Roes, Martina - Heilberufe
Roes, Martina - Heilberufe
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WS 12 – ÜBERTRAGUNG<br />
HEILKUNDLICHER TÄTIGKEITEN<br />
NACH § 63 ABS. 3C SGB V<br />
AM BEISPIEL WUNDMANAGEMENT<br />
Prof. Dr. <strong>Martina</strong> <strong>Roes</strong><br />
Institute for Quality and Case Management (IQC)<br />
Hochschule Bremen<br />
Deutsches Zentrum für Neurogenerative Erkrankungen (DZNE)<br />
Senior Research Group Leader Implementation and Dissemination Research<br />
Universität Witten<br />
Kongress Pflege<br />
Maritim proArte, Berlin<br />
26. Jan. 2013
AUFBAU<br />
1. Insel – Bild und SWOT<br />
2. Qualifikationsbedarfe: welche sind vorhanden, was fehlt,<br />
was ändert sich<br />
3. Rahmenbedingungen: welcher Änderungen bedarf es<br />
4. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: welche Auswirkungen<br />
sind erwartbar<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
INSEL – BILD<br />
DIE WUNDMANAGER/INNEN<br />
unsichere Kompetenzen<br />
Kompetenzen<br />
Wünschenswerte, noch<br />
notwendige Kompetenzen<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
SWOT<br />
KEINE WUNDMANGER/INNEN<br />
Hinsichtlich Wundmanagement<br />
HEUTE<br />
Strength (Stärken)<br />
Hinsichtlich §63c SGB V<br />
MORGEN<br />
Opportunities (Chancen)<br />
Weakness (Schwächen)<br />
Threats (Risiken)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
QUALIFIKATIONSBEDARFE: WELCHE SIND<br />
VORHANDEN, WAS FEHLT, WAS ÄNDERT SICH<br />
Ergebnisse aus Insel-Bild<br />
aus Sicht der anwesenden Wundmanager/innen<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
RICHTLINIE NACH § 63 ABS. 3C SGB V DES G-<br />
BA (22. MÄRZ 2012; BUNDESANZEIGER)<br />
• Einige Behandlungstätigkeiten, die bislang ausschließlich Ärztinnen und<br />
Ärzten vorbehalten waren, können künftig im Rahmen von Modellprojekten<br />
probeweise auf ausgebildete Kranken- und Altenpflegekräfte übertragen<br />
werden.<br />
• bezieht sich ausschließlich auf Berufsangehörige der Kranken- und<br />
Altenpflege.<br />
• Sie gilt NICHT für Medizinische Fachangestellte (MFAs)<br />
• Den in der Richtlinie zur Übertragung vorgesehenen Tätigkeiten muss eine<br />
ärztliche Verordnung vorausgehen. Die Diagnose selbst sowie die<br />
Indikationsstellung bleiben damit weiterhin in ärztlicher Hand.<br />
• übertragbare ärztliche Tätigkeiten (Modellvorhaben)<br />
• Diabetes mellitus Typ 1 und 2<br />
• Chronische Wunden<br />
• Demenz (ausgenommen die Palliativversorgung)<br />
• Verdacht auf Hypertonus (außerhalb von Schwangerschaften)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
QUALIFIKATIONSBEDARFE: WELCHE SIND<br />
VORHANDEN, WAS FEHLT, WAS ÄNDERT SICH<br />
Chronische Wunden (z.B. Ulcus cruris )<br />
Ärztliche Tätigkeit Definition von Art und Umfang Qualifikation nach §4 KrPflG bzw AltPflG<br />
Assessment<br />
Verlaufsdiagnostik<br />
• Erfassung des Wundzustands inklusive<br />
Wundgröße und Wundinfektion und<br />
pathophysiologischer Ursachen sowie<br />
relevanter Begleitparameter; tiefe<br />
Wundabstriche<br />
• Veranlassung von vertragsärztlichen<br />
Überweisungen zur weiterfuḧrenden<br />
Diagnostik (u. a. Konsil)<br />
• Wissen über Pathophysiologie, Diagnostik<br />
und Therapie von Wunden und<br />
ursächlichen Erkrankungen (z. B. Diabetes<br />
mell.);<br />
• Auswahl und Anwendung von<br />
Assessmentinstrumenten (u. a.<br />
Scoringskalen, GREIS-Modell, Ufer-Prinzip;<br />
URGE-Einteilung; Schmerzskala;<br />
Selbständigkeit analog NBA/GDS/Barthel)<br />
Bekanntmachung [1409 A] eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Richtlinie über die Festlegung ärztlicher Tätigkeiten zur Übertragung auf Berufsangehörige der Alten- und Krankenpflege zur selbständigen Ausübung von Heilkunde im Rahmen<br />
von Modellvorhaben ach §63 Absatz 3c des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) (Richtlinie nach §63 Absatz 3c SGB V): – Erstfassung – (Okt 2011)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
QUALIFIKATIONSBEDARFE: WELCHE SIND<br />
VORHANDEN, WAS FEHLT, WAS ÄNDERT SICH<br />
Chronische Wunden (z.B. Ulcus cruris )<br />
Ärztliche Tätigkeit Definition von Art und Umfang Qualifikation nach §4 KrPflG bzw AltPflG<br />
Planung einzuleitender<br />
Interventionen<br />
(Algorithmus/<br />
Behandlungspfad)<br />
• Mitwirkung und Begleitung bei<br />
diagnosebedingter Interventionen im<br />
multiprofessionellen Team des persönlichen<br />
Umfeldes der Betroffenen im Shared-Decision<br />
Process<br />
• Entscheidung über konkrete Vorgehensweise<br />
(z.B. konservatives Vorgehen; weitere<br />
einzuleitende Maßnahmen)<br />
• Veranlassung von vertragsärtzlichen<br />
Überweisungen bzw. Konsilen<br />
• Verordnungen (z.B. Heilmittel wie Gehstützen)<br />
• Ernährungsberatung<br />
• Verordnungen gemäß Heilmittel-Richtlinie<br />
Wissen<br />
• über (nicht)medikamentöse und<br />
(nicht)invasive Therapiemöglichkeiten,<br />
falladäquate Auswahl geeigneter<br />
Interventionen und deren Auswirkungen<br />
sowie die Implikationen dür das<br />
multiprofessionelle Team<br />
• um Beratungsnotwendigkeit und –<br />
möglichkeiten und Kompetenzen zur<br />
Durchführung von Beratungen und<br />
Anleitung<br />
• um Versorgungsstrukturen und –<br />
angebote (Case Management)<br />
Bekanntmachung [1409 A] eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Richtlinie über die Festlegung ärztlicher Tätigkeiten zur Übertragung auf Berufsangehörige der Alten- und Krankenpflege zur selbständigen Ausübung von Heilkunde im Rahmen<br />
von Modellvorhaben ach §63 Absatz 3c des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) (Richtlinie nach §63 Absatz 3c SGB V): – Erstfassung – (Okt 2011)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
QUALIFIKATIONSBEDARFE: WELCHE SIND<br />
VORHANDEN, WAS FEHLT, WAS ÄNDERT SICH<br />
Chronische Wunden (z.B. Ulcus cruris )<br />
Ärztliche Tätigkeit Definition von Art und Umfang Qualifikation nach §4 KrPflG bzw AltPflG<br />
Umsetzung<br />
des Therapieplans<br />
(Wundmanagement)<br />
Prozesssteuerung und Durchfuḧrung<br />
therapeutischer Maßnahmen<br />
• lokale Wundbehandlung<br />
• Information, Beratung und Anleitung von<br />
Patienten und anderer am Prozess Beteiligten im<br />
persönlichen Umfeld<br />
• Bewertung des Behandlung-sergebnisses; der<br />
Selbstmanagementfaḧigkeiten und Hilfebedarfe<br />
der Betroffenen insbesondere im Kontext der<br />
haüslichen Pflege-, Betreuungs- und<br />
Versorgungssituation<br />
• bei stationärer Versorgung in Kooperation mit<br />
dem Patienten und aller am Prozess Beteiligten<br />
fruḧzeitige Abstimmung des voraussichtlichen<br />
Entlassungstermins sowie<br />
die Initiierung erforderlicher nachstationärer<br />
Maßnahmen<br />
Wissen um<br />
• Aufgabenprofile und Aufgabenbereiche der am<br />
Wundmanagement beteiligten Akteure und<br />
Faḧigkeit zur Koordination der Leistungen<br />
• Grundlagen (z. B. pharmakologisch,<br />
internistisch, chirurgisch), Auswahl, Anwendung<br />
und Evaluation von heilkundlichen<br />
Interventionen<br />
• Versorgungsstrukturen und -angebote für<br />
chronisch Kranke (u.a. Selbstmanagement, IV)<br />
• die Gestaltung einer bedarfsgerechten<br />
Entlassung und deren verantwortliche<br />
Durchfuḧrung<br />
• Faḧigkeit zu Information, Beratung und<br />
Anleitung<br />
Bekanntmachung [1409 A] eines Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Richtlinie über die Festlegung ärztlicher Tätigkeiten zur Übertragung auf Berufsangehörige der Alten- und Krankenpflege zur selbständigen Ausübung von Heilkunde im Rahmen von<br />
Modellvorhaben ach §63 Absatz 3c des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) (Richtlinie nach §63 Absatz 3c SGB V): – Erstfassung – (Okt 2011)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
RAHMENBEDINGUNGEN:<br />
WELCHER ÄNDERUNGEN BEDARF ES<br />
• Ergebnisse aus SWOT – aus Sicht der Anderen<br />
Hinsichtlich Wundmanagement<br />
HEUTE<br />
Strength (Stärken)<br />
Hinsichtlich §63c SGB V<br />
MORGEN<br />
Opportunities (Chancen)<br />
Weakness (Schwächen)<br />
Threats (Risiken)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
RAHMENBEDINGUNGEN:<br />
WELCHER ÄNDERUNGEN BEDARF ES<br />
• „Ein Allgemeines <strong>Heilberufe</strong>gesetz mit den vorstehend beschriebenen<br />
Regelungsinhalten könnte auf dem Gebiet des direkten Berufsrechts dazu<br />
beitragen, die Tätigkeiten der Gesundheitsfachberufe, hier der <strong>Heilberufe</strong>,<br />
im Verhältnis zueinander klarer zu beschreiben und damit auch zu mehr<br />
Klarheit bei der Tätigkeitsverteilung im kooperativen Handeln der Berufe<br />
beizutragen.<br />
• Im Verhältnis der Tätigkeiten der Angehörigen der <strong>Heilberufe</strong> zu denen der<br />
anderen Gesundheitsfachberufe wäre zudem die Schnittstelle der<br />
heilkundlichen Tätigkeit zur sonstigen gesundheitsfachlichen Tätigkeit zu<br />
präzisieren“<br />
I g l ( 2 010) Welche r echtlichen Mö g lichkeiten u n d Grenzen b estehen in Bezug a u f interdisziplin a ̈ re<br />
Ko o p eration u n d Au f g a b enverschiebung u n ter d en Gesundheitsberufen ?, S . 60<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
RAHMENBEDINGUNGEN:<br />
WELCHER ÄNDERUNGEN BEDARF ES<br />
• ..hat der Nachweis der Wirksamkeit von Handlungskonzepten in den<br />
Gesundheitsfachberufen sowohl für die Fächer selbst als auch für das<br />
Gesundheitssystem hohe Bedeutung.<br />
• Of t gibt es eine Vielfalt von Behandlungskonzepten , die ungeprüft nebeneinander<br />
bestehen und Anwendung finden, ohne dass über deren jeweilige Wirksamkeit<br />
gesicher te Aussagen gemacht werden können. Hier werden insbesondere auch von<br />
den Kostenträgern Er war tungen an verbesser te Wirkungsnachweise gestellt.<br />
• Fragen der Zusammenarbeit der Gesundheitsfachberufe mit den ärztlichen<br />
Professionen bieten ein lohnendes Feld für die Versorgungsforschung , weil hier<br />
wesentliche Potenziale zur Verbesserung diagnostischer und therapeutischer<br />
Leistungen brachliegen<br />
Adler (Vorsitzender des Gesundheitsforschungsrats des BMBF) Dtsch Arztebl 2010<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT: WELCHE<br />
AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
physician<br />
nurse<br />
“Neither the life of an individual nor the history of an society<br />
can be understood without understanding both” (W. Mills, 1967)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
n): Chirurgie – Amputation" (02.12.2005)<br />
11/ 29/ 12 4:37 AM<br />
Dtsch Arztebl 2005; 102(48) « ‹ › » PDF<br />
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
M E D I Z I N<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
zielten chirerden,<br />
sonein<br />
M odell<br />
ieller theraden.Erfreuabei<br />
jedoch<br />
igen Jahren<br />
entum oren<br />
ation anzuh<br />
auf späte<br />
on spezialien<br />
durchgeevidierte<br />
Fassung<br />
enkonflikt im Sinmittee<br />
of Medi-<br />
8 [Heft 48]<br />
rsg.) für die Gerp<br />
im Auftrag der<br />
nien zur Diagnon<br />
auf der Grund-<br />
M). 1. Auflage.<br />
W. Zuckschwerdt<br />
l.: European Conof<br />
germ cell can-<br />
Cell Cancer Conncol<br />
2004; 15:<br />
mann M: Die risige.<br />
Urologe A<br />
NM classification<br />
New York: Wileylaborative<br />
Group<br />
Cell Consensus<br />
r based staging<br />
ncer. J Clin Oncol<br />
l.: Late relapse of<br />
d chemotherapy.<br />
complications of<br />
. Drugs 2003; 63:<br />
L, Bokemeyer C:<br />
aligner Hodentu-<br />
7.<br />
r M, Kuczyk MA,<br />
henomenon and<br />
ollowing chemoancer<br />
1995; 31 A:<br />
JT et al.:Analysis<br />
ototoxicity in pa-<br />
Cancer 1998; 77:<br />
11.Travis LB,Curtis RE,Storm H et al.:Risk of second malignant<br />
neoplasms among long-term survivors of testicular<br />
cancer.J Natl Cancer Inst 1997;89: 1429 –39.<br />
12.Berger CC,Bokemeyer C,Schuppert F,Schmoll HJ:Endocrinological<br />
late effects after chemotherapy for testicular<br />
cancer.Brit J Cancer 1996; 73:153–6.<br />
Behandlung von nicht und mäßig metastasier-<br />
Wundarzt<br />
13.Vaughn DJ,Gignar GA,Meadows AT:Long term medical<br />
care of testicular cancer survivors.Ann Intern Med<br />
2002; 136:463–70.<br />
ein handwerklich<br />
14. Pottek TS, Dieckmann KP: Nachsorge beim Hodentumor<br />
lohnt sich. Rezidive sind heilbar. Urologe 2005;<br />
ausgebildeter 44: 1024–30. Chirurg<br />
ten Hodentumoren<br />
Anschrift für die Verfasser:<br />
Krege S et al.<br />
Lehre bei einem Bader oder<br />
Dr. med. Tobias S. Pottek<br />
Bundeswehrkrankenhaus Hamburg<br />
Barbier, der sich eine<br />
Abteilung Urologie<br />
Lesserstraße 180<br />
Hodentumoren<br />
22049 Hamburg<br />
Krege S et al.<br />
Gesellenprüfung und<br />
E-Mail:TOPOT@t-online.de<br />
mehrere Wanderjahre<br />
anschlossen<br />
MEDIZINGESCHICHTE(N))<br />
In der Serie zum Hodentumor sind bisher erschienen:<br />
Diagnostik des Hodentumors<br />
Winter E et al.<br />
Dtsch Arztebl 2005; 102:A 3021–3025 [Heft 44]<br />
Präkanzerose der Hodentumoren: Testikuläre<br />
intraepitheliale Neoplasie<br />
Dieckmann KP et al.<br />
Dtsch Arztebl 2005; 102:A 3106–3109 [Heft 45]<br />
Dtsch Arztebl 2005; 102:A 3191–3194 [Heft 46]<br />
Behandlung von Patienten mit metastasierten<br />
Dtsch Arztebl 2005; 102:A 3271–3275 [Heft 47]<br />
AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT<br />
Chirurgie<br />
Amputation<br />
Amputation eines<br />
Unterschenkels<br />
(16. Jahrhundert),<br />
kolorierter<br />
Holzschnitt von<br />
Hans Wächtlin,<br />
aus: Hans von<br />
Gersdorff,<br />
Feldtbuch der<br />
Wundartzney.<br />
Straßburg 1517.<br />
– Gersdorff (1455–<br />
1529) war Wundarzt<br />
und Feldscher in<br />
Straßburg.Sein<br />
„ Feldtbuch“ war<br />
höchst populär und<br />
erschien in<br />
zahlreichen Auflagen.<br />
Er selbst gibt an, über<br />
100 Amputation in<br />
Straßburg erfolgreich<br />
durchgeführt zu<br />
haben. Bis zur<br />
Einführung der<br />
Inhalationsnarkose<br />
und der Antisepsis<br />
und Asepsis im<br />
19.Jahrhundert war<br />
eine Chirurgie in<br />
unserem heutigen<br />
Verständnis nicht<br />
möglich.<br />
Foto: Kolorierter Holzschnitt<br />
von Hans Wächtlin, aus:Hans<br />
von Gersdorff, Feldtbuch der<br />
Wundartzney.Straßburg 1517<br />
Selbstdefiniert<br />
Fremdbestimmt<br />
Aufgabenbereiche der akademischen Mediziner und<br />
der in der Heilerhierarchie nachgeordneten<br />
handwerklichen Wundärzte waren in der<br />
Vormoderne strikt voneinander getrennt.<br />
frühen Neuzeit: Chirurgie theoretischer Gegenstand<br />
der akademischen Ärzteausbildung, jedoch oblag<br />
die praktische Durchführung chirurgischer<br />
Maßnahmen den Wundärzten<br />
Bestimmte Verrichtungen durften nur unter Aufsicht<br />
eines gelehrten Arztes vorgenommen werden.<br />
Während akademische Ärzte in der Regel keine<br />
chirurgischen Eingriffe vornahmen, war es den<br />
Wundärzten untersagt, Innere Medizin zu betreiben.<br />
Seit 1931 Chirurgie ausschließlich von akademisch<br />
ausgebildeten Medizinern.<br />
Dt. Ärzteblatt (2010) Wundärzte –<br />
Geschichte einer verdrängten Berufsgruppe<br />
Deutsches Ärzteblatt½Jg. 102½ Heft 48½2. Dezember 2005<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
AG Hochschul-Med 08/2012 (S. 617)<br />
“…hat die vom WR vorgeschlagene Überführung<br />
des derzeitigen dualen Systems der<br />
Ausbildung der Gesundheitsfachberufe<br />
in grundständigen BA-Studiengängen abgelehnt”.<br />
In primärqualifizierenden patientenorientierten<br />
Studiengängen sollen künftig 10 bis 20 Prozent eines<br />
Ausbildungsjahrgangs mit einem Bachelor-Abschluss<br />
zur unmittelbaren Tätigkeit am Patienten befähigt<br />
werden (WR 2012)<br />
Die AG-Med weist darauf hin, dass durch die<br />
Weiterqualifikation der Gesundheitsfachberufe<br />
keine ärztlichen Leistungen surrogiert werden können”<br />
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat am<br />
17.2.2012 dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)<br />
mitgeteilt, dass es die am 20.10.2011 verabschiedete<br />
Richtlinie für Modelle zur Übertragung von ärztlichen<br />
Tätigkeiten zur selbständigen Ausübung der Heilkunde<br />
nicht beanstandet.<br />
“Das Problem in der Pflege ist, so die AG Med, die dramatisch<br />
zu niedrige Zahl an Fächkräften, nicht deren Akademisierung.<br />
Es geht um empathisch engagierte Pfleger mit mehr Zeit für die<br />
Patienten”.<br />
Die Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe weist gegenwärtig eine<br />
Reihe von Defiziten auf. Die Verteilung der Tätigkeiten zwischen den<br />
Berufsgruppen entspricht nicht den demographischen Entwicklungen<br />
sowie den Veränderungen im Morbiditätsspektrum und hält den neuen<br />
strukturellen Anforderungen, insbesondere einer sektorübergreifenden<br />
Versorgung nicht stand (SVR 2007)<br />
“Eine ‘zwangsweise’ Akademisierung der<br />
Gesundheitsfachberufe werde auch von anderen<br />
Fachverbänden<br />
der Gesundheitsberufe nicht befürwortet”<br />
“In Diskussionen und Stellungnahmen anderer Berufsverbände zeigt<br />
sich, dass es auch dort Bestrebungen gibt, die neben beziehungsweise<br />
ergänzend zu den Fachschulausbildungen akademische Ausbildungsgänge<br />
befürworten und für entsprechende Änderungen in den<br />
Berufsgesetzen eintreten” Adler (Vorsitzender des<br />
Gesundheitsforschungsrats des BMBF) Dtsch Arztebl 2010<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
Etzoni (1969) The<br />
status of nurses was<br />
lower in relation to<br />
medicine due to<br />
Macro-level<br />
influence provides<br />
the parameter for<br />
relationships of<br />
social order<br />
(Strauss, 1978)<br />
The traditional health care hierarchy<br />
remains intact with medicine<br />
occupying the dominant position<br />
in terms of social, economic, and<br />
political power<br />
“Anerkennungs-Dissidenz”,<br />
d.h. Gruppe bezieht ihre Identität daraus,<br />
dass sie gerade nicht anerkannt wird<br />
(in Rekurs auf Honneth 1994)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
Less specialized body of<br />
Knowledge<br />
• Krankenpflegehilfskräfte<br />
• Grundausbildung (bisheriges<br />
Modell)<br />
• Bachelor of Arts (B.A.)<br />
• Master of Arts (M.A.)<br />
• Nurse Practitioner (NP)<br />
• Advanced Nurse Practitioner<br />
(ANP)<br />
• Doctor of Nursing Practice (DNP)<br />
Fragen der Arbeitsteilung im Gesundheitssystem und zwischen den<br />
<strong>Heilberufe</strong>n stehen angesichts der steigenden Kosten im<br />
Gesundheitswesen, der wachsenden Gesundheitsaufwendungen und<br />
angesichts kritischer Prognosen zum Ärztemangel heute schon vielfach in<br />
der Diskussion.<br />
Hier wünschenswerte Veränderungen auf den Weg zu bringen, sei eher<br />
möglich, wenn die <strong>Heilberufe</strong> auf eine fundierte wissenschaftliche<br />
Ausbildung gegründet wären<br />
Adler (Vorsitzender des Gesundheitsforschungsrats des BMBF) Dtsch<br />
Arztebl 2010<br />
W e s e n t l i c h a u f d i e F H s k o n z e n t r i e r te E n t w i c k l u n g u n d<br />
d i e v e r g l e i c h s w e i s e g e r i n g e B e t e i l i g un g d e r<br />
m e d i z i n i s c h e n F a k u l t ä t e n a n u n i v e r s i t ä r e n S t u d i e n -<br />
g ä n g e n i n d e n G e s u n d h e i t s f a c h b e r uf e n f ü h r e n<br />
m ö g l i c h e r w e i s e d a z u ,<br />
• d a s s s i c h u n t e r s c h i e d l i c h e a k a d e m i s c h e K u l t u re n b e i<br />
d e n G e s u n d h e i t s f a c h b e r u f e n u n d d e n M e d i z i n e r n<br />
e n t w i c k e l n ,<br />
• d i e e i n w e c h s e l s e i t i g e s V e r s t ä n d n i s u n d d i e<br />
n o t w e n d i g e Z u s a m m e n a r be i t im a l l t ä g l i c h e n<br />
V e r s o r g u n g s g e s c h e h e n b e h i n d e r n .<br />
01/26/13 ROES<br />
A d<br />
-<br />
l<br />
Kongress<br />
e r ( V o r s<br />
Pflege<br />
i t z e n d e r d e s G e s u n d h e i t s f o r s c h u n g s r a t s d e s<br />
B M B F ) D t s c h A r z t e b l 2010
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
Less autonomy<br />
• §63c SGB V<br />
• Pflegekammer<br />
Micro-level negotiation<br />
contributes to the<br />
development and<br />
maintenance of social<br />
order (Strauss, 1978)<br />
• doctor-nurse game (Stein,1967 )<br />
• Pflegende habe vielfältige informelle<br />
Möglichkeiten der Einflussnahme wenn sie<br />
mit Ärzten interagieren<br />
• “Physician, responsible for curing<br />
patients, could be guided by by nurses<br />
in their decision making, ONLY if this<br />
process was undertaken in a covert<br />
manner which never openly questions<br />
the physician’s dominant position”<br />
Reeves, Nelson, and Zwarenstein (2008)<br />
the doctor-nurse game is still in evidence<br />
in clinical settings<br />
Menschen brauchen künftig nicht nur mehr, sondern auch<br />
qualitativ andere Versorgungsleistungen.<br />
Neue Möglichkeiten in der Diagnostik, Therapie, Prävention,<br />
Rehabilitation und Pflege verstärken die Anforderungen an<br />
die Gesundheitsfachberufe in ihrer Komplexität noch<br />
zusätzlich.<br />
Auf die daraus resultierenden neuen und gestiegenen<br />
Qualifikationserfordernisse für viele Berufe der<br />
Gesundheitsversorgung muss in der Ausbildung adäquat<br />
reagiert werden.<br />
(WR 2012)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
• “…crossed categorization involves a person identifying with<br />
multiple groups simultaneously, has been found to weaken<br />
group boundaries by enhancing a person’s perception of<br />
similarities rather than differences between groups”<br />
• “…when participants … shared an identity with representatives<br />
from other professional groups it helped to limit conflict<br />
between these professional groups”<br />
• “A feature of participants’ behavior … was seeking to manage<br />
risk within a framework of trust” (Trust … u.a. based on commonly<br />
shared norms on the par t of other members)<br />
(Gaer tner et al. 1993, zit. in Coyle 2011 , S. 49)<br />
Social<br />
identity<br />
theory<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
“Praktik des Als-ob” werden kontingente<br />
Identitäten genau dann politisch, wenn<br />
ihre Anerkennung öffentlich verlangt und<br />
damit ein Konfliktfeld zugeschnitten wird,<br />
dessen diskursive Linien ohne diese<br />
Polarisierung anders oder gar nicht<br />
gezogen würden.<br />
(Ranciere, 2002 zit. In Bedorf 2010)<br />
“Komplexe Krankheiten können künftig nur mit einem<br />
interdisziplinären Ansatz aus allen Berufsgruppen<br />
heraus beherrscht werden“<br />
RN ->ANP -> DNP<br />
Peter Bechtel<br />
Vorsitzender des Bundesverbands Pflegemanagement<br />
und<br />
Mitglied des Kongressbeirates<br />
Interprofessioneller Pflegekongress<br />
(18. und 19. April 2013 in Dresden)<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
FRAGEN _ ANMERKUNGEN _ DISKUSSION<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit<br />
Kontakt:<br />
martina.roes@dzne.de<br />
01/26/13 ROES - Kongress Pflege
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INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
Wie mit ‘negativen Konsequenzen’ umgehen, wenn<br />
Gruppenidentität ‘abgelehnt wird?<br />
• De-Kategorisations Modell (Brewer and Miller 1984)<br />
• Meint die Herunterstufung der Bedeutung der Differenz zwischen den<br />
Gruppen.<br />
• In-Group und Out-Group wird weniger wichtig<br />
• Common Ingroup Identitätsmodell (Gaer tner et al. 1993)<br />
• Entwickeln einer ‘superordinate group identity’, so dass zuvor<br />
‘konkurrierende Gruppen’ sich in ‘breiter ausgelegten Identität<br />
wiederfinden’ können<br />
• Salience ( H e w s t o n e a n d B r o w n , 1986)<br />
• Def.: The state or quality by which it stands out relative to its neighbors<br />
• Maximierung der Gruppencharakteristiken, im Gegensatz zur<br />
Favorisierung persönlicher Charakteristiken<br />
• Gruppe wird als ‘Experte’ gesehen<br />
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INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
1. Nature of professionalism (in Healthcare)<br />
professional<br />
groups<br />
distinguish<br />
themselves from<br />
one another<br />
Subjected in forms of<br />
subordination<br />
Exclusion or<br />
Limitation of their<br />
practices<br />
concept of<br />
professional<br />
authority<br />
(Freidson, 1970;<br />
Larkin, 1983;<br />
Willis, 1983;<br />
Turner, 1995)<br />
means power and autonomy over<br />
its own working practices,<br />
but also over other professional<br />
groups<br />
is aimed at securing and<br />
protecting exclusive areas of<br />
knowledge and tightly<br />
regulation entry and work<br />
practices<br />
concept of social<br />
closure<br />
(Weber, 1921)<br />
Closure strategies<br />
adopted by more<br />
powerful professions to<br />
ensure continuity and<br />
maintain the preservation<br />
of privileges (Parkin,<br />
1979; Witz, 1992;<br />
Borthwick, 2002)<br />
respective social<br />
statuses and power<br />
differentials emerge<br />
and continue in<br />
contemporary<br />
settings<br />
Impact of intra-professional relations on inter-professional boundaries<br />
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INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT:<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN SIND ERWARTBAR<br />
2. Professional Theories in Healthcare<br />
• Engage in a range of strategies to<br />
ensure exclusive control over specific<br />
forms of knowledge and skills, which are<br />
legitimized by key audiences<br />
(government/state and public)<br />
• a fundamental fact of professional life is<br />
inter-professional competition. It’s the<br />
history of competition that the real,<br />
determining history of professions<br />
Abbott<br />
(1988)<br />
Parson<br />
(1951)<br />
• functional common trait … like:<br />
universalism, affective neutrality,<br />
expertise and autonomy of practice<br />
• licensing is the most crucial element<br />
in the closure process<br />
Beginn des 19. Jahrhunderts regionale<br />
Gründung medizinischer Sozietaẗen,<br />
ärztlicher Vereine sowie medizinischer<br />
Gesellschaften<br />
1868: Medizinalreform,<br />
u.a. Einheit der Ausbildung;<br />
u.a. Selbstverwaltung<br />
Ab 1924: Forderung einer Ärzteordnung<br />
(Hoppe 2010)<br />
1903: Gründung des<br />
Vorläufers DBfK<br />
KEINE Pflegekammer<br />
Larkin<br />
(1983)<br />
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Freidson<br />
(1970)<br />
• actively engaging in a process of<br />
closure to secure<br />
exclusive ownership<br />
of specific areas of<br />
knowledge and expertise