>r ein Beispiel: Die Mutter von Lennart und seine Lehrerin sorgten sich, daß er -<br />

obwohl er schnell lesen gelernt hatte - nach anfänglich guten Erfolgen in <strong>de</strong>r Rechtschreibung<br />

merklich hinter vielen an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Klasse, die weniger gute Lernvoraussetzungen<br />

hatten als er, zurückblieb. Es stellte sich heraus, daß er seine Schreibaufgben im Wochenplan<br />

meist auf einmal, "kurz vor Torschluß", lustlos absolvierte und an <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Tagen so gut<br />

wie nichts schrieb. Als Lehrerin und Mutter übereinkamen und durchsetzten, daß Lennart je<strong>de</strong>n<br />

Tag eine kleine Min<strong>de</strong>stmenge schrieb und seine Übungen regelmäßig wie<strong>de</strong>rholte, glich<br />

Lennart ziemlich schnell seinen Rückstand im Rechtschreiben aus. - Ich glaube, daß Lennart<br />

ein typischer Junge ist.<br />

Literaturhinweise:<br />

Balhorn, H. / Büchner, I. (1992): Geschlechterrollen in Texten von Jugendlichen. In: Balhorn,<br />

H. / Brügelmann, H. (Hg.): Be<strong>de</strong>utungen erfin<strong>de</strong>n - im Kopf, mit Schrift und miteinan<strong>de</strong>r.<br />

Konstanz: Fau<strong>de</strong> (im Druck).<br />

Ehling, B. u.a. (1981): Über Analphabetismus in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland. BMBW-<br />

Werkstattberichte, Nr. 32. Bonn: Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>für</strong> Bildung und Wissenschaft.<br />

Frith, U. (1991): Dyslexia as a <strong>de</strong>velopmental disor<strong>de</strong>r of language. In: Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Legasthenie (Hg.): Legasthenie: Bericht über <strong>de</strong>n Europäischen Fachkongreß 1990. Em<strong>de</strong>n:<br />

Ostfriesische Beschützen<strong>de</strong> Werkstätten.<br />

Kimura, D. (1992): Weibliches und männliches Gehirn. In: Spektrum <strong>de</strong>r Wissenschaft,<br />

11/92, S. 104-113.<br />

Klauer, K.J. (1992): In Mathematik mehr leistungsschwache <strong>Mädchen</strong>, im Lesen und<br />

Rechtschreiben mehr leistungsschwache <strong>Jungen</strong>? Zeitschrift <strong>für</strong> Entwicklungspsychologie und<br />

Pädagogische Psychologie, 24, Heft 1/1992, S. 48-65.<br />

May, P. (1986): Schriftaneignung als Problemlösen. Frankfurt a.M.: Lang.<br />

May, P. (1990): "Kin<strong>de</strong>r lernen rechtschreiben - aber wie !? Zwischenbericht über das Projekt<br />

"Rechtschreiblernen in <strong>de</strong>r Grundschule", 2.erg. Fassung. Vervielf. Manuskr.<br />

May, P. (1992): Rechtschreiblernen in West und Ost: Warum konnten DDR-Schüler besser<br />

schreiben? In: Niemeyer, W. (Hg.): Kommunikation und Lese- Rechtschreibschwäche (im<br />

Druck).<br />

May, P. (1992): Entwicklung orthographischer Kompetenz in <strong>de</strong>r Grundschule und danach. In:<br />

Balhorn, H. / Brügelmann, H. (Hg.): Be<strong>de</strong>utungen erfin<strong>de</strong>n - im Kopf, mit Schrift und<br />

miteinan<strong>de</strong>r. Konstanz: Fau<strong>de</strong> (im Druck)<br />

May, P. / Arntzen, H. (1992): Hamburger Leseprobe: Beobachtung und För<strong>de</strong>rung von<br />

Leseprozessen bei Schülern <strong>de</strong>s zweiten bis vierten Schuljahres. Hamburg: Behör<strong>de</strong> <strong>für</strong><br />

Schule, Jugend und Berufsbildung.<br />

12 Dazu ist an<strong>de</strong>rer Befund aus unserem Projekt erwähnenswert: Jene Klassen, die hinsichtlich <strong>de</strong>s Anstiegs <strong>de</strong>r<br />

durchschnittlichen Rechtschreibleistungen und <strong>de</strong>r Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Leistungsstreuung in <strong>de</strong>r Klasse beson<strong>de</strong>rs<br />

erfolgreich waren, unterschie<strong>de</strong>n sich laut Lehrerbefragung v.a darin von an<strong>de</strong>ren Klassen, daß in ihnen<br />

insgesamt (also auch im sog. Fachunterricht) ein größerer Wert auf die Rechtschreibung gelegt wur<strong>de</strong> (vgl.<br />

MAY 1992).<br />

Rechtschreiblernen und Geschlecht (PM 92/12) 23

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