23.11.2013 Aufrufe

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

41<br />

höchste Stufe bedeutet höchster Moment des gestörten<br />

Gleichgewichts, dieser aber ist mit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung des<br />

Gleichgewichts einer <strong>und</strong> <strong>der</strong>selbe23.« SCHELLING führt weiter aus, daß<br />

nach einem notwendigen <strong>und</strong> allgemeinen Naturgesetz die<br />

entgegengesetzten Tätigkeiten sich kombinieren müssen <strong>und</strong> das<br />

Produkt ein gemeinschaftliches sei. Das Individuum erscheine so als<br />

Mittel, die Gattung als Zweck <strong>der</strong> Natur.<br />

Wir haben hier ein typisches Beispiel für die systematische Darstellung<br />

des polaren Charakters <strong>der</strong> Natur, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Bisexualität abgeleitet<br />

wird. Erklärungsversuche für die Tatsache <strong>der</strong> Gegensätzlichkeit <strong>der</strong><br />

Kräfte in <strong>der</strong> Natur finden wir sowohl in den naturwissenschaftlichen als<br />

auch in den philosophischen Systemen häufig, ja, wir können sie sogar<br />

bis zurück in die Mythologien hinein verfolgen. Ich erwähne nur die<br />

bekannte Mythe, die PLATO in seinem Gastmahl den ARISTOPHANES<br />

aussprechen läßt: Zeus durchschneidet den zwei geschlechtlichen<br />

Menschen, weil er ihm zu mächtig ist, <strong>und</strong> so sucht je<strong>der</strong> Teil ewig nur<br />

sein Gegenstück, um wie<strong>der</strong> mit ihm zusammenzuwachsen.<br />

Die Mythe gibt allerdings nur eine Erklärung für die Erscheinung <strong>der</strong><br />

Polarität beim Menschen. Bei ihm ist die Differenzierung <strong>der</strong><br />

Geschlechter <strong>und</strong> damit die Individualisierung am weitesten<br />

vorgeschritten. Sein ganzes Wesen ist bipolar. Es ist denkbar, daß,<br />

teleologisch (zweckmäßig) betrachtet, das Denken <strong>und</strong> damit das<br />

Bewußtsein als <strong>der</strong> höchste Ausdruck dieser Individualisierung seinen<br />

Ursprung in <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Antithese (Gegensatz) fand, mit welchem<br />

ersten Denkprinzip das Chaos des Erlebens überschaubar wurde. Das<br />

Aufstellen von Gegensätzen <strong>und</strong> das Bedürfnis ihrer Überwindung<br />

scheint überhaupt ein, wenn nicht das Charakteristikum unseres<br />

Denkens zu sein, <strong>und</strong> es ist äußerst interessant, den Entwicklungen <strong>der</strong><br />

Antagonismen (Gegensätze), angefangen von den ersten<br />

mythologischen Versuchen <strong>der</strong> Welterkenntnis bis hinauf in die<br />

wertvollen Systeme <strong>der</strong> Philosophie, nachzugehen, wie dies z. B. Karl<br />

GROOS versucht hat.<br />

Von einem Lösungsversuch unseres Problems <strong>der</strong> Bipolarität des<br />

Menschen in phylogenetischer Betrachtung muß aber, weil aus dem<br />

Rahmen unserer Arbeit fallend, abgesehen werden.<br />

Neben den Ableitungen <strong>der</strong> Polarität aus <strong>der</strong> Bisexualität finden wir in<br />

den Wissenschaften die atomistischen (vom Atom abgeleitet)<br />

Erklärungsversuche, angefangen von LEUKIPP, DEMOKRIT bis EPIKUR,<br />

LUKREz <strong>und</strong> GASSENDI, die eine quantitative Verschiedenheit <strong>der</strong><br />

Atome vertraten. Die Atome sind danach selbst bewegt, wirken aber

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!