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Liebe Kundinnen und Kunden, Sommer – Sonne ... - Vet-Team GmbH

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K<strong>und</strong>enbrief Juli 2012<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>K<strong>und</strong>innen</strong> <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en,<br />

<strong>Sommer</strong> <strong>–</strong> <strong>Sonne</strong> <strong>–</strong> <strong>Sonne</strong>nschein - für viele Menschen heißt das Urlaubszeit. Für viele Landwirte heißt das<br />

Hitzestress im Stall. Aber ist das sogenannte <strong>Sommer</strong>loch ein Fass ohne Boden oder gibt es Möglichkeiten,<br />

ihm zu entkommen?<br />

Unsere Sauen stammen vom Wildschwein ab. Es gibt aber mittlerweile große Unterschiede zwischen Haus<strong>und</strong><br />

Wildschweinen: unsere Hausschweine sind polyöstrisch, d.h. sie rauschen im Idealfall alle drei Wochen,<br />

<strong>und</strong> das das ganze Jahr. Sie sind saisonunabhängig. Eine Kopplung an den Tageslichtrhythmus ging im Zuge<br />

der Domestikation zurück, jedoch ging sie nie komplett verloren. Dadurch entsteht das sogenannte<br />

„<strong>Sommer</strong>loch“. Es ist eine Interaktion aus Temperatur <strong>und</strong> Photoperiodik, d.h. hohe Außentemperaturen<br />

gekoppelt mit veränderter Tageslichtlänge <strong>und</strong> <strong>–</strong>intensität.<br />

Hohe Außentemperaturen bewirken einen erhöhten Wasserverbrauch, einen verringerten Calcium<br />

Stoffwechsel <strong>und</strong> einen erhöhten Energieumsatz bei verminderter Futteraufnahme. Die Herztätigkeit nimmt<br />

zu <strong>und</strong> insgesamt wird der Säure-Basen-Haushalt gestört.<br />

Der Körper versucht Wärme abzugeben. Die Tiere hecheln, d.h. die Körpertemperatur steigt <strong>und</strong> die<br />

Wachstums- <strong>und</strong> Fruchtbarkeitsleistung nehmen ab.<br />

Eine Temperaturerhöhung um 1°C verringert die Futteraufnahme um etwa 100g. Ab 25°C verringert sich die<br />

Sekretion einiger weiblicher Hormone, die für die Rausche wichtig sind. Das führt bei Zuchtläufern zu einem<br />

verzögerten Pubertätseintritt. Bei Jung- <strong>und</strong> Altsauen kommt es zu einem veränderten Brunstverlauf.<br />

Auswirkungen sind ein verlängertes Absatz-Beleg-Intervall, komplettes Ausbleiben der Rausche, mehr<br />

Spätumrauscher oder vermehrt azyklisch umrauschende Sauen. Daraus resultieren neben geringeren<br />

Trächtigkeitsraten <strong>und</strong> verminderten Wurfgrößen, erhöhte Abort- <strong>und</strong> Absterberaten der Früchte.<br />

Die größten Probleme machen Jungsauen bzw. Sauen nach dem ersten Wurf (primipare Sauen). Bei ihnen<br />

hängt der Erfolg zum zweiten Wurf vom Verlauf des ersten Wurfes ab. Eine unproblematische Geburt <strong>und</strong><br />

ein ungestörtes Puerperium sind essentiell. Sie sollen keine MMA bekommen bzw. müssen, wenn doch eine<br />

MMA auftreten sollte, zeitnah behandelt werden.<br />

Jungsauen sollen 12-14 gute Ferkel säugen <strong>und</strong> 28 Tage Säugezeit haben, damit sie ausreichend lange Zeit<br />

für die Rückbildung der Gebärmutter haben. Sie müssen gut gefüttert werden, so dass sie während der<br />

Säugezeit nicht absäugen. Der laktationsbedingte Gewichtsverlust hat neben der Rückbildung direkten<br />

Einfluss auf die nächste Rausche, die Trächtigkeitsrate <strong>und</strong> die Wurfgröße des nächsten Wurfes.<br />

Was können wir gegen saisonale Fruchtbarkeitsprobleme in der heißen Jahreszeit im Betrieb unternehmen?<br />

Eine oft praktizierte Methode, dem <strong>Sommer</strong>loch entgegen zu wirken, ist der Einsatz von Hormonen (z.B.<br />

Pregmagon®). Betriebe sollten prüfen, ob sie diese Maßnahme durch kostengünstigere<br />

Managementumstellungen ersetzen können.<br />

Zunächst muss eine Analyse der Sauenplanerdaten erfolgen <strong>–</strong> welcher Zeitraum <strong>und</strong> welche Sauen im<br />

Besonderen sind im Betrieb betroffen?<br />

Als nächstes erfolgt eine Kontrolle der Körperkondition der Sauen. Sind die Sauen zu mager, muss die<br />

Fütterung angepasst werden (oder wäre mal wieder eine Entwurmung der Tiere dran?).<br />

Eine Überprüfung des Stallklimas <strong>und</strong> der Futter- <strong>und</strong> Wasserversorgung sollte ebenfalls erfolgen. Es ist<br />

wichtig in allen Bereichen ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen, eventuell müssen zusätzliche<br />

Tränkezeiten eingeführt werden. Die Durchflussraten der Tränken sollen im Sauenbereich 2l/min betragen<br />

<strong>und</strong> müssen regelmäßig überprüft werden.<br />

Gegen ein übermäßiges Aufheizen des Stalls an sehr warmen Tagen empfiehlt es sich, die Fenster<br />

abzudunkeln (z.B. mit Styropor), um eine direkte <strong>Sonne</strong>neinstrahlung zu verhindern. Neben einer Abkühlung


des Stalles, wird damit eine Veränderung der Lichteinstrahlung vermieden. Es kann ausschließlich mit einem<br />

Lichtprogramm gearbeitet werden: im Deckzentrum sollte eine Lampenleiste über den Sauen mit einer<br />

Zeitschaltuhr angebracht sein, so dass ca. 300 Lux über 14-16 St<strong>und</strong>en erreicht werden.<br />

Durch Waschen <strong>und</strong> Desinfizieren des Deckzentrums erfährt der Stall ebenfalls eine Abkühlung. Weißen<br />

bzw. Kalken des Deckzentrums bringt Licht ins Deckzentrum.<br />

Eine Zuluftansaugung aus dem Dachbereich sollte vermieden werden.<br />

Das Anbringen eines zusätzlichen Ventilators inklusive einer Wasserkühlung oder der Einbau eines<br />

Hochdruckkühlungssystems hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt. Jedoch dürfen diese<br />

Wasserkühlungssysteme nicht bei hoher Luftfeuchtigkeit in Betrieb sein. Bei Gewitterluft erzeugen sie ein<br />

Tropenklima im Stall, was den Kreislauf der Sauen sehr belastet.<br />

Im Abferkelstall sollten die Rotlichtlampen erst kurz vor der Geburt in Betrieb genommen werden <strong>und</strong> so<br />

früh wie möglich wieder entfernt werden, um durch die Strahlungswärme kein zusätzliches Aufheizen des<br />

Stalls zu gewährleisten. Auch im Abferkelstall empfiehlt es sich, die Fenster abzudunkeln. An besonders<br />

heißen Tagen sollte auf die Abendfütterung verzichtet werden, um den Kreislauf der Sauen nicht zu belasten.<br />

Die zweite Fütterung kann dann schon mittags erfolgen. Abends soll nur noch klares Wasser gegeben<br />

werden.<br />

Das Niveau der Fütterung während der vorherigen Säugezeit substantiell für das Absatz-Östrus-Intervall, die<br />

Ovulationsrate, die Wurfgröße <strong>und</strong> letztendlich für die Qualität der Ferkel im nächsten Wurf (s.o.). Die<br />

Futteraufnahme geht jedoch bei hohen Temperaturen zurück, so dass die Sauen weniger Milch produzieren<br />

<strong>und</strong> mehr absäugen. Ein Teufelskreis?!? Eine Möglichkeit dem entgegen zu wirken ist, in der <strong>Sommer</strong>zeit<br />

ein verändertes Lac-Futter zu füttern, welches ein höheres Energieniveau pro kg Futter generiert. Dabei<br />

sollte der Rohproteingehalt jedoch gleichbleibend sein bzw. auf keinen Fall erhöht werden.<br />

Das Absetzen der Sauen soll in den Morgenst<strong>und</strong>en erfolgen. Ein Waschen der Sauen nach dem Absetzen<br />

verschafft neben zusätzlichen Stress auch Abkühlung. Am Absetztag sollten die Tiere nicht gefüttert werden.<br />

Auch dieses erzeugt Stress <strong>und</strong> vermindert die Kreislaufbelastung. Vom Absetzen bis zum Belegen sollten<br />

die Tiere ad libitum gefüttert werden (flushing Fütterung). Zusätzliche Energiegaben wie z.B. Zucker (100-<br />

200g/Tag) oder Zuckerrübensirup sind sehr empfehlenswert. Die Sauen produzieren dann viel Insulin, was<br />

die Produktion von Eizellen positiv beeinflusst. Neben der zusätzlichen Energiegabe ist eine zusätzliche<br />

Vitaminisierung der NT-Ration <strong>und</strong> der Einsatz von Futtersäuren überlegenswert, um<br />

Harnwegsentzündungen vorzubeugen.<br />

Ganz besonderes Augenmerk sollte an heißen Tagen auf die Lagerung des Spermas gelegt werden. Durch ein<br />

Minimum-/Maximum- Thermometer kann eine tägliche Temperaturkontrolle in der Spermabox erfolgen. Die<br />

Brunstkontrolle sollte zweimal täglich stattfinden. Das Führen eines Brunstkalenders hilft den optimalen<br />

Besamungszeitpunkt der Sauen zu bestimmen. Um Infektionen beim Besamen zu vermeiden, ist die<br />

Verwendung von umhüllten Besamungskathetern (safe blue) sehr empfehlenswert.<br />

Wir wünschen allen einen schönen <strong>Sommer</strong> mit dem ein oder anderen geselligen Grillabend <strong>und</strong> hoffentlich<br />

nicht zu hohen Temperaturen im Stall. Entgehen Sie mit unseren Tipps dem <strong>Sommer</strong>loch.<br />

Nadine Henke<br />

<strong>Vet</strong>-<strong>Team</strong> <strong>GmbH</strong>

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