Albvereinsblatt_2012-2.pdf
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Karl Stäbler<br />
Vom Weigoldsberg zum<br />
Haarberg / Wasserberg<br />
Das 4,8 ha große flächenhafte Naturdenkmal Weigoldsbergheide<br />
und das 110 ha große Naturschutzgebiet Haarberg/Wasserberg<br />
befinden sich auf der Filsalb bei Reichenbach im Täle über dem<br />
Fischbachtal. Das NSG Haarberg / Wasserberg ist eines der vielfältigsten<br />
und größten Schutzgebiete im Landkreis Göppingen.<br />
WanderTIPP<br />
Wir beginnen unsere sehr abwechslungsreiche und botanisch<br />
außerordentlich interessante Wanderung in Reichenbach im Täle.<br />
Zuerst kurz die Schulstraße entlang, dann auf den Oeschweg<br />
rechts abbiegen und steil hinauf zum Weigoldsberg. Die Wanderung<br />
geht den schmalen Pfad unterhalb der Wacholderheide entlang.<br />
Das blumenreiche Teilstück der Weigoldsbergheide befindet<br />
sich im Besitz des »Bund Naturschutz Alb-Neckar« und wird von<br />
dieser Naturschutzgruppe unter Berücksichtigung der besonderen<br />
Bedürfnisse der dort vorkommenden Pflanzengesellschaften gepflegt.<br />
Auf der trockenen Heidefläche gedeihen je nach Jahreszeit<br />
eine Vielfalt von seltenen Arten wie Acker-Wachtelweizen, Berg-<br />
Kronwicke, Ästige Graslilie und Orchideenarten wie Hummel-, Fliegen-<br />
und Bienenragwurz, Helm-Knabenkraut und Rotes Waldvögelein.<br />
Nach der Heide geht es durch den Wald leicht ansteigend,<br />
um den Weigoldsberg herum zum Hexensattel, den wir nach ca.<br />
1 ¼ Stunden ab Reichenbach erreichen. Am Hexensattel, der sich<br />
sehr gut als Vesperplatz eignet, hat man einen schönen Blick<br />
nach Unterböhringen und hinüber zu den Hausener Felsen. Nun<br />
führt unsere Wanderung auf einem Schotterweg am Südhang des<br />
Naturschutzgebietes Haarberg / Wasserberg weiter. Eine überaus<br />
abwechslungsreiche Landschaft erwartet uns. Wacholderheiden,<br />
Trocken- und Halbtrockenrasen, Hangschutthalden, Gebüsche,<br />
Heckenstrukturen, Sukzessionsflächen, Eichen-Trockenwald und<br />
Buchen-Hangwald folgen in kurzen Abständen aufeinander und<br />
NSG Haarberg / Wasserberg, vom Weigoldsberg aus gesehen, im Vordergrund<br />
liegt Reichenbach (links). Pyramidenorchidee (Mitte), Spinnenragwurz<br />
(rechts) und Küchenschelle (ganz oben).<br />
führen zu einer reichen Flora. Schautafeln bieten Wissenswertes<br />
über Flora und Fauna, über die historische Entwicklung<br />
und zur Pflege des wertvollen Naturschutzgebietes. Im<br />
zeitigen Frühjahr ist auf den einmähdigen Flächen ein blauer<br />
Teppich mit dem Frühlingsenzian (Gentiana verna) zu sehen,<br />
auf dem Kreuzberg, der durch einen Abstecher auf steilem<br />
Pfad vom Schotterweg aus erreicht werden kann, blüht die<br />
Küchenschelle in großer Anzahl. Von den über 15 Orchideenarten<br />
möchte ich insbesondere die Vielzahl der Spinnenragwurzen<br />
und Helm-Knabenkräuter erwähnen, außerdem<br />
Bocks-Riemenzunge, Fliegenragwurz und Manns-Knabenkraut.<br />
Seitens der Fauna sind die zahlreichen Schmetterlingsarten<br />
und anderen Insekten, z. B. Schmetterlingshaft, und von den<br />
Schlangen ist die Schlingnatter besonders zu erwähnen. Die<br />
reine Wanderzeit zum Wanderheim Wasserberghaus dauert<br />
zwar vom Hexensattel aus nur etwa eine Stunde, durch die<br />
vielen Beobachtungen und Eindrücke wird man jedoch eine<br />
längere Zeit benötigen. Nach einer ausgiebigen Pause auf<br />
dem sehr gut geführten Wanderheim Wasserberghaus gehen<br />
wir auf gleichem Weg zurück bis kurz vor der Straße beim<br />
Hexensattel, dort führt ein beschilderter Pfad rechts hinunter<br />
zum Schützenhaus und zurück nach Reichenbach im Täle. Für<br />
die gesamte Wanderung (ohne Einkehr) sind mindestens vier<br />
Stunden einzuplanen.<br />
Karl Stäbler, Naturschutzwart Stuttgarter Gau<br />
Karte: Freizeitkarte 1:50.000 F521<br />
Göppingen, Remstal, Filstal<br />
Literatur: Ulrike Kreh: Haarberg / Wasserberg, in: Die Naturschutzgebiete<br />
im Regierungsbezirk Stuttgart, Hrsg. Reinhard<br />
Wolf, Ulrike Kreh, Ostfildern, 2007, S. 523 – 525<br />
18 • Blätter des Schwäbischen Albvereins • 2 /<strong>2012</strong>