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Potenzialberatung unter - Nordrhein-Westfalen direkt

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Nr. 18, Dezember 2006<br />

z om<br />

Die Einstellung zählt! Betriebliche Ausbildung für behinderte<br />

Infos für Unternehmen in NRW.<br />

Jugendliche 2 Banken überzeugen! <strong>Potenzialberatung</strong> <strong>unter</strong>-<br />

stützt KMU beim Finanzmanagement 4 Arbeitszeitberatung<br />

NRW Bessere Kennzahlen mit flexiblem Schichtsystem 6<br />

Einarbeitungsbeihilfe NRW Beschäftigung schaffen und<br />

Arbeitslose einstellen 8 Wettbewerbsfaktor Fachkräfte Strate-<br />

gien für kleine und mittlere Unternehmen 10 Demografie-<br />

Berater Personalmanagement mit Weitblick 12 Angkor<br />

Göttliches Erbe Kambodschas 14


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

der Arbeitsmarkt in NRW kommt wieder in Schwung: Die<br />

Zahl der Arbeitslosen sinkt, neue sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigungsverhältnisse entstehen und auch<br />

langzeitarbeitslose Menschen finden endlich wieder einen<br />

Job. Die meisten Arbeitsplätze entstehen in kleinen und<br />

mittleren Betrieben. Lesen Sie im aktuellen Zoom, mit welchen<br />

Angeboten die Landesregierung Unternehmen dabei<br />

<strong>unter</strong>stützt, ihre Stärken auszubauen und mehr Beschäftigung<br />

zu schaffen.<br />

Die <strong>Potenzialberatung</strong> ist ein herausragendes Beispiel<br />

dafür. Sie nimmt das Unternehmen als Ganzes in den Blick<br />

und zeigt konkrete Entwicklungspotenziale auf. Tausende<br />

von Unternehmen in NRW haben bereits von diesem Angebot<br />

des Landes profitiert. Nicht wenige von ihnen haben<br />

auch die vom Land geförderte Arbeitszeitberatung NRW<br />

genutzt. Sie hilft, mit modernen Arbeitszeitsystemen die<br />

Belange der Beschäftigten und die auftragsabhängigen<br />

Flexibilitätsanforderungen der Betriebe <strong>unter</strong> einen Hut zu<br />

bringen.<br />

Mit der anspringenden Konjunktur steigt der Fachkräftebedarf<br />

der Unternehmen. Viele von ihnen werden auf dem<br />

Arbeitsmarkt fündig. Stellen sie langzeitarbeitslose Bewerberinnen<br />

oder Bewerber aus strukturschwachen Gebieten<br />

ein, können sie eine Einarbeitungsbeihilfe in Anspruch<br />

nehmen. Für die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit<br />

des vorhandenen Personals stehen vom Land geförderte<br />

„Demographie-Berater“ kostenlos zur Verfügung. Sie<br />

machen die Betriebe und ihre älter werdenden Belegschaften<br />

fit für den demografischen Wandel.<br />

Besonders schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden, haben<br />

es behinderte Jugendliche. Wir müssen ihnen aber eine<br />

Chance geben, am regulären Arbeitsleben teilzuhaben! Aus<br />

diesem Grund fördert das Ministerium für Arbeit, Gesundheit<br />

und Soziales gemeinsam mit der Regional<strong>direkt</strong>ion<br />

NRW der Bundesagentur für Arbeit 100 zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

für behinderte Jugendliche. Sie können oft<br />

mehr, als ihnen zugetraut wird. Überzeugen Sie sich selbst!<br />

Karl-Josef Laumann,<br />

Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

Menschen mit Behinderung<br />

Die Einstellung zählt!<br />

Betriebliche Ausbildung für<br />

behinderte Jugendliche<br />

Sie sind jung. Sie sind motiviert. Sie sind arbeitswillig. Ihre<br />

Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, sind dennoch<br />

gering. Nicht nur die angespannte Lage auf dem Lehrstellen-<br />

markt ist Ursache dafür, sondern vielmehr die Skepsis vieler<br />

Unternehmer: Sie fürchten Leistungsdefizite und Mehrauf-<br />

wand. Zu Unrecht. „REGIO BAS“, das „Regionale Netzwerk<br />

Betriebliche Ausbildung Jugendlicher mit (Schwer)Behinde-<br />

rung“ zeigt: Professionell <strong>unter</strong>stützt können junge Menschen<br />

mit Handicap erfolgreich eine Lehre absolvieren.<br />

Eine Unternehmerin, die das uneingeschränkt<br />

bestätigt, ist Petra Bischop,<br />

Franchisenehmerin der Thomas Phillips<br />

GmbH & Co. KG, die über 200 Sonderpostenmärkte<br />

in ganz Deutschland<br />

betreibt. Mit Aydin Özer hat sie zum ersten<br />

Mal einen Auszubildenden eingestellt.<br />

Vier Jahre lang hatte sich der<br />

heute 21-Jährige nach dem Besuch der<br />

Hauptschule vergeblich um eine Lehrstelle<br />

als Verkäufer bemüht. Nach ausgezeichneten<br />

Einstellungstests endeten<br />

seine Bewerbungen immer im Vorstellungsgespräch.<br />

Aydin Özers Handicap:<br />

seine extreme Sehschwäche. Ob<br />

die Behinderung ausschlaggebend für<br />

die Absagen war, ist kaum nachzuweisen.<br />

Die Hertener Unternehmerin Petra<br />

Bischop jedenfalls sah kein Hindernis<br />

darin: „Sicher, er kann die Regalaufschriften<br />

nicht so schnell erkennen wie<br />

unsere anderen zwölf Mitarbeiter, und<br />

das Lesen des Kleingedruckten auf<br />

Gebrauchsanweisungen bereitet ihm<br />

Schwierigkeiten. Aber diese Defizite<br />

gleicht er durch Genauigkeit und eine<br />

vorbildliche Leistungsbereitschaft aus.<br />

2 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

Seine Behinderung beeinträchtigt in<br />

keiner Weise die Arbeitsqualität!“ Nach<br />

Abschluss seiner Ausbildung will sie den<br />

sehbehinderten jungen Mann übernehmen.<br />

Die gelungene berufliche Integration<br />

führt die Managerin nicht zuletzt<br />

auf die Dienstleistungen von<br />

RE/init e.V. zurück: Der Träger des<br />

Modellprojekts „REGIO BAS“ <strong>unter</strong>stützt<br />

die Behinderten und die Betriebe<br />

während der gesamten Ausbildungszeit.<br />

Umfassendes Konzept<br />

Hauptziel von RE / init e.V. ist die<br />

Schaffung sozialversicherungspflichtiger<br />

Arbeitsplätze für Menschen mit<br />

Behinderungen. Geschäftsführer Gerd<br />

Specht: „Beschäftigung <strong>unter</strong> realen<br />

Bedingungen fördert die seelische Gesundheit<br />

und versetzt auch benachteiligte<br />

Menschen in die Lage, ihren<br />

Lebens<strong>unter</strong>halt durch ein eigenes sozialversicherungspflichtigesEinkommen<br />

zu sichern.“ Behinderte junge<br />

Menschen sehen das genauso. In ihren<br />

Augen steht der Betrieb für Praxisnähe


und unmittelbar verwertbares Wissen.<br />

Ihr Interesse an einer „normalen“ betrieblichen<br />

Ausbildung ist deshalb groß.<br />

RE/init hilft ihnen bei der Realisierung<br />

ihrer Ziele und arbeitet dazu eng mit<br />

der Agentur für Arbeit Recklinghausen<br />

zusammen. Gerd Specht: „Expertinnen<br />

und Experten der agentureigenen Reha-<br />

Berufsberatung leiten uns geeignete<br />

Bewerberinnen und Bewerber zu. Auf<br />

der anderen Seite helfen zum Beispiel<br />

die Innungen der Kreishandwerkerschaften<br />

bei der Suche nach Ausbildungsplätzen:<br />

Sie kennen die Unternehmen<br />

ihrer Region und schlagen<br />

geeignete Kandidaten vor.“ In einem<br />

vorgeschalteten Kurzpraktikum lernen<br />

die Betriebe die jungen Menschen kennen.<br />

Entscheiden sie sich für eine Einstellung,<br />

erhalten die Jugendlichen die<br />

volle Ausbildungsvergütung, finanziell<br />

gefördert nach Grad der Behinderung.<br />

Tauchen während der Lehrzeit Fragen<br />

oder Probleme auf, stehen die Fachleute<br />

von RE/init bereit. Das gilt für alle betrieblichen<br />

und persönlichen Belange:<br />

„Meldet der Kooperationsbetrieb etwa<br />

Defizite“, so RE/init-Mitarbeiterin Katja<br />

Lochthofen, „wird das bei uns im Stütz<strong>unter</strong>richt<br />

sofort berücksichtigt. Fachtheoretische<br />

Unterweisung und praktische<br />

Ausbildung sind eng verzahnt.“ Vor<br />

der Prüfung wird der Förder<strong>unter</strong>richt<br />

noch einmal intensiviert. Die zusätzlichen<br />

Wochenend- oder Ferienschulungen<br />

akzeptieren die Jugendlichen in<br />

dieser Phase als Selbstverständlichkeit.<br />

Erfolgreiche Prüfung<br />

Eigene Erfahrungen mit der Ausbildung<br />

und Prüfung junger behinderter Menschen<br />

hat Angelika Mendrina-Böhner<br />

gemacht. Die selbstständige Obermeisterin<br />

ist Vorstandsmitglied der Innung<br />

Mittleres Ruhrgebiet und zugleich Vorsitzende<br />

des Prüfungsausschusses. Sie<br />

hat in ihrer Firma einen lernbehinderten<br />

Jugendlichen zum Maler und<br />

Lackierer ausgebildet. Ihr Resümee:<br />

„Der junge Mann hat vor allem aufgrund<br />

der zielgenauen Förderung durch<br />

RE/init die Abschlussprüfung mit der<br />

Note befriedigend bestanden. Schon an<br />

sich keine schlechte Note“, so die<br />

Meisterin, „erst recht nicht für einen<br />

Jugendlichen mit Lernbehinderung.“<br />

Anerkennende Worte für den Träger des<br />

Modellprojekts auch von Gisela Nagel.<br />

Die Spedition Nagel GmbH & Co.KG<br />

aus Dorsten hatte zunächst eine Bürokauffrau-Lehrstelle<br />

für ihre Tochter –<br />

sie leidet an einem offenen Rücken –<br />

geschaffen, weil woanders kein Ausbildungsplatz<br />

zu finden war. Die professionelle<br />

Hilfe durch RE/init – „sie lassen<br />

weder die Jugendlichen noch den<br />

Betrieb allein, zusätzlicher Aufwand<br />

entsteht nicht“ – hat Gisela Nagel dazu<br />

veranlasst, die Einrichtung eines weiteren<br />

Ausbildungsplatzes für eine behinderte<br />

Jugendliche in Erwägung zu<br />

ziehen. Jetzt wird geprüft, ob für sie –<br />

eine Rollstuhlfahrerin – kleinere Umbaumaßnahmen<br />

erforderlich sind. Ist<br />

das der Fall, trägt die Agentur für Arbeit<br />

die behinderungsbedingt anfallenden<br />

Kosten, ebenso übrigens, falls etwa<br />

die Anschaffung spezieller Bildschirme<br />

erforderlich ist.<br />

Wie stark der langersehnte Erfolg bei<br />

der Ausbildungsplatzsuche und die<br />

stabilisierende Arbeit von RE/init auf<br />

Einsatzbereitschaft und Zielstrebigkeit<br />

der behinderten Jugendlichen wirken,<br />

illustrieren die konkreten beruflichen<br />

Zukunftspläne von Aydin Özer, dem<br />

eingangs erwähnten Verkäufer-Lehrling:<br />

„Ich will mich nach bestandener<br />

Prüfung weiter zum Einzelhandelskaufmann<br />

und anschließend zum Kaufmännischen<br />

Assistenten ausbilden lassen.“<br />

Nicht nur er sich selbst, auch seine<br />

Chefin traut ihm das zu.<br />

Menschen mit Behinderung<br />

3 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

Aydin Özer,<br />

Auszubildender bei<br />

„Thomas Philipps<br />

Sonderposten“<br />

Jugendliche mit Behinderung. Ausbilden im<br />

Betrieb – neue Wege im Verbund<br />

Für junge Menschen mit Behinderung werden in<br />

NRW neue Wege erprobt, um ihnen eine betriebliche<br />

Ausbildung zu ermöglichen. Die Jugendlichen<br />

lernen im Verbund und erhalten zusätzliche Stützund<br />

Förderangebote, um die Ausbildungsinhalte zu<br />

vertiefen. Zugleich werden die Kooperationsbetriebe<br />

durch intensive Beratung in der behindertengerechten<br />

Ausbildung <strong>unter</strong>stützt. Finanziert werden die<br />

Maßnahmen aus Landes- und ESF-Mitteln im Rahmen<br />

des Programms zur Integration besonderer Zielgruppen<br />

in den Arbeitsmarkt.<br />

Informationen zum Projekt erhalten Sie <strong>unter</strong>:<br />

RE/init e.V.<br />

Cranger Straße 11, 45661 Recklinghausen<br />

02361 303 40 - 0, Email: info@reinit.de<br />

www.reinit.de


<strong>Potenzialberatung</strong><br />

Banken überzeugen!<br />

<strong>Potenzialberatung</strong> <strong>unter</strong>stützt KMU beim Finanzmanagement<br />

„Meine Bank versteht mich nicht!“ So lautet<br />

die oft gehörte Klage Kredit suchender Mittel-<br />

ständler. Doch nicht immer liegt die Ursache<br />

für das mangelnde Verständnis bei den Geld-<br />

instituten. Wie eine professionell aufbereitete<br />

Unternehmenspräsentation bei Verhandlun-<br />

gen mit Banken zum gewünschten Erfolg<br />

führt, zeigt die Glees & Auge GmbH. Unter-<br />

stützt von einer vom Land NRW und der EU<br />

geförderten <strong>Potenzialberatung</strong> sicherte sich<br />

das Traditions<strong>unter</strong>nehmen Kapital für weite-<br />

re Investitionen und eine höhere Liquidität.<br />

Leichtfertig vergibt wohl keine Bank<br />

einen Kredit. Besonders kritisch aber<br />

sind die Geldhäuser bei Verhandlungen<br />

mit Unternehmen aus Branchen, die besonders<br />

<strong>unter</strong> der aktuellen Konjunkturlage<br />

leiden, wozu sicher die Bauindustrie<br />

zählt. Aber auch ihr nahestehende<br />

Wirtschaftszweige wie der Speditionssektor<br />

gelten wegen vermeintlicher oder<br />

tatsächlicher Risiken im Bankenjargon<br />

als „Rot-Branchen“, heißt: Vorsicht bei<br />

der Kreditvergabe! Wenn überhaupt,<br />

dann zu ungünstigeren Konditionen. Von<br />

dem Kollektiv-Urteil sind allzu oft<br />

auch leistungsstarke und erfolgreiche<br />

Unternehmen betroffen. Umso wichtiger,<br />

bei Verhandlungen mit der Bank<br />

die eigenen Stärken zu präsentieren und<br />

sich so vom Branchendurchschnitt positiv<br />

abzuheben. So hat es die Glees &<br />

Auge GmbH, Fachfirma für den Transport<br />

und Handel von Baustoffen, gemacht.<br />

Vorbereitet hatte sich der Neusser<br />

Betrieb auf das Bankengespräch im Rahmen<br />

einer <strong>Potenzialberatung</strong>. Das Instrument<br />

der Landesarbeitspolitik soll helfen,<br />

unausgeschöpfte Ressourcen in den<br />

Unternehmen zu heben.<br />

4 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

Markus Auge,<br />

Geschäftsführer der Firma<br />

Glees & Auge GmbH, Neuss<br />

Steigende Anforderungen<br />

Durchgeführt hat die <strong>Potenzialberatung</strong><br />

die Bochumer u.blick – finanzmanagement<br />

für den mittelstand, ein Berater-<br />

Unternehmen mit langjährigem Banken-<br />

Know-how und exzellenten Branchenkenntnissen.<br />

Gesellschafter und Diplom-Ökonom<br />

Marcus Horsch kennt die zunehmenden<br />

Schwierigkeiten des Mittelstands bei der<br />

Unternehmensfinanzierung – und weiß<br />

zugleich Rat: „Gestiegene Anforderungen<br />

der Banken verlangen ein Umdenken<br />

bei mittelständischen Unternehmen.<br />

Basel II, Rating, Eigenkapitalquote und<br />

Cash-flow sind dabei nur einige Schlagwörter,<br />

die einen Unternehmer heutzutage<br />

ständig begleiten. Offenheit und<br />

Transparenz über die aktuellen wirtschaftlichen<br />

Zahlen sowie die gezielte<br />

Darstellung der zukünftigen Entwicklung<br />

gegenüber den Banken sind dabei<br />

wesentliche Faktoren zur Finanzsicherung.“<br />

Offenheit und Transparenz – das<br />

war für die Glees & Auge GmbH genau<br />

das richtige Vorgehen. So konnte sie<br />

am besten ihre Stärken präsentieren ...


Erstklassiges Unternehmen<br />

... und davon gibt es nicht wenige, wie<br />

die <strong>Potenzialberatung</strong> bewies. Sie lassen<br />

sich hier nur in einer Auswahl summarisch<br />

wiedergeben: Die Aktivitäten der<br />

Wettbewerber werden systematisch beobachtet<br />

und analysiert, notierten die<br />

Potenzialberater im Hinblick auf die<br />

für das Rating der Banken nicht unwichtige<br />

Strategiefähigkeit des Unternehmens,<br />

Kooperationen mit Betrieben<br />

gleicher Art sind längst eine Selbstverständlichkeit.<br />

Bemerkenswert auch die<br />

Qualität von Informationspolitik und<br />

Unternehmensplanung: Der Jahresabschluss<br />

liegt stets im ersten Quartal vor.<br />

Hier hebt sich das Unternehmen deutlich<br />

von der Branche ab. Ebenfalls positiv<br />

ein anderes, nicht minder wichtiges<br />

Rating-Kriterium: die Personalpolitik.<br />

Die Glees & Auge GmbH beschäftigt<br />

durchweg erfahrene, qualifizierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Nahezu<br />

sämtliche Fahrer sind bereits seit Jahren<br />

für das Unternehmen tätig. Damit <strong>unter</strong>scheidet<br />

sich die GmbH von vielen anderen<br />

Betrieben der Branche, wo gerade<br />

dieser Bereich oftmals durch eine hohe<br />

Fluktuation gekennzeichnet ist. Gute<br />

Bewertung auch von Controlling und<br />

Risikosteuerung: Das Unternehmen<br />

praktiziert ein systematisches und detailliertes<br />

<strong>unter</strong>jähriges Berichtswesen<br />

auf Monatsbasis, das sowohl den Finanzbereich<br />

als auch die Kostenrechnung<br />

umfasst. Auf Basis der monatlichen<br />

betriebswirtschaftlichen Auswertungen<br />

können jederzeit vorläufige Bilanzkennzahlen<br />

erstellt werden. Eine solche<br />

EDV-technische Ausstattung ist, insbesondere<br />

in der Baubranche, keineswegs<br />

üblich. Hinzu kommt: Der Betrieb verfügt<br />

über ein modernes Kommunikationssystem,<br />

sämtliche Fahrzeuge sind<br />

mit Telematikanlagen ausgestattet, die<br />

eine permanente Ortung ermöglichen<br />

und einen hohen wirtschaftlichen Einsatz<br />

zulassen. Kurzum: Die Glees & Auge<br />

GmbH, seit 50 Jahren am Markt und<br />

seit Neuestem zertifizierter Entsorgungs-<br />

Fachbetrieb, ist ein hochmodernes, innovatives<br />

Unternehmen mit sehr gutem<br />

Ruf, weit über die regionalen Grenzen<br />

hinaus.<br />

Gutes Rating<br />

Einer so überzeugenden, mit detaillierten<br />

Zahlen <strong>unter</strong>mauerten Darbietung konnten<br />

sich die ausschließlich über Fakten<br />

zugänglichen Banker nicht verschließen.<br />

Resultat ist ein eindeutig positives Rating<br />

– mit messbaren Erfolgen für das<br />

Neusser Unternehmen: einer zusätzlichen<br />

Erhöhung der Kontokorrentlinie<br />

sowie günstigen Krediten für weitere<br />

Investitionen. Geschäftsführer Markus<br />

Auge: „Auch wenn unsere Hausbanken<br />

unser Unternehmen schon vorher immer<br />

positiv gesehen haben: Mit Unterstützung<br />

durch die <strong>Potenzialberatung</strong><br />

und ihrer Stärken-Schwächen-Analyse<br />

konnten wir ihnen noch viel besser<br />

verdeutlichen, wie sich unsere Branche<br />

entwickelt hat und worin genau unsere<br />

<strong>unter</strong>nehmerische Tätigkeit besteht.<br />

Diese klare Einordnung war günstig<br />

für das Rating!“ Und Potenzialberater<br />

Marcus Horsch ergänzt: „Viele Betriebe<br />

denken bei Kosteneinsparungen<br />

gleich an Personalabbau. Doch meist<br />

gibt es andere Möglichkeiten, zum Beispiel:<br />

die Zinsbelastung zu senken!<br />

Und das ist mit dem positiven Rating<br />

auch gelungen.“ Die <strong>Potenzialberatung</strong>,<br />

sie nimmt immer das Unternehmen als<br />

Ganzes in den Blick, führte zu einem<br />

weiteren gravierenden Ergebnis. Mittlerweile<br />

sind die Bereiche Handel und<br />

Transport aus Gründen der Kostenersparnis<br />

in zwei Unternehmen aufgeteilt.<br />

Die Geschäfte florieren, zusätzliche<br />

Lkw-Fahrer wurden eingestellt.<br />

Einer der ersten Transporte des neu gegründeten<br />

Unternehmens war übrigens<br />

eine Schneelieferung – für ein Event in<br />

der Arena „Auf Schalke“.<br />

5 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

<strong>Potenzialberatung</strong><br />

Mit <strong>Potenzialberatung</strong> modernisieren<br />

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales<br />

NRW fördert mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />

Beratung und Qualifizierung in kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen. <strong>Potenzialberatung</strong> steigert Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Beschäftigung.<br />

Das Förderangebot für Unternehmen<br />

Bezuschusst werden Beratungen zu 50 Prozent, jedoch<br />

höchstens EUR 500 pro Beratungstag. Unternehmen mit<br />

bis zu 50 Beschäftigten erhalten eine Förderung von<br />

bis zu 10 Tagen und Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten<br />

erhalten eine Förderung von bis zu 15 Tagen.<br />

Anlaufstellen informieren<br />

Ausführliche Informationen und Beratung erhalten Unternehmen<br />

bei rund 100 Anlaufstellen (Regionalagenturen,<br />

Kammern und Wirtschaftsförderungseinrichtungen) in<br />

NRW. Dort können auch die Förderanträge gestellt<br />

werden. Das Verfahren ist schnell und unbürokratisch.<br />

Informationen zur <strong>Potenzialberatung</strong> erhalten Unternehmen<br />

im Internet <strong>unter</strong><br />

www.arbeitsmarkt.nrw.de<br />

Weitere Informationen<br />

zur vorgestellten <strong>Potenzialberatung</strong>:<br />

u.blick<br />

Finanzmanagement für den Mittelstand<br />

Marcus Horsch<br />

Auf der Heide 3<br />

44803 Bochum<br />

Telefon 0234 3617737<br />

Fax 0234 36177.19<br />

www.ublick.de


Arbeitszeitberatung<br />

Arbeitszeitberatung NRW<br />

Bessere Kennzahlen mit flexiblem Schichtsystem<br />

Über mangelnde Aufträge und geringe Um-<br />

sätze konnte sich die Schmale & Schulte GmbH<br />

wirklich nicht beklagen. So richtig zufrieden<br />

waren Geschäftsleitung und Beschäftigte den-<br />

noch nicht. Der Grund: Das alte Arbeitszeit-<br />

system genügte den steigenden Anforderungen<br />

nicht mehr. Ein neues Schichtmodell, entwi-<br />

ckelt mit Unterstützung einer vom Land NRW<br />

geförderten Arbeitszeitberatung, brachte die<br />

Lösung. Die Bilanz des neuen Zeitarrange-<br />

ments nach einem Jahr: deutlich bessere<br />

betriebswirtschaftliche Kennzahlen, ein mo-<br />

tivierteres Personal und sechs zusätzliche<br />

Arbeitsplätze.<br />

Seit über fünfzig Jahren liefert die<br />

Schmale & Schulte GmbH ihre erstklassigen<br />

Gussprodukte an anspruchsvolle<br />

Kunden aus der Industrie- und<br />

Medizintechnik, dem Maschinenbau sowie<br />

der Automobil-, Bau- und Möbelindustrie<br />

in ganz Europa. Sie erwarten<br />

von dem Lüdenscheider Traditions<strong>unter</strong>nehmen<br />

jedoch nicht nur die gewohnt<br />

hohe Qualität und präzise Ausführung<br />

einbaufertiger Gusskomponenten, sondern<br />

auch eine umgehende Lieferung<br />

auf Abruf. Für die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter bedeutete das in der Vergangenheit<br />

oft zusätzliche Wochenendarbeit,<br />

meist kurzfristig anberaumt. Geschäftsführerin<br />

Ilka Greis: „Um unseren<br />

Kunden gerecht zu werden, mussten wir<br />

häufig Sonderschichten fahren. Die<br />

starke Beanspruchung hat das Personal<br />

ausgepowert, Fehler haben sich eingestellt.<br />

Unsere Mitarbeiter waren unzufrieden,<br />

weil sie ihren Familien am Donnerstag<br />

erklären mussten, dass sie am<br />

Samstag arbeiten müssen. Auf der anderen<br />

Seite kamen wir mit den Kapazitäten<br />

nicht mehr hin. Die logistischen Abläufe<br />

im Betrieb funktionierten nicht<br />

6 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

mehr optimal.“ Kein Dauerzustand, entschied<br />

die Unternehmerin und nahm eine<br />

vom Land NRW geförderte Arbeitszeitberatung<br />

in Anspruch.<br />

Neues Zeitsystem<br />

Durchgeführt wurde die Beratung von<br />

Hiltraud Grzech-Sukalo, Geschäftsinhaberin<br />

des auf Arbeitszeiten spezialisierten<br />

Beratungs<strong>unter</strong>nehmens AWiSconsult.<br />

Gemeinsam mit Ilka Greis und<br />

in Absprache mit den Leitern der Produktionsabteilungen<br />

entwickelte sie auf<br />

der Basis betrieblicher Erfordernisse und<br />

<strong>unter</strong> Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse drei alternative<br />

Schichtmodelle, zwischen denen die Beschäftigten<br />

wählen konnten. Sie entschieden<br />

sich für ein kontinuierliches<br />

Vier-Wochen-Schichtsystem, das dem<br />

Betrieb, je nach Auftragslage, ein flexibles<br />

„Hoch- und R<strong>unter</strong>schalten“ erlaubt.<br />

Bei maximaler Auslastung liegen<br />

die Betriebszeiten nunmehr bei 168<br />

Stunden in der Woche. Ein Wechsel in<br />

die hohe Auslastungsstufe des Schichtplans<br />

– sie beinhaltet Arbeit am Sams-


Steffen und Ilka Greis,<br />

Geschäftsführer der Firma<br />

Schmale & Schulte GmbH,<br />

Lüdenscheid<br />

tag und Sonntag – erfolgt im Regelfall<br />

mit fünf Arbeitstagen Ankündigungsfrist.<br />

Beraterin Hiltraud Grzech-Sukalo:<br />

„Aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />

wurde ein besonderes<br />

Augenmerk auf die höchstmögliche Auslastungsstufe<br />

gelegt, da sie als besonders<br />

kritisch zu betrachten ist.“ Jetzt gilt: Die<br />

Beschäftigten arbeiten maximal vier<br />

Nachtschichten in Folge und haben anschließend<br />

mindestens zwei freie Tage.<br />

Parallel zum mehrstufigen Konti-System<br />

wurden Arbeitszeitkonten für jeden Mitarbeiter<br />

und jede Mitarbeiterin eingeführt.<br />

Das Zeitkonto darf maximal plus<br />

75 Stunden und maximal minus 50 Stunden<br />

aufweisen, auszugleichen innerhalb<br />

von zwölf Monaten.<br />

Messbare Erfolge<br />

„Für uns war die Einführung des neuen<br />

Arbeitszeitsystems ein unvermeidbarer<br />

und sehr erfolgreicher Schritt“, resümiert<br />

Ilka Greis und konkretisiert zugleich die<br />

Vorteile für ihr Unternehmen: Die Zahl<br />

der Verletzungen am Arbeitsplatz ist<br />

gesunken, der Krankenstand deutlich<br />

reduziert. Kosten für Sonderschichten<br />

sind weggefallen, die logistischen Abläufe<br />

funktionieren reibungslos, die Qualität<br />

hat sich noch einmal verbessert. Die<br />

Ausweitung der Betriebszeiten erlaubt<br />

bei Bedarf die volle Auslastung der<br />

Kapazitäten. Die Unternehmerin: „Jetzt<br />

kann der Betrieb auch noch mal zusätzliche<br />

Aufträge annehmen.“ Eine komplette<br />

Schicht wurde neu eingestellt:<br />

Gießer, Einrichter und Schlosser. Sechs<br />

neue Arbeitsplätze sind so entstanden.<br />

Und die Beschäftigten selbst? Wie bewerten<br />

sie das neue Zeitarrangement?<br />

Nach ersten Gesprächen, auch mit Angehörigen,<br />

sieht sich Ilka Greis bestätigt:<br />

„Am Anfang war die Akzeptanz<br />

noch nicht so groß, weil einige Mitarbeiter<br />

durch den Wegfall von Überstun-<br />

den leichte finanzielle Einbußen hinnehmen<br />

mussten. Aber jetzt erkennen sie,<br />

welche gesundheitlichen Vorteile ihnen<br />

das neue Zeitsystem bringt. Sie arbeiten<br />

nur noch maximal vier statt bislang sechs<br />

oder sogar sieben Nachtschichten hintereinander.“<br />

Durch die Konti-Schicht<br />

haben sie zudem größere Freizeitblöcke<br />

und erhalten schon zu Jahresbeginn<br />

einen kompletten Schichtplan für das<br />

ganze Jahr, so dass die Familien, vor allem<br />

wenn beide Eltern berufstätig sind,<br />

die Kinderbetreuung besser regeln und<br />

den Urlaub langfristig planen können.<br />

Ilka Greis: „Das alles steigert die Motivation<br />

und das kommt letztlich, neben<br />

der größeren Flexibilität, auch unserem<br />

Unternehmen zugute.“<br />

Nächster Schritt:<br />

eine <strong>Potenzialberatung</strong><br />

Zwei Jahre zuvor hatte die Diplom-<br />

Kauffrau selbst einmal versucht, für<br />

ihren Betrieb ein neues Arbeitszeitgefüge<br />

zu gestalten – ohne zufriedenstellendes<br />

Ergebnis, wie sie offen zugibt:<br />

„Ich musste wegen arbeitsrechtlicher<br />

Fragen immer wieder einen Anwalt hinzuziehen.<br />

Ich habe dann festgestellt:<br />

Allein löse ich das nicht und habe das<br />

Vorhaben erst mal zur Seite geschoben,<br />

bis ich von der bezuschussten Arbeitszeitberatung<br />

hörte. Dann ging alles ganz<br />

unbürokratisch und schnell. Innerhalb<br />

von nur zwei Monaten war das neue<br />

Arbeitszeitsystem entwickelt und umgesetzt.“<br />

Es war die erste Beratung, die<br />

ihr Familienbetrieb in seiner langen<br />

Geschichte in Anspruch genommen hat.<br />

Nach dem durchschlagenden Erfolg hat<br />

sie jetzt gleich einen Antrag auf eine<br />

<strong>Potenzialberatung</strong> gestellt. „Viel mehr<br />

kleinere Unternehmen“, so die Unternehmerin<br />

nach ihren Erfahrungen, „sollten<br />

diese speziell auf ihre Bedarfe hin<br />

zugeschnittenen Angebote nutzen!“<br />

Zeitbüro NRW<br />

Das „Zeitbüro NRW“ informiert Interessierte über alle<br />

Aspekte zum Thema „Flexible Arbeitszeiten“. Unternehmen<br />

und Beschäftigte erhalten hier einen Überblick<br />

über den Ablauf einer Arbeitszeitberatung sowie im<br />

Rahmen eines strategischen Erstgespräches Orientierungen<br />

für die Entwicklung eigener Lösungswege. Das<br />

Zeitbüro NRW steht allen Unternehmen in NRW auch<br />

als Anlaufstelle zur Verfügung.<br />

Landesförderung für neue Arbeitszeitmodelle<br />

Gefördert wird die Arbeitszeitberatung in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und<br />

Soziales mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds.<br />

Das Angebot richtet sich an kleine und mittlere Betriebe<br />

mit bis zu 250 Beschäftigten. Bezuschusst werden 50<br />

Prozent der notwendigen Ausgaben für Beratungstage,<br />

bis maximal 500 Euro pro Beratungstag. Unternehmen<br />

mit weniger als 50 Beschäftigten erhalten<br />

eine Förderung bis zu sechs, Betriebe ab 50 Beschäftigten<br />

bis zu neun Beratungstagen.<br />

Das für die Antragstellung einer landesgeförderten<br />

Arbeitszeitberatung erforderliche Formular und weitere<br />

Informationen erhalten Sie in den Anlaufstellen des<br />

Landes, beispielsweise im Zeitbüro NRW und in den<br />

Regionalagenturen.<br />

Informationen und Kontaktadressen<br />

erhalten Sie im Internet <strong>unter</strong><br />

www.zeitbuero.nrw.de<br />

www.arbeitszeiten.nrw.de<br />

Weitere Informationen zur<br />

vorgestellten Arbeitszeitberatung:<br />

AWiS-consult<br />

Hiltraud Grzech-Sukalo<br />

Augustinusstraße 35<br />

41464 Neuss<br />

Telefon: 02131 / 209 89 84<br />

www.awis-consult.de<br />

7 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006


Einarbeitungsbeihilfe<br />

Einarbeitungsbeihilfe NRW<br />

Beschäftigung schaffen und Arbeitslose einstellen<br />

Bei den Personalkosten werden kleine und<br />

mittlere Betriebe in der Einarbeitungszeit ent-<br />

lastet, wenn sie Arbeitslose oder von Arbeits-<br />

losigkeit Bedrohte aus den strukturschwachen<br />

Regionen des Landes einstellen. Die KFZ-Firma<br />

Beissert aus Castrop-Rauxel nutzte den Zu-<br />

schuss aus der Einarbeitungsbeihilfe und bot<br />

vier ehemals Arbeitslosen neue Jobchancen.<br />

Wolfgang Mühlhausen, kaufmännischer<br />

Leiter der Firma<br />

Beissert, und die neu eingestellte<br />

Bürokauffrau Pauline Swercz<br />

Dauerarbeitsplätze, aber auch befristete<br />

Arbeitsplätze können bezuschusst werden,<br />

wenn sie eine Mindestdauer von 12<br />

Monaten haben. Wichtigste Bedingung:<br />

Die künftigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

kommen aus den acht strukturschwachen<br />

Regionen (Ziel 2-Gebiete)<br />

des Landes, dazu zählen weite Teile des<br />

Ruhrgebiets, Teile des Kreises Heinsberg<br />

sowie die Stadt Ahlen. Die einstellenden<br />

Betriebe können generell ihren<br />

Sitz außerhalb des Ziel-2-Fördergebietes<br />

haben.<br />

Die KFZ-Firma Beissert aus Castrop-<br />

Rauxel ist spezialisiert auf Instandsetzungs-<br />

und Wartungsdienstleistungen<br />

für LKWs und Nutzfahrzeuge und beschäftigt<br />

über 50 Mitarbeiter. Für die<br />

Eröffnung einer neuen Niederlassung in<br />

Bochum nutzte der Betrieb das Instrument<br />

der Einarbeitungsbeihilfe und<br />

konnte zusätzliche Arbeitsplätze für vier<br />

ehemals Arbeitslose schaffen. „Da wir<br />

nicht wissen, wie sich die Auslastung in<br />

der neuen Niederlassung entwickelt,<br />

müssen wir die Personalkosten im Griff<br />

8 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

behalten. Ursprünglich hatten wir nur<br />

einen Fahrer für den Ersatzteiltransport<br />

zwischen den Niederlassungen gesucht.<br />

Die Möglichkeit von Einarbeitungszuschüssen<br />

war für uns entlastend und hat<br />

dann die Entscheidung für weitere Neueinstellungen<br />

befördert“, erklärt der kaufmännische<br />

Leiter Wolfgang Mühlhausen.<br />

Unbürokratische Hilfe<br />

Über die Förderkonditionen und Förderanträge<br />

zur Einarbeitungsbeihilfe berät<br />

und informiert die zuständige Regionalagentur,<br />

die als Service-Einrichtung<br />

das Land bei der Umsetzung von arbeitsmarktpolitischen<br />

Programmen <strong>unter</strong>stützt.<br />

Wie Wolfgang Mühlhausen berichtet,<br />

hat die Zusammenarbeit hier<br />

hervorragend geklappt. „Die Hilfe war<br />

fachlich fundiert und ganz unbürokratisch.<br />

Ich war erstaunt, wie schnell alles<br />

ging. Wir mussten von den neu Einzustellenden<br />

einige Dokumente beibringen<br />

wie Arbeitsvertrag, Lebenslauf, Meldebescheinigung<br />

oder Arbeitslosenbescheid.<br />

Lediglich für den Einarbeitungsplan<br />

war etwas Zeit aufzuwenden und<br />

ein Konzept zu erstellen, welche Einarbeitungsschritte<br />

notwendig sind, um die<br />

neuen Mitarbeiter effektiv einsetzen zu<br />

können.“<br />

4 x neue Arbeit<br />

Die vier neu eingestellten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter haben alle ihren<br />

ersten Wohnsitz im so genannten Ziel 2-<br />

Gebiet und konnten damit über den Zuschuss<br />

gefördert werden.<br />

Auch der Haustechniker Sead Rasinlic<br />

aus Castrop-Rauxel fand nach längerer<br />

Arbeitslosigkeit hier eine stabile berufliche<br />

Perspektive. Nach der Umschulung<br />

absolvierte er bei der Firma ein dreimonatiges<br />

Praktikum und erhielt nun als


Links: Sead Rasinlic,<br />

Haustechniker bei der<br />

Firma Beissert<br />

Einziger einen unbefristeten Arbeitsvertrag.<br />

„Bei uns ist es üblich, dass wir zunächst<br />

nur einjährige Arbeitsverträge<br />

abschließen. In den letzten Jahren sind<br />

daraus aber immer unbefristete Arbeitsverhältnisse<br />

geworden“, so Wolfgang<br />

Mühlhausen. „Bei Herrn Rasinlic machen<br />

wir eine Ausnahme, weil wir schon im<br />

Praktikum mit ihm gute Erfahrungen<br />

gemacht haben und für die Wartung der<br />

LKW-Werkstatt dringend jemand brauchten,<br />

der sich auskennt und langfristig<br />

verantwortlich ist.“<br />

Bescheid wissen<br />

Thomas Paschek von der Regionalagentur<br />

Emscher-Lippe hat die Firma Beissert<br />

bei der Antragstellung beraten und<br />

Für Oberhausen:<br />

Regionalagentur MEO<br />

Frau Nicole Bongartz<br />

Am Waldthausenpark 2<br />

(im Hause der IHK zu Essen)<br />

45127 Essen<br />

Telefon 0201 18 92 - 317<br />

Bongartz@essen.ihk.de<br />

Für Duisburg, Rheinberg,<br />

Hünxe, Neukirchen-Vluyn<br />

sowie teilweise Voerde,<br />

Dinslaken, Kamp-Lintfort, Moers:<br />

Regionalagentur NiederRhein<br />

Frau Tanja Geis<br />

Stadt Duisburg<br />

Amt für Statistik, Stadtforschung<br />

und Europaangelegenheiten -12-<br />

Bismarckstr. 150 -158, 47057 Duisburg<br />

Telefon 0203 283 - 27 45<br />

t.geis@stadt-duisburg.de<br />

Für Kreis Recklinghausen<br />

(außer Haltern) / Stadt Bottrop /<br />

Stadt Gelsenkirchen:<br />

Regionalagentur Emscher-Lippe<br />

Herr Thomas Paschek<br />

Herner Straße 10, 45699 Herten<br />

Telefon 02366 10 98 21<br />

Thomas.Paschek@emscher-lippe.de<br />

<strong>unter</strong>stützt. Über die Einarbeitungsbeihilfen<br />

werden allein in dieser Region<br />

pro Jahr durchschnittlich 150 Personen<br />

wieder in Arbeit gebracht; es stehen dafür<br />

rund 1 Mio. Euro zur Verfügung.<br />

In erster Linie, so Paschek, erhalten den<br />

Zuschuss Betriebe, die für Arbeitslose<br />

einen zusätzlichen Arbeitsplatz schaffen.<br />

Aber auch von Arbeitslosigkeit Bedrohte<br />

können über den Zuschuss gefördert<br />

werden. Voraussetzung ist, dass der entlassende<br />

Betrieb seinen Standort in einer<br />

Ziel 2-Region hat. „Betriebe, die Entlassungen<br />

vornehmen müssen oder mit<br />

befristet Beschäftigten arbeiten, sollten<br />

über diese Möglichkeit Bescheid wissen.<br />

Auch für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

kann das bei einer neuen Bewerbung<br />

eine wichtige Information sein.“<br />

Für Bochum, Herne,<br />

Witten, Hattingen:<br />

Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet<br />

Frau Dr. Ruby Zimmermann<br />

Stadt Bochum<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Viktoriastraße 10<br />

44787 Bochum<br />

Telefon 0234 910 - 11 00<br />

rzimmermann@bochum.de<br />

Für Ahlen:<br />

Regionalagentur Münsterland<br />

Herr Dr. Ralf Hagedorn<br />

An den Speichern 6, 48157 Münster<br />

Telefon 0251 609 32 70<br />

hagedorn@aktion-muensterland.de<br />

Für Krefeld:<br />

Regionalagentur Mittlerer Niederrhein<br />

Herr André Eberhardt<br />

Standort Niederrhein GmbH<br />

Bismarckstr. 109<br />

41061 Mönchengladbach<br />

Telefon 02161 24 11 95<br />

eberhardt@standort-niederrhein.de<br />

Für Geilenkirchen, Hückelhoven,<br />

Übach-Palenberg, Wegberg-<br />

Wildenrath, Wassenberg:<br />

Einarbeitungsbeihilfe NRW<br />

Herr Jens Forner<br />

Regionalagentur Aachen<br />

Dennewartstraße 25 - 27, 52068 Aachen<br />

Telefon 0241 963 19 22<br />

Forner@regionalagentur-aachen.de<br />

Für Dortmund, Kreis Unna, Hamm:<br />

Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet<br />

Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />

Dortmund<br />

Töllnerstraße 9 - 11<br />

44135 Dortmund<br />

Dortmund:<br />

Frau Angela Friedenberger<br />

Telefon 0231 502 62 97<br />

friedenberger.wbf@stadtdo.de<br />

Kreis Unna:<br />

Herr Gabriel Spitzner<br />

Telefon 02303 27 16 61<br />

gs@wfg-kreis-unna.de<br />

Hamm:<br />

Herr Michael Fischer<br />

Telefon 02381 688598<br />

michael.fischer@wf-hamm.de<br />

Frau Wera Pöhler<br />

Telefon 02381 68 85 97<br />

wera.poehler@wf-hamm.de<br />

Einarbeitungsbeihilfe<br />

Für Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Beschäftigte<br />

in den acht strukturschwachen Regionen<br />

(Ziel 2-Gebiete) des Landes gewährt die Landesregierung<br />

spezielle Zuschüsse für den Start in neue Arbeit.<br />

Die Einarbeitungsbeihilfe beträgt bis zu 50 Prozent<br />

der Bruttolohnkosten und wird aus Mitteln des Landes<br />

und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Die einstellenden<br />

Betriebe können generell ihren Sitz außerhalb<br />

des Ziel-2-Fördergebietes haben. Die zuständigen<br />

Regionalagenturen informieren über Förderkonditionen<br />

und <strong>unter</strong>stützen bei der Antragstellung.<br />

Weitere Informationen finden Sie im Internet <strong>unter</strong><br />

www.arbeitsmarkt.nrw.de<br />

in der Rubrik >>> Förderangebote >>> Integration<br />

>>> Einarbeitungsbeihilfe


Fachkräftemangel<br />

Wettbewerbsfaktor Fachkräfte:<br />

Strategien für kleine und mittlere Unternehmen<br />

Dr. Rosemarie Kay,<br />

Institut für Mittelstandsforschung<br />

Bonn<br />

zoom: Frau Dr. Kay, viele Unternehmen<br />

klagen über einen Mangel an<br />

Fachkräften, offensichtlich ein diffuser<br />

Begriff. Was genau verbirgt sich<br />

dahinter?<br />

Letztlich sind alle Personen, die eine<br />

Berufsausbildung im dualen System<br />

oder ein Hochschulstudium absolviert<br />

haben, Fachkräfte. Insofern sind die<br />

meisten Beschäftigten in Deutschland<br />

Fachkräfte. Der Fachkräftemangel umfasst<br />

nicht nur IT- und Medienberufe,<br />

sondern auch Ingenieure, traditionelle<br />

Fertigungsberufe und kaufmännische<br />

Mitarbeiter. Gefragt sind auch soziale<br />

Kompetenzen. Hier herrscht oft größerer<br />

Mangel als an konkreten fachlichen<br />

Qualifikationen. Für viele Unternehmen<br />

ist es deshalb zum Beispiel schwierig,<br />

geeignete Vertriebsmitarbeiter zu finden.<br />

zoom: Welche Konsequenzen hat<br />

der Fachkräftemangel speziell für<br />

kleine und mittlere Betriebe?<br />

Qualifizierte Arbeitskräfte sind die Voraussetzung<br />

für Innovationen. Fachkräftemangel<br />

gefährdet also die Innovationsfähigkeit.<br />

Das Problem der Rekrutierung<br />

eines ausreichend qualifizierten Mitarbeiterstabs<br />

stellt sich dabei insbesondere<br />

10 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

Innovation bei Produkten, Dienstleistungen<br />

und Prozessen entscheidet über die Wettbe-<br />

werbsfähigkeit von Unternehmen. Gelingen<br />

kann das nur mit gut ausgebildeten Fachkräf-<br />

ten. Doch daran herrscht Mangel. Mit wel-<br />

chen Strategien insbesondere kleine und mitt-<br />

lere Betriebe ihren Bedarf an qualifiziertem<br />

Personal decken können, hat Dr. Rosemarie<br />

Kay vom Bonner Institut für Mittelstandsfor-<br />

schung <strong>unter</strong>sucht.<br />

für kleine und mittlere Betriebe, die im<br />

Vergleich zu Groß<strong>unter</strong>nehmen am Arbeitsmarkt,<br />

wenn auch oft zu Unrecht,<br />

eine geringere Reputation aufweisen.<br />

Wir haben festgestellt, dass der Anteil<br />

der nicht zu besetzenden offenen Stellen<br />

bei Kleinst<strong>unter</strong>nehmen im Schnitt bis<br />

zu 25 Prozent beträgt.<br />

zoom: Heißt: Betriebe können ihre<br />

Aufträge nicht mehr abarbeiten oder<br />

stoßen an Wachstumsgrenzen?<br />

Es ist ein ernstes Problem, aber man<br />

darf es nicht überdramatisieren. Sicher,<br />

Unternehmen die sehr spezielle Fachkräfte<br />

nicht bekommen und deshalb ihre<br />

Forschungs- und Entwicklungstätigkeit<br />

nicht im erforderlichen Maß ausüben<br />

können, geraten in Schwierigkeiten, aber<br />

das ist eher die Ausnahme. Im Allgemeinen<br />

ist der betriebliche Alltag so flexibel,<br />

dass es gelingt, mit den vorhandenen<br />

Kapazitäten, mit Überstunden und<br />

Leiharbeit die Aufträge abzuarbeiten.<br />

Hinzu kommt: Fachkräftemangel bedeutet<br />

ja nicht, dass Unternehmen offene<br />

Stellen dauerhaft nicht besetzen können,<br />

sondern dass die Stellen später besetzt<br />

werden, als man sich das vorgestellt hat.<br />

Schlimm genug, denn das wirft natür-<br />

lich Sand ins Getriebe bzw. die Beschäftigten<br />

müssen mehr arbeiten, als das auf<br />

Dauer sinnvoll ist.<br />

zoom: Überstunden sind mittelfristig<br />

keine Lösung?<br />

Überstunden bringen neue Probleme mit<br />

sich, zumal gerade in den letzten Jahren<br />

in vielen Betrieben die Personaldecke<br />

noch dünner geworden ist. Heute ist<br />

Fachkräftemangel von Unternehmen wesentlich<br />

schwerer aufzufangen als noch<br />

vor einigen Jahren, weil die personellen<br />

Kapazitäten meist zu hundert Prozent<br />

ausgelastet sind. Doch ein hoher Anteil<br />

an Überstunden führt zum Burn-out der<br />

Stammbelegschaft, und das Unternehmen<br />

bekommt Imageprobleme als Arbeitgeber.<br />

Unternehmen, die zu lange<br />

einen Einstellungsbedarf vor sich herschieben,<br />

geraten nachweisbar in eine<br />

Negativspirale aus unattraktiven Arbeitszeitbelastungen<br />

und mangelndem<br />

Rekrutierungserfolg.<br />

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass<br />

die Unternehmen auch noch ihre vorhandenen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

verlieren, weil sie sich nach einem<br />

attraktiveren Arbeitgeber umsehen.<br />

zoom: Trotz allgemeinen Fachkräftemangels<br />

gibt es Betriebe, die ihren<br />

Fachkräftebedarf vollständig decken<br />

können. Was <strong>unter</strong>scheidet sie von<br />

den anderen? Was können kleine und<br />

mittlere Unternehmen tun?<br />

Fachkräftemangel ist unzweifelhaft auch<br />

ein Mengenproblem, aber das ist das geringere<br />

Übel. Fachkräftemangel heißt<br />

nicht, dass es die Leute nicht gibt, sondern<br />

dass die Unternehmen sie nicht<br />

finden. Viele kleine und mittlere Unternehmen<br />

versäumen, auch den überregionalen<br />

Arbeitsmarkt abzusuchen oder<br />

geeignete Mittler einzuschalten, sei es<br />

die Arbeitsagentur oder eine Personalberatungsagentur.<br />

Andere sperren sich prinzipiell<br />

dagegen, Ältere einzustellen. Aber<br />

es gibt natürlich auch andere Gründe:<br />

differierende Gehaltsvorstellungen zum<br />

Beispiel oder fehlende betriebliche Sozialleistungen.<br />

Doch die Bedeutung des<br />

Geldes wird in diesem Zusammenhang<br />

meist überschätzt. Die immateriellen<br />

Kompensationsspielräume, die KMU zur<br />

Verfügung stehen, sind enorm: Mit einer<br />

innovativen und auf nachhaltige Attraktivität<br />

ausgelegten Personalpolitik kann<br />

dem Problem effektiv begegnet werden.<br />

Unternehmen können die Arbeitsbedingungen<br />

modifizieren, den Bewerbern bei


den individuellen Arbeitszeit-Bedürfnissen<br />

entgegenkommen, Telearbeit einrichten<br />

oder zur Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie beitragen, sie können<br />

Aufstiegsmöglichkeiten schaffen oder<br />

Mitsprache- und Einflussmöglichkeiten<br />

einräumen.<br />

zoom: Gibt es einen Zusammenhang<br />

zwischen geringer Ausbildungsquote<br />

und Fachkräftemangel? Leiden also<br />

Betriebe, die ausbilden, weniger <strong>unter</strong><br />

Fachkräftemangel?<br />

Wir haben etwas Interessantes festgestellt:<br />

Die Beteiligung eines Unternehmens<br />

am dualen Ausbildungssystem<br />

wirkt sich positiv auf die Attraktivität für<br />

Facharbeiter aus. Da aber Facharbeiter<br />

bereits eine duale Ausbildung hinter sich<br />

haben und deshalb das Ausbildungsangebot<br />

persönlich nicht in Anspruch<br />

nehmen werden, kann es sich hier nur<br />

um einen Reputationseffekt handeln,<br />

sprich: das Ansehen eines Betriebs, der<br />

ausbildet, steigt. Systematische Qualifizierungsanstrengungen<br />

haben aus<br />

Unternehmenssicht also zwei Effekte:<br />

Einerseits den unmittelbar Fachkräfteprobleme<br />

reduzierenden Effekt durch die<br />

Ausbildung und andererseits den gemäß<br />

der „Signaling-Theorie“ mittelbaren,<br />

aber ähnlich wichtigen Reputationseffekt<br />

mit höheren Rekrutierungserfolgen am<br />

externen Arbeitsmarkt.<br />

zoom: Ausbildung ist ein Aspekt,<br />

der andere dürfte Weiterbildung sein.<br />

Korrekt! Viele Betriebe lenken den Blick<br />

zu wenig auf den internen Arbeitsmarkt.<br />

Zwar ist davon auszugehen, dass Unternehmenschefs,<br />

die gerade in kleinen Betrieben<br />

oft zugleich als Personalleiter<br />

fungieren, die Qualifikationen ihrer Beschäftigten<br />

trotz fehlender elaborierter<br />

Methoden richtig einschätzen können.<br />

Noch viel zu selten aber wird darauf geachtet,<br />

mit welchen konkreten Weiterbildungsmaßnahmen<br />

bestimmte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in die Lage<br />

versetzt werden können, auch andere,<br />

höherwertige Aufgaben wahrzunehmen.<br />

Aus- und Weiterbildung sind deshalb<br />

sicher ein probates Mittel, dem Fachkräftemangel<br />

zu begegnen.<br />

zoom: Tatsächlich geht es ja nicht<br />

nur um die Rekrutierung neuer Fachkräfte,<br />

sondern auch – gerade angesichts<br />

des demografischen Wandels –<br />

um die Sicherung des im Betrieb vorhandenen<br />

Fachkräftepotenzials.<br />

Ja, die regelmäßige und systematische<br />

Weiterbildung einer zwangsläufig älter<br />

werdenden Belegschaft ist dabei nur ein<br />

entscheidender Punkt. Der andere betrifft<br />

gesunde Arbeitsplätze. Dabei geht es<br />

nicht nur um die Reduktion körperlicher<br />

Beanspruchungen. Die Zahl psychischer<br />

Erkrankungen nimmt zu. Stressphänomene<br />

sind viel häufiger auszumachen<br />

als in der Vergangenheit: die Angst, Aufgaben<br />

nicht bewältigen zu können, oder<br />

die Angst um den Arbeitsplatz. Das<br />

macht die Menschen und damit auch die<br />

Fachkräfte krank und führt dazu, dass sie<br />

längere Zeit im Betrieb fehlen oder frühzeitig<br />

aus dem Erwerbsleben ausscheiden.<br />

Auf dem Feld wird definitiv zu<br />

wenig getan.<br />

zoom: Noch mal zur externen Rekrutierung<br />

von Fachkräften: Bundesweit<br />

gibt es rund vier Millionen Arbeitslose.<br />

Richtig ist, dass wohl gut<br />

die Hälfte davon gering qualifiziert<br />

ist. Aber kann es sein, dass auch <strong>unter</strong><br />

den vielen anderen keine geeigneten<br />

Fachkräfte zu finden sind? Wird das<br />

Angebot auf dem Arbeitsmarkt von<br />

den Unternehmen mit<strong>unter</strong> nicht auch<br />

<strong>unter</strong>schätzt?<br />

Zunächst mal: Der Arbeitsmarkt, auch<br />

hier in NRW, ist durch eine unglaubliche<br />

Dynamik gekennzeichnet, die Fluktuation<br />

ist gewaltig. Millionen qualifizierter<br />

Kräfte wechseln jährlich ihren Arbeitsplatz,<br />

finden innerhalb weniger Monate<br />

eine neue Stelle. Das heißt: Viele Unternehmen<br />

finden <strong>unter</strong> den Arbeitslosen<br />

die Personen, die sie suchen. Andere<br />

Unternehmen, die nicht fündig werden,<br />

exkulpieren sich mit<strong>unter</strong> auch selbst. Es<br />

ist eben einfacher zu sagen: Es gibt keine<br />

geeigneten Bewerber, als nach der eigenen<br />

Attraktivität zu fragen. Dabei zeigt<br />

sich vor allem ein Problem: Unternehmen<br />

suchen oft nach Personal, das sofort<br />

zu hundert Prozent einsetzbar ist. Das<br />

ist nachvollziehbar, aber letztlich schaden<br />

sie sich damit selbst. Erfolgreiche<br />

Wachstums<strong>unter</strong>nehmen stellen häufig<br />

auch fachfremde oder etwas <strong>unter</strong>qualifizierte<br />

Bewerber ein, auch Ältere, und<br />

bilden sie intern so aus, dass sie den Arbeitsplatzanforderungen<br />

gerecht werden.<br />

Das Engagement zahlt sich erwiesenermaßen<br />

aus: Wer in diese Art der<br />

Weiterbildung investiert und den Bewerbern<br />

signalisiert: Ich schätze Dich,<br />

ich bin bereit, etwas für Dich zu tun, bekommt<br />

einsatzbereites und hochmotiviertes<br />

Personal.<br />

Fachkräftemangel<br />

Institut für Mittelstandsforschung<br />

Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn wurde<br />

von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> gegründet. Das IfM Bonn hat die<br />

Aufgabe, Lage, Entwicklung und Probleme des Mittelstandes<br />

zu erforschen und die Forschungsergebnisse<br />

der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Insbesondere<br />

verfolgt das IfM Bonn das Ziel, die Datenbasis über<br />

die mittelständische Wirtschaft zu verbessern und zu<br />

erweitern, um darauf aufbauend das Ziel-, Maßnahmen-<br />

und Trägersystem der <strong>unter</strong>nehmensgrößenbezogenen<br />

Wirtschaftspolitik durchleuchten und nötigenfalls<br />

Verbesserungsvorschläge erarbeiten zu können.<br />

Institut für Mittelstandsforschung Bonn<br />

Maximilianstraße 20, 53111 Bonn<br />

Telefon 0228 72 99 7-0 post@ifm-bonn.org<br />

<strong>Potenzialberatung</strong><br />

Das Thema Fachkräftebedarf und -sicherung ist eng<br />

verknüpft mit Themen wie Ausbildung, Gesundheit im<br />

Betrieb, Bildung und alternde Belegschaften. All das<br />

kann Gegenstand der <strong>Potenzialberatung</strong> sein, denn<br />

das vom Land NRW geförderte Instrument nimmt das<br />

Unternehmen als Ganzes in den Blick. Mehr Informationen<br />

dazu <strong>unter</strong>: www.arbeitsmarkt.nrw.de/<br />

foerderangebote/neues-arbeiten/<br />

potenzialberatung/index.html<br />

Neue Chancen für ältere Arbeitslose<br />

Unter älteren Arbeitslosen sind häufig Fachkräfte zu<br />

finden. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und<br />

Soziales NRW und die Regional<strong>direkt</strong>ion NRW der<br />

Bundesagentur für Arbeit haben eine „Initiative ältere<br />

Langzeitarbeitslose“ gestartet, die die beruflichen Integrationschancen<br />

Älterer verbessert. NRW-Arbeitsminister<br />

Karl-Josef Laumann: „Wir konnten mit vielen<br />

Projekten modellhaft zeigen, dass es auch anders geht,<br />

dass selbst ältere Arbeitslose bei entsprechender Unterstützung<br />

durchaus Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

haben.“ Mehr <strong>unter</strong>: www.arbeitsmarkt.nrw.de/<br />

foerderangebote/integration-arbeitsmarkt/<br />

aeltere-langzeitarbeitslose/index.html<br />

BildungsSchecks<br />

Lebensbegleitendes Lernen gehört mehr denn je zum<br />

beruflichen Alltag, um die Beschäftigungsfähigkeit der<br />

Menschen in NRW zu erhalten. Um mehr Beschäftigte<br />

und Betriebe für Weiterbildung zu motivieren, hat das<br />

Land ein umfangreiches Förderprogramm aufgelegt,<br />

das private und betriebliche Weiterbildungsausgaben<br />

zu 50 Prozent bis zu maximal 750 Euro bezuschusst.<br />

Mehr <strong>unter</strong>: www.bildungsscheck.nrw.de<br />

Weitere Informationen im Internet zu Gesundheit und<br />

alternde Belegschaften:<br />

www.komnet.nrw.de<br />

www.gesuenderarbeiten.de<br />

www.rebequa.de


Demografischer Wandel<br />

Demografie-Berater: Personalmanagement mit Weitblick<br />

Durchschnittsalter: 33 Jahre. Keine Frage, die Metoba Metalloberflächen<br />

GmbH verfügt über eine junge Belegschaft. Kein Grund also, sich mit dem de-<br />

mografischen Wandel auseinanderzusetzen? Dr. Sven Hering, Geschäftsführer<br />

des Lüdenscheider Unternehmens, sieht das anders: „In zehn Jahren einen<br />

jungen Ingenieur oder Facharbeiter zu bekommen, wird eine echte Herausfor-<br />

derung. Deshalb müssen wir uns schon jetzt Gedanken machen, wie wir unse-<br />

re bewährten Kräfte fachlich auf neuestem Stand, gleichzeitig aber auch ge-<br />

sund halten können.“ Um das zu gewährleisten, hat er einen Demografie-<br />

Berater der Initiative „rebequa“ ins Haus geholt. rebequa steht für „Regionale<br />

Beratung und Qualifizierung in NRW“. Das von der Düsseldorfer healthpro<br />

GmbH entwickelte und vom nordrhein - westfälischen Arbeitsministerium und<br />

mit Mitteln des ESF geförderte Programm <strong>unter</strong>stützt Betriebe beim Personal-<br />

management.<br />

12 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

Zugegeben, als Dr. Sven Hering – sein<br />

hochmoderner Industriebetrieb ist in<br />

allen Fragen galvanischer Veredelung<br />

und Oberflächenbearbeitung Partner von<br />

Weltfirmen – zum ersten Mal vom Angebot<br />

der Demografie-Berater hörte, sah<br />

er zunächst keinen Handlungsbedarf:<br />

„Wir haben aktuell kein Problem, weil<br />

wir <strong>unter</strong> Beschäftigungsaspekten ein<br />

sehr junges Unternehmen sind. Wir haben<br />

dann aber doch mal die Altersstruktur<br />

unseres Personals analysiert und gefragt:<br />

Wie sieht es in zehn Jahren aus?“<br />

Das Ergebnis: Aufgrund der sehr homogenen<br />

Altersstruktur und der extrem geringen<br />

Fluktuation werden nahezu alle<br />

derzeitigen 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

auch 2016 noch im Unternehmen<br />

tätig sein – mit einem Durchschnittsalter<br />

von dann exakt 43,6 Jahren. Der<br />

Geschäftsführer wurde hellhörig. Ihm<br />

drängte sich die Frage auf: „Wie ist es<br />

dann um die Qualifikation unserer Mitarbeiter<br />

bestellt?“ Seine erste Reaktion:<br />

Genaue Informationen einholen über<br />

das Angebot der Demografie-Berater!


Erfahrene Berater<br />

Demografie-Berater, das sind die Expertinnen<br />

und Experten aus dem rebequa-Projekt<br />

– „Regionale Beratung und<br />

Qualifizierung in NRW“, das die nordrhein-westfälische<br />

Landesregierung ins<br />

Leben gerufen hat, um die Beschäftigungsfähigkeit<br />

älter werdender Belegschaften<br />

und so die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen zu sichern. Rund<br />

100 Demografie-Berater helfen künftig<br />

kostenlos kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen <strong>direkt</strong> vor Ort beim konkreten<br />

Personalmanagement, zeigen den<br />

Betrieben Probleme und Potenziale auf.<br />

Fünf personalrelevante Handlungsfelder<br />

stehen dabei im Vordergrund: Arbeitsorganisation<br />

und Arbeitszeitgestaltung,<br />

Gesundheitsmanagement, Weiterbildung,<br />

„Märkte 50 plus“ sowie Personalentwicklung.<br />

Demografie-Berater analysieren,<br />

erarbeiten Vorschläge für konkrete<br />

Maßnahmen, führen sie selbst durch<br />

oder beziehen andere Experten-Einrichtungen<br />

aus dem rebequa-Netzwerk<br />

hinzu. Für den Gesundheitsbereich können<br />

das etwa die Krankenkassen oder<br />

die Berufsgenossenschaften sein. Zu den<br />

Demografie-Beratern zählen erfahrene<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Handwerkskammern mit ausgezeichneten<br />

Branchenkenntnissen sowie so genannte<br />

„senior trainer“, Manager im<br />

Ruhestand zum Beispiel, oder andere<br />

Unternehmensberater. Sie alle mussten,<br />

um als Demografie-Berater anerkannt<br />

zu werden, eine Spezial-Qualifizierung<br />

absolvieren.<br />

Konkrete Zielplanung<br />

Das gilt auch für Andreas Bendig und<br />

Heinz Dorr von der Hagener agentur<br />

mark GmbH, die bei der Metoba GmbH<br />

als Demografie-Berater wirken. Neben<br />

der Altersstrukturanalyse kommen hier<br />

die Qualifizierungsbestands- und die Bildungsbedarfsanalyse<br />

zur Anwendung.<br />

Instrumente, die der Entwicklung einer<br />

strategisch ausgerichteten Personal- und<br />

Qualifikationsentwicklung dienen.<br />

Geschäftsführer Dr. Sven Hering: „Wir<br />

verfügen zwar über ein zertifiziertes<br />

Qualitätsmanagement-System, in des-<br />

sen Rahmen jedes Jahr ein Schulungsplan<br />

erstellt wird, doch der Fokus liegt<br />

hier eher auf der Beseitigung interner<br />

Fehlerquellen. Die notwendige Weiterbildung<br />

im Hinblick auf die Anlagentechnik<br />

oder auf neue Forschungsergebnisse<br />

in der Chemie für den Veredelungsprozess<br />

verläuft bislang aber<br />

eher unstrukturiert.“ Das soll sich ändern.<br />

Zum Einsatz bringen die Demografie-Berater<br />

deshalb auch den von<br />

finnischen Arbeitsmedizinern entwickelten<br />

Arbeitsbewältigungsindex – er<br />

dient <strong>unter</strong> anderem der differenzierten<br />

Beurteilung der individuellen Leistungsreserven<br />

eines Menschen – sowie<br />

den Talentkompass NRW. Mit ihm lassen<br />

sich Interessen und Fähigkeiten der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erschließen.<br />

Vier Beschäftigte der Metoba<br />

GmbH sind dazu für ein Einzelcoaching<br />

ausgewählt. Ergebnis der Analyse könnte<br />

die Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen<br />

sein, um Beschäftigte zu<br />

neuen und flexibleren Einsatzmöglichkeiten<br />

im Betrieb zu befähigen, etwa<br />

als Vertretung für Kollegen im Krankheitsfall.<br />

Ein weiteres Beispiel: Stellen Demografie-Berater<br />

fest, dass gleich mehrere<br />

betriebliche „Erfahrungsträger“ in<br />

wenigen Jahren in Rente gehen, empfehlen<br />

sie etwa die Einrichtung altersgemischter<br />

Teams. Über den so organisierten<br />

Wissenstransfer bleibt dem<br />

Unternehmen betriebliches Erfahrungswissen<br />

erhalten.<br />

Konsequente Umsetzung<br />

Etwaige Bedenken, die Tätigkeit der<br />

Demografie-Berater könne den Alltagsbetrieb<br />

stören, weist Dr. Sven Hering<br />

entschieden zurück: „Alle Termine sind<br />

auf einen reibungslosen Betriebsablauf<br />

ausgerichtet.“ Genauso wichtig wie eine<br />

optimale Erledigung der aktuellen Aufträge<br />

ist dem Geschäftsführer aber auch<br />

die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Strategisches Denken und konsequentes<br />

Handeln zeichneten den Betrieb schon<br />

immer aus. Ute Thrams, ebenfalls in der<br />

Geschäftsführung des Familien<strong>unter</strong>-<br />

nehmens tätig, war in ihrer Lehrzeit die<br />

einzige weibliche Auszubildende im<br />

„Männerberuf Galvaniseur“. Gleich<br />

nach ihrer Ausbildung hat sie das Thema<br />

„Frauen in technischen Berufen“<br />

systematisch forciert. Damit auch sie<br />

die mit<strong>unter</strong> körperlich schwere Arbeit<br />

verrichten können, hat die Unternehmerin<br />

zusammen mit dem dritten im<br />

Führungstrio und technischen Leiter<br />

des Unternehmens, Thorsten Hering,<br />

für ihren Betrieb Hebewerkzeuge angeschafft,<br />

die den Rücken der Beschäftigten<br />

entlasten. Das kommt nun dem gesamten<br />

Personal zugute, so dass auch<br />

die Männer ihren Beruf <strong>unter</strong> gesundheitlichen<br />

Aspekten länger ausüben<br />

können. Das Thema „Gesunde Arbeitsplätze<br />

für den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit<br />

Älterer“, ansonsten<br />

Standard-Repertoire der Demografie-<br />

Berater, können sich die Experten in<br />

der Firma Metoba somit wohl sparen.<br />

Demografie-Beratung in NRW<br />

<strong>unter</strong>stützt Betriebe<br />

Demografischer Wandel<br />

Bereits 2020 wird auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland<br />

fast jede zweite Person älter als 50 Jahre sein.<br />

NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann hat daher die<br />

Beschäftigten und Unternehmen in NRW aufgerufen,<br />

sich rechtzeitig mit dem demografischen Wandel in<br />

der Arbeitswelt auseinanderzusetzen. „Wenn wir uns<br />

nicht jetzt um die Beschäftigungsfähigkeit unserer<br />

älter werdenden Belegschaften kümmern, ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unserer Unternehmen gefährdet.“<br />

Um nordrhein-westfälische Unternehmen vor Ort zu<br />

<strong>unter</strong>stützen, bietet das vom Land geförderte Projekt<br />

„rebequa“ (Regionale Beratung und Qualifizierung in<br />

NRW) konkrete Hilfestellung. Fast 100 Berater und Beraterinnen<br />

wurden als „Demographie-BeraterIn NRW“<br />

qualifiziert und <strong>unter</strong>stützen bei Fragen zum demografischen<br />

Wandel, vor allem hinsichtlich Personalarbeit,<br />

Marketing und Weiterbildung.<br />

Weitere Informationen <strong>unter</strong>:<br />

healthpro GmbH<br />

Kaistraße 7<br />

40221 Düsseldorf<br />

0211 30 27 26 31<br />

www.rebequa.de<br />

Demografiefeste<br />

Geschäftsführer<br />

der Metoba GmbH:<br />

Thorsten Hering,<br />

Dr. Sven Hering<br />

und Ute Thrams<br />

(von links nach rechts)


Kultur<br />

Vishnu auf der Weltenschlange.<br />

Westlicher Mebon, Angkor.<br />

Angkor-Periode, Baphuon-Stil,<br />

Mitte 11. Jh.<br />

Angkor – Göttliches Erbe Kambodschas<br />

Im Kambodscha der siebziger Jahre ermor-<br />

deten die „Roten Khmer“ weit mehr als eine<br />

Million Landsleute. Heute ist Kambodscha auf<br />

dem beschwerlichen Weg zur Demokratie.<br />

An die Blütezeit des südostasiatischen Lan-<br />

des (7. bis 15. Jahrhundert) erinnert bis zum<br />

9. April 2007 die Bundeskunsthalle Bonn mit<br />

den bedeutendsten Kunstwerken der großen<br />

Khmer-Dynastie, die in den gigantischen Tem-<br />

pelruinen von Angkor weiterlebt. Botschafter<br />

des Königreichs Kambodscha in Berlin ist –<br />

noch – S.E. Keo Puth Reasmey. Der Schwie-<br />

gersohn des vormaligen Königs Norodom<br />

Sihanouk ist nach kürzlich gewonnener Wahl<br />

stellvertretender Premierminister im König-<br />

reich Kambodscha.<br />

zoom: Exzellenz, neben den boomenden<br />

Ländern China und Indien<br />

geraten die kleineren Staaten Südostasiens<br />

wie Kambodscha mit<strong>unter</strong> ein<br />

wenig aus dem Blick. Wie geht es der<br />

Wirtschaft in Ihrem Land?<br />

Unsere Wirtschaft ist marktwirtschaftlich<br />

ausgerichtet und besitzt ein liberales<br />

Handelssystem ohne protektionistische<br />

Tendenzen. Alle makroökonomischen<br />

Kennziffern entwickeln sich positiv.<br />

Unsere Wirtschaft wächst jedes Jahr<br />

um rund sieben Prozent. Mit langjährigen<br />

Steuerbefreiungen und Verlustabschreibungen,<br />

mit der Befreiung von<br />

Einfuhrzöllen und Ausfuhrsteuern sowie<br />

der ungehinderten Gewinnrückführung<br />

in das Heimatland schaffen wir<br />

ein freundliches Klima für Auslandsinvestitionen.<br />

Unser wirtschaftlicher Konsolidierungskurs<br />

und die politische<br />

Stabilität unseres Landes sorgen dafür,<br />

dass sich der Wachstumstrend fortsetzen<br />

wird. Der Beitritt zur Welthandelsorganisation<br />

(WTO) hat für zusätzliche<br />

Dynamik gesorgt und wird weitere Wirtschaftsreformen<br />

anstoßen. Es lohnt sich<br />

also auch für deutsche Unternehmen, in<br />

Kambodscha zu investieren.<br />

14 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

zoom: Kambodscha hat eine<br />

schwere Vergangenheit hinter sich.<br />

Wirtschaftliche Prosperität ist sicher<br />

die Voraussetzung für bessere Lebensbedingungen.<br />

Aber was sind<br />

Ihre politischen und sozialen Ziele?<br />

Kambodscha ist eine noch sehr junge<br />

Demokratie. Ziel der Königlichen Regierung<br />

von Kambodscha ist deshalb<br />

vor allem die Stärkung der Demokratie,<br />

die Festigung des Friedens und<br />

eine gerechtere soziale Ordnung. Dazu<br />

gehören der Schutz der Menschenrechte<br />

und der Würde des Einzelnen.<br />

Wir wollen – mit ausländischer Unterstützung<br />

– die Armut bekämpfen und<br />

den Lebensstandard erhöhen. Das erfordert<br />

weiteres Wirtschaftswachstum<br />

und neue Arbeitsplätze. Um die Beschäftigungschancen<br />

zu verbessern,<br />

wollen wir Berufsschulen speziell für<br />

arbeitslose Frauen, aber auch für behinderte<br />

Menschen einrichten. Und<br />

wir sind fest entschlossen, gegen Drogenmissbrauch,<br />

Menschen- und Waffenhandel<br />

vorzugehen. Auch das sind<br />

noch Probleme in unserem Land.<br />

zoom: Seit 1992 bestehen wieder diplomatische<br />

Beziehungen zwischen<br />

Deutschland und Kambodscha. Auf<br />

welche Felder erstreckt sich die Kooperation?<br />

Deutschland <strong>unter</strong>stützt uns beim Demokratisierungsprozess,<br />

bei der Dezentralisierung<br />

und bei der Entwicklung der<br />

Privatwirtschaft, konkret aber auch etwa<br />

beim Aufbau eines Rechnungshofs.<br />

Schon seit Jahren leistet Deutschland<br />

zudem humanitäre Hilfe bei der Beseitigung<br />

von Land-Minen. Es gibt viele<br />

weitere Beispiele der Kooperation: Mit<br />

deutscher Unterstützung wurde der<br />

Studiengang „Medien- und Kommunikationswissenschaften“<br />

an der Königlichen<br />

Universität von Phnom Penh neu<br />

eingerichtet, der kambodschanische<br />

Behinderten-Volleyball wird seit Jahren<br />

durch das NOK Deutschland gefördert<br />

und in Ihrem Bundesland <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> engagiert sich die Fachhoch-


schule Köln für den Erhalt der Tempelanlagen<br />

von Angkor. Das „German<br />

Apsara Conservation Project“ ist maßgeblich<br />

an der Restaurierung der Tänzerinnen-Reliefs<br />

am Tempel von Angkor<br />

Wat beteiligt.<br />

zoom: Aus Angkor werden jetzt in<br />

der Bundeskunsthalle Bonn rund 140<br />

spektakuläre Steinplastiken, Bronzefiguren<br />

und Holzskulpturen sowie<br />

Silberarbeiten und Malereien gezeigt.<br />

Welche Wirkung versprechen Sie sich<br />

von der großen Schau über das alte<br />

Kampuchea, das seinerzeit der europäischen<br />

Kultur weit überlegen war?<br />

Ich hoffe, dass die Ausstellung über die<br />

große Kultur von Angkor, die im Anschluss<br />

an Bonn auch noch in Berlin zu<br />

sehen sein wird, die Besucherinnen und<br />

Besucher dazu begeistert, sich kambodschanische<br />

Kunst auch einmal vor Ort,<br />

in Kambodscha selbst anzusehen. Die<br />

Ausstellung bietet wirklich einen einzigartigen<br />

Überblick über die Kultur<br />

Kambodschas, angefangen im 6. Jahrhundert<br />

mit Steinskulpturen aus den<br />

vorangkorianischen Königreichen Funan<br />

und Zhenla, vor allem aber mit Kunst<br />

und Architektur der Angkor-Periode,<br />

also des 9. bis 13. Jahrhunderts. Kaum<br />

jemand weiß, dass Angkor zu dieser<br />

Zeit mit mehr als einer Million Einwohnern<br />

die größte Stadt der Welt war.<br />

zoom: Nach Jahrzehnten Krieg<br />

und Bürgerkrieg: Welche Rolle spielt<br />

die große Vergangenheit Kambodschas,<br />

symbolisiert durch Angkor,<br />

für die Identität und das soziale Leben<br />

Ihres Landes?<br />

Angkor Wat ist das größte sakrale Bauwerk<br />

der Erde. Es beweist, zu welcher<br />

großen kulturellen, aber auch politischökonomischen<br />

Leistung unser Land<br />

S.E. Keo Puth Reasmey,<br />

Stellvertretender Premierminister<br />

des Königreichs Kambodscha<br />

fähig war, und ist deshalb im Bewusstsein<br />

unseres Volkes und im sozialen<br />

Leben unseres Landes von überragender<br />

Bedeutung, auch für die junge Generation.<br />

Alle Menschen in Kambodscha<br />

respektieren und bewundern das Werk<br />

unserer Vorfahren. Die hohe Wertschätzung<br />

ist nicht zuletzt daran zu erkennen,<br />

dass das Symbol von Angkor unsere<br />

Nationalflagge schmückt.<br />

zoom: In seinem in Kambodscha<br />

spielenden Roman „Der Königsweg“<br />

schildert der spätere Kulturminister<br />

<strong>unter</strong> Charles de Gaulle, André<br />

Malraux, die Geschichte eines Franzosen,<br />

der in den Tempeln von Angkor<br />

die Figuren der Tänzerinnen mit Eisenstangen<br />

herausbricht, so wie er<br />

selbst es versucht hatte, bevor man<br />

ihn mit seinem Diebesgut festsetzte.<br />

Ist Kunstdiebstahl auch heute noch<br />

ein Problem für Angkor?<br />

Kunstdiebstähle sind selten geworden.<br />

Heute sind die Sandstein-Reliefs der<br />

über 800 Jahre alten Tempel-Anlagen<br />

viel mehr durch große Temperaturschwankungen,<br />

Feuchtigkeit und Fledermäuse<br />

bedroht. Während des Bürgerkriegs<br />

in Kambodscha wurden viele<br />

historische Tempel zerstört. Über zwei<br />

Jahrzehnte waren sie völlig vernachlässigt.<br />

Erst nach dem Frieden von 1992<br />

setzte die UNESCO Angkor auf die Liste<br />

des Weltkulturerbes. Weil Angkor zugleich<br />

zu den gefährdeten Kulturgütern<br />

zählt, hat die UNESCO ein umfassendes<br />

Programm aufgelegt, um die riesige<br />

Anlage, zu der neben Angkor Wat auch<br />

noch Angkor Thom und der Bayon<br />

Tempel mit ihren zahllosen Skulpturen<br />

gehören, vor weiterer Zerstörung und<br />

vor Plünderern zu schützen. Viele Länder,<br />

dar<strong>unter</strong> Deutschland, Japan und<br />

Indien helfen uns dabei und qualifizieren<br />

zugleich auch die einheimische Bevölkerung<br />

für die Restauration.<br />

zoom: Exzellenz, können Sie sich<br />

noch an Ihre Eindrücke erinnern,<br />

als Sie die gewaltigen Anlagen im<br />

15 zoom Infos für Unternehmen in NRW. Dezember 2006<br />

Dschungel Kambodschas zum ersten<br />

Mal gesehen haben? Was bedeutet<br />

Ihnen Angkor Wat persönlich?<br />

Als ich Angkor zum ersten Mal sah,<br />

war ich ungeheuer beeindruckt von der<br />

Größe der Bauwerke. Ich konnte mir<br />

nicht erklären, wie unsere Vorfahren so<br />

monumentale Gebäude ohne moderne<br />

Technologien, nur mithilfe von Elefanten<br />

errichten konnten. Nicht weniger<br />

fasziniert war ich von dem komplexen<br />

System der Bewässerungskanäle zur<br />

Kultivierung der Felder, die Millionen<br />

von Bauern und Arbeitern ernährten.<br />

Verständlich, dass manche Menschen<br />

bis heute glauben, Angkor Wat sei<br />

nicht von Menschenhand errichtet,<br />

sondern ein Werk Vishnus, des Gottes<br />

der Bewahrung und der Harmonie.<br />

Für mich ist Angkor Wat ein Ort von<br />

überwältigender Schönheit und Magie.<br />

Interview: Paul Pantel, 2006<br />

Kultur<br />

Unten: Vishnu<br />

Bakong, Turm 7 der<br />

äußeren Umfassung<br />

Roluos. Angkor-<br />

Periode, Preah-Ko-Stil,<br />

letztes Viertel 9. Jh.,<br />

Sandstein, h 206 cm


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Ministerium für Arbeit,<br />

Gesundheit und Soziales<br />

des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

40190 Düsseldorf<br />

www.mags.nrw.de<br />

info@mail.mags.nrw.de<br />

Fax 0211 855 - 32 11<br />

Redaktion<br />

Detlev Brum<br />

Gesellschaft für innovative<br />

Beschäftigungsförderung mbH<br />

Telefon 0 20 41 767- 0<br />

Fax 0 20 41 767- 299<br />

Text<br />

Paul Pantel, Birgit Meding (S. 8-9)<br />

Fotos<br />

Michel Koczy (S. 2-5, 10-13)<br />

Joe Kramer (S. 6-9)<br />

Bundeskunsthalle Bonn (S. 14-15)<br />

Gestaltung<br />

Prof. Uwe Loesch, Arbeitsgemeinschaft<br />

für visuelle und verbale Kommunikation,<br />

Düsseldorf-Erkrath<br />

Druck<br />

Schürmann + Klagges, Bochum<br />

Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit Genehmigung des Herausgebers.<br />

Düsseldorf, Dezember 2006<br />

Diese Druckschrift wird im Rahmen der<br />

Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> herausgegeben.<br />

Sie darf weder von Parteien noch von<br />

Wahlwerberinnen und -werbern oder<br />

Wahlhelferinnen und -helfern während<br />

eines Wahlkampfes zum Zwecke der<br />

Wahlwerbung verwendet werden. Dies<br />

gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen<br />

sowie auch für die Wahl der<br />

Mitglieder des Europäischen Parlaments.<br />

Missbräuchlich sind insbesondere die<br />

Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an<br />

Informationsständen der Parteien sowie<br />

das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben<br />

parteipolitischer Informationen oder<br />

Werbemittel.<br />

Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe<br />

an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung.<br />

Eine Verwendung dieser Druckschrift durch<br />

Parteien oder sie <strong>unter</strong>stützende Organisationen<br />

ausschließlich zur Unterrichtung<br />

ihrer eigenen Mitglieder bleibt hiervon<br />

unberührt.<br />

Unabhängig davon, wann, auf welchem<br />

Weg und in welcher Anzahl diese Schrift<br />

der Empfängerin oder dem Empfänger<br />

zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen<br />

Bezug zu einer bevorstehenden<br />

Wahl nicht in einer Weise verwendet<br />

werden, die als Parteinahme der Landesregierung<br />

zugunsten einzelner Gruppen<br />

verstanden werden könnte.

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