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Feinste Technik

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Berlin I Deutsches <strong>Technik</strong>museum<br />

Weithin sichtbar und interessant gestaltet ist das moderne Frontgebäude des<br />

Deutschen <strong>Technik</strong>museums in Berlin direkt am Landwehrkanal.<br />

<strong>Feinste</strong> <strong>Technik</strong><br />

Auch wenn es noch nicht ganz fertig gestellt ist, beinhaltet das Berliner <strong>Technik</strong>museum eine äußerst sehenswerte Historiensammlung.<br />

Die Kulturgeschichte der Verkehrs-, Kommunikations-, Produktions- und Energietechniken wird hier<br />

lebendig und nachvollziehbar. Für Modellbahn-Freunde findet sich in diesem Ambiente ein ganz besonderes Schmankerl<br />

oder sagen wir lieber wie die Berliner „ne echte Wucht“: ein originalgetreuer Nachbau des im Krieg beschädigten<br />

und später abgerissenen legendären Anhalter Bahnhofs, des „Tors in die blaue Ferne“.<br />

Der Weg zum Anhalter Bahnhofsmodell<br />

ist weit aber schön und<br />

voller interessanter Exponate. Nachdem<br />

man die Eingangshalle passiert<br />

hat, erklimmt man eine Treppe, geht<br />

immer geradeaus bis man zunächst in<br />

den ersten, dann in den zweiten Lokschuppen<br />

kommt. Das klingt kompliziert,<br />

ist es auch ein bisschen. Das<br />

Eingangsgebäude ist mit weiteren Gebäudeteilen<br />

sowie den beiden Lokschuppen<br />

des ehemaligen Bahnbetriebswerkes<br />

Anhalter Bahnhof durch<br />

Übergänge miteinander verknüpft. Es<br />

wird in Zukunft auch nicht leichter<br />

werden, aber dafür um so spannender.<br />

Seit drei Jahren nämlich verfügt<br />

das <strong>Technik</strong>museum mit dem angrenzenden<br />

Anhalter Güterbahnhof über<br />

weitere 25.000 Quadratmeter Baufläche.<br />

Durch bauliche und thematische<br />

Erweiterungen soll sich das Museum<br />

in den kommenden Jahren in ein gigantisches<br />

Technoversum verwandeln.<br />

Doch halt, wir waren ja auf dem<br />

Weg zum Modell des Anhalter Bahnhofes,<br />

das, wie Sie ja jetzt schon wissen,<br />

genau dort unterbracht ist, wo<br />

der echte Bahnhof einstmals stand.<br />

Was beim Original so schwierig ist,<br />

weil es einerseits so groß ist oder<br />

war und vor allem in weiten Teilen<br />

gar nicht mehr existiert oder nicht<br />

wiedererkennbar ist, gelingt Ihnen<br />

bei dem Modell mühelos: einen Überblick<br />

zu bekommen. Der Anhalter<br />

Bahnhof, wenn auch noch nicht fertig,<br />

erstrahlt in der Pracht der 1930er<br />

Jahre. Bis auf ein paar noch zu schließende<br />

Lücken zeigt es alle Gebäude<br />

des Anhalter Personenbahnhofs und<br />

des Güterbahnhofes sowie die Industrie-<br />

und Verwaltungsgebäude, das<br />

Bahnbetriebswerk mit den beiden<br />

Lokschuppen und den Drehscheiben<br />

bis hin zu den Yorckbrücken.<br />

Im Modell ergibt dies stolze 700 Meter<br />

Gleis mit 286 Weichen auf rund 75<br />

Quadratmetern Anlagenfläche. Selbst<br />

die Erbauer haben Mühe, einen Überblick<br />

über alle Gleise zu behalten. Es<br />

sind an die 100, streng nach Gleisplan<br />

von 1936 verlegt. So viel Fahrund<br />

Rangiermöglichkeiten verlangen<br />

nach moderner, digitaler <strong>Technik</strong>.<br />

Drei Stellwerke sind mit jeweils einem<br />

Computer besetzt. Im Einsatz<br />

sind zwei LZV 100-Leistungszentralen<br />

von Lenz. Elf Boosterbereiche<br />

sind mit jeweils einem LV 102-Leistungsverstärker<br />

bestückt.<br />

Im hinteren Abschnitt, also jenseits<br />

der Yorckbrücken, beginnt der Modellbahnteil<br />

der Anlage. Dieser beim<br />

Original nicht vorhandene Bereich ist<br />

nötig, um Fahrbetrieb überhaupt möglich<br />

zu machen. Über Kehrschleifen<br />

in zwei Ebenen gelangen die Züge in<br />

alle Anlagenteile. Zum einen können<br />

sie wenden, so dass in den Bahnhöfen<br />

abgehende und heranfahrende Züge<br />

realistisch dargestellt werden. Zum<br />

anderen fahren sie in Richtung Modellbahn-Paternoster,<br />

einer riesigen<br />

abschließbaren Spezialanfertigung<br />

der Firma Kesselbauer. Auf 35 Ebenen<br />

können bis zu 70 Züge untergebracht<br />

werden, immer dann wenn es<br />

<strong>Technik</strong>-Telegramm<br />

Fuhrpark:<br />

Spurweite:<br />

Gleislänge:<br />

120 Loks<br />

780 Wagen<br />

H0<br />

700 m<br />

Steuerung: lenz Digital plus<br />

Epochen: ii<br />

Anlagenfläche: 75 qm<br />

Eröffnung: 1987<br />

Schwerpunkte<br />

Alles zur technischen Kulturge schichte<br />

einschließlich großer Schie nenver<br />

kehrssammlung und originalgetreuer<br />

Nachbildung des Anhalter<br />

Bahnhofs in Berlin.<br />

30 Schauanlagen in Deutschland<br />

Z N TT H0 0 1 G<br />

31


Berlin I Deutsches <strong>Technik</strong>museum<br />

Die zahlreichen Figuren wurden absichtlich im Architektur-Farbton belassen, um<br />

die originalgetreue Wirkung des Bahnhofmodells zu unterstreichen.<br />

Auf dem Weg zum Bahnhofsmodell be ­<br />

gegnet man Schönheiten wie dieser.<br />

Zwei Monitore verschaffen den Überblick. Rechts sieht man<br />

das Bahnhofs-Gleisbild, links die Steuerung der Drehscheiben.<br />

Baum, Litfasssäule und Fahrzeuge: Die Ausgestaltungselemente<br />

passen bestens in den dargestellten Zeitrahmen.<br />

Nacht wird im Museum oder die Herren<br />

Modellbauer nicht da sind.<br />

Die Modellbauer, das sind alles ehrenamtliche<br />

Mitglieder des „Vereins<br />

der Freunde und Förderer des Deutschen<br />

<strong>Technik</strong>museums Berlin e.V.“<br />

Besser man kommt, wenn sie da sind.<br />

Dienstags und donnerstags zwischen<br />

11.00 und 15.00 Uhr sowie samstags<br />

zwischen 11.00 und 15.00 Uhr sind<br />

sie zahlreich anwesend. Zudem findet<br />

immer am zweiten Samstag des<br />

Monats zwischen 11.00 und 15.30<br />

Uhr Vorführbetrieb statt.<br />

Überhaupt bevorzugt der Verein bei<br />

der Anschaffung des sehr speziellen<br />

Ausgestaltungsmaterials Kleinserienhersteller<br />

wie Reitz, Weinert oder<br />

Woytnik.<br />

Die Anlage des Anhalter Bahnhofs<br />

ist ein wahres Dampflokomotiv-Paradies.<br />

In den 1930er Jahren verkehrten<br />

dort typischer Weise die<br />

Baureihen 01 und 03, aber auch jene<br />

Fahrzeuge, die schon zu Länderbahnzeiten<br />

ihren Dienst aufgenommen<br />

hatten wie die Baureihen 18, 19<br />

oder 38.<br />

Sieht man die Züge im Einsatz, kann<br />

man sich schon ein Bild davon machen,<br />

wie es war, als der Anhalter<br />

Auf einen Blick<br />

Bahnhof die Hauptstadt mit Zielen<br />

wie Wien, Rom oder Athen verband.<br />

1880 war er von Kaiser Wilhelm I und<br />

Otto von Bismarck feierlich eingeweiht<br />

worden. An der Westseite des<br />

Bahnhofs befand sich ein vornehmer<br />

Wartesaal mit eigener Zufahrt, den<br />

der Kaiser gern und häufig nutzte.<br />

Für Normal-Berliner blieb das alles<br />

nur ein Traum, deshalb nannten sie<br />

den Bahnhof schwärmerisch „das Tor<br />

in die blaue Ferne“.<br />

Die Figuren neben der Bahnhofsuhr symbolisieren Tag und Nacht. Die Originale<br />

befinden sich ebenso wie das Fürstenportal im Berliner <strong>Technik</strong>museum.<br />

Wer die Anlage schon einmal gesehen<br />

hat, erkennt unschwer schon im<br />

Herannahen, dass sich in der letzten<br />

Zeit rein optisch viel getan hat. Seit<br />

Anfang 2010 herrscht im Verein ein<br />

frischer Wind, der dazu führte, dass<br />

die Ausgestaltung zügig Formen annahm.<br />

Der große Vorplatz vor dem<br />

Bahnhofsgebäude, der Askanische<br />

Platz, aber auch die Trebbiner-, Möckern-<br />

und Luckenwalderstraße sind<br />

mit vielen kleinen Straßenlämpchen<br />

illuminiert. Auf der Straße fahren<br />

Lastwagen, Kutschen und Fahrräder,<br />

man sieht Haltestellen, Telefonzellen<br />

und Litfasssäulen. Die Bäume wurden<br />

nach alten Fotos von der Firma<br />

Modellbaum-Manufaktur hergestellt.<br />

Deutsches <strong>Technik</strong>museum Berlin<br />

Trebbiner Straße 9, D-10963 Berlin<br />

Öffnungszeiten<br />

Di bis Fr 9.00 bis 17.30 Uhr; Sa, So<br />

und feiertags 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

(Modellbahn-Vorführung an jedem 2.<br />

Samstag des Monats zwischen 11.00<br />

und 15.30 Uhr)<br />

Eintrittspreise<br />

Kinder<br />

2,50 Euro<br />

Erwachsene<br />

4,50 Euro<br />

Gruppenermäßigungen<br />

Service<br />

Shop, Restaurant, Bibliothek, Archiv;<br />

Vorträge und andere Veranstaltungen<br />

Tel.: 030.90254124<br />

www.sdtb.de / www.fdtmb.de<br />

32 Schauanlagen in Deutschland<br />

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