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Kochen ohne Knochen 10 - Ox Fanzine

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Vegetarische & vegane Rezepte, Kochbücher & Restaurants im Test<br />

www.kochen<strong>ohne</strong>knochen.de<br />

EUR 3,50<br />

#<strong>10</strong> (01/2013)<br />

A: EUR 3,70 CH: 6,00 CHF ZKZ 17897<br />

Das Magazin für Menschen, die kein Fleisch essen.<br />

KRAWALLA<br />

Vegan Riot Grrrl<br />

MEGUMI NACHEV<br />

Veggie Tokyo<br />

BILDER DES GRAUENS<br />

Der Tierfilmer Jan Peifer<br />

RETTET VEGANISMUS DIE WELT?<br />

Antworten aus der Wissenschaft


editorial<br />

Veganimus ist keine Diät und braucht auch keine Gurus.<br />

3<br />

Im Englischen spricht man von der „vegan diet“ und<br />

meint die tierproduktfreie Ernährungs- und Lebensweise<br />

ganz allgemein, nicht den neuesten Trend, der vorzugsweise<br />

von Frauenzeitschriften im Monatsrhythmus verkündet<br />

und meist von einer entsprechenden Buchveröffentlichung<br />

flankiert wird. Vorgestern war es die Ananasdiät,<br />

gestern eine <strong>ohne</strong> Fett oder Zucker oder Kohlenhydrate,<br />

und heute macht vegan (angeblich) schlank – neue<br />

Herausforderung, neues Glück, und wen interessieren da<br />

schon die Hintergründe, dass Veganismus ein paar mehr<br />

Aspekte hat als „leichte Pflanzenkost“ zu sein?<br />

Klar: den Tieren ist es völlig egal, aus welchem Grund sie<br />

nicht gegessen oder „genutzt“ werden. Von daher ist natürlich<br />

alles hilfreich, was zu einer Reduzierung des Konsums<br />

und Verbrauchs von Tierprodukten führt. Dennoch<br />

wird es von manchen Menschen, die sich aus mehr Gründen<br />

als nur dem Wunsch nach flachem Bauch und Po für<br />

die Ursprünge ihrer Lebensmittel interessieren, mit einem<br />

gewissen Misstrauen gesehen, wenn ihre Herzensangelegenheit<br />

scheinbar nur noch Mittel zum Zweck des Buchabsatzes<br />

ist, wenn die Person noch vor der Sache steht, wenn<br />

jemand für eine alles andere als neue Idee wie das Weglassen<br />

von Milch, Käse und Eiern fast wie ein Popstar gefeiert<br />

wird.<br />

Ich finde: der Veganismus ist keine Religion und keine<br />

Ideologie, er braucht keine Stars oder Anführer, sondern<br />

möglichst viele Botschafter der guten Idee – und ein solcher<br />

ist jeder von uns, der im Freundes-, Bekannten- und<br />

Kollegenkreis auf freundliche Weise und durch positive<br />

Beispiele für deren Verbreitung sorgt. Schließlich will keiner,<br />

dass es mit dem Veganismus so läuft wie mit Yoga,<br />

wo sich jeder kleine Guru „sein“ SuperPowerEgo-Yoga®<br />

patentieren lässt, um anschließend teure Lizenzen verkaufen<br />

zu können ...<br />

Joachim Hiller<br />

inhalt<br />

04 Kraut und Rüben<br />

News und Verlosungen<br />

06 Der Tag der neu erwachten Liebe zum Leben<br />

Marsili Cronbergs Kolumne<br />

08 Titel: Megumi Nachev<br />

Veggie Tokyo<br />

12 Bilder des Grauens<br />

Der Tierrechtsfilmer Jan Peifer<br />

16 Hartmut Kiewert<br />

Reflexionen zum Mensch-Tier-Verhältnis<br />

18 Rettet Veganismus die Welt?<br />

Antworten aus der Wissenschaft<br />

22 London Calling<br />

Der KoK-Restaurantcheck<br />

27 Antoine F. Goetschel<br />

Kläger im Namen der Tiere<br />

30 World Wide Vegan<br />

Pseudoerbse in schwarz-weiß<br />

34 Krawalla in der Räuberhöhle<br />

PengPeng und Puppentheater<br />

37 Tofu<br />

Es kommt darauf an, was man daraus macht<br />

38 Geschmackssache<br />

Natur-Tofu<br />

40 Rezepte<br />

44 Buch-Rezensionen<br />

47 Impressum/Abo/Vorschau<br />

Foto: Nana Harada (diapo7.net)


4<br />

kraut und rüben<br />

<strong>Kochen</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Knochen</strong>-Kochbuch: Unser neues Kochbuch<br />

ist erschienen! Auf 192 Seiten gibt’s über 200 vegane<br />

Rezepten für Vorspeisen, Suppen, Hauptgerichte, Desserts<br />

und Süßes. In der KoK-Küche kommt völlig undogmatisch<br />

Fleischersatz aus Soja und Seitan in Topf und Pfanne,<br />

zum anderen zeigen wir aber auch in vielen Rezepten, wie<br />

man ganz <strong>ohne</strong> Anlehnung ans <strong>Kochen</strong> mit Fleisch, Käse<br />

und Co. leckerste Speisen zaubern kann. Erlaubt ist, was<br />

schmeckt und was Spaß macht. Ein Buch für Menschen,<br />

die bereits Erfahrung mit vegetarischer<br />

und veganer Küche haben,<br />

aber auch für Neueinsteiger und<br />

neugierige Allesesser, mit einer<br />

Einführung in Sachen Veganismus<br />

und das „Vegane Einmaleins“ von<br />

Dr. Markus Keller.<br />

Für 9,90 Euro im Buchladen,<br />

Online-Buchhandel oder direkt<br />

versandkostenfrei bestellen:<br />

➜ ox-kochbuch.de<br />

Veganes Kosmetikstudio Wer im Ruhrgebiet wohnt und<br />

sich bisher aus Angst vor an Tieren getesteten, oder aus<br />

tierischen Produkten bestehenden Masken auf der Haut<br />

nicht in Kosmetikstudios getraut hat, kann nun entspannt<br />

aufatmen. Mit dem Vegan Rocks Beauty gibt es in der Kasteiengasse<br />

4 in Essen das nach eigener Aussage deutschlandweit<br />

erste komplett vegane Kosmetikstudio. Von der<br />

Gesichtsmassage bis hin zur Pediküre deckt das Angebot<br />

alles ab, was das Herz begehrt. Die verwendeten Zutaten<br />

sind nicht nur vegan, sondern auch bio- und Fair Trade<br />

und für alle KundInnen gibt es eine individuelle Hauttypberatung.<br />

➜ veganrocksbeauty.de<br />

Umweltgutachten 2012 Im August 2012 ist das Umweltgutachten<br />

„Verantwortung in einer begrenzten Welt“ des<br />

Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) erschienen.<br />

Dem Rat zufolge hat die Lebensmittelproduktion<br />

erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Das liege vor allem<br />

an der Produktion von Fleisch und Milchprodukten. Der<br />

SRU spricht sich klar für die Reduktion des Konsums tierischer<br />

Produkte aus. Um dies zu erreichen, schlägt er<br />

diverse politische Maßnahmen vor. So fordert der SRU beispielsweise<br />

die Abschaffung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes<br />

auf tierische Produkte, eine Steuer auf gesättigte<br />

Fettsäuren (die insbesondere in tierischen Produkten<br />

enthalten sind) und ein umweltfreundlicheres Essensangebot<br />

in der Außer-Haus-Verpflegung, etwa durch „Veggiedays“.<br />

➜ umweltrat.de<br />

Kein Regenwald auf dem Teller Dass der Soja-Anbau<br />

hauptsächlich wegen des riesigen Tierfuttermarktes<br />

boomt, ist bekannt. Der gemeinnützige Verein Rettet den<br />

Regenwald setzt sich schon seit einiger Zeit gegen die<br />

Abholzung der tropischen Wälder speziell in Südamerika<br />

ein. Fokus legt der Verein dabei vor allem auf Umweltproblematiken,<br />

aber auch auf verheerende Folgen für die Menschen<br />

vor Ort, die von Vertreibung und Arbeitslosigkeit<br />

betroffen sind und massiv unter dem Einsatz gesundheitsschädigenden<br />

Chemikalien leiden. Aus diesen Gründen<br />

plant Rettet den Regenwald die Kampagnenarbeit gegen<br />

Massentierhaltung und Gen-Sojaanbau zu verstärken.<br />

➜ regenwald.org<br />

Positives aus dem Jahr 2012 Es gibt nicht nur schlechte<br />

Nachrichten! Die Albert Schweitzer Stiftung hat für 2012<br />

Bilanz gezogen und die positiven Entwicklungen hervorgehoben.<br />

So konnten acht Supermarktketten davon überzeugt<br />

werden, den Verkauf von Hummer einzustellen und<br />

die meisten Unternehmen vergrößerten ihr veganes Sortiment.<br />

Außerdem verzeichnet die Petition gegen Massentierhaltung<br />

der ASS rund 113.000 Unterschriften und die<br />

Produktion von Fleisch nahm in Deutschland auch im dritten<br />

Quartal weiterhin ab. ➜ albert-schweitzer-stiftung.de<br />

Veganz in Frankfurt Die neidvollen Blicke nach Berlin<br />

könnten dieses Jahr deutlich abnehmen. Seine zweite Filiale<br />

eröffnete der rein vegane Supermarkt am 8. Januar<br />

2013 in der Spessartstraße 2 in Frankfurt am Main. Wie in<br />

Berlin gibt es hier nicht nur 6.000 vegane Produkte aus der<br />

ganzen Welt, sondern auch ein Bistro mit Snacks, Suppen<br />

und Kuchen. Im Februar wird die zweite Berliner Filiale<br />

in Friedrichshain eröffnet, und für die Standorte Leipzig,<br />

Wien, Hamburg, München und Zürich laufen bereits Planungen.<br />

➜ veganz.de<br />

Anti-Allergie-Milchkuh Dass die Gentechnik zu gruseligen<br />

Ergebnissen führen kann, zeigt ein Forschungsteam


8<br />

Veggie Tokyo<br />

megumi nachev<br />

Foto: Nana Harada (diapo7.net)<br />

Zufälle bestimmen den Lauf der Welt: Ein Wuppertaler namens Rüdiger trifft in Amsterdam auf dem Flughafen<br />

eine Japanerin, die trifft bald darauf in Wuppertal den vegetarischen Ayurveda-Koch Volker Mehl, und wenig<br />

später sitzt sie <strong>Kochen</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Knochen</strong> zum Interview gegenüber. Megumi betreibt in Tokio das vegetarischvegane<br />

DevaDeva Cafe, bäckt wundervollen veganen „Käse“-Kuchen – und hat viel zu erzählen über vegetarischvegane<br />

Lebensweise in Japan.<br />

Megumi, wie und wann kamst du erstmals mit der Idee<br />

in Kontakt, keine Tiere mehr zu essen?<br />

Mit neunzehn. Ich war nach England gegangen, um Englisch<br />

zu studieren. Ich wohnte privat bei einer Familie, dort<br />

wurde auch für mich gekocht, und nach drei Wochen stellte<br />

ich fest, dass ich nie Fleisch oder Fisch serviert bekam.<br />

Das fiel dir erst nach drei Wochen auf?<br />

Ich hatte sehr geringe Erwartungen an die englische<br />

Küche, ich hatte die üblichen Gerüchte darüber gehört,<br />

also dass das nicht gerade eine Gourmet-Küche ist. Nun<br />

ja, das Essen dort war aber doch ganz gut, und als mir dann<br />

auffiel, dass es <strong>ohne</strong> Fleisch und Fisch ist, fiel mir auch auf,<br />

dass überall im Haus Poster, Zeitschriften, Aufkleber und<br />

Bücher über Tierschutz herumlagen. Da verstand ich, dass<br />

meine Gastgeber Vegetarier sind, und die Idee gefiel mir.<br />

Ich hatte bis dahin nie über so etwas nachgedacht. Ich war<br />

ja erst neunzehn, bis dahin hatten sich meine Eltern um<br />

alles gekümmert, ich war erstmals auf mich alleine gestellt.<br />

Nach meiner Rückkehr nach Japan lebte ich bei meinen<br />

Großeltern, kochte für mich selbst, und fing an, mich mit<br />

der Idee des Vegetarismus zu beschäftigen, bestellte Magazine<br />

im Ausland, und irgendwie ergab das alles Sinn für<br />

mich, im Hinblick auf die Gesundheit, die Umwelt, alles.<br />

Und ich fand es das Allercoolste, Vegetarierin zu werden!<br />

Wie waren die Reaktionen deiner Umwelt auf deine<br />

Entscheidung? In westlichen Ländern wird die Entscheidung<br />

für Vegetarismus oder Veganismus in jungen<br />

Jahren oft als eine Form von Protest angesehen.<br />

Ich war auch vor dieser Entscheidung schon eine recht<br />

eigenwillige Person, etwa in der Art, wie ich mich kleidete,<br />

was ich wollte und was nicht. Man nahm meine Entscheidungen<br />

schon immer sehr ernst, und als ich dann sagte,<br />

dass ich aus Umweltschutzgründen Vegetarierin werde,<br />

sagte niemand was, nicht mal meine Eltern. Die machten<br />

sich aber Sorgen um meine Gesundheit, gaben mir Ratschläge,<br />

sagten, ich müsse viel frisches Gemüse essen. Ich<br />

habe bei anderen Menschen aber immer wieder die Beobachtung<br />

gemacht, dass die Entscheidung für Vegetarismus<br />

bei Freunden und Familie für Konflikte sorgt, einfach weil<br />

es das gesellschaftliche Leben erschwert, etwa wenn man<br />

zusammen Essen geht.<br />

Inwiefern gab und gibt es in Japan eine vegetarische<br />

Tradition, auf die du dich berufen konntest?<br />

Im Grunde müssten von der Tradition her eigentlich alle<br />

Japaner Vegetarier sein, mit der Einschränkung des gelegentlichen<br />

Verzehrs von Fisch. In Japan gab es traditionell<br />

keine Kultur des Fleischverzehrs, von irgendwelchen<br />

Bergbew<strong>ohne</strong>rn mal abgesehen, wo auch mal Hase oder<br />

Wildschwein auf den Tisch kam. Es ist wohl der Einfluss<br />

der amerikanischen Kultur, der zum steigenden Fleischkonsum<br />

führte, zum Import entsprechender Produkte.<br />

Als ich noch klein war, aß bei uns zu Hause nur mein<br />

Vater Fleisch, wir Frauen – meine Mutter, meine jüngere


12<br />

bilder des grauens<br />

Tierrechtsfilmer Jan Peifer im Interview<br />

Wenn in den letzten zehn Jahren<br />

Tierschutzorganisationen, TV-Magazine<br />

oder Zeitungen schockierende Bilderund<br />

Filmaufnahmen aus tierquälerischer<br />

Massentierhaltung zeigten, stammten diese<br />

in vielen Fällen von einem Mann: Jan Peifer.<br />

Der Rheinländer wurde so für die<br />

Fleischindustrie zum „Staatsfeind Nr. 1“ und<br />

erzählt uns, wie es dazu kam.<br />

Foto: Kai Horstmann<br />

Jan, wann hast du dich dazu entschieden, einen Beruf<br />

zu ergreifen, der dir dein Leben so schwer macht?<br />

Das hat sich ergeben, als die Aktionsgruppe des Tierschutzvereins<br />

Animal Peace, in der ich zu der Zeit mitgearbeitet<br />

habe, Bilder aus einer Legebatterie brauchte.<br />

Zu Ostern wollten wir die Leute über die Herkunft ihrer<br />

Eier informieren. Damals gab es ja noch Legebatterien,<br />

ich glaube, das war 1997. Wir hatten zwar Bilder, aber kein<br />

Copyright. Also mussten wir selbst welche besorgen. Aus<br />

den Gelben Seiten habe ich mir dann die Adresse eines<br />

Geflügelzüchters herausgesucht und dann bin ich dem<br />

Fotoapparat von meinen Eltern losgefahren. Da habe ich<br />

schnell ein paar Fotos geschossen und wurde vom Hühnerhalter<br />

wieder rausgejagt.<br />

War das schon ein Schritt in die Illegalität? Oder ist<br />

das eher vergleichbar mit Undercover-Recherchen von<br />

Günter Wallraff?<br />

Dank Meinungs- und Pressefreiheit ist es in Deutschland<br />

so, dass mich das öffentliche Interesse im Grunde von der<br />

Illegalität befreit. Die Aufnahmen, die ich mache, kursieren<br />

nicht auf kleinen Internetportalen, sondern gehen an<br />

große Medien wie ARD, RTL, Spiegel oder Bild. Das ist<br />

auch der Grund dafür, dass alle Ermittlungen gegen mich<br />

letztlich immer eingestellt worden sind. Würde ich etwas<br />

klauen oder in einer Nerzfarm die Tiere mit Farbe besprühen,<br />

wäre das etwas ganz anderes.<br />

Wie bist du auf das Thema Tierrechte gekommen?<br />

Zum Thema Vegetarismus bin ich mit fünfzehn Jahren aus<br />

gesundheitlichen Gründen gekommen. Es war eine ganz<br />

klare Empfehlung vom Arzt, auf Eiweiß von Tieren zu verzichten.<br />

Besonders leicht ist mir das nicht gefallen, aber ich<br />

habe mich Vegetarier genannt, damit die Leute ungefähr<br />

wussten, was ich esse. Hauptsächlich fand ich es gut, einen<br />

Begriff zu haben, der beschreibt, was ich bin. Irgendwann<br />

hat mich in der Stadt ein Typ von Animal Peace angesprochen.<br />

Die haben damals bundesweit recht spektakuläre<br />

Aktionen gemacht. Dort bin ich Mitglied geworden und<br />

habe in der Regionalgruppe Bonn mitgearbeitet.<br />

Viele Menschen engagieren sich auf verschiedenste<br />

Weise für Tierrechte. Woher kommt der Anspruch an<br />

sich selbst, doch noch etwas mehr zu tun, als Flugblätter<br />

zu verteilen?<br />

Ich habe mich damals gefreut, Menschen zu finden,<br />

die auch kein Fleisch essen. Ich hatte das zwar nur aus<br />

gesundheitlichen Gründen nicht gemacht, aber über die<br />

ganzen anderen Aspekte hat mir die Gruppe dann noch<br />

die Augen geöffnet. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich die<br />

gleichen Abwehrmechanismen wie die meisten Menschen.<br />

Ich habe mir alles schön geredet, etwa damit, dass ich ja<br />

den Metzger kenne und so weiter. Eigentlich ist es ganz<br />

lustig, dass bei mir das Engagement vor der Erkenntnis<br />

kam. Aber als ich erst mal gesehen habe, was in der Massentierhaltung<br />

passiert, ging alles ganz schnell. Da ist die<br />

Vermeidung der einzige logische Weg. Und ab dann habe<br />

ich auch bei diversen Aktionen mitgemacht. Bei „Lieber<br />

nackt, als im Pelz“ sind wir nackt durch Innenstädte<br />

gelaufen und bei der Landwirtschaftsausstellung „Grüne<br />

Woche“ in Berlin haben wir uns angekettet. Zu der Zeit<br />

gingen auch die Tierbefreiungen los, da haben wir Hühner<br />

aus Legebatterien herausgeholt und Schweine freigelassen.<br />

Ich habe dann gemerkt, dass das nicht das ist, was<br />

ich machen will. Doch als wir dann eine Aktion mit Fotos<br />

aus den Ställen gemacht haben, haben die Medien darüber<br />

berichtet, es gab Leserbriefe, andere Vereine wollten<br />

meine Fotos haben und so weiter. Ab da bin ich dann zwar<br />

noch bei Tierbefreiungen mitgegangen, aber habe mich<br />

auf das Fotografieren und Dokumentieren konzentriert,<br />

weil ich damit mehr bewirken konnte.<br />

Du hast dich also von der Tierbefreier-Szene getrennt?<br />

Ich habe mir überlegt, was mein Ziel ist. Und das war ganz


34<br />

PengPeng und Puppentheater<br />

krawalla in der räuberhöhle<br />

An einem längst vergangenen Tag geisterte durch die sozialen Netzwerke einer dieser TV-Tipps für VeganerInnen.<br />

Auf ZDFneo, dem Sender der neuen pseudointellektuellen Elite, sinnierte Sarah Kuttner in ihrer Sendung<br />

„Bambule“ darüber, ob vegane Menschen vielleicht die besseren Menschen sind.<br />

Eine Falle für alle tatsächlich veganen Menschen, denen<br />

dieser Tip in den Facebook-Account gespült wird. Ist man<br />

schon zu frustriert, um sich dieselben Fragen und Ausreden,<br />

äh, Antworten zum trillionsten Mal anzuhören, oder<br />

siegen Langweile und Neugier, gepaart mit einem Hauch<br />

Masochismus über den Frust? Ich bin sehr dankbar dafür,<br />

dass an diesem Abend Letzteres mit mir geschah. Was ich<br />

sah, machte mich nämlich glücklich! Nicht etwa, weil am<br />

Ende einstimmig verkündet wurde: „Veganismus ist toll,<br />

lasst uns alle vegan werden!“ (Wo kämen wir denn da<br />

hin?) Aber ich sah Krawalla, ganz stilecht im quietschbuntem<br />

„Free Pussy Riot!“-T-Shirt und sie erzählte über<br />

ihr veganes Leben. Bisher kannte ich sie nur als feministische<br />

Künstlerin. Wenn ich allerdings großartige Menschen<br />

finde, die meine beiden großen Spleens, äh, Interessen, teilen,<br />

dann geht mir immer das Herz auf vor Freude! Zugegebenermaßen<br />

handelt es sich um hierbei um zwei Interessen,<br />

die den Großteil der uninformierten Mehrheitsgesellschaft<br />

meistens gleichermaßen in Angst und Schrecken<br />

versetzen. Aber umso schöner ist es, damit nicht<br />

alleine zu sein.<br />

Wer oder was sind RÄUBERHÖHLE und Krawalla?<br />

Ich bin Krawalla , und RÄUBERHÖHLE ist mein Soloprojekt,<br />

wie es so schön heißt. Live gibt es auch noch die Bärchin.<br />

Die ist meine Managerin, Rocky-Trainerin und Porschebusfahrerin.<br />

Sie singt und tanzt auch gut. Aber ich<br />

mache das etwas besser. Viel besser.<br />

Die letzte Platte von dir ist 2009 rausgekommen, was<br />

hast du in der Zwischenzeit so gemacht?<br />

Ich hatte nach knapp 300 Konzerten nur in Deutschland<br />

irgendwann keine Böcke mehr, wieder und wieder die gleichen<br />

Clubs zu bespaßen, und so musste der Radius erweitert<br />

werden. Irgendwie hat sich viel ergeben. SXSW Festival<br />

in Texas, Japan, Israel, Schottland, England, Frankreich<br />

... Nach der „Deep In The Forest“-Platte habe ich mir<br />

dann vorgenommen, keine Alben mehr zu machen. Als ich<br />

angefangen habe, Musik zu basteln, habe ich immer alles<br />

sofort und ganz stolz ins Netz geschaufelt und auf Konzerten<br />

selbstgebrannte CDs verkauft. Wieso ich mich selbst<br />

belabert habe, dass ich jetzt eine „richtige“ CD machen<br />

muss, die auch im Laden steht ... das ist mir selbst ein Rätsel.<br />

Mich monatelang einzusperren, um in so einen komischen<br />

Produzieren-Promoten-Tour-Teufelskreis zu verfallen,<br />

das empfinde ich als Bremse.<br />

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Kinderspielzeug<br />

und Spielekonsolen Musik zu machen?<br />

Das habe ich nur aus Langeweile angefangen, weil ich<br />

so ein Billigkeyboard geliehen bekommen habe. Ich war<br />

damals in einer ziemlichen Nerdphase und fand alles


40<br />

rezepte<br />

Bananasplit’s Best<br />

Rohkostkuchen für eine Springform<br />

mit 17 cm Durchmesser<br />

von Kirsten Knufmann, pureraw.de<br />

Mandelmilch:<br />

• 1 Teil Mandeln<br />

• 2 Teile Wasser (ca. 400 ml)<br />

Boden und Schicht:<br />

• 180 g Pecannüsse<br />

• 220 g Datteln<br />

• 5 EL MaKao oder Kakao-Pulver<br />

• 1 Prise Salz<br />

• 2 Messerspitzen Vanillepulver<br />

• 140 g Mandeltrester (von der Mandelmilch)<br />

• 2 EL Mandelmilch<br />

Füllung Teil I:<br />

• 350 ml Mandelmilch<br />

• Saft einer halben Zitrone<br />

• 1 Prise Salz<br />

• 1 Banane<br />

• <strong>10</strong>0 g Maulbeeren, getrocknet<br />

• 2 EL Lucuma Frucht-Pulver (ersatzweise eine weitere<br />

Banane)<br />

• 50 g Birkenzucker (Xylitol)<br />

• 90 g Kakaobutter, flüssig/erwärmt<br />

Füllung Teil II:<br />

• 50 g Kakao-Nibs (geröstetem gebrochene Kakaob<strong>ohne</strong>nstückchen)<br />

• 1 Banane, in Würfel geschnitten<br />

Deko:<br />

• 2 EL Kakao-Nibs<br />

• 1 Banane in Scheiben<br />

Foto: Kirsten Knufmann<br />

1. Um eine Mandelmilch herzustellen, werden Mandeln<br />

und Wasser in einem Hochleistungsmixer püriert und<br />

anschließend durch einen Nussmilchbeutel abgeseiht.<br />

Mandeltrester und Mandelmilch werden verwendet.<br />

2. Als nächstes alle Zutaten für die Füllung Teil I im Mixer<br />

zu einer feinen Creme pürieren. Anschließend die Zutaten<br />

aus Teil II mit einem Löffel unterheben.<br />

3. Für den Boden die Datteln entkernen und alle Zutaten<br />

mit dem Häkselwerk der Küchenmaschine oder dem<br />

Mixer zusammenrühren, bis eine leicht klebrige, noch<br />

leicht stückige Masse entstanden ist; evtl. etwas Wasser<br />

zugeben, wenn der Teig nicht klebrig genug ist. Jetzt<br />

die Hälfte davon mit Hilfe eines Esslöffels gleichmäßig in<br />

eine Kuchenform drücken. Diesen Boden wieder vorsichtig<br />

herausnehmen und zur Seite legen. Danach die andere<br />

Hälfte der Masse in die Form geben und diese ebenfalls<br />

gleichmäßig mit einem Esslöffel andrücken. Die Hälfte der<br />

Bananenscheiben auf dem Boden verteilen.<br />

4. Als nächstes die Hälfte der Füllung auf den Boden mit<br />

den Bananen geben und glatt streichen. Dann den zweiten<br />

Boden vorsichtig darauf legen, leicht andrücken und<br />

mit den restlichen Bananenscheiben belegen. Die übrig<br />

gebliebene Füllung darauf verteilen und glattstreichen.<br />

5. Als Deko die Kakao-Nibs und Bananenscheiben auf die<br />

Creme geben. Kuchen in der Form lassen und im Kühlschrank<br />

4-6 Stunden kaltstellen.<br />

Tofu, aber lecker<br />

Aus <strong>Kochen</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Knochen</strong> – das <strong>Ox</strong>-Kochbuch 5<br />

von Joachim Hiller<br />

Wenn es um vegane Ernährung geht, wird immer gerne<br />

als abschreckendes Beispiel Tofu erwähnt. Klar, wenn<br />

ahnungslose Menschen weißen Tofu würfeln und „unbehandelt“<br />

als Feta-Ersatz über einen Salat kippen, wenn<br />

Fleischköche Natur tofuwürfel in eine Wokpfanne kippen<br />

und der weiche Wabbel dann nach nichts schmeckt,<br />

ist das auch alles andere als verlockend. Kein Wunder,<br />

dass jemand, der als Nicht-Tofu-Esser sowas mal erleben<br />

musste, traumatisiert ist. Denn ja, „Tofu Natur“ ist so neutral<br />

wie ein Schluck Leitungswasser, seine Konsistenz so<br />

sexy wie nasses Popcorn. Aber man kann ja was machen<br />

mit Tofu, und das ist marinieren. Mit diesem Grundrezept<br />

wird Tofu immer lecker, und man kann es nach Herzenslust<br />

variieren. Übrigens lohnt es sich, mal verschiedene<br />

Hersteller durchzutesten, es gibt erhebliche Unterschiede<br />

in Konsistenz und Preis. Zum Anbraten wie hier empfehle<br />

ich einen eher kompakteren, festeren Tofu, der zerbröselt<br />

nicht in der Pfanne. Dass Tofu nur aus europäischen Bio-<br />

Sojab<strong>ohne</strong>n hergestellt sein sollte, versteht sich von selbst.<br />

Die Basis-Zutaten:<br />

• 1 Block Tofu natur (300 g für 2 Personen)<br />

• Sojasauce<br />

• Olivenöl<br />

• Gewürze<br />

1. Zuerst den Tofu von seiner Plastikhaut befreien. Dann<br />

den Block vorsichtig (!) etwas ausdrücken (z.B. zwischen<br />

Küchenpapier) – das Wasser, das jetzt rausläuft, wird durch<br />

die Sojasauce ersetzt. Den Tofu je nach Lust und Laune in<br />

ca. 5 mm dünne Scheiben schneiden – nicht zu dick, nicht

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