Mein Jena – Meine Uni – Mein Studium - Lehrstuhl für Indogermanistik

Mein Jena – Meine Uni – Mein Studium - Lehrstuhl für Indogermanistik Mein Jena – Meine Uni – Mein Studium - Lehrstuhl für Indogermanistik

indogermanistik.uni.jena.de
von indogermanistik.uni.jena.de Mehr von diesem Publisher
22.12.2013 Aufrufe

Mein JenaMeine UniMein Studium Jena ... Jena, Samstagmorgen, der Kopf schmerzt, die Beine brennen, die Arme ziehen und der Rücken erst ... Mal wieder hat man die Nacht zum Tag gemacht. Mal wieder ist man viel zu spät aus dem „Kassa“ oder der „Rose“ gestolpert. Mal wieder völlig übermüdet, aber glücklich. Mal wieder ist man auf dem Heimweg mit anderen Gestalten, die ebenso zerstört mit einem seligen Lächeln zu ihren Betten steuerten, kollidiert. Gott sei Dank ist Jena um solche Uhrzeiten doch sehr ausgestorben und Gott sei Dank sind die Fußwege nicht zu eng bemessen. Aber dieses Kopfsteinpflaster... Dann – Samstagnachmittag – die Sonne scheint, der Himmel ist traumhaft blau, in den Bäumen rauscht der Wind, die Amsel sitzt wieder zwitschernd auf diesem Schornstein – vorbei ist es mit dem Schlaf, doch der Tag ist schön. Gemütlich eine Club Mate am Markt trinken? Die Ruhe genießen in Hanfrieds Schatten? Oder einen Kaffee auf dem Landgrafen? Jena – eine Großstadt mit Kleinstadtflair – liegt verträumt im grünen Thüringen, dem Auenland Deutschlands, wie es Rainald Grebe in seiner Hymne „Thüringen“ beschreibt. Schaut man vom Landgrafen auf Jena hinab, gerät man tatsächlich leicht ins Schwelgen über diesen Ort, der zwischen den Bergen beinahe das ganze Tal ausfüllt. Der Uniturm, der von den Einwohnern liebevoll „Keksrolle“ genannt wird, scheint in seiner Höhe den Bergen Konkurrenz machen zu wollen. Tatsächlich ist diese „Skyline“ Jenas eigentliches Wahrzeichen. Doch neben dem idyllischen Anblick hat Jena noch viel mehr Potenzial – so bilden die Uni und vor allem die Studenten einen ungemein wichtigen Faktor der Stadt. Doch diese naive Schwärmerei scheint eine Bestätigung zu fordern… Eines Tages hing dieser Zettel an der weißen Wand im Treppenhaus der Indogermanistik. In großen Lettern stand dort „MEINE UNI – MEIN JENA – MEINE WELT“. Sehr plakativ. Doch warf das für uns die Frage auf, ob Jena durch und durch eine Stadt ist, die derartiges Lob verdient. ... Die Umfrage Wir wollten prüfen, was die Studenten 1 der Indogermanistik wirklich über die Universität, über Jena und natürlich über ihr Fach denken. Ob sie sich hier wohl 1 Zugunsten des Leseflusses wird im Text durchgängig das generische Maskulin verwandt und auf politisch korrekte Zusatzformen wie „/innen“ o.ä. verzichtet. 1

<strong>Mein</strong> <strong>Jena</strong> – <strong>Mein</strong>e <strong>Uni</strong> – <strong>Mein</strong> <strong>Studium</strong><br />

<strong>Jena</strong> ... <strong>Jena</strong>, Samstagmorgen, der Kopf schmerzt, die Beine brennen, die Arme<br />

ziehen und der Rücken erst ... Mal wieder hat man die Nacht zum Tag gemacht. Mal<br />

wieder ist man viel zu spät aus dem „Kassa“ oder der „Rose“ gestolpert. Mal wieder<br />

völlig übermüdet, aber glücklich. Mal wieder ist man auf dem Heimweg mit anderen<br />

Gestalten, die ebenso zerstört mit einem seligen Lächeln zu ihren Betten steuerten,<br />

kollidiert. Gott sei Dank ist <strong>Jena</strong> um solche Uhrzeiten doch sehr ausgestorben und<br />

Gott sei Dank sind die Fußwege nicht zu eng bemessen. Aber dieses<br />

Kopfsteinpflaster... Dann – Samstagnachmittag – die Sonne scheint, der Himmel ist<br />

traumhaft blau, in den Bäumen rauscht der Wind, die Amsel sitzt wieder zwitschernd<br />

auf diesem Schornstein – vorbei ist es mit dem Schlaf, doch der Tag ist schön.<br />

Gemütlich eine Club Mate am Markt trinken? Die Ruhe genießen in Hanfrieds<br />

Schatten? Oder einen Kaffee auf dem Landgrafen?<br />

<strong>Jena</strong> – eine Großstadt mit Kleinstadtflair – liegt verträumt im grünen Thüringen, dem<br />

Auenland Deutschlands, wie es Rainald Grebe in seiner Hymne „Thüringen“<br />

beschreibt. Schaut man vom Landgrafen auf <strong>Jena</strong> hinab, gerät man tatsächlich leicht<br />

ins Schwelgen über diesen Ort, der zwischen den Bergen beinahe das ganze Tal<br />

ausfüllt. Der <strong>Uni</strong>turm, der von den Einwohnern liebevoll „Keksrolle“ genannt wird,<br />

scheint in seiner Höhe den Bergen Konkurrenz machen zu wollen. Tatsächlich ist<br />

diese „Skyline“ <strong>Jena</strong>s eigentliches Wahrzeichen. Doch neben dem idyllischen Anblick<br />

hat <strong>Jena</strong> noch viel mehr Potenzial – so bilden die <strong>Uni</strong> und vor allem die Studenten<br />

einen ungemein wichtigen Faktor der Stadt. Doch diese naive Schwärmerei scheint<br />

eine Bestätigung zu fordern… Eines Tages hing dieser Zettel an der weißen Wand<br />

im Treppenhaus der <strong>Indogermanistik</strong>. In großen Lettern stand dort „MEINE UNI –<br />

MEIN JENA – MEINE WELT“. Sehr plakativ. Doch warf das für uns die Frage auf, ob<br />

<strong>Jena</strong> durch und durch eine Stadt ist, die derartiges Lob verdient. ...<br />

Die Umfrage<br />

Wir wollten prüfen, was die Studenten 1 der <strong>Indogermanistik</strong> wirklich über die<br />

<strong>Uni</strong>versität, über <strong>Jena</strong> und natürlich über ihr Fach denken. Ob sie sich hier wohl<br />

1 Zugunsten des Leseflusses wird im Text durchgängig das generische Maskulin verwandt und auf politisch<br />

korrekte Zusatzformen wie „/innen“ o.ä. verzichtet.<br />

1


fühlen und mit den hiesigen Gegebenheiten zufrieden sind. Schließlich ist <strong>Jena</strong> einer<br />

der wenigen Orte, an dem man <strong>Indogermanistik</strong> noch als Magister studieren kann.<br />

Lange überlegten wir, grübelten, wägten ab, rätselten, wie wir die Ansichten unserer<br />

Kommilitonen möglichst ehrlich und unverblümt in Erfahrung bringen könnten. Derlei<br />

Möglichkeiten gibt es viele und alle würden andere Ergebnisse zu Tage bringen.<br />

Schließlich entschieden wir uns, einen Fragebogen zu entwerfen und damit unseren<br />

lieben Kommilitonen zu Leibe zu rücken. Natürlich ganz anonym, damit sie nur keine<br />

Scheu hegen bräuchten, bei dieser Gelegenheit auch gehörig über die <strong>Uni</strong>, über<br />

<strong>Jena</strong>, die Dozenten, Studienbedingungen, eben über all das, was den studentischen<br />

Alltag tangiert, zu meckern. Insgesamt haben 36 Studenten an unserer Umfrage<br />

teilgenommen. Diese Zahl setzt sich großteils aus <strong>Indogermanistik</strong>studenten und<br />

einigen wenigen Gasthörern zusammen. Eine Anzahl, auf die wir, da wir selbst<br />

<strong>Indogermanistik</strong>studenten sind, ziemlich stolz sind. Die Teilnehmer befinden sich alle<br />

in verschiedenen Fachsemestern, was somit eine Synthese aus <strong>Mein</strong>ungen von<br />

Studenten ergibt, die schon länger, kürzer oder nur gelegentlich in <strong>Jena</strong> verkehren.<br />

<strong>Mein</strong> <strong>Jena</strong><br />

Zu Anfang interessierte uns, was für ein Bild die Studenten von der Stadt <strong>Jena</strong><br />

haben. Aus welchen Gründen sie sich gerade für ein <strong>Studium</strong> in <strong>Jena</strong> entschlossen<br />

haben. Natürlich wollten wir auch wissen, wie sie das kulturelle Angebot, die Wohnund<br />

Lebenssituation etc. bewerten.<br />

Allgemeines<br />

Im Großen und Ganzen haben die Studenten, laut dem Fragebogen, eine sehr<br />

positive Einstellung zu <strong>Jena</strong>. Die Lage der Stadt inmitten der wunderschönen<br />

Landschaft sowie die Nähe zur Natur wurden besonders gelobt. An den Antworten<br />

ließ sich leicht erkennen, dass die Studenten die freundliche Atmosphäre <strong>Jena</strong>s sehr<br />

schätzen. So schrieb ein Teilnehmer sogar, <strong>Jena</strong> hätte ihm gleich beim ersten<br />

Besuch ausgesprochen gut gefallen. Ein anderer meint: „<strong>Jena</strong> ist einfach schön!“. Oft<br />

lasen wir auch: „<strong>Jena</strong> ist ein Dorf“. Diese <strong>Mein</strong>ung ist nun etwas zwiespältig. Doch es<br />

ist tatsächlich so. Die Stadt ist klein und übersichtlich, beinahe alles kann man<br />

erlaufen und vor allem: Jeder kennt irgendwie jeden, wenn auch über fünf Ecken.<br />

Allerdings bewerteten das die Befragten nicht nur negativ, ganz im Gegenteil: gerade<br />

2


das macht <strong>Jena</strong> so gemütlich. Dann entwickelte sich hierzu unterschwellig eine ganz<br />

andere Theorie zu <strong>Jena</strong> dem Dorf: Viele der Studenten, die sich für ein <strong>Studium</strong> hier<br />

entschieden haben, gaben an, dass die Nähe zu ihrem Heimatort für sie bei der<br />

Entscheidung, nach <strong>Jena</strong> zu gehen, ausschlaggebend war. Sammeln sich in <strong>Jena</strong><br />

also jede Menge Dorfkinder, weil <strong>Jena</strong> den vertrauten dörflichen Verhältnissen trotz<br />

seiner Einwohnerzahl gar nicht so fern ist? Oder aber liegt es an den Menschen,<br />

dass <strong>Jena</strong> ein recht dörflicher Charakter zuerkannt wird? Was nicht heißen soll, dass<br />

sich nicht auch Großstadtkinder für die „Kleinstadt“ begeistern können. In jedem Fall<br />

hieß es über <strong>Jena</strong>s Bevölkerung, dass sie ganz angenehme Zeitgenossen wären –<br />

kein Wunder, sind ja auch fast alles Studenten ... Auf einem Fragebogen war zu<br />

lesen, dass die Stadt „Möglichkeiten zwischen großer sozialer Präsenz und<br />

Anonymität“ biete. Dies als einen Grund zu sehen, der <strong>Jena</strong> sympathisch macht,<br />

schien uns ein interessanter Gedanke zu sein. Das würde bedeuten, dass man, so<br />

man denn will, in <strong>Jena</strong> unerkannt bleiben und sich für die Unpersönlichkeit einer<br />

richtigen Großstadt entscheiden kann. Oder aber man stürzt sich ins Gewühl und<br />

zeigt “Präsenz“ bei den kulturellen Angeboten, nimmt aktiv teil am studentischen<br />

Alltag und gestaltet vielleicht sogar mit. Automatisch sammelt man so jede Menge<br />

Kontakte. Schließlich sollen die <strong>Jena</strong>er ja kontaktfreudig sein. Viele Antworten<br />

bestätigten auch, dass sich in <strong>Jena</strong> relativ schnell Freunde finden lassen. Gleichzeitig<br />

war das Stichwort Freunde auch ein Grund, überhaupt erst nach <strong>Jena</strong> zu ziehen.<br />

Was die Tatsache, die Menschen formen ihre Umgebung bzw. ihre Stadt, bestätigt.<br />

Gerade in <strong>Jena</strong>s Fall formen die Studenten einen gehörigen Teil des Stadtlebens.<br />

Für einige der <strong>Indogermanistik</strong>studenten war die <strong>Uni</strong>versität selbst, im Besonderen<br />

der ausgesprochen gute Ruf derselben, ein wichtiger Grund sich für ein <strong>Studium</strong> hier<br />

zu entschließen. Die <strong>Uni</strong>versität besitzt ein reichhaltiges Fächerangebot, das es<br />

vielen ermöglichte, sich hier für ihre Wunschkombination immatrikulieren zu lassen.<br />

Dies wurde in den Fragebögen durchgehend stark hervorgehoben. Doch nach soviel<br />

Lob wird man schon stutzig. Ist <strong>Jena</strong> denn wirklich die nette Kleinstadt von neben an,<br />

die sich auch noch so bequem über eine gut ausgebaute Infrastruktur erreichen<br />

lässt? Auch über das kulturelle Angebot der Stadt sind die <strong>Mein</strong>ungen im<br />

Durchschnitt recht positiv ausgefallen. Doch dann haben wir der Wohnqualität <strong>Jena</strong>s<br />

auf den Zahn gefühlt.<br />

3


Wohnen in <strong>Jena</strong><br />

So schön <strong>Jena</strong> auch sein mag, wenn es darum geht hier schön zu wohnen, scheiden<br />

sich die Geister. Einige schrieben, sie hätten mit ihrer Wohnungssituation lediglich<br />

Glück gehabt. Deutlich liest man die Grundstimmung heraus – es gibt hübsche<br />

Wohnungen in <strong>Jena</strong>, aber leider unbezahlbar. Dazu kommt, dass viele Wohnungen<br />

nur mit Maklercourtage zu haben sind, was für einen einfachen Studenten schlicht<br />

nicht zu bezahlen ist. Überhaupt eine Wohnung zu finden, beurteilen die meisten als<br />

eine echte Herausforderung. In diesem Rahmen wurden die Studenten auch befragt,<br />

welche Kriterien für sie bei der Wohnungssuche von Bedeutung wären. Am<br />

häufigsten wurden an dieser Stelle Faktoren wie Mitbewohner, Lage, Preis und<br />

Zentrumsnähe genannt. Hin und wieder meinten Teilnehmer auch, die Nähe zur<br />

Natur sei für sie bedeutend. Im Allgemeinen lässt sich dieses Kriterium beinahe<br />

überall in <strong>Jena</strong> realisieren. Insgesamt konnte man herauslesen, dass die Studenten<br />

nicht allzu wählerisch bei der Wohnungssuche sind. So achten nur wenige<br />

wohnungssuchende Studenten auf „Luxusausstattungen“ wie Balkon, Badewanne,<br />

Laminat-/Parkettfußboden, Holzfenster oder ausdrücklich Altbau.<br />

Störfaktoren<br />

Während also die Mieten in <strong>Jena</strong> eindeutig zu hoch sind, werden alle anderen Preise<br />

als moderat beschrieben. Nun gut, bis auf die Studiengebühren, aber dazu später.<br />

Weitere Störfaktoren in <strong>Jena</strong> sind mangelnde Parkplätze, zu viele Baustellen, die<br />

Ladenöffnungszeiten und das Kopfsteinpflaster. Ja, das Kopfsteinpflaster wurde<br />

mehrfach bemängelt, was uns zunächst sehr verwunderte, aber dann kam uns die<br />

Erleuchtung – diese Angaben müssen von Frauen kommen die regelmäßig mit<br />

Absatzschuhen an der Stadtkirche vorbei zum <strong>Uni</strong>versitäts-Hauptgebäude (kurz:<br />

UHG) laufen. Mit hochhackigen Schuhen ist das in <strong>Jena</strong> in der Tat ein<br />

halsbrecherisches Unterfangen. Gleichzeitig ist es für Fahrradfahrer bei Regen<br />

beispielsweise auch nicht ganz ungefährlich. Dennoch tragen auch diese schiefen<br />

Pflastersteine zum heimeligen Kleinstadtflair bei. Bezüglich des Kleinstadtflairs<br />

erklärte sich die Mehrheit der Befragten für unzufrieden mit den Öffnungszeiten der<br />

Kneipen und Cafés. Angeblich ist das einer der Gründe, weshalb die Studenten<br />

<strong>Jena</strong>s so gut und zügig studieren. Unstimmigkeiten gibt es ebenso über das<br />

studentische Leben an den Wochenenden. Einige sagen, es sei kaum vorhanden,<br />

andere wiederum schreiben, dass man wissen muss, wo man sich informiert und<br />

4


wieder andere haben damit keine Probleme. <strong>Jena</strong> hat definitiv nicht den Ruf einer<br />

Stadt, in der das Nachtleben tobt, vielmehr „weht der Hauch der<br />

Geisteswissenschaften durch die Altstadt“, wie ein Umfragenteilnehmer ganz<br />

poetisch erklärte.<br />

<strong>Mein</strong>e <strong>Uni</strong><br />

Die <strong>Uni</strong>versität trägt schon lange Zeit maßgeblich zu <strong>Jena</strong>s Ruf bei. Oft wird über<br />

<strong>Jena</strong> gesagt „<strong>Jena</strong> sei doch eine Studentenstadt“, einmal hieß es sogar<br />

„Studenteneldorado“. Nun, was haben die <strong>Indogermanistik</strong>studenten im Allgemeinen<br />

über die Friedrich-Schiller-<strong>Uni</strong>versität zu sagen? Zunächst beschäftigte uns, was die<br />

Studenten über die Betreuung, Studienvoraussetzungen und zum Zeitmanagement<br />

im <strong>Studium</strong> denken; wie es um die Aufarbeitung von Wissensdefiziten bestellt ist; ob<br />

sich die Studenten eher auf sich selbst gestellt fühlen; inwieweit ihnen bei<br />

Organisatorischem geholfen wird. Die Studienvoraussetzungen wurden als<br />

durchschnittlich bewertet. Besonders im Bezug auf die <strong>Indogermanistik</strong> muss gesagt<br />

werden, dass dieses Studienfach Wissen fordert, dass man in der Schule nicht<br />

erwerben kann. Somit ist es wichtig diese Wissensdefizite aufzuarbeiten. Dies ist, wie<br />

einstimmig in den Fragebögen zum Ausdruck kam, nur möglich, wenn man viel<br />

Freizeit aufwendet. Die Bewertung ergab, dass die Befragten bemüht sind sich damit<br />

zu arrangieren. Zudem wird sofort deutlich, dass die Betreuung sowie kompetente<br />

Hilfe zur Organisation des <strong>Studium</strong>s, was auch die Aufarbeitung von<br />

Wissensdefiziten und das Zeitmanagement einschließt, im Allgemeinen nicht sehr<br />

erfreulich sind. Viele fühlen sich durch überfüllte Hörsäle und den ewigen Kampf,<br />

einen Schein ablegen zu dürfen, gestresst. Insgesamt betrachtet, würden sich die<br />

meisten Studenten eine freundlichere und zuverlässigere Studienbetreuung<br />

wünschen. Oft wurde berichtet, dass sich die Studenten häufig von einer Anlaufstelle<br />

zur anderen hin- und hergeschickt fühlen. Gleichzeitig ist die <strong>Mein</strong>ung verbreitet,<br />

dass sogar die Lehrkräfte keinen Durchblick bezüglich der Studienordnung,<br />

verschiedener Formalia etc. haben. An dieser Stelle ist eine allgemeine Verwirrung<br />

zu beobachten, die großteils durch die Umstellung von Magister- auf das<br />

Modulsystem und dann durch die Veränderung zum Bachelor/Master (kurz: BA/MA)<br />

ausgelöst scheint. Gerade die Umstellung des <strong>Studium</strong>s auf BA/MA wird einmütig<br />

kritisiert. Sie biete kaum Entfaltungsmöglichkeiten, gleichzeitig kann man die Fächer<br />

nur noch bedingt kombinieren. Auch die Akzeptanz des Abschlusses auf dem<br />

5


Arbeitsmarkt wird ausdrücklich in Frage gestellt. Zudem drängt sich vielen der<br />

Eindruck auf, dass es eine Verschulung des <strong>Studium</strong>s bedeutet und die „europäische<br />

Studienkultur“ dadurch enorm abbaut. Ein Teilnehmer äußerte sich hierzu<br />

folgendermaßen: „Abgänger verfügen dann nur über gefährliches Viertelwissen“.<br />

Diese Aussage unterstreicht die Stimmung, die über die Einführung des BA/MA unter<br />

den Studenten der <strong>Indogermanistik</strong> herrscht.<br />

Ähnlich negativ waren die <strong>Mein</strong>ungen über die Thüringer <strong>Uni</strong>versitäts- und<br />

Landesbibliothek (kurz: ThULB). Dies betraf besonders Faktoren wie die<br />

Kopierräume, Ausleihfristen und das Arbeitsklima innerhalb der ThULB selbst.<br />

Ausdrücklich wurde sich über die Anordnung der Buch- und Zeitschriftenbestände<br />

beschwert. Diese seien „katastrophal sortiert“. Über die Mensen liest man ebenfalls<br />

selten ein freundliches Wort. Entweder gehen die Studenten gar nicht erst hin oder<br />

sie bemängeln die Speisen. Wobei die Cafeteria der ThULB und die des UHGs eine<br />

bessere Bewertung als die Philo- und Abbe-Mensa erhalten haben.<br />

Studentische Einrichtungen wie der Hochschulsport, die Studentenzeitschriften,<br />

kulturelle universitäre Veranstaltungen etc. werden im Allgemeinen mit „gut“<br />

bewertet. Die Studenten sind sich einig, dass derartige Angebote sinnvoll sind und<br />

den Alltag bereichern sowie den Informationsaustausch fördern. Es bringt die<br />

Studenten einfach leichter in Kontakt.<br />

Natürlich war der Semesterbeitrag auch ein Punkt von Belang, den wir näher<br />

beleuchtet haben. Hier halten sich die Stimmen, die ihn gerechtfertigt finden, und<br />

Stimmen, die sagen, dass er zu hoch ist, im Allgemeinen noch die Waage, wobei die<br />

Angaben zu „zu hoch“ tendieren. An dieser Stelle muss man anmerken, dass sich die<br />

Studenten einhellig gegen die Verwaltungsgebühr ausgesprochen haben und hier<br />

demzufolge von dem Semesterbeitrag ohne Einrechnung der Verwaltungsgebühr die<br />

Rede ist.<br />

<strong>Mein</strong> <strong>Studium</strong><br />

<strong>Indogermanistik</strong> in <strong>Jena</strong><br />

Schließlich wurden die Teilnehmer noch zum <strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Indogermanistik</strong> im<br />

Speziellen befragt. Die Studenten gaben die unterschiedlichsten Gründe an, weshalb<br />

6


sie ein <strong>Studium</strong> der <strong>Indogermanistik</strong> aufgenommen haben. Verschiedene Faktoren<br />

spielten bei der Fachwahl eine tragende Rolle, wie z.B.: das Internet, gute<br />

Fächerkombination, pure Neugier. Fast durchgehend war das Interesse an Sprachen<br />

ausschlaggebend. Hin und wieder wurde sogar geschrieben, dass die Studenten gar<br />

nicht so recht wussten, was es mit diesem Fach auf sich hat. Diese Neugier scheint<br />

belohnt worden zu sein, da die Antworten von einer ausgeprägten Zufriedenheit mit<br />

der Qualität der Seminare, den Dozenten sowie der Betreuung am <strong>Lehrstuhl</strong> künden.<br />

Perspektiven<br />

Zu guter Letzt wollten wir wissen, was die <strong>Uni</strong>versität aus Sicht der Studenten<br />

attraktiver machen würde. Auch hier lasen wir häufig, dass sie sich ein freundlicheres<br />

Beratungspersonal wünschen, vor allem aber eine bessere Betreuung seitens der<br />

Prüfungsämter. Sehr negativ äußerten sich auch viele über die „Anbiederung an<br />

gesamteuropäische Verhältnisse“, wie ein Teilnehmer ausdrücklich schrieb. Wenn<br />

mehr Geld in die Geisteswissenschaften fließen würde, wäre dies für viele der<br />

Befragten erfreulich. Des Weiteren gab es häufig kritische Stimmen, die sich darüber<br />

ärgerten, dass die <strong>Uni</strong>versität zunehmend auf „die Privatisierungs- und<br />

Gebührenschiene aufspringt“. Einige würden gern Verbesserungen ästhetischer<br />

Natur vornehmen, so beschwerten sie sich über den Campus, der vielmehr einer<br />

„Mondkolonie“ gleicht, wie ein Befragter schrieb.<br />

Abschließend kann man sagen, dass sich die Befragten großteils einig sind, dass es<br />

sich in <strong>Jena</strong> sehr angenehm studieren lässt. Viele würden sich sogar wieder für ein<br />

<strong>Studium</strong> in <strong>Jena</strong> entschließen. Doch ob sie auch noch nach dem <strong>Studium</strong> in <strong>Jena</strong><br />

bleiben wollten, beantworten die Meisten mit „Nein“. <strong>Jena</strong> sei zwar eine sehr schöne<br />

Stadt, aber sie biete beispielsweise nicht ausreichend Arbeitsplätze, hieß es gehäuft.<br />

Dies führte uns zurück zu unserer anfänglichen Vermutung, dass <strong>Jena</strong> durch und<br />

durch eine Studentenstadt sei. Vielleicht könnte man <strong>Jena</strong> mit einem Sofa<br />

vergleichen. Auf den ersten Blick erscheint es einladend, gemütlich und übersichtlich.<br />

Sobald man sich gesetzt hat, findet man diesen ersten Eindruck auch bestätigt. Doch<br />

unternimmt man den wagemutigen Versuch, die Ritzen des Sofas zu untersuchen,<br />

wird man erstaunt sein, was man da noch alles zu Tage befördern kann. In <strong>Jena</strong><br />

steckt ein großes Potenzial sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf kultureller<br />

Ebene, auch wenn die Stadt zunächst eher einer verschlafenen Kleinstadt gleicht. An<br />

7


dieser Stelle sollte man nicht nur an Goethe und Schiller denken, die mit <strong>Jena</strong><br />

beinahe beständig in einem Atemzug genannt werden. Auch heute noch gibt es sehr<br />

viele kreative Menschen in dieser Stadt, die enthusiastisch an der Gestaltung des<br />

Stadtlebens mitwirken. Man denke beispielsweise nur einmal an die vielen jungen<br />

Musiker, die sich in <strong>Jena</strong>s „Untergrund“ tummeln und jede Menge gute Partys auf die<br />

Beine stellen.<br />

Und wieder ist es Nacht in <strong>Jena</strong> – Samstagnacht – draußen hört man fröhliches<br />

Gelächter, ein Korken knallt. Moment, ist heute nicht diese Feier im Paradies?<br />

8


Zur Illustration haben wir eine repräsentative Auswahl an Befragungsergebnissen<br />

zusammengestellt. Die Bewertung der Fragen erfolgte nach dem Schulnotenprinzip:<br />

1 – sehr gut 4 – gerade noch ausreichend<br />

2 – gut 5 – unbefriedigend/durchgefallen<br />

3 – befriedigend k.A. – keine Angabe<br />

9


© Claudia Schneider & Pauline Weiß 2007<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!