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Reisen – Fu Shan Hai<br />
Mit einer Länge von 225 m und einer<br />
Tonnage von 69.973 BRT besteht die<br />
Fu Shan Hai aus genügend Stahl, um<br />
zehn Eiffeltürme daraus bauen zu<br />
können. Das Schiff deckt eine Fläche<br />
größer als ein Fußballfeld ab.<br />
Es ist Spätsommer auf der Insel<br />
Bornholm und 24 Taucher kommen<br />
zusammen, um dieses neue Wrack<br />
zu erforschen. Ein Wrack mit dem<br />
Potential zur nordischen Zenobia zu<br />
werden.<br />
Die Geschichte der Fu Shan Hai beginnt<br />
nicht in einer dunklen, stürmischen<br />
Nacht, wie das bei vielen anderen<br />
Schiffswracks der Fall ist. Es gibt weder<br />
einen Herbststurm, weit draußen im offenen<br />
Meer, noch eine zornige Crew, die<br />
meutert. Nein, die Geschichte beginnt an<br />
einem klaren und sonnigen Wochentag.<br />
Am 31.Mai 2003 war der riesige Frachter<br />
auf seinem Weg von Lettland zurück in<br />
die chinesische Heimat. Die Treibstofftanks<br />
waren voll und die Reise heimwärts,<br />
wo die aus Düngemitteln bestehend<br />
Fracht gelöscht werden sollte, war<br />
lang. Mit Kurs Nord durch die Baltische<br />
See, näherte sich die Fu Shan Hai langsam<br />
der dänischen Insel Bornholm.<br />
Währenddessen kreuzte der kleine<br />
Frachter Gdynia den Kurs der Fu Shan<br />
Hai. Er befuhr die schnelle Route zwischen<br />
Polen und England. Beide Schiffe<br />
waren kurz davor, das nördliche Ende<br />
der Insel Bornholm zu passieren. Der<br />
2. Diensthabende übernahm die Wache<br />
um 12 Uhr Mittag. Er überprüfte den<br />
Kurs und stellte fest, dass sie ein wenig<br />
zu nahe an den chinesischen Giganten<br />
herankamen. Seiner Beurteilung nach<br />
würde die Gdynia die Fu Shan Hai trotzdem<br />
in einer sicheren Distanz passieren.<br />
Er überprüfte nochmals sorgfältig<br />
das Radar, um sicher zu sein, dass der<br />
richtige Kurs anliegt. Dies beanspruchte<br />
mehrere Minuten. Er schreckte auf, als<br />
er merkte, dass beide Schiffe auf Kollisionskurs<br />
fuhren.<br />
Sofort änderte er die Richtung. Anstatt<br />
die Fu Shan Hai vorne zu passieren, versuchte<br />
er, knapp am Heck vorbeizukommen.<br />
Unglücklicherweise gab es nicht<br />
genügend Spielraum. Die Gdynia fuhr<br />
geradewegs auf die Fu Shan Hai zu.<br />
teiligten Schiffe hatte Funkkontakt zum<br />
anderen.<br />
Die Gdynia krachte geradewegs zwischen<br />
dem ersten und zweiten Frachtraum<br />
in die Fu Shan Hai. Große Wassermassen<br />
drängten sich in den verletzten<br />
Schiffskörper. Weil die Gdynia für den<br />
Warentransport durch arktische Gewässer<br />
extrem stabil gebaut war, wurde nur<br />
ihr Bug verbeult. Der Kapitän der Fu<br />
Shan Hai beurteilte die Situation sorgfältig.<br />
Er nahm mit dem Schiffseigner in<br />
China Kontakt auf und befahl der Crew,<br />
alle Schotten zwischen den Laderäumen<br />
sowie alle Treibstoffventile zu schließen.<br />
Dann verließ er, zusammen mit seiner<br />
Mannschaft das Schiff. Knapp neun<br />
Stunden später versank die Fu Shan Hai<br />
im klaren, kalten Wasser der Baltischen<br />
See.<br />
Tauchverbot<br />
Die Fu Shan Hai liegt in 69 Meter Tiefe.<br />
Normalerweise würde die Regierung<br />
so ein Wrack in Frieden ruhen lassen,<br />
aber einer der größeren Treibstofftanks<br />
bekam ein Leck und ein gewaltiger<br />
Ölteppich bildete sich an der Oberfläche.<br />
Der Wind trieb das Öl an den östlichsten<br />
Punkt Dänemarks, die Christian Inseln.<br />
Dieser Ölteppich ließ die Regierung<br />
Alarm schlagen. Sie fürchteten, auch<br />
Die Besatzung an Bord der Fu Shan Hau<br />
bemerkte, dass die Gdynia immer näher<br />
kam. Unglücklicherweise verhinderte ein<br />
kleineres Schiff an Steuerbord, dass die<br />
Fu Shan Hai ausweichen konnte. Der<br />
Kapitän befahl einen sofortigen Stop der<br />
Maschinen. Gleichzeitig begann er mit<br />
dem Nebelhorn Signale zu geben, um<br />
die Gdynia zu warnen. Keines der bedie<br />
anderen Treibstofftanks könnten leck<br />
schlagen. Eine Umweltkatastrophe wäre<br />
die Folge gewesen. Der Plan war die Öltanks<br />
des Frachters leer zu pumpen. Die<br />
Kosten und der Zeitaufwand, um dieses<br />
Projekt durchzuführen, waren gewaltig.<br />
Währenddessen beeilte sich eine Gruppe<br />
von Tauchern aus Kopenhagen, die<br />
„Dykkeriet“, nach Bornholm zu kommen<br />
und nach dem, wie sie aus dem<br />
Fernsehen wussten, größten Wrack in<br />
skandinavischen Gewässern zu tauchen.<br />
Mit einem Schiffsrumpf in nahezu 70 m<br />
Tiefe bot sich eine perfekte Gelegenheit<br />
für mehrere Mischgastauchgänge und<br />
die Gruppe fieberte den ersten Trimix-<br />
Mischungen entgegen. Ihr Pech – sie<br />
kamen nie zu ihrem Tauchgang…<br />
Auf Bornholm begannen Berufstaucher<br />
bereits mit den Vorbereitungen, die<br />
Öltanks des Wracks zu entleeren. Es<br />
war klar, dass das Wrack viele Taucher<br />
anziehen würde. Alle Türen und Luken<br />
standen offen – ein Paradies für Wracktaucher.<br />
Man musste nur hineintauchen.<br />
Das Risiko eines Unfalls war also<br />
gegenwärtig. Nebenbei befand sich die<br />
Fu Shan Hai inmitten der Schifffahrtsroute.<br />
Die Verwaltungsbehörde entschied<br />
daher, das Tauchen an der Fu Shan Hai<br />
zu verbieten. So etwas hat es bei einem<br />
11 <strong>DiveInside</strong> 06/2007