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absolut-hund report - Leben mit 4 Pfoten

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der<br />

<strong>report</strong><br />

<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong><br />

9. Ausgabe • 2 / 2011<br />

Wissenswertes<br />

für Hundefreunde<br />

Ware Hund?<br />

Haustiertransporte<br />

durch Europa<br />

Zoo Zajac plant<br />

Welpenverkauf<br />

Rasseporträt<br />

Siberian Husky<br />

Gesundheit<br />

Einzigartige<br />

OP-Methode für<br />

kurznasige Möpse


Internetauftritt langweilig?<br />

Nicht mehr modern?<br />

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Inhalt<br />

Für das direkte Erreichen der Artikel bitte auf die Überschriften klicken.<br />

Termine bei Absolut-Hund<br />

Ausbildung für Hundetrainer . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Seminare für Hundehalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Vermischtes<br />

Erfahrungsbericht Welpenkauf . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

News aus der AHO-Redaktion . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Knoblauch für Hunde hochgiftig . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Erfahrungsbericht einer Hundehalterin . . . . . . . 8<br />

Was ist im Dosenfutter drin? . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Kindesentwicklung und Hunde . . . . . . . . . . . . . 69<br />

Kritisch gesehen<br />

„Der tut nix!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Stachel, Strom & Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Überlegungen vor<br />

dem Hundekauf . . . . . 19<br />

Tierschutzkritik<br />

Kleine, feine Tierschutzforen . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Amtstierarzt schließt Tierheim des DTSB . . . . . 54<br />

Tierleid<br />

Haustiertransporte durch Europa . . . . . . . . . . . 30<br />

Zoophilie – übertriebene Tierliebe oder<br />

sexueller Missbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Chronologie einer Hundeauktion . . . . . . . . . . . 45<br />

Tierschutz<br />

Neues zum Fall „Zarenhof“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Protest-Kampagne<br />

Peta: Zoo Zajac plant<br />

Welpenverkauf . . . . . . 49<br />

BESCHÜTZERinstinkte e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Hilfe für Jamaika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Trickdog-Serie<br />

Teil 5: Buch lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

Rasseporträt<br />

Siberian Husky . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Gesundheit<br />

Schwarzbuch Tierarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Rückenmarktinfarkt – Verlaufsbericht<br />

einer Hundehalterin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

OP-Methode<br />

hilft kurznasigen<br />

Möpsen . . . . . . . . . . . . 67<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Absolut-Hund GbR<br />

An der Sang 46<br />

57271 Hilchenbach<br />

9. Ausgabe • 2 / 2011<br />

Redaktion: Antje Henze<br />

Chefredakteurin: Heike Beuse<br />

Titelfoto: iStockphoto<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Alexandra<br />

BESCHÜTZERinstinkte e.V.<br />

Heike Beuse<br />

Christa Dörrenbächer<br />

Janna Funk<br />

Antje Henze<br />

Anett Kulke<br />

Claudia Landgrafe<br />

Cathrin Laurenz<br />

Verein zur Hilfe und Förderung<br />

des kreolischen Hundes<br />

Martina Wald<br />

Wir bedanken uns bei den Betreibern<br />

der folgenden Websites für ihre Text-<br />

Beiträge:<br />

www.doggennetz.de<br />

www.idw-online.de<br />

www.petwatch.de<br />

www.Tierwelt-im-Schatten.de<br />

www.derzarenhofinfo.com<br />

Design und Satz:<br />

seichter & steffens grafikdesign,<br />

Dortmund, www.seichter-steffens.de<br />

Jedwede Kopie/Vervielfältigung<br />

bedarf der Genehmigung der Autoren<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 3


Termine bei Absolut-Hund<br />

Termine Ausbildung 2011 – Für Hundetrainer und -schulen<br />

Februar 2011<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Beginn 12.02.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />

Theorie und Praxis<br />

Essen<br />

2.999,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

Februar 2011<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertrainer<br />

Beginn 14.02.<br />

Intensivausbildung “am Stück”<br />

in Theorie und Praxis<br />

Fulda<br />

1.200,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

März 2011<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Beginn 05.03.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />

Theorie und Praxis<br />

Hannover<br />

2.999,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

April 2011<br />

Ausbildung zum MTT<br />

Mantrailing Trainer<br />

Beginn 02.04.<br />

5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />

Intensivausbildung in Theorie<br />

und Praxis<br />

Schiphorst<br />

999,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

Juli 2011<br />

Ausbildung zum MTT<br />

Mantrailing Trainer<br />

Beginn 02.07.<br />

5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />

Intensivausbildung in Theorie<br />

und Praxis<br />

Herzogenaurach<br />

999,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

Juli 2011<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertrainer<br />

Beginn 04.07.<br />

Intensivausbildung „am Stück“<br />

in Theorie und Praxis<br />

Gummersbach<br />

1.200,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

Juli 2011<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Beginn 23.07.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />

Theorie und Praxis<br />

Stuttgart<br />

2.999,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

Juli 2011<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertrainer<br />

Beginn 25.07.<br />

Intensivausbildung „am<br />

Stück” in Theorie und Praxis<br />

Essen<br />

1.200,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

August 2011<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Beginn 13.08.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) in<br />

Theorie und Praxis<br />

Berlin<br />

2.999,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

September<br />

2011<br />

Ausbildung zum MTT<br />

Mantrailing Trainer<br />

Beginn 17.09.<br />

5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />

Intensivausbildung in Theorie<br />

und Praxis<br />

Gummersbach<br />

999,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

Dezember<br />

2011<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertrainer<br />

Beginn 05.12.<br />

Intensivausbildung “am Stück”<br />

in Theorie und Praxis<br />

Aurich<br />

1.200,00 Euro<br />

Ratenzahlung möglich<br />

info@<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

4<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 1 / 2011


Termine bei Absolut-Hund<br />

Termine Seminare 2011 – Für Hundehalter<br />

Februar 2011 Obedience-Seminar Anfänger 12.02. Nordhorn<br />

Februar 2011<br />

Info-Seminar Kommunikation<br />

Mensch/Hund<br />

26.02.<br />

Hann. Münden<br />

März 2011 Trickdog-Seminar 12.03. Nordhorn<br />

März 2011 Anti-Jagd-Training 19. + 20.03. Hann. Münden<br />

April 2011 Obedience-Seminar Anfänger 09. + 10.04 Fulda<br />

April 2011<br />

Info-Seminar Kommunikation<br />

Mensch/Hund<br />

16.04. Eichenzell<br />

April 2011 Info-Seminar Aggression Hund 23.04. Hann. Münden<br />

Mai 2011 Seminar Welpenaufbau 07. + 08.05. Eichenzell<br />

Mai 2011 Mantrailing Schnupperseminar 15.05. Gummersbach<br />

Mai 2011<br />

Obedience-Seminar<br />

Fortgeschrittene<br />

Mai 2011 Mantrailing Schnupperseminar 28.05.<br />

Juni 2011<br />

Juni 2011<br />

Obedience-Seminar<br />

Fortgeschrittene<br />

Seminar für Verhaltensauffällige<br />

Hunde<br />

21. + 22.05. Fulda<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

04.06. Nordhorn<br />

25.06. Essen<br />

Juli 2011 Agility Anfänger 09.07. Nordhorn<br />

August 2011 Mantrailing Anfängerseminar 20. + 21.08. Hann. Münden<br />

August 2011 Mantrailing Schnupperseminar 27.08. Herzogenaurach<br />

September<br />

2011<br />

September<br />

2011<br />

Trickdog-Seminar 03. + 04.09. Stuttgart<br />

Seminar Aggression gegen Hunde 24. + 25.09. Eichenzell<br />

Oktober 2011 Trickdog-Seminar 15. + 16.10. Berlin<br />

Oktober 2011 Trickdog-Seminar 22.10. + 23.10. Fulda<br />

November<br />

2011<br />

November<br />

2011<br />

November<br />

2011<br />

Dezember<br />

2011<br />

Mantrailing Schnupperseminar 12.11. Gummersbach<br />

Seminar 1. Hilfe am Hund 19.11. Eichenzell<br />

Seminar für Verhaltens auffällige<br />

Hunde<br />

Seminar für Verhaltens auffällige<br />

Hunde<br />

26.11. Stuttgart<br />

17.12. Berlin<br />

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160,00 Euro<br />

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160,00 Euro<br />

kontakt@pets-and-people.de<br />

160,00 Euro<br />

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160,00 Euro<br />

kontakt@<strong>hund</strong>eschule-weserstein.de<br />

80,00 Euro<br />

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80,00 Euro<br />

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80,00 Euro<br />

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1 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 5


Kein Welpenkauf bei unseriösen Hundezüchtern!<br />

Ein Erfahrungsbericht von Cathrin Laurenz, CAT4DOGS Hundeerziehung<br />

Folgendes hat sich zugetragen:<br />

Am 14.03.2011 bekam ich einen Anruf<br />

von Susanne Schmidt (Name von der<br />

Redaktion aus Datenschutzgründen ge -<br />

ändert). Sie bat mich darum, ihr bei dem<br />

Kauf eines Welpen beratend zur Seite zu<br />

stehen. Noch am selben Tag (gegen<br />

15:00 Uhr) fuhr ich <strong>mit</strong> Frau Schmidt<br />

und ihrer Mutter zu dem Hundezüchter,<br />

um mir den 10 Wochen alten Welpen<br />

anzuschauen. Sie waren bereits zwei<br />

Wochen zuvor vor Ort, um sich den da -<br />

mals 8 Wochen alten Welpen anzusehen.<br />

Schon da war ihnen das Umfeld<br />

nicht geheuer. Sie durften sich nicht<br />

ansehen, wo der Welpe sich den Tag<br />

über aufhält und wurden in einen un -<br />

gepflegten Verkaufsraum geführt. Man<br />

brachte den Welpen zur Ansicht hinein.<br />

Der Kontakt zu dem Hundezüchter<br />

kam über das Internet zustande. Nach -<br />

folgend der Inhalt der Klein anzeige (bei<br />

einigen Passagen mache ich ein X, da<br />

ich nicht in die Er<strong>mit</strong>tlungen der Staats -<br />

anwalt schaft eingreifen möchte und<br />

darf):<br />

»Kräftige Engl. Bulldog Babys / Geburts -<br />

datum: XX.XX.2011<br />

Unsere gesunden schönen 3/4 Engl. Bull -<br />

doggen Welpen suchen ab XX.XX.XX ein<br />

neues, liebevolles Zuhause. Alle Welpen<br />

lernen bei uns schon vieles kennen,<br />

da<strong>mit</strong> sie einen guten Start für ihr weiteres<br />

<strong>Leben</strong> haben.<br />

Alle Welpen sind geimpft, entwurmt<br />

und sind so <strong>mit</strong> Abgabe bereit.<br />

Mutter – Beabull (Kreuzung von Engl.<br />

Bulldog. und Beagle)<br />

Vater – Reinrassiger Englische Bulldogge<br />

Reservierung ist <strong>mit</strong> Anzahlung möglich.<br />

Nur in liebevolle und verantwortungsbewusste<br />

Menschen abzugeben!<br />

Preis: 550,- EUR«<br />

Da ihnen das Tier nicht mehr aus dem<br />

Kopf ging und sie den Welpen aus dem<br />

unangenehmen Umfeld freikaufen woll -<br />

ten, baten sie mich um Rat.<br />

Schon beim Betreten des Grund -<br />

stücks fiel mir ein viel zu schmaler Hun -<br />

de zwinger auf, in dem sich ein Schäfer -<br />

<strong>hund</strong> aufhielt. Der Hof machte einen<br />

heruntergekommenen Eindruck. Wir<br />

wurden von dem Züchter in den Ver -<br />

kaufsraum geführt. Die Einrichtung<br />

bestand aus drei bis vier Sofas und<br />

einem stinkenden Teppich. Der Welpe<br />

wurde von dem 8-9 Jahre alten Sohn<br />

auf dem Arm herein getragen. Er setzte<br />

ihn auf den Teppich und verließ den<br />

Raum wieder. Ich war schockiert!<br />

Das Tier robbte auf dem Boden,<br />

konnte kaum aus den Augen gucken,<br />

war vollkommen überfordert <strong>mit</strong> der<br />

Situation. Sobald sich der Züchter auch<br />

nur bewegte, zuckte der Welpe zusammen<br />

und duckte sich weg. Meinen Fra -<br />

gen wich der Züchter aus. Nach langem<br />

Bohren meinerseits, bekamen wir ganz<br />

kurz die Mutterhündin zu sehen, die<br />

wieder von dem Jungen hinein ge bracht<br />

wurde. Ebenfalls ein ängstlicher und<br />

sehr introvertierter Hund. Sie mied jeden<br />

Augenkontakt, machte einen ungepflegten<br />

Eindruck. Ich durfte nicht an<br />

sie heran. Sie schien sich nicht für ihren<br />

Welpen zu interessieren und auch der<br />

Welpe suchte den Kontakt nicht. Auch<br />

die Hündin duckte sich bei jeder Bewe -<br />

gung des Züchters weg.<br />

Der Impfpass des Welpen wurde uns<br />

nicht in die Hand gegeben, sondern nur<br />

von Weitem gezeigt.<br />

Wir bestanden darauf, den Schuppen<br />

zu sehen, indem sich der Welpe den Tag<br />

über aufhält. Mir wurde der Zutritt verweigert,<br />

aber auf unser Drängen hin,<br />

durfte Frau Schmidt <strong>mit</strong> ihrer Mutter<br />

einen Blick hinein werfen. Ich blieb in<br />

der Zeit <strong>mit</strong> dem Welpen alleine im Ver -<br />

kaufs raum zurück und hatte die Gele -<br />

genheit, mir das Tier etwas genauer<br />

anzusehen.<br />

Die Ohren waren verschmutzt, der<br />

After war verschmutzt, der Bauch machte<br />

einen aufgedunsenen Eindruck. Der<br />

Gesamteindruck, nicht zuletzt wegen<br />

des untypischen Verhaltens, war katastrophal.<br />

Dieser Welpe war nicht gesund!<br />

Laut Aussage meiner Kunden war der<br />

Schuppen, den sie kurz begutachten<br />

durften, ebenfalls katastrophal. Es war<br />

dunkel, klein und stank. Dort hielten sich<br />

noch zwei weitere Welpen auf, u.a. ein<br />

6<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Vermischtes<br />

Mopswelpe. Der freie Zugang zum<br />

Wassernapf war nicht gegeben. Neben<br />

dem Verschlag, in den sie hinein schauen<br />

durften, gab es noch weitere Türen. Die<br />

Vermutung liegt nahe, das dort weitere<br />

Welpen gehalten wurden, bzw. gehalten<br />

werden. Auf meine Frage hin, woher<br />

der andere Welpe kommt, hieß es von<br />

seinem Bruder. Der Bruder lebt ein paar<br />

Kilometer entfernt und verkauft ebenfalls<br />

Welpen über das Internet. Von der<br />

Kleinanzeige existiert ein Screenshot als<br />

Beweis.<br />

Meine Kunden haben sich schweren<br />

Herzens gegen den Kauf entschieden.<br />

Am Morgen des nächsten Tages<br />

(15.03.2011) brachte ich beim zuständigen<br />

Veterinäramt den Vorfall zur An -<br />

zeige. Zusätzlich erstattete ich Straf -<br />

anzeige, wegen versuchten Betruges<br />

und mutwilliger Täuschung gegen den<br />

Hundezüchter bei der Polizei. Begrün -<br />

det habe ich den versuchten Betrug<br />

und die mutwillige Täuschung <strong>mit</strong> dem<br />

desaströsen Zustand des Welpen. Zur<br />

Erinnerung, der Hunde züchter versprach<br />

in seiner Klein an zeige folgendes:<br />

»Unsere gesunden schönen 3/4 Engl. Bull -<br />

doggen Welpen suchen ab XX.XX.XX ein<br />

neues, liebevolles Zuhause. Alle Welpen<br />

lernen bei uns schon vieles kennen, da<strong>mit</strong><br />

sie einen guten Start für ihr weiteres<br />

<strong>Leben</strong> haben.«<br />

Der Amtsveterinär war vor Ort und<br />

der Züchter hat Haltungsauflagen vom<br />

Amt bekommen. Welche genau, durfte<br />

man mir beim Veterinäramt nicht<br />

sagen.<br />

Jetzt kann man leider erstmal nur<br />

abwarten, ob und wann die Staats an -<br />

walt schaft er<strong>mit</strong>telt. Da ich aber vor<br />

habe, den Fall genau im Auge zu behalten,<br />

werde ich hier weiter Bericht erstatten.<br />

Mein dringender Appell an alle Wel -<br />

pen interessenten, die solche oder ähnliche<br />

Erfahrungen gemacht haben: Holen<br />

Sie sich bitte im Zweifelsfall kompetente<br />

Hilfe hinzu und kaufen sie nicht<br />

einfach solche Tiere! Mit jedem Kauf<br />

unterstützen Sie diese Menschen. Man<br />

kann den Welpenhandel nur stoppen,<br />

indem man diese armen Hunde nicht<br />

kauft und Aufklärungsarbeit leistet.<br />

Fortsetzung folgt!<br />

Autor: Cathrin Laurenz,<br />

CAT4DOGS Hundeerziehung<br />

www.cat4dogs.de<br />

Foto: Fotolia<br />

News aus der AHO Redaktion Kleintiere & Pferde – 17. März 2011<br />

Ministerium Kiel: Hunde in der Nähe von<br />

Schafherden unbedingt anleinen<br />

Foto: Péronne vd Ham / pixelio.de<br />

Kiel (mlur) – Mit Blick auf den kalendarischen Frühlingsanfang<br />

ruft das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche<br />

Räume Hundehalter zur Rücksichtnahme auf, wenn in<br />

den kommenden Wochen bei hoffentlich frühlingshaftem<br />

Wetter wieder längere Ausflüge <strong>mit</strong> dem Vierbeiner unternommen<br />

werden. –> Weiterlesen: www.animal-health-online.de<br />

News aus der AHO Redaktion Kleintiere & Pferde – 11. März 2011<br />

Rhein-Sieg-Kreis: Füchse häufig <strong>mit</strong> dem<br />

Fuchsbandwurm infiziert<br />

Siegburg (hei) – Das Veterinäramt und das Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises weisen<br />

auf den hohen Befall von Füchsen im Rhein-Sieg-Kreis <strong>mit</strong> dem auch für den<br />

Menschen gefährlichen Kleinen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) hin.<br />

–> Weiterlesen: www.animal-health-online.de<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 7


Vermischtes<br />

Vorsicht! Knoblauch ist für Hunde hochgiftig<br />

Die Folgen einer Knoblauch-Vergiftung sind dramatisch: eine hämolytische<br />

Anämie und ein plötzlich einsetzender Bluthochdruck können das <strong>Leben</strong> des<br />

betroffenen Hundes akut gefährden.<br />

Im Fachblatt „Journal of Veterinary Medical Science“ wiesen Wissenschaftler<br />

der Konkuk Universität in Seoul, Süd-Korea, darauf hin, dass Knoblauch bei<br />

Hunden zu einer lebensbedrohlichen Blutarmut (hämolytische Anämie") und<br />

einem dramatischen Blutdruckanstieg (Hypertonie) führen kann. Daher können<br />

Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>tel, die Knoblauch enthalten, für die Ernährung<br />

von Hunden nicht empfohlen werden.<br />

Quelle: Kang MH, Park HM. Hypertension after ingestion of baked garlic (Allium sativum) in a dog.<br />

J Vet Med Sci. 2010 Apr;72(4):515-8. – Foto: gänseblümchen / pixelio.de<br />

Erfahrungsbericht einer Hundehalterin<br />

Der grosse Bär<br />

Hi, ich bin Alexandra und 27 Jahre alt,<br />

zu mir gehört Alonso, ein Berner Sen -<br />

nen <strong>hund</strong> Rüde – reine Kraft und Muskeln<br />

von 45 Kilo.<br />

Dieser besagte Hund hat die Begriffe<br />

Dosenöffner, Fahrdienst und begleitende<br />

Dienste in den Jahren bevor ich<br />

Dianas Hundeschule gefunden habe,<br />

neu definiert.<br />

Ich muss dazu sagen, dass ich durch<br />

meine inkonsequente, zu liebe Art mich<br />

einfach um seine Pfote wickeln ließ. Die<br />

Quittung erhielt ich von Alonso. Er kontrollierte<br />

mich und wenn ich nicht so<br />

sprang wie er es gerade wollte, biss er<br />

mich einfach ohne vorher zu knurren.<br />

Es fing seinerseits „spielerisch“ an und<br />

wurde aber <strong>mit</strong> den Monaten nicht<br />

weniger sondern eher schlimmer, da<br />

Alonso auch an Gewicht und Größe<br />

zunahm, sowie ich an Kratzern, Blaue<br />

Flecken und Blutige Stellen zunahm.<br />

Nach diversen Hundeschulen und<br />

Trai ner ins Haus holen, resignierte ich<br />

zuerst einmal und tat nichts an unseren<br />

riesigen Problem. Ich ignorierte sein<br />

Ver halten weitestgehend und es besserte<br />

sich sogar.<br />

Im März 2010 dachte ich: Gut, ich<br />

suche jetzt nach einer Hundeschule, um<br />

wieder etwas <strong>mit</strong> meinem Bärchen zu<br />

machen, gemeinsame Erfolge zu feiern<br />

und um seine Probleme anzugehen.<br />

Das sollte für mich der letzte Versuch<br />

sein, tätig zu werden. Ich rief bei Dianas<br />

Hundeschule an und vereinbarte <strong>mit</strong><br />

Diana Rohmann einen Termin auf dem<br />

Hundeplatz, da<strong>mit</strong> sie sich uns an -<br />

schauen konnte.<br />

Ich sagte ihr, dass er die Grund kom -<br />

mandos kann, doch Alonso belehrte<br />

mich eines Besseren. Er konnte quasi<br />

nichts, kein Sitz, Platz oder vernünftig<br />

bei Fuß laufen. Doch, Mo ment, Diana<br />

Rohmann zeigte mir etwas anderes. Sie<br />

sagte mir, ich solle sein Futter gezielter<br />

einsetzen. Dann konnte er <strong>mit</strong> einem<br />

Mal Alles. Peinlich war mir sein Ver hal -<br />

ten allemal.<br />

Diana und ich machten dann Ter -<br />

mine zum Einzeltraining aus, in denen<br />

wir erst einmal Grundlegende Dinge<br />

änderten. Ich setzte diese konsequent<br />

um und konnte recht schnell in die<br />

Gruppenstunden, vor denen ich mich<br />

bis dahin immer scheute. Ich hatte<br />

schlechte Erfahrungen gemacht und<br />

war mir da selber unsicher. Alonso wurde<br />

in seinem Verhalten immer ruhiger und<br />

hörte irgendwann auch so gut wie auf<br />

zu beißen, da ich das Training konsequent<br />

durchgezogen habe. Im Novem -<br />

ber 2010 waren wir soweit, dass wir<br />

gemeinsam die Hundehalter prüfung<br />

bestehen konnten.<br />

In brenzligen Situationen weiß ich<br />

jetzt, wie ich ihn raus holen muss und<br />

ich merke schon vorher, wenn er meint,<br />

dass er der Herr im Haus ist und dies<br />

durchsetzen möchte. Ich kann entspannt<br />

<strong>mit</strong> ihm spazieren gehen.<br />

Einige kleine Baustellen bestehen<br />

noch, die Diana Rohmann und ich aber<br />

angehen und daran arbeiten. Mir gefällt<br />

die Arbeitsweise wie Absolut Hund und<br />

8<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Vermischtes<br />

vor allem Diana Rohmann arbeitet einfach.<br />

Ich brauche mein kleines Bärchen<br />

zu nichts zwingen, er arbeitet gern und<br />

freiwillig <strong>mit</strong>. Wenn ich so auf die letzten<br />

Jahre <strong>mit</strong> Alonso zurückblicke, weiß<br />

ich, was ich alles falsch gemacht und<br />

ihm da<strong>mit</strong> auch nicht gut getan habe.<br />

Hunde brauchen einfach eine konsequente<br />

liebevolle Art der Erziehung die<br />

ich leider versäumte. Hätte ich da<strong>mit</strong><br />

schon eher begonnen, hätte ich <strong>mit</strong><br />

Wahrscheinlichkeit die Jung<strong>hund</strong>zeit<br />

besser genießen können, dann wird mir<br />

aber auch bewusst, dass jetzt die Zeit<br />

auch klasse ist und wir <strong>mit</strong> „den immer<br />

wieder kleineren und riesigen Erfolgen“<br />

nur so angeben können.<br />

Text und Fotos: Alexandra, Halterin von<br />

Berner Sennen<strong>hund</strong>-Rüde Alonso<br />

Was ist im Dosenfutter drin?<br />

Eine Zusammenstellung von Tierwelt-im-Schatten.de<br />

Propylenglykol<br />

Eine kosmetische Form des Mineralöls,<br />

die man aber auch in automatischer<br />

Brems- und Hydraulikflüssigkeit sowie<br />

in industriellen Frostschutz<strong>mit</strong>teln findet.<br />

In Haut- und Haarpflegeprodukten<br />

wirkt Propylenglykol als Feuchthalte -<br />

<strong>mit</strong>tel, d. h. der Feuchtigkeitsgehalt von<br />

Haut oder kosmetischen Produkten<br />

bleibt aufrechterhalten, weil Propylen -<br />

glykol das Entweichen von Feuchtigkeit<br />

oder Wasser verhindert. Werkstoff-<br />

Sicher heitsdatenblätter warnen die Be -<br />

nut zer vor Hautkontakt <strong>mit</strong> Propylen -<br />

glykol, da es die Haut stark reizt und zu<br />

Leberanomalien und Nierenschäden<br />

führen kann. Quelle: www.biotonus.de<br />

(Gefährliche Inhaltsstoffe in Pflege pro -<br />

dukten und Kosmetika)<br />

Propylenglykol wird zur Raumluft -<br />

desinfektion, als Mittel zur Behandlung<br />

der Ketose beim Rind, als Lösungs- und<br />

Konservierungs<strong>mit</strong>tel für Arzneistoffe<br />

und Kosmetika sowie als Frostschutz -<br />

<strong>mit</strong>tel eingesetzt. Propylenglykol ist<br />

auch ein Zusatz<strong>mit</strong>tel in Konserven -<br />

futter für Kleintiere. Katzenfutter kann<br />

bis zu 13 % Propylenglykol (bezogen<br />

auf das Trockengewicht) enthalten.<br />

Einem 8jährigen, 500 Kilogramm schweren<br />

Hengst <strong>mit</strong> Verdacht auf Obsti pa -<br />

tion wurde aus Versehen 3.8 Liter Pro -<br />

pylenglykol statt Paraffinöl verabreicht.<br />

Nach wenigen Minuten bekam das<br />

Pferd eine heftige Kolik und es begann<br />

zu schwitzen, stark zu speicheln und<br />

wurde ataktisch. Nachdem der Irrtum<br />

bemerkt wurde, kam es zur Behandlung<br />

<strong>mit</strong> 3.8 Liter Paraffinöl p.o. Außerdem<br />

wurden 3.5 Liter Natriumbikarbonat<br />

und 30 Liter physiologische Kochsalz -<br />

lösung infundiert. Am nächsten Tag verstärkte<br />

sich die Ataxie, die Atemfre quenz<br />

stieg stark an und die Schleim häute<br />

wurden zyanotisch. Der Hengst starb<br />

28 Stun den nach Verabreichung des<br />

Propylenglykols (Dornman & Haschek,<br />

1991).<br />

www.vetpharm.uzh.ch (Propylen gly -<br />

kol – Pferd)<br />

Rechenbeispiel<br />

Eine 5 kg schwere Katze benötigt etwa<br />

38 ml als tötliche Dosis. 1 Futterdose<br />

250 gr (entspricht 62,5 gr Trocken mas -<br />

se) kann über 8 ml enthalten. Das klingt<br />

nicht gerade beängstigend – doch sollten<br />

Sie wissen, dass nur ein Teil des aufgenommenen<br />

Propylenglykols ausgeschieden<br />

wird. Es ist eine Frage der Zeit,<br />

wann sie Ihre Katze totgefüttert haben.<br />

Klingt nach Tierversuchs(?)-Labor -<br />

bericht: Mehrere Katzen wurden <strong>mit</strong><br />

Dosenfutter ernährt, das Propylen gly -<br />

kol enthält (6 oder 12 %, bezogen auf<br />

das Trockengewicht).<br />

Symptome: Leichte Verhaltensauf -<br />

fällig keit – Labor: Nach 2 Wochen wurden<br />

Heinz' Körper und erhöhte Retiku lo -<br />

cytenzahlen festgestellt. Der Häma to -<br />

krit war nur leicht erniedrigt. Junge<br />

Katzen waren schwerer betroffen als<br />

adulte Tiere – (Bauer et al., 1992).<br />

www.vetpharm.uzh.ch (Propylen gly -<br />

kol – Kleintier)<br />

Weitere Infos über Propylenglykol:<br />

www.toxcenter.de (1,2-Propylen gly kol)<br />

Technisches Datenblatt:<br />

www.dow.com/ (Dow Propylenglykol<br />

USP/EP)<br />

www.alles-zur-allergologie.de<br />

(Propylenglykol (PG) – Typ IV-Kontakt -<br />

aller gen)<br />

Quelle:<br />

www.tierwelt-im-schatten.de<br />

Foto: Fotolia<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 9


Kritisch gesehen<br />

„Der tut nix ...!“<br />

Ein Erfahrungsbericht von Claudia Landgrafe, Signal-Hund<br />

Wie oft höre ich diesen Satz am Tag? Da<br />

geht man schön laufen, den eigenen<br />

Hund an der fünfzehn-Meter-Leine,<br />

unter anderem wegen der vielen „Tutnixe“,<br />

die frei herumlaufen und <strong>mit</strong> ge -<br />

sträubtem Fell, die Zähne zeigend,<br />

ange prescht kommen, von weitem<br />

schallt einem der altbekannte Ruf entgegen...<br />

„Der tuuut nix, der will nur spiiiielen!“<br />

„Ja, klar – <strong>mit</strong> meinem <strong>Leben</strong> oder dem<br />

meines Hundes?“, frage ich mich da im<br />

Stillen und werfe eine Handvoll Futter<br />

auf die Wiese. Und woher will dieser<br />

Mensch eigentlich wissen, ob mein<br />

Hund denn auch ‚nur spielen‘ will?<br />

Während der „Tut-nix“ aufgeregt die<br />

gekochten Hähnchenherzen zusammensucht,<br />

gehen wir weiter.<br />

„Wieso füttern Sie meinen Hund?<br />

Unverschämtheit!“<br />

Ja ja, es wäre doch so viel besser, würde<br />

statt des leckeren Hähnchens jetzt<br />

mein Arm oder das Ohr meines Hundes<br />

zwischen den Zähnen stecken. Wehre<br />

Foto: Sandra Melicchio / pixelio<br />

Ein oft gehörter Satz: „Das machen die unter sich aus!“ Lässt man nach diesem<br />

Grundsatz den eigenen Hund Auseinandersetzungen regeln, zeigt man ihm nur,<br />

dass er sich auf seinen Menschen als Beschützer nicht verlassen kann<br />

ich hingegen den fremden Hund vehement<br />

<strong>mit</strong>tels Körpereinsatz ab (keine sich aus!“<br />

sen die lassen, das machen die unter<br />

Bange, ich trete oder schlage nur im<br />

<strong>absolut</strong>en Notfall, was ich bisher noch Dass Hunde nicht <strong>mit</strong> gefletschten<br />

nicht hatte), heißt es:<br />

Zähnen und tief knurrend zu schnuppern<br />

versuchen, sollte auch dem<br />

„Was machen Sie denn da?! Der tut nix, dümms ten Zeitgenossen klar sein, aber<br />

der will doch nur schnuppern! Sie müs-<br />

nun gut. Ich bin schon froh, dass mir<br />

Signal-Hund –<br />

die andere Schule für Hund und Halter<br />

Welpenförderung • Ausbildung • Therapie von<br />

Problemverhalten<br />

Inhaber Claudia und Tobias Landgrafe<br />

51645 Gummersbach<br />

E-Mail: signal<strong>hund</strong>(at)aol.com<br />

Tel.: 02261 / 302174 • Mobil: 0151 / 240 639 74<br />

www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />

10<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

mein Hund an den meisten Tagen<br />

glaubt, dass ich ihn wirklich beschützen<br />

kann und sich dann zurückhält.<br />

Aber auch ich bin mal müde oder<br />

Verhalten haben? Oft treffen wir auch<br />

auf völliges Unver ständnis, warum<br />

denn der arme Hund an der Leine<br />

(wohlgemerkt – fünfzehn Meter) laufen<br />

muss. Ist ja gar nicht artgerecht, der<br />

muss doch mal rennen können! Okay,<br />

darf er auch – aber nur, wenn ich die<br />

Situation im Blick habe und auf der<br />

Wiese weit und breit keiner zu sehen<br />

ist. Und nicht zu Zeiten, in denen Rehe<br />

oder Hasen am Waldrand sitzen, ein<br />

Haufen kleiner Kinder jodelnd und kreischend<br />

Schlitten fährt oder Unmengen<br />

an „Tut-nixen“ frei herumlaufen und<br />

<strong>mit</strong>einander ‚spielen‘ dürfen.<br />

Ich dagegen finde es wenig verantwortungsvoll,<br />

einen Hund frei laufen zu<br />

lassen, der nicht abrufbar ist. Aber es ist<br />

sicherlich viel artgerechter, hinter diesem<br />

Hund her zu brüllen, die Leine<br />

nach ihm zu werfen und ihn beim Zu -<br />

rück kommen erst einmal ordentlich<br />

zusammenzuschimpfen, statt ihn von<br />

vorn herein über eine Leine zu kontrollieren<br />

und beim Zurückkommen belohnen<br />

zu können – aber davon habe ich<br />

ja keine Ahnung, wie man mir immer<br />

wieder attestiert.<br />

Wir haben kaum Freunde auf den<br />

großen Wiesen, auf denen wir regelmäßig<br />

unterwegs sind. Sieht man uns,<br />

ruft man <strong>mit</strong>tlerweile meist die Hunde<br />

zurück und leint sie an – klappt das<br />

nicht, entschuldigt man sich <strong>mit</strong>tler-<br />

Foto: Marge Simpson / pixelio<br />

Foto: Oliver H. / pixelio<br />

Hunde, die nicht abrufbar sind, können schnell <strong>mit</strong> einem Artgenossen aneinander geraten<br />

unaufmerksam, und dann gibt es ‚Lei-<br />

nenkrawall‘ vom Feinsten.<br />

„Sie müssen den losmachen, dann<br />

macht der auch nicht so ein Theater!“<br />

Mehr oder weniger geduldig erkläre<br />

ich dann, dass ich die Angelegenheiten<br />

für meinen Hund regle und nicht ihn an<br />

die Front lasse – mein Wuff braucht<br />

keine Piercinglöcher im Pelz, ich brauche<br />

keine dicke Tierarztrechnung!<br />

„Sie haben ja gar keine Ahnung von<br />

Hunden. Ich habe schon seit zwanzig<br />

Jahren ... bla blabla ...“<br />

Ja, schon klar – zwanzig Jahre lang die<br />

Weisheiten aller Hundebesitzer <strong>mit</strong><br />

dem Schaumlöffel gefressen ... ich habe<br />

ja nur seit drei Jahren meine Aus bil -<br />

dung zum Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilder<br />

und Problem<strong>hund</strong>etherapeuten in der<br />

Tasche und bilde mich jährlich mehrfach<br />

weiter ... wie sollte ausgerechnet<br />

ich da Ahnung von Hunden und ihrem<br />

weile sogar bei uns. Das Ergebnis eines<br />

Jahres voller trotziger Gegenarbeit,<br />

langwieriger Argumentation, Futter<br />

werfen und schnellem Blocken von<br />

„Tut-nixen“.<br />

Heute kam ein Mann <strong>mit</strong> zwei JR’s<br />

(Jack Russel Terriern) an unserem Haus<br />

vorbei, als ich den Wagen auslud. Ich<br />

bat ihn, beide Hunde, die an ihren fünf-<br />

Meter-Flexis vorrannten, doch bitte<br />

kurz zu nehmen – denn zwei Häuser<br />

weiter spielten drei kleine Kinder auf<br />

der Straße, die allesamt große Angst<br />

vor Hunden haben.<br />

Was hat dieser nette Mann wohl zu<br />

mir gesagt?<br />

„Wieso – die tun nix....“<br />

Autor: Claudia Landgrafe<br />

www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 11


Kritisch gesehen<br />

Stachel, Strom und Co.<br />

oder: Schafft Wissenschaft wirklich Wissen?<br />

Die Frage, ob Hilfs<strong>mit</strong>tel wie Stacheloder<br />

Würgehalsbänder oder gar ein<br />

Te letakt (Stromimpuls-Gerät) tierschutz<br />

relevant sind oder von ‚sachkundiger<br />

Hand‘ im Training in Ausnah -<br />

mesitua tionen angewendet wer den<br />

dürfen, ist noch immer nicht vom<br />

Tisch.<br />

Es gibt genügend Befürworter, und<br />

mindestens ebenso viele Gegner der<br />

harten Schule. Im Training von Poli zei -<br />

<strong>hund</strong>en gilt das Stachelhalsband im -<br />

mer noch als ‚ganz normales Trai nings -<br />

halsband‘. Die einen sagen, es geht<br />

nicht ohne Starkzwang<strong>mit</strong>tel, vor allem<br />

in Situationen, die selbstbelohnend<br />

wirken, wie das Hetzen und Jagen von<br />

Wild. Die anderen sind darüber empört<br />

und verweisen auf tierschutzgerechtes<br />

Training über positive Verstärkung und<br />

Kenntnisse der Lernbiologie von Hun -<br />

den. Und selbst die Wissenschaft ist<br />

sich nicht wirklich einig – ja, die Anwen -<br />

dung ist kein Problem oder doch eher,<br />

nein, bitte nicht?!<br />

Stellen wir doch einmal zwei unterschiedliche<br />

Versuchsaufbauten (um es<br />

mal ganz trocken zu sagen) einander<br />

gegenüber: zum einen eine Studie<br />

über das Training von Polizei(schutz) -<br />

<strong>hund</strong>en, allesamt der Rasse Belgischer<br />

Schäfer<strong>hund</strong>, Schlag Malinois angehörend<br />

auf der einen Seite (I. Böhm 1 ), und<br />

auf der anderen Seite bunt gemischte<br />

Rassen <strong>mit</strong> dem Problem des ausgeprägten<br />

Jagd- und Beutegreif verhal -<br />

tens (Teutsch / Feddersen-Petersen 2 ).<br />

Nach § 3 Nr. 5 des Tierschutzgesetzes<br />

ist es verboten, »ein Tier auszubilden<br />

oder zu trainieren, sofern da<strong>mit</strong> erheb-<br />

Sind Starkzwang<strong>mit</strong>tel wie Stachel -<br />

halsbänder in der Hundeerziehung<br />

gerechtfertigt oder nicht? Foto: Fotolia<br />

liche Schmerzen, Leiden oder Schäden<br />

für das Tier verbunden sind«. Im gleichen<br />

Paragraphen unter Nr. 11 ist vermerkt,<br />

dass es verboten ist, »ein Gerät<br />

zu verwenden, das durch direkte Stromeinwirkung<br />

das artgemäße Ver hal ten<br />

eines Tieres, insbesondere seine Bewe -<br />

gung, erheblich einschränkt oder es zur<br />

Bewegung zwingt und dem Tier<br />

dadurch nicht unerhebliche Schmer -<br />

zen, Leiden oder Schäden zufügt, soweit<br />

dies nicht nach bundes- oder landesrechtlichen<br />

Vorschriften zulässig ist.«<br />

Folgendes Urteil des Bundesverfas -<br />

sungsgerichts liegt seit dem 23.02.2006<br />

vor, <strong>mit</strong> dem Aktenzeichen BVerwG 3 C<br />

14.05 und dem Leitsatz:<br />

»Der Einsatz von Elektroreizgeräten, die<br />

erhebliche Lei den oder Schmerzen verursachen<br />

können, für Zwecke der Hun de -<br />

ausbil dung ist gemäß § 3 Nr. 11 TierSchG<br />

verboten.«<br />

Die Tierärztliche Vereinigung für Tier -<br />

schutz e.V. (TVT) lehnte noch 1997 die<br />

Anwendung von Elektroreizgeräten<br />

ohne Ausnahme ab, machte dann aber<br />

2006 einen Vorschlag für die Durch -<br />

führung eines Genehmigungsverfah -<br />

rens <strong>mit</strong> Sachkundenachweis. Auch die<br />

Bundestierärztekammer (BTK) sprach<br />

sich in den vergangenen zehn Jahren<br />

<strong>absolut</strong> gegen eine Ausnahme re ge -<br />

lung aus. Im März 2007 fasste sie<br />

jedoch den Beschluss, dass Ausnah -<br />

men vom Verbot zulässig sein sollten,<br />

und zwar unter Vorlage eines entsprechenden<br />

Sachkundenachweises und<br />

sofern die entsprechenden Erfüllungen<br />

der technischen Anforderungen an die<br />

Geräte gegeben seien (Deutsches<br />

Tierärzte blatt 9/2008).<br />

Da fragt man sich doch: aus welchem<br />

Grund, nach welchen Erkennt -<br />

nissen ist ein Stromhalsband nun doch<br />

in Aus nahmefällen zulässig? Wurde nur<br />

zu viel Wirbel um das ‚Ding‘ gemacht?<br />

Ist alles gar nicht so schlimm, wie man<br />

dachte? Und lösen harte Methoden in<br />

der Hundeerziehung tatsächlich Stress<br />

bei Hunden aus? Dazu sollten wir kurz<br />

abklären, was „Stress“ eigentlich<br />

bedeu tet. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten<br />

Aus sagen verschiedener<br />

12<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

Wis senschaftler. Zitat aus Imke Böhmes<br />

Dissertation 1 :<br />

» … McGRATH (1970) beschreibt Stress<br />

als eine Imbalance zwischen den Anfor -<br />

de rungen aus der Umwelt und dem Ant -<br />

wort vermögen. Bei der Stress definition<br />

von BREAZILE (1987) kommen … „positive“<br />

und „negative“ Stress formen vor. Er<br />

differenziert die Formen des Stresses<br />

jedoch in drei Gruppen:<br />

1. „Eustress“: positiver Stress, der nicht<br />

schädlich ist und Antworten initiiert, die<br />

förderlich für das Wohl befinden und den<br />

Komfort des Tieres sind;<br />

2. „Neutral Stress“: Stress, der sich weder<br />

positiv noch negativ auswirkt;<br />

3. „Distress“: negativer Stress, der schädlich<br />

für das Tier ist, weil dadurch das Wohl -<br />

befinden und der Komfort des Tieres<br />

pathologisch beeinflusst werden kann.<br />

Zwischen „psychologischem Stress“<br />

und „physischem Stress“ differenziert<br />

HOBFOLL (1989). Er definiert psychologischen<br />

Stress als eine Reaktion auf die<br />

Umge bung, in der eine Bedrohung oder<br />

der Verlust einer Ressource stattfindet.<br />

MASON (1971) gibt an, dass Erwar tun -<br />

gen und Ängste bei Tieren wichtige psycho<br />

logische Ursachen für die Stress ant -<br />

wort in Form der adrenalen Sekre tion sind.<br />

URSIN und MURISON (1984) klassifizieren<br />

„Stress“ bezüglich des „physiologischen<br />

Prozesses“. Dabei werden sämt liche physiologischen<br />

Vorgänge beim Auftreten<br />

von Stress unter dem Begriff „Aktivie-<br />

rung“ zusammengefasst. Die „Aktivierung“<br />

kann in zwei Fällen patho logisch (krankhaft,<br />

Anm. d. Verf.) werden: Bei der „normalen<br />

kurz andauernden Aktivierung“<br />

können bereits erkrankte Organe geschädigt<br />

werden oder gesunde Gewebe erfahren<br />

einen „Trainingseffekt“. Bei der „lang<br />

andauernden Aktivierung“ können physische<br />

Veränderungen und ein Inter agie -<br />

ren <strong>mit</strong> eventuell vorhandenen patho logischen<br />

Agenzien entstehen…<br />

Laut MOBERG (2000) und BLECHA<br />

(2000) beeinträchtigt Stress das Immun -<br />

system insbesondere durch die Akti vi tät<br />

der Hypophysenachse. Diese Immun -<br />

suppression führt dann wiederum zu<br />

einem häufigeren Auftreten von Krank -<br />

hei ten bei unter Stress leidenden Tieren<br />

(MOBERG 2000).«<br />

Was im Klartext bedeutet: negativer<br />

Stress macht nachweislich krank, und<br />

zwar körperlich und geistig. Zitat aus<br />

Imke Böhmes Dissertation 1 :<br />

»… Befürworter behaupten, dass der<br />

fachgerechte Gebrauch von Elektro reiz -<br />

geräten gegenüber anderen positiven<br />

Strafen Vorteile <strong>mit</strong> sich bringe, weil dieser<br />

eine zuverlässige Methode darstelle,<br />

selbst belohnendes Verhalten auch über<br />

größere Distanzen zu verhindern. Auch<br />

die direkte Verknüpfung des Strafreizes<br />

<strong>mit</strong> dem Hundeführer sei bei der Aus bil -<br />

dung <strong>mit</strong> einem Strom impulsgerät nicht<br />

so gegeben, wie es bei der Verwendung<br />

eines Stachel hals bandes der Fall sei.<br />

Gegner führen an, dass der Einsatz von<br />

Elektroreizgeräten tierschutzrelevant sei,<br />

da dieser <strong>mit</strong> Angst und Furcht assoziiert<br />

werde und Stress beim Tier hervorrufe.<br />

Des Weiteren bestehe die Gefahr des<br />

unsachgemäßen Gebrauchs oder sogar<br />

Missbrauchs. Sie behaupten, dass zur Aus -<br />

bildung von Hunden tierschutzgerechtere<br />

Alternativen zur Verfügung stünden.<br />

Über die Ein- und Auswirkungen von<br />

Stromimpulsgeräten im Hundetraining<br />

liegen bereits wissenschaftliche Arbei ten<br />

vor. SCHALKE et al. (2005) und SCHILDER<br />

et al. (2003) stellen fest, dass der Einsatz<br />

von Stromimpulsgeräten unter folgenden<br />

Bedingungen tierschutzkonform ist:<br />

Der Anwender muss über die notwendigen<br />

praktischen und theoretischen Kennt -<br />

nisse verfügen und diese in einer Prüfung<br />

unter Beweis gestellt haben. Die Verwen -<br />

dung der Geräte darf auch unter diesen<br />

Voraussetzungen nur in bestimmten Trai -<br />

ningssituationen erfolgen... «<br />

Im Vergleich dazu ein Zitat aus der<br />

Forschungsstudie von Teutsch / Fed -<br />

dersen-Petersen 2 :<br />

» … Wir dürfen uns beim Umgang <strong>mit</strong><br />

dem Hund keine ›Unfälle‹ beim Stra fen<br />

erlauben, die diesem ein erhebliches Lei -<br />

den zufügen können. Es gibt eine Fülle<br />

einsetzbarer Alternativen und Trainings -<br />

arten, die überdies erfolgreicher sind. Es<br />

kann nicht stark genug betont werden,<br />

dass strafende Lern metho den oder eine<br />

bedrohliche Um ge bung Hunde ständig<br />

in Erregung versetzen. Aus dem Bestre -<br />

Hundeschule-Ostfriesland e.V.<br />

1. Vorsitzende Heike Sedlak<br />

Hundehaltertrainerin, Hundeverhaltensberaterin<br />

26603 Aurich • E-Mail Hundeschule-Ostfriesland(at)web.de<br />

Telefon 0494 / 171 159 • Mobil 0170 / 105 005 4<br />

www.<strong>hund</strong>everein-ostfriesland.de<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 13


Kritisch gesehen<br />

ben heraus, sich schützen zu müssen,<br />

führen etliche der <strong>hund</strong>lichen Reaktio -<br />

nen dann <strong>mit</strong>unter zu gefährlichen Zwi -<br />

schenfällen. Hunde werden danach oft<br />

als ›Bestien‹ tituliert.<br />

Das nötige Nachdenken, wie es zu<br />

dem Unfall kam, unterbleibt. Metho den,<br />

die auf Motivationsför derung basieren,<br />

setzen sicher mehr Phantasie beim Hun -<br />

de trainer voraus, aber sie sind weit erfolgreicher<br />

und angenehmer für den Hund<br />

wie für den Besitzer. Unsere Einstellung<br />

zum Hund muss sich weiter ändern.<br />

Diese Änderungen werden letztendlich<br />

zur Abkehr vom ›Strafe-orientierten-Vor-<br />

gehen‹ beim Hundetraining führen. Ich<br />

glaube fest daran, denn unsere Einstel -<br />

lung zum Tier ist ein Spiegelbild unseres<br />

Um gehens <strong>mit</strong> der gesamten Natur und<br />

unseren Mitmenschen.<br />

Die Mystifizierung im Hundesport,<br />

grob gesprochen, eine Vereinfachung<br />

durch laienhafte Vorstellungen von der<br />

Ethologie des Hundes, muss endlich durch<br />

Anwendung lernbiologischer Methoden<br />

ersetzt werden…«<br />

Hier finden wir eine <strong>absolut</strong> gegenteilige<br />

Aussage – wer hat nun Recht und<br />

wie kommen diese Wissenschaftler auf<br />

ihre unterschiedlichen Erkennt nisse?<br />

Sehen wir uns die beiden „Ver suchs -<br />

reihen“ einmal genauer an.<br />

Versuchsreihe 1<br />

»Nachweis von Stress über die Spei chel -<br />

cortisolwerte und der Lerneffekt durch<br />

unterschiedliche Ausbildungs methoden«<br />

(Imke Böhm 1 )<br />

Ziel der Studie<br />

• Vergleich der verschiedenen Ausbildungs<br />

methoden welche ist geeignet,<br />

ein unerwünschtes Handeln des<br />

Hun des zuverlässig abzubrechen?<br />

• welche der Methoden führt zu<br />

einem nachhaltigen Lernerfolg?<br />

• welche Stressauswirkung haben die<br />

verschiedenen Methoden im Vergleich?<br />

Die Ausbildungsmethoden waren:<br />

1. Stachelhalsband<br />

2. Stromhalsband<br />

3. ein im Laufe von 4 Wochen aufkonditioniertes<br />

Abbruchsignal<br />

Zitat aus Imke Böhmes Dissertation 1 :<br />

»… Alle an der Studie teilnehmenden<br />

Hunde waren Dienst<strong>hund</strong>e der Polizei<br />

und gehörten der Rasse Malinois (Bel-<br />

gischer Schäfer<strong>hund</strong>) an. Insgesamt wurden<br />

42 Hunde getestet, welche von zwei<br />

Polizeidienststellen für das For schungs -<br />

vorhaben zur Verfügung gestellt worden<br />

sind. Je nach Dienststelle hatten die Hun -<br />

Belgischer Schäfer<strong>hund</strong> Malinois: An<br />

Hun den dieser Rasse wurden unterschiedliche<br />

Ausbildungsmethoden<br />

getestet<br />

de führer unterschiedliche Ausbilder und<br />

wurden deswegen in zwei Gruppen (H<br />

und M) eingeteilt. 22 Dienst<strong>hund</strong>e stammten<br />

von der Poli zei dienststelle M und 20<br />

von der Polizei dienststelle H. Das Alter der<br />

Hunde variierte von 3 Jahren bis 10 Jah -<br />

ren. 33 der Dienst<strong>hund</strong>e waren männlich,<br />

9 weiblich. Jeder Polizeidienst<strong>hund</strong> nahm<br />

<strong>mit</strong> seinem/er jeweiligen Dienst<strong>hund</strong>e -<br />

füh rer/in an der Studie teil. Die Hunde<br />

leben bei ihrem/ihrer Führer/in zu Hause<br />

und werden im Rahmen des Dienst <strong>hund</strong>e -<br />

wesens von diesem/dieser trainiert. Die<br />

meisten Hunde der Studie waren durch<br />

ihr langjähriges Training an verschiedenste<br />

Stromimpulsgeräte gewöhnt. 7 Dienst -<br />

<strong>hund</strong>e der Gruppe H wurden noch nie<br />

<strong>mit</strong> einem Elektro reizgerät gearbeitet…<br />

…<br />

Die Hilfs<strong>mit</strong>tel für den Versuch waren ein<br />

Gliederhalsband, ein elektrisches Erzie -<br />

hungshalsband und ein Stachel halsband.<br />

Des Weiteren kamen zwei bzw. fünf<br />

Meter lange Leinen zum Einsatz. Für die<br />

Versuchssituation benötigten die Schutz -<br />

diensthelfer einen Schutzdienstärmel<br />

und teilweise eine Peitsche oder einen<br />

Stock, um da<strong>mit</strong> Geräusche zu erzeugen.<br />

Für das Kondi tionieren des Abbruch -<br />

signals wurde Trockenfutter oder Fleisch -<br />

wurst verwendet. Spielzeuge wie Bälle<br />

oder Beiß würste dienten im Versuch als<br />

Beloh nung oder auch im Abbruchsignal -<br />

training als Hilfs<strong>mit</strong>tel…<br />

…<br />

In dieser Phase wurden die Versuchs -<br />

teilnehmer auf den Versuch vorbereitet,<br />

indem das Abbruchsignal aufkonditioniert<br />

wurde und die Hunde an das Tragen<br />

eines Elektroreizgerätes ge wöhnt wurden.<br />

Da die Ausbildung der Dienst<strong>hund</strong>e<br />

<strong>mit</strong> dem Stachelhalsband routinemäßig<br />

erfolgt, fiel eine Gewöh nungszeit für<br />

diese Untersuchung weg. Parallel wurden<br />

die Hunde an das Handling bei der Spei -<br />

chelproben ent nahme gewöhnt.<br />

…<br />

Jeder Dienst<strong>hund</strong> nahm an drei Ver -<br />

suchstagen teil, die standardisiert in einem<br />

14<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

Abstand von jeweils sieben Tagen stattfanden.<br />

So<strong>mit</strong> dauerte der Haupt versuch<br />

für jeden Hund drei Wochen. Pro Ver -<br />

suchs tag wurde jeweils eine der drei zu<br />

untersuchenden Aus bildungs metho den<br />

getestet. Es gab an einem Versuchs tag bis<br />

zu drei Durch läufe (D1, D2, D3) der Ver -<br />

suchs situ a tion. Pro Versuchsdurchlauf<br />

wurde die jeweilige Ausbildungs methode<br />

einmal, also höchstens dreimal am Tag<br />

angewendet. Der zeitliche Abstand zwischen<br />

den Versuchsdurchläufen betrug<br />

standardisiert eine Stunde.<br />

…<br />

Alle Hunde trugen während des gesamten<br />

Versuchs gleichzeitig ein Glieder -<br />

halsband, ein Stachelhalsband und ein<br />

elektrisches Erziehungshalsband. Sie<br />

wur den immer am Gliederhalsband auf<br />

das Versuchsgelände geführt und waren<br />

während des gesamten Ver suchs angeleint.<br />

Außerdem wurde jeglicher Kontakt<br />

zu anderen Hunden vermieden.<br />

…<br />

Der/die jeweilige Hundeführer/in hatte<br />

die Aufgabe, Gehorsamsübungen aus<br />

dem Bereich der Unterordnung durchzuführen.<br />

… dabei war es wichtig, dass der<br />

Hund weder durch eine Erhebung der<br />

Stimmlage noch durch irgendeine körperliche<br />

Einwirkung bestraft wurde.<br />

…<br />

Die Anweisung ›Grundposition‹ war das<br />

Zeichen für den/die Hundefüh rer/in, …<br />

sich <strong>mit</strong> dem Hund in die Grundposition<br />

zu begeben.<br />

…<br />

Dann betrat der Schutzdiensthelfer das<br />

Versuchsgelände und nahm seine Posi -<br />

tion ein. Der/die Hundeführer/in ging <strong>mit</strong><br />

dem Kommando ›Fuß‹ los, und zwar in<br />

einem Rechteck um den Helfer herum.<br />

Der Schutzdiensthelfer setzte dann den<br />

Beutereiz. Als unerwünschtes Verhalten<br />

wurde je nach Aus bil dungsstand des<br />

Hundes entweder der Verlust des Blick -<br />

Zur Versuchsreihe 1 gehörte das Setzen eines Beutereizes durch den Schutzhelfer<br />

kontaktes zum Hunde führer, das Vor -<br />

prellen zum Helfer oder die komplette<br />

Herausnahme aus der Fußposition bewertet.<br />

Die jeweilige Strafe erfolgte in dem<br />

Moment, in welchem der Hund ein unerwünschtes<br />

Verhalten zeigte…«.<br />

Der Lerneffekt<br />

Beabsichtigt wurde der Abbruch des<br />

unerwünschten Verhaltens und das<br />

Unterlassen eines erneuten Versuches<br />

bei der nächsten (gleichen) Aufgabe -<br />

stellung (gewolltes Meideverhalten).<br />

Abbruchkommando:<br />

erfolgreich bei 4 von 42 Hunden<br />

Stachelhalsband:<br />

erfolgreich bei 32 von 42 Hunden<br />

Stromhalsband:<br />

erfolgreich bei 39 von 42 Hunden<br />

Auswertung der Cortisolwerte<br />

(Stress hormon)<br />

Zitat aus I. Böhmes Dissertation 1 :<br />

» … Bei der statistischen Analyse der<br />

Werte wurden alle am Versuch teilnehmenden<br />

Hunde berücksichtigt. Bei der<br />

Auswertung der Daten wurden zunächst<br />

die Werte nach Anwendung der Ausbil -<br />

dungsmethoden <strong>mit</strong> den Basiswerten<br />

und dann untereinander verglichen.<br />

(Anhand der Werte)… wird deutlich,<br />

dass die Speichelcortisolbasiswerte aller<br />

teilnehmenden Hunde (beim Abbruch -<br />

kom mando) signifikant höher sind, als<br />

die nach der Anwendung des Stromim -<br />

puls gerätes und des Stachelhalsbandes<br />

gemessenen Werte…«<br />

Zusatz zum Thema Abbruch -<br />

kommando<br />

Zitat aus I. Böhmes Dissertation 1 :<br />

» … Ein weiterer Aspekt ist, dass die Hun -<br />

deführer der Polizei in der Regel positive<br />

Strafen in der Ausbildung von Dienst -<br />

<strong>hund</strong>en anwenden, um unerwünschte<br />

Verhaltensweisen abzubrechen.<br />

Das aufkonditionierte Abbruchsignal<br />

als negative Strafe wurde erst im Rahmen<br />

dieser Arbeit eingeführt und stieß bei vielen<br />

Studienteilnehmern auf Skepsis. Die<br />

Motivation, das Signal aufzukonditionieren,<br />

war bei einigen Teilnehmern dementsprechend<br />

gering.<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 15


Kritisch gesehen<br />

Die Hunde, bei denen das Abbruch signal<br />

funktioniert hat, gehören der Gruppe H<br />

an, bei der aufgrund der Orts nähe eine<br />

regelmäßige Betreuung des Trainings<br />

durch die den Versuch durchführenden<br />

Personen möglich gewesen ist.<br />

Da das Abbruchsignal aber nur bei 4<br />

von 20 Hunden zum Abbruch des unerwünschten<br />

Verhaltens geführt hat, kann<br />

daraus geschlossen werden, dass es trotz<br />

eines intensiven Trainings aufgrund der<br />

hohen Erregungslage der Dienst<strong>hund</strong>e<br />

überwiegend ineffektiv ist.<br />

Zudem stellte sich heraus, dass das<br />

Timing den Hundeführern bei der Anwen -<br />

dung des Abbruchsignals Schwierig kei -<br />

ten bereitete, da die Dienst<strong>hund</strong>e durch<br />

ihre Reaktionsschnelligkeit innerhalb we -<br />

niger Sekunden das Leinenende erreicht<br />

hatten.<br />

Die Schlussfolgerung aus diesen<br />

Ergebnissen ist, dass eine Ausbildungs -<br />

methode umso effektiver ist, je besser<br />

der Hundeführer ausgebildet ist und<br />

so<strong>mit</strong> ein korrektes Timing und eine<br />

ange messene Intensität der Methode<br />

erfolgt…«<br />

Bei dieser Versuchsreihe scheint es so,<br />

als seien Stachel und Strom die ‚erfolgreichsten‘<br />

Ausbildungs metho den. Wer<br />

genau gelesen hat, wird aber feststellen,<br />

dass die Motivation der Hun de -<br />

führer weitaus mehr in Richtung Ab -<br />

bruch durch Strafe als in Richtung<br />

Abbruch durch Alternativverhalten<br />

ging.<br />

So<strong>mit</strong> kann aus meiner Sicht die<br />

Aussage, das Abbruchkommando sei<br />

unwirksam oder ungeeignet, so nicht<br />

gelten, da hier der Faktor Mensch ganz<br />

entscheidend durch sein Verhalten,<br />

bzw. seine fehlende Motivation für<br />

diese Art der Ausbildung eingewirkt<br />

hat. Zudem werden die Hunde bewusst<br />

in eine starke und gewollte Erre gungs -<br />

»Gutachten zur Verwendung von Elektro -<br />

reizgeräten bei der Ausbildung von Hun -<br />

den aus ethischer und ethologischer<br />

Sicht« (Teutsch / Feddersen-Petersen 2 )<br />

Ziel der Studie<br />

Welchen Effekt hat der Einsatz eines<br />

Stromimpulsgerätes im Anti-Jagd-Trai -<br />

ning? Teilnehmer waren Hunde unter-<br />

lage gebracht, und der Malinois ist für schiedlichster Rassen und Größen. Zitat<br />

seine „Arbeitsfreude und Schnelligkeit“ aus der Forschungsstudie von Teutsch /<br />

bekannt und bei der Polizei sehr be - Feddersen-Petersen 2 :<br />

liebt.<br />

Und lösten, aufgrund der Cortisol - »… Im Mai/Juni 1998 wurden 12 Hun de<br />

werte belegt, Stachel und Strom tatsächlich<br />

so viel weniger Stress bei den Gerät konditioniert.<br />

etwa gleichen Alters <strong>mit</strong> dem Teletakt-<br />

Hunden aus? Eine Verhaltens beur tei - Das zu beseitigende Verhaltens pro -<br />

lung gibt es in dieser Dissertation nicht, blem war bei allen ein ausgeprägtes Jagdund<br />

Beutefangverhalten.<br />

sehr wohl aber in der Studie von<br />

Teutsch / Feddersen-Petersen. Sehen Alle Hunde gehörten einer Jagd hun -<br />

wir uns die andere Versuchsreihe einmal<br />

an.<br />

und waren erwachsene und ausgebildete<br />

de rasse bzw. einer Schutz<strong>hund</strong>erasse an<br />

Schutz<strong>hund</strong>e bzw. Jagd<strong>hund</strong>e.<br />

Versuchsreihe 2<br />

Sie waren mindestens 10 Tage lang<br />

zuhause stundenweise <strong>mit</strong> dem Attrap -<br />

pen halsband in entspannter Atmosphäre<br />

vertraut gemacht worden. So sind die<br />

Tiere zumindest hinsichtlich der aufgeführten<br />

Parameter vergleichbar und es<br />

macht Sinn, sie zu testen.<br />

Teilnehmende Hunde:<br />

• Deutsch Kurzhaar, Rüde, 4 Jahre, jagdlich<br />

geführt<br />

• Kleiner Münsterländer, Rüde, 5 Jahre,<br />

ausgebildet, jedoch nicht jagdlich<br />

geführt aufgrund hochausgeprägter<br />

Jagdmoti vation, die immer wieder<br />

zum Beutefang verhalten längerer<br />

Dauer führte<br />

• Rauhaardackel, Rüde, 4 Jahre, jagdlich<br />

geführt<br />

• Kurzhaarteckel, Hündin, 6 Jahre, jagdlich<br />

geführt<br />

Die teilnehmenden Hunde der hier vorgestellten Ver suchs reihe 2 gehörten allesamt<br />

einer Jagd- bzw. Schutz<strong>hund</strong>erasse an<br />

16<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

• Labrador Retriever, Hündin, 6 Jahre,<br />

jagdlich geführt<br />

• Flat coated Retriever, Rüde, 6 Jahre,<br />

nicht jagdlich geführt<br />

• Deutsch Langhaar, Rüde, 4 Jahre,<br />

jagdlich geführt<br />

• Kleiner Münsterländer, Hündin, 5 Jahre,<br />

nicht jagdlich geführt<br />

• Deutscher Schäfer<strong>hund</strong>, Rüde, 4 Jahre,<br />

geprüfter Schutz<strong>hund</strong><br />

• Rottweiler, Rüde, 5 Jahre, Schutz<strong>hund</strong>eausbildung<br />

• Riesenschnauzer, Rüde, 4 Jahre, Schutz<strong>hund</strong>eprüfung<br />

• Rottweiler, Hündin, 7 Jahre, Schutz<strong>hund</strong>eausbildung<br />

Da in eigener Verhaltensberatung diese<br />

Problematik so gut wie nie auftrat, anderseits<br />

allein das selbstbelohnende Verhal ten<br />

des Jagens als einzige Denk möglich keit<br />

einer evtl. Indikation für eine Konditio -<br />

nierung <strong>mit</strong> einem Elektroreiz gerät angesehen<br />

wird, wurden entsprechende Pro -<br />

blem<strong>hund</strong>e verschiedener Therapeuten<br />

›gesammelt‹ und gleichen Tests unterzogen.<br />

Alle Hunde wurden im ›Open Field‹,<br />

also auf unbekanntem Territorium, auf<br />

Umweltsicherheit und soziale Sicherheit<br />

sowie soziale Verträglichkeit dem Hunde -<br />

halter wie der Testperson gegenüber<br />

geprüft: sozio-positives Verhalten (Ver-<br />

halten, welches zur Abstandsvermin de -<br />

rung führt, also z. B. zur Kontakt auf nah -<br />

me) wie sozio-negatives Verhalten (führt<br />

zur Distanzvergrösserung, z. B. Mei de -<br />

verhalten).<br />

Anhand des Verhaltens der Tiere (Aus-<br />

druckverhalten) waren vor und nach der<br />

Elektroreizerfahrung in einer definierten<br />

Testsituation deutliche Unter schiede<br />

nachzuweisen.<br />

Insbesondere das Sozialverhalten (30<br />

Minuten nach der Elektrostimulation)<br />

dem Hundehalter gegenüber war stark<br />

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beeinträchtigt. Bis auf ein Tier (Deutsch<br />

Langhaar) verhielten sich alle Hunde<br />

ängstlich, waren hektisch, blieben nicht<br />

beim Besitzer, wichen ihm vielmehr ständig<br />

aus.<br />

Der Rottweiler, der vor der Stimu -<br />

lation durch ausgeprägte Umwelt sicher -<br />

heit und Imponieren der Testperson<br />

gegen über aufgefallen war und dessen<br />

Los lau fen im Ansatz gestoppt werden<br />

konnte, trat im zweiten Testdurchgang<br />

ebenso sicher auf, wirkte jedoch gereizt<br />

und bedrohte die Testperson jetzt.<br />

Ein Hund (Riesenschnauzer) war nicht<br />

ansprechbar, verkroch sich wimmernd in<br />

der Ecke und zeigte Apathie.<br />

Auch die Umweltsicherheit war bei<br />

den meisten Hunden herabgesetzt, sie<br />

wichen Reizen aus, denen im ersten<br />

Durch gang angstfrei begegnet worden<br />

war, hockten bei geduckter Körper hal -<br />

tung oder bewegten sich so und zeigten<br />

Angstkoten.<br />

Die Kurzhaarteckelhündin lief in<br />

Panik zick-zack-artig über das Gelände,<br />

zeigte ausgeprägtes Fluchtverhalten und<br />

lief/sprang dabei immer wieder gegen<br />

den Zaun…«<br />

Löst die Anwendung eines Strom hals -<br />

bandes also keinen erhöhten Stress bei<br />

Hunden aus? Diese Beobachtungen<br />

belegen das Gegenteil. Die Reaktionen<br />

der Hunde reichten von Unsicherheit<br />

über Angst und Panik bis hin zu zielgerichteter<br />

Aggression.<br />

Abschließen möchte ich diesen Be -<br />

richt <strong>mit</strong> zwei weiteren Zitaten aus beiden<br />

Forschungen. Zitat aus Imke<br />

Böhmes Dissertation 1 :<br />

» … Stressoren, die akut auf den Körper<br />

einwirken, führen nach LADEWIG (1994)<br />

zu einem deutlichen Anstieg von Cortisol -<br />

werten.<br />

Mehrere Wissenschaftler behaupten,<br />

dass das Messen des Cortisolwertes einen<br />

Nachweis für Stress liefert (MOBERG 2000;<br />

KIRSCHBAUM u. HELLHAMMER 1994; VIN-<br />

CENT u. MICHELL 1992). MOBERG (2000)<br />

hebt hervor, dass die Voraussetzung dafür<br />

gute experimentelle Bedingungen sein<br />

müssen.<br />

Ein Parameter allein ist danach nicht<br />

geeignet, alle Typen von Stress zu repräsentieren.<br />

In Kombination <strong>mit</strong> einem<br />

anderen Parameter, zum Beispiel Verhal -<br />

tensbeobachtungen, stellt der Cortisol -<br />

wert nach VINCENT und MICHELL (1992)<br />

einen Beweis für Stress dar…«<br />

Zitat aus der Forschungsstudie von<br />

Teutsch / Feddersen-Petersen 2 :<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 17


Kritisch gesehen<br />

» … Der Hund ist ein soziales Wesen und<br />

wir sind seine Familie. Eine Familie, die<br />

dafür sorgt, dass er sein Fressen be kommt,<br />

die Streicheleinheiten, die er braucht,<br />

erhält und körperlich und geistig gesund<br />

bleibt.<br />

Wir tragen die Verantwortung für ihn!<br />

Wir sollten diese Verantwortung ernst<br />

nehmen und uns überlegen, wie wir <strong>mit</strong><br />

unseren Hunden umgehen! Es gibt nicht<br />

nur moralische, sondern auch sachliche<br />

Argumente – die belegt sind – das Stark -<br />

zwang kein Weg sein sollte in der Erzie -<br />

hung eines Hundes! …«<br />

Sind, nach allem, was Sie nun gelesen<br />

haben, Stachel, Strom und Co. nun<br />

guten Gewissens einsetzbar? Diese<br />

Entscheidung liegt ganz allein bei<br />

Ihnen – und ich hoffe, Sie entscheiden<br />

im positiven Sinne, für Ihren Hund.<br />

Foto-Quellen:<br />

„Malionois“, Regina Kaute/pixelio.de<br />

„Schutzdienst“, Herwig Stieber, pixelio.de<br />

„Vizsla“ &„Pudelpointer“, Marina Gro mann<br />

/pixelio.de<br />

„Münsterländer“, Dirk O. Roth/pixelio.de<br />

Text-Quellen:<br />

(1) Dissertation „Vergleich der Stress aus -<br />

wir kungen anhand von Speichel cortisol -<br />

werten und der Lern effekte von drei<br />

Ausbildungsmethoden bei Polizei dienst -<br />

hun den“, der Tierärztlichen Hochschule<br />

Hannover vorgelegt von Imke Böhm<br />

unter wissenschaftlicher Betreuung von<br />

Univ.-Prof. Dr. H. Hackbarth, Institut für<br />

Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labor -<br />

tiere und Pferde) aus dem Jahr 2009<br />

(2) Ethisches Gutachten von Prof. Dr.<br />

Gotthard M. Teutsch, ethologisches Gut -<br />

achten von Dr. med. vet. Dorit Urd Fed -<br />

dersen-Petersen (1998) „Grundlagen einer<br />

tierschutzgerechten Ausbildung von<br />

Hun den – Gutachten zur Verwen dung<br />

von Elektroreizgeräten bei der Ausbil -<br />

dung von Hunden aus ethischer und<br />

ethologischer Sicht“<br />

ISBN398015453X, erhältlich beim VDH<br />

(Verband für das Deutsche Hundewesen)<br />

Autor: Claudia Landgrafe<br />

www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />

Wir sind für einen<br />

straf- und gewaltfreien<br />

Umgang <strong>mit</strong> Hunden.<br />

www.<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de<br />

18<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

Überlegungen vor<br />

dem Hundekauf<br />

Sie möchten sich einen Hund anschaffen? Oder denken gar an einen Zweitoder<br />

Dritt<strong>hund</strong>? Einige Fragen sollten Sie <strong>mit</strong> sich selbst und Ihrer Familie ausführlich<br />

und vor allem ehrlich diskutieren, bevor Sie unüberlegt einen Hund<br />

<strong>mit</strong> nach Hause bringen.<br />

Sind alle Familien<strong>mit</strong>glieder<br />

einverstanden?<br />

Egal, wie sehr Sie selbst sich einen<br />

Hund als Freund, Partner, Spielgefäh -<br />

rten oder Wegbegleiter wünschen – Ihr<br />

neues Familien<strong>mit</strong>glied wird es schwer<br />

haben, wenn auch nur ein Mitglied<br />

Ihrer Familie gegen ihn ist. Unbewusst<br />

oder manchmal auch sehr bewusst<br />

wird dem Hund gezeigt, dass er unerwünscht<br />

ist oder man lässt ihm alles<br />

durchgehen, manchmal <strong>mit</strong> fatalen<br />

Folgen. Besonders Kinder können sehr<br />

grausam sein und heimlich alles tun,<br />

da<strong>mit</strong> das ungeliebte „Mistvieh“ wieder<br />

verschwindet. Sie ärgern und zanken<br />

den Hund oft unbemerkt, bis es zu<br />

einem Zwischenfall kommt, der meist<br />

die Abgabe des Hundes zur Folge hat.<br />

Der Hund reagiert zunächst vielleicht<br />

nur unsicher, im weiteren Verlauf<br />

mögli cherweise auch aggressiv gegen<br />

die Person, die sich ihm gegenüber<br />

anders ver hält als der Rest der Familie,<br />

schlimms tenfalls weitet sich das<br />

Verhalten aufgrund seiner<br />

Verunsicherung auf die ganze Familie<br />

und auch fremde Per sonen aus.<br />

Eine Allergie sollte auch von vorn<br />

herein ausgeschlossen sein. Wenn Sie<br />

sich nicht sicher sind, nehmen Sie einige<br />

Haare des Hundes, den Sie sich ausgesucht<br />

haben, <strong>mit</strong> zu einem Arzt für<br />

Allergien (Allergologe) und lassen Sie<br />

sich und Ihre Familie testen. So ersparen<br />

Sie sich und auch dem Hund unnötigen<br />

Stress und einiges an Kummer.<br />

Als besonders allergikerfreundlich<br />

gelten der Coton de Tuléar sowie der<br />

Labradoodle und Goldendoodle – aber<br />

bitte auch hier zuerst einen Test ma -<br />

chen.<br />

Dürfen Sie einen Hund<br />

halten (Mietwohnung)?<br />

Sehr kleine Hunde wie Chihuahuas,<br />

Prager Rattler, Zwergpinscher oder<br />

Yorkshire Terrier gelten sozusagen als<br />

„Kleintiere“ und dürfen ohne Geneh -<br />

migung auch in Mietwohnungen gehalten<br />

werden – solange sie nicht durch<br />

Sehr kleine Hunde wie der Chihuahua<br />

gelten als Kleintiere. Bei diesen bedarf<br />

es keiner Erlaubnis für die Haltung in<br />

einer Mietwohung<br />

ununterbrochenes Kläffen die Nach -<br />

barn nerven (Urteil des LG Kassel, 1997-<br />

01-30, 1 S 503/96, Rechts bereich/Nor -<br />

men: BGB) –> siehe Artikel „Hunde vor<br />

Gericht“.<br />

Ein generelles Haustierverbot in<br />

Miet verträgen gilt nicht. Die Klauseln in<br />

Mietverträgen, nach der »die Haltung<br />

jeglicher Tiere genehmigungspflichtig«<br />

ist, braucht nicht beachtet zu werden.<br />

Streng genommen müsste der Mieter<br />

danach für jeden Goldfisch, jede Eid -<br />

echse oder jeden Kanarienvogel eine<br />

Genehmigung des Vermieters einholen.<br />

Da die gesamte Klausel unwirksam<br />

ist, gilt das generelle Verbot nicht. Der<br />

Mieter darf deshalb – ohne zu fragen –<br />

jedes Tier halten. Auch einen Hund.<br />

(Amtsgericht Köln Az. 213 C 369/96)<br />

Fehlt die unwirksame Generalklausel<br />

im Mietvertrag, ist aber zumindest die<br />

Hunde- und Katzenhaltung genehmigungspflichtig.<br />

Ausnahme: Es handelt<br />

sich um einen Blinden<strong>hund</strong>. Den darf<br />

der Vermieter nicht verbieten. (Bundes-<br />

gerichtshof, VIII ZR 340/06)<br />

Soll es ein Rasse<strong>hund</strong> oder<br />

ein Mischling sein?<br />

Und welche Rasse passt überhaupt zu<br />

Ihnen? Diese Fragen sind wohl die<br />

wichtigsten überhaupt bei der Auswahl<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 19


Kritisch gesehen<br />

eines Hundes. Wenn Sie sehr aktiv und<br />

sportlich sind, ist ein Dackel bei Ihnen<br />

eher fehl am Platz, im Umkehrschluss<br />

wird ein Mensch <strong>mit</strong> dem Bedürfnis<br />

nach viel Ruhe <strong>mit</strong> einem Australian<br />

Shepherd oder Belgischen Malinois<br />

sehr unglücklich werden.<br />

Beachten Sie bei Rasse<strong>hund</strong>en und<br />

Mischlingen, bei denen Sie wenigstens<br />

ein Elternteil kennen, bitte immer, für<br />

welche Tätigkeiten dieser Hund ur -<br />

sprünglich gezüchtet und eingesetzt<br />

wurde und heute noch wird – denn<br />

einige Rassen haben im Laufe der Zeit<br />

ihren ursprünglichen Job beinahe völlig<br />

verloren und werden heute für völlig<br />

andere Arbeiten eingesetzt, wie z. B. der<br />

Schäfer<strong>hund</strong>. Er ist heute mehr Schutz-,<br />

Wach- und Sport<strong>hund</strong> und nur noch selten<br />

als Hund des Schäfers anzutreffen.<br />

So schwer es auch fällt – entscheiden<br />

Sie <strong>mit</strong> Verstand und nicht nur <strong>mit</strong><br />

dem Herzen und dem Auge. Sie ersparen<br />

sich selbst eine große<br />

Enttäuschung, viel Kummer und dem<br />

Hund vielleicht ein <strong>Leben</strong> im Tierheim.<br />

Thema Auslastung<br />

Ein gesundes Rundum-Training sollte<br />

sowohl körperliche Bewegung, als<br />

auch geistige Auslastung beinhalten.<br />

Sprich – reines Laufen, Rennen und<br />

Herum toben genügt meist nicht, um<br />

einen Hund artgerecht auszulasten<br />

oder zu ermüden. Geistige Arbeit wie<br />

z. B. Suchspiele oder Tricks erlernen fordern<br />

Ihren Hund weit mehr als reine<br />

Bewegung. Das gilt grundsätzlich für<br />

alle Rassen. Die Qualität Ihres gemeinsamen<br />

Tuns ist sehr wichtig, weniger<br />

die Quantität (Dauer). Je mehr Bewe -<br />

gung Sie Ihrem Hund „antrainieren“, um<br />

so mehr wird er auch einfordern!<br />

Hüte- und Treib<strong>hund</strong>e<br />

Schutz der Herde zuständig sind. Das<br />

sind extrem aktiv und wollen arbeiten bedeutet aber auch, dass diese Rassen<br />

und das nicht nur zwei Stunden am sehr eigenständig sind und selbst Ent -<br />

Tag, sondern möglichst den ganzen schei dungen treffen müssen, da sie<br />

Tag. Werden sie nicht entsprechend von den Schäfern oft <strong>mit</strong> der Herde<br />

ausgelastet, hüten sie auch <strong>mit</strong> vollem allein gelassen wurden und diese<br />

Einsatz Menschen oder Gegenstände. gegen Wölfe und Bären verteidigen<br />

Regelrechte Hoch leistungssportler auf mussten. Die Hunde sind sehr territorial<br />

veranlagt und betrachten Fremde,<br />

diesem Gebiet sind der Border Collie,<br />

der Australian Shepherd, der Australian egal ob Mensch oder anderes Lebe -<br />

Cattledog und der Kelpie. Etwas ruhiger,<br />

aber ebenso beschäftigungsfreu-<br />

Ihr Schutztrieb ist sehr hoch und bei<br />

wesen, zu nächst einmal misstrauisch.<br />

dig sind Briard, Bobtail, Bouvier, Collie Gefahr vertreiben sie den Eindringling<br />

und Sheltie, um nur die bekanntesten ohne zu zögern.<br />

Rassen zu nennen.<br />

Zu den sehr aktiven und arbeitswilligen Hüte- und Treib<strong>hund</strong>en zählen z. B. (von<br />

links): Border Collie, Australian Shepherd und Harzer Fuchs (altdeutscher<br />

Hüte<strong>hund</strong>)<br />

Hirten- und Herdenschutz<strong>hund</strong>e Bei Dämmerung und Dunkelheit steigert<br />

sich ihre Wachsamkeit sehr. Sie<br />

sind etwas ruhiger als ihre oben ge -<br />

nannten Kollegen, da sie mehr für den mögen auf einen Betrachter von außen<br />

Die für den Schutz der Viehherden gezüchteten Rassen sind etwas ruhiger als die<br />

Hüte<strong>hund</strong>e. Hier diverse französische Hirten<strong>hund</strong>e: Briard (links in braun und<br />

rechts außen, schwarz), Bouvier (2.v.l.), Berger des Pyrenees (in blond und braun,<br />

Mitte), Berger de Picard (hinten rechts)<br />

20<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

friedlich und verschlafen wirken. Bei<br />

einer unbedachten Annäherung verwandelt<br />

sich dann der so gelassen wirkende<br />

Hund plötzlich in einen imposanten,<br />

drohenden Schutz<strong>hund</strong>, der<br />

bei Nichtbeachten seiner Warnung<br />

auch durchaus heftigen Körpereinsatz<br />

zeigen kann.<br />

Folgende Rassen gehören u. a. dazu:<br />

alle Sennen<strong>hund</strong>e, Cao de Castro Labo -<br />

reiro, Komondor, Kuvasz, Anato lischer<br />

Hirten<strong>hund</strong> (wozu auch der Kangal<br />

zählt), Pyrenäen-Berg<strong>hund</strong>, Marem -<br />

mano, Do Khyi und Bergamasker.<br />

Zwei sehr unterschiedliche Rassen der<br />

Kategorie Jagd<strong>hund</strong>e: links der ungarische<br />

Vorsteh<strong>hund</strong> Magyar Viszla, rechts<br />

der kurzbeinige Rauhaardackel<br />

Lauf<strong>hund</strong>. Eine spezielle Unterkate go -<br />

rie belegen die<br />

mussten mutig und unerschrocken<br />

sowie möglichst schmerzunempfindlich<br />

sein, um sich nicht von einem<br />

Schlag oder Tritt abschrecken zu lassen.<br />

Zu den Hof- und Wach<strong>hund</strong>en zählen<br />

der Spitz, der Hovawart, Deutscher,<br />

Holländischer und Belgischer Schäfer -<br />

<strong>hund</strong>, Rottweiler, Dobermann, Mastiff<br />

und Bullmastiff, Deutsche Dogge,<br />

Boxer, Leonberger und Schnauzer.<br />

Einige dieser Rassen werden aufgrund<br />

ihrer starken Arbeitsfreude auch<br />

gern als Schutz<strong>hund</strong>e eingesetzt. So<br />

wurde z. B. der Bullmastiff als Schutz -<br />

<strong>hund</strong> für Wildhüter gezüchtet und<br />

Riesenschnauzer bei der Armee eingesetzt.<br />

Auf dem Posten: wachsamer Do Khyi<br />

Jagd<strong>hund</strong>e<br />

sind, wie es der Name bereits vermuten<br />

lässt, für die Jagd gezüchtet worden.<br />

Hier gibt es weitere Unterscheidun gen<br />

in Stöber<strong>hund</strong>e, Vorsteh<strong>hund</strong>e, Schweiß<strong>hund</strong>e<br />

(Suche nach verletztem Wild),<br />

Erd<strong>hund</strong>e, Jagende Hunde (Bra cken<br />

und Meute<strong>hund</strong>e) sowie Appor tier -<br />

<strong>hund</strong>e. Sie sind sehr aktiv und sollten<br />

entsprechend ihrem speziellen Naturell<br />

ausgelastet werden, wenn sie nicht ihre<br />

Veranlagung ungebremst ausleben sollen.<br />

Dazu zählen u.a. alle Terrier, Dackel,<br />

Bracken, Beagle, Dalmatiner, Blood -<br />

hound, Golden und Labrador Retriever,<br />

alle Spaniel, Pointer, Setter, Müns ter -<br />

länder, Weimaraner, Magyar Vizsla, Rho -<br />

desian Ridgeback und der Schweizer<br />

Wind<strong>hund</strong>e<br />

Sie wurden für sehr schnelles Wild<br />

gezüchtet. Wer einmal einen solchen<br />

Hund in Aktion gesehen hat, wird sich<br />

reiflich überlegen, ihn unbedacht anzuschaffen.<br />

Hier findet man Rassen wie<br />

den Galgo und Podenco, den Irischen<br />

Wolfs <strong>hund</strong> (ja, tatsächlich!), das Italie -<br />

nische Windspiel, den Whippet,<br />

Afghanen, Greyhounds und den Barsoi.<br />

Wach- und Hof<strong>hund</strong>e<br />

Auch hier erübrigt sich eine Erklärung.<br />

Ähnlich wie der Herdenschutz<strong>hund</strong> ist<br />

es ihre Aufgabe, Haus, Hof und seine<br />

Bewohner zu beschützen und unter<br />

vollem Körpereinsatz zu verteidigen,<br />

was wiederum ein eigenständiges Han -<br />

deln voraussetzt, sprich – der Hund<br />

entscheidet schnell selbst, wer sich<br />

nähern darf und wer angegriffen / vertrieben<br />

wird.<br />

Oft wurden auf Höfen zwei Hunde<br />

gehalten – ein kleinerer, der rasch und<br />

zuverlässig das Herannahen eines Frem -<br />

den durch Bellen meldete und ein großer,<br />

um die Verteidigung zu übernehmen.<br />

Die Verteidiger von Haus und Hof<br />

Deutsche Dogge als Hof<strong>hund</strong><br />

Nordische Hunde<br />

waren und sind auch heute noch Zug -<br />

tiere und Wach<strong>hund</strong>e der Camps. Von<br />

ihnen werden hohe mentale und körperliche<br />

Fähigkeiten gefordert, um in<br />

einem sehr rauen Klima und <strong>mit</strong> wenig<br />

Nahrung perfekt arbeiten zu können.<br />

Diese Hunde müssen körperlich hoch<br />

belastbar und lauffreudig sein und im<br />

Schnee „den besten Trail“ zum Laufen<br />

erkennen können.<br />

Auf Kurzstrecken können Schlitten -<br />

<strong>hund</strong>e ein Tempo bis zu vierzig Stun -<br />

denkilometern erreichen, auf langen<br />

Strecken immer noch bis zu dreiundzwanzig<br />

Stundenkilometer. Man sollte<br />

den Wach- und Jagdtrieb sowie die kör-<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 21


Kritisch gesehen<br />

perliche Kraft dieser Rassen in keinem<br />

Falle unterschätzen!<br />

Die nordischen Hunde, wie der Husky,<br />

werden noch heute als Zugtiere und<br />

Wach<strong>hund</strong>e in Camps eingesetzt<br />

Zu den Nordischen Hunden gehören<br />

der Akita Inu, der Alaskan Malamute,<br />

der Samojede und der Sibirian Husky.<br />

Kampf- und Kriegs<strong>hund</strong>e<br />

wurden zur Abschreckung von Feinden<br />

und zum Spaß der Menschen an Wett -<br />

kämpfen <strong>mit</strong> Tieren gezüchtet. Beson -<br />

ders die Molosser beeindrucken durch<br />

ihre kräftige Statur und ihr Aussehen.<br />

Hier stechen der Mastino Napoletano<br />

(siehe Foto) und die Bordeauxdogge<br />

als sogenannte Nachfahren der römischen<br />

Kriegs<strong>hund</strong>e heraus. Sie kämpften<br />

gegen Wölfe und Bären in Zirkus -<br />

arenen und im Krieg gegen Menschen.<br />

Weniger massige Hunde kämpften<br />

unerschrocken bis zum Tod gegeneinander<br />

oder andere Tiere. Ursprünglich<br />

wurden sogenannte „Bullenbeißer“ bei<br />

Tierkämpfen eingesetzt, um Bullen zu<br />

Boden zu reißen. Zu diesen Hunden<br />

zählten hauptsächlich die Bulldogs und<br />

auch der Boxer, der damals noch ein<br />

etwas anderes Aussehen hatte als<br />

heute. Heute werden der American<br />

Bulldog und Dogo Argentino noch zur<br />

Wildschweinjagd eingesetzt.<br />

Der Pitbull Terrier und der American<br />

Staffordshire Terrier wurden ursprünglich<br />

bei Rattenfänger-Wettbewerben<br />

(welcher Hund tötet am schnellsten<br />

eine vorgegebene Zahl an Ratten) und<br />

Hundekämpfen verwendet. Die Züch -<br />

ter wollten Hunde, die bis zur <strong>absolut</strong>en<br />

Erschöpfung kämpfen konnten<br />

und wollten. Diese Rassen zeichnen<br />

sich durch eine recht hohe Reiz schwelle,<br />

aber auch einen geringen Selbster hal -<br />

tungstrieb aus – wenn sie einmal käm p -<br />

fen, dann bis zum bitteren Ende, selbst<br />

wenn sie schwer oder tödlich verletzt<br />

werden. Daher stehen die meisten dieser<br />

Hunde auf den Rasselisten des<br />

Landes HundeGesetzes.<br />

Die letzte Kate gorie sind die<br />

Gesellschafts- und Begleit<strong>hund</strong>e.<br />

Diese Hunde wurden im Laufe der Zeit<br />

als Begleiter gezüchtet, die keine Arbei -<br />

ten mehr erledigen mussten und einfach<br />

nur „da sein“ sollten. Viele Men -<br />

schen vergessen aber leider, dass ein<br />

Hund nun mal ein Hund ist und auch<br />

die Kleinsten vom Wolf abstammen.<br />

Und ein Wolf muss arbeiten, wenn er<br />

essen will. Auch kleine Hunde wollen<br />

beschäftigt werden, sonst stellen sie<br />

Dummheiten an oder werden in anderer<br />

Form verhaltensauffällig. Wer mag<br />

schon einen „kleinen Kläffer“ an der<br />

Leine oder Haustür haben?!<br />

Hier finden wir die Rassen Mops,<br />

Havaneser, Yorkshire Terrier, Chihua -<br />

hua, Prager Rattler, King Charles Cava -<br />

lier Spaniel, Boston Terrier, Französiche<br />

Bulldogge, Lhasa Apso, Malteser, Peki -<br />

nese, Shih Tzu, Tibet Spaniel und Tibet<br />

Terrier.<br />

Beeindruckt durch seine kräftige Statur: der Mastino Napoletano<br />

Mischlinge<br />

bei denen Sie nicht wissen, was „drin<br />

ist“, sind oftmals wahre Wundertüten.<br />

Manchmal kann man aufgrund ihrer<br />

Optik auf die eine oder andere Rasse<br />

schließen. Hier müssen Sie sich bewusst<br />

sein, dass Sie vielleicht „optisch Prin -<br />

zessin – innerlich Godzilla“ oder „op-<br />

tisch Goliath – innerlich Hasenfuß“<br />

bekommen. Können Sie da<strong>mit</strong> leben?<br />

22<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

Wie groß soll / darf er sein,<br />

da<strong>mit</strong> alle Familien<strong>mit</strong> glie der<br />

<strong>mit</strong> ihm zurecht kommen?<br />

Auch diese Überlegung versteht sich<br />

eigentlich von selbst – das sollte es zu -<br />

mindest. Wenn Sie ein eher zierlicher<br />

Mensch von knappen sechzig Kilo sind,<br />

sollten Sie sich dreimal überlegen, ob<br />

Sie sich einen Hund des gleichen Ge -<br />

wichts oder schwerer zulegen wollen.<br />

Kommen auch alle Familien<strong>mit</strong>glieder<br />

<strong>mit</strong> der gewählten Wunsch-Hunderasse<br />

zurecht?<br />

Bedenken Sie, dass ein Hund, der nur<br />

etwas mehr als die Hälfte Ihres Körper -<br />

gewichtes wiegt, sie bereits recht mühelos<br />

hinter sich her zerren kann! Hunde<br />

haben sozusagen „Allrad“ und bei entsprechend<br />

hoher Motivations lage haben<br />

Sie nur wenig Chancen. Natürlich können<br />

Sie durch entsprechende Erzie -<br />

hung und Training auch einen solchen<br />

Hund führen – aber bitte ziehen Sie<br />

dazu niemals Starkzwang <strong>mit</strong>tel wie ein<br />

Stachelhalsband, harte Leinenrucke<br />

oder Prügel in Erwägung! Und im echten<br />

Notfall haben Sie einem schweren<br />

Hund nichts entgegen zu setzen.<br />

Ist ein Rüde oder eine Hün din<br />

besser geeignet und was hängt<br />

<strong>mit</strong> dieser Auswahl zusammen?<br />

Allgemein gesehen sind Hündinnen<br />

fügsamer, leichter erziehbar, aber auch<br />

ängstlicher und zurückhaltender, während<br />

Rüden eher geneigt sind, mutig<br />

nach vorn zu stürmen und auch mal<br />

den „Macho“ raushängen zu lassen, um<br />

die Rolle des Anführers infrage zu stellen.<br />

Hündinnen werden zwei Mal im Jahr<br />

läufig, sofern sie nicht kastriert sind.<br />

Wenn Sie Nachwuchs vermeiden wollen,<br />

müssen Sie aufpassen! Hündinnen<br />

sind meist kleiner und leichter gebaut<br />

als Rüden. Im Kampf sind sie jedoch<br />

oftmals die erbitterteren Gegner, die es<br />

todernst meinen. Kämpfe unter Hün -<br />

din nen enden meist <strong>mit</strong> sehr viel<br />

schlimmeren Verletzungen als unter<br />

Rüden, bei denen eher körperliche Dro -<br />

h ung und „lautes Theater“ vorherrscht.<br />

Dennoch ist jeder Hund vom Wesen<br />

und Charakter her anders. Sie können<br />

im Einzelfall auch das genaue Gegen -<br />

teil vorfinden.<br />

Hunde machen Arbeit und<br />

Dreck! Wie groß darf der<br />

Pflegeaufwand sein?<br />

Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie<br />

einen kurzhaarigen Hund oder einen<br />

„laufenden Flokati“ zu sich nehmen<br />

wollen. Langhaarige Hunde bringen<br />

mehr Schmutz in die Wohnung, das Fell<br />

muss mehrmals wöchentlich intensiv<br />

gepflegt werden, da<strong>mit</strong> es nicht verfilzt<br />

– was eine komplette Schur nach sich<br />

ziehen würde. Sie brauchen sehr viel<br />

länger, um nach einem Schwimm aus -<br />

flug oder Bad zu trocknen und müssen<br />

sehr viel öfter gründlich untersucht<br />

werden (von Ihnen selbst), weil man<br />

beispielsweise Verletzungen nicht<br />

ohne weiteres sieht.<br />

Sehr kurzhaarige Hunde müssen bei<br />

starken Minus-Temperaturen vor der<br />

Briard am Meer: Haben Sie für die<br />

Pflege eines „laufenden Flokatis“ genügend<br />

Zeit?<br />

Kälte geschützt werden, bzw. dürfen<br />

nicht zu lange bewegungslos im Freien<br />

verbringen (besonders bei kleinen Ras -<br />

sen). Und auch kurzhaarige Hunde verlieren<br />

Haare und schleppen Dreck<br />

unter den <strong>Pfoten</strong> <strong>mit</strong> in die Wohnung.<br />

Es gibt nur wenige Rassen, die kaum<br />

oder gar nicht haaren (sollen), wie den<br />

Pudel, den Coton de Tuléar, der Labra -<br />

doodle und Goldendoodle (Kreuzung<br />

aus Labrador / Golden Retriever <strong>mit</strong><br />

Groß pudeln). Hunde <strong>mit</strong> Schlappohren<br />

müssen ebenfalls regelmäßig wegen<br />

der Ge fahr von Ohrenentzündungen<br />

un ter sucht werden. Schlappohren<br />

brauchen mehr Pflege als Steh- oder<br />

Kippohren.<br />

Wird es ein Welpe oder<br />

erwachsener Hund? „Neu“<br />

oder „Second-hand-Dog“?<br />

Welpen sind wie Babys –<br />

ein vierundzwanzig-Stunden-Job! Alles<br />

ist neu für sie, stubenrein müssen sie<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 23


Kritisch gesehen<br />

erst werden, sie zahnen ab dem vierten<br />

Monat und knabbern alles an, was sie<br />

erreichen können, untersuchen alles,<br />

was sie zu fassen bekommen, <strong>mit</strong> vollem<br />

Körper- und Milchzahneinsatz.<br />

Wel pen können Sie nicht alleine lassen<br />

und Sie müssen sich voll um die<br />

Beschäftigung und Erziehung des kleinen<br />

Krümels kümmern.<br />

Erwachsene Hunde<br />

sind da etwas pflegeleichter. Im Ideal -<br />

fall sind sie stubenrein und kennen<br />

zumindest ein wenig Grundgehorsam,<br />

passen sich ihren neuen Menschen<br />

schnell an und können stundenweise<br />

alleine bleiben. Wie gesagt, im Idealfall.<br />

Hunde aus erster Hand –<br />

da liegt es ganz an Ihnen, wie sie werden.<br />

Natürlich haben Hunde einen<br />

Grundcharakter und gewisse Veran la -<br />

gungen. Aber alles, was Sie <strong>mit</strong> Ihrem<br />

Hund tun und was Ihr Hund durch Sie<br />

lernt, prägt sein weiteres Verhalten.<br />

Hunde aus zweiter (dritter, vierter…)<br />

Hand –<br />

sind Wundertüten. Sie wissen nicht,<br />

welche Erfahrungen (gute wie schlechte)<br />

der Hund gemacht hat und wie er,<br />

wenn überhaupt, trainiert wurde. Er<br />

kann kleinere oder größere Macken<br />

haben oder einfach nur ein Schatz sein.<br />

Er kann auch ein ausgewachsenes<br />

Problem verursachen durch seine<br />

Aggressionen oder Ängste. Sind Sie<br />

bereit, <strong>mit</strong> einem guten Trainer oder<br />

Therapeuten daran zu arbeiten und<br />

auch einem solchen Hund eine Chance<br />

auf ein glückliches <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Ihnen zu<br />

geben? Denn Liebe und Zeit reichen<br />

manchmal einfach nicht aus.<br />

Hunde wollen eine Aufgabe und Be -<br />

schäftigung, sonst suchen sie sich<br />

etwas, von dem Sie garantiert nicht<br />

begeistert sind! Egal, für welchen Hund<br />

Sie sich entscheiden – Sie werden mehr<br />

Collie-Mix als „Reißwolf“: ohne genügend<br />

Beschäftigung suchen sich Hunde<br />

etwas, von dem der Mensch nicht<br />

begeistert ist<br />

CAT4DOGS Hundeerziehung • Inhaberin Cathrin Laurenz<br />

Problem<strong>hund</strong>etherapeutin, Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilderin<br />

33605 Bielefeld • Mobil: 0176 / 297 289 14 • E-Mail: info@cat4dogs.de<br />

www.cat4dogs.de<br />

tun müssen, als „nur spazieren zu gehen“,<br />

wenn er ein ausgeglichenes und glückliches<br />

<strong>Leben</strong> haben soll – und Ihr Zu -<br />

hause so bleiben soll, wie es ist. Je nach<br />

Veranlagung können Sie Such- und<br />

Bewegungsspiele machen wie Man -<br />

trailing, Dummyarbeit / Appor tier spiele,<br />

Agility, Trick-Dog oder anderen Hunde -<br />

sport. Wichtig ist, dass Sie <strong>mit</strong> Ihrem<br />

Hund etwas gemeinsam tun, was Ihnen<br />

beiden Spaß macht.<br />

Können Sie sich einen Hund<br />

leisten? (Futter, Tierarzt, Zu -<br />

behör, Steuer, Versiche rung<br />

etc.)<br />

Ein Hund braucht zwingend Futter und<br />

Näpfe, Halsband / Geschirr und eine<br />

Leine. Ein Liegeplatz (Körbchen oder<br />

Decke) und geeignetes Spielzeug, so -<br />

wie Kauartikel vervollständigen das<br />

Sortiment. Darüber hinaus kann man<br />

reichlich Geld für Hundezubehör ausgeben,<br />

ob es nun sinnvoll ist oder nicht.<br />

Können Sie die Kosten tragen, wenn<br />

er krank wird? Der Besuch in einer<br />

Klinik geht schnell mal in die Hunderte<br />

von Euros. Auch Operationen und Me di -<br />

ka mente sind selten preiswert.<br />

Eine Hundehalterhaftpflicht sollte<br />

selbstverständlich sein, auch bei kleinen<br />

Hunden. „Ihr Kleiner“ könnte einen<br />

Rad- oder Autofahrer zum Ausweichen<br />

zwingen und wenn es zum Unfall<br />

kommt, tragen Sie die meist erheblichen<br />

Kosten.<br />

Und auch eine gute Hundeschule<br />

gehört dazu. Selbst, wenn Sie zuvor<br />

bereits einen oder mehrere Hunde hatten,<br />

können Sie in Situationen geraten,<br />

in denen Sie nicht weiter wissen. Oder<br />

Sie kommen durch die charakterlichen<br />

oder rassebedingten Veranlagungen<br />

Ihres Hundes an Ihre (erzieherischen)<br />

Grenzen.<br />

24<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Kritisch gesehen<br />

HundeZentrum<br />

Ostfriesland<br />

Anett Kulke<br />

Hundeverhaltenstherapeutin,<br />

Hundehaltertrainerin,<br />

Hundeverhaltensberaterin<br />

26603 Aurich<br />

E-Mail:<br />

whitewolf66(at)web.de<br />

Mobil: 01520 / 982 385 8<br />

Wer kümmert sich um ihn,<br />

wenn Sie krank werden oder<br />

in Urlaub wollen?<br />

Unterbringung bei einem Hunde -<br />

sitter / Freund / Familien<strong>mit</strong>glied<br />

Der Hund sollte die Person möglichst<br />

vorher kennenlernen und sie sollten<br />

sich <strong>mit</strong>einander verstehen. Sie sollten<br />

sich sicher sein können, dass Ihr Hund<br />

gut gefüttert, ausgeführt und liebevoll<br />

behandelt wird.<br />

Pension<br />

Lassen Sie sich alles zeigen, achten Sie<br />

auf den Umgang <strong>mit</strong> den Hunden dort<br />

und auf Sauberkeit. Nach Möglichkeit<br />

sollte das Personal eine Ausbildung im<br />

Bereich „Hund“ vorweisen können.<br />

Tierheim<br />

Der letzte Weg und die letzte Mög lich -<br />

keit, auch wenn es nur kurzfristig sein<br />

soll. Hier trägt Ihr Hund in jedem Fall<br />

eine Macke davon, und <strong>mit</strong> nach<br />

Hause, wenn Sie ihn wieder abholen.<br />

Mitnehmen<br />

Ja, bitte gerne! Nur bitte nicht auf Flug -<br />

reisen, denn der Transport in einer Box<br />

im Bauch des Fliegers löst enormen<br />

Stress und Ängste aus und kann Ihren<br />

Hund traumatisieren. Suchen sie sich<br />

Ziele, die Sie <strong>mit</strong> dem Auto oder der<br />

Bahn erreichen können – es gibt genügend<br />

davon. Klären Sie vorher, ob Sie<br />

Ihren Hund <strong>mit</strong>bringen können oder<br />

suchen Sie direkt nach <strong>hund</strong>efreundlichen<br />

Unterkünften. Beachten Sie die<br />

Einreisebestimmungen, wenn Sie in ein<br />

anderes Land fahren.<br />

Wenn nichts davon geht: Hände weg<br />

von einem Hund! Kaufen Sie sich ein<br />

Plüschtier.<br />

Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich ein<br />

„zahmes Raubtier“ zulegen wollen, das<br />

bei falscher Behandlung gefährlich<br />

werden kann?! Bei allem niedlichen<br />

Aus sehen und der enormen Rasse viel -<br />

falt darf man eines nicht vergessen –<br />

der Hund stammt vom Wolf ab und ist<br />

ein Raubtier – nicht nur metaphorisch<br />

gesehen, sondern sehr real. Er ist triebund<br />

instinktgesteuert, ein Sichtjäger,<br />

frisst Fleisch als Hauptnahrung und reagiert,<br />

wenn es sein muss, <strong>mit</strong> aggressivem<br />

Drohen und heftigem Zubeißen.<br />

Was bei sehr kleinen Hunden noch als<br />

„niedlich“ abgetan wird, kann bei großen<br />

Hunden lebensgefährlich werden.<br />

Unzählige Unfälle zwischen Mensch<br />

und Hund, teils <strong>mit</strong> Todesfolge (besonders<br />

bei Kindern) bestätigen es immer<br />

wieder. Werden Hunde falsch behandelt<br />

oder zu sehr vermenschlicht, können<br />

aus ihnen tickende Zeitbomben<br />

werden, die bei dem nächsten Auslöser<br />

gnadenlos explodieren.<br />

Sind Sie bereit, sich <strong>mit</strong> dem Wesen<br />

des Hundes, wie er wirklich ist, auseinander<br />

zu setzen und ihm ein wesensgerechtes<br />

<strong>Leben</strong> ohne Strafen und<br />

Gewalt zu ermöglichen? Können Sie<br />

ihn artgerecht ernähren, ihn fair und<br />

souverän anführen und ihn beschützen,<br />

vor anderen Hunden als auch vor<br />

anderen Menschen? Wollen Sie lernen,<br />

dies zu tun, falls Sie nicht wissen, wie<br />

das geht? Pfote drauf!<br />

Dann, und nur dann – wenn Sie alle<br />

diese Fragen positiv abgeklärt haben –<br />

sind Sie bereit für einen Hund!<br />

Fotos :<br />

„Langhaar-Chihuahua“ Martin-Klaus/pixelio.de<br />

„Husky race“ Fotolia<br />

„franz. Hirten<strong>hund</strong>e“ magicpen/pixelio.de<br />

„Do Khyi“ Mimayin/Wiki commons<br />

„Vizsla-Dackel“ Grossi1985/pixelquelle.de<br />

„Dogge“ Michael O./pixelio.de<br />

„Mastino Napoli tano“ Anka Friedrich/Wiki<br />

commons<br />

„Irischer Wolfs<strong>hund</strong> <strong>mit</strong> Kind“ Fotolia<br />

„langhaar“/pixelquelle.de<br />

„Reißwolf“ C. Landgrafe<br />

„Pfote drauf“ Oliver-Haja/pixelio.de<br />

Autor: Claudia Landgrafe<br />

www.signal-<strong>hund</strong>.de<br />

Quellen: Wikipedia<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 25


Tierschutzkritik<br />

Kleine, feine<br />

Tierschutzforen...<br />

von Martina Wald,<br />

(Hundehilfe Eifel,<br />

im Juni 2010)<br />

… jene, die die ersten beiden Silben dieses Wortes auch verdienen, sind immens wichtig<br />

für jegliche Art von Aufklärung und Wirken im Tierschutz. Leider sind sie rar geworden.<br />

Solche nämlich, in denen jene Themen<br />

fachlich versiert oder interessiert diskutiert<br />

werden, die leider immer noch den<br />

aktiven Tierschutz in Deutschland be -<br />

stimmen. Dazu gehören u.a. neben allen<br />

Tätig keiten der Rettung / Sicher stellung<br />

von Tieren auch sämtliche Aufgaben<br />

der Über nahme und Ver<strong>mit</strong>tlung wie<br />

auch Fragen oder Problematiken bei<br />

der Tierhaltung, sei es in der Pflegestelle<br />

oder bereits im neuen Zuhause.<br />

Was sich aber heutzutage alles als<br />

„Tierschutz“-Forum eigendeklariert (an-<br />

dere Tierforen sind hier ausdrücklich<br />

nicht gemeint), hat <strong>mit</strong> dem eigentlichen<br />

Anliegen herzlich wenig gemein.<br />

Die Liebe zum Diskutieren ist zweifelsohne<br />

geblieben, jedoch dominiert nun<br />

der Austausch von Kochrezepten, das<br />

Lösen von Bilderrätseln bis hin zu allgemeinen<br />

„Was habt Ihr heute erlebt“ und<br />

„Ich bin sauer – der Milchmann hat mich<br />

nicht gegrüßt“ Plaudereien. Nichts gegen<br />

solche Themen (wer sie mag und für<br />

wichtig hält …), aber warum solche<br />

Beiträge in einem Tierschutzforum vorrangig<br />

Anklang finden, mag verwundern.<br />

Besucht man ein Aquaristikforum,<br />

will man auch nicht Beiträge über exotische<br />

Birnenrezepte lesen.<br />

Aus den zur Verfügung stehenden<br />

Forenthreads, die auch so wichtige<br />

Themen wie „Tierschutz-Notfälle“, „Fahr-<br />

ketten“, „Verhaltensauffälligkeiten beim<br />

Hund“ oder „Krankheiten“ beinhalten,<br />

stürzen sich Foren<strong>mit</strong>glieder wie auch<br />

- betreiber schwerpunktmäßig auf die<br />

Softthemen: Wer hat das niedlichste<br />

Sofaphoto seines Lieblings? Wer die<br />

besten Grillanregungen für das Wochenende?<br />

Kennt jemand ein gutes Mittel<br />

gegen Rostschutz am Fahrrad oder<br />

hartnäckige Marmeladenflecke? Wäh -<br />

rend die Vielzahl der inhaltsirrelevanten<br />

Tierschutzbeiträge steigt und steigt,<br />

übersieht man beflissentlich jene<br />

Photos, die vom Pflege<strong>hund</strong> XY eingestellt<br />

werden oder vom bereits ver<strong>mit</strong>telten<br />

„Glücksbub“, welcher auch noch<br />

Wochen nach der Ver<strong>mit</strong>tlung <strong>mit</strong> weit<br />

aufgerissenen ängstlichen Augen und<br />

eingeklemmter Rute steif neben seinem<br />

glücklich grinsenden Halter steht, der<br />

wiederum an dieser Stelle postet, wie<br />

„optisch schön doch der Hund sei und<br />

wie süß, wenn er schläft“. Wer jetzt in<br />

einem solchen Forum einen kollektiven<br />

Aufschrei oder wenigstens dünne Kom -<br />

mentare erwartet hinsichtlich dieses<br />

Abbildes der Angst, irrt! Die Mehrzahl<br />

der Mitglieder bestätigen nur zu gerne<br />

die Schönheit des Hundes und wie froh<br />

doch alle sind über die Chance, die der<br />

Hund nunmehr im neuen Zuhause oder<br />

der Pflegestelle erhält. Welche Chance …<br />

fragt sich so mancher, wenn die Halter<br />

noch nicht einmal erkennen, wie hochgestresst<br />

ihr Hund schon beim „normalen“<br />

Photoshoot im heimischen Garten<br />

ohne weitere Reizauslöser ist. Ob man<br />

hier tatsächlich erwarten kann, dass die<br />

Halter wissen, was sie tun und dem<br />

Hund zügig helfen, seine Ängste zu<br />

besiegen? Wohl kaum! Manche Tier -<br />

schützer weigern sich beharrlich zu<br />

glauben, dass ein (Hunde)<strong>Leben</strong> auf<br />

einer ausländischen Insel im (reizarmen!)<br />

Hinterhof eines ländlichen Wohn -<br />

hauses <strong>mit</strong> ausreichender Versorgung<br />

des Hundes für die nächsten Jahre ggf.<br />

besser sein könnte als ein Dasein <strong>mit</strong><br />

(aus Sicht des Hundes) unkontrollierbaren,<br />

unerwarteten Alltags-Dauerreizen<br />

im Minutentakt, die ihn im Traumland<br />

Deutschland von einem Angstzustand<br />

in den nächsten katapultieren. Aber<br />

einen schönen Sofaplatz bekommt er<br />

und man muss ihm nur viel Zeit lassen<br />

(Wozu? Zum sich ängstigen ...?) und<br />

furchtbar lieb haben, dann kuriert er<br />

sich quasi von selbst. Wenn der Angst -<br />

<strong>hund</strong> sich beim nächsten Spaziergang<br />

dann panisch aus dem Halsband windet<br />

und von einem Auto überfahren<br />

wird, kann man selbstverständlich auch<br />

nichts dafür – weder als Halter oder<br />

26<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierschutzkritik<br />

Hundehilfe Eifel • Martina & Ingo Wald • Telefon: 02151/96 60 66<br />

www.<strong>hund</strong>efreud-<strong>hund</strong>eleid.de<br />

Pflegestelle noch als Tierschutzverein...<br />

Es scheint, als ob die seelische Notlage<br />

eines Hundes für viele Tierschützer<br />

keine Belange hat, solange der Hund<br />

gut genährt ist und Stammkunde bei<br />

Sabro sein darf. Der „Rest“ ist schließlich<br />

nicht so schlimm.<br />

Gibt es dann tatsächlich einmal eine<br />

„Tierschutz“-relevante Forenrubrik, die<br />

sich <strong>mit</strong> qualifizierten Beiträgen füllen<br />

ließe, erschrickt man zügig, wenn man<br />

sich den Inhalt zu Gemüte führt. Da<br />

wird ein Hüte<strong>hund</strong> aus dem Ausland<br />

ver<strong>mit</strong>telt und der Halter ist nach wenigen<br />

Wochen <strong>mit</strong> dem Hütetrieb des<br />

Hundes überfordert. Aufgeklärt wurde<br />

er offensichtlich zuvor von dem entsprechenden<br />

Tierschutzverein auch<br />

nicht, denn dass Hüten = Jagen ohne<br />

Tötungshandlung ist, scheint völliges<br />

Neuland für den Halter zu sein. Die vorherigen<br />

„wir-backen-den-besten-Ku-<br />

chen“-Foren<strong>mit</strong>glieder bieten eine Viel -<br />

zahl von unqualifizierten „Tipps“ an und<br />

und loben ebenso kollektiv, wenn der<br />

stolze Hüte<strong>hund</strong>besitzer nach einem<br />

dreiviertel Jahr postet, dass der Hund<br />

jetzt „nur“ noch 3 x die Woche (anstatt<br />

7 Tage) für weniger als eine Stunde auf<br />

den Spaziergängen entschwindet, nachdem<br />

er zuvor die Jogger und anderes<br />

freilaufendes Getier gehütet hat. Wenn<br />

dann abseits der Brachial<strong>hund</strong>ekenner<br />

einige wenige Mitleser schon mal vorsichtig<br />

auf die Gefahren (Straße, Jäger<br />

etc.) oder drohende Anzeigen hinweisen,<br />

die ein solches „ich-mach-nix-der-<br />

Hund-wird´s-schon-richten“-Vorgehen<br />

<strong>mit</strong> sich bringt, hagelt es prompt Ge -<br />

gen posts solcher Hundehalter, die<br />

schon seit Jahren so verfahren und<br />

bestätigen wollen, dass schließlich wirklich<br />

„nix“ passiert. Nur um Missinter -<br />

pretationen vorzubeugen: es geht hier<br />

nicht darum, den vermeintlichen „Teil -<br />

erfolg“ o.g. Halter schlecht zu reden,<br />

sondern die fragwürdige Einstellung<br />

und mangelnde Verantwortung solcher<br />

Halter aufzuzeigen (ganz zu schweigen<br />

von dem grundsätzlichen Image scha -<br />

den, den dann wieder alle Hunde halter,<br />

auch die vernünftigen, ausbaden dürfen...).<br />

Käme man eigentlich als verantwortungsvoller<br />

Autofahrer auf die Idee,<br />

sich dafür loben zu lassen, dass man<br />

einen Fußgänger „nur halb tot“ gefahren<br />

hat? Getreu dem Motto: es hätte ja<br />

auch schlimmer kommen können…?<br />

Immer wieder ein Evergreen in der<br />

Diskussionskultur ist auch der Umgang<br />

<strong>mit</strong> Foren-Notfällen. Da postet der<br />

Ver<strong>mit</strong>tler X, dass dringendst eine Pfle -<br />

gestelle für Hund Bello gesucht wird<br />

und spezifiziert die Voraussetzungen<br />

dafür, verbunden <strong>mit</strong> dem doch sehr<br />

deutlichen und einfach zu verstehenden<br />

Nachsatz: „Wer diese Voraus set -<br />

zungen erfüllt, bitte melden bei ….“<br />

Und was geschieht? Das, was üblicherweise<br />

in Plauderforen passiert, meistens<br />

in dieser Reihenfolge: Foren<strong>mit</strong>glied 1<br />

postet sein inständiges Mitgefühl <strong>mit</strong><br />

dem armen Hund; Foren<strong>mit</strong>glied 2<br />

fragt, wieso es denn sein kann, dass der<br />

Hund so schnell umziehen muss; Foren -<br />

<strong>mit</strong>glied 3 weiß offensichtlich mehr als<br />

die Kollegen 1 und 2 und wettert auf<br />

den derzeitigen Halter und die restlichen<br />

Mitglieder 4 bis 12 jammern und<br />

leiern unisono den so nutzlosen wie<br />

nervigen Lieblingssatz eines jeden Ver -<br />

<strong>mit</strong>t lers herunter: „Wenn ich könnte,<br />

wie ich gerne wollte, dann würde ich ja,<br />

aber…“. Man ist geneigt, beim Lesen<br />

dieser Sätze dem Verfasser seine Vor -<br />

liebe für den Konjunktiv um die Ohren<br />

zu schlagen, verbunden <strong>mit</strong> dem Weck -<br />

ruf, den ursprünglichen Aufruf bitte<br />

genau zu lesen, das Gehirn einzuschalten<br />

und sich ausschließlich nur dann zu<br />

melden, wenn man im Sinne des Auf -<br />

rufes auch helfen kann. Ansons ten ist<br />

oftmals weniger mehr.<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 27


Tierschutzkritik<br />

Der <strong>absolut</strong>e Höhepunkt ist aber oftmals<br />

erst dann erreicht, wenn ein solcher<br />

Notfallthread nach der Sintflut von<br />

Mitleid, Anschuldigungen, Wut, Sym -<br />

pathie bezeugungen und Konjunktiv -<br />

schwem me auch noch thematisch<br />

gefleddert wird.<br />

Wehe jenen Foren<strong>mit</strong>gliedern, die<br />

versuchen, sich ernsthaft <strong>mit</strong> tier -<br />

schutzrelevanten Fragen auseinander<br />

zu setzen, sei es nun in Bezug auf Ver -<br />

haltens auffälligkeiten eines Tieres oder<br />

Ver <strong>mit</strong>t lungsabläufe oder das leidige<br />

Thema des Rückläufers oder, oder, oder.<br />

Aus leidgeprüfter Erfahrung wissen viele<br />

um Ernsthaftigkeit bemühte Fo ren -<br />

<strong>mit</strong>glieder, dass man nicht einfach<br />

schreibt, was man zu sagen hat. Nein –<br />

so einfach geht das nicht! Denn Dis -<br />

kussionen, die hart, aber herzlich verlaufen<br />

(sprich: die auch mal in Form von<br />

„freundlich-direktem Tacheles“ geführt<br />

werden), sind verpönt. Nicht nur bei der<br />

Kuchenrezeptfraktion, sondern oftmals<br />

bei den Forenbetreibern selbst. Der<br />

„Heile-Welt“-Anschein muss gewahrt<br />

bleiben, denn jedes Foren<strong>mit</strong>glied soll<br />

sich schließlich pudelwohl fühlen dürfen<br />

im selbstgewählten Bad der Bei -<br />

träge. Jedes direkte Wort ist demzufolge<br />

auch ein unfreundliches Wort.<br />

Und jeder direkt formulierte Missstand<br />

demzufolge auch ein gezielter individueller<br />

Angriff auf die Mitleserschaft,<br />

aus der sich der Einzelne – irgendwie –<br />

immer persönlich angesprochen fühlt<br />

(jedem scheint der Schuh zu passen,<br />

auch wenn er 5 Nummern zu groß ist).<br />

Was wiederum die Foren-Netiquette<br />

verletzt. Nicht selten enden dann Dis -<br />

kussionen um ernsthafte Themen, noch<br />

bevor sie richtig begonnen haben, <strong>mit</strong><br />

der Löschung der Beiträge. Die heile<br />

Welt… sie ist wichtig; wichtiger als<br />

Probleme aufzugreifen, zu diskutieren<br />

und zu lösen. Dennoch… es gilt zu<br />

akzeptieren, dass jeder Forenbetreiber<br />

auch sein eigener Hausherr ist – er, und<br />

nur er bestimmt, was auf den Tisch<br />

kommt. Das ist sein gutes Recht. So wie<br />

auch jeder Gast entscheiden kann, ob<br />

ihm die servierte Kost schmeckt und er<br />

zum nächsten Mahl wiederkehren<br />

möchte. Falls nicht, sucht man sich besser<br />

einen anderen Koch, einen, <strong>mit</strong> dessen<br />

Kost man sich identifizieren kann.<br />

Schade nur, dass die Anzahl der wirklich<br />

guten Köche nicht im gleichen Maße<br />

steigt wie die der schlechten.<br />

In den seltenen Fällen, in denen überhaupt<br />

noch so etwas wie „Tierschutz &<br />

Co.“ diskutiert wird, macht sich nunmehr<br />

ein weiteres Phänomen in unserer<br />

Foren-Diskussionslandschaft breit:<br />

Das „ich schreibe, was ich meine, aber<br />

meine nicht, was ich schreibe“ – Phä -<br />

Hundeverhaltenstherapie • Seminare für Hundehalter<br />

Straf- und gewaltfreie Hundeerziehung<br />

Silvia Löw • 36039 Fulda • Telefon 0160 / 3 15 53 43 • info@<strong>hund</strong>eschule-osthessen.de<br />

wwww.<strong>hund</strong>eschule-osthessen.de<br />

nomen. Kurzum: Bevor man überhaupt<br />

etwas „kritisch“ in Schriftform anmerkt<br />

oder diskutiert, werden nun zunächst<br />

wortschwall- und seelenbalsamartige<br />

Voraberklärungen geliefert, in denen<br />

sich der Beitragsschreiber in spe noch<br />

vor seinem eigentlichen Diskussions -<br />

beitrag pauschal und prophylaktisch<br />

dafür entschuldigt, falls sich jemand auf<br />

den Schlips getreten, missverstanden,<br />

angegriffen oder nicht ausreichend<br />

gewürdigt fühlen sollte… Köstlich!<br />

Aber anscheinend unerlässlich, will<br />

man in einem Forum diskutieren, in<br />

dem die Mehrheit der Foren<strong>mit</strong>glieder<br />

von emotionaler Entrüstung lebt. Ein<br />

bekannter Soziologe hat dies einmal<br />

unter dem Obergriff „Diskussions-<br />

Bescheuertheit“ zusammengefasst. Ge -<br />

meint ist da<strong>mit</strong> das unfreie und oftmals<br />

unehrliche Gerede im öffentlichen<br />

Raum. Dazu zählt u.a. auch, dass sich<br />

manche Foren<strong>mit</strong>glieder in fremden<br />

Beiträgen immer als Opfer wiedererkennen<br />

und da<strong>mit</strong> im Verfasser dieser<br />

Beiträge logischerweise den Täter<br />

sehen. Diese Forenopferlämmer lauern<br />

geradezu auf Beiträge, über die sie sich<br />

– selbstverständlich hoch emotional,<br />

bar jeder gedanklichen Rationalität –<br />

entrüsten können. Das Opfer ist – nicht<br />

nur in seinen eigenen Augen – immer<br />

der moralische Sieger und setzt da<strong>mit</strong><br />

unter gleichgesinnten Opferjüngern<br />

eine nicht zu unterschätzende Dynamik<br />

in Gang. Am Ende gibt es Scharen von<br />

Forenopfern, die sich gegenseitig ihre<br />

Wunden lecken, tröstend versichern,<br />

dass sie die Gutmenschen sind und<br />

Front machen gegen alles Böse, das sich<br />

noch <strong>mit</strong> den eigentlichen, ursächlichen<br />

Problemfeldern des Tierschutzes<br />

auseinandersetzen will, <strong>mit</strong> direkten<br />

Worten und Taten… einfach zu un -<br />

freundlich, gelle?! Dann lieber unehr-<br />

28<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierschutz<br />

lich, aber super freundlich, einem Foren<strong>mit</strong>glied<br />

zum neuen, selbstverständlich<br />

sooo süßen Hund gratulieren. Dem<br />

Foren<strong>mit</strong>glied, das noch vor wenigen<br />

Wochen den letzten Pflege<strong>hund</strong> eines<br />

örtlichen Tierheims nicht schnell genug<br />

loswerden konnte und aufgrund von<br />

„Problemen <strong>mit</strong> dem Vermieter“ eine<br />

kurzfristige stichtagsbezogene Umplat -<br />

zierung des Hundes forderte und das<br />

Pflegestellen-Aus einläutete – eben aus<br />

diesem Grund. Aber das haben „freundliche“<br />

Mitleser selbstverständlich schon<br />

vergessen und verziehen. Eine vergleichsweise<br />

harmlose Unehrlichkeit;<br />

da gibt es ganz andere, die aber ebenso<br />

„freundlich“ übergangen werden.<br />

Zeige mir Deine Forumsbeiträge und<br />

ich sage Dir, wer Du bist! Dieser Fest -<br />

stellung alter Tierschutz-Forenhasen<br />

kann man nur zustimmen – viele Tier -<br />

schützer <strong>mit</strong> Herz und Verstand haben<br />

dies schon längst erkannt. Sie nutzen<br />

ihr Forum (welches <strong>mit</strong> einem nicht<br />

unerheblichen Mehraufwand an Zeit<br />

geführt und moderiert werden will,<br />

wenn es einem gewissen Niveau standhalten<br />

und eine tierschutzrelevante<br />

Aufgabe erfüllen soll…) und schauen<br />

genau hin, wer bei ihnen <strong>mit</strong>diskutiert<br />

und ihrem Tierschutz-Anliegen dienlich<br />

ist. Alle anderen werden – nachdem<br />

ihre (sicherlich auch durchaus nette)<br />

„Gesinnung“ erkennbar ist – aber eben<br />

nicht dem Ziel eines Tierschutz-Forums<br />

entspricht bzw. dieses fördert, freundlich<br />

gebeten, sich einen anderen Spiel -<br />

platz zu suchen.<br />

Die „Kuchen- und Plauderforen“ wird´s<br />

freuen… ihr Nachwuchs ist ihnen mehr<br />

als gewiss!<br />

Autor: Martina Wald<br />

www.<strong>hund</strong>efreud-<strong>hund</strong>eleid.de<br />

Neues zum Fall „Zarenhof“<br />

Gesa K. ist angeklagt!<br />

Auszug aus dem Anklageschreiben der<br />

Staatsanwaltschaft Trier an das Amts -<br />

gericht Daun, Berliner Straße, 54550<br />

Daun:<br />

»Gesa K. wird angeklagt, vom 01.09.2009<br />

bis 27.09.2010 in Üxheim-Nollenbach<br />

durch 2 rechtlich selbstständige Handlun -<br />

gen<br />

1. durch die selbe Handlung<br />

durch Unterlassen<br />

a) rechtswidrig eine fremde Sache<br />

beschädigt oder zerstört zu haben,<br />

b) in mindestens 7 tateinheitlichen Fällen<br />

ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund<br />

getötet und in mindestens 16 tateinheitlichen<br />

Fällen einem Wirbeltier länger<br />

anhaltende oder sich wiederholende<br />

erhebliche Schmerzen oder Leiden zugefügt<br />

zu haben,<br />

2. in der Absicht sich oder einen Dritten<br />

einen rechtswidrigen Vermögensvorteil<br />

zu verschaffen, das Vermögen eines anderen<br />

dadurch beschädigt zu haben, dass<br />

sie durch Vorspiegelung falscher oder<br />

durch Entstellung oder Unterdrückung<br />

wahrer Tatsachen einen Irrtum erregte<br />

oder unterhielt.<br />

.....<br />

Vergehen, strafbar gemäß §§ 263 Abs.1,<br />

303 Abs. 1, 303c Abs. 1, 13, 52, 53 StGB, §<br />

17 Nr. 1, Nr. 2b TierSchG«<br />

Liebe Leser,<br />

lange hat es gedauert. Endlich ist es so<br />

weit: die Er<strong>mit</strong>tlungen der Staatsanwal -<br />

tschaft Trier gegen Gesa K. sind abgeschlossen.<br />

BItte denken Sie nicht, ich hätte mich<br />

nicht weiter gekümmert, dem ist nicht<br />

so. Ich musste es eben nur etwas „zurück -<br />

gezogener“ tun, da ich dachte, mir wür -<br />

de die Luft ausgehen, wenn ich zusätzlich<br />

noch die Befindlichkeiten anderer<br />

Menschen in der Öffentlichkeit berücksichtigen<br />

muss.<br />

Einige können sich sicherlich vorstellen,<br />

dass es mehr als zermürbend sein<br />

kann, wenn nichts, aber auch <strong>absolut</strong><br />

gar nichts passiert, obwohl die Fakten<br />

doch augenscheinlich ein Vergehen<br />

bezeugen.<br />

Deswegen bin ich um so erleichteter,<br />

dass die Staatsanwaltschaft Trier eine<br />

Eröffnung des Hauptverfahrens – vor<br />

einem Strafrichter – beantragt hat!<br />

Ich danke allen, die geholfen haben,<br />

die Beweiskette zu vervollständigen.<br />

Mein besonderer Dank geht in erster<br />

Linie an Melanie Triebel. Außerdem<br />

danke ich dem Büro von BESCHÜTZER -<br />

instinkte, namentlich Barbara Seché,<br />

Carolin Sperk und Sebastian Fromm -<br />

herz.<br />

Natürlich möchte ich mich auch bei<br />

allen Menschen bedanken, die mich bis<br />

hierher unterstützt und Verständnis aufgebracht<br />

haben.<br />

Es wird noch lange dauern, bis wirklich<br />

etwas erreicht und entschieden<br />

wird. Ich halte durch, ich hoffe, Ihr tut es<br />

auch.<br />

DANKE!<br />

Sonja Zietlow<br />

Quelle Text und Foto:<br />

www.derzarenhofinfo.com<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 29


Tierleid<br />

Wann hat das<br />

endlich ein Ende?<br />

Haustiertransporte<br />

durch Europa<br />

Foto: iStockphoto<br />

Öffentliche Nachrichten und Informationen<br />

gesammelt von: Tierwelt-im-Schatten.de<br />

Junger Verein möchte auch ein<br />

Stück vom Kuchen<br />

»Für unsere Tierschutzfahrt vom 7.-<br />

9.1.2011 suchen wir ganz dringend einen<br />

super zuverlässigen Tierfreund der die<br />

Fahrt begleiten könnte.<br />

Bedingung wäre Führerschein, da<strong>mit</strong><br />

der Hauptfahrer entlastet werden kann<br />

(PKW Führerschein) und die Kosten für<br />

die Pension!!!<br />

Wir sind ein junger Verein und unterstützen<br />

ein Tierheim in Ungarn. Die<br />

Reise geht nach Kaposvar, südl. vom<br />

Plattensee. Leider kann von unserem<br />

Verein diesmal die Fahrt niemand<br />

begleiten, deshalb suchen wir dringend<br />

eine zuverlässige Person!«<br />

Na, das scheint sich ja zu rentieren.<br />

Reicht der Kuchen für alle Absahner?<br />

Krach und Zank um das größe Stück<br />

vorprogrammiert?<br />

Zur Auswahl ein paar Ergebnisse bei<br />

google, für jedermann frei zugänglich<br />

zum Selberlesen:<br />

Stellenangebote im Tierheim – Tier -<br />

pfle ger, Helfer,Praktikum und ...<br />

Die Reise geht nach Kaposvar, südl.<br />

vom Plattensee. Leider kann von unserem<br />

Verein diesmal ... info@abc-tierschutz.de,<br />

Besuchen Sie auch<br />

www.giraffenland.de.<br />

tierheim-tiere.de/cgi-bin/baseportal.pl?<br />

htx=/...tiere... -1294058904<br />

Allgemeine Nachrichten | Balaton Zei -<br />

tung<br />

1. Jan. 2011 ... Kaposvár - Der Tierschutz -<br />

verein Philip in Kaposvár hat deutsche<br />

Unterstützung bekommen. Zehn mo -<br />

bile Zwinger trafen am Dienstag auf<br />

dem ...<br />

www.balaton-zeitung.info/nachrichten?page=11<br />

- 1294058904<br />

Vizi, ein Labrador-Vizsla-Mix, sehr lieb<br />

und anspruchslos! in ... Aufenthalts -<br />

ort:Tierheim Kaposvar Im tierheim seit:<br />

2007 --- Kontakt : Maren Mittelstädt ...<br />

kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/sanzeige/vizi,-ein...mix.../16067083<br />

-<br />

Tierhilfe Wuerfo | Tierschutz - Tierheim<br />

Philipp in Kaposvar (Ungarn)<br />

Die Tierhilfe Wuerfo engagiert sich im<br />

In- und Ausland für notleidende Tiere.<br />

www.tierhilfe-wuerfo.ch/.../tierheimphilipp-kaposvar-ungarn.html<br />

- Im Cache<br />

Projekt Kaposvar - IGGrenzenlos jetzt<br />

Tierschutz Projekt Ungarn eV<br />

Ein warmer Platz Auch die Tier schüt -<br />

zer vor Ort brauchen einen warmen<br />

Platz um mal eine ... Kaposvar - gibt es<br />

Hoffnung? Das Tierheim Kaposvár liegt<br />

auf der ...<br />

www.tierschutz-ungarn.de/.../projektkaposvar/index.php<br />

- Im Cache<br />

Kaposvar - gibt es Hoffnung?<br />

Von der Menschheit scheinbar vergessen<br />

leben im Wald von Kaposvar die<br />

Hunde ... www.tierschutz-ungarn.de/..<br />

./projektkaposvar/kaposvargibteshoffnung.php<br />

- Im Cache<br />

Weitere Ergebnisse anzeigen von tierschutz-ungarn.de<br />

Muss PAULA im Tierheim aufwach -<br />

sen??? (Kaposvar) - Tierheim ...<br />

22. Dez. 2010 ... Muss PAULA im Tier -<br />

heim aufwachsen ??? | Kleinanzeigen<br />

bei Deine-Tierwelt.de - neu und<br />

gebraucht kaufen und verkaufen.<br />

www.deine-tierwelt.de/.../muss-paulaim-tierheim-aufwachsen--a73812847/<br />

-<br />

Im Cache<br />

NOTFALL: BENCE (Kaposvar) - Tier heim-<br />

MischlingsRüde über 50cm<br />

NOTFALL : BENCE | Kleinanzeigen bei<br />

Deine-Tierwelt.de - neu und gebraucht<br />

... www.deine-tierwelt.de/.../notfallbence-a73810752/<br />

- Im Cache<br />

Weitere Ergebnisse anzeigen von<br />

deine-tierwelt.de<br />

H - TH Philip - Kaposvar 2010 -<br />

suzy utzinger - stiftung für tierschutz ....<br />

Hier erfahren Sie mehr über das Tier -<br />

heim Philip im ungarischen Kaposvar ...<br />

www.susyutzinger.ch/content/home/in<br />

dex.php?id=465 - Im Cache<br />

30<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

Tierheim versinkt im Schlamm<br />

4. Dez. 2010 ... Jetzt brauchen die Tiere<br />

in Kaposvar Ihre Hilfe. ... Die Hunde -<br />

hütten werden wir in Kaposvar bauen<br />

lassen (hohe Transportkosten der sperrigen<br />

...<br />

tierschutzprojekt-ungarn.de/.../projektkaposvar/tierheimversinktimschlamm.p<br />

hp - Im Cache<br />

Tierheim Kaposvar<br />

Ich stelle hier ein paar von den vielen<br />

Hunden aller Rassen vor, die von Tier -<br />

heim Kaposvar in gute Hände ver<strong>mit</strong>telt<br />

werden. Wenn Sie einem dieser armen<br />

aber ... – www.arpadhaus.de/.../tierheim_kaposvar.html<br />

- Im Cache -<br />

ego-dog<br />

Beratung/Training/Therapie<br />

Inhaberin Ingrid Köcher<br />

Heinestraße 18 • 91074 Herzogenaurach<br />

Telefon: 0162-9661057<br />

E-Mail: ikoecher@ego-dog.de<br />

www.ego-dog.de<br />

Impfungen. Die Polizei leitete den Lkw<br />

zur Offenburger Tie rher berge, wo die<br />

Tiere unter Aufsicht des Veterinäramtes<br />

versorgt wurden.<br />

http://www.animal-health-online.de/<br />

klein/page/8/<br />

13.00 Uhr, auf der A 3 an der Rastanlage<br />

Donautal-Ost einen Kleintransporter<br />

aus Mittelfranken. In dem als Tiertrans -<br />

porter umgebauten Fahrzeug beförderte<br />

der 46jährige Pferdehändler zwei<br />

Esel und vier Hundewelpen.<br />

Bilder illegaler Transport<br />

http://www.animal-health-online.de/<br />

(Bilderstrecke Hundetransport)<br />

Laster total überladen<br />

Offenburg (aho) – Bei einer Kontrolle<br />

der Polizei am Freitagvor<strong>mit</strong>tag auf der<br />

A 5 wurde im Laderaum eines stark überladenen<br />

LKW einer Tierschutzorga ni sa -<br />

tion 42 erschöpfte Hunde, darunter<br />

zwölf Welpen und etliche Jungtiere im<br />

Alter zwischen fünf Monaten und ei -<br />

nem Jahr, gefunden. Eingeschlossen in<br />

kleine Transportboxen waren die Vier -<br />

beiner bereits 30 Stunden unterwegs.<br />

Die 43 Hunde aus Spanien und Portugal<br />

waren für Tierheime im ganzen Bun des -<br />

gebiet bestimmt, wie die Polizei am<br />

Dienstag <strong>mit</strong>teilte. Bis die letzten Tiere<br />

an ihrem jeweiligen Ziel versorgt worden<br />

wären, wären weitere zehn Stun -<br />

den vergangen. Ein Hund hätte in Ham -<br />

burg abgeladen werden sollen. Einigen<br />

Tieren fehlten zudem vorgeschriebene<br />

Tollwut eingeschleppt<br />

Tollwut bei einer illegal aus Kroatien<br />

eingeführten Hündin festgestellt<br />

Erster Tollwutfall im Regierungsbezirk<br />

Freiburg seit über 14 Jahren<br />

Am 29. Dezember 2008 wurden im<br />

Gehirn einer ca. 6½ Monate alten, <strong>mit</strong>telgroßen<br />

Mischlingshündin bei der<br />

Untersuchung im Chemischen und<br />

Veterinäruntersuchungsamt Freiburg<br />

massenhaft Tollwutvirus-spezifische<br />

Fluo reszenzherde gefunden. Die Hün -<br />

din zeigte laut Vorbericht des zuständigen<br />

Veterinäramtes zentralnervöse<br />

Symp tome sowie aggressives Verhalten<br />

und wurde daraufhin eingeschläfert.<br />

Welpen in Geflügelbox<br />

Illegalen Tiertransport gestoppt<br />

Ort: Passau, Datum: 16.11.2009 um 13:00<br />

Pressebericht des PP Schwaben-Nord:<br />

PASSAU: Die Schleierfahnder kontrollierten<br />

am Montag, 16.11.2009, gegen<br />

Es wird noch viel zu wenig<br />

kontrolliert.<br />

Vor nicht allzulanger Zeit habe ich mich<br />

<strong>mit</strong> einem Zollbeamten unterhalten,<br />

der mir Folgendes sagte: »Stelllen Sie<br />

sich doch mal nachts nahe der Grenze<br />

an die Autobahn und beobachten den<br />

Verkehr. Sie würden sich wundern, aus<br />

wie vielen Kleintransportern es lautstark<br />

bellt.«<br />

Und es nimmt kein Ende<br />

Schreckliche Transportbedingungen<br />

Tierschützer entdecken einen Kleinbus<br />

voller Hunde<br />

Den Mitarbeitern des Tier schutzvereins<br />

Nürnberg-Fürth bot sich kürzlich ein<br />

schreckliches Bild: In einem Kleintrans -<br />

porter, den der Verein <strong>mit</strong>hilfe der Poli -<br />

zei in Buchenbühl stoppen ließ, Marco<br />

Puschner 17.2.2010 – Quelle:<br />

http://www.nz-online.de/<br />

artikel.asp?art=1174330&kat=11<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 31


Tierleid<br />

Hundehexe<br />

Inhaberin Janine Bengs<br />

Therapie von Fehl- und<br />

Problemverhalten<br />

Mobil: 0176/238 342 24<br />

10967 Berlin<br />

E-Mail:<br />

bengs@<strong>hund</strong>ehexe.de<br />

www.<strong>hund</strong>ehexe.de<br />

Hunde von Spanien nach<br />

Italien gekarrt<br />

Illegaler Transport: Elf Spitz-Welpen<br />

aus Ungarn aus Kofferraum befreit<br />

26.01.2010 | 16:41 |<br />

Gattendorf (ZP) Elf Welpen rettete die<br />

Polizei bei einer Routinekontrolle im<br />

Bur genland. Die Tiere sollten von Ru mä -<br />

nien nach Norwegen gebracht werden.<br />

Die elf Hundwelpen lagen zusam mengepfercht<br />

im Kofferraum eines nor wegischen<br />

Autos. Am 25.01.2010, um<br />

23.40 Uhr, wurde von Beamten der<br />

Polizei inspektion Nickelsdorf AGM auf<br />

der Bundesstraße B 10, in Fahrtrichtung<br />

Wien, im Gemeindegebiet von Gatten -<br />

dorf, ein Pkw <strong>mit</strong> norwegischem Kenn -<br />

zeichen angehalten und einer Kontrolle<br />

... «weiter»<br />

Kreis Euskirchen: Tiertransport vor<br />

dem Welpenwaisenhaus gestoppt<br />

22.01.2010 | 07:26 |<br />

(ZP) Ein Tiertransport aus Spanien<br />

wur de am Dienstagnach<strong>mit</strong>tag vor dem<br />

Welpenwaisenhaus in Tondorf kontrolliert.<br />

Die Amtsveterinärin ließ 13 Hunde<br />

beschlagnahmen. Sie befürchtete einen<br />

illegalen Tiertransport. Nach Aussagen<br />

der Veterinärbehörde sei man nach<br />

Hinweisen aus Spanien und Baden-<br />

Württemberg einer Organisation auf<br />

der Spur, die gutwillige Tierschutz -<br />

vereine und Initiativen ausnutze, um<br />

ungeimpfte Hunde aus Südeuropa<br />

nach Deutschland zu bringen und<br />

da<strong>mit</strong> Geschäfte ... «weiter»<br />

Kreis Ahrweiler: Illegaler Tierhandel in<br />

Remagen aufgeflogen – Staatsanwalt -<br />

schaft er<strong>mit</strong>telt gegen Verein - [Update]<br />

24.12.2009 | 11:49 |<br />

Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat<br />

Er<strong>mit</strong>tlungen gegen den Tierschutz -<br />

verein in Remagen aufgenommen.<br />

Nach Informationen des General-Anzei -<br />

gers sollen mehr als 100 Hunde und<br />

Katzen illegal in den Kreis gebracht und<br />

veräußert worden sein. Die Tiere sollen<br />

überwiegend aus dem Ausland stammen<br />

und teilweise keinen Impfschutz<br />

besitzen. Die Kreisverwaltung Ahrweiler<br />

bestätigte auf GA-Anfrage, dass sie eine<br />

tierschutz- und tierseuchenrechtliche<br />

Anordnung gegen eine Einrichtung im<br />

... «weiter»<br />

Hundehändler aus Geislingen soll So -<br />

zi al leistungen erschlichen haben –<br />

Wegen Tierquälerei schon zu zwei Jahren<br />

Haft verurteilt<br />

22.12.2009 | 14:52 |<br />

Geislingen/Ulm - Er handelte illegal <strong>mit</strong><br />

Hunden aus Ungarn, wurde dafür verurteilt<br />

und soll sich nun auch noch Ar -<br />

beitslosengeld erschlichen haben. Ob -<br />

wohl er selbstständig als Tierhändler<br />

arbeitete, bekam ein Mann aus Geis -<br />

lingen (Kreis Göppingen) in den Jahren<br />

2006 bis 2008 fast 17.000 Euro Arbeits -<br />

losengeld II, wie das Hauptzollamt Ulm<br />

am Dienstag <strong>mit</strong>teilte. Der Mann hatte<br />

nämlich weder ein Gewerbe angemeldet,<br />

noch die Arbeitsagentur über sein<br />

Einkommen informiert. Die ... «weiter»<br />

Transporte gestoppt: 14 Hunde in vier<br />

Boxen zusammengepfercht | Sieben<br />

Welpen eingepfercht im stickigen<br />

Kofferraum<br />

22.12.2009 | 07:22 |<br />

MITTELMARK - Bei einer spektakulären<br />

Aktion sind am Sonntag auf einem al -<br />

ten Gewerbeareal bei Güterfelde 14 Hun -<br />

de beschlagnahmt worden. Die Riesen -<br />

schnauzer lebten über Wochen in nur<br />

vier Hundeboxen zusammengepfercht.<br />

Eine Frau – offenbar ohne festen Wohn -<br />

sitz – hatte die Hunde auf einem Hän -<br />

ger durch die Region transportiert, um<br />

sie zu verkaufen. Polizei und Kreis-Vete -<br />

ri näramt spürten den Transport gegen<br />

14 Uhr auf und stellten fest, dass die<br />

Hunde nicht tiergerecht ... «weiter»<br />

Dank Internet boomt der illegale Han -<br />

del <strong>mit</strong> Billig<strong>hund</strong>en<br />

21.12.2009 | 08:49 |<br />

Viele Kinder wünschen sich einen Hund<br />

zu Weihnachten – und Eltern kaufen<br />

ihnen das Haustier günstig im Internet.<br />

Doch Tierschützer und Behörden warnen<br />

vor diesen illegalen Angeboten.<br />

Tiere in zwei Zimmern eingesperrt. Es<br />

war nur ein kleiner Schlag gegen die<br />

Tiermafia: Zusammen <strong>mit</strong> Kantons tier -<br />

arzt Tullio Vanzetti hat die Tessiner Poli -<br />

zei letzte Woche 9 Chihuahua-Wel pen<br />

und 7 Perserkatzen beschlagnahmt. Die<br />

Halter hatten die Tiere illegal aus Tsche -<br />

chien eingeführt und sie in ...<br />

«weiter»<br />

32<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

Aufnahmestopp im Iserlohner Tier -<br />

heim: Quarantäne wegen Parvo virose<br />

der beschlagnahmten Hunde aus<br />

Ungarn<br />

25.11.2009 | 07:18 |<br />

Iserlohn.„Die Lage spitzt sich zu”, er klär -<br />

te die Vorsitzende des Tierschutz vereins<br />

Iserlohn, Barbara Kemper. Von den 23<br />

beschlagnahmten Hunden aus Ungarn,<br />

die das Kreisveterinäramt bei einer illegalen<br />

Hundehändlerin be schlag nahmte<br />

und vorübergehend im Tierheim unterbrachte,<br />

sind vier Welpen tot. Drei kleine<br />

drei Havaneser und ein Australien<br />

Shepherd sind in den letzten Tagen<br />

trotz intensiver tierärtzlicher und pflegerischer<br />

Betreuung gestorben. Der<br />

Zustand von drei ... «weiter»<br />

Passau: Gemeine Tierquälerei! – Ille ga -<br />

len Tiertransport gestoppt<br />

17.11.2009 | 20:55 |<br />

PASSAU. Die Schleierfahnder kontrollierten<br />

am Montag, 16.11.2009, gegen<br />

13.00 Uhr, auf der A 3 an der Rastanlage<br />

Donautal-Ost einen Kleintransporter<br />

aus Mittelfranken. In dem als Tiertrans -<br />

porter umgebauten Fahrzeug beförderte<br />

der 46jährige Pferdehändler zwei<br />

Esel und vier Hundewelpen. Ein Esel<br />

stand hinter einer provisorisch aufgebauten<br />

Bretterwand. Der zweite Esel<br />

stand dahinter, ungesichert zwischen<br />

einer Kreissäge und anderen Gegen -<br />

stän den. Die erst achtwöchigen ... «weiter»<br />

Iserlohn: Illegaler Hundehandel aufgeflogen<br />

- Kreisveterinärin beschlagnahmt<br />

23 Welpen aus Ungarn<br />

13.11.2009 | 07:24 |<br />

Iserlohn. Nach Hinweisen aus der Bevöl -<br />

kerung deckte eine Amtstierärztin des<br />

Märkischen Kreises einen illegalen Hun -<br />

dehandel in einem Einfamilienhaus in<br />

Iserlohn auf. 23 aus Ungarn eingeführte<br />

Welpen verschiedener Rassen wurden<br />

beschlagnahmt und ein Bußgeld verfah -<br />

ren eingeleitet. Aus vielen kleinen Hun -<br />

de mäulern klingt dem Tierheim besu cher<br />

lautes Gebelle und Gefiepe ent gegen.<br />

Dort ließ das Kreisveterinäramt am<br />

Don nerstag 23 ungarische Welpen einquartieren:<br />

Havaneser, Beagles-, ... «weiter»<br />

Neuer Betrugsprozess um Tierschutz -<br />

verein 'Arche 2000' - 15000 Mitglieder<br />

um 600.000 Euro geprellt?<br />

03.11.2009 | 08:54 |<br />

Tarn-Konten, falsche Überweisungen,<br />

Betrugsvorwurf gegen 'Arche 2000'-<br />

Chef Mitarbeiter der Tierschutzorga -<br />

nisation 'Arche 2000 Tier-Welthilfe' müssen<br />

sich erneut wegen Betrugs vor<br />

Gericht verantworten. Seit Montag verhandelt<br />

das Landgericht Hamburg<br />

gegen einen 44 Jahre alten früheren leitenden<br />

Angestellten und einen 57-jährigen<br />

Komplizen des norddeutschen<br />

Vereins, dessen kriminelle Machen -<br />

schaften vor einigen Jahren einen großen<br />

Skandal auslösten. Nach Dar stel -<br />

lung der ... «weiter»<br />

Tierquälerei und<br />

Spendenbetrug – Göppingen<br />

Sie sind hier: Startseite / PRESSEMITTEI-<br />

LUNGEN / Mitteilungen 2009 / „Tier-<br />

schüt zer“ wegen Spendenbetrugs und<br />

Tierquälerei angeklagt<br />

Datum: 07.10.2009<br />

Ulm. Landkreis Göppingen<br />

Die Staatsanwaltschaft Ulm hat dieser<br />

Tage gegen drei Vorstands<strong>mit</strong>glieder<br />

eines im Landkreis Göppingen angesiedelten<br />

Tierschutzvereins zum Straf rich -<br />

ter am Amtsgericht Geislingen Anklage<br />

wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen<br />

gewerbsmäßigen Betruges in<br />

neun Fällen erhoben. Der 38-jährigen<br />

Vereinsvorsitzenden und ihrem 57-jährigen<br />

Stellvertreter wirft die Anklage -<br />

behörde zudem gemeinschaftliche Tier -<br />

quälerei vor.<br />

Seit Herbst 2006 bis zumindest März<br />

2009 – so der Vorwurf – warben die An -<br />

ge schuldigten <strong>mit</strong> dem Portrait eines<br />

bestimmten Hundes auf ihrer Vereins -<br />

webseite sowie auf Plakaten um Spen -<br />

den, wobei vorgetäuscht wurde, dass<br />

der abgebildete Hund schwer krank sei<br />

und dringend operiert werden müsste.<br />

Tatsächlich war das Tier vollkommen<br />

gesund und wurde bereits im Sommer<br />

2008 an eine neue Besitzerin ver<strong>mit</strong>telt.<br />

Insgesamt erhielt der Verein wenige<br />

tausend Euro von verschiedenen Spen -<br />

dern überwiesen.<br />

Der zur Last gelegten Tierquälerei<br />

liegt zu Grunde, die beiden Vorstände<br />

seien <strong>mit</strong> einem Klein-Lkw nach Spanien<br />

gefahren und hätten dort in metallene<br />

Gitterboxen, deren Böden lediglich <strong>mit</strong><br />

Tüchern ausgelegt gewesen seien, etwa<br />

100 Hunde eingeladen. Während der<br />

mindestens 17 Stunden andauernden<br />

Rückfahrt bei großer Hitze und bei fehlender<br />

Klimaanlage sollen die beiden<br />

Angeschuldigten den Tieren weder<br />

Wasser noch Futter gegeben haben.<br />

Auch hätten die Hunde ihre Notdurft in<br />

den Gitterboxen verrichten müssen. Die<br />

Tiere seien durch die Fahrt derart verstört<br />

gewesen, dass sie noch tagelang<br />

unter dem Fahrstress zu leiden gehabt<br />

hätten.<br />

Die Angeschuldigten machten je -<br />

weils keine Angaben zu den Vor würfen.<br />

Transportberichte 1<br />

http://toetungs<strong>hund</strong>e.jimdo.com/trans<br />

portberichte/<br />

Impressum<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 33


Tierleid<br />

Hundezentrum Springorum<br />

Inhaberin Anke Springorum • 58332 Schwelm<br />

E-Mail: info(at)<strong>hund</strong>ezentrum.springorum.info<br />

Telefo 02336 / 3049 • Mobil: 0160 / 964 721 47<br />

www.<strong>hund</strong>ezentrum.springorum.info<br />

Problem<strong>hund</strong>therapie<br />

Welpenausbildung<br />

Hunde aus spanischer Tötung suchen<br />

ein Zuhause<br />

Tierhilfe Pit, Bull, Staff & Co. e.V.<br />

Herr Jens K http://www.tierhilfe-jetzt.de/<br />

befreundete Vereine:<br />

http://www.molosser-ver<strong>mit</strong>tlungshilfe.de/<br />

http://www.<strong>hund</strong>-und-hilfe.de/impressum/<br />

Ich fordere noch mehr<br />

Straßenüberwachung<br />

Illegaler Tierhandel in Remagen aufgeflogen<br />

Staatsanwaltschaft er<strong>mit</strong>telt gegen Verein<br />

Remagen. (gs) Die Staatsanwaltschaft<br />

Koblenz hat Er<strong>mit</strong>tlungen gegen den<br />

Tierschutzverein in Remagen aufgenommen.<br />

Nach Informationen des Ge -<br />

ne ral-Anzeigers sollen mehr als 100 Hun -<br />

de und Katzen illegal in den Kreis<br />

gebracht und veräußert worden sein.<br />

Die Tiere sollen überwiegend aus<br />

dem Ausland stammen und teilweise<br />

keinen Impfschutz besitzen. Die Kreis -<br />

verwaltung Ahrweiler bestätigte auf<br />

GA-Anfrage, dass sie eine tierschutzund<br />

tierseuchenrechtliche Anordnung<br />

gegen eine Einrichtung im Kreisgebiet<br />

erlassen habe, machte aber wegen der<br />

Einschaltung der Staatsanwaltschaft<br />

keine näheren Angaben.<br />

Das Ziel der Kreisverwaltung sei, den<br />

Tierschutz zu wahren und die Verbre -<br />

itung von Tierseuchen zu verhindern.<br />

Die Staatsanwaltschaft sei wegen des<br />

Umfangs der möglichen Rechts ver -<br />

stöße eingeschaltet worden, hieß es aus<br />

dem Kreishaus.<br />

http://www.general-anzeigerbonn.de/index.php?k=loka&itemid=10001&detailid=679673<br />

Ganz viele Meldungen<br />

Mit Erlaubnis des Verfassers<br />

„Der illegale Handel <strong>mit</strong> aus östlichen<br />

EU-Ländern ist ein zunehmendes Pro -<br />

blem”, erklärt Kreisveterinär Dr. Dieter<br />

Sinn. Rasse<strong>hund</strong>e würden weit unter<br />

den bei seriösen Züchtern üblichen<br />

Prei sen angeboten und fänden offensichtlich<br />

leicht Käufer. Der Fachdienst<br />

Verbraucherschutz/Veterinärwesen des<br />

Märkischen Kreises bittet deshalb<br />

Hundeinteressenten solche Angebote<br />

sehr kritisch zu prüfen und davon<br />

Abstand zu nehmen.<br />

Dr. Dieter Sinn: „Die illegal eingeführten<br />

Welpen werden oft unter sehr<br />

schlechten Bedingungen untergebracht<br />

und tagelang transportiert. Die Welpen<br />

sind meist nicht sozialisiert und verhaltensgestört,<br />

wodurch beim erwachsenen<br />

Hund große Probleme bei der Hal -<br />

tung entstehen können.” Die in Iserlohn<br />

beschlagnahmten Tiere waren aber<br />

noch in einem verhältnismäßig gutem<br />

Gesundheitszustand. Der Kreisvete ri -<br />

när: „Tierfreunde, die solche Hunde -<br />

welpen kaufen, unterstützen ein Ge -<br />

schäft, das Tierquälerei in Kauf nimmt.”<br />

Lesen Sie auch:<br />

* Welpen aus dem Kofferraum zum<br />

Verkauf angeboten<br />

* Illegaler Welpenhandel via Internet<br />

+++ Fünf Personen überführt<br />

* Erst vier bis sieben Wochen alt: Polizei<br />

stoppt Transport <strong>mit</strong> 137 Welpen<br />

* Illegaler Welpenhandel: Zeugen ge -<br />

sucht +++ Welpen erkrankt, verendet<br />

* Bereits 17 Welpen im Tierheim verendet<br />

* Österreich: Schmuggel <strong>mit</strong> Hunde-<br />

Wel pen aufgedeckt<br />

* Flensburg: Geschmuggelte Welpen<br />

schwer erkrankt<br />

* Hunde ohne Impfpässe, Katze in Plas -<br />

tiktasche: Tiertransport unterbunden<br />

* Österreich: Erneut illegaler Tie rtrans -<br />

port <strong>mit</strong> Welpen<br />

* Zoll befreit Hunde aus Kleinbus<br />

* Flughafen Wien: 17 Welpen betäubt in<br />

Reisetaschen<br />

* Todkrank: Schmuggel-Welpen haben<br />

„Parvo-Virus“<br />

* Schmuggler wollten Quarantäne nicht<br />

zahlen: Zwölf Welpen eingeschläfert<br />

* Verwahrlost, verkotet, unwürdig: 30<br />

Süd europa-Hunde bei Händlerin be -<br />

schlag nahmt<br />

34<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

* In engen Kästen, gefälschte Papiere,<br />

illegaler Import: Hundewelpen in Reise -<br />

bus entdeckt<br />

* Ohne gültige Papiere aus Ungarn:<br />

13 Hundewelpen im Kofferraum<br />

* 56 Welpen in Plastikkisten, keine Heim -<br />

tierausweise: Schmuggler aus der Slo -<br />

wa kei gestoppt<br />

* Würmer, Räude, Knochenbrüche: 15 geschmuggelte<br />

Welpen in kritischem<br />

Zustand<br />

* Hundehalter abgezockt: Betrü ge ri -<br />

scher Internet-Hundehändler in Haft<br />

* Welpenschmuggel: Elf von 14 Welpen<br />

verendet<br />

* Elf Welpen im slowenischen Liefer -<br />

wagen: Polizei verhindert illegalen Hun -<br />

dehandel<br />

* Illegaler Welpenhandel: 19 Welpen in<br />

nur einer Box, keine Impfpässe, Blanko -<br />

dokumente<br />

* Illegaler Welpenhandel aufgeflogen:<br />

Ungarischer Händler muss 3.500 EURO<br />

hinterlegen<br />

* Polizei stoppt Transporter <strong>mit</strong> Kampf -<br />

<strong>hund</strong>ewelpen<br />

* Vorsicht beim Kauf von Hundewelpen<br />

und Flugpatenschaften<br />

* Rumänienimport: Kranke Welpen si -<br />

cher gestellt<br />

* Welpenschmuggel: Zöllner retten<br />

Mops welpen<br />

* Zöllner als Tierschützer: 17 Hunde wel -<br />

pen auf der A3 aufgegriffen<br />

* Nachschub: 74 Hundewelpen in einem<br />

Kleintransporter<br />

* Schweizer Tierschützer locken illegale<br />

Hundehändler in Falle<br />

* Völlig überladen, Hunde vor dem<br />

Kollaps: Polizei stoppt überladenen<br />

„Tierschutz“-Hundetransport aus Süd -<br />

europa.<br />

* Blutiger Durchfall, frisch operiert:<br />

Veterinäramt Düsseldorf stoppt Hunde -<br />

transport aus Spanien<br />

http://www.animal-health-online.de/klein/<br />

Hundehändler sind wie<br />

Moskitos – einfach ekelhaft<br />

Transporte 2005-2010<br />

Skandalöser Tiertransport aus Spanien<br />

Der letzte Skandal, veröffentlicht unter<br />

dem Titel „Reise in den Tod“ ist noch<br />

frisch und längst nicht abgeschlossen<br />

und nun sorgt schon wieder ein Hunde -<br />

transport aus Spanien für reichlich<br />

Zünd stoff und hitzige Diskussionen.<br />

Fakt ist, ich gehe davon aus, dass<br />

man der Presse<strong>mit</strong>teilung der Stadt<br />

Düsseldorf glauben schenken darf, am<br />

25. Oktober ein aus Südspanien kommender<br />

Transporter der in Spanien an -<br />

sässigen Organsiation PET-LINE für<br />

reichlich Beanstandungen sorgte und<br />

die Behörden veranlasste die Hunde<br />

ersteinmal zu beschlagnahmen.<br />

http://www.sos-galgos.net/2009-10-<br />

28/skandaloeser-tiertransport-ausspanien.html<br />

http://www.aspafriends.de/front_content.php?idcat=52&idart=70<br />

spanische Hunde brauchen unsere Hilfe<br />

201 Hunde suchen bei uns ein Zuhause.<br />

Quelle:<br />

www.tierwelt-im-schatten.de<br />

Hoffnung für Hunde<br />

Ein Projekt von Absolut-Hund:<br />

• Aufbau einer Auffangstation <strong>mit</strong> Betreuung und Training für<br />

verhaltensauffällige Hunde<br />

• Prävention von „Rückläufer“-Hunden<br />

• Vorbeugung von Hunde-Tötungen aufgrund ihres Verhaltens<br />

• Schulung von Pflege- und Ver<strong>mit</strong>tlungsstellen<br />

Weitere Informationen und wie Sie uns unterstützen können unter:<br />

www.<strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong>.de und 0171 / 322 526 1<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 35


Tierleid<br />

Zoophilie – Übertriebene Tierliebe<br />

oder sexueller Missbrauch?<br />

Immer wieder stößt man in der zumeist lokalen Berichterstattung auf Artikel über<br />

Tiere, welche im Zusammenhang <strong>mit</strong> sexuellen Motivationen schwer misshandelt<br />

und verstümmelt, oft sogar getötet wurden. So selten, wie diese Berichte auftauchen,<br />

könnte man fast annehmen, dass es sich hier um ein geringfügiges Problem<br />

vereinzelter Täter handelt. Schaut man aber genauer hin, wird man sehen, dass es<br />

sich hier nur um die Spitze eines Eisberges handelt.<br />

Nicht jeder sexuelle Missbrauch von<br />

Tie ren („Zoophilie“ genannt), wird <strong>mit</strong><br />

solcher Brutalität ausgeführt oder aber<br />

so im Verborgenen, dass es niemand<br />

<strong>mit</strong>bekommt. Und selbst, wenn es nicht<br />

zu solch schweren Misshandlungen<br />

kommt, sind die Tiere, die sich durch die<br />

Abhängigkeit zum Menschen, in der sie<br />

leben, nicht gegen diese Handlungen<br />

wehren (können), einem oft jahrelangen<br />

Leidensweg ausgesetzt. Durch den<br />

Gesetzgeber, im speziellen durch das<br />

Tierschutzgesetz (TierSchG) werden die<br />

Tiere nicht ausreichend geschützt, da<br />

nach diesem nur bei roher Misshand -<br />

lung und Verletzung des Tieres ein<br />

Straf tatbestand vorliegt.<br />

Der Begriff Zoophilie (griech. zoon =<br />

Tier; philein = lieben) bedeutet wörtlich<br />

„Tierliebe“, „ein Tier lieben“, was wohl auf<br />

die meisten Haustierhalter zutreffen<br />

dürfte. Aber das ist <strong>mit</strong> dieser Bezeich -<br />

nung ausdrücklich nicht gemeint. Zoo -<br />

philie ersetzt den früher verwendeten<br />

Begriff „Sodomie“, welcher jedwede<br />

sexuelle Handlung von Menschen <strong>mit</strong><br />

einem Tier bezeichnete. Dies wurde<br />

nötig, da der Begriff Sodomie neben<br />

den sexuellen Kontakten zu Tieren auch<br />

diverse sexuelle Praktiken im zwischenmenschlichen<br />

Bereich bezeichnete und<br />

in einigen Kulturkreisen auch heute<br />

noch bezeichnet (z. B. in den USA). Die<br />

Bezeichnung „Sodomie“ geht auf die<br />

biblische Stadt Sodom zurück, welche<br />

nach biblischer Überlieferung wegen<br />

ihrer Lasterhaftigkeit von Gott vernichtet<br />

wurde.<br />

Allerdings muss man bei der<br />

Nutzung des Wortes „Zoophilie“ bedenken,<br />

dass Begriffe, die im Zusam men -<br />

hang <strong>mit</strong> sexueller Gewalt, auf „-philie“<br />

(= Liebe) enden die Gefahr einer Baga -<br />

tellisierung des Problems bergen. Der<br />

Begriff suggeriert, dass der Täter nichts<br />

Foto: Fotolia<br />

für sein Tun kann, dass er hier seinen<br />

Gefühlen / Trie ben völlig hilflos ausgeliefert<br />

sei. Dabei vergisst man nur zu<br />

leicht, dass jeder Tat, ob gut oder<br />

schlecht, eine Entschei dung voraus geht.<br />

Wenn man sich aber für ein Tun entscheidet,<br />

ist man dafür auch voll verantwortlich.<br />

Geschichtlicher Hintergrund<br />

Sexuelle Kontakte zu Tieren sind schon<br />

so lange bekannt, wie es Men schen<br />

36<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

gibt. Je nach Sitte, Kultur und religiöser<br />

Einstellung wurde sie sehr unterschiedlich<br />

bewertet. Die Bewertung reicht von<br />

Zustimmung über Ablehnung bis hin<br />

zur Bestrafung, früher sogar <strong>mit</strong> dem<br />

Tod. Berichte darüber finden sich einerseits<br />

in der Mythologie vieler Kulturen<br />

(z. B. die griechischen Zentauren oder<br />

ähnliche Halb-Mensch-Halb-Tier-We sen),<br />

in Märchen (z. B. dem Froschkönig) und<br />

Sagen vieler Völker wieder. Aus vielen<br />

Ländern sind prähistorische Höhlen -<br />

male reien bekannt, die den sexuellen<br />

Kontakt zwischen Menschen und Tieren<br />

darstellen. In manchen Religionen ge -<br />

hör ten sexuelle Akte <strong>mit</strong> Tieren sogar<br />

zum kultischen Dienst, zum einen im<br />

Zusam menhang <strong>mit</strong> Fruchtbarkeits ritu -<br />

alen, aber auch z. B. um in Kriegs zeiten<br />

oder vor einem Kampf die Kraft des<br />

Tieres auf den Mann zu übertragen. In<br />

anderen Kulturen wiederum wurden<br />

solche Kontakte stillschweigend geduldet,<br />

in wieder anderen wurde sie mehr<br />

oder weniger hart bestraft. Schon vor<br />

Auf kom men des Christentums wurden<br />

in etlichen germanischen Kulturen Per -<br />

so nen, die sexuelle Kontakte <strong>mit</strong> Tieren<br />

hatten <strong>mit</strong>samt den betroffenen Tieren<br />

getötet.<br />

Im christianisierten Europa schließlich<br />

wurde <strong>mit</strong> Aufkommen der Inqui -<br />

sition (kirchliche Gerichtsbarkeit), und<br />

so<strong>mit</strong> der Verschmelzung von Gesetz<br />

und Reli gion, die Zoophilie zu einem<br />

Instru ment, <strong>mit</strong> deren Hilfe Menschen,<br />

Frauen wie Männer, welche im Verdacht<br />

standen, <strong>mit</strong> den kirchlichen Lehren<br />

nicht konform zu gehen, verfolgt und<br />

schließ lich hingerichtet werden konnten.<br />

Da das Kirchenrecht keine Verurtei -<br />

lungen ausschließlich auf Grund konträrer<br />

An sichten vorsah, wurde die<br />

Zoo philie neben anderen als ein „weltliches“<br />

Ver gehen herangezogen, welches<br />

geeignet war, um <strong>mit</strong> einem unter der<br />

Folter erpressten Geständnis zu einer<br />

Ver urteilung zu führen. Die eigentlich<br />

der Hexerei verdächtigten Personen, in<br />

der Regel Kräuterkundige die man als<br />

Hei ler/innen konsultierte, wurden<br />

schließ lich <strong>mit</strong>samt der betroffenen<br />

Tiere bei lebendigem Leibe verbrannt,<br />

was der christlichen Überlieferung des<br />

Alten Testamentes in 3. Mose 20, 15.16<br />

folgte, wie <strong>mit</strong> solchen Täten umgegangen<br />

werden sollte. Die betroffenen Tiere<br />

wurden in erster Linie deshalb getötet,<br />

weil sie als verunreinigt angesehen<br />

wur den und um etwaige durch Ver mi -<br />

schung von Mensch und Tier ge zeugte<br />

Missgeburten zu vernichten. Auch sollte<br />

<strong>mit</strong> dem Tier die Erinnerung an die Tat<br />

ausgelöscht werden. Sexueller Umgang<br />

<strong>mit</strong> einem Tier galt im Mit telalter nicht<br />

nur als widernatürlich sondern auch als<br />

sog. „stumme“ Sünde, was soviel wie<br />

„nicht aussprechbare Sünde“ hieß. Ent -<br />

sprechende Prozesse wurden unter<br />

Aus schluss der Öffentlichkeit geführt<br />

und oftmals auch sämtliche Gerichts -<br />

unterlagen nach Ende des Prozesses<br />

vernichtet um zu vermeiden, dass diese<br />

zur Nachahmung verführen könnten.<br />

In späterer Zeit wurde die Zoophilie<br />

durch die weltliche Gerichtsbarkeit vieler<br />

Nationen verfolgt und bestraft, ur -<br />

sprünglich, da man annahm, dass es<br />

durch den sexuellen Kontakt <strong>mit</strong> Tieren<br />

zu missgebildeten Nachkommen kommen<br />

könne. Nachdem dies <strong>mit</strong> fortschreitenden<br />

wissenschaftlichen Er -<br />

passion4dogs<br />

Inhaberin Antje Henze<br />

58256 Ennepetal<br />

Tel.: 02333 / 631 140<br />

a.henze@passion4dogs.de<br />

Problem<strong>hund</strong>therapie,<br />

Welpenfrüherziehung<br />

www.passion4dogs.de<br />

kennt nissen ausgeschlossen werden<br />

konnte stand bei der Verfolgung von<br />

Zoophilie die Verletzung der Men -<br />

schen würde im Vordergrund, was theoretisch<br />

zumindest zu einem <strong>mit</strong>telbaren<br />

Schutz der Tiere führte. Noch bis Mitte<br />

des 19. Jahr<strong>hund</strong>erts wurde Zoophilie<br />

<strong>mit</strong> dem Tod bestraft. Die letzte Hin rich -<br />

tung in diesem Zusammenhang fand<br />

1835 in England statt. Ab hier begann<br />

langsam eine Entwicklung hin zu einer<br />

Abschwächung der Bestrafung, auch<br />

wenn es noch lange Zeit zu lebenslangen<br />

Haftstrafen und Aberkennung von<br />

Bürgerrechten kam. Da im Rechtswesen<br />

Recht und Moral immer klarer voneinander<br />

getrennt wurden, kam es bis<br />

1950 in über 80 % der europäischen<br />

Staaten zur Aufhebung der Strafbarkeit<br />

der Zoophilie. In Deutschland wurde<br />

der entsprechende §175b StGB zum<br />

1. September 1969 ersatzlos gestrichen.<br />

Zoophilie ist, auch wenn sie sich<br />

durch die gesamte Mensch heits ge -<br />

schichte zieht, auch heute noch eher<br />

ein Tabu-Thema. Während Beschrei bun -<br />

gen, Darstellungen und Diskussionen<br />

der meisten möglichen Sexualpraktiken<br />

in den zur Verfügung stehenden Me -<br />

dien schon fast zum Alltag gehören,<br />

taucht Zoophilie nur hier und da mal<br />

sporadisch, dann meist im Zusam men -<br />

hang <strong>mit</strong> durch sexuelle oder sadistische<br />

Aktivitäten schwer verletzten Tie -<br />

ren in der Berichterstattung auf. Da es<br />

gerade auch im deutschsprachigen<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 37


Tierleid<br />

Raum wenig zuverlässige Unter suchun -<br />

gen zum Thema gibt, scheint der Schluss<br />

nahe zu liegen, dass es sich hier um ein<br />

lediglich vereinzelt auftretendes Phäno -<br />

men handelt. Schaut man sich aber den<br />

sog. Kinsey-Report an, der zwischen<br />

1938 und 1947 anhand von 20.000 In -<br />

ter views erstellt wurde, zeigt sich ein<br />

anderes Bild. Der Zoologe und Sozial -<br />

forscher Alfred C. Kinsey fand zusammen<br />

<strong>mit</strong> seinen Mitarbeitern heraus,<br />

dass etwa 8 % der männlichen und<br />

3-4 % der weiblichen Bevölkerung der<br />

USA zumindest einmal im <strong>Leben</strong> sexuellen<br />

Kontakt zu einem Tier hatten.<br />

Unter der männlichen Landbevöl ke -<br />

rung (leichterer Zugang zu Tieren) hatten<br />

etwa 17 % diverse sexuelle Kontakte<br />

zu Tieren. In einzelnen Gemeinden gab<br />

es sogar einen Anteil von bis zu 65 %.<br />

Deutlich niedriger lag der Anteil in der<br />

Stadtbevölkerung. Hier waren deutlich<br />

weniger Möglichkeiten, entsprechenden<br />

Zugang zu Tieren zu bekommen.<br />

Als Motive hierfür wurden angeführt:<br />

Ersatzbefriedigung für den fehlenden<br />

Partner; ein menschlicher Sexual part -<br />

die Beziehung nicht beenden kann;<br />

übersteigerte Tierliebe, deren letzte<br />

Konse quenz intime Handlungen sind.<br />

Da zu diesem Zeitpunkt sexueller<br />

Umgang <strong>mit</strong> Tieren in den USA <strong>mit</strong><br />

schweren Strafen bedroht war, ist anzunehmen,<br />

dass nicht alle Befragten wirklich<br />

offen zugaben, Zoophilie zu praktizieren.<br />

Hinzu kommt sicherlich auch<br />

Geheimhaltung aus Schamgefühl als<br />

Grund, in der Befragung das Prakti zie -<br />

ren von Zoophilie zu verschweigen.<br />

Obwohl das Datenmaterial von Kinsey<br />

aus den genannten Gründen durchaus<br />

Raum zu Fehlinterpretationen lässt,<br />

kann man davon ausgehen, dass der<br />

Anteil der Zoophilie betreibenden Per -<br />

sonen in unserer Gesellschaft sowohl in<br />

den USA als auch in Europa heute etwa<br />

gleich hoch, wenn nicht sogar höher<br />

liegt. Zumindest gibt es keinen plausiblen<br />

Grund, von einem Rückgang auszugehen,<br />

sondern eher sogar von einer<br />

hohen Dunkelziffer und so<strong>mit</strong> sogar<br />

von einem noch größeren betroffenen<br />

Personenkreis. Dafür spricht auch, dass<br />

durch die wesentlich weiter verbreitete<br />

Internet eine breite Plattform bietet, um<br />

an zoophile Pornographie und in einschlägigen<br />

Foren sogar an Anleitungen<br />

und Anregungen für den sexuellen<br />

Kontakt zu Tieren zu kommen, was den<br />

Einstieg in die entsprechende Szene<br />

sicherlich erleichtern und so<strong>mit</strong> die<br />

Anzahl der praktizierenden Zoophilen<br />

nochmals erhöhen, zumindest aber<br />

nicht vermindern dürfte. Eine weitere<br />

Problematik stellt sich in Bezug auf das<br />

Internet auch darin dar, dass die einschlägigen<br />

Seiten oft keinen ausreichenden<br />

Jugendschutz gewähren und<br />

so<strong>mit</strong> auch Minderjährige freien Zugang<br />

zu solchen Seiten und Foren haben.<br />

So<strong>mit</strong> werden immer mehr junge Täter<br />

<strong>mit</strong> einschlägigen und detaillierten<br />

Informationen versorgt, wie man sexuelle<br />

Kontakte zu Tieren pflegen kann<br />

und wie man seine Opfer finden kann,<br />

wenn man nicht über eigene Haustiere<br />

verfügt. Und gerade Jugendliche, die<br />

anfangen, ihre Sexualität und auch<br />

deren Ausrichtung zu entdecken und<br />

naturgemäß bereit sind, zu experimentieren<br />

sind hier stark gefährdet, zu<br />

Tätern zu werden, denn die meisten<br />

prak tizierenden Zoophilen haben während<br />

ihrer Jugend da<strong>mit</strong> begonnen, sex -<br />

uelle Kontakte zu Tieren aufzunehmen.<br />

Warum, von wie vielen Per -<br />

sonen und wie viele Tiere<br />

werden sexuell missbraucht?<br />

ner scheint unerreichbar; ein Tier kann<br />

nicht über das ihm Zugefügte sprechen;<br />

emotionale Sicherheit, da das Tier<br />

Foto: iStockphoto<br />

Heimtierhaltung der Zugang zu Tieren<br />

für viele heute wesentlich leichter ist.<br />

Hinzu kommt noch, dass heute das<br />

Die Motive / Ursachen werden aus wissenschaftlicher<br />

Sicht in aller Regel in der<br />

Person des Täters gesucht. Hierzu gibt<br />

es von der Amerikanerin Carol Adams<br />

([1995]: Bestiality: The Unmentioned<br />

Abuse. The Animals' Agenda, Volume<br />

15, Number 6, pp 29-31) eine grobe<br />

Unterteilung:<br />

1) „opportunistischer Tiersex“: Mo tive<br />

sind hier sowohl Neugier und Lange -<br />

38<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

weile als auch Unsicherheit gegenüber<br />

bzw. Fehlen eines menschlichen Sexual -<br />

partners. Die Befragten gaben an, dass<br />

Tiere billiger, leichter verfügbar und<br />

leichter zu befriedigen seien als Men -<br />

schen. Zu dieser Gruppe zählen auch<br />

die Menschen, die sich aus verschiedenen<br />

Gründen (z. B. Hörigkeit gegenüber<br />

den Phantasien Dritter) zu solchen Prak -<br />

tiken anstiften lassen.<br />

2) „sexuelle Fixierung auf Tiere“: Dazu<br />

zählen solche Personen, die ihre sexuellen<br />

Bedürfnisse ausschließlich oder<br />

überwiegend auf Tiere richten und dies<br />

an ihnen oder durch sie befriedigen.<br />

Eine Befragung der deutschen Psycho -<br />

login Andrea Beetz ([2002]: Love, Vio -<br />

lence, and Sexuality in Relationships<br />

between Humans and Animals. Aachen.)<br />

ergab, dass 23 % der befragten Männer<br />

ausschließlich und 23,9 % überwiegend<br />

Tiere zur sexuellen Befriedigung ihrer<br />

Bedürfnisse bevorzugen. 65 % der be -<br />

fragten Männer, also weit mehr als die<br />

Hälfte berichteten, dass ihre ersten<br />

sexuellen Übergriffe auf Tiere im Alter<br />

zwischen 12 und 17 Jahren stattfanden.<br />

Nach Hani Miletski ([2002]: Under stan -<br />

ding Bestiality and Zoophilia. Bethes -<br />

da.) richteten sich die ersten sexuellen<br />

Übergriffe überwiegend auf Hunde,<br />

und zwar bemerkenswerter Weise <strong>mit</strong><br />

ca. 67 % auf Rüden.<br />

3) Dominanz und Sadismus. In sadistischen<br />

Akten erfolgt die sexuelle Be -<br />

frie digung / Erregung des Täters durch<br />

die absichtliche Schmerzzufügung bzw.<br />

Tötung des Opfers. Das Ausleben der<br />

eigenen Machtgefühle (Dominanz) in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> sexuellen Übergriffen<br />

auf Tiere kann unter anderem <strong>mit</strong> der<br />

Erniedrigung menschlicher Opfer verbunden<br />

sein. So werden z. B. im Rah -<br />

men der häuslichen Gewalt Frauen und<br />

Kinder zum sexuellen Missbrauch des<br />

Haustieres gezwungen. Möglich ist<br />

jedoch auch, dass der Täter das Tier als<br />

Machtdemonstration und Einschüch -<br />

terungsversuch vor den Augen seiner<br />

Partnerin / seinem Kind missbraucht.<br />

Ebenfalls dokumentiert sind Vorkomm -<br />

nisse unter gleichaltrigen Kindern oder<br />

Jugendlichen, bei denen einzelne einer<br />

Gruppe zum Vollzug sexueller Hand -<br />

lungen <strong>mit</strong> Tieren genötigt werden.<br />

Die Frage nach der Anzahl der Täter<br />

stellt sich immer wieder von hauptsächlich<br />

zwei Personengruppen, wenn<br />

auch das Interesse an der zahlenmäßigen<br />

Erfassung unterschiedlich motiviert<br />

ist. Auf der einen Seite stehen hier<br />

die Sexualforscher, Journalisten und<br />

Politiker. Auf der anderen Seite die missbrauchenden<br />

Menschen, die nach ge -<br />

sellschaftlicher Anerkennung ihrer<br />

Hand lungen streben. Das Interesse der<br />

letzten Gruppe kann man so zusammenfassen:<br />

„Wir sind ja schon so viele<br />

und werden jeden Tag mehr! Ihr Tier -<br />

schützer könnt uns gar nichts!“<br />

Für die direkt oder indirekt vom<br />

Missbrauch ihrer Tiere Betroffenen, oder<br />

solchen, die <strong>mit</strong> diesen missbrauchten<br />

Tieren zu tun haben, ist weniger die<br />

Anzahl der Täter oder Opfer ausschlaggebend,<br />

als das Empfinden, dass dieses<br />

eine missbrauchte Tier, dieser eine Rüde,<br />

diese eine Stute, bereits eine/r zuviel ist.<br />

Eine Erhebung genauer Zahlen<br />

erweist sich indes als schwierig, denn<br />

1) das Tier kann seinen Angreifer<br />

nicht benennen und den Übergriff nicht<br />

zur Anzeige bringen, so<strong>mit</strong> nicht aktenkundig<br />

werden lassen.<br />

2) Es können nach unserer Rechts -<br />

lage nur solche Fälle statistisch erfasst<br />

werden, bei denen es eine Verurteilung<br />

des Täters nach §17 TierSchG erfolgte,<br />

allerdings findet auch hier derzeit keine<br />

zentrale Erfassung statt. Fälle, die als<br />

harmlos eingestuft werden, werden<br />

nicht weiter verfolgt, erscheinen also<br />

auch in keiner Statistik. Es bleibt<br />

zumeist dem Tierhalter überlassen, in<br />

Eigeninitiative alle Möglichkeiten auszuschöpfen,<br />

doch noch eine Anklage,<br />

zumeist außerhalb des TierSchG zu<br />

erreichen (z. B. Sachbeschädigung, Haus -<br />

friedensbruch). Polizei, Staats an walt -<br />

schaften und Veterinärämtern sind bei<br />

der gegenwärtigen Gesetzeslage oftmals<br />

die Hände gebunden. Dennoch<br />

kann man sagen, dass der den Er<strong>mit</strong>t -<br />

lungsbehörden noch verbleibende<br />

Hand lungsspielraum unterschiedlich<br />

genutzt werden kann und auch wird.<br />

3) Sexualdelikte bergen grundsätzlich<br />

eine hohe Dunkelziffer. Der Miss -<br />

brauch am eigenen Tier wird, wenn<br />

überhaupt nur zufällig entdeckt. Ver -<br />

haltensauffälligkeiten des Tieres werden<br />

oft fehlinterpretiert, weil gerade<br />

diese Möglichkeit nach dem Motto „es<br />

kann nicht sein, was nicht sein darf“ so<br />

unwahrscheinlich erscheint, dass sie gar<br />

nicht erst in Betracht gezogen wird.<br />

Auch wird die wissende Umgebung<br />

durch die Rechtslage nicht unbedingt<br />

ermutigt, rechtliche Schritte einzuleiten.<br />

4) Es liegt nicht im Interesse der Miss -<br />

brauchenden, ihre sexuellen Übergriffe<br />

öffentlich zu machen, zum einen, weil<br />

sie trotz bestehender Legalität Repres -<br />

salien z. B. am Arbeitsplatz befürchten<br />

müssen (Zoophilie wird immer noch als<br />

grenzverletzendes Verhalten wahrgenommen),<br />

und weil ein Outing den<br />

Gesetzgeber zu Gesetzesänderungen<br />

veranlassen könnte. Vereinzelte Au -<br />

snahmen hiervon lassen sich in leider<br />

zunehmendem Maße auf den pro-zoophilen<br />

Webseiten finden.<br />

5) Es gibt in Deutschland keine um -<br />

fassenden statistischen Untersuchun -<br />

gen, die Aufschluss über sexuelle Miss -<br />

brauchshandlungen an Tieren in der<br />

Ge samtbevölkerung zum Gegenstand<br />

haben.<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 39


Tierleid<br />

alptraum<strong>hund</strong> • Inhaberin Petra Marx<br />

Problem<strong>hund</strong>beraterin, Problem<strong>hund</strong>therapeutin,<br />

Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilderin<br />

45239 Essen • Mobil: 0160 / 855 502 5<br />

E-Mail: anfrage@alp-traum<strong>hund</strong>.de<br />

www.alp-traum<strong>hund</strong>.de<br />

dem sie selbst im Rahmen ihrer Feld -<br />

forschung teilnahmen und sich dort<br />

Missbrauchshandlungen an unterschiedlichen<br />

Tieren durch die Anwesenden<br />

demonstrieren ließen. Im Juli 2005 ge -<br />

riet in der Region Enumclaw im Bun -<br />

desstaat Washington ein Bauernhof ins<br />

Visier polizeilicher Er<strong>mit</strong>tlungstätigkeit.<br />

Bekannt durch Internet Chaträume dien -<br />

te dieser Hof als Treffpunkt und Tatort.<br />

So<strong>mit</strong> kann über die Zahl der Täter nur<br />

spekuliert werden.<br />

Grundsätzlich gilt, dass die Zahl der<br />

Missbrauchenden keinen Rückschluss<br />

auf die Anzahl der Missbrauchsopfer<br />

zulässt. Die zumeist auf den Lokalteil<br />

beschränkte Berichterstattung über<br />

sexuelle Übergriffe, hinterlässt den Ein -<br />

druck, dass es sich hier um Einzel fälle<br />

handeln würde und dass man von<br />

ledig lich einem Opfer pro Täter ausgehen<br />

könnte. Anders ist das bei den häufig<br />

als Seriendelikte auftretenden zoosadistischen<br />

Vorfällen, welche <strong>mit</strong><br />

besonders schwerwiegenden Verlet -<br />

zungen der betroffenen Tiere verbunden<br />

sind. Auch hier könnte man den<br />

Eindruck einer vollständig erfassten<br />

Realität gewinnen. Nur geht es hier ausschließlich<br />

um die unzweifelhaft einem<br />

bestimmten Täter nachweisbaren Taten.<br />

Alles, was nicht bewiesen werden kann,<br />

bleibt hier im Rahmen der individuellen<br />

Dunkelziffer einzelner Täter.<br />

Im Rahmen einer freiwilligen Inter -<br />

net befragung von Miletski von Perso -<br />

nen, die sexuelle Handlungen <strong>mit</strong> Tie -<br />

ren vollziehen, wurde den Teilneh mern<br />

die Frage nach der Anzahl der beteiligten<br />

Tiere gestellt.<br />

Dabei berichteten insgesamt 91 Be -<br />

frag ten (80 Männer / 11 Frauen) von insgesamt<br />

bis zum Zeitpunkt der Befra -<br />

gung 5807 verschiedene Tieren, an und<br />

<strong>mit</strong> denen sie sexuelle Handlungen<br />

vollzogen hatten. Allein in den letzten<br />

zwölf Monaten vor der Befragung gaben<br />

76 der Befragten an, dass 582 Tiere von<br />

ihren Praktiken betroffen waren. Die<br />

übrigen Befragten hatten in den letzten<br />

zwölf Monaten vor Befragung keinen<br />

sexuellen Kontakt zu Tieren gehabt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass die genaue Zahl der in Deutsch -<br />

land missbrauchten Tiere nicht bekannt<br />

ist. Dass diese Zahl jedoch – betrachtet<br />

man die hier zitierten Umfrage ergeb -<br />

nisse – bei aller Wahrscheinlichkeit bei<br />

weitem höher liegt als die sporadisch<br />

veröffentlichten Presseberichte über<br />

sexuelle Übergriffe vermuten lassen.<br />

Die oben genannten Zahlen ergeben<br />

sich aus der Perspektive des Einzel -<br />

täters. Nicht erfasst sind Gruppen ver -<br />

gewaltigungen einzelner Tiere bzw. der<br />

wiederholte Übergriff auf ein und dasselbe<br />

Tier durch verschiedene Täter.<br />

Dadurch verringert sich das Gesamt -<br />

volumen an Missbrauchsopfern. Die<br />

amerikanischen Soziologen Williams &<br />

Weinberg (M.S. [2003]: Zoophila in Men:<br />

A Study of Sexual Interests in Animals.<br />

In: Archives of Sexual Behavior, Vol. 32,<br />

No. 6, December 2003, S. 523-535.)<br />

bestätigen ein Treffen <strong>mit</strong> 28 Personen<br />

auf einem Pferdehof (horse farm), an<br />

Rechtliche Situation<br />

Wie schon erwähnt, wurde der § 175b<br />

im September 1969 ersatzlos gestrichen.<br />

Bis dahin lautete er: Die widernatürliche<br />

Unzucht, welchen von Men -<br />

schen <strong>mit</strong> Tieren begangen wird, ist <strong>mit</strong><br />

Gefängnis zu bestrafen; auch kann auf<br />

Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte<br />

erkannt werden. Dies wurde laut<br />

Deutschem Bundestag 1969 (Druck-<br />

sache V/4048, S. 33) so begründet:<br />

»Die Strafvorschrift über die Unzucht <strong>mit</strong><br />

Tieren, deren Streichung vorgeschlagen<br />

wird, hat gegenwärtig in der gerichtlichen<br />

Praxis nur noch eine geringe Bedeutung.<br />

Die Täter sind nach ihrer abnormen psychischen<br />

Verfassung selten <strong>mit</strong> Strafan -<br />

droh ung anzusprechen. Kriminal politi -<br />

sche Gründe für die Bei behaltung der<br />

Strafvorschrift sind nicht vorhanden, daß<br />

der Täter sich durch die Unzucht <strong>mit</strong><br />

Tieren selbst entwürdigt, ist kein hinreichender<br />

Anlaß für eine Bestrafung. Beob -<br />

ach tungen, daß Täter, die wegen Unzucht<br />

<strong>mit</strong> Tieren aufgefallen sind, später zum<br />

Teil auch andere Sexualdelikte verüben,<br />

vermögen nach überwiegender Ansicht<br />

im Sonderausschuß eine Strafvorschrift<br />

gegen Unzucht <strong>mit</strong> Tieren nicht zu rechtfertigen.<br />

Wird das Tier durch die unzüchtige<br />

Handlung gequält oder roh misshandelt,<br />

so kommt eine Bestrafung wegen<br />

40<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

Tierquälerei in Betracht. Fremdes Eigen -<br />

tum an dem Tier ist durch die Strafvor -<br />

schrif ten über Sachbeschädigung ge -<br />

schützt.«<br />

Nach Dr. Schedel-Stupperich kann man<br />

die Menschen, die sexuelle Kontakte zu<br />

Tieren praktizieren, grob in drei Grup -<br />

pen einteilen, <strong>mit</strong> durchaus unterschiedlich<br />

hohem Risiko, für ihr Tun<br />

belangt werden zu können:<br />

Bei der ersten Gruppe steht nicht der<br />

sexuelle Kontakt <strong>mit</strong> dem Tier zur Be -<br />

friedigung der eigenen Bedürfnisse im<br />

Vordergrund. Das eigentliche Ziel, welches<br />

zur Befriedigung führt ist die Ver -<br />

let zung / Verstümmelung oder gar<br />

Tötung des Tieres. Die Verletzungen<br />

müssen hierbei nicht unbedingt im<br />

Genitalbereich zugefügt werden. Der<br />

Täter erlangt hier eigene sexuelle Be -<br />

frie digung in dem Erleben der Qual des<br />

Tieres, in dessen Schmerzäußerungen.<br />

Diese Personen bezeichnet man auch<br />

als „Zoosadisten“, welche auch von dem<br />

überwiegenden Teil der zoophilen<br />

Szene abgelehnt werden. Diese Fälle<br />

sind als eindeutige Tierquälerei im<br />

Sinne des Tierschutzgesetzes strafrechtlich<br />

verfolgbar, da hier offensichtliche<br />

schwerwiegende Verletzungen<br />

des Tieres vorliegen.<br />

Bei der zweiten Gruppe wird der sexuelle<br />

Akt <strong>mit</strong> Gewalt (Fesseln, Fest halten,<br />

Betäuben des Tieres) durchgesetzt.<br />

Auch diese Fälle sind strafrechtlich relevant,<br />

jedoch ist die Beweis führung<br />

schwierig, solange dem dabei Tier keine<br />

offensichtlichen Verletzungen zugefügt<br />

werden und eventuell auftretendes<br />

psy chisches Leid, etwa an auffälligen<br />

Verhaltensänderungen feststellbar, nicht<br />

zweifelsfrei <strong>mit</strong> sexuellen Übergriffen in<br />

Verbindung gebracht werden kann. Da<br />

solche Taten in aller Regel nicht in der<br />

Öffentlichkeit begangen werden, es so -<br />

<strong>mit</strong> an Zeugen mangelt, ist die Beweis -<br />

führung schwierig, wodurch die Täter<br />

trotz strafrechtlicher Relevanz meist<br />

straffrei ausgehen.<br />

Die dritte Gruppe begeht sexuelle<br />

Handlung an und <strong>mit</strong> Tieren <strong>mit</strong> wenig<br />

oder ganz ohne Gewalt. Häufig wird<br />

den Tieren die Kooperation oder Dul -<br />

dung solchen Verhaltens aufkonditioniert<br />

(anerzogen). Wie viel Druck dabei<br />

zum Einsatz kommt, ist schwer nachweisbar.<br />

Diese Form der Übergriffe ist<br />

bei uns seit der Abschaffung des §175b<br />

straffrei, solange es nicht zu erheblichen<br />

Verletzungen durch den Akt (z. B. Darm -<br />

perforation) oder als Folge (z. B. Genital -<br />

infektionen) kommt. Gerade dieser<br />

Täter kreis behauptet von sich, den Tie -<br />

ren keinesfalls Leid zuzufügen, sie im<br />

Gegenteil aufrichtig zu lieben, was auch<br />

auf Gegenseitigkeit beruhe.<br />

Diese Unterscheidung macht Sinn,<br />

auch wenn man hier beachten muss,<br />

dass es immer wieder auch zu fließenden<br />

Übergängen kommt. Gerade von<br />

der letzten Gruppe wird immer wieder<br />

behauptet, dass die Kontakte einvernehmlich<br />

seien, dass das Tier sogar die<br />

Initiative ergreife. Sie fühlen sich durch<br />

die Bestrebungen von Personen grup -<br />

pen (allen voran z. B. Tierschutzvereine),<br />

sexuellen Umgang <strong>mit</strong> Tieren in egal<br />

welcher Form erneut unter Strafe zu<br />

stellen, geradezu verfolgt, ungerecht<br />

behandelt und diffamiert. Dabei vergessen<br />

sie jedoch, dass das Tier die<br />

Zustimmung hierzu gar nicht geben<br />

kann. Vielmehr befindet sich das Tier,<br />

gerade wenn es um das eigene Tier<br />

geht, hier in einem Abhängig keits -<br />

verhältnis zum Menschen und hat gar<br />

keine andere Wahl, als diese Übergriffe<br />

über sich ergehen zu lassen. Wenn das<br />

Tier hierbei Verhaltensweisen zeigt, welche<br />

auf einen Zustand der Erregung<br />

schließen lassen, ist ganz im Gegenteil<br />

davon auszugehen, dass es sich hierbei<br />

schlicht um Stresssymptome handelt,<br />

die durch extremste Vermenschlichung<br />

des Tieres, vielleicht auch, weil man sich<br />

das eigene Fehlverhalten schön reden<br />

will, missgedeutet werden. So<strong>mit</strong> kann<br />

man hier wohl von einer reinen Schutz -<br />

behauptung ausgehen.<br />

Während die Strafbarkeit der Zoo -<br />

philie in nahezu allen Ländern Europas<br />

Foto: Fotolia<br />

abgeschafft worden war, da man die<br />

Tiere durch das Tierschutzgesetzt ausreichend<br />

geschützt wähnte, gehen<br />

inzwischen viele Staaten wieder dazu<br />

über, sie erneut in den Straftatbestand<br />

aufzunehmen und entsprechend zu<br />

sanktionieren. Grund dafür ist unter<br />

anderem, dass Tierschutz inzwischen in<br />

vielen europäischen Staaten in die Ver -<br />

fassung aufgenommen wurde und<br />

nicht nur den Schutz des Tieres vor körperlichen<br />

Schäden / Schmerzen festlegt,<br />

sondern auch, dass die Würde der Tiere<br />

in ihrer Mitgeschöpflichkeit geachtet<br />

werden muss. Dazu steht das Prak ti -<br />

zieren von Zoophilie in einem klaren<br />

Widerspruch, da hierdurch das Tier zu<br />

einem reinen Objekt der eigenen Be -<br />

frie digung degradiert wird und sexuelle<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 41


Tierleid<br />

Kontakte, da von Seiten des Tieres nie<br />

freiwillig, einen massiven Angriff auf die<br />

physische wie psychische Integrität des<br />

Tieres darstellt.<br />

In England wurde nach intensiven<br />

Beratungen im Strafrechtsänderungs -<br />

ausschus am 20. November 2003 eine<br />

Empfehlung ausgesprochen, die im<br />

April des folgenden Jahres umgesetzt<br />

wurde. Die Begründung dafür lautete:<br />

»Es (Zoophilie Anmerk. d. Verf.) ist eine<br />

Handlung gegen die Würde des Tieres<br />

und des Menschen. Wir gehen davon aus,<br />

das sexuelle Kontakte einvernehmlich<br />

sein müssen, was für Tiere schlicht nicht<br />

möglich ist. Zoophilie als Straftatbestand<br />

würde den Schutz der Tiere anstreben,<br />

doch wir denken, dass dies in erster Linie<br />

ein Sexualstraftatbestand ist welcher ein<br />

zutiefst gestörtes Verhalten widerspiegelt.<br />

Das sind nicht einfach Akte von Einsam -<br />

keit und Nähe. Es gibt Hinweise auf eine<br />

Verbindung zwischen dem Missbrauch<br />

von Tieren und anderen Formen sexueller<br />

Vergehen. Forschungen haben einen Zu -<br />

sam menhang zwischen dem Missbrauch<br />

von Tieren und dem von Kindern gezeigt.<br />

Einigen Fälle massiver Verstümmelungen<br />

von Pferden gingen <strong>mit</strong> sexuellen Moti -<br />

ven und Handlungen einher. Wir nehmen<br />

eine Tiefe Abscheu gegen solches Verhal -<br />

ten in unserer Gesellschaft wahr und dass<br />

es weiterhin als kriminelles Vergehen an -<br />

gesehen werden sollte. Dies greift auch<br />

die Sicht der CLRC auf, dass es kriminell<br />

bleiben soll, allerdings <strong>mit</strong> einem reduzierten<br />

Strafmaß.«<br />

(Empfehlungen des Strafrechtsän de -<br />

rungs ausschusses, Con sul ta tion papers,<br />

Setting the boundaries, Juli 2000,<br />

S. 126 f.)<br />

Für die Penetration eines Tieres oder<br />

durch ein Tier ist nun ein Strafmaß von<br />

6 Monaten bis 2 Jahren vorgesehen und<br />

auch Geldstrafen sind möglich. Das<br />

Strafmaß hängt unter anderem davon<br />

ab, ob der Fall vor einem Einzelrichter<br />

oder einem Geschworenengericht verhandelt<br />

wird. Letzteres ist in diesem Fall<br />

zur Verhängung eines höheren Straf -<br />

maßes befugt.<br />

Am 1. September 2008 trat in der<br />

Schweiz eine Änderung des Tierschutz -<br />

gesetztes in Kraft, nach der unter Artikel<br />

16 Tierschutzverordnung SR 455.1 Ab -<br />

schnitt 2, Buchstabe J sexuell motivierte<br />

Handlungen <strong>mit</strong> Tieren zu den verbotenen<br />

Handlungen bei allen Tierarten<br />

gehört. Auch hier wird <strong>mit</strong> Haft oder<br />

Geldbuße bis zu 20.000 Schweizer<br />

Franken geahndet.<br />

In Schweden, wo das Zoophilie-Ver -<br />

bot seit 1944 nicht mehr besteht, fordert<br />

der Schwedische Veterinärverband<br />

seit Januar 2004 eine Neufassung des<br />

Tierschutzgesetztes dahingehend, dass<br />

die Tiere vor sexuellen Übergriffen jedweder<br />

Art geschützt werden und eine<br />

Aufnahme der Zoophilie in die bestehenden<br />

strafrechtlichen Regelungen<br />

aufgenommen werden. Verabschiedet<br />

ist die Gesetzesänderung leider noch<br />

nicht. Neuen Stoff für die Debatte lieferte<br />

2008 David Bass, der ein internes<br />

Netz enttarnte, was auch von der Presse<br />

groß aufgegriffen wurde. Es besteht<br />

Grund zur Hoffnung, dass diese Geset -<br />

zesänderung im Zuge der Novellierung<br />

des Tierschutzgesetzes umgesetzt wird.<br />

In Frankreich wurde schon im März<br />

2004 das Strafgesetzbuch dahingehend<br />

geändert, dass sexuelle Handlungen an<br />

Haustieren verboten sind und <strong>mit</strong> bis zu<br />

zwei Jahren Haft oder Geldstrafe zu<br />

ahnden sind<br />

Nachdem in Belgien sexuelle Über -<br />

griffe auf die Hunde eines Tierasyls in<br />

Gent und die fehlende Möglichkeit, die<br />

Täter zu bestrafen, bekannt wurde, kam<br />

es zu heftigen Protesten der Bevölke -<br />

rung, die auch die Politiker erreichten.<br />

Nach zweijährigem Ringen wurde am<br />

19. März 2007 das Tierschutzgesetzt<br />

dahingehend geändert, dass ein ausdrückliches<br />

Verbot sexueller Handlun -<br />

gen an Tieren erlassen wird. Die Täter<br />

müssen nun <strong>mit</strong> bis zu sechs Monaten<br />

Haft und / oder Geldstrafe rechnen.<br />

Auch in den Niederlanden wurde seit<br />

2004, nachdem bekannt wurde, dass<br />

auf frischer Tat ertappte Täter nicht<br />

bestraft werden konnten, wieder darüber<br />

diskutiert, Zoophilie unter Strafe zu<br />

stellen. Politiker aller Parteien sprachen<br />

sich für ein vollständiges Verbot aus.<br />

Der Abgeordnete Joost Eerdmans von<br />

der LPF: „Sex <strong>mit</strong> Tieren ist ein weit reichender<br />

Angriff auf die physische Inte -<br />

grität des Tieres und findet niemals <strong>mit</strong><br />

dessen Zustimmung statt.“ Im März<br />

2008 beschloss das niederländische<br />

Parlament, jeglichen Sexualverkehr <strong>mit</strong><br />

Tieren und die Herstellung pornographischen<br />

Materials davon <strong>mit</strong> bis zu<br />

sechs Monaten Gefängnis zu bestrafen.<br />

Nach Novellierung des Tierschutz -<br />

gesetzes sieht Norwegen seit 2009<br />

Geldstrafen oder bis zu einem Jahr<br />

Gefängnis, bei schweren Verstößen bis<br />

zu drei Jahren vor.<br />

Sowohl in Österreich als auch bei uns<br />

in Deutschland wird Zoophilie nur über<br />

das Tierschutzgesetz sanktioniert. Doch<br />

unser Tierschutzgesetz reicht an diesem<br />

Punkt nicht aus, um die Tiere ausreichend<br />

zu schützen, da für eine strafrech<br />

tliche Verfolgung nach dem<br />

TierSchG beim Tier praktisch erst Blut<br />

fließen muss. Solange es keine offensichtlichen<br />

Verletzungen gibt, besteht<br />

so<strong>mit</strong> keine rechtlich legitimierte Hand -<br />

habe zum Eingreifen. Vor Abschaffung<br />

des § 175b bestand für die Tiere zumindest<br />

ein <strong>mit</strong>telbarer Schutz, da zoophile<br />

Handlungen zum Schutz der Men schenwürde<br />

verboten waren. So<strong>mit</strong> sind die<br />

Tiere seitdem dem Menschen zur Be -<br />

42<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

frie digung seiner sexuellen Bedürfnisse<br />

ausgeliefert. Schutz besteht nur noch<br />

vor Handlungen, die <strong>mit</strong> erheblichen<br />

Schmerzen und Leid nach dem Tier -<br />

schutzgesetzt §§ 17,18. Um einen Täter<br />

nach § 17 TierSchG zu Haftstrafen verurteilen<br />

zu können, muss ihm Rohheit<br />

nachgewiesen werden. Ansonsten be -<br />

steht, selbst bei vorsätzlichem Zufügen<br />

von Schmerzen lediglich eine Ord -<br />

nungs widrigkeit vor, für die maximal<br />

eine Geldstrafe verhängt werden kann.<br />

Nach dem Strafgesetzbuch wird nach<br />

§ 184a wird nur noch die Verbreitung<br />

von gewalt- oder tierpornographischen<br />

Schriften <strong>mit</strong> einer Freiheitsstrafe bis zu<br />

drei Jahren Gefängnis oder <strong>mit</strong> Geld -<br />

strafe bestraft. Ansonsten gibt es noch<br />

die Möglichkeit, einen Täter, welcher<br />

sich an einem fremden Tier vergeht,<br />

nach § 303 StGB wegen Sachbeschä di -<br />

gung zu belangen. Hier besteht allerdings<br />

die Schwierigkeit, einen „Scha den“<br />

am Tier nachzuweisen und ein deutig<br />

<strong>mit</strong> dem Missbrauch in Verbindung zu<br />

bringen sein. Dringt ein Täter in ein<br />

fremdes Grundstück oder Haus ein,<br />

käme noch eine Verurteilung wegen<br />

Hausfriedensbruch nach § 123 StGB in<br />

Frage. Allerdings muss auch hier der<br />

Nachweis erbracht werden.<br />

Laut der Frankfurter Rundschau vom<br />

12.10.2010 kündigte Hessen eine Bun -<br />

desratsinitiative für ein Verbot von<br />

Zoophilie an, da die derzeitige Geset -<br />

zeslage die Hürde, einem Tier zu helfen,<br />

zu hoch setze. Leider gibt es dazu bisher<br />

keine konkreten Ergebnisse.<br />

Problematik der derzeiti -<br />

gen rechtlichen Situation in<br />

Deutsch land<br />

Ein von Rechtsanwalt Konstantin Leon -<br />

darakis LL.M. im Auftrag des bmp (Bund<br />

gegen den Missbrauch der Tiere e.V.)<br />

erstellten Gutachtens ( www.bmt-tier<br />

schutz.de/index.php?Seite=38" ) über die<br />

Strafbarkeit der Inhalte des Zoo philen-<br />

Forums tierlover.de zeigt deutlich, dass<br />

das TierSchG in seiner derzeitigen<br />

Fassung keinesfalls ausreicht, um Tiere<br />

wirksam vor sexuellem Miss brauch zu<br />

schützen. Anhand mehrerer Beispiele<br />

stellt RA Leondarakis heraus, dass es bei<br />

den meisten sexuellen Kon takten zwischen<br />

Mensch und Tier(en) nicht zu<br />

offensichtlicher Tierquälerei kommt. Es<br />

ist sehr schwer nachzuweisen, ob und<br />

wie viel Gewalt angewandt wurde, um<br />

Tiere für sexuelle Handlun gen <strong>mit</strong><br />

Menschen zu konditionieren, so dass es<br />

meistens scheinbar so aussieht, als würden<br />

diese Kontakte auf gegenseitigem<br />

Einverständnis beruhen.<br />

Seit August 2002 hat der Tierschutz<br />

<strong>mit</strong> dem Artikel 20a GG Verfas sungs -<br />

rang bekommen und ist so<strong>mit</strong> Staats -<br />

zielbestimmung <strong>mit</strong> rechtlich bindender<br />

Wirkung. Der genaue Text lautet:<br />

Die Leidens- und Empfindungsfähigkeit<br />

insbesondere von höher entwickelten<br />

Tieren erfordert ein ethisches Mindest -<br />

maß für das menschliche Verhalten.<br />

Daraus folgt die Verpflichtung, Tiere in<br />

ihrer Mitgeschöpflichkeit zu achten und<br />

ihnen vermeidbare Leiden zu ersparen.<br />

(Bundestag-Drucksache, 14/8860). Hier -<br />

in ist auch ethischer Tierschutz verankert,<br />

was bedeutet, dass Tiere als Lebe wesen<br />

geschützt und in ihrer Mitgeschöpf lich -<br />

keit geachtet werden sollen Hierdurch<br />

wird der Gesetzgeber angehalten, dem<br />

Tierschutz im Rechtswesen umfassend<br />

Geltung zu verschaffen.<br />

Durch die derzeit geltenden Rechts -<br />

bestimmungen werden Tiere jedoch<br />

nicht ausreichend vor zoophilen Hand -<br />

lungen geschützt. Eine Strafbarkeit<br />

etwa nach § 17 TierSchG ist erst dann<br />

gegeben, wenn dem Zoophilisten die<br />

vorsätzliche Zufügung erheblicher<br />

Schmer zen und Leiden in Verbindung<br />

<strong>mit</strong> Rohheit nachgewiesen werden<br />

kann. Schon das Vorliegen von Fahr läs -<br />

sigkeit setzt hier die Strafbarkeit außer<br />

Kraft, selbst wenn dem Tier erhebliche<br />

Verletzungen bis hin zum Tode zugefügt<br />

werden. Es ist dann nur noch eine<br />

Ordnungswidrigkeit. Der Nachweis des<br />

Vorsatzes ist, wie das Gutachten von RA<br />

Leondarakis aufzeigt, allerdings sehr<br />

schwer zu führen; nicht zuletzt, weil die<br />

verletzten Tiere in den seltensten Fällen<br />

einem Tierarzt vorgestellt werden und<br />

wenn, dann über die Ursache Still -<br />

schwei gen bewahrt wird. Auch finden<br />

die Handlungen an den Tieren in der<br />

Regel nicht vor Zeugen statt. Kommen<br />

Tiere dabei ums <strong>Leben</strong>, werden diese<br />

schlicht entsorgt, ohne dass es jemand<br />

<strong>mit</strong>bekommt. Selbst wenn der Zoo -<br />

philist das Tier „zu nichts zwingt“, der<br />

Sex also scheinbar einvernehmlich ist,<br />

kann nicht ausgeschlossen werden,<br />

dass das Tier darunter erhebliches Leid<br />

erfährt. Gerade die psychischen Folgen<br />

lassen sich sehr schwer nachweisen. In<br />

jedem Fall aber wird hier das Abhän gig -<br />

keitsverhältnis des Tieres zum Men -<br />

schen ausgenutzt, was wiederum <strong>mit</strong><br />

der Würde des Tieres nicht in Einklang<br />

zu bringen ist.<br />

Abgesehen von eventuell oder tatsächlich<br />

zugefügtem Leid werden die<br />

Tiere zu Objekten menschlicher Be -<br />

gierde degradiert und zur Befriedigung<br />

menschlicher Triebe missbraucht. Dies<br />

wiederum lässt sich nicht <strong>mit</strong> der Würde<br />

des Tieres als Mitgeschöpf vereinbaren.<br />

Sie wird dort verletzt, wo Tiere entgegen<br />

artgerechten Verhaltens dazu konditioniert<br />

werden, passiv oder aktiv an<br />

den sexuellen Kontakten teilzunehmen.<br />

Sexuelle Kontakte <strong>mit</strong> Menschen entsprechen<br />

nicht dem artgerechten Ver -<br />

halten von Tieren. Aber gerade auch in<br />

diesem Bereich besteht durch Art. 20a<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 43


Tierleid<br />

GG eine Schutzpflicht. Dies macht ein<br />

Tätigwerden des Gesetzgebers dringend<br />

erforderlich, um Tiere hinreichend<br />

und nachhaltig vor zoophilen Hand -<br />

lungen zu schützen, nicht nur im Hin -<br />

blick auf körperliche und psychische<br />

Leiden, sondern auch im Hinblick auf<br />

die Würde des Tieres. Dies kann nur<br />

durch ein Verbot und die Schaffung<br />

eines Straftatbestandes gewährleistet<br />

werden. Geschieht dies nicht, würde<br />

wohl nur noch der Gang zum Verfas -<br />

sungsgericht bleiben, um überprüfen<br />

zu lassen, inwieweit geltendes TierSchG<br />

und Verfassung in diesem Punkt übereinstimmen<br />

– oder eben nicht übereinstimmen.<br />

Davon abgesehen gibt es noch einen<br />

weiteren, vielleicht sogar noch wichtigeren<br />

Aspekt, sexuelle Kontakte zu<br />

Tieren neu zu bewerten. 1970 durchleuchtete<br />

das amerikanische FBI die<br />

<strong>Leben</strong>släufe verurteilter Serien-Mörder.<br />

Dabei wurde deutlich, dass sehr viele<br />

dieser Täter ihre Karriere <strong>mit</strong> dem Miss -<br />

brauch und Quälerei von Tieren zumeist<br />

schon während ihrer Jugend begannen.<br />

Heute werden Missbrauch und Tier -<br />

quälerei als Zeichen einer ernstzunehmenden<br />

Störung bewertet und auch als<br />

Zeichen für das Erleben von Gewalt aus<br />

erster Hand. Auch wurde festgestellt,<br />

dass in Familien, in denen Missbrauch<br />

von Tieren stattgefunden hat, auch Ge -<br />

walt in anderen Formen vorkam, nicht<br />

zuletzt auch in Form von Kindes miss -<br />

brauch. Das bedeutet natürlich im Um -<br />

kehrschluss nicht automatisch, dass<br />

jeder, der in seiner Jugend Tiere quält,<br />

zu einem Gewaltverbrecher wird. Aber<br />

es wirft die Frage auf, ob eine Gesell -<br />

schaft es sich leisten kann, Tierquälerei<br />

in welcher Form auch immer als Baga -<br />

tell-Delikt zu behandeln oder ob da<br />

nicht eine Zeitbombe tickt, deren Aus -<br />

wir kungen noch nicht abzusehen sind.<br />

Wie diverse Studien, allen voran der eingangs<br />

erwähnte Kinsey-Report deutlich<br />

machen, beginnt die Karriere fast aller<br />

aktiven Zoophilen schon während ihrer<br />

Pubertät. Während es bei vielen bei<br />

einem einmaligen Kontakt während<br />

ihrer „Experimentier-Phase“ bleibt, setzten<br />

viele dieses Verhalten auch im<br />

Erwachsenenalter fort. Hier stehen also<br />

schon Jugendliche, gerade auch in<br />

einem Zeitalter, wo über das Internet<br />

jede Menge Informationen zur Verfü -<br />

gung stehen, wie man solche Kontakte<br />

arrangieren und gestalten kann, und<br />

gerade diese Informationen den Jugend -<br />

lichen am heimischen Computer frei zur<br />

Verfügung stehen, in einer deutlich<br />

höheren Gefahr, hier zu Tätern zu werden,<br />

gerade auch da, wo, wie RA Leon -<br />

darakis deutlich herausgestellt hat,<br />

Seiten wie tierlover.de keine nennenswerten<br />

Hindernisse für Jugendliche<br />

aufgestellt haben, um deren Nutzung<br />

der Seiten zu verhindern. Sicherlich<br />

liegt es in der Verantwortung der Eltern,<br />

zu überwachen, was ihre Kids so am<br />

Computer treiben. Aber das ist oft nicht<br />

leistbar, da die Kinder häufig über<br />

wesentlich mehr Computer- und Inter -<br />

net-Kompetenz verfügen, als ihre Eltern<br />

und sie sich auch <strong>mit</strong> zunehmendem<br />

Alter verständlicherweise immer weniger<br />

kontrollieren lassen. So<strong>mit</strong> sollte<br />

auch der Schutz unserer Jugend für den<br />

Gesetzgeber Grund genug sein, hier<br />

reglementierend und strafrechtlich einzuschreiten.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich<br />

noch herzlichst bei Gabriele Frey für die<br />

vielen von ihr auf www.verschwiegenes-tierleid-online.de<br />

zusammengetragenen<br />

Informationen und auch Anre -<br />

gungen zu diesem Artikel via Telefon<br />

und E-Mail bedanken. Wer sich noch tiefer<br />

gehend <strong>mit</strong> diesem Thema auseinandersetzen<br />

möchte, dem sei an dieser<br />

Stelle noch das von Birgit Schröder<br />

(Hg.) zusammen <strong>mit</strong> der Initiative „Ver-<br />

schwiegenes TierLeid“ herausgegebene<br />

Buch „Verschwiegenes TierLeid – sexueller<br />

Missbrauch von Tieren“ ISBN 3-00-<br />

017726-4 empfohlen. (Biblio gra phische<br />

Angaben: Birgit Schröder (Hg.), Ver -<br />

schwie genes Tierleid – Sexueller Miss -<br />

brauch an Tieren, Schröder Verlag:<br />

Wind hagen, 2006. 328 Seiten. ISBN 3-<br />

00-017726-4. Die Publikation ist direkt<br />

über den Verlag oder über den Buch -<br />

handel erhältlich.)<br />

Autor: Antje Henze<br />

www.passion4dogs.de<br />

44<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

Chronologie einer geplanten<br />

(und auch durchgeführten)<br />

Hundeversteigerung<br />

Mit folgender Meldung wurden in der<br />

letzten Januar-Woche 2011 Hunde -<br />

freun de und Tierschützer auf den Plan<br />

gerufen:<br />

»Der Herausgeber des Portals www.ras<br />

se<strong>hund</strong>e.de, Hunde-Fabrikant Uwe Stie -<br />

rand aus Steuden versucht aktuell, Wel -<br />

pen und Zucht<strong>hund</strong>e per öffentlicher<br />

Versteigerung zu veräußern. Kleine<br />

Münsterländer, Irish Setter, Beagle sollen<br />

am 30.01. im wahrsten Sinne des<br />

Wortes unter den Hammer: www.baauktion.de<br />

. (Bild unten: Screenshot 22.01.11-<br />

8h ba-auktion.de)<br />

Das ganze wird dann auch noch als Notund<br />

Tierschutzmaßnahme hingestellt.<br />

Das erinnert an die Räumungsverkäufe<br />

fliegender Teppichhändler. Derweil<br />

gehen die Geschäfte des Betreibers von<br />

www.rasse<strong>hund</strong>e.de weiter und man<br />

wird sehr wahrscheinlich kaum lange<br />

warten müssen, bis aus dem Umfeld<br />

Stierand wieder neue Würfe zu Markte<br />

getragen werden.<br />

Sein „Zucht“-Verein, der „Internatio-<br />

nale Club für Rasse<strong>hund</strong>e und Edel -<br />

katzen“ stellt die Versteigerung ausdrücklich<br />

als Maßnahme „ein gutes zu<br />

Hause für seine Hunde zu finden“<br />

dar.<br />

Was bitte soll ein „gutes zu<br />

Hause“ sein, wenn jemand einen<br />

Hund per Auktion erwirbt. Die<br />

Hunde dürfen gerade mal kurz<br />

vor Auktion besichtigt werden,<br />

exakt wie bei der Versteigerung<br />

von Gebrauchtwagen oder eben<br />

alten Teppichen. Der „Züchter“<br />

hat rein gar keinen Einfluss da -<br />

rauf, wer den Hund ersteigert.<br />

Das entscheidet alleine der<br />

Auktionator <strong>mit</strong> seinem Zu -<br />

schlag und hier zählt alleine das<br />

höchste Gebot. Da läuft jede<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung per Tierheim tierschutzgerechter<br />

ab. Besonders<br />

krass ist, dass es sich gerade<br />

beim kleinen Münsterländer<br />

um eine echte Jagd<strong>hund</strong>erasse<br />

handelt, die eigentlich nur in<br />

jagdlich geführte oder zumindest<br />

erfahrene Hände gehört ( http://<br />

muensterlaender-freunde.de ).« (Quelle:<br />

Christoph Jung, petwatch)<br />

Wie zu erwarten, konnte die Durch -<br />

führung dieser Auktion nicht verhindert<br />

werden.<br />

23.01.11<br />

Christoph Jung beginnt <strong>mit</strong> folgendem<br />

Eintrag seinen Blog auf http://petwatch.blogspot.com<br />

(Hunde unterm<br />

Hammer) Soweit nicht anders angegeben,<br />

sind die folgenden Ausfüh rungen<br />

Zitate von Ch. Jung, petwatch:<br />

Hunde unterm Hammer – Tier -<br />

schutz <strong>mit</strong>ten in Deutsch land<br />

Hundewelpen, durchweg Jagd<strong>hund</strong>e -<br />

rassen, per Versteigerung zu haben, ge -<br />

plant für den 30.01.2011, drei Stunden<br />

vorher zu besichtigen, das höchste Ge -<br />

bot erhält den Zuschlag, <strong>mit</strong>bieten darf<br />

jeder, der 100 Euro Kaution hinterlegt –<br />

nicht Mallorca, nicht Rumänien, das ist<br />

„Tierschutz“ <strong>mit</strong>ten in Deutschland.<br />

30.01.11<br />

Etwa 50 Hundefreunde demonstrierten<br />

während der Auktion und der Besich -<br />

tigungszeit für die Rechte der Hunde<br />

auf ein artgerechtes <strong>Leben</strong>. Die Besich -<br />

tigung der Zwingeranlage Evaschacht<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 45


Tierleid<br />

war indes nichts für schwache Nerven.<br />

Die Fotos sagen alles. Stierand behauptete,<br />

die Hunde wären noch am Morgen<br />

draußen gewesen. Auch hier wurde er<br />

wieder einmal der Lüge überführt an -<br />

gesichts des unberührten Raureifs auf<br />

dem Gras. Dauerfrost bei -3°.<br />

Hunde unterm Hammer: Christoph<br />

Jung, www.petwatch.de, schoss diese<br />

Fotos am Tag der Hundeauktion in<br />

Steuden<br />

Noch eine halbe Stunde nach Auk tions -<br />

beginn war kein einziger Bieter angetreten.<br />

Insofern war die Demons tration<br />

ein voller Erfolg, der ihm und anderen<br />

Hun de-Fabrikanten (so nennt sich Stie -<br />

rand auch noch stolz) eine Lehre sein<br />

sollte.<br />

Doch es bleiben Fragen: Wie kann es<br />

sein, dass ein Veterinäramt 17 Jahre<br />

lang diesem Treiben zuschaut? Wie<br />

kann es sein, dass ein Tierarzt noch am<br />

27.01. allen Hunden ein Gesundheits -<br />

zeugnis ausstellt, mindestens 2 Hunde<br />

aber so evident krank sind, dass sie auf<br />

Druck der Demonstranten sofort aus<br />

der Auktion genommen werden mussten?<br />

Warum duldet die Tierärzteschaft<br />

ein solches Treiben ihrer werten „Kolle-<br />

gen“? Warum schweigen die Medien zu<br />

solchen Zuständen? Warum gibt es keine<br />

Gesetze, die einen effektiven Tierschutz<br />

begründen?<br />

Ach ja, und Frank Weber war da, der<br />

von Vox-TV, HundKatzeMaus. Er schaute<br />

hin! Mit Kamera. Was er sagte, sprach<br />

mir aus dem Herzen – und Verstand.<br />

Mal schauen, was gesendet wird.<br />

Ein MDR-Team aus Erfurt war am<br />

30.01. vor Ort. Dort wurde offensichtlich<br />

ein Werbebeitrag für Auktionator Arens<br />

<strong>mit</strong> unseren GEZ-Beiträgen gedreht.<br />

Angeblich waren nur 20 Demons tran -<br />

ten da. Ich habe 50 allein auf einem<br />

Haufen gezählt, ohne die, die gerade<br />

am Evaschacht waren. Wie der MDR auf<br />

die Zahlen und freundliche Darstellung<br />

der Auktion kommt, ist mir ein Rätsel,<br />

der Wahrheit entspricht es jedenfalls<br />

nicht, dafür stehe ich (Christoph Jung,<br />

Anm. d. Red.) <strong>mit</strong> meinem Wort.<br />

31.01.11<br />

Nun werden Maßnahmen ergriffen, die<br />

Hunde bei Stierand wegzuholen. Tier -<br />

schützer haben mehrfach, auch gegenüber<br />

dem Veterinäramt Saalekreis er -<br />

klärt, die Hunde sofort aufzunehmen.<br />

Dieser Evaschacht-Clan muss zudem<br />

ein Tierhaltungsverbot erhalten. Man<br />

muss auch noch darauf hinweisen, dass<br />

der Auktionator angesichts der misslungenen<br />

Versteigerung gegenüber den<br />

Demonstranten öffentlich erklärt, etwa:<br />

„Vielleicht keult er die Hunde dann!“ (der<br />

Begriff „keulen“ wurde dabei definitiv verwendet)<br />

01.02.11<br />

Die Laborbeaglehilfe e.V. hat eine Pro -<br />

testnote / Petition an den Landrat des<br />

Saalekreises erstellt und sammelt Un -<br />

ter schriften ( http://beagle.mediennetznrw.de<br />

[Helfen Sie den Hunden in Steu -<br />

den]). Mit Bitte um Beteiligung.<br />

(Diese Petition kann, auch wenn sie<br />

schon eingereicht wurde, weiterhin<br />

unter zeichnet werden.) Herrn Bannert,<br />

dem zuständigen Landratsab geord ne -<br />

ten wurde neben der Liste auch ein Link<br />

ausgehändigt, unter welchem er sich<br />

über den aktuellen Stand der Unter -<br />

schirften jederzeit informieren kann.<br />

Eine Reaktion seinerseits auf die Peti -<br />

tion liegt der Laborbeaglehilfe bisher<br />

nicht vor. (Anm. d. Red.)<br />

Ebenfalls am 01.02. verfasste Karin<br />

Burger auf ihrer Seite www.doggen<br />

netz.de (Aua 64) einen lesenswerten<br />

satirischen Brief an Herrn Stierand.<br />

02.02.11<br />

Stierand und Auktionator Arens fordern<br />

die Rücknahme der Aussage hier im<br />

Blog, der Auktionator habe gesagt, „Dann<br />

keult er die Hunde eben!“ (sinngemäß).<br />

46<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierleid<br />

Diese Aussage wurde inzwischen von<br />

Augenzeugen bestätigt.<br />

02.02.11<br />

Der Präsident der Tierärztekammer Sach -<br />

sen-Anhalt, Dr. med. vet. Stefan Krippner,<br />

hat mich (Christoph Jung, Anm. d. Red.)<br />

heute angerufen und versichert, dass er<br />

der Sache nachgehen werde.<br />

Tiere lägen vor und eventuell notwendige<br />

Behandlungen seien eingeleitet<br />

worden. Die Tiere hätten sich bis auf<br />

Ausnahmen in einem guten gesundheitlichen<br />

Allgemeinzustand.<br />

Die Angekündigte Auflösung der<br />

gewerblichen Hundezucht durch den<br />

Verkauf der Hunde würde auch weiterhin<br />

überwacht werden.« (sinngemäße<br />

Wiedergabe anhand eines Kommen -<br />

tares zum hier zitierten Blog, Anm. d.<br />

Red.)<br />

und auch für andere Tierschutzfälle kritisiert.<br />

Ihre Kritikpunkte werden vielen<br />

Tierschützern <strong>mit</strong> Praxiserfahrung in<br />

der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> (manchen)<br />

Veterinärämtern bekannt vorkommen.<br />

Auch in der Zuchtanlage selbst wurde<br />

erneut gefilmt und Uwe Stierand Gele -<br />

genheit gegeben, seine Sicht der Dinge<br />

darzulegen. Sehen Sie das Video dort:<br />

( http://www.mz-web.de/ (Protest vor<br />

dem Veterinäramt).«<br />

(Quelle: www.doggennetz.de )<br />

08.02.11<br />

»Die Amtsleiterin des Veterinäramtes<br />

Saalekreises, Dr. Meier, soll ein Rund -<br />

schreiben verschickt haben, in welchem<br />

sie sinngemäß <strong>mit</strong>teilt, dass das<br />

TierSchG keine speziellen Regelungen<br />

für die Durchführung oder Beschrän -<br />

kung von Hundeversteigerungen enthalte<br />

und dass, obwohl nach §2 TierSchG<br />

der Erwerber eines Tieres über die erforderlichen<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

zur Haltung des Tieres verfügen müsse,<br />

nicht gesetzlich geregelt sei, dass ein<br />

Verkauf der Tiere nur an sachkundige<br />

Personen erfolgen dürfe. Die einzige<br />

Regelung, die dazu vom TierSchG<br />

getroffen würde, sei, dass Wirbeltiere<br />

ohne Einwilligung der Erziehungs -<br />

berech tigten nicht an Kinder und Ju -<br />

gend liche unter 16 Jahren abgegeben<br />

werden dürfen (§11c). Es gäbe auch<br />

keine speziellen gesetzlichen Vorgaben<br />

zur zahlen- oder rassenmäßigen Be -<br />

schrän kung einer gewerblichen Zucht.<br />

Die Zuchtgemeinschaft, welche die<br />

Versteigerung initiiert habe, sei im<br />

Besitz einer gültigen tierschutzrechtlichen<br />

Erlaubnis zum gewerbsmäßigen<br />

Züchten und Halten von Hunden. Die<br />

Aktion in Steuden hätte unter amtstierärztlicher<br />

Kontrolle gestanden. Tier -<br />

ärztliche Befunde zum Zustand der<br />

11.02.11<br />

Karin Burger weist auf www.doggen<br />

netz.de unter dem Titel „Evaschacht und<br />

kein Ende“ auf einen Bericht der Mittel -<br />

deutschen Zeitung (MZ-TV) hin:<br />

»Aua67: Stierand / Evaschacht<br />

und kein Ende<br />

{TS-/DS-Kritik} Die Aufregung über die<br />

Zustände im Zwinger vom Evaschacht<br />

des Uwe Stierand nimmt kein Ende und<br />

treibt inzwischen auch äußerst kuriose<br />

Blüten (Doggennetz wird darüber noch<br />

berichten).<br />

Aktuell gibt es einen Fernsehbeitrag<br />

über die Mitteldeutsche Zeitung (MZ-<br />

TV) <strong>mit</strong> verschiedenen Interviews. So<br />

kommt Marlies Koser vom Tierschutz -<br />

verein Halle zu Wort, welche die Ko ope -<br />

rationsbereitschaft des zuständigen<br />

Veterinäramts Saalekreis grundsätzlich<br />

14.02.11<br />

Frau Burger ruft <strong>mit</strong> folgendem Artikel<br />

auf doggennetz.de zu vernünftigem und<br />

vor allem realistischem Vorgehen auf:<br />

»Aua68: Stierand / Evaschacht:<br />

Die Hysterie treibt Blüten<br />

{TS-/DS-Kritik} Das Thema Hundefa -<br />

brikant Uwe Stierand <strong>mit</strong> seiner Zucht an -<br />

la ge vom Evaschacht wird zum un -<br />

gewoll ten Prüfstein der Effizienz<br />

tiers chützerischer Interventionen. Bis -<br />

her erreicht: Die Hunde-Auktion wurde<br />

durch eine Demonstration der Tier -<br />

schützer vor Ort erfolgreich boykottiert.<br />

Eine weitere Demo am vergangenen<br />

Donnerstag vor dem Veterinäramt des<br />

Saalekreises pointierte die grundsätzliche<br />

Problematik der Kooperation zwischen<br />

Veterinärbehörden und Tier -<br />

schutz organisationen. Schön, schön.<br />

Für die Hunde gebracht hat das bisher<br />

alles gar nichts.<br />

Liest man verschiedene Foren bei -<br />

träge, läuft es einem eiskalt den Rücken<br />

hinunter angesichts der unsachlichen<br />

Überdramatisierung der hier vorliegenden<br />

Verhältnisse. Kein wahrer Hunde -<br />

freund findet es schön oder auch nur<br />

akzeptabel, wie die Hunde dort leben<br />

müssen. Die Unterbringungs bedingun -<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 47


Tierleid<br />

gen allerdings <strong>mit</strong> den Zuständen im<br />

Ausland zu vergleichen und völlig un -<br />

be gründet zu dramatisieren, verschiebt<br />

den Fokus in bedenklicher Art und Weise.<br />

Überdies eiern wohl einige Tier -<br />

schützer bedrohlich am Rande der<br />

kom pletten Hysterie entlang. Gerüchte -<br />

weise ist von militanten Befreiungs -<br />

aktionen zu hören. Einige meinen, <strong>mit</strong><br />

Futterspenden zu helfen. Das Gegenteil<br />

dürfte der Fall sein. Jede Futterspende<br />

verlängert den Status quo. Und übrigens:<br />

Nach Aussagen eines Vor-Ort-<br />

Zeugen war kürzlich zu beobachten,<br />

wie ein Beagle-Rüde eine Beagle-Hün -<br />

din deckte. Da ist die nächste Produk -<br />

tionswelle schon in Arbeit!<br />

Al Capone hat man seinerzeit auch<br />

nicht über seine kriminellen Machen -<br />

schaften, sondern steuerrechtlich festgenagelt.<br />

Auch der vorliegende Fall bietet<br />

mannigfaltige Angriffspunkte, wenn<br />

man sich nicht gerade auf tierschützerische<br />

Aspekte konzentrieren wollte!<br />

Jetzt wäre es natürlich wieder praktisch,<br />

man hätte jemals über den tierschützerischen<br />

Tellerrand hinausgeblickt, kenne<br />

sich z. B. im Sozialgesetzbuch aus ...<br />

Warum können Tierschützer und Hun -<br />

de freunde nicht begreifen, dass das<br />

Vete rinäramt formalrechtlich bei der<br />

gegebenen Gesetzeslage keinen An -<br />

griffs punkt findet? Zeigt nicht gerade<br />

der Fall Gnadenhof Momo und die nicht<br />

enden wollende Diskussion darüber<br />

z. B. im KSG-Forum, welches Risiko Vete -<br />

rinäre eingehen, die tierschützerisch<br />

handeln? Dort kann man frostgeschüttelt<br />

nachlesen, wie unfair, gemein und<br />

feige vorgebliche Tierfreunde hinterher<br />

solche Veterinäre im rechtsfreien Fo -<br />

rums raum filetieren!<br />

Die Hysterie um die Hundchen im<br />

Evaschacht treibt inzwischen bedenkliche<br />

Blüten. Letzte Woche etwa ging ein<br />

bemerkenswerter Spendenaufruf durch<br />

den Verteiler. Formuliert und auf den<br />

Weg gebracht wurde er von Mitglie dern<br />

der Beagle-Union Deutschland e.V. Auch<br />

das Spendenkonto dieses Vereins wird<br />

im Aufruf benannt. Ralf Manhalter, erster<br />

Vorsitzender der Beagle-Union<br />

Deutschland e. V., legt aber großen Wert<br />

auf die Feststellung, dass dieser Spen -<br />

denaufruf von der Beagle-Union weder<br />

veranlasst noch anderweitig autorisiert<br />

sei. Inhaltlich glänzt der Spendenaufruf<br />

vorzüglich da<strong>mit</strong>, die Zustände in Steu -<br />

den dramatisch zu übertreiben, eine<br />

akute <strong>Leben</strong>sgefahr für die Hunde her -<br />

auf zubeschwören und potenzielle Spen -<br />

der unter Zeitdruck zu setzen. Details zu<br />

diesem Spendenaufruf und das State -<br />

ment des ersten Vorsitzenden der<br />

Beagle-Union Deutschland zu diesem<br />

Vorgang lesen Sie gern hier: www.cha<br />

ritywatch.de/index.asp?id=1406 )!«<br />

(Quelle: www.doggennetz.de )<br />

13.03.11<br />

Hunde-Versteigerung<br />

Am 12.03.11 berichtete Frank Weber auf<br />

Vox von der geplanten Versteigerung<br />

von Hunden in Steuden. Es ist sehr gut,<br />

dass endlich ein etablierter TV-Sender<br />

ein solches Thema angepackt hat. Denn<br />

das ist die Tierschutz-Realität in Deutsch -<br />

Problem<strong>hund</strong>etherapeut &<br />

Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilder,<br />

Man- & Pettrailing<br />

land. Der Hundehandel soll sogar weiter<br />

ausgebaut werden, z. B. bei Zoo<br />

Zajac in Duisburg. Während sich in an -<br />

de ren Ländern das Hundeelend anhand<br />

von offener Tierquälerei und Tötungs -<br />

stationen manifestiert, zeigt es sich in<br />

Deutschland nur ANDERS aber deswegen<br />

nicht weniger schlimm.<br />

Der Hund wird vollkommen zur Ware<br />

degradiert, zum Konsumobjekt.<br />

Ich (Christoph Jung, Anm. d. Red) habe<br />

die Auktion als einer der ersten öffentlich<br />

bekannt gemacht und seither kritisch<br />

verfolgt. Und was meiner Meinung<br />

nach das wichtigste ist: Es ist kein Ein zel -<br />

fall. Während Frank Weber bei diesem<br />

„Einzelfall“ stehen bleibt, geht es doch<br />

darum, die Verhältnisse zu ändern, die<br />

Versteigerungen, Vermehrung von<br />

Hunden und den Handel <strong>mit</strong> ihnen<br />

ganz legal machen. „Alles legal“, so äu -<br />

ßerte sich auch die zuständige Amts -<br />

tierärztin. Eine entsprechende Anfrage<br />

von mir an die Bundesministerin für Er -<br />

nährung, Landwirtschaft und Ver brau -<br />

cherschutz, Ilse Aigner, vom 07.02.11<br />

wur de lapidar <strong>mit</strong> dem Verweis auf die<br />

bestehenden Tierschutzgesetze beantwortet.<br />

Also alles in Butter Frau Aigner?<br />

Nein, das ist legale Tierquälerei unter<br />

den Augen dieses Staates und wenn<br />

Hundezentrum<br />

Schleswig-Holstein<br />

Thomas Schwerdtfeger<br />

23847 Schiphorst<br />

E-Mail: HZSH(at)<strong>hund</strong>ezentrumschleswig-holstein.de<br />

Telefon 04536 / 1056<br />

Mobil 0176 / 51077505<br />

www.<strong>hund</strong>ezentrum-schleswig-holstein.de<br />

48<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierschutz<br />

man noch die Qualzuchten und die<br />

Praxis der Zucht <strong>mit</strong> Erbkrankheiten<br />

( http://petwatch.blogspot.com<br />

[Hunde unterm Hammer]) hinzu nimmt:<br />

Die Ignoranz des Staates und der Behör -<br />

den ist unerträglich!<br />

Während der TV-Aufzeichnung von VOX<br />

hat auch Christoph Jung Gelegen heit,<br />

ein Statement abzugeben, welches leider<br />

nicht <strong>mit</strong> ausgestrahlt wurde. Er<br />

äußerte sich dahingehend, dass er auf<br />

unsere Verantwortung für die Hunde<br />

abstellte:<br />

»Sie sollen sich in unserer anspruchsvollen<br />

Gesellschaft ordentlich benehmen.<br />

Wenn einer sich mal daneben benimmt,<br />

stehen gleich die Zeitungen voll und Poli -<br />

ti ker fordern schärfere Gesetze gegen<br />

Hunde. Aber dann muten wir denen<br />

einen solch elenden Start ins <strong>Leben</strong> zu<br />

wie bei Stierand oder anderen Vermeh -<br />

rern und Händlern. Die Hunde brauchen<br />

eine ordentliche Sozialisation. Aber bei<br />

solchen Themen schweigen die Medien.«<br />

Vielen Dank, Herr Jung, dass Sie dieses<br />

Statement für Absolut-Hund nochmals<br />

wiederholt haben.<br />

Zu der VOX-Sendung vom 12. März 2011<br />

verfasste Karin Burger einen Kom men -<br />

tar unter: www.doggennetz.de<br />

(Aua90)<br />

Autor: Antje Henze<br />

www.passion4dogs.de<br />

Zoo Zajac plant Welpenverkauf –<br />

PETA startet eine bundes weite<br />

Protest-<br />

Kampagne<br />

Das nach eigenen Angaben<br />

größte Zoofachgeschäft der<br />

Welt, Zoo Zajac in Duisburg-<br />

Neumühl, plant den Handel<br />

<strong>mit</strong> Hundewelpen. Das ist in<br />

Deutsch land zwar nicht verboten,<br />

aber die Zoohändler haben<br />

sich jahrzehntelang eine Art<br />

Selbstverpflichtung auferlegt,<br />

keine Welpen zu verkaufen.<br />

Dieses Übereinkommen will Zoo Zajac<br />

jetzt brechen und schockiert da<strong>mit</strong> Tier -<br />

freunde in der ganzen Republik. Die<br />

Tierrechts organisation PETA Deutsch -<br />

land e.V. startete eine bundesweite<br />

Kam pagne. Alle Tierfreunde werden um<br />

tatkräftige Unterstützung gebeten.<br />

Auf www.peta.de/zajac kann man<br />

an einer Petition teilnehmen, die schon<br />

tausende Tierschützer abgeschickt ha -<br />

ben, Protest-Plakate downloaden und<br />

Wieviele Spontankäufe wird es bei solch einem Anblick von niedlichen Hunde -<br />

welpen während des Einkaufs in einem Zoofachgeschäft geben, wenn Hunde im<br />

Handel angeboten werden? – Foto: iStockphoto<br />

die Kampagne gegen den Hundewel - »Die Pläne von Zajac sind verantwortungslos<br />

und rückständig! Sie sind ein<br />

pen handel bei Zajac <strong>mit</strong> zahlreichen<br />

weiteren Aktionen unterstützen. Schlag gegen die ohnehin permanent<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 49


Tierschutz<br />

überfüllten Tierheime und eine Ver -<br />

mark tungsebene, die tierunwürdig ist.<br />

Aus gutem Grund hat man dem Verkauf<br />

von Hunden und Katzen im Zoohandel<br />

in den 70er Jahren einen Riegel vorgeschoben.<br />

Jetzt wollen geldgierige Ge -<br />

schäftsleute wieder Hunde hinter Schau -<br />

fenstern verkaufen, um Kunden in die<br />

Zoo handlung zu locken«, sagt Kam -<br />

pagnenleiterin Magdalena Scherk von<br />

PETA.<br />

»Unüberlegt werden diese Tiere<br />

dann von Menschen gekauft, die sich<br />

sonst nie einen Hund kaufen würden.<br />

Sie erliegen dem putzigen Aussehen.<br />

Was wir brauchen, sind weniger Hunde<br />

in Tierheimen und nicht mehr! Deshalb<br />

sagen wir jeder Zoohandlung, die Hunde<br />

ins Verkaufssortiment nimmt, schon<br />

jetzt den Kampf an«, so Scherk weiter.<br />

Wer Hunde im Zooladen kauft, unterstützt<br />

Schnellkäufe. »Wenn Kinder ei -<br />

nen süßen Hundewelpen im Zooladen<br />

sehen, werden viele Eltern dem Quen -<br />

geln nachgeben und ein Tier ungeplant<br />

<strong>mit</strong> nach Hause nehmen.« Wer einem<br />

Tier ein liebevolles Zuhause schenken<br />

möchte, sollte ein lokales Tierheim aufsuchen,<br />

so PETA. Circa 300.000 Tiere<br />

werden jährlich in deutschen Tierhei -<br />

men abgegeben, viele warten schon<br />

seit Jahren auf eine Ver<strong>mit</strong>tlung. Eine<br />

Alternative im Sinne des Tierschutzes zu<br />

dem Verkauf von Hundewelpen sieht<br />

PETA darin, Tieren aus dem Tierheim<br />

eine Plattform zu bieten. So könnte sich<br />

Zoo Zajak z. B. <strong>mit</strong> dem örtlichen Tier -<br />

heim zusammentun und Hunde, die ein<br />

Zuhause suchen, in seinem Zoohandel<br />

vorstellen. (erschienen im Europaticker<br />

am: 2011-02-16)<br />

Das Motiv zur Aktion<br />

PETA hat ein Motiv entworfen, um dem<br />

Betreiber von Zoo Zajac, Norbert Zajac,<br />

unmissverständlich klar zu machen,<br />

was wir von dem geplanten Welpen -<br />

han del halten. Bitte helfen Sie uns dabei,<br />

die Message zu verbreiten. Legen Sie<br />

dieses Motiv – nach Rücksprache <strong>mit</strong><br />

den Verantwortlichen – in Tierarzt praxen<br />

oder Zooläden, die keine Tiere anbieten,<br />

aus und bitten Sie auch Ihre Freun -<br />

de und Verwandten darum, sich gegen<br />

den geplanten Welpenhandel bei Zoo<br />

Zajac zu engagieren.<br />

Hintergrund<br />

Zoo Zajac stellt auf ca. 8.000 m² Ver kaufs -<br />

fläche Tiere jeglicher Art zum Ver kauf<br />

aus. Zum umfangreichen Verkaufs re -<br />

pertoire von Norbert Zajac zählen hoch<br />

sensible exotische Tiere wie Faultiere,<br />

Prärie<strong>hund</strong>e und Reptilien, aber auch<br />

Chinchillas, Frettchen, Minischweine<br />

und seit einiger Zeit Katzen. Grund sätz -<br />

lich ist der Handel <strong>mit</strong> Hunden in deutschen<br />

Zooläden nicht verboten, aber<br />

die Händler haben bislang davon abgesehen,<br />

Hundewelpen zu verkaufen. Mit<br />

diesem stillschweigenden Überein kom -<br />

men bricht Zoo Zajac nun und plant, im<br />

Laufe des Jahres den Welpenhandel<br />

einzuführen.<br />

Fast täglich berichten Medien von<br />

Tierheimen, die vor dem Aus stehen, da<br />

sie <strong>mit</strong> einer ungebrochenen Flut an<br />

Hunden und schwindenden finanziellen<br />

Einnahmen konfrontiert sind. Zudem<br />

sorgen verantwortungslose Züchter<br />

lau fend für Nachschub der „Ware Hund“,<br />

da ihnen keine gesetzlichen Schranken<br />

aufgezeigt werden. Dieser Kreislauf zu<br />

Lasten der Tiere muss durchbrochen<br />

wer den. Auch heute schon gibt es ge -<br />

nü gend Tiere, hierunter auch tausende<br />

Hunde, die auf die Ver<strong>mit</strong>tlung in ein<br />

gutes Zuhause warten. (Quelle: Peta.de)<br />

Christoph Jung von Petwatch führte ein<br />

Interview <strong>mit</strong> dem stv. Ge schäfts führer<br />

des Zen tral ver bandes Zoo lo gi scher<br />

Fach betriebe e. V. (ZZF), Jörg Turk, zum<br />

Thema Wel pen handel bei Zoo Zajac<br />

geführt.<br />

Christoph Jung,<br />

petwatch.de, (links) und sein Interview -<br />

partner Jörg Turk, stellvertretender Ge -<br />

schäfts führer des ZZF<br />

Christoph Jung: Das nach eigenen<br />

Angaben größte Zoofachgeschäft Euro -<br />

pas, Zoo Zajac in Duisburg, verkauft seit<br />

kurzem Hundewelpen in einer neu ge -<br />

bauten Kleinsäugerhalle von 10.000qm.<br />

Was halten Sie von dem Verkauf von<br />

Hunden im Zoo-Fachhandel?<br />

Jörg Turk: Die Firma Zoo Zajac ist<br />

nicht Mitglied des ZZF. Sie hat sich also<br />

nicht zur Einhaltung der ZZF-Selbst -<br />

beschränkungen verpflichtet: siehe Hei -<br />

50<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierschutz<br />

In den U.S.A. schon lange üblich: So und ähnlich werden in Amerika Hunde- und<br />

Katzenwelpen in den „pet shops“ zum Verkauf angeboten – Foto: iStockphoto<br />

del berger Beschlüsse, Seite 4: »3. Mit -<br />

gliedsfirmen des ZZF verzichten auf die<br />

Präsentation und den Verkauf von Hun -<br />

den. Die ver<strong>mit</strong>telnde Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> Tierheimen und Züchtern wird ausdrücklich<br />

empfohlen.«<br />

Die grundsätzliche Position des ZZF<br />

ergibt sich aus folgenden Überlegun -<br />

gen: Der Zoofachhandel stellt für den<br />

Hund eine Art „Zwischenrudel“ <strong>mit</strong><br />

wechselndem Pflegepersonal und <strong>mit</strong><br />

nur kurzfristig <strong>mit</strong>einander vergesellschafteten<br />

Artgenossen dar. Der Wech -<br />

sel vom Mutterrudel (Züchter) über ein<br />

„Zwischenrudel“ zum endgültigen Ru -<br />

del (Halterfamilie) entspricht nicht dem<br />

natürlichen Ablauf beim Stammvater<br />

des Hundes, dem Wolf. Fachleute be -<br />

fürchten deshalb erhebliche Sozialisie -<br />

rungsprobleme <strong>mit</strong> allen sich daraus<br />

zunächst für die Halter und dann insbesondere<br />

für den jeweiligen Hund ergebenden<br />

negativen Konsequenzen: Sozi -<br />

a li sierungsschwierigkeiten sind eine<br />

können, weil sie über Kontakte zu<br />

Züchtern verfügen, die nicht in den<br />

Züchterverbänden Mitglied sind. Würde<br />

der Hund jedoch zu einem üblichen<br />

Bestandteil des <strong>Leben</strong>dtiersortiments<br />

des Zoofachhandels, dürfte ein großer<br />

Teil der angebotenen Welpen aus unter<br />

Tierschutzaspekten fragwürdigen Quel -<br />

len (Massenzuchten) stammen. Darü -<br />

ber hinaus steht zu befürchten, dass die<br />

tierseuchenrechtlichen Bestimmungen,<br />

deren Einhaltung ja insbesondere für<br />

die Gesundheit der bereits vorhandenen<br />

Hunde von Bedeutung ist, missachtet<br />

oder umgangen würden.<br />

Christoph Jung: Wo sehen sie die<br />

Problematik bei diesem Geschäft?<br />

Jörg Turk: Zajak's neue Kleinsäuger -<br />

halle und die dortige Präsentation, Un -<br />

ter bringung und Betreuung von Hun -<br />

de welpen hat der ZZF noch nicht<br />

angeschaut. Ob Zajak eine Lösung für<br />

oben genannte Probleme gefunden<br />

hat, ist uns daher nicht bekannt.<br />

der häufigsten Ursachen für die Abgabe Christoph Jung: Was halten Sie<br />

von Hunden in Tierheimen.<br />

Das zweite Problem stellt die Her -<br />

kunft der im Zoofachhandel anzubieten<br />

den Hunde dar. Seriöse Hunde -<br />

züchter und ihre Verbände haben<br />

ent schieden, keine Hunde über den<br />

Zoofachhandel zu verkaufen. Sie benötigen<br />

ein solches Vermarktungskonzept<br />

auch nicht.<br />

Einzelne Zoofachhändler mögen dieses<br />

Problem auf regionaler Ebene lösen<br />

grundsätzlich vom Handel <strong>mit</strong> Hunden?<br />

Jörg Turk: Da Hunde, die <strong>mit</strong> einem<br />

erheblichen Kostenaufwand groß gezogen<br />

oder vorübergehend gepflegt wurden,<br />

nicht verschenkt werden können,<br />

findet Handel statt. Die Abgabe von<br />

Hunden durch Züchter oder auch im<br />

Tierheim ist daher zwangsläufig kostenpflichtig.<br />

Den Handel <strong>mit</strong> Hundewelpen über<br />

Kleinanzeigen oder im Internet lehnt<br />

der ZZF ab. Viele der angebotenen Tiere<br />

stammen aus Massenzuchten, sind<br />

krank, von langen Transporten ge -<br />

schwächt und werden sehr oft ohne<br />

Impfungen und ohne Papiere und Kenn -<br />

zeichnungen / Tätowierungen angeboten.<br />

Der ZZF warnt vor Spontankäufen.<br />

Die Anschaffung eines Hundes sollte<br />

gut überlegt und geplant sein, Tier hal -<br />

ter sind ein Tierleben lang für ihre Tiere<br />

verantwortlich.<br />

Christoph Jung: Welche Maßnah men<br />

sollten vom Gesetzgeber ergriffen werden?<br />

Jörg Turk: Gesetzgeberische Aktivi -<br />

täten sind nach unserer Auffassung verzichtbar.<br />

Das Tierschutzgesetz reicht<br />

aus, um auf seiner Grundlage jede Form<br />

von tierschutzwidrigem Umgang <strong>mit</strong><br />

Tieren Einhalt zu bieten.<br />

Für sinnvoll halten wir jedoch eine<br />

von Bund und / oder Ländern zu finanzierende<br />

wissenschaftliche Untersu -<br />

chung über die zu erwartenden Auswir -<br />

kungen des Verkaufs im Zoofachhandel<br />

auf die Hunde, ihre Gesundheit und ihr<br />

Verhalten. Die Ergebnisse einer solchen<br />

Untersuchung böten den zuständigen<br />

Behörden die notwendige Rechts -<br />

sicher heit für ihre Entscheidungen, die<br />

dann <strong>mit</strong> großer Wahrscheinlichkeit<br />

auch vor einem Gericht Bestand hätten.<br />

Wenn der Sachverhalt von wissenschaftlicher<br />

Seite als tierschutzwidrig<br />

eingeschätzt wird, bedarf es an Über -<br />

wachungsbehörden, die willens und<br />

personell wie technisch zum Vollzug in<br />

der Lage sind.<br />

Christoph Jung: Vielen Dank für das<br />

Statement!<br />

(Quelle: http://petwatch.blogspot.com)<br />

Als Hunde verhal tens therapeutin und<br />

als Mensch, halte ich diese Ent wicklung<br />

für eine Katastrophe und sowohl ethisch<br />

als auch moralisch für unverantwort-<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 51


Tierschutz<br />

lich. Wir kämpfen nun schon seit Jah ren<br />

gegen den ständig wachsenden Wel -<br />

penhandel in Deutsch land an und ich<br />

empfinde die Geneh migung der Stadt<br />

Viel zahl an Kleinanzeigen <strong>mit</strong> Kaufgesu -<br />

chen von der Zoo Zajac GmbH. Im Kas -<br />

ten unten nur zwei Anzeigen die ich auf<br />

Deine-Tierwelt.de gefunden habe. Es<br />

werde auf diese Aktionen nicht reagieren.<br />

Schon als wir angefangen haben<br />

Katzen zu verkaufen, wurden große<br />

Proteste angekündigt. Doch die blieben<br />

Recherchiert und gefunden von Cathrin Laurenz, CAT4DOGS: Kleinanzeigen auf Deine-Tierwelt.de <strong>mit</strong> Kaufgesuchen der<br />

Zoo Zajac GmbH – werden bald auch ähnliche Anzeigen <strong>mit</strong> Gesuchen für Hundewelpen zu finden sein?<br />

Duisburg, zum legalisierten Handel <strong>mit</strong><br />

Hundewelpen, wie einen Schlag ins<br />

Gesicht!<br />

Zitat Jörg Turk: »Den Handel <strong>mit</strong><br />

Hundewelpen über Kleinanzeigen oder<br />

im Internet lehnt der ZZF ab. Viele der<br />

angebotenen Tiere stammen aus Mas -<br />

sen zuchten, sind krank, von langen<br />

Transporten geschwächt und werden<br />

sehr oft ohne Impfungen und ohne<br />

Papiere und Kennzeich nun gen / Täto -<br />

wierungen angeboten.«<br />

Genau so ist es! Nun habe ich auf<br />

diversen Onlinemarktplätzen recherchiert<br />

und siehe da, es finden sich eine<br />

wird wahrscheinlich nicht lange dauern,<br />

bis das erste Inserat, <strong>mit</strong> dem Gesuch<br />

nach Hundewelpen, von Zajac im Inter -<br />

net zu finden ist. Jeder logisch denken -<br />

de Mensch kann sich vorstellen, wer<br />

sich auf diese Art Kleinanzeige meldet<br />

und wieviel Geld da<strong>mit</strong> zu machen ist!<br />

Von Peta aus wurden bis jetzt bereits<br />

11828 Protestmails an Norbert Zajac<br />

versendet (Stand: 27.02.2011).<br />

Die RP-online.de schreibt am<br />

18.02.2011: Bei allem Gegenwind bleibt<br />

Norbert Zajac, der durch zahlreiche<br />

Fern sehauftritte zu bundesweiter Be -<br />

kannt heit gekommen ist, gelassen: »Ich<br />

alle aus. Daher mache ich mir keine großen<br />

Sorgen«. (Quelle: RP-online.de)<br />

Ich hoffe sehr, dass er sich irrt! Bitte<br />

unterstützen Sie die Kampagne ge gen<br />

den Hun de -<br />

wel pen han -<br />

del bei<br />

Zajac.<br />

Autor: Cathrin Laurenz, CAT4DOGS,<br />

Hundeerziehung www.cat4dogs.de<br />

News aus der AHO Redaktion Kleintiere & Pferde – 16. März 2011<br />

16 Tiere vor dem<br />

Hungertod gerettet<br />

Euskirchen/Mechernich (aho) – Aus dem Keller und der Umgebung eines Mehrparteienhauses in<br />

Euskirchen haben Mitarbeiter des Kreisveterinäramts und des Ordnungsamts Euskirchen mehrere<br />

Tiere geborgen. –> Weiterlesen: www.animal-health-online.de<br />

52<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierschutz<br />

Zwei Kinder, eine allein -<br />

erziehende Mama und ein<br />

misshandelter Hund<br />

BESCHÜTZERinstinkte e.V. hilft bedürftigen Hundebesitzern, indem wir Tierarztund<br />

Futterkosten übernehmen. Außerdem haben wir immer ein offenes Ohr für<br />

diese netten Menschen. Wie zum Beispiel auch bei Frau Melanie K.<br />

Frau Melanie K. meldete sich bei<br />

BESCHÜTZERinstinkte, da der Familien -<br />

<strong>hund</strong>, Jack Russell BENNY, dringend<br />

eine OP benötigt. Frau K. ist alleinerziehende<br />

Mutter 2er Mädchen, Melina und<br />

Luna. Sie hat in ihrer Vergangenheit<br />

sehr viel schlimmes verarbeiten müssen,<br />

da gab ihr der kleine Welpe und vor<br />

allem auch Melina & Luna den nötigen<br />

Halt und viele Momente zum Lachen.<br />

BENNY bespaßte die kleine Familie, wo<br />

er nur konnte. Ein Lichtblick, eine Unbe -<br />

schwertheit, ein Freund, auf den man<br />

sich IMMER verlassen konnte.<br />

Eines Tages wurde BENNY aber still,<br />

wollte nicht mehr aufstehen, wurde<br />

dicker und war blau am Bauch. Erst<br />

stand die Vermutung von Rattengift im<br />

Raum, welches sich aber nicht bestätigte.<br />

Eine Woche war der Kleine in ärztlicher<br />

Intensivbehandlung, fremde Ge -<br />

walteinwirkung nicht auszuschließen.<br />

BENNY hat sich wieder aufgerappelt,<br />

jedoch ging zwei Wochen später das<br />

Drama von vorne los. Diesmal hieß es<br />

aus ärztlicher Sicht, dass der Kleine<br />

starke Verletzungen habe. Melanie K.<br />

löste sogar, nach Absprache <strong>mit</strong> ihren<br />

Kindern, deren Sparverträge auf.<br />

BENNY's erste Operation musste doch<br />

bezahlt werden. Eine weitere Operation<br />

an der Milz hätte sie nicht tragen können<br />

und bat BESCHÜTZERinstinkte dem<br />

Halt der kleinen Familie, BENNY, die<br />

lebensrettende Operation zu finanzieren.<br />

Das BESCHÜTZERteam tat dies von<br />

Herzen gerne.<br />

Wir freuen uns, dass es BENNY wieder<br />

so gut geht und die Familie K. ihren<br />

Freund, Kumpel und ihr Familien <strong>mit</strong> -<br />

glied nicht missen müssen.<br />

Auszug aus einem Brief von<br />

Melanie K.:<br />

„Heute ist der große Tag.<br />

Bennys Fäden wurden heute<br />

gezogen! Die Tröte kann ab! Er<br />

ist wieder der Alte, endlich!<br />

Seit 2 Tagen rennt er wieder<br />

<strong>mit</strong> seinem Tennisball hinter<br />

uns her. :-) Alles was seit dem<br />

1. No vember nicht mehr ging<br />

geht jetzt wieder. Im neuen<br />

Jahr sparen wir für einen Zaun<br />

<strong>mit</strong> Tor, da<strong>mit</strong> Benny nix mehr<br />

passiert...“<br />

www.beschuetzerinstinkte.de<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 53


Tierschutzkritik<br />

Amtstierarzt schließt ein Tierheim des Deutschen<br />

Tierschutzbundes<br />

Ein Bericht von Karin Burger, www.doggennetz.de<br />

Insider und Szenekenner geben sich<br />

schon lange keinen Illusionen mehr<br />

darüber hin, dass die Mitgliedschaft im<br />

Deutschen Tierschutzbund e. V. (DTSB)<br />

irgendwelche Qualitätsaussagen über<br />

einen Verein oder ein Tierheim trifft. Die<br />

lange Liste der Missstände bei Vereinen<br />

dieses Dachverbandes, wie sie u. a. bei<br />

CharityWatch.de zu finden ist, spricht<br />

schon für sich. Und dass der Deutsche<br />

Tierschutzbund e. V. seine Mitglieds ver -<br />

eine expressis verbis angewiesen haben<br />

soll, keine Transparenzregungen ge -<br />

gen über kritischen Journalisten zu zeigen,<br />

knotet den Kackebeutel zu.<br />

Wie schon an verschiedenen Stellen<br />

auf Doggennetz lobend hervorgehoben,<br />

erwächst den Tieren da nur noch<br />

Rettung durch die Behörden. Aufgrund<br />

„katastrophaler Zustände“ etwa hat<br />

jetzt der Amtstierarzt das unter dem<br />

Dach des DTSB lavierende Tierheim<br />

Velbert geschlossen.<br />

Und dies auch nicht etwa aus heiterem<br />

Himmel, also <strong>mit</strong> einem Über ra -<br />

schungsfaktor, der Bonn exkulpiert,<br />

sondern, wie es in dem Artikel bei AHO<br />

heißt, nach diversen anonymen Anzei -<br />

gen. Ebenfalls eine Praxiserfahrung im<br />

Kontext <strong>mit</strong> diesen Anzeigen ist die,<br />

dass sich Wissende da auch gern zu -<br />

nächst an den Dachverband wenden.<br />

Ob das in diesem Fall der Fall gewesen<br />

ist, naja, das weiß das Doggennetz<br />

halt nicht ... und wird derlei deshalb nienicht<br />

behaupten! Lesen Sie gern hier:<br />

www.animal-health-online.de<br />

Wenn Sie gern mehr über die Tier -<br />

schutz vereine und Tierheime des Dach -<br />

ver bandes Deutscher Tierschutzbund e.<br />

V. erfahren möchten, empfiehlt Dog -<br />

gen netz:<br />

www.derwesten.de (Tierheim Hagen)<br />

www.charity-watch.de (Tier schutz ver -<br />

ein Tuttlingen, Spaichingen und Umge -<br />

bung e. V.<br />

www.charity-watch.de/?id=1301 Tier -<br />

schutz verein Ravensburg-Weingar ten e.V.<br />

www.charity-watch.de Tierschutzverein<br />

Koblenz e. V.<br />

http://www.interessengemeinschafttierheim.de/<br />

Fangruppe des Tier heim<br />

Bremens<br />

Aktualisierung am 26.03.2011/<br />

20.00 Uhr<br />

Der oben genannte Verdacht dahingehend,<br />

dass der Dachverband schon vorher<br />

von den Zuständen unterrichtet<br />

gewesen sein muss, hat sich inzwischen<br />

bestätigt. Am Abend desselben Tages<br />

rüstet AHO <strong>mit</strong> Informationen zu diesem<br />

aufschlussreichen Fall nach. Die Re -<br />

daktion berichtet darin über ein Schrei -<br />

ben, das <strong>mit</strong> Datum vom 22.03.2011<br />

angeblich an den Präsidenten des Deut -<br />

schen Tierschutzbundes e. V., Wolf gang<br />

Apel, per Einschrei ben / Rück schein ge -<br />

richtet gewesen sei. In diesem Schrei ben<br />

sollen die Missstände im Tier heim Vel -<br />

bert dezidiert berichtet worden sein.<br />

Das Schreiben, deren Authen tizität AHO<br />

noch nicht überprüfen konnte, soll auch<br />

<strong>mit</strong> entsprechenden Fotodoku men tatio -<br />

nen die Vor wür f e un termauert haben.<br />

Das Schreiben endet <strong>mit</strong> dem (vertrauten)<br />

Apel-Appell: »Wir bitten auch<br />

Sie dringend um Ihre Hilfe und Unter -<br />

stützung«<br />

Wer über Jahrzehnte aktiv im Tier -<br />

schutz tätig ist, dem werden immer<br />

wieder solcher Hilferufe an den DTSB<br />

kolportiert. Was man jedoch nie hört<br />

bzw. Dog gen netz-Ohren bisher noch<br />

nie zu hören vergönnt war: Dass der<br />

DTSB (im Sinne des Tierschutzes) auf<br />

solche Miss stands anzeigen in seinen<br />

angeschlossenen Tierheimen hin er -<br />

folgreich und nachprüfbar interveniert<br />

hätte. Der für diese Aussage verwendete<br />

Konjunktiv knuddelt die Mög lich -<br />

keit in seiner warmen Umarmung,<br />

dass dieses Nonrespon ding auch schlicht<br />

an der Unge nüg samkeit von Doggen -<br />

netz-Ohren liegen kann. Lesen Sie hoch<br />

aufschlussreiche Aus züge aus besagtem<br />

Schreiben an den DTSB hier:<br />

www.animal-health-online.de (Schwere<br />

Vorwürfe gegen das Tier heim Velbert)<br />

Aktualisierung vom<br />

27.03.2011/10.00 Uhr<br />

Zeitgleich erreicht Doggennetz der<br />

schriftliche Bericht einer Besucherin des<br />

Tierheims Velbert, die aus gegebenem<br />

Anlass ungenannt bleiben möchte<br />

[Name der Redaktion bekannt]. Sie<br />

berichtet, was sie dort gesehen und im<br />

Gespräch erfahren hat. Für Szene-Insi der<br />

des Auslandstierschutz <strong>hund</strong>e han del ein<br />

Signalbegriff ist der da bei genannte Ver -<br />

ein, der in großem Umfang Hunde aus<br />

Rumänien nach Deutschland einführt:<br />

»- Die Zwinger sind winzig und zum größten<br />

Teil doppelt belegt<br />

- Nicht ein Listen<strong>hund</strong> war dort zu finden,<br />

man lässt sich <strong>mit</strong> Hunden aus Rumänien<br />

versorgen<br />

- die <strong>mit</strong> solchen Transportern, wie ich sie<br />

liebe *grummel*, geliefert werden.<br />

- Organisiert und in Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

www.tierhilfe-hoffnung.de wenn man<br />

dort ins Impressum schaut, hat man keine<br />

Fragen mehr....«<br />

[Aus einer Mail am 26.03.2011 an Dog -<br />

gennetz; ausdrückliche Erlaubnis vom<br />

54<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Tierschutzkritik<br />

Urheber zur auszugsweisen Ver öf fent -<br />

lichung liegt vor; Name der Redak tion<br />

bekannt]<br />

Aktualisierung am 27.03.2011/<br />

11.30 Uhr<br />

An dem Fall Tierheim Velbert lässt<br />

sich eindrücklich auch das enorme Ge -<br />

fälle aufzeigen: das Gefälle zwischen<br />

dem, was im Internet unter fein ge -<br />

drech selten Worten und unter Ver wen -<br />

dung genau der Bilder, die im Fund -<br />

raising als unseriös gelten, verlautbart<br />

wird, zur Realität, wie jetzt durch die<br />

behördliche Schließung des Tierheims<br />

dokumentiert.<br />

Der Text unter der Überschrift »Pro<br />

und Contra: Hunde aus dem Süden«<br />

stammt von Cornelia Baumsteiger; das<br />

Copyright liegt ... beim WDR Köln! Zu<br />

dieser Verbindung an anderer Stelle<br />

mehr. Veröffentlicht ist das Positions -<br />

papier bei der Boxernothilfe e. V.<br />

Der Text ist auch bezüglich der ge -<br />

nannten weiteren Organisationen aufschlussreich.<br />

Heike Schumacher, Leiterin des Tier -<br />

heims Velbert, erklärt darin dezidiert,<br />

warum der Auslandstierschutz, insbesondere<br />

im Süden, wichtig und richtig<br />

sei. Warum dann aber in der jüngeren<br />

Vergangenheit wohl hauptsächlich<br />

Hunde aus Rumänien im Velberter<br />

Tierheim landeten, wäre zu klären.<br />

Quelle des Textes: www.boxernothilfe.de<br />

(Pro und Contra: Hunde aus dem Süden)<br />

Aktualisierung vom 27.03.2011<br />

/ 12.30 Uhr<br />

SOS-Rundmail behauptet<br />

Diebstahl und Unterschlagung<br />

Inzwischen ist eine Rundmail im Inter -<br />

net aufgetaucht, die brisante weitere<br />

Einblicke in die wahrhaft filmreifen Ab -<br />

läufe im Tierheim Velbert gibt und die<br />

(wieder einmal) grassierende kriminelle<br />

Energie belegt, wenn die Angaben in<br />

der Rundmail stimmen. Das lässt sich im<br />

Moment nicht überprüfen, weil sie anonymisiert<br />

<strong>mit</strong> „eine Tierschützerin“<br />

unterzeichnet ist. Die nachstehenden<br />

Zitate erfolgen unter diesem ausdrücklichen<br />

Vorbehalt.<br />

»Als der Vorstand davon Wind bekam,<br />

dass das Veterinäramt am Freitag kommt,<br />

wurden am Donnerstagnacht Leute ins<br />

Tierheim geschickt, um Beweise verschwinden<br />

zu lassen.«<br />

(Original-Zitat aus einer SOS-Rundmail<br />

zum Tierheim Velbert von einer „Tier-<br />

schützerin“) Die unterzeichnen de „Tier-<br />

schützerin“ sei dann selbst vor Ort ge -<br />

fahren:<br />

»Wir riefen die Polizei, die sofort kam und<br />

wir gingen <strong>mit</strong> der Polizei ins Tierheim<br />

und erwischten eine Person die gerade<br />

ein Karton <strong>mit</strong> wichtigen Dokumenten<br />

und Medikamenten das TH Velbert verlassen<br />

wollte.« ibid.<br />

Dieser Teil lässt sich später überprüfen,<br />

weil gemäß Rundmail Strafanzeige we -<br />

gen Diebstahl und Unterschlag von<br />

Bewei sen gestellt worden sein soll.<br />

Daraufhin habe die Polizei das Tierheim<br />

versiegelt.<br />

Futterspenden für Hunde erbeten<br />

Die Versorgung der noch dort befindlichen<br />

Tiere soll zumindest personaltechnisch<br />

gewährleistet sein. Allerdings<br />

wird in der Rundmail um Futterspenden<br />

gebeten, da sich im Tierheim selbst nur<br />

Futter <strong>mit</strong> abgelaufenem Haltbarkeits -<br />

datum befinde. Katzenfutter sei ausreichend<br />

vorhanden. Was fehle, sei vor<br />

allem Hundefutter.<br />

Aktualisierungen vom<br />

30.03.2011<br />

Deutscher Tierschutzbund e. V.<br />

Eine telefonische Anfrage <strong>mit</strong> Bitte um<br />

Stellungnahme zum Fall Tierheim Vel -<br />

bert beim Deutschen Tierschutzbund<br />

e.V. hat zum Rückruf des sehr sympathischen<br />

und freundlichen Presse spre -<br />

chers des Deutschen Tierschutzbund e.V.<br />

Marius (!!!) Tünte geführt. Es wird keine<br />

Stellungnahme, keine Presse<strong>mit</strong>teilung<br />

o. ä. vom DTSB geben. Man sei im Ge -<br />

spräch <strong>mit</strong> dem Verein.<br />

{Jetzt gehe ich schon wieder <strong>mit</strong> einer<br />

Satire schwanger, die da heißt „Zauber-<br />

wesen, die Marius heißen“ ...}<br />

Vorstand Tierheim Velbert:<br />

Seit Montag, 28.03.2011 hat der Vor -<br />

stand des Tierheims Velbert bzw. des<br />

Tier schutzvereins Velbert-Heiligenhaus<br />

e. V. eine Mitteilung zur Schließung des<br />

Tierheims herausgegeben. Darin wird<br />

eine umfassende Stellungnahme für<br />

den Zeitpunkt angekündigt, zu dem der<br />

Vorstand Einblick in die schriftliche<br />

Begrün dung des Kreisveterinäramtes<br />

erhält und alle Vorwürfe schriftlich vorliegen.<br />

Der Vorstand habe schon mehrfach<br />

versucht, Einsicht in die Unterlagen<br />

zu erhalten,<br />

Erklärung des Vorstands des Tier -<br />

heims Velbert vom 28.03.2011 hier:<br />

www.tierheimvelbert.de (In eigener<br />

Sache – Mitteilung des Vorstands)<br />

Die Westdeutsche Zeitung berichtet<br />

erneut<br />

In einem ausführlichen Artikel unter der<br />

Überschrift „Vorwürfe mehren sich –<br />

Tierheim bleibt geschlossen“ berichtet<br />

die Westdeutsche Zeitung am<br />

28.03.2011 erneut über den Fall:<br />

www.wz-newsline.de/lokales<br />

Der Hinweis auf die Polizeiaktion, wie<br />

sie in der anonymen Rundmail (siehe<br />

oben) berichtet wird, wird in dem<br />

Artikel bestätigt!<br />

Autor: Karin Burger<br />

www.doggennetz.de<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 55


Hilfe für<br />

Jamaika<br />

Verein<br />

zur Hilfe und Förderung<br />

des kreolischen Hundes e.V<br />

Der Zufall wollte es:<br />

Eine Dame, die dringend Unterkunft für<br />

zwei Hunde in Jamaica benötigte, stieß<br />

im Internet auf den Verein zur Hilfe und<br />

Förderung des kreolischen Hundes e.V.<br />

und rief mich an. Ich schaute auf meine<br />

Liste karibischer Tierschutzorgani satio -<br />

nen und verwies sie an „The Animal -<br />

house Jamaica“. www.theanimalhousejamaica.org/<br />

So kam ich in Kontakt <strong>mit</strong> Maureen,<br />

der Leiterin des Animalhouse, die seit<br />

10 Jahren Unglaubliches leistet. Ständig<br />

betreut sie 150 –160 Hunde in ihrem<br />

Tierheim in St. Ann nahe Ocho Rios, die<br />

in erbärmlichem Zustand, <strong>mit</strong> Räude<br />

und schwersten Verletzungen ankommen<br />

und die sich bei ihr in überraschend<br />

kurzer Zeit zu prachtvollen Tie -<br />

ren entwickeln.<br />

Außerdem unterhält sie Futter statio -<br />

nen für verwilderte Katzen, die natürlich<br />

eingefangen, kastriert und wieder<br />

in ihr Revier entlassen werden, kümmert<br />

sich auch um notleidende Pferde,<br />

Kühe, Ziegen… Und betreibt Aufklä -<br />

rungs- und Erziehungsunterricht an<br />

Jamaica's Schulen, um die jungen<br />

Menschen zur Liebe zum Tier zu erziehen.<br />

Diese beiden glücklichen Adoptan -<br />

ten haben sie in die Schulen begleitet,<br />

um die richtige Behandlung von Tieren<br />

zu demonstrieren.<br />

Die Unterkünfte des Animalhouse in<br />

Lydford, St. Ann, nahe der Touristen -<br />

hoch burg Ochos Rios, sind <strong>mit</strong> einfach -<br />

sten Mitteln erstellt, doch erstaunlich<br />

sauber und funktionstüchtig.<br />

Ein Tierpfleger <strong>mit</strong> Hunden des<br />

Animal house und Schülern einer<br />

Grundschule, Foto: Animalhouse Jamaica<br />

Maureen's Aufgabe ist oft nicht einfach.<br />

Monatelang gab es kein fließend<br />

Wasser und die wöchentliche Wasser -<br />

ration musste vom Wasserwagen he -<br />

ran geschafft werden.<br />

Maureen, Leiterin des Animalhouse<br />

Jamaica, und Jim, Foto: Animalhouse Jamaica<br />

Trotz dieser großartigen Leistung<br />

waren in den vergangenen 10 Jahren<br />

erst viermal ausländische Ärzte zu Kas -<br />

tra tionskampagnen in Jamaica. Das<br />

wollen wir ändern! Vom 06.– 13.04.<br />

fliegt Heike Müller von der Kleintier -<br />

klinik Bergstraße in Heppenheim nach<br />

Montego Bay zu unserem ersten Kas tra -<br />

tionsprojekt auf Jamaika. In ihrem<br />

Gepäck befinden sich neben zahllosen<br />

Medikamenten, Naht material, Ver bands -<br />

zeug ect., auch 20 komplette Bestecke,<br />

vier OP-Lampen und ein OP-Tisch. Der<br />

nächste Einsatz ist für Oktober / Novem -<br />

ber geplant, zusammen <strong>mit</strong> dem TSV<br />

Lassy.org, Tiere in Not Odenwald und<br />

der Kleintierklinik Neu-Anspach. Wir<br />

wollen im Animalhouse einen kompletten<br />

OP aufbauen, der für weitere Ein -<br />

sätze und für einheimische Tierärzte zur<br />

Verfügung steht, deren Weiterbildung<br />

wir auf Jamaika fördern wollen, genau<br />

wie in der Domini ka ni schen Republik,<br />

siehe „Kastrations pro jekt <strong>mit</strong> Tarek El<br />

Kashef“, Absolut-Hund-Report / Januar<br />

2011. Dazu fehlen uns noch ein Ste rili -<br />

sator und ein Inhala tions narko segerät,<br />

gebraucht. Wer weiß, wo ein solches<br />

Gerät ausgemustert wird, kontaktiere<br />

bitte gorskiisabel@t-online.de.<br />

Wer durch eine Spende dazu beitragen<br />

möchte, dass wir die Geräte an -<br />

schaffen können, sende seine Spende<br />

bitte unter dem Stichwort Jamaika-OP<br />

an unser Spendenkonto:<br />

Verein zur Hilfe und Förderung<br />

des kreolischen Hundes e.V<br />

VR Bank Landau<br />

Kontonummer: 25 26 603<br />

Bankleitzahl: 741 910 00<br />

IBAN: DE56 7419 1000 0002 5266 03<br />

BIC: GENODEF1LND<br />

Sie erhalten selbstverständlich eine<br />

Spen denquittung!<br />

56<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Trickdog-Serie<br />

Trickdog-Serie Teil 5: BUCH LESEN<br />

Ziel dieses Tricks ist es, das Ihr Hund ein<br />

Buch aufschlägt und weitere Seiten<br />

umblättert, so dass es aussieht als<br />

würde er lesen.<br />

Aufbau<br />

Weitere Trickvarianten<br />

Knicken Sie mehrere Seiten des Buches<br />

leicht ein und lassen Sie den Hund so<br />

meh rere Seiten hintereinander umklappen.<br />

Lassen Sie sich das Buch bringen, wenn<br />

der Hund dieses ausgelesen hat.<br />

Text: Janna Funk, Hundezentrum Aachen<br />

www.hz-aachen.de<br />

Foto: Bénédicte Bauer<br />

www.bene-bauer.de<br />

Am besten nehmen Sie für diesen Trick<br />

ein Buch <strong>mit</strong> Pappseiten.<br />

Legen Sie ein Stück Futter zwischen<br />

zwei Seiten des Buches. Halten Sie das<br />

Buch zunächst auf die Höhe der Nase<br />

Ihres Hundes und zeigen Sie ihm, wo<br />

Sie das Leckerli hingelegt haben. Ihr<br />

Hund wird nun das Buch aufstupsen,<br />

um an das Futter zu gelangen.<br />

Klappt dies, können Sie die Seite des<br />

Buches leicht umknicken, da<strong>mit</strong> Ihr<br />

Hund es leichter hat die Seite umzublättern.<br />

Sobald der Hund die Seite<br />

umklappt bestätigen Sie Ihn <strong>mit</strong> Futter<br />

aus der Hand.<br />

Nun können Sie anfangen die Höhe in<br />

der Sie das Buch halten zu variieren<br />

oder das Buch auf den Boden zu legen.<br />

Hundezentrum Aachen<br />

Inhaberin Janna Funk<br />

Zert. Problem<strong>hund</strong>e therapeutin<br />

Zert. Gebrauchs<strong>hund</strong>eausbilderin<br />

Schlossparkstraße 80 Telefon 0241 / 17 24 44<br />

52072 Aachen Mobil 0160 / 91 99 00 41<br />

E-Mail info@hz-aachen.de www.hz-aachen.de<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 57


Rasseporträt<br />

Siberian Husky<br />

Foto: iStockphoto<br />

Geschichte:<br />

Laut Historikern ist die Geschichte der<br />

Schlitten<strong>hund</strong>e über 3000 Jahre alt.<br />

Einige Hinweise deuten darauf hin, das<br />

Schlitten<strong>hund</strong>e 4000 Jahre und älter<br />

sind.<br />

In einer Zeit, in der die Menschen die<br />

abgelegenen Gebiete Sibiriens und der<br />

Arktis besiedelten, waren Schlitten hun -<br />

de überlebensnotwendig. Ihre Hunde<br />

verpaarten sich <strong>mit</strong> den einheimischen<br />

Wölfen und wurden Nordische Hunde.<br />

Schon damals wurde von diversen Volks -<br />

stämmen Zuchtselektion betrieben und<br />

so<strong>mit</strong> bildeten sich Rassen <strong>mit</strong> individuellen<br />

Eigenschaften. Über Jahrtau -<br />

sende blieben diese Eigenschaften<br />

erhal ten. Von Historikern wird angenom<br />

men, dass die Tschuktschen im<br />

Nordosten Sibiriens zuerst den Sibiri -<br />

schen Husky züchteten und seine Ei gen -<br />

schaften so<strong>mit</strong> genetisch fixierten. In<br />

der tschukotischen Kultur waren die<br />

Hunde ein fester Bestandteil. Für die<br />

Tschuktschen gab es zwei Arten zu<br />

leben. Die einen wohnten im Binnen -<br />

land, hielten sich Rentiere und Dorf -<br />

<strong>hund</strong>e. Die Anderen lebten an der arktischen<br />

oder pazifischen Küste und<br />

züch teten tschukotische Schlitten <strong>hund</strong>e.<br />

Durch mehrere Kriege <strong>mit</strong> den Rus -<br />

sen wurden sie in jagdärmere Gebiete<br />

zurückgedrängt. Aus der Not heraus<br />

entwickelten sie eine Langstrecken-<br />

Schlitten<strong>hund</strong>erasse, die vergleichsweise<br />

nur wenig Futter brauchte. Um<br />

ertragreiche Jagdgebiete oder die of -<br />

fene See zu erreichen legten sie große<br />

Entfernungen über Packeis zurück. Die<br />

Russen versuchten jahr<strong>hund</strong>ertelang<br />

die Tschuktschen zu unterwerfen bzw.<br />

auszurotten (Mitte des 18. Jahr<strong>hund</strong>erts).<br />

Sie überlebten aufgrund ihrer Zähigkeit<br />

und dank ihrer Hunde. Durch die Isola -<br />

tion der Tschuktschen wurde die Rasse -<br />

reinheit gesichert und ließ ihre Kultur<br />

nahezu bis zur Mitte des 19. Jahr hun -<br />

derts fortbestehen.<br />

Noch heute weisen die Siberian<br />

Huskys viele Übereinstimmungen <strong>mit</strong><br />

den damaligen Tieren auf: Schnelligkeit,<br />

Ausdauer und natürlich die Fähigkeit<br />

lange Strecken <strong>mit</strong> geringem Energie -<br />

bedarf zurückzulegen. Abends wurden<br />

sie häufig als Wärmflaschen für die Kin -<br />

der eingesetzt. Mit ihren Hunden praktizierten<br />

die Tschuktschen ein harmonisches<br />

und liebevolles Zusammenleben.<br />

Damals waren auch Hunderennen<br />

schon existent. 1869 gab es ein 150-Mei -<br />

len-Rennen zwischen einem russischen<br />

Offizier <strong>mit</strong> einem Gespann aus russischen<br />

Schlitten<strong>hund</strong>en gegen einen<br />

Tschuktschen <strong>mit</strong> Siberian Huskys, der<br />

<strong>mit</strong> einer Stunde Vorsprung das Rennen<br />

gewann.<br />

Die Sowjets unterwarfen die Tschuk -<br />

tschen zu Beginn des 20. Jahr<strong>hund</strong>erts.<br />

Aufgrund von Neubesiedelung durch<br />

Russen und anderer Volksstämme <strong>mit</strong><br />

ihren eigenen Hunden wird die Ge -<br />

schichte des Siberian Huskys durcheinander<br />

gebracht. Die systematische<br />

Aus rottung der kleinen Hunde einheimischer<br />

Volksstämme begannen die<br />

Sowjets etwa 1920. Es wurde 1930 ein<br />

System eingerichtet, welches alle nor-<br />

58<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Rasseporträt<br />

Holzschnitt von 1878: Eskimo füttert<br />

Huskies, Foto: iStockphoto<br />

dischen Rassen in vier Gruppen unterteilte:<br />

Schlitten<strong>hund</strong>e, Hunde zur Jagd<br />

auf Niederwild, Hunde zur Jagd auf<br />

Großwild, Hunde zur Jagd auf Rentiere.<br />

Wegen ihrer geringen Körpergröße<br />

konnten die tschukotischen Hunde an -<br />

geb lich keine schweren Lasten ziehen<br />

und wurden so<strong>mit</strong> ausgeschlossen. Es<br />

wurde später sogar die Zucht von Hun -<br />

den verboten, die nicht in diese Kate -<br />

gorien fielen. Nur die Zug<strong>hund</strong>e der<br />

Sowjets durften den Namen Siberian<br />

Husky tragen, welches die Nachvoll zie -<br />

hung der Rassegeschichte erschwert.<br />

Die Rettung der Schlitten<strong>hund</strong>e<br />

nach dem Vorbild der tschukotischen<br />

Siberian Huskys ist dem Pelzhändler<br />

William Goosak, William Madsen, später<br />

auch Fox Maule Ramsey und Iver Olsen<br />

zu verdanken. Sie kauften ihre Hunde<br />

bei den Tschuktschen und durch den<br />

Einsatz als Transport<strong>mit</strong>tel über die<br />

Behringstraße nach USA, sicherten sie<br />

deren Fortbestand. Olaf Swenson führte<br />

im Jahre 1930 den letzten Direktimport<br />

in die USA durch.<br />

Alaska erlebte im Jahr 1880 einen<br />

Goldrausch. Durch den Bevölkerungs -<br />

zuwachs und dem extrem kaltem Klima,<br />

gab es nur eine Möglichkeit Transporte<br />

durchzuführen: durch Schlitten<strong>hund</strong> -<br />

gespanne. Diese wurden aus den örtlich<br />

vorhandenen Hunden zusammengestellt.<br />

Es gab nordische und südliche<br />

Typen (kürzeres Haarkleid, Schlapp -<br />

ohren). Hunde spielten eine Schlüssel -<br />

rolle für das Überleben der Bevölkerung<br />

in und um Nome. Um zu überprüfen,<br />

wer das beste Gespann hat, entwickelte<br />

sich die Idee Rennen durchzuführen –<br />

1907 wurde der Nome Kennel Club ge -<br />

gründet. Der Club veranstaltete als<br />

Orga nisator und Sponsor das All Alaska<br />

Sweepstake Rennen. Die Strecke führte<br />

von Nome nach Candle und zurück,<br />

über eine Distanz von 408 Meilen und<br />

fand erstmalig im April 1908 statt.<br />

William Goosak, der Pelzhändler, brachte<br />

sein Gespann, bestehend aus den<br />

Tschuktschen Siberian Huskys <strong>mit</strong>. Seine<br />

Hunde wirkten gegenüber den Alaska<br />

Hunden so klein, dass Spötter sie als<br />

Sibirische Ratten belächelten. Den Spöt -<br />

tern verging das Lachen als Goosak<br />

1908 als Dritter ins Ziel kam. Den Schot -<br />

ten Fox Maule Ramsey beeindruckten<br />

die Sibirier so, dass er im folgenden<br />

Som mer in der Siedlung Markowa am<br />

Anadyr-Fluß etwa 70 der tschukotischen<br />

Siberian Huskys (Anzahl differiert in den<br />

Aufzeichnungen) erwarb. 1910 setzte er<br />

diese beim Sweepstake-Rennen ein.<br />

Seine Teams belegten den 1., 2. und<br />

4. Platz. John Johnson (Iron Man) fuhr<br />

das Gewinnergespann, welches einen<br />

bis heute gültigen Rekord (74 Stunden<br />

und 14 Minuten für eine Strecke von 657<br />

km) fuhr, der erst 1983 gebrochen werden<br />

konnte.<br />

1925 wurde Seppela zur Legende,<br />

wegen seiner entscheidenden Rolle<br />

beim Transport von Serum gegen die<br />

Diphtherie von Nenana nach Nome.<br />

Damals drohte eine Diphtherie-Epi -<br />

demie auszubrechen und das Gegen -<br />

<strong>mit</strong>tel wurde knapp. In Anchorage<br />

lagerte der Vorrat, welcher <strong>mit</strong> der Eisen -<br />

bahn nach Nenana gebracht wurde. Der<br />

Weitertransport erfolgte <strong>mit</strong> Schlit ten -<br />

<strong>hund</strong>egespannen – ein Wettlauf gegen<br />

die Zeit.<br />

Ein Gespann fuhr von Nenana aus<br />

und Seppala fuhr ihm entgegen. Der<br />

Diphtherie-Epidemie konnte Einhalt<br />

geboten werden und es wurden viele<br />

<strong>Leben</strong> gerettet. Seppalas Leit<strong>hund</strong> war<br />

Togo – der präpariert im Iditarod Head -<br />

quater in Wasilla ausgestellt ist.<br />

Seit 1925 erinnert das jährlich stattfindende<br />

Iditarod-Rennen an den so<br />

genannten Serum-Run.<br />

1929 bildet Seppala <strong>mit</strong> E. Ricker eine<br />

Zwingergemeinschaft und importiert<br />

die beiden Sibirier Kree Vanka und<br />

Tserko. Die Hunde aus diesem Kennel<br />

bilden den Grundstock aller heutigen<br />

Siberian Huskys.<br />

Alle heutigen Huskies stammen aus<br />

der Kennelgemeinschaft von Seppala<br />

und Ricker – Foto: iStockphoto<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 59


Rasseporträt<br />

1930 wurde für den Siberian Husky der<br />

erste Standard festgelegt und die Rasse<br />

vom AKC (Amerikanischer Ken nel Club)<br />

anerkannt.<br />

In den 50er und 60er Jahren blühte<br />

die Siberian Husky-Zucht auf und es<br />

wurden die ersten Hunde nach Europa<br />

importiert. Auf der Suche nach artgerechter<br />

Auslastung, lag die Verwendung<br />

in Schlitten<strong>hund</strong>erennen nach amerikanischem<br />

Vorbild nahe. Diese Rennen<br />

wurden zu einem beliebten Sport.<br />

In diesem Zusammenhang stieg die<br />

Zahl der Siberian Husky sprunghaft an.<br />

Da<strong>mit</strong> leider auch die Zahl der züchterischen<br />

Verbesserungen, die das ur -<br />

sprüngliche Wesen und Aussehen des<br />

Siberian Husky optimieren sollten.<br />

Quelle: die Geschichte des Siberian Husky<br />

1-5, Silvia Roppelt<br />

FCI-Standard Nr. 270 /<br />

24. 01.2000 / D<br />

SIBERIAN HUSKY<br />

Übersetzung: Mrs J.Turnbull und Harry<br />

G.A.Hinckeldeyn.<br />

Ursprung: U.S.A.<br />

Datum der Publikation des gültigen<br />

Original-Standardes: 02.02.1995<br />

Verwendung: Schlitten<strong>hund</strong>.<br />

Klassifikation FCI:<br />

Gruppe 5, Spitze und Hunde vom Urtyp.<br />

Sektion 1, Nordische Schlitten <strong>hund</strong>e.<br />

Ohne Arbeitsprüfung.<br />

Der Siberian Husky ist ein <strong>mit</strong>telgroßer<br />

Arbeits<strong>hund</strong>, schnell, leichtfüßig, frei<br />

und elegant in der Bewegung. Sein<br />

mäßig kompakter, dichtbehaarter Kör -<br />

per, die aufrecht stehenden Ohren und<br />

die buschige Rute weisen auf die nordische<br />

Herkunft hin. Seine charakteristische<br />

Gangart ist fließend und scheinbar<br />

mühelos. Er ist nach wie vor äußerst<br />

fähig, seine ursprüngliche Aufgabe als<br />

Schlitten<strong>hund</strong> zu erfüllen und leichtere<br />

Lasten in mäßigem Tempo über große<br />

Entfernungen zu ziehen. Die Propor -<br />

tionen und die Form seines Körpers<br />

spiegeln dies grundlegend ausgewogene<br />

Verhältnis von Kraft, Schnelligkeit<br />

und Ausdauer wider. Die Rüden sind<br />

maskulin, aber niemals grob; die Hün -<br />

dinnen sind feminin, aber ohne Schwä -<br />

chen im Aufbau. Ein Siberian Husky in<br />

richtiger Kondition, <strong>mit</strong> gut entwickelten,<br />

straffen Muskeln, hat kein Über -<br />

gewicht.<br />

Sechs Monate alter<br />

Siberian Husky –<br />

Foto: iStockphoto<br />

Verhalten / Charakter (Wesen)<br />

Das cha rakteristische Temperament des<br />

Siberian Husky ist freundlich und sanftmütig,<br />

aber auch aufmerksam und kontaktfreudig.<br />

Er zeigt nicht die besitzbetonenden<br />

Eigenschaften eines Wach<strong>hund</strong>es, noch<br />

ist er allzu misstrauisch gegenüber Frem -<br />

den oder aggressiv gegenüber anderen<br />

Hunden. Von einem erwachsenen Hund<br />

darf ein gewisses Maß an Zurück hal -<br />

tung und Würde erwartet werden.<br />

Seine Intelligenz, Lenkbarkeit und sein<br />

Eifer machen ihn zum angenehmen Be -<br />

gleiter und willigen Arbeiter.<br />

Allgemeines Erscheinungsbild<br />

Wichtige Proportionen<br />

• Die Länge des Körpers, gemessen vom<br />

Schultergelenk bis zum Sitzbeinhöcker,<br />

übertrifft ein wenig die Widerristhöhe.<br />

• Der Abstand von der Nasenspitze bis<br />

zum Stop ist gleich dem vom Stop bis<br />

zum Hinterhauptsbein.<br />

Kopf<br />

Oberkopf<br />

Schädel: Von <strong>mit</strong>tlerer Größe und passend<br />

zum Körper, oben leicht gerundet<br />

und sich von der breitesten Stelle<br />

zu den Augen hin verjüngend.<br />

Stop: Gut ausgeprägt.<br />

60<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Rasseporträt<br />

Gesichtsschädel<br />

Nasenschwamm: Schwarz bei grauen,<br />

lohfarbenen und schwarzen Hunden;<br />

leberfarben bei kupferfarbenen Hun -<br />

den; bei rein weißen Hunden kann er<br />

fleischfarben sein. Die rosastreifige<br />

„Schneenase“ ist zu akzeptieren.<br />

Fang: Von <strong>mit</strong>tlerer Länge und von<br />

<strong>mit</strong>t lerer Breite, sich zur Nase hin allmählich<br />

verjüngend, jedoch nicht spitz<br />

oder quadratisch endend. Der Nasen -<br />

rücken ist gerade vom Stop bis zur<br />

Nasenspitze.<br />

Lefzen: Gut pigmentiert und eng anliegend.<br />

Kiefer / Zähne: Scherengebiss.<br />

Augen: Mandelförmig, mäßig auseinanderliegend<br />

und etwas schräg gelagert.<br />

Die Augen können braun oder<br />

blau sein, wobei ein braunes und ein<br />

blaues Auge sowie mehrfarbige Augen<br />

zu akzeptieren sind. Ausdruck durchdringend,<br />

aber freundlich, interessiert<br />

und sogar schelmisch.<br />

Ohren: Von <strong>mit</strong>tlerer Größe, dreieckig,<br />

eng beieinander stehend und hoch<br />

angesetzt. Sie sind dick, gut behaart,<br />

hinten leicht gewölbt, <strong>absolut</strong> aufrecht<br />

stehend, <strong>mit</strong> leicht abgerundeten, aufgerichteten<br />

Spitzen.<br />

Lenden: Straff und trocken bemuskelt,<br />

schmaler als der Rippenkorb und leicht<br />

aufgezogen.<br />

Kruppe: Abfallend, doch niemals so<br />

steil, dass der Schub der Hinterläufe<br />

beinträchtigt wird.<br />

Brust: Tief und kräftig, aber nicht zu<br />

breit; der tiefste Punkt liegt un<strong>mit</strong>telbar<br />

hinter und auf gleicher Höhe <strong>mit</strong> den<br />

Ellenbogen. Die Rippen sind gleich am<br />

Ansatz an der Wirbelsäule gut gewölbt,<br />

an den Seiten aber flacher, um einen<br />

freien Bewegungsablauf zu erlauben.<br />

Rute<br />

Die gut behaarte Rute in Form einer<br />

Fuchslunte ist knapp unterhalb der<br />

oberen Linie angesetzt und wird, wenn<br />

der Hund aufmerksam ist, üblicherweise<br />

in einem eleganten, sichelförmigen<br />

Bogen über den Rücken getragen.<br />

Dabei soll sich die Rute weder an der<br />

einen noch an der anderen Seite des<br />

Körpers ringeln, auch soll sie nicht flach<br />

auf den Rücken gedrückt werden. Eine<br />

hängende Rute ist normal, wenn der<br />

Hund ruhig und gelassen steht. Das<br />

Haar an der Rute ist <strong>mit</strong>tellang und run -<br />

dum annähernd gleich lang, wo durch<br />

die Rute wie eine runde Bürste aussieht.<br />

Gliedmaßen<br />

Vorderhand<br />

Von vorne betrachtet, stehen die Läufe<br />

in mäßigem Abstand auseinander, pa -<br />

ral lel und gerade. Die Knochen sind<br />

substanzvoll, aber nie schwer. Die<br />

Länge der Läufe vom Ellenbogen bis<br />

zum Boden ist etwas größer als der<br />

Abstand vom Ellenbogen zum Schulter -<br />

blattkamm. Afterkrallen an den Vorder -<br />

läufen können entfernt sein.<br />

Schultern und Oberarm: Schulter blatt<br />

gut zurückliegend. Der Oberarm ist<br />

vom Schultergelenk zum Ellenbogen<br />

etwas nach hinten gerichtet und nie<br />

senkrecht zum Boden. Die Muskeln und<br />

Bänder, die die Schulterblätter am Rip -<br />

penkorb halten, sind straff und gut entwickelt.<br />

Ellenbogen: Eng am Körper anliegend,<br />

weder ein- noch ausgedreht.<br />

Vorderfusswurzelgelenk: Kräftig, aber<br />

biegsam.<br />

Hals<br />

Mittlere Länge, gebogen, im Stand stolz<br />

aufgerichtet. Im Trab ist der Hals so<br />

gestreckt, dass der Kopf leicht vorgelagert<br />

getragen wird.<br />

Körper<br />

Rücken: Gerade und kräftig, <strong>mit</strong> vom<br />

Widerrist zur Kruppe waagerecht verlaufender<br />

oberer Linie. Er ist von <strong>mit</strong>tlerer<br />

Länge, weder verhältnismäßig kurz<br />

noch nachgebend wegen übermäßiger<br />

Länge.<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 61


Rasseporträt<br />

Vorder<strong>mit</strong>telfuß: Von der Seite betrachtet,<br />

leicht schräg gestellt.<br />

Hinterhand<br />

Von hinten betrachtet stehen die Läufe<br />

in mäßigem Abstand auseinander und<br />

parallel. Afterkrallen, falls vorhanden,<br />

sollen entfernt werden.<br />

<strong>Pfoten</strong><br />

Oval, aber nicht lang, von <strong>mit</strong>tlerer Grö -<br />

ße, kompakt und gut behaart zwischen<br />

den Zehen und Ballen. Die Ballen sind<br />

widerstandsfähig und dick gepolstert.<br />

In den natürlichen Stand zeigen die<br />

<strong>Pfoten</strong> weder nach innen noch nach<br />

außen.<br />

Gangwerk<br />

Schwungvoll und scheinbar<br />

mühelos. Der Si be -<br />

rian Husky ist flink und<br />

leichtfüßig. Im Aus stel -<br />

lungsring sollte er an<br />

einer locker hängenden<br />

Leine in einem mäßig<br />

schnellen Trab vorgestellt<br />

werden, dabei<br />

guten Vortritt und<br />

die Vorder- und Hinter läufe geradeaus<br />

gerichtet, ohne dass die Ellenbogen<br />

oder Kniegelenke weder ein- noch ausdrehen.<br />

Die Läufe bewegen sich parallel.<br />

Während der Bewe gung bleibt die<br />

obere Linie straff und gerade.<br />

Haarkleid<br />

Haar<br />

Das Haarkleid des Siberian Husky ist<br />

doppelt und <strong>mit</strong>tellang, hat ein schönes,<br />

pelzartiges Aussehen, ist aber niemals<br />

so lang, dass es die klaren Außen -<br />

linien des Hundes verdeckt.<br />

Die Unterwolle ist weich und dicht<br />

und von genügender Länge, um das<br />

Deckhaar zu stützen. Die längeren, steifen<br />

Haare des Deckhaares sind gerade<br />

Huskies haben ein pelzartiges<br />

Haarkleid <strong>mit</strong> weicher, dichter<br />

Unterwolle. Rechts: Huskywelpen –<br />

Fotos: Anett Kulke<br />

Schub zeigend. Der sich<br />

im Schritt bewegende<br />

Siberian Husky, von<br />

vorne nach hinten be -<br />

trach tet, zeigt keinen<br />

bodenengen Gang; doch wenn er<br />

Oberschenkel: Gut bemuskelt und kraftvoll.<br />

Knie: Gut gewinkelt.<br />

Sprunggelenke: Zeichnen sich gut ab<br />

und sind bodennah platziert.<br />

schneller läuft, tendieren die Läufe nach<br />

und nach zur Mitte hin, bis die <strong>Pfoten</strong><br />

auf eine Linie gesetzt werden, die<br />

genau unter der Längsachse des<br />

Körpers verläuft. Wenn die Abdrücke<br />

der <strong>Pfoten</strong> sich decken, bewegen sich<br />

und etwas anliegend, nie harsch und<br />

nicht gerade abstehend vom Körper. Es<br />

sollte beachtet werden, dass das Fehlen<br />

der Unterwolle während des Haar wech -<br />

sels normal ist. Das Kürzen der Tast -<br />

haare sowie der Haare zwischen den<br />

Zehen und um die <strong>Pfoten</strong> herum ist<br />

erlaubt, um ein gepflegtes Äußeres zu<br />

betonen. Das Trimmen des Haarkleides<br />

an jeder anderen Stelle sollte nicht<br />

geduldet und streng bestraft werden.<br />

62<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Rasseporträt<br />

Schnauze Berlin<br />

Inhaberhin Dörte Wilfroth<br />

13088 Berlin<br />

E-Mail: info(at)schnauze-berlin.de<br />

Mobil: 0173 / 561 26 61<br />

Farbe<br />

Alle Farben von schwarz bis rein weiß<br />

sind erlaubt. Eine Vielfalt von Zeich nun -<br />

gen am Kopf ist üblich, einschließlich<br />

mancher auffallender Muster, die bei<br />

anderen Rassen nicht zu finden sind.<br />

Größe und Gewicht<br />

Widerristhöhe<br />

Rüden: 53,5–60 cm (21-23,5 ins).<br />

Hündinnen: 50,5–56 cm (20-22 ins).<br />

Gewicht<br />

Rüden: 20,5–28 kg (45-60 pounds).<br />

Hündinnen: 15,5–23 kg (35-50 pounds).<br />

Das Gewicht steht im richtigen Verhält -<br />

nis zur Widerristhöhe. Die genannten<br />

Größen und Gewichte bezeichnen die<br />

äußersten Grenzen ohne einem Extrem<br />

den Vorzug zu geben. Übermäßige<br />

Knochenstärke oder Übergewicht sollte<br />

bestraft werden.<br />

Zusammenfassung: Die wichtigsten<br />

Rassemerkmale des Siberian Husky sind<br />

<strong>mit</strong>tlere Größe, angemessene Knochen -<br />

stärke, harmonische Proportionen, leich -<br />

te und freie Bewegungen, richtiges<br />

Haar kleid, ansprechender Kopf und<br />

ansprechende Ohren, korrekte Rute<br />

und gute Wesensart. Bestraft werden<br />

sollten zu schwere Knochen, übermäßiges<br />

Gewicht, gebundene oder schwerfällige<br />

Gangart, langes, raues Haarkleid.<br />

Beratung zu Erziehungsfragen<br />

Therapie von Fehl-/Problemverhalten<br />

Welpenförderung<br />

Mantrailing-Seminare<br />

www.schnauze-berlin.de<br />

Ein Siberian Husky sollte nie so schwer<br />

oder grob erscheinen wie ein Zug<strong>hund</strong>,<br />

aber auch nicht so leicht und zart wie<br />

ein Renn<strong>hund</strong>. Rüden und Hündinnen<br />

sollen erkennen lassen, dass sie zu großer<br />

Ausdauer fähig sind.<br />

Außer den oben erwähnten Fehlern<br />

sind morphologische Fehler, die alle<br />

Rassen gemeinsam haben, beim Sibe -<br />

rian Husky ebenso unerwünscht, wie<br />

bei jeder anderen Rasse, auch wenn sie<br />

hier nicht besonders erwähnt sind.<br />

Fehler<br />

Jede Abweichung von den vorgenannten<br />

Punkten muss als Fehler angesehen<br />

werden, dessen Bewertung in genauem<br />

Verhältnis zum Grad der Abweichung<br />

stehen sollte und dessen Einfluss auf<br />

die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />

des Hundes zu beachten ist.<br />

Schädel: Plumper oder schwerer Kopf;<br />

zu fein gemeißelter Kopf.<br />

Stop: Nicht genügend ausgeprägt.<br />

Fang: Entweder zu fein oder zu grob, zu<br />

kurz oder zu lang.<br />

Kiefer/Zähne: Jede Abweichung vom<br />

Scherengebiss.<br />

Augen: Zu schräg oder zu dicht beieinander<br />

liegende Augen.<br />

Ohren: Zu groß im Verhältnis zum Kopf;<br />

zu weit auseinander stehend; nicht fest<br />

aufrechtstehend.<br />

Hals: Zu kurz und dick, zu lang.<br />

Rücken: Schwacher oder nachgebender<br />

Rücken; gewölbter Rücken; abfallende<br />

obere Linie.<br />

Brust: Zu breit; tonnenförmiger Brust -<br />

korb; Rippen zu flach oder schwach.<br />

Rute: Angedrückte oder enggeringelte<br />

Rute; sehr buschige Rute; Rute zu tief<br />

oder zu hoch angesetzt.<br />

Schultern: Steile Schultern; lose Schul -<br />

tern.<br />

Vorderhand: Schwacher Vorder <strong>mit</strong>tel -<br />

fuß; zu schwere Knochen; zu enger oder<br />

zu weiter Stand; ausgedrehte Ellen bo -<br />

gen.<br />

Hinterhand: Gestrecktes Knie, kuhhessig,<br />

zu enger oder zu weiter Stand.<br />

<strong>Pfoten</strong>: Nachgebende oder gespreizte<br />

Zehen; <strong>Pfoten</strong> zu groß und plump, zu<br />

klein und zart; zeheneng oder zehenweit.<br />

Gangwerk: Kurze, tänzelnde, elastische,<br />

schwerfällige oder rollende Gangart,<br />

kreuzend oder schräg laufend.<br />

Haar: Langes, rauhes oder struppiges<br />

Haarkleid; zu harsche oder zu seidige<br />

Textur; getrimmtes Haarkleid, Außer an<br />

den erlaubten Stellen.<br />

Ausschließende Fehler<br />

Aggressiv oder ängstlich.<br />

Rüden über 60 cm (23,5 ins) und Hün -<br />

dinnen über 56 cm (22 ins).<br />

Hunde, die deutlich physische Abnor -<br />

malitäten oder Verhaltensstörungen<br />

aufweisen, müssen disqualifiziert werden.<br />

N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich<br />

normal entwickelte Hoden aufweisen,<br />

die sich vollständig im Hodensack be -<br />

finden. Quelle: FCI<br />

Autor: Anett Kulke<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 63


Gesundheit<br />

Schwarzbuch Tierarzt –<br />

eine Insiderin packt aus:<br />

Das Buch der Tierärztin J. Ziegler<br />

schockiert und begeistert<br />

PR Agentur: Nexus Kommunikationsagentur<br />

In bundesdeutschen Haushalten leben<br />

derzeit ca. 5,4 Millionen Hunde und<br />

8,2 Millionen Katzen sowie in Österreich<br />

ungefähr 500.000 Hunde und 1,5 Mil -<br />

lionen Katzen. Auch wenn diese beiden<br />

Länder statistisch <strong>mit</strong> 13 % bzw. 15 %<br />

tierhaltenden Haushalten (Spitzenreiter<br />

in Europa ist übrigens Frankreich <strong>mit</strong><br />

38 %) nur auf den hinteren Rängen vertreten<br />

sind, so ist das gemeinsame<br />

<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> Hunden und Katzen bei uns<br />

doch weit verbreitet. Aber neben all<br />

dem Glück und der Bereicherung, die<br />

unsere Tiere uns und wir auch unseren<br />

vierbeinigen Lieblingen Gott sei Dank<br />

schenken können, darf nicht vergessen<br />

werden, dass dieses Glück auch Geld<br />

kostet bzw. dass <strong>mit</strong> unseren Haus -<br />

tieren von verschiedenen Industrien<br />

auch eine Menge Geld verdient wird –<br />

und dies oft <strong>mit</strong> Mitteln, Produkten und<br />

Reglements, die der Gesundheit unserer<br />

Tiere wahrlich nicht förderlich sind.<br />

Ungefähr 22.500 Tierärzte kümmern<br />

sich in Deutschland um das vermeintliche<br />

Wohl unserer Vierbeiner und setzen<br />

dabei z. B. nur an Hundearznei<strong>mit</strong>teln<br />

ca. 150 Millionen Euro jährlich um. Weit<br />

größere Umsätze kann die Futter <strong>mit</strong>tel -<br />

industrie <strong>mit</strong> ca. 5,6 Milliarden Euro z. B.<br />

im Jahre 2009 aufweisen. Und ähnlich<br />

wie in der Humanmedizin und in der<br />

<strong>Leben</strong>s<strong>mit</strong>telindustrie für den Men -<br />

schen, „schlucken“ wir und da<strong>mit</strong> unsere<br />

Hunde und Katzen alles herunter, was<br />

man uns vorsetzt und was man uns<br />

anhand „Expertenwissens“ als gut für<br />

uns weismacht.<br />

Totgeimpft, fehlernährt, medikamentenvergiftet<br />

– die Wahr -<br />

heit hinter der offiziellen Für -<br />

sorge ist oft schockierend.<br />

Dass <strong>mit</strong> multiplen, angeblich jährlich<br />

sklavisch zu wiederholenden Impfun -<br />

gen gegen alle Arten von Krankheiten<br />

vom Welpenalter an und <strong>mit</strong> lebenslanger<br />

Fütterung industriell hergestellten<br />

Tierfutters für jeden „individuellen<br />

Bedarf“ die <strong>Leben</strong>squalität und -dauer<br />

unserer Hunde und Katzen zu steigern<br />

sei, ist das offizielle Credo der Tierfutterund<br />

Arznei<strong>mit</strong>telindustrie und dementsprechend<br />

sogar das der meisten Tier -<br />

ärzte, die zumindest nach außen hin die<br />

Meinung der Konzerne vertreten. Auch<br />

die Veterinärmedizinerin Dr. med. vet.<br />

Jutta Ziegler, die seit <strong>mit</strong>tlerweile über<br />

30 Jahren als Tierärztin tätig ist, glaubte<br />

in den ersten Jahren nach ihrem Stu -<br />

dium zunächst an die Segnungen der<br />

seit den 1970er immer zahlreicher werdenden<br />

Medikamente, Fertig- und Diät -<br />

futter<strong>mit</strong>tel. Doch vor ca. 15 Jahren<br />

kamen Zweifel auf, die sich von Jahr zu<br />

Jahr steigerten.<br />

„Ich fragte mich, weshalb im Laufe<br />

der Jahre immer mehr Katzen und<br />

Hunde immer früher und immer vielfältiger<br />

erkrankten, obwohl doch immer<br />

neue und bessere Impfstoffe, Medika -<br />

mente und angeblich immer maßgeschneidertere<br />

Futter<strong>mit</strong>tel auf den<br />

Markt kamen,“ so Dr. Ziegler bei der<br />

Buchpräsentation von „Hunde würden<br />

länger leben, wenn… Schwarzbuch<br />

Tierarzt“ in Hallein bei Salzburg am<br />

Samstag, den 29.01.2011. „Ich begann<br />

zu recherchieren und zu forschen und<br />

irgendwann lies ich mein universitär<br />

eingebläutes Wissen endlich außer acht<br />

und setzte meinen gesunden Men -<br />

schen verstand ein.“ Die Resultate ihrer<br />

Recherchen waren zwingend ebenso<br />

einfach wie schockierend: „Lassen Sie<br />

denn Ihr Kind oder sich selbst jedes Jahr<br />

aufs Neue impfen? Essen Sie selbst Ihr<br />

<strong>Leben</strong> lang tagein, tagaus Tiefkühlpizza,<br />

Hamburger und denaturierte Dosen -<br />

gerichte? Lassen Sie sich bei jedem kleinen<br />

Schnupfen von Ihrem Arzt Antibio -<br />

tika verschreiben? Ihre Antwort wird<br />

sein: Nein, natürlich nicht, wo kämen<br />

wir denn dahin? Das sind einfache<br />

Fragen, auf die es einfache und klare<br />

Antworten gibt. Wir aber quälen unsere<br />

Tiere so förmlich in Krankheiten hinein<br />

und glauben dabei auch noch, unseren<br />

Vierbeinern etwas Gutes zu tun! Doch<br />

Hunde und Katzen sind zunächst einmal<br />

Fleischfresser, deren Verdauungs -<br />

organe nicht dazu gemacht sind, Ge -<br />

treide und industriell gepanschte Ab fälle<br />

zu verwerten. Mit künstlichen Vita -<br />

minen und Zusatzstoffen können die<br />

Organismen der Tiere nichts anfangen<br />

und durch überflüssige, geballte Impf -<br />

64<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Gesundheit<br />

la dungen und chemische Medika men -<br />

tenkeulen helfen wir Tierärzte meist<br />

nicht, sondern zerstören letztlich nur<br />

das Immunsystem und da<strong>mit</strong> die<br />

Selbst heilungskräfte der Tiere. Das<br />

schlimmste daran aber ist: Wir Tierärzte<br />

wissen das bzw. sollten es wissen!“<br />

Welch weitreichende und fatale<br />

Konsequenzen die falsche Ernährung<br />

und der Medikamentenmissbrauch in<br />

den Tierarztpraxen für die Tiere und<br />

deren Besitzer haben können, erklärt<br />

Dr. med. vet. Jutta Ziegler nun in ihrem<br />

neuen Buch. Das „Schwarzbuch Tier -<br />

arzt“ berichtet anhand von Fallbei spie -<br />

len aus der eigenen Praxis Dr. Ziegler’s<br />

von den dramatischen Folgen der<br />

Ernäh rung <strong>mit</strong> industriellem Fertig -<br />

futter, dem Etikettenschwindel <strong>mit</strong> sog.<br />

Diätfutter<strong>mit</strong>teln, über den Sinn und<br />

Unsinn jährlicher Impfungen, den Miss -<br />

brauch von Psychopharmaka für Hunde<br />

und Katzen, den unkontrollierten Ein -<br />

satz von Antibiotika, Entwur mungs -<br />

<strong>mit</strong>teln und Kortison, die Fragwürdig -<br />

keit von Reduktionsdiäten, die Folgen<br />

falsch angewandter Gerätemedizin und<br />

die wissentliche Komplizenschaft zahlreicher<br />

Tierärzte <strong>mit</strong> der Futter- und<br />

Arznei<strong>mit</strong>telindustrie, denen das Wohl<br />

des eigenen Portemonnaies ungleich<br />

wichtiger ist als die Gesundheit der<br />

ihnen anvertrauten Patienten.<br />

Das „Schwarzbuch Tierarzt“ ist ein für<br />

die meisten Tierhalter sicherlich teils<br />

schockierendes und verstörendes Buch,<br />

Das „Schwarzbuch Tier -<br />

Hundeschule<br />

Weserstein<br />

arzt“ ist keine Streit schrift,<br />

obwohl es, so ist sich<br />

Inhaberin Sandra Prade<br />

zert. HundeVerhaltensTherapeutin<br />

Tel: 0 55 41 - 77 88 208<br />

Dr. Ziegler leider sicher,<br />

von einigen Ver tretern<br />

ihrer Zunft so aufgenommen<br />

werden wird. Das<br />

Mobil: 0 15 15 - 615 38 97<br />

kontakt@<strong>hund</strong>eschule-weserstein.de<br />

Buch ist vielmehr ein<br />

www.<strong>hund</strong>eschule-weserstein.de Appell an die Kolleginnen<br />

und Kollegen aus dem<br />

das man <strong>mit</strong> einem lachenden und<br />

einem weinenden Auge liest. Denn bei<br />

aller Dramatik der erörterten Themen<br />

berichten auch Tierbesitzer im Buch<br />

selbst von ihren Erlebnissen in anderen<br />

Tierarztpraxen und diese sind <strong>mit</strong>unter<br />

an Absurdität kaum zu überbieten.<br />

Auch der Dr. Ziegler zu eigene witzige,<br />

manchmal lakonische und dann wiederum<br />

aufrüttelnde Schreibstil macht<br />

das Buch so lebendig und lesenswert<br />

wie einen Roman. Zudem hält sich<br />

Dr. Ziegler nicht da<strong>mit</strong> auf, ihre Kolle -<br />

ginnen und Kollegen <strong>mit</strong> meist sanften,<br />

<strong>mit</strong>unter natürlich auch drastischen<br />

Worten an das Offensichtliche und<br />

Sinnvolle in Ernährung, Therapie und<br />

Medikation zu erinnern: Sie belegt ihre<br />

Kenntnisse und Erfahrungen auch <strong>mit</strong><br />

wissenschaftlichen Fakten, räumt <strong>mit</strong><br />

der Glaubhaftigkeit industriell gesponserter<br />

vete rinärmedizinischen Bereich, „Ethik<br />

statt Mone tik“ walten zu lassen, sich auf<br />

die ärztliche Verantwortung zu besinnen<br />

und nicht <strong>mit</strong> der Unwissen heit der<br />

Tierbe sitzer zu spielen. Auch richtet sich<br />

das Buch nicht gegen die Hersteller von<br />

Fertignahrung für Tiere per se, zumal es<br />

einige hervorragend agierende und<br />

pro duzierende Firmen gibt, deren kaltgepresste<br />

Produkte das „Barfen“ zwar<br />

nicht ganz, aber zumindest größtenteils<br />

ersetzen können. „Auch Tierärzte und<br />

Futter<strong>mit</strong>tel her steller müssen und dürfen<br />

Geld verdienen, denn natürlich<br />

muss auch unsere Arbeit bezahlt werden,“<br />

so Dr. Ziegler, „ aber ich möchte<br />

abends nach getaner Praxisarbeit auch<br />

noch in Spiegel sehen können <strong>mit</strong> dem<br />

Wissen, dass ich das denkbar beste für<br />

meine Patienten und deren Besitzer<br />

getan habe.“<br />

Studien auf und gibt den Tier hal - „Hunde würden länger leben,<br />

tern zahlreiche, einfach anzuwendende<br />

Möglichkeiten und Tipps an die Hand,<br />

wie sie einen guten Tierarzt finden und<br />

ihre Tiere artgerecht ernähren können.<br />

Mit ihrer weitreichenden Erfahrung und<br />

Kenntnis nimmt die Autorin den Leser<br />

an die Hand und löst seine Ängste bzgl.<br />

der angeblichen „Kompliziertheit und<br />

Einseitigkeit“ des sog. BARFens (biologisch<br />

wenn… Schwarzbuch Tierarzt“ ist ein<br />

gelungenes, aufklärendes und informativ<br />

notwendiges Buch, das ab sofort<br />

direkt bei Dr. Ziegler in ihrem Online-<br />

Shop www.naturfutterlaedchen.at , bei<br />

www.natura-vet.de und www.naturavet.at<br />

sowie überall im Buchhandel <strong>mit</strong><br />

der ISBN-Nr. 978-3-8423-2460-2 erworben<br />

werden kann.<br />

artgerechte Rohfütterung) auf –<br />

und dies ohne kataloggleiche Nähr -<br />

wert tabellen und Messbecher-Einhei -<br />

Diese Presse <strong>mit</strong> tei lung wurde auf openPR<br />

veröffentlicht.<br />

ten zu strapazieren.<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 65


Gesundheit<br />

Rückenmarkinfarkt – Ein Bericht von Christa Dörrenbächer<br />

Tagebuch<br />

Samstag 15.01.11<br />

Bin wie immer am Nach<strong>mit</strong>tag noch<br />

einmal <strong>mit</strong> Cassy spazieren gegangen.<br />

Sie ist nicht außergewöhnlich viel ge -<br />

rannt oder gesprungen. Gegen 17 Uhr<br />

bemerkten wir, dass sie hinten schwank -<br />

te und gegen 19 Uhr ging gar nichts<br />

mehr. Habe darauf hin den Tierarzt<br />

angerufen und ihm die Situation ge -<br />

schildert. Ich sollte dann <strong>mit</strong> Cassy<br />

gegen 21 Uhr in die Praxis kommen. Zu<br />

zweit mussten wir sie ins Auto heben da<br />

sie es allein nicht geschafft hätte.<br />

Nach der Untersuchung durch den<br />

Tierarzt bekam sie zwei Spritzen, er vermutete,<br />

dass bei ihr ein Nerv eingeklemmt<br />

sei. Sollte es am nächsten Tag<br />

nicht besser sein, würde er röntgen.<br />

Für die nächsten vier Wochen habe<br />

ich dann mein Lager neben ihrer Decke<br />

aufgeschlagen, da sie ab dem Zeitpunkt<br />

der Lähmung auch Durchfall hatte,<br />

übermäßig viel trank und dementsprechend<br />

oft raus musste. Zu meinem<br />

Leidwesen auch nachts so zwei bis drei<br />

Mal. Unterstützt habe ich sie <strong>mit</strong> einem<br />

Handtuch um den Bauch.<br />

Sonntag 17.01.11<br />

Da es nicht besser war, wurde sie ge -<br />

röntgt. Die Diagnose vom Arzt „Spon-<br />

dylose“. Sie bekam die gleichen Spritzen<br />

und der Tierarzt wollte am Abend<br />

Zuhause vorbei kommen und sie bekam<br />

noch mal die Spritzen.<br />

Am Montagmorgen sollte ich mich<br />

melden, da Cassy in einer Klinik untersucht<br />

werden müsse.<br />

Montag 17.01.11<br />

Der Tierarzt bekam für Cassy in der<br />

Tierklinik einen Termin für 11 Uhr. Dort<br />

wurden die Aufnahmen vom Vortag<br />

angeschaut. Für eine genaue Diagnose<br />

musste Cassy dann noch einmal <strong>mit</strong><br />

einem Kontrast<strong>mit</strong>tel geröntgt werden.<br />

Die anschließende Diagnose war dann<br />

ein „Rückenmarkinfarkt“. Es wurde mir<br />

anhand der Aufnahmen alles gut er -<br />

klärt, einschließlich der Heilungs -<br />

chancen die „gut bis schlecht“ sind, da<br />

man hierüber noch nicht sehr viel<br />

wüsste, wieso-weshalb-warum.<br />

Man wolle auch den nächsten Tag<br />

noch abwarten. Zur Kontrolle musste<br />

Cassy dort bleiben und ich solle um<br />

10 Uhr anrufen.<br />

Dienstag 18.01.11<br />

Morgens früh, noch vor 10 Uhr, rief<br />

mich die Klinik an. Man habe eine positive<br />

Nachricht, Cassy würde ihren rechten<br />

Hinterlauf wieder kontrolliert einsetzen.<br />

Ich war ganz schön erleichtert<br />

und freute mich sie wieder abholen zu<br />

können.<br />

Die Tierärztin der Klinik glaubte<br />

daher auch, dass Cassy in einem Zeit -<br />

raum von drei bis vier Wochen <strong>mit</strong> dem<br />

linken Lauf Fortschritte machen würde,<br />

ob es allerdings wieder ganz ok werden<br />

würde?<br />

Zur Unterstützung der Nerven be -<br />

kommt sie „Neurotrat Sforte“, ein Vita -<br />

min präperat und sie brauche auf jeden<br />

Fall Physiotherapie. (Kosten 540,00 Euro)<br />

Freitag 25.01.11<br />

Physiotherapie (35,00 Euro)<br />

Übers Internet habe ich eine „therapeutische<br />

Geh-Hilfe“ gefunden und be -<br />

stellt, von „Julius K-9“ (43,00 Euro). Die -<br />

ses Teil ist echt klasse, da der Hund<br />

optimal beim Gehen unterstützt wird<br />

und der Mensch beim Halten des Hun -<br />

des entlastet wird. Bei einem Hunde -<br />

gewicht von 28-30 Kg ging das <strong>mit</strong> der<br />

Zeit nämlich ganz schön auf meine<br />

Gelenke. Allerdings musste ich die Geh -<br />

hilfe bei einer Schneiderin kürzen lassen<br />

da es hinten zu weit überstand und<br />

beim Erledigen des großen Ge schäf tes<br />

dieses auch mal auf die Geh hilfe fiel. Für<br />

Cassy war dies sehr unangenehm, sie<br />

versuchte es durch he rum zappeln ab zu<br />

bekommen.<br />

Freitag 28.01.11<br />

Physio<br />

Eine Kotprobe von Cassy ergab, dass sie<br />

nicht genug gesunde Darmbakterien<br />

hatte. Deswegen wurde auch der<br />

Durch fall nicht besser. Hierfür bekam<br />

sie dann „Bactisel – HK Pulver“ und als<br />

Futter zum Reis „Royal Canin-intestinal“.<br />

Dies war für die nächsten 1 ½ Wochen.<br />

(Kosten Tierarzt gesamt 230,00 Euro)<br />

Dienstag 01.02.11<br />

Physio<br />

Donnerstag 03.02.11<br />

Nimmt den linken Lauf wieder <strong>mit</strong>, wo<br />

bei die Pfote oft erst umgeknickt aufgesetzt<br />

wird, da der Reflex noch fehlt.<br />

Dienstag 08.02.11<br />

Kontrolltermin in der Tierklinik. Die<br />

Ärztin freut sich darüber wie gut das<br />

klappt. In sechs Wochen brauche ich<br />

mich nur telefonisch zu melden wie es<br />

Cassy geht.<br />

Sie bewegt sich im Haus wieder<br />

allein. Nur die Pfote will noch nicht. Der<br />

Durchfall ist Gott sei Dank vorbei und<br />

da<strong>mit</strong> hat mich mein Bett wieder, da sie<br />

des Nachts nicht mehr raus muss. Auch<br />

66<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Gesundheit<br />

das Trinken hat sich wieder eingependelt.<br />

Donnerstag 17.02.11<br />

Physio<br />

Hatte mir auch vier Agylity Hürden<br />

(61,00 Euro) bestellt. Sind erst mal auf<br />

niedrigster Stufe eingestellt und gehe<br />

mehrmals am Tag <strong>mit</strong> ihr darüber, um<br />

da<strong>mit</strong> die Nerven zu stimulieren da<strong>mit</strong><br />

die Pfote richtig aufgestellt wird.<br />

Samstag 26.02.11<br />

Das Laufen wird besser und sie setzt die<br />

Pfote überwiegend richtig auf. Und<br />

auch der erste Spaziergang nach längerem<br />

war wieder richtig toll.<br />

Dienstag 01.03.11<br />

Physio<br />

Donnerstag 03.03.11<br />

Die Physiotherapeutin hat Cassy einen<br />

Expander vom Brustgeschirr zum linken<br />

Lauf angepasst. Dies lege ich ihr an,<br />

wenn wir unsere Spaziergänge machen.<br />

Der Expander zieht das Bein sanft nach<br />

vorn, was dem Muskelaufbau dient.<br />

Da<strong>mit</strong> läuft sie auch allein ohne meine<br />

Unterstützung (die pure Erholung für<br />

meine Arme).<br />

Donnerstag 10.03.11<br />

Physio<br />

Freitag 11.03.11<br />

Heute hat sie auch ihren ersten Spurt<br />

über einen umgepflügten Acker gestartet<br />

und man sah ihr den „Spaß“ an.<br />

Solange sie den Hinterlauf richtig aufsetzt,<br />

darf sie auch wieder spurten (Rück-<br />

sprache <strong>mit</strong> Klinik). Hat eine ähnliche<br />

Wirkung wie Wasser. Da der Boden sehr<br />

weich ist muss sie den Lauf auch dementsprechend<br />

fordern.<br />

Behandlungskosten bis dato<br />

1084,00 Euro.<br />

Physio braucht sie auch weiterhin, aber<br />

nur noch alle zwei Wochen.<br />

Autor: Christa Dörrenbächer<br />

Einzigartige Operationsmethode<br />

hilft kurznasigen Möpsen<br />

Susann Huster, Pressestelle<br />

Universität Leipzig, 17.12.2010 09:33<br />

( http://idw-online.de )<br />

Prof. Dr. Oechtering fotografiert einen Mops vor der OP.<br />

Foto: Waltraud Grubitzsch<br />

Das Schönheitsideal beim Mops hat<br />

sich drastisch verändert: Im Jahr 1927<br />

hatte diese Hunderasse noch eine längliche<br />

geprägten Nase. Hundert Jahre später<br />

gelten Möpse <strong>mit</strong> einer komplett runden<br />

Kopfform und kurzer Nase als<br />

Kopfform <strong>mit</strong> einer deutlich aus-<br />

attrak tiv. Diese Tatsache<br />

beschert<br />

Prof. Dr. Gerhard Oechtering und seinem<br />

Team von der Klinik für Kleintiere<br />

der Veterinärmedizinischen Fakultät der<br />

Universität Leipzig jede Menge Arbeit.<br />

In seinem Haus wurde vor sechs Jahren<br />

eine neue und weltweit einzigartige,<br />

lasergestützte Operationsmethode zur<br />

Behandlung des sogenannten Brachy -<br />

zephalen-Syndroms bei Hunden und<br />

Katzen entwickelt.<br />

Durch Überzüchtung ist <strong>mit</strong>tlerweile<br />

der Nasenraum von Möpsen, englischen<br />

Bulldoggen, Boxern und Rasse -<br />

katzen viel zu eng geworden, was bei<br />

den Tieren akute Atemnot und dadurch<br />

bedingte Bewegungsarmut sowie<br />

Zahn fehlstellungen verursacht. Mit<br />

Oechterings neuer OP-Methode wird<br />

der Nasenraum erweitert und das Gau -<br />

mensegel gekürzt. Die Tiere können<br />

danach meist erstmals frei atmen und<br />

bekommen ein neues <strong>Leben</strong>sgefühl.<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 67


Gesundheit<br />

Patient Moritz liegt narkotisiert, <strong>mit</strong><br />

rausgestreckter Zunge auf dem OP-<br />

Tisch. Prof. Oechtering und sein Team<br />

bereiten alles für den Eingriff vor. Die<br />

Nase des Mopses wurde vor zwei<br />

Wochen <strong>mit</strong> einem Laser operiert und<br />

soll nun noch einmal kontrolliert werden.<br />

Der Ausdruck „mopsfidel“ stamme aus<br />

einer Zeit, als diese sehr fröhlichen und<br />

menschenliebenden Hunde tatsächlich<br />

noch herumtollen konnten, ohne gleich<br />

in Atemnot zu verfallen, erklärt der<br />

Experte. »Ich sage immer: Früher hatten<br />

die Hunde noch einen Beruf, wurden als<br />

„Mopsfidel“ sollte jeder Mops sein können – Foto: Thorsten Freyer / pixelio.de<br />

»Die Nase ist innen richtig schön<br />

frei«, sagt der renommierte Veterinär -<br />

mediziner, der vor jeder OP <strong>mit</strong> dem<br />

Fotoapparat Nahaufnahmen seiner tierischen<br />

Hüte- oder Jagd <strong>hund</strong>e gehalten. Seit<br />

Beginn der Rasse zucht in Vereinen vor<br />

etwa <strong>hund</strong>ert Jahren haben die Tiere<br />

nach und nach ihre Aufgabe verloren.<br />

Patienten macht. An dem Tag Sie werden auf ihre äußerlichen<br />

werden die Drainagen in der Nase des<br />

Mopses entfernt. Dann wird er in ein<br />

neues, zweites <strong>Leben</strong> entlassen. So oder<br />

ähnlich beschreiben die Hunde- oder<br />

Katzenbesitzer die Zeit nach den Ein -<br />

griffen in der Kleintierklinik der Univer -<br />

sität Leipzig. Ihre Tiere seien viel beweglicher<br />

geworden, schnarchen nicht mehr<br />

und seien deshalb auch tagsüber we -<br />

sent lich munterer als zuvor, heißt es in<br />

E-Mails an den Klinikdirektor.<br />

Merkmale gezüchtet«, beschreibt Prof.<br />

Oechtering den Trend, der »unkontrollierbare<br />

Auswüchse« verursache. Neben<br />

den Atembeschwerden führe diese<br />

vom Menschen verursachte Entwick -<br />

lung auch zu einer schnellen Überhit -<br />

zung der Tiere, da deren Wär me regu -<br />

lation wegen der kurzen Nasen nicht<br />

mehr funktioniere.<br />

»Es fehlt die Qualitätskontrolle beim<br />

Züchter«, kritisiert der Spezialist, dessen<br />

Patienten aus ganz Deutschland und<br />

auch aus Ländern wie Italien, Öster -<br />

reich, der Schweiz und Polen kommen.<br />

Durchschnittlich fahren die Tierhalter<br />

300 bis 500 Kilometer, um ihren Hund<br />

oder ihre Katze in der Kleintierklinik der<br />

Universität Leipzig operieren zu lassen.<br />

Der Eingriff kostet sie etwa 3500 Euro.<br />

An die 300 kurznasige Patienten wurden<br />

in der Kleintierklinik <strong>mit</strong> der neuen<br />

Lasermethode operiert. Der Bedarf ist<br />

Oechtering zufolge wesentlich größer.<br />

Wegen der Kosten und des erheblichen<br />

Aufwandes scheuten jedoch viele Tier -<br />

halter diesen Schritt, bei dem überflüssiges<br />

Nasengewebe in den oft winzigen<br />

Tiernasen <strong>mit</strong> Hilfe eines Laser-Endo -<br />

skops verdampft wird.<br />

Nach den Eingriffen, für die mehrere<br />

modern ausgestattete Operationssäle<br />

zur Verfügung stehen, bleiben die<br />

Patienten noch eine Woche in stationärer<br />

Behandlung. Auch Moritz wird bald<br />

die Klinik verlassen und <strong>mit</strong> seinem<br />

Herrchen wieder ins heimatliche Frau -<br />

reuth bei Zwickau zurückkehren. Der<br />

Besitzer hat nun gute Chancen, seinen<br />

Mops noch lange an seiner Seite zu<br />

haben. Prof. Oechtering will künftig <strong>mit</strong><br />

dem renommierten Genetiker Prof. Dr.<br />

Ottmar Diestl aus Hannover enger zu -<br />

sammenarbeiten, um dem Zuchttrend<br />

zur Kurznasigkeit entgegenzuwirken.<br />

Allerdings sei unklar, ob gerade bei den<br />

Möpsen noch genügend gesundes Erb -<br />

gut zur Umkehr dieser Entwicklung vorhanden<br />

ist.<br />

Weitere Informationen:<br />

Prof. Dr. Gerhard Oechtering<br />

Telefon: +49 341 97-38700<br />

E-Mail: oechtering@vetmed.uni-leipzig.de<br />

www.kleintierklinik.uni-leipzig.de<br />

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft<br />

http://idw-online.de/de/news402209<br />

68<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Vermischtes<br />

Kindesentwicklung und Hunde<br />

Verhaltensauswirkungen auf Kinder<br />

durch die Anwesenheit eines Hundes<br />

in einem Klassenzimmer<br />

Kurt Kotrschal und Brita Ortbauer,<br />

Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie, Grünau, und<br />

Institut für Zoologie an der Wiener Universität, Österreich<br />

Aus dem Englischen übersetzt von Antje Henze, www.passion4dogs.de<br />

Kontaktadresse für Anfragen:<br />

Kurt Kotrschal, Konrad Lorenz<br />

Forschungsstelle für Ethologie, A-4645<br />

Grünau 11, Österreich, Tel. +43 7616-8510<br />

Fax +43 7616-85104, E-Mail:<br />

klf.gruenau@telecom.at<br />

Kurzbeschreibung<br />

Um die Meinung zu überprüfen, dass<br />

Hunde einen positiven Einfluss auf das<br />

Sozialverhalten von Schulkindern haben,<br />

wurde abwechselnd einer von drei<br />

Hunden in eine Klasse einer Wiener<br />

Grundschule <strong>mit</strong> 24 Kindern im Alter<br />

von 6 – 7 Jahren eingesetzt. Die meisten<br />

der 14 Jungen und 10 Mädchen<br />

stammten aus Immigrantenfamilien der<br />

1. Generation. Mit Zustimmung der<br />

Eltern wurde das Verhalten der Kinder<br />

für zwei Stunden wöchentlich in einer<br />

offenen Unterrichts-Situation, zunächst<br />

während einer einmonatigen Kontroll -<br />

phase in Abwesenheit der Hunde,<br />

gefolgt von einer experimentellen Phase<br />

<strong>mit</strong> einem ähnlichen zeitlichen Umfang<br />

in Anwesenheit eines Hundes im Klas -<br />

sen raum auf Videos aufgezeichnet.<br />

Häufigkeit und Dauer aller zu beobachtenden<br />

Verhaltensweisen der einzelnen<br />

Personen und ihre Wechselwirkungen<br />

wurden auf diese Bänder aufgezeichnet.<br />

Obwohl größere Unterschiede im<br />

Interesse der Kinder an den Hunden<br />

und in ihren Reaktionen festgestellt<br />

wurden, wurde die Gruppe durch den<br />

Rückgang extremer Verhaltensweisen,<br />

wie Aggressionen oder Hyperaktivität,<br />

ausgeglichener in ihrem Sozialver hal -<br />

ten, ebenso konnten sich vorher zu -<br />

rück haltende Kinder integrieren. Diese<br />

Auswirkungen wurden bei den Jungen<br />

deutlicher als bei den Mädchen. Trotz<br />

der Tatsache dass die Kinder beachtliche<br />

Zeit da<strong>mit</strong> verbrachten, den Hund<br />

zu beobachten und Kontakt zu ihm aufzunehmen,<br />

schenkten sie dem Lehrer<br />

größere Aufmerksamkeit. Daraus schlossen<br />

wir, dass die Anwesenheit eines<br />

Hundes im Klassenraum den Zusam -<br />

menhalt der Schüler positiv beeinflusst<br />

und eine relativ günstige und einfache<br />

Möglichkeit bietet, die Unterrichts -<br />

bedingungen zu verbessern.<br />

© 2003 International Society for Anthro -<br />

zoology<br />

Schlüsselwörter<br />

Aggression, tiergestützte The rapie,<br />

Verhalten, Kindes ent wick lung, Kinder,<br />

Mensch-Tier-Inter aktionen, Soziales<br />

Verhalten<br />

Historisch gesehen hielten Menschen<br />

Tiere als Gesellschaft oder aus nützlichen<br />

Erwägungen (Wilson 1984;<br />

Robin son 1995a, b; Serpell 1996).<br />

Auffallend in diesem Zusammenhang<br />

ist die Beziehung zwischen Menschen<br />

und Hunden, welche schon seit mindestens<br />

30 000 Jahren, möglicherweise<br />

schon seit mehr als 100 000 Jah -<br />

ren andauert (Vilà et al. 1997; Leonard<br />

et al. 2002). Unter allen Haustieren<br />

haben Hunde/ Wölfe die längste durchgehende<br />

Beziehung zum Menschen.<br />

Der Hauptgrund hierfür mag eine<br />

ähnliche soziale Veranlagung von<br />

Mensch und Wolf sein, welche die<br />

Entwicklung einer starken gegenseitigen<br />

sozialen Beziehung insbesondere<br />

zu Hunden erklärt (Greiffenhagen<br />

1993; Oeser 2001).<br />

Hunde spielen in der tiergestützten<br />

Therapie eine wichtige Rolle. (Robinson<br />

1995a; Ford und Olbricht 1997; Pod -<br />

berscek, Paul und Serpell 2000; Otter -<br />

stedt 2001; Olbrich und Otterstedt<br />

2003). Es hat sich gezeigt, dass Kinder,<br />

welche in Gesellschaft von Hunden aufwuchsen,<br />

sich zu sozial kompetenteren<br />

Erwachsenen entwickelten als andere<br />

Kinder (Endenburg und Baarda 1995;<br />

Melson 1995). Außerdem wurde von<br />

po si tiven Auswirkungen von Hunden<br />

auf körperlich und geistig Behinderte<br />

berichtet (Ruckert 1987; Redefer und<br />

Goodman 1989), sowohl auf Kinder (Mel-<br />

son 1995) als auch auf ältere Men schen<br />

(Hart 1995; Beck und Katcher 19996;<br />

Serpell 1996). Neben der För de rung des<br />

subjektiven Wohlbefindens und der<br />

Änderung des Verhaltens, können Tiere<br />

die physiologischen Rah men be din -<br />

gungen für ein längeres und ge sun des<br />

<strong>Leben</strong> beeinflussen (Friedmann 1995).<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 69


Vermischtes<br />

Allerdings sind die meisten dieser Stu -<br />

dien korrelational; aber breit angelegte<br />

Studien die nötig sind, um die Kausal-<br />

Zusammenhänge zu erforschen, sind<br />

selten. In dieser Studie brachten wir<br />

einen Hund in eine Grundschulklasse,<br />

um die kurzfristigen Auswirkungen auf<br />

das kindliche Verhalten, die soziale<br />

Inter aktionen und auf die allgemeine<br />

Unterrichts-Situation zu testen. Unseres<br />

Wissens nach ist dies die erste Studie<br />

dieser Art. Im Gegensatz zu Fragebögen<br />

oder Psychologischen Tests, erbringt<br />

unsere ethologische Herangehensweise<br />

direkte Hinweise auf die Auswirkungen<br />

des Hundes auf das potentielle Verhal ten.<br />

Unsere Grundannahme war, dass<br />

durch die Anwesenheit eines Hundes<br />

keine wesentliche Auswirkung auf das<br />

Verhalten der Kinder im Vergleich zur<br />

Kontroll-Phase ohne Hund zu beobachten<br />

sein würde. Als Arbeitshypothese<br />

prognostizierten wir, dass der Hund als<br />

„soziales Gleit<strong>mit</strong>tel“ (Mugford and<br />

M’Comsky 1975) oder „sozialer Kataly -<br />

sator“, z. B. um eher introvertierte Kinder<br />

mehr für Kommunikation zu öffnen. Wir<br />

prognostizierten außerdem, dass die<br />

Hunde das möglicherweise anstrengende<br />

Verhalten einiger eher kontaktfreudigerer<br />

Kinder dämpfen würden,<br />

wodurch wiederum die soziale Inte gra -<br />

tion in die Gruppe verbessert würde.<br />

Die Fragen waren, ob und wie viele<br />

Kinder aufmerksamer auf den Hund<br />

und <strong>mit</strong> dem Hund interagieren würden<br />

und wie die Anwesenheit des Hun -<br />

des sich auf die Aktivität, das Verhalten<br />

und das soziale Wechselspiel der Kinder<br />

untereinander auswirken würde. Als<br />

psychologische Mechanismen hinter<br />

solchen Verhaltensänderungen konnte<br />

Zuneigung, eine Steigerung des Selbst -<br />

wert gefühls und des Einfühlungs ver -<br />

mögens beobachtet werden (Enden-<br />

burg and Baarda 1995), was in einer<br />

parallel laufenden Studie untersucht (s. Hergovich et al. 2002) in einer Schule<br />

wurde (Hergovich et al. 2002).<br />

in Wien. Deren Durchschnittsalter betrug<br />

Wir erwarteten außerdem, dass die 6-7 Jahre (SD=0,65). Der Klassenraum<br />

Hunde die Unterrichts-Situation beeinflussen<br />

würden, entweder durch gesteiweg<br />

wurden während der gesamten<br />

war wie in Abb.1 aufgebaut und durchgerte<br />

oder verminderte Aufmerk sam keit Studie Zahlencodes für die 10 Mädchen<br />

der Schüler den Lehrern gegen über. und 14 Jungen benutzt.<br />

Um unsere Hypothese zu überprüfen, Da es schwierig ist, die rechtlichen<br />

zeichneten wir ein Gruppe Grund schüler und bürokratischen Hürden zu überwinden,<br />

die da<strong>mit</strong> verbunden sind,<br />

während einer Standard-Unter richts-<br />

Situation auf Video auf und verglichen wenn man einen Hund in eine österreichische<br />

Schule bringen will, war unsere<br />

alle zu beobachtenden Verhal tens -<br />

weisen der einzelnen während einer Gruppe zweckmäßig gewählt. Wir zogen<br />

anfänglichen einmonatigen Kontroll- Vorteil aus einer merkwürdigen Begeg -<br />

Phase ohne Hund, genauso in einer einmonatigen<br />

Experimentier-Phase, wäh-<br />

sitzer von geeigneten, gut trainierten<br />

nung <strong>mit</strong> einem Grundschullehrer, Be -<br />

rend der ein Hund anwesend war. Hunden, einem <strong>hund</strong>efreundlichen<br />

und aufgeschlossenen Schulleiter und<br />

Methoden<br />

Wir beobachteten 24 Grundschul-Kin -<br />

der <strong>mit</strong> multi-ethnischem Hinter grund<br />

einer kooperativen Wiener Schulbe -<br />

hörde. Zufällig war die Klasse multiethisch,<br />

was ein weiterer Vorteil für<br />

unsere Studie war, da die Kinder möglicherweise<br />

weniger homogen in ihrem<br />

Verhalten und natürlich an -<br />

spruchsvoller zu unterrichten<br />

waren (es werden zwei Leh -<br />

rer und eine Übersetzer im<br />

Klassenraum benötigt), als in<br />

einer Schülergruppe <strong>mit</strong><br />

einem einheitlicheren kulturellen<br />

Hintergrund. Unsere<br />

Erwartung war, dass die<br />

mög liche Auswirkung der<br />

Hunde auf das Verhalten in<br />

unserer Auswahl besonders<br />

deutlich werden würde.<br />

Die drei Hunde, welche<br />

alle der Klassenlehrerin Vero -<br />

Abb. 1: Anordnung der Tische, Hundedecke, Kamera nika Poszvek gehörten, wa -<br />

und zugewiesenen Plätze der 24 Kinder (B: Jungen; ren ein männlicher Retrie ver<br />

G: Mädchen) im Klassenraum. Video-Aufnahmen (5 Jahre alt), ein weiblicher<br />

während der Kontroll- (ohne Hund) und experimentellen<br />

(<strong>mit</strong> Hund) Phase wurden in „offenen weiblicher Mischling (8 Mo -<br />

Husky (3 Jahre alt) und ein<br />

Unterrichts-Situationen“ gemacht, d.h. die Kinder nate alt). Sie waren <strong>mit</strong>telgroß<br />

(50-55 cm Schulter -<br />

hatten selbstständig Aufgaben zu lösen, durften sich<br />

dabei aber frei im Klassenraum bewegen.<br />

höhe) und der Retriever und<br />

70<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Vermischtes<br />

Husky waren zertifizierte Therapie-<br />

Hunde. Sie waren sanft und freundlich<br />

zu den Kindern, welchen erlaubt wurde,<br />

jederzeit in respektvoller Weise Kontakt<br />

zu den Hunden aufzunehmen. Nur wenn<br />

sie auf ihren Decken lagen, wurden die<br />

Kinder gebeten, sie in Ruhe zu lassen.<br />

Zu Beginn des Projektes wurden die<br />

Kinder über die Bedürfnisse der Hunde<br />

aufgeklärt und ihnen gezeigt, wie man<br />

einen Hund versorgt und <strong>mit</strong> ihnen<br />

umgeht.<br />

Vor Beginn der Beobachtungen waren<br />

die Kinder während vier Monaten etwa<br />

fünf Stunden täglich fünfmal in der<br />

Woche in der Klasse zusammen. Dem -<br />

zufolge war bereits ein soziales Gleich -<br />

gewicht etabliert, als unser Projekt <strong>mit</strong><br />

der einmonatigen Kontroll-Phase (ohne<br />

Hund) startete. Dieser folgte eine einmonatige<br />

Versuchs-Phase, in der täglich<br />

während der gesamten Zeit, welche die<br />

Kinder in der Klasse verbrachten, ein<br />

einzelner Hund anwesend war. Wäh -<br />

rend der zwei Phasen (Kontroll- und<br />

Test-Phase) wurden die Kinder <strong>mit</strong> Ein -<br />

willigung der Eltern dreimal in der<br />

Woche für eine Stunde während einer<br />

offenen Unterrichtssituation (die Kinder<br />

hatten Aufgaben zu lösen, mussten<br />

aber nicht sitzen bleiben) auf Video aufgezeichnet.<br />

Zu diesem Zweck wurde<br />

eine Video-Kamera in einer der vorderen<br />

Ecken des Klassenraums fixiert, so<br />

dass sie einen 90° Winkel abdeckte<br />

(s. Abb.1). Die Kinder konnten frei <strong>mit</strong><br />

ihren Klassenkameraden, den beiden<br />

Lehrern und dem während der Experi -<br />

men tier-Phase anwesenden Hund um -<br />

gehen.<br />

Die Daten über das Verhalten wurden<br />

auf Videobänder aufgenommen.<br />

Wir setzten zwei unterschiedliche Me -<br />

tho den ein: 1) Focal-Sampling: einzelne<br />

Individuen (Focusindividuen) werden<br />

für einen bestimmten Zeitraum beobachtet;<br />

zu erfassende Verhaltens para -<br />

meter werden zuvor definiert; und<br />

2) Scan sampling: Das Verhalten aller<br />

Individuen wurde zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt aufgenommen (Martin<br />

and Bateson 1993). Diese beiden Heran -<br />

gehensweisen ergänzten einander. Das<br />

scan sampling wurde benutzt, um das<br />

Verhalten der ganzen Klasse zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt zu untersuchen,<br />

währen die Focal-Sampling-Methode<br />

dazu diente, das Verhalten einer be -<br />

stimmten Person genauer zu betrachten.<br />

Während des Focal-Samplings wurden<br />

neun Verhaltens-Kategorien der<br />

Kinder untereinander und davon zwei<br />

Kategorien von Verhalten zwischen den<br />

Kindern und Hunden aufgenommen<br />

(comp. Grammer 1988):<br />

1) Auffälliges Verhalten: Einzelne<br />

Indi viduen (FI) laut und auffällig, Lehrer<br />

und andere Individuen nehmen davon<br />

Notiz, treten aber nicht in Kontakt;<br />

2) motorisches Spielen: FI in beigeordnetem<br />

Kontakt zu einem oder mehreren<br />

Kindern in Reichweite oder nicht in<br />

Reichweite – z. B. spielen sie fangen<br />

oder toben herum, aber ohne deutlich<br />

aggressives Verhalten; 3) milde Aggres -<br />

sion: FI provoziert andere ohne offensichtlichen<br />

Grund – z. B. leichtes Schla -<br />

gen, Schubsen, Treten oder Schreien; 4)<br />

<strong>mit</strong>tlere Aggression: FI moderate, aber<br />

deutlich kämpferisch, oft als Antwort<br />

auf eine Provokation oder aus anderen<br />

Gründen; 5) starke Aggression: ähnlich<br />

wie unter 4), aber FI agiert gewalttätiger<br />

gegen alles in Reichweite; 6) eskalierende<br />

Aggression: FI in einem ernsthaften<br />

Kampf <strong>mit</strong> einem oder mehreren<br />

anderen Kindern, ähnlich wie 4) und 5),<br />

aber noch gewalttätiger. Gegner sind<br />

alle in Reichweite, der Kampf muss<br />

durch jemand anderen unterbrochen<br />

werden; 7) Einmischen: FI versucht sich<br />

in den Streit anderer einzumischen um<br />

ihn beizulegen; 8) Kontakt zum Hund: FI<br />

berührt den Hund, liebkost ihn, spielt<br />

oder spricht <strong>mit</strong> ihm, wenn er in Reich -<br />

weite ist; 9) Interesse an dem Hund:<br />

Egal, ob der Hund innerhalb oder au -<br />

ßer halb der Reichweite von FI ist, schaut<br />

FI nach ihm oder fragt den Lehrer über<br />

den Hund aus. Das Verhalten von jedem<br />

Kind wurde beobachtet und auf Video-<br />

Band aufgenommen.<br />

Für die Scan-Methode wurden insgesamt<br />

25 Verhaltens-Kategorien definiert,<br />

die praktisch alle beobachtbaren<br />

Foto: Fotolia<br />

Das Verhalten der Kinder während des<br />

Unterrichts wurde in 25 Kategorien<br />

definiert, wie z. B. das Besprechen von<br />

Aufgaben in einer Gruppe<br />

Verhaltensweisen der Kinder abdecken<br />

(Grammer 1988). 1) sitzen: beobachtete<br />

Einzelperson (SI) sitzt; 2) gehen / stehen:<br />

SI geht oder steht; 3) laufen: SI läuft; 4)<br />

Bewegung: alle Arten von Bewegung<br />

von SI außer gehen und rennen –<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 71


Vermischtes<br />

z.B. Springen, Tanzen, Krabbeln; 5) allein:<br />

kein anderes Individuum in Reichweite<br />

von SI; 6) in Gruppen: einer oder mehrere<br />

andere in Reichweite von SI; 7) sitzend:<br />

SI auf seinem oder ihrem Stuhl;<br />

8) nicht sitzend: SI nicht auf seinem /<br />

ihrem Stuhl; 9) Konzentration: die Auf -<br />

merksamkeit von SI wird von einer Auf -<br />

gabe, Objekt, gegen sich selbst (Auto-<br />

manipulation), nicht in Kontakt <strong>mit</strong><br />

anderen Kinder an einer Aufgabe; 10)<br />

Aufmerksamkeit gegenüber dem Leh -<br />

rer: SI ist aufmerksam gegenüber dem<br />

Lehrer, tritt aber nicht in Kontakt; 11)<br />

Schauen: Die Aufmerksamkeit von SI<br />

wird von anderen Kindern angezogen,<br />

ohne das SI zu ihnen in Kontakt tritt; 12)<br />

auffälliges Verhalten: SI ist laut und auffällig,<br />

Lehrer und andere Individuen<br />

neh men davon Notiz; 13) Kontakt zu<br />

dem Lehrer aufnehmen: Der Lehrer ist<br />

in Kontakt zu SI – z. B. beim sprechen<br />

oder austeilen einer Aufgabe; 14) Kon -<br />

takt zum Nachbarn aufnehmen: SI ist<br />

<strong>mit</strong> dem nächsten Kind in Reichweite<br />

von SI in Kontakt – z. B. beim Bespre -<br />

chen oder Aushändigen einer Aufgabe<br />

oder durch aggressives Verhalten;<br />

15) Kontakt aufnehmen zu anderen Kin -<br />

dern: SI ist in Kontakt <strong>mit</strong> anderen Kin -<br />

dern als dem Nachbarkind, – z. B. beim<br />

Besprechen oder Aushändigen einer<br />

Auf gabe oder durch aggressives Ver -<br />

halten; 16) Reden / Berühren / Aufgabe:<br />

SI redet zu jemandem in Reichweite,<br />

berührt die anderen, zeigt etwas, nimmt<br />

eine Aufgabe entgegen oder teilt sie<br />

aus; 17) Aggression im Nahbereich: Ein<br />

Kind in Reichweite wird von SI angegriffen<br />

– z. B. durch Hauen, Schubsen,<br />

Treten; 18) Im Nahbereich Opfer von<br />

Aggressionen werden: SI wird von ei -<br />

nem Kind in Reichweite angegriffen –<br />

z. B. durch Schlagen, Schubsen, Treten;<br />

19) rau und wild: SI und die Kinder in<br />

seiner Reichweite zeigen ein Verhalten<br />

wie leichtes schlagen, schubsen oder<br />

treten, jedoch vor einem verspielten<br />

Hintergrund ohne Aggression was man<br />

am Gesichtsausdruck der Kinder erkennen<br />

kann (Eibl-Eibesfeldt 1997); 20) Kon -<br />

takt zum Lehrer auf Distanz: Zum Leh -<br />

rer, der nicht in Reichweite von FI ist<br />

wird z. B. über rufen oder lautes Reden<br />

Kontakt aufgenommen; 21) Kontakt<br />

zum Nachbarn über Distanz: SI ist z. B.<br />

über Rufen, lautes Reden, werfen von<br />

Dingen oder aggressives Verhalten in<br />

Kontakt <strong>mit</strong> einem anderen Kind in seiner<br />

Nähe, allerdings außerhalb seiner<br />

Reichweite; 23) Rufen / Dinge werfen: SI<br />

redet laut, ruft oder wirft Dinge zu<br />

einem andern Kind außerhalb seiner<br />

Reichweite; 24) Spielen oder spielerische<br />

Herausforderung auf Distanz: SI ist<br />

nicht in Reichweite seines Gegenübers,<br />

beide zeigen aggressives Verhalten wie<br />

z. B. rufen oder Bewerfen <strong>mit</strong> Dingen.<br />

Das Zutreffen von mehreren Kate -<br />

gorien ist möglich, z. B. die Kategorien<br />

„sitzen“ und „allein“ können gleichzeitig<br />

registriert werden. Es wurde dieselbe<br />

Aufnahme für diese Beobachtungen<br />

verwendet wie für die Einzel-Beo b -<br />

achtungen. Das Band wurde alle vier<br />

Minuten abgestoppt (im Falle der Kon -<br />

troll-Studie), oder fünf Minuten im Falle<br />

der Experimentellen Studie. Daher<br />

wurde ein ähnlicher Stichproben um -<br />

fang von beiden Studien erreicht. Die<br />

<strong>absolut</strong>e Beobachtungszeit während<br />

der Kontroll-Phase betrug 369 Minuten,<br />

welche sich aus 84 Beobachtungs-<br />

Sequenzen ergeben, die experimentelle<br />

Phase dauerte 428 Minuten, resultierend<br />

aus 82 Sequenzen. Wenn ein<br />

Kind während einer Sequenz nicht im<br />

Klassenraum war, wurde kein Wert<br />

registriert.<br />

Wir benutzten parallel keine weitere<br />

Kontroll-Gruppe (eine zweite Klasse, in<br />

welcher kein Hund oder Hundemodell<br />

eingeführt wurde; s. Hergovich et al.<br />

2002), da unsere Herangehensweise<br />

besonders arbeitsintensiv ist und eine<br />

zweite Gruppe zu beobachten unsere<br />

Ressourcen überstiegen hätte. Außer -<br />

dem ist jede Gruppe vielleicht gleich<br />

darin, wie sie <strong>mit</strong> ihren Lehrern umgehen.<br />

Allerdings zeigen unsere Ergeb -<br />

nisse beträchtliche individuelle Unter -<br />

schiede in den Reaktionen der Kinder<br />

auf den Hund. Infolgedessen beschlossen<br />

wir, nur diese Gruppe für eine<br />

interne Vorher / Nachher-Kontrolle zu<br />

verwenden.<br />

Ereignisse und zeitlicher Umfang in<br />

den Hauptfrequenzen wurden in jeder<br />

Variation für jedes Kind in den Einzel -<br />

daten bestimmt, ebenso wurden sie in<br />

der Gesamt-Beobachtung bestimmt.<br />

Das wurde getan um die Unterschiede<br />

in den Beobachtungs-Phasen in Bezug<br />

auf die Länge der Kontroll- und Experi -<br />

mentier-Phasen und wegen der unterschiedlichen<br />

Zeiten, welche die Kinder<br />

nicht in der Schule verbrachten, zu vereinheitlichen.<br />

Das ergab Zahlenwerte<br />

zwischen 0 und 1 im Fall des Scan<br />

Samp ling, die vor der Analyse <strong>mit</strong><br />

Arkus sinus umgewandelt wurden. Da<br />

die Daten nicht normal verteilt waren<br />

(Kolmogorov-Smirnov Test), setzten wir<br />

nicht parametrische Test ein; Mann-<br />

Whitney U für unabhängige Proben<br />

(unterschiedliches Geschlecht innerhalb<br />

der Gruppe) und Wilcoxon für<br />

abhängige Proben (Unterschiede innerhalb<br />

der Gruppe). Die SPSS 8.0 Statistik<br />

Software Paket wurde für die Analyse<br />

benutzt.<br />

Ergebnisse<br />

Die zentralen Beobachtungen offenbarten,<br />

dass die Kinder beachtliches<br />

Interesse an den Hunden zeigten, <strong>mit</strong><br />

72<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Vermischtes<br />

großen Unterschieden zwischen den<br />

einzelnen Individuen. Im Durchschnitt<br />

schauten die Jungen 3 Mal in der<br />

Stunde nach den Hunden (SD± 1,3; min.<br />

0,9; max. 5,5) und Mädchen schauten<br />

2,7 Mal pro Stunde (SD± 1,2; min. 1;<br />

max. 4,7). Jungen verwendeten im<br />

Durchschnitt 275,9 Sekunden pro<br />

Stunde (SD± 100,4; min. 129,1, max.<br />

474,5) darauf, nach dem Hund zu<br />

schauen, während die Mädchen dies<br />

291,8 Sekunden (SD± 92,9; min. 167,8;<br />

max. 477,2) taten. Im Durchschnitt be -<br />

rührten oder streichelten die Jungen<br />

den Hund 3,2 Mal pro Stunde (SD± 2,1;<br />

min 0,9; max. 7,3), während die<br />

Mädchen dies 2,7 Mal pro Stunde<br />

(SD±1,8; min. 0,7; max. 5,8), wofür die<br />

Jungen im Durchschnitt 56,7 Sekunden<br />

(SD± 70,1; min. 1,3, max. 236,5) brauchten,<br />

während die Mädchen 89 Sekun -<br />

den (SD± 92,7; min. 4,9; max. 325,6).<br />

Demzufolge verbrachten die Jungen im<br />

Durchschnitt 9,2 % ihrer Zeit in der<br />

Klasse im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem<br />

Hund, und die Mädchen verwandten<br />

10,6 % ihrer Zeit. Keiner dieser Unter -<br />

schiede zwischen den Geschlechtern<br />

war statistisch wichtig.<br />

Scan sampling offenbarte, dass Kin -<br />

der in Anwesenheit des Hundes im<br />

Klassenraum bedeutend weniger allein<br />

waren (Wilcoxon Z=2,8; p=0,005), häufiger<br />

in einer Gruppe anzutreffen waren<br />

(Z=-2,77; p=0,006); seltener auf den<br />

ihnen zugewiesenen Sitzplätzen saßen<br />

(Z=-3,2; p=0,001), weniger auf ihre persönlichen<br />

Aufgaben konzentriert waren;<br />

(Z=-3,06, p=0,002); und hatten weniger<br />

laute (Z=-2,89, p=0,004) und provokante<br />

(Z=-2,58; p=0,01) Interaktionen<br />

über eine größere Distanz. Durchaus<br />

bemerkenswert, die Kinder schenkten<br />

dem Lehrer mehr Aufmerksamkeit (Z=-<br />

3,91, p


Vermischtes<br />

fälligem Verhalten und leichter sowie<br />

<strong>mit</strong>tlerer Aggression beschäftigt als die<br />

Mädchen (auffällig: U=19, p=0,004;<br />

leichte Aggression: U=30,5, p=0,032;<br />

<strong>mit</strong>tlere Aggression: U=27,5, p=0,015).<br />

Die grundsätzlichen geschlechtlichen<br />

Unterschiede im Verhalten blieben<br />

während der Experimentierphase (Hund<br />

anwesend) unverändert. Die Jungen<br />

zeigten immer noch erheblich mehr<br />

auffälliges Verhalten (Mann-Whitney<br />

U=24, p=0,011), mehr motorisches<br />

Spielen (U=29, p=0,026), sowie leichte<br />

(U=21, p=0,006) und <strong>mit</strong>tlere Ag gres -<br />

sion (U=30, p=0,008) als die Mädchen,<br />

obwohl der Hund größtenteils das Ver -<br />

halten der Jungen beeinflusste (siehe<br />

oben).<br />

Diskussion<br />

Soziale Integration über den<br />

Hund<br />

Die meisten der beobachteten Kinder<br />

kamen aus Familien, welche erst kürzlich<br />

nach Österreich emigrierten (siehe<br />

Hergovich et al. 2002) und sich immer<br />

noch Sprach-Problemen gegenüber<br />

sahen. Daher ist es keine Überraschung,<br />

dass das individuelle Verhalten unterschiedlich<br />

war, von Sich-Zurück-Ziehen<br />

bis zu fast ständiger unverhohlener<br />

Akti vität und Aggressivität reichte, und<br />

dass dadurch eine schwierige Unter -<br />

richtssituation gebildet wurde. Den -<br />

noch wurden die meisten der beobachteten<br />

Kinder beiderlei Geschlechts,<br />

unabhängig von ihrem kulturellen Hin -<br />

ter grund und ihrer persönlichen Ge -<br />

schichte, von dem Hund angezogen.<br />

Wir erbringen betreffend des Ver hal -<br />

tens den Beweis, dass die bloße Anwe -<br />

senheit eines Hundes erheblichen positiven<br />

Einfluss auf die Sozialisation dieser<br />

Kinder hatte. Obwohl die Einzelnen sich<br />

stark in ihrem Interesse an dem Hund<br />

und in ihrem Verhalten unterschieden,<br />

resultierte soziale Integration innerhalb<br />

der Gruppe aus der Anwesenheit des<br />

Hundes, hauptsächlich durch ein Ab -<br />

neh men von extremem Verhalten. Der<br />

Hund beeinflusste außerdem die Kom -<br />

munikation der Kinder untereinander<br />

und zwischen Kindern und Lehrern hin<br />

zu mehr Intensität. Während der Hund<br />

anwesend war, verringerten sich offenkundige<br />

Aktivitäten und Rückzug sowie<br />

aggressive Handlungen, während<br />

Grup pen-Aktivitäten zunahmen. Ähn -<br />

liche Ergebnisse hat auch die tiergestützte<br />

Therapie bei autistischen Kin -<br />

dern hervorgebracht (Redefer und<br />

Goodman 1989; Otterstedt 2001). Auch<br />

wenn die Kinder in unserer Studie sich<br />

weniger auf ihre individuellen Auf -<br />

gaben konzentrierten, wenn der Hund<br />

anwesend war, waren sie gleichzeitig<br />

ihren Lehrern gegenüber aufmerksamer.<br />

Die Kinder schienen die Verant -<br />

wortung für die Hunde anzunehmen,<br />

indem sie sich rücksichtsvoller verhielten<br />

und auf die Bedürfnisse des Hundes<br />

achteten. Im Gegenzug erhielten sie<br />

Zuneigung von dem Hund, indem sie<br />

sich in seine Nähe setzten und ihn streichelten<br />

und versuchten, ihn durch auffälliges<br />

Verhalten anzulocken (Ruckert<br />

1987).<br />

Unsere Ergebnisse passen zu dem,<br />

was über die Unterschiede im Verhalten<br />

der Geschlechter bekannt ist: Mädchen<br />

zeigen generell weniger heftiges und<br />

wildes Spiel als Jungen (Grammer 1988;<br />

Nelson 1995; Eibl-Eibesfeldt 1997). Aus<br />

diesem Grund war das Potential für Ver -<br />

haltensänderungen bei den Jungen<br />

größer als bei den Mädchen, was auch<br />

in dieser Studie der Fall war (siehe auch<br />

Guttmann et al. 1983); die Gegenwart<br />

des Hundes beeinflusste Jungen und<br />

Mädchen auf ähnliche Weise, aber die<br />

Ergebnisse waren bei den Jungen deutlicher<br />

sichtbar.<br />

Mechanismen der sozialen<br />

Integration<br />

Die für die beobachteten Verhaltens -<br />

änderungen maßgeblichen Mechanis -<br />

men waren unterschiedlich. Eine Reihe<br />

von Kindern verbrachte viel Zeit im<br />

Kon takt <strong>mit</strong> dem Hund. Für manche<br />

verkürzte das einfach die Zeit, in welcher<br />

sie sich <strong>mit</strong> langweiligen Klassen -<br />

kameraden beschäftigen mussten. Dies<br />

ist z. B. der Fall bei Individuum 18, ei -<br />

nem Jungen, welcher sich während der<br />

Kontroll-Phase laut und störend verhielt<br />

und so die Klassenkameraden vom<br />

Unterricht ablenkte. In der Gegenwart<br />

des Hundes, welchen er häufig streichelte<br />

oder <strong>mit</strong> ihm spielte, veränderte<br />

sich sein Verhalten dramatisch. Das<br />

reduzierte einfach die Zeit, in welcher<br />

er sonst seine Mitschüler störte. Andere<br />

betrachteten den Hund ausgiebig, vermieden<br />

aber den direkten Kontakt zu<br />

ihm und hielten sich in respektvoller<br />

Distanz. Wieder andere (hauptsächlich<br />

Mädchen) schienen kein spezielles Inte -<br />

resse an dem Hund zu haben. Generell<br />

verhielten sich die Kinder rücksichtsvoll<br />

dem Hund gegenüber und gehorchten<br />

der Anweisung der Lehrer nicht übermäßig<br />

laut oder ungestüm in seiner<br />

Gegenwart zu sein. Außerdem war<br />

offen sichtlich, dass einige der aktiveren<br />

Schüler begierig waren speziell etwas<br />

über das Verhalten und die Bedürfnisse<br />

des Hundes zu lernen. Schlussendlich<br />

schien die Autorität der Lehrerin in der<br />

Gegenwart ihres gehorsamen Hundes<br />

als Begleiter zu steigen, insbesondere<br />

gegenüber einigen ihrer männlichen<br />

Schüler. Daher hat der Hund die Auf -<br />

merksamkeit der Kinder nicht vom Leh -<br />

74<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


Vermischtes<br />

rer abgelenkt, sondern sie im Gegenteil<br />

sogar erhöht.<br />

Die Entwicklung von Kindern<br />

wird durch den Hund erleichtert<br />

Es ist gut dokumentiert, dass Kinder,<br />

welche <strong>mit</strong> Hunden oder anderen Tie -<br />

ren als Gefährten aufwachsen, viele Vor -<br />

teile in Bezug auf ihre sozio-emotionale<br />

und kognitive Entwicklung genießen<br />

(Robinson 1995a; Ford 1997; Pod -<br />

Foto: Fotolia<br />

Ein Hund als Gefährte kann die<br />

Entwicklung eines Kindes fördern<br />

berscek, Paul und Serpell 2000). Kinder,<br />

welche <strong>mit</strong> Tieren aufwachsen, zeigen<br />

ein höheres Selbstbewusstsein, Einfüh -<br />

lungsvermögen und Verantwor tungs -<br />

bewusstsein und entwickeln sich zu<br />

sozialkompetenteren Erwachsenen als<br />

Kinder, welche nicht <strong>mit</strong> Tieren aufgewachsen<br />

sind (siehe Endenburg und<br />

Baarda 1995 zur Überprüfung). Aller -<br />

dings kann in dieser Studie das familiäre<br />

Umfeld nicht als Störende Variabel<br />

ausgeschlossen werden. Möglicher -<br />

weise kann das „soziale Klima“ in<br />

Familien, in welchen die Eltern in Ver -<br />

bindung zu Tieren haben anders sein<br />

als in Familien ohne Tiere. Das macht es<br />

schwierig, die ursächlichen Auswir -<br />

kungen des Erziehungsstiles auf die<br />

Entwicklung des Kindes von dem Bei -<br />

trag des Tieres zu trennen. Zugunsten<br />

der Idee, dass das Tier wirklich die<br />

ursächliche Variable ist, zeigt unsere<br />

gegenwärtige experimentelle Studie<br />

tief greifende kurzfristige Auswir kun -<br />

gen auf das individuelle und soziale<br />

Verhalten von Kindern. Sie zeigt ebenfalls,<br />

wie diese über die gegenseitige<br />

Beeinflussung <strong>mit</strong> dem Hund erreicht<br />

wurde. Obwohl die Aufmerksamkeit<br />

gegenüber dem Lehrer positiv beeinflusst<br />

wurde, war die Gegenwart des<br />

Hundes die primäre Ursache für die Ver -<br />

haltensänderungen.<br />

Nun könnte der Einwand erhoben<br />

werden, dass nur eine interne Kontrolle<br />

verwendet wurde und dass die beobachteten<br />

Verhaltensänderungen auch<br />

ohne den Hund als ein Ergebnis der<br />

Gruppendynamik <strong>mit</strong> der Zeit eingetreten<br />

wären. Dies ist unwahrscheinlich, da<br />

die Gruppe, bevor die Kontroll-Beob -<br />

achtungen begannen, bereits seit vier<br />

Monaten zusammen war und sie daher<br />

vermutlich schon eine gewisse Stabi li -<br />

tät in ihrem Sozialverhalten erreicht<br />

hatte. Ferner waren die Veränderungen<br />

sehr spezifisch und konnten zum Teil<br />

auf die Interaktionen <strong>mit</strong> dem Hund<br />

oder dem Lehrer zurückgeführt werden.<br />

Darüber hinaus erbrachte eine<br />

parallel dazu <strong>mit</strong> den gleichen Kindern<br />

durchgeführte psychologische Studie<br />

<strong>mit</strong> einer externen Kontrollgruppe ähnliche<br />

Ergebnisse. In dieser Studie zeigte<br />

nur die Gruppe, in welcher ein Hund<br />

anwe send war, einen Anstieg an Einfüh -<br />

lungsvermögen <strong>mit</strong> Tieren und einer<br />

erhöhten Entwicklung von Autonomie<br />

und von Sich-Abgrenzen oder Sichnicht-Abgrenzen,<br />

was als Grundlage der<br />

Sensibilität gegenüber den Bedürf nis -<br />

sen und Stimmungen anderer Men -<br />

schen betrachtet wird. Des Weiteren<br />

berichteten nur die Lehrer der Gruppe,<br />

in welcher der Hund anwesend war von<br />

höherer sozialer Integration und einem<br />

Rückgang der Anzahl aggressiver Kin -<br />

der. Diese Einschätzung begründet sich<br />

in unseren gegenwärtigen Verhaltens-<br />

Daten.<br />

Es wurden keine weiteren Verhal -<br />

tens daten erhoben, nachdem die Expe -<br />

ri mentier-Phase endete. Allerdings<br />

brachten die Lehrer während des folgenden<br />

Jahres weiterhin ihre Hunde<br />

<strong>mit</strong> zur Schule und berichteten, dass die<br />

Auswirkungen die in dieser Studie<br />

heraus gefunden wurden, andauerten.<br />

Außerdem deckten psychologische<br />

Tests die positiven Auswirkungen der<br />

Hunde auf die soziale und kognitive<br />

Entwicklung der Kinder nach nur drei<br />

Monaten auf (Hergovich et al. 2002),<br />

und erhärteten den Beweis, dass Tiere,<br />

besonders Hunde, in der Tat eine positiv<br />

wirkende Kraft in der Entwicklung von<br />

Kindern sind (Endenburg und Baarda<br />

1995).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Ungeachtet des multi-kulturellen Hin -<br />

ter grundes der von uns beobachteten<br />

Klasse, sind wir überzeugt, dass die vorliegende<br />

Ergebnisse auf ähnliche Unter -<br />

richts-Situationen übertragen werden<br />

können, da grundlegende Verhal tens -<br />

dispositionen, soziale Interaktionen<br />

und Interesse an Tieren von der Kultur<br />

unabhängig ist (Grammar 1988). Dies<br />

wird von einer Reihe von Fallbeispielen<br />

von Lehrern in Presseberichten und auf<br />

Tagungen gestützt (e.g., Ford und<br />

2 / 2011 • der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> 75


Vermischtes<br />

Olbrich 1997), welche ohne Ausnahme<br />

<strong>mit</strong> unseren jetzigen Befunden übereinstimmen.<br />

Daraus folgern wir, dass<br />

der Einsatz von Hunden im Schul un -<br />

terricht ein mögliches billiges und einfaches<br />

Mittel sein könnte, um Verhal -<br />

tens störungen einzelner Kinder zu<br />

bekämpfen, zur Unterstützung der<br />

sozialen und kognitiven Entwicklung,<br />

der sozialen Integration und zur Ver -<br />

besserung der Unterrichts-Situation.<br />

Allerdings verhindert eine Reihe von<br />

Hürden den weiter verbreiteten Einsatz<br />

von Hunden in Schulen. Zunächst einmal<br />

muss es einen Lehrer <strong>mit</strong> einem<br />

gutmütigen und gut trainierten Hund<br />

geben, da der Hund eine individuelle<br />

Beziehung zu jemandem braucht und<br />

nicht einfach unter gemeinschaftlicher<br />

Pflege in der Schule gehalten werden<br />

kann. Solche Lehrer werden eher die<br />

Ausnahme als die Regel sein. Darüber<br />

hinaus ist es nötig, den geeigneten<br />

gesetzlichen Rahmen zu prüfen. Man<br />

braucht eine aufgeschlossene Schul -<br />

leitung, das Einverständnis der Eltern<br />

und geeignete Haftungs-Vorkeh run -<br />

gen. Solche Hürden sind unglücklich,<br />

wenn man die potenziellen Vorteile von<br />

Hunden in der Schule betrachtet. Die<br />

Vorteile überwiegen bei weitem die<br />

möglichen Risiken, wie z. B. die Gefahr<br />

von Verletzungen oder hygienische<br />

Probleme.<br />

Danksagungen<br />

Diese Studie wurde von IEMT Österreich<br />

initiiert, koordiniert und unterstützt, im<br />

Besonderen von Renate Simon und<br />

Klaus Lojka. Wir sind Veronika Poszvek<br />

besonders dankbar, der Klassenlehrerin<br />

und Besitzerin der drei Therapie-Hunde,<br />

welche wir für die Studie genutzt<br />

haben. Wir danken ebenso für die<br />

Unter stützung und Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> der Schulleiterin Ilse Henner und<br />

dem Präsidenten der öffentlichen<br />

Wiener Schulen, Kurt Scholz. Wir sind<br />

dankbar für unsere Kollegen aus der<br />

Psychologie, Giselher Guttmann, Bardia<br />

Monshi, Gabriele Semmler und Verena<br />

Zieglmayer fur die kreative Zusammen -<br />

arbeit. Aufrichtigen Dank auch an die<br />

drei Hunde Semiramis, Herold und<br />

Datura für ihre Geduld.<br />

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76<br />

der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> <strong>report</strong> • 2 / 2011


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Problemverhalten <strong>mit</strong> Hund und Halter in<br />

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weisen von Hund und Halter<br />

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