Download - Hannoversche Ärzte-Verlags-Union
Download - Hannoversche Ärzte-Verlags-Union
Download - Hannoversche Ärzte-Verlags-Union
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
klinik und praxis<br />
Docs@work<br />
Berufsorientierung ab Tor 3<br />
Angehende Betriebsmediziner besuchen VW-Werk in Hannover<br />
Die Spätschicht hat schon längst begonnen, trotzdem gibt es<br />
am Werktor 3 von VW in Hannover-Stöcken auch am frühen<br />
Nachmittag immer jemanden, der gerade hinein- oder hinausmöchte.<br />
An diesem Tag wollen drei junge und ein älterer<br />
Mediziner erst mal: hinein. Und zwar nicht nur, um den<br />
Ort, an dem pro Tag 650 Kleintransporter, 120 Pickups und<br />
100 Sportwagen montiert werden, zu sehen, sondern, um herauszufinden,<br />
ob die Betriebsmedizin für sie ein gutes Arbeitsfeld<br />
wäre. „Woher kommen Sie?“ fragt die frisch approbierte<br />
Berlinerin Lena Henning, die vor Kurzem eine Assistenzstelle<br />
bei einem Arbeitsmedizinischen Dienst bekommen<br />
hat, in die Runde. „Ich komme aus Frankfurt, bin Fachärztin<br />
für Urologie und will umsatteln“, sagt Dr. med. Kerstin Wagner.<br />
Beide sind sich also schon sehr sicher, mit der Arbeitsmedizin<br />
den richtigen weiteren Berufsweg gefunden zu haben.<br />
Das freut auch Dr. med. Uwe Gerecke, Mitglied der Kammerversammlung<br />
der <strong>Ärzte</strong>kammer Niedersachsen, der an<br />
diesem Nachmittag als Landesvorsitzender den Verband<br />
Deutscher Betriebs- und Werksärzte e. V. vertritt. Er stellt<br />
kurz den Wettbewerb docs@work vor, der Grund für den Besuch<br />
der vier <strong>Ärzte</strong> in Hannover ist. „Zum fünften Mal richten<br />
wir den Wettbewerb aus, da die Arbeitsmedizin – wie viele<br />
andere Gebiete auch – unter Nachwuchsmangel leidet. Das<br />
war in den vergangenen Jahren immer sehr effektiv, weil viele<br />
Bewerber hinterher tatsächlich diesen Berufsweg gewählt<br />
haben. In diesem Jahr haben wir 28 Bewerber, die wir zum<br />
ersten Mal in eine regionale Vorrunde schicken. Ziel der Vorrunde<br />
ist es, den Bewerbern bei Exkursionen zu einem guten<br />
Praxiseinblick in die Arbeitsmedizin zu verhelfen. Die<br />
Endrunde des Wettbewerbs wird wieder während des Herbstkongresses<br />
unseres Verbandes ausgerichtet“, erläutert Dr.<br />
Gerecke.<br />
Im Anschluss möchte er gern wissen, weshalb die vier Teilnehmer<br />
der regionalen Vorrunde sich für das Gebiet interessieren.<br />
Christian Berberich, ein junger Assistent aus einem<br />
Krankenhaus in Ingolstadt, der kurz vor dem Facharzt<br />
für Anästhesie steht, sagt, er sei gerade in einer Phase des<br />
beruflichen Bilanzierens: „Ist die Arbeit in der Klinik wirklich<br />
etwas für immer? Oder soll noch etwas anderes kommen?<br />
Mich interessiert an der Arbeitsmedizin vor allem die Kombination<br />
aus medizinischer Prävention und der Arbeit innerhalb<br />
eines Wirtschaftsgefüges, das einem bestimmte<br />
kommunikative Fähigkeiten abverlangt“, sagt er. Die frisch<br />
Die jungen angehenden Arbeitsmediziner bekommen einen guten Einblick<br />
in das Berufsfeld.<br />
approbierte Lena Henning reizt vor allem, dass in der Betriebsmedizin<br />
interdisziplinär gearbeitet wird. Dr. med. Kerstin<br />
Wagner hätte sogar die Chance gehabt, in ihrem bisherigen<br />
Fachgebiet eine Einzelpraxis zu übernehmen. „Aber ich<br />
bin kein Mensch, der allein vor sich hinarbeitet. Ich brauche<br />
zwingend den fachlichen und kommunikativen Austausch“,<br />
sagt sie.<br />
Medizin am laufenden Band: Betriebsärzte küm -<br />
mern sich um ergonomische Verbesserungen<br />
Bevor Dr. Gerecke aus jahrzehntelanger Erfahrung über die<br />
Arbeitsmedizin berichtet, wird die Betriebsmedizin von VW<br />
in Hannover-Stöcken genauer vorgestellt. Dazu hat Dr. med.<br />
Rainer Lörx die Gruppe in die Räume des Gesundheitsdienstes<br />
geführt. Der Internist und Pneumologe ist zurzeit in<br />
der Weiterbildung, vorher hat er zwölf Jahre in Kliniken in<br />
Großstädten Deutschlands gearbeitet. Er berichtet, dass die<br />
Zahl der Mitarbeiter bei VW in Hannover 12.500 beträgt und<br />
dass man „bei jedem einmal genau hingucken muss, weil es<br />
sich um zum Teil harte körperliche Arbeit handelt, die zudem<br />
auch mit schweißen und Hitze verbunden sein kann.“<br />
Grob unterteilt wird in das Presswerk, den Karosseriebau, die<br />
Lackiererei und die Montage. Sechs <strong>Ärzte</strong>, zehn Medizinische<br />
Fachangestellte und 16 Rettungsassistenten bilden das Team,<br />
wobei der Leitende Werksarzt eine 36-Monate-Weiterbildungsermächtigung<br />
innehat. Hinzu kommen zwei Physiotherapeuten.<br />
Mit diesem Team wird die arbeitsmedizinische<br />
Vorsorge nach gesetzlichen und berufsgenossenschaftlichen<br />
Vorgaben, die Rehabilitationsbegleitung, die Fremdfirmen-<br />
16 niedersächsisches ärzteblatt 8 | 2013