Die Stufe 147
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Und das sind nur drei Beispiele. Auch Brasilien exportiert<br />
in großem Stil Soja und andere auf Großfeldern angebaute<br />
landwirtschaftliche Erzeugnisse. Dabei wird vermutet, dass ca.<br />
25% der Brasilianer Hunger leiden.<br />
Kommen wir nochmals zurück zu den Erdbeeren. 1992<br />
hat Stefanie Böge sämtliche Transportvorgänge rund um ein<br />
150-Gramm-Glas Erdbeerjoghurt analysiert und kam dabei<br />
auf erstaunliche Zahlen. Umgerechnet von der Gesamtzahl an<br />
Joghurtgläsern auf einem LKW und der gesamten zurückgelegten<br />
Strecke ergibt sich pro fertigem Joghurt ein Entfernungsanteil von<br />
9,2 Metern bzw. 0,004 Liter <strong>Die</strong>sel. Auf eine gesamte LKW-Ladung<br />
umgerechnet ergeben sich 1.447 Kilometer. Dabei entfällt etwas<br />
mehr als die Hälfte auf die Strecken der Zulieferer zum Hersteller.<br />
Übrigens!<br />
In Cuxhaven läuft seit diesen Sommer<br />
Europas erste maschinelle Krabbenschälanlage.<br />
Nach vollem Ausbau sollen täglich<br />
7,2 Tonnen Krabben gepult werden.<br />
Was das mit dem Thema zu tun hat?<br />
Bisher wurden die Krabben, die in der<br />
Nordsee gefangen wurden, bevorzugt in<br />
Polen und Marokko geschält! Verrückt,<br />
aber wahr. Da die Löhne dort und die<br />
Transportkosten gestiegen sind, ist diese<br />
Fabrik nun kostengünstiger.<br />
Weiterer Vorteil ist, dass die Krabben jetzt<br />
mindestens vier Tage früher beim Kunden<br />
und damit wesentlich frischer sind.<br />
Rolf Plühmer pixelio<br />
Einige Beispiele für die zurückgelegten Entfernungen:<br />
• Joghurtkulturen kommen aus Niebüll,<br />
Schleswig-Holstein = 971 km<br />
• Verpackung = 2884 km (ohne Glas, das<br />
wird recycled)<br />
• Zucker aus Rüben = 107 km<br />
• Erdbeeren aus Polen zur Verarbeitung<br />
nach Aachen und dann nach Stuttgart =<br />
1246 km<br />
Wir müssen uns nicht wirklich wundern, dass<br />
immer mehr LKW's auf den Straßen unterwegs<br />
sind. Damals wurde schon beschrieben, wie<br />
die Verkehrsdichte von 1985 auf 1990 auf den<br />
betroffenen Autobahnen um 50% zugenommen<br />
hat. Das hat sich wahrscheinlich noch deutlich<br />
gesteigert.<br />
Das Geschimpfe nützt aber nicht viel, da die<br />
LKW's ja nicht aus Selbstzweck herumfahren<br />
sondern wegen uns Konsumenten. Wollen wir<br />
daran etwas ändern, dann müssen wir bei uns<br />
anfangen.<br />
Meine Idee wäre ja, dass jeder LKW hinten<br />
ein großes Schild hat mit Herkunft, Ziel und<br />
Ware. So wäre jedem eher bewusst, was sein<br />
eigenes Konsumverhalten mit dem Verkehr zu<br />
tun hat.<br />
Christian Bendig<br />
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