Kiefern, Sand und märkische Schaufler - Wild und Hund
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TITELTHEMA<br />
Der Ruf seiner „Genügsamkeit“<br />
eilt dem Damwild voraus. Im<br />
Einstandsgebiet Baruther<br />
Urstromtal erreicht es trotz<br />
ärmster Standorte<br />
erstaunlich hohe<br />
<strong>Wild</strong>bret- <strong>und</strong><br />
Geweihgewichte.<br />
DAMWILD VOR DEN TOREN BERLINS<br />
FOTO: JÜRGEN SCHIERSMANN<br />
<strong>Kiefern</strong>, <strong>Sand</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>märkische</strong> <strong>Schaufler</strong><br />
14<br />
WILD UND HUND 20/2005
Das typische Waldbild in der Hegegemeinschaft „Baruther Urstromtal“ – <strong>Kiefern</strong> soweit das Auge reicht<br />
(oben). Doch es gibt auch ein paar andere Ecken: Überall dort, wo genügend Wasser ist, halten sich<br />
Eichen <strong>und</strong> wächst auch Schilf. Hier fühlen sich die <strong>Schaufler</strong> wohl (li.)<br />
Andreas David<br />
Eingebettet in den Hohen Fläming, einen<br />
mehrgliedrigen Endmoränenzug, <strong>und</strong> den<br />
zugehörigen Niederen Fläming in der<br />
Mark Brandenburg liegt das Baruther Urstromtal.<br />
Und mit ihm die gleichnamige Damwild-Hegegemeinschaft<br />
mit nahezu 65 000 Hektar<br />
Fläche. Damit ist diese jägerische Vereinigung<br />
eine der größten ihrer Art in ganz Deutschland.<br />
Der Hohe Fläming ist eine sandige Hochebene<br />
mit dem höchsten Punkt Brandenburgs,<br />
dem Hagelberg bei Belzig (201 Meter ü. NN) <strong>und</strong><br />
einer ebenso langen wie bekannten Geschichte.<br />
Denn letztlich war er es, der der Mark Brandenburg<br />
den Namen „Streusandbüchse des Heiligen<br />
Römischen Reiches“ einbrachte, <strong>und</strong> auch Martin<br />
Luther rief bei einem Besuch auf der Burg Belzig<br />
im Jahre 1530: „Ländeken, du bist ja nur ein<br />
Sändeken!“<br />
Am Fuße dieser historischen Stätte, etwa<br />
40 Kilometer südlich der Stadtgrenze von<br />
Berlin mühen sich nun seit zwölf Jahren die Verantwortlichen<br />
für nicht weniger als 57 Jagdbezirke<br />
gemeinschaftlich <strong>und</strong> erfolgreich um eine<br />
zeitgemäße Bewirtschaftung des Damwildes.<br />
Denn erst 1993 wurde die Damwild-Hegegemeinschaft<br />
Baruther Urstromtal – im Folgenden<br />
kurz DHG genannt – aus der Taufe gehoben. Ein<br />
Mann der ersten St<strong>und</strong>e ist WILD UND HUND-<br />
Autor Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel, Leiter des<br />
Arbeitskreises <strong>Wild</strong>tierbiologie am Zoologischen<br />
Institut der FU Berlin <strong>und</strong> Pächter des Gemeinschaftsjagdbezirks<br />
(GJB) Lühsdorf. Er war<br />
zunächst Schriftführer <strong>und</strong> führt die DHG bis<br />
heute als 1. Vorsitzender an. Doch dazu später.<br />
Das Gebiet der DHG liegt im Kreise Teltow-<br />
Fläming. Lediglich zwei Jagdbezirke gehören<br />
zum Kreis Potsdam-Mittelmark. Im Norden<br />
wird das Gebiet durch die B 246 zwischen Zossen<br />
<strong>und</strong> Beelitz, im Osten durch die A 13 begrenzt.<br />
Die offenen Flächen der ehemaligen<br />
Truppenübungsplätze Wünstorf <strong>und</strong> Jüterborg<br />
(heute Naturschutzgebiete) begrenzen das Areal<br />
im Süden, die B 2 zwischen Beelitz <strong>und</strong> Treuenbrietzen<br />
im Westen.<br />
Im Kerngebiet um Wiesenhagen, Woltersdorf<br />
<strong>und</strong> Schöneweide liegt gleichsam der Ursprung<br />
des hiesigen Damwildvorkommens. Im<br />
Nordwesten des aktuellen Areals der Hegegemeinschaft<br />
wurde erst 1980 bei Nettgendorf ein<br />
zwei Hektar großes Eingewöhnungs-Gatter errichtet.<br />
Der Bestand von sechs Stück Damwild<br />
stieg bis 1983 auf 15 Stück an <strong>und</strong> wurde im selben<br />
Jahr in die freie <strong>Wild</strong>bahn entlassen. Schon<br />
nach relativ kurzer Zeit <strong>und</strong> einem weiteren Anstieg<br />
des neubegründeten Bestands kam es zur<br />
Vereinigung der beiden Vorkommen <strong>und</strong> so zur<br />
heutigen flächendeckenden Besiedlung. Die<br />
Hauptbrunftplätze liegen nach wie vor im Zentrum<br />
der DHG. Doch auch in den Randgebieten,<br />
vor allem im Westteil, haben sich hier <strong>und</strong> da<br />
kleinere Brunftplätze etabliert.<br />
Der Wirkungsbereich der Hegegemeinschaft<br />
ist deckungsgleich mit dem durch Verordnung<br />
festgelegten Damwild-Einstandsgebiet „Baruther<br />
Urstromtal“. Dass diese Grenzen nicht<br />
das tatsächliche Einstandsgebiet der Population<br />
darstellen, zeigten bereits die ersten telemetrischen<br />
Ergebnisse. Folgerichtig sollen die Grenzen<br />
der DHG in Richtung Beelitz <strong>und</strong> westlich<br />
davon erweitert werden. Die notwendigen Gespräche<br />
mit den Revierverantwortlichen <strong>und</strong><br />
der Unteren Jagdbehörde des Kreises Potsdam<br />
Mittelmark laufen bereits.<br />
Bis ins neue Jahrtausend hinein stieg der Bestand<br />
stetig an. Zunächst sehr restriktiv ge-<br />
FOTO: PROF. HANS-DIETER PFANNENSTIEL<br />
WILD UND HUND 20/2005 15
Endmoränengeschiebe<br />
<strong>und</strong> Dünen gestalten<br />
das Landschaftsrelief<br />
auf dem Gebiet der<br />
Hegegemeinschaft<br />
handhabte Abschussvorgaben ermöglichten<br />
den Bestandsaufbau. Die Überreglementierung<br />
des Abschusses führte dann allerdings<br />
zu einem unerwünschten Anstieg<br />
des Bestandes. Bis 2003 folgte eine schrittweise<br />
Liberalisierung <strong>und</strong> Vereinfachung,<br />
die durch die gemeinsame Richtlinie für<br />
die Hege <strong>und</strong> Bejagung des Schalenwildes<br />
der Länder Brandenburg <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />
im September 2001 sowie<br />
die aktuelle Hegerichtlinie der DHG Baruther<br />
Urstromtal (siehe Tabelle) vorläufig<br />
abgeschlossen wurden.<br />
„Es ging vor allem darum, von einer Negativ-<br />
zur Positiv-Auslese zu kommen. So<br />
wird in der Hegerichtlinie von 2003 nur<br />
noch kurz <strong>und</strong> prägnant dargestellt, welche<br />
Stücke zu schonen sind“, erläutert Bärbel<br />
Kuhlbrodt, Leiterin der Revierförsterei<br />
Kemnitz. „Die althergebrachten <strong>und</strong> wild-<br />
Försterin Bärbel Kuhlbrodt<br />
mit „ihrem“ <strong>Schaufler</strong>. Acht Jahre<br />
<strong>und</strong> 3,2 Kilogramm<br />
Geweihgewicht<br />
Steckbrief<br />
Die Damwild-Hegegemeinschaft Baruther Urstromtal<br />
Größe:<br />
63 608 Hektar. Die Damwild-Bezugsfläche umfasst 39 188 Hektar (Wald<br />
<strong>und</strong> Schilf plus 200-Meter-Gürtel). Höhe: 50 bis 90 Meter ü. NN<br />
Landschaftsbild: Typisches in der Eiszeit entstandenes Endmoränen-Relief. Überwiegend<br />
arme, sandige Böden (20 bis 35 Bodenpunkte). Das Waldbild wird von<br />
der Kiefer dominiert (Eiche, Birke). Die landwirtschaftlich genutzten<br />
Flächen werden vornehmlich mit Roggen, Tritikale, Mais, Kartoffeln <strong>und</strong><br />
einigen Sonderkulturen, vor allem Spargel, bestellt.<br />
Damwild: Das Damwildvorkommen umfasst aktuell knapp 1 000 Stück. Die <strong>Wild</strong>bretgewichte<br />
sind im landesweiten Vergleich (Brandenburg) hoch.<br />
Ebenso die Trophäengewichte (bis 4 Kilogramm).<br />
Andere <strong>Wild</strong>arten: Seeadler, Fischadler, Muffelwild, Marderh<strong>und</strong> <strong>und</strong> Waschbär. Hinzu<br />
kommen die üblichen Niederwildarten in relativ geringen Besätzen, was<br />
allerdings nicht für das Raubwild, insbesondere den Fuchs, gilt.<br />
Besonderheiten: Sieben-Seen-Landschaft bei Dobbrikow, angrenzend der Hagelberg im<br />
Hohen Fläming sowie die größte europäische Binnen-Wanderdüne im<br />
heutigen Naturschutzgebiet Jüterborg (ehemals Truppenübungsplatz).<br />
biologisch unsinnigen Güteklassen gibt es<br />
bei uns nicht mehr. Wir führen nahezu einen<br />
reinen Altersklassenabschuss durch.“<br />
Ebenso galt es, in der Findungs- <strong>und</strong><br />
Aufbauphase Kleinstaaterei <strong>und</strong> egoistisches<br />
Revierdenken zu überwinden. Der<br />
entscheidende Schritt bei der Lösung dieses<br />
Problems war die Gruppenbildung in<br />
den Jahren 1996 <strong>und</strong> 1997. 40 Jagdbezirke<br />
haben sich in acht Gruppen mit revierübergreifender<br />
Abschussplanung <strong>und</strong> -<br />
durchführung zusammengef<strong>und</strong>en. Vom<br />
Aufgang bis zum Ende der jeweiligen Jagdzeiten<br />
hat jedes Mitgliedsrevier die Möglichkeit,<br />
auf alles zu jagen, was der Gruppenabschussplan<br />
freigibt. Letzterer ist zunächst<br />
bis zum 30. November eines jeden<br />
Jagdjahres bindend. Ab dem 1. Dezember<br />
wird dann der in der gesamten Hegegemeinschaft<br />
bisher nicht getätigte Abschuss<br />
für alle Gruppen freigegeben. Dabei haben<br />
dann sämtliche Gruppen-Reviere des Einstandsgebietes<br />
alles bis zum 30. November<br />
nicht erlegte Damwild gemeinschaftlich<br />
frei.<br />
Dieser<br />
Gesamtgruppenabschuss<br />
führte mit einem Schlag zu einer wesentlichen<br />
Verbesserung der Abschussplanerfüllung.<br />
„Die Stimmung innerhalb der Gruppen<br />
ist gut. Ganz entscheidend dazu beigetragen<br />
hat die Vorgehensweise des Vorstandes,<br />
über sämtliche beabsichtigten Änderungen<br />
im Rahmen der alljährlichen<br />
Hauptversammlung abstimmen zu lassen“,<br />
führt Georg Ebell, Pächter des GJB<br />
Kemnitz, aus. Hartmut Schröder, sein Niebeler<br />
Reviernachbar fügt an: „Durch die<br />
Gruppenbildung <strong>und</strong> den Gesamtgruppenabschuss<br />
ab dem 1. Dezember wurde<br />
auch den wenigen noch verbliebenen<br />
»Maurern« die Motivation genommen, im<br />
eigenen Revier überhöhte <strong>Wild</strong>bestände<br />
vorzuhalten.“ Die 17 Reviere, die bisher<br />
FOTOS: ANDREAS DAVID
FOTO: ANDREAS DAVID<br />
Revierpächter<br />
Schröder: „Die<br />
Bildung von<br />
Reviergruppen<br />
war ein ganz<br />
entscheidender<br />
Schritt.“<br />
nicht an der Gruppenarbeit teilnehmen,<br />
werden am Gesamtgruppenabschuss nicht<br />
beteiligt. Allerdings kamen in diesen Jagdbezirken<br />
im zurückliegenden Jagdjahr<br />
2004 insgesamt auch nur 13 Stück Damwild<br />
zur Strecke. In 13 dieser Reviere wurde<br />
überhaupt kein Damwild mehr erlegt.<br />
Die Gesamtstrecke beziehungsweise<br />
die Abschussplanung orientiert sich an der<br />
laut behördlicher Lebensraumbonitierung<br />
anzustrebenden <strong>Wild</strong>dichte von 2,5 Stück<br />
Damwild pro 100 Hektar Bezugsfläche. Als<br />
Bezugsfläche gelten in Brandenburg alle<br />
Wald- <strong>und</strong> Schilfflächen plus einem 200<br />
Meter breiten Gürtel angrenzenden Offenlandes.<br />
Diese Bezugsfläche macht mit<br />
insgesamt etwa 39 000 Hektar knapp 62<br />
Prozent des Gesamtareals aus. Die Waldfläche<br />
gliedert sich zu etwa 70 Prozent in<br />
privaten Waldbesitz sowie r<strong>und</strong> 30 Prozent<br />
in Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esforst auf. An der<br />
DHG beteiligt sind Flächen der Oberförstereien<br />
Woltersdorf, Baruth <strong>und</strong> Zossen sowie<br />
des B<strong>und</strong>esforstamtes Potsdam.<br />
In den zurückliegenden drei Jagdjahren<br />
wurde ein gezielter Reduktionsabschuss<br />
vorgenommen. Als Höhepunkt stand im<br />
Jagdjahr 03/04 mit 446 Stück der bisher<br />
höchste Abschuss in der Geschichte der<br />
DHG zu Buche. Im Rahmen dieser Maßnahme<br />
durfte <strong>Wild</strong> der Altersklassen 0 <strong>und</strong><br />
1 (weiblich) <strong>und</strong> 0, 1 <strong>und</strong> 2 (männlich)<br />
auch über den Abschussplan hinaus erlegt<br />
werden – gänzlich ohne den anderenorts<br />
üblichen bürokratischen Aufwand. Dies<br />
sieht die Hegerichtlinie Schalenwild in<br />
Brandenburg so vor. Nach einem Streckenrückgang<br />
auf 340 Stück im Jagdjahr 04/05<br />
wird der Abschuss im laufenden Jagdjahr<br />
05/06 zunächst nicht weiter nach oben geschraubt.<br />
In den kommenden ein bis zwei<br />
Jahren sollte ein Stagnieren der Strecke auf<br />
dem bisherigen Niveau oder ein leichtes<br />
Absinken zeigen, dass der Bestand in den<br />
drei Jagdjahren von 2002 bis 2004 tatsächlich<br />
reduziert wurde.<br />
Denn das war offenbar notwendig. Besonders<br />
in den Kernrevieren um Wiesenhagen<br />
stiegen die Schäden durch Damwild<br />
an landwirtschaftlichen Kulturen bedrohlich<br />
an. Das führte unter anderem dazu,<br />
dass der Beginn der Jagdzeit auf Antrag der<br />
DHG über behördliche Ausnahmeregelungen<br />
vorverlegt wurde.<br />
„Ich denke, dass wir uns der angestrebten<br />
<strong>Wild</strong>dichte langsam<br />
annähern, doch<br />
muss man zunächst<br />
abwarten,<br />
was in den<br />
nächsten Jahren<br />
passiert“,<br />
bemerkt<br />
Hans-Dieter<br />
Pfannenstiel<br />
dazu bewusst vorsichtig.<br />
Denn so<br />
ganz trauen die Verantwortlichen<br />
dem Braten<br />
offenbar noch nicht.<br />
Folgt man nämlich allein den<br />
<strong>Wild</strong>bestandsmeldungen aus<br />
den Revieren, läge die Population<br />
bereits jetzt mit 872 Stück<br />
um gut sieben Prozent deutlich<br />
unter dem per Lebensraumbonitierung<br />
festgesetzten Zielbestand<br />
von 900 Stück.<br />
Doch handelt es sich bei den Meldungen<br />
bekanntlich immer um Mindestzahlen,<br />
weshalb auch in der DHG<br />
Baruther Urstromtal der tatsächliche<br />
Bestand deutlich höher <strong>und</strong><br />
noch immer mehr oder minder<br />
weit über den angestrebten 900<br />
Stück liegen dürfte.<br />
Damwild-Hegegemeinschaft Baruther Urstromtal<br />
Hegerichtlinien in tabellarischer Kurzform<br />
Dieser<br />
7-jährige<br />
<strong>Schaufler</strong><br />
wurde wegen<br />
eines Unterkieferbruches<br />
„vorzeitig“<br />
erlegt: Er brachte es<br />
auf 192,3 Punkte<br />
AK Alter Abschuß-<br />
Zu schonen sind<br />
(Jahre) Anteil (%)<br />
<br />
0 Kälber 35 45 bei mehreren Stücken stets stärkere Kälber<br />
1 1 1 30 15<br />
Spießer mit überlauscherhohen,<br />
auffallend dicken Spießen<br />
Knieper mit deutlich erkennbarem<br />
Schaufelansatz (an der breitesten<br />
2 2 15 Stelle mindestens 7 cm) <strong>und</strong> beidseitiger<br />
Stangenlänge über 60 cm <strong>und</strong><br />
ab 2 40<br />
Im Zweifel Zahl- vor<br />
Wahl-Abschuss!<br />
Körperkonstitution<br />
entscheidend!<br />
Erstmals wird im laufenden Jagdjahr das<br />
Geschlechterverhältnis im Abschuss mit<br />
35:65 besonders weit in den weiblichen<br />
Teilbestand verschoben, um einem erneuten<br />
Anstieg der Population vorzubeugen<br />
<strong>und</strong> um den Anteil reifer Hirsche zu erhöhen.<br />
Das Waldbild im Baruther Urstromtal<br />
wird durch den „Brotbaum“ der Mark, die<br />
Kiefer, geprägt, die mit etwa 80 Prozent An-<br />
über 1 250 g Trophäengewicht<br />
Alle <strong>Schaufler</strong> mit beidseitiger Stangenlänge über 60 cm,<br />
beidseitig ebenmäßig ausgebildet <strong>und</strong> geschlossenen Rechteck/<br />
starke<br />
Schmaltiere<br />
3 3-7 10 Vollschaufeln, mit einer Schaufellänge annähernd 50 % der<br />
Gesamtstangenlänge, mit einer Schaufelbreite über 9 cm <strong>und</strong><br />
beidseitig gut ausgebildeten Aug- <strong>und</strong> Mittelsprossen;<br />
im Zweifelsfall nicht erlegen!<br />
4 ab 8 10 Keine Einschränkungen<br />
100 100<br />
Zielalter: Hirsche 10, Tiere 8 Jahre Trophäenzielgewicht: 3,0 kg<br />
Zielbestand: ca. 2,5 Stück/100 ha Bezugsfläche Geschlechterverhältnis im Abschussplan : 40 , 60 <br />
Keine Einschränkungen<br />
FOTO: PROF. DR. HANS-DIETER PFANNENSTIEL<br />
WILD UND HUND 20/2005 17
TITELTHEMA<br />
FOTO: SANDRA FIMPEL<br />
Nachgefragt<br />
WuH: Wie bewerten Sie die ersten zwölf<br />
Jahre Damwild-Hegegemeinschaft<br />
Baruther Urstromtal?<br />
Prof. Pfannenstiel: Alles in allem sehr positiv.<br />
Die <strong>Wild</strong>dichte entspricht mittlerweile<br />
weitgehend den Vorgaben. Dennoch<br />
handelt es sich immer<br />
noch um einen „gut sichtbaren“<br />
<strong>und</strong> erfolgreich zu<br />
bejagenden Damwildbestand,<br />
<strong>und</strong> die <strong>Wild</strong>bretgewichte<br />
sind vergleichsweise<br />
hoch. Wir haben<br />
den Bestand im Griff,<br />
<strong>und</strong> das <strong>Wild</strong> fühlt sich<br />
offenbar wohl. Ein Teil<br />
unseres Erfolges ist auch der sehr guten<br />
Zusammenarbeit mit der zuständigen Unteren<br />
Jagdbehörde des Kreises Teltow-Fläming<br />
zu verdanken, bei der wir stets ein<br />
offenes Ohr finden.<br />
WuH: Einige Revierinhaber berichten<br />
von einem vermehrten Einsickern<br />
des Rotwildes in ihre Jagdbezirke.<br />
Das könnte Ärger bringen.<br />
Prof. Pfannenstiel: Glücklicherweise duldet<br />
die vorbildliche Jagdpolitik Brandenburgs<br />
die natürliche Ausbreitung von <strong>Wild</strong>arten,<br />
soweit sich das mit der Landeskultur in<br />
Einklang bringen lässt. Bei aller Attraktivität<br />
würde aber ein ständiges Rotwildvorkommen<br />
zusätzlich zum Damwild bei den<br />
hiesigen Verhältnissen mit einiger Sicherheit<br />
zu waldbaulichen Problemen <strong>und</strong> Ärger<br />
führen. Und solche Dinge muss man ja<br />
nicht provozieren. Zur Zeit herrscht ein<br />
gutes Einvernehmen mit den privaten <strong>und</strong><br />
öffentlichen Waldbesitzern. Warum sollten<br />
wir das unnötig aufs Spiel setzen?<br />
WuH: Warum scheiterte ihr Antrag, die<br />
Bewirtschaftung des Schwarzwildes<br />
in die Satzung aufzunehmen?<br />
Prof. Pfannenstiel: Viele andere ostdeutsche<br />
Hegegemeinschaften haben bei ihrer<br />
Gründung nach 1990 das Schwarzwild<br />
gleich mit aufgenommen. Das haben wir<br />
seinerzeit versäumt. Doch ist eine gemeinsame<br />
Dokumentation sicher auch ein<br />
Schritt in die richtige Richtung, lassen sich<br />
daraus doch gewisse Schlussfolgerungen<br />
ableiten, die jedem Jäger die Notwendigkeit<br />
des revierübergreifenden Vorgehens<br />
auch bei der Schwarzwildbewirtschaftung<br />
vor Augen führt. Wir sollten also nicht<br />
müde werden, die Probleme, die vom<br />
Schwarzwild ausgehen können, immer<br />
wieder in das Bewusstsein der Jäger zu<br />
rücken, bevor es zu spät ist.<br />
Derartige Schlagflächen werden vom<br />
Dam- <strong>und</strong> Rehwild bevorzugt zur<br />
Äsungsaufnahme genutzt<br />
teil die Hauptbaumart stellt. Es folgen Eiche,<br />
Birke <strong>und</strong> Feldahorn.<br />
In absehbarer Zeit wird sich an der Vorherrschaft<br />
der Kiefer auch kaum etwas ändern,<br />
obwohl das Brandenburger Waldumbauprogramm<br />
unter anderem einen verstärkten<br />
Einsatz der Traubeneiche vorsieht.<br />
Doch das braucht bekanntlich Zeit, ausreichend<br />
Wasser <strong>und</strong> die richtigen Böden. Einige<br />
Eichenkulturen sind durch die<br />
Trockenheit <strong>und</strong> die geringe Wasserhaltekapazität<br />
der <strong>Sand</strong>e einfach vertrocknet.<br />
Die etwa 20 000 Hektar umfassende Landwirtschaft<br />
konzentriert sich bei etwa 20 bis<br />
35 Bodenpunkten auf den Anbau von Roggen,<br />
Tritikale, Mais, Kartoffeln <strong>und</strong> einigen<br />
Sonderkulturen, vor allem Spargel. Das<br />
große Spargelanbaugebiet um Beelitz ist<br />
b<strong>und</strong>esweit bekannt.<br />
Trotz armer, teilweise ärmster<br />
Standorte zeigt das Damwild aus dem Baruther<br />
Urstromtal erstaunlich hohe Durchschnittsgewichte.<br />
Die Population zählt zu<br />
den „schwersten“ im Land Brandenburg.<br />
Hirschkälber erreichen im Mittel 21,2,<br />
<strong>Wild</strong>kälber 18,2 Kilogramm. Die mittleren<br />
Gewichte der Spießer betragen 38,5, die der<br />
Schmaltiere 29 Kilogramm. Die Hirsche ab<br />
der Altersklasse 3 pendeln im Durchschnitt<br />
um die 56, die Alttiere um 33 Kilogramm.<br />
Gezielte Maßnahmen zur Äsungsverbesserung<br />
finden allenfalls auf kleinerer<br />
Fläche <strong>und</strong> dann meistens im Wald statt.<br />
Auch im Landesforst wurden einige kleinere<br />
Holzbodenflächen zum <strong>Wild</strong>acker<br />
oder zur Grünäsungsfläche umfunktioniert.<br />
In den landwirtschaftlich genutzten<br />
Revierteilen sollen teilweise große Stilllegungsflächen<br />
deren Funktion übernehmen.<br />
Doch ist der Wert der sich selbst begrünenden<br />
Stilllegungsflächen für das<br />
Damwild relativ gering. Solche Brachen<br />
üben aber nach den telemetrischen Untersuchungen<br />
doch eine gewisse Anziehungskraft<br />
auf das Damwild aus. Dies ist sicher<br />
auch der dort herrschenden Ruhe zuzuschreiben.<br />
Der Aufwuchs auf als <strong>Wild</strong>acker<br />
genutzten, gestalteten Brachen bleibt angesichts<br />
der armen Böden, der extremen<br />
Trockenheit sowie des Düngeverbots mitunter<br />
weit hinter den Erwartungen zurück.<br />
Trotz der relativ kargen Äsung sind<br />
auch die Trophäen(gewichte) der <strong>Schaufler</strong><br />
beachtlich. Alljährlich kommen Hirsche<br />
der unterschiedlichen Medaillenränge zur<br />
Strecke, <strong>und</strong> bisher war in jedem Jahr auch<br />
mindestens ein Goldmedaillenschaufler<br />
mit bis zu vier Kilogramm Geweihgewicht<br />
dabei. Im Jahr 2000 kam der stärkste Brandenburger<br />
Damhirsch mit knapp über 200<br />
Punkten aus dem Baruther Urstromtal!<br />
Auch 2004 wurde hier erneut ein Hirsch<br />
mit nur knapp unter 200 Punkten erlegt.<br />
Das Zielalter der Hirsche wurde auf 10 Jahre<br />
festgesetzt, wobei die Reifeklasse bereits<br />
ab dem 8. Kopf beginnt. Das Trophäenzielgewicht<br />
wurde auf 3,0 Kilogramm festgeschrieben.<br />
Die Bejagung erfolgt vor der Brunft ganz<br />
überwiegend im Rahmen des Einzelansitzes.<br />
Nach der Brunft beginnen die Bewegungsjagden,<br />
bei denen neben dem<br />
Schwarzwild – falls notwendig – auch Dam<strong>und</strong><br />
Rehwild mitbejagt werden. Diese im<br />
Landesforst seit langem geübte Praxis stieß<br />
noch vor wenigen Jahren bei den privaten<br />
FOTO: ANDREAS DAVID<br />
18<br />
WILD UND HUND 20/2005
Revierinhabern auf Ablehnung. Doch ist auch hier seit einigen<br />
Jahren eine gewisse Entspannung spürbar. Dennoch bleibt es jedem<br />
Revierinhaber selbst überlassen, was er im Rahmen der revierübergreifenden<br />
Bewegungsjagden freigibt. An diesen Tagen<br />
werden bis zu 2 000 Hektar Privatwald plus einiger angrenzender<br />
Flächen beunruhigt. In den Jagdbezirken der öffentlichen<br />
Forstverwaltungen werden die Bewegungsjagden auch auf<br />
Damwild schon seit Jahren kommerziell vermarktet.<br />
FOTO: PROF. HANS-DIETER PFANNENSTIEL<br />
Zusehends mehr Probleme bereitet dem <strong>Wild</strong>, Jagd <strong>und</strong><br />
Jägern im Baruther Urstromtal die touristische Erschließung –<br />
eine logische Folge der Nähe zu Berlin <strong>und</strong> zu Potsdam im Südwesten<br />
der B<strong>und</strong>eshauptstadt. So befindet sich im Damwildeinstandsgebiet<br />
zum Beispiel das größte Skaterbahnnetz Europas<br />
mit über 100 Kilometern Länge. Die asphaltierten Bahnen<br />
durchtrennen den Wald in seiner gesamten Ausdehnung. Weiterhin<br />
expandiert ein Nordic-Walking-Zentrum im Westen der<br />
DHG. Hinzu kommt die weitere Erschließung des Landschaftsschutzgebietes<br />
Beelitzer <strong>Sand</strong>er, das später im Naturpark Nuthe-<br />
Nieplitz aufgehen soll. Die Wasser der Nuthe <strong>und</strong> Nieplitz<br />
durchrinnen das Gebiet der DHG <strong>und</strong> münden im Norden in<br />
Die GPS-Satelliten-Telemetrie bringt<br />
Wissenschaftlern <strong>und</strong> Jägern gemeinsam<br />
wichtige Erkenntnisse über<br />
das Raum-Zeit-Verhalten<br />
des Damwildes im<br />
Baruther Urstromtal<br />
den Blankensee. Ein weiterer Anziehungspunkt ist die Sieben-<br />
Seen-Landschaft bei Dobbrikow.<br />
Dadurch, dass die DHG unter anderem von den Rotwildeinstandsgebieten<br />
Hoher <strong>und</strong> Niederer Fläming umgeben ist <strong>und</strong><br />
im Süden die ehemaligen Schießplätze <strong>und</strong> heutigen Naturschutzgebiete<br />
Jüterborg <strong>und</strong> Wünstorf – ebenfalls mit Rotwildvorkommen<br />
– angrenzen, entwickelt sich das Rotwild in der<br />
DHG zum regelmäßigen Wechselwild mit steigender Tendenz.<br />
Eine Entwicklung, die mit einiger Sorge beobachtet wird (siehe<br />
Interview).<br />
Als wesentlich dringlicher wird von einigen Mitgliedern jedoch<br />
die Aufnahme des Schwarzwildes <strong>und</strong> seiner Bejagung <strong>und</strong><br />
Hege in das Wirken <strong>und</strong> die Satzung der Hegegemeinschaft betrachtet.<br />
Dies vor dem Hintergr<strong>und</strong> kontinuierlich ansteigender<br />
Bestände. Ein entsprechender Antrag scheiterte jedoch am<br />
mehrheitlichen Widerstand der Mitgliedsreviere. Doch einigte<br />
man sich immerhin auf eine gemeinsame Erfassung <strong>und</strong> genaue<br />
Dokumentation des jagdlichen Geschehens r<strong>und</strong> ums Schwarzwild.<br />
Ein Anfang ist also gemacht. So ist man auch in dieser Hinsicht<br />
im Baruther Urstromtal sicher auf dem richtigen Weg <strong>und</strong><br />
anderen Gebieten unseres Landes – zumindest jagdlich –<br />
etwas voraus.<br />
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Eine, der seit Jahren beliebtesten Jacken<br />
für Damen <strong>und</strong> Herren der Marke Fjäll<br />
Räven. Unkomplizierte Jacke für das<br />
ganze Jahr, in wind- <strong>und</strong> wasserdichtem<br />
Hydradic ® mit einer weichen,<br />
geräuscharmen Micro-Oberfläche.<br />
Gerade Form mit abnehmbarer,<br />
im Kragen verstaubarer Kapuze.<br />
Windschutzleiste über dem<br />
2-Wege-Reißverschluss mit<br />
verdeckter Napoleontasche,<br />
2 verschließbare Schubtaschen,<br />
elastische, verstellbare Ärmelabschlüsse.<br />
Die schwarze,<br />
gefütterte Innenjacke aus hochwertigem<br />
Micro Fleece ist auch<br />
einzeln zu tragen <strong>und</strong> hat ebenfalls<br />
2 verschließbare Taschen.<br />
Rückenlänge 86 cm. Obermaterial,<br />
Netzfutter <strong>und</strong> Fleeceinnenjacke<br />
100% Polyester.<br />
Nr. 211149-79, dunkeloliv<br />
Herrengrößen<br />
S (46), M (48/50),<br />
L (52), XL (54) 259,95<br />
XXL (56/58) 285,95<br />
Damengrößen<br />
XS (36/38), S (40),<br />
M (42), L (44) XL (46) 259,95<br />
Unsere Fjäll Räven-Kollektion<br />
Eine große Auswahl aus der Kollektion<br />
finden Sie in unserem neuen Jahreskatalog<br />
<strong>und</strong> in unseren Filialen.<br />
Verkauf über den Frankonia Versandhandel<br />
<strong>und</strong> in unseren 15 Filialen.<br />
Tel. 0180/5 37 26 96* . Fax 0180/5 37 26 92* . www.frankonia.de<br />
* für 12 Cent/Min., Dt. Telekom-Tarif