Mit dem Boot um den Bauch PDF - Petri Heil
Mit dem Boot um den Bauch PDF - Petri Heil
Mit dem Boot um den Bauch PDF - Petri Heil
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<strong>Petri</strong> <strong>Heil</strong> am Wasser<br />
Erfolgreich auf Hecht:<br />
Grundsätzlich lässt sich mit<br />
<strong>dem</strong> Belly <strong>Boot</strong> jede Art der<br />
Fischerei betreiben und jede<br />
Fischart fangen.<br />
<strong>Mit</strong> <strong>dem</strong> <strong>Boot</strong> <strong>um</strong> <strong>den</strong> <strong>Bauch</strong><br />
Fischen mit <strong>dem</strong> Belly <strong>Boot</strong>: Was ist das, wie und wo geht das in der Schweiz?<br />
Wir haben für unsere Leser in je<strong>dem</strong> Kanton nachgefragt.<br />
Auf <strong>den</strong> ersten Blick wirkt das Gefährt fast<br />
h<strong>um</strong>oristisch. Aufblasbare Schwimmkörper,<br />
dazwischen ein Sitzchen und der Fischer<br />
trägt Flossen wie ein Taucher. Die<br />
ersten Versuche mit <strong>um</strong>funktionierten<br />
Lastwagenreifen wagten amerikanische<br />
Schwarzbarschfischer in dicht bewachsenen<br />
Teichen, wo man kein <strong>Boot</strong> zu Wasser<br />
lassen und genauso wenig vom Ufer aus fischen<br />
konnte. Seit diesen Anfängen ist<br />
diese Art des Fischens immer populärer<br />
gewor<strong>den</strong>. Das so genannte Belly <strong>Boot</strong><br />
(engl. belly = <strong>Bauch</strong>) macht ohne grossen<br />
Aufwand mobiler und erschliesst <strong>dem</strong> unternehmungslustigen<br />
<strong>Petri</strong>jünger neue<br />
Möglichkeiten.<br />
Das wenige Kilogramm leichte aufblasbare<br />
Mini-<strong>Boot</strong> passt problemlos in einen<br />
Das klassische Belly<br />
<strong>Boot</strong> in U-Form, wie<br />
es heute von zahlreichen<br />
Herstellern in<br />
zig Varianten angeboten<br />
wird.<br />
Eine Ausnahme sind die so genannten<br />
Pontoons, die länger als 2,50 Meter sein<br />
können und <strong>dem</strong>nach wie «richtige»<br />
<strong>Boot</strong>e behandelt wer<strong>den</strong> (siehe Bild). Sie müssen<br />
immatrikuliert wer<strong>den</strong>. Pontoons sind mit einer<br />
Ruderanlage ausgestattet, was ihre Reichweite erhöht.<br />
14 <strong>Petri</strong>-<strong>Heil</strong> 7-8/2007
<strong>Petri</strong> <strong>Heil</strong> am Wasser<br />
Rucksack, ist in wenigen Minuten einsatzbereit<br />
und lässt sich im Wasser leicht fortbewegen<br />
und präzis manövrieren. In einem<br />
kleinen See erreicht man damit in nützlicher<br />
Frist je<strong>den</strong> interessanten Punkt. Seit<br />
<strong>den</strong> 1980er-Jahren hat diese Idee einen<br />
Siegeszug rund <strong>um</strong> <strong>den</strong> Fischerglobus angetreten.<br />
Sogar an manchen Meeresküsten<br />
wird es mittlerweile eingesetzt. Wie aber<br />
stehts <strong>um</strong> die Belly <strong>Boot</strong>-Fischerei in unserem<br />
Land? Ein vertrauter Anblick sind<br />
die Einmann-Bötchen in unserem Land<br />
(noch) nicht.<br />
Rechtliche Grundlagen<br />
In einem Land mit einer so hohen Gesetzesdichte<br />
wie der Schweiz stellt sich natürlich<br />
die Frage: Ist das überhaupt erlaubt?<br />
Zunächst muss man am richtigen Ort nachschauen.<br />
Grundsätzlich geregelt wird das<br />
Fischen vom <strong>Boot</strong> nicht etwa im Fischereigesetz,<br />
sondern in der Verordnung über die<br />
Schifffahrt auf schweizerischen Gewässern<br />
(kurz: Binnenschifffahrtsverordnung<br />
oder BSV).<br />
Darin wer<strong>den</strong> die Möglichkeiten und Bedingungen<br />
für die Fischerei von einem<br />
«<strong>Boot</strong>» <strong>um</strong>rissen. Art. 126 des BSV verlangt,<br />
dass Schiffe auf öffentlichen Gewässern<br />
von der zuständigen Behörde geprüft,<br />
registriert und gekennzeichnet sind.<br />
Von dieser so genannten Immatrikulationspflicht<br />
ausgenommen sind Wasserfahrzeuge,<br />
die kürzer als 2,50 Meter sind<br />
sowie Kajaks, Kanus, Rennruderboote,<br />
Paddelboote und Badegeräte. Die Mehrzahl<br />
der Belly <strong>Boot</strong>e ist kürzer als 2,50 m<br />
und wird gemäss Art. 16 BSV als Paddelboot<br />
eingestuft. Man braucht also keine<br />
separate Bewilligung. Auch die für grössere<br />
<strong>Boot</strong>e geforderte Sicherheitsausrüstung<br />
(Signallampen, Licht, Nebelhorn)<br />
wird nicht verlangt. Dafür darf man sich<br />
mit einem Belly <strong>Boot</strong> nur innerhalb der inneren<br />
Uferzone (maximal 150 Meter Abstand)<br />
aufhalten und bewegen (Art. 42<br />
BSV).<br />
Leider folgen noch mehr Einschränkungen,<br />
nämlich durch die Inhaber der fischereirechtlichen<br />
Hoheit, also die Kantone. Jeder<br />
Kanton regelt, an welchen Gewässern er<br />
die <strong>Boot</strong>sfischerei zulässt und in welcher<br />
Form. Für Grenzgewässer gelten interkantonale<br />
oder internationale Konkordatsbestimmungen.<br />
Fischen mit <strong>dem</strong> Belly <strong>Boot</strong><br />
Belly-<strong>Boot</strong>-Fischen von Aargau bis Zürich<br />
Kanton ja/nein Wo darf man?/Bemerkungen<br />
Aargau ja Hallwilersee, nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e<br />
auf <strong>den</strong> Flüssen<br />
Appenzell Ausserrho<strong>den</strong> nein generelles Verbot der <strong>Boot</strong>sfischerei<br />
Appenzell Innerrho<strong>den</strong> nein generelles Verbot der <strong>Boot</strong>sfischerei<br />
Baselland nein nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e auf <strong>dem</strong> Rhein<br />
Basel-Stadt nein generelles Verbot der <strong>Boot</strong>sfischerei<br />
Bern ja Brienzersee, Thunersee, Bielersee, Arnensee,<br />
Wohlensee, Niederriedsee und Stauhaltungen<br />
Aarberg, Bannwil, Wynau. Kontingent auf<br />
Engstlen- und Oeschinensee<br />
Freiburg ja Schwarzsee, Schiffenensee, Greyerzersee,<br />
Murtensee, Neuenburgersee<br />
Genf ja Genfersee<br />
Glarus ja Walensee, Klöntalersee<br />
Graubün<strong>den</strong> ja Lago di Cama, Laghetto Moesola, Lago Doss<br />
Nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e auf <strong>den</strong> Engadiner<br />
Talseen, Lago di Poschiavo und Davosersee<br />
Jura nein generelles Verbot der <strong>Boot</strong>sfischerei<br />
Luzern ja Vierwaldstättersee, Sempachersee<br />
Neuenburg ja Neuenburgersee<br />
Nidwal<strong>den</strong> ja Vierwaldstättersee<br />
Obwal<strong>den</strong> ja Alpnachersee, Sarnersee, Lungernsee<br />
Schaffhausen nein nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e auf <strong>dem</strong> Rhein<br />
Schwyz ja Vierwaldstättersee, Zugersee, Zürichsee<br />
Nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e auf Lauerzer-,<br />
Sihl- und Wägitalersee<br />
St. Gallen ja Bo<strong>den</strong>see, Walensee, Zürichsee<br />
Solothurn nein nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e auf der Aare<br />
Tessin ja Luganersee, Langensee/Generelles Verbot der<br />
<strong>Boot</strong>sfischerei auf allen anderen Seen<br />
Thurgau ja Bo<strong>den</strong>see, Untersee, nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e<br />
auf <strong>dem</strong> Rhein<br />
Uri ja Urnersee, nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e auf <strong>dem</strong><br />
Seelisbergersee<br />
Waadt ja Lac de Joux, Genfersee, Neuenburgersee,<br />
Murtensee<br />
Wallis ja alle Seen mit Ausnahme gewisser Stauseen mit<br />
Fahrverbot<br />
Zug ja Zugersee, Ägerisee<br />
Zürich ja Zürichsee, nur immatrikulierte <strong>Boot</strong>e auf <strong>den</strong><br />
Kleinseen (Greifensee, Pfäffikersee u.a.)<br />
In <strong>den</strong> blau gefärbten Kantonen<br />
bestehen Möglichkeiten zur<br />
Fischerei mit Belly <strong>Boot</strong>en.<br />
In allen Kantonen gilt das Fischen vom<br />
Belly <strong>Boot</strong> als <strong>Boot</strong>sfischerei und<br />
darf folglich nur dort betrieben wer<strong>den</strong>,<br />
wo auch die <strong>Boot</strong>sfischerei zu-<br />
<strong>Petri</strong>-<strong>Heil</strong> 7-8/2007 15
<strong>Petri</strong> <strong>Heil</strong> am Wasser<br />
Das Belly <strong>Boot</strong> hat problemlos<br />
im Rucksack Platz.<br />
Die bei<strong>den</strong> Schwimmelemente<br />
sind dank einer Fussp<strong>um</strong>pe rasch<br />
mit Luft gefüllt und ruckzuck<br />
zusammengebaut.<br />
Das einsatzbereite Gefährt lässt<br />
sich mühelos ans Wasser tragen.<br />
gelassen ist. Dafür benötigt man also auch<br />
die entsprechende Fischereibewilligung.<br />
Gewisse Kantone verlangen zu<strong>dem</strong>, dass ein<br />
Fischerboot immatrikuliert sein muss. Da<br />
Belly <strong>Boot</strong>e (Ausnahme Pontoon über 2,50<br />
m) die gesetzlichen Vorgaben dafür nicht erfüllen,<br />
können sie nicht immatrikuliert wer<strong>den</strong>.<br />
Folglich sind sie auf Gewässern mit<br />
Überfürsorglich<br />
Bei der Recherche zu diesem Artikel<br />
habe ich zahlreiche Fischereivorschriften<br />
studiert. Mir ist dabei aufgefallen,<br />
wie überaus fürsorglich die<br />
meisten Kantone uns Fischer behandeln.<br />
Wo immer ein kleines Risiko lauert,<br />
schützt man uns davor mit einem<br />
präventiven Verbötchen. <strong>Boot</strong>sfahren<br />
auf Stauseen? Eisfischen? Nachtfischen?<br />
Regelmässig wer<strong>den</strong> Gefahren<br />
heraufbeschworen, die uns Fischern<br />
mit der Rute in der Hand<br />
niemand z<strong>um</strong>uten mag. Ohne Fischfangausrüstung<br />
hingegen wird der<br />
Mensch völlig frei sein Leben zu riskieren,<br />
auf <strong>dem</strong> Wasser, in <strong>den</strong> Bergen,<br />
nachts, mit Sandalen auf <strong>dem</strong><br />
Gletscher…<br />
Ich würde mich ja über diese besonders<br />
innige Zuwendung der Behör<strong>den</strong><br />
freuen, wenn sie uns nicht so lästig<br />
einengen würde…<br />
dal<br />
dieser Anforderung nicht z<strong>um</strong> Fischen zugelassen<br />
(z.B. Zürichsee, alle Flüsse mit<br />
<strong>Boot</strong>sfischerei). Ein Spezialfall sind Seen<br />
mit kontingentierten <strong>Boot</strong>splätzen. Hier ist<br />
das Fischen nur von gekennzeichneten, im<br />
See stationierten <strong>Boot</strong>en erlaubt (z.B. Sihlsee,<br />
Engstlensee), was Belly <strong>Boot</strong>e ebenfalls<br />
ausschliesst.<br />
In vielen kleineren stehen<strong>den</strong> Gewässern<br />
wie Kleinseen, Bergseen, Teichen, Weihern<br />
und Stauhaltungen ist die Fischerei von<br />
<strong>Boot</strong>en durch die kantonalen Fischereivorschriften<br />
verboten. Auf vielen Schweizer<br />
Stauseen gelten überdies <strong>Boot</strong>sfahrverbote<br />
aus Sicherheitsgrün<strong>den</strong> (z.B. Marmorera-,<br />
Grimsel- oder Limmernstausee).<br />
Auch die <strong>Boot</strong>sfischerei auf Fliessgewässern<br />
ist in <strong>den</strong> meisten Kantonen generell<br />
verboten. Dort, wo die <strong>Boot</strong>sfischerei auf<br />
grösseren Flüssen möglich ist, sind die erlaubten<br />
<strong>Boot</strong>stypen so definiert (Mindestlänge,<br />
Immatrikulationspflicht), dass es momentan<br />
in der Schweiz kein Fliessgewässer<br />
gibt, wo man mit <strong>dem</strong> Belly Boat fischen<br />
kann.<br />
Für Belly <strong>Boot</strong>e gelten alle <strong>Boot</strong>s-Fahrverbote<br />
in Ufer-, Vegetations-, Schilf- und Vogelschutzzonen.<br />
Zu<strong>dem</strong> müssen sie intensiv<br />
befahrene Zonen wie Hafeneinfahrten und<br />
Passagier- und Fährschiffrouten mei<strong>den</strong>.<br />
Spannend aber eingeschränkt<br />
Die aufregendste Perspektive bietet das<br />
Belly <strong>Boot</strong> an jenen Gewässern, wo sonst<br />
keine <strong>Boot</strong>sfischerei möglich ist. Dort, wo<br />
man in «jungfräuliche» Gewässer stechen<br />
kann und vielleicht Plätze erreicht, die<br />
noch nie befischt wur<strong>den</strong>. Man <strong>den</strong>kt<br />
spontan an abgelegene Bergseen. Für <strong>den</strong><br />
Belly <strong>Boot</strong>-Fischer ist grundsätzlich jedes<br />
zu Fuss erreichbare Gewässer ein Thema.<br />
16 <strong>Petri</strong>-<strong>Heil</strong> 7-8/2007
<strong>Petri</strong> <strong>Heil</strong> am Wasser<br />
Alles ist parat! Wathosen sind für<br />
die Belly <strong>Boot</strong>-Fischerei ausser<br />
im sommerlich warmen Wasser<br />
unverzichtbar, weil man je nach<br />
Modell im oder nur knapp über<br />
<strong>dem</strong> Wasser sitzt. <strong>Mit</strong> <strong>den</strong> Flossen<br />
steigt man seitlich oder rückwärts<br />
ins Wasser.<br />
Für die Fortbewegung im Wasser<br />
benützt man Flossen, die man<br />
über <strong>den</strong> Wathosen trägt. Sie<br />
erlauben präzises Manövrieren.<br />
Weitere Strecken sind gutes<br />
Beinmuskeltraining.<br />
Leider ist die <strong>Boot</strong>sfischerei in Bergseen<br />
in <strong>den</strong> meisten Kantonen explizit untersagt.<br />
Löbliche Ausnahme ist der Kanton<br />
Wallis. Im Kantonalen Fischereigesetz<br />
heisst es im Art. 25: «Das Fischen von einem<br />
motorlosen <strong>Boot</strong> ist gestattet, insofern<br />
dadurch die Fischerei am Ufer nicht<br />
gestört wird und für die Wasserfauna kein<br />
Nachteil entsteht.»<br />
Weitere Bergseen, wo man mit Belly <strong>Boot</strong><br />
fischen darf, sind der Arnensee (BE), der<br />
Schwarzsee (FR), die drei Südbündner Seen<br />
Lago di Cama, Laghetto Moesola und Lago<br />
Doss (siehe auch Seite 18) sowie der Klöntalersee<br />
(GL). <strong>Petri</strong> <strong>Heil</strong> und gut Luft beim<br />
Aufp<strong>um</strong>pen!<br />
Daniel Luther<br />
Ganz unauffällig hat er sich mit <strong>den</strong> grossen Flossen<br />
an die raubfischverdächtige Schilfkante herangepaddelt.<br />
Auf unseren Gewässern ein seltener Anblick. Es ist zu<br />
hoffen, dass neue Fischereiverordnungen in Zukunft<br />
mehr Möglichkeiten schaffen für diese interessante<br />
Spielart der Fischerei.<br />
<strong>Petri</strong>-<strong>Heil</strong> 7-8/2007 17