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Viel Spass beim lesen - IFA Freunde Sachsen eV

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I N E I N E M L A D A A U F A F R I K A – R A L L Y E<br />

Am 9. März begann das größte Rallye - Ereignis, welches von deutschem Boden aus gestartet<br />

wurde. Genannt wird dieses Abenteuerspektakel „Dresden - Dakar - Banjul - Challenge 2006".<br />

Es war eine Premiere. Wir als Team mit der Startnummer 0606, die Rebesgrüner Michael und<br />

Birgit Groß traten mit einem Lada 2106 (1600) Baujahr 1980 an. Am Reformationstag haben<br />

wir uns dazu entschieden, und auf die Frage - Warum tut man so was?- folgt die Antwort -<br />

Weil zwischen Dresden und Banjul über 7000 km liegen und jede Menge Überraschungen und<br />

Eindrücke zu erwarten sind, fremde Kulturen auf uns warten und weil die Ferne lockt.<br />

Außerdem suchen wir die Herausforderung für Mensch und Material. Zudem waren wir bereits<br />

1999 und 2004 in Afrika, mal mit einem Lada 2101 und mal mit unserem Trabi. Jedes Mal<br />

sagten wir, das kann nicht die letzte Afrikareise gewesen sein. Und mein Markenzeichen sind<br />

Ostfahrzeuge, also kam vorrangig ein Lada in Frage, dieser Fahrzeugtyp ist ein sehr<br />

zuverlässiges Auto. Als Teamname tauften wir uns selbst als <strong>IFA</strong> - <strong>Freunde</strong>, genauso, wie<br />

unser Verein heißt, den wir vor vielen Jahren gründeten.<br />

Die Wüstenrallye "Paris - Dakar" wird in gewisser Weise nachgefahren, und haben sie als<br />

großes Vorbild vor unseren Augen. Allerdings ist dieses Abenteuer gedacht für Leute mit<br />

durchschnittlichem Budget, es ist zwar nicht billig, aber bezahlbar. Ohne Service - Trucks und<br />

ohne Begleithubschrauber wollen wir beweisen, dass man mit einfacher und selbst<br />

reparierbarer Technik auch das Ziel in Gambia / Westafrika erreichen kann. Wir wollen keine<br />

Konkurrenz zur großen Dakar - Wüstenrallye darstellen, uns aber einen Traum erfüllen. Die<br />

jahrelangen Fernsehabende jedes Mal im Januar, wenn die Rallye Paris - Dakar gesendet<br />

wurde, war immer ein erneuter Anreiz, aber nie eine echte Traumerfüllung. Die Idee, so etwas<br />

zu machen, hatte bereits 2003 ein spleeniger Engländer, dessen Tourstart in Plymouth begann<br />

und mit 31 Teams international besetzt war (siehe Oldtimer - Markt 2; 2005). Die<br />

Organisatoren dieser Veranstaltung sind ein Dresdener Team, welches sich "Breitengrad e.V."<br />

nennt. Allgemein bekannt dürfte der Extrembergsteiger und Alpinist Götz Wiegand sein, der<br />

mit zu den Veranstaltern gehört. Zweck des Vereins Breitengrad ist es, abenteuerlich<br />

interessierten Leuten in Deutschland die kulturelle <strong>Viel</strong>falt, aber gerade auch die<br />

Hilfsbedürftigkeit vieler Menschen außerhalb der Europäischen Union zu vermitteln. Der<br />

Verein verfolgt in erster Linie das Ziel, Hilfsorganisationen mit Sach- und Geldmitteln zu<br />

unterstützen. Diese interkontinentale Rallye startete in Dresden aus Anlass 800 Jahre<br />

Stadtjubiläum. Am Ende wurden sämtliche Fahrzeuge in Banjul, der Hauptstadt Gambias unter<br />

Aufsicht der Regierung versteigert. Der Erlös der versteigerten Fahrzeuge wird zum Ausbau<br />

der Jammeh - Friedenskrankenhäuser in Bundung - Serekunda und Faji Kunda verwendet. Laut<br />

Veranstalter sollte sich der Wert der Teilnehmerfahrzeuge um die 500 Euro bewegen. Die<br />

Autos sollen also möglichst alt sein, unterwegs nach dem Motto "Do it your self" selbst<br />

repariert werden können. Mechanische Teile sind austauschbar, mit Elektronik sieht es wohl<br />

schlechter aus, ebenfalls wegen der späteren afrikanischen Besitzer ein Grund mehr, sich so zu<br />

entscheiden.<br />

Jedenfalls steckten wir viele Wochen in den extremsten und stressigsten Vorbereitungen aller<br />

Zeiten. Von vielen teuren Impfungen über Ausfuhr - TÜV bei Dekra, Neuzulassung, Ausfuhr-<br />

Kennzeichen, bis zur Sponsorensuche reicht die Palette Vorbereitung. Da ich seit 1992 Lada<br />

fahre, habe ich sämtliche Ersatzteile zur Genüge zu hause. Ich dachte mir zwar, dass mir dieser<br />

2106 keine Sorgen unterwegs bereiten würde, aber man weiß ja nie. Also lieber etwas mehr<br />

mitnehmen, besser ist es. So hatte ich eigentlich alles mit, hatte vor keiner evt. Panne Angst<br />

und es war ein beruhigendes Gefühl. Meine Frau hat sich darüber weniger einen Kopf gemacht,<br />

sie wäre wohl erst dann unruhig geworden, wenn es nicht mehr weitergegangen wäre. Vom<br />

Vergaser über sämtliche Zündungsteile, Kupplungsteile aller Art, Benzinpumpe bis hin zu<br />

Stoßdämpfer, Spurstangen und Kardangelenk war alles dabei.<br />

Zur Geschichte unseres Fahrzeuges: Wir haben uns diesen Lada also extra für die Rallye<br />

1


zugelegt. Produziert wie sicher noch jeder weiß - in der Sowjetunion, östlich von Moskau in<br />

Togliatti. Das war 1980. Zugelassen im Vogtland bei einem älteren Herrn, einem ungarischen<br />

Staatsbürger. 2001 wurde das Fahrzeug aus gesundheitlichen Gründen des Besitzers<br />

abgemeldet. 2003 wurde das Auto mir angeboten, nachdem der Besitzer verstarb. Ich<br />

vermittelte es weiter und tätigte den Verkauf nach Nordbrandenburg in die Uckermark. Von<br />

jenem Bürger - einem Mitglied unseres Vereines <strong>IFA</strong>- <strong>Freunde</strong> <strong>Sachsen</strong> holte ich es mir im<br />

Januar wieder. Seitdem hatte ich daran viel geschraubt und es reisetauglich gemacht. Ich<br />

überholte die vordere Bremsanlage, vor allem die Zylinder waren festgegammelt und die<br />

Bremsklötzer waren am Ende. Weiterhin war Motoraufhängungen wechseln angesagt, Öl - und<br />

Luftfilter, die Zündanlage überholen, sowie Kupplung einstellen und vieles mehr. Nun ist der<br />

Lada nach Westafrika gerollt, wie wird wohl sein weiteres Autoleben aussehen? Bestimmt<br />

wird er grün lackiert und als TAXI eingesetzt.<br />

Ein inoffizieller Rallyevorstart für die Medien - der Prolog - war bereits am 4. März auf dem<br />

Dresdner Altmarkt mit Wertungsprüfungen. Es waren 34 Fahrzeugteams, bis zu 50 waren<br />

zugelassen gewesen. Die Teilnehmerzahl hätte sich also durchaus noch ändern können,<br />

trotzdem waren wir beachtliche 100 Personen, davon um die 15 - 20 Frauen, auch sie haben<br />

gewusst, auf was sie sich einlassen. Angereist sind die Teams mit Ford, Opel, Mercedes, VW,<br />

Volvo, Seat, Mitsubishi usw. und eben dieser berüchtigte Lada. Sogar der Polizeipräsident war<br />

mit seinem Bodygard aus Gambia angereist. Anschließend ging es vor die Semperoper. Eine<br />

hervorragende Kulisse.<br />

Mit von der Partie waren Presse und Fernsehen, ein Arzt, ein Fachmann für verschiedene<br />

bürokratische Grenz- und Zollformalitäten. Die Strecke beträgt ab Dresden ca. 7300 km, dafür<br />

waren 19 Tage eingeplant. Die Idee des ersten Boxenstops stammte von mir - Autohof in<br />

Treuen bei Karla´s Truck - Stopp, am Vormittag des 9. März. Anwesend war das VRF -<br />

Regional- Fernsehen. An diesem Donnerstag wollten wir noch Deutschland verlassen und die<br />

französische Grenze passieren. Weiter ging die Route durch Frankreich- vom Nordosten zum<br />

Südwesten - nahe an Lyon vorbei in die spanische Hauptstadt nach Madrid. Kaum zu glauben,<br />

aber wahr,- an der Westseite der franz.- span. Grenze trifft man einen Truckerfahrer aus<br />

Auerbach/ Vogtland, bei der Pyrenäen- Auffahrt ist die Straße wegen Hochwasserführender<br />

Flüsse gesperrt und ab Madrid fahrt man Mitte März wegen Hitze mit offenen Fenstern. Am<br />

Ende des vierten Tages startete unser Fährschiff über die Straße von Gibraltar ins<br />

nordafrikanische Marokko. Darauf freute ich mich und meine Frau ganz besonders, weil wir in<br />

den Orient eintauchen und es war eine Rückerinnerung an 1999, unsere damalige Tour mit<br />

unserem Lada 1200 in Begleitung mit einem Wartburg 353. Im Gegensatz zur großen<br />

Wüstenrallye müssen wir ein paar "Abstriche" in Kauf nehmen. Wir fahren "nur" an der<br />

Atlantikküste entlang. Es sind kaum 4x4 - Fahrzeuge dabei und eine Wüstendurchquerung über<br />

Algerien und Mali wäre auf Grund der Sicherheit, der Formalitäten und der Befahrbarkeit der<br />

Pisten nicht möglich. Allerdings hätte diese Tour die Sache noch spannender gemacht. Also<br />

fuhren wir die reich 4000 km auf afrikanischen Boden mehr oder weniger im Küstenbereich.<br />

Doch hat es reichlich Abenteuer gegeben, denn die Sandwüste der Sahara reicht teilweise bis<br />

an den Atlantik. Es war ein Augenschmaus. Als wir 1999 in Casablanca vor dem Wegweiser<br />

standen: Laayoune 1220 km - lief mir ein Schauer über den Rücken. Ein unerreichbares Ziel<br />

kurz vor Mauretanien. Das wäre der absolute Höhepunkt, dachte ich. Als wir dieses Jahr<br />

Laayoune passierten, waren wir auf der Höhe der kanarischen Insel Furteventura und hatten<br />

erst zwei Drittel der Gesamtstrecke gemeistert.<br />

Aber zuvor im marokkanischen Marrakesch war ein Tag relaxen eingeplant, denn der Platz<br />

„Djeema el fna "der Platz der Gaukler und Schlangenbeschwörer ist einen Aufenthalt wert.<br />

Abends gegen 23.00 Uhr Stau, Menschenauflauf. Ein Unfall ? So etwas ähnliches. In<br />

Deutschland wäre vielleicht ein Motorradfahrer verunglückt. In Marrakesch war es ein<br />

Pferdefuhrwerk - es war doch kein Unfall in dem Sinne - das Pferd ist ganz einfach nur<br />

gestorben, aus welchem Grund auch immer, und es war noch am Wagen angespannt.<br />

2


Es wurde aber an diesem Tag auch viel Auto geschraubt. Nie vergessen werden wir den Blick<br />

auf die Rezeptionstür des Zeltplatzes in Marrakesch, es sticht uns förmlich ein Aufkleber ins<br />

Auge - „<strong>IFA</strong> - <strong>Freunde</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.". Kein Mensch hätte mehr daran gedacht, dass Swen<br />

Beyer und Uwe Günther, die 1999 mit uns mitfuhren- die Wartburgbesatzung- diesen Kleber,<br />

da anbrachten und uns verewigten. Da kommen heimische Gefühle auf - <strong>IFA</strong>-WELTWEIT!!!<br />

Es folgten unzählige Polizeikontrollen, auch bestechliche Polizisten und viele bettelnde Kinder,<br />

die uns in den französisch sprechenden Gebieten ständig mit "Katu, Katu" belöffelten - auf<br />

deutsch - Geschenk, Geschenk.<br />

Auch machten manche Autos schlapp, die Reparaturen waren mehr oder weniger aufwendig.<br />

Von Ölfiltergehäuseschaden über Wasserpumpen, elektr. Probleme, Reifenschäden,<br />

Stoßdämpferabrisse konnte eigentlich alles irgendwie behoben werden. Aber ein Motorschaden<br />

bei einem VW-Bus, das war dann doch fatal. Das hatte zur Folge, dass dieses Fahrzeug knapp<br />

2000 km nur am Seil Gambia erreichen konnte.<br />

Wenn abends das nächste Camp erreicht wurde (mal früher, mal später), dann gab es den<br />

meisten Streß. Das begann mit Kofferraum ausräumen, Zelt aufbauen, Luftmatratzen<br />

aufblasen, Fahrzeug durchchecken- das bedeutet Motoröl und Kühlwasser prüfen, ggf. Benzin<br />

auffüllen, je nach Zustand der nächsten Tagesetappe Luft ablassen oder aufpumpen. Weiterhin<br />

Trinkwasser aufbereiten, Gaskartuschen für Kocher wechseln, Akkus für Telefon und Fotos<br />

laden, Filme beschriften, Medizin einnehmen, Tagebuch schreiben, Essen zubereiten, etc.. Das<br />

Atlasgebirge hat uns auch schwer beeindruckt. Erstens war dieser Gebirgszug außer den<br />

Pyrenäen das einzige Gebirge auf den über 7000 km. Es war also sozusagen fast eine<br />

Flachlandtour. Zweitens haben uns am Horizont die schneebedeckten Berge in der heißen<br />

Sonne entgegengefunkelt. Und die rotbraune Erde - traumhafte Fotomotive. Und drittens - uns<br />

entgegen quälte sich ein W50-Allrad mit Ballonreifen aus Österreich den Berg hoch - er kam<br />

mal von einer Ausfahrt nach Mali und Algerien zurück. Was soll man dazu noch sagen- <strong>IFA</strong>-<br />

Weltweit. Nach der Touristenstadt Agadir hört die Zivilisation auf. Dann wurden ab Tan - Tan<br />

die Straßen zusehends schlechter und die Materialschlacht nahm zu.<br />

Seit Marrakesch begann meine Wasserpumpe zu tropfen. Da das Lager der Wapu schon seit<br />

Europa Geräusche machte, habe ich damit gerechnet, dass irgendwann Wasserverlust auftreten<br />

wird und habe mich sozusagen bereits seelisch und moralisch darauf eingestellt. Alles kein<br />

Problem bei dem Ersatzteilangebot im Kofferraum. In Aqua Plage, einem Camp am Atlantik,<br />

habe ich dann zugeschlagen, Wasser ablassen, Batterie ausbauen - man kommt relativ gut ran<br />

<strong>beim</strong> Lada. Das Problem war eigentlich nur, das zwischen der Welle der Wapu und den drei<br />

8-er Befestigungsschrauben der Keilriemenscheibe so wenig Platz ist, dass man nur mit einem<br />

dünnwandigen Ringschlüssel rankommt. Ansonsten muß die Verkleidung des Elektrolüfters<br />

ausgebaut werden, um mit einer 13-er Nuß die 3 Schrauben lösen zu können.<br />

Dichtungsmaterial hatte ich ebenfalls alles dabei, wenn wirklich mal was fehlen sollte- bei 34<br />

Autos hilft man sich gegenseitig und irgendeiner hat wohl das richtige an Bord.<br />

Das Abenteuer begann jetzt so richtig, denn in diesen Regionen waren wir noch nie. Es wird<br />

wüstenhafter, zumindest dominiert die Steinwüste. Solche Städte wie Goulmine haben bei mir<br />

einen besonderen Eindruck hinterlassen.<br />

Nach dem besagten Laayoune folgten 600 km Asphaltstraße in teils schlechtem Zustand durch<br />

Steinwüstengebiet. Es war wenig Verkehr, das meiste waren Militärfahrzeuge. Bis vor 30<br />

Jahren war dieses Riesenterritorium West- bzw. Spanisch- Sahara, jetzt gehört es zu Marokko.<br />

Durch die Wasserpumpenreparatur konnten wir erst gegen 11.30 starten und waren somit im<br />

Zeitverzug, was eine 3-stündige Nachtfahrt zur Folge hatte. Diese 3 Stunden waren hart, wir<br />

fuhren im Konvoi von 3 Autos, zeitenweise starker LKW- Gegenverkehr, deren Scheinwerfer<br />

generell blendeten, Sandsturm, und die Straßenränder waren ständig abgebrochen- teils bis zu 2<br />

Meter. Als wir die letzte Stadt vor der mauretanischen Grenze, die Garnisonsstadt Dakhla<br />

erreichten, wurde uns ein Ruhetag vergönnt. Der Veranstalter empfahl den sehr tiefliegenden<br />

Autos, wegen der anstehenden 4-tägigen asphaltlosen Wüsten- und Sandpisten, ihre Fahrzeuge<br />

3


höherlegen zulassen. Mit etwas Widerwillen habe ich mich dazu auch überreden lassen. Ohne<br />

Grube und ohne Hebebühne- auf fußsteigähnlicher Dreckfläche wurden die Hinterfedern<br />

ausgebaut, sie zum so genannten Schmied auf der anderen Straßenseite gebracht und was ich<br />

bis heute nicht verstehe- von einer anderen Spiralfeder wurden je 4 Windungen elektrisch an<br />

meine beiden Federn geschweißt. Nun waren die Federn so lang, das das Einbauen zur Tortur<br />

wurde, und das bei fast 40 Grad. Bei der Gelegenheit habe ich meine hinteren Dunlop-<br />

Allwetterreifen gegen zwei mitgeführte 20 Jahre alten Pneumant - Winterreifen ausgetauscht.<br />

Dazu waren die noch runderneuert, hatten aber gutes griffiges Winterprofil für den Sand, im<br />

Gegensatz zu den Dunlop, die auf inzwischen 5000 km das Profil fast eingebüßt hatten. Das<br />

Problem lag aber darin, das wir bis zur Sandpiste noch über 200 km zu fahren hatten. Das<br />

haben die alten Pneumant bei der Belastung und dem heißen Asphalt nicht ausgehalten.<br />

Innerhalb von 70 km flogen uns beide Reifen mörderisch um die Ohren- total zerfetzt. Im<br />

Endeffekt haben uns unsere abgefahrenen Dunlop bis nach Banjul gebracht und man soll es<br />

nicht glauben- die Schweißnähte der Federn haben auch gehalten und in der Wüste sind wir im<br />

Gegensatz zu vielen anderen kein Mal stecken geblieben. Auf der Vorderachse haben uns die<br />

original russischen Radialsommerreifen bis zum Endziel gebracht, ohne das geringste Problem,<br />

wobei die Profiltiefe in Gambia nicht mehr dem deutschem TÜV entsprochen hätte. Auf der<br />

Wüstenpiste, die ca. 700 km betrug, begleiteten uns 3 mauretanische Wüstenführer, ohne sie<br />

hätte es Orientierungsprobleme gegeben. 4 Tage kein Dorf, keine Tankstelle, keine<br />

Möglichkeit zum Essen oder Trinkwasser bunkern. Die Mittagstemperaturen stiegen auf gut 45<br />

Grad. Wegen oft verspäteter Starts und ständigem einsanden verschiedener Fahrzeuge hatten<br />

wir bis Mittag oft erst wenige Kilometer zurückgelegt. Trotzdem befahlen die Führer um die<br />

Mittagszeit 2 Std. Pause, auch weil die Reifen zu heiß wurden. Manche Passagen bestanden<br />

auch nur aus Steinen - so weit das Auge blickt, da gab es kein Ausweichen. Ein Wunder, dass<br />

es nicht mehr Reifenpannen gab. 50 km Atlantik-Strandpiste waren zu meistern. Das heißt,<br />

dass die letzten Kilometer, bevor wir wieder auf Asphalt kamen, wir bei Ebbe am Meer fahren<br />

mussten, denn weiter landeinwärts war der Sand zu tief. Mit Ausweichen ist nichts drin und die<br />

Flut wartet auch nicht wegen uns. Wir hatten Zeitdruck, denn wir fuhren auf dem Sandstreifen,<br />

der bei Flut unter Wasser steht, und eine Badepause im März bei ca. 23 Grad<br />

Wassertemperatur konnten wir uns auch nicht entgehen lassen.<br />

Als wir die größte Stadt Mauretaniens, Nouakchott erreicht hatten, standen uns noch 250 km<br />

bevor bis zur Grenze in den Senegal, somit waren wir dann in Schwarzafrika. Die Stadt hat uns<br />

eigentlich völlig schockiert. Mindestens 10 km in allen Richtungen empfängt einen jeden<br />

Nouakchott mit Müll und Dreck. So was von Armut ist unvorstellbar. Die zu hunderten<br />

fahrenden Renault R 12 – bei uns noch als Dacia bekannt, sind als Alltagsfahrzeuge in einem<br />

Zustand, wie wir sie nie auf einem Schrottplatz finden würden. Ab hier mussten wir täglich<br />

unsere Malaria – Tabletten einnehmen – zum Glück ohne Nebenwirkungen, ebenfalls ständig<br />

unser Trinkwasser mit Entkeimungstabletten versehen. Am Grenzstreifen zu Senegal fuhren<br />

wir 90 km katastrophale Dreckpiste, dann musste der Senegalfluß mittels einer Brücke<br />

überquert werden und am 17. Tag hatten wir das wichtigste wirtschaftliche Zentrum<br />

Westafrikas, die Metropole Dakar am östlichen Stadtausläufer gestriffen. Zuvor aber noch – im<br />

Norden von Senegal, verweilten wir zwei Tage in St. Louis. Der dortige Campingplatz liegt in<br />

einem Palmenhain, ist von viel Grün umgeben und befindet sich unter Schweizer Führung. Im<br />

Militärkonvoi ging es ab der Gambianischen Grenze in die nur 100.000 Einwohner zählende<br />

Hauptstadt Banjul, das heißt aber nur bis zum nördlichen Flussufer des Gambia-Rivers. Die<br />

Mündung des Flusses in den Atlantik ist dort wie ein Delta und so breit, dass die Überfahrt nur<br />

mittels Fähre möglich ist. Am südl. Flussufer liegt Banjul. Die gesamten Fährkosten übernahm<br />

die Gambianische Polizei. Dort erreichten wir unsere Lodge – in der wir einquartiert waren –<br />

gegen Mitternacht. Der zentrale Anlaufpunkt in der Nähe von der Hauptstadt war eine<br />

deutschähnliche Gaststätte, in der uns der Gambianische Polizeipräsident empfing und das<br />

dortige Polizeiorchester für uns aufspielte. Ebenfalls fand dort unsere Ankunfts- bzw.<br />

4


Abschiedsparty statt. Auch der Chef der Jul Brew – Bierbrauerei, der alles sponserte, war für<br />

uns da. 3 Tage Eindrücke verkraften, ein bisschen umsehen, baden, Hilfsgüter in den<br />

Institutionen verteilen, Ersatzteile veräußern und Auto verkaufsfertig machen und so verging<br />

die Zeit wie im Flug. Anschließend Rückflug nach Amsterdam, noch mal 800 km fahren bis<br />

nach hause ins Vogtland - eine andere Möglichkeit gab es für uns nicht, denn die Urlaubstage<br />

sind bemessen.<br />

Da wir das einzige Team mit einem Ostauto waren, haben sich die 3 mitfahrenden MDR-<br />

Fernsehleute vorwiegend um uns "gekümmert", wie sollte es auch anders sein, das macht die<br />

ganze Sache noch spannender.<br />

Auch wenn es unterwegs verschiedene Wertungsprüfungen zu absolvieren gab, es ist keine<br />

Rallye, wo generell nach Stoppuhr und somit nach Zeit gefahren wird. Eigentlich ist es eher<br />

eine abenteuerliche Zuverlässigkeitsfahrt verbunden mit einem guten Zweck. Meine<br />

persönliche Meinung ist, wir haben die verschiedensten Fahrzeuge und es ist völliger<br />

Quatsch, ob man ein oder zwei Stunden früher oder später am Ziel ist. Sieger und Gewinner ist<br />

jeder, der die Hürden und Strapazen der Vorbereitung und der extremen Fahrtbelastung für<br />

Mensch und Material auf sich nimmt, der sich entscheidet mitzumachen und anzukommen.<br />

Schon lange freuten wir uns auf die vielen freundlichen Menschen, die uns immer begegneten<br />

auf unseren vergangenen zwei Autoreisen nach Marokko und Tunesien. Auch dieses Mal hat<br />

der schwarze Kontinent bei uns wieder nachhaltige Eindrücke hinterlassen.<br />

Neben der Autoversteigerung, die übrigens 47.000 Euro gebracht hat - für unseren Lada<br />

wurden 850,- Euro geboten, haben wir mit unseren mitgeführten Hilfsgütern Schulen,<br />

Kindergärten und Krankenhäusern geholfen.<br />

Trotz ihrer Armut haben die Afrikaner immer ein freundliches und zufriedenes Lächeln im<br />

Gesicht, im Gegensatz zu den vielen im Wohlstand lebenden Europäern, welche oft<br />

unzufrieden sind. Eigentlich können wir von den Afrikanern nur lernen.<br />

Bei dieser Gelegenheit fällt mir immer der Spruch ein "Der Mensch kann Afrika nicht<br />

verändern, aber Afrika kann den Menschen verändern".<br />

Inzwischen sind schon zwei Fernsehreportagen über die Rallye übertragen worden, der Film<br />

läuft 45 min. und ist sehr gut geworden. Es gab eine super Einschaltquote und positive<br />

Reaktionen.<br />

Also immer darauf achten, wenn die Reportage "Go Schrotti Go" - Die verrückte<br />

Klapperkistenrallye von Dresden nach Banjul kommt, dann sofort einschalten, denn es geht um<br />

diese Rallye.<br />

Michael Groß<br />

Rebesgrün / Auerbach<br />

<strong>IFA</strong> – <strong>Freunde</strong> <strong>Sachsen</strong> e.V.<br />

Tel. 03744/212270<br />

0177/8211427<br />

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