Dynamik I - Freie Universität Berlin
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Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 1-<br />
Vorlesung 6<br />
<strong>Dynamik</strong> I<br />
• Hydro-thermodynamisches Grundgleichungssystem<br />
• Umformungen für Anwendungen in der Meteorologie<br />
• ‚Primitive‘ Gleichungen<br />
• Vereinfachungen der ‚primitiven Gleichungen‘<br />
• 2-dimensionale <strong>Dynamik</strong> der Mittleren Atmosphäre<br />
• Wellen in der Mittleren Atmosphäre<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 2-<br />
Das hydro-thermodynamische Grundgleichungssystem<br />
Das dynamische und thermische Verhalten der Erdatmosphäre als komprimierbares<br />
Medium auf einer rotierenden Kugel wird beschrieben mit den Grundgleichungen der<br />
Hydro- und Thermodynamik:<br />
r<br />
dv<br />
dt<br />
1 r r<br />
= − ∇p<br />
− 2Ω×<br />
v<br />
ρ<br />
dT dp<br />
c p − 1 = Q<br />
dt ρ dt<br />
dρ<br />
r<br />
+ ρ∇ ⋅ v = 0<br />
dt<br />
r r<br />
+ g +<br />
F R<br />
Navier-Stokes‘sche Bewegungsgleichung<br />
1. Hauptsatz der Thermodynamik<br />
Kontinuitätsgleichung<br />
mit:<br />
v r t<br />
ρ<br />
p<br />
Ω r g r R<br />
F r<br />
c p<br />
T<br />
Q<br />
Geschwindigkeitsvektor<br />
Zeit<br />
Luftdichte<br />
Luftdruck<br />
Vektor der Rotationsgeschwindigkeit der Erde<br />
Schwerkraft<br />
Reibungskraft<br />
spezifische Wärme von Luft bei p=const.<br />
Temperatur<br />
diabatische Nettoerwärmungsrate pro Einheitsmasse<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 3-<br />
Umformungen für Anwendungen in der Meteorologie<br />
a) Darstellung der Navier-Stokes‘schen Bewegungsgleichung in Form von drei Skalargleichungen<br />
für die Windkomponenten<br />
u: Zonalwind (in Ost-West-Richtung, breitenkreisparallel)<br />
v: Meridionalwind (in Nord-Südrichtung, längenkreisparallel)<br />
w: Vertikalwind<br />
b) Einführung von Polarkoordinaten<br />
λ: geogr. Länge, nach Osten zunehmend<br />
φ: geogr. Breite, nach Norden zunehmend<br />
z: geometrische Höhe über der Erdoberfläche<br />
r = a + z<br />
a: Erdradius, r: Abstand eines Punktes vom Erdmittelpunkt<br />
u<br />
=<br />
dλ<br />
r cosϕ<br />
dt<br />
dϕ<br />
v = r<br />
dt<br />
dz<br />
w =<br />
dt<br />
v =<br />
dy<br />
dt<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong><br />
da<br />
da<br />
u =<br />
dx<br />
dt<br />
=<br />
=<br />
d<br />
dt<br />
d<br />
dt<br />
dλ<br />
(r cosϕ λ)<br />
= r cosϕ<br />
dt<br />
dϕ<br />
( ϕr)<br />
= r<br />
dt<br />
mit φ=y/r<br />
mit λ=x/(r cosφ)<br />
NP<br />
r<br />
φ)<br />
y
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 4-<br />
c) Ersetzen der individuellen Zeitableitung (material derivative) in einem Euler‘schen<br />
Bezugsrahmen (d.h. in einem Bezugsrahmen, in dem die Eigenschaften eines Fluids an<br />
festen Koordinatenpunkten berechnet wird<br />
z.B. für die Temperatur:<br />
dT<br />
dt<br />
=<br />
∂T<br />
∂t<br />
+<br />
r<br />
v ⋅ ∇T<br />
=<br />
∂T<br />
∂t<br />
∂T<br />
+ u<br />
∂x<br />
+<br />
v<br />
∂T<br />
∂y<br />
+<br />
w<br />
∂T<br />
∂z<br />
=<br />
∂T<br />
∂t<br />
+<br />
u<br />
r cos<br />
ϕ<br />
∂T<br />
∂λ<br />
+<br />
v<br />
r<br />
∂T<br />
∂ϕ<br />
+<br />
w<br />
∂T<br />
∂z<br />
lokale zeitliche<br />
Änderung<br />
Änderung durch Advektion<br />
durch das Windfeld<br />
d) Einführung der approximierten Höhe als Vertikalkoordinate (Löung der Gleichungen in<br />
Drucksystem; log-pressure-System)<br />
z<br />
=<br />
⎛<br />
− H ln<br />
⎜<br />
⎝<br />
p<br />
p s<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
mit H=7000 m : Skalenhöhe für eine mittlere Temperatur<br />
T=240 K<br />
p<br />
=<br />
p s e<br />
−z /H<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 5-<br />
e) Einführung von drei Approximationen für großräumige Bewegungen (→ Primitive<br />
Gleichungen)<br />
1) Hydrostatische Approximation<br />
Approximation der Vertikalkomponente der Bewegungsgleichung für den<br />
großräumigen Scale (nach einer Scale-Analyse)<br />
dw/dt = 0 →<br />
1 ∂p<br />
g = −<br />
ρ ∂z<br />
Die individuelle Vertikalbeschleunigung ist vernachlässigbar. In der<br />
Vertikalen herrscht ein Gleichgewicht zwischen Druck- und Schwerkraft.<br />
Zusätzlich: Approximation der Schwerkraft r r durch ihre Vertikalkomponente und<br />
Einführung der Normalschwere: g = g k mit g 0 =9.80665 ms -2<br />
Zusätzlich: Einführung des Geopotentials<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong><br />
0<br />
Φ(z)<br />
=<br />
z<br />
∫<br />
0<br />
gdz<br />
→<br />
d Φ =<br />
2) Approximation des Abstandes eines Punktes in der Atmosphäre vom Erdmittelpunkt<br />
r= a+z durch den Erdradius a:<br />
r ≈ a<br />
gdz
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 6-<br />
3) Vernachlässigung des Anteils der Corioliskraft, der durch die Horizontalkomponente<br />
des Erdrotationsvektors verursacht wird<br />
r r r<br />
r r r<br />
C = − 2Ω × v<br />
r r r<br />
Ω r Ω = Ωy<br />
+ Ωz<br />
r r<br />
r r<br />
= Ωy<br />
j + Ωz<br />
k<br />
C = − 2(<br />
Ωy<br />
j × v + Ωzk<br />
× v)<br />
Ω r<br />
r r r r<br />
Ω r<br />
Annahme: Ωy<br />
j × v
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 7-<br />
‚Primitive Gleichungen‘ für die Beschreibung globaler<br />
atmosphärischer Vorgänge auf einer Kugel<br />
von ‚primitive equations‘, im Sinne von ursprünglich<br />
du uv<br />
1<br />
− tan ϕ − 2Ω<br />
sinϕ<br />
v +<br />
dt a<br />
a cosϕ<br />
∂Φ<br />
∂λ<br />
=<br />
F<br />
λ<br />
2<br />
dv u<br />
1<br />
− tan ϕ + 2Ω<br />
sinϕ<br />
u +<br />
dt a<br />
a<br />
∂Φ<br />
∂ϕ<br />
=<br />
F<br />
ϕ<br />
∂Φ<br />
∂z<br />
=<br />
RdT<br />
H<br />
dT<br />
dt<br />
+<br />
w<br />
κT<br />
H<br />
=<br />
Q<br />
c p,d<br />
mit κ = R l<br />
/c p<br />
= (c p<br />
-c v<br />
)/c p<br />
1 ∂u<br />
1 ∂(v cosϕ)<br />
1 ∂ρ0w<br />
+<br />
+<br />
acosϕ<br />
∂λ acosϕ<br />
∂ϕ ρ ∂z<br />
0<br />
=<br />
0<br />
mit ρ 0<br />
: Dichte im log-pressure System<br />
Unter Vorgabe geeigneter Anfangs- und Randbedingungen (Erdboden, Atmosphärenobergrenze)<br />
ermöglichen die ‚primitiven Gleichungen‘ die Bestimmung der räumlichen und zeitlichen<br />
Entwicklung atmosphärischer Prozesse.<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 8-<br />
Vereinfachungen der ‚primitiven Gleichungen‘ für bestimmte<br />
Anwendungen<br />
a) Geometrische Vereinfachungen<br />
1) Vernachlässigung sphärischer Geometrie<br />
Voraussetzungen:<br />
- geometrischer Effekt der Erdkrümmung ist vernachlässigbar gegenüber dem<br />
dynamischen Effekt der Corioliskraft (in MA: relativ langsame Zirkulation in den<br />
Extratropen)<br />
- in Gebiet mit geringer Breitenerstreckung<br />
→ β-Ebenen Approximation<br />
a) Ersetzen der Polarkoordinaten (λ, φ) durch (x,y)<br />
b) lineare Approximation der Breitenabhängigkeit des Coriolisparameters<br />
f (φ ) = 2 Ω sin φ<br />
f (y) = f 0 + βy mit f 0 = 2 Ω sin φ 0 und oft φ 0 = 45°<br />
β = df/(a dφ) = 1/a 2 Ω cos φ 0<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 9-<br />
b) Dynamische Vereinfachungen<br />
1) Geostrophische Approximation<br />
Die Scale-Analyse der ‚primitiven Gleichungen‘ ergibt für typische Windgeschwindigkeiten<br />
und räumliche Größenordnungen in der MA:<br />
Es existiert ein Kräftegleichgewicht zwischen Druckkraft und Corioliskraft:<br />
Geostrophisches Gleichungssystem:<br />
u g<br />
∂Φ<br />
= −<br />
1 v<br />
f ∂y<br />
= 1 ∂Φ<br />
g<br />
f ∂x<br />
In der Stratosphäre ist das geostrophische Gleichgewicht angenähert erfüllt.<br />
Stratosphärische Winde wehen parallel zu den Höhenlinien des Geopotentialfeldes.<br />
Thermischer Wind:<br />
∂<br />
u g<br />
∂z<br />
= −<br />
R<br />
Hf<br />
∂T<br />
∂v g R ∂T<br />
=<br />
0 ∂y<br />
∂z<br />
Hf0<br />
∂x<br />
R: Gaskonstante für Luft<br />
H: Skalenhöhe<br />
Die stratosphärischen Windsysteme lassen sich anhand der meridionalen Temperaturgradienten<br />
erklären und sind ein Ausdruck des geostrophischen Gleichgewichtes.<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 10 -<br />
Kopplung von Temperatur und Wind bei geostrophischem Gleichgewicht<br />
u g<br />
∂<br />
∂z<br />
= −<br />
R<br />
Hf<br />
0<br />
∂T<br />
∂y<br />
u g nimmt mit der Höhe zu, wenn die Temperatur vom Äquator zum Pol abnimmt.<br />
u g nimmt mit der Höhe ab, wenn die Temperatur vom Äquator zum Pol zunimmt.<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 11 -<br />
2) Quasigeostrophische Approximation<br />
Prinzip: Ageostrophische Windkomponenten werden zugelassen.<br />
u = u g + u a mit u a
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 12 -<br />
2-dimensionale <strong>Dynamik</strong> der Mittleren Atmosphäre<br />
Viele Phänomene in der MA lassen sich erklären als Ergebnis von Wechselwirkungen<br />
zwischen zonal gemitteltem Zustand und Störungen vom zonalen Mittel.<br />
→ 2-d <strong>Dynamik</strong> in der Breiten-Höhen-Ebene:<br />
φ<br />
Definition: (am Beispiel des Zonalwindes u)<br />
z<br />
Zonales Mittel:<br />
Abweichungen vom<br />
zonalen Mittel:<br />
1<br />
u ( ϕ,z,t)<br />
=<br />
2π<br />
2π<br />
∫<br />
0<br />
u ( λ,<br />
ϕ,z,t)<br />
dλ<br />
u'(<br />
λ,<br />
ϕ,z,t)<br />
= u( λ,<br />
ϕ,z,t)<br />
− u ( ϕ,z,t)<br />
λ: geogr. Länge<br />
φ: geogr. Breite<br />
z: Höhe<br />
t: Zeit<br />
Die Abweichungen vom zonalen Mittel werden üblicherweise mithilfe der Fourier-Analyse<br />
in Anteile sich überlagernder zonaler Wellen mit unterschiedlicher Wellenzahl zerlegt.<br />
Nomenklatur: Zonal gemittelter Zustand von ū: „zonaler Grundzustand“<br />
Störungen: „Wellen“, „waves“, „eddies“ (nicht im Sinne von Wirbel)<br />
Die Dyamik der MA kann häufig durch zonale Mittel approximiert werden (2d-Approximation)<br />
→ Entwicklung 2-d Konzepten („Welle-Grundstrom-Wechselwirkungen“, „Welle-Welle-<br />
Wechselwirkungen“)<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 13 -<br />
Beispiele<br />
Arktisches Hoch im Sommer Stratosphärenerwärmung im Januar 2006<br />
2d-Approximation gut erfüllt<br />
2d-Approximation nicht erfüllt<br />
u(<br />
λ , ϕ,z,t)<br />
≈ u ( ϕ,z,t)<br />
u(<br />
λ,<br />
ϕ,z,t)<br />
= u ( ϕ,z,t)<br />
+ u'( λ,<br />
ϕ,z,t<br />
)<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 14 -<br />
Beobachtete Wellentypen<br />
Merkmale von atmosphärischen Wellen<br />
• Rückstellkräfte:<br />
• vertikal: Schichtung, Auftriebskräfte, Schwerkraft → (z.B. interne Schwerewellen)<br />
• horizontal: Corioliseffekt durch Erdrotation (β-Effekt) → (planetarische, Rossby-Wellen)<br />
• beides: → Inertio-Schwerewellen (Trägheitsschwerewellen)<br />
• erzwungene Wellen: z.B. Gezeiten, geogr. fixierte planetarische Wellen<br />
freie Wellen: globale Normalmoden, (z.B. 5-Tage-Wellen)<br />
• stehende (stationary, standing) Wellen: Phasengeschwindigkeit c = 0 (rel. zur Erdoberfläche)<br />
wandernde (traveling) Wellen: c ≠ 0<br />
• steady Wellen: Amplitude = const.<br />
transiente Wellen: zeitlich variable Amplitude<br />
• andere Definitionen:<br />
stationäre Wellen: standing + steady (c = 0, Ampl. = const.)<br />
transiente Wellen: zeitlich veränderlich (c ≠ 0, Ampl. ≠ const.)<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 15 -<br />
Stationäre planetarische Wellen I<br />
• (Quasi-)stationäre planetarische Wellen sind Rossbywellen, die sich im<br />
klimatologischen Mittel einer meteorologischen Variablen zeigen.<br />
• Die stationären planetarischen Wellen entstehen in der Troposphäre durch<br />
• orographisches Forcing (Gebirge) → stationär<br />
• thermisches Forcing (Land-See-Kontrast) → klimatolog. stationär<br />
• Planetarische Wellen breiten sich vertikal in die MA aus, wenn<br />
Kriterium nach Charney und Drazin<br />
0 < u − c <<br />
g u crit<br />
ū g : geostroph. Zonalwind<br />
c: Phasengeschwindigkeit der Welle<br />
ū crit : kritische Geschwindigkeit für Wellenausbreitung<br />
d.h. quasistationäre planetarische Wellen (mit c=0):<br />
• nur bei Westwind in der MA → nur im Winter<br />
• nur wenn der zonale Grundstrom ū g<br />
< u crit → nicht bei zu starken Winden<br />
• nur kleine Wellenzahlen, da f( u crit<br />
) → in der Stratosphäre vor allem<br />
Wellenzahlen 1 bis 3 (z.B. ū crit<br />
(WN1) =100 ms -1 )<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 16 -<br />
Stationäre planetarische Wellen II<br />
Amplitude und Phase der geopotentiellen Höhe [dam], Januar, Quelle: CIRA<br />
Welle 1 Welle 2<br />
Amplitude Phase<br />
96<br />
32<br />
• größere Amplituden im Nordwinter als im Südwinter<br />
• keine planetarischen Wellen in der MA im Sommer<br />
• Neigung der Phase der Wellen mit der Höhe nach Westen<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 17 -<br />
<strong>Freie</strong> Rossby-Wellen I<br />
5-Tage-Welle<br />
•WN 1<br />
• zonale sin-Welle<br />
• westwärts wandernd<br />
• Periode: 5 Tage<br />
• äquatorsymmetrisch<br />
• Boden: ∆p=0.5 hPa<br />
40 km: ∆T=0.5 K<br />
Wellenzahl 1 Fourier-Komponente<br />
der Anomalie der geopotentiellen<br />
Höhe in 1 hPa<br />
Hirota und Hirooka, 1984<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 18 -<br />
<strong>Freie</strong> Rossby-Wellen II<br />
Amplitude der geopotentiellen Höhe der westwärts wandernden<br />
Welle der Wellenzahl 1 in 1 hPa<br />
16-Tage-Welle<br />
Hirooka und Hirota, 1985<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 19 -<br />
<strong>Freie</strong> Rossbywellen II<br />
4-Tage-Welle in der Südhemisphäre<br />
Temperatur in 42 km Höhe<br />
(isoliertes Wärmegebiet, keine Sinuswelle)<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 20 -<br />
Schwerewellen<br />
Interne Schwerewellen<br />
Abb.: Hochfrequenz-Radarmessungen<br />
in 78 bis 94 km Höhe<br />
vom 11-14 Mai 1981<br />
Horizontale Wellenlängen 10- 300km<br />
Rückstellkraft: Auftrieb<br />
Periode: Minuten bis 1 Stunde<br />
Hor. Phasengeschwindigkeit bis 80 ms -1<br />
Trägheitsschwerewellen<br />
Perioden > 8 Std.<br />
Vincent und Reid, 1983<br />
Horizontale Wellenlängen: bis 10.000 km<br />
Rückstellkraft: Auftrieb und Corioliskraft<br />
8 min > Perioden<br />
< 8 Std.<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 21 -<br />
Schema einer sich vertikal ausbreitenden Schwerewelle<br />
Schwerewellen werden in der Troposphäre angeregt durch:<br />
• Gebirge<br />
• Konvektion<br />
• Windscherungen<br />
Schwerewellen sind wichtig für die Enstehung der tropischen QBO.<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 22 -<br />
Ausbreitungsbedingungen für Schwerewellen<br />
in Abhängigkeit von der zonalen Grundströmung<br />
nur westwärts wandernde SW in MA<br />
→ westwärts gerichtete Kraft wirkt auf<br />
Grundstrom<br />
→ Abschwächung der Westwinde im<br />
Winter<br />
nur ostwärts wandernde SW in MA<br />
→ ostwärts gerichtete Kraft wirkt auf<br />
Grundstrom<br />
→ Abschwächung der Ostwinde im<br />
Sommer<br />
Lindzen, 1981<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 23 -<br />
Globale Oszillationen<br />
Messbar in Wind-, Temperatur-, Druck-,<br />
Dichte- und Geopotentialdaten<br />
Gezeiten I<br />
Halbtägige Gezeiten<br />
Quellen:<br />
a) Lunare Gezeiten:<br />
- Schwerkraft des Mondes<br />
Periode: 24.8h und 12.4h (ganz- und<br />
halbtätige Gezeiten)<br />
Bodendruck (hPa) in Batavia (heute Jakarta, Indonesien)<br />
während 5 Tagen im Januar 1925<br />
b) Solare Gezeiten:<br />
- Thermische Anregung (Wechsel zwischen solarer<br />
Heizung am Tage durch Absorption (O 3<br />
in der<br />
Stratosphäre, H 2<br />
O in der Troposphäre) und Abkühlung<br />
in der Nacht<br />
- Freisetzung latenter Wärme durch Konvektion<br />
- Schwerkraft der Sonne<br />
Periode: 24h und 12h (ganz- und halbtätige Gezeiten)<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>
Meteorologie der Mittleren Atmosphäre, WS 2007/08, Vorlesung 6 - 24 -<br />
Gezeiten II<br />
Migrating Tides:<br />
wandern westwärts mit dem<br />
Sonnenstand (sonnensynchron),<br />
verursacht durch periodische<br />
Strahlungsabsorption)<br />
Non-migrating Tides:<br />
Gezeiten mit täglichen oder<br />
halbtägigen Perioden, aber nicht<br />
sonnensynchron<br />
Zonale Winde (ms -1 ) aus Radarmessungen über<br />
Adelaide (Australien) in der oberen Mesosphäre vom 8.-<br />
9. August 1994 (RA Vincent)<br />
PD Dr. Ulrike Langematz, Institut für Meteorologie, <strong>Freie</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>