absolut-hund report - Leben mit 4 Pfoten
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der<br />
<strong>report</strong><br />
<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong><br />
9. Ausgabe • 2 / 2011<br />
Wissenswertes<br />
für Hundefreunde<br />
Ware Hund?<br />
Haustiertransporte<br />
durch Europa<br />
Zoo Zajac plant<br />
Welpenverkauf<br />
Rasseporträt<br />
Siberian Husky<br />
Gesundheit<br />
Einzigartige<br />
OP-Methode für<br />
kurznasige Möpse
Internetauftritt langweilig?<br />
Nicht mehr modern?<br />
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Inhalt<br />
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Termine bei Absolut-Hund<br />
Ausbildung für Hundetrainer . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Seminare für Hundehalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Vermischtes<br />
Erfahrungsbericht Welpenkauf . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
News aus der AHO-Redaktion . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Knoblauch für Hunde hochgiftig . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Erfahrungsbericht einer Hundehalterin . . . . . . . 8<br />
Was ist im Dosenfutter drin? . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
Kindesentwicklung und Hunde . . . . . . . . . . . . . 69<br />
Kritisch gesehen<br />
„Der tut nix!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Stachel, Strom & Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Überlegungen vor<br />
dem Hundekauf . . . . . 19<br />
Tierschutzkritik<br />
Kleine, feine Tierschutzforen . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Amtstierarzt schließt Tierheim des DTSB . . . . . 54<br />
Tierleid<br />
Haustiertransporte durch Europa . . . . . . . . . . . 30<br />
Zoophilie – übertriebene Tierliebe oder<br />
sexueller Missbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Chronologie einer Hundeauktion . . . . . . . . . . . 45<br />
Tierschutz<br />
Neues zum Fall „Zarenhof“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Protest-Kampagne<br />
Peta: Zoo Zajac plant<br />
Welpenverkauf . . . . . . 49<br />
BESCHÜTZERinstinkte e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
Hilfe für Jamaika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
Trickdog-Serie<br />
Teil 5: Buch lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
Rasseporträt<br />
Siberian Husky . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
Gesundheit<br />
Schwarzbuch Tierarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
Rückenmarktinfarkt – Verlaufsbericht<br />
einer Hundehalterin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
OP-Methode<br />
hilft kurznasigen<br />
Möpsen . . . . . . . . . . . . 67<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Absolut-Hund GbR<br />
An der Sang 46<br />
57271 Hilchenbach<br />
9. Ausgabe • 2 / 2011<br />
Redaktion: Antje Henze<br />
Chefredakteurin: Heike Beuse<br />
Titelfoto: iStockphoto<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Alexandra<br />
BESCHÜTZERinstinkte e.V.<br />
Heike Beuse<br />
Christa Dörrenbächer<br />
Janna Funk<br />
Antje Henze<br />
Anett Kulke<br />
Claudia Landgrafe<br />
Cathrin Laurenz<br />
Verein zur Hilfe und Förderung<br />
des kreolischen Hundes<br />
Martina Wald<br />
Wir bedanken uns bei den Betreibern<br />
der folgenden Websites für ihre Text-<br />
Beiträge:<br />
www.doggennetz.de<br />
www.idw-online.de<br />
www.petwatch.de<br />
www.Tierwelt-im-Schatten.de<br />
www.derzarenhofinfo.com<br />
Design und Satz:<br />
seichter & steffens grafikdesign,<br />
Dortmund, www.seichter-steffens.de<br />
Jedwede Kopie/Vervielfältigung<br />
bedarf der Genehmigung der Autoren<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 3
Termine bei Absolut-Hund<br />
Termine Ausbildung 2011 – Für Hundetrainer und -schulen<br />
Februar 2011<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Beginn 12.02.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />
Theorie und Praxis<br />
Essen<br />
2.999,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
Februar 2011<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertrainer<br />
Beginn 14.02.<br />
Intensivausbildung “am Stück”<br />
in Theorie und Praxis<br />
Fulda<br />
1.200,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
März 2011<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Beginn 05.03.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />
Theorie und Praxis<br />
Hannover<br />
2.999,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
April 2011<br />
Ausbildung zum MTT<br />
Mantrailing Trainer<br />
Beginn 02.04.<br />
5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />
Intensivausbildung in Theorie<br />
und Praxis<br />
Schiphorst<br />
999,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
Juli 2011<br />
Ausbildung zum MTT<br />
Mantrailing Trainer<br />
Beginn 02.07.<br />
5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />
Intensivausbildung in Theorie<br />
und Praxis<br />
Herzogenaurach<br />
999,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
Juli 2011<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertrainer<br />
Beginn 04.07.<br />
Intensivausbildung „am Stück“<br />
in Theorie und Praxis<br />
Gummersbach<br />
1.200,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
Juli 2011<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Beginn 23.07.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />
Theorie und Praxis<br />
Stuttgart<br />
2.999,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
Juli 2011<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertrainer<br />
Beginn 25.07.<br />
Intensivausbildung „am<br />
Stück” in Theorie und Praxis<br />
Essen<br />
1.200,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
August 2011<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Beginn 13.08.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />
Theorie und Praxis<br />
Berlin<br />
2.999,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
September<br />
2011<br />
Ausbildung zum MTT<br />
Mantrailing Trainer<br />
Beginn 17.09.<br />
5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />
Intensivausbildung in Theorie<br />
und Praxis<br />
Gummersbach<br />
999,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
Dezember<br />
2011<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertrainer<br />
Beginn 05.12.<br />
Intensivausbildung “am Stück”<br />
in Theorie und Praxis<br />
Aurich<br />
1.200,00 Euro<br />
Ratenzahlung möglich<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
4<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 1 / 2011
Termine bei Absolut-Hund<br />
Termine Seminare 2011 – Für Hundehalter<br />
Februar 2011 Obedience-Seminar Anfänger 12.02. Nordhorn<br />
Februar 2011<br />
Info-Seminar Kommunikation<br />
Mensch/Hund<br />
26.02.<br />
Hann. Münden<br />
März 2011 Trickdog-Seminar 12.03. Nordhorn<br />
März 2011 Anti-Jagd-Training 19. + 20.03. Hann. Münden<br />
April 2011 Obedience-Seminar Anfänger 09. + 10.04 Fulda<br />
April 2011<br />
Info-Seminar Kommunikation<br />
Mensch/Hund<br />
16.04. Eichenzell<br />
April 2011 Info-Seminar Aggression Hund 23.04. Hann. Münden<br />
Mai 2011 Seminar Welpenaufbau 07. + 08.05. Eichenzell<br />
Mai 2011 Mantrailing Schnupperseminar 15.05. Gummersbach<br />
Mai 2011<br />
Obedience-Seminar<br />
Fortgeschrittene<br />
Mai 2011 Mantrailing Schnupperseminar 28.05.<br />
Juni 2011<br />
Juni 2011<br />
Obedience-Seminar<br />
Fortgeschrittene<br />
Seminar für Verhaltensauffällige<br />
Hunde<br />
21. + 22.05. Fulda<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
04.06. Nordhorn<br />
25.06. Essen<br />
Juli 2011 Agility Anfänger 09.07. Nordhorn<br />
August 2011 Mantrailing Anfängerseminar 20. + 21.08. Hann. Münden<br />
August 2011 Mantrailing Schnupperseminar 27.08. Herzogenaurach<br />
September<br />
2011<br />
September<br />
2011<br />
Trickdog-Seminar 03. + 04.09. Stuttgart<br />
Seminar Aggression gegen Hunde 24. + 25.09. Eichenzell<br />
Oktober 2011 Trickdog-Seminar 15. + 16.10. Berlin<br />
Oktober 2011 Trickdog-Seminar 22.10. + 23.10. Fulda<br />
November<br />
2011<br />
November<br />
2011<br />
November<br />
2011<br />
Dezember<br />
2011<br />
Mantrailing Schnupperseminar 12.11. Gummersbach<br />
Seminar 1. Hilfe am Hund 19.11. Eichenzell<br />
Seminar für Verhaltens auffällige<br />
Hunde<br />
Seminar für Verhaltens auffällige<br />
Hunde<br />
26.11. Stuttgart<br />
17.12. Berlin<br />
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80,00 Euro<br />
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160,00 Euro<br />
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160,00 Euro<br />
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20,00 Euro<br />
kontakt@pets-and-people.de<br />
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160,00 Euro<br />
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80,00 Euro<br />
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160,00 Euro<br />
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80,00 Euro<br />
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80,00 Euro<br />
diana@dianas-<strong>hund</strong>eschule.de<br />
80,00 Euro<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
80,00 Euro<br />
diana@dianas-<strong>hund</strong>eschule.de<br />
160,00 Euro<br />
kontakt@<strong>hund</strong>eschule-weserstein.de<br />
80,00 Euro<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
160,00 Euro<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
160,00 Euro<br />
kontakt@pets-and-people.de<br />
160,00 Euro<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
160,00 Euro<br />
kontakt@<strong>hund</strong>eschule-weserstein.de<br />
80,00 Euro<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
80,00 Euro<br />
kontakt@pets-and-people.de<br />
80,00 Euro<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
80,00 Euro<br />
info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
1 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 5
Kein Welpenkauf bei unseriösen Hundezüchtern!<br />
Ein Erfahrungsbericht von Cathrin Laurenz, CAT4DOGS Hundeerziehung<br />
Folgendes hat sich zugetragen:<br />
Am 14.03.2011 bekam ich einen Anruf<br />
von Susanne Schmidt (Name von der<br />
Redaktion aus Datenschutzgründen ge -<br />
ändert). Sie bat mich darum, ihr bei dem<br />
Kauf eines Welpen beratend zur Seite zu<br />
stehen. Noch am selben Tag (gegen<br />
15:00 Uhr) fuhr ich <strong>mit</strong> Frau Schmidt<br />
und ihrer Mutter zu dem Hundezüchter,<br />
um mir den 10 Wochen alten Welpen<br />
anzuschauen. Sie waren bereits zwei<br />
Wochen zuvor vor Ort, um sich den da -<br />
mals 8 Wochen alten Welpen anzusehen.<br />
Schon da war ihnen das Umfeld<br />
nicht geheuer. Sie durften sich nicht<br />
ansehen, wo der Welpe sich den Tag<br />
über aufhält und wurden in einen un -<br />
gepflegten Verkaufsraum geführt. Man<br />
brachte den Welpen zur Ansicht hinein.<br />
Der Kontakt zu dem Hundezüchter<br />
kam über das Internet zustande. Nach -<br />
folgend der Inhalt der Klein anzeige (bei<br />
einigen Passagen mache ich ein X, da<br />
ich nicht in die Er<strong>mit</strong>tlungen der Staats -<br />
anwalt schaft eingreifen möchte und<br />
darf):<br />
»Kräftige Engl. Bulldog Babys / Geburts -<br />
datum: XX.XX.2011<br />
Unsere gesunden schönen 3/4 Engl. Bull -<br />
doggen Welpen suchen ab XX.XX.XX ein<br />
neues, liebevolles Zuhause. Alle Welpen<br />
lernen bei uns schon vieles kennen,<br />
da<strong>mit</strong> sie einen guten Start für ihr weiteres<br />
<strong>Leben</strong> haben.<br />
Alle Welpen sind geimpft, entwurmt<br />
und sind so <strong>mit</strong> Abgabe bereit.<br />
Mutter – Beabull (Kreuzung von Engl.<br />
Bulldog. und Beagle)<br />
Vater – Reinrassiger Englische Bulldogge<br />
Reservierung ist <strong>mit</strong> Anzahlung möglich.<br />
Nur in liebevolle und verantwortungsbewusste<br />
Menschen abzugeben!<br />
Preis: 550,- EUR«<br />
Da ihnen das Tier nicht mehr aus dem<br />
Kopf ging und sie den Welpen aus dem<br />
unangenehmen Umfeld freikaufen woll -<br />
ten, baten sie mich um Rat.<br />
Schon beim Betreten des Grund -<br />
stücks fiel mir ein viel zu schmaler Hun -<br />
de zwinger auf, in dem sich ein Schäfer -<br />
<strong>hund</strong> aufhielt. Der Hof machte einen<br />
heruntergekommenen Eindruck. Wir<br />
wurden von dem Züchter in den Ver -<br />
kaufsraum geführt. Die Einrichtung<br />
bestand aus drei bis vier Sofas und<br />
einem stinkenden Teppich. Der Welpe<br />
wurde von dem 8-9 Jahre alten Sohn<br />
auf dem Arm herein getragen. Er setzte<br />
ihn auf den Teppich und verließ den<br />
Raum wieder. Ich war schockiert!<br />
Das Tier robbte auf dem Boden,<br />
konnte kaum aus den Augen gucken,<br />
war vollkommen überfordert <strong>mit</strong> der<br />
Situation. Sobald sich der Züchter auch<br />
nur bewegte, zuckte der Welpe zusammen<br />
und duckte sich weg. Meinen Fra -<br />
gen wich der Züchter aus. Nach langem<br />
Bohren meinerseits, bekamen wir ganz<br />
kurz die Mutterhündin zu sehen, die<br />
wieder von dem Jungen hinein ge bracht<br />
wurde. Ebenfalls ein ängstlicher und<br />
sehr introvertierter Hund. Sie mied jeden<br />
Augenkontakt, machte einen ungepflegten<br />
Eindruck. Ich durfte nicht an<br />
sie heran. Sie schien sich nicht für ihren<br />
Welpen zu interessieren und auch der<br />
Welpe suchte den Kontakt nicht. Auch<br />
die Hündin duckte sich bei jeder Bewe -<br />
gung des Züchters weg.<br />
Der Impfpass des Welpen wurde uns<br />
nicht in die Hand gegeben, sondern nur<br />
von Weitem gezeigt.<br />
Wir bestanden darauf, den Schuppen<br />
zu sehen, indem sich der Welpe den Tag<br />
über aufhält. Mir wurde der Zutritt verweigert,<br />
aber auf unser Drängen hin,<br />
durfte Frau Schmidt <strong>mit</strong> ihrer Mutter<br />
einen Blick hinein werfen. Ich blieb in<br />
der Zeit <strong>mit</strong> dem Welpen alleine im Ver -<br />
kaufs raum zurück und hatte die Gele -<br />
genheit, mir das Tier etwas genauer<br />
anzusehen.<br />
Die Ohren waren verschmutzt, der<br />
After war verschmutzt, der Bauch machte<br />
einen aufgedunsenen Eindruck. Der<br />
Gesamteindruck, nicht zuletzt wegen<br />
des untypischen Verhaltens, war katastrophal.<br />
Dieser Welpe war nicht gesund!<br />
Laut Aussage meiner Kunden war der<br />
Schuppen, den sie kurz begutachten<br />
durften, ebenfalls katastrophal. Es war<br />
dunkel, klein und stank. Dort hielten sich<br />
noch zwei weitere Welpen auf, u.a. ein<br />
6<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Vermischtes<br />
Mopswelpe. Der freie Zugang zum<br />
Wassernapf war nicht gegeben. Neben<br />
dem Verschlag, in den sie hinein schauen<br />
durften, gab es noch weitere Türen. Die<br />
Vermutung liegt nahe, das dort weitere<br />
Welpen gehalten wurden, bzw. gehalten<br />
werden. Auf meine Frage hin, woher<br />
der andere Welpe kommt, hieß es von<br />
seinem Bruder. Der Bruder lebt ein paar<br />
Kilometer entfernt und verkauft ebenfalls<br />
Welpen über das Internet. Von der<br />
Kleinanzeige existiert ein Screenshot als<br />
Beweis.<br />
Meine Kunden haben sich schweren<br />
Herzens gegen den Kauf entschieden.<br />
Am Morgen des nächsten Tages<br />
(15.03.2011) brachte ich beim zuständigen<br />
Veterinäramt den Vorfall zur An -<br />
zeige. Zusätzlich erstattete ich Straf -<br />
anzeige, wegen versuchten Betruges<br />
und mutwilliger Täuschung gegen den<br />
Hundezüchter bei der Polizei. Begrün -<br />
det habe ich den versuchten Betrug<br />
und die mutwillige Täuschung <strong>mit</strong> dem<br />
desaströsen Zustand des Welpen. Zur<br />
Erinnerung, der Hunde züchter versprach<br />
in seiner Klein an zeige folgendes:<br />
»Unsere gesunden schönen 3/4 Engl. Bull -<br />
doggen Welpen suchen ab XX.XX.XX ein<br />
neues, liebevolles Zuhause. Alle Welpen<br />
lernen bei uns schon vieles kennen, da<strong>mit</strong><br />
sie einen guten Start für ihr weiteres<br />
<strong>Leben</strong> haben.«<br />
Der Amtsveterinär war vor Ort und<br />
der Züchter hat Haltungsauflagen vom<br />
Amt bekommen. Welche genau, durfte<br />
man mir beim Veterinäramt nicht<br />
sagen.<br />
Jetzt kann man leider erstmal nur<br />
abwarten, ob und wann die Staats an -<br />
walt schaft er<strong>mit</strong>telt. Da ich aber vor<br />
habe, den Fall genau im Auge zu behalten,<br />
werde ich hier weiter Bericht erstatten.<br />
Mein dringender Appell an alle Wel -<br />
pen interessenten, die solche oder ähnliche<br />
Erfahrungen gemacht haben: Holen<br />
Sie sich bitte im Zweifelsfall kompetente<br />
Hilfe hinzu und kaufen sie nicht<br />
einfach solche Tiere! Mit jedem Kauf<br />
unterstützen Sie diese Menschen. Man<br />
kann den Welpenhandel nur stoppen,<br />
indem man diese armen Hunde nicht<br />
kauft und Aufklärungsarbeit leistet.<br />
Fortsetzung folgt!<br />
Autor: Cathrin Laurenz,<br />
CAT4DOGS Hundeerziehung<br />
www.cat4dogs.de<br />
Foto: Fotolia<br />
News aus der AHO Redaktion Kleintiere & Pferde – 17. März 2011<br />
Ministerium Kiel: Hunde in der Nähe von<br />
Schafherden unbedingt anleinen<br />
Foto: Péronne vd Ham / pixelio.de<br />
Kiel (mlur) – Mit Blick auf den kalendarischen Frühlingsanfang<br />
ruft das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche<br />
Räume Hundehalter zur Rücksichtnahme auf, wenn in<br />
den kommenden Wochen bei hoffentlich frühlingshaftem<br />
Wetter wieder längere Ausflüge <strong>mit</strong> dem Vierbeiner unternommen<br />
werden. –> Weiterlesen: www.animal-health-online.de<br />
News aus der AHO Redaktion Kleintiere & Pferde – 11. März 2011<br />
Rhein-Sieg-Kreis: Füchse häufig <strong>mit</strong> dem<br />
Fuchsbandwurm infiziert<br />
Siegburg (hei) – Das Veterinäramt und das Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises weisen<br />
auf den hohen Befall von Füchsen im Rhein-Sieg-Kreis <strong>mit</strong> dem auch für den<br />
Menschen gefährlichen Kleinen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) hin.<br />
–> Weiterlesen: www.animal-health-online.de<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 7
Vermischtes<br />
Vorsicht! Knoblauch ist für Hunde hochgiftig<br />
Die Folgen einer Knoblauch-Vergiftung sind dramatisch: eine hämolytische<br />
Anämie und ein plötzlich einsetzender Bluthochdruck können das <strong>Leben</strong> des<br />
betroffenen Hundes akut gefährden.<br />
Im Fachblatt „Journal of Veterinary Medical Science“ wiesen Wissenschaftler<br />
der Konkuk Universität in Seoul, Süd-Korea, darauf hin, dass Knoblauch bei<br />
Hunden zu einer lebensbedrohlichen Blutarmut (hämolytische Anämie") und<br />
einem dramatischen Blutdruckanstieg (Hypertonie) führen kann. Daher können<br />
Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>tel, die Knoblauch enthalten, für die Ernährung<br />
von Hunden nicht empfohlen werden.<br />
Quelle: Kang MH, Park HM. Hypertension after ingestion of baked garlic (Allium sativum) in a dog.<br />
J Vet Med Sci. 2010 Apr;72(4):515-8. – Foto: gänseblümchen / pixelio.de<br />
Erfahrungsbericht einer Hundehalterin<br />
Der grosse Bär<br />
Hi, ich bin Alexandra und 27 Jahre alt,<br />
zu mir gehört Alonso, ein Berner Sen -<br />
nen <strong>hund</strong> Rüde – reine Kraft und Muskeln<br />
von 45 Kilo.<br />
Dieser besagte Hund hat die Begriffe<br />
Dosenöffner, Fahrdienst und begleitende<br />
Dienste in den Jahren bevor ich<br />
Dianas Hundeschule gefunden habe,<br />
neu definiert.<br />
Ich muss dazu sagen, dass ich durch<br />
meine inkonsequente, zu liebe Art mich<br />
einfach um seine Pfote wickeln ließ. Die<br />
Quittung erhielt ich von Alonso. Er kontrollierte<br />
mich und wenn ich nicht so<br />
sprang wie er es gerade wollte, biss er<br />
mich einfach ohne vorher zu knurren.<br />
Es fing seinerseits „spielerisch“ an und<br />
wurde aber <strong>mit</strong> den Monaten nicht<br />
weniger sondern eher schlimmer, da<br />
Alonso auch an Gewicht und Größe<br />
zunahm, sowie ich an Kratzern, Blaue<br />
Flecken und Blutige Stellen zunahm.<br />
Nach diversen Hundeschulen und<br />
Trai ner ins Haus holen, resignierte ich<br />
zuerst einmal und tat nichts an unseren<br />
riesigen Problem. Ich ignorierte sein<br />
Ver halten weitestgehend und es besserte<br />
sich sogar.<br />
Im März 2010 dachte ich: Gut, ich<br />
suche jetzt nach einer Hundeschule, um<br />
wieder etwas <strong>mit</strong> meinem Bärchen zu<br />
machen, gemeinsame Erfolge zu feiern<br />
und um seine Probleme anzugehen.<br />
Das sollte für mich der letzte Versuch<br />
sein, tätig zu werden. Ich rief bei Dianas<br />
Hundeschule an und vereinbarte <strong>mit</strong><br />
Diana Rohmann einen Termin auf dem<br />
Hundeplatz, da<strong>mit</strong> sie sich uns an -<br />
schauen konnte.<br />
Ich sagte ihr, dass er die Grund kom -<br />
mandos kann, doch Alonso belehrte<br />
mich eines Besseren. Er konnte quasi<br />
nichts, kein Sitz, Platz oder vernünftig<br />
bei Fuß laufen. Doch, Mo ment, Diana<br />
Rohmann zeigte mir etwas anderes. Sie<br />
sagte mir, ich solle sein Futter gezielter<br />
einsetzen. Dann konnte er <strong>mit</strong> einem<br />
Mal Alles. Peinlich war mir sein Ver hal -<br />
ten allemal.<br />
Diana und ich machten dann Ter -<br />
mine zum Einzeltraining aus, in denen<br />
wir erst einmal Grundlegende Dinge<br />
änderten. Ich setzte diese konsequent<br />
um und konnte recht schnell in die<br />
Gruppenstunden, vor denen ich mich<br />
bis dahin immer scheute. Ich hatte<br />
schlechte Erfahrungen gemacht und<br />
war mir da selber unsicher. Alonso wurde<br />
in seinem Verhalten immer ruhiger und<br />
hörte irgendwann auch so gut wie auf<br />
zu beißen, da ich das Training konsequent<br />
durchgezogen habe. Im Novem -<br />
ber 2010 waren wir soweit, dass wir<br />
gemeinsam die Hundehalter prüfung<br />
bestehen konnten.<br />
In brenzligen Situationen weiß ich<br />
jetzt, wie ich ihn raus holen muss und<br />
ich merke schon vorher, wenn er meint,<br />
dass er der Herr im Haus ist und dies<br />
durchsetzen möchte. Ich kann entspannt<br />
<strong>mit</strong> ihm spazieren gehen.<br />
Einige kleine Baustellen bestehen<br />
noch, die Diana Rohmann und ich aber<br />
angehen und daran arbeiten. Mir gefällt<br />
die Arbeitsweise wie Absolut Hund und<br />
8<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Vermischtes<br />
vor allem Diana Rohmann arbeitet einfach.<br />
Ich brauche mein kleines Bärchen<br />
zu nichts zwingen, er arbeitet gern und<br />
freiwillig <strong>mit</strong>. Wenn ich so auf die letzten<br />
Jahre <strong>mit</strong> Alonso zurückblicke, weiß<br />
ich, was ich alles falsch gemacht und<br />
ihm da<strong>mit</strong> auch nicht gut getan habe.<br />
Hunde brauchen einfach eine konsequente<br />
liebevolle Art der Erziehung die<br />
ich leider versäumte. Hätte ich da<strong>mit</strong><br />
schon eher begonnen, hätte ich <strong>mit</strong><br />
Wahrscheinlichkeit die Jung<strong>hund</strong>zeit<br />
besser genießen können, dann wird mir<br />
aber auch bewusst, dass jetzt die Zeit<br />
auch klasse ist und wir <strong>mit</strong> „den immer<br />
wieder kleineren und riesigen Erfolgen“<br />
nur so angeben können.<br />
Text und Fotos: Alexandra, Halterin von<br />
Berner Sennen<strong>hund</strong>-Rüde Alonso<br />
Was ist im Dosenfutter drin?<br />
Eine Zusammenstellung von Tierwelt-im-Schatten.de<br />
Propylenglykol<br />
Eine kosmetische Form des Mineralöls,<br />
die man aber auch in automatischer<br />
Brems- und Hydraulikflüssigkeit sowie<br />
in industriellen Frostschutz<strong>mit</strong>teln findet.<br />
In Haut- und Haarpflegeprodukten<br />
wirkt Propylenglykol als Feuchthalte -<br />
<strong>mit</strong>tel, d. h. der Feuchtigkeitsgehalt von<br />
Haut oder kosmetischen Produkten<br />
bleibt aufrechterhalten, weil Propylen -<br />
glykol das Entweichen von Feuchtigkeit<br />
oder Wasser verhindert. Werkstoff-<br />
Sicher heitsdatenblätter warnen die Be -<br />
nut zer vor Hautkontakt <strong>mit</strong> Propylen -<br />
glykol, da es die Haut stark reizt und zu<br />
Leberanomalien und Nierenschäden<br />
führen kann. Quelle: www.biotonus.de<br />
(Gefährliche Inhaltsstoffe in Pflege pro -<br />
dukten und Kosmetika)<br />
Propylenglykol wird zur Raumluft -<br />
desinfektion, als Mittel zur Behandlung<br />
der Ketose beim Rind, als Lösungs- und<br />
Konservierungs<strong>mit</strong>tel für Arzneistoffe<br />
und Kosmetika sowie als Frostschutz -<br />
<strong>mit</strong>tel eingesetzt. Propylenglykol ist<br />
auch ein Zusatz<strong>mit</strong>tel in Konserven -<br />
futter für Kleintiere. Katzenfutter kann<br />
bis zu 13 % Propylenglykol (bezogen<br />
auf das Trockengewicht) enthalten.<br />
Einem 8jährigen, 500 Kilogramm schweren<br />
Hengst <strong>mit</strong> Verdacht auf Obsti pa -<br />
tion wurde aus Versehen 3.8 Liter Pro -<br />
pylenglykol statt Paraffinöl verabreicht.<br />
Nach wenigen Minuten bekam das<br />
Pferd eine heftige Kolik und es begann<br />
zu schwitzen, stark zu speicheln und<br />
wurde ataktisch. Nachdem der Irrtum<br />
bemerkt wurde, kam es zur Behandlung<br />
<strong>mit</strong> 3.8 Liter Paraffinöl p.o. Außerdem<br />
wurden 3.5 Liter Natriumbikarbonat<br />
und 30 Liter physiologische Kochsalz -<br />
lösung infundiert. Am nächsten Tag verstärkte<br />
sich die Ataxie, die Atemfre quenz<br />
stieg stark an und die Schleim häute<br />
wurden zyanotisch. Der Hengst starb<br />
28 Stun den nach Verabreichung des<br />
Propylenglykols (Dornman & Haschek,<br />
1991).<br />
www.vetpharm.uzh.ch (Propylen gly -<br />
kol – Pferd)<br />
Rechenbeispiel<br />
Eine 5 kg schwere Katze benötigt etwa<br />
38 ml als tötliche Dosis. 1 Futterdose<br />
250 gr (entspricht 62,5 gr Trocken mas -<br />
se) kann über 8 ml enthalten. Das klingt<br />
nicht gerade beängstigend – doch sollten<br />
Sie wissen, dass nur ein Teil des aufgenommenen<br />
Propylenglykols ausgeschieden<br />
wird. Es ist eine Frage der Zeit,<br />
wann sie Ihre Katze totgefüttert haben.<br />
Klingt nach Tierversuchs(?)-Labor -<br />
bericht: Mehrere Katzen wurden <strong>mit</strong><br />
Dosenfutter ernährt, das Propylen gly -<br />
kol enthält (6 oder 12 %, bezogen auf<br />
das Trockengewicht).<br />
Symptome: Leichte Verhaltensauf -<br />
fällig keit – Labor: Nach 2 Wochen wurden<br />
Heinz' Körper und erhöhte Retiku lo -<br />
cytenzahlen festgestellt. Der Häma to -<br />
krit war nur leicht erniedrigt. Junge<br />
Katzen waren schwerer betroffen als<br />
adulte Tiere – (Bauer et al., 1992).<br />
www.vetpharm.uzh.ch (Propylen gly -<br />
kol – Kleintier)<br />
Weitere Infos über Propylenglykol:<br />
www.toxcenter.de (1,2-Propylen gly kol)<br />
Technisches Datenblatt:<br />
www.dow.com/ (Dow Propylenglykol<br />
USP/EP)<br />
www.alles-zur-allergologie.de<br />
(Propylenglykol (PG) – Typ IV-Kontakt -<br />
aller gen)<br />
Quelle:<br />
www.tierwelt-im-schatten.de<br />
Foto: Fotolia<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 9
Kritisch gesehen<br />
„Der tut nix ...!“<br />
Ein Erfahrungsbericht von Claudia Landgrafe, Signal-Hund<br />
Wie oft höre ich diesen Satz am Tag? Da<br />
geht man schön laufen, den eigenen<br />
Hund an der fünfzehn-Meter-Leine,<br />
unter anderem wegen der vielen „Tutnixe“,<br />
die frei herumlaufen und <strong>mit</strong> ge -<br />
sträubtem Fell, die Zähne zeigend,<br />
ange prescht kommen, von weitem<br />
schallt einem der altbekannte Ruf entgegen...<br />
„Der tuuut nix, der will nur spiiiielen!“<br />
„Ja, klar – <strong>mit</strong> meinem <strong>Leben</strong> oder dem<br />
meines Hundes?“, frage ich mich da im<br />
Stillen und werfe eine Handvoll Futter<br />
auf die Wiese. Und woher will dieser<br />
Mensch eigentlich wissen, ob mein<br />
Hund denn auch ‚nur spielen‘ will?<br />
Während der „Tut-nix“ aufgeregt die<br />
gekochten Hähnchenherzen zusammensucht,<br />
gehen wir weiter.<br />
„Wieso füttern Sie meinen Hund?<br />
Unverschämtheit!“<br />
Ja ja, es wäre doch so viel besser, würde<br />
statt des leckeren Hähnchens jetzt<br />
mein Arm oder das Ohr meines Hundes<br />
zwischen den Zähnen stecken. Wehre<br />
Foto: Sandra Melicchio / pixelio<br />
Ein oft gehörter Satz: „Das machen die unter sich aus!“ Lässt man nach diesem<br />
Grundsatz den eigenen Hund Auseinandersetzungen regeln, zeigt man ihm nur,<br />
dass er sich auf seinen Menschen als Beschützer nicht verlassen kann<br />
ich hingegen den fremden Hund vehement<br />
<strong>mit</strong>tels Körpereinsatz ab (keine sich aus!“<br />
sen die lassen, das machen die unter<br />
Bange, ich trete oder schlage nur im<br />
<strong>absolut</strong>en Notfall, was ich bisher noch Dass Hunde nicht <strong>mit</strong> gefletschten<br />
nicht hatte), heißt es:<br />
Zähnen und tief knurrend zu schnuppern<br />
versuchen, sollte auch dem<br />
„Was machen Sie denn da?! Der tut nix, dümms ten Zeitgenossen klar sein, aber<br />
der will doch nur schnuppern! Sie müs-<br />
nun gut. Ich bin schon froh, dass mir<br />
Signal-Hund –<br />
die andere Schule für Hund und Halter<br />
Welpenförderung • Ausbildung • Therapie von<br />
Problemverhalten<br />
Inhaber Claudia und Tobias Landgrafe<br />
51645 Gummersbach<br />
E-Mail: signal<strong>hund</strong>(at)aol.com<br />
Tel.: 02261 / 302174 • Mobil: 0151 / 240 639 74<br />
www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />
10<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
mein Hund an den meisten Tagen<br />
glaubt, dass ich ihn wirklich beschützen<br />
kann und sich dann zurückhält.<br />
Aber auch ich bin mal müde oder<br />
Verhalten haben? Oft treffen wir auch<br />
auf völliges Unver ständnis, warum<br />
denn der arme Hund an der Leine<br />
(wohlgemerkt – fünfzehn Meter) laufen<br />
muss. Ist ja gar nicht artgerecht, der<br />
muss doch mal rennen können! Okay,<br />
darf er auch – aber nur, wenn ich die<br />
Situation im Blick habe und auf der<br />
Wiese weit und breit keiner zu sehen<br />
ist. Und nicht zu Zeiten, in denen Rehe<br />
oder Hasen am Waldrand sitzen, ein<br />
Haufen kleiner Kinder jodelnd und kreischend<br />
Schlitten fährt oder Unmengen<br />
an „Tut-nixen“ frei herumlaufen und<br />
<strong>mit</strong>einander ‚spielen‘ dürfen.<br />
Ich dagegen finde es wenig verantwortungsvoll,<br />
einen Hund frei laufen zu<br />
lassen, der nicht abrufbar ist. Aber es ist<br />
sicherlich viel artgerechter, hinter diesem<br />
Hund her zu brüllen, die Leine<br />
nach ihm zu werfen und ihn beim Zu -<br />
rück kommen erst einmal ordentlich<br />
zusammenzuschimpfen, statt ihn von<br />
vorn herein über eine Leine zu kontrollieren<br />
und beim Zurückkommen belohnen<br />
zu können – aber davon habe ich<br />
ja keine Ahnung, wie man mir immer<br />
wieder attestiert.<br />
Wir haben kaum Freunde auf den<br />
großen Wiesen, auf denen wir regelmäßig<br />
unterwegs sind. Sieht man uns,<br />
ruft man <strong>mit</strong>tlerweile meist die Hunde<br />
zurück und leint sie an – klappt das<br />
nicht, entschuldigt man sich <strong>mit</strong>tler-<br />
Foto: Marge Simpson / pixelio<br />
Foto: Oliver H. / pixelio<br />
Hunde, die nicht abrufbar sind, können schnell <strong>mit</strong> einem Artgenossen aneinander geraten<br />
unaufmerksam, und dann gibt es ‚Lei-<br />
nenkrawall‘ vom Feinsten.<br />
„Sie müssen den losmachen, dann<br />
macht der auch nicht so ein Theater!“<br />
Mehr oder weniger geduldig erkläre<br />
ich dann, dass ich die Angelegenheiten<br />
für meinen Hund regle und nicht ihn an<br />
die Front lasse – mein Wuff braucht<br />
keine Piercinglöcher im Pelz, ich brauche<br />
keine dicke Tierarztrechnung!<br />
„Sie haben ja gar keine Ahnung von<br />
Hunden. Ich habe schon seit zwanzig<br />
Jahren ... bla blabla ...“<br />
Ja, schon klar – zwanzig Jahre lang die<br />
Weisheiten aller Hundebesitzer <strong>mit</strong><br />
dem Schaumlöffel gefressen ... ich habe<br />
ja nur seit drei Jahren meine Aus bil -<br />
dung zum Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilder<br />
und Problem<strong>hund</strong>etherapeuten in der<br />
Tasche und bilde mich jährlich mehrfach<br />
weiter ... wie sollte ausgerechnet<br />
ich da Ahnung von Hunden und ihrem<br />
weile sogar bei uns. Das Ergebnis eines<br />
Jahres voller trotziger Gegenarbeit,<br />
langwieriger Argumentation, Futter<br />
werfen und schnellem Blocken von<br />
„Tut-nixen“.<br />
Heute kam ein Mann <strong>mit</strong> zwei JR’s<br />
(Jack Russel Terriern) an unserem Haus<br />
vorbei, als ich den Wagen auslud. Ich<br />
bat ihn, beide Hunde, die an ihren fünf-<br />
Meter-Flexis vorrannten, doch bitte<br />
kurz zu nehmen – denn zwei Häuser<br />
weiter spielten drei kleine Kinder auf<br />
der Straße, die allesamt große Angst<br />
vor Hunden haben.<br />
Was hat dieser nette Mann wohl zu<br />
mir gesagt?<br />
„Wieso – die tun nix....“<br />
Autor: Claudia Landgrafe<br />
www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 11
Kritisch gesehen<br />
Stachel, Strom und Co.<br />
oder: Schafft Wissenschaft wirklich Wissen?<br />
Die Frage, ob Hilfs<strong>mit</strong>tel wie Stacheloder<br />
Würgehalsbänder oder gar ein<br />
Te letakt (Stromimpuls-Gerät) tierschutz<br />
relevant sind oder von ‚sachkundiger<br />
Hand‘ im Training in Ausnah -<br />
mesitua tionen angewendet wer den<br />
dürfen, ist noch immer nicht vom<br />
Tisch.<br />
Es gibt genügend Befürworter, und<br />
mindestens ebenso viele Gegner der<br />
harten Schule. Im Training von Poli zei -<br />
<strong>hund</strong>en gilt das Stachelhalsband im -<br />
mer noch als ‚ganz normales Trai nings -<br />
halsband‘. Die einen sagen, es geht<br />
nicht ohne Starkzwang<strong>mit</strong>tel, vor allem<br />
in Situationen, die selbstbelohnend<br />
wirken, wie das Hetzen und Jagen von<br />
Wild. Die anderen sind darüber empört<br />
und verweisen auf tierschutzgerechtes<br />
Training über positive Verstärkung und<br />
Kenntnisse der Lernbiologie von Hun -<br />
den. Und selbst die Wissenschaft ist<br />
sich nicht wirklich einig – ja, die Anwen -<br />
dung ist kein Problem oder doch eher,<br />
nein, bitte nicht?!<br />
Stellen wir doch einmal zwei unterschiedliche<br />
Versuchsaufbauten (um es<br />
mal ganz trocken zu sagen) einander<br />
gegenüber: zum einen eine Studie<br />
über das Training von Polizei(schutz) -<br />
<strong>hund</strong>en, allesamt der Rasse Belgischer<br />
Schäfer<strong>hund</strong>, Schlag Malinois angehörend<br />
auf der einen Seite (I. Böhm 1 ), und<br />
auf der anderen Seite bunt gemischte<br />
Rassen <strong>mit</strong> dem Problem des ausgeprägten<br />
Jagd- und Beutegreif verhal -<br />
tens (Teutsch / Feddersen-Petersen 2 ).<br />
Nach § 3 Nr. 5 des Tierschutzgesetzes<br />
ist es verboten, »ein Tier auszubilden<br />
oder zu trainieren, sofern da<strong>mit</strong> erheb-<br />
Sind Starkzwang<strong>mit</strong>tel wie Stachel -<br />
halsbänder in der Hundeerziehung<br />
gerechtfertigt oder nicht? Foto: Fotolia<br />
liche Schmerzen, Leiden oder Schäden<br />
für das Tier verbunden sind«. Im gleichen<br />
Paragraphen unter Nr. 11 ist vermerkt,<br />
dass es verboten ist, »ein Gerät<br />
zu verwenden, das durch direkte Stromeinwirkung<br />
das artgemäße Ver hal ten<br />
eines Tieres, insbesondere seine Bewe -<br />
gung, erheblich einschränkt oder es zur<br />
Bewegung zwingt und dem Tier<br />
dadurch nicht unerhebliche Schmer -<br />
zen, Leiden oder Schäden zufügt, soweit<br />
dies nicht nach bundes- oder landesrechtlichen<br />
Vorschriften zulässig ist.«<br />
Folgendes Urteil des Bundesverfas -<br />
sungsgerichts liegt seit dem 23.02.2006<br />
vor, <strong>mit</strong> dem Aktenzeichen BVerwG 3 C<br />
14.05 und dem Leitsatz:<br />
»Der Einsatz von Elektroreizgeräten, die<br />
erhebliche Lei den oder Schmerzen verursachen<br />
können, für Zwecke der Hun de -<br />
ausbil dung ist gemäß § 3 Nr. 11 TierSchG<br />
verboten.«<br />
Die Tierärztliche Vereinigung für Tier -<br />
schutz e.V. (TVT) lehnte noch 1997 die<br />
Anwendung von Elektroreizgeräten<br />
ohne Ausnahme ab, machte dann aber<br />
2006 einen Vorschlag für die Durch -<br />
führung eines Genehmigungsverfah -<br />
rens <strong>mit</strong> Sachkundenachweis. Auch die<br />
Bundestierärztekammer (BTK) sprach<br />
sich in den vergangenen zehn Jahren<br />
<strong>absolut</strong> gegen eine Ausnahme re ge -<br />
lung aus. Im März 2007 fasste sie<br />
jedoch den Beschluss, dass Ausnah -<br />
men vom Verbot zulässig sein sollten,<br />
und zwar unter Vorlage eines entsprechenden<br />
Sachkundenachweises und<br />
sofern die entsprechenden Erfüllungen<br />
der technischen Anforderungen an die<br />
Geräte gegeben seien (Deutsches<br />
Tierärzte blatt 9/2008).<br />
Da fragt man sich doch: aus welchem<br />
Grund, nach welchen Erkennt -<br />
nissen ist ein Stromhalsband nun doch<br />
in Aus nahmefällen zulässig? Wurde nur<br />
zu viel Wirbel um das ‚Ding‘ gemacht?<br />
Ist alles gar nicht so schlimm, wie man<br />
dachte? Und lösen harte Methoden in<br />
der Hundeerziehung tatsächlich Stress<br />
bei Hunden aus? Dazu sollten wir kurz<br />
abklären, was „Stress“ eigentlich<br />
bedeu tet. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten<br />
Aus sagen verschiedener<br />
12<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
Wis senschaftler. Zitat aus Imke Böhmes<br />
Dissertation 1 :<br />
» … McGRATH (1970) beschreibt Stress<br />
als eine Imbalance zwischen den Anfor -<br />
de rungen aus der Umwelt und dem Ant -<br />
wort vermögen. Bei der Stress definition<br />
von BREAZILE (1987) kommen … „positive“<br />
und „negative“ Stress formen vor. Er<br />
differenziert die Formen des Stresses<br />
jedoch in drei Gruppen:<br />
1. „Eustress“: positiver Stress, der nicht<br />
schädlich ist und Antworten initiiert, die<br />
förderlich für das Wohl befinden und den<br />
Komfort des Tieres sind;<br />
2. „Neutral Stress“: Stress, der sich weder<br />
positiv noch negativ auswirkt;<br />
3. „Distress“: negativer Stress, der schädlich<br />
für das Tier ist, weil dadurch das Wohl -<br />
befinden und der Komfort des Tieres<br />
pathologisch beeinflusst werden kann.<br />
Zwischen „psychologischem Stress“<br />
und „physischem Stress“ differenziert<br />
HOBFOLL (1989). Er definiert psychologischen<br />
Stress als eine Reaktion auf die<br />
Umge bung, in der eine Bedrohung oder<br />
der Verlust einer Ressource stattfindet.<br />
MASON (1971) gibt an, dass Erwar tun -<br />
gen und Ängste bei Tieren wichtige psycho<br />
logische Ursachen für die Stress ant -<br />
wort in Form der adrenalen Sekre tion sind.<br />
URSIN und MURISON (1984) klassifizieren<br />
„Stress“ bezüglich des „physiologischen<br />
Prozesses“. Dabei werden sämt liche physiologischen<br />
Vorgänge beim Auftreten<br />
von Stress unter dem Begriff „Aktivie-<br />
rung“ zusammengefasst. Die „Aktivierung“<br />
kann in zwei Fällen patho logisch (krankhaft,<br />
Anm. d. Verf.) werden: Bei der „normalen<br />
kurz andauernden Aktivierung“<br />
können bereits erkrankte Organe geschädigt<br />
werden oder gesunde Gewebe erfahren<br />
einen „Trainingseffekt“. Bei der „lang<br />
andauernden Aktivierung“ können physische<br />
Veränderungen und ein Inter agie -<br />
ren <strong>mit</strong> eventuell vorhandenen patho logischen<br />
Agenzien entstehen…<br />
Laut MOBERG (2000) und BLECHA<br />
(2000) beeinträchtigt Stress das Immun -<br />
system insbesondere durch die Akti vi tät<br />
der Hypophysenachse. Diese Immun -<br />
suppression führt dann wiederum zu<br />
einem häufigeren Auftreten von Krank -<br />
hei ten bei unter Stress leidenden Tieren<br />
(MOBERG 2000).«<br />
Was im Klartext bedeutet: negativer<br />
Stress macht nachweislich krank, und<br />
zwar körperlich und geistig. Zitat aus<br />
Imke Böhmes Dissertation 1 :<br />
»… Befürworter behaupten, dass der<br />
fachgerechte Gebrauch von Elektro reiz -<br />
geräten gegenüber anderen positiven<br />
Strafen Vorteile <strong>mit</strong> sich bringe, weil dieser<br />
eine zuverlässige Methode darstelle,<br />
selbst belohnendes Verhalten auch über<br />
größere Distanzen zu verhindern. Auch<br />
die direkte Verknüpfung des Strafreizes<br />
<strong>mit</strong> dem Hundeführer sei bei der Aus bil -<br />
dung <strong>mit</strong> einem Strom impulsgerät nicht<br />
so gegeben, wie es bei der Verwendung<br />
eines Stachel hals bandes der Fall sei.<br />
Gegner führen an, dass der Einsatz von<br />
Elektroreizgeräten tierschutzrelevant sei,<br />
da dieser <strong>mit</strong> Angst und Furcht assoziiert<br />
werde und Stress beim Tier hervorrufe.<br />
Des Weiteren bestehe die Gefahr des<br />
unsachgemäßen Gebrauchs oder sogar<br />
Missbrauchs. Sie behaupten, dass zur Aus -<br />
bildung von Hunden tierschutzgerechtere<br />
Alternativen zur Verfügung stünden.<br />
Über die Ein- und Auswirkungen von<br />
Stromimpulsgeräten im Hundetraining<br />
liegen bereits wissenschaftliche Arbei ten<br />
vor. SCHALKE et al. (2005) und SCHILDER<br />
et al. (2003) stellen fest, dass der Einsatz<br />
von Stromimpulsgeräten unter folgenden<br />
Bedingungen tierschutzkonform ist:<br />
Der Anwender muss über die notwendigen<br />
praktischen und theoretischen Kennt -<br />
nisse verfügen und diese in einer Prüfung<br />
unter Beweis gestellt haben. Die Verwen -<br />
dung der Geräte darf auch unter diesen<br />
Voraussetzungen nur in bestimmten Trai -<br />
ningssituationen erfolgen... «<br />
Im Vergleich dazu ein Zitat aus der<br />
Forschungsstudie von Teutsch / Fed -<br />
dersen-Petersen 2 :<br />
» … Wir dürfen uns beim Umgang <strong>mit</strong><br />
dem Hund keine ›Unfälle‹ beim Stra fen<br />
erlauben, die diesem ein erhebliches Lei -<br />
den zufügen können. Es gibt eine Fülle<br />
einsetzbarer Alternativen und Trainings -<br />
arten, die überdies erfolgreicher sind. Es<br />
kann nicht stark genug betont werden,<br />
dass strafende Lern metho den oder eine<br />
bedrohliche Um ge bung Hunde ständig<br />
in Erregung versetzen. Aus dem Bestre -<br />
Hundeschule-Ostfriesland e.V.<br />
1. Vorsitzende Heike Sedlak<br />
Hundehaltertrainerin, Hundeverhaltensberaterin<br />
26603 Aurich • E-Mail Hundeschule-Ostfriesland(at)web.de<br />
Telefon 0494 / 171 159 • Mobil 0170 / 105 005 4<br />
www.<strong>hund</strong>everein-ostfriesland.de<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 13
Kritisch gesehen<br />
ben heraus, sich schützen zu müssen,<br />
führen etliche der <strong>hund</strong>lichen Reaktio -<br />
nen dann <strong>mit</strong>unter zu gefährlichen Zwi -<br />
schenfällen. Hunde werden danach oft<br />
als ›Bestien‹ tituliert.<br />
Das nötige Nachdenken, wie es zu<br />
dem Unfall kam, unterbleibt. Metho den,<br />
die auf Motivationsför derung basieren,<br />
setzen sicher mehr Phantasie beim Hun -<br />
de trainer voraus, aber sie sind weit erfolgreicher<br />
und angenehmer für den Hund<br />
wie für den Besitzer. Unsere Einstellung<br />
zum Hund muss sich weiter ändern.<br />
Diese Änderungen werden letztendlich<br />
zur Abkehr vom ›Strafe-orientierten-Vor-<br />
gehen‹ beim Hundetraining führen. Ich<br />
glaube fest daran, denn unsere Einstel -<br />
lung zum Tier ist ein Spiegelbild unseres<br />
Um gehens <strong>mit</strong> der gesamten Natur und<br />
unseren Mitmenschen.<br />
Die Mystifizierung im Hundesport,<br />
grob gesprochen, eine Vereinfachung<br />
durch laienhafte Vorstellungen von der<br />
Ethologie des Hundes, muss endlich durch<br />
Anwendung lernbiologischer Methoden<br />
ersetzt werden…«<br />
Hier finden wir eine <strong>absolut</strong> gegenteilige<br />
Aussage – wer hat nun Recht und<br />
wie kommen diese Wissenschaftler auf<br />
ihre unterschiedlichen Erkennt nisse?<br />
Sehen wir uns die beiden „Ver suchs -<br />
reihen“ einmal genauer an.<br />
Versuchsreihe 1<br />
»Nachweis von Stress über die Spei chel -<br />
cortisolwerte und der Lerneffekt durch<br />
unterschiedliche Ausbildungs methoden«<br />
(Imke Böhm 1 )<br />
Ziel der Studie<br />
• Vergleich der verschiedenen Ausbildungs<br />
methoden welche ist geeignet,<br />
ein unerwünschtes Handeln des<br />
Hun des zuverlässig abzubrechen?<br />
• welche der Methoden führt zu<br />
einem nachhaltigen Lernerfolg?<br />
• welche Stressauswirkung haben die<br />
verschiedenen Methoden im Vergleich?<br />
Die Ausbildungsmethoden waren:<br />
1. Stachelhalsband<br />
2. Stromhalsband<br />
3. ein im Laufe von 4 Wochen aufkonditioniertes<br />
Abbruchsignal<br />
Zitat aus Imke Böhmes Dissertation 1 :<br />
»… Alle an der Studie teilnehmenden<br />
Hunde waren Dienst<strong>hund</strong>e der Polizei<br />
und gehörten der Rasse Malinois (Bel-<br />
gischer Schäfer<strong>hund</strong>) an. Insgesamt wurden<br />
42 Hunde getestet, welche von zwei<br />
Polizeidienststellen für das For schungs -<br />
vorhaben zur Verfügung gestellt worden<br />
sind. Je nach Dienststelle hatten die Hun -<br />
Belgischer Schäfer<strong>hund</strong> Malinois: An<br />
Hun den dieser Rasse wurden unterschiedliche<br />
Ausbildungsmethoden<br />
getestet<br />
de führer unterschiedliche Ausbilder und<br />
wurden deswegen in zwei Gruppen (H<br />
und M) eingeteilt. 22 Dienst<strong>hund</strong>e stammten<br />
von der Poli zei dienststelle M und 20<br />
von der Polizei dienststelle H. Das Alter der<br />
Hunde variierte von 3 Jahren bis 10 Jah -<br />
ren. 33 der Dienst<strong>hund</strong>e waren männlich,<br />
9 weiblich. Jeder Polizeidienst<strong>hund</strong> nahm<br />
<strong>mit</strong> seinem/er jeweiligen Dienst<strong>hund</strong>e -<br />
füh rer/in an der Studie teil. Die Hunde<br />
leben bei ihrem/ihrer Führer/in zu Hause<br />
und werden im Rahmen des Dienst <strong>hund</strong>e -<br />
wesens von diesem/dieser trainiert. Die<br />
meisten Hunde der Studie waren durch<br />
ihr langjähriges Training an verschiedenste<br />
Stromimpulsgeräte gewöhnt. 7 Dienst -<br />
<strong>hund</strong>e der Gruppe H wurden noch nie<br />
<strong>mit</strong> einem Elektro reizgerät gearbeitet…<br />
…<br />
Die Hilfs<strong>mit</strong>tel für den Versuch waren ein<br />
Gliederhalsband, ein elektrisches Erzie -<br />
hungshalsband und ein Stachel halsband.<br />
Des Weiteren kamen zwei bzw. fünf<br />
Meter lange Leinen zum Einsatz. Für die<br />
Versuchssituation benötigten die Schutz -<br />
diensthelfer einen Schutzdienstärmel<br />
und teilweise eine Peitsche oder einen<br />
Stock, um da<strong>mit</strong> Geräusche zu erzeugen.<br />
Für das Kondi tionieren des Abbruch -<br />
signals wurde Trockenfutter oder Fleisch -<br />
wurst verwendet. Spielzeuge wie Bälle<br />
oder Beiß würste dienten im Versuch als<br />
Beloh nung oder auch im Abbruchsignal -<br />
training als Hilfs<strong>mit</strong>tel…<br />
…<br />
In dieser Phase wurden die Versuchs -<br />
teilnehmer auf den Versuch vorbereitet,<br />
indem das Abbruchsignal aufkonditioniert<br />
wurde und die Hunde an das Tragen<br />
eines Elektroreizgerätes ge wöhnt wurden.<br />
Da die Ausbildung der Dienst<strong>hund</strong>e<br />
<strong>mit</strong> dem Stachelhalsband routinemäßig<br />
erfolgt, fiel eine Gewöh nungszeit für<br />
diese Untersuchung weg. Parallel wurden<br />
die Hunde an das Handling bei der Spei -<br />
chelproben ent nahme gewöhnt.<br />
…<br />
Jeder Dienst<strong>hund</strong> nahm an drei Ver -<br />
suchstagen teil, die standardisiert in einem<br />
14<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
Abstand von jeweils sieben Tagen stattfanden.<br />
So<strong>mit</strong> dauerte der Haupt versuch<br />
für jeden Hund drei Wochen. Pro Ver -<br />
suchs tag wurde jeweils eine der drei zu<br />
untersuchenden Aus bildungs metho den<br />
getestet. Es gab an einem Versuchs tag bis<br />
zu drei Durch läufe (D1, D2, D3) der Ver -<br />
suchs situ a tion. Pro Versuchsdurchlauf<br />
wurde die jeweilige Ausbildungs methode<br />
einmal, also höchstens dreimal am Tag<br />
angewendet. Der zeitliche Abstand zwischen<br />
den Versuchsdurchläufen betrug<br />
standardisiert eine Stunde.<br />
…<br />
Alle Hunde trugen während des gesamten<br />
Versuchs gleichzeitig ein Glieder -<br />
halsband, ein Stachelhalsband und ein<br />
elektrisches Erziehungshalsband. Sie<br />
wur den immer am Gliederhalsband auf<br />
das Versuchsgelände geführt und waren<br />
während des gesamten Ver suchs angeleint.<br />
Außerdem wurde jeglicher Kontakt<br />
zu anderen Hunden vermieden.<br />
…<br />
Der/die jeweilige Hundeführer/in hatte<br />
die Aufgabe, Gehorsamsübungen aus<br />
dem Bereich der Unterordnung durchzuführen.<br />
… dabei war es wichtig, dass der<br />
Hund weder durch eine Erhebung der<br />
Stimmlage noch durch irgendeine körperliche<br />
Einwirkung bestraft wurde.<br />
…<br />
Die Anweisung ›Grundposition‹ war das<br />
Zeichen für den/die Hundefüh rer/in, …<br />
sich <strong>mit</strong> dem Hund in die Grundposition<br />
zu begeben.<br />
…<br />
Dann betrat der Schutzdiensthelfer das<br />
Versuchsgelände und nahm seine Posi -<br />
tion ein. Der/die Hundeführer/in ging <strong>mit</strong><br />
dem Kommando ›Fuß‹ los, und zwar in<br />
einem Rechteck um den Helfer herum.<br />
Der Schutzdiensthelfer setzte dann den<br />
Beutereiz. Als unerwünschtes Verhalten<br />
wurde je nach Aus bil dungsstand des<br />
Hundes entweder der Verlust des Blick -<br />
Zur Versuchsreihe 1 gehörte das Setzen eines Beutereizes durch den Schutzhelfer<br />
kontaktes zum Hunde führer, das Vor -<br />
prellen zum Helfer oder die komplette<br />
Herausnahme aus der Fußposition bewertet.<br />
Die jeweilige Strafe erfolgte in dem<br />
Moment, in welchem der Hund ein unerwünschtes<br />
Verhalten zeigte…«.<br />
Der Lerneffekt<br />
Beabsichtigt wurde der Abbruch des<br />
unerwünschten Verhaltens und das<br />
Unterlassen eines erneuten Versuches<br />
bei der nächsten (gleichen) Aufgabe -<br />
stellung (gewolltes Meideverhalten).<br />
Abbruchkommando:<br />
erfolgreich bei 4 von 42 Hunden<br />
Stachelhalsband:<br />
erfolgreich bei 32 von 42 Hunden<br />
Stromhalsband:<br />
erfolgreich bei 39 von 42 Hunden<br />
Auswertung der Cortisolwerte<br />
(Stress hormon)<br />
Zitat aus I. Böhmes Dissertation 1 :<br />
» … Bei der statistischen Analyse der<br />
Werte wurden alle am Versuch teilnehmenden<br />
Hunde berücksichtigt. Bei der<br />
Auswertung der Daten wurden zunächst<br />
die Werte nach Anwendung der Ausbil -<br />
dungsmethoden <strong>mit</strong> den Basiswerten<br />
und dann untereinander verglichen.<br />
(Anhand der Werte)… wird deutlich,<br />
dass die Speichelcortisolbasiswerte aller<br />
teilnehmenden Hunde (beim Abbruch -<br />
kom mando) signifikant höher sind, als<br />
die nach der Anwendung des Stromim -<br />
puls gerätes und des Stachelhalsbandes<br />
gemessenen Werte…«<br />
Zusatz zum Thema Abbruch -<br />
kommando<br />
Zitat aus I. Böhmes Dissertation 1 :<br />
» … Ein weiterer Aspekt ist, dass die Hun -<br />
deführer der Polizei in der Regel positive<br />
Strafen in der Ausbildung von Dienst -<br />
<strong>hund</strong>en anwenden, um unerwünschte<br />
Verhaltensweisen abzubrechen.<br />
Das aufkonditionierte Abbruchsignal<br />
als negative Strafe wurde erst im Rahmen<br />
dieser Arbeit eingeführt und stieß bei vielen<br />
Studienteilnehmern auf Skepsis. Die<br />
Motivation, das Signal aufzukonditionieren,<br />
war bei einigen Teilnehmern dementsprechend<br />
gering.<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 15
Kritisch gesehen<br />
Die Hunde, bei denen das Abbruch signal<br />
funktioniert hat, gehören der Gruppe H<br />
an, bei der aufgrund der Orts nähe eine<br />
regelmäßige Betreuung des Trainings<br />
durch die den Versuch durchführenden<br />
Personen möglich gewesen ist.<br />
Da das Abbruchsignal aber nur bei 4<br />
von 20 Hunden zum Abbruch des unerwünschten<br />
Verhaltens geführt hat, kann<br />
daraus geschlossen werden, dass es trotz<br />
eines intensiven Trainings aufgrund der<br />
hohen Erregungslage der Dienst<strong>hund</strong>e<br />
überwiegend ineffektiv ist.<br />
Zudem stellte sich heraus, dass das<br />
Timing den Hundeführern bei der Anwen -<br />
dung des Abbruchsignals Schwierig kei -<br />
ten bereitete, da die Dienst<strong>hund</strong>e durch<br />
ihre Reaktionsschnelligkeit innerhalb we -<br />
niger Sekunden das Leinenende erreicht<br />
hatten.<br />
Die Schlussfolgerung aus diesen<br />
Ergebnissen ist, dass eine Ausbildungs -<br />
methode umso effektiver ist, je besser<br />
der Hundeführer ausgebildet ist und<br />
so<strong>mit</strong> ein korrektes Timing und eine<br />
ange messene Intensität der Methode<br />
erfolgt…«<br />
Bei dieser Versuchsreihe scheint es so,<br />
als seien Stachel und Strom die ‚erfolgreichsten‘<br />
Ausbildungs metho den. Wer<br />
genau gelesen hat, wird aber feststellen,<br />
dass die Motivation der Hun de -<br />
führer weitaus mehr in Richtung Ab -<br />
bruch durch Strafe als in Richtung<br />
Abbruch durch Alternativverhalten<br />
ging.<br />
So<strong>mit</strong> kann aus meiner Sicht die<br />
Aussage, das Abbruchkommando sei<br />
unwirksam oder ungeeignet, so nicht<br />
gelten, da hier der Faktor Mensch ganz<br />
entscheidend durch sein Verhalten,<br />
bzw. seine fehlende Motivation für<br />
diese Art der Ausbildung eingewirkt<br />
hat. Zudem werden die Hunde bewusst<br />
in eine starke und gewollte Erre gungs -<br />
»Gutachten zur Verwendung von Elektro -<br />
reizgeräten bei der Ausbildung von Hun -<br />
den aus ethischer und ethologischer<br />
Sicht« (Teutsch / Feddersen-Petersen 2 )<br />
Ziel der Studie<br />
Welchen Effekt hat der Einsatz eines<br />
Stromimpulsgerätes im Anti-Jagd-Trai -<br />
ning? Teilnehmer waren Hunde unter-<br />
lage gebracht, und der Malinois ist für schiedlichster Rassen und Größen. Zitat<br />
seine „Arbeitsfreude und Schnelligkeit“ aus der Forschungsstudie von Teutsch /<br />
bekannt und bei der Polizei sehr be - Feddersen-Petersen 2 :<br />
liebt.<br />
Und lösten, aufgrund der Cortisol - »… Im Mai/Juni 1998 wurden 12 Hun de<br />
werte belegt, Stachel und Strom tatsächlich<br />
so viel weniger Stress bei den Gerät konditioniert.<br />
etwa gleichen Alters <strong>mit</strong> dem Teletakt-<br />
Hunden aus? Eine Verhaltens beur tei - Das zu beseitigende Verhaltens pro -<br />
lung gibt es in dieser Dissertation nicht, blem war bei allen ein ausgeprägtes Jagdund<br />
Beutefangverhalten.<br />
sehr wohl aber in der Studie von<br />
Teutsch / Feddersen-Petersen. Sehen Alle Hunde gehörten einer Jagd hun -<br />
wir uns die andere Versuchsreihe einmal<br />
an.<br />
und waren erwachsene und ausgebildete<br />
de rasse bzw. einer Schutz<strong>hund</strong>erasse an<br />
Schutz<strong>hund</strong>e bzw. Jagd<strong>hund</strong>e.<br />
Versuchsreihe 2<br />
Sie waren mindestens 10 Tage lang<br />
zuhause stundenweise <strong>mit</strong> dem Attrap -<br />
pen halsband in entspannter Atmosphäre<br />
vertraut gemacht worden. So sind die<br />
Tiere zumindest hinsichtlich der aufgeführten<br />
Parameter vergleichbar und es<br />
macht Sinn, sie zu testen.<br />
Teilnehmende Hunde:<br />
• Deutsch Kurzhaar, Rüde, 4 Jahre, jagdlich<br />
geführt<br />
• Kleiner Münsterländer, Rüde, 5 Jahre,<br />
ausgebildet, jedoch nicht jagdlich<br />
geführt aufgrund hochausgeprägter<br />
Jagdmoti vation, die immer wieder<br />
zum Beutefang verhalten längerer<br />
Dauer führte<br />
• Rauhaardackel, Rüde, 4 Jahre, jagdlich<br />
geführt<br />
• Kurzhaarteckel, Hündin, 6 Jahre, jagdlich<br />
geführt<br />
Die teilnehmenden Hunde der hier vorgestellten Ver suchs reihe 2 gehörten allesamt<br />
einer Jagd- bzw. Schutz<strong>hund</strong>erasse an<br />
16<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
• Labrador Retriever, Hündin, 6 Jahre,<br />
jagdlich geführt<br />
• Flat coated Retriever, Rüde, 6 Jahre,<br />
nicht jagdlich geführt<br />
• Deutsch Langhaar, Rüde, 4 Jahre,<br />
jagdlich geführt<br />
• Kleiner Münsterländer, Hündin, 5 Jahre,<br />
nicht jagdlich geführt<br />
• Deutscher Schäfer<strong>hund</strong>, Rüde, 4 Jahre,<br />
geprüfter Schutz<strong>hund</strong><br />
• Rottweiler, Rüde, 5 Jahre, Schutz<strong>hund</strong>eausbildung<br />
• Riesenschnauzer, Rüde, 4 Jahre, Schutz<strong>hund</strong>eprüfung<br />
• Rottweiler, Hündin, 7 Jahre, Schutz<strong>hund</strong>eausbildung<br />
Da in eigener Verhaltensberatung diese<br />
Problematik so gut wie nie auftrat, anderseits<br />
allein das selbstbelohnende Verhal ten<br />
des Jagens als einzige Denk möglich keit<br />
einer evtl. Indikation für eine Konditio -<br />
nierung <strong>mit</strong> einem Elektroreiz gerät angesehen<br />
wird, wurden entsprechende Pro -<br />
blem<strong>hund</strong>e verschiedener Therapeuten<br />
›gesammelt‹ und gleichen Tests unterzogen.<br />
Alle Hunde wurden im ›Open Field‹,<br />
also auf unbekanntem Territorium, auf<br />
Umweltsicherheit und soziale Sicherheit<br />
sowie soziale Verträglichkeit dem Hunde -<br />
halter wie der Testperson gegenüber<br />
geprüft: sozio-positives Verhalten (Ver-<br />
halten, welches zur Abstandsvermin de -<br />
rung führt, also z. B. zur Kontakt auf nah -<br />
me) wie sozio-negatives Verhalten (führt<br />
zur Distanzvergrösserung, z. B. Mei de -<br />
verhalten).<br />
Anhand des Verhaltens der Tiere (Aus-<br />
druckverhalten) waren vor und nach der<br />
Elektroreizerfahrung in einer definierten<br />
Testsituation deutliche Unter schiede<br />
nachzuweisen.<br />
Insbesondere das Sozialverhalten (30<br />
Minuten nach der Elektrostimulation)<br />
dem Hundehalter gegenüber war stark<br />
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beeinträchtigt. Bis auf ein Tier (Deutsch<br />
Langhaar) verhielten sich alle Hunde<br />
ängstlich, waren hektisch, blieben nicht<br />
beim Besitzer, wichen ihm vielmehr ständig<br />
aus.<br />
Der Rottweiler, der vor der Stimu -<br />
lation durch ausgeprägte Umwelt sicher -<br />
heit und Imponieren der Testperson<br />
gegen über aufgefallen war und dessen<br />
Los lau fen im Ansatz gestoppt werden<br />
konnte, trat im zweiten Testdurchgang<br />
ebenso sicher auf, wirkte jedoch gereizt<br />
und bedrohte die Testperson jetzt.<br />
Ein Hund (Riesenschnauzer) war nicht<br />
ansprechbar, verkroch sich wimmernd in<br />
der Ecke und zeigte Apathie.<br />
Auch die Umweltsicherheit war bei<br />
den meisten Hunden herabgesetzt, sie<br />
wichen Reizen aus, denen im ersten<br />
Durch gang angstfrei begegnet worden<br />
war, hockten bei geduckter Körper hal -<br />
tung oder bewegten sich so und zeigten<br />
Angstkoten.<br />
Die Kurzhaarteckelhündin lief in<br />
Panik zick-zack-artig über das Gelände,<br />
zeigte ausgeprägtes Fluchtverhalten und<br />
lief/sprang dabei immer wieder gegen<br />
den Zaun…«<br />
Löst die Anwendung eines Strom hals -<br />
bandes also keinen erhöhten Stress bei<br />
Hunden aus? Diese Beobachtungen<br />
belegen das Gegenteil. Die Reaktionen<br />
der Hunde reichten von Unsicherheit<br />
über Angst und Panik bis hin zu zielgerichteter<br />
Aggression.<br />
Abschließen möchte ich diesen Be -<br />
richt <strong>mit</strong> zwei weiteren Zitaten aus beiden<br />
Forschungen. Zitat aus Imke<br />
Böhmes Dissertation 1 :<br />
» … Stressoren, die akut auf den Körper<br />
einwirken, führen nach LADEWIG (1994)<br />
zu einem deutlichen Anstieg von Cortisol -<br />
werten.<br />
Mehrere Wissenschaftler behaupten,<br />
dass das Messen des Cortisolwertes einen<br />
Nachweis für Stress liefert (MOBERG 2000;<br />
KIRSCHBAUM u. HELLHAMMER 1994; VIN-<br />
CENT u. MICHELL 1992). MOBERG (2000)<br />
hebt hervor, dass die Voraussetzung dafür<br />
gute experimentelle Bedingungen sein<br />
müssen.<br />
Ein Parameter allein ist danach nicht<br />
geeignet, alle Typen von Stress zu repräsentieren.<br />
In Kombination <strong>mit</strong> einem<br />
anderen Parameter, zum Beispiel Verhal -<br />
tensbeobachtungen, stellt der Cortisol -<br />
wert nach VINCENT und MICHELL (1992)<br />
einen Beweis für Stress dar…«<br />
Zitat aus der Forschungsstudie von<br />
Teutsch / Feddersen-Petersen 2 :<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 17
Kritisch gesehen<br />
» … Der Hund ist ein soziales Wesen und<br />
wir sind seine Familie. Eine Familie, die<br />
dafür sorgt, dass er sein Fressen be kommt,<br />
die Streicheleinheiten, die er braucht,<br />
erhält und körperlich und geistig gesund<br />
bleibt.<br />
Wir tragen die Verantwortung für ihn!<br />
Wir sollten diese Verantwortung ernst<br />
nehmen und uns überlegen, wie wir <strong>mit</strong><br />
unseren Hunden umgehen! Es gibt nicht<br />
nur moralische, sondern auch sachliche<br />
Argumente – die belegt sind – das Stark -<br />
zwang kein Weg sein sollte in der Erzie -<br />
hung eines Hundes! …«<br />
Sind, nach allem, was Sie nun gelesen<br />
haben, Stachel, Strom und Co. nun<br />
guten Gewissens einsetzbar? Diese<br />
Entscheidung liegt ganz allein bei<br />
Ihnen – und ich hoffe, Sie entscheiden<br />
im positiven Sinne, für Ihren Hund.<br />
Foto-Quellen:<br />
„Malionois“, Regina Kaute/pixelio.de<br />
„Schutzdienst“, Herwig Stieber, pixelio.de<br />
„Vizsla“ &„Pudelpointer“, Marina Gro mann<br />
/pixelio.de<br />
„Münsterländer“, Dirk O. Roth/pixelio.de<br />
Text-Quellen:<br />
(1) Dissertation „Vergleich der Stress aus -<br />
wir kungen anhand von Speichel cortisol -<br />
werten und der Lern effekte von drei<br />
Ausbildungsmethoden bei Polizei dienst -<br />
hun den“, der Tierärztlichen Hochschule<br />
Hannover vorgelegt von Imke Böhm<br />
unter wissenschaftlicher Betreuung von<br />
Univ.-Prof. Dr. H. Hackbarth, Institut für<br />
Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labor -<br />
tiere und Pferde) aus dem Jahr 2009<br />
(2) Ethisches Gutachten von Prof. Dr.<br />
Gotthard M. Teutsch, ethologisches Gut -<br />
achten von Dr. med. vet. Dorit Urd Fed -<br />
dersen-Petersen (1998) „Grundlagen einer<br />
tierschutzgerechten Ausbildung von<br />
Hun den – Gutachten zur Verwen dung<br />
von Elektroreizgeräten bei der Ausbil -<br />
dung von Hunden aus ethischer und<br />
ethologischer Sicht“<br />
ISBN398015453X, erhältlich beim VDH<br />
(Verband für das Deutsche Hundewesen)<br />
Autor: Claudia Landgrafe<br />
www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />
Wir sind für einen<br />
straf- und gewaltfreien<br />
Umgang <strong>mit</strong> Hunden.<br />
www.<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
18<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
Überlegungen vor<br />
dem Hundekauf<br />
Sie möchten sich einen Hund anschaffen? Oder denken gar an einen Zweitoder<br />
Dritt<strong>hund</strong>? Einige Fragen sollten Sie <strong>mit</strong> sich selbst und Ihrer Familie ausführlich<br />
und vor allem ehrlich diskutieren, bevor Sie unüberlegt einen Hund<br />
<strong>mit</strong> nach Hause bringen.<br />
Sind alle Familien<strong>mit</strong>glieder<br />
einverstanden?<br />
Egal, wie sehr Sie selbst sich einen<br />
Hund als Freund, Partner, Spielgefäh -<br />
rten oder Wegbegleiter wünschen – Ihr<br />
neues Familien<strong>mit</strong>glied wird es schwer<br />
haben, wenn auch nur ein Mitglied<br />
Ihrer Familie gegen ihn ist. Unbewusst<br />
oder manchmal auch sehr bewusst<br />
wird dem Hund gezeigt, dass er unerwünscht<br />
ist oder man lässt ihm alles<br />
durchgehen, manchmal <strong>mit</strong> fatalen<br />
Folgen. Besonders Kinder können sehr<br />
grausam sein und heimlich alles tun,<br />
da<strong>mit</strong> das ungeliebte „Mistvieh“ wieder<br />
verschwindet. Sie ärgern und zanken<br />
den Hund oft unbemerkt, bis es zu<br />
einem Zwischenfall kommt, der meist<br />
die Abgabe des Hundes zur Folge hat.<br />
Der Hund reagiert zunächst vielleicht<br />
nur unsicher, im weiteren Verlauf<br />
mögli cherweise auch aggressiv gegen<br />
die Person, die sich ihm gegenüber<br />
anders ver hält als der Rest der Familie,<br />
schlimms tenfalls weitet sich das<br />
Verhalten aufgrund seiner<br />
Verunsicherung auf die ganze Familie<br />
und auch fremde Per sonen aus.<br />
Eine Allergie sollte auch von vorn<br />
herein ausgeschlossen sein. Wenn Sie<br />
sich nicht sicher sind, nehmen Sie einige<br />
Haare des Hundes, den Sie sich ausgesucht<br />
haben, <strong>mit</strong> zu einem Arzt für<br />
Allergien (Allergologe) und lassen Sie<br />
sich und Ihre Familie testen. So ersparen<br />
Sie sich und auch dem Hund unnötigen<br />
Stress und einiges an Kummer.<br />
Als besonders allergikerfreundlich<br />
gelten der Coton de Tuléar sowie der<br />
Labradoodle und Goldendoodle – aber<br />
bitte auch hier zuerst einen Test ma -<br />
chen.<br />
Dürfen Sie einen Hund<br />
halten (Mietwohnung)?<br />
Sehr kleine Hunde wie Chihuahuas,<br />
Prager Rattler, Zwergpinscher oder<br />
Yorkshire Terrier gelten sozusagen als<br />
„Kleintiere“ und dürfen ohne Geneh -<br />
migung auch in Mietwohnungen gehalten<br />
werden – solange sie nicht durch<br />
Sehr kleine Hunde wie der Chihuahua<br />
gelten als Kleintiere. Bei diesen bedarf<br />
es keiner Erlaubnis für die Haltung in<br />
einer Mietwohung<br />
ununterbrochenes Kläffen die Nach -<br />
barn nerven (Urteil des LG Kassel, 1997-<br />
01-30, 1 S 503/96, Rechts bereich/Nor -<br />
men: BGB) –> siehe Artikel „Hunde vor<br />
Gericht“.<br />
Ein generelles Haustierverbot in<br />
Miet verträgen gilt nicht. Die Klauseln in<br />
Mietverträgen, nach der »die Haltung<br />
jeglicher Tiere genehmigungspflichtig«<br />
ist, braucht nicht beachtet zu werden.<br />
Streng genommen müsste der Mieter<br />
danach für jeden Goldfisch, jede Eid -<br />
echse oder jeden Kanarienvogel eine<br />
Genehmigung des Vermieters einholen.<br />
Da die gesamte Klausel unwirksam<br />
ist, gilt das generelle Verbot nicht. Der<br />
Mieter darf deshalb – ohne zu fragen –<br />
jedes Tier halten. Auch einen Hund.<br />
(Amtsgericht Köln Az. 213 C 369/96)<br />
Fehlt die unwirksame Generalklausel<br />
im Mietvertrag, ist aber zumindest die<br />
Hunde- und Katzenhaltung genehmigungspflichtig.<br />
Ausnahme: Es handelt<br />
sich um einen Blinden<strong>hund</strong>. Den darf<br />
der Vermieter nicht verbieten. (Bundes-<br />
gerichtshof, VIII ZR 340/06)<br />
Soll es ein Rasse<strong>hund</strong> oder<br />
ein Mischling sein?<br />
Und welche Rasse passt überhaupt zu<br />
Ihnen? Diese Fragen sind wohl die<br />
wichtigsten überhaupt bei der Auswahl<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 19
Kritisch gesehen<br />
eines Hundes. Wenn Sie sehr aktiv und<br />
sportlich sind, ist ein Dackel bei Ihnen<br />
eher fehl am Platz, im Umkehrschluss<br />
wird ein Mensch <strong>mit</strong> dem Bedürfnis<br />
nach viel Ruhe <strong>mit</strong> einem Australian<br />
Shepherd oder Belgischen Malinois<br />
sehr unglücklich werden.<br />
Beachten Sie bei Rasse<strong>hund</strong>en und<br />
Mischlingen, bei denen Sie wenigstens<br />
ein Elternteil kennen, bitte immer, für<br />
welche Tätigkeiten dieser Hund ur -<br />
sprünglich gezüchtet und eingesetzt<br />
wurde und heute noch wird – denn<br />
einige Rassen haben im Laufe der Zeit<br />
ihren ursprünglichen Job beinahe völlig<br />
verloren und werden heute für völlig<br />
andere Arbeiten eingesetzt, wie z. B. der<br />
Schäfer<strong>hund</strong>. Er ist heute mehr Schutz-,<br />
Wach- und Sport<strong>hund</strong> und nur noch selten<br />
als Hund des Schäfers anzutreffen.<br />
So schwer es auch fällt – entscheiden<br />
Sie <strong>mit</strong> Verstand und nicht nur <strong>mit</strong><br />
dem Herzen und dem Auge. Sie ersparen<br />
sich selbst eine große<br />
Enttäuschung, viel Kummer und dem<br />
Hund vielleicht ein <strong>Leben</strong> im Tierheim.<br />
Thema Auslastung<br />
Ein gesundes Rundum-Training sollte<br />
sowohl körperliche Bewegung, als<br />
auch geistige Auslastung beinhalten.<br />
Sprich – reines Laufen, Rennen und<br />
Herum toben genügt meist nicht, um<br />
einen Hund artgerecht auszulasten<br />
oder zu ermüden. Geistige Arbeit wie<br />
z. B. Suchspiele oder Tricks erlernen fordern<br />
Ihren Hund weit mehr als reine<br />
Bewegung. Das gilt grundsätzlich für<br />
alle Rassen. Die Qualität Ihres gemeinsamen<br />
Tuns ist sehr wichtig, weniger<br />
die Quantität (Dauer). Je mehr Bewe -<br />
gung Sie Ihrem Hund „antrainieren“, um<br />
so mehr wird er auch einfordern!<br />
Hüte- und Treib<strong>hund</strong>e<br />
Schutz der Herde zuständig sind. Das<br />
sind extrem aktiv und wollen arbeiten bedeutet aber auch, dass diese Rassen<br />
und das nicht nur zwei Stunden am sehr eigenständig sind und selbst Ent -<br />
Tag, sondern möglichst den ganzen schei dungen treffen müssen, da sie<br />
Tag. Werden sie nicht entsprechend von den Schäfern oft <strong>mit</strong> der Herde<br />
ausgelastet, hüten sie auch <strong>mit</strong> vollem allein gelassen wurden und diese<br />
Einsatz Menschen oder Gegenstände. gegen Wölfe und Bären verteidigen<br />
Regelrechte Hoch leistungssportler auf mussten. Die Hunde sind sehr territorial<br />
veranlagt und betrachten Fremde,<br />
diesem Gebiet sind der Border Collie,<br />
der Australian Shepherd, der Australian egal ob Mensch oder anderes Lebe -<br />
Cattledog und der Kelpie. Etwas ruhiger,<br />
aber ebenso beschäftigungsfreu-<br />
Ihr Schutztrieb ist sehr hoch und bei<br />
wesen, zu nächst einmal misstrauisch.<br />
dig sind Briard, Bobtail, Bouvier, Collie Gefahr vertreiben sie den Eindringling<br />
und Sheltie, um nur die bekanntesten ohne zu zögern.<br />
Rassen zu nennen.<br />
Zu den sehr aktiven und arbeitswilligen Hüte- und Treib<strong>hund</strong>en zählen z. B. (von<br />
links): Border Collie, Australian Shepherd und Harzer Fuchs (altdeutscher<br />
Hüte<strong>hund</strong>)<br />
Hirten- und Herdenschutz<strong>hund</strong>e Bei Dämmerung und Dunkelheit steigert<br />
sich ihre Wachsamkeit sehr. Sie<br />
sind etwas ruhiger als ihre oben ge -<br />
nannten Kollegen, da sie mehr für den mögen auf einen Betrachter von außen<br />
Die für den Schutz der Viehherden gezüchteten Rassen sind etwas ruhiger als die<br />
Hüte<strong>hund</strong>e. Hier diverse französische Hirten<strong>hund</strong>e: Briard (links in braun und<br />
rechts außen, schwarz), Bouvier (2.v.l.), Berger des Pyrenees (in blond und braun,<br />
Mitte), Berger de Picard (hinten rechts)<br />
20<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
friedlich und verschlafen wirken. Bei<br />
einer unbedachten Annäherung verwandelt<br />
sich dann der so gelassen wirkende<br />
Hund plötzlich in einen imposanten,<br />
drohenden Schutz<strong>hund</strong>, der<br />
bei Nichtbeachten seiner Warnung<br />
auch durchaus heftigen Körpereinsatz<br />
zeigen kann.<br />
Folgende Rassen gehören u. a. dazu:<br />
alle Sennen<strong>hund</strong>e, Cao de Castro Labo -<br />
reiro, Komondor, Kuvasz, Anato lischer<br />
Hirten<strong>hund</strong> (wozu auch der Kangal<br />
zählt), Pyrenäen-Berg<strong>hund</strong>, Marem -<br />
mano, Do Khyi und Bergamasker.<br />
Zwei sehr unterschiedliche Rassen der<br />
Kategorie Jagd<strong>hund</strong>e: links der ungarische<br />
Vorsteh<strong>hund</strong> Magyar Viszla, rechts<br />
der kurzbeinige Rauhaardackel<br />
Lauf<strong>hund</strong>. Eine spezielle Unterkate go -<br />
rie belegen die<br />
mussten mutig und unerschrocken<br />
sowie möglichst schmerzunempfindlich<br />
sein, um sich nicht von einem<br />
Schlag oder Tritt abschrecken zu lassen.<br />
Zu den Hof- und Wach<strong>hund</strong>en zählen<br />
der Spitz, der Hovawart, Deutscher,<br />
Holländischer und Belgischer Schäfer -<br />
<strong>hund</strong>, Rottweiler, Dobermann, Mastiff<br />
und Bullmastiff, Deutsche Dogge,<br />
Boxer, Leonberger und Schnauzer.<br />
Einige dieser Rassen werden aufgrund<br />
ihrer starken Arbeitsfreude auch<br />
gern als Schutz<strong>hund</strong>e eingesetzt. So<br />
wurde z. B. der Bullmastiff als Schutz -<br />
<strong>hund</strong> für Wildhüter gezüchtet und<br />
Riesenschnauzer bei der Armee eingesetzt.<br />
Auf dem Posten: wachsamer Do Khyi<br />
Jagd<strong>hund</strong>e<br />
sind, wie es der Name bereits vermuten<br />
lässt, für die Jagd gezüchtet worden.<br />
Hier gibt es weitere Unterscheidun gen<br />
in Stöber<strong>hund</strong>e, Vorsteh<strong>hund</strong>e, Schweiß<strong>hund</strong>e<br />
(Suche nach verletztem Wild),<br />
Erd<strong>hund</strong>e, Jagende Hunde (Bra cken<br />
und Meute<strong>hund</strong>e) sowie Appor tier -<br />
<strong>hund</strong>e. Sie sind sehr aktiv und sollten<br />
entsprechend ihrem speziellen Naturell<br />
ausgelastet werden, wenn sie nicht ihre<br />
Veranlagung ungebremst ausleben sollen.<br />
Dazu zählen u.a. alle Terrier, Dackel,<br />
Bracken, Beagle, Dalmatiner, Blood -<br />
hound, Golden und Labrador Retriever,<br />
alle Spaniel, Pointer, Setter, Müns ter -<br />
länder, Weimaraner, Magyar Vizsla, Rho -<br />
desian Ridgeback und der Schweizer<br />
Wind<strong>hund</strong>e<br />
Sie wurden für sehr schnelles Wild<br />
gezüchtet. Wer einmal einen solchen<br />
Hund in Aktion gesehen hat, wird sich<br />
reiflich überlegen, ihn unbedacht anzuschaffen.<br />
Hier findet man Rassen wie<br />
den Galgo und Podenco, den Irischen<br />
Wolfs <strong>hund</strong> (ja, tatsächlich!), das Italie -<br />
nische Windspiel, den Whippet,<br />
Afghanen, Greyhounds und den Barsoi.<br />
Wach- und Hof<strong>hund</strong>e<br />
Auch hier erübrigt sich eine Erklärung.<br />
Ähnlich wie der Herdenschutz<strong>hund</strong> ist<br />
es ihre Aufgabe, Haus, Hof und seine<br />
Bewohner zu beschützen und unter<br />
vollem Körpereinsatz zu verteidigen,<br />
was wiederum ein eigenständiges Han -<br />
deln voraussetzt, sprich – der Hund<br />
entscheidet schnell selbst, wer sich<br />
nähern darf und wer angegriffen / vertrieben<br />
wird.<br />
Oft wurden auf Höfen zwei Hunde<br />
gehalten – ein kleinerer, der rasch und<br />
zuverlässig das Herannahen eines Frem -<br />
den durch Bellen meldete und ein großer,<br />
um die Verteidigung zu übernehmen.<br />
Die Verteidiger von Haus und Hof<br />
Deutsche Dogge als Hof<strong>hund</strong><br />
Nordische Hunde<br />
waren und sind auch heute noch Zug -<br />
tiere und Wach<strong>hund</strong>e der Camps. Von<br />
ihnen werden hohe mentale und körperliche<br />
Fähigkeiten gefordert, um in<br />
einem sehr rauen Klima und <strong>mit</strong> wenig<br />
Nahrung perfekt arbeiten zu können.<br />
Diese Hunde müssen körperlich hoch<br />
belastbar und lauffreudig sein und im<br />
Schnee „den besten Trail“ zum Laufen<br />
erkennen können.<br />
Auf Kurzstrecken können Schlitten -<br />
<strong>hund</strong>e ein Tempo bis zu vierzig Stun -<br />
denkilometern erreichen, auf langen<br />
Strecken immer noch bis zu dreiundzwanzig<br />
Stundenkilometer. Man sollte<br />
den Wach- und Jagdtrieb sowie die kör-<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 21
Kritisch gesehen<br />
perliche Kraft dieser Rassen in keinem<br />
Falle unterschätzen!<br />
Die nordischen Hunde, wie der Husky,<br />
werden noch heute als Zugtiere und<br />
Wach<strong>hund</strong>e in Camps eingesetzt<br />
Zu den Nordischen Hunden gehören<br />
der Akita Inu, der Alaskan Malamute,<br />
der Samojede und der Sibirian Husky.<br />
Kampf- und Kriegs<strong>hund</strong>e<br />
wurden zur Abschreckung von Feinden<br />
und zum Spaß der Menschen an Wett -<br />
kämpfen <strong>mit</strong> Tieren gezüchtet. Beson -<br />
ders die Molosser beeindrucken durch<br />
ihre kräftige Statur und ihr Aussehen.<br />
Hier stechen der Mastino Napoletano<br />
(siehe Foto) und die Bordeauxdogge<br />
als sogenannte Nachfahren der römischen<br />
Kriegs<strong>hund</strong>e heraus. Sie kämpften<br />
gegen Wölfe und Bären in Zirkus -<br />
arenen und im Krieg gegen Menschen.<br />
Weniger massige Hunde kämpften<br />
unerschrocken bis zum Tod gegeneinander<br />
oder andere Tiere. Ursprünglich<br />
wurden sogenannte „Bullenbeißer“ bei<br />
Tierkämpfen eingesetzt, um Bullen zu<br />
Boden zu reißen. Zu diesen Hunden<br />
zählten hauptsächlich die Bulldogs und<br />
auch der Boxer, der damals noch ein<br />
etwas anderes Aussehen hatte als<br />
heute. Heute werden der American<br />
Bulldog und Dogo Argentino noch zur<br />
Wildschweinjagd eingesetzt.<br />
Der Pitbull Terrier und der American<br />
Staffordshire Terrier wurden ursprünglich<br />
bei Rattenfänger-Wettbewerben<br />
(welcher Hund tötet am schnellsten<br />
eine vorgegebene Zahl an Ratten) und<br />
Hundekämpfen verwendet. Die Züch -<br />
ter wollten Hunde, die bis zur <strong>absolut</strong>en<br />
Erschöpfung kämpfen konnten<br />
und wollten. Diese Rassen zeichnen<br />
sich durch eine recht hohe Reiz schwelle,<br />
aber auch einen geringen Selbster hal -<br />
tungstrieb aus – wenn sie einmal käm p -<br />
fen, dann bis zum bitteren Ende, selbst<br />
wenn sie schwer oder tödlich verletzt<br />
werden. Daher stehen die meisten dieser<br />
Hunde auf den Rasselisten des<br />
Landes HundeGesetzes.<br />
Die letzte Kate gorie sind die<br />
Gesellschafts- und Begleit<strong>hund</strong>e.<br />
Diese Hunde wurden im Laufe der Zeit<br />
als Begleiter gezüchtet, die keine Arbei -<br />
ten mehr erledigen mussten und einfach<br />
nur „da sein“ sollten. Viele Men -<br />
schen vergessen aber leider, dass ein<br />
Hund nun mal ein Hund ist und auch<br />
die Kleinsten vom Wolf abstammen.<br />
Und ein Wolf muss arbeiten, wenn er<br />
essen will. Auch kleine Hunde wollen<br />
beschäftigt werden, sonst stellen sie<br />
Dummheiten an oder werden in anderer<br />
Form verhaltensauffällig. Wer mag<br />
schon einen „kleinen Kläffer“ an der<br />
Leine oder Haustür haben?!<br />
Hier finden wir die Rassen Mops,<br />
Havaneser, Yorkshire Terrier, Chihua -<br />
hua, Prager Rattler, King Charles Cava -<br />
lier Spaniel, Boston Terrier, Französiche<br />
Bulldogge, Lhasa Apso, Malteser, Peki -<br />
nese, Shih Tzu, Tibet Spaniel und Tibet<br />
Terrier.<br />
Beeindruckt durch seine kräftige Statur: der Mastino Napoletano<br />
Mischlinge<br />
bei denen Sie nicht wissen, was „drin<br />
ist“, sind oftmals wahre Wundertüten.<br />
Manchmal kann man aufgrund ihrer<br />
Optik auf die eine oder andere Rasse<br />
schließen. Hier müssen Sie sich bewusst<br />
sein, dass Sie vielleicht „optisch Prin -<br />
zessin – innerlich Godzilla“ oder „op-<br />
tisch Goliath – innerlich Hasenfuß“<br />
bekommen. Können Sie da<strong>mit</strong> leben?<br />
22<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
Wie groß soll / darf er sein,<br />
da<strong>mit</strong> alle Familien<strong>mit</strong> glie der<br />
<strong>mit</strong> ihm zurecht kommen?<br />
Auch diese Überlegung versteht sich<br />
eigentlich von selbst – das sollte es zu -<br />
mindest. Wenn Sie ein eher zierlicher<br />
Mensch von knappen sechzig Kilo sind,<br />
sollten Sie sich dreimal überlegen, ob<br />
Sie sich einen Hund des gleichen Ge -<br />
wichts oder schwerer zulegen wollen.<br />
Kommen auch alle Familien<strong>mit</strong>glieder<br />
<strong>mit</strong> der gewählten Wunsch-Hunderasse<br />
zurecht?<br />
Bedenken Sie, dass ein Hund, der nur<br />
etwas mehr als die Hälfte Ihres Körper -<br />
gewichtes wiegt, sie bereits recht mühelos<br />
hinter sich her zerren kann! Hunde<br />
haben sozusagen „Allrad“ und bei entsprechend<br />
hoher Motivations lage haben<br />
Sie nur wenig Chancen. Natürlich können<br />
Sie durch entsprechende Erzie -<br />
hung und Training auch einen solchen<br />
Hund führen – aber bitte ziehen Sie<br />
dazu niemals Starkzwang <strong>mit</strong>tel wie ein<br />
Stachelhalsband, harte Leinenrucke<br />
oder Prügel in Erwägung! Und im echten<br />
Notfall haben Sie einem schweren<br />
Hund nichts entgegen zu setzen.<br />
Ist ein Rüde oder eine Hün din<br />
besser geeignet und was hängt<br />
<strong>mit</strong> dieser Auswahl zusammen?<br />
Allgemein gesehen sind Hündinnen<br />
fügsamer, leichter erziehbar, aber auch<br />
ängstlicher und zurückhaltender, während<br />
Rüden eher geneigt sind, mutig<br />
nach vorn zu stürmen und auch mal<br />
den „Macho“ raushängen zu lassen, um<br />
die Rolle des Anführers infrage zu stellen.<br />
Hündinnen werden zwei Mal im Jahr<br />
läufig, sofern sie nicht kastriert sind.<br />
Wenn Sie Nachwuchs vermeiden wollen,<br />
müssen Sie aufpassen! Hündinnen<br />
sind meist kleiner und leichter gebaut<br />
als Rüden. Im Kampf sind sie jedoch<br />
oftmals die erbitterteren Gegner, die es<br />
todernst meinen. Kämpfe unter Hün -<br />
din nen enden meist <strong>mit</strong> sehr viel<br />
schlimmeren Verletzungen als unter<br />
Rüden, bei denen eher körperliche Dro -<br />
h ung und „lautes Theater“ vorherrscht.<br />
Dennoch ist jeder Hund vom Wesen<br />
und Charakter her anders. Sie können<br />
im Einzelfall auch das genaue Gegen -<br />
teil vorfinden.<br />
Hunde machen Arbeit und<br />
Dreck! Wie groß darf der<br />
Pflegeaufwand sein?<br />
Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie<br />
einen kurzhaarigen Hund oder einen<br />
„laufenden Flokati“ zu sich nehmen<br />
wollen. Langhaarige Hunde bringen<br />
mehr Schmutz in die Wohnung, das Fell<br />
muss mehrmals wöchentlich intensiv<br />
gepflegt werden, da<strong>mit</strong> es nicht verfilzt<br />
– was eine komplette Schur nach sich<br />
ziehen würde. Sie brauchen sehr viel<br />
länger, um nach einem Schwimm aus -<br />
flug oder Bad zu trocknen und müssen<br />
sehr viel öfter gründlich untersucht<br />
werden (von Ihnen selbst), weil man<br />
beispielsweise Verletzungen nicht<br />
ohne weiteres sieht.<br />
Sehr kurzhaarige Hunde müssen bei<br />
starken Minus-Temperaturen vor der<br />
Briard am Meer: Haben Sie für die<br />
Pflege eines „laufenden Flokatis“ genügend<br />
Zeit?<br />
Kälte geschützt werden, bzw. dürfen<br />
nicht zu lange bewegungslos im Freien<br />
verbringen (besonders bei kleinen Ras -<br />
sen). Und auch kurzhaarige Hunde verlieren<br />
Haare und schleppen Dreck<br />
unter den <strong>Pfoten</strong> <strong>mit</strong> in die Wohnung.<br />
Es gibt nur wenige Rassen, die kaum<br />
oder gar nicht haaren (sollen), wie den<br />
Pudel, den Coton de Tuléar, der Labra -<br />
doodle und Goldendoodle (Kreuzung<br />
aus Labrador / Golden Retriever <strong>mit</strong><br />
Groß pudeln). Hunde <strong>mit</strong> Schlappohren<br />
müssen ebenfalls regelmäßig wegen<br />
der Ge fahr von Ohrenentzündungen<br />
un ter sucht werden. Schlappohren<br />
brauchen mehr Pflege als Steh- oder<br />
Kippohren.<br />
Wird es ein Welpe oder<br />
erwachsener Hund? „Neu“<br />
oder „Second-hand-Dog“?<br />
Welpen sind wie Babys –<br />
ein vierundzwanzig-Stunden-Job! Alles<br />
ist neu für sie, stubenrein müssen sie<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 23
Kritisch gesehen<br />
erst werden, sie zahnen ab dem vierten<br />
Monat und knabbern alles an, was sie<br />
erreichen können, untersuchen alles,<br />
was sie zu fassen bekommen, <strong>mit</strong> vollem<br />
Körper- und Milchzahneinsatz.<br />
Wel pen können Sie nicht alleine lassen<br />
und Sie müssen sich voll um die<br />
Beschäftigung und Erziehung des kleinen<br />
Krümels kümmern.<br />
Erwachsene Hunde<br />
sind da etwas pflegeleichter. Im Ideal -<br />
fall sind sie stubenrein und kennen<br />
zumindest ein wenig Grundgehorsam,<br />
passen sich ihren neuen Menschen<br />
schnell an und können stundenweise<br />
alleine bleiben. Wie gesagt, im Idealfall.<br />
Hunde aus erster Hand –<br />
da liegt es ganz an Ihnen, wie sie werden.<br />
Natürlich haben Hunde einen<br />
Grundcharakter und gewisse Veran la -<br />
gungen. Aber alles, was Sie <strong>mit</strong> Ihrem<br />
Hund tun und was Ihr Hund durch Sie<br />
lernt, prägt sein weiteres Verhalten.<br />
Hunde aus zweiter (dritter, vierter…)<br />
Hand –<br />
sind Wundertüten. Sie wissen nicht,<br />
welche Erfahrungen (gute wie schlechte)<br />
der Hund gemacht hat und wie er,<br />
wenn überhaupt, trainiert wurde. Er<br />
kann kleinere oder größere Macken<br />
haben oder einfach nur ein Schatz sein.<br />
Er kann auch ein ausgewachsenes<br />
Problem verursachen durch seine<br />
Aggressionen oder Ängste. Sind Sie<br />
bereit, <strong>mit</strong> einem guten Trainer oder<br />
Therapeuten daran zu arbeiten und<br />
auch einem solchen Hund eine Chance<br />
auf ein glückliches <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Ihnen zu<br />
geben? Denn Liebe und Zeit reichen<br />
manchmal einfach nicht aus.<br />
Hunde wollen eine Aufgabe und Be -<br />
schäftigung, sonst suchen sie sich<br />
etwas, von dem Sie garantiert nicht<br />
begeistert sind! Egal, für welchen Hund<br />
Sie sich entscheiden – Sie werden mehr<br />
Collie-Mix als „Reißwolf“: ohne genügend<br />
Beschäftigung suchen sich Hunde<br />
etwas, von dem der Mensch nicht<br />
begeistert ist<br />
CAT4DOGS Hundeerziehung • Inhaberin Cathrin Laurenz<br />
Problem<strong>hund</strong>etherapeutin, Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilderin<br />
33605 Bielefeld • Mobil: 0176 / 297 289 14 • E-Mail: info@cat4dogs.de<br />
www.cat4dogs.de<br />
tun müssen, als „nur spazieren zu gehen“,<br />
wenn er ein ausgeglichenes und glückliches<br />
<strong>Leben</strong> haben soll – und Ihr Zu -<br />
hause so bleiben soll, wie es ist. Je nach<br />
Veranlagung können Sie Such- und<br />
Bewegungsspiele machen wie Man -<br />
trailing, Dummyarbeit / Appor tier spiele,<br />
Agility, Trick-Dog oder anderen Hunde -<br />
sport. Wichtig ist, dass Sie <strong>mit</strong> Ihrem<br />
Hund etwas gemeinsam tun, was Ihnen<br />
beiden Spaß macht.<br />
Können Sie sich einen Hund<br />
leisten? (Futter, Tierarzt, Zu -<br />
behör, Steuer, Versiche rung<br />
etc.)<br />
Ein Hund braucht zwingend Futter und<br />
Näpfe, Halsband / Geschirr und eine<br />
Leine. Ein Liegeplatz (Körbchen oder<br />
Decke) und geeignetes Spielzeug, so -<br />
wie Kauartikel vervollständigen das<br />
Sortiment. Darüber hinaus kann man<br />
reichlich Geld für Hundezubehör ausgeben,<br />
ob es nun sinnvoll ist oder nicht.<br />
Können Sie die Kosten tragen, wenn<br />
er krank wird? Der Besuch in einer<br />
Klinik geht schnell mal in die Hunderte<br />
von Euros. Auch Operationen und Me di -<br />
ka mente sind selten preiswert.<br />
Eine Hundehalterhaftpflicht sollte<br />
selbstverständlich sein, auch bei kleinen<br />
Hunden. „Ihr Kleiner“ könnte einen<br />
Rad- oder Autofahrer zum Ausweichen<br />
zwingen und wenn es zum Unfall<br />
kommt, tragen Sie die meist erheblichen<br />
Kosten.<br />
Und auch eine gute Hundeschule<br />
gehört dazu. Selbst, wenn Sie zuvor<br />
bereits einen oder mehrere Hunde hatten,<br />
können Sie in Situationen geraten,<br />
in denen Sie nicht weiter wissen. Oder<br />
Sie kommen durch die charakterlichen<br />
oder rassebedingten Veranlagungen<br />
Ihres Hundes an Ihre (erzieherischen)<br />
Grenzen.<br />
24<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Kritisch gesehen<br />
HundeZentrum<br />
Ostfriesland<br />
Anett Kulke<br />
Hundeverhaltenstherapeutin,<br />
Hundehaltertrainerin,<br />
Hundeverhaltensberaterin<br />
26603 Aurich<br />
E-Mail:<br />
whitewolf66(at)web.de<br />
Mobil: 01520 / 982 385 8<br />
Wer kümmert sich um ihn,<br />
wenn Sie krank werden oder<br />
in Urlaub wollen?<br />
Unterbringung bei einem Hunde -<br />
sitter / Freund / Familien<strong>mit</strong>glied<br />
Der Hund sollte die Person möglichst<br />
vorher kennenlernen und sie sollten<br />
sich <strong>mit</strong>einander verstehen. Sie sollten<br />
sich sicher sein können, dass Ihr Hund<br />
gut gefüttert, ausgeführt und liebevoll<br />
behandelt wird.<br />
Pension<br />
Lassen Sie sich alles zeigen, achten Sie<br />
auf den Umgang <strong>mit</strong> den Hunden dort<br />
und auf Sauberkeit. Nach Möglichkeit<br />
sollte das Personal eine Ausbildung im<br />
Bereich „Hund“ vorweisen können.<br />
Tierheim<br />
Der letzte Weg und die letzte Mög lich -<br />
keit, auch wenn es nur kurzfristig sein<br />
soll. Hier trägt Ihr Hund in jedem Fall<br />
eine Macke davon, und <strong>mit</strong> nach<br />
Hause, wenn Sie ihn wieder abholen.<br />
Mitnehmen<br />
Ja, bitte gerne! Nur bitte nicht auf Flug -<br />
reisen, denn der Transport in einer Box<br />
im Bauch des Fliegers löst enormen<br />
Stress und Ängste aus und kann Ihren<br />
Hund traumatisieren. Suchen sie sich<br />
Ziele, die Sie <strong>mit</strong> dem Auto oder der<br />
Bahn erreichen können – es gibt genügend<br />
davon. Klären Sie vorher, ob Sie<br />
Ihren Hund <strong>mit</strong>bringen können oder<br />
suchen Sie direkt nach <strong>hund</strong>efreundlichen<br />
Unterkünften. Beachten Sie die<br />
Einreisebestimmungen, wenn Sie in ein<br />
anderes Land fahren.<br />
Wenn nichts davon geht: Hände weg<br />
von einem Hund! Kaufen Sie sich ein<br />
Plüschtier.<br />
Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich ein<br />
„zahmes Raubtier“ zulegen wollen, das<br />
bei falscher Behandlung gefährlich<br />
werden kann?! Bei allem niedlichen<br />
Aus sehen und der enormen Rasse viel -<br />
falt darf man eines nicht vergessen –<br />
der Hund stammt vom Wolf ab und ist<br />
ein Raubtier – nicht nur metaphorisch<br />
gesehen, sondern sehr real. Er ist triebund<br />
instinktgesteuert, ein Sichtjäger,<br />
frisst Fleisch als Hauptnahrung und reagiert,<br />
wenn es sein muss, <strong>mit</strong> aggressivem<br />
Drohen und heftigem Zubeißen.<br />
Was bei sehr kleinen Hunden noch als<br />
„niedlich“ abgetan wird, kann bei großen<br />
Hunden lebensgefährlich werden.<br />
Unzählige Unfälle zwischen Mensch<br />
und Hund, teils <strong>mit</strong> Todesfolge (besonders<br />
bei Kindern) bestätigen es immer<br />
wieder. Werden Hunde falsch behandelt<br />
oder zu sehr vermenschlicht, können<br />
aus ihnen tickende Zeitbomben<br />
werden, die bei dem nächsten Auslöser<br />
gnadenlos explodieren.<br />
Sind Sie bereit, sich <strong>mit</strong> dem Wesen<br />
des Hundes, wie er wirklich ist, auseinander<br />
zu setzen und ihm ein wesensgerechtes<br />
<strong>Leben</strong> ohne Strafen und<br />
Gewalt zu ermöglichen? Können Sie<br />
ihn artgerecht ernähren, ihn fair und<br />
souverän anführen und ihn beschützen,<br />
vor anderen Hunden als auch vor<br />
anderen Menschen? Wollen Sie lernen,<br />
dies zu tun, falls Sie nicht wissen, wie<br />
das geht? Pfote drauf!<br />
Dann, und nur dann – wenn Sie alle<br />
diese Fragen positiv abgeklärt haben –<br />
sind Sie bereit für einen Hund!<br />
Fotos :<br />
„Langhaar-Chihuahua“ Martin-Klaus/pixelio.de<br />
„Husky race“ Fotolia<br />
„franz. Hirten<strong>hund</strong>e“ magicpen/pixelio.de<br />
„Do Khyi“ Mimayin/Wiki commons<br />
„Vizsla-Dackel“ Grossi1985/pixelquelle.de<br />
„Dogge“ Michael O./pixelio.de<br />
„Mastino Napoli tano“ Anka Friedrich/Wiki<br />
commons<br />
„Irischer Wolfs<strong>hund</strong> <strong>mit</strong> Kind“ Fotolia<br />
„langhaar“/pixelquelle.de<br />
„Reißwolf“ C. Landgrafe<br />
„Pfote drauf“ Oliver-Haja/pixelio.de<br />
Autor: Claudia Landgrafe<br />
www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />
Quellen: Wikipedia<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 25
Tierschutzkritik<br />
Kleine, feine<br />
Tierschutzforen...<br />
von Martina Wald,<br />
(Hundehilfe Eifel,<br />
im Juni 2010)<br />
… jene, die die ersten beiden Silben dieses Wortes auch verdienen, sind immens wichtig<br />
für jegliche Art von Aufklärung und Wirken im Tierschutz. Leider sind sie rar geworden.<br />
Solche nämlich, in denen jene Themen<br />
fachlich versiert oder interessiert diskutiert<br />
werden, die leider immer noch den<br />
aktiven Tierschutz in Deutschland be -<br />
stimmen. Dazu gehören u.a. neben allen<br />
Tätig keiten der Rettung / Sicher stellung<br />
von Tieren auch sämtliche Aufgaben<br />
der Über nahme und Ver<strong>mit</strong>tlung wie<br />
auch Fragen oder Problematiken bei<br />
der Tierhaltung, sei es in der Pflegestelle<br />
oder bereits im neuen Zuhause.<br />
Was sich aber heutzutage alles als<br />
„Tierschutz“-Forum eigendeklariert (an-<br />
dere Tierforen sind hier ausdrücklich<br />
nicht gemeint), hat <strong>mit</strong> dem eigentlichen<br />
Anliegen herzlich wenig gemein.<br />
Die Liebe zum Diskutieren ist zweifelsohne<br />
geblieben, jedoch dominiert nun<br />
der Austausch von Kochrezepten, das<br />
Lösen von Bilderrätseln bis hin zu allgemeinen<br />
„Was habt Ihr heute erlebt“ und<br />
„Ich bin sauer – der Milchmann hat mich<br />
nicht gegrüßt“ Plaudereien. Nichts gegen<br />
solche Themen (wer sie mag und für<br />
wichtig hält …), aber warum solche<br />
Beiträge in einem Tierschutzforum vorrangig<br />
Anklang finden, mag verwundern.<br />
Besucht man ein Aquaristikforum,<br />
will man auch nicht Beiträge über exotische<br />
Birnenrezepte lesen.<br />
Aus den zur Verfügung stehenden<br />
Forenthreads, die auch so wichtige<br />
Themen wie „Tierschutz-Notfälle“, „Fahr-<br />
ketten“, „Verhaltensauffälligkeiten beim<br />
Hund“ oder „Krankheiten“ beinhalten,<br />
stürzen sich Foren<strong>mit</strong>glieder wie auch<br />
- betreiber schwerpunktmäßig auf die<br />
Softthemen: Wer hat das niedlichste<br />
Sofaphoto seines Lieblings? Wer die<br />
besten Grillanregungen für das Wochenende?<br />
Kennt jemand ein gutes Mittel<br />
gegen Rostschutz am Fahrrad oder<br />
hartnäckige Marmeladenflecke? Wäh -<br />
rend die Vielzahl der inhaltsirrelevanten<br />
Tierschutzbeiträge steigt und steigt,<br />
übersieht man beflissentlich jene<br />
Photos, die vom Pflege<strong>hund</strong> XY eingestellt<br />
werden oder vom bereits ver<strong>mit</strong>telten<br />
„Glücksbub“, welcher auch noch<br />
Wochen nach der Ver<strong>mit</strong>tlung <strong>mit</strong> weit<br />
aufgerissenen ängstlichen Augen und<br />
eingeklemmter Rute steif neben seinem<br />
glücklich grinsenden Halter steht, der<br />
wiederum an dieser Stelle postet, wie<br />
„optisch schön doch der Hund sei und<br />
wie süß, wenn er schläft“. Wer jetzt in<br />
einem solchen Forum einen kollektiven<br />
Aufschrei oder wenigstens dünne Kom -<br />
mentare erwartet hinsichtlich dieses<br />
Abbildes der Angst, irrt! Die Mehrzahl<br />
der Mitglieder bestätigen nur zu gerne<br />
die Schönheit des Hundes und wie froh<br />
doch alle sind über die Chance, die der<br />
Hund nunmehr im neuen Zuhause oder<br />
der Pflegestelle erhält. Welche Chance …<br />
fragt sich so mancher, wenn die Halter<br />
noch nicht einmal erkennen, wie hochgestresst<br />
ihr Hund schon beim „normalen“<br />
Photoshoot im heimischen Garten<br />
ohne weitere Reizauslöser ist. Ob man<br />
hier tatsächlich erwarten kann, dass die<br />
Halter wissen, was sie tun und dem<br />
Hund zügig helfen, seine Ängste zu<br />
besiegen? Wohl kaum! Manche Tier -<br />
schützer weigern sich beharrlich zu<br />
glauben, dass ein (Hunde)<strong>Leben</strong> auf<br />
einer ausländischen Insel im (reizarmen!)<br />
Hinterhof eines ländlichen Wohn -<br />
hauses <strong>mit</strong> ausreichender Versorgung<br />
des Hundes für die nächsten Jahre ggf.<br />
besser sein könnte als ein Dasein <strong>mit</strong><br />
(aus Sicht des Hundes) unkontrollierbaren,<br />
unerwarteten Alltags-Dauerreizen<br />
im Minutentakt, die ihn im Traumland<br />
Deutschland von einem Angstzustand<br />
in den nächsten katapultieren. Aber<br />
einen schönen Sofaplatz bekommt er<br />
und man muss ihm nur viel Zeit lassen<br />
(Wozu? Zum sich ängstigen ...?) und<br />
furchtbar lieb haben, dann kuriert er<br />
sich quasi von selbst. Wenn der Angst -<br />
<strong>hund</strong> sich beim nächsten Spaziergang<br />
dann panisch aus dem Halsband windet<br />
und von einem Auto überfahren<br />
wird, kann man selbstverständlich auch<br />
nichts dafür – weder als Halter oder<br />
26<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierschutzkritik<br />
Hundehilfe Eifel • Martina & Ingo Wald • Telefon: 02151/96 60 66<br />
www.<strong>hund</strong>efreud-<strong>hund</strong>eleid.de<br />
Pflegestelle noch als Tierschutzverein...<br />
Es scheint, als ob die seelische Notlage<br />
eines Hundes für viele Tierschützer<br />
keine Belange hat, solange der Hund<br />
gut genährt ist und Stammkunde bei<br />
Sabro sein darf. Der „Rest“ ist schließlich<br />
nicht so schlimm.<br />
Gibt es dann tatsächlich einmal eine<br />
„Tierschutz“-relevante Forenrubrik, die<br />
sich <strong>mit</strong> qualifizierten Beiträgen füllen<br />
ließe, erschrickt man zügig, wenn man<br />
sich den Inhalt zu Gemüte führt. Da<br />
wird ein Hüte<strong>hund</strong> aus dem Ausland<br />
ver<strong>mit</strong>telt und der Halter ist nach wenigen<br />
Wochen <strong>mit</strong> dem Hütetrieb des<br />
Hundes überfordert. Aufgeklärt wurde<br />
er offensichtlich zuvor von dem entsprechenden<br />
Tierschutzverein auch<br />
nicht, denn dass Hüten = Jagen ohne<br />
Tötungshandlung ist, scheint völliges<br />
Neuland für den Halter zu sein. Die vorherigen<br />
„wir-backen-den-besten-Ku-<br />
chen“-Foren<strong>mit</strong>glieder bieten eine Viel -<br />
zahl von unqualifizierten „Tipps“ an und<br />
und loben ebenso kollektiv, wenn der<br />
stolze Hüte<strong>hund</strong>besitzer nach einem<br />
dreiviertel Jahr postet, dass der Hund<br />
jetzt „nur“ noch 3 x die Woche (anstatt<br />
7 Tage) für weniger als eine Stunde auf<br />
den Spaziergängen entschwindet, nachdem<br />
er zuvor die Jogger und anderes<br />
freilaufendes Getier gehütet hat. Wenn<br />
dann abseits der Brachial<strong>hund</strong>ekenner<br />
einige wenige Mitleser schon mal vorsichtig<br />
auf die Gefahren (Straße, Jäger<br />
etc.) oder drohende Anzeigen hinweisen,<br />
die ein solches „ich-mach-nix-der-<br />
Hund-wird´s-schon-richten“-Vorgehen<br />
<strong>mit</strong> sich bringt, hagelt es prompt Ge -<br />
gen posts solcher Hundehalter, die<br />
schon seit Jahren so verfahren und<br />
bestätigen wollen, dass schließlich wirklich<br />
„nix“ passiert. Nur um Missinter -<br />
pretationen vorzubeugen: es geht hier<br />
nicht darum, den vermeintlichen „Teil -<br />
erfolg“ o.g. Halter schlecht zu reden,<br />
sondern die fragwürdige Einstellung<br />
und mangelnde Verantwortung solcher<br />
Halter aufzuzeigen (ganz zu schweigen<br />
von dem grundsätzlichen Image scha -<br />
den, den dann wieder alle Hunde halter,<br />
auch die vernünftigen, ausbaden dürfen...).<br />
Käme man eigentlich als verantwortungsvoller<br />
Autofahrer auf die Idee,<br />
sich dafür loben zu lassen, dass man<br />
einen Fußgänger „nur halb tot“ gefahren<br />
hat? Getreu dem Motto: es hätte ja<br />
auch schlimmer kommen können…?<br />
Immer wieder ein Evergreen in der<br />
Diskussionskultur ist auch der Umgang<br />
<strong>mit</strong> Foren-Notfällen. Da postet der<br />
Ver<strong>mit</strong>tler X, dass dringendst eine Pfle -<br />
gestelle für Hund Bello gesucht wird<br />
und spezifiziert die Voraussetzungen<br />
dafür, verbunden <strong>mit</strong> dem doch sehr<br />
deutlichen und einfach zu verstehenden<br />
Nachsatz: „Wer diese Voraus set -<br />
zungen erfüllt, bitte melden bei ….“<br />
Und was geschieht? Das, was üblicherweise<br />
in Plauderforen passiert, meistens<br />
in dieser Reihenfolge: Foren<strong>mit</strong>glied 1<br />
postet sein inständiges Mitgefühl <strong>mit</strong><br />
dem armen Hund; Foren<strong>mit</strong>glied 2<br />
fragt, wieso es denn sein kann, dass der<br />
Hund so schnell umziehen muss; Foren -<br />
<strong>mit</strong>glied 3 weiß offensichtlich mehr als<br />
die Kollegen 1 und 2 und wettert auf<br />
den derzeitigen Halter und die restlichen<br />
Mitglieder 4 bis 12 jammern und<br />
leiern unisono den so nutzlosen wie<br />
nervigen Lieblingssatz eines jeden Ver -<br />
<strong>mit</strong>t lers herunter: „Wenn ich könnte,<br />
wie ich gerne wollte, dann würde ich ja,<br />
aber…“. Man ist geneigt, beim Lesen<br />
dieser Sätze dem Verfasser seine Vor -<br />
liebe für den Konjunktiv um die Ohren<br />
zu schlagen, verbunden <strong>mit</strong> dem Weck -<br />
ruf, den ursprünglichen Aufruf bitte<br />
genau zu lesen, das Gehirn einzuschalten<br />
und sich ausschließlich nur dann zu<br />
melden, wenn man im Sinne des Auf -<br />
rufes auch helfen kann. Ansons ten ist<br />
oftmals weniger mehr.<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 27
Tierschutzkritik<br />
Der <strong>absolut</strong>e Höhepunkt ist aber oftmals<br />
erst dann erreicht, wenn ein solcher<br />
Notfallthread nach der Sintflut von<br />
Mitleid, Anschuldigungen, Wut, Sym -<br />
pathie bezeugungen und Konjunktiv -<br />
schwem me auch noch thematisch<br />
gefleddert wird.<br />
Wehe jenen Foren<strong>mit</strong>gliedern, die<br />
versuchen, sich ernsthaft <strong>mit</strong> tier -<br />
schutzrelevanten Fragen auseinander<br />
zu setzen, sei es nun in Bezug auf Ver -<br />
haltens auffälligkeiten eines Tieres oder<br />
Ver <strong>mit</strong>t lungsabläufe oder das leidige<br />
Thema des Rückläufers oder, oder, oder.<br />
Aus leidgeprüfter Erfahrung wissen viele<br />
um Ernsthaftigkeit bemühte Fo ren -<br />
<strong>mit</strong>glieder, dass man nicht einfach<br />
schreibt, was man zu sagen hat. Nein –<br />
so einfach geht das nicht! Denn Dis -<br />
kussionen, die hart, aber herzlich verlaufen<br />
(sprich: die auch mal in Form von<br />
„freundlich-direktem Tacheles“ geführt<br />
werden), sind verpönt. Nicht nur bei der<br />
Kuchenrezeptfraktion, sondern oftmals<br />
bei den Forenbetreibern selbst. Der<br />
„Heile-Welt“-Anschein muss gewahrt<br />
bleiben, denn jedes Foren<strong>mit</strong>glied soll<br />
sich schließlich pudelwohl fühlen dürfen<br />
im selbstgewählten Bad der Bei -<br />
träge. Jedes direkte Wort ist demzufolge<br />
auch ein unfreundliches Wort.<br />
Und jeder direkt formulierte Missstand<br />
demzufolge auch ein gezielter individueller<br />
Angriff auf die Mitleserschaft,<br />
aus der sich der Einzelne – irgendwie –<br />
immer persönlich angesprochen fühlt<br />
(jedem scheint der Schuh zu passen,<br />
auch wenn er 5 Nummern zu groß ist).<br />
Was wiederum die Foren-Netiquette<br />
verletzt. Nicht selten enden dann Dis -<br />
kussionen um ernsthafte Themen, noch<br />
bevor sie richtig begonnen haben, <strong>mit</strong><br />
der Löschung der Beiträge. Die heile<br />
Welt… sie ist wichtig; wichtiger als<br />
Probleme aufzugreifen, zu diskutieren<br />
und zu lösen. Dennoch… es gilt zu<br />
akzeptieren, dass jeder Forenbetreiber<br />
auch sein eigener Hausherr ist – er, und<br />
nur er bestimmt, was auf den Tisch<br />
kommt. Das ist sein gutes Recht. So wie<br />
auch jeder Gast entscheiden kann, ob<br />
ihm die servierte Kost schmeckt und er<br />
zum nächsten Mahl wiederkehren<br />
möchte. Falls nicht, sucht man sich besser<br />
einen anderen Koch, einen, <strong>mit</strong> dessen<br />
Kost man sich identifizieren kann.<br />
Schade nur, dass die Anzahl der wirklich<br />
guten Köche nicht im gleichen Maße<br />
steigt wie die der schlechten.<br />
In den seltenen Fällen, in denen überhaupt<br />
noch so etwas wie „Tierschutz &<br />
Co.“ diskutiert wird, macht sich nunmehr<br />
ein weiteres Phänomen in unserer<br />
Foren-Diskussionslandschaft breit:<br />
Das „ich schreibe, was ich meine, aber<br />
meine nicht, was ich schreibe“ – Phä -<br />
Hundeverhaltenstherapie • Seminare für Hundehalter<br />
Straf- und gewaltfreie Hundeerziehung<br />
Silvia Löw • 36039 Fulda • Telefon 0160 / 3 15 53 43 • info@<strong>hund</strong>eschule-osthessen.de<br />
wwww.<strong>hund</strong>eschule-osthessen.de<br />
nomen. Kurzum: Bevor man überhaupt<br />
etwas „kritisch“ in Schriftform anmerkt<br />
oder diskutiert, werden nun zunächst<br />
wortschwall- und seelenbalsamartige<br />
Voraberklärungen geliefert, in denen<br />
sich der Beitragsschreiber in spe noch<br />
vor seinem eigentlichen Diskussions -<br />
beitrag pauschal und prophylaktisch<br />
dafür entschuldigt, falls sich jemand auf<br />
den Schlips getreten, missverstanden,<br />
angegriffen oder nicht ausreichend<br />
gewürdigt fühlen sollte… Köstlich!<br />
Aber anscheinend unerlässlich, will<br />
man in einem Forum diskutieren, in<br />
dem die Mehrheit der Foren<strong>mit</strong>glieder<br />
von emotionaler Entrüstung lebt. Ein<br />
bekannter Soziologe hat dies einmal<br />
unter dem Obergriff „Diskussions-<br />
Bescheuertheit“ zusammengefasst. Ge -<br />
meint ist da<strong>mit</strong> das unfreie und oftmals<br />
unehrliche Gerede im öffentlichen<br />
Raum. Dazu zählt u.a. auch, dass sich<br />
manche Foren<strong>mit</strong>glieder in fremden<br />
Beiträgen immer als Opfer wiedererkennen<br />
und da<strong>mit</strong> im Verfasser dieser<br />
Beiträge logischerweise den Täter<br />
sehen. Diese Forenopferlämmer lauern<br />
geradezu auf Beiträge, über die sie sich<br />
– selbstverständlich hoch emotional,<br />
bar jeder gedanklichen Rationalität –<br />
entrüsten können. Das Opfer ist – nicht<br />
nur in seinen eigenen Augen – immer<br />
der moralische Sieger und setzt da<strong>mit</strong><br />
unter gleichgesinnten Opferjüngern<br />
eine nicht zu unterschätzende Dynamik<br />
in Gang. Am Ende gibt es Scharen von<br />
Forenopfern, die sich gegenseitig ihre<br />
Wunden lecken, tröstend versichern,<br />
dass sie die Gutmenschen sind und<br />
Front machen gegen alles Böse, das sich<br />
noch <strong>mit</strong> den eigentlichen, ursächlichen<br />
Problemfeldern des Tierschutzes<br />
auseinandersetzen will, <strong>mit</strong> direkten<br />
Worten und Taten… einfach zu un -<br />
freundlich, gelle?! Dann lieber unehr-<br />
28<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierschutz<br />
lich, aber super freundlich, einem Foren<strong>mit</strong>glied<br />
zum neuen, selbstverständlich<br />
sooo süßen Hund gratulieren. Dem<br />
Foren<strong>mit</strong>glied, das noch vor wenigen<br />
Wochen den letzten Pflege<strong>hund</strong> eines<br />
örtlichen Tierheims nicht schnell genug<br />
loswerden konnte und aufgrund von<br />
„Problemen <strong>mit</strong> dem Vermieter“ eine<br />
kurzfristige stichtagsbezogene Umplat -<br />
zierung des Hundes forderte und das<br />
Pflegestellen-Aus einläutete – eben aus<br />
diesem Grund. Aber das haben „freundliche“<br />
Mitleser selbstverständlich schon<br />
vergessen und verziehen. Eine vergleichsweise<br />
harmlose Unehrlichkeit;<br />
da gibt es ganz andere, die aber ebenso<br />
„freundlich“ übergangen werden.<br />
Zeige mir Deine Forumsbeiträge und<br />
ich sage Dir, wer Du bist! Dieser Fest -<br />
stellung alter Tierschutz-Forenhasen<br />
kann man nur zustimmen – viele Tier -<br />
schützer <strong>mit</strong> Herz und Verstand haben<br />
dies schon längst erkannt. Sie nutzen<br />
ihr Forum (welches <strong>mit</strong> einem nicht<br />
unerheblichen Mehraufwand an Zeit<br />
geführt und moderiert werden will,<br />
wenn es einem gewissen Niveau standhalten<br />
und eine tierschutzrelevante<br />
Aufgabe erfüllen soll…) und schauen<br />
genau hin, wer bei ihnen <strong>mit</strong>diskutiert<br />
und ihrem Tierschutz-Anliegen dienlich<br />
ist. Alle anderen werden – nachdem<br />
ihre (sicherlich auch durchaus nette)<br />
„Gesinnung“ erkennbar ist – aber eben<br />
nicht dem Ziel eines Tierschutz-Forums<br />
entspricht bzw. dieses fördert, freundlich<br />
gebeten, sich einen anderen Spiel -<br />
platz zu suchen.<br />
Die „Kuchen- und Plauderforen“ wird´s<br />
freuen… ihr Nachwuchs ist ihnen mehr<br />
als gewiss!<br />
Autor: Martina Wald<br />
www.<strong>hund</strong>efreud-<strong>hund</strong>eleid.de<br />
Neues zum Fall „Zarenhof“<br />
Gesa K. ist angeklagt!<br />
Auszug aus dem Anklageschreiben der<br />
Staatsanwaltschaft Trier an das Amts -<br />
gericht Daun, Berliner Straße, 54550<br />
Daun:<br />
»Gesa K. wird angeklagt, vom 01.09.2009<br />
bis 27.09.2010 in Üxheim-Nollenbach<br />
durch 2 rechtlich selbstständige Handlun -<br />
gen<br />
1. durch die selbe Handlung<br />
durch Unterlassen<br />
a) rechtswidrig eine fremde Sache<br />
beschädigt oder zerstört zu haben,<br />
b) in mindestens 7 tateinheitlichen Fällen<br />
ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund<br />
getötet und in mindestens 16 tateinheitlichen<br />
Fällen einem Wirbeltier länger<br />
anhaltende oder sich wiederholende<br />
erhebliche Schmerzen oder Leiden zugefügt<br />
zu haben,<br />
2. in der Absicht sich oder einen Dritten<br />
einen rechtswidrigen Vermögensvorteil<br />
zu verschaffen, das Vermögen eines anderen<br />
dadurch beschädigt zu haben, dass<br />
sie durch Vorspiegelung falscher oder<br />
durch Entstellung oder Unterdrückung<br />
wahrer Tatsachen einen Irrtum erregte<br />
oder unterhielt.<br />
.....<br />
Vergehen, strafbar gemäß §§ 263 Abs.1,<br />
303 Abs. 1, 303c Abs. 1, 13, 52, 53 StGB, §<br />
17 Nr. 1, Nr. 2b TierSchG«<br />
Liebe Leser,<br />
lange hat es gedauert. Endlich ist es so<br />
weit: die Er<strong>mit</strong>tlungen der Staatsanwal -<br />
tschaft Trier gegen Gesa K. sind abgeschlossen.<br />
BItte denken Sie nicht, ich hätte mich<br />
nicht weiter gekümmert, dem ist nicht<br />
so. Ich musste es eben nur etwas „zurück -<br />
gezogener“ tun, da ich dachte, mir wür -<br />
de die Luft ausgehen, wenn ich zusätzlich<br />
noch die Befindlichkeiten anderer<br />
Menschen in der Öffentlichkeit berücksichtigen<br />
muss.<br />
Einige können sich sicherlich vorstellen,<br />
dass es mehr als zermürbend sein<br />
kann, wenn nichts, aber auch <strong>absolut</strong><br />
gar nichts passiert, obwohl die Fakten<br />
doch augenscheinlich ein Vergehen<br />
bezeugen.<br />
Deswegen bin ich um so erleichteter,<br />
dass die Staatsanwaltschaft Trier eine<br />
Eröffnung des Hauptverfahrens – vor<br />
einem Strafrichter – beantragt hat!<br />
Ich danke allen, die geholfen haben,<br />
die Beweiskette zu vervollständigen.<br />
Mein besonderer Dank geht in erster<br />
Linie an Melanie Triebel. Außerdem<br />
danke ich dem Büro von BESCHÜTZER -<br />
instinkte, namentlich Barbara Seché,<br />
Carolin Sperk und Sebastian Fromm -<br />
herz.<br />
Natürlich möchte ich mich auch bei<br />
allen Menschen bedanken, die mich bis<br />
hierher unterstützt und Verständnis aufgebracht<br />
haben.<br />
Es wird noch lange dauern, bis wirklich<br />
etwas erreicht und entschieden<br />
wird. Ich halte durch, ich hoffe, Ihr tut es<br />
auch.<br />
DANKE!<br />
Sonja Zietlow<br />
Quelle Text und Foto:<br />
www.derzarenhofinfo.com<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 29
Tierleid<br />
Wann hat das<br />
endlich ein Ende?<br />
Haustiertransporte<br />
durch Europa<br />
Foto: iStockphoto<br />
Öffentliche Nachrichten und Informationen<br />
gesammelt von: Tierwelt-im-Schatten.de<br />
Junger Verein möchte auch ein<br />
Stück vom Kuchen<br />
»Für unsere Tierschutzfahrt vom 7.-<br />
9.1.2011 suchen wir ganz dringend einen<br />
super zuverlässigen Tierfreund der die<br />
Fahrt begleiten könnte.<br />
Bedingung wäre Führerschein, da<strong>mit</strong><br />
der Hauptfahrer entlastet werden kann<br />
(PKW Führerschein) und die Kosten für<br />
die Pension!!!<br />
Wir sind ein junger Verein und unterstützen<br />
ein Tierheim in Ungarn. Die<br />
Reise geht nach Kaposvar, südl. vom<br />
Plattensee. Leider kann von unserem<br />
Verein diesmal die Fahrt niemand<br />
begleiten, deshalb suchen wir dringend<br />
eine zuverlässige Person!«<br />
Na, das scheint sich ja zu rentieren.<br />
Reicht der Kuchen für alle Absahner?<br />
Krach und Zank um das größe Stück<br />
vorprogrammiert?<br />
Zur Auswahl ein paar Ergebnisse bei<br />
google, für jedermann frei zugänglich<br />
zum Selberlesen:<br />
Stellenangebote im Tierheim – Tier -<br />
pfle ger, Helfer,Praktikum und ...<br />
Die Reise geht nach Kaposvar, südl.<br />
vom Plattensee. Leider kann von unserem<br />
Verein diesmal ... info@abc-tierschutz.de,<br />
Besuchen Sie auch<br />
www.giraffenland.de.<br />
tierheim-tiere.de/cgi-bin/baseportal.pl?<br />
htx=/...tiere... -1294058904<br />
Allgemeine Nachrichten | Balaton Zei -<br />
tung<br />
1. Jan. 2011 ... Kaposvár - Der Tierschutz -<br />
verein Philip in Kaposvár hat deutsche<br />
Unterstützung bekommen. Zehn mo -<br />
bile Zwinger trafen am Dienstag auf<br />
dem ...<br />
www.balaton-zeitung.info/nachrichten?page=11<br />
- 1294058904<br />
Vizi, ein Labrador-Vizsla-Mix, sehr lieb<br />
und anspruchslos! in ... Aufenthalts -<br />
ort:Tierheim Kaposvar Im tierheim seit:<br />
2007 --- Kontakt : Maren Mittelstädt ...<br />
kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/sanzeige/vizi,-ein...mix.../16067083<br />
-<br />
Tierhilfe Wuerfo | Tierschutz - Tierheim<br />
Philipp in Kaposvar (Ungarn)<br />
Die Tierhilfe Wuerfo engagiert sich im<br />
In- und Ausland für notleidende Tiere.<br />
www.tierhilfe-wuerfo.ch/.../tierheimphilipp-kaposvar-ungarn.html<br />
- Im Cache<br />
Projekt Kaposvar - IGGrenzenlos jetzt<br />
Tierschutz Projekt Ungarn eV<br />
Ein warmer Platz Auch die Tier schüt -<br />
zer vor Ort brauchen einen warmen<br />
Platz um mal eine ... Kaposvar - gibt es<br />
Hoffnung? Das Tierheim Kaposvár liegt<br />
auf der ...<br />
www.tierschutz-ungarn.de/.../projektkaposvar/index.php<br />
- Im Cache<br />
Kaposvar - gibt es Hoffnung?<br />
Von der Menschheit scheinbar vergessen<br />
leben im Wald von Kaposvar die<br />
Hunde ... www.tierschutz-ungarn.de/..<br />
./projektkaposvar/kaposvargibteshoffnung.php<br />
- Im Cache<br />
Weitere Ergebnisse anzeigen von tierschutz-ungarn.de<br />
Muss PAULA im Tierheim aufwach -<br />
sen??? (Kaposvar) - Tierheim ...<br />
22. Dez. 2010 ... Muss PAULA im Tier -<br />
heim aufwachsen ??? | Kleinanzeigen<br />
bei Deine-Tierwelt.de - neu und<br />
gebraucht kaufen und verkaufen.<br />
www.deine-tierwelt.de/.../muss-paulaim-tierheim-aufwachsen--a73812847/<br />
-<br />
Im Cache<br />
NOTFALL: BENCE (Kaposvar) - Tier heim-<br />
MischlingsRüde über 50cm<br />
NOTFALL : BENCE | Kleinanzeigen bei<br />
Deine-Tierwelt.de - neu und gebraucht<br />
... www.deine-tierwelt.de/.../notfallbence-a73810752/<br />
- Im Cache<br />
Weitere Ergebnisse anzeigen von<br />
deine-tierwelt.de<br />
H - TH Philip - Kaposvar 2010 -<br />
suzy utzinger - stiftung für tierschutz ....<br />
Hier erfahren Sie mehr über das Tier -<br />
heim Philip im ungarischen Kaposvar ...<br />
www.susyutzinger.ch/content/home/in<br />
dex.php?id=465 - Im Cache<br />
30<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
Tierheim versinkt im Schlamm<br />
4. Dez. 2010 ... Jetzt brauchen die Tiere<br />
in Kaposvar Ihre Hilfe. ... Die Hunde -<br />
hütten werden wir in Kaposvar bauen<br />
lassen (hohe Transportkosten der sperrigen<br />
...<br />
tierschutzprojekt-ungarn.de/.../projektkaposvar/tierheimversinktimschlamm.p<br />
hp - Im Cache<br />
Tierheim Kaposvar<br />
Ich stelle hier ein paar von den vielen<br />
Hunden aller Rassen vor, die von Tier -<br />
heim Kaposvar in gute Hände ver<strong>mit</strong>telt<br />
werden. Wenn Sie einem dieser armen<br />
aber ... – www.arpadhaus.de/.../tierheim_kaposvar.html<br />
- Im Cache -<br />
ego-dog<br />
Beratung/Training/Therapie<br />
Inhaberin Ingrid Köcher<br />
Heinestraße 18 • 91074 Herzogenaurach<br />
Telefon: 0162-9661057<br />
E-Mail: ikoecher@ego-dog.de<br />
www.ego-dog.de<br />
Impfungen. Die Polizei leitete den Lkw<br />
zur Offenburger Tie rher berge, wo die<br />
Tiere unter Aufsicht des Veterinäramtes<br />
versorgt wurden.<br />
http://www.animal-health-online.de/<br />
klein/page/8/<br />
13.00 Uhr, auf der A 3 an der Rastanlage<br />
Donautal-Ost einen Kleintransporter<br />
aus Mittelfranken. In dem als Tiertrans -<br />
porter umgebauten Fahrzeug beförderte<br />
der 46jährige Pferdehändler zwei<br />
Esel und vier Hundewelpen.<br />
Bilder illegaler Transport<br />
http://www.animal-health-online.de/<br />
(Bilderstrecke Hundetransport)<br />
Laster total überladen<br />
Offenburg (aho) – Bei einer Kontrolle<br />
der Polizei am Freitagvor<strong>mit</strong>tag auf der<br />
A 5 wurde im Laderaum eines stark überladenen<br />
LKW einer Tierschutzorga ni sa -<br />
tion 42 erschöpfte Hunde, darunter<br />
zwölf Welpen und etliche Jungtiere im<br />
Alter zwischen fünf Monaten und ei -<br />
nem Jahr, gefunden. Eingeschlossen in<br />
kleine Transportboxen waren die Vier -<br />
beiner bereits 30 Stunden unterwegs.<br />
Die 43 Hunde aus Spanien und Portugal<br />
waren für Tierheime im ganzen Bun des -<br />
gebiet bestimmt, wie die Polizei am<br />
Dienstag <strong>mit</strong>teilte. Bis die letzten Tiere<br />
an ihrem jeweiligen Ziel versorgt worden<br />
wären, wären weitere zehn Stun -<br />
den vergangen. Ein Hund hätte in Ham -<br />
burg abgeladen werden sollen. Einigen<br />
Tieren fehlten zudem vorgeschriebene<br />
Tollwut eingeschleppt<br />
Tollwut bei einer illegal aus Kroatien<br />
eingeführten Hündin festgestellt<br />
Erster Tollwutfall im Regierungsbezirk<br />
Freiburg seit über 14 Jahren<br />
Am 29. Dezember 2008 wurden im<br />
Gehirn einer ca. 6½ Monate alten, <strong>mit</strong>telgroßen<br />
Mischlingshündin bei der<br />
Untersuchung im Chemischen und<br />
Veterinäruntersuchungsamt Freiburg<br />
massenhaft Tollwutvirus-spezifische<br />
Fluo reszenzherde gefunden. Die Hün -<br />
din zeigte laut Vorbericht des zuständigen<br />
Veterinäramtes zentralnervöse<br />
Symp tome sowie aggressives Verhalten<br />
und wurde daraufhin eingeschläfert.<br />
Welpen in Geflügelbox<br />
Illegalen Tiertransport gestoppt<br />
Ort: Passau, Datum: 16.11.2009 um 13:00<br />
Pressebericht des PP Schwaben-Nord:<br />
PASSAU: Die Schleierfahnder kontrollierten<br />
am Montag, 16.11.2009, gegen<br />
Es wird noch viel zu wenig<br />
kontrolliert.<br />
Vor nicht allzulanger Zeit habe ich mich<br />
<strong>mit</strong> einem Zollbeamten unterhalten,<br />
der mir Folgendes sagte: »Stelllen Sie<br />
sich doch mal nachts nahe der Grenze<br />
an die Autobahn und beobachten den<br />
Verkehr. Sie würden sich wundern, aus<br />
wie vielen Kleintransportern es lautstark<br />
bellt.«<br />
Und es nimmt kein Ende<br />
Schreckliche Transportbedingungen<br />
Tierschützer entdecken einen Kleinbus<br />
voller Hunde<br />
Den Mitarbeitern des Tier schutzvereins<br />
Nürnberg-Fürth bot sich kürzlich ein<br />
schreckliches Bild: In einem Kleintrans -<br />
porter, den der Verein <strong>mit</strong>hilfe der Poli -<br />
zei in Buchenbühl stoppen ließ, Marco<br />
Puschner 17.2.2010 – Quelle:<br />
http://www.nz-online.de/<br />
artikel.asp?art=1174330&kat=11<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 31
Tierleid<br />
Hundehexe<br />
Inhaberin Janine Bengs<br />
Therapie von Fehl- und<br />
Problemverhalten<br />
Mobil: 0176/238 342 24<br />
10967 Berlin<br />
E-Mail:<br />
bengs@<strong>hund</strong>ehexe.de<br />
www.<strong>hund</strong>ehexe.de<br />
Hunde von Spanien nach<br />
Italien gekarrt<br />
Illegaler Transport: Elf Spitz-Welpen<br />
aus Ungarn aus Kofferraum befreit<br />
26.01.2010 | 16:41 |<br />
Gattendorf (ZP) Elf Welpen rettete die<br />
Polizei bei einer Routinekontrolle im<br />
Bur genland. Die Tiere sollten von Ru mä -<br />
nien nach Norwegen gebracht werden.<br />
Die elf Hundwelpen lagen zusam mengepfercht<br />
im Kofferraum eines nor wegischen<br />
Autos. Am 25.01.2010, um<br />
23.40 Uhr, wurde von Beamten der<br />
Polizei inspektion Nickelsdorf AGM auf<br />
der Bundesstraße B 10, in Fahrtrichtung<br />
Wien, im Gemeindegebiet von Gatten -<br />
dorf, ein Pkw <strong>mit</strong> norwegischem Kenn -<br />
zeichen angehalten und einer Kontrolle<br />
... «weiter»<br />
Kreis Euskirchen: Tiertransport vor<br />
dem Welpenwaisenhaus gestoppt<br />
22.01.2010 | 07:26 |<br />
(ZP) Ein Tiertransport aus Spanien<br />
wur de am Dienstagnach<strong>mit</strong>tag vor dem<br />
Welpenwaisenhaus in Tondorf kontrolliert.<br />
Die Amtsveterinärin ließ 13 Hunde<br />
beschlagnahmen. Sie befürchtete einen<br />
illegalen Tiertransport. Nach Aussagen<br />
der Veterinärbehörde sei man nach<br />
Hinweisen aus Spanien und Baden-<br />
Württemberg einer Organisation auf<br />
der Spur, die gutwillige Tierschutz -<br />
vereine und Initiativen ausnutze, um<br />
ungeimpfte Hunde aus Südeuropa<br />
nach Deutschland zu bringen und<br />
da<strong>mit</strong> Geschäfte ... «weiter»<br />
Kreis Ahrweiler: Illegaler Tierhandel in<br />
Remagen aufgeflogen – Staatsanwalt -<br />
schaft er<strong>mit</strong>telt gegen Verein - [Update]<br />
24.12.2009 | 11:49 |<br />
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat<br />
Er<strong>mit</strong>tlungen gegen den Tierschutz -<br />
verein in Remagen aufgenommen.<br />
Nach Informationen des General-Anzei -<br />
gers sollen mehr als 100 Hunde und<br />
Katzen illegal in den Kreis gebracht und<br />
veräußert worden sein. Die Tiere sollen<br />
überwiegend aus dem Ausland stammen<br />
und teilweise keinen Impfschutz<br />
besitzen. Die Kreisverwaltung Ahrweiler<br />
bestätigte auf GA-Anfrage, dass sie eine<br />
tierschutz- und tierseuchenrechtliche<br />
Anordnung gegen eine Einrichtung im<br />
... «weiter»<br />
Hundehändler aus Geislingen soll So -<br />
zi al leistungen erschlichen haben –<br />
Wegen Tierquälerei schon zu zwei Jahren<br />
Haft verurteilt<br />
22.12.2009 | 14:52 |<br />
Geislingen/Ulm - Er handelte illegal <strong>mit</strong><br />
Hunden aus Ungarn, wurde dafür verurteilt<br />
und soll sich nun auch noch Ar -<br />
beitslosengeld erschlichen haben. Ob -<br />
wohl er selbstständig als Tierhändler<br />
arbeitete, bekam ein Mann aus Geis -<br />
lingen (Kreis Göppingen) in den Jahren<br />
2006 bis 2008 fast 17.000 Euro Arbeits -<br />
losengeld II, wie das Hauptzollamt Ulm<br />
am Dienstag <strong>mit</strong>teilte. Der Mann hatte<br />
nämlich weder ein Gewerbe angemeldet,<br />
noch die Arbeitsagentur über sein<br />
Einkommen informiert. Die ... «weiter»<br />
Transporte gestoppt: 14 Hunde in vier<br />
Boxen zusammengepfercht | Sieben<br />
Welpen eingepfercht im stickigen<br />
Kofferraum<br />
22.12.2009 | 07:22 |<br />
MITTELMARK - Bei einer spektakulären<br />
Aktion sind am Sonntag auf einem al -<br />
ten Gewerbeareal bei Güterfelde 14 Hun -<br />
de beschlagnahmt worden. Die Riesen -<br />
schnauzer lebten über Wochen in nur<br />
vier Hundeboxen zusammengepfercht.<br />
Eine Frau – offenbar ohne festen Wohn -<br />
sitz – hatte die Hunde auf einem Hän -<br />
ger durch die Region transportiert, um<br />
sie zu verkaufen. Polizei und Kreis-Vete -<br />
ri näramt spürten den Transport gegen<br />
14 Uhr auf und stellten fest, dass die<br />
Hunde nicht tiergerecht ... «weiter»<br />
Dank Internet boomt der illegale Han -<br />
del <strong>mit</strong> Billig<strong>hund</strong>en<br />
21.12.2009 | 08:49 |<br />
Viele Kinder wünschen sich einen Hund<br />
zu Weihnachten – und Eltern kaufen<br />
ihnen das Haustier günstig im Internet.<br />
Doch Tierschützer und Behörden warnen<br />
vor diesen illegalen Angeboten.<br />
Tiere in zwei Zimmern eingesperrt. Es<br />
war nur ein kleiner Schlag gegen die<br />
Tiermafia: Zusammen <strong>mit</strong> Kantons tier -<br />
arzt Tullio Vanzetti hat die Tessiner Poli -<br />
zei letzte Woche 9 Chihuahua-Wel pen<br />
und 7 Perserkatzen beschlagnahmt. Die<br />
Halter hatten die Tiere illegal aus Tsche -<br />
chien eingeführt und sie in ...<br />
«weiter»<br />
32<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
Aufnahmestopp im Iserlohner Tier -<br />
heim: Quarantäne wegen Parvo virose<br />
der beschlagnahmten Hunde aus<br />
Ungarn<br />
25.11.2009 | 07:18 |<br />
Iserlohn.„Die Lage spitzt sich zu”, er klär -<br />
te die Vorsitzende des Tierschutz vereins<br />
Iserlohn, Barbara Kemper. Von den 23<br />
beschlagnahmten Hunden aus Ungarn,<br />
die das Kreisveterinäramt bei einer illegalen<br />
Hundehändlerin be schlag nahmte<br />
und vorübergehend im Tierheim unterbrachte,<br />
sind vier Welpen tot. Drei kleine<br />
drei Havaneser und ein Australien<br />
Shepherd sind in den letzten Tagen<br />
trotz intensiver tierärtzlicher und pflegerischer<br />
Betreuung gestorben. Der<br />
Zustand von drei ... «weiter»<br />
Passau: Gemeine Tierquälerei! – Ille ga -<br />
len Tiertransport gestoppt<br />
17.11.2009 | 20:55 |<br />
PASSAU. Die Schleierfahnder kontrollierten<br />
am Montag, 16.11.2009, gegen<br />
13.00 Uhr, auf der A 3 an der Rastanlage<br />
Donautal-Ost einen Kleintransporter<br />
aus Mittelfranken. In dem als Tiertrans -<br />
porter umgebauten Fahrzeug beförderte<br />
der 46jährige Pferdehändler zwei<br />
Esel und vier Hundewelpen. Ein Esel<br />
stand hinter einer provisorisch aufgebauten<br />
Bretterwand. Der zweite Esel<br />
stand dahinter, ungesichert zwischen<br />
einer Kreissäge und anderen Gegen -<br />
stän den. Die erst achtwöchigen ... «weiter»<br />
Iserlohn: Illegaler Hundehandel aufgeflogen<br />
- Kreisveterinärin beschlagnahmt<br />
23 Welpen aus Ungarn<br />
13.11.2009 | 07:24 |<br />
Iserlohn. Nach Hinweisen aus der Bevöl -<br />
kerung deckte eine Amtstierärztin des<br />
Märkischen Kreises einen illegalen Hun -<br />
dehandel in einem Einfamilienhaus in<br />
Iserlohn auf. 23 aus Ungarn eingeführte<br />
Welpen verschiedener Rassen wurden<br />
beschlagnahmt und ein Bußgeld verfah -<br />
ren eingeleitet. Aus vielen kleinen Hun -<br />
de mäulern klingt dem Tierheim besu cher<br />
lautes Gebelle und Gefiepe ent gegen.<br />
Dort ließ das Kreisveterinäramt am<br />
Don nerstag 23 ungarische Welpen einquartieren:<br />
Havaneser, Beagles-, ... «weiter»<br />
Neuer Betrugsprozess um Tierschutz -<br />
verein 'Arche 2000' - 15000 Mitglieder<br />
um 600.000 Euro geprellt?<br />
03.11.2009 | 08:54 |<br />
Tarn-Konten, falsche Überweisungen,<br />
Betrugsvorwurf gegen 'Arche 2000'-<br />
Chef Mitarbeiter der Tierschutzorga -<br />
nisation 'Arche 2000 Tier-Welthilfe' müssen<br />
sich erneut wegen Betrugs vor<br />
Gericht verantworten. Seit Montag verhandelt<br />
das Landgericht Hamburg<br />
gegen einen 44 Jahre alten früheren leitenden<br />
Angestellten und einen 57-jährigen<br />
Komplizen des norddeutschen<br />
Vereins, dessen kriminelle Machen -<br />
schaften vor einigen Jahren einen großen<br />
Skandal auslösten. Nach Dar stel -<br />
lung der ... «weiter»<br />
Tierquälerei und<br />
Spendenbetrug – Göppingen<br />
Sie sind hier: Startseite / PRESSEMITTEI-<br />
LUNGEN / Mitteilungen 2009 / „Tier-<br />
schüt zer“ wegen Spendenbetrugs und<br />
Tierquälerei angeklagt<br />
Datum: 07.10.2009<br />
Ulm. Landkreis Göppingen<br />
Die Staatsanwaltschaft Ulm hat dieser<br />
Tage gegen drei Vorstands<strong>mit</strong>glieder<br />
eines im Landkreis Göppingen angesiedelten<br />
Tierschutzvereins zum Straf rich -<br />
ter am Amtsgericht Geislingen Anklage<br />
wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen<br />
gewerbsmäßigen Betruges in<br />
neun Fällen erhoben. Der 38-jährigen<br />
Vereinsvorsitzenden und ihrem 57-jährigen<br />
Stellvertreter wirft die Anklage -<br />
behörde zudem gemeinschaftliche Tier -<br />
quälerei vor.<br />
Seit Herbst 2006 bis zumindest März<br />
2009 – so der Vorwurf – warben die An -<br />
ge schuldigten <strong>mit</strong> dem Portrait eines<br />
bestimmten Hundes auf ihrer Vereins -<br />
webseite sowie auf Plakaten um Spen -<br />
den, wobei vorgetäuscht wurde, dass<br />
der abgebildete Hund schwer krank sei<br />
und dringend operiert werden müsste.<br />
Tatsächlich war das Tier vollkommen<br />
gesund und wurde bereits im Sommer<br />
2008 an eine neue Besitzerin ver<strong>mit</strong>telt.<br />
Insgesamt erhielt der Verein wenige<br />
tausend Euro von verschiedenen Spen -<br />
dern überwiesen.<br />
Der zur Last gelegten Tierquälerei<br />
liegt zu Grunde, die beiden Vorstände<br />
seien <strong>mit</strong> einem Klein-Lkw nach Spanien<br />
gefahren und hätten dort in metallene<br />
Gitterboxen, deren Böden lediglich <strong>mit</strong><br />
Tüchern ausgelegt gewesen seien, etwa<br />
100 Hunde eingeladen. Während der<br />
mindestens 17 Stunden andauernden<br />
Rückfahrt bei großer Hitze und bei fehlender<br />
Klimaanlage sollen die beiden<br />
Angeschuldigten den Tieren weder<br />
Wasser noch Futter gegeben haben.<br />
Auch hätten die Hunde ihre Notdurft in<br />
den Gitterboxen verrichten müssen. Die<br />
Tiere seien durch die Fahrt derart verstört<br />
gewesen, dass sie noch tagelang<br />
unter dem Fahrstress zu leiden gehabt<br />
hätten.<br />
Die Angeschuldigten machten je -<br />
weils keine Angaben zu den Vor würfen.<br />
Transportberichte 1<br />
http://toetungs<strong>hund</strong>e.jimdo.com/trans<br />
portberichte/<br />
Impressum<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 33
Tierleid<br />
Hundezentrum Springorum<br />
Inhaberin Anke Springorum • 58332 Schwelm<br />
E-Mail: info(at)<strong>hund</strong>ezentrum.springorum.info<br />
Telefo 02336 / 3049 • Mobil: 0160 / 964 721 47<br />
www.<strong>hund</strong>ezentrum.springorum.info<br />
Problem<strong>hund</strong>therapie<br />
Welpenausbildung<br />
Hunde aus spanischer Tötung suchen<br />
ein Zuhause<br />
Tierhilfe Pit, Bull, Staff & Co. e.V.<br />
Herr Jens K http://www.tierhilfe-jetzt.de/<br />
befreundete Vereine:<br />
http://www.molosser-ver<strong>mit</strong>tlungshilfe.de/<br />
http://www.<strong>hund</strong>-und-hilfe.de/impressum/<br />
Ich fordere noch mehr<br />
Straßenüberwachung<br />
Illegaler Tierhandel in Remagen aufgeflogen<br />
Staatsanwaltschaft er<strong>mit</strong>telt gegen Verein<br />
Remagen. (gs) Die Staatsanwaltschaft<br />
Koblenz hat Er<strong>mit</strong>tlungen gegen den<br />
Tierschutzverein in Remagen aufgenommen.<br />
Nach Informationen des Ge -<br />
ne ral-Anzeigers sollen mehr als 100 Hun -<br />
de und Katzen illegal in den Kreis<br />
gebracht und veräußert worden sein.<br />
Die Tiere sollen überwiegend aus<br />
dem Ausland stammen und teilweise<br />
keinen Impfschutz besitzen. Die Kreis -<br />
verwaltung Ahrweiler bestätigte auf<br />
GA-Anfrage, dass sie eine tierschutzund<br />
tierseuchenrechtliche Anordnung<br />
gegen eine Einrichtung im Kreisgebiet<br />
erlassen habe, machte aber wegen der<br />
Einschaltung der Staatsanwaltschaft<br />
keine näheren Angaben.<br />
Das Ziel der Kreisverwaltung sei, den<br />
Tierschutz zu wahren und die Verbre -<br />
itung von Tierseuchen zu verhindern.<br />
Die Staatsanwaltschaft sei wegen des<br />
Umfangs der möglichen Rechts ver -<br />
stöße eingeschaltet worden, hieß es aus<br />
dem Kreishaus.<br />
http://www.general-anzeigerbonn.de/index.php?k=loka&itemid=10001&detailid=679673<br />
Ganz viele Meldungen<br />
Mit Erlaubnis des Verfassers<br />
„Der illegale Handel <strong>mit</strong> aus östlichen<br />
EU-Ländern ist ein zunehmendes Pro -<br />
blem”, erklärt Kreisveterinär Dr. Dieter<br />
Sinn. Rasse<strong>hund</strong>e würden weit unter<br />
den bei seriösen Züchtern üblichen<br />
Prei sen angeboten und fänden offensichtlich<br />
leicht Käufer. Der Fachdienst<br />
Verbraucherschutz/Veterinärwesen des<br />
Märkischen Kreises bittet deshalb<br />
Hundeinteressenten solche Angebote<br />
sehr kritisch zu prüfen und davon<br />
Abstand zu nehmen.<br />
Dr. Dieter Sinn: „Die illegal eingeführten<br />
Welpen werden oft unter sehr<br />
schlechten Bedingungen untergebracht<br />
und tagelang transportiert. Die Welpen<br />
sind meist nicht sozialisiert und verhaltensgestört,<br />
wodurch beim erwachsenen<br />
Hund große Probleme bei der Hal -<br />
tung entstehen können.” Die in Iserlohn<br />
beschlagnahmten Tiere waren aber<br />
noch in einem verhältnismäßig gutem<br />
Gesundheitszustand. Der Kreisvete ri -<br />
när: „Tierfreunde, die solche Hunde -<br />
welpen kaufen, unterstützen ein Ge -<br />
schäft, das Tierquälerei in Kauf nimmt.”<br />
Lesen Sie auch:<br />
* Welpen aus dem Kofferraum zum<br />
Verkauf angeboten<br />
* Illegaler Welpenhandel via Internet<br />
+++ Fünf Personen überführt<br />
* Erst vier bis sieben Wochen alt: Polizei<br />
stoppt Transport <strong>mit</strong> 137 Welpen<br />
* Illegaler Welpenhandel: Zeugen ge -<br />
sucht +++ Welpen erkrankt, verendet<br />
* Bereits 17 Welpen im Tierheim verendet<br />
* Österreich: Schmuggel <strong>mit</strong> Hunde-<br />
Wel pen aufgedeckt<br />
* Flensburg: Geschmuggelte Welpen<br />
schwer erkrankt<br />
* Hunde ohne Impfpässe, Katze in Plas -<br />
tiktasche: Tiertransport unterbunden<br />
* Österreich: Erneut illegaler Tie rtrans -<br />
port <strong>mit</strong> Welpen<br />
* Zoll befreit Hunde aus Kleinbus<br />
* Flughafen Wien: 17 Welpen betäubt in<br />
Reisetaschen<br />
* Todkrank: Schmuggel-Welpen haben<br />
„Parvo-Virus“<br />
* Schmuggler wollten Quarantäne nicht<br />
zahlen: Zwölf Welpen eingeschläfert<br />
* Verwahrlost, verkotet, unwürdig: 30<br />
Süd europa-Hunde bei Händlerin be -<br />
schlag nahmt<br />
34<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
* In engen Kästen, gefälschte Papiere,<br />
illegaler Import: Hundewelpen in Reise -<br />
bus entdeckt<br />
* Ohne gültige Papiere aus Ungarn:<br />
13 Hundewelpen im Kofferraum<br />
* 56 Welpen in Plastikkisten, keine Heim -<br />
tierausweise: Schmuggler aus der Slo -<br />
wa kei gestoppt<br />
* Würmer, Räude, Knochenbrüche: 15 geschmuggelte<br />
Welpen in kritischem<br />
Zustand<br />
* Hundehalter abgezockt: Betrü ge ri -<br />
scher Internet-Hundehändler in Haft<br />
* Welpenschmuggel: Elf von 14 Welpen<br />
verendet<br />
* Elf Welpen im slowenischen Liefer -<br />
wagen: Polizei verhindert illegalen Hun -<br />
dehandel<br />
* Illegaler Welpenhandel: 19 Welpen in<br />
nur einer Box, keine Impfpässe, Blanko -<br />
dokumente<br />
* Illegaler Welpenhandel aufgeflogen:<br />
Ungarischer Händler muss 3.500 EURO<br />
hinterlegen<br />
* Polizei stoppt Transporter <strong>mit</strong> Kampf -<br />
<strong>hund</strong>ewelpen<br />
* Vorsicht beim Kauf von Hundewelpen<br />
und Flugpatenschaften<br />
* Rumänienimport: Kranke Welpen si -<br />
cher gestellt<br />
* Welpenschmuggel: Zöllner retten<br />
Mops welpen<br />
* Zöllner als Tierschützer: 17 Hunde wel -<br />
pen auf der A3 aufgegriffen<br />
* Nachschub: 74 Hundewelpen in einem<br />
Kleintransporter<br />
* Schweizer Tierschützer locken illegale<br />
Hundehändler in Falle<br />
* Völlig überladen, Hunde vor dem<br />
Kollaps: Polizei stoppt überladenen<br />
„Tierschutz“-Hundetransport aus Süd -<br />
europa.<br />
* Blutiger Durchfall, frisch operiert:<br />
Veterinäramt Düsseldorf stoppt Hunde -<br />
transport aus Spanien<br />
http://www.animal-health-online.de/klein/<br />
Hundehändler sind wie<br />
Moskitos – einfach ekelhaft<br />
Transporte 2005-2010<br />
Skandalöser Tiertransport aus Spanien<br />
Der letzte Skandal, veröffentlicht unter<br />
dem Titel „Reise in den Tod“ ist noch<br />
frisch und längst nicht abgeschlossen<br />
und nun sorgt schon wieder ein Hunde -<br />
transport aus Spanien für reichlich<br />
Zünd stoff und hitzige Diskussionen.<br />
Fakt ist, ich gehe davon aus, dass<br />
man der Presse<strong>mit</strong>teilung der Stadt<br />
Düsseldorf glauben schenken darf, am<br />
25. Oktober ein aus Südspanien kommender<br />
Transporter der in Spanien an -<br />
sässigen Organsiation PET-LINE für<br />
reichlich Beanstandungen sorgte und<br />
die Behörden veranlasste die Hunde<br />
ersteinmal zu beschlagnahmen.<br />
http://www.sos-galgos.net/2009-10-<br />
28/skandaloeser-tiertransport-ausspanien.html<br />
http://www.aspafriends.de/front_content.php?idcat=52&idart=70<br />
spanische Hunde brauchen unsere Hilfe<br />
201 Hunde suchen bei uns ein Zuhause.<br />
Quelle:<br />
www.tierwelt-im-schatten.de<br />
Hoffnung für Hunde<br />
Ein Projekt von Absolut-Hund:<br />
• Aufbau einer Auffangstation <strong>mit</strong> Betreuung und Training für<br />
verhaltensauffällige Hunde<br />
• Prävention von „Rückläufer“-Hunden<br />
• Vorbeugung von Hunde-Tötungen aufgrund ihres Verhaltens<br />
• Schulung von Pflege- und Ver<strong>mit</strong>tlungsstellen<br />
Weitere Informationen und wie Sie uns unterstützen können unter:<br />
www.<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de und 0171 / 322 526 1<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 35
Tierleid<br />
Zoophilie – Übertriebene Tierliebe<br />
oder sexueller Missbrauch?<br />
Immer wieder stößt man in der zumeist lokalen Berichterstattung auf Artikel über<br />
Tiere, welche im Zusammenhang <strong>mit</strong> sexuellen Motivationen schwer misshandelt<br />
und verstümmelt, oft sogar getötet wurden. So selten, wie diese Berichte auftauchen,<br />
könnte man fast annehmen, dass es sich hier um ein geringfügiges Problem<br />
vereinzelter Täter handelt. Schaut man aber genauer hin, wird man sehen, dass es<br />
sich hier nur um die Spitze eines Eisberges handelt.<br />
Nicht jeder sexuelle Missbrauch von<br />
Tie ren („Zoophilie“ genannt), wird <strong>mit</strong><br />
solcher Brutalität ausgeführt oder aber<br />
so im Verborgenen, dass es niemand<br />
<strong>mit</strong>bekommt. Und selbst, wenn es nicht<br />
zu solch schweren Misshandlungen<br />
kommt, sind die Tiere, die sich durch die<br />
Abhängigkeit zum Menschen, in der sie<br />
leben, nicht gegen diese Handlungen<br />
wehren (können), einem oft jahrelangen<br />
Leidensweg ausgesetzt. Durch den<br />
Gesetzgeber, im speziellen durch das<br />
Tierschutzgesetz (TierSchG) werden die<br />
Tiere nicht ausreichend geschützt, da<br />
nach diesem nur bei roher Misshand -<br />
lung und Verletzung des Tieres ein<br />
Straf tatbestand vorliegt.<br />
Der Begriff Zoophilie (griech. zoon =<br />
Tier; philein = lieben) bedeutet wörtlich<br />
„Tierliebe“, „ein Tier lieben“, was wohl auf<br />
die meisten Haustierhalter zutreffen<br />
dürfte. Aber das ist <strong>mit</strong> dieser Bezeich -<br />
nung ausdrücklich nicht gemeint. Zoo -<br />
philie ersetzt den früher verwendeten<br />
Begriff „Sodomie“, welcher jedwede<br />
sexuelle Handlung von Menschen <strong>mit</strong><br />
einem Tier bezeichnete. Dies wurde<br />
nötig, da der Begriff Sodomie neben<br />
den sexuellen Kontakten zu Tieren auch<br />
diverse sexuelle Praktiken im zwischenmenschlichen<br />
Bereich bezeichnete und<br />
in einigen Kulturkreisen auch heute<br />
noch bezeichnet (z. B. in den USA). Die<br />
Bezeichnung „Sodomie“ geht auf die<br />
biblische Stadt Sodom zurück, welche<br />
nach biblischer Überlieferung wegen<br />
ihrer Lasterhaftigkeit von Gott vernichtet<br />
wurde.<br />
Allerdings muss man bei der<br />
Nutzung des Wortes „Zoophilie“ bedenken,<br />
dass Begriffe, die im Zusam men -<br />
hang <strong>mit</strong> sexueller Gewalt, auf „-philie“<br />
(= Liebe) enden die Gefahr einer Baga -<br />
tellisierung des Problems bergen. Der<br />
Begriff suggeriert, dass der Täter nichts<br />
Foto: Fotolia<br />
für sein Tun kann, dass er hier seinen<br />
Gefühlen / Trie ben völlig hilflos ausgeliefert<br />
sei. Dabei vergisst man nur zu<br />
leicht, dass jeder Tat, ob gut oder<br />
schlecht, eine Entschei dung voraus geht.<br />
Wenn man sich aber für ein Tun entscheidet,<br />
ist man dafür auch voll verantwortlich.<br />
Geschichtlicher Hintergrund<br />
Sexuelle Kontakte zu Tieren sind schon<br />
so lange bekannt, wie es Men schen<br />
36<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
gibt. Je nach Sitte, Kultur und religiöser<br />
Einstellung wurde sie sehr unterschiedlich<br />
bewertet. Die Bewertung reicht von<br />
Zustimmung über Ablehnung bis hin<br />
zur Bestrafung, früher sogar <strong>mit</strong> dem<br />
Tod. Berichte darüber finden sich einerseits<br />
in der Mythologie vieler Kulturen<br />
(z. B. die griechischen Zentauren oder<br />
ähnliche Halb-Mensch-Halb-Tier-We sen),<br />
in Märchen (z. B. dem Froschkönig) und<br />
Sagen vieler Völker wieder. Aus vielen<br />
Ländern sind prähistorische Höhlen -<br />
male reien bekannt, die den sexuellen<br />
Kontakt zwischen Menschen und Tieren<br />
darstellen. In manchen Religionen ge -<br />
hör ten sexuelle Akte <strong>mit</strong> Tieren sogar<br />
zum kultischen Dienst, zum einen im<br />
Zusam menhang <strong>mit</strong> Fruchtbarkeits ritu -<br />
alen, aber auch z. B. um in Kriegs zeiten<br />
oder vor einem Kampf die Kraft des<br />
Tieres auf den Mann zu übertragen. In<br />
anderen Kulturen wiederum wurden<br />
solche Kontakte stillschweigend geduldet,<br />
in wieder anderen wurde sie mehr<br />
oder weniger hart bestraft. Schon vor<br />
Auf kom men des Christentums wurden<br />
in etlichen germanischen Kulturen Per -<br />
so nen, die sexuelle Kontakte <strong>mit</strong> Tieren<br />
hatten <strong>mit</strong>samt den betroffenen Tieren<br />
getötet.<br />
Im christianisierten Europa schließlich<br />
wurde <strong>mit</strong> Aufkommen der Inqui -<br />
sition (kirchliche Gerichtsbarkeit), und<br />
so<strong>mit</strong> der Verschmelzung von Gesetz<br />
und Reli gion, die Zoophilie zu einem<br />
Instru ment, <strong>mit</strong> deren Hilfe Menschen,<br />
Frauen wie Männer, welche im Verdacht<br />
standen, <strong>mit</strong> den kirchlichen Lehren<br />
nicht konform zu gehen, verfolgt und<br />
schließ lich hingerichtet werden konnten.<br />
Da das Kirchenrecht keine Verurtei -<br />
lungen ausschließlich auf Grund konträrer<br />
An sichten vorsah, wurde die<br />
Zoo philie neben anderen als ein „weltliches“<br />
Ver gehen herangezogen, welches<br />
geeignet war, um <strong>mit</strong> einem unter der<br />
Folter erpressten Geständnis zu einer<br />
Ver urteilung zu führen. Die eigentlich<br />
der Hexerei verdächtigten Personen, in<br />
der Regel Kräuterkundige die man als<br />
Hei ler/innen konsultierte, wurden<br />
schließ lich <strong>mit</strong>samt der betroffenen<br />
Tiere bei lebendigem Leibe verbrannt,<br />
was der christlichen Überlieferung des<br />
Alten Testamentes in 3. Mose 20, 15.16<br />
folgte, wie <strong>mit</strong> solchen Täten umgegangen<br />
werden sollte. Die betroffenen Tiere<br />
wurden in erster Linie deshalb getötet,<br />
weil sie als verunreinigt angesehen<br />
wur den und um etwaige durch Ver mi -<br />
schung von Mensch und Tier ge zeugte<br />
Missgeburten zu vernichten. Auch sollte<br />
<strong>mit</strong> dem Tier die Erinnerung an die Tat<br />
ausgelöscht werden. Sexueller Umgang<br />
<strong>mit</strong> einem Tier galt im Mit telalter nicht<br />
nur als widernatürlich sondern auch als<br />
sog. „stumme“ Sünde, was soviel wie<br />
„nicht aussprechbare Sünde“ hieß. Ent -<br />
sprechende Prozesse wurden unter<br />
Aus schluss der Öffentlichkeit geführt<br />
und oftmals auch sämtliche Gerichts -<br />
unterlagen nach Ende des Prozesses<br />
vernichtet um zu vermeiden, dass diese<br />
zur Nachahmung verführen könnten.<br />
In späterer Zeit wurde die Zoophilie<br />
durch die weltliche Gerichtsbarkeit vieler<br />
Nationen verfolgt und bestraft, ur -<br />
sprünglich, da man annahm, dass es<br />
durch den sexuellen Kontakt <strong>mit</strong> Tieren<br />
zu missgebildeten Nachkommen kommen<br />
könne. Nachdem dies <strong>mit</strong> fortschreitenden<br />
wissenschaftlichen Er -<br />
passion4dogs<br />
Inhaberin Antje Henze<br />
58256 Ennepetal<br />
Tel.: 02333 / 631 140<br />
a.henze@passion4dogs.de<br />
Problem<strong>hund</strong>therapie,<br />
Welpenfrüherziehung<br />
www.passion4dogs.de<br />
kennt nissen ausgeschlossen werden<br />
konnte stand bei der Verfolgung von<br />
Zoophilie die Verletzung der Men -<br />
schen würde im Vordergrund, was theoretisch<br />
zumindest zu einem <strong>mit</strong>telbaren<br />
Schutz der Tiere führte. Noch bis Mitte<br />
des 19. Jahr<strong>hund</strong>erts wurde Zoophilie<br />
<strong>mit</strong> dem Tod bestraft. Die letzte Hin rich -<br />
tung in diesem Zusammenhang fand<br />
1835 in England statt. Ab hier begann<br />
langsam eine Entwicklung hin zu einer<br />
Abschwächung der Bestrafung, auch<br />
wenn es noch lange Zeit zu lebenslangen<br />
Haftstrafen und Aberkennung von<br />
Bürgerrechten kam. Da im Rechtswesen<br />
Recht und Moral immer klarer voneinander<br />
getrennt wurden, kam es bis<br />
1950 in über 80 % der europäischen<br />
Staaten zur Aufhebung der Strafbarkeit<br />
der Zoophilie. In Deutschland wurde<br />
der entsprechende §175b StGB zum<br />
1. September 1969 ersatzlos gestrichen.<br />
Zoophilie ist, auch wenn sie sich<br />
durch die gesamte Mensch heits ge -<br />
schichte zieht, auch heute noch eher<br />
ein Tabu-Thema. Während Beschrei bun -<br />
gen, Darstellungen und Diskussionen<br />
der meisten möglichen Sexualpraktiken<br />
in den zur Verfügung stehenden Me -<br />
dien schon fast zum Alltag gehören,<br />
taucht Zoophilie nur hier und da mal<br />
sporadisch, dann meist im Zusam men -<br />
hang <strong>mit</strong> durch sexuelle oder sadistische<br />
Aktivitäten schwer verletzten Tie -<br />
ren in der Berichterstattung auf. Da es<br />
gerade auch im deutschsprachigen<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 37
Tierleid<br />
Raum wenig zuverlässige Unter suchun -<br />
gen zum Thema gibt, scheint der Schluss<br />
nahe zu liegen, dass es sich hier um ein<br />
lediglich vereinzelt auftretendes Phäno -<br />
men handelt. Schaut man sich aber den<br />
sog. Kinsey-Report an, der zwischen<br />
1938 und 1947 anhand von 20.000 In -<br />
ter views erstellt wurde, zeigt sich ein<br />
anderes Bild. Der Zoologe und Sozial -<br />
forscher Alfred C. Kinsey fand zusammen<br />
<strong>mit</strong> seinen Mitarbeitern heraus,<br />
dass etwa 8 % der männlichen und<br />
3-4 % der weiblichen Bevölkerung der<br />
USA zumindest einmal im <strong>Leben</strong> sexuellen<br />
Kontakt zu einem Tier hatten.<br />
Unter der männlichen Landbevöl ke -<br />
rung (leichterer Zugang zu Tieren) hatten<br />
etwa 17 % diverse sexuelle Kontakte<br />
zu Tieren. In einzelnen Gemeinden gab<br />
es sogar einen Anteil von bis zu 65 %.<br />
Deutlich niedriger lag der Anteil in der<br />
Stadtbevölkerung. Hier waren deutlich<br />
weniger Möglichkeiten, entsprechenden<br />
Zugang zu Tieren zu bekommen.<br />
Als Motive hierfür wurden angeführt:<br />
Ersatzbefriedigung für den fehlenden<br />
Partner; ein menschlicher Sexual part -<br />
die Beziehung nicht beenden kann;<br />
übersteigerte Tierliebe, deren letzte<br />
Konse quenz intime Handlungen sind.<br />
Da zu diesem Zeitpunkt sexueller<br />
Umgang <strong>mit</strong> Tieren in den USA <strong>mit</strong><br />
schweren Strafen bedroht war, ist anzunehmen,<br />
dass nicht alle Befragten wirklich<br />
offen zugaben, Zoophilie zu praktizieren.<br />
Hinzu kommt sicherlich auch<br />
Geheimhaltung aus Schamgefühl als<br />
Grund, in der Befragung das Prakti zie -<br />
ren von Zoophilie zu verschweigen.<br />
Obwohl das Datenmaterial von Kinsey<br />
aus den genannten Gründen durchaus<br />
Raum zu Fehlinterpretationen lässt,<br />
kann man davon ausgehen, dass der<br />
Anteil der Zoophilie betreibenden Per -<br />
sonen in unserer Gesellschaft sowohl in<br />
den USA als auch in Europa heute etwa<br />
gleich hoch, wenn nicht sogar höher<br />
liegt. Zumindest gibt es keinen plausiblen<br />
Grund, von einem Rückgang auszugehen,<br />
sondern eher sogar von einer<br />
hohen Dunkelziffer und so<strong>mit</strong> sogar<br />
von einem noch größeren betroffenen<br />
Personenkreis. Dafür spricht auch, dass<br />
durch die wesentlich weiter verbreitete<br />
Internet eine breite Plattform bietet, um<br />
an zoophile Pornographie und in einschlägigen<br />
Foren sogar an Anleitungen<br />
und Anregungen für den sexuellen<br />
Kontakt zu Tieren zu kommen, was den<br />
Einstieg in die entsprechende Szene<br />
sicherlich erleichtern und so<strong>mit</strong> die<br />
Anzahl der praktizierenden Zoophilen<br />
nochmals erhöhen, zumindest aber<br />
nicht vermindern dürfte. Eine weitere<br />
Problematik stellt sich in Bezug auf das<br />
Internet auch darin dar, dass die einschlägigen<br />
Seiten oft keinen ausreichenden<br />
Jugendschutz gewähren und<br />
so<strong>mit</strong> auch Minderjährige freien Zugang<br />
zu solchen Seiten und Foren haben.<br />
So<strong>mit</strong> werden immer mehr junge Täter<br />
<strong>mit</strong> einschlägigen und detaillierten<br />
Informationen versorgt, wie man sexuelle<br />
Kontakte zu Tieren pflegen kann<br />
und wie man seine Opfer finden kann,<br />
wenn man nicht über eigene Haustiere<br />
verfügt. Und gerade Jugendliche, die<br />
anfangen, ihre Sexualität und auch<br />
deren Ausrichtung zu entdecken und<br />
naturgemäß bereit sind, zu experimentieren<br />
sind hier stark gefährdet, zu<br />
Tätern zu werden, denn die meisten<br />
prak tizierenden Zoophilen haben während<br />
ihrer Jugend da<strong>mit</strong> begonnen, sex -<br />
uelle Kontakte zu Tieren aufzunehmen.<br />
Warum, von wie vielen Per -<br />
sonen und wie viele Tiere<br />
werden sexuell missbraucht?<br />
ner scheint unerreichbar; ein Tier kann<br />
nicht über das ihm Zugefügte sprechen;<br />
emotionale Sicherheit, da das Tier<br />
Foto: iStockphoto<br />
Heimtierhaltung der Zugang zu Tieren<br />
für viele heute wesentlich leichter ist.<br />
Hinzu kommt noch, dass heute das<br />
Die Motive / Ursachen werden aus wissenschaftlicher<br />
Sicht in aller Regel in der<br />
Person des Täters gesucht. Hierzu gibt<br />
es von der Amerikanerin Carol Adams<br />
([1995]: Bestiality: The Unmentioned<br />
Abuse. The Animals' Agenda, Volume<br />
15, Number 6, pp 29-31) eine grobe<br />
Unterteilung:<br />
1) „opportunistischer Tiersex“: Mo tive<br />
sind hier sowohl Neugier und Lange -<br />
38<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
weile als auch Unsicherheit gegenüber<br />
bzw. Fehlen eines menschlichen Sexual -<br />
partners. Die Befragten gaben an, dass<br />
Tiere billiger, leichter verfügbar und<br />
leichter zu befriedigen seien als Men -<br />
schen. Zu dieser Gruppe zählen auch<br />
die Menschen, die sich aus verschiedenen<br />
Gründen (z. B. Hörigkeit gegenüber<br />
den Phantasien Dritter) zu solchen Prak -<br />
tiken anstiften lassen.<br />
2) „sexuelle Fixierung auf Tiere“: Dazu<br />
zählen solche Personen, die ihre sexuellen<br />
Bedürfnisse ausschließlich oder<br />
überwiegend auf Tiere richten und dies<br />
an ihnen oder durch sie befriedigen.<br />
Eine Befragung der deutschen Psycho -<br />
login Andrea Beetz ([2002]: Love, Vio -<br />
lence, and Sexuality in Relationships<br />
between Humans and Animals. Aachen.)<br />
ergab, dass 23 % der befragten Männer<br />
ausschließlich und 23,9 % überwiegend<br />
Tiere zur sexuellen Befriedigung ihrer<br />
Bedürfnisse bevorzugen. 65 % der be -<br />
fragten Männer, also weit mehr als die<br />
Hälfte berichteten, dass ihre ersten<br />
sexuellen Übergriffe auf Tiere im Alter<br />
zwischen 12 und 17 Jahren stattfanden.<br />
Nach Hani Miletski ([2002]: Under stan -<br />
ding Bestiality and Zoophilia. Bethes -<br />
da.) richteten sich die ersten sexuellen<br />
Übergriffe überwiegend auf Hunde,<br />
und zwar bemerkenswerter Weise <strong>mit</strong><br />
ca. 67 % auf Rüden.<br />
3) Dominanz und Sadismus. In sadistischen<br />
Akten erfolgt die sexuelle Be -<br />
frie digung / Erregung des Täters durch<br />
die absichtliche Schmerzzufügung bzw.<br />
Tötung des Opfers. Das Ausleben der<br />
eigenen Machtgefühle (Dominanz) in<br />
Verbindung <strong>mit</strong> sexuellen Übergriffen<br />
auf Tiere kann unter anderem <strong>mit</strong> der<br />
Erniedrigung menschlicher Opfer verbunden<br />
sein. So werden z. B. im Rah -<br />
men der häuslichen Gewalt Frauen und<br />
Kinder zum sexuellen Missbrauch des<br />
Haustieres gezwungen. Möglich ist<br />
jedoch auch, dass der Täter das Tier als<br />
Machtdemonstration und Einschüch -<br />
terungsversuch vor den Augen seiner<br />
Partnerin / seinem Kind missbraucht.<br />
Ebenfalls dokumentiert sind Vorkomm -<br />
nisse unter gleichaltrigen Kindern oder<br />
Jugendlichen, bei denen einzelne einer<br />
Gruppe zum Vollzug sexueller Hand -<br />
lungen <strong>mit</strong> Tieren genötigt werden.<br />
Die Frage nach der Anzahl der Täter<br />
stellt sich immer wieder von hauptsächlich<br />
zwei Personengruppen, wenn<br />
auch das Interesse an der zahlenmäßigen<br />
Erfassung unterschiedlich motiviert<br />
ist. Auf der einen Seite stehen hier<br />
die Sexualforscher, Journalisten und<br />
Politiker. Auf der anderen Seite die missbrauchenden<br />
Menschen, die nach ge -<br />
sellschaftlicher Anerkennung ihrer<br />
Hand lungen streben. Das Interesse der<br />
letzten Gruppe kann man so zusammenfassen:<br />
„Wir sind ja schon so viele<br />
und werden jeden Tag mehr! Ihr Tier -<br />
schützer könnt uns gar nichts!“<br />
Für die direkt oder indirekt vom<br />
Missbrauch ihrer Tiere Betroffenen, oder<br />
solchen, die <strong>mit</strong> diesen missbrauchten<br />
Tieren zu tun haben, ist weniger die<br />
Anzahl der Täter oder Opfer ausschlaggebend,<br />
als das Empfinden, dass dieses<br />
eine missbrauchte Tier, dieser eine Rüde,<br />
diese eine Stute, bereits eine/r zuviel ist.<br />
Eine Erhebung genauer Zahlen<br />
erweist sich indes als schwierig, denn<br />
1) das Tier kann seinen Angreifer<br />
nicht benennen und den Übergriff nicht<br />
zur Anzeige bringen, so<strong>mit</strong> nicht aktenkundig<br />
werden lassen.<br />
2) Es können nach unserer Rechts -<br />
lage nur solche Fälle statistisch erfasst<br />
werden, bei denen es eine Verurteilung<br />
des Täters nach §17 TierSchG erfolgte,<br />
allerdings findet auch hier derzeit keine<br />
zentrale Erfassung statt. Fälle, die als<br />
harmlos eingestuft werden, werden<br />
nicht weiter verfolgt, erscheinen also<br />
auch in keiner Statistik. Es bleibt<br />
zumeist dem Tierhalter überlassen, in<br />
Eigeninitiative alle Möglichkeiten auszuschöpfen,<br />
doch noch eine Anklage,<br />
zumeist außerhalb des TierSchG zu<br />
erreichen (z. B. Sachbeschädigung, Haus -<br />
friedensbruch). Polizei, Staats an walt -<br />
schaften und Veterinärämtern sind bei<br />
der gegenwärtigen Gesetzeslage oftmals<br />
die Hände gebunden. Dennoch<br />
kann man sagen, dass der den Er<strong>mit</strong>t -<br />
lungsbehörden noch verbleibende<br />
Hand lungsspielraum unterschiedlich<br />
genutzt werden kann und auch wird.<br />
3) Sexualdelikte bergen grundsätzlich<br />
eine hohe Dunkelziffer. Der Miss -<br />
brauch am eigenen Tier wird, wenn<br />
überhaupt nur zufällig entdeckt. Ver -<br />
haltensauffälligkeiten des Tieres werden<br />
oft fehlinterpretiert, weil gerade<br />
diese Möglichkeit nach dem Motto „es<br />
kann nicht sein, was nicht sein darf“ so<br />
unwahrscheinlich erscheint, dass sie gar<br />
nicht erst in Betracht gezogen wird.<br />
Auch wird die wissende Umgebung<br />
durch die Rechtslage nicht unbedingt<br />
ermutigt, rechtliche Schritte einzuleiten.<br />
4) Es liegt nicht im Interesse der Miss -<br />
brauchenden, ihre sexuellen Übergriffe<br />
öffentlich zu machen, zum einen, weil<br />
sie trotz bestehender Legalität Repres -<br />
salien z. B. am Arbeitsplatz befürchten<br />
müssen (Zoophilie wird immer noch als<br />
grenzverletzendes Verhalten wahrgenommen),<br />
und weil ein Outing den<br />
Gesetzgeber zu Gesetzesänderungen<br />
veranlassen könnte. Vereinzelte Au -<br />
snahmen hiervon lassen sich in leider<br />
zunehmendem Maße auf den pro-zoophilen<br />
Webseiten finden.<br />
5) Es gibt in Deutschland keine um -<br />
fassenden statistischen Untersuchun -<br />
gen, die Aufschluss über sexuelle Miss -<br />
brauchshandlungen an Tieren in der<br />
Ge samtbevölkerung zum Gegenstand<br />
haben.<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 39
Tierleid<br />
alptraum<strong>hund</strong> • Inhaberin Petra Marx<br />
Problem<strong>hund</strong>beraterin, Problem<strong>hund</strong>therapeutin,<br />
Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilderin<br />
45239 Essen • Mobil: 0160 / 855 502 5<br />
E-Mail: anfrage@alp-traum<strong>hund</strong>.de<br />
www.alp-traum<strong>hund</strong>.de<br />
dem sie selbst im Rahmen ihrer Feld -<br />
forschung teilnahmen und sich dort<br />
Missbrauchshandlungen an unterschiedlichen<br />
Tieren durch die Anwesenden<br />
demonstrieren ließen. Im Juli 2005 ge -<br />
riet in der Region Enumclaw im Bun -<br />
desstaat Washington ein Bauernhof ins<br />
Visier polizeilicher Er<strong>mit</strong>tlungstätigkeit.<br />
Bekannt durch Internet Chaträume dien -<br />
te dieser Hof als Treffpunkt und Tatort.<br />
So<strong>mit</strong> kann über die Zahl der Täter nur<br />
spekuliert werden.<br />
Grundsätzlich gilt, dass die Zahl der<br />
Missbrauchenden keinen Rückschluss<br />
auf die Anzahl der Missbrauchsopfer<br />
zulässt. Die zumeist auf den Lokalteil<br />
beschränkte Berichterstattung über<br />
sexuelle Übergriffe, hinterlässt den Ein -<br />
druck, dass es sich hier um Einzel fälle<br />
handeln würde und dass man von<br />
ledig lich einem Opfer pro Täter ausgehen<br />
könnte. Anders ist das bei den häufig<br />
als Seriendelikte auftretenden zoosadistischen<br />
Vorfällen, welche <strong>mit</strong><br />
besonders schwerwiegenden Verlet -<br />
zungen der betroffenen Tiere verbunden<br />
sind. Auch hier könnte man den<br />
Eindruck einer vollständig erfassten<br />
Realität gewinnen. Nur geht es hier ausschließlich<br />
um die unzweifelhaft einem<br />
bestimmten Täter nachweisbaren Taten.<br />
Alles, was nicht bewiesen werden kann,<br />
bleibt hier im Rahmen der individuellen<br />
Dunkelziffer einzelner Täter.<br />
Im Rahmen einer freiwilligen Inter -<br />
net befragung von Miletski von Perso -<br />
nen, die sexuelle Handlungen <strong>mit</strong> Tie -<br />
ren vollziehen, wurde den Teilneh mern<br />
die Frage nach der Anzahl der beteiligten<br />
Tiere gestellt.<br />
Dabei berichteten insgesamt 91 Be -<br />
frag ten (80 Männer / 11 Frauen) von insgesamt<br />
bis zum Zeitpunkt der Befra -<br />
gung 5807 verschiedene Tieren, an und<br />
<strong>mit</strong> denen sie sexuelle Handlungen<br />
vollzogen hatten. Allein in den letzten<br />
zwölf Monaten vor der Befragung gaben<br />
76 der Befragten an, dass 582 Tiere von<br />
ihren Praktiken betroffen waren. Die<br />
übrigen Befragten hatten in den letzten<br />
zwölf Monaten vor Befragung keinen<br />
sexuellen Kontakt zu Tieren gehabt.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />
dass die genaue Zahl der in Deutsch -<br />
land missbrauchten Tiere nicht bekannt<br />
ist. Dass diese Zahl jedoch – betrachtet<br />
man die hier zitierten Umfrage ergeb -<br />
nisse – bei aller Wahrscheinlichkeit bei<br />
weitem höher liegt als die sporadisch<br />
veröffentlichten Presseberichte über<br />
sexuelle Übergriffe vermuten lassen.<br />
Die oben genannten Zahlen ergeben<br />
sich aus der Perspektive des Einzel -<br />
täters. Nicht erfasst sind Gruppen ver -<br />
gewaltigungen einzelner Tiere bzw. der<br />
wiederholte Übergriff auf ein und dasselbe<br />
Tier durch verschiedene Täter.<br />
Dadurch verringert sich das Gesamt -<br />
volumen an Missbrauchsopfern. Die<br />
amerikanischen Soziologen Williams &<br />
Weinberg (M.S. [2003]: Zoophila in Men:<br />
A Study of Sexual Interests in Animals.<br />
In: Archives of Sexual Behavior, Vol. 32,<br />
No. 6, December 2003, S. 523-535.)<br />
bestätigen ein Treffen <strong>mit</strong> 28 Personen<br />
auf einem Pferdehof (horse farm), an<br />
Rechtliche Situation<br />
Wie schon erwähnt, wurde der § 175b<br />
im September 1969 ersatzlos gestrichen.<br />
Bis dahin lautete er: Die widernatürliche<br />
Unzucht, welchen von Men -<br />
schen <strong>mit</strong> Tieren begangen wird, ist <strong>mit</strong><br />
Gefängnis zu bestrafen; auch kann auf<br />
Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte<br />
erkannt werden. Dies wurde laut<br />
Deutschem Bundestag 1969 (Druck-<br />
sache V/4048, S. 33) so begründet:<br />
»Die Strafvorschrift über die Unzucht <strong>mit</strong><br />
Tieren, deren Streichung vorgeschlagen<br />
wird, hat gegenwärtig in der gerichtlichen<br />
Praxis nur noch eine geringe Bedeutung.<br />
Die Täter sind nach ihrer abnormen psychischen<br />
Verfassung selten <strong>mit</strong> Strafan -<br />
droh ung anzusprechen. Kriminal politi -<br />
sche Gründe für die Bei behaltung der<br />
Strafvorschrift sind nicht vorhanden, daß<br />
der Täter sich durch die Unzucht <strong>mit</strong><br />
Tieren selbst entwürdigt, ist kein hinreichender<br />
Anlaß für eine Bestrafung. Beob -<br />
ach tungen, daß Täter, die wegen Unzucht<br />
<strong>mit</strong> Tieren aufgefallen sind, später zum<br />
Teil auch andere Sexualdelikte verüben,<br />
vermögen nach überwiegender Ansicht<br />
im Sonderausschuß eine Strafvorschrift<br />
gegen Unzucht <strong>mit</strong> Tieren nicht zu rechtfertigen.<br />
Wird das Tier durch die unzüchtige<br />
Handlung gequält oder roh misshandelt,<br />
so kommt eine Bestrafung wegen<br />
40<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
Tierquälerei in Betracht. Fremdes Eigen -<br />
tum an dem Tier ist durch die Strafvor -<br />
schrif ten über Sachbeschädigung ge -<br />
schützt.«<br />
Nach Dr. Schedel-Stupperich kann man<br />
die Menschen, die sexuelle Kontakte zu<br />
Tieren praktizieren, grob in drei Grup -<br />
pen einteilen, <strong>mit</strong> durchaus unterschiedlich<br />
hohem Risiko, für ihr Tun<br />
belangt werden zu können:<br />
Bei der ersten Gruppe steht nicht der<br />
sexuelle Kontakt <strong>mit</strong> dem Tier zur Be -<br />
friedigung der eigenen Bedürfnisse im<br />
Vordergrund. Das eigentliche Ziel, welches<br />
zur Befriedigung führt ist die Ver -<br />
let zung / Verstümmelung oder gar<br />
Tötung des Tieres. Die Verletzungen<br />
müssen hierbei nicht unbedingt im<br />
Genitalbereich zugefügt werden. Der<br />
Täter erlangt hier eigene sexuelle Be -<br />
frie digung in dem Erleben der Qual des<br />
Tieres, in dessen Schmerzäußerungen.<br />
Diese Personen bezeichnet man auch<br />
als „Zoosadisten“, welche auch von dem<br />
überwiegenden Teil der zoophilen<br />
Szene abgelehnt werden. Diese Fälle<br />
sind als eindeutige Tierquälerei im<br />
Sinne des Tierschutzgesetzes strafrechtlich<br />
verfolgbar, da hier offensichtliche<br />
schwerwiegende Verletzungen<br />
des Tieres vorliegen.<br />
Bei der zweiten Gruppe wird der sexuelle<br />
Akt <strong>mit</strong> Gewalt (Fesseln, Fest halten,<br />
Betäuben des Tieres) durchgesetzt.<br />
Auch diese Fälle sind strafrechtlich relevant,<br />
jedoch ist die Beweis führung<br />
schwierig, solange dem dabei Tier keine<br />
offensichtlichen Verletzungen zugefügt<br />
werden und eventuell auftretendes<br />
psy chisches Leid, etwa an auffälligen<br />
Verhaltensänderungen feststellbar, nicht<br />
zweifelsfrei <strong>mit</strong> sexuellen Übergriffen in<br />
Verbindung gebracht werden kann. Da<br />
solche Taten in aller Regel nicht in der<br />
Öffentlichkeit begangen werden, es so -<br />
<strong>mit</strong> an Zeugen mangelt, ist die Beweis -<br />
führung schwierig, wodurch die Täter<br />
trotz strafrechtlicher Relevanz meist<br />
straffrei ausgehen.<br />
Die dritte Gruppe begeht sexuelle<br />
Handlung an und <strong>mit</strong> Tieren <strong>mit</strong> wenig<br />
oder ganz ohne Gewalt. Häufig wird<br />
den Tieren die Kooperation oder Dul -<br />
dung solchen Verhaltens aufkonditioniert<br />
(anerzogen). Wie viel Druck dabei<br />
zum Einsatz kommt, ist schwer nachweisbar.<br />
Diese Form der Übergriffe ist<br />
bei uns seit der Abschaffung des §175b<br />
straffrei, solange es nicht zu erheblichen<br />
Verletzungen durch den Akt (z. B. Darm -<br />
perforation) oder als Folge (z. B. Genital -<br />
infektionen) kommt. Gerade dieser<br />
Täter kreis behauptet von sich, den Tie -<br />
ren keinesfalls Leid zuzufügen, sie im<br />
Gegenteil aufrichtig zu lieben, was auch<br />
auf Gegenseitigkeit beruhe.<br />
Diese Unterscheidung macht Sinn,<br />
auch wenn man hier beachten muss,<br />
dass es immer wieder auch zu fließenden<br />
Übergängen kommt. Gerade von<br />
der letzten Gruppe wird immer wieder<br />
behauptet, dass die Kontakte einvernehmlich<br />
seien, dass das Tier sogar die<br />
Initiative ergreife. Sie fühlen sich durch<br />
die Bestrebungen von Personen grup -<br />
pen (allen voran z. B. Tierschutzvereine),<br />
sexuellen Umgang <strong>mit</strong> Tieren in egal<br />
welcher Form erneut unter Strafe zu<br />
stellen, geradezu verfolgt, ungerecht<br />
behandelt und diffamiert. Dabei vergessen<br />
sie jedoch, dass das Tier die<br />
Zustimmung hierzu gar nicht geben<br />
kann. Vielmehr befindet sich das Tier,<br />
gerade wenn es um das eigene Tier<br />
geht, hier in einem Abhängig keits -<br />
verhältnis zum Menschen und hat gar<br />
keine andere Wahl, als diese Übergriffe<br />
über sich ergehen zu lassen. Wenn das<br />
Tier hierbei Verhaltensweisen zeigt, welche<br />
auf einen Zustand der Erregung<br />
schließen lassen, ist ganz im Gegenteil<br />
davon auszugehen, dass es sich hierbei<br />
schlicht um Stresssymptome handelt,<br />
die durch extremste Vermenschlichung<br />
des Tieres, vielleicht auch, weil man sich<br />
das eigene Fehlverhalten schön reden<br />
will, missgedeutet werden. So<strong>mit</strong> kann<br />
man hier wohl von einer reinen Schutz -<br />
behauptung ausgehen.<br />
Während die Strafbarkeit der Zoo -<br />
philie in nahezu allen Ländern Europas<br />
Foto: Fotolia<br />
abgeschafft worden war, da man die<br />
Tiere durch das Tierschutzgesetzt ausreichend<br />
geschützt wähnte, gehen<br />
inzwischen viele Staaten wieder dazu<br />
über, sie erneut in den Straftatbestand<br />
aufzunehmen und entsprechend zu<br />
sanktionieren. Grund dafür ist unter<br />
anderem, dass Tierschutz inzwischen in<br />
vielen europäischen Staaten in die Ver -<br />
fassung aufgenommen wurde und<br />
nicht nur den Schutz des Tieres vor körperlichen<br />
Schäden / Schmerzen festlegt,<br />
sondern auch, dass die Würde der Tiere<br />
in ihrer Mitgeschöpflichkeit geachtet<br />
werden muss. Dazu steht das Prak ti -<br />
zieren von Zoophilie in einem klaren<br />
Widerspruch, da hierdurch das Tier zu<br />
einem reinen Objekt der eigenen Be -<br />
frie digung degradiert wird und sexuelle<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 41
Tierleid<br />
Kontakte, da von Seiten des Tieres nie<br />
freiwillig, einen massiven Angriff auf die<br />
physische wie psychische Integrität des<br />
Tieres darstellt.<br />
In England wurde nach intensiven<br />
Beratungen im Strafrechtsänderungs -<br />
ausschus am 20. November 2003 eine<br />
Empfehlung ausgesprochen, die im<br />
April des folgenden Jahres umgesetzt<br />
wurde. Die Begründung dafür lautete:<br />
»Es (Zoophilie Anmerk. d. Verf.) ist eine<br />
Handlung gegen die Würde des Tieres<br />
und des Menschen. Wir gehen davon aus,<br />
das sexuelle Kontakte einvernehmlich<br />
sein müssen, was für Tiere schlicht nicht<br />
möglich ist. Zoophilie als Straftatbestand<br />
würde den Schutz der Tiere anstreben,<br />
doch wir denken, dass dies in erster Linie<br />
ein Sexualstraftatbestand ist welcher ein<br />
zutiefst gestörtes Verhalten widerspiegelt.<br />
Das sind nicht einfach Akte von Einsam -<br />
keit und Nähe. Es gibt Hinweise auf eine<br />
Verbindung zwischen dem Missbrauch<br />
von Tieren und anderen Formen sexueller<br />
Vergehen. Forschungen haben einen Zu -<br />
sam menhang zwischen dem Missbrauch<br />
von Tieren und dem von Kindern gezeigt.<br />
Einigen Fälle massiver Verstümmelungen<br />
von Pferden gingen <strong>mit</strong> sexuellen Moti -<br />
ven und Handlungen einher. Wir nehmen<br />
eine Tiefe Abscheu gegen solches Verhal -<br />
ten in unserer Gesellschaft wahr und dass<br />
es weiterhin als kriminelles Vergehen an -<br />
gesehen werden sollte. Dies greift auch<br />
die Sicht der CLRC auf, dass es kriminell<br />
bleiben soll, allerdings <strong>mit</strong> einem reduzierten<br />
Strafmaß.«<br />
(Empfehlungen des Strafrechtsän de -<br />
rungs ausschusses, Con sul ta tion papers,<br />
Setting the boundaries, Juli 2000,<br />
S. 126 f.)<br />
Für die Penetration eines Tieres oder<br />
durch ein Tier ist nun ein Strafmaß von<br />
6 Monaten bis 2 Jahren vorgesehen und<br />
auch Geldstrafen sind möglich. Das<br />
Strafmaß hängt unter anderem davon<br />
ab, ob der Fall vor einem Einzelrichter<br />
oder einem Geschworenengericht verhandelt<br />
wird. Letzteres ist in diesem Fall<br />
zur Verhängung eines höheren Straf -<br />
maßes befugt.<br />
Am 1. September 2008 trat in der<br />
Schweiz eine Änderung des Tierschutz -<br />
gesetztes in Kraft, nach der unter Artikel<br />
16 Tierschutzverordnung SR 455.1 Ab -<br />
schnitt 2, Buchstabe J sexuell motivierte<br />
Handlungen <strong>mit</strong> Tieren zu den verbotenen<br />
Handlungen bei allen Tierarten<br />
gehört. Auch hier wird <strong>mit</strong> Haft oder<br />
Geldbuße bis zu 20.000 Schweizer<br />
Franken geahndet.<br />
In Schweden, wo das Zoophilie-Ver -<br />
bot seit 1944 nicht mehr besteht, fordert<br />
der Schwedische Veterinärverband<br />
seit Januar 2004 eine Neufassung des<br />
Tierschutzgesetztes dahingehend, dass<br />
die Tiere vor sexuellen Übergriffen jedweder<br />
Art geschützt werden und eine<br />
Aufnahme der Zoophilie in die bestehenden<br />
strafrechtlichen Regelungen<br />
aufgenommen werden. Verabschiedet<br />
ist die Gesetzesänderung leider noch<br />
nicht. Neuen Stoff für die Debatte lieferte<br />
2008 David Bass, der ein internes<br />
Netz enttarnte, was auch von der Presse<br />
groß aufgegriffen wurde. Es besteht<br />
Grund zur Hoffnung, dass diese Geset -<br />
zesänderung im Zuge der Novellierung<br />
des Tierschutzgesetzes umgesetzt wird.<br />
In Frankreich wurde schon im März<br />
2004 das Strafgesetzbuch dahingehend<br />
geändert, dass sexuelle Handlungen an<br />
Haustieren verboten sind und <strong>mit</strong> bis zu<br />
zwei Jahren Haft oder Geldstrafe zu<br />
ahnden sind<br />
Nachdem in Belgien sexuelle Über -<br />
griffe auf die Hunde eines Tierasyls in<br />
Gent und die fehlende Möglichkeit, die<br />
Täter zu bestrafen, bekannt wurde, kam<br />
es zu heftigen Protesten der Bevölke -<br />
rung, die auch die Politiker erreichten.<br />
Nach zweijährigem Ringen wurde am<br />
19. März 2007 das Tierschutzgesetzt<br />
dahingehend geändert, dass ein ausdrückliches<br />
Verbot sexueller Handlun -<br />
gen an Tieren erlassen wird. Die Täter<br />
müssen nun <strong>mit</strong> bis zu sechs Monaten<br />
Haft und / oder Geldstrafe rechnen.<br />
Auch in den Niederlanden wurde seit<br />
2004, nachdem bekannt wurde, dass<br />
auf frischer Tat ertappte Täter nicht<br />
bestraft werden konnten, wieder darüber<br />
diskutiert, Zoophilie unter Strafe zu<br />
stellen. Politiker aller Parteien sprachen<br />
sich für ein vollständiges Verbot aus.<br />
Der Abgeordnete Joost Eerdmans von<br />
der LPF: „Sex <strong>mit</strong> Tieren ist ein weit reichender<br />
Angriff auf die physische Inte -<br />
grität des Tieres und findet niemals <strong>mit</strong><br />
dessen Zustimmung statt.“ Im März<br />
2008 beschloss das niederländische<br />
Parlament, jeglichen Sexualverkehr <strong>mit</strong><br />
Tieren und die Herstellung pornographischen<br />
Materials davon <strong>mit</strong> bis zu<br />
sechs Monaten Gefängnis zu bestrafen.<br />
Nach Novellierung des Tierschutz -<br />
gesetzes sieht Norwegen seit 2009<br />
Geldstrafen oder bis zu einem Jahr<br />
Gefängnis, bei schweren Verstößen bis<br />
zu drei Jahren vor.<br />
Sowohl in Österreich als auch bei uns<br />
in Deutschland wird Zoophilie nur über<br />
das Tierschutzgesetz sanktioniert. Doch<br />
unser Tierschutzgesetz reicht an diesem<br />
Punkt nicht aus, um die Tiere ausreichend<br />
zu schützen, da für eine strafrech<br />
tliche Verfolgung nach dem<br />
TierSchG beim Tier praktisch erst Blut<br />
fließen muss. Solange es keine offensichtlichen<br />
Verletzungen gibt, besteht<br />
so<strong>mit</strong> keine rechtlich legitimierte Hand -<br />
habe zum Eingreifen. Vor Abschaffung<br />
des § 175b bestand für die Tiere zumindest<br />
ein <strong>mit</strong>telbarer Schutz, da zoophile<br />
Handlungen zum Schutz der Men schenwürde<br />
verboten waren. So<strong>mit</strong> sind die<br />
Tiere seitdem dem Menschen zur Be -<br />
42<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
frie digung seiner sexuellen Bedürfnisse<br />
ausgeliefert. Schutz besteht nur noch<br />
vor Handlungen, die <strong>mit</strong> erheblichen<br />
Schmerzen und Leid nach dem Tier -<br />
schutzgesetzt §§ 17,18. Um einen Täter<br />
nach § 17 TierSchG zu Haftstrafen verurteilen<br />
zu können, muss ihm Rohheit<br />
nachgewiesen werden. Ansonsten be -<br />
steht, selbst bei vorsätzlichem Zufügen<br />
von Schmerzen lediglich eine Ord -<br />
nungs widrigkeit vor, für die maximal<br />
eine Geldstrafe verhängt werden kann.<br />
Nach dem Strafgesetzbuch wird nach<br />
§ 184a wird nur noch die Verbreitung<br />
von gewalt- oder tierpornographischen<br />
Schriften <strong>mit</strong> einer Freiheitsstrafe bis zu<br />
drei Jahren Gefängnis oder <strong>mit</strong> Geld -<br />
strafe bestraft. Ansonsten gibt es noch<br />
die Möglichkeit, einen Täter, welcher<br />
sich an einem fremden Tier vergeht,<br />
nach § 303 StGB wegen Sachbeschä di -<br />
gung zu belangen. Hier besteht allerdings<br />
die Schwierigkeit, einen „Scha den“<br />
am Tier nachzuweisen und ein deutig<br />
<strong>mit</strong> dem Missbrauch in Verbindung zu<br />
bringen sein. Dringt ein Täter in ein<br />
fremdes Grundstück oder Haus ein,<br />
käme noch eine Verurteilung wegen<br />
Hausfriedensbruch nach § 123 StGB in<br />
Frage. Allerdings muss auch hier der<br />
Nachweis erbracht werden.<br />
Laut der Frankfurter Rundschau vom<br />
12.10.2010 kündigte Hessen eine Bun -<br />
desratsinitiative für ein Verbot von<br />
Zoophilie an, da die derzeitige Geset -<br />
zeslage die Hürde, einem Tier zu helfen,<br />
zu hoch setze. Leider gibt es dazu bisher<br />
keine konkreten Ergebnisse.<br />
Problematik der derzeiti -<br />
gen rechtlichen Situation in<br />
Deutsch land<br />
Ein von Rechtsanwalt Konstantin Leon -<br />
darakis LL.M. im Auftrag des bmp (Bund<br />
gegen den Missbrauch der Tiere e.V.)<br />
erstellten Gutachtens ( www.bmt-tier<br />
schutz.de/index.php?Seite=38" ) über die<br />
Strafbarkeit der Inhalte des Zoo philen-<br />
Forums tierlover.de zeigt deutlich, dass<br />
das TierSchG in seiner derzeitigen<br />
Fassung keinesfalls ausreicht, um Tiere<br />
wirksam vor sexuellem Miss brauch zu<br />
schützen. Anhand mehrerer Beispiele<br />
stellt RA Leondarakis heraus, dass es bei<br />
den meisten sexuellen Kon takten zwischen<br />
Mensch und Tier(en) nicht zu<br />
offensichtlicher Tierquälerei kommt. Es<br />
ist sehr schwer nachzuweisen, ob und<br />
wie viel Gewalt angewandt wurde, um<br />
Tiere für sexuelle Handlun gen <strong>mit</strong><br />
Menschen zu konditionieren, so dass es<br />
meistens scheinbar so aussieht, als würden<br />
diese Kontakte auf gegenseitigem<br />
Einverständnis beruhen.<br />
Seit August 2002 hat der Tierschutz<br />
<strong>mit</strong> dem Artikel 20a GG Verfas sungs -<br />
rang bekommen und ist so<strong>mit</strong> Staats -<br />
zielbestimmung <strong>mit</strong> rechtlich bindender<br />
Wirkung. Der genaue Text lautet:<br />
Die Leidens- und Empfindungsfähigkeit<br />
insbesondere von höher entwickelten<br />
Tieren erfordert ein ethisches Mindest -<br />
maß für das menschliche Verhalten.<br />
Daraus folgt die Verpflichtung, Tiere in<br />
ihrer Mitgeschöpflichkeit zu achten und<br />
ihnen vermeidbare Leiden zu ersparen.<br />
(Bundestag-Drucksache, 14/8860). Hier -<br />
in ist auch ethischer Tierschutz verankert,<br />
was bedeutet, dass Tiere als Lebe wesen<br />
geschützt und in ihrer Mitgeschöpf lich -<br />
keit geachtet werden sollen Hierdurch<br />
wird der Gesetzgeber angehalten, dem<br />
Tierschutz im Rechtswesen umfassend<br />
Geltung zu verschaffen.<br />
Durch die derzeit geltenden Rechts -<br />
bestimmungen werden Tiere jedoch<br />
nicht ausreichend vor zoophilen Hand -<br />
lungen geschützt. Eine Strafbarkeit<br />
etwa nach § 17 TierSchG ist erst dann<br />
gegeben, wenn dem Zoophilisten die<br />
vorsätzliche Zufügung erheblicher<br />
Schmer zen und Leiden in Verbindung<br />
<strong>mit</strong> Rohheit nachgewiesen werden<br />
kann. Schon das Vorliegen von Fahr läs -<br />
sigkeit setzt hier die Strafbarkeit außer<br />
Kraft, selbst wenn dem Tier erhebliche<br />
Verletzungen bis hin zum Tode zugefügt<br />
werden. Es ist dann nur noch eine<br />
Ordnungswidrigkeit. Der Nachweis des<br />
Vorsatzes ist, wie das Gutachten von RA<br />
Leondarakis aufzeigt, allerdings sehr<br />
schwer zu führen; nicht zuletzt, weil die<br />
verletzten Tiere in den seltensten Fällen<br />
einem Tierarzt vorgestellt werden und<br />
wenn, dann über die Ursache Still -<br />
schwei gen bewahrt wird. Auch finden<br />
die Handlungen an den Tieren in der<br />
Regel nicht vor Zeugen statt. Kommen<br />
Tiere dabei ums <strong>Leben</strong>, werden diese<br />
schlicht entsorgt, ohne dass es jemand<br />
<strong>mit</strong>bekommt. Selbst wenn der Zoo -<br />
philist das Tier „zu nichts zwingt“, der<br />
Sex also scheinbar einvernehmlich ist,<br />
kann nicht ausgeschlossen werden,<br />
dass das Tier darunter erhebliches Leid<br />
erfährt. Gerade die psychischen Folgen<br />
lassen sich sehr schwer nachweisen. In<br />
jedem Fall aber wird hier das Abhän gig -<br />
keitsverhältnis des Tieres zum Men -<br />
schen ausgenutzt, was wiederum <strong>mit</strong><br />
der Würde des Tieres nicht in Einklang<br />
zu bringen ist.<br />
Abgesehen von eventuell oder tatsächlich<br />
zugefügtem Leid werden die<br />
Tiere zu Objekten menschlicher Be -<br />
gierde degradiert und zur Befriedigung<br />
menschlicher Triebe missbraucht. Dies<br />
wiederum lässt sich nicht <strong>mit</strong> der Würde<br />
des Tieres als Mitgeschöpf vereinbaren.<br />
Sie wird dort verletzt, wo Tiere entgegen<br />
artgerechten Verhaltens dazu konditioniert<br />
werden, passiv oder aktiv an<br />
den sexuellen Kontakten teilzunehmen.<br />
Sexuelle Kontakte <strong>mit</strong> Menschen entsprechen<br />
nicht dem artgerechten Ver -<br />
halten von Tieren. Aber gerade auch in<br />
diesem Bereich besteht durch Art. 20a<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 43
Tierleid<br />
GG eine Schutzpflicht. Dies macht ein<br />
Tätigwerden des Gesetzgebers dringend<br />
erforderlich, um Tiere hinreichend<br />
und nachhaltig vor zoophilen Hand -<br />
lungen zu schützen, nicht nur im Hin -<br />
blick auf körperliche und psychische<br />
Leiden, sondern auch im Hinblick auf<br />
die Würde des Tieres. Dies kann nur<br />
durch ein Verbot und die Schaffung<br />
eines Straftatbestandes gewährleistet<br />
werden. Geschieht dies nicht, würde<br />
wohl nur noch der Gang zum Verfas -<br />
sungsgericht bleiben, um überprüfen<br />
zu lassen, inwieweit geltendes TierSchG<br />
und Verfassung in diesem Punkt übereinstimmen<br />
– oder eben nicht übereinstimmen.<br />
Davon abgesehen gibt es noch einen<br />
weiteren, vielleicht sogar noch wichtigeren<br />
Aspekt, sexuelle Kontakte zu<br />
Tieren neu zu bewerten. 1970 durchleuchtete<br />
das amerikanische FBI die<br />
<strong>Leben</strong>släufe verurteilter Serien-Mörder.<br />
Dabei wurde deutlich, dass sehr viele<br />
dieser Täter ihre Karriere <strong>mit</strong> dem Miss -<br />
brauch und Quälerei von Tieren zumeist<br />
schon während ihrer Jugend begannen.<br />
Heute werden Missbrauch und Tier -<br />
quälerei als Zeichen einer ernstzunehmenden<br />
Störung bewertet und auch als<br />
Zeichen für das Erleben von Gewalt aus<br />
erster Hand. Auch wurde festgestellt,<br />
dass in Familien, in denen Missbrauch<br />
von Tieren stattgefunden hat, auch Ge -<br />
walt in anderen Formen vorkam, nicht<br />
zuletzt auch in Form von Kindes miss -<br />
brauch. Das bedeutet natürlich im Um -<br />
kehrschluss nicht automatisch, dass<br />
jeder, der in seiner Jugend Tiere quält,<br />
zu einem Gewaltverbrecher wird. Aber<br />
es wirft die Frage auf, ob eine Gesell -<br />
schaft es sich leisten kann, Tierquälerei<br />
in welcher Form auch immer als Baga -<br />
tell-Delikt zu behandeln oder ob da<br />
nicht eine Zeitbombe tickt, deren Aus -<br />
wir kungen noch nicht abzusehen sind.<br />
Wie diverse Studien, allen voran der eingangs<br />
erwähnte Kinsey-Report deutlich<br />
machen, beginnt die Karriere fast aller<br />
aktiven Zoophilen schon während ihrer<br />
Pubertät. Während es bei vielen bei<br />
einem einmaligen Kontakt während<br />
ihrer „Experimentier-Phase“ bleibt, setzten<br />
viele dieses Verhalten auch im<br />
Erwachsenenalter fort. Hier stehen also<br />
schon Jugendliche, gerade auch in<br />
einem Zeitalter, wo über das Internet<br />
jede Menge Informationen zur Verfü -<br />
gung stehen, wie man solche Kontakte<br />
arrangieren und gestalten kann, und<br />
gerade diese Informationen den Jugend -<br />
lichen am heimischen Computer frei zur<br />
Verfügung stehen, in einer deutlich<br />
höheren Gefahr, hier zu Tätern zu werden,<br />
gerade auch da, wo, wie RA Leon -<br />
darakis deutlich herausgestellt hat,<br />
Seiten wie tierlover.de keine nennenswerten<br />
Hindernisse für Jugendliche<br />
aufgestellt haben, um deren Nutzung<br />
der Seiten zu verhindern. Sicherlich<br />
liegt es in der Verantwortung der Eltern,<br />
zu überwachen, was ihre Kids so am<br />
Computer treiben. Aber das ist oft nicht<br />
leistbar, da die Kinder häufig über<br />
wesentlich mehr Computer- und Inter -<br />
net-Kompetenz verfügen, als ihre Eltern<br />
und sie sich auch <strong>mit</strong> zunehmendem<br />
Alter verständlicherweise immer weniger<br />
kontrollieren lassen. So<strong>mit</strong> sollte<br />
auch der Schutz unserer Jugend für den<br />
Gesetzgeber Grund genug sein, hier<br />
reglementierend und strafrechtlich einzuschreiten.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich<br />
noch herzlichst bei Gabriele Frey für die<br />
vielen von ihr auf www.verschwiegenes-tierleid-online.de<br />
zusammengetragenen<br />
Informationen und auch Anre -<br />
gungen zu diesem Artikel via Telefon<br />
und E-Mail bedanken. Wer sich noch tiefer<br />
gehend <strong>mit</strong> diesem Thema auseinandersetzen<br />
möchte, dem sei an dieser<br />
Stelle noch das von Birgit Schröder<br />
(Hg.) zusammen <strong>mit</strong> der Initiative „Ver-<br />
schwiegenes TierLeid“ herausgegebene<br />
Buch „Verschwiegenes TierLeid – sexueller<br />
Missbrauch von Tieren“ ISBN 3-00-<br />
017726-4 empfohlen. (Biblio gra phische<br />
Angaben: Birgit Schröder (Hg.), Ver -<br />
schwie genes Tierleid – Sexueller Miss -<br />
brauch an Tieren, Schröder Verlag:<br />
Wind hagen, 2006. 328 Seiten. ISBN 3-<br />
00-017726-4. Die Publikation ist direkt<br />
über den Verlag oder über den Buch -<br />
handel erhältlich.)<br />
Autor: Antje Henze<br />
www.passion4dogs.de<br />
44<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
Chronologie einer geplanten<br />
(und auch durchgeführten)<br />
Hundeversteigerung<br />
Mit folgender Meldung wurden in der<br />
letzten Januar-Woche 2011 Hunde -<br />
freun de und Tierschützer auf den Plan<br />
gerufen:<br />
»Der Herausgeber des Portals www.ras<br />
se<strong>hund</strong>e.de, Hunde-Fabrikant Uwe Stie -<br />
rand aus Steuden versucht aktuell, Wel -<br />
pen und Zucht<strong>hund</strong>e per öffentlicher<br />
Versteigerung zu veräußern. Kleine<br />
Münsterländer, Irish Setter, Beagle sollen<br />
am 30.01. im wahrsten Sinne des<br />
Wortes unter den Hammer: www.baauktion.de<br />
. (Bild unten: Screenshot 22.01.11-<br />
8h ba-auktion.de)<br />
Das ganze wird dann auch noch als Notund<br />
Tierschutzmaßnahme hingestellt.<br />
Das erinnert an die Räumungsverkäufe<br />
fliegender Teppichhändler. Derweil<br />
gehen die Geschäfte des Betreibers von<br />
www.rasse<strong>hund</strong>e.de weiter und man<br />
wird sehr wahrscheinlich kaum lange<br />
warten müssen, bis aus dem Umfeld<br />
Stierand wieder neue Würfe zu Markte<br />
getragen werden.<br />
Sein „Zucht“-Verein, der „Internatio-<br />
nale Club für Rasse<strong>hund</strong>e und Edel -<br />
katzen“ stellt die Versteigerung ausdrücklich<br />
als Maßnahme „ein gutes zu<br />
Hause für seine Hunde zu finden“<br />
dar.<br />
Was bitte soll ein „gutes zu<br />
Hause“ sein, wenn jemand einen<br />
Hund per Auktion erwirbt. Die<br />
Hunde dürfen gerade mal kurz<br />
vor Auktion besichtigt werden,<br />
exakt wie bei der Versteigerung<br />
von Gebrauchtwagen oder eben<br />
alten Teppichen. Der „Züchter“<br />
hat rein gar keinen Einfluss da -<br />
rauf, wer den Hund ersteigert.<br />
Das entscheidet alleine der<br />
Auktionator <strong>mit</strong> seinem Zu -<br />
schlag und hier zählt alleine das<br />
höchste Gebot. Da läuft jede<br />
Ver<strong>mit</strong>tlung per Tierheim tierschutzgerechter<br />
ab. Besonders<br />
krass ist, dass es sich gerade<br />
beim kleinen Münsterländer<br />
um eine echte Jagd<strong>hund</strong>erasse<br />
handelt, die eigentlich nur in<br />
jagdlich geführte oder zumindest<br />
erfahrene Hände gehört ( http://<br />
muensterlaender-freunde.de ).« (Quelle:<br />
Christoph Jung, petwatch)<br />
Wie zu erwarten, konnte die Durch -<br />
führung dieser Auktion nicht verhindert<br />
werden.<br />
23.01.11<br />
Christoph Jung beginnt <strong>mit</strong> folgendem<br />
Eintrag seinen Blog auf http://petwatch.blogspot.com<br />
(Hunde unterm<br />
Hammer) Soweit nicht anders angegeben,<br />
sind die folgenden Ausfüh rungen<br />
Zitate von Ch. Jung, petwatch:<br />
Hunde unterm Hammer – Tier -<br />
schutz <strong>mit</strong>ten in Deutsch land<br />
Hundewelpen, durchweg Jagd<strong>hund</strong>e -<br />
rassen, per Versteigerung zu haben, ge -<br />
plant für den 30.01.2011, drei Stunden<br />
vorher zu besichtigen, das höchste Ge -<br />
bot erhält den Zuschlag, <strong>mit</strong>bieten darf<br />
jeder, der 100 Euro Kaution hinterlegt –<br />
nicht Mallorca, nicht Rumänien, das ist<br />
„Tierschutz“ <strong>mit</strong>ten in Deutschland.<br />
30.01.11<br />
Etwa 50 Hundefreunde demonstrierten<br />
während der Auktion und der Besich -<br />
tigungszeit für die Rechte der Hunde<br />
auf ein artgerechtes <strong>Leben</strong>. Die Besich -<br />
tigung der Zwingeranlage Evaschacht<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 45
Tierleid<br />
war indes nichts für schwache Nerven.<br />
Die Fotos sagen alles. Stierand behauptete,<br />
die Hunde wären noch am Morgen<br />
draußen gewesen. Auch hier wurde er<br />
wieder einmal der Lüge überführt an -<br />
gesichts des unberührten Raureifs auf<br />
dem Gras. Dauerfrost bei -3°.<br />
Hunde unterm Hammer: Christoph<br />
Jung, www.petwatch.de, schoss diese<br />
Fotos am Tag der Hundeauktion in<br />
Steuden<br />
Noch eine halbe Stunde nach Auk tions -<br />
beginn war kein einziger Bieter angetreten.<br />
Insofern war die Demons tration<br />
ein voller Erfolg, der ihm und anderen<br />
Hun de-Fabrikanten (so nennt sich Stie -<br />
rand auch noch stolz) eine Lehre sein<br />
sollte.<br />
Doch es bleiben Fragen: Wie kann es<br />
sein, dass ein Veterinäramt 17 Jahre<br />
lang diesem Treiben zuschaut? Wie<br />
kann es sein, dass ein Tierarzt noch am<br />
27.01. allen Hunden ein Gesundheits -<br />
zeugnis ausstellt, mindestens 2 Hunde<br />
aber so evident krank sind, dass sie auf<br />
Druck der Demonstranten sofort aus<br />
der Auktion genommen werden mussten?<br />
Warum duldet die Tierärzteschaft<br />
ein solches Treiben ihrer werten „Kolle-<br />
gen“? Warum schweigen die Medien zu<br />
solchen Zuständen? Warum gibt es keine<br />
Gesetze, die einen effektiven Tierschutz<br />
begründen?<br />
Ach ja, und Frank Weber war da, der<br />
von Vox-TV, HundKatzeMaus. Er schaute<br />
hin! Mit Kamera. Was er sagte, sprach<br />
mir aus dem Herzen – und Verstand.<br />
Mal schauen, was gesendet wird.<br />
Ein MDR-Team aus Erfurt war am<br />
30.01. vor Ort. Dort wurde offensichtlich<br />
ein Werbebeitrag für Auktionator Arens<br />
<strong>mit</strong> unseren GEZ-Beiträgen gedreht.<br />
Angeblich waren nur 20 Demons tran -<br />
ten da. Ich habe 50 allein auf einem<br />
Haufen gezählt, ohne die, die gerade<br />
am Evaschacht waren. Wie der MDR auf<br />
die Zahlen und freundliche Darstellung<br />
der Auktion kommt, ist mir ein Rätsel,<br />
der Wahrheit entspricht es jedenfalls<br />
nicht, dafür stehe ich (Christoph Jung,<br />
Anm. d. Red.) <strong>mit</strong> meinem Wort.<br />
31.01.11<br />
Nun werden Maßnahmen ergriffen, die<br />
Hunde bei Stierand wegzuholen. Tier -<br />
schützer haben mehrfach, auch gegenüber<br />
dem Veterinäramt Saalekreis er -<br />
klärt, die Hunde sofort aufzunehmen.<br />
Dieser Evaschacht-Clan muss zudem<br />
ein Tierhaltungsverbot erhalten. Man<br />
muss auch noch darauf hinweisen, dass<br />
der Auktionator angesichts der misslungenen<br />
Versteigerung gegenüber den<br />
Demonstranten öffentlich erklärt, etwa:<br />
„Vielleicht keult er die Hunde dann!“ (der<br />
Begriff „keulen“ wurde dabei definitiv verwendet)<br />
01.02.11<br />
Die Laborbeaglehilfe e.V. hat eine Pro -<br />
testnote / Petition an den Landrat des<br />
Saalekreises erstellt und sammelt Un -<br />
ter schriften ( http://beagle.mediennetznrw.de<br />
[Helfen Sie den Hunden in Steu -<br />
den]). Mit Bitte um Beteiligung.<br />
(Diese Petition kann, auch wenn sie<br />
schon eingereicht wurde, weiterhin<br />
unter zeichnet werden.) Herrn Bannert,<br />
dem zuständigen Landratsab geord ne -<br />
ten wurde neben der Liste auch ein Link<br />
ausgehändigt, unter welchem er sich<br />
über den aktuellen Stand der Unter -<br />
schirften jederzeit informieren kann.<br />
Eine Reaktion seinerseits auf die Peti -<br />
tion liegt der Laborbeaglehilfe bisher<br />
nicht vor. (Anm. d. Red.)<br />
Ebenfalls am 01.02. verfasste Karin<br />
Burger auf ihrer Seite www.doggen<br />
netz.de (Aua 64) einen lesenswerten<br />
satirischen Brief an Herrn Stierand.<br />
02.02.11<br />
Stierand und Auktionator Arens fordern<br />
die Rücknahme der Aussage hier im<br />
Blog, der Auktionator habe gesagt, „Dann<br />
keult er die Hunde eben!“ (sinngemäß).<br />
46<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierleid<br />
Diese Aussage wurde inzwischen von<br />
Augenzeugen bestätigt.<br />
02.02.11<br />
Der Präsident der Tierärztekammer Sach -<br />
sen-Anhalt, Dr. med. vet. Stefan Krippner,<br />
hat mich (Christoph Jung, Anm. d. Red.)<br />
heute angerufen und versichert, dass er<br />
der Sache nachgehen werde.<br />
Tiere lägen vor und eventuell notwendige<br />
Behandlungen seien eingeleitet<br />
worden. Die Tiere hätten sich bis auf<br />
Ausnahmen in einem guten gesundheitlichen<br />
Allgemeinzustand.<br />
Die Angekündigte Auflösung der<br />
gewerblichen Hundezucht durch den<br />
Verkauf der Hunde würde auch weiterhin<br />
überwacht werden.« (sinngemäße<br />
Wiedergabe anhand eines Kommen -<br />
tares zum hier zitierten Blog, Anm. d.<br />
Red.)<br />
und auch für andere Tierschutzfälle kritisiert.<br />
Ihre Kritikpunkte werden vielen<br />
Tierschützern <strong>mit</strong> Praxiserfahrung in<br />
der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> (manchen)<br />
Veterinärämtern bekannt vorkommen.<br />
Auch in der Zuchtanlage selbst wurde<br />
erneut gefilmt und Uwe Stierand Gele -<br />
genheit gegeben, seine Sicht der Dinge<br />
darzulegen. Sehen Sie das Video dort:<br />
( http://www.mz-web.de/ (Protest vor<br />
dem Veterinäramt).«<br />
(Quelle: www.doggennetz.de )<br />
08.02.11<br />
»Die Amtsleiterin des Veterinäramtes<br />
Saalekreises, Dr. Meier, soll ein Rund -<br />
schreiben verschickt haben, in welchem<br />
sie sinngemäß <strong>mit</strong>teilt, dass das<br />
TierSchG keine speziellen Regelungen<br />
für die Durchführung oder Beschrän -<br />
kung von Hundeversteigerungen enthalte<br />
und dass, obwohl nach §2 TierSchG<br />
der Erwerber eines Tieres über die erforderlichen<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
zur Haltung des Tieres verfügen müsse,<br />
nicht gesetzlich geregelt sei, dass ein<br />
Verkauf der Tiere nur an sachkundige<br />
Personen erfolgen dürfe. Die einzige<br />
Regelung, die dazu vom TierSchG<br />
getroffen würde, sei, dass Wirbeltiere<br />
ohne Einwilligung der Erziehungs -<br />
berech tigten nicht an Kinder und Ju -<br />
gend liche unter 16 Jahren abgegeben<br />
werden dürfen (§11c). Es gäbe auch<br />
keine speziellen gesetzlichen Vorgaben<br />
zur zahlen- oder rassenmäßigen Be -<br />
schrän kung einer gewerblichen Zucht.<br />
Die Zuchtgemeinschaft, welche die<br />
Versteigerung initiiert habe, sei im<br />
Besitz einer gültigen tierschutzrechtlichen<br />
Erlaubnis zum gewerbsmäßigen<br />
Züchten und Halten von Hunden. Die<br />
Aktion in Steuden hätte unter amtstierärztlicher<br />
Kontrolle gestanden. Tier -<br />
ärztliche Befunde zum Zustand der<br />
11.02.11<br />
Karin Burger weist auf www.doggen<br />
netz.de unter dem Titel „Evaschacht und<br />
kein Ende“ auf einen Bericht der Mittel -<br />
deutschen Zeitung (MZ-TV) hin:<br />
»Aua67: Stierand / Evaschacht<br />
und kein Ende<br />
{TS-/DS-Kritik} Die Aufregung über die<br />
Zustände im Zwinger vom Evaschacht<br />
des Uwe Stierand nimmt kein Ende und<br />
treibt inzwischen auch äußerst kuriose<br />
Blüten (Doggennetz wird darüber noch<br />
berichten).<br />
Aktuell gibt es einen Fernsehbeitrag<br />
über die Mitteldeutsche Zeitung (MZ-<br />
TV) <strong>mit</strong> verschiedenen Interviews. So<br />
kommt Marlies Koser vom Tierschutz -<br />
verein Halle zu Wort, welche die Ko ope -<br />
rationsbereitschaft des zuständigen<br />
Veterinäramts Saalekreis grundsätzlich<br />
14.02.11<br />
Frau Burger ruft <strong>mit</strong> folgendem Artikel<br />
auf doggennetz.de zu vernünftigem und<br />
vor allem realistischem Vorgehen auf:<br />
»Aua68: Stierand / Evaschacht:<br />
Die Hysterie treibt Blüten<br />
{TS-/DS-Kritik} Das Thema Hundefa -<br />
brikant Uwe Stierand <strong>mit</strong> seiner Zucht an -<br />
la ge vom Evaschacht wird zum un -<br />
gewoll ten Prüfstein der Effizienz<br />
tiers chützerischer Interventionen. Bis -<br />
her erreicht: Die Hunde-Auktion wurde<br />
durch eine Demonstration der Tier -<br />
schützer vor Ort erfolgreich boykottiert.<br />
Eine weitere Demo am vergangenen<br />
Donnerstag vor dem Veterinäramt des<br />
Saalekreises pointierte die grundsätzliche<br />
Problematik der Kooperation zwischen<br />
Veterinärbehörden und Tier -<br />
schutz organisationen. Schön, schön.<br />
Für die Hunde gebracht hat das bisher<br />
alles gar nichts.<br />
Liest man verschiedene Foren bei -<br />
träge, läuft es einem eiskalt den Rücken<br />
hinunter angesichts der unsachlichen<br />
Überdramatisierung der hier vorliegenden<br />
Verhältnisse. Kein wahrer Hunde -<br />
freund findet es schön oder auch nur<br />
akzeptabel, wie die Hunde dort leben<br />
müssen. Die Unterbringungs bedingun -<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 47
Tierleid<br />
gen allerdings <strong>mit</strong> den Zuständen im<br />
Ausland zu vergleichen und völlig un -<br />
be gründet zu dramatisieren, verschiebt<br />
den Fokus in bedenklicher Art und Weise.<br />
Überdies eiern wohl einige Tier -<br />
schützer bedrohlich am Rande der<br />
kom pletten Hysterie entlang. Gerüchte -<br />
weise ist von militanten Befreiungs -<br />
aktionen zu hören. Einige meinen, <strong>mit</strong><br />
Futterspenden zu helfen. Das Gegenteil<br />
dürfte der Fall sein. Jede Futterspende<br />
verlängert den Status quo. Und übrigens:<br />
Nach Aussagen eines Vor-Ort-<br />
Zeugen war kürzlich zu beobachten,<br />
wie ein Beagle-Rüde eine Beagle-Hün -<br />
din deckte. Da ist die nächste Produk -<br />
tionswelle schon in Arbeit!<br />
Al Capone hat man seinerzeit auch<br />
nicht über seine kriminellen Machen -<br />
schaften, sondern steuerrechtlich festgenagelt.<br />
Auch der vorliegende Fall bietet<br />
mannigfaltige Angriffspunkte, wenn<br />
man sich nicht gerade auf tierschützerische<br />
Aspekte konzentrieren wollte!<br />
Jetzt wäre es natürlich wieder praktisch,<br />
man hätte jemals über den tierschützerischen<br />
Tellerrand hinausgeblickt, kenne<br />
sich z. B. im Sozialgesetzbuch aus ...<br />
Warum können Tierschützer und Hun -<br />
de freunde nicht begreifen, dass das<br />
Vete rinäramt formalrechtlich bei der<br />
gegebenen Gesetzeslage keinen An -<br />
griffs punkt findet? Zeigt nicht gerade<br />
der Fall Gnadenhof Momo und die nicht<br />
enden wollende Diskussion darüber<br />
z. B. im KSG-Forum, welches Risiko Vete -<br />
rinäre eingehen, die tierschützerisch<br />
handeln? Dort kann man frostgeschüttelt<br />
nachlesen, wie unfair, gemein und<br />
feige vorgebliche Tierfreunde hinterher<br />
solche Veterinäre im rechtsfreien Fo -<br />
rums raum filetieren!<br />
Die Hysterie um die Hundchen im<br />
Evaschacht treibt inzwischen bedenkliche<br />
Blüten. Letzte Woche etwa ging ein<br />
bemerkenswerter Spendenaufruf durch<br />
den Verteiler. Formuliert und auf den<br />
Weg gebracht wurde er von Mitglie dern<br />
der Beagle-Union Deutschland e.V. Auch<br />
das Spendenkonto dieses Vereins wird<br />
im Aufruf benannt. Ralf Manhalter, erster<br />
Vorsitzender der Beagle-Union<br />
Deutschland e. V., legt aber großen Wert<br />
auf die Feststellung, dass dieser Spen -<br />
denaufruf von der Beagle-Union weder<br />
veranlasst noch anderweitig autorisiert<br />
sei. Inhaltlich glänzt der Spendenaufruf<br />
vorzüglich da<strong>mit</strong>, die Zustände in Steu -<br />
den dramatisch zu übertreiben, eine<br />
akute <strong>Leben</strong>sgefahr für die Hunde her -<br />
auf zubeschwören und potenzielle Spen -<br />
der unter Zeitdruck zu setzen. Details zu<br />
diesem Spendenaufruf und das State -<br />
ment des ersten Vorsitzenden der<br />
Beagle-Union Deutschland zu diesem<br />
Vorgang lesen Sie gern hier: www.cha<br />
ritywatch.de/index.asp?id=1406 )!«<br />
(Quelle: www.doggennetz.de )<br />
13.03.11<br />
Hunde-Versteigerung<br />
Am 12.03.11 berichtete Frank Weber auf<br />
Vox von der geplanten Versteigerung<br />
von Hunden in Steuden. Es ist sehr gut,<br />
dass endlich ein etablierter TV-Sender<br />
ein solches Thema angepackt hat. Denn<br />
das ist die Tierschutz-Realität in Deutsch -<br />
Problem<strong>hund</strong>etherapeut &<br />
Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilder,<br />
Man- & Pettrailing<br />
land. Der Hundehandel soll sogar weiter<br />
ausgebaut werden, z. B. bei Zoo<br />
Zajac in Duisburg. Während sich in an -<br />
de ren Ländern das Hundeelend anhand<br />
von offener Tierquälerei und Tötungs -<br />
stationen manifestiert, zeigt es sich in<br />
Deutschland nur ANDERS aber deswegen<br />
nicht weniger schlimm.<br />
Der Hund wird vollkommen zur Ware<br />
degradiert, zum Konsumobjekt.<br />
Ich (Christoph Jung, Anm. d. Red) habe<br />
die Auktion als einer der ersten öffentlich<br />
bekannt gemacht und seither kritisch<br />
verfolgt. Und was meiner Meinung<br />
nach das wichtigste ist: Es ist kein Ein zel -<br />
fall. Während Frank Weber bei diesem<br />
„Einzelfall“ stehen bleibt, geht es doch<br />
darum, die Verhältnisse zu ändern, die<br />
Versteigerungen, Vermehrung von<br />
Hunden und den Handel <strong>mit</strong> ihnen<br />
ganz legal machen. „Alles legal“, so äu -<br />
ßerte sich auch die zuständige Amts -<br />
tierärztin. Eine entsprechende Anfrage<br />
von mir an die Bundesministerin für Er -<br />
nährung, Landwirtschaft und Ver brau -<br />
cherschutz, Ilse Aigner, vom 07.02.11<br />
wur de lapidar <strong>mit</strong> dem Verweis auf die<br />
bestehenden Tierschutzgesetze beantwortet.<br />
Also alles in Butter Frau Aigner?<br />
Nein, das ist legale Tierquälerei unter<br />
den Augen dieses Staates und wenn<br />
Hundezentrum<br />
Schleswig-Holstein<br />
Thomas Schwerdtfeger<br />
23847 Schiphorst<br />
E-Mail: HZSH(at)<strong>hund</strong>ezentrumschleswig-holstein.de<br />
Telefon 04536 / 1056<br />
Mobil 0176 / 51077505<br />
www.<strong>hund</strong>ezentrum-schleswig-holstein.de<br />
48<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierschutz<br />
man noch die Qualzuchten und die<br />
Praxis der Zucht <strong>mit</strong> Erbkrankheiten<br />
( http://petwatch.blogspot.com<br />
[Hunde unterm Hammer]) hinzu nimmt:<br />
Die Ignoranz des Staates und der Behör -<br />
den ist unerträglich!<br />
Während der TV-Aufzeichnung von VOX<br />
hat auch Christoph Jung Gelegen heit,<br />
ein Statement abzugeben, welches leider<br />
nicht <strong>mit</strong> ausgestrahlt wurde. Er<br />
äußerte sich dahingehend, dass er auf<br />
unsere Verantwortung für die Hunde<br />
abstellte:<br />
»Sie sollen sich in unserer anspruchsvollen<br />
Gesellschaft ordentlich benehmen.<br />
Wenn einer sich mal daneben benimmt,<br />
stehen gleich die Zeitungen voll und Poli -<br />
ti ker fordern schärfere Gesetze gegen<br />
Hunde. Aber dann muten wir denen<br />
einen solch elenden Start ins <strong>Leben</strong> zu<br />
wie bei Stierand oder anderen Vermeh -<br />
rern und Händlern. Die Hunde brauchen<br />
eine ordentliche Sozialisation. Aber bei<br />
solchen Themen schweigen die Medien.«<br />
Vielen Dank, Herr Jung, dass Sie dieses<br />
Statement für Absolut-Hund nochmals<br />
wiederholt haben.<br />
Zu der VOX-Sendung vom 12. März 2011<br />
verfasste Karin Burger einen Kom men -<br />
tar unter: www.doggennetz.de<br />
(Aua90)<br />
Autor: Antje Henze<br />
www.passion4dogs.de<br />
Zoo Zajac plant Welpenverkauf –<br />
PETA startet eine bundes weite<br />
Protest-<br />
Kampagne<br />
Das nach eigenen Angaben<br />
größte Zoofachgeschäft der<br />
Welt, Zoo Zajac in Duisburg-<br />
Neumühl, plant den Handel<br />
<strong>mit</strong> Hundewelpen. Das ist in<br />
Deutsch land zwar nicht verboten,<br />
aber die Zoohändler haben<br />
sich jahrzehntelang eine Art<br />
Selbstverpflichtung auferlegt,<br />
keine Welpen zu verkaufen.<br />
Dieses Übereinkommen will Zoo Zajac<br />
jetzt brechen und schockiert da<strong>mit</strong> Tier -<br />
freunde in der ganzen Republik. Die<br />
Tierrechts organisation PETA Deutsch -<br />
land e.V. startete eine bundesweite<br />
Kam pagne. Alle Tierfreunde werden um<br />
tatkräftige Unterstützung gebeten.<br />
Auf www.peta.de/zajac kann man<br />
an einer Petition teilnehmen, die schon<br />
tausende Tierschützer abgeschickt ha -<br />
ben, Protest-Plakate downloaden und<br />
Wieviele Spontankäufe wird es bei solch einem Anblick von niedlichen Hunde -<br />
welpen während des Einkaufs in einem Zoofachgeschäft geben, wenn Hunde im<br />
Handel angeboten werden? – Foto: iStockphoto<br />
die Kampagne gegen den Hundewel - »Die Pläne von Zajac sind verantwortungslos<br />
und rückständig! Sie sind ein<br />
pen handel bei Zajac <strong>mit</strong> zahlreichen<br />
weiteren Aktionen unterstützen. Schlag gegen die ohnehin permanent<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 49
Tierschutz<br />
überfüllten Tierheime und eine Ver -<br />
mark tungsebene, die tierunwürdig ist.<br />
Aus gutem Grund hat man dem Verkauf<br />
von Hunden und Katzen im Zoohandel<br />
in den 70er Jahren einen Riegel vorgeschoben.<br />
Jetzt wollen geldgierige Ge -<br />
schäftsleute wieder Hunde hinter Schau -<br />
fenstern verkaufen, um Kunden in die<br />
Zoo handlung zu locken«, sagt Kam -<br />
pagnenleiterin Magdalena Scherk von<br />
PETA.<br />
»Unüberlegt werden diese Tiere<br />
dann von Menschen gekauft, die sich<br />
sonst nie einen Hund kaufen würden.<br />
Sie erliegen dem putzigen Aussehen.<br />
Was wir brauchen, sind weniger Hunde<br />
in Tierheimen und nicht mehr! Deshalb<br />
sagen wir jeder Zoohandlung, die Hunde<br />
ins Verkaufssortiment nimmt, schon<br />
jetzt den Kampf an«, so Scherk weiter.<br />
Wer Hunde im Zooladen kauft, unterstützt<br />
Schnellkäufe. »Wenn Kinder ei -<br />
nen süßen Hundewelpen im Zooladen<br />
sehen, werden viele Eltern dem Quen -<br />
geln nachgeben und ein Tier ungeplant<br />
<strong>mit</strong> nach Hause nehmen.« Wer einem<br />
Tier ein liebevolles Zuhause schenken<br />
möchte, sollte ein lokales Tierheim aufsuchen,<br />
so PETA. Circa 300.000 Tiere<br />
werden jährlich in deutschen Tierhei -<br />
men abgegeben, viele warten schon<br />
seit Jahren auf eine Ver<strong>mit</strong>tlung. Eine<br />
Alternative im Sinne des Tierschutzes zu<br />
dem Verkauf von Hundewelpen sieht<br />
PETA darin, Tieren aus dem Tierheim<br />
eine Plattform zu bieten. So könnte sich<br />
Zoo Zajak z. B. <strong>mit</strong> dem örtlichen Tier -<br />
heim zusammentun und Hunde, die ein<br />
Zuhause suchen, in seinem Zoohandel<br />
vorstellen. (erschienen im Europaticker<br />
am: 2011-02-16)<br />
Das Motiv zur Aktion<br />
PETA hat ein Motiv entworfen, um dem<br />
Betreiber von Zoo Zajac, Norbert Zajac,<br />
unmissverständlich klar zu machen,<br />
was wir von dem geplanten Welpen -<br />
han del halten. Bitte helfen Sie uns dabei,<br />
die Message zu verbreiten. Legen Sie<br />
dieses Motiv – nach Rücksprache <strong>mit</strong><br />
den Verantwortlichen – in Tierarzt praxen<br />
oder Zooläden, die keine Tiere anbieten,<br />
aus und bitten Sie auch Ihre Freun -<br />
de und Verwandten darum, sich gegen<br />
den geplanten Welpenhandel bei Zoo<br />
Zajac zu engagieren.<br />
Hintergrund<br />
Zoo Zajac stellt auf ca. 8.000 m² Ver kaufs -<br />
fläche Tiere jeglicher Art zum Ver kauf<br />
aus. Zum umfangreichen Verkaufs re -<br />
pertoire von Norbert Zajac zählen hoch<br />
sensible exotische Tiere wie Faultiere,<br />
Prärie<strong>hund</strong>e und Reptilien, aber auch<br />
Chinchillas, Frettchen, Minischweine<br />
und seit einiger Zeit Katzen. Grund sätz -<br />
lich ist der Handel <strong>mit</strong> Hunden in deutschen<br />
Zooläden nicht verboten, aber<br />
die Händler haben bislang davon abgesehen,<br />
Hundewelpen zu verkaufen. Mit<br />
diesem stillschweigenden Überein kom -<br />
men bricht Zoo Zajac nun und plant, im<br />
Laufe des Jahres den Welpenhandel<br />
einzuführen.<br />
Fast täglich berichten Medien von<br />
Tierheimen, die vor dem Aus stehen, da<br />
sie <strong>mit</strong> einer ungebrochenen Flut an<br />
Hunden und schwindenden finanziellen<br />
Einnahmen konfrontiert sind. Zudem<br />
sorgen verantwortungslose Züchter<br />
lau fend für Nachschub der „Ware Hund“,<br />
da ihnen keine gesetzlichen Schranken<br />
aufgezeigt werden. Dieser Kreislauf zu<br />
Lasten der Tiere muss durchbrochen<br />
wer den. Auch heute schon gibt es ge -<br />
nü gend Tiere, hierunter auch tausende<br />
Hunde, die auf die Ver<strong>mit</strong>tlung in ein<br />
gutes Zuhause warten. (Quelle: Peta.de)<br />
Christoph Jung von Petwatch führte ein<br />
Interview <strong>mit</strong> dem stv. Ge schäfts führer<br />
des Zen tral ver bandes Zoo lo gi scher<br />
Fach betriebe e. V. (ZZF), Jörg Turk, zum<br />
Thema Wel pen handel bei Zoo Zajac<br />
geführt.<br />
Christoph Jung,<br />
petwatch.de, (links) und sein Interview -<br />
partner Jörg Turk, stellvertretender Ge -<br />
schäfts führer des ZZF<br />
Christoph Jung: Das nach eigenen<br />
Angaben größte Zoofachgeschäft Euro -<br />
pas, Zoo Zajac in Duisburg, verkauft seit<br />
kurzem Hundewelpen in einer neu ge -<br />
bauten Kleinsäugerhalle von 10.000qm.<br />
Was halten Sie von dem Verkauf von<br />
Hunden im Zoo-Fachhandel?<br />
Jörg Turk: Die Firma Zoo Zajac ist<br />
nicht Mitglied des ZZF. Sie hat sich also<br />
nicht zur Einhaltung der ZZF-Selbst -<br />
beschränkungen verpflichtet: siehe Hei -<br />
50<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierschutz<br />
In den U.S.A. schon lange üblich: So und ähnlich werden in Amerika Hunde- und<br />
Katzenwelpen in den „pet shops“ zum Verkauf angeboten – Foto: iStockphoto<br />
del berger Beschlüsse, Seite 4: »3. Mit -<br />
gliedsfirmen des ZZF verzichten auf die<br />
Präsentation und den Verkauf von Hun -<br />
den. Die ver<strong>mit</strong>telnde Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> Tierheimen und Züchtern wird ausdrücklich<br />
empfohlen.«<br />
Die grundsätzliche Position des ZZF<br />
ergibt sich aus folgenden Überlegun -<br />
gen: Der Zoofachhandel stellt für den<br />
Hund eine Art „Zwischenrudel“ <strong>mit</strong><br />
wechselndem Pflegepersonal und <strong>mit</strong><br />
nur kurzfristig <strong>mit</strong>einander vergesellschafteten<br />
Artgenossen dar. Der Wech -<br />
sel vom Mutterrudel (Züchter) über ein<br />
„Zwischenrudel“ zum endgültigen Ru -<br />
del (Halterfamilie) entspricht nicht dem<br />
natürlichen Ablauf beim Stammvater<br />
des Hundes, dem Wolf. Fachleute be -<br />
fürchten deshalb erhebliche Sozialisie -<br />
rungsprobleme <strong>mit</strong> allen sich daraus<br />
zunächst für die Halter und dann insbesondere<br />
für den jeweiligen Hund ergebenden<br />
negativen Konsequenzen: Sozi -<br />
a li sierungsschwierigkeiten sind eine<br />
können, weil sie über Kontakte zu<br />
Züchtern verfügen, die nicht in den<br />
Züchterverbänden Mitglied sind. Würde<br />
der Hund jedoch zu einem üblichen<br />
Bestandteil des <strong>Leben</strong>dtiersortiments<br />
des Zoofachhandels, dürfte ein großer<br />
Teil der angebotenen Welpen aus unter<br />
Tierschutzaspekten fragwürdigen Quel -<br />
len (Massenzuchten) stammen. Darü -<br />
ber hinaus steht zu befürchten, dass die<br />
tierseuchenrechtlichen Bestimmungen,<br />
deren Einhaltung ja insbesondere für<br />
die Gesundheit der bereits vorhandenen<br />
Hunde von Bedeutung ist, missachtet<br />
oder umgangen würden.<br />
Christoph Jung: Wo sehen sie die<br />
Problematik bei diesem Geschäft?<br />
Jörg Turk: Zajak's neue Kleinsäuger -<br />
halle und die dortige Präsentation, Un -<br />
ter bringung und Betreuung von Hun -<br />
de welpen hat der ZZF noch nicht<br />
angeschaut. Ob Zajak eine Lösung für<br />
oben genannte Probleme gefunden<br />
hat, ist uns daher nicht bekannt.<br />
der häufigsten Ursachen für die Abgabe Christoph Jung: Was halten Sie<br />
von Hunden in Tierheimen.<br />
Das zweite Problem stellt die Her -<br />
kunft der im Zoofachhandel anzubieten<br />
den Hunde dar. Seriöse Hunde -<br />
züchter und ihre Verbände haben<br />
ent schieden, keine Hunde über den<br />
Zoofachhandel zu verkaufen. Sie benötigen<br />
ein solches Vermarktungskonzept<br />
auch nicht.<br />
Einzelne Zoofachhändler mögen dieses<br />
Problem auf regionaler Ebene lösen<br />
grundsätzlich vom Handel <strong>mit</strong> Hunden?<br />
Jörg Turk: Da Hunde, die <strong>mit</strong> einem<br />
erheblichen Kostenaufwand groß gezogen<br />
oder vorübergehend gepflegt wurden,<br />
nicht verschenkt werden können,<br />
findet Handel statt. Die Abgabe von<br />
Hunden durch Züchter oder auch im<br />
Tierheim ist daher zwangsläufig kostenpflichtig.<br />
Den Handel <strong>mit</strong> Hundewelpen über<br />
Kleinanzeigen oder im Internet lehnt<br />
der ZZF ab. Viele der angebotenen Tiere<br />
stammen aus Massenzuchten, sind<br />
krank, von langen Transporten ge -<br />
schwächt und werden sehr oft ohne<br />
Impfungen und ohne Papiere und Kenn -<br />
zeichnungen / Tätowierungen angeboten.<br />
Der ZZF warnt vor Spontankäufen.<br />
Die Anschaffung eines Hundes sollte<br />
gut überlegt und geplant sein, Tier hal -<br />
ter sind ein Tierleben lang für ihre Tiere<br />
verantwortlich.<br />
Christoph Jung: Welche Maßnah men<br />
sollten vom Gesetzgeber ergriffen werden?<br />
Jörg Turk: Gesetzgeberische Aktivi -<br />
täten sind nach unserer Auffassung verzichtbar.<br />
Das Tierschutzgesetz reicht<br />
aus, um auf seiner Grundlage jede Form<br />
von tierschutzwidrigem Umgang <strong>mit</strong><br />
Tieren Einhalt zu bieten.<br />
Für sinnvoll halten wir jedoch eine<br />
von Bund und / oder Ländern zu finanzierende<br />
wissenschaftliche Untersu -<br />
chung über die zu erwartenden Auswir -<br />
kungen des Verkaufs im Zoofachhandel<br />
auf die Hunde, ihre Gesundheit und ihr<br />
Verhalten. Die Ergebnisse einer solchen<br />
Untersuchung böten den zuständigen<br />
Behörden die notwendige Rechts -<br />
sicher heit für ihre Entscheidungen, die<br />
dann <strong>mit</strong> großer Wahrscheinlichkeit<br />
auch vor einem Gericht Bestand hätten.<br />
Wenn der Sachverhalt von wissenschaftlicher<br />
Seite als tierschutzwidrig<br />
eingeschätzt wird, bedarf es an Über -<br />
wachungsbehörden, die willens und<br />
personell wie technisch zum Vollzug in<br />
der Lage sind.<br />
Christoph Jung: Vielen Dank für das<br />
Statement!<br />
(Quelle: http://petwatch.blogspot.com)<br />
Als Hunde verhal tens therapeutin und<br />
als Mensch, halte ich diese Ent wicklung<br />
für eine Katastrophe und sowohl ethisch<br />
als auch moralisch für unverantwort-<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 51
Tierschutz<br />
lich. Wir kämpfen nun schon seit Jah ren<br />
gegen den ständig wachsenden Wel -<br />
penhandel in Deutsch land an und ich<br />
empfinde die Geneh migung der Stadt<br />
Viel zahl an Kleinanzeigen <strong>mit</strong> Kaufgesu -<br />
chen von der Zoo Zajac GmbH. Im Kas -<br />
ten unten nur zwei Anzeigen die ich auf<br />
Deine-Tierwelt.de gefunden habe. Es<br />
werde auf diese Aktionen nicht reagieren.<br />
Schon als wir angefangen haben<br />
Katzen zu verkaufen, wurden große<br />
Proteste angekündigt. Doch die blieben<br />
Recherchiert und gefunden von Cathrin Laurenz, CAT4DOGS: Kleinanzeigen auf Deine-Tierwelt.de <strong>mit</strong> Kaufgesuchen der<br />
Zoo Zajac GmbH – werden bald auch ähnliche Anzeigen <strong>mit</strong> Gesuchen für Hundewelpen zu finden sein?<br />
Duisburg, zum legalisierten Handel <strong>mit</strong><br />
Hundewelpen, wie einen Schlag ins<br />
Gesicht!<br />
Zitat Jörg Turk: »Den Handel <strong>mit</strong><br />
Hundewelpen über Kleinanzeigen oder<br />
im Internet lehnt der ZZF ab. Viele der<br />
angebotenen Tiere stammen aus Mas -<br />
sen zuchten, sind krank, von langen<br />
Transporten geschwächt und werden<br />
sehr oft ohne Impfungen und ohne<br />
Papiere und Kennzeich nun gen / Täto -<br />
wierungen angeboten.«<br />
Genau so ist es! Nun habe ich auf<br />
diversen Onlinemarktplätzen recherchiert<br />
und siehe da, es finden sich eine<br />
wird wahrscheinlich nicht lange dauern,<br />
bis das erste Inserat, <strong>mit</strong> dem Gesuch<br />
nach Hundewelpen, von Zajac im Inter -<br />
net zu finden ist. Jeder logisch denken -<br />
de Mensch kann sich vorstellen, wer<br />
sich auf diese Art Kleinanzeige meldet<br />
und wieviel Geld da<strong>mit</strong> zu machen ist!<br />
Von Peta aus wurden bis jetzt bereits<br />
11828 Protestmails an Norbert Zajac<br />
versendet (Stand: 27.02.2011).<br />
Die RP-online.de schreibt am<br />
18.02.2011: Bei allem Gegenwind bleibt<br />
Norbert Zajac, der durch zahlreiche<br />
Fern sehauftritte zu bundesweiter Be -<br />
kannt heit gekommen ist, gelassen: »Ich<br />
alle aus. Daher mache ich mir keine großen<br />
Sorgen«. (Quelle: RP-online.de)<br />
Ich hoffe sehr, dass er sich irrt! Bitte<br />
unterstützen Sie die Kampagne ge gen<br />
den Hun de -<br />
wel pen han -<br />
del bei<br />
Zajac.<br />
Autor: Cathrin Laurenz, CAT4DOGS,<br />
Hundeerziehung www.cat4dogs.de<br />
News aus der AHO Redaktion Kleintiere & Pferde – 16. März 2011<br />
16 Tiere vor dem<br />
Hungertod gerettet<br />
Euskirchen/Mechernich (aho) – Aus dem Keller und der Umgebung eines Mehrparteienhauses in<br />
Euskirchen haben Mitarbeiter des Kreisveterinäramts und des Ordnungsamts Euskirchen mehrere<br />
Tiere geborgen. –> Weiterlesen: www.animal-health-online.de<br />
52<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierschutz<br />
Zwei Kinder, eine allein -<br />
erziehende Mama und ein<br />
misshandelter Hund<br />
BESCHÜTZERinstinkte e.V. hilft bedürftigen Hundebesitzern, indem wir Tierarztund<br />
Futterkosten übernehmen. Außerdem haben wir immer ein offenes Ohr für<br />
diese netten Menschen. Wie zum Beispiel auch bei Frau Melanie K.<br />
Frau Melanie K. meldete sich bei<br />
BESCHÜTZERinstinkte, da der Familien -<br />
<strong>hund</strong>, Jack Russell BENNY, dringend<br />
eine OP benötigt. Frau K. ist alleinerziehende<br />
Mutter 2er Mädchen, Melina und<br />
Luna. Sie hat in ihrer Vergangenheit<br />
sehr viel schlimmes verarbeiten müssen,<br />
da gab ihr der kleine Welpe und vor<br />
allem auch Melina & Luna den nötigen<br />
Halt und viele Momente zum Lachen.<br />
BENNY bespaßte die kleine Familie, wo<br />
er nur konnte. Ein Lichtblick, eine Unbe -<br />
schwertheit, ein Freund, auf den man<br />
sich IMMER verlassen konnte.<br />
Eines Tages wurde BENNY aber still,<br />
wollte nicht mehr aufstehen, wurde<br />
dicker und war blau am Bauch. Erst<br />
stand die Vermutung von Rattengift im<br />
Raum, welches sich aber nicht bestätigte.<br />
Eine Woche war der Kleine in ärztlicher<br />
Intensivbehandlung, fremde Ge -<br />
walteinwirkung nicht auszuschließen.<br />
BENNY hat sich wieder aufgerappelt,<br />
jedoch ging zwei Wochen später das<br />
Drama von vorne los. Diesmal hieß es<br />
aus ärztlicher Sicht, dass der Kleine<br />
starke Verletzungen habe. Melanie K.<br />
löste sogar, nach Absprache <strong>mit</strong> ihren<br />
Kindern, deren Sparverträge auf.<br />
BENNY's erste Operation musste doch<br />
bezahlt werden. Eine weitere Operation<br />
an der Milz hätte sie nicht tragen können<br />
und bat BESCHÜTZERinstinkte dem<br />
Halt der kleinen Familie, BENNY, die<br />
lebensrettende Operation zu finanzieren.<br />
Das BESCHÜTZERteam tat dies von<br />
Herzen gerne.<br />
Wir freuen uns, dass es BENNY wieder<br />
so gut geht und die Familie K. ihren<br />
Freund, Kumpel und ihr Familien <strong>mit</strong> -<br />
glied nicht missen müssen.<br />
Auszug aus einem Brief von<br />
Melanie K.:<br />
„Heute ist der große Tag.<br />
Bennys Fäden wurden heute<br />
gezogen! Die Tröte kann ab! Er<br />
ist wieder der Alte, endlich!<br />
Seit 2 Tagen rennt er wieder<br />
<strong>mit</strong> seinem Tennisball hinter<br />
uns her. :-) Alles was seit dem<br />
1. No vember nicht mehr ging<br />
geht jetzt wieder. Im neuen<br />
Jahr sparen wir für einen Zaun<br />
<strong>mit</strong> Tor, da<strong>mit</strong> Benny nix mehr<br />
passiert...“<br />
www.beschuetzerinstinkte.de<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 53
Tierschutzkritik<br />
Amtstierarzt schließt ein Tierheim des Deutschen<br />
Tierschutzbundes<br />
Ein Bericht von Karin Burger, www.doggennetz.de<br />
Insider und Szenekenner geben sich<br />
schon lange keinen Illusionen mehr<br />
darüber hin, dass die Mitgliedschaft im<br />
Deutschen Tierschutzbund e. V. (DTSB)<br />
irgendwelche Qualitätsaussagen über<br />
einen Verein oder ein Tierheim trifft. Die<br />
lange Liste der Missstände bei Vereinen<br />
dieses Dachverbandes, wie sie u. a. bei<br />
CharityWatch.de zu finden ist, spricht<br />
schon für sich. Und dass der Deutsche<br />
Tierschutzbund e. V. seine Mitglieds ver -<br />
eine expressis verbis angewiesen haben<br />
soll, keine Transparenzregungen ge -<br />
gen über kritischen Journalisten zu zeigen,<br />
knotet den Kackebeutel zu.<br />
Wie schon an verschiedenen Stellen<br />
auf Doggennetz lobend hervorgehoben,<br />
erwächst den Tieren da nur noch<br />
Rettung durch die Behörden. Aufgrund<br />
„katastrophaler Zustände“ etwa hat<br />
jetzt der Amtstierarzt das unter dem<br />
Dach des DTSB lavierende Tierheim<br />
Velbert geschlossen.<br />
Und dies auch nicht etwa aus heiterem<br />
Himmel, also <strong>mit</strong> einem Über ra -<br />
schungsfaktor, der Bonn exkulpiert,<br />
sondern, wie es in dem Artikel bei AHO<br />
heißt, nach diversen anonymen Anzei -<br />
gen. Ebenfalls eine Praxiserfahrung im<br />
Kontext <strong>mit</strong> diesen Anzeigen ist die,<br />
dass sich Wissende da auch gern zu -<br />
nächst an den Dachverband wenden.<br />
Ob das in diesem Fall der Fall gewesen<br />
ist, naja, das weiß das Doggennetz<br />
halt nicht ... und wird derlei deshalb nienicht<br />
behaupten! Lesen Sie gern hier:<br />
www.animal-health-online.de<br />
Wenn Sie gern mehr über die Tier -<br />
schutz vereine und Tierheime des Dach -<br />
ver bandes Deutscher Tierschutzbund e.<br />
V. erfahren möchten, empfiehlt Dog -<br />
gen netz:<br />
www.derwesten.de (Tierheim Hagen)<br />
www.charity-watch.de (Tier schutz ver -<br />
ein Tuttlingen, Spaichingen und Umge -<br />
bung e. V.<br />
www.charity-watch.de/?id=1301 Tier -<br />
schutz verein Ravensburg-Weingar ten e.V.<br />
www.charity-watch.de Tierschutzverein<br />
Koblenz e. V.<br />
http://www.interessengemeinschafttierheim.de/<br />
Fangruppe des Tier heim<br />
Bremens<br />
Aktualisierung am 26.03.2011/<br />
20.00 Uhr<br />
Der oben genannte Verdacht dahingehend,<br />
dass der Dachverband schon vorher<br />
von den Zuständen unterrichtet<br />
gewesen sein muss, hat sich inzwischen<br />
bestätigt. Am Abend desselben Tages<br />
rüstet AHO <strong>mit</strong> Informationen zu diesem<br />
aufschlussreichen Fall nach. Die Re -<br />
daktion berichtet darin über ein Schrei -<br />
ben, das <strong>mit</strong> Datum vom 22.03.2011<br />
angeblich an den Präsidenten des Deut -<br />
schen Tierschutzbundes e. V., Wolf gang<br />
Apel, per Einschrei ben / Rück schein ge -<br />
richtet gewesen sei. In diesem Schrei ben<br />
sollen die Missstände im Tier heim Vel -<br />
bert dezidiert berichtet worden sein.<br />
Das Schreiben, deren Authen tizität AHO<br />
noch nicht überprüfen konnte, soll auch<br />
<strong>mit</strong> entsprechenden Fotodoku men tatio -<br />
nen die Vor wür f e un termauert haben.<br />
Das Schreiben endet <strong>mit</strong> dem (vertrauten)<br />
Apel-Appell: »Wir bitten auch<br />
Sie dringend um Ihre Hilfe und Unter -<br />
stützung«<br />
Wer über Jahrzehnte aktiv im Tier -<br />
schutz tätig ist, dem werden immer<br />
wieder solcher Hilferufe an den DTSB<br />
kolportiert. Was man jedoch nie hört<br />
bzw. Dog gen netz-Ohren bisher noch<br />
nie zu hören vergönnt war: Dass der<br />
DTSB (im Sinne des Tierschutzes) auf<br />
solche Miss stands anzeigen in seinen<br />
angeschlossenen Tierheimen hin er -<br />
folgreich und nachprüfbar interveniert<br />
hätte. Der für diese Aussage verwendete<br />
Konjunktiv knuddelt die Mög lich -<br />
keit in seiner warmen Umarmung,<br />
dass dieses Nonrespon ding auch schlicht<br />
an der Unge nüg samkeit von Doggen -<br />
netz-Ohren liegen kann. Lesen Sie hoch<br />
aufschlussreiche Aus züge aus besagtem<br />
Schreiben an den DTSB hier:<br />
www.animal-health-online.de (Schwere<br />
Vorwürfe gegen das Tier heim Velbert)<br />
Aktualisierung vom<br />
27.03.2011/10.00 Uhr<br />
Zeitgleich erreicht Doggennetz der<br />
schriftliche Bericht einer Besucherin des<br />
Tierheims Velbert, die aus gegebenem<br />
Anlass ungenannt bleiben möchte<br />
[Name der Redaktion bekannt]. Sie<br />
berichtet, was sie dort gesehen und im<br />
Gespräch erfahren hat. Für Szene-Insi der<br />
des Auslandstierschutz <strong>hund</strong>e han del ein<br />
Signalbegriff ist der da bei genannte Ver -<br />
ein, der in großem Umfang Hunde aus<br />
Rumänien nach Deutschland einführt:<br />
»- Die Zwinger sind winzig und zum größten<br />
Teil doppelt belegt<br />
- Nicht ein Listen<strong>hund</strong> war dort zu finden,<br />
man lässt sich <strong>mit</strong> Hunden aus Rumänien<br />
versorgen<br />
- die <strong>mit</strong> solchen Transportern, wie ich sie<br />
liebe *grummel*, geliefert werden.<br />
- Organisiert und in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
www.tierhilfe-hoffnung.de wenn man<br />
dort ins Impressum schaut, hat man keine<br />
Fragen mehr....«<br />
[Aus einer Mail am 26.03.2011 an Dog -<br />
gennetz; ausdrückliche Erlaubnis vom<br />
54<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Tierschutzkritik<br />
Urheber zur auszugsweisen Ver öf fent -<br />
lichung liegt vor; Name der Redak tion<br />
bekannt]<br />
Aktualisierung am 27.03.2011/<br />
11.30 Uhr<br />
An dem Fall Tierheim Velbert lässt<br />
sich eindrücklich auch das enorme Ge -<br />
fälle aufzeigen: das Gefälle zwischen<br />
dem, was im Internet unter fein ge -<br />
drech selten Worten und unter Ver wen -<br />
dung genau der Bilder, die im Fund -<br />
raising als unseriös gelten, verlautbart<br />
wird, zur Realität, wie jetzt durch die<br />
behördliche Schließung des Tierheims<br />
dokumentiert.<br />
Der Text unter der Überschrift »Pro<br />
und Contra: Hunde aus dem Süden«<br />
stammt von Cornelia Baumsteiger; das<br />
Copyright liegt ... beim WDR Köln! Zu<br />
dieser Verbindung an anderer Stelle<br />
mehr. Veröffentlicht ist das Positions -<br />
papier bei der Boxernothilfe e. V.<br />
Der Text ist auch bezüglich der ge -<br />
nannten weiteren Organisationen aufschlussreich.<br />
Heike Schumacher, Leiterin des Tier -<br />
heims Velbert, erklärt darin dezidiert,<br />
warum der Auslandstierschutz, insbesondere<br />
im Süden, wichtig und richtig<br />
sei. Warum dann aber in der jüngeren<br />
Vergangenheit wohl hauptsächlich<br />
Hunde aus Rumänien im Velberter<br />
Tierheim landeten, wäre zu klären.<br />
Quelle des Textes: www.boxernothilfe.de<br />
(Pro und Contra: Hunde aus dem Süden)<br />
Aktualisierung vom 27.03.2011<br />
/ 12.30 Uhr<br />
SOS-Rundmail behauptet<br />
Diebstahl und Unterschlagung<br />
Inzwischen ist eine Rundmail im Inter -<br />
net aufgetaucht, die brisante weitere<br />
Einblicke in die wahrhaft filmreifen Ab -<br />
läufe im Tierheim Velbert gibt und die<br />
(wieder einmal) grassierende kriminelle<br />
Energie belegt, wenn die Angaben in<br />
der Rundmail stimmen. Das lässt sich im<br />
Moment nicht überprüfen, weil sie anonymisiert<br />
<strong>mit</strong> „eine Tierschützerin“<br />
unterzeichnet ist. Die nachstehenden<br />
Zitate erfolgen unter diesem ausdrücklichen<br />
Vorbehalt.<br />
»Als der Vorstand davon Wind bekam,<br />
dass das Veterinäramt am Freitag kommt,<br />
wurden am Donnerstagnacht Leute ins<br />
Tierheim geschickt, um Beweise verschwinden<br />
zu lassen.«<br />
(Original-Zitat aus einer SOS-Rundmail<br />
zum Tierheim Velbert von einer „Tier-<br />
schützerin“) Die unterzeichnen de „Tier-<br />
schützerin“ sei dann selbst vor Ort ge -<br />
fahren:<br />
»Wir riefen die Polizei, die sofort kam und<br />
wir gingen <strong>mit</strong> der Polizei ins Tierheim<br />
und erwischten eine Person die gerade<br />
ein Karton <strong>mit</strong> wichtigen Dokumenten<br />
und Medikamenten das TH Velbert verlassen<br />
wollte.« ibid.<br />
Dieser Teil lässt sich später überprüfen,<br />
weil gemäß Rundmail Strafanzeige we -<br />
gen Diebstahl und Unterschlag von<br />
Bewei sen gestellt worden sein soll.<br />
Daraufhin habe die Polizei das Tierheim<br />
versiegelt.<br />
Futterspenden für Hunde erbeten<br />
Die Versorgung der noch dort befindlichen<br />
Tiere soll zumindest personaltechnisch<br />
gewährleistet sein. Allerdings<br />
wird in der Rundmail um Futterspenden<br />
gebeten, da sich im Tierheim selbst nur<br />
Futter <strong>mit</strong> abgelaufenem Haltbarkeits -<br />
datum befinde. Katzenfutter sei ausreichend<br />
vorhanden. Was fehle, sei vor<br />
allem Hundefutter.<br />
Aktualisierungen vom<br />
30.03.2011<br />
Deutscher Tierschutzbund e. V.<br />
Eine telefonische Anfrage <strong>mit</strong> Bitte um<br />
Stellungnahme zum Fall Tierheim Vel -<br />
bert beim Deutschen Tierschutzbund<br />
e.V. hat zum Rückruf des sehr sympathischen<br />
und freundlichen Presse spre -<br />
chers des Deutschen Tierschutzbund e.V.<br />
Marius (!!!) Tünte geführt. Es wird keine<br />
Stellungnahme, keine Presse<strong>mit</strong>teilung<br />
o. ä. vom DTSB geben. Man sei im Ge -<br />
spräch <strong>mit</strong> dem Verein.<br />
{Jetzt gehe ich schon wieder <strong>mit</strong> einer<br />
Satire schwanger, die da heißt „Zauber-<br />
wesen, die Marius heißen“ ...}<br />
Vorstand Tierheim Velbert:<br />
Seit Montag, 28.03.2011 hat der Vor -<br />
stand des Tierheims Velbert bzw. des<br />
Tier schutzvereins Velbert-Heiligenhaus<br />
e. V. eine Mitteilung zur Schließung des<br />
Tierheims herausgegeben. Darin wird<br />
eine umfassende Stellungnahme für<br />
den Zeitpunkt angekündigt, zu dem der<br />
Vorstand Einblick in die schriftliche<br />
Begrün dung des Kreisveterinäramtes<br />
erhält und alle Vorwürfe schriftlich vorliegen.<br />
Der Vorstand habe schon mehrfach<br />
versucht, Einsicht in die Unterlagen<br />
zu erhalten,<br />
Erklärung des Vorstands des Tier -<br />
heims Velbert vom 28.03.2011 hier:<br />
www.tierheimvelbert.de (In eigener<br />
Sache – Mitteilung des Vorstands)<br />
Die Westdeutsche Zeitung berichtet<br />
erneut<br />
In einem ausführlichen Artikel unter der<br />
Überschrift „Vorwürfe mehren sich –<br />
Tierheim bleibt geschlossen“ berichtet<br />
die Westdeutsche Zeitung am<br />
28.03.2011 erneut über den Fall:<br />
www.wz-newsline.de/lokales<br />
Der Hinweis auf die Polizeiaktion, wie<br />
sie in der anonymen Rundmail (siehe<br />
oben) berichtet wird, wird in dem<br />
Artikel bestätigt!<br />
Autor: Karin Burger<br />
www.doggennetz.de<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 55
Hilfe für<br />
Jamaika<br />
Verein<br />
zur Hilfe und Förderung<br />
des kreolischen Hundes e.V<br />
Der Zufall wollte es:<br />
Eine Dame, die dringend Unterkunft für<br />
zwei Hunde in Jamaica benötigte, stieß<br />
im Internet auf den Verein zur Hilfe und<br />
Förderung des kreolischen Hundes e.V.<br />
und rief mich an. Ich schaute auf meine<br />
Liste karibischer Tierschutzorgani satio -<br />
nen und verwies sie an „The Animal -<br />
house Jamaica“. www.theanimalhousejamaica.org/<br />
So kam ich in Kontakt <strong>mit</strong> Maureen,<br />
der Leiterin des Animalhouse, die seit<br />
10 Jahren Unglaubliches leistet. Ständig<br />
betreut sie 150 –160 Hunde in ihrem<br />
Tierheim in St. Ann nahe Ocho Rios, die<br />
in erbärmlichem Zustand, <strong>mit</strong> Räude<br />
und schwersten Verletzungen ankommen<br />
und die sich bei ihr in überraschend<br />
kurzer Zeit zu prachtvollen Tie -<br />
ren entwickeln.<br />
Außerdem unterhält sie Futter statio -<br />
nen für verwilderte Katzen, die natürlich<br />
eingefangen, kastriert und wieder<br />
in ihr Revier entlassen werden, kümmert<br />
sich auch um notleidende Pferde,<br />
Kühe, Ziegen… Und betreibt Aufklä -<br />
rungs- und Erziehungsunterricht an<br />
Jamaica's Schulen, um die jungen<br />
Menschen zur Liebe zum Tier zu erziehen.<br />
Diese beiden glücklichen Adoptan -<br />
ten haben sie in die Schulen begleitet,<br />
um die richtige Behandlung von Tieren<br />
zu demonstrieren.<br />
Die Unterkünfte des Animalhouse in<br />
Lydford, St. Ann, nahe der Touristen -<br />
hoch burg Ochos Rios, sind <strong>mit</strong> einfach -<br />
sten Mitteln erstellt, doch erstaunlich<br />
sauber und funktionstüchtig.<br />
Ein Tierpfleger <strong>mit</strong> Hunden des<br />
Animal house und Schülern einer<br />
Grundschule, Foto: Animalhouse Jamaica<br />
Maureen's Aufgabe ist oft nicht einfach.<br />
Monatelang gab es kein fließend<br />
Wasser und die wöchentliche Wasser -<br />
ration musste vom Wasserwagen he -<br />
ran geschafft werden.<br />
Maureen, Leiterin des Animalhouse<br />
Jamaica, und Jim, Foto: Animalhouse Jamaica<br />
Trotz dieser großartigen Leistung<br />
waren in den vergangenen 10 Jahren<br />
erst viermal ausländische Ärzte zu Kas -<br />
tra tionskampagnen in Jamaica. Das<br />
wollen wir ändern! Vom 06.– 13.04.<br />
fliegt Heike Müller von der Kleintier -<br />
klinik Bergstraße in Heppenheim nach<br />
Montego Bay zu unserem ersten Kas tra -<br />
tionsprojekt auf Jamaika. In ihrem<br />
Gepäck befinden sich neben zahllosen<br />
Medikamenten, Naht material, Ver bands -<br />
zeug ect., auch 20 komplette Bestecke,<br />
vier OP-Lampen und ein OP-Tisch. Der<br />
nächste Einsatz ist für Oktober / Novem -<br />
ber geplant, zusammen <strong>mit</strong> dem TSV<br />
Lassy.org, Tiere in Not Odenwald und<br />
der Kleintierklinik Neu-Anspach. Wir<br />
wollen im Animalhouse einen kompletten<br />
OP aufbauen, der für weitere Ein -<br />
sätze und für einheimische Tierärzte zur<br />
Verfügung steht, deren Weiterbildung<br />
wir auf Jamaika fördern wollen, genau<br />
wie in der Domini ka ni schen Republik,<br />
siehe „Kastrations pro jekt <strong>mit</strong> Tarek El<br />
Kashef“, Absolut-Hund-Report / Januar<br />
2011. Dazu fehlen uns noch ein Ste rili -<br />
sator und ein Inhala tions narko segerät,<br />
gebraucht. Wer weiß, wo ein solches<br />
Gerät ausgemustert wird, kontaktiere<br />
bitte gorskiisabel@t-online.de.<br />
Wer durch eine Spende dazu beitragen<br />
möchte, dass wir die Geräte an -<br />
schaffen können, sende seine Spende<br />
bitte unter dem Stichwort Jamaika-OP<br />
an unser Spendenkonto:<br />
Verein zur Hilfe und Förderung<br />
des kreolischen Hundes e.V<br />
VR Bank Landau<br />
Kontonummer: 25 26 603<br />
Bankleitzahl: 741 910 00<br />
IBAN: DE56 7419 1000 0002 5266 03<br />
BIC: GENODEF1LND<br />
Sie erhalten selbstverständlich eine<br />
Spen denquittung!<br />
56<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Trickdog-Serie<br />
Trickdog-Serie Teil 5: BUCH LESEN<br />
Ziel dieses Tricks ist es, das Ihr Hund ein<br />
Buch aufschlägt und weitere Seiten<br />
umblättert, so dass es aussieht als<br />
würde er lesen.<br />
Aufbau<br />
Weitere Trickvarianten<br />
Knicken Sie mehrere Seiten des Buches<br />
leicht ein und lassen Sie den Hund so<br />
meh rere Seiten hintereinander umklappen.<br />
Lassen Sie sich das Buch bringen, wenn<br />
der Hund dieses ausgelesen hat.<br />
Text: Janna Funk, Hundezentrum Aachen<br />
www.hz-aachen.de<br />
Foto: Bénédicte Bauer<br />
www.bene-bauer.de<br />
Am besten nehmen Sie für diesen Trick<br />
ein Buch <strong>mit</strong> Pappseiten.<br />
Legen Sie ein Stück Futter zwischen<br />
zwei Seiten des Buches. Halten Sie das<br />
Buch zunächst auf die Höhe der Nase<br />
Ihres Hundes und zeigen Sie ihm, wo<br />
Sie das Leckerli hingelegt haben. Ihr<br />
Hund wird nun das Buch aufstupsen,<br />
um an das Futter zu gelangen.<br />
Klappt dies, können Sie die Seite des<br />
Buches leicht umknicken, da<strong>mit</strong> Ihr<br />
Hund es leichter hat die Seite umzublättern.<br />
Sobald der Hund die Seite<br />
umklappt bestätigen Sie Ihn <strong>mit</strong> Futter<br />
aus der Hand.<br />
Nun können Sie anfangen die Höhe in<br />
der Sie das Buch halten zu variieren<br />
oder das Buch auf den Boden zu legen.<br />
Hundezentrum Aachen<br />
Inhaberin Janna Funk<br />
Zert. Problem<strong>hund</strong>e therapeutin<br />
Zert. Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilderin<br />
Schlossparkstraße 80 Telefon 0241 / 17 24 44<br />
52072 Aachen Mobil 0160 / 91 99 00 41<br />
E-Mail info@hz-aachen.de www.hz-aachen.de<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 57
Rasseporträt<br />
Siberian Husky<br />
Foto: iStockphoto<br />
Geschichte:<br />
Laut Historikern ist die Geschichte der<br />
Schlitten<strong>hund</strong>e über 3000 Jahre alt.<br />
Einige Hinweise deuten darauf hin, das<br />
Schlitten<strong>hund</strong>e 4000 Jahre und älter<br />
sind.<br />
In einer Zeit, in der die Menschen die<br />
abgelegenen Gebiete Sibiriens und der<br />
Arktis besiedelten, waren Schlitten hun -<br />
de überlebensnotwendig. Ihre Hunde<br />
verpaarten sich <strong>mit</strong> den einheimischen<br />
Wölfen und wurden Nordische Hunde.<br />
Schon damals wurde von diversen Volks -<br />
stämmen Zuchtselektion betrieben und<br />
so<strong>mit</strong> bildeten sich Rassen <strong>mit</strong> individuellen<br />
Eigenschaften. Über Jahrtau -<br />
sende blieben diese Eigenschaften<br />
erhal ten. Von Historikern wird angenom<br />
men, dass die Tschuktschen im<br />
Nordosten Sibiriens zuerst den Sibiri -<br />
schen Husky züchteten und seine Ei gen -<br />
schaften so<strong>mit</strong> genetisch fixierten. In<br />
der tschukotischen Kultur waren die<br />
Hunde ein fester Bestandteil. Für die<br />
Tschuktschen gab es zwei Arten zu<br />
leben. Die einen wohnten im Binnen -<br />
land, hielten sich Rentiere und Dorf -<br />
<strong>hund</strong>e. Die Anderen lebten an der arktischen<br />
oder pazifischen Küste und<br />
züch teten tschukotische Schlitten <strong>hund</strong>e.<br />
Durch mehrere Kriege <strong>mit</strong> den Rus -<br />
sen wurden sie in jagdärmere Gebiete<br />
zurückgedrängt. Aus der Not heraus<br />
entwickelten sie eine Langstrecken-<br />
Schlitten<strong>hund</strong>erasse, die vergleichsweise<br />
nur wenig Futter brauchte. Um<br />
ertragreiche Jagdgebiete oder die of -<br />
fene See zu erreichen legten sie große<br />
Entfernungen über Packeis zurück. Die<br />
Russen versuchten jahr<strong>hund</strong>ertelang<br />
die Tschuktschen zu unterwerfen bzw.<br />
auszurotten (Mitte des 18. Jahr<strong>hund</strong>erts).<br />
Sie überlebten aufgrund ihrer Zähigkeit<br />
und dank ihrer Hunde. Durch die Isola -<br />
tion der Tschuktschen wurde die Rasse -<br />
reinheit gesichert und ließ ihre Kultur<br />
nahezu bis zur Mitte des 19. Jahr hun -<br />
derts fortbestehen.<br />
Noch heute weisen die Siberian<br />
Huskys viele Übereinstimmungen <strong>mit</strong><br />
den damaligen Tieren auf: Schnelligkeit,<br />
Ausdauer und natürlich die Fähigkeit<br />
lange Strecken <strong>mit</strong> geringem Energie -<br />
bedarf zurückzulegen. Abends wurden<br />
sie häufig als Wärmflaschen für die Kin -<br />
der eingesetzt. Mit ihren Hunden praktizierten<br />
die Tschuktschen ein harmonisches<br />
und liebevolles Zusammenleben.<br />
Damals waren auch Hunderennen<br />
schon existent. 1869 gab es ein 150-Mei -<br />
len-Rennen zwischen einem russischen<br />
Offizier <strong>mit</strong> einem Gespann aus russischen<br />
Schlitten<strong>hund</strong>en gegen einen<br />
Tschuktschen <strong>mit</strong> Siberian Huskys, der<br />
<strong>mit</strong> einer Stunde Vorsprung das Rennen<br />
gewann.<br />
Die Sowjets unterwarfen die Tschuk -<br />
tschen zu Beginn des 20. Jahr<strong>hund</strong>erts.<br />
Aufgrund von Neubesiedelung durch<br />
Russen und anderer Volksstämme <strong>mit</strong><br />
ihren eigenen Hunden wird die Ge -<br />
schichte des Siberian Huskys durcheinander<br />
gebracht. Die systematische<br />
Aus rottung der kleinen Hunde einheimischer<br />
Volksstämme begannen die<br />
Sowjets etwa 1920. Es wurde 1930 ein<br />
System eingerichtet, welches alle nor-<br />
58<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Rasseporträt<br />
Holzschnitt von 1878: Eskimo füttert<br />
Huskies, Foto: iStockphoto<br />
dischen Rassen in vier Gruppen unterteilte:<br />
Schlitten<strong>hund</strong>e, Hunde zur Jagd<br />
auf Niederwild, Hunde zur Jagd auf<br />
Großwild, Hunde zur Jagd auf Rentiere.<br />
Wegen ihrer geringen Körpergröße<br />
konnten die tschukotischen Hunde an -<br />
geb lich keine schweren Lasten ziehen<br />
und wurden so<strong>mit</strong> ausgeschlossen. Es<br />
wurde später sogar die Zucht von Hun -<br />
den verboten, die nicht in diese Kate -<br />
gorien fielen. Nur die Zug<strong>hund</strong>e der<br />
Sowjets durften den Namen Siberian<br />
Husky tragen, welches die Nachvoll zie -<br />
hung der Rassegeschichte erschwert.<br />
Die Rettung der Schlitten<strong>hund</strong>e<br />
nach dem Vorbild der tschukotischen<br />
Siberian Huskys ist dem Pelzhändler<br />
William Goosak, William Madsen, später<br />
auch Fox Maule Ramsey und Iver Olsen<br />
zu verdanken. Sie kauften ihre Hunde<br />
bei den Tschuktschen und durch den<br />
Einsatz als Transport<strong>mit</strong>tel über die<br />
Behringstraße nach USA, sicherten sie<br />
deren Fortbestand. Olaf Swenson führte<br />
im Jahre 1930 den letzten Direktimport<br />
in die USA durch.<br />
Alaska erlebte im Jahr 1880 einen<br />
Goldrausch. Durch den Bevölkerungs -<br />
zuwachs und dem extrem kaltem Klima,<br />
gab es nur eine Möglichkeit Transporte<br />
durchzuführen: durch Schlitten<strong>hund</strong> -<br />
gespanne. Diese wurden aus den örtlich<br />
vorhandenen Hunden zusammengestellt.<br />
Es gab nordische und südliche<br />
Typen (kürzeres Haarkleid, Schlapp -<br />
ohren). Hunde spielten eine Schlüssel -<br />
rolle für das Überleben der Bevölkerung<br />
in und um Nome. Um zu überprüfen,<br />
wer das beste Gespann hat, entwickelte<br />
sich die Idee Rennen durchzuführen –<br />
1907 wurde der Nome Kennel Club ge -<br />
gründet. Der Club veranstaltete als<br />
Orga nisator und Sponsor das All Alaska<br />
Sweepstake Rennen. Die Strecke führte<br />
von Nome nach Candle und zurück,<br />
über eine Distanz von 408 Meilen und<br />
fand erstmalig im April 1908 statt.<br />
William Goosak, der Pelzhändler, brachte<br />
sein Gespann, bestehend aus den<br />
Tschuktschen Siberian Huskys <strong>mit</strong>. Seine<br />
Hunde wirkten gegenüber den Alaska<br />
Hunden so klein, dass Spötter sie als<br />
Sibirische Ratten belächelten. Den Spöt -<br />
tern verging das Lachen als Goosak<br />
1908 als Dritter ins Ziel kam. Den Schot -<br />
ten Fox Maule Ramsey beeindruckten<br />
die Sibirier so, dass er im folgenden<br />
Som mer in der Siedlung Markowa am<br />
Anadyr-Fluß etwa 70 der tschukotischen<br />
Siberian Huskys (Anzahl differiert in den<br />
Aufzeichnungen) erwarb. 1910 setzte er<br />
diese beim Sweepstake-Rennen ein.<br />
Seine Teams belegten den 1., 2. und<br />
4. Platz. John Johnson (Iron Man) fuhr<br />
das Gewinnergespann, welches einen<br />
bis heute gültigen Rekord (74 Stunden<br />
und 14 Minuten für eine Strecke von 657<br />
km) fuhr, der erst 1983 gebrochen werden<br />
konnte.<br />
1925 wurde Seppela zur Legende,<br />
wegen seiner entscheidenden Rolle<br />
beim Transport von Serum gegen die<br />
Diphtherie von Nenana nach Nome.<br />
Damals drohte eine Diphtherie-Epi -<br />
demie auszubrechen und das Gegen -<br />
<strong>mit</strong>tel wurde knapp. In Anchorage<br />
lagerte der Vorrat, welcher <strong>mit</strong> der Eisen -<br />
bahn nach Nenana gebracht wurde. Der<br />
Weitertransport erfolgte <strong>mit</strong> Schlit ten -<br />
<strong>hund</strong>egespannen – ein Wettlauf gegen<br />
die Zeit.<br />
Ein Gespann fuhr von Nenana aus<br />
und Seppala fuhr ihm entgegen. Der<br />
Diphtherie-Epidemie konnte Einhalt<br />
geboten werden und es wurden viele<br />
<strong>Leben</strong> gerettet. Seppalas Leit<strong>hund</strong> war<br />
Togo – der präpariert im Iditarod Head -<br />
quater in Wasilla ausgestellt ist.<br />
Seit 1925 erinnert das jährlich stattfindende<br />
Iditarod-Rennen an den so<br />
genannten Serum-Run.<br />
1929 bildet Seppala <strong>mit</strong> E. Ricker eine<br />
Zwingergemeinschaft und importiert<br />
die beiden Sibirier Kree Vanka und<br />
Tserko. Die Hunde aus diesem Kennel<br />
bilden den Grundstock aller heutigen<br />
Siberian Huskys.<br />
Alle heutigen Huskies stammen aus<br />
der Kennelgemeinschaft von Seppala<br />
und Ricker – Foto: iStockphoto<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 59
Rasseporträt<br />
1930 wurde für den Siberian Husky der<br />
erste Standard festgelegt und die Rasse<br />
vom AKC (Amerikanischer Ken nel Club)<br />
anerkannt.<br />
In den 50er und 60er Jahren blühte<br />
die Siberian Husky-Zucht auf und es<br />
wurden die ersten Hunde nach Europa<br />
importiert. Auf der Suche nach artgerechter<br />
Auslastung, lag die Verwendung<br />
in Schlitten<strong>hund</strong>erennen nach amerikanischem<br />
Vorbild nahe. Diese Rennen<br />
wurden zu einem beliebten Sport.<br />
In diesem Zusammenhang stieg die<br />
Zahl der Siberian Husky sprunghaft an.<br />
Da<strong>mit</strong> leider auch die Zahl der züchterischen<br />
Verbesserungen, die das ur -<br />
sprüngliche Wesen und Aussehen des<br />
Siberian Husky optimieren sollten.<br />
Quelle: die Geschichte des Siberian Husky<br />
1-5, Silvia Roppelt<br />
FCI-Standard Nr. 270 /<br />
24. 01.2000 / D<br />
SIBERIAN HUSKY<br />
Übersetzung: Mrs J.Turnbull und Harry<br />
G.A.Hinckeldeyn.<br />
Ursprung: U.S.A.<br />
Datum der Publikation des gültigen<br />
Original-Standardes: 02.02.1995<br />
Verwendung: Schlitten<strong>hund</strong>.<br />
Klassifikation FCI:<br />
Gruppe 5, Spitze und Hunde vom Urtyp.<br />
Sektion 1, Nordische Schlitten <strong>hund</strong>e.<br />
Ohne Arbeitsprüfung.<br />
Der Siberian Husky ist ein <strong>mit</strong>telgroßer<br />
Arbeits<strong>hund</strong>, schnell, leichtfüßig, frei<br />
und elegant in der Bewegung. Sein<br />
mäßig kompakter, dichtbehaarter Kör -<br />
per, die aufrecht stehenden Ohren und<br />
die buschige Rute weisen auf die nordische<br />
Herkunft hin. Seine charakteristische<br />
Gangart ist fließend und scheinbar<br />
mühelos. Er ist nach wie vor äußerst<br />
fähig, seine ursprüngliche Aufgabe als<br />
Schlitten<strong>hund</strong> zu erfüllen und leichtere<br />
Lasten in mäßigem Tempo über große<br />
Entfernungen zu ziehen. Die Propor -<br />
tionen und die Form seines Körpers<br />
spiegeln dies grundlegend ausgewogene<br />
Verhältnis von Kraft, Schnelligkeit<br />
und Ausdauer wider. Die Rüden sind<br />
maskulin, aber niemals grob; die Hün -<br />
dinnen sind feminin, aber ohne Schwä -<br />
chen im Aufbau. Ein Siberian Husky in<br />
richtiger Kondition, <strong>mit</strong> gut entwickelten,<br />
straffen Muskeln, hat kein Über -<br />
gewicht.<br />
Sechs Monate alter<br />
Siberian Husky –<br />
Foto: iStockphoto<br />
Verhalten / Charakter (Wesen)<br />
Das cha rakteristische Temperament des<br />
Siberian Husky ist freundlich und sanftmütig,<br />
aber auch aufmerksam und kontaktfreudig.<br />
Er zeigt nicht die besitzbetonenden<br />
Eigenschaften eines Wach<strong>hund</strong>es, noch<br />
ist er allzu misstrauisch gegenüber Frem -<br />
den oder aggressiv gegenüber anderen<br />
Hunden. Von einem erwachsenen Hund<br />
darf ein gewisses Maß an Zurück hal -<br />
tung und Würde erwartet werden.<br />
Seine Intelligenz, Lenkbarkeit und sein<br />
Eifer machen ihn zum angenehmen Be -<br />
gleiter und willigen Arbeiter.<br />
Allgemeines Erscheinungsbild<br />
Wichtige Proportionen<br />
• Die Länge des Körpers, gemessen vom<br />
Schultergelenk bis zum Sitzbeinhöcker,<br />
übertrifft ein wenig die Widerristhöhe.<br />
• Der Abstand von der Nasenspitze bis<br />
zum Stop ist gleich dem vom Stop bis<br />
zum Hinterhauptsbein.<br />
Kopf<br />
Oberkopf<br />
Schädel: Von <strong>mit</strong>tlerer Größe und passend<br />
zum Körper, oben leicht gerundet<br />
und sich von der breitesten Stelle<br />
zu den Augen hin verjüngend.<br />
Stop: Gut ausgeprägt.<br />
60<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Rasseporträt<br />
Gesichtsschädel<br />
Nasenschwamm: Schwarz bei grauen,<br />
lohfarbenen und schwarzen Hunden;<br />
leberfarben bei kupferfarbenen Hun -<br />
den; bei rein weißen Hunden kann er<br />
fleischfarben sein. Die rosastreifige<br />
„Schneenase“ ist zu akzeptieren.<br />
Fang: Von <strong>mit</strong>tlerer Länge und von<br />
<strong>mit</strong>t lerer Breite, sich zur Nase hin allmählich<br />
verjüngend, jedoch nicht spitz<br />
oder quadratisch endend. Der Nasen -<br />
rücken ist gerade vom Stop bis zur<br />
Nasenspitze.<br />
Lefzen: Gut pigmentiert und eng anliegend.<br />
Kiefer / Zähne: Scherengebiss.<br />
Augen: Mandelförmig, mäßig auseinanderliegend<br />
und etwas schräg gelagert.<br />
Die Augen können braun oder<br />
blau sein, wobei ein braunes und ein<br />
blaues Auge sowie mehrfarbige Augen<br />
zu akzeptieren sind. Ausdruck durchdringend,<br />
aber freundlich, interessiert<br />
und sogar schelmisch.<br />
Ohren: Von <strong>mit</strong>tlerer Größe, dreieckig,<br />
eng beieinander stehend und hoch<br />
angesetzt. Sie sind dick, gut behaart,<br />
hinten leicht gewölbt, <strong>absolut</strong> aufrecht<br />
stehend, <strong>mit</strong> leicht abgerundeten, aufgerichteten<br />
Spitzen.<br />
Lenden: Straff und trocken bemuskelt,<br />
schmaler als der Rippenkorb und leicht<br />
aufgezogen.<br />
Kruppe: Abfallend, doch niemals so<br />
steil, dass der Schub der Hinterläufe<br />
beinträchtigt wird.<br />
Brust: Tief und kräftig, aber nicht zu<br />
breit; der tiefste Punkt liegt un<strong>mit</strong>telbar<br />
hinter und auf gleicher Höhe <strong>mit</strong> den<br />
Ellenbogen. Die Rippen sind gleich am<br />
Ansatz an der Wirbelsäule gut gewölbt,<br />
an den Seiten aber flacher, um einen<br />
freien Bewegungsablauf zu erlauben.<br />
Rute<br />
Die gut behaarte Rute in Form einer<br />
Fuchslunte ist knapp unterhalb der<br />
oberen Linie angesetzt und wird, wenn<br />
der Hund aufmerksam ist, üblicherweise<br />
in einem eleganten, sichelförmigen<br />
Bogen über den Rücken getragen.<br />
Dabei soll sich die Rute weder an der<br />
einen noch an der anderen Seite des<br />
Körpers ringeln, auch soll sie nicht flach<br />
auf den Rücken gedrückt werden. Eine<br />
hängende Rute ist normal, wenn der<br />
Hund ruhig und gelassen steht. Das<br />
Haar an der Rute ist <strong>mit</strong>tellang und run -<br />
dum annähernd gleich lang, wo durch<br />
die Rute wie eine runde Bürste aussieht.<br />
Gliedmaßen<br />
Vorderhand<br />
Von vorne betrachtet, stehen die Läufe<br />
in mäßigem Abstand auseinander, pa -<br />
ral lel und gerade. Die Knochen sind<br />
substanzvoll, aber nie schwer. Die<br />
Länge der Läufe vom Ellenbogen bis<br />
zum Boden ist etwas größer als der<br />
Abstand vom Ellenbogen zum Schulter -<br />
blattkamm. Afterkrallen an den Vorder -<br />
läufen können entfernt sein.<br />
Schultern und Oberarm: Schulter blatt<br />
gut zurückliegend. Der Oberarm ist<br />
vom Schultergelenk zum Ellenbogen<br />
etwas nach hinten gerichtet und nie<br />
senkrecht zum Boden. Die Muskeln und<br />
Bänder, die die Schulterblätter am Rip -<br />
penkorb halten, sind straff und gut entwickelt.<br />
Ellenbogen: Eng am Körper anliegend,<br />
weder ein- noch ausgedreht.<br />
Vorderfusswurzelgelenk: Kräftig, aber<br />
biegsam.<br />
Hals<br />
Mittlere Länge, gebogen, im Stand stolz<br />
aufgerichtet. Im Trab ist der Hals so<br />
gestreckt, dass der Kopf leicht vorgelagert<br />
getragen wird.<br />
Körper<br />
Rücken: Gerade und kräftig, <strong>mit</strong> vom<br />
Widerrist zur Kruppe waagerecht verlaufender<br />
oberer Linie. Er ist von <strong>mit</strong>tlerer<br />
Länge, weder verhältnismäßig kurz<br />
noch nachgebend wegen übermäßiger<br />
Länge.<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 61
Rasseporträt<br />
Vorder<strong>mit</strong>telfuß: Von der Seite betrachtet,<br />
leicht schräg gestellt.<br />
Hinterhand<br />
Von hinten betrachtet stehen die Läufe<br />
in mäßigem Abstand auseinander und<br />
parallel. Afterkrallen, falls vorhanden,<br />
sollen entfernt werden.<br />
<strong>Pfoten</strong><br />
Oval, aber nicht lang, von <strong>mit</strong>tlerer Grö -<br />
ße, kompakt und gut behaart zwischen<br />
den Zehen und Ballen. Die Ballen sind<br />
widerstandsfähig und dick gepolstert.<br />
In den natürlichen Stand zeigen die<br />
<strong>Pfoten</strong> weder nach innen noch nach<br />
außen.<br />
Gangwerk<br />
Schwungvoll und scheinbar<br />
mühelos. Der Si be -<br />
rian Husky ist flink und<br />
leichtfüßig. Im Aus stel -<br />
lungsring sollte er an<br />
einer locker hängenden<br />
Leine in einem mäßig<br />
schnellen Trab vorgestellt<br />
werden, dabei<br />
guten Vortritt und<br />
die Vorder- und Hinter läufe geradeaus<br />
gerichtet, ohne dass die Ellenbogen<br />
oder Kniegelenke weder ein- noch ausdrehen.<br />
Die Läufe bewegen sich parallel.<br />
Während der Bewe gung bleibt die<br />
obere Linie straff und gerade.<br />
Haarkleid<br />
Haar<br />
Das Haarkleid des Siberian Husky ist<br />
doppelt und <strong>mit</strong>tellang, hat ein schönes,<br />
pelzartiges Aussehen, ist aber niemals<br />
so lang, dass es die klaren Außen -<br />
linien des Hundes verdeckt.<br />
Die Unterwolle ist weich und dicht<br />
und von genügender Länge, um das<br />
Deckhaar zu stützen. Die längeren, steifen<br />
Haare des Deckhaares sind gerade<br />
Huskies haben ein pelzartiges<br />
Haarkleid <strong>mit</strong> weicher, dichter<br />
Unterwolle. Rechts: Huskywelpen –<br />
Fotos: Anett Kulke<br />
Schub zeigend. Der sich<br />
im Schritt bewegende<br />
Siberian Husky, von<br />
vorne nach hinten be -<br />
trach tet, zeigt keinen<br />
bodenengen Gang; doch wenn er<br />
Oberschenkel: Gut bemuskelt und kraftvoll.<br />
Knie: Gut gewinkelt.<br />
Sprunggelenke: Zeichnen sich gut ab<br />
und sind bodennah platziert.<br />
schneller läuft, tendieren die Läufe nach<br />
und nach zur Mitte hin, bis die <strong>Pfoten</strong><br />
auf eine Linie gesetzt werden, die<br />
genau unter der Längsachse des<br />
Körpers verläuft. Wenn die Abdrücke<br />
der <strong>Pfoten</strong> sich decken, bewegen sich<br />
und etwas anliegend, nie harsch und<br />
nicht gerade abstehend vom Körper. Es<br />
sollte beachtet werden, dass das Fehlen<br />
der Unterwolle während des Haar wech -<br />
sels normal ist. Das Kürzen der Tast -<br />
haare sowie der Haare zwischen den<br />
Zehen und um die <strong>Pfoten</strong> herum ist<br />
erlaubt, um ein gepflegtes Äußeres zu<br />
betonen. Das Trimmen des Haarkleides<br />
an jeder anderen Stelle sollte nicht<br />
geduldet und streng bestraft werden.<br />
62<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Rasseporträt<br />
Schnauze Berlin<br />
Inhaberhin Dörte Wilfroth<br />
13088 Berlin<br />
E-Mail: info(at)schnauze-berlin.de<br />
Mobil: 0173 / 561 26 61<br />
Farbe<br />
Alle Farben von schwarz bis rein weiß<br />
sind erlaubt. Eine Vielfalt von Zeich nun -<br />
gen am Kopf ist üblich, einschließlich<br />
mancher auffallender Muster, die bei<br />
anderen Rassen nicht zu finden sind.<br />
Größe und Gewicht<br />
Widerristhöhe<br />
Rüden: 53,5–60 cm (21-23,5 ins).<br />
Hündinnen: 50,5–56 cm (20-22 ins).<br />
Gewicht<br />
Rüden: 20,5–28 kg (45-60 pounds).<br />
Hündinnen: 15,5–23 kg (35-50 pounds).<br />
Das Gewicht steht im richtigen Verhält -<br />
nis zur Widerristhöhe. Die genannten<br />
Größen und Gewichte bezeichnen die<br />
äußersten Grenzen ohne einem Extrem<br />
den Vorzug zu geben. Übermäßige<br />
Knochenstärke oder Übergewicht sollte<br />
bestraft werden.<br />
Zusammenfassung: Die wichtigsten<br />
Rassemerkmale des Siberian Husky sind<br />
<strong>mit</strong>tlere Größe, angemessene Knochen -<br />
stärke, harmonische Proportionen, leich -<br />
te und freie Bewegungen, richtiges<br />
Haar kleid, ansprechender Kopf und<br />
ansprechende Ohren, korrekte Rute<br />
und gute Wesensart. Bestraft werden<br />
sollten zu schwere Knochen, übermäßiges<br />
Gewicht, gebundene oder schwerfällige<br />
Gangart, langes, raues Haarkleid.<br />
Beratung zu Erziehungsfragen<br />
Therapie von Fehl-/Problemverhalten<br />
Welpenförderung<br />
Mantrailing-Seminare<br />
www.schnauze-berlin.de<br />
Ein Siberian Husky sollte nie so schwer<br />
oder grob erscheinen wie ein Zug<strong>hund</strong>,<br />
aber auch nicht so leicht und zart wie<br />
ein Renn<strong>hund</strong>. Rüden und Hündinnen<br />
sollen erkennen lassen, dass sie zu großer<br />
Ausdauer fähig sind.<br />
Außer den oben erwähnten Fehlern<br />
sind morphologische Fehler, die alle<br />
Rassen gemeinsam haben, beim Sibe -<br />
rian Husky ebenso unerwünscht, wie<br />
bei jeder anderen Rasse, auch wenn sie<br />
hier nicht besonders erwähnt sind.<br />
Fehler<br />
Jede Abweichung von den vorgenannten<br />
Punkten muss als Fehler angesehen<br />
werden, dessen Bewertung in genauem<br />
Verhältnis zum Grad der Abweichung<br />
stehen sollte und dessen Einfluss auf<br />
die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />
des Hundes zu beachten ist.<br />
Schädel: Plumper oder schwerer Kopf;<br />
zu fein gemeißelter Kopf.<br />
Stop: Nicht genügend ausgeprägt.<br />
Fang: Entweder zu fein oder zu grob, zu<br />
kurz oder zu lang.<br />
Kiefer/Zähne: Jede Abweichung vom<br />
Scherengebiss.<br />
Augen: Zu schräg oder zu dicht beieinander<br />
liegende Augen.<br />
Ohren: Zu groß im Verhältnis zum Kopf;<br />
zu weit auseinander stehend; nicht fest<br />
aufrechtstehend.<br />
Hals: Zu kurz und dick, zu lang.<br />
Rücken: Schwacher oder nachgebender<br />
Rücken; gewölbter Rücken; abfallende<br />
obere Linie.<br />
Brust: Zu breit; tonnenförmiger Brust -<br />
korb; Rippen zu flach oder schwach.<br />
Rute: Angedrückte oder enggeringelte<br />
Rute; sehr buschige Rute; Rute zu tief<br />
oder zu hoch angesetzt.<br />
Schultern: Steile Schultern; lose Schul -<br />
tern.<br />
Vorderhand: Schwacher Vorder <strong>mit</strong>tel -<br />
fuß; zu schwere Knochen; zu enger oder<br />
zu weiter Stand; ausgedrehte Ellen bo -<br />
gen.<br />
Hinterhand: Gestrecktes Knie, kuhhessig,<br />
zu enger oder zu weiter Stand.<br />
<strong>Pfoten</strong>: Nachgebende oder gespreizte<br />
Zehen; <strong>Pfoten</strong> zu groß und plump, zu<br />
klein und zart; zeheneng oder zehenweit.<br />
Gangwerk: Kurze, tänzelnde, elastische,<br />
schwerfällige oder rollende Gangart,<br />
kreuzend oder schräg laufend.<br />
Haar: Langes, rauhes oder struppiges<br />
Haarkleid; zu harsche oder zu seidige<br />
Textur; getrimmtes Haarkleid, Außer an<br />
den erlaubten Stellen.<br />
Ausschließende Fehler<br />
Aggressiv oder ängstlich.<br />
Rüden über 60 cm (23,5 ins) und Hün -<br />
dinnen über 56 cm (22 ins).<br />
Hunde, die deutlich physische Abnor -<br />
malitäten oder Verhaltensstörungen<br />
aufweisen, müssen disqualifiziert werden.<br />
N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich<br />
normal entwickelte Hoden aufweisen,<br />
die sich vollständig im Hodensack be -<br />
finden. Quelle: FCI<br />
Autor: Anett Kulke<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 63
Gesundheit<br />
Schwarzbuch Tierarzt –<br />
eine Insiderin packt aus:<br />
Das Buch der Tierärztin J. Ziegler<br />
schockiert und begeistert<br />
PR Agentur: Nexus Kommunikationsagentur<br />
In bundesdeutschen Haushalten leben<br />
derzeit ca. 5,4 Millionen Hunde und<br />
8,2 Millionen Katzen sowie in Österreich<br />
ungefähr 500.000 Hunde und 1,5 Mil -<br />
lionen Katzen. Auch wenn diese beiden<br />
Länder statistisch <strong>mit</strong> 13 % bzw. 15 %<br />
tierhaltenden Haushalten (Spitzenreiter<br />
in Europa ist übrigens Frankreich <strong>mit</strong><br />
38 %) nur auf den hinteren Rängen vertreten<br />
sind, so ist das gemeinsame<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Hunden und Katzen bei uns<br />
doch weit verbreitet. Aber neben all<br />
dem Glück und der Bereicherung, die<br />
unsere Tiere uns und wir auch unseren<br />
vierbeinigen Lieblingen Gott sei Dank<br />
schenken können, darf nicht vergessen<br />
werden, dass dieses Glück auch Geld<br />
kostet bzw. dass <strong>mit</strong> unseren Haus -<br />
tieren von verschiedenen Industrien<br />
auch eine Menge Geld verdient wird –<br />
und dies oft <strong>mit</strong> Mitteln, Produkten und<br />
Reglements, die der Gesundheit unserer<br />
Tiere wahrlich nicht förderlich sind.<br />
Ungefähr 22.500 Tierärzte kümmern<br />
sich in Deutschland um das vermeintliche<br />
Wohl unserer Vierbeiner und setzen<br />
dabei z. B. nur an Hundearznei<strong>mit</strong>teln<br />
ca. 150 Millionen Euro jährlich um. Weit<br />
größere Umsätze kann die Futter <strong>mit</strong>tel -<br />
industrie <strong>mit</strong> ca. 5,6 Milliarden Euro z. B.<br />
im Jahre 2009 aufweisen. Und ähnlich<br />
wie in der Humanmedizin und in der<br />
<strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>telindustrie für den Men -<br />
schen, „schlucken“ wir und da<strong>mit</strong> unsere<br />
Hunde und Katzen alles herunter, was<br />
man uns vorsetzt und was man uns<br />
anhand „Expertenwissens“ als gut für<br />
uns weismacht.<br />
Totgeimpft, fehlernährt, medikamentenvergiftet<br />
– die Wahr -<br />
heit hinter der offiziellen Für -<br />
sorge ist oft schockierend.<br />
Dass <strong>mit</strong> multiplen, angeblich jährlich<br />
sklavisch zu wiederholenden Impfun -<br />
gen gegen alle Arten von Krankheiten<br />
vom Welpenalter an und <strong>mit</strong> lebenslanger<br />
Fütterung industriell hergestellten<br />
Tierfutters für jeden „individuellen<br />
Bedarf“ die <strong>Leben</strong>squalität und -dauer<br />
unserer Hunde und Katzen zu steigern<br />
sei, ist das offizielle Credo der Tierfutterund<br />
Arznei<strong>mit</strong>telindustrie und dementsprechend<br />
sogar das der meisten Tier -<br />
ärzte, die zumindest nach außen hin die<br />
Meinung der Konzerne vertreten. Auch<br />
die Veterinärmedizinerin Dr. med. vet.<br />
Jutta Ziegler, die seit <strong>mit</strong>tlerweile über<br />
30 Jahren als Tierärztin tätig ist, glaubte<br />
in den ersten Jahren nach ihrem Stu -<br />
dium zunächst an die Segnungen der<br />
seit den 1970er immer zahlreicher werdenden<br />
Medikamente, Fertig- und Diät -<br />
futter<strong>mit</strong>tel. Doch vor ca. 15 Jahren<br />
kamen Zweifel auf, die sich von Jahr zu<br />
Jahr steigerten.<br />
„Ich fragte mich, weshalb im Laufe<br />
der Jahre immer mehr Katzen und<br />
Hunde immer früher und immer vielfältiger<br />
erkrankten, obwohl doch immer<br />
neue und bessere Impfstoffe, Medika -<br />
mente und angeblich immer maßgeschneidertere<br />
Futter<strong>mit</strong>tel auf den<br />
Markt kamen,“ so Dr. Ziegler bei der<br />
Buchpräsentation von „Hunde würden<br />
länger leben, wenn… Schwarzbuch<br />
Tierarzt“ in Hallein bei Salzburg am<br />
Samstag, den 29.01.2011. „Ich begann<br />
zu recherchieren und zu forschen und<br />
irgendwann lies ich mein universitär<br />
eingebläutes Wissen endlich außer acht<br />
und setzte meinen gesunden Men -<br />
schen verstand ein.“ Die Resultate ihrer<br />
Recherchen waren zwingend ebenso<br />
einfach wie schockierend: „Lassen Sie<br />
denn Ihr Kind oder sich selbst jedes Jahr<br />
aufs Neue impfen? Essen Sie selbst Ihr<br />
<strong>Leben</strong> lang tagein, tagaus Tiefkühlpizza,<br />
Hamburger und denaturierte Dosen -<br />
gerichte? Lassen Sie sich bei jedem kleinen<br />
Schnupfen von Ihrem Arzt Antibio -<br />
tika verschreiben? Ihre Antwort wird<br />
sein: Nein, natürlich nicht, wo kämen<br />
wir denn dahin? Das sind einfache<br />
Fragen, auf die es einfache und klare<br />
Antworten gibt. Wir aber quälen unsere<br />
Tiere so förmlich in Krankheiten hinein<br />
und glauben dabei auch noch, unseren<br />
Vierbeinern etwas Gutes zu tun! Doch<br />
Hunde und Katzen sind zunächst einmal<br />
Fleischfresser, deren Verdauungs -<br />
organe nicht dazu gemacht sind, Ge -<br />
treide und industriell gepanschte Ab fälle<br />
zu verwerten. Mit künstlichen Vita -<br />
minen und Zusatzstoffen können die<br />
Organismen der Tiere nichts anfangen<br />
und durch überflüssige, geballte Impf -<br />
64<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Gesundheit<br />
la dungen und chemische Medika men -<br />
tenkeulen helfen wir Tierärzte meist<br />
nicht, sondern zerstören letztlich nur<br />
das Immunsystem und da<strong>mit</strong> die<br />
Selbst heilungskräfte der Tiere. Das<br />
schlimmste daran aber ist: Wir Tierärzte<br />
wissen das bzw. sollten es wissen!“<br />
Welch weitreichende und fatale<br />
Konsequenzen die falsche Ernährung<br />
und der Medikamentenmissbrauch in<br />
den Tierarztpraxen für die Tiere und<br />
deren Besitzer haben können, erklärt<br />
Dr. med. vet. Jutta Ziegler nun in ihrem<br />
neuen Buch. Das „Schwarzbuch Tier -<br />
arzt“ berichtet anhand von Fallbei spie -<br />
len aus der eigenen Praxis Dr. Ziegler’s<br />
von den dramatischen Folgen der<br />
Ernäh rung <strong>mit</strong> industriellem Fertig -<br />
futter, dem Etikettenschwindel <strong>mit</strong> sog.<br />
Diätfutter<strong>mit</strong>teln, über den Sinn und<br />
Unsinn jährlicher Impfungen, den Miss -<br />
brauch von Psychopharmaka für Hunde<br />
und Katzen, den unkontrollierten Ein -<br />
satz von Antibiotika, Entwur mungs -<br />
<strong>mit</strong>teln und Kortison, die Fragwürdig -<br />
keit von Reduktionsdiäten, die Folgen<br />
falsch angewandter Gerätemedizin und<br />
die wissentliche Komplizenschaft zahlreicher<br />
Tierärzte <strong>mit</strong> der Futter- und<br />
Arznei<strong>mit</strong>telindustrie, denen das Wohl<br />
des eigenen Portemonnaies ungleich<br />
wichtiger ist als die Gesundheit der<br />
ihnen anvertrauten Patienten.<br />
Das „Schwarzbuch Tierarzt“ ist ein für<br />
die meisten Tierhalter sicherlich teils<br />
schockierendes und verstörendes Buch,<br />
Das „Schwarzbuch Tier -<br />
Hundeschule<br />
Weserstein<br />
arzt“ ist keine Streit schrift,<br />
obwohl es, so ist sich<br />
Inhaberin Sandra Prade<br />
zert. HundeVerhaltensTherapeutin<br />
Tel: 0 55 41 - 77 88 208<br />
Dr. Ziegler leider sicher,<br />
von einigen Ver tretern<br />
ihrer Zunft so aufgenommen<br />
werden wird. Das<br />
Mobil: 0 15 15 - 615 38 97<br />
kontakt@<strong>hund</strong>eschule-weserstein.de<br />
Buch ist vielmehr ein<br />
www.<strong>hund</strong>eschule-weserstein.de Appell an die Kolleginnen<br />
und Kollegen aus dem<br />
das man <strong>mit</strong> einem lachenden und<br />
einem weinenden Auge liest. Denn bei<br />
aller Dramatik der erörterten Themen<br />
berichten auch Tierbesitzer im Buch<br />
selbst von ihren Erlebnissen in anderen<br />
Tierarztpraxen und diese sind <strong>mit</strong>unter<br />
an Absurdität kaum zu überbieten.<br />
Auch der Dr. Ziegler zu eigene witzige,<br />
manchmal lakonische und dann wiederum<br />
aufrüttelnde Schreibstil macht<br />
das Buch so lebendig und lesenswert<br />
wie einen Roman. Zudem hält sich<br />
Dr. Ziegler nicht da<strong>mit</strong> auf, ihre Kolle -<br />
ginnen und Kollegen <strong>mit</strong> meist sanften,<br />
<strong>mit</strong>unter natürlich auch drastischen<br />
Worten an das Offensichtliche und<br />
Sinnvolle in Ernährung, Therapie und<br />
Medikation zu erinnern: Sie belegt ihre<br />
Kenntnisse und Erfahrungen auch <strong>mit</strong><br />
wissenschaftlichen Fakten, räumt <strong>mit</strong><br />
der Glaubhaftigkeit industriell gesponserter<br />
vete rinärmedizinischen Bereich, „Ethik<br />
statt Mone tik“ walten zu lassen, sich auf<br />
die ärztliche Verantwortung zu besinnen<br />
und nicht <strong>mit</strong> der Unwissen heit der<br />
Tierbe sitzer zu spielen. Auch richtet sich<br />
das Buch nicht gegen die Hersteller von<br />
Fertignahrung für Tiere per se, zumal es<br />
einige hervorragend agierende und<br />
pro duzierende Firmen gibt, deren kaltgepresste<br />
Produkte das „Barfen“ zwar<br />
nicht ganz, aber zumindest größtenteils<br />
ersetzen können. „Auch Tierärzte und<br />
Futter<strong>mit</strong>tel her steller müssen und dürfen<br />
Geld verdienen, denn natürlich<br />
muss auch unsere Arbeit bezahlt werden,“<br />
so Dr. Ziegler, „ aber ich möchte<br />
abends nach getaner Praxisarbeit auch<br />
noch in Spiegel sehen können <strong>mit</strong> dem<br />
Wissen, dass ich das denkbar beste für<br />
meine Patienten und deren Besitzer<br />
getan habe.“<br />
Studien auf und gibt den Tier hal - „Hunde würden länger leben,<br />
tern zahlreiche, einfach anzuwendende<br />
Möglichkeiten und Tipps an die Hand,<br />
wie sie einen guten Tierarzt finden und<br />
ihre Tiere artgerecht ernähren können.<br />
Mit ihrer weitreichenden Erfahrung und<br />
Kenntnis nimmt die Autorin den Leser<br />
an die Hand und löst seine Ängste bzgl.<br />
der angeblichen „Kompliziertheit und<br />
Einseitigkeit“ des sog. BARFens (biologisch<br />
wenn… Schwarzbuch Tierarzt“ ist ein<br />
gelungenes, aufklärendes und informativ<br />
notwendiges Buch, das ab sofort<br />
direkt bei Dr. Ziegler in ihrem Online-<br />
Shop www.naturfutterlaedchen.at , bei<br />
www.natura-vet.de und www.naturavet.at<br />
sowie überall im Buchhandel <strong>mit</strong><br />
der ISBN-Nr. 978-3-8423-2460-2 erworben<br />
werden kann.<br />
artgerechte Rohfütterung) auf –<br />
und dies ohne kataloggleiche Nähr -<br />
wert tabellen und Messbecher-Einhei -<br />
Diese Presse <strong>mit</strong> tei lung wurde auf openPR<br />
veröffentlicht.<br />
ten zu strapazieren.<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 65
Gesundheit<br />
Rückenmarkinfarkt – Ein Bericht von Christa Dörrenbächer<br />
Tagebuch<br />
Samstag 15.01.11<br />
Bin wie immer am Nach<strong>mit</strong>tag noch<br />
einmal <strong>mit</strong> Cassy spazieren gegangen.<br />
Sie ist nicht außergewöhnlich viel ge -<br />
rannt oder gesprungen. Gegen 17 Uhr<br />
bemerkten wir, dass sie hinten schwank -<br />
te und gegen 19 Uhr ging gar nichts<br />
mehr. Habe darauf hin den Tierarzt<br />
angerufen und ihm die Situation ge -<br />
schildert. Ich sollte dann <strong>mit</strong> Cassy<br />
gegen 21 Uhr in die Praxis kommen. Zu<br />
zweit mussten wir sie ins Auto heben da<br />
sie es allein nicht geschafft hätte.<br />
Nach der Untersuchung durch den<br />
Tierarzt bekam sie zwei Spritzen, er vermutete,<br />
dass bei ihr ein Nerv eingeklemmt<br />
sei. Sollte es am nächsten Tag<br />
nicht besser sein, würde er röntgen.<br />
Für die nächsten vier Wochen habe<br />
ich dann mein Lager neben ihrer Decke<br />
aufgeschlagen, da sie ab dem Zeitpunkt<br />
der Lähmung auch Durchfall hatte,<br />
übermäßig viel trank und dementsprechend<br />
oft raus musste. Zu meinem<br />
Leidwesen auch nachts so zwei bis drei<br />
Mal. Unterstützt habe ich sie <strong>mit</strong> einem<br />
Handtuch um den Bauch.<br />
Sonntag 17.01.11<br />
Da es nicht besser war, wurde sie ge -<br />
röntgt. Die Diagnose vom Arzt „Spon-<br />
dylose“. Sie bekam die gleichen Spritzen<br />
und der Tierarzt wollte am Abend<br />
Zuhause vorbei kommen und sie bekam<br />
noch mal die Spritzen.<br />
Am Montagmorgen sollte ich mich<br />
melden, da Cassy in einer Klinik untersucht<br />
werden müsse.<br />
Montag 17.01.11<br />
Der Tierarzt bekam für Cassy in der<br />
Tierklinik einen Termin für 11 Uhr. Dort<br />
wurden die Aufnahmen vom Vortag<br />
angeschaut. Für eine genaue Diagnose<br />
musste Cassy dann noch einmal <strong>mit</strong><br />
einem Kontrast<strong>mit</strong>tel geröntgt werden.<br />
Die anschließende Diagnose war dann<br />
ein „Rückenmarkinfarkt“. Es wurde mir<br />
anhand der Aufnahmen alles gut er -<br />
klärt, einschließlich der Heilungs -<br />
chancen die „gut bis schlecht“ sind, da<br />
man hierüber noch nicht sehr viel<br />
wüsste, wieso-weshalb-warum.<br />
Man wolle auch den nächsten Tag<br />
noch abwarten. Zur Kontrolle musste<br />
Cassy dort bleiben und ich solle um<br />
10 Uhr anrufen.<br />
Dienstag 18.01.11<br />
Morgens früh, noch vor 10 Uhr, rief<br />
mich die Klinik an. Man habe eine positive<br />
Nachricht, Cassy würde ihren rechten<br />
Hinterlauf wieder kontrolliert einsetzen.<br />
Ich war ganz schön erleichtert<br />
und freute mich sie wieder abholen zu<br />
können.<br />
Die Tierärztin der Klinik glaubte<br />
daher auch, dass Cassy in einem Zeit -<br />
raum von drei bis vier Wochen <strong>mit</strong> dem<br />
linken Lauf Fortschritte machen würde,<br />
ob es allerdings wieder ganz ok werden<br />
würde?<br />
Zur Unterstützung der Nerven be -<br />
kommt sie „Neurotrat Sforte“, ein Vita -<br />
min präperat und sie brauche auf jeden<br />
Fall Physiotherapie. (Kosten 540,00 Euro)<br />
Freitag 25.01.11<br />
Physiotherapie (35,00 Euro)<br />
Übers Internet habe ich eine „therapeutische<br />
Geh-Hilfe“ gefunden und be -<br />
stellt, von „Julius K-9“ (43,00 Euro). Die -<br />
ses Teil ist echt klasse, da der Hund<br />
optimal beim Gehen unterstützt wird<br />
und der Mensch beim Halten des Hun -<br />
des entlastet wird. Bei einem Hunde -<br />
gewicht von 28-30 Kg ging das <strong>mit</strong> der<br />
Zeit nämlich ganz schön auf meine<br />
Gelenke. Allerdings musste ich die Geh -<br />
hilfe bei einer Schneiderin kürzen lassen<br />
da es hinten zu weit überstand und<br />
beim Erledigen des großen Ge schäf tes<br />
dieses auch mal auf die Geh hilfe fiel. Für<br />
Cassy war dies sehr unangenehm, sie<br />
versuchte es durch he rum zappeln ab zu<br />
bekommen.<br />
Freitag 28.01.11<br />
Physio<br />
Eine Kotprobe von Cassy ergab, dass sie<br />
nicht genug gesunde Darmbakterien<br />
hatte. Deswegen wurde auch der<br />
Durch fall nicht besser. Hierfür bekam<br />
sie dann „Bactisel – HK Pulver“ und als<br />
Futter zum Reis „Royal Canin-intestinal“.<br />
Dies war für die nächsten 1 ½ Wochen.<br />
(Kosten Tierarzt gesamt 230,00 Euro)<br />
Dienstag 01.02.11<br />
Physio<br />
Donnerstag 03.02.11<br />
Nimmt den linken Lauf wieder <strong>mit</strong>, wo<br />
bei die Pfote oft erst umgeknickt aufgesetzt<br />
wird, da der Reflex noch fehlt.<br />
Dienstag 08.02.11<br />
Kontrolltermin in der Tierklinik. Die<br />
Ärztin freut sich darüber wie gut das<br />
klappt. In sechs Wochen brauche ich<br />
mich nur telefonisch zu melden wie es<br />
Cassy geht.<br />
Sie bewegt sich im Haus wieder<br />
allein. Nur die Pfote will noch nicht. Der<br />
Durchfall ist Gott sei Dank vorbei und<br />
da<strong>mit</strong> hat mich mein Bett wieder, da sie<br />
des Nachts nicht mehr raus muss. Auch<br />
66<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Gesundheit<br />
das Trinken hat sich wieder eingependelt.<br />
Donnerstag 17.02.11<br />
Physio<br />
Hatte mir auch vier Agylity Hürden<br />
(61,00 Euro) bestellt. Sind erst mal auf<br />
niedrigster Stufe eingestellt und gehe<br />
mehrmals am Tag <strong>mit</strong> ihr darüber, um<br />
da<strong>mit</strong> die Nerven zu stimulieren da<strong>mit</strong><br />
die Pfote richtig aufgestellt wird.<br />
Samstag 26.02.11<br />
Das Laufen wird besser und sie setzt die<br />
Pfote überwiegend richtig auf. Und<br />
auch der erste Spaziergang nach längerem<br />
war wieder richtig toll.<br />
Dienstag 01.03.11<br />
Physio<br />
Donnerstag 03.03.11<br />
Die Physiotherapeutin hat Cassy einen<br />
Expander vom Brustgeschirr zum linken<br />
Lauf angepasst. Dies lege ich ihr an,<br />
wenn wir unsere Spaziergänge machen.<br />
Der Expander zieht das Bein sanft nach<br />
vorn, was dem Muskelaufbau dient.<br />
Da<strong>mit</strong> läuft sie auch allein ohne meine<br />
Unterstützung (die pure Erholung für<br />
meine Arme).<br />
Donnerstag 10.03.11<br />
Physio<br />
Freitag 11.03.11<br />
Heute hat sie auch ihren ersten Spurt<br />
über einen umgepflügten Acker gestartet<br />
und man sah ihr den „Spaß“ an.<br />
Solange sie den Hinterlauf richtig aufsetzt,<br />
darf sie auch wieder spurten (Rück-<br />
sprache <strong>mit</strong> Klinik). Hat eine ähnliche<br />
Wirkung wie Wasser. Da der Boden sehr<br />
weich ist muss sie den Lauf auch dementsprechend<br />
fordern.<br />
Behandlungskosten bis dato<br />
1084,00 Euro.<br />
Physio braucht sie auch weiterhin, aber<br />
nur noch alle zwei Wochen.<br />
Autor: Christa Dörrenbächer<br />
Einzigartige Operationsmethode<br />
hilft kurznasigen Möpsen<br />
Susann Huster, Pressestelle<br />
Universität Leipzig, 17.12.2010 09:33<br />
( http://idw-online.de )<br />
Prof. Dr. Oechtering fotografiert einen Mops vor der OP.<br />
Foto: Waltraud Grubitzsch<br />
Das Schönheitsideal beim Mops hat<br />
sich drastisch verändert: Im Jahr 1927<br />
hatte diese Hunderasse noch eine längliche<br />
geprägten Nase. Hundert Jahre später<br />
gelten Möpse <strong>mit</strong> einer komplett runden<br />
Kopfform und kurzer Nase als<br />
Kopfform <strong>mit</strong> einer deutlich aus-<br />
attrak tiv. Diese Tatsache<br />
beschert<br />
Prof. Dr. Gerhard Oechtering und seinem<br />
Team von der Klinik für Kleintiere<br />
der Veterinärmedizinischen Fakultät der<br />
Universität Leipzig jede Menge Arbeit.<br />
In seinem Haus wurde vor sechs Jahren<br />
eine neue und weltweit einzigartige,<br />
lasergestützte Operationsmethode zur<br />
Behandlung des sogenannten Brachy -<br />
zephalen-Syndroms bei Hunden und<br />
Katzen entwickelt.<br />
Durch Überzüchtung ist <strong>mit</strong>tlerweile<br />
der Nasenraum von Möpsen, englischen<br />
Bulldoggen, Boxern und Rasse -<br />
katzen viel zu eng geworden, was bei<br />
den Tieren akute Atemnot und dadurch<br />
bedingte Bewegungsarmut sowie<br />
Zahn fehlstellungen verursacht. Mit<br />
Oechterings neuer OP-Methode wird<br />
der Nasenraum erweitert und das Gau -<br />
mensegel gekürzt. Die Tiere können<br />
danach meist erstmals frei atmen und<br />
bekommen ein neues <strong>Leben</strong>sgefühl.<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 67
Gesundheit<br />
Patient Moritz liegt narkotisiert, <strong>mit</strong><br />
rausgestreckter Zunge auf dem OP-<br />
Tisch. Prof. Oechtering und sein Team<br />
bereiten alles für den Eingriff vor. Die<br />
Nase des Mopses wurde vor zwei<br />
Wochen <strong>mit</strong> einem Laser operiert und<br />
soll nun noch einmal kontrolliert werden.<br />
Der Ausdruck „mopsfidel“ stamme aus<br />
einer Zeit, als diese sehr fröhlichen und<br />
menschenliebenden Hunde tatsächlich<br />
noch herumtollen konnten, ohne gleich<br />
in Atemnot zu verfallen, erklärt der<br />
Experte. »Ich sage immer: Früher hatten<br />
die Hunde noch einen Beruf, wurden als<br />
„Mopsfidel“ sollte jeder Mops sein können – Foto: Thorsten Freyer / pixelio.de<br />
»Die Nase ist innen richtig schön<br />
frei«, sagt der renommierte Veterinär -<br />
mediziner, der vor jeder OP <strong>mit</strong> dem<br />
Fotoapparat Nahaufnahmen seiner tierischen<br />
Hüte- oder Jagd <strong>hund</strong>e gehalten. Seit<br />
Beginn der Rasse zucht in Vereinen vor<br />
etwa <strong>hund</strong>ert Jahren haben die Tiere<br />
nach und nach ihre Aufgabe verloren.<br />
Patienten macht. An dem Tag Sie werden auf ihre äußerlichen<br />
werden die Drainagen in der Nase des<br />
Mopses entfernt. Dann wird er in ein<br />
neues, zweites <strong>Leben</strong> entlassen. So oder<br />
ähnlich beschreiben die Hunde- oder<br />
Katzenbesitzer die Zeit nach den Ein -<br />
griffen in der Kleintierklinik der Univer -<br />
sität Leipzig. Ihre Tiere seien viel beweglicher<br />
geworden, schnarchen nicht mehr<br />
und seien deshalb auch tagsüber we -<br />
sent lich munterer als zuvor, heißt es in<br />
E-Mails an den Klinikdirektor.<br />
Merkmale gezüchtet«, beschreibt Prof.<br />
Oechtering den Trend, der »unkontrollierbare<br />
Auswüchse« verursache. Neben<br />
den Atembeschwerden führe diese<br />
vom Menschen verursachte Entwick -<br />
lung auch zu einer schnellen Überhit -<br />
zung der Tiere, da deren Wär me regu -<br />
lation wegen der kurzen Nasen nicht<br />
mehr funktioniere.<br />
»Es fehlt die Qualitätskontrolle beim<br />
Züchter«, kritisiert der Spezialist, dessen<br />
Patienten aus ganz Deutschland und<br />
auch aus Ländern wie Italien, Öster -<br />
reich, der Schweiz und Polen kommen.<br />
Durchschnittlich fahren die Tierhalter<br />
300 bis 500 Kilometer, um ihren Hund<br />
oder ihre Katze in der Kleintierklinik der<br />
Universität Leipzig operieren zu lassen.<br />
Der Eingriff kostet sie etwa 3500 Euro.<br />
An die 300 kurznasige Patienten wurden<br />
in der Kleintierklinik <strong>mit</strong> der neuen<br />
Lasermethode operiert. Der Bedarf ist<br />
Oechtering zufolge wesentlich größer.<br />
Wegen der Kosten und des erheblichen<br />
Aufwandes scheuten jedoch viele Tier -<br />
halter diesen Schritt, bei dem überflüssiges<br />
Nasengewebe in den oft winzigen<br />
Tiernasen <strong>mit</strong> Hilfe eines Laser-Endo -<br />
skops verdampft wird.<br />
Nach den Eingriffen, für die mehrere<br />
modern ausgestattete Operationssäle<br />
zur Verfügung stehen, bleiben die<br />
Patienten noch eine Woche in stationärer<br />
Behandlung. Auch Moritz wird bald<br />
die Klinik verlassen und <strong>mit</strong> seinem<br />
Herrchen wieder ins heimatliche Frau -<br />
reuth bei Zwickau zurückkehren. Der<br />
Besitzer hat nun gute Chancen, seinen<br />
Mops noch lange an seiner Seite zu<br />
haben. Prof. Oechtering will künftig <strong>mit</strong><br />
dem renommierten Genetiker Prof. Dr.<br />
Ottmar Diestl aus Hannover enger zu -<br />
sammenarbeiten, um dem Zuchttrend<br />
zur Kurznasigkeit entgegenzuwirken.<br />
Allerdings sei unklar, ob gerade bei den<br />
Möpsen noch genügend gesundes Erb -<br />
gut zur Umkehr dieser Entwicklung vorhanden<br />
ist.<br />
Weitere Informationen:<br />
Prof. Dr. Gerhard Oechtering<br />
Telefon: +49 341 97-38700<br />
E-Mail: oechtering@vetmed.uni-leipzig.de<br />
www.kleintierklinik.uni-leipzig.de<br />
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft<br />
http://idw-online.de/de/news402209<br />
68<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Vermischtes<br />
Kindesentwicklung und Hunde<br />
Verhaltensauswirkungen auf Kinder<br />
durch die Anwesenheit eines Hundes<br />
in einem Klassenzimmer<br />
Kurt Kotrschal und Brita Ortbauer,<br />
Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie, Grünau, und<br />
Institut für Zoologie an der Wiener Universität, Österreich<br />
Aus dem Englischen übersetzt von Antje Henze, www.passion4dogs.de<br />
Kontaktadresse für Anfragen:<br />
Kurt Kotrschal, Konrad Lorenz<br />
Forschungsstelle für Ethologie, A-4645<br />
Grünau 11, Österreich, Tel. +43 7616-8510<br />
Fax +43 7616-85104, E-Mail:<br />
klf.gruenau@telecom.at<br />
Kurzbeschreibung<br />
Um die Meinung zu überprüfen, dass<br />
Hunde einen positiven Einfluss auf das<br />
Sozialverhalten von Schulkindern haben,<br />
wurde abwechselnd einer von drei<br />
Hunden in eine Klasse einer Wiener<br />
Grundschule <strong>mit</strong> 24 Kindern im Alter<br />
von 6 – 7 Jahren eingesetzt. Die meisten<br />
der 14 Jungen und 10 Mädchen<br />
stammten aus Immigrantenfamilien der<br />
1. Generation. Mit Zustimmung der<br />
Eltern wurde das Verhalten der Kinder<br />
für zwei Stunden wöchentlich in einer<br />
offenen Unterrichts-Situation, zunächst<br />
während einer einmonatigen Kontroll -<br />
phase in Abwesenheit der Hunde,<br />
gefolgt von einer experimentellen Phase<br />
<strong>mit</strong> einem ähnlichen zeitlichen Umfang<br />
in Anwesenheit eines Hundes im Klas -<br />
sen raum auf Videos aufgezeichnet.<br />
Häufigkeit und Dauer aller zu beobachtenden<br />
Verhaltensweisen der einzelnen<br />
Personen und ihre Wechselwirkungen<br />
wurden auf diese Bänder aufgezeichnet.<br />
Obwohl größere Unterschiede im<br />
Interesse der Kinder an den Hunden<br />
und in ihren Reaktionen festgestellt<br />
wurden, wurde die Gruppe durch den<br />
Rückgang extremer Verhaltensweisen,<br />
wie Aggressionen oder Hyperaktivität,<br />
ausgeglichener in ihrem Sozialver hal -<br />
ten, ebenso konnten sich vorher zu -<br />
rück haltende Kinder integrieren. Diese<br />
Auswirkungen wurden bei den Jungen<br />
deutlicher als bei den Mädchen. Trotz<br />
der Tatsache dass die Kinder beachtliche<br />
Zeit da<strong>mit</strong> verbrachten, den Hund<br />
zu beobachten und Kontakt zu ihm aufzunehmen,<br />
schenkten sie dem Lehrer<br />
größere Aufmerksamkeit. Daraus schlossen<br />
wir, dass die Anwesenheit eines<br />
Hundes im Klassenraum den Zusam -<br />
menhalt der Schüler positiv beeinflusst<br />
und eine relativ günstige und einfache<br />
Möglichkeit bietet, die Unterrichts -<br />
bedingungen zu verbessern.<br />
© 2003 International Society for Anthro -<br />
zoology<br />
Schlüsselwörter<br />
Aggression, tiergestützte The rapie,<br />
Verhalten, Kindes ent wick lung, Kinder,<br />
Mensch-Tier-Inter aktionen, Soziales<br />
Verhalten<br />
Historisch gesehen hielten Menschen<br />
Tiere als Gesellschaft oder aus nützlichen<br />
Erwägungen (Wilson 1984;<br />
Robin son 1995a, b; Serpell 1996).<br />
Auffallend in diesem Zusammenhang<br />
ist die Beziehung zwischen Menschen<br />
und Hunden, welche schon seit mindestens<br />
30 000 Jahren, möglicherweise<br />
schon seit mehr als 100 000 Jah -<br />
ren andauert (Vilà et al. 1997; Leonard<br />
et al. 2002). Unter allen Haustieren<br />
haben Hunde/ Wölfe die längste durchgehende<br />
Beziehung zum Menschen.<br />
Der Hauptgrund hierfür mag eine<br />
ähnliche soziale Veranlagung von<br />
Mensch und Wolf sein, welche die<br />
Entwicklung einer starken gegenseitigen<br />
sozialen Beziehung insbesondere<br />
zu Hunden erklärt (Greiffenhagen<br />
1993; Oeser 2001).<br />
Hunde spielen in der tiergestützten<br />
Therapie eine wichtige Rolle. (Robinson<br />
1995a; Ford und Olbricht 1997; Pod -<br />
berscek, Paul und Serpell 2000; Otter -<br />
stedt 2001; Olbrich und Otterstedt<br />
2003). Es hat sich gezeigt, dass Kinder,<br />
welche in Gesellschaft von Hunden aufwuchsen,<br />
sich zu sozial kompetenteren<br />
Erwachsenen entwickelten als andere<br />
Kinder (Endenburg und Baarda 1995;<br />
Melson 1995). Außerdem wurde von<br />
po si tiven Auswirkungen von Hunden<br />
auf körperlich und geistig Behinderte<br />
berichtet (Ruckert 1987; Redefer und<br />
Goodman 1989), sowohl auf Kinder (Mel-<br />
son 1995) als auch auf ältere Men schen<br />
(Hart 1995; Beck und Katcher 19996;<br />
Serpell 1996). Neben der För de rung des<br />
subjektiven Wohlbefindens und der<br />
Änderung des Verhaltens, können Tiere<br />
die physiologischen Rah men be din -<br />
gungen für ein längeres und ge sun des<br />
<strong>Leben</strong> beeinflussen (Friedmann 1995).<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 69
Vermischtes<br />
Allerdings sind die meisten dieser Stu -<br />
dien korrelational; aber breit angelegte<br />
Studien die nötig sind, um die Kausal-<br />
Zusammenhänge zu erforschen, sind<br />
selten. In dieser Studie brachten wir<br />
einen Hund in eine Grundschulklasse,<br />
um die kurzfristigen Auswirkungen auf<br />
das kindliche Verhalten, die soziale<br />
Inter aktionen und auf die allgemeine<br />
Unterrichts-Situation zu testen. Unseres<br />
Wissens nach ist dies die erste Studie<br />
dieser Art. Im Gegensatz zu Fragebögen<br />
oder Psychologischen Tests, erbringt<br />
unsere ethologische Herangehensweise<br />
direkte Hinweise auf die Auswirkungen<br />
des Hundes auf das potentielle Verhal ten.<br />
Unsere Grundannahme war, dass<br />
durch die Anwesenheit eines Hundes<br />
keine wesentliche Auswirkung auf das<br />
Verhalten der Kinder im Vergleich zur<br />
Kontroll-Phase ohne Hund zu beobachten<br />
sein würde. Als Arbeitshypothese<br />
prognostizierten wir, dass der Hund als<br />
„soziales Gleit<strong>mit</strong>tel“ (Mugford and<br />
M’Comsky 1975) oder „sozialer Kataly -<br />
sator“, z. B. um eher introvertierte Kinder<br />
mehr für Kommunikation zu öffnen. Wir<br />
prognostizierten außerdem, dass die<br />
Hunde das möglicherweise anstrengende<br />
Verhalten einiger eher kontaktfreudigerer<br />
Kinder dämpfen würden,<br />
wodurch wiederum die soziale Inte gra -<br />
tion in die Gruppe verbessert würde.<br />
Die Fragen waren, ob und wie viele<br />
Kinder aufmerksamer auf den Hund<br />
und <strong>mit</strong> dem Hund interagieren würden<br />
und wie die Anwesenheit des Hun -<br />
des sich auf die Aktivität, das Verhalten<br />
und das soziale Wechselspiel der Kinder<br />
untereinander auswirken würde. Als<br />
psychologische Mechanismen hinter<br />
solchen Verhaltensänderungen konnte<br />
Zuneigung, eine Steigerung des Selbst -<br />
wert gefühls und des Einfühlungs ver -<br />
mögens beobachtet werden (Enden-<br />
burg and Baarda 1995), was in einer<br />
parallel laufenden Studie untersucht (s. Hergovich et al. 2002) in einer Schule<br />
wurde (Hergovich et al. 2002).<br />
in Wien. Deren Durchschnittsalter betrug<br />
Wir erwarteten außerdem, dass die 6-7 Jahre (SD=0,65). Der Klassenraum<br />
Hunde die Unterrichts-Situation beeinflussen<br />
würden, entweder durch gesteiweg<br />
wurden während der gesamten<br />
war wie in Abb.1 aufgebaut und durchgerte<br />
oder verminderte Aufmerk sam keit Studie Zahlencodes für die 10 Mädchen<br />
der Schüler den Lehrern gegen über. und 14 Jungen benutzt.<br />
Um unsere Hypothese zu überprüfen, Da es schwierig ist, die rechtlichen<br />
zeichneten wir ein Gruppe Grund schüler und bürokratischen Hürden zu überwinden,<br />
die da<strong>mit</strong> verbunden sind,<br />
während einer Standard-Unter richts-<br />
Situation auf Video auf und verglichen wenn man einen Hund in eine österreichische<br />
Schule bringen will, war unsere<br />
alle zu beobachtenden Verhal tens -<br />
weisen der einzelnen während einer Gruppe zweckmäßig gewählt. Wir zogen<br />
anfänglichen einmonatigen Kontroll- Vorteil aus einer merkwürdigen Begeg -<br />
Phase ohne Hund, genauso in einer einmonatigen<br />
Experimentier-Phase, wäh-<br />
sitzer von geeigneten, gut trainierten<br />
nung <strong>mit</strong> einem Grundschullehrer, Be -<br />
rend der ein Hund anwesend war. Hunden, einem <strong>hund</strong>efreundlichen<br />
und aufgeschlossenen Schulleiter und<br />
Methoden<br />
Wir beobachteten 24 Grundschul-Kin -<br />
der <strong>mit</strong> multi-ethnischem Hinter grund<br />
einer kooperativen Wiener Schulbe -<br />
hörde. Zufällig war die Klasse multiethisch,<br />
was ein weiterer Vorteil für<br />
unsere Studie war, da die Kinder möglicherweise<br />
weniger homogen in ihrem<br />
Verhalten und natürlich an -<br />
spruchsvoller zu unterrichten<br />
waren (es werden zwei Leh -<br />
rer und eine Übersetzer im<br />
Klassenraum benötigt), als in<br />
einer Schülergruppe <strong>mit</strong><br />
einem einheitlicheren kulturellen<br />
Hintergrund. Unsere<br />
Erwartung war, dass die<br />
mög liche Auswirkung der<br />
Hunde auf das Verhalten in<br />
unserer Auswahl besonders<br />
deutlich werden würde.<br />
Die drei Hunde, welche<br />
alle der Klassenlehrerin Vero -<br />
Abb. 1: Anordnung der Tische, Hundedecke, Kamera nika Poszvek gehörten, wa -<br />
und zugewiesenen Plätze der 24 Kinder (B: Jungen; ren ein männlicher Retrie ver<br />
G: Mädchen) im Klassenraum. Video-Aufnahmen (5 Jahre alt), ein weiblicher<br />
während der Kontroll- (ohne Hund) und experimentellen<br />
(<strong>mit</strong> Hund) Phase wurden in „offenen weiblicher Mischling (8 Mo -<br />
Husky (3 Jahre alt) und ein<br />
Unterrichts-Situationen“ gemacht, d.h. die Kinder nate alt). Sie waren <strong>mit</strong>telgroß<br />
(50-55 cm Schulter -<br />
hatten selbstständig Aufgaben zu lösen, durften sich<br />
dabei aber frei im Klassenraum bewegen.<br />
höhe) und der Retriever und<br />
70<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Vermischtes<br />
Husky waren zertifizierte Therapie-<br />
Hunde. Sie waren sanft und freundlich<br />
zu den Kindern, welchen erlaubt wurde,<br />
jederzeit in respektvoller Weise Kontakt<br />
zu den Hunden aufzunehmen. Nur wenn<br />
sie auf ihren Decken lagen, wurden die<br />
Kinder gebeten, sie in Ruhe zu lassen.<br />
Zu Beginn des Projektes wurden die<br />
Kinder über die Bedürfnisse der Hunde<br />
aufgeklärt und ihnen gezeigt, wie man<br />
einen Hund versorgt und <strong>mit</strong> ihnen<br />
umgeht.<br />
Vor Beginn der Beobachtungen waren<br />
die Kinder während vier Monaten etwa<br />
fünf Stunden täglich fünfmal in der<br />
Woche in der Klasse zusammen. Dem -<br />
zufolge war bereits ein soziales Gleich -<br />
gewicht etabliert, als unser Projekt <strong>mit</strong><br />
der einmonatigen Kontroll-Phase (ohne<br />
Hund) startete. Dieser folgte eine einmonatige<br />
Versuchs-Phase, in der täglich<br />
während der gesamten Zeit, welche die<br />
Kinder in der Klasse verbrachten, ein<br />
einzelner Hund anwesend war. Wäh -<br />
rend der zwei Phasen (Kontroll- und<br />
Test-Phase) wurden die Kinder <strong>mit</strong> Ein -<br />
willigung der Eltern dreimal in der<br />
Woche für eine Stunde während einer<br />
offenen Unterrichtssituation (die Kinder<br />
hatten Aufgaben zu lösen, mussten<br />
aber nicht sitzen bleiben) auf Video aufgezeichnet.<br />
Zu diesem Zweck wurde<br />
eine Video-Kamera in einer der vorderen<br />
Ecken des Klassenraums fixiert, so<br />
dass sie einen 90° Winkel abdeckte<br />
(s. Abb.1). Die Kinder konnten frei <strong>mit</strong><br />
ihren Klassenkameraden, den beiden<br />
Lehrern und dem während der Experi -<br />
men tier-Phase anwesenden Hund um -<br />
gehen.<br />
Die Daten über das Verhalten wurden<br />
auf Videobänder aufgenommen.<br />
Wir setzten zwei unterschiedliche Me -<br />
tho den ein: 1) Focal-Sampling: einzelne<br />
Individuen (Focusindividuen) werden<br />
für einen bestimmten Zeitraum beobachtet;<br />
zu erfassende Verhaltens para -<br />
meter werden zuvor definiert; und<br />
2) Scan sampling: Das Verhalten aller<br />
Individuen wurde zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt aufgenommen (Martin<br />
and Bateson 1993). Diese beiden Heran -<br />
gehensweisen ergänzten einander. Das<br />
scan sampling wurde benutzt, um das<br />
Verhalten der ganzen Klasse zu einem<br />
bestimmten Zeitpunkt zu untersuchen,<br />
währen die Focal-Sampling-Methode<br />
dazu diente, das Verhalten einer be -<br />
stimmten Person genauer zu betrachten.<br />
Während des Focal-Samplings wurden<br />
neun Verhaltens-Kategorien der<br />
Kinder untereinander und davon zwei<br />
Kategorien von Verhalten zwischen den<br />
Kindern und Hunden aufgenommen<br />
(comp. Grammer 1988):<br />
1) Auffälliges Verhalten: Einzelne<br />
Indi viduen (FI) laut und auffällig, Lehrer<br />
und andere Individuen nehmen davon<br />
Notiz, treten aber nicht in Kontakt;<br />
2) motorisches Spielen: FI in beigeordnetem<br />
Kontakt zu einem oder mehreren<br />
Kindern in Reichweite oder nicht in<br />
Reichweite – z. B. spielen sie fangen<br />
oder toben herum, aber ohne deutlich<br />
aggressives Verhalten; 3) milde Aggres -<br />
sion: FI provoziert andere ohne offensichtlichen<br />
Grund – z. B. leichtes Schla -<br />
gen, Schubsen, Treten oder Schreien; 4)<br />
<strong>mit</strong>tlere Aggression: FI moderate, aber<br />
deutlich kämpferisch, oft als Antwort<br />
auf eine Provokation oder aus anderen<br />
Gründen; 5) starke Aggression: ähnlich<br />
wie unter 4), aber FI agiert gewalttätiger<br />
gegen alles in Reichweite; 6) eskalierende<br />
Aggression: FI in einem ernsthaften<br />
Kampf <strong>mit</strong> einem oder mehreren<br />
anderen Kindern, ähnlich wie 4) und 5),<br />
aber noch gewalttätiger. Gegner sind<br />
alle in Reichweite, der Kampf muss<br />
durch jemand anderen unterbrochen<br />
werden; 7) Einmischen: FI versucht sich<br />
in den Streit anderer einzumischen um<br />
ihn beizulegen; 8) Kontakt zum Hund: FI<br />
berührt den Hund, liebkost ihn, spielt<br />
oder spricht <strong>mit</strong> ihm, wenn er in Reich -<br />
weite ist; 9) Interesse an dem Hund:<br />
Egal, ob der Hund innerhalb oder au -<br />
ßer halb der Reichweite von FI ist, schaut<br />
FI nach ihm oder fragt den Lehrer über<br />
den Hund aus. Das Verhalten von jedem<br />
Kind wurde beobachtet und auf Video-<br />
Band aufgenommen.<br />
Für die Scan-Methode wurden insgesamt<br />
25 Verhaltens-Kategorien definiert,<br />
die praktisch alle beobachtbaren<br />
Foto: Fotolia<br />
Das Verhalten der Kinder während des<br />
Unterrichts wurde in 25 Kategorien<br />
definiert, wie z. B. das Besprechen von<br />
Aufgaben in einer Gruppe<br />
Verhaltensweisen der Kinder abdecken<br />
(Grammer 1988). 1) sitzen: beobachtete<br />
Einzelperson (SI) sitzt; 2) gehen / stehen:<br />
SI geht oder steht; 3) laufen: SI läuft; 4)<br />
Bewegung: alle Arten von Bewegung<br />
von SI außer gehen und rennen –<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 71
Vermischtes<br />
z.B. Springen, Tanzen, Krabbeln; 5) allein:<br />
kein anderes Individuum in Reichweite<br />
von SI; 6) in Gruppen: einer oder mehrere<br />
andere in Reichweite von SI; 7) sitzend:<br />
SI auf seinem oder ihrem Stuhl;<br />
8) nicht sitzend: SI nicht auf seinem /<br />
ihrem Stuhl; 9) Konzentration: die Auf -<br />
merksamkeit von SI wird von einer Auf -<br />
gabe, Objekt, gegen sich selbst (Auto-<br />
manipulation), nicht in Kontakt <strong>mit</strong><br />
anderen Kinder an einer Aufgabe; 10)<br />
Aufmerksamkeit gegenüber dem Leh -<br />
rer: SI ist aufmerksam gegenüber dem<br />
Lehrer, tritt aber nicht in Kontakt; 11)<br />
Schauen: Die Aufmerksamkeit von SI<br />
wird von anderen Kindern angezogen,<br />
ohne das SI zu ihnen in Kontakt tritt; 12)<br />
auffälliges Verhalten: SI ist laut und auffällig,<br />
Lehrer und andere Individuen<br />
neh men davon Notiz; 13) Kontakt zu<br />
dem Lehrer aufnehmen: Der Lehrer ist<br />
in Kontakt zu SI – z. B. beim sprechen<br />
oder austeilen einer Aufgabe; 14) Kon -<br />
takt zum Nachbarn aufnehmen: SI ist<br />
<strong>mit</strong> dem nächsten Kind in Reichweite<br />
von SI in Kontakt – z. B. beim Bespre -<br />
chen oder Aushändigen einer Aufgabe<br />
oder durch aggressives Verhalten;<br />
15) Kontakt aufnehmen zu anderen Kin -<br />
dern: SI ist in Kontakt <strong>mit</strong> anderen Kin -<br />
dern als dem Nachbarkind, – z. B. beim<br />
Besprechen oder Aushändigen einer<br />
Auf gabe oder durch aggressives Ver -<br />
halten; 16) Reden / Berühren / Aufgabe:<br />
SI redet zu jemandem in Reichweite,<br />
berührt die anderen, zeigt etwas, nimmt<br />
eine Aufgabe entgegen oder teilt sie<br />
aus; 17) Aggression im Nahbereich: Ein<br />
Kind in Reichweite wird von SI angegriffen<br />
– z. B. durch Hauen, Schubsen,<br />
Treten; 18) Im Nahbereich Opfer von<br />
Aggressionen werden: SI wird von ei -<br />
nem Kind in Reichweite angegriffen –<br />
z. B. durch Schlagen, Schubsen, Treten;<br />
19) rau und wild: SI und die Kinder in<br />
seiner Reichweite zeigen ein Verhalten<br />
wie leichtes schlagen, schubsen oder<br />
treten, jedoch vor einem verspielten<br />
Hintergrund ohne Aggression was man<br />
am Gesichtsausdruck der Kinder erkennen<br />
kann (Eibl-Eibesfeldt 1997); 20) Kon -<br />
takt zum Lehrer auf Distanz: Zum Leh -<br />
rer, der nicht in Reichweite von FI ist<br />
wird z. B. über rufen oder lautes Reden<br />
Kontakt aufgenommen; 21) Kontakt<br />
zum Nachbarn über Distanz: SI ist z. B.<br />
über Rufen, lautes Reden, werfen von<br />
Dingen oder aggressives Verhalten in<br />
Kontakt <strong>mit</strong> einem anderen Kind in seiner<br />
Nähe, allerdings außerhalb seiner<br />
Reichweite; 23) Rufen / Dinge werfen: SI<br />
redet laut, ruft oder wirft Dinge zu<br />
einem andern Kind außerhalb seiner<br />
Reichweite; 24) Spielen oder spielerische<br />
Herausforderung auf Distanz: SI ist<br />
nicht in Reichweite seines Gegenübers,<br />
beide zeigen aggressives Verhalten wie<br />
z. B. rufen oder Bewerfen <strong>mit</strong> Dingen.<br />
Das Zutreffen von mehreren Kate -<br />
gorien ist möglich, z. B. die Kategorien<br />
„sitzen“ und „allein“ können gleichzeitig<br />
registriert werden. Es wurde dieselbe<br />
Aufnahme für diese Beobachtungen<br />
verwendet wie für die Einzel-Beo b -<br />
achtungen. Das Band wurde alle vier<br />
Minuten abgestoppt (im Falle der Kon -<br />
troll-Studie), oder fünf Minuten im Falle<br />
der Experimentellen Studie. Daher<br />
wurde ein ähnlicher Stichproben um -<br />
fang von beiden Studien erreicht. Die<br />
<strong>absolut</strong>e Beobachtungszeit während<br />
der Kontroll-Phase betrug 369 Minuten,<br />
welche sich aus 84 Beobachtungs-<br />
Sequenzen ergeben, die experimentelle<br />
Phase dauerte 428 Minuten, resultierend<br />
aus 82 Sequenzen. Wenn ein<br />
Kind während einer Sequenz nicht im<br />
Klassenraum war, wurde kein Wert<br />
registriert.<br />
Wir benutzten parallel keine weitere<br />
Kontroll-Gruppe (eine zweite Klasse, in<br />
welcher kein Hund oder Hundemodell<br />
eingeführt wurde; s. Hergovich et al.<br />
2002), da unsere Herangehensweise<br />
besonders arbeitsintensiv ist und eine<br />
zweite Gruppe zu beobachten unsere<br />
Ressourcen überstiegen hätte. Außer -<br />
dem ist jede Gruppe vielleicht gleich<br />
darin, wie sie <strong>mit</strong> ihren Lehrern umgehen.<br />
Allerdings zeigen unsere Ergeb -<br />
nisse beträchtliche individuelle Unter -<br />
schiede in den Reaktionen der Kinder<br />
auf den Hund. Infolgedessen beschlossen<br />
wir, nur diese Gruppe für eine<br />
interne Vorher / Nachher-Kontrolle zu<br />
verwenden.<br />
Ereignisse und zeitlicher Umfang in<br />
den Hauptfrequenzen wurden in jeder<br />
Variation für jedes Kind in den Einzel -<br />
daten bestimmt, ebenso wurden sie in<br />
der Gesamt-Beobachtung bestimmt.<br />
Das wurde getan um die Unterschiede<br />
in den Beobachtungs-Phasen in Bezug<br />
auf die Länge der Kontroll- und Experi -<br />
mentier-Phasen und wegen der unterschiedlichen<br />
Zeiten, welche die Kinder<br />
nicht in der Schule verbrachten, zu vereinheitlichen.<br />
Das ergab Zahlenwerte<br />
zwischen 0 und 1 im Fall des Scan<br />
Samp ling, die vor der Analyse <strong>mit</strong><br />
Arkus sinus umgewandelt wurden. Da<br />
die Daten nicht normal verteilt waren<br />
(Kolmogorov-Smirnov Test), setzten wir<br />
nicht parametrische Test ein; Mann-<br />
Whitney U für unabhängige Proben<br />
(unterschiedliches Geschlecht innerhalb<br />
der Gruppe) und Wilcoxon für<br />
abhängige Proben (Unterschiede innerhalb<br />
der Gruppe). Die SPSS 8.0 Statistik<br />
Software Paket wurde für die Analyse<br />
benutzt.<br />
Ergebnisse<br />
Die zentralen Beobachtungen offenbarten,<br />
dass die Kinder beachtliches<br />
Interesse an den Hunden zeigten, <strong>mit</strong><br />
72<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Vermischtes<br />
großen Unterschieden zwischen den<br />
einzelnen Individuen. Im Durchschnitt<br />
schauten die Jungen 3 Mal in der<br />
Stunde nach den Hunden (SD± 1,3; min.<br />
0,9; max. 5,5) und Mädchen schauten<br />
2,7 Mal pro Stunde (SD± 1,2; min. 1;<br />
max. 4,7). Jungen verwendeten im<br />
Durchschnitt 275,9 Sekunden pro<br />
Stunde (SD± 100,4; min. 129,1, max.<br />
474,5) darauf, nach dem Hund zu<br />
schauen, während die Mädchen dies<br />
291,8 Sekunden (SD± 92,9; min. 167,8;<br />
max. 477,2) taten. Im Durchschnitt be -<br />
rührten oder streichelten die Jungen<br />
den Hund 3,2 Mal pro Stunde (SD± 2,1;<br />
min 0,9; max. 7,3), während die<br />
Mädchen dies 2,7 Mal pro Stunde<br />
(SD±1,8; min. 0,7; max. 5,8), wofür die<br />
Jungen im Durchschnitt 56,7 Sekunden<br />
(SD± 70,1; min. 1,3, max. 236,5) brauchten,<br />
während die Mädchen 89 Sekun -<br />
den (SD± 92,7; min. 4,9; max. 325,6).<br />
Demzufolge verbrachten die Jungen im<br />
Durchschnitt 9,2 % ihrer Zeit in der<br />
Klasse im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem<br />
Hund, und die Mädchen verwandten<br />
10,6 % ihrer Zeit. Keiner dieser Unter -<br />
schiede zwischen den Geschlechtern<br />
war statistisch wichtig.<br />
Scan sampling offenbarte, dass Kin -<br />
der in Anwesenheit des Hundes im<br />
Klassenraum bedeutend weniger allein<br />
waren (Wilcoxon Z=2,8; p=0,005), häufiger<br />
in einer Gruppe anzutreffen waren<br />
(Z=-2,77; p=0,006); seltener auf den<br />
ihnen zugewiesenen Sitzplätzen saßen<br />
(Z=-3,2; p=0,001), weniger auf ihre persönlichen<br />
Aufgaben konzentriert waren;<br />
(Z=-3,06, p=0,002); und hatten weniger<br />
laute (Z=-2,89, p=0,004) und provokante<br />
(Z=-2,58; p=0,01) Interaktionen<br />
über eine größere Distanz. Durchaus<br />
bemerkenswert, die Kinder schenkten<br />
dem Lehrer mehr Aufmerksamkeit (Z=-<br />
3,91, p
Vermischtes<br />
fälligem Verhalten und leichter sowie<br />
<strong>mit</strong>tlerer Aggression beschäftigt als die<br />
Mädchen (auffällig: U=19, p=0,004;<br />
leichte Aggression: U=30,5, p=0,032;<br />
<strong>mit</strong>tlere Aggression: U=27,5, p=0,015).<br />
Die grundsätzlichen geschlechtlichen<br />
Unterschiede im Verhalten blieben<br />
während der Experimentierphase (Hund<br />
anwesend) unverändert. Die Jungen<br />
zeigten immer noch erheblich mehr<br />
auffälliges Verhalten (Mann-Whitney<br />
U=24, p=0,011), mehr motorisches<br />
Spielen (U=29, p=0,026), sowie leichte<br />
(U=21, p=0,006) und <strong>mit</strong>tlere Ag gres -<br />
sion (U=30, p=0,008) als die Mädchen,<br />
obwohl der Hund größtenteils das Ver -<br />
halten der Jungen beeinflusste (siehe<br />
oben).<br />
Diskussion<br />
Soziale Integration über den<br />
Hund<br />
Die meisten der beobachteten Kinder<br />
kamen aus Familien, welche erst kürzlich<br />
nach Österreich emigrierten (siehe<br />
Hergovich et al. 2002) und sich immer<br />
noch Sprach-Problemen gegenüber<br />
sahen. Daher ist es keine Überraschung,<br />
dass das individuelle Verhalten unterschiedlich<br />
war, von Sich-Zurück-Ziehen<br />
bis zu fast ständiger unverhohlener<br />
Akti vität und Aggressivität reichte, und<br />
dass dadurch eine schwierige Unter -<br />
richtssituation gebildet wurde. Den -<br />
noch wurden die meisten der beobachteten<br />
Kinder beiderlei Geschlechts,<br />
unabhängig von ihrem kulturellen Hin -<br />
ter grund und ihrer persönlichen Ge -<br />
schichte, von dem Hund angezogen.<br />
Wir erbringen betreffend des Ver hal -<br />
tens den Beweis, dass die bloße Anwe -<br />
senheit eines Hundes erheblichen positiven<br />
Einfluss auf die Sozialisation dieser<br />
Kinder hatte. Obwohl die Einzelnen sich<br />
stark in ihrem Interesse an dem Hund<br />
und in ihrem Verhalten unterschieden,<br />
resultierte soziale Integration innerhalb<br />
der Gruppe aus der Anwesenheit des<br />
Hundes, hauptsächlich durch ein Ab -<br />
neh men von extremem Verhalten. Der<br />
Hund beeinflusste außerdem die Kom -<br />
munikation der Kinder untereinander<br />
und zwischen Kindern und Lehrern hin<br />
zu mehr Intensität. Während der Hund<br />
anwesend war, verringerten sich offenkundige<br />
Aktivitäten und Rückzug sowie<br />
aggressive Handlungen, während<br />
Grup pen-Aktivitäten zunahmen. Ähn -<br />
liche Ergebnisse hat auch die tiergestützte<br />
Therapie bei autistischen Kin -<br />
dern hervorgebracht (Redefer und<br />
Goodman 1989; Otterstedt 2001). Auch<br />
wenn die Kinder in unserer Studie sich<br />
weniger auf ihre individuellen Auf -<br />
gaben konzentrierten, wenn der Hund<br />
anwesend war, waren sie gleichzeitig<br />
ihren Lehrern gegenüber aufmerksamer.<br />
Die Kinder schienen die Verant -<br />
wortung für die Hunde anzunehmen,<br />
indem sie sich rücksichtsvoller verhielten<br />
und auf die Bedürfnisse des Hundes<br />
achteten. Im Gegenzug erhielten sie<br />
Zuneigung von dem Hund, indem sie<br />
sich in seine Nähe setzten und ihn streichelten<br />
und versuchten, ihn durch auffälliges<br />
Verhalten anzulocken (Ruckert<br />
1987).<br />
Unsere Ergebnisse passen zu dem,<br />
was über die Unterschiede im Verhalten<br />
der Geschlechter bekannt ist: Mädchen<br />
zeigen generell weniger heftiges und<br />
wildes Spiel als Jungen (Grammer 1988;<br />
Nelson 1995; Eibl-Eibesfeldt 1997). Aus<br />
diesem Grund war das Potential für Ver -<br />
haltensänderungen bei den Jungen<br />
größer als bei den Mädchen, was auch<br />
in dieser Studie der Fall war (siehe auch<br />
Guttmann et al. 1983); die Gegenwart<br />
des Hundes beeinflusste Jungen und<br />
Mädchen auf ähnliche Weise, aber die<br />
Ergebnisse waren bei den Jungen deutlicher<br />
sichtbar.<br />
Mechanismen der sozialen<br />
Integration<br />
Die für die beobachteten Verhaltens -<br />
änderungen maßgeblichen Mechanis -<br />
men waren unterschiedlich. Eine Reihe<br />
von Kindern verbrachte viel Zeit im<br />
Kon takt <strong>mit</strong> dem Hund. Für manche<br />
verkürzte das einfach die Zeit, in welcher<br />
sie sich <strong>mit</strong> langweiligen Klassen -<br />
kameraden beschäftigen mussten. Dies<br />
ist z. B. der Fall bei Individuum 18, ei -<br />
nem Jungen, welcher sich während der<br />
Kontroll-Phase laut und störend verhielt<br />
und so die Klassenkameraden vom<br />
Unterricht ablenkte. In der Gegenwart<br />
des Hundes, welchen er häufig streichelte<br />
oder <strong>mit</strong> ihm spielte, veränderte<br />
sich sein Verhalten dramatisch. Das<br />
reduzierte einfach die Zeit, in welcher<br />
er sonst seine Mitschüler störte. Andere<br />
betrachteten den Hund ausgiebig, vermieden<br />
aber den direkten Kontakt zu<br />
ihm und hielten sich in respektvoller<br />
Distanz. Wieder andere (hauptsächlich<br />
Mädchen) schienen kein spezielles Inte -<br />
resse an dem Hund zu haben. Generell<br />
verhielten sich die Kinder rücksichtsvoll<br />
dem Hund gegenüber und gehorchten<br />
der Anweisung der Lehrer nicht übermäßig<br />
laut oder ungestüm in seiner<br />
Gegenwart zu sein. Außerdem war<br />
offen sichtlich, dass einige der aktiveren<br />
Schüler begierig waren speziell etwas<br />
über das Verhalten und die Bedürfnisse<br />
des Hundes zu lernen. Schlussendlich<br />
schien die Autorität der Lehrerin in der<br />
Gegenwart ihres gehorsamen Hundes<br />
als Begleiter zu steigen, insbesondere<br />
gegenüber einigen ihrer männlichen<br />
Schüler. Daher hat der Hund die Auf -<br />
merksamkeit der Kinder nicht vom Leh -<br />
74<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
Vermischtes<br />
rer abgelenkt, sondern sie im Gegenteil<br />
sogar erhöht.<br />
Die Entwicklung von Kindern<br />
wird durch den Hund erleichtert<br />
Es ist gut dokumentiert, dass Kinder,<br />
welche <strong>mit</strong> Hunden oder anderen Tie -<br />
ren als Gefährten aufwachsen, viele Vor -<br />
teile in Bezug auf ihre sozio-emotionale<br />
und kognitive Entwicklung genießen<br />
(Robinson 1995a; Ford 1997; Pod -<br />
Foto: Fotolia<br />
Ein Hund als Gefährte kann die<br />
Entwicklung eines Kindes fördern<br />
berscek, Paul und Serpell 2000). Kinder,<br />
welche <strong>mit</strong> Tieren aufwachsen, zeigen<br />
ein höheres Selbstbewusstsein, Einfüh -<br />
lungsvermögen und Verantwor tungs -<br />
bewusstsein und entwickeln sich zu<br />
sozialkompetenteren Erwachsenen als<br />
Kinder, welche nicht <strong>mit</strong> Tieren aufgewachsen<br />
sind (siehe Endenburg und<br />
Baarda 1995 zur Überprüfung). Aller -<br />
dings kann in dieser Studie das familiäre<br />
Umfeld nicht als Störende Variabel<br />
ausgeschlossen werden. Möglicher -<br />
weise kann das „soziale Klima“ in<br />
Familien, in welchen die Eltern in Ver -<br />
bindung zu Tieren haben anders sein<br />
als in Familien ohne Tiere. Das macht es<br />
schwierig, die ursächlichen Auswir -<br />
kungen des Erziehungsstiles auf die<br />
Entwicklung des Kindes von dem Bei -<br />
trag des Tieres zu trennen. Zugunsten<br />
der Idee, dass das Tier wirklich die<br />
ursächliche Variable ist, zeigt unsere<br />
gegenwärtige experimentelle Studie<br />
tief greifende kurzfristige Auswir kun -<br />
gen auf das individuelle und soziale<br />
Verhalten von Kindern. Sie zeigt ebenfalls,<br />
wie diese über die gegenseitige<br />
Beeinflussung <strong>mit</strong> dem Hund erreicht<br />
wurde. Obwohl die Aufmerksamkeit<br />
gegenüber dem Lehrer positiv beeinflusst<br />
wurde, war die Gegenwart des<br />
Hundes die primäre Ursache für die Ver -<br />
haltensänderungen.<br />
Nun könnte der Einwand erhoben<br />
werden, dass nur eine interne Kontrolle<br />
verwendet wurde und dass die beobachteten<br />
Verhaltensänderungen auch<br />
ohne den Hund als ein Ergebnis der<br />
Gruppendynamik <strong>mit</strong> der Zeit eingetreten<br />
wären. Dies ist unwahrscheinlich, da<br />
die Gruppe, bevor die Kontroll-Beob -<br />
achtungen begannen, bereits seit vier<br />
Monaten zusammen war und sie daher<br />
vermutlich schon eine gewisse Stabi li -<br />
tät in ihrem Sozialverhalten erreicht<br />
hatte. Ferner waren die Veränderungen<br />
sehr spezifisch und konnten zum Teil<br />
auf die Interaktionen <strong>mit</strong> dem Hund<br />
oder dem Lehrer zurückgeführt werden.<br />
Darüber hinaus erbrachte eine<br />
parallel dazu <strong>mit</strong> den gleichen Kindern<br />
durchgeführte psychologische Studie<br />
<strong>mit</strong> einer externen Kontrollgruppe ähnliche<br />
Ergebnisse. In dieser Studie zeigte<br />
nur die Gruppe, in welcher ein Hund<br />
anwe send war, einen Anstieg an Einfüh -<br />
lungsvermögen <strong>mit</strong> Tieren und einer<br />
erhöhten Entwicklung von Autonomie<br />
und von Sich-Abgrenzen oder Sichnicht-Abgrenzen,<br />
was als Grundlage der<br />
Sensibilität gegenüber den Bedürf nis -<br />
sen und Stimmungen anderer Men -<br />
schen betrachtet wird. Des Weiteren<br />
berichteten nur die Lehrer der Gruppe,<br />
in welcher der Hund anwesend war von<br />
höherer sozialer Integration und einem<br />
Rückgang der Anzahl aggressiver Kin -<br />
der. Diese Einschätzung begründet sich<br />
in unseren gegenwärtigen Verhaltens-<br />
Daten.<br />
Es wurden keine weiteren Verhal -<br />
tens daten erhoben, nachdem die Expe -<br />
ri mentier-Phase endete. Allerdings<br />
brachten die Lehrer während des folgenden<br />
Jahres weiterhin ihre Hunde<br />
<strong>mit</strong> zur Schule und berichteten, dass die<br />
Auswirkungen die in dieser Studie<br />
heraus gefunden wurden, andauerten.<br />
Außerdem deckten psychologische<br />
Tests die positiven Auswirkungen der<br />
Hunde auf die soziale und kognitive<br />
Entwicklung der Kinder nach nur drei<br />
Monaten auf (Hergovich et al. 2002),<br />
und erhärteten den Beweis, dass Tiere,<br />
besonders Hunde, in der Tat eine positiv<br />
wirkende Kraft in der Entwicklung von<br />
Kindern sind (Endenburg und Baarda<br />
1995).<br />
Schlussfolgerungen<br />
Ungeachtet des multi-kulturellen Hin -<br />
ter grundes der von uns beobachteten<br />
Klasse, sind wir überzeugt, dass die vorliegende<br />
Ergebnisse auf ähnliche Unter -<br />
richts-Situationen übertragen werden<br />
können, da grundlegende Verhal tens -<br />
dispositionen, soziale Interaktionen<br />
und Interesse an Tieren von der Kultur<br />
unabhängig ist (Grammar 1988). Dies<br />
wird von einer Reihe von Fallbeispielen<br />
von Lehrern in Presseberichten und auf<br />
Tagungen gestützt (e.g., Ford und<br />
2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 75
Vermischtes<br />
Olbrich 1997), welche ohne Ausnahme<br />
<strong>mit</strong> unseren jetzigen Befunden übereinstimmen.<br />
Daraus folgern wir, dass<br />
der Einsatz von Hunden im Schul un -<br />
terricht ein mögliches billiges und einfaches<br />
Mittel sein könnte, um Verhal -<br />
tens störungen einzelner Kinder zu<br />
bekämpfen, zur Unterstützung der<br />
sozialen und kognitiven Entwicklung,<br />
der sozialen Integration und zur Ver -<br />
besserung der Unterrichts-Situation.<br />
Allerdings verhindert eine Reihe von<br />
Hürden den weiter verbreiteten Einsatz<br />
von Hunden in Schulen. Zunächst einmal<br />
muss es einen Lehrer <strong>mit</strong> einem<br />
gutmütigen und gut trainierten Hund<br />
geben, da der Hund eine individuelle<br />
Beziehung zu jemandem braucht und<br />
nicht einfach unter gemeinschaftlicher<br />
Pflege in der Schule gehalten werden<br />
kann. Solche Lehrer werden eher die<br />
Ausnahme als die Regel sein. Darüber<br />
hinaus ist es nötig, den geeigneten<br />
gesetzlichen Rahmen zu prüfen. Man<br />
braucht eine aufgeschlossene Schul -<br />
leitung, das Einverständnis der Eltern<br />
und geeignete Haftungs-Vorkeh run -<br />
gen. Solche Hürden sind unglücklich,<br />
wenn man die potenziellen Vorteile von<br />
Hunden in der Schule betrachtet. Die<br />
Vorteile überwiegen bei weitem die<br />
möglichen Risiken, wie z. B. die Gefahr<br />
von Verletzungen oder hygienische<br />
Probleme.<br />
Danksagungen<br />
Diese Studie wurde von IEMT Österreich<br />
initiiert, koordiniert und unterstützt, im<br />
Besonderen von Renate Simon und<br />
Klaus Lojka. Wir sind Veronika Poszvek<br />
besonders dankbar, der Klassenlehrerin<br />
und Besitzerin der drei Therapie-Hunde,<br />
welche wir für die Studie genutzt<br />
haben. Wir danken ebenso für die<br />
Unter stützung und Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> der Schulleiterin Ilse Henner und<br />
dem Präsidenten der öffentlichen<br />
Wiener Schulen, Kurt Scholz. Wir sind<br />
dankbar für unsere Kollegen aus der<br />
Psychologie, Giselher Guttmann, Bardia<br />
Monshi, Gabriele Semmler und Verena<br />
Zieglmayer fur die kreative Zusammen -<br />
arbeit. Aufrichtigen Dank auch an die<br />
drei Hunde Semiramis, Herold und<br />
Datura für ihre Geduld.<br />
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76<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011
AUSBILDUNG –<br />
aber welche?<br />
Ausbildungsangebote von<br />
Absolut-Hund:<br />
Hundehaltertrainer (HHT)<br />
Zielgruppe: Menschen, die sich in der Anlei -<br />
tung von Mensch-Hund-Team aktiv sehen,<br />
gerne in der Gemeinschaft arbeiten und vorbeugend/aufbauend<br />
tätig sein möchten.<br />
Schwerpunkte: Aufbau/Anleitung eines<br />
Mensch-Hund-Teams<br />
Hundeverhaltenstherapeut (HVT)<br />
Zielgruppe: Menschen, die sich in der aktiven<br />
Verhaltensumlenkung von Fehl- und<br />
Problemverhalten <strong>mit</strong> Hund und Halter in<br />
therapeutischer Form sehen.<br />
Schwerpunkte: Fehlgelenkte Verhaltens -<br />
weisen von Hund und Halter<br />
Mantrailer-Trainer (MTT)<br />
Zielgruppe: Menschen die Menschen helfen<br />
oder auch eine gute Auslastungsmöglichkeit<br />
für Hundehalter anbieten möchten.<br />
Schwerpunkt: Anleitung von Gruppen oder<br />
Einzelpersonen<br />
Weitere Informationen zu Inhalten, Preisen<br />
und Terminen unter<br />
www.<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />
oder 0171 / 3 22 52 61
Frühere Ausgaben des Online-Magazins<br />
Absolut-Hund Report finden Sie in<br />
unserem Download-Bereich unter<br />
www.<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de