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RUBRIK UND RUBRIK<br />
28 BRAND EINS 09/05
Ausgerechnet<br />
Alaska<br />
In Anchorage herrscht Goldgräberstimmung.<br />
Dort steckt der Logistikkonzern Fedex seine Claims für<br />
das boomende Geschäft mit China ab.<br />
Einblicke in eine Branche, die die Globalisierung vorantreibt.<br />
Text: Steffan Heuer<br />
Foto: Thomas Kern/Lookatonline<br />
BRAND EINS 09/05<br />
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WAS WIRTSCHAFT TREIBT _FEDEX<br />
• Eine Minute früher als geplant setzt die weiße MD-11 auf der<br />
Landebahn in Anchorage auf. Es ist 7:10 Uhr morgens in Alaska,<br />
und für die 1300 Mitarbeiter des Fedex-Drehkreuzes im hohen<br />
Norden Nordamerikas beginnt die Stoppuhr zu laufen. Jede<br />
Sekunde, die auf den „Sortier-Monitoren“ wegtickt, ist bei Fedex<br />
bares Geld wert. Ein gutes Dutzend Männer und Frauen fällt über<br />
Flug 596 her, sobald der 61 Meter lange Jet an Position 5 parkt.<br />
Mit einem Scherenlift werden Container voller Kartons aus<br />
Newark aus dem Flieger geholt, während ein weiteres Team aus<br />
der Ladeluke am Heck durchsichtige Plastiksäcke mit Express-<br />
Umschlägen zieht und je nach der Farbe des Beipackzettels in<br />
unterschiedliche, bereits wartende Anhänger wirft.<br />
Alle Säcke mit gelbem Zettel wandern ins Sortierzentrum am<br />
Rande des Rollfelds — sie werden für ihre Bestimmungsorte in<br />
China f<strong>eins</strong>ortiert. Ein halbes Dutzend Männer und Frauen halten<br />
jedes Kuvert unter einen Laserscanner und eine Computerstimme<br />
verkündet in einem Sekundenbruchteil, in welchen Korb<br />
die Sendung gehört. „Sieben.“ „Sieben.“ „Fünf.“ Ein guter Sortierer<br />
schafft 2500 Umschläge in der Stunde. Über seinem Kopf<br />
läuft der Countdown oder „Sort Down“, wie es hier heißt. Auf<br />
dem Planeten Fedex wird eine eigene Sprache gesprochen.<br />
Liegt ein blauer Zettel im Sack, wird er komplett nach Asien<br />
weiterbefördert, etwa nach Subic Bay auf den Philippinen, wo<br />
Fedex sein Drehkreuz für Asien unterhält. Kartons wandern durch<br />
ein Labyrinth von Fließbändern und Sortierstationen in neue Container,<br />
bevor sie wieder aufs Rollfeld kommen, bereit für den<br />
Das Flugkontrollzentrum in Anchorage (Foto oben).<br />
Der Eisbär (Foto vorige) Seite ziert den boomenden Flughafen<br />
Weiterflug. 60 000 Stück am Tag, bis der „Sort Down“ 0:00<br />
anzeigt. Dann werden die Triebwerke wieder angeworfen.<br />
„Wir sind aus einem ganz einfachen Grund in Anchorage –<br />
Asien“, sagt Michael Higley, der den Betrieb des US-Kurier-<br />
Riesen in Alaska leitet. Innerhalb von neun Flugstunden erreicht<br />
Fedex von Anchorage aus mehr als 90 Prozent der industrialisierten<br />
Welt. So verbindet der Flughafen, der der viertgrößte Luftfracht-Umschlagplatz<br />
der Welt ist, die Ballungsgebiete von Los<br />
Angeles bis San Francisco, die alten Industriezentren im Mittleren<br />
Westen und die Ostküste des Landes mit der verlängerten<br />
Werkbank der Welt in Schanghai, Shenzhen und Guangzhou.<br />
Je schneller sich die moderne Wirtschaft dreht, je kürzer Produktzyklen<br />
und Lieferfristen werden, desto weniger wollen Firmen<br />
auf einem Warenlager sitzen, das Tag für Tag an Wert verliert.<br />
Das Produkt muss so schnell es geht zum Kunden. Wer das<br />
am besten synchronisierte Räderwerk aus Lastern, Langstreckenflugzeugen,<br />
Sortierzentren und Logistik-Technik hat, gewinnt die<br />
Schlacht um China. Rund jeder fünfte Tonnenkilometer Luftfracht<br />
— die Maßeinheit der Cargoindustrie — wird inzwischen über den<br />
Pazifik befördert, Tendenz rasant steigend.<br />
An Anchorage kommt niemand vorbei. Fedex ist bereits seit<br />
1989 hier und fertigt täglich 16 bis 18 Flüge ab. Theoretisch müsste<br />
keines der Riesenflugzeuge auf dem Weg nach oder von Asien<br />
hier zwischenlanden, doch es lohnt sich. Wer mit weniger 3<br />
30 BRAND EINS 09/05
WAS WIRTSCHAFT TREIBT _FEDEX<br />
Kerosin startet und auf halbem Wege nachtankt, kann umso mehr<br />
Fracht transportieren — und verliert dank der Überquerung der<br />
Datumsgrenze keine Zeit bei einem Stopp in Alaska.<br />
Das schätzt auch die Konkurrenz. Hinter den acht Fedex-Maschinen,<br />
die jeden Morgen zwischen sechs und acht Uhr aus den<br />
USA <strong>eins</strong>chweben und wenige Stunden später voll getankt und<br />
neu beladen gen Asien abheben, donnert alle paar Minuten ein<br />
Jet von UPS Korean Airlines Cargo über die Startbahn. Korean<br />
Airlines ist noch der größte Frachtkunde in Anchorage. „Dieses<br />
Jahr werden wir sie wohl überholen“, hofft Fedex-Mann Higley.<br />
Fedex, UPS, DHL – alle drei Weltkonzerne setzen<br />
auf Wachstum in Fernost<br />
In den vergangenen zehn Jahren wuchs das Frachtaufkommen für<br />
seinen Standort um ein Drittel. Die Landebahnen werden gerade<br />
für die neuen Airbus-A380-800F-Superfrachter auf doppelte Breite<br />
ausgebaut. Fedex hat zehn bestellt und eine Option auf zehn<br />
weitere. Bautrupps gießen eine 38 Zentimeter dicke Asphaltschicht,<br />
während Higley mit Hochdruck den Ausbau des Fedex-<br />
Zentrums plant. Geht alles nach Plan, werden seine Mitarbeiter<br />
ab 2008 dreimal so viele Sendungen sortieren.<br />
In Anchorage setzt man auf die wachsende chinesische Mittelklasse,<br />
deren Nachfrage nach Importware die Frachtströme von<br />
Amerika nach Asien gewaltig ansteigen lassen könnte. „Logistik<br />
braucht Platz, und davon haben wir hier oben mehr als genug“,<br />
sagt Robert Poe, Chef der Wirtschaftsförderungsbehörde Anchorage.<br />
Er verhandelte 1988 wochenlang mit den Managern in der<br />
Fedex-Zentrale in Memphis, Tennessee, denen schon damals eines<br />
wichtig war: Grund und Boden zum Expandieren. Davon kann<br />
Anchorage noch 150 Hektar in einer Freihandelszone bieten.<br />
Der emsige Ausbau findet seine Entsprechung auf der anderen<br />
Seite des Pazifiks. Wenn in Alaska in drei Jahren der erste Riesen-Airbus<br />
<strong>eins</strong>chwebt, wird auch das neue Drehkreuz in Guangzhou,<br />
China, betriebsbereit sein. Dort hat Fedex gerade mit der<br />
Planung seines neuen 150 Millionen Dollar teuren Brückenkopfes<br />
ins Reich der Mitte begonnen. Damit das Sortierzentrum reibungslos<br />
läuft, schießt der dortige Flughafenbetreiber weitere 290 Millionen<br />
zu und baut drei weitere Start- und Landebahnen.<br />
Für Mark Patterson, Vice President für International Sales im<br />
Fedex Hauptquartier, ist Anchorage „das Rückgrat für unser<br />
boomendes Asiengeschäft“. In den kommenden 20 Jahren rechnet<br />
er mit einem jährlichen Wachstum des Luftfracht-Volumens<br />
von China in die USA um knapp zehn Prozent. „Mit dem neuen<br />
Hub in Guangzhou sind wir hautnah dran am dramatisch<br />
wachsenden Kundenkreis in Chinas Industrierevier. Wenn das<br />
Drehkreuz eröffnet wird, werden wir dort 228 Flüge pro Woche<br />
haben. Und das ist nur der Anfang! Gleichzeitig bauen wir unsere<br />
Kapazitäten in Schanghai kräftig aus. Wir werden so viele Flüge<br />
nach China schicken, wie der Markt verkraftet.“<br />
Die Eile hat einen guten Grund. Fedex’ größter Konkurrent,<br />
der United Parcel Service (UPS), will in Schanghai sein erstes<br />
China-Drehkreuz bauen und im kommenden Jahrzehnt mindestens<br />
eine halbe Milliarde Dollar im Land investieren. Auch der zur<br />
Deutschen Post World Net gehörende Expressdienst DHL wird<br />
seine Präsenz massiv ausbauen. Alle drei Konzerne sind auf der<br />
Jagd nach künftigem Wachstum und besseren Margen in Fernost,<br />
weil der US-Markt – lange die größte und verlässlichste Einkommensquelle<br />
— weitgehend aufgeteilt und ausgeschöpft ist.<br />
„Historisch betrachtet haben Fedex, UPS und DHL in unterschiedlichen<br />
Marktsegmenten angefangen und standen nicht in<br />
direktem Wettbewerb miteinander“, erklärt Robert Novack, Professor<br />
für Supply-Chain- und Informationssysteme an der Pennsylvania<br />
State Universität. Federal Express, wie das Unternehmen<br />
bei seiner Gründung 1971 hieß, konzentrierte sich anfangs auf die<br />
Übernacht-Zustellung von Sendungen mit eigener Flugzeugflotte<br />
innerhalb der USA. UPS wurde mit dem Expressversand per Lkw<br />
groß. DHL richtete sich in einer Nische für die Expresszustellung<br />
zwischen der Westküste und dem pazifischen Raum ein.<br />
Je ausgefeilter die Logistikketten der Weltwirtschaft wurden,<br />
desto mehr weiteten die Unternehmen ihre Dienstleistungspalette<br />
und ihren Radius aus. Alle drei sind heute weltweit aktiv und<br />
befördern von der Palette bis zum Kuvert alles. UPS macht mehr<br />
Umsatz und verdient mehr als Fedex – doch der Konzern aus<br />
Memphis gilt bei der Technik als Trendsetter und hat die unumstrittene<br />
Lufthoheit bei der Industrie. 3<br />
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WAS WIRTSCHAFT TREIBT _FEDEX<br />
Das mag am Lebenslauf des Gründers, des ehemaligen Vietnam-Piloten<br />
Frederick Smith, liegen. Der 60-Jährige leitet bis<br />
heute das Unternehmen und besetzt die drei wichtigsten Posten,<br />
Aufsichtsratsvorsitzender, Präsident und CEO. Smith gehören<br />
rund sieben Prozent der Firma, und bei der »Forbes«-Liste der<br />
400 reichsten Menschen liegt er auf Platz 124. Fred, wie ihn alle<br />
Angestellten nennen, ist der Vater des Aufstiegs von Fedex zum<br />
weltweiten Logistik-Riesen.<br />
Die Idee kam ihm 1965 als Student in Yale. Die Automatisierung<br />
der Wirtschaft, erkannte Smith damals, erforderte eine neue<br />
Art der Logistik: „Alle Punkte hängen an einem Netz und sind<br />
durch eine zentrale Nabe (Englisch: Hub) miteinander verbunden.“<br />
Wenn man eine einzelne Sendung betrachtet, erscheint diese Vorgehensweise<br />
unnötig aufwändig. Wieso sollte man ein eiliges<br />
Paket von Frankfurt nach Peking über Memphis befördern? Doch<br />
die Masse macht den Unterschied, rechnet Smith vor: „Wenn ich<br />
100 Märkte miteinander verbinden und die Zustellung von Punkt<br />
zu Punkt anbieten will, müsste ich 100-mal 99, also 9900 Zustellungen<br />
vornehmen. Wenn ich alle Märkte durch ein einziges<br />
Clearing-System schleuse, benötige ich maximal 100 Zustellungen.“<br />
Das System ist also um den Faktor 100 effizienter.<br />
Um es zu verwirklichen, setzte Smith eine Erbschaft von vier<br />
Millionen Dollar ein und borgte sich die damals unerhörte Summe<br />
von rund 90 Millionen Dollar Wagniskapital. Im April 1973 belieferte<br />
er die ersten 25 Städte in den USA mit kleinen Jets. Dass die<br />
Arbeiter bei UPS kurz darauf wieder einmal streikten, kam ihm<br />
nicht ungelegen. Seine Rechnung ging zügig auf: 1977 wurde das<br />
Luftfrachtgeschäft in den USA dereguliert, und Federal Express<br />
konnte größere Maschinen <strong>eins</strong>etzen. Bereits 1977 beförderte<br />
seine Firma mehr als 30 000 Sendungen pro Tag, 1978 ging das<br />
Unternehmen an die Börse. Fedex beschäftigt im Gegensatz zu<br />
UPS bis heute mit Ausnahme der 4500 Piloten keine gewerkschaftlich<br />
organisierten Arbeitnehmer.<br />
Die große Kunst: Dinge schnell bewegen und<br />
immer wissen, wo sie sind<br />
Robert Poe, Wirtschaftsförderer in Anchorage, hat etwas Interessantes<br />
im Angebot: sehr viel Platz<br />
Vor allem mithilfe von Zukäufen baute Smith Fedex vom reinen<br />
Luft-Expressdienst zum Allround-Anbieter mit heute sechs<br />
Geschäftsbereichen um. Der Löwenanteil entfällt nach wie vor auf<br />
den Expressdienst, der zwei Drittel zum Umsatz beiträgt. Das<br />
inzwischen zweitgrößte Geschäft ist die Beförderung von Fracht<br />
am Boden innerhalb der USA. Um UPS die Stirn zu bieten, das<br />
seine Kriegskasse 2000 mit einem Börsengang um fünf Milliarden<br />
Dollar aufstockte, kaufte Smith regionale und landesweite<br />
Speditionen auf und bündelte sie unter dem Fedex-Logo. Seit<br />
2000 hat dieser Teil des Unternehmens seinen Umsatz auf zuletzt<br />
vier Milliarden Dollar im Jahr verdoppelt und ist heute für bald<br />
ein Viertel des Konzernertrages verantwortlich.<br />
Gut läuft das Geschäft auch bei Fedex Freight, der Speditionssparte,<br />
die für Firmenkunden all das befördert, was keinen ganzen<br />
Laster füllt. In den USA selbst ist aber nach Zuwachsraten<br />
von 20 bis 30 Prozent, die in den vergangenen beiden Jahrzehnten<br />
normal waren, nicht mehr viel zu holen. Das Wachstum liegt<br />
im Ausland.<br />
Deswegen legen sich UPS wie Fedex im Kampf um boomende<br />
Regionen wie Asien und Osteuropa ins Zeug. Fedex-Chef Smith<br />
sagte unlängst vor Wall-Street-Analysten: „Jeder will die mittelgroßen<br />
Kunden, weil gute Margen wegen des Preisdrucks bei den<br />
großen fast unmöglich sind.“ Innerhalb der USA lag Fedex 2004<br />
beim Expressdienst mit 43 Prozent an der Spitze, gefolgt von<br />
UPS mit 35 Prozent und DHL als fernem Dritten mit weniger als<br />
15 Prozent. Weltweit führt DHL vor Fedex und UPS.<br />
Fragt man Petra Rittersberger, die bei Fedex in Frankfurt/Main<br />
für Sales und Marketing in Zentral- und Osteuropa verantwortlich<br />
ist, wo die Musik spielt, fällt die Antwort einfach aus: „China,<br />
China und noch mal China.“ Ihr Unternehmen hat in den vergangenen<br />
fünf Jahren die Kapazitäten in Europa um rund die<br />
Hälfte aufgestockt, um weltweite Anbindungen innerhalb von ein<br />
bis zwei Tagen zu ermöglichen. Das Unternehmen hat dazu<br />
insgesamt 14 „Um-die-Welt“-Flüge in östlicher wie westlicher<br />
Richtung eingeführt. Von Köln oder Paris geht die Reise nicht nur<br />
nach Memphis, sondern neuerdings auch direkt nach Delhi und<br />
Schanghai, bevor sich in Anchorage der Kreis wieder schließt. 3<br />
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WAS WIRTSCHAFT TREIBT _FEDEX<br />
Im hohen Norden ist es Zeit für den Schichtwechsel. Ab halb<br />
elf rollt die MD-11-Flotte mit frischer Ladung und neuen Crews<br />
zum Start nach Asien. Flug 596 ist heute unterwegs über Tokio<br />
nach Schanghai, Peking und schließlich zum Asien-Hub in Subic<br />
Bay. Am frühen Nachmittag dreht sich das Frachtkarussell in umgekehrter<br />
Richtung: Ein halbes Dutzend Maschinen aus Fernost<br />
schweben ein, werden umbeladen und machen sich drei Stunden<br />
später auf die Weiterreise Richtung Memphis.<br />
Die Schlacht um die Fracht wird von der IT mit entschieden.<br />
„Fedex glänzt vor allem durch seine Informationssysteme“, sagt<br />
der Logistikprofessor Novack. „Sie sind die Experten, wenn es<br />
darum geht, Dinge zu bewegen und immer zu wissen, wo sie<br />
gerade sind. Anders könnten sie sich kaum in einen riesigen Markt<br />
wie China vorwagen.“ 170 Mitarbeiter im Global Operations<br />
Control Center in Memphis steuern die Fedex-Flotte von 658<br />
Maschinen. „Weltweit tut sich nichts, ohne dass wir davon wissen“,<br />
sagt Dave Lusk, einer der Manager. Er kann die Flugrouten<br />
der Jets auf einer riesigen Leinwand live verfolgen. Mit ein paar<br />
Mausklicks lässt sich jeder beliebige Karton bis auf den Container<br />
genau an Bord ausfindig machen.<br />
Fast die gesamte Software haben Fedex-Ingenieure selbst<br />
programmiert. Zum Beispiel ein patentiertes System, das bald<br />
eine Viertelmillion Frachtstücke auf dem Fließband filmt, wiegt<br />
und in ein 3D-Computermodell umrechnet. Das Resultat wird mit<br />
den im Etikett gespeicherten Daten verglichen. So können noch<br />
während des Sortiervorgangs Gewicht und Maße korrigiert und<br />
nötigenfalls sofort in Rechnung gestellt werden. Alle Kuriere weltweit<br />
werden derzeit mit neuen Taschencomputern ausgestattet,<br />
die Paketdaten in den Zentralrechner speisen, sobald eine Sendung<br />
abgeholt oder ausgeliefert wurde. China ist eines der ersten Länder,<br />
in dem bereits alle Kuriere mit dem GSP-Tracker ausgestattet<br />
wurden. Mehrere hundert Scanner sind bereits nachbestellt<br />
– der große Ansturm steht erst noch bevor.<br />
Denn der Frachtverkehr von und nach China wird ab Ende<br />
2005 völlig liberalisiert: eine Vorbedingung für den Beitritt zum<br />
Welthandelsabkommen. Ab 2006 kann jeder Expresskurier zudem<br />
Alleineigentümer von chinesischen Zustelldiensten werden. UPS<br />
hat bereits angekündigt, eine eigene Zustellflotte innerhalb Chinas<br />
aufzubauen. Fedex konzentriert sich zurzeit noch auf die Lufthoheit<br />
über jene großen Industriezentren, die die USA und<br />
Europa mit hochpreisigen Produkten versorgen.<br />
„Aber wir prüfen alles genau, auch eigene Flugzeuge und<br />
Laster innerhalb Chinas“, sagt Patterson, der für Fedex sieben<br />
Jahre lang in Asien neue Kunden warb. „Der Markt ist groß<br />
genug für alle. Unsere Branche ist für das Wirtschaftswachstum<br />
an jedem Ort auf diesem Planeten entscheidend.“ Für ihn ist der<br />
Hub in Alaska mehr als der Prototyp des neuen Express-Zentrums<br />
– er ist der Nabel der Waren-Welt. Und weil er davon überzeugt<br />
ist, springt Mark Patterson auch gleich wieder auf. Es gibt<br />
immer was zu tun. In China und anderswo. -<br />
Fedex Corporation<br />
Umsatz im Geschäftsjahr 2005 (per 31.5.): 29,4 Milliarden Dollar<br />
Operativer Gewinn: 3,5 Milliarden Dollar<br />
Sendungen pro Jahr: 1,5 Milliarden<br />
Mitarbeiter weltweit: 250 000<br />
Geschäftsbereiche: Fedex Express, Fedex Ground, Fedex Freight,<br />
Fedex Kinko’s, Fedex Custom Critical, Fedex Trade Networks<br />
Zum Vergleich der größte Konkurrent UPS<br />
Umsatz: 36,6 Milliarden Dollar<br />
Operativer Gewinn: 4,99 Milliarden Dollar<br />
Sendungen pro Jahr: 3,6 Milliarden Stück<br />
Mitarbeiter: 384 000<br />
Die Logistik-Umschlagplätze von Fedex:<br />
Anchorage<br />
Mitarbeiter: 1300<br />
Fläche: 46 500 qm<br />
Aufkommen: 400 Flüge im Monat, 60 000 Sendungen am Tag<br />
Zentralhub: Memphis<br />
Mitarbeiter: 8000 in der Nachtschicht, 4000 in der Tagesschicht<br />
Fläche: 223 260 qm<br />
Aufkommen: 1,8 Millionen Express-Sendungen am Tag<br />
Gateway: Frankfurt am Main<br />
Mitarbeiter: 260<br />
Fläche: 13 076 qm<br />
Sortierkapazität: 8000 Pakete und 4000 Dokumente pro Stunde<br />
Quelle: Unternehmen<br />
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