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Magazin 198004

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USNerteldlgungsmlnlster Robert McNamara ais die<br />

fahlgkelt bezeichnet, ein Funftel bis em Viertel der<br />

sowjetischen BevoJkerung und etwa die Hälfte der<br />

Industneproduktlon zu vernichten.<br />

4 Stephen Canby. ,The Alliance and Europe. Part IV".<br />

Adelphi Paper No. 109, HSS London oder ,Future 01<br />

Arms ControL Part I'. Adefphl Paper No, 141, IfSS<br />

london.<br />

5 Hermann Kahn, .On Thermonuclear War ", Pnnce­<br />

Ion UmverSity Press, Pnncelon, 1960<br />

6 Bemard Brodle. ,War and Polltlcs". Casen & Co ..<br />

london, 1974, S 420<br />

7 Donald C. Brennan. ,On War', SURVIVAl. IISS.<br />

landon, Jan.lFebr. 1978<br />

8 Bernard Brodie .• Anatomy 01 Deterrence ". Theones<br />

01 Peace and Secunty, MacMIUan, 1970, Herausgeber<br />

J. GarneU, S. 99.<br />

9 John Enckson, • The Soviel Military Effort in the<br />

Sevenlles: Perspectlves and Pnonlles·. AUSI and<br />

Brassey's Defence Year Book 1976/77, london,<br />

S99<br />

10 In elmgen ländern ist der Versuch gemacht wOfden.<br />

die Glaubwurdlgkelt der ZIvilen Verteidigung zu erhOhen,<br />

Indem man Ihr eine FiJlle anderer Aufgaben<br />

ubertfug. die euphemistisch als Nothilfe oder Katastrophenhilfe<br />

In Friedenszeiten bezeichnet werden .<br />

Weil Katastrophen häufig aultreten k6nnen, besteht<br />

die gefährliche Tendenz, daß die täglichen Vorbereitungen<br />

aul solche den eigentlichen Grund fur die<br />

ZIvile Verteidigung völlig verdrängen.<br />

11 Eine Untersuchung in Kanada hat ergeben, daß uber<br />

70000 Gebäude befells gute Schutzmoghchk8llen<br />

bieten ; dabei sind uber zwei Millionen Haushalte mit<br />

Kellern unter der Erdoberflache. die als Schutzräume<br />

elngenchtet werden konnten, mcht eingerechnet.<br />

Untersuchungen In anderen Ländern haben zu<br />

ahnhchen Ergebnissen gefuhrt<br />

12 G. R. lindsay. "The Strategy and Economlcs 01<br />

Interconllnental MiSSile Defence " , ORD Informal<br />

Paper No. 65. Ollawa. 1965<br />

13 Eine andere Auffassung Wird In dem Artikel "ZIvile<br />

Verteidigung - Konzept der Bundesregierung" von<br />

Peter Menke-Gluckert Im NATO-BRIEF Marz/Apnl<br />

1979 vertreten. wo In These 3 und 7 erklart wlrd,daß<br />

Vorbereitungen In großem Sill dem War schauer Pakt<br />

ein "falsches Signal " (Unterlaufen nuklearer Pafltat)<br />

geben konnten; auf der anderen Seite wurde der<br />

dort geforderte " Mlnlmalschuu " bereits eine Verbesserung<br />

gegenuber dem derZ6lligen Stand In der<br />

NATO bedeuten.<br />

14 S. T. Cohen und W. R. van Cleave, .. Western Europe<br />

- Col1ateral Damage and Tactical Nuclear Weapons<br />

", AUSI Journal. london. Juni 1976; Paul Brakken.<br />

"Urban Sprawl and NATO Defence ", SUAVI­<br />

VAL, IISS, Nov.lDez. 1976: Edward lultwak. "The<br />

American Style 01 Warfare and the Military Balance ",<br />

SURVIVAl, IISS, Marz/April 1979<br />

15 R.l. Gar1hoff, "Sovlet Stralegy in the Nudear Age~,<br />

Praegar, New York, 1958, S. 90; P Vigor, "Sovlet<br />

Views on War, Peace and Neutrallty", Routledge &<br />

Kegan Paul, london 1975, S, 111; V I, SokolovsklY.<br />

~Sovle t Military Strategy " ,herausgegeben von H. F.<br />

Scott, Crane & Russak, New York , 1975.<br />

16 R. W. Barmet!, "Trans-SAl T: Sovlet Strategic Doctfine<br />

". ORBIS, Band XIX, No. 2, 1975, S. 546.<br />

17 N I. Akimov ... Civii Defence - Moscow 1969",<br />

ubersetzt von S. J. Rlmshaw (1971), Erklärung von<br />

Marschall Tschuikow<br />

18 p , H NIUe ... Assunng Strateglc Stabihtyin an Era 01<br />

Detente ", Forelgn Affalfs, Januar 1976, Band 54.<br />

No. 2<br />

Die Zivilverteidigung in der Sowjetwlion<br />

Als Marschall Sokolowskl 1962 sein<br />

aufsehenerregendes Buch "MIlItärstrategie"<br />

veröffentlichte, und die Zweitauflage<br />

bereits einige Monate später folgte,<br />

konnte der Leser einen Interessanten<br />

Unterschied feststellen: Die Zweitauflage<br />

war neben einigen geringfügigen Änderungen<br />

um das Kapitel "Zivilverteidigung"<br />

erweitert worden. Insgesamt gesehen<br />

konnte diese Tatsache nicht<br />

überraschen. Die sowjetische Militärdoktrin<br />

hat die Bedeutung der zivilen<br />

Verteidigung oder des sogenannten<br />

Hinterlandes nie In Frage gestellt. Sie<br />

wurde von Lenin bestimmt, der einstmals<br />

behauptet hat: " Um einen Krieg<br />

gründlich zu führen, bedarf es eines gut<br />

organisierten Hinterlandes. Die beste<br />

Armee, die der Sache der Revolution<br />

ergebensten Menschen werden auf der<br />

Stelle vom Feind vernichtet werden,<br />

wenn sie nicht genügend bewaffnet, mit<br />

Lebensmitteln versorgt und geschult<br />

sind."<br />

Stalin zählte die .Stabilität des Hinterlandes"<br />

sogar zu einem der" Fünf Faktoren" ,<br />

die für das Erringen des Sieges im Kriege<br />

von entscheidender Bedeutung seien.<br />

Es sind vor allem zwei Grundsätze der<br />

sowjetischen Militärdoktrin, die der Zivilverteidigung<br />

Rang und Bedeutung zugewiesen<br />

haben :<br />

• Ein Krieg in Europa könne sich sehr<br />

leicht und sehr schnell zu einem atomaren<br />

Weltkrieg ausdehnen, und<br />

• ein solcher Krieg könne nur unter Förderung<br />

und Einsatz aller fünf Teilstreitkräffe<br />

gewonnen werden .<br />

Daß die sowjetische Führung die Zivilverteidigung<br />

etwa wie eine sechste Teilstreit-<br />

kraft betrachtet, zeugt von der Bedeutung,<br />

die ihr heutzutage beigemessen wird.<br />

Die Geschichte<br />

Am 4. Oktober 1932 hatte der "Rat der<br />

Volkskommissare der UdSSR" die "Verordnung<br />

über die Luftverteidigung des Territoriums<br />

der UdSSR" in Kraft gesetzt. Mit<br />

dieser Verordnung wurde die Basis für die<br />

Tätigkeit der sogenannten MPVO (Mestnoje<br />

Protivo Vosdushnaja Oborona). einer Art<br />

"lokale Luffverteidigung " der Sowjetunion<br />

geschaHen.<br />

Die Bewährung brachte der Zweite Weltkrieg<br />

. Hier handelte es sich praktisch um<br />

die Beseitigung der von der deutschen<br />

Luftwaffe verursachten Schäden, wie Löschen<br />

von Bränden, Instandsetzen von Eisenbahnen,<br />

Brücken, FernmeIdeeinrichtungen<br />

und Industriebetrieben, Unschädlichmachen<br />

von Bomben und Geschossen<br />

u. a. m.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg hörte man<br />

jahrelang nichts über die Zivilverteidigung.<br />

Das mag folgende Gründe haben:<br />

• In den ersten Jahren nach dem Krieg<br />

hatte die sowjetische Führung alle Hände<br />

voll zu tun, die Kriegsschaden zu beseitigen<br />

und Städte, Fabriken und Wohnhäuser<br />

zu bauen.<br />

• Man konnte es der Bevölkerung, die den<br />

Krieg unter fürchterlichen Schwierigkeiten<br />

durchgestanden hatte, einfach nicht zumuten,<br />

schon wieder an einen neuen Krieg<br />

mit sicherlich noch viel größeren Problemen<br />

zu denken; dazu bedurfte es längerer<br />

psychologischer Vorbereitungen. So hat<br />

Stalin es jahrelang verhindert, die Bevölkerung<br />

über die möglichen Konsequenzen<br />

eines atomaren Krieges zu informieren.<br />

• Die Sowjets haben zwar ihre atomaren<br />

Waffen relativ schnell nach dem Krieg konstruiert,<br />

aber erst etwa ab 1960 konnten<br />

diese Waffen auf breiter Basis an die T ruppe<br />

verteilt werden . Erst seitdem sprechen<br />

die Sowjets von der sogenannten" Revolution<br />

im Militärwesen".<br />

• Der damalige Parteichef Chruschtschow<br />

und die führenden Militärs waren der Ansicht,<br />

daß ein neuer Weltkrieg bereits in der<br />

Anfangsphase mit todlichen Zerstörungen<br />

im Inneren der Länder belder Seiten beginnen<br />

würde, und daß es kaum eine Überlebenschance<br />

geben würde . Dem damaligen<br />

Verteidigungsminister Marschall Malinowskij<br />

wird nachgesagt, behauptet zu haben,<br />

Schutzbunker seien nicht mehr als<br />

"vorfabrizierte Särge" .<br />

Nachdem allerdings die Sowjetunion etwa<br />

1960 nicht nur strategische, sondern auch<br />

operativ-taktische Raketen in ausreichender<br />

Menge in die Truppe eingeführt hatte,<br />

wurde die sowjetische Führung auch auf<br />

dem Gebiet der Zivilverteidigung aktiv:<br />

• Im Juli 1961 wurde die MPVO (lokale<br />

Luffverteidigung) in die GO (Grashdanskaja<br />

Oborona = Zivilverteidigung) umgewandelt<br />

und dem Verteidigungsministerium<br />

unterstellt. Die Bedeutung dieser Umorganisation<br />

kann auch aus der personellen<br />

Besetzung der Spitzenposition ermessen<br />

werden: Erster Chef wurde der verdienstvolle<br />

Marschall und Eroberer von Berlin,<br />

Tschuijkow. vorher Oberbefehlshaber der<br />

sowjetischen Landstreitkräffe und Stellvertretender<br />

Verteidigungsminister.<br />

• Mit der Erweiterung von Marschall Sokolowskis<br />

Buch "Militärstrategie" um das Ka-<br />

1 0 zs· MAGAZIN 4/80

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