Die Muster- knaben - Rondo
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Klassik<br />
& Jazz<br />
Magazin<br />
3/2013<br />
Philharmonie<br />
Luxembourg<br />
<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong><br />
Cecilia Bartoli<br />
Norma von vorn<br />
Piotr Beczala<br />
Operette sich<br />
wer kann!<br />
Bobby McFerrin<br />
stellt sich die<br />
Gretchenfrage<br />
Immer samstags aktuell<br />
www.rondomagazin.de
Mai 2013 – aus der RONDO-Website wird …<br />
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2
Themen<br />
Pasticcio:<br />
Meldungen und Meinungen<br />
aus der Musikwelt 4<br />
Leserreise:<br />
Zermatt 5<br />
Philharmonie Luxembourg:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong> 6<br />
Belcanto-Bekehrung:<br />
Norma von vorn 8<br />
100 Jahre „Le sacre“:<br />
Prähistorischer Jazz 10<br />
Blind gehört:<br />
Folkert Uhde 12<br />
Comics:<br />
So oder ähnlich –<br />
Musikgeschichte in Bildern 14<br />
Max Reger:<br />
Wertvoller „Mist“ 15<br />
Musiktheater:<br />
Operette sich wer kann! 16<br />
David Bates:<br />
Niemand ist eine Insel 18<br />
Festivals:<br />
Neu-Heidelberg, Du Feine 27<br />
Da Capo:<br />
Gezischtes Doppel der<br />
RONDO-Opernkritik 28<br />
Leserreise:<br />
Beethovenfest Bonn 30<br />
Doktor Stradivari:<br />
Musik-Krimi 31<br />
CDs, Bücher &<br />
Sammlerboxen<br />
RONDO-CD:<br />
Abonnenten kriegen<br />
was auf die Ohren 32<br />
Klassik-CDs<br />
mit der „CD des Monats“ 33<br />
Vokal total:<br />
Neuerscheinungen<br />
für Stimmfachleute 34<br />
Jazz-CDs<br />
mit dem „Meilenstein“ 38<br />
6<br />
Philharmonie Luxembourg:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong><br />
12<br />
Blind gehört:<br />
Folkert Uhde<br />
16<br />
Lust auf Klassik?<br />
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Sommerliche<br />
Musiktage<br />
Hitzacker<br />
27.07.–04.08.13<br />
Hitzacker<br />
@ Christoph Mannhardt<br />
Dobrinka Tabakova:<br />
Vergangenheit mit Folgen 18<br />
10 Jahre Genuin:<br />
Aus zwei mach neun 19<br />
Hörtest:<br />
Biber „Rosenkranzsonaten“ 20<br />
Bobby McFerrin:<br />
Glaubensbekenntnis 22<br />
Bücher:<br />
Musik für Leseratten 40<br />
Magazin:<br />
Schätze für den<br />
Plattenschrank 41<br />
Boulevard:<br />
Bunte Klassik 42<br />
Musiktheater:<br />
Operette sich wer kann!<br />
18<br />
Klosterkonzerte<br />
Maulbronn<br />
09.06.–22.09.13<br />
Maulbronn<br />
Tomasz Stanko:<br />
Graues Licht,<br />
strahlende Sonne 23<br />
Termine<br />
Termine:<br />
Opernpremieren 44<br />
Dobrinka Tabakova:<br />
Vergangenheit mit Folgen<br />
Oper, Festival,<br />
Konzerte<br />
Musikstadt:<br />
Pesaro 24<br />
Fanfare:<br />
Proben, Pleiten<br />
und Premieren aus Oper<br />
und Konzert 26<br />
Termine:<br />
Konzerte Klassik 45<br />
Termine:<br />
Konzerte Jazz 49<br />
Impressum 50<br />
Zugabe:<br />
Nettigkeiten von den<br />
Hinterbühnen dieser Welt 51<br />
23<br />
Tomasz Stanko: Graues<br />
Licht, strahlende Sonne<br />
Silbermann-Tage<br />
04.–15.09.13<br />
Freiberg, Dresden u. a. Städte<br />
www.reservix.de<br />
3<br />
Karten für 30.000 Veranstaltungen.
Pasticcio<br />
Meldungen und Meinungen der Musikwelt<br />
4<br />
Preisträgerin:<br />
Kaija Saariaho<br />
Verstummt:<br />
János Starker<br />
Ari Hoenig<br />
Quartet<br />
Preiswürdiges Nordlichtfunkeln<br />
<strong>Die</strong> Finnin Kaija Saariaho hat mit ihrem umfangreichen Schaffen gezeigt,<br />
dass hochgradige Komplexität und zart funkelnde Sinnlichkeit<br />
sich keinesfalls ausschließen müssen. Rasch fand sie aus den Insiderzirkeln<br />
in die Belle Etage der internationalen Festivals und Opernhäuser.<br />
<strong>Die</strong> New Yorker und Berliner Philharmoniker haben bei ihr Werke bestellt.<br />
Und gleich mit ihrer ersten Oper „L’Amour de loin“, die 2000 bei<br />
den Salzburger Festspielen von Kent Nagano uraufgeführt wurde,<br />
legte sie den Grundstein für weitere Musiktheater-Erfolge u.a. an der<br />
Pariser Bastille-Oper. <strong>Die</strong> 1952 in Helsinki geborene Komponistin, die<br />
in Freiburg bei Brian Ferneyhough und Klaus Huber ihr Kompositionsstudium<br />
fortsetzte, ist nun mit dem alternativen Nobelpreis für Musik,<br />
dem schwedischen „Polar Music Prize“ ausgezeichnet worden. Der einzige<br />
Wermutstropfen ist jedoch, dass Saariaho sich wie auch ihre Vorgänger<br />
Boulez, Stockhausen und Ligeti das Preisgeld von 234.000 Euro<br />
mit dem obligatorisch zweiten Gewinner teilen muss. In ihrem Fall ist es<br />
der senegalesische Sänger Youssou N’Dour. <br />
gf<br />
Ein Cello-König ist abgetreten<br />
Schon in ganz jungen Jahren war János Starker ein Wunderkind am<br />
Cello, wie es im Buch steht. Mit elf Jahren besuchte er in seiner Heimatstadt<br />
Budapest die Franz-Liszt-Musikakademie, wo u. a. Zoltán Kodály,<br />
Béla Bartók und Ernst von Dohnányi seine Lehrer waren. Schnell<br />
machten die ersten Vergleiche mit Pablo Casals und Emanuel Feuerbach<br />
die Runde. Doch erst nach seiner erzwungenen Übersiedlung in<br />
die USA begann die eigentliche Karriere Starkers. Er wurde 1. Solo-Cellist<br />
an der New Yorker Metropolitan Opera und beim Chicago Symphony<br />
Orchestra. Und während er 1958 eine Professur an der Indiana University<br />
übernahm, die er bis 2001 innehatte, mehrte er mit zahlreichen<br />
Einspielungen und Konzerten seinen Ruf als einer der besten Cellisten.<br />
Als „hell, schwerelos, geschmeidig, nie derb auftrumpfend, technisch<br />
makellos“ hat einmal der Cello-Experte Harald Eggebrecht Starkers Spiel<br />
beschrieben. Nun ist es endgültig verstummt. Am 28. April verstarb<br />
János Starker im Alter von 88 Jahren in Bloomington. <br />
gf<br />
BMW Welt Jazz Award 2013 für Ari Hoenig<br />
„Leading Drums“ war heuer das Motto des von BMW mit BR Klassik,<br />
der Stadt München, der Jazzzeitung und Ludwig Beck ausgelobten<br />
Münchner Wettbewerbs. Aus sechs Sonntags-Matinéen mit sechs<br />
Ensembles waren das New Yorker Ari Hoenig Quartet und das in Berlin<br />
probende Quartett des Schweizers Samuel Rohrer als Finalisten hervorgegangen.<br />
Aktueller amerikanischer traf so auf europäischen Hauptstadtjazz.<br />
Das Los ließ Ari Hoenig den Vortritt. New Yorker Relaxtheit,<br />
aberwitzig virtuose Präzision, ausgebuffte Metren, kühne dynamische<br />
Abstufungen, überraschende harmonische Wendungen und eine für<br />
Überraschungen stets offene Spielhaltung hielten das Auditorium in<br />
ihrem Bann. Vor der amerikanischen Folie kamen die Europäer nicht<br />
über den Status eines hochinteressanten notenbasierten Projekts<br />
hinaus; 5.000 Euro Preisgeld waren ihr Trost. Ari Hoenig dagegen bekam<br />
neben Trophäe und 10.000 Euro Preisgeld noch den mit einem Aufenthalt<br />
auf Schloss Elmau dotierten Publikumspreis. <br />
tf<br />
Leserbriefe<br />
Zum Interview mit Ian Bostridge<br />
in RONDO 2/13<br />
<strong>Die</strong> Fragen an Ian Bostridge<br />
und die Antworten darauf, finde<br />
ich etwas irritierend. Anno<br />
1947 brach te die Städt. Oper Berlin<br />
[Brittens „Albert Herring“]<br />
mit großem Publikumserfolg zur<br />
Aufführung. Britten’s damaliger<br />
„Sommernachts traum“ […] brachte<br />
gleichen Jahres in der Fritz Genschow’<br />
Inszenierung im Park des<br />
Hauses am Waldsee, Argentinische<br />
Allee, 30, wahres Entzücken.<br />
Insofern also, ließe sich resümieren,<br />
daß Benjamin Britten<br />
in Deutschland durchaus sicheren<br />
Anklang fand; zumal seine<br />
„Simple Symphony“ sich bis heute<br />
größter Sympathien erfreut!<br />
Christoph Anden, Neuss<br />
Zu Matthias Kornemann, „Lorbeer<br />
& Zitronen 2012“ auf www.<br />
rondomagazin.de<br />
Man kann sich HJ Lim[s Beethoven<br />
sonaten] in Proskynese nähern<br />
oder sie kompromisslos<br />
ver dam men, mag ihre Gesamteinspielung<br />
als Beethovenrauschdroge<br />
benutzen oder ihre CDs wie<br />
[<strong>Rondo</strong>-Autor] Matthias Kornemann<br />
blasphemisch im Müll eimer<br />
entsorgen. Eins steht jedoch fest!<br />
HJ Lim […] ist ge gen wär tig wohl<br />
eine der begab testen, revolutionärsten,<br />
spon tans ten, natürlichsten<br />
und tech nisch brillantesten<br />
Phänome ne der jungen Pianistenszene<br />
[…].<br />
Hans Ulrich Behner, Mainz<br />
Anm. der Redaktion: Wir finden<br />
es prima, wenn Musik Menschen<br />
polarisiert und begeistert, und<br />
unsere Kritiker können Widerspruch<br />
vertragen. <strong>Die</strong> Kommentarfunktion<br />
auf rondomagazin.<br />
de steht jederzeit für den Austausch<br />
über Ihre Lieblingsaufnahme<br />
zur Verfügung!<br />
Erratum<br />
In Ausgabe 02/2013 hat der<br />
Fehlerteufel zugeschlagen:<br />
<strong>Die</strong> Notenausgabe von Pergolesis<br />
„Septem verba a Christo“ ist im<br />
Breitkopf & Härtel-Verlag erschienen,<br />
nicht – wie im Artikel angegeben<br />
– bei Bärenreiter.
—<br />
22<br />
bis<br />
8<br />
—9<br />
8<br />
›neugier‹<br />
www.musikfest.de . 0711 61 921 61<br />
Leserreise<br />
Zermatt<br />
Raue Gipfel, grüne Matten und die so<br />
charakteristisch mit durch Steine<br />
beschwerten Holzschindeln gedeckten<br />
Häuser – das Wallis ist einer<br />
der schönsten Kantone der Schweiz, und am<br />
schönsten vielleicht gerade im Spätsommer,<br />
wenn das Zermatt-Festival Besucher aus ganz<br />
Europa anzieht. Der Gegensatz zwischen der<br />
hochalpinen Landschaft und Meisterwerken<br />
der klassischen Musik, aber auch die entspannte,<br />
familiäre Atmosphäre bei Musikern<br />
und Publikum machen Zermatt zu einem<br />
würdigen Abschluss der sommerlichen Festspielsaison.<br />
Im Zentrum der Leserreise, zu der Sie<br />
RONDO-Chefredakteur Carsten Hinrichs begleitet,<br />
stehen natürlich Konzerte des Zermatt-<br />
Festivals. Dazu gibt es gemeinsame Ausflüge<br />
in die Region rund um die wild-romantisch<br />
gelegene Alpenstadt. Das Matterhorn, den<br />
charakteristischsten Gipfel der Schweiz haben<br />
die Teilnehmer direkt im Blick beim Käsefondue<br />
auf dem Restaurant Riffelberg, in<br />
2.585 m Höhe. Eine Weinprobe bei Brot und<br />
Käse in der St. Jodern Kellerei rundet die<br />
kulinarische Seite des Besuchs ab.<br />
Wenn Sie sich für die RONDO-Leserreise<br />
interessieren, fordern Sie unverbindlich<br />
die Reiseunterlagen an unter fernweh@<br />
rondomagazin.de oder postalisch unter:<br />
Kunst- und Kulturpublikationen RONDO<br />
GmbH, Am Johannisplatz 3, 81667 München.<br />
<strong>Die</strong> Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt,<br />
unser Reisebüro „Cadenza Tours“ ist<br />
Ihnen auf Wunsch bei der Organisation der<br />
Anreise oder einer Verlängerung behilflich.<br />
<strong>Die</strong> Reise im<br />
Überblick:<br />
Donnerstag, 5.9.:<br />
Anreise nach Zermatt, Begrüßung,<br />
Abendessen<br />
Freitag, 6.9.:<br />
Dorfrundgang, Besuch der Musikerakademie,<br />
Konzert in St. Mauritius (Salieri, Beethoven,<br />
Brahms/ Scharoun Ensemble)<br />
Samstag 7.9.:<br />
Weinprobe, Konzert in St. Mauritius<br />
(Mendelssohn, Beethoven/ Braunstein,<br />
Zermatt Festivalorchester)<br />
Sonntag, 8.9:<br />
Konzert in der Riffelalp-Kapelle (Dvořák,<br />
Britten, Farrenc/ Braunstein, Fassbender,<br />
Kelly, Scharoun Ensemble), anschließend<br />
Käsefondue auf dem Riffelberg<br />
Montag, 9.9.:<br />
Heimreise oder Verlängerung<br />
5
Wo Profis<br />
spielen dürfen:<br />
„Drumblebee“<br />
mit Quatuor Beat<br />
Philharmonie<br />
Luxembourg<br />
<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong><br />
Wunschkonzert: kein Musentempel, sondern ein<br />
Ort, der die Musik der Gesellschaft widerspiegelt.<br />
In Luxemburg wagt man ein vielversprechendes<br />
Experiment. Von Carsten Hinrichs<br />
Wie in das Innere einer<br />
Schnecke, so tastet man sich<br />
durch den gebogenen Gang<br />
in den Kammermusiksaal der<br />
Philharmonie, der in einer Kehre über die Zuschauerterrassen<br />
auf das Podium führt, überwölbt<br />
und akustisch unterstützt von einem<br />
großen, weich abgerundeten Schirm. Kein<br />
Glück für Zuspätkommer, der ganze Saal kann<br />
einen anblicken, während man sich über die<br />
6<br />
Galerie bewegt. Für Musiker muss es sich hingegen<br />
herrlich anfühlen, sich so geborgen<br />
in das Adagio eines Streichquartetts zu versenken.<br />
Oder in die zarten Klangkaskaden<br />
einer Jazzimprovisation, wie sie das Michel<br />
Reis Trio gerade verströmt. Ein intimer<br />
Rahmen, im besten Wortsinn. Für 320 entspannte<br />
Zuhörer.<br />
2005 wurde die Philharmonie, der Konzertsaal<br />
des Großherzogtums Luxembourg er-<br />
öffnet, in Anwesenheit des Regenten. Dabei<br />
gaben die zentrale Lage und europäische Ausrichtung<br />
des Landes mit seinen zahlreichen<br />
Behörden im Kontrast zur tatsächlichen Bevölkerungszahl<br />
von damals rund 470.000 Einwohnern<br />
dem 2003 bestallten Intendanten<br />
Matthias Naske keine leichte Aufgabe. <strong>Die</strong><br />
Strahlkraft des Programms musste internationalem<br />
Anspruch genügen und sich trotz<br />
der schwierigen geografischen Lage rechnen.<br />
Immerhin waren all diese Schwierigkeiten<br />
schon in die Planung eingeflossen, denn<br />
Wunschkandidat Naske bekam mit dem Gebäude<br />
sozusagen ein Wunschkonzert: <strong>Die</strong> zu<br />
bauenden Säle richteten sich nach dem geplanten<br />
Programm, nicht umgekehrt. Ein<br />
Glücksfall für den Kulturmanager.<br />
Zu Verdanken hat das Land seinen Vorzeige-Konzertsaal<br />
der Beharrlichkeit von Erna<br />
Hennicot-Schoepges, die seinerzeit als Kulturund<br />
Bauministerin aus der musikalischen<br />
Utopie ein realpolitisches Projekt machte.<br />
Nun, da Naske das Haus nach insgesamt zehn<br />
Jahren als Intendant übergeben wird, ist aus<br />
dem Projekt ein eingespieltes Haus geworden,<br />
und zwar eins mit Mut zum experimentellen<br />
Risiko. Denn es war erklärtes Ziel, nicht das<br />
x-te Prachtfestspielhaus für elitäre Zirkel aus<br />
dem Boden zu stampfen, sondern den Spielplan<br />
auf den Musikgeschmack der Gesellschaft<br />
zu erweitern. Im Klartext heißt das, dass sich<br />
große Sinfonik das Haus mit Jazz und Weltmusik<br />
teilt, dass neben Starauftritten mit René<br />
Foto: Sébastien Grébille/Philharmonie
Foto: Jörg Hejkal<br />
Fleming und Anne Sophie Mutter auch Filmlivekonzerte<br />
und Crossover-Projekte eigene<br />
Reihen bekommen. In Luxembourg hat man<br />
sich die Besucher zur Neugier erzogen. Und ein<br />
eigenes Kellerlabor dafür eingerichtet.<br />
Im „Espace Decouverte“, einer Black Box im<br />
Untergeschoss, finden die wirklich ungewöhnlichen<br />
Projekte der Philharmonie statt. Der<br />
Raum kann sowohl mit klassischen Rängen bestuhlt,<br />
als auch komplett leer geräumt werden.<br />
<strong>Die</strong>se Offenheit ist auch eine Herausforderung<br />
an die Kreativität der Musikschaffenden.<br />
Jedenfalls reagieren die Techniker hier auch<br />
auf abseitige Anfragen wohl nie mit<br />
Stirnrunzeln. Heute verzaubert ein<br />
kleines schwarzes Theaterstück junge<br />
Zuhörer zwischen 5 und 9 Jahren.<br />
Und die dazugehörigen Eltern. Zur<br />
gar nicht so heiteren Geschichte<br />
von einem tyrannischen Kind, das<br />
erst zum Schluss aus der Einsamkeit<br />
seiner immer größer werdenden<br />
Wünsche befreit wird, hat sich der<br />
Bandoneonist Jacques Trupin eine<br />
zeitlose Musik ausgedacht und die<br />
sanft melancholische Klangfarbe<br />
seines Instruments mit einem Streichquartett<br />
gemischt. <strong>Die</strong> Kinder dürfen<br />
auf Sitzkissen lümmeln oder liegen,<br />
dennoch herrscht konzentrierte<br />
Spannung. Was die jungen Zuschauer<br />
da wohl stärker in seinen Bann zieht,<br />
die Mäander der melodischen Linien<br />
oder die verblüffenden Tricks des<br />
schwarzen Theaters, das einfache<br />
Moosgummirohre täuschend echt<br />
zum Leben erweckt?<br />
Im Prinzip spiele das keine große<br />
Rolle, meint Pascal Sticklies, der<br />
Education Manager. Natürlich kann<br />
man einwenden, dass das Ereignis bei<br />
manchen Produktionen stärker wiegt als die<br />
Musik. Aber es geht auch darum, Kinder von<br />
klein auf Musik in angenehmer, positiv erinnerter<br />
Atmosphäre erleben zu lassen. Denn<br />
das kann das Erlebnis Konzerthaus für’s Leben<br />
verankern. Und darum fängt das Musikvermittlungsprogramm<br />
in Luxembourg schon<br />
maßgeschneidert bei den 0–3jährigen an. Für<br />
die 3–5jährigen gibt es „Loopino“, eine Reihe,<br />
die von ihrer Frontfrau lebt. Luisa Bevilacqua<br />
(ab der nächsten Spielzeit abgelöst von Milla<br />
Trausch) schlüpft in die gleichnamige Rolle,<br />
begleitet die Kinder durch’s Geschehen, steht<br />
aber auch den Künstlern hilfreich zur Seite, die<br />
hier auf das wahrscheinlich jüngste Publikum<br />
ihrer bisherigen Karriere treffen werden. Und<br />
das ist kritisch: Längen im Ablauf werden<br />
schonungslos durch Lautstärke beantwortet.<br />
Manch erfahrener Bühnenstar möchte sich<br />
diesem Urteil lieber nicht aussetzen, doch gehört<br />
es zum Ehrgeiz des Hauses, gerade hier<br />
dieselben großen Namen zu verpflichten,<br />
wie für die Erwachsenen und keine Musik-<br />
zirkustruppe. Tenor Ian Bostridge und Blockflötist<br />
Maurice Steger haben ihre Feuerprobe<br />
bravourös bestanden, erzählt man. Noch<br />
experimenteller wird es in der neuen Reihe<br />
„Bout’chou“, die sich eine grenzenlose Verschmelzung<br />
von Kunst- und Musikpädagogik<br />
vorgenommen hat. Sind aus Kindern dann<br />
erst Konzertfans (und Teenager) geworden,<br />
ist das quer durch alle Musikstile angelegte<br />
Jugendabo „iPhil“ Einstieg und Plattform für<br />
den Austausch zugleich. Denn hier stehen<br />
den Jugendlichen nur noch hauseigene Scouts<br />
zur Seite, geringfügig ältere „Ehemalige“, die<br />
Weit, hoch,<br />
herrlich:<br />
Das Foyer<br />
Fragen zur Musik beantworten oder dabei<br />
helfen, Gruppenaktivitäten zu organisieren.<br />
Ein so breit aufgestelltes Education-<br />
Programm hätten viele Häuser gerne, es muss<br />
den Machern aber auch ein großes Stück vom<br />
Budget-Kuchen wert sein, der dann für die<br />
traditionellen Konzerte fehlt. Gut 10 % lässt<br />
man sich in Luxembourg die Sparte kosten,<br />
Geld, dem Sticklies nicht nachweint. Sein Ehrgeiz<br />
ist es, die Education-Sparte durch Umwegfinanzierungen<br />
ökonomisch zu halten. Das<br />
Projekt „Drumblebee“, ein verrücktes, präzise<br />
durchchoreografiertes Konzert für vier Schlagzeuger,<br />
verschlang 45.000 Euro, das ist mehr,<br />
als mancher Konzertsaal für die ganze Vermittlung<br />
zur Verfügung hat. Aber durch gezielte<br />
Bewerbung an anderen Spielstätten hat<br />
sich das Projekt inzwischen acht Mal verkauft<br />
und seine Kosten wieder reingespielt. Nun<br />
freuen sich vielleicht auch bald Fünfjährige in<br />
Amerika darüber. Nicht zuletzt muss die Vermittlung<br />
in Luxembourg auch Sprachgrenzen<br />
überwinden. Das komplette Programm<br />
teilt sich nochmals in Veranstaltungen<br />
in Französisch und Lëtzebuergesch. Oder<br />
am besten gleich ganz ohne Worte, wie die<br />
Geschichte vom trotzigen Kindkönig.<br />
Im Drei-Länder-Eck bringt es die Philharmonie<br />
Luxembourg inzwischen auf gut<br />
14.500 Abonnements, und das trotz nicht<br />
gerader zentraler Lage im geschäftigen Büro-<br />
Edelquartier Kirchberg (zum Vergleich: das<br />
Berliner Konzerthaus bringt es inmitten einer<br />
Metropole auf gut 12.000 Abonnements).<br />
Das funktioniert auch durch intensive Anbindung<br />
an die Nachbarn in Frankreich und<br />
Operndorf im<br />
Säulenwald<br />
In Deutschland ist der Architekt Christian de Portzamparc<br />
für die Französische Botschaft in Berlin<br />
be kannt, in der Musikwelt für die Pariser Cité de la<br />
Musique. <strong>Die</strong> Philharmonie Luxemburg erscheint<br />
in der Draufsicht mandelförmig wie ein Auge, 823<br />
Säulen tragen das Dach über dem lichtdurchflu teten<br />
Foyer. In dessen Mitte steht – kunterbunt und<br />
wie aus Häuschen zusammengesetzt – der Block<br />
der Verwaltungsräume, die auch bei schlechtem<br />
Wetter umwandelt werden können und in ihrer<br />
Mitte den Großen Konzertsaal beherbergen. Auch<br />
hier bilden die hölzernen Logen vor schwarzen<br />
Wän den den Eindruck eines italienischen Dorfplatzes<br />
– die Musik steht symbolisch im Mittelpunkt<br />
des Gemeinschaftsgeschehens.<br />
Deutschland. Ein frühzeitiger Handschlag mit<br />
dem Trierer Oberbürgermeister sorgte dafür,<br />
dass inzwischen zu allen Konzerten Shuttlebusse<br />
fahren. So empfindet auch eine eingeschworene<br />
Besuchergemeinde aus Deutschland<br />
die Philharmonie als „ihr“ Haus.<br />
Natürlich gibt es auch acht Jahre nach dem<br />
Start immer noch genug Nüsse zu knacken.<br />
So ist der verwaltungstechnische Zusammenschluss<br />
zwischen Konzerthaus und dem<br />
Orchéstre Philharmonique du Luxembourg inzwischen<br />
erfolgreich in einen gemeinsamen<br />
Alltag überführt worden, dennoch wartet an<br />
dieser Nahtstelle auch zukünftig noch genug<br />
Arbeit auf den Nachfolger Stephan Gehmacher,<br />
der vom Symphonieorchester des Bayerischen<br />
Rundfunks nach Luxemburg wechselt. Dafür<br />
übernimmt er einen eingespielten, wohlbestallten<br />
Saal. Und Matthias Naskes nächste<br />
Baustelle heißt: Wiener Konzerthaus.<br />
www.philharmonie.lu<br />
7
Feuriges Ende<br />
verrümpelter<br />
Aufführungstraditionen<br />
(Salzburger<br />
Pfingstfestspiele<br />
2013: Bartoli,<br />
Osborn)<br />
Belcanto-Bekehrung<br />
Norma von vorn<br />
Eine „Norma“ in historischem Klanggewand beweist:<br />
Belcanto-Opern des frühen 19. Jahrhunderts sind viel<br />
besser als ihr Ruf. Von Carsten Niemann<br />
Im Grunde hat man es ja<br />
schon immer geahnt, dass<br />
etwas nicht stimmen kann<br />
mit der Oper des Belcanto.<br />
Denn auch wenn Rossini, Bellini<br />
und Donizetti, deren Werke man<br />
als erstes mit dem Begriff verbindet,<br />
in jedem Opernführer und<br />
fast jedem Opernhaus zum Kernrepertoire<br />
gehören, so scheinen<br />
doch viele ihrer ersten Hauptwerke<br />
im Vergleich zu Mozart<br />
oder zum späteren Verdi an<br />
einem merkwürdigen Mangel<br />
an dramatischer Glaubwürdigkeit<br />
zu leiden: Wie oft ist man<br />
abgestoßen von der sterilen<br />
Stimmakrobatik, die sich über<br />
8<br />
dürftigen Orchesterakkorden entfaltet,<br />
wie oft zuckt man innerlich<br />
vor stählernen Spitzentönen<br />
zusammen und wie peinlich ist<br />
man dann wiederum berührt,<br />
wenn sich Gefühl in schmierigen<br />
Kantilenen ergießt. Gehört man<br />
nicht gerade zu jenen fanatischen<br />
Stimmverkostern, die Lautstärke,<br />
Timbre oder Brillanz eines außergewöhnlichen<br />
Organs völlig losgelöst<br />
von der dramatischen<br />
Situation genießen können, dann<br />
kann man zu der Auffassung gelangen,<br />
dass die Zeit des Belcanto<br />
trotz ihrer zündenden Melodien<br />
und staunenswerten Anfor derungen<br />
an Stimme eine Zeit der<br />
dramatischen Verflachung gewesen<br />
sein muss. Was ein fataler<br />
Fehlschluss wäre.<br />
Opfer der Tradition<br />
In Wahrheit nämlich sind<br />
die Hauptwerke des Belcanto<br />
Opfer moderner Aufführungstraditionen<br />
geworden. Und<br />
die haben mit dem Ideal des<br />
„schönen Gesangs“, der den<br />
Schöpfern der Belcanto-Opern<br />
vorschwebte, nur noch sehr wenig<br />
zu tun. Doch nun deutet sich endlich<br />
eine Wende an. Unterstützt<br />
von der Musikwissenschaft hat<br />
sich eine Reihe von Musikern angeschickt,<br />
den Belcanto von jener<br />
dicken Patina zu befreien, die<br />
sich in den letzten 150 Jahren angesammelt<br />
hat. Immer größere<br />
Säle und Orchester, die damit einhergehende<br />
Bevorzugung von<br />
Brillanz und Kraft gegenüber<br />
Farbe und Ornament und eine<br />
naturalistischere Auffassung von<br />
Musikdramatik haben dazu geführt,<br />
dass das Wissen um die<br />
Aufführungspraxis des Belcanto<br />
beinahe völlig verloren ging.<br />
Hinzu kommt, dass sich auch die<br />
Stellung des Sängers grundsätzlich<br />
wandelte: Während Rossini,<br />
Bellini und Donizetti noch damit<br />
rechnen konnten, dass die Sänger<br />
ihre Partien mit improvisierten<br />
Verzierungen und ungeschriebenen<br />
Vortragsnuancen berei chern<br />
und die Partitur bei jeder Aufführung<br />
gewisserma ßen neu vollenden<br />
würden, sind die meisten<br />
heutigen Sänger zu bloßen Interpreten<br />
geworden. Was bleibt, ist<br />
der nackte, unvollendete Notentext.<br />
Doch zu retten ist die<br />
Belcanto-Opern nur, wenn man<br />
sich ihr nicht vom Puccini und<br />
dem späten Verdi, sondern aus<br />
der Perspektive des 18. Jahrhunderts<br />
nähert. Denn die Gesangskunst<br />
der Kastraten, welche<br />
der Barockoper zu ihrem bis heute<br />
ausstrahlenden Glanz verhalf,<br />
hat auch die Praxis der Belcanto-<br />
Opern entscheidend geprägt. Es<br />
Foto: Hans Jörg Michel
liegt daher auf der Hand, dass die<br />
Wiederentdeckung des ursprünglichen<br />
Belcanto-Ideals nur mit<br />
Hilfe von starken Sängerpersönlichkeiten<br />
gelingen kann, die<br />
neben dem historischen Wissen<br />
auch die Ausstrahlung und das<br />
kreative Potenzial ihrer Vorbilder<br />
besitzen.<br />
oder größere Italienischkenntnisse<br />
folgen zu können glaubt. Ein<br />
weiteres Anliegen der Einspielung<br />
ist es, die originalen Stimmfarben<br />
zu verwenden: So wird die<br />
Partie der Norma nicht von einem<br />
Sopran, sondern mit Bartoli selbst<br />
von einer Mezzosopranistin gesungen<br />
–eine Entscheidung,<br />
die es erlaubt, die menschliche,<br />
mütterliche Seite dieser scheinbar<br />
so unnahbaren Figur wiederzuentdecken.<br />
Normas junge<br />
Nebenbuhlerin Adalgisa wird<br />
hingegen nicht wie so oft von<br />
einem Mezzosopran, sondern<br />
von einem Sopran gesungen, der<br />
die Jugendlichkeit dieser Figur<br />
BayeriSche<br />
StaatSoper<br />
Giuditta Pasta (1797–1865)<br />
Hohepriesterin des<br />
Belcanto<br />
Wie problematisch die Anwendung<br />
moderner Stimmfachgrenzen auf<br />
historische Partien ist, das zeigt<br />
das Beispiel von Giuditta Pasta. Der<br />
italienischen Sopranistin, die für ein<br />
gutes Jahrzehnt als die bedeutendste<br />
Sängerin Europas galt, wurden so wichtige<br />
Partien wie Bellinis „Norma“ oder Donizettis „Anna Bolena“ auf<br />
den Leib geschrieben. Viele der Rollen, welche die Pasta aus der<br />
Taufe hob, sind heute zu beliebten Streitrössern für dramatische<br />
Koloratursoprane geworden. Von den Zeitgenossen hingegen<br />
wurde die Pasta jedoch als ein Mezzosopran wahrgenommen,<br />
der auch Noten, die jenseits der eigentlichen Grenzen dieses<br />
Stimmfaches liegen, eine große dramatische Intensität zu verleihen<br />
vermochte.<br />
Spektakuläre Wiederbelebung<br />
Den spektakulärsten Versuch<br />
zu einer Wiederbelebung des<br />
Belcanto hat nun Cecilia Bartoli<br />
gestartet: Zusammen mit dem<br />
auf historische Aufführungspraxis<br />
des 19. Jahrhunderts spezialisierten<br />
Orchester La Scintilla<br />
unter dem Alte-Musik-Experten<br />
Giovanni Antonini hat sie eine<br />
Neuaufnahme von Vincenzo<br />
Bellinis „Norma“ vorgelegt, die<br />
Operngeschichte schreiben soll<br />
– und es wohl auch tun wird.<br />
Während die auf entspannte<br />
430 Herz gestimmten Originalinstrumente<br />
der Partitur ihre<br />
differenzierte, an Caspar David<br />
Friedrich gemahnende Farbigkeit<br />
zurückgeben, zeichnen Bartoli<br />
und ihre Sängerkollegen die Gefühlsregungen<br />
der Prota gonisten<br />
mit so klarer Deklamation und<br />
so intelligent und differenziert<br />
eingesetzten Verzierungen und<br />
Klangfärbungen nach, dass man<br />
der Handlung sogar ohne Libretto<br />
betont. Und weil auch ihr gemeinsamer<br />
Geliebter Pollione<br />
mit einem flexiblen Tenor besetzt<br />
ist, gerät das oft so wuchtige<br />
Drama wieder ins Lot. Auch wenn<br />
das neue Klangbild mit manchen<br />
liebgewonnenen Gewohnheiten<br />
bricht – wenn sich Norma am<br />
Ende des Dramas in die Flammen<br />
wirft, dürfte sie zuvor eine große<br />
Anzahl Belcanto-Verächter von<br />
ihrem Irrglauben bekehrt haben.<br />
Neu erschienen: Bellini: Norma<br />
(mit Bartoli, Jo, Osborne, Pertusi;<br />
Antonini, Orchestra La Scintilla),<br />
Decca/Universal<br />
Abonnenten-CD: Track 3<br />
9<br />
Partner der Uraufführungen<br />
der Bayerischen Staatsoper<br />
Written on<br />
Skin<br />
GeorGe Benjamin<br />
Festspielpremiere<br />
23.07.2013<br />
prinzregententheater<br />
Festspielkasse der Bayerischen staatsoper<br />
marstallplatz 5 80539 münchen<br />
t 089.21 85 19 20 www.staatsoper.de
Le sacre du<br />
printemps:<br />
Rekonstruktion<br />
im Mariinsky<br />
Theater 2008<br />
Le sacre du printemps<br />
Prähistorischer Jazz<br />
Vor 100 Jahren wurde in Paris Igor Strawinskis „Le sacre<br />
du printemps“ uraufgeführt – mit einem der größten<br />
Skandale der Musikgeschichte. Von Guido Fischer<br />
Am 31. März 1913<br />
wurde auf der Pariser<br />
Nobel-Avenue Montaigne<br />
Nr. 15 das<br />
Théâtre des Champs-Elysées mit<br />
einem Festkonzert eingeweiht.<br />
Auf dem Programm stand Hector<br />
Berlioz´ „Benvenuto Cellini“. Und<br />
auch der anwesende europäische<br />
Hochadel zeigte sich hellauf begeistert.<br />
Der Eröffnungstusch für<br />
die „Grande Saison“ war also geglückt.<br />
Doch Intendant Gabriel<br />
Astruc ahnte da noch nicht, dass<br />
sein schmucker Art Déco-Tempel<br />
bereits knapp zwei Monate später<br />
in seinen Grundfesten erschüttert<br />
werden sollte.<br />
Dabei hatte Astruc bei seiner<br />
Saisonplanung zumindest formal<br />
10<br />
alles richtig gemacht, als er Igor<br />
Strawinski und die „Balletts<br />
russes“ für den Mai einlud. Denn<br />
dank der erfolgreichen Uraufführungen<br />
von Strawinskis<br />
Balletten „Der Feuervogel“ (1910)<br />
und „Pétrouchka“ (1911) galten<br />
der Komponist und die Kompanie<br />
in Paris als neue Sensation. „Aller<br />
guten Dinge sind drei“, dachte<br />
sich Astruc und engagierte nun<br />
das Erfolgsteam, um Strawinskis<br />
„Le sacre du printemps“ in der<br />
Choreografie von Waslaw Nijinski<br />
auf den Brettern des Théâtre des<br />
Champs-Elysées aus der Taufe zu<br />
heben. Bei der Generalprobe verlief<br />
noch alles ruhig. Am 29. Mai<br />
1913 aber, am Premierenabend,<br />
erlebte das Haus eine einzige<br />
Publikumsexplosion. „Schon bald<br />
nach dem Aufgehen des Vorhangs<br />
begann man zu miauen und laut<br />
Vorschläge für den Fortgang der<br />
Vorstellung zu machen“, so der<br />
Musikkritiker Carl van Vechten.<br />
„Ein junger Mann, der hinter mir<br />
in der Loge saß, stand während<br />
des Balletts auf, um besser zu<br />
sehen. <strong>Die</strong> starke Erregung, unter<br />
der er litt, verriet sich darin, dass<br />
er regelmäßig mit seinen Fäusten<br />
auf meinen Kopf trommelte.<br />
Meine Aufregung war so groß,<br />
dass ich die Schläge eine Zeit lang<br />
gar nicht spürte.“ Je länger die<br />
Vorstellung dauerte, desto mehr<br />
ging man auf die Barrikaden. Hier<br />
duellierte man sich mit Schirmen.<br />
Dort ohrfeigte eine feine Dame<br />
einen jungen Herrn. Der Skandal<br />
war perfekt.<br />
Von dem Tumult von einst hat<br />
sich das edle Haus in der Avenue<br />
Montaigne natürlich längst erholt.<br />
Und Strawinskis Werk zählt<br />
zu den meisteingespielten Evergreens<br />
der klassischen Moderne<br />
(aktuell führen die CD-Kataloge<br />
rund 130 Einspielungen). Angesichts<br />
seiner tiefen Verwurzelung<br />
in der russischen Volksmusik<br />
sowie der fehlenden Komplexität<br />
in der Harmonik hinkte „Le<br />
sacre du printemps“ zu seiner<br />
Entstehungszeit eigentlich<br />
schon hinter den Revolutionen<br />
her, die Claude Debussy und die<br />
Wiener Zwölftonkollegen ausgelöst<br />
hatten. Doch mit seiner<br />
„Emanzipation des rhythmisch<br />
Percussiven“ schuf er Musik<br />
von einer geradezu primitiven<br />
Urgewalt, die das Archaische<br />
im Menschen anzusprechen<br />
scheint. Bei aller komplexen Polyrhythmik,<br />
auf die später ebenfalls<br />
Bartók, Varèse und Xenakis<br />
setzten, wird man instinktiv<br />
vom scheinbar Vertrauten angezogen.<br />
Wohl auch deshalb gilt<br />
Strawinskis „Frühlingsopfer“ als<br />
zeitloser Meilenstein der Musikgeschichte,<br />
der dementsprechend<br />
anlässlich des 100. Jahrestages<br />
seiner Uraufführung umfassend<br />
vom CD-Markt gewürdigt wird.<br />
Foto: Bel Air
Dass dabei allein zehn verschiedene<br />
Aufnahmen eines einziges<br />
Werks in einer 10 CD-Box<br />
gebündelt werden, spricht für<br />
den Sonderstatus von Strawinskis<br />
ekstatischem „Massacre du<br />
printemps“ (Debussy). Von 1929<br />
(mit Leopold Stokowski) über<br />
den Uraufführungsdirigenten<br />
„Das Stück ist<br />
eine Art prähistorischer<br />
Igor<br />
Strawinski<br />
Jazz und<br />
handelt von<br />
Sex und Fortpflanzung.“<br />
Leonard Bernstein<br />
seiner ersten Einspielung mit<br />
dem „Youth Orchestra of Great<br />
Britain“ sowie dem „Sacre“-<br />
Projekt „Rhythm Is It!“ nun noch<br />
einmal live aus der Berliner Philharmonie<br />
zu Wort. Im November<br />
2012 folgten ihm seine Philharmoniker<br />
mit einer spieltechnisch<br />
schier unglaublichen<br />
JAZZHIGHLIGHTS<br />
KAT<br />
EDMONSON<br />
WAY<br />
DOWN<br />
LOW<br />
<strong>Die</strong> Nr. 1 aus den USA – jetzt auch in Deutschland. Mit ihrem selbstfinanzierten<br />
Debütalbum schaffte es die junge amerikanische Singer-Songwriterin auf Anhieb<br />
an die Spitze der Jazzcharts in den USA und begann so kometenhaft ihre<br />
Karriere. <strong>Die</strong> ersten Konzerte waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Ihre<br />
gefühlvollen Songs berühren Fans und Fachpresse gleichermaßen. „Eines der<br />
besten Gesangsalben, die ich je gehört habe“ The Boston Globe Ab 12.7. erhältlich<br />
Monteux (1951) bis zu Pierre<br />
Boulez (1969) und Michael<br />
Tilson Thomas (1996) reichen<br />
die unterschiedlichen, mal<br />
elektrisierenden, mal streng<br />
analytisch angelegten „Sacre“-<br />
Konzepte. Und Strawinskis<br />
phänomenale Aufnahme von<br />
1960 gibt es zudem im Doppelalbum<br />
„Strawinski Conducts“,<br />
auf dem der Komponist auch<br />
den „Feuervogel“ dirigiert. Mehr<br />
als nur historisch wertvoll ist die<br />
gleichermaßen wieder aufgelegte<br />
Einspielung Leonard Bernsteins<br />
von 1958. Bernstein zog mit den<br />
überragenden New Yorker Philharmonikern<br />
alle Register, um<br />
die irrwitzige Drastik und Brutalität<br />
dieser Musik unter Hochspannung<br />
zu setzen.<br />
Reichlich Dampf aus dem<br />
Kessel nimmt dagegen in seiner<br />
Neueinspielung Daniele Gatti<br />
mit seinem Orchestre National<br />
de France. Dafür besitzt er zumindest<br />
jenes exquisite Gespür<br />
auch für das irisierend-impressionistische<br />
Kolorit, das<br />
Boulez in seiner Aufnahme<br />
von 1991 beherzigte (diese Einspielung<br />
gibt es in der 4 CD-<br />
Box „A History of Le sacre du<br />
printemps“). Last but not least<br />
meldet sich Simon Rattle nach<br />
Coolness durch eine Partitur, von<br />
der man nicht vermutet hätte,<br />
dass man in ihr noch so viele<br />
faszinierende Entdeckungen<br />
machen kann.<br />
Neu erschienen:<br />
Simon Rattle, Berliner Philharmoniker,<br />
EMI Classics<br />
Daniele Gatti, Orchestre<br />
National de France, Sony<br />
100th Anniversary Collection:<br />
Aufnahmen mit Stokowski,<br />
Strawinski, Boulez, Salonen u. a.<br />
(10 CDs), RCA/Sony<br />
Leonard Bernstein, New York<br />
Philharmonic, Sony<br />
A History of Le sacre du<br />
printemps: Aufnahmen von<br />
Boulez, Chailly, Gergiev u. a.<br />
(4 CDs), Decca/Universal<br />
Strawinski Conducts (2 CDs),<br />
Sony<br />
Abonnenten-CD: Track 13<br />
Einen Eindruck der Nijinski-<br />
Choreografie von 1913 vermittelt:<br />
Strawinski & Les Ballets Russe<br />
(DVD), Bel Air/harmonia mundi<br />
11<br />
MARIO<br />
BIONDI<br />
SUN<br />
Mario Biondi gilt als einer der charismatischsten Soul-Jazz-Sänger der Gegenwart.<br />
Mit seiner dunklen, rauchzarten Stimme spannt er den Bogen vom Broadway-Swing<br />
über R’n’B bis hin zu Soul und Blues. Für sein neues Album Sun hat<br />
er sich mit dem Star-Produzenten Jean-Paul „Bluey“ Maunick zusammengetan.<br />
Feat. Chaka Khan, Leon Ware, Incognito, Al Jarreau u.v.m.<br />
BOB JAMES<br />
& DAVID<br />
SANBORN<br />
QUARTETTE<br />
HUMAINE<br />
Nach 25 Jahren und ihrem legendären Album Double Vision, haben die Jazzgrößen<br />
und Grammy Gewinner Bob James und David Sanborn ihr zweites gemeinsames<br />
Album aufgenommen. Neben neuen Eigenkompositionen ist Quartette<br />
Humaine – mit Steve Gadd am Schlagzeug und Hames Genus am Bass – zugleich<br />
eine Reminiszenz an den kurz vor der Aufnahmesession verstorbenen Dave<br />
Brubeck und erinnert an den Sound des Brubeck Quartets mit Paul Desmond.<br />
www.sonymusicclassical.de
Blind gehört<br />
Folkert Uhde<br />
Vom Fernsehtechniker zum Festspielleiter.<br />
Was Uhde am besten kann: mit Ideen zur Tat<br />
schreiten. Von Arnt Cobbers<br />
Saxofon. Ist das eine Erfindung der Firma Universal?<br />
Ah, „Timeless“ – die Platte habe ich nie<br />
gehört. Einige Leute werden sich das wegen<br />
Philip Glass gekauft haben und wurden dann<br />
mit Merula konfrontiert. Das hat seine Berechtigung.<br />
Meist finde ich den Mix der<br />
Instrumentarien problematisch. Merula muss<br />
mitteltönig gespielt werden, mit sehr tiefen<br />
Terzen. Das funktioniert aber nicht bei Philip<br />
Glass, da braucht es enharmonische Verwechslungen.<br />
Ich finde, man verliert beim<br />
Kompromiss zu viel vom Kern dieser Musik.<br />
Reubke<br />
Der 94. Psalm<br />
Er war elf Jahre lang Manager und<br />
Dramaturg der Akademie für Alte<br />
Musik Berlin, war Partner einer<br />
Künstleragentur und gründete 2006<br />
gemeinsam mit Jochen Sandig das RADIAL-<br />
SYSTEM V, den innovativen Konzert- und<br />
Veranstaltungsort in Berlin. Aus dem Tagesgeschäft<br />
hat sich Folkert Uhde nun zurückgezogen,<br />
um sich ganz aufs Entwickeln<br />
und Umsetzen neuer Programme und<br />
Konzeptionen zu konzentrieren. Seit diesem<br />
Jahr ist der 48-Jährige, der zuerst Radio- und<br />
Fernsehtechniker gelernt und dann Musikwissenschaft<br />
und Barockgeige studiert hat,<br />
künstlerischer Leiter der Internationalen<br />
Orgelwoche Nürnberg.<br />
Purcell<br />
Dido und Aeneas<br />
Pudwell, Harvey, Le Concert Spirituel,<br />
Niquet; 2000, Glossa/Note 1<br />
Ich kann diese Ouvertüre nicht<br />
hören, ohne das von Sasha Waltz<br />
erfundene Wasserbecken in<br />
meinem Kopf zu sehen und das<br />
Plätschern des Wassers zu hören. Das war ja<br />
meine erste Zusammenarbeit mit Sasha Waltz<br />
und Jochen Sandig … Interpreten-Raten ist<br />
mein Hobby, aber von Purcell gibt es so unglaublich<br />
viele Aufnahmen. Erstaunlicherweise<br />
wird nur bei relativ wenigen<br />
Ensembles die Idee eines eigenen Stils, eines<br />
eigenen Klanges, eines eigenen Umgangs mit<br />
dem Repertoire erkennbar. (Wir hören in<br />
mehrere Sätze hinein.) Hier kann ich nichts<br />
Spezifisches identifizieren. Ich denke, es sind<br />
englische Musiker, die Sänger sind jedenfalls<br />
Muttersprachler … Eine gute Aufnahme muss<br />
mich klanglich anspringen, ich muss in den<br />
ersten fünf Sekunden gebannt sein. Sie muss<br />
eine Mischung von sehr gutem Raumklang,<br />
der zum Repertoire passt, und klanglicher<br />
Plastizität sein. Der Rest ist Geschmack. Das<br />
hier reißt mich nicht vom Hocker. Es ist, „wie<br />
12<br />
man das so macht“, es ist ok …<br />
Ich war so lange der Akademie für<br />
Alte Musik Berlin als Bratscher und<br />
Manager verbunden, das prägt schon sehr.<br />
Überraschenderweise gibt es inzwischen eine<br />
ganze Reihe Aufnahmen, die mir bekannt vorkommen,<br />
die aber nicht von der Akademie<br />
sind. Bestimmte Aufnahmen waren stilbildend,<br />
auch generell die Art und Weise, mit<br />
Musik umzugehen, da ist manches kaum vom<br />
Original zu unterscheiden. Ich habe schon eine<br />
sehr präzise Vorstellung von vielen Stücken,<br />
aber ich lasse mich auch gern überraschen.<br />
Was ich allerdings nicht ertragen kann, sind<br />
Intonationsschwächen, vor allem, wenn ich<br />
merke, die Musiker haben das Intonationssystem<br />
nicht begriffen. Es gibt eine unglaubliche<br />
Standardisierung in der Alten Musik,<br />
dabei gibt es aus meiner Sicht noch viele<br />
offene Fragen, gerade was die Besetzungen angeht.<br />
Es gibt Musiker, die sich damit im Detail<br />
auseinandersetzen, dass man eine Corelli-<br />
Sonate nicht auf der gleichen Geige mit den<br />
gleichen Saiten spielen sollte wie eine Bach-<br />
Sonate. Aber es gibt einen Mainstream, dass<br />
man zum Beispiel alles auf dem Stimmton<br />
415 Hz spielt, was historisch Unsinn ist. Man<br />
meint vieles zu wissen, was man aber doch<br />
nicht weiß … Das ist Hervé Niquet? Den schätze<br />
ich sehr für französisches Repertoire. Ich finde,<br />
es müsste französischer klingen. Interessant,<br />
dass die Franzosen es sehr „englisch“ spielen.<br />
Glass<br />
The Windcatcher/Merula:<br />
La Lusignola<br />
„Timeless“, Lautten Compagney; 2008,<br />
dhm/Sony<br />
Das eine ist italienisch, 17. Jahrhundert,<br />
aber das andere kenne<br />
ich nicht. Was spielt da überhaupt,<br />
ein Zink und ein Marimbafon?<br />
(wir hören in andere Stücke – im Wechsel<br />
Merula und Glass – hinein) Das ist doch ein<br />
Christoph Schoener an der Ladegast-Orgel,<br />
Schwerin; 1992, Mitra<br />
In Orgelmusik arbeite ich mich<br />
gerade intensiv ein, da kenne ich<br />
mich noch nicht gut aus – obwohl<br />
ich mit Orgelmusik groß geworden<br />
bin. Ich habe im Kirchenchor gesungen,<br />
und die Kantorin bei uns in Wilhelmshaven<br />
war eine herausragende Organistin und<br />
Improvisatorin. <strong>Die</strong> Internationale Orgelwoche<br />
Nürnberg ist ja längst ein Festival vor<br />
allem auch für geistliche Musik, der Orgelpart<br />
wird vom Orgelwettbewerb geprägt, der einen<br />
eigenen künstlerischen Leiter hat. Ist das<br />
Reubke? Ein tolles Stück. Und eine schöne<br />
Aufnahme, die spricht mich klanglich sofort<br />
an. Ich habe hobbymäßig in jungen Jahren<br />
viel Aufnahmeleitung gemacht und war<br />
später bei sehr vielen CD-Produktionen<br />
dabei, oft mit dem ehemaligen Cheftonmeister<br />
der VEB Deutsche Schallplatte,<br />
Eberhard Geiger. Der hat interpretatorisch<br />
viel Einfluss genommen,<br />
von ihm habe ich viel gelernt.<br />
Misirlou<br />
traditionell / Dick Dale,<br />
„Fiction“<br />
Quatuor Ebène; 2009,<br />
Virgin Classics/EMI<br />
Das ist nett und hat<br />
seine Berechtigung,<br />
aber interessiert mich<br />
nicht. Auch zu Popsongs<br />
gehört ein bestimmter<br />
Klang. Wenn man sie für Streichquartett<br />
arrangiert, ist diese<br />
Aura, die manche Aufnahmen<br />
haben und die ich toll finde,<br />
verschwunden. Wenn Bands<br />
Klassik- und Jazzelemente in ihre Musik<br />
einweben und wenn da Neues entsteht, finde<br />
ich das interessant. Aber sogenanntes „Crossover“<br />
finde ich fürchterlich.<br />
Foto: André Rival
A Worcester Ladymass<br />
Trio Mediaeval; 2010, ECM/Universal<br />
Das ist das Trio Mediaeval, kein<br />
anderes Ensemble hat diesen<br />
Klang. Es gibt viele a-cappella-<br />
Gruppen, die Beatles-Songs genauso<br />
singen wie Byrd-Motetten. Alles mit<br />
dem gleichen Klang, ohne Ecken und Kanten.<br />
Das finde ich furchtbar! <strong>Die</strong> Norwegerinnen<br />
singen unglaublich rein, es klingt wunderschön,<br />
aber es ist nicht<br />
glatt – diese Mischung<br />
finde ich<br />
fas zinierend …<br />
Natürlich verstehen<br />
wir den<br />
Kontext eines<br />
Folkert<br />
Uhde<br />
solchen Stückes aus dem 13. Jahrhundert, das<br />
ja Teil einer Messe war, nicht mehr. Mir liegt<br />
schon daran, zu zeigen, worum es in dieser<br />
Musik inhaltlich geht. Darum habe ich auch<br />
für das Festival 2013 ein Thema, einen Fokus<br />
gesetzt: den Begriff der Gnade. Aber auch<br />
wenn wir nicht wirklich verstehen, worum es<br />
in der Musik geht – ich glaube, man kann,<br />
wenn man einer Stunde dieser Musik zugehört<br />
hat, eine gewisse Kraft mitnehmen in<br />
sein Alltagsleben. Das fasziniert mich an<br />
dieser Musik. Und das wünsche ich mir<br />
generell von einem guten Konzert. Wir<br />
machen diese Musik in Nürnberg in der<br />
Frauenkirche, der Raum hat die nötige Aura.<br />
Ich möchte das gar nicht in einem modernen<br />
Konzertsaal hören. <strong>Die</strong>se wunderbaren<br />
Kirchenräume in Nürnberg zu bespielen,<br />
Korrespondenzen herzustellen zwischen der<br />
Musik und der Architektur und dadurch das<br />
Publikum stärker zu berühren, reizt mich sehr.<br />
Scelsi<br />
Tre canti sacri<br />
New London Chamber Choir, James Wood;<br />
1998, Accord/Universal<br />
<strong>Die</strong>se Musik fasziniert mich<br />
sehr. <strong>Die</strong> Tre canti sacri<br />
haben eine ganz eigene<br />
Aura durch diese eigenwillige<br />
Tonalität, und wenn das so<br />
gut gesungen wird wie hier, dann<br />
klingt es wie Glaskristall, so klar<br />
und plastisch und vielfältig. Das<br />
ist wahnsinnig schwer zu singen.<br />
Saugut! Und es ist nicht der<br />
RIAS Kammerchor, den würde<br />
ich erkennen … Früher war ich<br />
eine Art Alte-Musik-Nerd,<br />
aber inzwischen höre ich<br />
total unterschiedliche<br />
Sachen, auch viel Neue<br />
Musik. Ich bin immer<br />
weniger überzeugt von<br />
diesem Spartendenken. Ich<br />
mag keine reinen Alte- oder<br />
Neue-Musik-Festivals mehr.<br />
Ich finde, die Wirkung der<br />
einzelnen Stücke entfaltet sich<br />
viel mehr, wenn man sie<br />
kontrastiert – auf eine klangsinnliche<br />
Art und Weise. Ich finde es<br />
großartig, wenn es einen inhaltlichen<br />
roten Faden gibt, aber ein<br />
Konzert muss vor allem eine starke<br />
sinnliche Erfahrung sein. Eine Erfahrung,<br />
die hilft, den Alltag hinter sich<br />
zu lassen.<br />
Brillante<br />
hochauflösende<br />
Bilder und ein<br />
unvergleichlicher<br />
Sound garantieren<br />
echten Genuss<br />
großer klassischer<br />
Musik!<br />
UNSERE EMPFEHLUNG<br />
<br />
LERA AUERBACH<br />
THE LITTLE MERMAID<br />
John Neumeiers Ballett<br />
von der kleinen Meerjungfrau<br />
gewann 2012<br />
den ECHO ® Klassik.<br />
Mit dem San Francisco<br />
Ballet und Martin West.<br />
C MAJOR 708704<br />
Fragen Sie Ihren Fachhändler nach den<br />
aktuellen Aktionstiteln im Vertrieb von NAXOS<br />
– Blu-rays zum Einsteigerpreis!<br />
13<br />
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Grosse Momente der Musikgeschichte (36)<br />
Joseph Haydn zog als armer junger Mann für mehrere Jahre in eine Dachkammer<br />
des „großen Michaelerhauses“. <strong>Die</strong>ses wurde nach einem Brand von<br />
den Barnabiten als Zinshaus direkt neben der Michaelerkirche um 1720 erbaut.<br />
Pietro Metastasio hatte einen oberen Stock im Jahr 1735 bezogen und wohnte<br />
darin bis zu seinem Tod 1782. Auch eine Fürstin Eszterházy logierte dort, Nicola<br />
Porpora und auch die Familie Martines, deren Spross Marianna eine wunderbare<br />
Musikerin war, die von Haydn und Metastasio unterrichtet wurde. Warum<br />
sich Metastasio nicht für Haydn verwendete, ist nicht bekannt. 1751 gewann<br />
der beliebte und geachtete Theaterprinzipal Josef Felix Kurz, nach der von ihm<br />
stets verkörperten komischen Figur Bernardon genannt, Haydn für die Musik<br />
zu seinem Stück Der krumme Teufel. Er belohnte ihn dafür reichlich, wie der<br />
Haydn-Biograph Griesinger überliefert, dem wir auch die Anekdote über dessen<br />
mangelnde szenische Fantasie (oder vielleicht sein blankes Entsetzen über die<br />
Direktheit der sogenannten Theaterkunst) verdanken.<br />
14<br />
* Schlussmoral aus „Der krumme Teufel“
Max Reger<br />
Wertvoller „Mist“<br />
2016 jährt sich der 100. Todestag von Max Reger.<br />
Bis dahin hat Bernhard Buttmann Regers Orgelwerk<br />
eingespielt und mit manchen Klischees<br />
aufgeräumt. Von Guido Fischer<br />
Foto: Dorothee Falke<br />
RONDO: Max Regers Orgelschaffen gehört<br />
zumindest für deutsche Organisten zum<br />
festen Repertoire-Pfeiler. Können Sie sich<br />
noch an Ihr erstes Reger-Erlebnis erinnern?<br />
Bernhard Buttmann: Als Jugendlicher hatte<br />
ich die Introduction & Passacaglia d-Moll<br />
WoO gehört und war sofort von dieser Musik<br />
fasziniert. Und mit<br />
diesem Stück, das nun<br />
ebenfalls auf der ersten<br />
Folge der Reger-Gesamtaufnahme<br />
zu hören ist,<br />
habe ich mich dann erstmals<br />
auch als Organist<br />
beschäftigt. Trotz seiner<br />
eigentlich kurzen Spieldauer<br />
offenbart es den<br />
ganzen, geballten Reger.<br />
Und im Gegensatz zu<br />
anderen Werken ist es<br />
zudem von einer leidlichen<br />
Spielbarkeit.<br />
Regers Bewunderung<br />
für Bach ist legendär –<br />
was ihm bisweilen den<br />
Ruf des neo-barocken<br />
Epigonen eingebracht<br />
„In<br />
seinen<br />
frühen<br />
Orgelwerken<br />
hat er<br />
hat …<br />
Es war der Reger-Freund Karl Straube, der<br />
schon früh darauf hingewiesen hat, dass die<br />
Beziehung Regers zu Bach nicht so eng war<br />
wie man heute annimmt. Natürlich war er<br />
bei Bach zutiefst beheimatet. Mein Ansatz ist<br />
aber ein ganz anderer. Ich versuche, Reger als<br />
ein Kind des späten 19. Jahrhunderts zu begreifen.<br />
Seine musikalische Herkunft ist von<br />
Beethoven, Schumann und nicht zuletzt von<br />
Brahms und auch von Wagner bestimmt. Und<br />
gerade in seinen frühen Orgel-Werken hat er<br />
sich enorm aus dem Fenster gelehnt, was die<br />
Harmonik angeht.<br />
Trotzdem hat Reger gerade seine Werke von<br />
op. 1 bis op. 20 einmal als „vollendeten Mist“<br />
abgetan.<br />
sich harmonisch<br />
enorm aus dem<br />
Fenster gelehnt.“<br />
Dementsprechend werden sie auch wahrgenommen.<br />
Ich habe etwa die Drei Stücke op.<br />
7 und die Suite e-Moll op. 16 erst durch das<br />
Reger-Projekt kennengelernt. Und ich habe<br />
festgestellt, dass es nichts Hartnäckigeres<br />
gibt als angelesene Vorurteile. Gerade die<br />
wunderbare e-Moll-Suite, die mit ihrer Spieldauer<br />
von rund 45<br />
Minuten natürlich<br />
Bernhard<br />
Buttmann<br />
ein unglaublich überspanntes<br />
Stück ist,<br />
war für mich eine<br />
große Entdeckung.<br />
Und dass das Präludium<br />
& Fuge<br />
C-Dur eine Bach-<br />
Kopie sein soll, gehört<br />
für mich ebenfalls<br />
zu den weiter<br />
geschriebenen Vorurteilen.<br />
Für mich hat<br />
die Fuge ganz starke<br />
Anklänge an die<br />
„Händel-Variationen“<br />
von Brahms, die<br />
Reger nachweislich<br />
gespielt hat.<br />
Für die erste Folge Ihrer Gesamteinspie lung<br />
haben Sie gleich vier Orgeln ausgewählt …<br />
Ich wollte Instrumente der Reger-Zeit verwenden,<br />
aber auch neuere Instrumente, die<br />
die Reger´sche Klangvorstellung abbilden.<br />
In Wiesbaden, wo Reger die e-Moll-Suite<br />
komponiert hat, habe ich diese sowie das<br />
Opus 7 eingespielt. Und neben der wichtigen<br />
Reger-Stätte München mit ihrer in St. Rupert<br />
aufgebauten Maerz-Orgel durfte natürlich<br />
nicht die Weidener Kirche St. Michael fehlen,<br />
wo Reger Orgel gespielt hat – wenngleich an<br />
einem Instrument, das längst Geschichte ist.<br />
Neu erschienen: Reger: Das gesamte Orgelwerk<br />
Vol. 1 (4 CDs), Oehms Classics/Naxos<br />
Abonnenten-CD: Track 14<br />
15
Operettenhauptstadt:<br />
An der Komischen<br />
Oper wird das Genre<br />
vom Tüll befreit<br />
Musiktheater<br />
Operette sich wer kann!<br />
Borstig, kitzlig und verpönt: <strong>Die</strong> Operette, lustigste Abart<br />
der Oper, kehrt zurück. Von Robert Fraunholzer<br />
Auf „Lara’s Theme“, das<br />
berühmte Hauptthema<br />
in „Doktor Schiwago“,<br />
kam der Operettenkomponist<br />
Robert Stolz in seinen<br />
Memoiren zu sprechen: „Ich will<br />
keineswegs unterstellen“, so Stolz,<br />
„dass jemand mir das Thema gestohlen<br />
hat – aber um alle Zweifel<br />
zu zerstreuen, muss ich doch<br />
sagen, dass ich es gut vierzig<br />
Jahre, bevor Doktor Schiwago entstand,<br />
geschrieben habe.“ Und<br />
zwar in Gestalt des Liedes „Vater<br />
Strauß, schau runter und hör’ den<br />
Applaus“. <strong>Die</strong> Ähnlichkeiten zu<br />
Maurice Jarres „Lara“-Thema sind<br />
tatsächlich frappant. Robert Stolz<br />
nahm’s, wie es seiner Zunft gebührt:<br />
mit Humor.<br />
16<br />
<strong>Die</strong> Operette, eine stark vom<br />
Aussterben bedrohte Spezies,<br />
ist die wohl am meisten ausgeweidete,<br />
verlachte und vertriebene<br />
Gattung des Musiktheaters.<br />
Sie konnte sich nie<br />
wehren, weil sie ja zum Lachen<br />
auf die Welt gekommen war. Sie<br />
enthält einige der triftigsten<br />
philosophischen Wahrheiten<br />
der Musikgeschichte: „Ganz<br />
ohne Weiber geht die Chose<br />
nicht“ oder auch: „Glücklich ist,<br />
wer vergisst, was nicht mehr zu<br />
ändern ist“. Sie wollte immer nur<br />
amüsieren, leicht sein und Spaß<br />
machen. Und hat dabei, nebenbei<br />
gesagt, den Verhältnissen<br />
dreist auf der Nase herumgetanzt<br />
und ins Gesicht gespuckt. Aber<br />
ernst nehmen, das durfte sich die<br />
Operette selber nicht.<br />
So wurde sie vom Zeitgeist<br />
übel untergebuttert. Am<br />
schlimmsten dort, wo man ihr zu<br />
schmeicheln behauptete. In den<br />
60er und 70er Jahren zum Beispiel,<br />
als man der Operette mit Haarspray,<br />
gerüschten Abendfummeln<br />
und Anneliese Rothenberger ein<br />
zeitgemäßes Fernseh-Image verpassen<br />
wollte. Oder noch früher,<br />
in den 50ern, als Rudolf Schock<br />
den Witz mit Pomade festzukleben<br />
verstand. Das war alles<br />
gut gemeint – und zuweilen sogar<br />
wirklich gut (z.B. in „Zigeunerliebe“<br />
mit Schock oder im „Walzertraum“<br />
mit Rothenberger). Aber<br />
den Sinn der Operette, der immer<br />
borstig und kitzlig und pieksend<br />
war, traf es nicht.<br />
Wer erfahren will, was<br />
Operette will, höre die legendäre<br />
Fritzi Massary mit „Warum soll<br />
eine Frau kein Verhältnis haben“<br />
(aus Oscar Straus’ „Eine Frau, die<br />
weiß was sie will“). Oder Richard<br />
Tauber, wenn er „Das Leben<br />
durchs Champagnerglas betrachtet“<br />
(„Zwei Märchenaugen“<br />
aus der „Zirkusprinzessin“ von<br />
Emmerich Kálmán). Und Alt-<br />
Legenden wie Jan Kiepura, Vera<br />
Schwarz und Peter Anders. Ihre<br />
Hits sagten dem kategorischen<br />
Imperativ des Spießbürgertums<br />
den Kampf an. Sie waren die Apotheose<br />
eines neuen Bürgertums<br />
aus dem Geiste der Unbürgerlichkeit.<br />
Unspießig, frivol und<br />
alles andere als philiströs. <strong>Die</strong>se<br />
Tradition ist verlorengegangen,<br />
leider. Der Grund ist nicht einmal<br />
komisch.<br />
<strong>Die</strong> Nazis waren Schuld. Das<br />
laszive Treiben besonders der<br />
„silbernen“ Operette (also alles<br />
nach Strauß, Suppé, Millöcker<br />
und Zeller) war ihnen – obwohl<br />
sonst so unterhaltungsversessen<br />
– suspekt. Zwar galt die<br />
„Lustige Witwe“ als Hitlers Lieblingswerk.<br />
Doch schon deren<br />
Komponist Franz Lehár konnte<br />
seine jüdische Frau nur mit<br />
knapper Not vor dem Zugriff der<br />
Foto: Iko Freese/drama-berlin, Anja Frers
v<br />
v<br />
v<br />
v<br />
v<br />
Gestapo schützen. Alle maßgeblichen<br />
Operetten-Stars mussten<br />
emigrieren. <strong>Die</strong> Librettisten Fritz<br />
Löhner-Beda („Das Land des<br />
Lächelns“) und Fritz Grünbaum<br />
(„<strong>Die</strong> Dollarprinzessin“) wurden<br />
im KZ ermordet. Unliebsame<br />
Werke wie Ralph Benatzkys „Im<br />
weißen Rössl“ oder Kálmáns „<strong>Die</strong><br />
Csárdásfürstin“ tauschte man<br />
gegen arische Ersatzwerke aus<br />
(gegen Fred Raymonds biedere<br />
„Saison in Salzburg“ und Nico<br />
Dostals „Ungarische Hochzeit“).<br />
Auf dem Kamm der bundesdeutschen<br />
Fett- und Wohlstandswelle<br />
rutschte die Operette<br />
danach in den Kartoffelkeller.<br />
Selbst an Operetten-Orten wie<br />
Mörbisch, Baden (bei Wien) oder<br />
an der Staatsoperette Dresden befreite<br />
sie sich nie mehr vom Ruch<br />
einer gewissen Ranzigkeit.<br />
Bis jetzt. Christian Thiele-<br />
mann setzt in letzter Zeit wieder<br />
Das gesamte<br />
stark auf Orgelwerk das Vol. 1 Genre. Auch an<br />
Frühe Werke<br />
Berlins Max Komischer Reger Oper plant<br />
Bernhard Buttmann, Orgel<br />
Barrie Kosky eine Wiederauferstehung.<br />
Und mit Tenor Piotr<br />
Beczała nimmt es jetzt erstmals<br />
jemand mit einem Vorgänger auf,<br />
CD 1<br />
CD 2<br />
CD 3<br />
CD 4<br />
Walcker-Sauer-<br />
Maerz-Orgel,<br />
Max-Reger-Orgel, Steinmeyer-Orgel,<br />
gegen Oberlinger-Orgel den St. Rupert, man München eigentlich St. Michael, Weiden St. Blasius nicht in Weiler<br />
der Evangelischen & Max-Reger-Orgel, in der Oberpfalz<br />
im Allgäu & Maerz-<br />
Marktkirche<br />
St. Michael, Weiden<br />
Orgel, St. Rupert,<br />
zu Wiesbaden<br />
der Oberpfalz<br />
München<br />
gewinnen kann: Richard Tauber.<br />
4 CDs | OC 851<br />
Lustiger Heldenmut! Muss j 2012 OehmsClassics belohnt<br />
werden.<br />
i 2013<br />
Musikproduktion GmbH<br />
in Co-Production with<br />
Bayerischer Rundfunk<br />
OehmsClassics<br />
4 260034 868519<br />
Neu erschienen: Piotr Beczała<br />
– Mein ganzes Herz (Richard<br />
Taubers größte Erfolge), DG/Universal<br />
Abonnenten-CD: Track 12<br />
<strong>Die</strong> nächsten Termine<br />
von Piotr Beczała:<br />
26./30.05./<br />
09.07.<br />
21./25./<br />
28.06.<br />
Was macht Operette so<br />
schwierig?<br />
v<br />
Musikproduktion GmbH<br />
All logos and trademarks<br />
are protected<br />
Made in Germany<br />
www.oehmsclassics.de<br />
München, Staatsoper<br />
„La traviata“<br />
Wien, Staatsoper<br />
„Romeo et Juliette“<br />
4 CDs | OC 851<br />
Das gesamte<br />
Orgelwerk Vol. 1<br />
Max Reger<br />
Orgelwerk<br />
Max<br />
Reger<br />
Das<br />
gesamte<br />
Vol. 1<br />
Bernhard<br />
Buttmann<br />
Max Reger zum<br />
hundertsten Todestag: das<br />
Bernhard Buttmann<br />
Das gesamte<br />
Orgelwerk Vol. 1 CD 1<br />
Max Reger<br />
Bernhard Buttmann<br />
v<br />
Das gesamte<br />
Orgelwerk Vol. 1 CD 2<br />
Max Reger<br />
Bernhard Buttmann<br />
Gesamtwerk<br />
für Orgel<br />
Ausführliches, 56seitiges<br />
Booklet mit Beiträgen in<br />
deutsch und englisch<br />
Das gesamte<br />
Orgelwerk Vol. 1 CD 3<br />
Max Reger<br />
Bernhard Buttmann<br />
Das gesamte<br />
Orgelwerk Vol. 1<br />
Max Reger<br />
Bernhard Buttmann<br />
Das gesamte<br />
Orgelwerk Vol. 1 CD 4<br />
Max Reger<br />
Bernhard Buttmann<br />
v<br />
Fragen an den Tenor Piotr Beczała<br />
Herr Beczała, auf Ihrer Tauber-CD singen Sie sogar im Duett mit<br />
Ihrem Idol. Ist er Ihnen so wichtig?<br />
Ja, Richard Taubers extreme Ausdrucksmittel machten ihn zu einem<br />
Pop-Star seiner Zeit. <strong>Die</strong> Schluchzer hat man ihm ebenso wenig zum<br />
Vorwurf gemacht wie Michael Jackson sein Fisteln. Tauber war einfach<br />
einmalig – und extrem.<br />
Warum ist Operette generell so schwer?<br />
Weil die Bandbreite der Dynamik und der Stimmungen größer ist als bei<br />
der Oper. Viele Tenöre haben Schwierigkeiten mit der Flexibilität in den<br />
Duetten und mit dem Wechsel zur Sprechstimme. Außerdem muss die<br />
Besetzung auf höchstem Niveau sein, sonst fliegt die Sache auf.<br />
Zu Taubers Spezialität gehörten Schluchzer und Tränen-Drücker.<br />
Sind die heute noch erlaubt?<br />
Tränen gehören zu Ausdrucksmitteln, auf die kein Tenor verzichten<br />
sollte. Wenn man sie nur richtig anwendet! Es darf nicht in Jammerei<br />
ausarten. Und eine Schluchz-Attacke auf dem ersten Ton<br />
wäre auch verfehlt. In dieser Hinsicht hat gewiss Fritz<br />
Wunderlich vorbildlich geschmackssicher gesungen.<br />
Auf der Bühne haben Sie kaum Gelegenheit,<br />
Piotr<br />
Operette zu singen, oder?<br />
Beczała<br />
Ich habe meine Karriere in Linz mit Auftritten<br />
im „Vogelhändler“, in der „Fledermaus“ und in<br />
„Lustige Witwe“ begonnen. Auch in Zürich war es<br />
noch gute Sitte, jede Spielzeit eine Operette anzusetzen.<br />
Heute ist das schwieriger. Als wir in Dresden mit<br />
Christian Thielemann Kálmán aufgeführt haben, habe ich wieder bemerkt,<br />
wie ernst man die Operette nehmen muss, damit es lustig wird.<br />
Sind Ihnen Operetten-Erfahrungen in der Oper von Nutzen?<br />
Ganz gewiss. Man lernt, wie man eine einfache Melodie zum Blühen<br />
bringt. Ich singe besser Oper, wenn ich vorher Operette gesungen habe.<br />
<br />
KLK<br />
17<br />
Ein ambitioniertes Projekt<br />
unter der Schirmherrschaft<br />
von Staatsminister<br />
Wolfgang Heubisch:<br />
Max Reger:<br />
Gesamtwerk für Orgel<br />
Vol. 1: Frühe Werke<br />
Bernhard Buttmann, Orgel<br />
4 CDs · OC 851<br />
www.oehmsclassics.de<br />
Im Jahr 2016 jährt sich zum<br />
hundertsten Mal der Tod<br />
des 1873 in der Oberpfalz<br />
geborenen Komponisten,<br />
Organisten und Pianisten<br />
Max Reger. Aus diesem<br />
Anlass spielt Bernhard<br />
Buttmann in Kooperation<br />
mit dem Bayerischen<br />
Rundfunk bis 2016 das<br />
gesamte Orgelwerk von<br />
Max Reger auf CD ein.<br />
OehmsClassics bringt<br />
insgesamt vier luxuriöse<br />
Boxen mit jeweils 4 CDs<br />
heraus.<br />
v
David Bates<br />
Niemand ist eine Insel<br />
David<br />
Bates<br />
In Großbritannien ist die Alte-Musik-Szene<br />
bekanntlich so alt ist wie die Alte Musik<br />
selbst – schließlich führte man hier schon im<br />
Barock Werke vergangener Epochen auf. Doch<br />
ebenso groß wie die Tradition ist inzwischen<br />
auch die Verführung, sich auf den Lorbeeren<br />
der historischen Aufführungspraxis auszuruhen.<br />
Denn während etwa die alte Tradition<br />
des englischen Kathedralgesangs half, die<br />
romantische Aufführungspraxis zu hinterfragen,<br />
so ist sie andererseits nicht immer hilfreich,<br />
wenn es beispielsweise darum geht, die<br />
Emotionalität des aus Italien kommenden<br />
barocken Belcanto zu erfassen.<br />
Als David Bates vor fünf Jahren das<br />
Ensemble „La Nuova Musica“ gründete, nahm<br />
er sich daher vor, es sich nicht einfach auf<br />
der Insel bequem zu machen. „In den letzten<br />
zehn Jahren hat sich auf dem Kontinent viel<br />
bewegt“, sagt Bates, „und ich habe das Gefühl,<br />
dass manche Ensembles ein bisschen<br />
den Anschluss verpassen.“ Es sei daher gut,<br />
sich an die multinationalen Einflüsse zu erinnern,<br />
welche das britische Musikleben<br />
im 17. und 18. Jahrhundert geformt hätten:<br />
„Wie die Elstern“ seien die Briten damals gewesen:<br />
„Wir haben uns das Beste aus den verschiedenen<br />
Nationen zusammengepickt und<br />
in unser Nest getragen“. Genau das tat David<br />
Bates auch – und bringt mit dem europäisch<br />
zusammengesetzten Ensemble La Nuova<br />
Musica frischen Wind in die Szene: Einerseits<br />
frönt das Ensemble mit Klarheit, Präzision<br />
und dem Verzicht auf vordergründige Effekthascherei<br />
sehr wohl traditionellen britischen<br />
Tugenden. Ungewöhnlich ist dagegen die Entschiedenheit,<br />
mit der Bates und seine Musiker<br />
die rhetorische Bildhaftigkeit, die Emotionalität<br />
und die dramatische Seite der Musik des<br />
Barock und der Renaissance zulassen und<br />
dabei auch die einzelne Sängerpersönlichkeit<br />
wieder stärker ins Zentrum rücken. Dass Bates,<br />
der seine Karriere als Countertenor begann,<br />
mit Sängern von Lucy Crowe bis hin zu Tim<br />
Meads eine ganze neue, junge Generation von<br />
„barocken Belcantisten“ um sich versammeln<br />
konnte, spricht dafür, dass womöglich eine<br />
neue wichtige Aufführungstradition aus<br />
seinem Elsternest entstehen könnte.<br />
Neu erschienen: Händel, Vivaldi: Dixit<br />
Dominus (mit Lucy Crowe, La Nuova Musica),<br />
harmonia mundi<br />
Abonnenten-CD: Track 6<br />
Dobrinka Tabakova<br />
Vergangenheit mit Folgen<br />
Seit ihrem elften Lebensjahr lebt<br />
die Bulgarin Dobrinka Tabakova<br />
in London. Also mittlerweile zwei<br />
Drittel ihres Lebens. Und in dieser<br />
Zeit hat die heute 33-Jährige<br />
nicht nur an den renommierten<br />
Musik-Colleges Komposition, Klavier<br />
und das Dirigentenhandwerk<br />
studiert. Den letzten Feinschliff<br />
bekam sie in Meisterklassen<br />
selbst von den radikalen<br />
An tipoden John Adams und Iannis<br />
Xenakis. <strong>Die</strong> musikalisch westliche<br />
Sozialisation hört man dementsprechend<br />
Tabakovas äußerst<br />
umfangreichem und mit Preisen<br />
ausgezeichnetem Werkkatalog<br />
mehr als nur vordergründig an.<br />
Aufge peitscht von minimalistischem<br />
Furor zieht etwa der Solist<br />
in ihrem Cellokonzert seine Bahnen.<br />
Und auch das Streichersep tett<br />
„Such Different Paths“ entwickelt<br />
über rhythmisches Dauerpulsieren<br />
einen geheimnisvollen Sog.<br />
18<br />
Schon diese beiden Stücke<br />
deuten an, dass hier eine zeitgenössische<br />
Komponistin nicht<br />
mit dem Kopf durch die Neue<br />
Musik-Mauer will, sondern wachrüttelnde<br />
Energien auch aus<br />
tonalen Reibungen zu erzeugen<br />
versteht. „Meiner Meinung nach<br />
kann jeder Komponist etwas Neues<br />
schaffen, wenn er sich Vertrautem<br />
einfach aus einem anderen Blickwinkel<br />
nähert.“ <strong>Die</strong>ser Satz sagt<br />
einiges über Tabakovas unverkrampftes<br />
Verständnis von<br />
aktueller Musik aus. Und damit ist<br />
sie nicht zuletzt bei Gidon Kremer<br />
auf offene Ohren gestoßen, der<br />
die Komponistin etwa bei seinem<br />
Lockenhaus-Festival protegiert<br />
hat. Dort hörte auch der Gründer<br />
des ECM-Labels, Manfred Eicher,<br />
ihre neoklassizistische „Suite In<br />
Old Style“ und fasste daraufhin den<br />
Plan, Tabakova eine Porträt-CD zu<br />
widmen.<br />
Nun ist sie erschienen: <strong>Die</strong><br />
allesamt weltersteingespielten<br />
Stücke stammen aus dem Zeitraum<br />
2002-2008. Und bereits zu<br />
Beginn wird einem bei dem tiefmelancholischen<br />
Streichtrio<br />
„Insight“ klar, warum Dobrinka<br />
Tabakova von den Schnittke- und<br />
Kancheli-Fans Kremer und Eicher<br />
in ihren Seelenverwandtenkreis<br />
aufgenommen worden ist. Denn<br />
wenngleich sie seit 22 Jahren in<br />
London zuhause ist, ist ihre osteuropäische<br />
Herkunft unüberhörbar<br />
geblieben. Und so sind es<br />
diese archaische Askese sowie<br />
meditative Strenge, die das<br />
eigentlich faszinierende Herz-<br />
Rhythmus-System von Tabakovas<br />
Musik bilden. Guido Fischer<br />
Neu erschienen:<br />
Dobrinka Tabakova:<br />
String Paths (Rysanov,<br />
Jansen, Lithuanian<br />
Chamber Orchestra u. a.),<br />
ECM/Universal<br />
Dobrinka<br />
Tabakova
Blitzsaubere<br />
Klangwerkstatt:<br />
German<br />
Hornsound<br />
10 Jahre Genuin<br />
Aus zwei mach neun<br />
Foto: Graeme Robertson, Sussie Ahlburg /ECM Records<br />
Einen runden Geburtstag feiert<br />
man üblicherweise ein bisschen<br />
größer und üppiger. Statt<br />
Asti Spumante darf es dann<br />
schon mal Champagner sein,<br />
statt Mettschnittchen reicht man<br />
eher Lachscanapés. Das Label<br />
Genuin in Leipzig allerdings setzt<br />
seinen Gästen und Gratulanten<br />
zum Zehnjährigen ein ganz besonderes<br />
Menü vor: ein dreigängiges<br />
Opernfragment als Verneigung<br />
vor den beiden anderen<br />
großen Jubilaren des Jahres 2013.<br />
„Siegfried und Violetta“ ist<br />
nicht nur eine liebevolle Hommage<br />
an Richard Wagner und Giuseppe<br />
Verdi, es ist auch das letzte große<br />
Projekt des im vergangenen<br />
September verstorbenen Herbert<br />
Rosendorfer, an dessen Sprachraffinesse<br />
sich auch RONDO-Leser<br />
immer wieder erfreuen durften.<br />
Zusammen mit seinem Studienfreund<br />
Karl <strong>Die</strong>trich Gräwe verfasste<br />
Rosendorfer ein Libretto<br />
um drei fiktive Zusammentreffen<br />
der Komponisten im Caffè Florian<br />
in Venedig, angereichert mit<br />
sehr geschickt für Hornquartett<br />
arrangierter und von diesem<br />
virtuos dargebrachter Musik der<br />
beiden Maestri.<br />
Doch wer sind eigentlich die<br />
Herrschaften, die an ihrer Geburtstagstafel<br />
andere hochleben<br />
lassen? Holger Busse und<br />
Alfredo Lasheras Hakobian<br />
heißen die beiden Tonmeister,<br />
die nach ihrem Studium in<br />
Detmold beschlossen, sich beruflich<br />
auf eigene Beine zu stellen,<br />
und so 1998 die Genuin Musikproduktion<br />
gründeten. Nachdem<br />
sie sich fünf Jahre auf Aufnahmen<br />
und Produktionen für andere beschränkten,<br />
entschlossen sie sich<br />
2003, ein eigenes Label ins Leben<br />
zu rufen. Eine angesichts der<br />
damaligen Marktsituation mehr<br />
als mutige Entscheidung. Doch<br />
eine, die sich ausgezahlt hat.<br />
2005 übersiedelte man nach<br />
Leipzig, im Jahr darauf stieß mit<br />
Michael Silberhorn ein weiterer<br />
Tonmeister als dritter Geschäftsführer<br />
dazu. Mittlerweile ernährt<br />
Genuin zusätzlich zur<br />
Füh rungstrias noch sechs Mitarbeiter.<br />
Eine Erfolgsgeschichte,<br />
zweifellos. Was sich auch am<br />
Labelkatalog ablesen lässt: Schon<br />
250 Aufnahmen finden sich<br />
darin, mit klassischer Musik aus<br />
allen Epochen und in allen Besetzungen.<br />
Man darf schon jetzt<br />
gespannt sein, wie die Tafel<br />
für die Feierlichkeiten zum<br />
20. Geburtstag bereitet wird.<br />
<br />
Michael Blümke<br />
Neu erschienen: Siegfried und<br />
Violetta, oder: List, Last, Lust<br />
und Lunge (Opernfragment für<br />
vier Hörner und Sprecher, mit<br />
german hornsound, Karl <strong>Die</strong>trich<br />
Gräwe), Genuin/Note 1<br />
Abonnenten-CD: Track 9<br />
19
erzbischof persönlich widmet. Denn dieser ist<br />
ein glühender Verehrer der Rosenkranzandacht<br />
und darüber hinaus auch ein Gründer der<br />
frommen „Rosenkranzbruderschaft. Virtuose<br />
Musik also, mit den besten Empfehlungen.<br />
Hörtest<br />
Biber: „Rosenkranzsonaten“<br />
Verstimmt, in Gottes Namen: 15 Sonaten<br />
und eine Passacaglia bilden das wohl größte<br />
Kompendium des Violinspiels vor Bach.<br />
Von Carsten Hinrichs<br />
Es kommt zu einem von langer Hand<br />
vorbereiteten Skandal: statt in die<br />
heimatliche Residenz Kremsier<br />
zurückzukehren, begibt sich der<br />
Olmützer Kapellmeister Biber, gerade auf der<br />
Rückreise vom Besuch beim Tiroler Geigenbauer<br />
Jakob Stainer, direkt nach Salzburg und<br />
nimmt dort den <strong>Die</strong>nst auf. Der Olmützer Erzbischof<br />
kocht vor Wut. Und Bibers Aufstieg<br />
am Hof des Salzburger Fürsterzbischofs Max<br />
Gandolf Graf Khuenburg gelingt in beein-<br />
20<br />
druckender Geschwindigkeit – hier weiß einer,<br />
wo er hinwill: ganz nach oben. 1684 sticht er<br />
seinen schärfsten Konkurrenten Georg Muffat<br />
aus, und der ehemalige Nobody wird Hofkapellmeister.<br />
Sogar seine Kammermusik scheint Biber<br />
im Kampf um das höchste musikalische Amt<br />
des Erzstifts eingesetzt zu haben. 1676 entsteht<br />
eine maßgeschneiderte Sammlung (später<br />
unter dem Namen „Mysterien-„ oder „Rosenkranzsonaten“<br />
bekannt), die Biber dem Fürst-<br />
Himmelfahrtskommando für<br />
Violine<br />
<strong>Die</strong> 15 Mysterien aus dem Leben der Jungfrau<br />
Maria, die zusammen den Rosenkranz bilden,<br />
finden sich auch als kleine Kupferstiche zu<br />
Anfang eines jeden Werkes im Manuskript –<br />
von Mariä Verkündigung bis zur Krönung als<br />
Himmelskönigin. Widmung und Vignetten<br />
weisen die Sammlung als eine Art Meditationsmusik<br />
für die fürsterzbischöfliche Privatandacht<br />
aus. Spieltechnisch handelt es sich hingegen<br />
um ein echtes Himmelfahrtskommando:<br />
Biber zeigt seine Meisterschaft in allem, was<br />
die süddeutsche und norditalienische Violinschule<br />
seiner Zeit an Virtuosität aufbringen.<br />
Dazu gehört Drei- und Vierstimmigkeit auf<br />
einem einzigen Instrument und Spiel bis<br />
hinauf in die siebte Lage, außerdem setzt er<br />
seinem Können mit einem relativ neuen Verfahren<br />
ein klingendes Denkmal, der Skordatur,<br />
dem bewussten Umstimmen der Saiten. Auch<br />
dies eine versteckte Visitenkarte, – denn wer<br />
außer Biber selbst hätte die Werke dem Fürsterzbischof<br />
vorspielen können?<br />
Inwieweit sich die „15 Mysterien“ auch<br />
programmatisch in der Musik abbilden, lässt<br />
sich nicht mehr restlos klären. Aus der ersten<br />
Sonate („Verkündigung“) meint man das<br />
Rauschen der Engelsflügel Gabriels herauszuhören.<br />
In der sechsten Sonate („Christus am<br />
Ölberg“) bringt Biber das Leiden Christi durch<br />
einen Lamento-Bass zum Ausdruck, also eine<br />
absteigende Basslinie. Unzweifelhaft deuten<br />
harte Akkordschläge und die rollenden Bewegungen<br />
der zehnten Sonate („Kreuzigung“)<br />
auf das Einschlagen der Nägel und das Erdbeben<br />
nach Jesu’ Tod hin. Höhepunkt der<br />
Sammlung ist aber die Passacaglia für unbegleitete<br />
Violine, die am Schluss dieses<br />
Oratoriums ohne Sänger steht. Ihre 65 Wiederholungen<br />
bieten der Violine abschließend<br />
noch einmal Gelegenheit, sich solistisch<br />
konzentriert darzustellen. Wie notierte Improvisation<br />
wächst der tastend langsame<br />
Beginn über sich hinaus, schießt auf zu<br />
Läufen, gebrochenen Akkorden, einer durch<br />
Doppelgriffe erzeugten Mehrstimmigkeit.<br />
Wie stets bei Barockmusik unterscheiden<br />
sich die vorgestellten Aufnahmen nicht nur<br />
durch die Virtuosität der Solisten, sondern<br />
auch durch viele Entscheidungen bis hin zur<br />
Besetzung des Continuo. Dürfen (und können)<br />
sich die Mitspieler improvisatorisch im<br />
Vordergrund sehen lassen? Und welche Klangästhetik<br />
verfolgt der Violinist – vibratoarmes<br />
Spiel oder romantische Klangsinnlichkeit?<br />
Um gleich auf den letzten Punkt einzugehen:<br />
John Holloway ist ein Violinist,
<strong>Die</strong> Novizin und die Oberin<br />
<strong>Die</strong> Spitze teilen sich eine Altmeisterin und<br />
ein Geheimtipp. Monica Huggett verleiht mit<br />
ihrem Instrument dem Kosmos dieser Sonaten<br />
einen souveränen, großen Atem. Ihre Spezialidessen<br />
nur von Violoncello und Laute gestütztes,<br />
angriffslustiges, raues Spiel zu einem karrie<br />
rebewussten Kapellmeister gut passen<br />
würde. Zu hören gibt es keine edle Klangrede,<br />
sondern eine Gardinenpredigt. <strong>Die</strong> Schläge<br />
der Kreuzigung kann man körperlich mit vollziehen.<br />
Gestalterisch und technisch prä sentiert<br />
er sich souverän, was der Einspielung für lange<br />
Zeit Referenzstatus gab. Aber inzwischen ist<br />
nicht mehr nachvollziehbar, warum lange<br />
Noten so hohl und metallisch nachgezogen<br />
werden. Das verpasst Sonate Nr. II „Mariä<br />
Heimsuchung“ eine ganz neue Bedeutung.<br />
Dazu kommt ein unangenehm halliger Raumklang.<br />
Auch Altmeisterin Marianne Rônez<br />
neigt leider dazu, da nutzt es gar nichts, dass<br />
sie sich für ihre Einspielung gleich sieben<br />
historische Geigen zurechtlegt. Begleitet wird<br />
sie von der klassischen Dreifaltigkeit aus<br />
Gambe, Theorbe und Truhenorgel.<br />
Andrew Manze beginnt sein Werk schon<br />
deutlich wärmer im Klang. Dickes Plus: Als<br />
einziger hat er den großzügigen Platz einer<br />
zweiten CD genutzt für eine kurze Erläuterung<br />
der Skordatur mit Klangbeispielen (auf<br />
Englisch). Allerdings neigt er in Doppelgriffen<br />
zuweilen zu unschönem Nachbalancieren.<br />
Richard Egarr – nicht Groupie, sondern Partner<br />
– beschränkt die Begleitung auf Cembalo oder<br />
Truhenorgel. <strong>Die</strong>se konzentrierte Aufnahme<br />
fände auch bei Calvinisten Applaus.<br />
Aber wir sind ja im Salzburg des Hochbarock,<br />
es darf also ein bißchen mehr sein!<br />
Auch Annegret Siedel spielt im neusten Beitrag<br />
zum Werk gleich auf acht verschiedenen<br />
Violinen, die sehr ansprechend dem Charakter<br />
der Sonaten entgegenkommen, von eher<br />
schlank-fahl bis golden. Dennoch erwächst der<br />
Eindruck, dass Siedel lieber Kammermusikerin<br />
ist als mit virtuosen Ellbogen hantiert. Bei der<br />
leichtfüßigen Allamanda der „Auffindung im<br />
Tempel“ schnauft sie zudem wie ein Küster,<br />
statt sich in federndem Tanzschritt zu wiegen.<br />
Insgesamt eine passable, aufnahmetechnisch<br />
sauber eingefangene Einspielung, und auch<br />
als CD sehr liebevoll gestaltet: ihr liegt ein Faksimile<br />
vom Handzettel der Rosenkranzbruderschaft<br />
mit den Vignetten bei.<br />
Für seinen Wurf hat sich Daniel Sepec<br />
auf drei Stainer-Geigen beschränkt, aber<br />
die haben Profil. Dass er sich außerdem<br />
Kollegen wie Hille Perl, Lee Santana und<br />
Michael Behringer an die Seite holt, lässt<br />
improvisatorischen Schlagabtausch erwarten.<br />
Und man wird nicht enttäuscht. Das<br />
geht soweit, dass Santana das alpenländische<br />
Glockenecho des Ostermorgens mit ein paar<br />
countryartigen Vorhalten nach Texas verlegt.<br />
Sicher Geschmackssache, aber eine lebendige<br />
und zündende Gruppenleistung.<br />
Von Walter Reiter werden die wenigsten<br />
bisher gelesen haben, gehört haben sie<br />
ihn sicher. Der Violinist war Konzertmeister<br />
der großen Barockorchester unter<br />
Christie, McCreesh, Robert King und Harry<br />
Christophers. Sein geradliniges, vibratoarmes<br />
Spiel ist zugleich leicht und doch selbstbewusst<br />
geführt; sein Ton, dabei niemals<br />
verhungert, scheint silbern zu leuchten.<br />
Das Ensemble Cordaria (am Cembalo<br />
Timothy Roberts!), wartet mit dem größten<br />
Instrumentarium auf, nutzt dieses aber zur<br />
milden Farbigkeit von Kirchenfenstern, nicht<br />
zu greller Effekthascherei. Dem Spiel entspricht<br />
die Aufnahmetechnik: bestes Klangbild,<br />
nah und scharf gezeichnet, dabei<br />
warm und mit sympathischem, eben nicht<br />
hallendem Raumeindruck.<br />
tät sind die trotz rasantem Tempo niemals<br />
rauen Läufe, dazu kommt ihre geschmackvolle,<br />
gestische-federnde Phrasierung. Das Continuo<br />
ist zusätzlich mit exotischeren Farben wie<br />
Lirone, Barockgitarre und Harfe pikant-weltlich<br />
abgeschmeckt, doch die Violine bleibt der<br />
Star. Ein gegensätzliches Konzept prägt die<br />
Aufnahme von Alice Piérot: Vom ersten Ton an<br />
spielt das Continuo hier – und nur hier! – auf<br />
Augenhöhe mit der Solistin. Dabei muss sich<br />
der feine Violinklang Piérots keineswegs verstecken,<br />
am allerwenigsten vor technischen<br />
Klippen. So webt man gemeinsam vor ganz<br />
leichtem Hall und wie improvisiert einen<br />
kostbaren Teppich aus Saiteninstrumenten.<br />
Atemberaubend!<br />
Zu fürstlicher Andacht: Alice Piérot/Les<br />
Veilleurs de nuit – 2002, 2CDs, alpha/Note 1<br />
Monica Huggett/Ensemble Sonnerie – 2004,<br />
2CDs, Gaudeamus/Naxos<br />
Auf die Kirchenbank: Walter Reiter/<br />
Cordaria – 2000 (VÖ 2007), 2CDs, Signum/<br />
Note 1<br />
Andrew Manze (mit Egarr, McGillivray) –<br />
2004, 2CDs, harmonia mundi<br />
Daniel Sepec (mit Perl, Santana, Behringer)<br />
– 2010, 2SACDs, Coviello/Note 1<br />
Siedel, Annegret/ Bell’arte Salzburg – 2013,<br />
Berlin Classics/Edel<br />
Ab in den Beichtstuhl: John Holloway (mit<br />
Moroney, Stubbs) – 1989, 2CDs, Virgin/EMI<br />
Marianne Rônez (mit Jochem, Freimuth,<br />
Kubitschek) – 1998, 2CDs, Winter&Winter/<br />
Edel<br />
mozart@augsburg 31.8. – 14.9.2013: Weltklasse in 10 Konzerten<br />
Künstlerische Leitung: Sebastian Knauer<br />
Mozart Eröffnungsgala<br />
Wiener Concert Verein, Philippe Entremont (Leitung)<br />
Sophia Brommer (Sopran) | | Martina Gedeck (Rezitation)<br />
Sebastian Knauer (Klavier)<br />
Samstag, 31.8.2013 | | 19.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />
Emerson meets Beaux Arts<br />
Emerson String Quartet & Menahem Pressler (Klavier)<br />
Sonntag 1.9.2013 | | 17.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />
Meisterpianisten<br />
András Schiff (Klavier)<br />
<strong>Die</strong>nstag, 3.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Kleiner Goldener Saal<br />
Nur noch Restkarten<br />
Chamber Music Society of Lincoln Center New York<br />
Benjamin Beilmann (Violine) | | Paul Neubauer (Viola)<br />
David Finckel (Cello) | | Wu Han (Klavier) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />
Donnerstag, 5.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Herrenhaus Bannacker<br />
Perlen der Kammermusik<br />
Mozart UNPLUGGED<br />
Christian Tetzlaff (Violine) | | Tanja Tetzlaff (Violoncello) | | Lars Vogt (Klavier)<br />
Klaus Maria Brandauer (Rezitation) | | Daniel Hope (Violine) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />
Freitag, 6.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Kleiner Goldener Saal<br />
Samstag, 14.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />
Nur noch Restkarten<br />
Grosse Streichquartette<br />
Artemis Quartett<br />
Samstag, 7.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Mozartkirche Biberbach<br />
In einem Weltmeer von Harmonie<br />
Hannelore Elsner (Rezitation) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />
Sonntag, 8.9.2013 | | Picknick ab 14.00 Uhr | | Konzert 17.00 Uhr<br />
Zedernsaal Fuggerschloss Kirchheim<br />
Concertos<br />
Zürcher Kammerorchester<br />
Daniel Hope (Violine) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />
Mittwoch, 11.9.2013 | | 19.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />
Thomaskantor & Götterliebling<br />
Jan Vogler (Cello) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />
Solisten der Bayerischen Kammerphilharmonie<br />
Freitag, 13.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Galerie Noah im Glaspalast<br />
Nur noch Restkarten<br />
Jetzt Tickets sichern! Alle Infos unter www.mozartaugsburg.com<br />
Kartenvorverkauf: EVENTIM-Vorverkaufsstellen oder unter: 01805/570 00 70 01*<br />
* Kosten Festnetz: 0,14 Euro pro Minute, Kosten Mobilnetze: max. 0,42 Euro pro Minute<br />
KV 2013<br />
21<br />
Beatrice Schmucker | www.redhood.de
Bobby<br />
McFerrin<br />
Bobby McFerrin<br />
Glaubensbekenntnis<br />
Das neue Album der Ikone des Jazz-Gesangs ist eine<br />
Rückkehr zu den Wurzeln: ein Werkgespräch.<br />
Von Thomas Fitterling<br />
Ein altersbedingtes Home -<br />
coming? Na ja!“, meint<br />
der 63-jährige Bobby<br />
Mc Ferrin zu seinem<br />
neuen Album. Schon seit den<br />
mittleren 80er Jahren habe er vorgehabt,<br />
eine CD mit Spirituals einzuspielen.<br />
Aber erst jetzt habe<br />
sich das konkretisiert, als er beschlossen<br />
habe, sich an dem<br />
legendären Spiritual-Album Deep<br />
River seines Vaters von 1957 zu<br />
orientieren. Dazu muss man<br />
wissen, dass Robert McFerrin<br />
sen. der erste afroamerikanische<br />
Sänger war, der an der New<br />
Yorker Met ein Festengagement<br />
hatte. Als Aufnahmen eines<br />
schwarzen klassischen Sängers<br />
mit klassischer Klavierbegleitung<br />
hatte seine LP damals eine ungeheure<br />
Breitenwirkung.<br />
Ein zentrales Motiv für<br />
den Sohn war nun, dass ihm<br />
SpiritYouAll – so der bezeichnende<br />
Titel der neuen CD – die Chance<br />
bot, seinen christlichen Glauben<br />
zu bekennen. Mit Nachdruck<br />
unterstreicht er, dass er in der Tat<br />
davon überzeugt sei, dass Jesus<br />
die Dinge zum Guten wende, wie<br />
es in seinem eigenen Original<br />
Jesus Makes It Good zum Ausdruck<br />
komme.<br />
Das Bekenntnis zu seinem<br />
Glauben im Wort ergänzt der<br />
Sänger in der Auswahl der<br />
Instrumentierung mit einem Bekenntnis<br />
zur amerikanischen<br />
Folk Music. Für ihn ist Blue<br />
Grass aus der irischen Tradition<br />
neben Spiritual, Gospel und<br />
Blues integraler Teil der<br />
amerikanischen Volkskultur<br />
oder „Americana“. „Ich liebe Blue<br />
Grass, und ich mochte schon<br />
immer Musik mit diesem Blue<br />
Grass Feeling. Als wir die Band<br />
für das Album zusammenstellten,<br />
wollte ich diese elektrische Folk<br />
Gitarre, Slide-Gitarre, Mandoline,<br />
Zitter, Geige usw. in der Band.<br />
Larry Campbell, der all diese<br />
Instrumente spielt, war der<br />
perfekte Mann dafür. Überhaupt<br />
wollte ich ein akustisches Band-<br />
Album machen. Es war nie als A-<br />
cappella-CD geplant. Gil Gold-<br />
stein, der Arrangeur, E-Pianist<br />
und Akkordeonspieler sowie<br />
meine Managerin Linda Goldstein<br />
haben die Combo entsprechend<br />
zusammengestellt.“<br />
Und dann schwärmt er von<br />
Esperanza Spalding, die sich auf<br />
drei der dreizehn Tracks den Gesangspart<br />
mit ihm teilt und auf<br />
vier Titeln den Kontrabass spielt:<br />
„Esperanza ist so eine liebenswerte<br />
Person, so kreativ und dabei<br />
doch so scheu und gleichzeitig<br />
höchst geistreich und lebhaft.“<br />
Und natürlich kommt mit<br />
einem deutschen Interviewpartner<br />
das Gespräch auch auf<br />
den Vocal Summit von 1982, der<br />
McFerrins Karriere so nachhaltig<br />
beflügelt hat. „Das war eine großartige<br />
Zeit, etwas vom Schönsten,<br />
das ich musikalisch erleben<br />
durfte. Das A-cappella-Konzept<br />
galt es erst noch durchzusetzen.<br />
Im Hotel in Baden-Baden hatte ich<br />
eine Suite mit einem riesigen Bad.<br />
Stimmungsvoll bei Kerzenschein<br />
übten wir dort bis zum Umfallen<br />
– Jeanne Lee, Urszula Dudziak,<br />
Jay Clayton, Lauren Newton und<br />
ich. Mit all den Fliesen war die<br />
Akustik einfach gigantisch.“<br />
Angesichts dieser natürlichen<br />
Freude am Musikmachen ist<br />
schwer vorstellbar, dass McFerrin<br />
noch Lampenfieber haben könnte,<br />
und seine Antwort auf die entsprechende<br />
Frage lautet denn<br />
auch: „Lampenfieber habe ich<br />
nie gekannt. Vor Publikum aufzutreten<br />
ist für mich das reinste<br />
Vergnügen, und ich genieße es in<br />
vollen Zügen.“<br />
Neu erschienen: Bobby<br />
McFerrin: SpiritYouAll, Sony<br />
Abonnenten-CD: Track 15<br />
Bobby McFerrin auf Tournee:<br />
06.06. Dortmund, Konzerthaus<br />
07.06. Pforzheim, Congress<br />
Centrum<br />
08.06. Würzburg, Congress<br />
Centrum<br />
09.06. München, Philharmonie<br />
Foto: Carol Friedman<br />
22
26.08. – 20.09.2013<br />
28 YEARS<br />
südtirol classic festival<br />
MERANER MUSIKWOCHEN<br />
Tomasz Stanko<br />
Graues Licht,<br />
strahlende Sonne<br />
<strong>Die</strong> Lyrikern Wisława Szymborska war keine<br />
Freundin großer Worte. Tomasz Stanko hat nun<br />
ein Doppelalbum nach ihr benannt.<br />
Von Werner Stiefele<br />
Szymborska sei ein „Mozart der Poesie“,<br />
lobte sie 1996 das Nobelpreis-Komitee.<br />
Sie beobachtete scheinbar Alltägliches,<br />
doch die Art, wie sie diese<br />
Bilder zusammenfügte, riss sie aus dem Vertrauten,<br />
verlieh ihnen neuen Sinn, machte sie<br />
zu Symbolen für Tieferes.<br />
Dasselbe gilt für das New York Quartet<br />
des Trompeters Tomasz Stanko. In dessen<br />
offenem, kommunikativem Spiel gibt es<br />
keine festgeklopften Aussagen. Ihre unterschiedliche<br />
Herkunft macht die Mitglieder<br />
zu Individualisten. Der Pianist David Virelles<br />
wurde in Kuba ausgebildet. „Kuba, das ist<br />
die russische Schule des Romantizismus“,<br />
skizziert Stanko. „Dazu kommen Davids Jazzwurzeln.<br />
Und die kubanischen Rhythmen.“<br />
Den Bassisten Thomas Morgan lobt er als<br />
„Typ, der alles über die Tradition des Jazz<br />
weiß – und extrem einzigartig spielt“, und<br />
am Schlagzeuger Gerald Cleaver schätzt er,<br />
dass sich dieser „mit der europäischen Art<br />
von Rhythmen auskennt und seine afroamerikanischen<br />
Wurzeln einbringt.“<br />
Stanko selbst stammt aus Polen. „Natürlich<br />
prägt das meine Stimmung“, sagt er und meint<br />
damit weniger, dass sich die polnische Folklore<br />
in seinem Spiel spiegle. „Ich habe mich nie<br />
ernsthaft mit Volksmusik befasst. Aber das<br />
Licht diktiert auf eine gewisse Art meinen Ausdruck<br />
und die Ästhetik. Wir haben in Polen<br />
unser graues Licht – und daraus resultiert<br />
eine gewisse Melancholie.“ New York hingegen<br />
steht für „strahlende, sonnige Tage.“<br />
Aus dieser Konstellation entstehen<br />
Reibungen, die mit europäischen Musikern<br />
kaum möglich wären, betont er. Zu den Aufnahmesessions<br />
hatte er Themen beigesteuert,<br />
die er zur musikalischen Umrahmung einer<br />
Lesung von Wisława Szymborska entwickelt<br />
hatte. „Mit einem enormen Flow wurde daraus<br />
eine neue transkulturelle Musik.“<br />
An die Gedichte Szymborskas dachten<br />
sie währenddessen nicht mehr. <strong>Die</strong> kamen<br />
Stanko und dem Produzenten Manfred Eicher<br />
erst wieder in den Sinn, als sie die Titelfolge<br />
der Aufnahmen festlegten. „Wisława“, erinnert<br />
er sich an gemeinsame Auftritte und eine<br />
polnische Plattenproduktion, „war schon über<br />
85 Jahre alt, und sie wirkte sehr, sehr jung. Und<br />
frisch. Und sie war voll Kreativität.“ <strong>Die</strong>s sollte<br />
das Album spiegeln. Sie war eine großartige<br />
Frau, und ich wollte ihr einfach etwas widmen.“<br />
Gehört hat es die Wortkünstlerin nicht mehr.<br />
Sie ist am 1. Februar 2012 gestorben.<br />
Neu erschienen: Tomasz Stanko New York<br />
Quartet: Wisława, ECM/Universal<br />
23<br />
26.08. ROTTERDAM PHILHARMONIC ORCHESTRA<br />
YANNIK NEZET-SEGUIN<br />
ANNA CATERINA ANTONACCI<br />
Tschaikowsky, Wagner, Prokofi ev<br />
29.08. NHK SYMPHONY ORCHESTRA TOKIO<br />
CHARLES DUTOIT - VADIM REPIN<br />
Lalo, Tschaikowsky<br />
03.09. DANIEL HOPE & FRIENDS<br />
OF THE CHAMBER MUSIC SOCIETY<br />
OF LINCOLN CENTER<br />
BENJAMIN BEILMAN - PAUL NEUBAUER<br />
DAVID FINCKEL - WU HAN<br />
Dvorak, Brahms<br />
04.09. INFRA & VIVALDI RECOMPOSED<br />
DEUTSCHES KAMMERORCHESTER BERLIN<br />
DANIEL HOPE & MAX RICHTER<br />
05.09. DEUTSCHES KAMMERORCHESTER BERLIN<br />
RUNDFUNKCHOR BERLIN<br />
SIMON HALSEY – DANIEL HOPE<br />
05.09. DANIEL HOPE<br />
MUSICA UNIVERSALIS FÜR VIOLINE SOLO<br />
Westhoff, Biber, Penderecki, Schnittke,<br />
A Paganini, Bach<br />
07.09. DANIEL HOPE, SEBASTIAN KNAUER<br />
& KLAUS MARIA BRANDAUER<br />
Mozart UNPLUGGED: Mozart, Beethoven, Brahms …<br />
09.09. TCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA<br />
MOSCOW - VLADIMIR FEDOSEYEV<br />
Rachmaninoff, Schostakowitsch<br />
12.09. POLNISCHE KAMMERPHILHARMONIE<br />
WOJCIECH RAJSKI - RAGNA SCHIRMER<br />
Haydn, Händel, Schubert<br />
16.09. PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON<br />
ESA PEKKA SALONEN<br />
Beethoven, Berlioz<br />
20.09. MOZARTEUM ORCHESTER SALZBURG<br />
BACHCHOR SALZBURG<br />
Joseph Haydn: Oratorium „<strong>Die</strong> Jahreszeiten“<br />
INFO:<br />
www.meranofestival.com<br />
info@meranofestival.com<br />
photo: Harald Hoffmann
Musikstadt<br />
Pesaro<br />
Gewitzte<br />
Verfremdung:<br />
Ciro in<br />
Babilonia im<br />
Stummfilmlook<br />
2012<br />
Adriagrill und Rossinis Belcanto-Paradies dicht<br />
bei dicht: Seit 33 Jahren lohnt sich nicht nur für<br />
Raritätensammler die hochsaisonale Fahrt in die<br />
Hügel der Marken. Von Matthias Siehler<br />
Seien wir ehrlich: Der Adriaort Pesaro<br />
ist im Hochsommer nicht unbedingt<br />
ein Traumziel. Zwar rösten sich hier<br />
schon lange nicht mehr die Urlauber<br />
aus Wanne-Eickel am notorischen Teutonengrill.<br />
Der Strandstreifen von Rimini, über<br />
Riccione, Cattolica, Fano, Senigallia bis Ancona<br />
ist längst fest in italienischer Familienhand.<br />
<strong>Die</strong> toben und lärmen in 16 militärisch festgelegten<br />
Liegestuhlreihen, fahren inzwischen<br />
nicht immer sicher mit dem Fahrrad durch die<br />
Innenstädte. Idyll sieht anders aus, auch wenn<br />
es die prachtvolle Villa Imperiale gibt, den<br />
alten Palast der Herzöge mit einer schönen<br />
Gemäldegalerie, ein Fayencenmuseum, den<br />
restaurierten Dom und die Backsteinwälle des<br />
Forts.<br />
Aber die Massen sind tagsüber am Strand.<br />
Und da stehen auch deren Hotels. Mehr Ghetto<br />
geht fast nicht. Denn man kann herrlich in<br />
den Hügeln wohnen und wunderbare Ausflüge<br />
nach Urbino, Jesi, Macerata, Recanati<br />
oder Loreto machen. Auch das Essen ist hier<br />
nicht das Schlechteste. Denn es gibt eben<br />
einen gewichtigen Grund, mitten in der Hochsaison<br />
in diese Touristenhochburg zu fahren:<br />
das Rossini Festival, eines der wenigen, die<br />
neben Wagner und Händel sowie sehr wenig<br />
Donizetti in Bergamo einem Komponisten gewidmet<br />
sind. Und wie der Sachse mit Halle,<br />
Göttingen und Karlsruhe gleich dreimal gefeiert<br />
wird, so ist auch der 1792 hier geborene<br />
„Schwan von Pesaro“ doppelt beglückt: Sogar<br />
im Schwarzwälder Bad Wildbad feiert man ihn.<br />
Bald 101 Richard-Wagner-Festspielen<br />
seit 1876 in Bayreuth stehen nun immerhin<br />
33 Rossini-Opera-Festivals in Pesaro<br />
seit 1980 gegenüber. Und während auf dem<br />
Grünen Hügel nur zehn sanktionierte Opern<br />
im Wechsel gespielt werden, stehen in dem<br />
Ort zwischen den Hügeln – mit allen Umarbeitungen,<br />
Bühnenmusiken und durchaus<br />
szenisch aufführbaren Huldigungskantaten –<br />
etwa 40 Werke zur Auswahl.<br />
24<br />
Was immer noch zu Überraschungen<br />
führt, auch wenn man bis auf zwei Stücke<br />
jetzt alle zumindest einmal vorgestellt hat.<br />
Doch während Wagners Musikdramen<br />
längst ihren Siegeszug durch die Welt abgeschlossen<br />
haben, waren vor Pesaros Siegeszug<br />
mit gutem Willen höchstens zehn Rossini-<br />
Opern Allgemeingut. Insbesondere dessen<br />
ernste Werke traten von hier aus wieder ins<br />
Licht diverser Musikbühnen und tun dies inzwischen<br />
mit schöner Regelmäßigkeit.<br />
Da nach wie vor zeitgleich die einst<br />
von Claudio Abbado angestoßene kritische<br />
Rossini-Notenausgabe entsteht, die erst die<br />
Initialzündung für die szenische Überprüfung<br />
im niedlich provinziellen Teatro Rossini,<br />
im klassizistischen Saal des Conservatorio<br />
Rossini wie in diversen, akustisch passablen<br />
Sporthallen am Geburtsort gab,<br />
finden sich bisher fast jede Saison<br />
noch Novitäten – bei einem<br />
gut gemixten Spielplan aus<br />
höchstens drei Premieren, eine<br />
davon eine Wiederaufnahme.<br />
Rossini-Renaissance<br />
<strong>Die</strong> blühende Rossini-Renaissance,<br />
vor allem bei den Jahrhunderte<br />
lang vernachlässigten,<br />
von musikalischen Kostbarkeiten<br />
überquellenden Seria-Opern,<br />
ist inzwischen ein weltweites<br />
Phänomen. <strong>Die</strong> hier radikal<br />
als monomanische Mission<br />
durchgezogene Aufklärungsarbeit<br />
hat es<br />
vermocht, dass wir<br />
inzwischen gelernt<br />
haben, was für ein<br />
kühner Experimentator<br />
Rossini vor allem<br />
in seinen ernsten<br />
Opern etwa der neapolitanischen<br />
Periode ist. Da<br />
prallen Koloraturkulinarik und Laborversuch<br />
unmittelbar aufeinander. Zudem wird es<br />
Es ist angerichtet<br />
Das 34. Rossini-Festival präsentiert zwischen dem 10.<br />
und 23. August wieder drei Opern. Zum zweiten Mal gibt<br />
es den diesmal ungekürzten „Guillaume Tell“ mit Nicola<br />
Alaimo, Juan <strong>Die</strong>go Flórez, Simone Alberghini und Marina<br />
Rebeka. Michele Mariotti dirigiert die Neuproduktion<br />
von Graham Vick. Im Teatro Rossini gehen bei „L’Italiana<br />
in Algeri“ José Ramón Enicar musikalisch und Davide<br />
Livermore szenisch ans Werk. Anna<br />
Goryachova und Alex Esposito<br />
singen. Und als Wiederaufnahme<br />
gibt es ein Rendezvous<br />
mit einem Pesaro-<br />
Klassiker: Jean-Pierre<br />
Ponnelles vergnügliche<br />
Visualisierung<br />
der frühen Farce<br />
„L’occasione fa il ladro“<br />
– „Gelegenheit macht<br />
<strong>Die</strong>be“ mit dem köstlichen<br />
Baritonbuffo Paolo<br />
Bordogna.<br />
Foto: Amati Bracciardi
so immer aufregender zu hören, wie Rossini<br />
erfolgreiche Modelle und Melodien variiert<br />
und verändert, sich aus seinem eigenen Baukasten<br />
bedient hat, Partikel aus komischen<br />
Werken plötzlich in ernsten Stoffen wie verwandelt<br />
erscheinen.<br />
Das wird von einem international anreisenden<br />
Publikum goutiert, wie sonst<br />
nirgendwo in Italien. Und dieses trägt ein<br />
völlig verwandeltes Rossini-Bild in die Welt<br />
hinaus, das eine radikale Neubewertung bewirkt<br />
hat wie bei kaum einem Komponisten<br />
in den letzten Jahrzehnten. Sängerspaß bereitet<br />
es zudem. Während in den Pionierjahren<br />
hier vor allem berühmte Amerikaner<br />
gastierten, bäckt und schult man sich jetzt<br />
die Rossini-Stars von morgen in der eigenen<br />
Akademieküche. <strong>Die</strong>se Rezeptur funktioniert<br />
glänzend. Und wirkt besonders sympathisch<br />
im skurrilen Mit- und Gegeneinander dieser<br />
Parallelwelten aus italienisch dominierter<br />
Mittelklasse-Badekultur am übervollen<br />
Adriastrand und globalen Operngourmets<br />
wie Raritätensammlern im wenige hundert<br />
Meter entfernten Theater: Wasserwonne und<br />
Rossinisonne liegen hier an einer einzigen<br />
Straße, ebenso übrigens das bescheidene Geburtshaus,<br />
heute ein originelles Museum.<br />
Weiterhin dient das entzückende (aber<br />
sichtbehinderte) Teatro Rossini<br />
als Hauptquartier; aber<br />
meist werden zwei der<br />
Produktionen in der<br />
mit einer raffinierten<br />
Doppelbühne geteilten<br />
Adriatic Arena, einer<br />
klotzigen Basketball-<br />
Sporthalle am Stadtrand,<br />
gespielt, wo<br />
mehr Karten zu verkaufen<br />
sind. Schließlich<br />
hat der Staat seine Subventionen<br />
deutlich gedrosselt.<br />
Was nicht ohne Folgen<br />
blieb: Man widmet sich mehr dem<br />
kargeren Regietheater, während hier früher<br />
vornehmlich von den Herren Ronconi und<br />
Pizzi nur teuer dekoriert wurde.<br />
Der heute vielgefragte, immer noch sehr<br />
junge Italiener Damiano Michieletto begeisterte<br />
in Pesaro mit einer intelligentabstrakten<br />
„<strong>Die</strong>bischen Elster“ und verlegte<br />
den düsteren „Sigismondo“ gleich ins<br />
Irrenhaus. Graham Vick entfesselte kürzlich<br />
mit einem in den Gazastreifen verlegten<br />
„Mosè“ fast einen Skandal samt Eklat im Zu-<br />
schauerraum. Im letzten Sommer aber entzückte<br />
Davide Livermore mit dem biblischen<br />
Frühwerk „Ciro in Babilonia“, das er ganz aus<br />
dem augenrollenden Geist des Monumentalstummfilms<br />
gestaltete. Auch die hier endlich<br />
szenisch debütierende Ewa Podles als<br />
derzeit führender Koloratur-Kontraalt hatte<br />
ihren Spaß. Zudem koproduziert man verstärkt.<br />
Lange schon mit dem Teatro Comunale<br />
Bologna, das jedes Jahr auch das Hauptfestivalorchester<br />
stellt.<br />
Akademie statt Jet-Set-Karussell<br />
<strong>Die</strong> teuren Singvögelchen, die die Rossini-<br />
Botschaft inzwischen über den Globus getragen<br />
haben, flattern nur noch selten<br />
ein. Pesaro hat in der Frühzeit Stars angezogen<br />
– wie Marilyn Horne, Montserrat<br />
Caballé, René Fleming, Rockwell Blake, Chris<br />
Merritt, William Matteuzzi, die junge Cecilia<br />
Bartoli und Samuel Ramey –, aber immer<br />
auch welche gemacht. Neben Patrizia Ciofi<br />
und Daniela Barcellona ist hier seit 1996<br />
Juan <strong>Die</strong>go Flórez der am hellsten strahlende<br />
Stern. Man setzt inzwischen aber größtenteils<br />
auf den hauseigenen, von dem grandiosen<br />
Belcanto-Spezialisten Alberto Zedda in der<br />
Festivalakademie stilistisch lupenrein heran<br />
gezüchteten Nachwuchs als „neue“ Rossini-<br />
Sängergeneration – komme die nun aus Italien,<br />
Spanien, Russland, Deutschland, China. Oder<br />
gar aus Peru, wie Flórez, der selbst als weltweit<br />
führender Belcanto-Tenor weiterhin fast allsommerlich<br />
Pesaro die Treue hält. Er hat, wie<br />
einst Luciano Pavarotti, sogar ein Haus in den<br />
Hügeln. Hier im Rossini-Sommer gibt er sich<br />
höchst unkompliziert, man kann ihm sogar<br />
beim Pizza-Essen zusehen.<br />
Man konnte in Pesaro erstmals<br />
Joyce DiDonato begegnen<br />
oder der so<br />
hübschen wie begabten<br />
Russin Olga<br />
Peretyatko, die sogar<br />
Michele Mariotti,<br />
den dirigierenden<br />
Sohn des Festival-<br />
Intendanten betörte.<br />
Als Paar machen sie<br />
gerade Weltkarriere – mit<br />
Basis Pesaro. Alex Esposito<br />
bewährte sich hier als flexibler<br />
Bariton. Francesco Meli, Antonino<br />
Siragusa sowie die beiden Russen Maxim<br />
Mirov und Dmitry Korchak haben sich hier<br />
als Rossini-Tenöre bewährt. Auch die Mezzos<br />
Sonia Ganassi und Marianna Pizzolato sind<br />
feste Größen. Das Belcanto-Paradies liegt also<br />
weiterhin an der Adria, wo man sich jeweils<br />
drei Tage in Folge im Hochsommer an Operntrüffeln<br />
à la Rossini delektieren kann.<br />
www.rossinioperafestival.it<br />
25
Fanfare<br />
Proben, Pleiten und Premieren:<br />
Höhepunkte in Oper und Konzert<br />
Von Roland Mackes<br />
Wiener Staatsoper:<br />
Anna Netrebko in<br />
„Eugen Onegin“<br />
26<br />
Manchmal muss man die Wiener Staatsoper<br />
richtig lieb haben. Nicht nur, dass sie<br />
unter der bisher eher gemütlichen Leitung<br />
des Elsässers Dominique Meyer langsam auch<br />
bei den Premieren in Fahrt kommt. Da gab es<br />
doch vor kurzem im normalen Repertoirealltag,<br />
ohne PR-Tamtam und erhöhte Wahnsinnspreise,<br />
einmal die letzten Vorstellungen des<br />
wohl längsten „Don Carlos“ der Welt in der<br />
französischen Fassung – nicht nur im Verdi-<br />
Jahr ein absolutes Alleinstellungsmerkmal,<br />
auch wenn die (kürzere) Ur-Inszenierung Peter<br />
Konwitschnys nach wie vor den Hamburger<br />
Opernspielplan ziert.<br />
Dann sangen hier in „Werther“ das<br />
Traumduo Roberto Alagna und Elīna<br />
Garanča. Zudem war das Hausdebüt des<br />
neuen russischen Sopransternchens Olga<br />
Peretyatko zu feiern. Zwar ist die dafür auserwählte,<br />
pappendeckelreiche „Rigoletto“-<br />
Inszenierung Sandro Sequis von 1982 nur<br />
zwei Jahre jünger als sie selbst, aber nach all<br />
den aktuell missglückten Regieversuchen von<br />
München bis Berlin in ihrer historistischen,<br />
zumindest die Handlung verständlich nachbuchstabierenden<br />
Kulissengemütlichkeit fast<br />
schon eine Wohltat. Simon Keenlyside ist ein<br />
buckliger Hofnarr mit Schellenstab wie aus<br />
dem Kostümbilderbuch, spielt sich einen Wolf<br />
und hat doch überhaupt kein Timbre und nicht<br />
die schwarze Fülle für diesen prototypischen<br />
Verdi-Vater. Dafür ist die Gilda der Peretyatko<br />
ein zart vertschilptes Koloraturvögelchen der<br />
sehr liebenswerten Art, noch ein wenig gehemmt<br />
vielleicht, aber sich manierlich verströmend<br />
beim Erlösungstod im Jutesack vor<br />
angegilbtem Mantua-Panorama.<br />
Doch worauf nicht nur die Wiener Stehplatz-Verrückten<br />
stundenlang ausharrten,<br />
das war natürlich das Rollendebüt von<br />
Anna Netrebko als Tatjana in Peter Tschaikowskis<br />
„Eugen Onegin“. <strong>Die</strong> beharrlich berühmteste<br />
Sopranistin der Welt, die die wohl<br />
traditionsreichste Sopranpartie des russischen<br />
Repertoires mit viel Pomp und weltweiter<br />
Kinoübertragung im September zur Saisoneröffnung<br />
der New Yorker Metropolitan<br />
Opera neuerlich singen wird, hat sich für diese<br />
erste Gipfelerkundung bequemerweise ihren<br />
gegenwärtigen Lebensmittelpunkt Wien ausgesucht.<br />
Und da stand sie nun, in Falk Richters<br />
vier Jahre alter, kühl modernistisch-minimalistischer,<br />
dauerbeschneiter Inszenierung.<br />
Wie festgewurzelt, nur langsam fortgerissen<br />
in einem nie gekannten Gefühlssturm, der in<br />
der nächtlichen Briefszene, dem immer noch<br />
schönsten erotischen Erwachen der ganzen<br />
Opernliteratur, wie eine Naturgewalt aus ihr<br />
herausbrach. Netrebkos dunkel glühende<br />
Stimme mit dem festen Kern und dem angenehm<br />
sich verbreitenden Höhenvibrato<br />
scheint dafür ideal geeignet. Sie hat sich Zeit<br />
gelassen mit der Tatjana, jetzt schon ist sie<br />
ganz die ihre.<br />
Das hörte man spätestens in der Petersburger<br />
Ballszene, in eleganter Robe auf<br />
schimmernden Treppenstufen. Jetzt war sie<br />
die Königin der Gesellschaft, immer noch in<br />
den hyperblasierten, auch nach 20 Jahren im<br />
Onegin-Geschäft grandios fiesen sibirischen<br />
Silbertiger Dmitry Hvorostovsky verliebt,<br />
aber ihn aus bürgerlichem Kalkül abweisend.<br />
Das steigerte sich im vokalen Finalduell bis<br />
zum Schrei – schön, wohlig, verzweifelt und<br />
doch gefasst.<br />
Ein grandioser Netrebko-Triumph, eingerahmt<br />
und verschönt von einem fast<br />
komplett russisch sprechenden Ensemble.<br />
Und am Pult der nicht nur bei den Holzbläsern<br />
motivierten Wiener Philharmoniker<br />
streichelte Andris Nelsons diese herrliche<br />
Partitur als lyrische, auch emotional zupackende<br />
Herzensangelegenheit.<br />
Könnte man Ähnliches doch aus der angeblichen<br />
Opernhauptstadt Berlin berichten:<br />
Da wärmte die Lindenoper Philipp Stölzls<br />
bilderprächtige, aber bei näherer Draufsicht<br />
im Sein- und Scheinspielen etwas konfuse<br />
„Holländer“-Inszenierung aus Basel von 2009<br />
auf. Da steigt der Seefahrer aus einem Bild<br />
in die Bibliothek, und die träumende Senta<br />
schneidet sich am Ende die Pulsadern auf.<br />
Neben einer wenig tollen Besetzung, aus der<br />
Michael Volle in der Titelrollen bassbaritonprächtig<br />
hervorragte, war das Bemerkenswerteste,<br />
dass erstmals seit 21 Jahren bei einer<br />
Wagner-Premiere der Staatsoper zwar ein<br />
Daniel dirigierte, der aber nicht Barenboim,<br />
sondern Harding hieß – und einen eher sachlichen<br />
Pultjob verrichtete.<br />
Berlin Lindenoper:<br />
„Der fliegende<br />
Holländer“
Fotos: Michael Plöhn, Matthias Baus<br />
Festivals<br />
Neu-Heidelberg,<br />
du Feine<br />
Das „Festival von morgen“ –<br />
am Neckar wird’s Ereignis.<br />
Von Michael Blümke<br />
Seine 17. Saison hat er<br />
gerade erfolgreich beendet.<br />
Als Thorsten<br />
Schmidt 1997 eine Konzertreihe<br />
ins Leben rief, hätte<br />
wohl nicht einmal er selbst damit<br />
gerechnet, dass sich der „Heidelberger<br />
Frühling“ von der Anfangs<br />
lokalen bis leicht regionalen Ausstrahlung<br />
binnen weniger Jahre<br />
zu einem in ganz Deutschland bekannten<br />
Fixpunkt der Festivallandschaft<br />
entwickeln würde. Bis<br />
heute leitet der gebürtige Oldenburger<br />
die Geschicke des „Heidelberger<br />
Frühling“ als geschäftsführender<br />
Intendant, ist somit<br />
unmittelbar für dessen Erfolgsgeschichte<br />
verantwortlich. Und<br />
um eine solche handelt es sich<br />
zweifellos: Von Jahr zu Jahr lockt<br />
er mehr Besucher in die Neckarstadt,<br />
knapp 35.000 waren es<br />
dieses Mal (ein neuer Rekord!),<br />
und sie kommen von immer<br />
weiter her. Denn der Musikliebhaber<br />
wird nicht nur mit den<br />
eigentlichen Konzerten verführt,<br />
sondern auch mit einer Reihe<br />
von höchst attraktiven Zusatzangeboten.<br />
Weshalb die Gäste nicht<br />
mehr nur im März und April anreisen,<br />
sondern mittlerweile auch<br />
im Januar. Das Streichquartettfest<br />
wurde so erfolgreich, dass<br />
man es als eigenständige Ver-<br />
anstaltung ausgegliedert hat. Das<br />
– inzwischen auf fünf Wochen angewachsene<br />
– Hauptprogramm<br />
ergänzen und bereichern weiterhin<br />
die Lied Akademie, die<br />
Kammermusik Akademie und die<br />
Akademie junger Komponisten<br />
(das ehemalige „Heidelberger<br />
Atelier“). Gerade die Erstgenannte<br />
liegt in der Publikumsgunst besonders<br />
hoch im Kurs, gibt sich<br />
dafür doch Star-Bariton Thomas<br />
Hampson regelmäßig ein Stelldichein.<br />
In diesem Jahr erhielt<br />
er Unterstützung von Thomas<br />
Quasthoff, dessen Meisterklassen<br />
sich durch einen enorm<br />
hohen Unterhaltungswert für<br />
das Publikum und einen nicht<br />
minder hohen Erkenntniswert auf<br />
Sängerseite auszeichneten.<br />
Doch weil sich auch ein erfolgreiches<br />
Festival Gedanken über<br />
die Zukunft machen muss, hat<br />
man 2013 darüber hinaus zu einer<br />
Tagung eingeladen. „Festivals 3.0<br />
– eine Möglichkeit, Zukunft zu<br />
gestalten?“ fragte man und rief<br />
eine illustre Schar von Festivalund<br />
Kulturverantwortlichen in<br />
der Stadthalle Heidelberg zusammen.<br />
In drei Panels diskutierte<br />
man über das Publikum<br />
im Informationszeitalter, die Aufgaben<br />
und Chancen von Festivals<br />
und deren Finanzierung. Das<br />
sind nun keine wirklich neuen<br />
Themen, und entsprechend<br />
rechnete wohl auch niemand mit<br />
revolutionären Erkenntnissen.<br />
Einigkeit bestand darin, dass<br />
trotz der digitalen Überfütterung<br />
das Live-Erlebnis durch nichts<br />
zu ersetzen ist, von „auratischer<br />
Qualität“ sprach Markus Hinterhäuser,<br />
künftiger Intendant<br />
der Wiener Festwochen. Auch<br />
herrschte Konsens darüber, dass<br />
es bei der Programmauswahl und<br />
-zusammenstellung keine Anbiederung<br />
geben dürfe, sondern<br />
es vielmehr darum gehe, das<br />
eigene Konzept umzusetzen und<br />
zu vermitteln: „Ein Festival muss<br />
sein Publikum selbst kreieren“,<br />
brachte es Gerard Mortier, Leiter<br />
des Teatro Real in Madrid, auf den<br />
Punkt.<br />
„Wir sind<br />
der Bullshit-<br />
Detektor.“<br />
Eine ungemein belebende<br />
Wirkung, sowohl auf das<br />
Publikum als auch auf die Diskussionsrunde,<br />
übte Steven Wal ter<br />
aus. Der 26-jährige Cellist stellte<br />
mit ansteckendem Enthu siasmus<br />
das von ihm 2009 ins Leben gerufene<br />
Podium Festival Esslingen<br />
vor. Menschen zu erreichen, die<br />
sonst nie in klassische Konzerte<br />
gehen würden, war die Motivation<br />
für dieses Kammermusikfestival,<br />
bei dem man an ungewöhnlichen<br />
Orten Wandelkonzerte<br />
auf mehreren Ebenen, Nachtkonzerte<br />
im Liegen oder Matineen<br />
mit Frühstücksbuffet genießen<br />
kann. Zudem erfüllen die jungen<br />
Macher nach eigener Aussage eine<br />
entscheidende Zusatzfunktion:<br />
„Wir sind der Bullshit-Detektor für<br />
die eingeführten traditionellen<br />
Musikinstitutionen.“ Das sahen<br />
wohl alle so, denn dafür gab es<br />
den größten Applaus – sogar von<br />
den Verantwortlichen eben dieser<br />
Institutionen.<br />
27<br />
24. AUGUST BIS 14. SEPTEMBER 2013<br />
24<br />
08<br />
25/27<br />
08<br />
AUG<br />
SEPT<br />
28<br />
08<br />
31<br />
08<br />
01<br />
09<br />
06<br />
09<br />
07<br />
09<br />
10<br />
09<br />
11/12<br />
09<br />
13<br />
09<br />
14<br />
09<br />
HIGHLIGHTS<br />
SA / 24. AUG / AB 19.30 UHR / ERÖFFNUNG –<br />
24 Konzerte rund um den Marktplatz<br />
EINE GROSSE NACHTMUSIK<br />
mit Rotterdam Philharmonic Orchestra &<br />
Yannick Nézet-Séguin, Gli Incogniti,<br />
Salzburger Bachchor, Georg Nigl,<br />
Neil Cowley Trio, Ibrahim Maalouf u.a.<br />
SO / 25. AUG / 18 UHR / DI / 27. AUG / 19 Uhr<br />
Musical Theater Bremen<br />
Les Musiciens du Louvre Grenoble<br />
Solisten / Salzburger Bachchor<br />
MOZART: »LUCIO SILLA«<br />
Marc Minkowski, Leitung<br />
SO / 25. AUG bis SO / 01. SEPT<br />
Spielstätten im gesamten Nordwesten<br />
ARP-SCHNITGER-FESTIVAL<br />
Konzerte mit Oltremontano, Marcin Szelest,<br />
Els Biesemans, Harald Vogel, Sette Voci und<br />
Pier Damiano Peretti<br />
MI / 28. AUG / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />
L’Arpeggiata & Gesangssolisten<br />
CHRISTINA PLUHAR Leitung<br />
»Mediterraneo«<br />
SA / 31. AUG / 20 Uhr / <strong>Die</strong> Glocke<br />
Gianni Fabbrini, Klavier<br />
EVA MEI Sopran & FRIENDS<br />
Lieder von G. Rossini und L. Giordigiani<br />
SO / 01. SEPT / 20 Uhr / <strong>Die</strong> Glocke<br />
City of Birmingham Symphony Orchestra<br />
KristĪne Opolais, Sopran<br />
ANDRIS NELSONS Dirigent<br />
Werke von G. Verdi, A. Dvořák u. a.<br />
FR / 06. SEPT / 20 UHR<br />
Unser Lieben Frauen Kirche<br />
Le Concert des Nations<br />
JORDI SAVALL Gambe & Leitung<br />
J. S. Bach: »Ein musikalisches Opfer«<br />
SA / 07. SEPT / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />
Metropole Orkest<br />
KURT ELLING Gesang<br />
Jules Buckley, Leitung<br />
DI / 10. SEPT / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />
Klavierabend<br />
RAFAŁ BLECHACZ Klavier<br />
Werke von J. S. Bach, F. Chopin u. a.<br />
MI / 11. SEPT / DO / 12. SEPT / 20 Uhr<br />
BLG-Forum Überseestadt<br />
PETER BROOKS »THE SUIT«<br />
Regie, Adaption & Musik: Peter Brook,<br />
Marie-Hélène Estienne & Franck Krawczyk<br />
FR / 13. SEPT / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />
Eric Schneider, Klavier<br />
CHRISTINE SCHÄFER Sopran<br />
Lieder von J. Brahms und R. Strauss<br />
SA / 14. SEPT / 18 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />
Accademia Bizantina & Solisten<br />
OTTAVIO DANTONE Dirigent<br />
A. Vivaldi: »L’incoronazione di Dario«<br />
TICKETS & INFO:<br />
0421.33 66 99<br />
www.musikfest-bremen.de<br />
AUG/SEPT<br />
2013
Da Capo<br />
Gezischtes Doppel: Premieren notizen<br />
der RONDO-Opernkritik<br />
<strong>Die</strong> Feen. Solisten,<br />
Kinderkomparsen und<br />
Chor der Oper Leipzig<br />
Wagner-Urschlamm<br />
Oper Leipzig<br />
Richard Wagner: „<strong>Die</strong> Feen“<br />
Wie ist es möglich, dass ein musikalisches Ass<br />
wie Wagner eine dermaßen fürchterliche Oper<br />
schrieb?! Wirre Handlung. Endlos mäandernde<br />
Matsch-Lawinen. Und Partien, bei denen sich<br />
die sattelfestesten Sänger die Stimme verrenken.<br />
Nichts gegen Wagner generell! Aber „<strong>Die</strong> Feen“ –<br />
ähnlich dem anderen verstoßenen Frühwerk<br />
„Das Liebesverbot“, aber nicht so schlimm wie<br />
„Rienzi“ – sind ein Lehrstück dieses Wagner-<br />
Jahrs: gerade deswegen, weil man um eine<br />
Erklärung ringt für diesen Bauchklatscher.<br />
<strong>Die</strong> Aufführung in Leipzig ist nicht Schuld.<br />
Sondern tut, was man vermag. Szenisch aufwendig<br />
auf diverse Ebenen verteilt und mit unzähligen<br />
Szenenwechseln aufgehübscht, sorgt<br />
Regisseur René Doucet (früher Choreograf und<br />
Coach von Alfredo Kraus und Mirella Freni) für<br />
Buntheit und Variation. Das Fantasy-Biedermeier<br />
der Schürzchen, Bausch-Röckchen<br />
und Elefantenärmel bildet einen märchenhaften<br />
Gegensatz zum Spukmittelalter der<br />
Feldherren und Zofen. König Arindal ist ein<br />
Radiohörer von heute, der sich – so will es<br />
das Inszenierungskonzept – von einer Rundfunk-Übertragung<br />
live aus der Oper Leipzig<br />
anstecken und in die Handlung hineinziehen<br />
lässt. Niedliche Sache. Der man die Not freilich<br />
anmerkt, etwas Neues zu schaffen und gleichzeitig<br />
keine liebe Seele im (diesmal stets ausverkauften!)<br />
großen Haus der Leipziger Oper<br />
zu verschrecken.<br />
Arnold Bezuyen ward die Krafttenor-<br />
Hauptrolle des Arindal gewiss nicht an der<br />
28<br />
Wiege gesungen. Er stemmt sich beachtlich<br />
von Ton zu Ton. Christiane Libor (Ada)<br />
muss vokal wehrhaft militant und schreckhaft<br />
lyrisch zugleich bleiben. Respekt! Dirigent<br />
Ulf Schirmer spielt mit souverän ordnender<br />
Hand den Schupo in diesem permanenten<br />
Stoß- und Kreisverkehr. <strong>Die</strong> hingebungsvolle<br />
Leistung bringt einen überhaupt erst zu der<br />
Erkenntnis: dass Wagner wohl das einzige<br />
Genie der Musikgeschichte war, das sich dermaßen<br />
aus dem Urschlamm der eigenen Eingebungen<br />
hervor gewühlt hat. Anlässlich der<br />
Wagner-Feierlichkeiten dieses Jahres reist<br />
die Produktion dahin, wo diese Einsicht hingehört:<br />
nach Bayreuth. Robert Fraunholzer<br />
Kaufhaus<br />
statt Kartoffel<br />
Petersburg<br />
Eröffnung des „Mariinsky II“<br />
Theatertechnik auf der Höhe der Zeit im<br />
prestigeträchtigsten kulturellen Neubau seit<br />
der Zarenära. 4000 Quadratmeter iranischer,<br />
von LED-Technik hinterleuchteter Onyx,<br />
brasilianischer Marmor, Buche aus Deutschland,<br />
ebenso die vibrierend warme Akustik.<br />
Nach innen gewandte Schlichtheit, doch<br />
zielsicheres Geltungsbewusstsein. Auf der<br />
Bühne Plácido Domingo, Anna Netrebko, der<br />
deutsche Bass René Pape und ein Vorabausschnitt<br />
aus Sasha Waltz’ neuem „Sace du<br />
printemps“, im Graben einer der führenden<br />
Dirigenten unserer Zeit. Das alles im größten,<br />
produktivsten Musiktheaterkomplex der Welt.<br />
Vor zwei Dekaden hätte solche harte Fakten<br />
in Russland keiner von einem Opernhaus zu<br />
träumen gewagt.<br />
Eigentlich müsste gleich hinter dem<br />
Krjukov-Kanal in St. Petersburg das alte<br />
pistaziengrüne Mariinsky-Theater von einer<br />
Goldenen Kartoffel überragt werden. Eine<br />
solche hatte nämlich vor zehn Jahren der<br />
Architekt Dominique Perrault geplant. Es<br />
wurde aber eine Kaufhauskiste von dem<br />
Kanadier Jack Diamond, denn dem übermächtigen<br />
Musikzaren Valery Gergiev hatte<br />
der erste Entwurf nicht behagt. Und da er anschaffte<br />
und der andere Zar, sein Freund<br />
Vladmir Putin, zahlte, steht da jetzt zehnstöckig<br />
eine unproportioniert monströse Jurastein-,<br />
Stahl- und Glaskiste, die als Mariinsky II<br />
für über 534 Millionen Euro zu den teuersten<br />
Theaterbauten der Welt zählt.<br />
An seinem 60. Geburtstag, 25 Jahre nachdem<br />
er hier angefangen hat und einen Tag<br />
nachdem er vom Präsidenten mit vier anderen<br />
zum „Held der Arbeit“ geadelt worden war<br />
(zum ersten Mal seit 20 Jahren wurde der einst<br />
stalinistische Titel wieder verliehen), eröffnete<br />
Gergiev in dessen Anwesenheit seine neueste<br />
Bühne mit einem so vergnüglich wie feinsinnig<br />
komponierten, die unhörbaren Fähigkeiten<br />
der deutschen Bühnentechnik vortrefflich<br />
ausspielenden Galaprogramm.<br />
Valery Gergiev regiert nun über zwei<br />
Opernhäuser sowie den nahen, ebenfalls<br />
Musiktheater anbietenden Mariinsky Konzertsaal.<br />
Über 2500 Mitarbeiter herrscht er, allein<br />
das Orchester wird jetzt auf 250 feste Musiker<br />
aufgestockt, die vier Aufführungen gleichzeitig<br />
meistern sollen. 1000 Vorstellungen<br />
im Jahr sind geplant. Nur wer soll die alle besuchen?<br />
Roland Mackes<br />
Fotos: Kirsten Nijhof
BESONDERE<br />
HÖREMPFEHLUNGEN<br />
VON SONY CLASSICAL<br />
VOLODOS<br />
PLAYS MOMPOU<br />
Arcadi Volodos präsentiert auf<br />
seiner langerwarteten neuen<br />
CD einen Querschnitt durch das<br />
Klavierwerk des spanischen<br />
Komponisten Frederic Mompou<br />
– kleine, farbenreiche Stücke voller magischer Schönheit. „Klar wie kleine<br />
Glasperlenspiele. Brillant!“ Interpretation & Klang ★★★★★ Fono Forum<br />
www.volodos.com<br />
L’ARTE DEL MONDO<br />
LA FINTA<br />
GIARDINIERA<br />
<strong>Die</strong> Weltersteinspielung der Oper<br />
von Anfossi durch das Ensemble<br />
l’arte del mondo zeigt welch<br />
außergewöhnlicher Komponist<br />
dieser war. Das Werk war bereits<br />
bei seiner Uraufführung 1773/74<br />
in Rom ein großer Erfolg und ist<br />
völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Mit Nuria Rial, Krystian Adam,<br />
María Espada, Katja Stuber, Miljenko Turk, Florian Götz und Monika Reinhard.<br />
www.lartedelmondo.de<br />
NIKOLAUS<br />
HARNONCOURT<br />
HÄNDEL TIMOTHEUS<br />
Im November 2012 feierte der<br />
Wiener Musikverein 200. Geburtstag.<br />
Beim festlichen Konzert<br />
dirigierte Harnoncourt das<br />
Programm des Eröffnungskonzertes<br />
von 1812: Unter dem Titel „Timotheus oder <strong>Die</strong> Gewalt der Musik“<br />
stand – wie vor 200 Jahren – Mozarts Bearbeitung von Händels „Alexander’s<br />
Feast or The Power of Music“ auf dem Programm.<br />
LEONARD BERNSTEIN<br />
LE SACRE<br />
DU PRINTEMPS<br />
Leonard Bernsteins Interpretation<br />
des Le Sacre du Printemps<br />
mit den New Yorker Philharmonikern<br />
aus dem Jahre 1958 begeisterte<br />
sogar Stravinsky selbst<br />
und gilt nach wie vor als eine<br />
Referenzeinspielung des Werkes. <strong>Die</strong>se spektakuläre Aufnahme wurde auf Basis<br />
der Original-Bänder völlig neu remastert und erscheint mit einem umfangreichen<br />
Booklet im Originallook der damaligen LP.<br />
GIUSEPPE VERDI<br />
GREAT RECORDINGS<br />
<strong>Die</strong>se hochwertige und preisgünstige<br />
Edition mit 30 CDs<br />
in Originaloptik enthält das<br />
Beste von Giuseppe Verdi:<br />
Gesamtaufnahmen seiner bekannten<br />
Opern Macbeth, Luisa<br />
Miller, Rigoletto, Ernani, La<br />
Traviata, Simon Boccanegra, Il<br />
trovatore und I vespri siciliani<br />
sowie musikalische Höhepunkte<br />
aus den Opern Don Carlo, Aida und Ein Maskenball. Außerdem Rezitale<br />
berühmter Verdi-Interpreten wie Enrico Caruso, Renata Scotto und Katia<br />
Ricciarelli, Arien-Raritäten mit Montserrat Caballé und eine seltene Aufnahme<br />
des Requiems mit Plácido Domingo, Montserrat Caballé und dem New York<br />
Philharmonic unter Zubin Mehta.<br />
BRUNO WALTER<br />
THE EDITION<br />
<strong>Die</strong>se hochwertige und limitierte<br />
Sonderedition im LP-Format enthält<br />
auf 39 CDs Bruno Walters<br />
späte Studioaufnahmen, die in<br />
den letzten 20 Jahren seines<br />
Lebens mit dem Columbia Symphony<br />
Orchestra und dem New<br />
York Philharmonic entstanden<br />
sind, sowie ein großformatiges<br />
Begleitbuch mit ausführlichem<br />
Essay und vielen Bildern. Mit den kompletten Sinfonien-Zyklen von Beethoven<br />
und Brahms sowie weiteren Sinfonien von Bruckner, Mahler, Mozart u.a.<br />
www.sonymusicclassical.de<br />
29
Guillaume Tell<br />
Guglielmo Tell<br />
Wilhelm Tell<br />
25. Festival · 11.–21. Juli 2013<br />
Der ganze (!) Tell ... steht zum 25. Jubiläum des Belcanto<br />
Opera Festivals ROSSINI IN WILDBAD auf dem Programm: ohne<br />
all die Kürzungen und Umstellungen, die bereits vor der Uraufführung<br />
eingesetzt hatten.<br />
Der ganze (!) Tell ... ist eine sehr lange, aber niemals langatmige<br />
Oper. Wir beginnen am Nachmittag und enden nach drei<br />
Pausen gegen 23 Uhr: am 13., 16., 18. und 21. Juli.<br />
Leserreise<br />
Beethovenfest<br />
Bonn<br />
Den Musikrevolutionär kann man<br />
alljährlich feiern – in seiner<br />
Geburtsstadt.<br />
Außer dem ganzen (!) Tell ... gibt es Ricciardio e Zoraide<br />
(Rossini) und Le Chalet (Adam), zwei echte Raritäten! Dazu<br />
Konzerte, Lesungen und Vorträge.<br />
Information, Tickets, Hotel<br />
Touristik Bad Wildbad GmbH<br />
König-Karl-Str. 3–5, 75323 Bad Wildbad<br />
touristik@bad-wildbad.de<br />
Tel. +49 (0)7081 102-84, Fax -90<br />
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www.rossini-in-wildbad.de<br />
Den Großteil seines<br />
Lebens hat Ludwig<br />
van Beethoven bekanntermaßen<br />
in<br />
Wien verbracht. Doch in<br />
Bonn ist er bis heute<br />
allgegenwärtig geblieben.<br />
Hier kann man<br />
sein Geburtshaus besuchen.<br />
Und auf dem<br />
Münsterplatz steht das berühmte<br />
Beethoven-Denkmal von<br />
1845. Zudem findet alljährlich<br />
das Beethovenfest statt, das sich<br />
unter der Leitung von Intendantin<br />
Ilona Schmiel zu einem der<br />
international renommiertesten<br />
Klassik-Festivals entwickelt hat.<br />
Auch im Jahrgang 2013 liegt<br />
Beethovens Werk natürlich nur in<br />
den allerbesten Händen.<br />
Und schon deshalb ist Bonn<br />
jetzt eine Reise wert. Denn<br />
an einem Wochenende kann<br />
man nicht nur tagsüber auf<br />
Beethovens Spuren wandeln<br />
und die wunderschöne Rheingegend<br />
erkunden. Abends<br />
stehen in der Beethoven-<br />
Halle gleich zwei<br />
spektakuläre Konzerte<br />
auf dem Programm.<br />
Der Ungar András<br />
Schiff unterstreicht mit<br />
drei späten Klaviersonaten<br />
seinen Ruf als aktuell vielleicht<br />
bedeutendster Beethoven-Pianist.<br />
Dann tritt Paavo Järvi ans Pult der<br />
Deutschen Kammerphilharmonie<br />
Bremen, um Beethovens Oper<br />
„Fidelio“ in einer halbszenischen<br />
Allstar-Aufführung zu dirigieren.<br />
Zum Sängerensemble gehören<br />
immerhin Sopranistin Mojca<br />
Erdmann und Bariton Evgenij<br />
Nikitin. Und als Rezitator in den<br />
Zwischentexten von Walter Jens<br />
ist Ulrich Tukur zu erleben.<br />
<strong>Die</strong> Reise im Überblick:<br />
violeta urmana<br />
sophie koch mezzosopran peter seiffert tenor u. a.<br />
schleswig-holstein festival orchester<br />
1.8. lübeck, muk wagner: tristan und isolde (2. akt)<br />
www.shmf.de<br />
karten: 0431-237070<br />
schleswig-holstein musik festival<br />
Samstag, 28.9. Anreise nach Bonn, Begrüßung, Abendessen, Klavier-<br />
Recital mit András Schiff<br />
Sonntag, 29.9. Stadtführung auf den Spuren Ludwig van Beethovens<br />
und Besuch des Beethovenhauses, Schifffahrt nach<br />
Königswinter, Fahrt mit der Drachenfelsbahn zur<br />
Drachenburg, Aufführung des „Fidelio“ (Paavo Järvi,<br />
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Mojca Erdmann,<br />
Ulrich Tukur)<br />
Montag, 30.9. Heimreise oder Verlängerung<br />
Wenn Sie sich für die <strong>Rondo</strong>-Leserreise interessieren, fordern Sie unverbindlich<br />
die Reiseunterlagen unter fernweh@rondomagazin.de<br />
an, oder postalisch: Johannisplatz 3a, 81667 München. Unser Reisebüro<br />
„Cadenza Tours“ ist Ihnen auf Wunsch bei der Organisation der<br />
Anreise oder einer Verlängerung behilflich.<br />
30
Doktor Stradivari<br />
Musik-Krimi<br />
Folge 3: Das Versteck der Newski-Brüder<br />
Von Oliver Buslau<br />
Wir haben es mit einer außergewöhnlichen<br />
Bande von Drogenhändlern<br />
zu tun“, erklärte<br />
Hauptkommissar Reuter. „Sie<br />
werden schon sehen. Oder vielmehr hören.“<br />
Der Kripomann und Doktor Stradivari<br />
fuhren durch die nächtliche Vorstadt. Es<br />
ging in eine Seitenstraße, dann hielt Reuter<br />
vor einem abseits gelegenen Haus. Es lag im<br />
Dunkeln. Als der Hauptkommissar die Seitenfenster<br />
öffnete, war Musik zu hören. Doktor<br />
Stradivari erkannte das Werk sofort. <strong>Die</strong><br />
Interpretation war großartig, die Linien der<br />
Instrumente gut unterscheidbar. Violoncello<br />
und ein sehr virtuos<br />
gespieltes Cembalo<br />
sorgten für eine<br />
kompakte Continuobegleitung.<br />
„Dort wohnen<br />
die Newski-Brüder“,<br />
sagte der Hauptkommissar.<br />
Sie haben<br />
allesamt Musik in St.<br />
Doktor Stradivari<br />
ermittelt – und<br />
Sie können<br />
gewinnen!<br />
Was war Stradivari aufgefallen? Wenn<br />
Sie’s wissen, schreiben Sie die Lösung<br />
an stradivari@rondomagazin.de oder<br />
postalisch an RONDO, Johannisplatz 3a,<br />
81667 München – Ihre Kontaktdaten<br />
nicht vergessen! Unter allen Zuschriften<br />
verlost <strong>Rondo</strong> in Kooperation mit Naxos<br />
5 Exemplare der Aufnahme von Johann<br />
Sebastian Bachs „Musikalischem Opfer“.<br />
Einsendeschluss ist der 26. Juli.<br />
Petersburg studiert,<br />
sind aber leider auf<br />
kriminelle Abwege geraten.<br />
Statt Konzerte<br />
zu geben, handeln<br />
sie mit Drogen. In<br />
diesem Haus proben<br />
sie immer. Wir haben<br />
ermittelt, dass sie<br />
hier auch Unterlagen<br />
über ihren illegalen Handel versteckt haben.<br />
Vielleicht sogar die Drogen selbst. Wir werden<br />
es herausfinden. Wir durchsuchen das Haus,<br />
sobald die Brüder weggefahren sind.“<br />
Er platzierte den Wagen ein wenig abseits,<br />
aber so, dass man den Zugang zum Haus<br />
sehen konnte.<br />
Sie lauschten den Klängen, die herüber<br />
wehten. „Sie kennen das Stück sicher, oder?“,<br />
fragte der Kommissar, der, wie Doktor Stradivari<br />
wusste, keine Ahnung von klas sischer<br />
Musik hatte.<br />
„Es ist die Triosonate aus Bachs ‚Musikalischem<br />
Opfer‘“, sagte Doktor Stradivari.<br />
„Ein Trio. Ich verstehe.“<br />
„Sie spielen es wirklich gut. <strong>Die</strong> Brüder<br />
hätten Chancen, Karriere zu machen. Das<br />
Cembalo klingt wunderbar. Sicher ist es ein<br />
sehr wertvolles Instrument.“<br />
„Es wäre vielleicht auch ein gutes Versteck.<br />
Es ist doch so was wie ein Klavier, oder?“ Der<br />
Kommissar hob die Hand. „Achtung. <strong>Die</strong><br />
Musik hat aufgehört.“<br />
Schweigend horchten sie in die Nacht. <strong>Die</strong><br />
Probe schien beendet zu sein. Schließlich sah<br />
man drei Männer, die das Haus verließen und<br />
in drei am Straßenrand abgestellte Wagen<br />
stiegen. Der Kommissar und Doktor Stradivari<br />
duckten sich, als sie<br />
wegfuhren. Dann<br />
öffnete der Polizist die<br />
Tür. „<strong>Die</strong> drei sind weg“,<br />
sagte er. „<strong>Die</strong> Luft ist<br />
rein.“<br />
„Ist außer den<br />
Musikern nicht noch<br />
jemand im Haus?“<br />
„Nein. Sie haben<br />
viele Immobilien. Und<br />
diese hier nutzen sie<br />
nur für die Musik. Und<br />
als Versteck.“<br />
Doktor Stradivari<br />
schüttelte den Kopf.<br />
„Es sind nicht alle gegangen“,<br />
sagte er. „Wir<br />
müssen noch hier<br />
bleiben. Sonst erleben<br />
wir eine böse Überraschung. Der vierte Mann<br />
hat vielleicht in einer Garage geparkt. Warten<br />
wir noch ein bisschen.“<br />
Woher weiß Doktor Stradivari, dass noch ein<br />
vierter Newski-Bruder im Haus sein könnte?<br />
www.oliverbuslau.de<br />
Auflösung aus Magazin 02/2013:<br />
Händel war zwar ein paar Jahre in Italien,<br />
aber im Jahr der Handschrift 1711 hatte er<br />
Venedig verlassen und feierte bereits Erfolge<br />
an der Themse.<br />
31<br />
10. – 25. august 2013<br />
Composer-in-residenCe:<br />
Wolfgang Rihm<br />
Künstler: nicola Benedetti, midoRi,<br />
nils mönkemeyeR, alice saRa ott,<br />
kRistian Bezuidenhout, Jan VogleR,<br />
miRa Wang, nicolas altstaedt, daniel<br />
ottensameR, Juliane Banse, PeteR<br />
BRuns, antti siiRala, kai VogleR u. a.<br />
tiCKets & information:<br />
tel. +49 (0)351 810 54 95<br />
fax +49 (0)351 810 54 96<br />
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WiR danken unseRem kooPeRationsPaRtneR:
Das<br />
Klassik<br />
& Jazz<br />
Magazin<br />
3/2013<br />
plus<br />
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For promotion only.<br />
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#57<br />
#57<br />
Hörbeispiele aus aktuellen CDs<br />
<strong>Die</strong> RONDO-CD ist die ideale Ergänzung zur<br />
Heftlektüre. Wenn Sie diese CD mit Hörproben<br />
auch gerne regelmäßig erhalten möchten,<br />
bestellen Sie einfach ein Abonnement unter<br />
www.rondomagazin.de<br />
1 Finley, Harnoncourt u. a. | Händel (Arr. Mozart): „Bacchus, ewig jung und schön“ 4:53 2 Schorn, Minetti<br />
Quartett | Mozart: Klarinettenquintett A-Dur KV 581, Larghetto 6:25 3 Bartoli, Antonini u. a. | Bellini:<br />
„Casta Diva“ 5:00 4 Chiaroscuro Quartet | Beethoven: Quartett f-Moll op. 95, Allegretto ma non troppo<br />
6:54 5 Ottensamer, Nézet-Séguin u. a. | Debussy (Arr. Koncz): „La fille aux cheveux de lin“ 2:54 6 Bates,<br />
La Nuova Musica | Händel: „De torrente in via bibet“ 3:55 7 Oberlinger | Telemann: Fantasie Nr. 3<br />
h-Moll 3:41 8 Oliver Schnyder Trio | Schubert: Klaviertrio Nr. 1 B-Dur D. 898, Scherzo. Allegro<br />
6:31 9 German Hornsound | Wagner/Verdi: Siegfried und Violetta 3:50 10 Florio |<br />
Wagner (Arr. Rubinstein): „Karfreitagszauber“ (Ausschnitt) 6:02 11 Machaidze, Gatti<br />
u. a. | Puccini: “Quando me’n vò” aus „La Bohème“ 2:26 12 Beczała, Berlin<br />
Comedian Harmonists u. a. | Romberg: „Overhead The Moon Is Beaming“<br />
3:28 13 Strawinski, Columbia Symphony Orchestra | „Danse<br />
de la terre“ 1:15 14 Buttmann | Reger: Passacaglia d-Moll<br />
WoO IV/6 6:41 15 McFerrin und Band | McFerrin:<br />
„Gracious“ 2:34<br />
Gerald Finley, Concentus<br />
1 Musicus Wien, Nikolaus<br />
Harnoncourt u.a.<br />
Händel (Arr. Mozart):<br />
„Timotheus<br />
oder die Gewalt<br />
der Musik“ (Sony),<br />
„Bacchus, ewig<br />
jung und schön“ – 4:53<br />
Matthias Schorn, Minetti<br />
2 Quartett<br />
Klarinettenquintette<br />
(hm/Cavi),<br />
Mozart: Klarinettenquintett<br />
A-Dur<br />
KV 581,<br />
Larghetto – 6:25<br />
Cecilia Bartoli, Giovanni<br />
3 Antonini, Orchestra La<br />
Scintilla<br />
Bellini: „Norma“<br />
(Universal/Decca),<br />
„Casta Diva“ (Ausschnitt)–<br />
5:00<br />
Chiaroscuro Quartet<br />
4<br />
Beethoven, Mozart:<br />
Streichquartette<br />
(hm/aparte),<br />
Beethoven:<br />
Streichquartett<br />
f-Moll op. 95, Allegretto ma non<br />
troppo – 6:54<br />
32<br />
Hörbeispiele aus aktuellen CDs<br />
Andreas Ottensamer, Yannick<br />
Nézet-Séguin, Rotter-<br />
5<br />
dam Philharmonic Orchestra<br />
Portraits: The<br />
Clarinet Album<br />
(Universal/DG),<br />
Debussy (Arr. Stephan<br />
Koncz): „La<br />
fille aux cheveux de lin“ aus den<br />
Préludes – 2:54<br />
David Bates, La Nuova<br />
6 Musica<br />
Dixit Dominus<br />
(hm), Händel: Dixit<br />
Dominus HWV<br />
232, „De torrente<br />
in via bibet“ – 3:55<br />
Dorothee Oberlinger<br />
7<br />
Telemann:<br />
Fantasien (Sony),<br />
Fantasie Nr. 3<br />
h-Moll – 3:41<br />
Oliver Schnyder Trio<br />
8<br />
Schubert: The<br />
Piano Trios (Sony/<br />
RCA), Klaviertrio<br />
Nr. 1 B-Dur op. 99<br />
D. 898, Scherzo.<br />
Allegro – 6:31<br />
German Hornsound<br />
9<br />
Siegfried und Violetta<br />
(Note 1/genuin),<br />
Verdi: Preludio<br />
zum 3. Akt von „La<br />
traviata“; Wagner:<br />
Vorspiel zum Ersten Aufzug von<br />
„Lohengrin“ – 3:50<br />
Jan Florio<br />
10<br />
R. W.: Venezia<br />
(PMY), Wagner<br />
(Arr. Joseph Rubinstein):<br />
„Karfreitagszauber“<br />
(Ausschnitt) – 6:02<br />
Nino Machaidze, Daniele<br />
11Gatti, Orchestre National<br />
de France<br />
Arias and Scenes<br />
(Sony), Puccini:<br />
„La Bohème“,<br />
„Quando<br />
me‘n vò“ – 2:36<br />
Piotr Beczała, Berlin<br />
12Comedian Harmonists,<br />
Lukasz Borowicz, Royal Philharmonic<br />
Orchestra<br />
Richard Tauber<br />
– Mein ganzes<br />
Herz (Universal/<br />
DG), Romberg:<br />
„Overhead The<br />
Moon Is Beaming“ – 3:28<br />
Igor Strawinski,<br />
13Columbia Symphony<br />
Orchestra<br />
Strawinski Conducts<br />
„Le sacre du<br />
printemps“ (Sony),<br />
„Danse de la terre“<br />
– 1:15<br />
Bernhard Buttmann<br />
14<br />
Reger: Orgelwerke<br />
1 (Note 1/Oehms),<br />
Passacaglia d-Moll<br />
WoO IV/6 – 6:41<br />
Bobby McFerrin und Band<br />
15<br />
Spirityouall (Sony),<br />
Bobby McFerrin:<br />
„Gracious“ – 2:34
K<br />
KLASSIK<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Diabelli-Variationen op.<br />
120, Bagatellen op. 119<br />
●●●●●<br />
Daniel-Ben<br />
Pienaar<br />
Avie/Musikwelt<br />
(68 Min., 9/2011)<br />
Wer hören wollte, konnte seit der<br />
spektakulären Aufnahme der Klaviersonaten<br />
Mozarts in Daniel-<br />
Ben Pienaar einen der aufregendsten<br />
Pianisten seiner Generation<br />
erkennen, aufregend, weil da einer<br />
Mozarts theatralische Gesten mit<br />
einer allen Stilkonventionen spottenden<br />
Freiheit ausspielte, ohne<br />
sich in diesem atemberaubend<br />
weiten Ausdruckskosmos im Beliebigen<br />
zu verlieren. Und so gerät<br />
auch sein Weg durch den Raum<br />
der Diabelli-Variationen zu einem<br />
regelrechten Abenteuer, so rücksichtslos<br />
folgt der Südafrikaner<br />
den jähen Bewegungsumschwüngen<br />
und erzeugt in jeder Variation<br />
unerhört interessante Gegenwart,<br />
völlig ungerührt, ob er damit irgendeine<br />
hypothetische stilistische<br />
Konsistenz zerstören könnte.<br />
Wir aber erkennen zunächst<br />
nur Einzelnes, Verblüffendes;<br />
wie Lavageschosse fliegen einem<br />
die Akkorde der Nr. 10 um die<br />
Ohren, nicht minder elektrisierend<br />
gerät der Presto-Galopp der<br />
Nr. 15, in deren Basslinie wunderbar<br />
platzierte „Sprengsätze“ zünden.<br />
Gegensätze werden ins Extreme<br />
– und extrem Schlüssige!<br />
– getrieben, wenn er mächtig federnde<br />
Bassoktaven zum gewaltsam<br />
treibenden Motor der Nr.<br />
17 macht, die folgende Variation<br />
(„poco moderato“) indes bedächtig<br />
ausbreitet wie ein Brahmssches<br />
Intermezzo – und so geht<br />
das auch weiter. Technisch bravourös<br />
(man höre die haklige Nr.<br />
19) werden Bewegungsmuster herausgeschält,<br />
deren Richtung uns<br />
verwirrt. In seinem der pianistischen<br />
Qualität ebenbürtigen Begleitessay<br />
sagt es Pienaar sehr<br />
schön: „So haben wir also oft das<br />
Gefühl, dass, egal wie stark eine<br />
Variation vorwärts strebt, die allgemeine<br />
Richtung auch aufwärts<br />
führt: ein Rausch nach oben, eine<br />
enorme Anstrengung, ein leichtes<br />
Klettern (…) oder ein plötzlicher<br />
Spurt.“ In diesem Geist wirft<br />
er uns bis an die Grenzen dieses<br />
unermesslichen musikalischen<br />
Kosmos. Das mag uns unbehaglich<br />
sein, anstrengend, allzu rücksichtslos.<br />
Aber wir müssen wieder<br />
hören. Er zieht uns in dieses Werk.<br />
Könnte Interpretation Größeres<br />
leisten? Matthias Kornemann<br />
Ludwig van Beethoven,<br />
Robert Schumann<br />
Variations (Eroica-Variationen<br />
op. 35, Sinfonische<br />
Etüden op. 13 u. a.)<br />
●●●●●<br />
Emanuel Ax<br />
Sony<br />
(72 Min., 6/2012)<br />
Emanuel Ax’ Karriere verläuft seit<br />
Jahrzehnten in derart solide-unaufgeregten<br />
Bahnen, dass man<br />
fast vergessen könnte, was für ein<br />
großer Pianist er doch ist. So mag<br />
es einem auch mit dieser CD gehen.<br />
Verglichen mit donnernd<br />
selbstgewissen Versionen wirken<br />
seine „Eroica-Variationen“ geradezu<br />
gefällig, gezähmt und plüschig.<br />
<strong>Die</strong>ses Stück kommt meist als<br />
trotzig gehämmerter Kraft-Beethoven<br />
daher, dessen schattenlose<br />
Architektur das Publikum mit<br />
einem gewissen Interesse, aber<br />
ohne sonderliche Freude durchwandert.<br />
Dem setzt Ax eine Welt<br />
des Dämmerlichts und der Zweifel<br />
entgegen, zart um jenen Dominantseptakkord<br />
entworfen, auf<br />
dem das Thema im dreizehnten<br />
Takt einfach stehenbleibt. Das unerhört<br />
abwechslungsreich komponierte<br />
„Echo“ dieser Fermate<br />
wird so etwas wie Ax’ fein ausgesponnener<br />
roter Faden durch dieses<br />
Werk. Von der allerersten, nur<br />
die Bassstimme abhandelnden<br />
Klassik-CD des Monats<br />
Vincenzo Bellini<br />
Norma<br />
●●●●● Cecilia Bartoli, Sumi Jo, John Osborn, Michele Pertusi,<br />
Giovanni Antonini, Orchestra La Scintilla, Decca/Universal (2CDs, 142<br />
Min., 2012)<br />
Nichts weniger als eine Revolution ist es, die<br />
Cecilia Bartoli und ihr Team mit dieser Aufnahme<br />
versprechen: Erstmals sei Bellinis<br />
Erfolgsoper aus dem Jahre 1831 im Originalklang<br />
zu hören. Und dazu gehören nicht nur<br />
historische Instrumente wie etwa eine Holztraversflöte<br />
für die berühmte Arie „Casta<br />
Diva“, sondern vor allem auch die ursprünglich<br />
vorgesehenen Stimmfarben. Schließlich<br />
war die erste Norma, Giuditta Pasta, nach heutigen Begriffen ein Mezzosopran,<br />
während ihre Nebenbuhlerin Adalgisa von einem hellen, jugendlich<br />
klingenden Sopran gesungen wurde. <strong>Die</strong> Partitur wurde wiederum<br />
von Maurizio Biondi und Riccardo Minasi neu ediert, wobei neben dem<br />
Entfernen von späteren Retuschen insbesondere auch die originale<br />
Orchestrierung und die ursprünglichen Temporelationen wiederhergestellt<br />
wurden. Deklamation und die üppigen Verzierungen wiederum<br />
sollen die Emotionen der Protagonisten in ihren Schattierungen nachzeichnen.<br />
Das ambitionierte Konzept geht auf allen Ebenen auf: Bellinis Orchestersatz<br />
glänzt nicht nur in den vielfältigsten romantischen Farben,<br />
sondern wirkt auch wesentlich komplexer, transparenter und differenzierter,<br />
als dies in Einspielungen mit modernen Klangkörpern der Fall<br />
ist. Und all das ist nur ein Spiegel des Gesangsstils, der sich hier in einer<br />
ungeahnten Textverständlichkeit und einer Überfülle von fein abgestuften<br />
Emotionen entfaltet und sofort begreiflich werden lässt, warum Bellinis<br />
Belcanto der missing link zwischen der Kunst der barocken Kastraten<br />
und der kantablen Dramatik eines Giuseppe Verdi ist. Cecilia Bartoli,<br />
die in barocken Partien nicht immer frei von Manierismen wirkte,<br />
ist hier ganz in ihrem Element: Hier gibt es keinen Spitzenton, der nicht<br />
auch eine individuelle emotionale Färbung besäße und kein Portamento<br />
ohne dramatische Berechtigung – kurz: eine Norma, die in jedem Ton<br />
nicht nur ganz Diva, sondern auch ganz Mensch ist. Carsten Niemann<br />
Abonnenten-CD: Track 3<br />
33
Klassik<br />
Vokal total von Michael Blümke<br />
Faustina Bordoni ist derzeit groß in Mode. Erst vor wenigen<br />
Monaten veröffentlichte Vivica Genaux eine Hommage<br />
an die berühmte venezianische Sängerin (siehe<br />
„Vokal total“ 1/2013), jetzt zieht Roberta Invernizzi mit „I<br />
viaggi di Faustina“ nach. Doch während Genaux Werke<br />
von Händel und Bordoni-Ehemann Hasse präsentierte, spart Invernizzis<br />
Programm genau diese beiden aus und konzentriert sich auf die<br />
heutzutage weniger populären Zeitgenossen Vinci, Mancini und Porpora.<br />
Ein sehr viel abwechslungsreicheres Programm also, und ein entschieden<br />
ergiebigeres, anregenderes. Auch und besonders, was die<br />
sängerische Seite anbelangt. Eine Sopranistin wie Invernizzi sieht sich<br />
in Bordoni-(Mezzo-)Partien nicht mit unbequemen Höhen konfrontiert,<br />
allerdings gibt es enorme Anforderungen an die Beweglichkeit und Koloraturfähigkeit.<br />
Selbst die großen Intervallsprünge in der hochvirtuosen<br />
Nachtigallen-Arie aus Mancinis „Traiano“ meistert sie absolut<br />
sauber. Glossa/Note 1<br />
Wie Bordoni stammte auch Benedetto Marcello aus Venedig.<br />
Der Spross einer Patrizierfamilie war zwar so etwas<br />
wie ein Berufspolitiker, widmete sich aber dennoch<br />
zeitlebens sehr intensiv der Komposition. Allein 84 Duetti<br />
da camera gehen auf sein Konto, sieben davon finden<br />
sich auf einem Konzertmitschnitt aus Brixen vom August 2010 mit<br />
Silvia Frigato und Sara Mingardo. Mingardo, die übrigens ebenfalls<br />
Venezianerin ist, verströmt wie immer verführerisch samtige Alttöne.<br />
Ihre Kollegin allerdings erweist sich, wie wohl technisch nicht zu beanstanden,<br />
als monochrom und einfallslos. Zudem verhärtet sich ihr Sopran<br />
in der Höhe zunehmend, bekommt dort einen immer unschöneren,<br />
penetranteren Klang. Dadurch harmonieren die beiden Stimmen nicht,<br />
vermischen sich nicht. Es ist, als würde man Essigessenz statt Balsamico<br />
über die Erdbeeren träufeln. Und so wird trotz 1a-Mingardo-Qualität<br />
leider kein leckeres Dessert daraus. fra bernardo/Note 1<br />
Nach ihrer Marietta Marcolini gewidmeten CD mit Raritäten<br />
des frühen 19. Jahrhunderts (siehe „Vokal total“<br />
6/2012) kehrt Ann Hallenbetrg zurück zu ihrem Kernrepertoire,<br />
dem Barock. Seltsamerweise entstand „Hidden<br />
Handel“ bereits im Sommer 2010, also noch deutlich vor<br />
ihrer im vergangenen Jahr als Solodebüt gehandelten Marcolini-Aufnahme.<br />
Doch wie dem auch sei, dieses Programm mit Händelschen Alternativarien<br />
ist ein wahres Juwel. Obwohl die Schwedin seit vielen<br />
Jahren ausnahmslos erstklassige Leistungen bietet, zeigt sie sich hier<br />
von der ersten Arie an noch gelöster, noch begeisternder als sonst. Das<br />
zieht sich durch die gesamte CD – entspannt und mit selbstverständlicher<br />
Souveränität reiht sie eine Perle (musikalisch wie stimmlich) an<br />
die nächste. Ihr weicher, schlanker Mezzo hat in diesen zwölf Arien,<br />
von denen neun Ersteinspielungen sind, eine ganz besonders cremige<br />
Note, führt aber beispielsweise in „Vinto è l‘amor“ aus „Ottone“ auch<br />
ihre leichtgängige Agilität vor. naïve/Indigo<br />
Zum Abschluss noch mehr Händel. Alle seine Opern<br />
wurden mittlerweile eingespielt, so macht man sich<br />
jetzt an seine Pasticci: „Giove in Argo“ ist das dritte und<br />
letzte Werk dieser Gattung, 1739 uraufgeführt. Eigentlich<br />
handelt es sich dabei eher um eine abendfüllende Pastorale,<br />
weshalb das Werk nicht ganz so zündet wie Händels dramatischer<br />
angelegte Opern. Der Hingabe des guten bis sehr guten Solistenensembles<br />
(u.a. Ann Hallenberg, Karina Gauvin und Anicio Zorzi Giustiniani)<br />
tut dies aber keinen Abbruch. Virgin Classics/EMI<br />
34<br />
Variation an lässt Ax die Es-Dur-<br />
Energien mit einer detailverliebten<br />
Behutsamkeit verebben, die<br />
uns neugierig macht, wie Beethoven<br />
diese zweifelnden Gegenkräfte<br />
wohl verwandeln wird. Viele<br />
Pianisten zelebrieren diese Momente<br />
um der Kontrastwirkung<br />
willen – sehr schön und sinnvoll<br />
auch das –, bei Ax aber wird dieser<br />
„Innehalt“ allmählich zu einer<br />
Art verborgenem Gegenthema.<br />
Schon in der versonnenen fünften<br />
Variation hält er die Fermate<br />
so lange, bis wir beunruhigt<br />
aufhorchen müssen, sei das Umfeld<br />
noch so unverbindlich klangschön<br />
und poliert, und in der großen<br />
Moll-Variation lässt er ahnen,<br />
dass diese Mächte melancholischen<br />
Stillstandes einmal siegen<br />
könnten.<br />
Aber alles wird gut: Mit der<br />
geradezu euphorisierend klangschön<br />
und kontrolliert aufgebauten<br />
Fuge stellen Ax und Beethoven<br />
die heile Welt wieder her. Es<br />
ist ein Vorgriff auf das Wunder<br />
des Opus 110, und Ax führt uns<br />
das Erlösungsereignis schlüssig<br />
vor Ohren: Im Abgesang der Coda<br />
sind die hemmenden Kräfte des<br />
ominösen Dominantseptakkords<br />
abgebaut, glücklich fließt die Melodie<br />
über diese Schwelle hinüber.<br />
Jetzt ist leider gar kein Platz<br />
mehr für ein paar Schumannund<br />
Haydn-Komplimente übrig.<br />
Aber glauben Sie mir, auch das<br />
wird betörend gediegen geboten.<br />
Bleibt nur meine dringende Empfehlung,<br />
diese Perle aus dem ganzen<br />
Neuerscheinungen-Schrott<br />
herauszufischen. Man wird reich<br />
und anhaltend belohnt!<br />
Matthias Kornemann<br />
Franz Danzi<br />
Flötenquartette op. 56<br />
●●●●○<br />
Karl Kaiser,<br />
Ardinghello<br />
Ensemble<br />
MDG/Codaex<br />
(59 Min., 10/2012)<br />
[…] Dass sich das Ensemble auf<br />
die historisch informierte Interpretation<br />
der Romantik spezialisiert<br />
hat, hört man nicht nur seinem<br />
Namen an, der sich von Wil-<br />
helm Heinses 1787 erschienenen<br />
Roman „Ardinghello“ herleitet.<br />
<strong>Die</strong> Musiker vermeiden sowohl<br />
die Fehler hochromantisch<br />
geprägter Musiker, bei denen die<br />
klassisch angehauchten Partien<br />
bei Danzi oft zu schwer und undurchsichtig<br />
werden; andererseits<br />
widerstehen sie aber auch<br />
der Versuchung, das „Historische“<br />
durch allzu barocke Artikulation,<br />
raue Tongebung oder peitschende<br />
Sturm-und-Drang-Gesten überzubetonen.<br />
Ob virtuose Belcanto-Seligkeit,<br />
romantische Sehnsucht<br />
nach dem Landleben, klassischer<br />
Idealismus oder Momente<br />
von Selbstvergessenheit und Caprice<br />
– all dies fügen die Interpreten<br />
mit klarem Formbewusstsein<br />
bei detailreicher Artikulation<br />
und einem besonders feinen Gespür<br />
für harmonische Schattierungen<br />
zu einem luziden Ganzen,<br />
das zum hörenden Mitmusizieren<br />
einlädt. Als systematische Erkundung<br />
der Ausdruckscharaktere<br />
der Flöte im gleichberechtigten<br />
kammermusikalischen Dialog mit<br />
den Streichern dürfte gerade diese<br />
Werkfolge dazu beitragen, dass<br />
Danzi endlich wieder die ihm gebührende<br />
Wertschätzung erfährt.<br />
<br />
Carsten Niemann<br />
Diverse<br />
„vom küsslichen Mund“ –<br />
Lieder der Mozart-Zeit<br />
●●●●○<br />
Markus Schäfer,<br />
Christine<br />
Schornsheim<br />
Crystal/Delta<br />
Music<br />
(66 Min., 12/2009)<br />
[…] Der frisch entdeckte „Volkston“,<br />
das Strophenlied und die<br />
tändelnde, manchmal auch leicht<br />
moralisierende Idylle bilden den<br />
Hintergrund, vor dem sich die<br />
Wiener Liedkunst zu Mozarts Zeit<br />
entfaltete, doch strecken viele<br />
Komponisten bereits hörbar die<br />
Fühler nach der Romantik aus.<br />
Hier und da schielt der eine oder<br />
andere von ihnen auch mal mit<br />
einer Koloratur nach der Oper oder<br />
belebt die Naturbeschreibungen<br />
mit Tonmalereien, die Christine<br />
Schornsheim mit viel Geschmack,
Witz und Virtuosität plastisch umzusetzen<br />
weiß. Und weil Mozarts<br />
Wiener Kollegen gute Dichter wie<br />
Hölty, Goethe, Bürger, Matthisson,<br />
Klopstock und Schiller für ihre<br />
Vertonungen auswählten und<br />
Markus Schäfer neben seinem<br />
flexiblen Tenor auch Sinn für<br />
feinsinnige, lebendige und<br />
humorvolle Deklamation mitbringt,<br />
kann man die Scheibe<br />
als tönendes Lyrikbändchen genießen,<br />
bei dem sich die von ihren<br />
Schöpfern angestrebte Einheit<br />
von Gedichtvortrag und Musik auf<br />
ganz natürliche Weise von neuem<br />
herstellt. Carsten Niemann<br />
Froberger, D’Anglebert,<br />
J. C. F. Fischer, L. Couperin,<br />
Clérambault<br />
Pour passer la mélancolie<br />
●●●●●<br />
Andreas Staier<br />
harmonia mundi<br />
(75 Min., 2/2012)<br />
[…] Zwischen den beiden<br />
Froberger-Werken leuchtet er<br />
ein enormes Farbenspektrum<br />
der Melancholie an einer Reihe<br />
klug zusammengestellter Werke<br />
französischer und französisch<br />
beeinflusster Komponisten aus:<br />
Knappe, konzentrierte Fugen und<br />
Ricercare stehen neben feierlichen<br />
Tombeaus und virtuosen, aber in<br />
sich kreisenden Chaconnen und<br />
Passacaglien. Zum Reiz der Aufnahmen<br />
trägt das ausgewählte<br />
Instrument bei: Es handelt sich um<br />
ein erst kürzlich restauriertes und<br />
zum Teil rekonstruiertes Cembalo<br />
aus dem 17. Jahrhundert, dessen<br />
Klaviatur 1749 von Joseph Collesse<br />
erweitert wurde. Es verbindet<br />
die sprachliche Präzision und<br />
funkelnde Pracht französischer<br />
Instrumente mit einer gewissen<br />
dunklen Wärme. Und Staier nutzt<br />
diese Farbmöglichkeiten bestens<br />
aus: So etwa in der c-Moll-Suite<br />
von Clérambault, die mit einer fast<br />
täuschend echten Lautenimitation<br />
beginnt, zur Courante hin festlich<br />
aufblüht und sich mit einer überraschenden<br />
„Petite Reprise“ mit<br />
leiser Melancholie vom Hörer verabschiedet.<br />
Carsten Niemann<br />
Gershwin, Copland,<br />
Bernstein, Milhaud u.a.<br />
In Rhythm<br />
●●●●○<br />
Sebastian Manz,<br />
Martin Klett<br />
CAvi/harmonia<br />
mundi<br />
(69 Min., 7 & 8/2012)<br />
[…] Der Drive sitzt perfekt und<br />
kommt doch vital, wie angeboren<br />
daher. Dann wieder geben sich die<br />
beiden jungen Ausnahmemusiker<br />
als coole Boys, die dauerflirtend<br />
über den Broadway schlendern.<br />
Und selbst wenn Manz zwischendurch<br />
seine Klarinette richtig<br />
„dirty“ in Stellung bringt, wirkt<br />
selbst das nicht wie eine schlechte<br />
Parodie auf den Jazz-Jargon,<br />
sondern einfach lässig aus dem<br />
Ärmel geschüttelt. Hier wie überhaupt<br />
in fast allen Stücken hat<br />
es sich somit mehr als nur ausgezahlt,<br />
dass Manz und Klett<br />
musikalisch nie eingleisig gefahren<br />
sind. Der aktuelle Solo-<br />
Klarinettist des RSO Stuttgart hat<br />
das ABC des Jazz in Big Bands<br />
gelernt. Und sein langjähriger<br />
Klavierpartner nimmt sich trotz<br />
vieler kammermusikalischer Verpflichtungen<br />
immer wieder die<br />
Zeit, sich speziell mit dem Tango<br />
zu beschäftigen.<br />
Alles besitzt daher nun Klasse<br />
und Stil. Magisch sanft kosten<br />
Manz & Klett da einen Blues<br />
des walisischen Wahl-Amerikaners<br />
Alec Templeton aus. In der<br />
Duo-Fassung von Aaron Coplands<br />
Klarinettenkonzert spannt man<br />
den Bogen von Erik Satie´schem<br />
Charme bis zum maschinenhaften<br />
Groove, den Sebastian Manz<br />
im rhythmisch soghaften Solo<br />
„New York Counterpoint“ von<br />
Steve Reich mit Raffinement und<br />
elegantem Atem fortspinnt. Und<br />
selbst ein Stück von Astor Piazzolla<br />
oder Darius Milhauds „Scaramouche“<br />
kommen einfach unbeschwert<br />
unterhaltsam und endlich<br />
nicht verkrampft originell<br />
rüber.<br />
Guido Fischer<br />
Justin Heinrich Knecht<br />
Grande Symphonie (Orchesterwerke<br />
und Arien)<br />
●●●●○<br />
Sarah Wegener;<br />
Frieder Bernius,<br />
Hofkapelle Stuttgart<br />
Carus/Note 1<br />
(48 Min., 11/1997, 4/2008 & 2/2011)<br />
[…] So sehr man Knechts pastorales<br />
„Portrait musical de la<br />
nature“, das wie die meisten<br />
anderen dargebotenen Stücke<br />
erstmals auf einem Tonträger<br />
erscheint, als Vorläufer von<br />
Beethovens „Pastorale“ verstehen<br />
darf, so klar ist doch auch, dass<br />
dieses Werk eben wirklich nur<br />
ein Vorgeschmack auf Beethoven<br />
ist. Will sagen: Ohne Bernius’<br />
fast fanatische Liebe zum Detail,<br />
durch die selbst jede kleine Überleitung<br />
zum Ereignis wird, durch<br />
die aber auch etwa jenes nette<br />
kleine „harmonische Labyrinth“<br />
im zweiten Satz, mit dem sich<br />
das herannahende Unwetter ankündigt,<br />
unbestechlich klar und<br />
sauber zum Erklingen gebracht<br />
wird, könnte man Knechts Musik<br />
beinahe für ein ganz klein wenig<br />
belanglos halten …<br />
Aber wir wollen nicht den<br />
Interpreten vom Werk isolieren:<br />
Bernius bietet Knecht mit bedingungslosem<br />
Engagement dar, und<br />
zwar nicht nur seine „Pastoral-<br />
Sinfonie“, sondern auch eine kleine<br />
Auswahl seiner Arien. […]<br />
<br />
Michael Wersin<br />
Leevi Madetoja<br />
Sinfonie Nr. 2, Kuulervo<br />
op. 15, Elegie op. 4 Nr. 1<br />
●●●●○<br />
John Storgårds,<br />
Helsinki Philharmonic<br />
Orchestra<br />
Ondine/Naxos<br />
(62 Min., 5/2012)<br />
Eine achte Sinfonie und eine<br />
abendfüllende Oper ist Jean Sibelius<br />
der Welt bekanntlich schuldig<br />
geblieben. Für beide Unterlassungen<br />
entschädigt uns sein Schüler<br />
Leevi Madetoja (1887–1947). Zu-<br />
nächst hörbar im Banne des Übervaters<br />
stehend, fand er auf dem<br />
Höhepunkt seines Schaffens zu<br />
einem eigenen Stil – wobei seine<br />
groß angelegte zweite Sinfonie,<br />
die unter dem Eindruck des finnischen<br />
Bürgerkriegs entstand,<br />
in dem unter anderem auch Madetojas<br />
Bruder getötet wurde, geradezu<br />
die Geschichte dieser Loslösung<br />
zu erzählen scheint. In<br />
den herrlich weitflächigen Naturschilderungen<br />
der ersten Sätze erinnern<br />
noch etliche Motive und<br />
auch Details ihrer Entwicklung<br />
an Sibelius. <strong>Die</strong> endgültige Wende<br />
bringt der dritte Satz, den Madetoja<br />
mit differenziertem rhythmischem<br />
Gefühl als einen Ausbruch<br />
von zwingender, sich rauschhaft<br />
steigernder Gewalt gestaltet, die<br />
im Augenblick höchster Erregung<br />
überraschend in eine ergreifende<br />
Elegie umschlägt.<br />
Thematisch passend wird die<br />
Sinfonie von der 1913 entstandenen<br />
populären Elegie und von<br />
dem 1890 entstandenen Tongedicht<br />
„Kullervo“ ergänzt, das ein<br />
packendes, unabhängig von Sibelius<br />
gleichnamiger Jugendsinfonie<br />
entstandenes Porträt des tragischen<br />
Helden aus dem Nationalepos<br />
„Kalevala“ ist. Der kraftvoll,<br />
mit unsentimentaler Poesie und<br />
zugleich hintergründig dirigierende<br />
Storgårds sowie das zugleich<br />
brillant und warm timbrierte Philharmonische<br />
Orchester Helsinki<br />
mit seinen glasklar intonierenden<br />
Bläsern sind die Idealbesetzung<br />
für dieses Repertoire. Ein eigenes<br />
Lob verdienen auch die Tonmeister<br />
des Labels Ondine, die Madetojas<br />
grandiose Breitwandeffekte<br />
mit größter Transparenz und Tiefenschärfe<br />
eingefangen haben.<br />
<br />
Carsten Niemann<br />
Weitere Rezensionen<br />
auch online unter<br />
www.rondomagazin.de<br />
35
Klassik<br />
Wolfgang Amadeus<br />
Mozart<br />
Klaviermusik Vol. 4<br />
●●●●●<br />
Kristian Bezuidenhout<br />
harmonia mundi<br />
(71 Min., 10/2011)<br />
Den satten, seiner knirschenden<br />
Geschichtlichkeit weitgehend entkleideten<br />
Klang, in den Kristian<br />
Bezuidenhout die vierte Folge seiner<br />
Mozart-Werkschau hüllt, erzeugt<br />
er mit einem Instrumententyp,<br />
dem Beethoven seine „Sturm-<br />
Sonate“ zugedacht hat – dem<br />
Nachbau eines Walter-Flügels von<br />
1805. Dank dieses historisch „informierten“<br />
Anachronismus’ erfährt<br />
man etwas über die dramatische<br />
Evolution des Klavierbaus<br />
im Wien um 1800. Von einem solchen<br />
Brummer konnte Mozart nur<br />
träumen; der Flügel von 1795, den<br />
Bezuidenhout für die erste Folge<br />
wählte, wäre ihm wohl deutlich<br />
vertrauter vorgekommen.<br />
Hinter diesem instrumentengeschichtlichen<br />
Vorhang besticht<br />
Kristian Bezuidenhout erneut mit<br />
sehr gelöst und undogmatisch<br />
wirkendem Musizieren, frei in den<br />
Tempi, pointiert und geschmackvoll<br />
bei den eigenen Auszierungen<br />
und vor allem modern in der Würdigung<br />
des lange Zeit verschütteten<br />
opernhaften Geistes, der Mozarts<br />
Klaviermusik mit all ihren<br />
empfindsamen Drückern, Seufzern<br />
und gleißenden rhetorischen<br />
Wendungen durchzieht. <strong>Die</strong> D-<br />
Dur-Sonate KV 311 sprüht nicht<br />
nur im Geiste der Opera buffa, wir<br />
erkennen auch, welche orchestra-<br />
Gamben und Cembali durchforsteten.<br />
Doch es braucht eben Zeit,<br />
bis nicht nur das Spiel auf den<br />
Klang-Antiquitäten in Herz und<br />
Blut übergangen ist, sondern vor<br />
allem der Geist der Musik. Und<br />
erst dann beginnt sie wirklich zu<br />
atmen, zu duften, zu betören. Genau<br />
diese Qualität besitzt das<br />
Miteinander des jungen französischen<br />
Quartetts La Sainte Folie<br />
Fantastique. Bereits während<br />
ihrer Studienzeit haben sich der<br />
Violinist, die Gambistin, der Organist<br />
bzw. Cembalist und der Lautenist<br />
zusammengetan, um ihrer<br />
Passion für die Alte Musik nachzugehen.<br />
Nun liegt das Debüt-<br />
Album des Ensembles vor. Und<br />
wenngleich eigentlich das sich<br />
aus zahllosen Raritäten zusammensetzende<br />
Programm der Star<br />
sein sollte, sind es die vier Musiker.<br />
Was die Linienführung, Verve<br />
und Aufhellung der Satzstrukturen<br />
angeht, aber auch den Sinn<br />
fürs melodisch Umschmeichelnde<br />
und Seligmachende, schafft man<br />
an den scheinbar ewig jungen historischen<br />
Instrumenten aus dem<br />
Stand Großes, Bewundernswertes.<br />
Andererseits kann man sich<br />
vielleicht nur zu solchen Höchstleistungen<br />
aufschwingen, wenn<br />
die Noten die entsprechenden<br />
Steilvorlagen bieten. Erstaunlicherweise<br />
haben La Sainte Folie<br />
Fantastique nun Werke von Komponisten<br />
ausgegraben, die nur<br />
noch absoluten Insidern ein Begriff<br />
sind. Dazu gehören der deutsche<br />
Gambist <strong>Die</strong>trich Stoeffken<br />
sowie die Engländer John Jenkins<br />
und Henry Butler. Von ihnen und<br />
weiteren Zeitgenossen wie Wilhelm<br />
Brad hat man Sonaten, Suitensätze<br />
und Solo-Stücke ausgele<br />
Klangvision der dünn wirkende<br />
Satz mit all seinen Farb- und Registerwechseln<br />
birgt.<br />
In der früheren G-Dur-Sonate<br />
K. 283 träumte Mozart noch<br />
nicht über die Holzrahmen seiner<br />
bescheidenen Instrumente hinaus.<br />
Bezuidenhout spielt das immer<br />
noch anfängergeschädigte<br />
Werk zurückgenommener, ja der<br />
marschhaft hingetüpfelte Beginn<br />
des C-Dur-Andantes scheint jedes<br />
Harmlosigkeits-Klischee zu bestätigen.<br />
Doch wollte schon Mozart<br />
seine Hörer ein wenig täuschen<br />
und führt sie in der Durchführung<br />
in unerwartet ernste, mollverdunkelte<br />
Verhältnisse. Bezuidenhout<br />
übersteigert diesen Effekt noch,<br />
indem er den geradezu extraterrestrisch<br />
entrückten E-Dur-Akkord<br />
subtil ergänzt, in den diese<br />
Durchführung mündet, bevor Mozart<br />
chromatisch-knirschend ins<br />
C zurück strebt. Das mag so nicht<br />
im Urtext stehen, aber es offenbart<br />
die kühne Poesie des längst<br />
noch nicht rehabilitierten frühen<br />
Klavierwerks. <br />
Matthias<br />
Kornemann<br />
My Precious Manuscript<br />
Barockwerke von Henry<br />
Butler, John Jenkins,<br />
<strong>Die</strong>trich Stoeffken u.a.<br />
●●●●●<br />
La Sainte Folie<br />
Fantastique<br />
Alpha/Note 1<br />
(67 Min., 9/2012)<br />
Nichts gegen die Pioniere, die vor<br />
einem halben Jahrhundert auch<br />
die Kammermusik mit ihren<br />
wählt, die man vorrangig in dem<br />
sogenannten „Durham Manuscript“<br />
entdeckt hat. <strong>Die</strong>se aus 44<br />
Stücken bestehende Notensammlung<br />
befindet sich in der Bibliothek<br />
der im Nordosten Englands<br />
gelegenen Kathedrale von Durham<br />
und wurde vermutlich zwischen<br />
1675 und 1680 angelegt.<br />
<strong>Die</strong>ses Konvolut ist nicht nur eine<br />
Fundgrube für Musikwissenschaftler,<br />
die sich mit den Schnittstellen<br />
zwischen der englischen<br />
und italienischen Musik im 17.<br />
Jahrhundert beschäftigen wollen.<br />
Wie La Sainte Folie Fantastique<br />
jetzt beweisen kann, ist es eine<br />
Goldgrube. Guido Fischer<br />
Franz Schubert<br />
Licht und Liebe – Lieder<br />
und Vokalquartette<br />
●●●●○<br />
Marlis Petersen,<br />
Anke Vondung,<br />
Werner Güra,<br />
Konrad Jarnot,<br />
Christoph Berner<br />
harmonia mundi<br />
(65 Min., 10/2011)<br />
Zum dritten Mal tritt das „All-<br />
Star-Quartett“ aus Marlis Petersen,<br />
Anke Vondung (bzw. Stella<br />
Doufexis), Werner Güra und Konrad<br />
Jarnot mit einem Ensemble-<br />
Programm in Erscheinung. Nach<br />
Brahms‘ „Liebesliederwalzern“<br />
und Schumanns „Spanischen Liedern“<br />
ist nun Franz Schubert mit<br />
Liedern und Vokalensembles das<br />
Thema – ein Repertoire, das (wie<br />
Beiheftautor Roman Hinke kritisch<br />
anmerkt) beliebte Schu-<br />
<br />
<br />
Franz Liszt<br />
R. W. - Venezia S. 201<br />
P M Y<br />
Frédéric Chopin<br />
Barcarolle Fis-Dur op. 60<br />
Mazurka f-moll op. 68/4<br />
Nouvelle Étude Nr. 2 As-Dur<br />
Berceuse Des-Dur op. 57<br />
Prélude cis-moll op. 45<br />
Nocturne H-Dur op. 62/1<br />
Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche,<br />
so finde ich immer nur das Wort Venedig.<br />
Franz Liszt<br />
La lugubre gondola S. 200/2<br />
Friedrich Nietzsche<br />
R. W. - V E N E Z I A<br />
C H O P I N L I S Z T W A G N E R<br />
J A N F L O R I O P M Y<br />
Richard Wagner<br />
arr. Joseph Rubinstein<br />
Parsifal und die Blumenmädchen<br />
Karfreitagszauber<br />
Franz Liszt<br />
Am Grabe Richard Wagners S. 202<br />
R. W. - Venezia<br />
Jan Florio, Klavier<br />
PMY 102 / EAN 0610098109<br />
www.pmymedia.com<br />
36
ert-Klischees auf den Plan ruft.<br />
Dass man Schuberts Ensemblenummern<br />
indes kaum über einen<br />
Kamm scheren kann, beweist allein<br />
schon die große stilistische<br />
Spannweite zwischen dem ebenso<br />
launigen wie extravertierten<br />
Quartett „Der Hochzeitsbraten“<br />
und dem innigen Duett „Licht und<br />
Liebe“. Beide sind, wie auch die<br />
anderen Ensemblestücke Schuberts,<br />
selten zu hören – wohl einfach<br />
deshalb, weil man sich im<br />
Konzertleben gewöhnlich auf sängerisch<br />
einfach besetzte Liederabende<br />
konzentriert. Umso dankenswerter<br />
die vorliegende Mixtur<br />
aus Soli und Quartetten nebst<br />
je einem Duett und Terzett und<br />
Quartett.<br />
Sängerisch gesehen ist hocherfreulich,<br />
dass Konrad Jarnot seinen<br />
Hang zum Brüllen, der wohl<br />
beinahe seine prachtvolle Stimme<br />
ruiniert hätte, mittlerweile zu<br />
zügeln versteht: <strong>Die</strong> zum Protzen<br />
animierende „Allmacht“ von Pyrker<br />
fällt weit dezenter aus als erwartet.<br />
Keine Sorgen muss man<br />
sich um die urgesunde Marlis Petersen<br />
machen: Sie verfügt über<br />
ein breites vokales Ausdrucksspektrum<br />
und kann sich zu großer<br />
Intensität steigern, ohne dabei<br />
aufdringlich zu werden, wie<br />
sie in „Delphine“ beweist. Werner<br />
Güra und Anke Vondung verstehen<br />
durch lyrischen Schmelz und<br />
berückendes Timbre zu punkten,<br />
bei Güra kommt eine außergewöhnlich<br />
ungezwungene Nähe<br />
zur Sprache hinzu. Besonders erfreulich<br />
ist aber, dass man diese<br />
durchaus individuell gepolten Solisten<br />
ohne weiteres im Ensemble<br />
genießen kann, weil jeder sich<br />
entsprechend zurückzunehmen<br />
versteht. Das klang in der vorigen<br />
Sängergeneration (man denke an<br />
Mathis, Fassbaender, Schreier und<br />
Fi-Di mit ihren für heutige Ohren<br />
kaum zu ertragenden Liebeslieder-Walzern)<br />
noch ganz anders.<br />
Irgendwie, so könnte man meinen,<br />
zieht das Alte-Musik-Ideal<br />
doch weite Kreise – immerhin<br />
spielt Christoph Berner auf dieser<br />
CD auch ein zeittypisches Fortepiano<br />
statt dem sonst allzu üblichen<br />
Steinway. Michael Wersin<br />
Johan Svendsen<br />
Violinkonzert, Sinfonie<br />
Nr. 1<br />
●●●●○<br />
Marianne Thorsen,<br />
Neeme Järvi,<br />
Bergen Philharmonic<br />
Orchestra<br />
Chandos/Note 1<br />
(74 Min., 8/2012)<br />
Nur gut, dass es noch Labels wie<br />
Chandos gibt. Wenn schon Orchester,<br />
Dirigenten und Veranstalter<br />
außerhalb Skandinaviens die<br />
zwei Sinfonien von Johan Svendsen<br />
links liegen lassen – aus Unkenntnis<br />
natürlich, denn die musikalische<br />
Qualität ist definitiv<br />
nicht daran schuld –, so wird allen<br />
Neugierigen und Interessierten<br />
zumindest auf CD die Bekanntschaft<br />
mit diesen wunderbaren<br />
Werken gegönnt.<br />
<strong>Die</strong> dritte Folge seiner Gesamteinspielung<br />
der Orchesterwerke<br />
Svendsens legt Neeme Järvi<br />
mittlerweile vor, erneut erweist<br />
er sich dabei zusammen mit dem<br />
vorzüglichen Bergen Philharmonic<br />
Orchestra als fast idealer Anwalt<br />
des 1840 geborenen Komponisten.<br />
<strong>Die</strong> geringen Einschränkungen<br />
betreffen, wie schon bei<br />
der im vergangenen Jahr veröffentlichten<br />
Aufnahme der zweiten<br />
Sinfonie, das Scherzo, das Järvi<br />
auch hier etwas zu gemütlich angeht<br />
und dem er die nötige rhythmische<br />
Prägnanz schuldig bleibt.<br />
Lässt er sich im Scherzo mehr<br />
Zeit, so nimmt er – ebenfalls analog<br />
zur letztjährigen Folge – den<br />
langsamen Satz dafür etwas zügiger,<br />
ohne deswegen auf delikates<br />
Ausmusizieren und Schwelgen zu<br />
verzichten.<br />
Svendsens Violinkonzert gibt<br />
sich extrovertierter als sein fast<br />
zeitgleich entstandenes Cellokonzert.<br />
Trotzdem ist es kein Virtuosenstück,<br />
auch wenn der Solist<br />
seine Kunstfertigkeit deutlich<br />
stärker ausspielen darf. Marianne<br />
Thorsen unterstreicht mit ihrem<br />
weichen, empfindsamen Ton den<br />
insgesamt eher intimen Charakter<br />
des Werkes.<br />
Eine weitere Empfehlung für<br />
alle, die musikalische Entdeckungen<br />
lieben. Michael Blümke<br />
Antonio Vivaldi, Tomaso<br />
Albinoni, Antonio<br />
Caldara u. a.<br />
Venezia – Opera Arias Of<br />
The Serenissima<br />
●●●●●<br />
Max Emanuel<br />
Cencic, Riccardo<br />
Minasi, Il Pomo<br />
d’Oro<br />
Virgin/EMI<br />
(63 Min., 9/2012)<br />
[…] Mit durchschnittlich zehn Uraufführungen<br />
pro Jahr hielt man<br />
das anspruchsvolle Publikum der<br />
Serenissima bei Laune. Das ergibt<br />
ein Output von etwa 350 Werken<br />
allein für das erste Drittel des 18.<br />
Jahrhunderts. Und genau dieses<br />
hatte Max Emanuel Cencic bei der<br />
Zusammenstellung von “Venezia”<br />
im Blick. Knapp die Hälfte des Programmes<br />
machen Arien von Vivaldi<br />
aus (erfreulicherweise aber<br />
nicht die üblichen Verdächtigen),<br />
den größeren Teil bestreiten Albinoni,<br />
Caldara, Gasparini, Giacomelli,<br />
Porta und Sellitto.<br />
Eine perfekte Auswahl zur<br />
Demonstration von Cencics Kunst,<br />
die mittlerweile ein kaum zu übertreffendes<br />
Niveau erreicht hat.<br />
Trotz stärkster Konkurrenz darf<br />
man behaupten, dass der 36-jährige<br />
Kroate der derzeit führende<br />
Countertenor ist. (Auch wenn Kollege<br />
Jaroussky ätherischer schweben<br />
kann.) Schon die pure Schönheit<br />
und Sinnlichkeit der Stimme,<br />
der so gar nichts Anämisches<br />
oder Strohiges anhaftet, begeistert.<br />
Dazu wird sie weich und elegant<br />
geführt, kann aber auch<br />
energisch zupacken oder attackieren.<br />
Extreme technische Anforderungen<br />
meistert Cencic mit größter<br />
Selbstverständlichkeit, selbst<br />
schnellste Läufe sind stets sauber<br />
und geschmeidig, hohe Töne bindet<br />
er vorbildlich in die Linie ein,<br />
ohne den Fluss zu stören. Gleichzeitig<br />
erweist er sich auch auf gestalterischer<br />
Seite überlegen,<br />
weil er nicht wie etliche Stimmfachkollegen<br />
pauschal im Ausdruck<br />
bleibt, sondern Affekte und<br />
Stimmungen nachdrücklich und<br />
glaubwürdig vermittelt. Unbedingt<br />
empfehlenswert!<br />
<br />
Michael Blümke<br />
Antonio Vivaldi, Georg<br />
Friedrich Händel, Henry<br />
Purcell, Francesco<br />
Cavalli und Claudio<br />
Monteverdi<br />
Enchanted Forest<br />
●●●●○<br />
Anna Prohaska,<br />
Jonathan Cohen,<br />
Arcangelo<br />
DG/Universal<br />
(70 Min., 4 & 9/2012)<br />
[…] Für das mit „Zauberwald“ betitelte<br />
Album ist Prohaska in die<br />
Rollen von Nymphen (Daphne)<br />
Zauberinnen (Armida) und weiteren<br />
weiblichen Mythenwesen geschlüpft,<br />
die zumindest laut ihrer<br />
musikalischen Porträtisten aus<br />
den Sehnsüchten oftmals kein<br />
großes Spektakel gemacht haben.<br />
So schafft es Prohaska etwa in<br />
Henry Purcells trauertrunkenem<br />
„O Let Me Weep“ (aus „The Fairy<br />
Queen“) mit geradezu berückender<br />
Intensität, die Zeit stillstehen<br />
zu lassen. Und auch die pastorale<br />
Innigkeit von Händels „Felicissima<br />
quest´alma“ kommt mit einer<br />
Eleganz und Tonschönheit daher,<br />
dass man vor der gerade mal<br />
30-jährigen Ausdruckskünstlerin<br />
den Hut ziehen muss.<br />
Dass Prohaska aber doch noch<br />
nicht am Ende ihrer Möglichkeiten<br />
angekommen ist, zeigt sie zwischendurch<br />
immer wieder. Gerade<br />
in den eingestreuten Arien, in<br />
denen wie in Händels „Furie terribili“<br />
das Temperamentsbarometer<br />
im roten Bereich ausschlägt, fehlt<br />
Prohaska das nötige Volumen und<br />
die Entspanntheit im technisch so<br />
Anspruchsvollen. Und auch in Vivaldis<br />
„Alma oppressa“ kann Prohaska<br />
trotz makelloser Stimmführung<br />
nicht mit dem furiosen<br />
Beben mithalten, das das von Jonathan<br />
Cohen geleitete Alte Musik-Ensemble<br />
Arcangelo auslöst.<br />
Dennoch ist die Sängerin schon<br />
auf dem allerbesten Weg: Wie sie<br />
schließlich in Monteverdis „Lamento<br />
della ninfa“ das Schmerzhafte<br />
und gleichzeitig die ungeheure<br />
Modernität dieser Musik<br />
bis in die letzte Pore auskostet,<br />
kommt einem goldenen Schuss<br />
mitten ins Herz gleich.<br />
<br />
Guido Fischer<br />
37
J<br />
Jazz<br />
Jack DeJohnette<br />
Special Edition<br />
●●●●●<br />
ECM/Universal<br />
(4 CDs, 174 Min.,<br />
1979–1984)<br />
Auch mit siebzig ist Jack DeJohnette<br />
der jungenhafte Schlagzeuger,<br />
der in der Nachfolge von Tony<br />
Williams zum Fackelträger der afro-amerikanischen<br />
Trommeltradition<br />
wurde. […] Seine Gesamtbegabung<br />
entfaltete sich von 1979<br />
bis 1984 und ist bei ECM auf den<br />
LPs Special Edition, Tin Can Alley,<br />
Inflation Blues und Album Album<br />
dokumentiert.<br />
Mit einer CD-Box dieser vier<br />
Alben feiert ECM jetzt seinen großen<br />
Star. Der huldigte damals seiner<br />
Vorliebe für Bläser. Zum Einsatz<br />
kamen die Meister ihrer Instrumente.<br />
Das waren zunächst<br />
die Saxofonisten David Murray<br />
und Arthur Blythe, dann Chico<br />
Freeman und John Purcell. Letzteres<br />
Gespann wurde später um<br />
den Trompeter Baikida Carroll erweitert.<br />
[…] DeJohnette verstärkte<br />
seine immer geschmeidiger werdenden<br />
Bläsersätze à la Ellington<br />
mit der Melodica, und streng dosiert<br />
ist er als Pianist einer quasi<br />
ernüchterten Jarrett-Schule<br />
zu hören. Dank der Studiotechnik<br />
kann er sich dabei selber am<br />
Schlagzeug begleiten. Als die Jazzwelt<br />
innovative akustische Musik<br />
schon in fusionierten elektrischen<br />
Klangwogen untergehen<br />
sah, war Jack DeJohnette’s Special<br />
Edition Leuchtturm und Verheißung.<br />
Schön, dass sie wieder vernommen<br />
wird<br />
<br />
Thomas Fitterling<br />
In The Country<br />
Sunset Sunrise<br />
●●●●○<br />
ACT/Edel<br />
(65 Min., 5/2012)<br />
Als Piano-Trio aus Skandinavien<br />
zu kommen, kann eine ziemliche<br />
Bürde sein. Weil man stets Gefahr<br />
läuft, mit dem legendären schwedischen<br />
Dreier e.s.t. verglichen zu<br />
werden. Das gilt für die Norweger<br />
von „In The Country“ im be-<br />
[…] Eins aber meidet die<br />
51-Jährige: den swingenden<br />
Combo-Jazz der 1950er. Ihrem<br />
„What Keeps Mankind Alive“ ist<br />
eine bedrohliche, unerbittlich<br />
rumorende Rock-Basis unterlegt,<br />
und der „Train To Heaven“ fährt mit<br />
kreischenden Nebengeräuschen<br />
auf pulsierenden Beats – und<br />
bricht ins Unbestimmte ab. Der<br />
„September Song“ bewegt sich<br />
zwischen perlenden Regentropfen-Tönen,<br />
und „Mack The<br />
Knife“ lebt in einer scheinbar<br />
heilen Krimi-Welt – allerdings<br />
stören diese ein stark verzögertes<br />
Echo und spitze Gitarrensounds.<br />
„Surabaya Johnny“ ist ihr nur ein<br />
paar Pfiffe wert, und im Titelsonderen<br />
Maße. Schließlich sind<br />
Pianist Morten Qvenild, Bassist<br />
Roger Arntzen und Schlagzeuger<br />
Pål Hausken mittlerweile bei<br />
ACT unter Vertrag, eben jenem Label,<br />
das Esbjörn Svensson und den<br />
Seinen einst den Durchbruch in<br />
Europa bescherte.<br />
Keine Ahnung, ob das gewollt<br />
ist oder nicht: Aber der „Birch<br />
Song“, der Auftakt von „Sunset<br />
Sunrise“, klingt mit dem schleppenden<br />
Besen-Groove sowie in der<br />
Melodieführung fast genauso wie<br />
„Believe Beleft Below“, der größte<br />
Balladen-Hit der schwedischen<br />
Superstars. Im späteren Verlauf<br />
verliert das Stück allerdings jegliche<br />
Ähnlichkeit mit der charakteristisch<br />
sonnigen e.s.t.-Melancholie.<br />
Das Klavier rutscht in einen<br />
Bass-Abgrund, merkwürdige Störgeräusche<br />
sind zu vernehmen, die<br />
sich wie das Zirpen eines elektronischen<br />
Totenvogels ausnehmen.<br />
Womit der eigentliche Grundton<br />
der Aufnahme angeschlagen<br />
wäre.<br />
„Sunset Sunrise“ wird ungeachtet<br />
seiner friedlich-meditativen<br />
Oberfläche von einer permanenten<br />
Spannung bestimmt. Oftmalige<br />
Klangverfremdungen und<br />
vom Klavier gehämmerte Achtel<br />
erzeugen eine düstere, bedrohliche<br />
Stimmung. Und selbst, wenn<br />
es mal etwas heiterer zugeht wie<br />
in dem skurrilen „Steelplants“,<br />
wähnt man sich keineswegs behaglich<br />
auf dem Lande, wie es<br />
der Bandname andeutet, sondern<br />
eher in einer fehlfarbenen Science-Fiction-Landschaft.<br />
e.s.t.-Epigonen? Von wegen.<br />
Mit „Sunset Sunrise“ beweisen „In<br />
The Country“, dass sie mehr mit<br />
Edvard Grieg oder Radiohead gemeinsam<br />
haben als mit Esbjörn<br />
Svensson<br />
Josef Engels<br />
Caroline Henderson<br />
Lonely House<br />
●●●●○<br />
Sony<br />
(45 Min., kein Aufnahmedatum)<br />
Meilenstein<br />
John Coltrane<br />
Van-<br />
The Complete 1961 Village<br />
guard Recordings<br />
38<br />
Impulse!/Universal<br />
IMP 42322<br />
(11 /1961, 4 CDs)<br />
„COLTRANE: The<br />
Complete 1961 Village<br />
Vanguard Recordings“.<br />
Man beachte, wie die Rezeption<br />
durch diese Titelgebung gelenkt wird, die unauffällig<br />
ein wenig in die Irre führt. Denn gerade<br />
nicht die Fokussierung auf ein monomanisches<br />
Saxofongenie macht die eigentliche<br />
Bedeutung dieser Aufnahmen aus; sie sind<br />
vielmehr das wichtigste Dokument der Partnerschaft<br />
mit Eric Dolphy, der im Juni 85 Jahre<br />
alt geworden wäre. Er sollte eigentlich mit<br />
auf den Titel, denn anders als die Zusammenarbeit<br />
mit Johnny Hodges, die Coltrane noch<br />
als Anfänger ausweist oder die Union mit<br />
Pharoah Sanders, die letztlich ein Kräftemessen<br />
zwischen Lehrer und Schüler darstellt,<br />
handelt es sich hier um eine Begegnung mit<br />
einem gleichrangigen, stilistisch andersgearteten,<br />
aber nicht weniger innovativen und<br />
eigenständigen Saxofonisten.<br />
Sie erregte Aufsehen – und Kopfschütteln:<br />
Coltrane hatte mittlerweile alle traditionellen<br />
Vorstellungen saxofonistischen Schönklangs<br />
über den Haufen geworfen. Er schrie,<br />
raste, tobte, bebte mit einer selten zuvor so<br />
stark entwickelten Eruptivkraft auf dem Saxofon;<br />
sein Klang war beißend scharf geworden,<br />
trübte sich oder quäkte. <strong>Die</strong> sich überschlagenden<br />
Stimmen von Gospelpredigern, die Intensität<br />
von Schlangenbeschwörern spiegelten<br />
sich in seinem Tenor- bzw. Sopran-Sound.<br />
Dolphys Spiel zeugt kaum weniger von Besessenheit<br />
und Getriebenheit als das Coltranes.<br />
In rasenden Läufen voller unerwarteter<br />
Intervallsprünge, Wendungen und Atempausen<br />
hüpft und windet er sich scheinbar atonal<br />
durch harmonische Labyrinthe, die um ein<br />
Vielfaches komplexer sind als der vergleichsweise<br />
statische Hintergrund von der Rhythmusgruppe,<br />
die aus McCoy Tyner (p), Reggie<br />
Workman bzw. Jimmy Garrison (b), Elvin Jones<br />
bzw. Roy Haynes (dr) besteht. Dabei gackert,<br />
kreischt und blökt der quirlige Mann,<br />
der gern zum Zwitschern der Vögel übte,<br />
auf Altsax und Bassklarinette wie eine aufgescheuchte<br />
Menagerie. Dass der frei chromatisch<br />
empfindende Dolphy Coltranes Konzeption<br />
des modalen Jazz nicht ganz unterschreiben<br />
konnte – er improvisierte über<br />
hinzugedachte Harmoniegerüste – macht den<br />
Kontrast zwischen den beiden Saxofonisten<br />
besonders spannend. Marcus A. Woelfle
song „Lonely House“ schaffen<br />
reduzierte Kontrabassfiguren<br />
und schmatzende Digitalsounds<br />
eine mystische Einsamkeitsatmosphäre,<br />
über die sich die<br />
scheinbar unberührte Gesangsstimme<br />
hoffnungsvoll erhebt.<br />
Das Konzept, Weills Songs zu<br />
entstauben und in eine aktuelle<br />
musikalische Umgebung zu<br />
heben, funktioniert. Caroline<br />
Henderson gelang eine grundlegende<br />
Neu-Interpretation von<br />
Format. Werner Stiefele<br />
Nilson Matta<br />
Nilson Matta’s Black<br />
Orpheus<br />
●●●●○<br />
Motéma/Membran<br />
(59 Min., 4/2012)<br />
Sich jahrelang gehegte Träume<br />
zu verwirklichen, ist nicht der<br />
schlechteste Anlass für eine Plattenaufnahme.<br />
Der Bassist Nilson<br />
Matta hörte 1956 den Soundtrack<br />
zum Theaterstück „Orfeo da Conceiçã“<br />
und drei Jahre später die<br />
Musik zum Spielfilm „Black Orpheus“<br />
– und diese beiden Schlüsselwerke<br />
für die Bossa-Nova-Welle<br />
der 1960er ließen ihn nicht mehr<br />
los. Nun hat er sie äußerst liebevoll<br />
in Jazz verwandelt, wobei ihm<br />
Größen wie der Trompeter Randy<br />
Brecker, die Pianisten Kenny Barron<br />
und Klaus Müller, die Sängerinnen<br />
Gretchen Parlato und Leny<br />
Andrade sowie der Klarinettist<br />
Anat Cohen zur Seite standen.<br />
Herausgekommen ist eine<br />
rundum schlüssige Neufassung,<br />
die hohes musikalisches Niveau<br />
mit den Anforderungen gepflegter<br />
Unterhaltungsmusik vereint.<br />
[…] Nilson Matta gönnt sich zwar<br />
einige dezent eingeklinkte Bassfeatures,<br />
bleibt aber stets ein Ensemblemitglied<br />
ohne Sonderstatus.<br />
In seinen Versionen entfalten<br />
die von Antonio Carlos Jobim und<br />
Luiz Bonfá komponierten Stücke<br />
ihr südamerikanisches Flair in<br />
einer typisch New Yorker Jazzumgebung.<br />
Werner Stiefele<br />
Emile Parisien<br />
Chien Guêpe<br />
●●●●●<br />
Laborie/edel<br />
(40 Min., 2011)<br />
Man kennt den 30-jährigen Saxofonisten<br />
Emile Parisien als Mitglied<br />
von Daniel Humairs aktueller<br />
Gruppe. Der Drummer-Leader<br />
hat auch Sylvain Darrifourcq<br />
gefördert, der an Schlagzeug und<br />
an Zither integraler Teil des Emile<br />
Parisien Quartet ist. Zu dieser<br />
Formation gehören noch der Pianist<br />
Julien Touéry und der Kontrabassist<br />
Ivan Gélugne. Bereits<br />
seit 2004 spielen die vier zusammen<br />
und verwirklichen ihrer Generation<br />
adäquat als Kollektiv,<br />
was Humair für den Jazz für heute<br />
fordert: dass man nämlich bereit<br />
sein müsse, eingefahrene Routine<br />
zu verlassen, auf Abwege zu<br />
geraten, die dann zu neuen, verfeinerten<br />
Aussagen führen können.<br />
Das Quartett tut dies aus dem<br />
Geist des Free Jazz, der aber so gar<br />
nichts mit teutonischer Bilderstürmerei<br />
zu tun hat, sondern sich<br />
dem Dadaismus und dessen humorvoller<br />
Seite verbunden weiß.<br />
Das kommt schon in den Titeln<br />
zum Ausdruck und findet seine<br />
Fortsetzung in der von der Pataphysik<br />
inspirierten Cover-Gestaltung<br />
inklusive Liner Notes.<br />
In der Musik schließlich wird<br />
dieser Ansatz zu episch lustvollem<br />
Erleben. Musiziert wird weitgehend<br />
kollektiv. Immer wieder<br />
mutieren geräuschhafte Phasen<br />
zu vielschichtig verwobenen<br />
Motiven. Selbst in hochenergetischen<br />
Passagen sind die vier Stimmen<br />
punktgenau aufeinander bezogen.<br />
Alles ist durchdrungen von<br />
einer clarté lucide, einer hellsichtigen<br />
formbewussten Klarheit.<br />
Abwege – wenn sie denn welche<br />
waren – werden zu sinnfälliger,<br />
verfeinerter Aussage, und Höranstrengung<br />
löst sich in beglückendem<br />
Erleben, das Intellekt und<br />
Seele gleichermaßen rührt. Bei<br />
der enormen Dichte an musikalischem<br />
Material bekommt der Hörer<br />
mehr Musik, als auf manch anderer<br />
Einspielung doppelter Länge.<br />
Thomas Fitterling<br />
Tingvall Trio<br />
In Concert<br />
●●●●●<br />
Skip Records/<br />
Soulfood<br />
(79 Min., 10/2012)<br />
An manche Konzerte erinnert<br />
man sich immer wieder gern. So<br />
muss es auch gewesen sein, als<br />
das Tingvall Trio am 27. Oktober<br />
2012 beim Bad Wörishofener Festival<br />
„Jazz Goes To Kur“ und tags<br />
drauf im Innsbrucker Treibhaus<br />
sein Publikum in seinen Bann<br />
zog. Aus diesen beiden Auftritten<br />
kompilierten sie das randvolle<br />
Live-Album; die Veröffentlichung<br />
auf zwei LPs enthält darüber hinausgehende<br />
Bonus-Tracks. Das<br />
Repertoire umfasst ausschließlich<br />
Stücke, die sie bereits auf ihren Alben<br />
„Skagerrak“, „Vägen“, „Norr“<br />
und „Vattensaga“ vorgelegt hatten.<br />
<strong>Die</strong> Auftrittsatmosphäre verleiht<br />
ihnen allerdings neue Frische;<br />
durch das jahrelange Zusammenspiel<br />
des Trios wirken sie zudem<br />
impulsiver und interaktiver als die<br />
ohnehin schon attraktiven Studioversionen.<br />
[…] „Movie“, und „Hajskraj“<br />
halten mit Tempo, virtuosen Soli<br />
und wechselnden Klangfarben<br />
die Spannung hoch, bevor die Ballade<br />
„Utsikt“ zunächst Entspannung<br />
ankündigt, zwischendurch<br />
aber raffiniert Tempo und Intensität<br />
anzieht. Nach dem „Valsang“<br />
steuern der Calypso „Mjau“<br />
und das von harten Rhythmen geprägte<br />
Medley „Trolldans – Monster“<br />
auf ein mitreißendes Finale<br />
hin. <strong>Die</strong> Ballade „Efter Livet“ und<br />
das von einer magischen Bassfigur<br />
durchzogene „Nimis“ sorgen<br />
dafür, dass sich das angenehme<br />
Konzerterlebnis verfestigt. <strong>Die</strong>se<br />
bestens dosierte Dramaturgie aus<br />
herrlichen Melodien, großartig<br />
aufgebauten Spannungsbögen<br />
und dynamischen Wechseln hebt<br />
das Album auf eine Ebene mit<br />
den Live-Klassikern „At The Pershing“<br />
und „Concert By The Sea“<br />
der Trios von Ahmad Jamal beziehungsweise<br />
Erroll Garner.<br />
<br />
Werner Stiefele<br />
09. Juni bis<br />
28. Juli 2013<br />
DIE<br />
BERNAU<br />
ERIN<br />
Musikalische Leitung: Christian von<br />
Gehren, Inszenierung: Marcus Everding,<br />
Bühne und Kostüme: Thomas Pekny,<br />
Orchester der Carl Orff-Festspiele<br />
Andechs, Andechser Festspielchor<br />
CARMINA<br />
BURANA<br />
Musikalische Leitung: Christian von<br />
Gehren, Lichtkonzeption: Marcus<br />
Everding, Orchester der Andechser<br />
ORFF ® -Akademie des Münchner<br />
Rundfunkorchesters, Carl-Orff-Chor<br />
Marktoberdorf<br />
ORFF & JAZZ<br />
Leitung: Ulf Schirmer,<br />
Münchner Rundfunkorchester<br />
KAMMER-<br />
KONZERTE<br />
Andechser ORFF ® -Akademie des<br />
Münchner Rundfunkorchesters<br />
Eintrittskarten<br />
Kloster Andechs<br />
Tel. (08152) 376 - 400<br />
München Ticket<br />
Tel. (089) 54 81 81 81<br />
www.carl-orff-festspiele.de<br />
Jetzt<br />
Tickets<br />
sichern!<br />
39
B<br />
Bücher<br />
Paul Hindemith<br />
Vorschläge für den<br />
Aufbau des türkischen<br />
Musiklebens<br />
Als Kemal Atatürk<br />
1923 die Türkische<br />
Republik ausrief,<br />
gehörte für ihn<br />
auch die kulturelle<br />
Annäherung an die<br />
westliche Moderne<br />
zu seinen wichtigsten Zielen. Und<br />
gerade die Erneuerung des Musikschul-<br />
und Konzertwesens lag ihm<br />
besonders am Herzen. Ab 1924<br />
lud er daher aus Deutschland und<br />
Österreich Pädagogen und Komponisten<br />
ein, Ausbildungskonzepte<br />
zu erarbeiten und am Aufbau<br />
etwa eines Konservatoriums und<br />
türkischen Opernlebens mitzuwirken.<br />
Über den Mittelsmann<br />
Wilhelm Furtwängler konnte so<br />
1934 Paul Hindemith für dieses<br />
ehrgeizige Projekt gewonnen werden.<br />
Vier Mal, von 1935 bis 1937,<br />
reiste er so für jeweils mehrere<br />
Wochen in die Türkei, um sich<br />
vor Ort über das Musikleben zu informieren.<br />
Und dass es eine Menge<br />
zu tun gab, dokumentieren die<br />
drei von Hindemith minutiös ausgearbeiteten<br />
Berichte, die jetzt als<br />
Faksimile veröffentlicht wurden.<br />
<strong>Die</strong> Orchesterinstrumente waren<br />
in einem katastrophalen Zustand.<br />
Der Unterricht war „tadelswert“.<br />
Und neben den wichtigen,<br />
aber mit enormen Zöllen belegten<br />
Unterrichtsmaterialien aus dem<br />
Ausland war Hindemith auch die<br />
exorbitante Besteuerung von Konzerten<br />
ein Dorn im Auge, die einen<br />
florierenden Konzertbetrieb nach<br />
westlichem Vorbild im Keim erstickte.<br />
Aber Hindemith legte eben<br />
nicht nur den Finger in die zahllosen<br />
Wunden, sondern erarbeitete<br />
genauso viele Verbesserungsvorschläge,<br />
von denen selbst heute<br />
noch hiesige Kulturpolitiker etwas<br />
lernen können.<br />
Guido Fischer<br />
Staccato, 200 S., € 30,00<br />
Karl Löbl<br />
Der Balkonlöwe<br />
1998 stand Karl<br />
Löbl ein letztes Mal<br />
auf dem Balkon<br />
eines Wiener Musentempels<br />
und<br />
sprach aus dem<br />
Stand heraus seine<br />
Premieren-Kritik in die Kamera<br />
des ORF-Fernsehens. Elf Jahre<br />
lang hatte Löbl diese Kunst der<br />
Spontan-Rezension beherrscht,<br />
bei der er in zweieinhalb Minuten<br />
topquotenträchtig Fachkenntnis<br />
mit Gespür fürs unterhaltsam<br />
Pointierte verknüpfte. Bevor Löbl<br />
1987 auf TV-Sendung ging, war er<br />
in Österreich als Musik- und Theaterkritiker<br />
längst eine Institution,<br />
die branchenüblich geliebt und<br />
gehasst wurde. Heute ist der gebürtige<br />
Wiener bereits über Achtzig<br />
und hat dementsprechend einiges<br />
zu berichten aus seinem<br />
weiterhin aktiven Chronistenleben.<br />
Und auch in seiner Autobiographie<br />
hat sich Löbl den völlig<br />
uneitlen, zuweilen äußerst saloppen<br />
Ton bewahrt, der ihn wohltuend<br />
von manchem selbstverliebten<br />
Starkritiker-Kollegen unterscheidet.<br />
Löbl schreibt da genauso<br />
offenherzig, aber nie mit nachträglich<br />
ausgefahrenen Ellenbogen<br />
über so manche Niederlagen<br />
wie über seine großen Vorbilder<br />
im Journalismus und aktuellen<br />
Lieblingssänger. Und selbst seine<br />
Rückblicke hinter die Opern-Kulissen<br />
und Erinnerungen an die<br />
Begegnungen mit allerlei Prominenz<br />
von Bernstein über Will<br />
Quadflieg bis Anja Silja und Karajan<br />
bieten keinerlei Stoff für skandalgierige<br />
Schlüssellochgucker.<br />
Vielmehr schwingt immer das<br />
durch, was sich Löbl über Jahrzehnte<br />
hinweg bewahrt hat: es ist<br />
schlicht und einfach seine Liebe<br />
zur Musik. Guido Fischer<br />
Seifert, 216 S., € 24,90<br />
Gottfried Wagner<br />
Du sollst keine anderen<br />
Götter haben neben mir<br />
Ich höre sie schon<br />
aufschreien. All die<br />
Wagner-Adepten,<br />
die ihr Idol durch<br />
dieses Buch beschmutzt<br />
und besudelt<br />
wähnen. Wo<br />
doch der in diesem Jahr so überreichlich<br />
gefeierte Bayreuther<br />
Meister dafür recht gut selbst<br />
sorgte. Urenkel Gottfried Wagner<br />
schlüsselt es nur auf. Hatte er in<br />
seiner 1997 erschienenen Autobiografie<br />
„Wer nicht mit dem Wolf<br />
heult“ die Fehden, Ränke und Lebenslügen<br />
seiner Familie und ihre<br />
Verflechtung mit dem NS-Regime<br />
in den Vordergrund gestellt, so<br />
nimmt er jetzt als Musikhistoriker<br />
die Weltanschauung seines Urgroßvaters<br />
genauer unter die<br />
Lupe. Keine Biografie mithin, sondern<br />
eine nach unterschiedlichen<br />
Aspekten wie „Der Zocker und<br />
Schnorrer“, „Der Karrierist und Intrigant“,<br />
„Der Frauenverächter“,<br />
„Der Rassenantisemit“ (um nur<br />
einige zu nennen) geordnete Wesensanalyse,<br />
ein scharfsichtiger<br />
Charaktereinblick. Der Komponist<br />
wird vom Podest gehoben, um ihn<br />
aus der Nähe betrachten zu können,<br />
es wird Klartext geredet und<br />
nichts beschönigt oder verklärt.<br />
Das ist sehr erfrischend, ein wahrer<br />
Genuss, endlich einmal keine<br />
Hagiografie vorgesetzt zu bekommen.<br />
Menschen sind nun einmal<br />
keine Heiligen, noch viel weniger<br />
geniale Künstler, bei denen Egomanie<br />
oftmals eine Voraussetzung<br />
ist, um Außerordentliches<br />
schaffen zu können. Warum sollte<br />
gerade Wagner eine Ausnahme<br />
bilden? Wer liebt, verträgt auch<br />
die Wahrheit. Und die hat bekanntlich<br />
immer zwei Seiten.<br />
Weshalb es nicht verkehrt ist, eine<br />
weitere Meinung einzuholen.<br />
Aber die erste sollte die von Gottfried<br />
Wagner sein. Pflichtlektüre<br />
für jeden, der sich ernsthaft mit<br />
Wagner auseinandersetzen möchte<br />
– und definitiv der wichtigste<br />
Beitrag zum Jubiläumsjahr.<br />
<br />
Michael Blümke<br />
Propyläen, 304 S., € 19,99<br />
Rainer Hüls/Martin<br />
Schaarschmidt<br />
Hearing Stories – Geschichte,<br />
Gespräche und<br />
Gedichte über das Hören<br />
„Sie haben Ohren<br />
und hören nicht“,<br />
heißt es im Buch<br />
der Psalmen. Vielleicht<br />
ist es ein Zitat<br />
wie dieses, das die<br />
Autoren Rainer<br />
Hüls und Martin Schaarschmidt<br />
zu dem großen Streifzug durch die<br />
Welt des Hörens inspirierte. Wir<br />
erleben lesend die Welt von Klangkünstlern<br />
und Stimmtrainern,<br />
von Geräuschemachern und Komponisten.<br />
Legendäre Schicksale<br />
wie Beethovens Taubheit fehlen<br />
nicht, es gibt auch interessante<br />
Einblicke in die Hörwelt anderer<br />
großer Persönlichkeiten: So erfahren<br />
wir, dass die Schauspielerin<br />
Jodie Foster nach einer Virusinfektion<br />
mehr als die Hälfte ihres Hörvermögens<br />
verlor und stolz ein<br />
Hörgerät trägt, dass der Dirigent<br />
Wilhelm Furtwängler vor Angst<br />
Beethovens Schicksal zu erleiden,<br />
vergeblich versuchte, mit Hilfe<br />
technischer Unterstützung zu dirigieren<br />
– und sich dann absichtlich<br />
eine tödliche Lungenentzündung<br />
zuzog. Immer wieder trifft<br />
man beim Lesen auf die Verherrlichung<br />
des Hörens, wie es in vielen<br />
Gedichten, von der Frühromantik<br />
bis Hesse und darüber hinaus in<br />
Worte gefasst wird. Und wer angesichts<br />
so schöner Worte über das<br />
„Horchen auf die vielerlei Stimmen“<br />
(Hesse) ein Gefühl des unwiederbringlichen<br />
Verlustes empfindet,<br />
dem sei das Interview mit<br />
dem Hörkünstler Sam Auinger<br />
ans Herz gelegt, der eine neue Kultur<br />
des Hörens einfordert und mit<br />
seinen Arbeiten umsetzt. Manche<br />
Völker haben ja den emotionalen<br />
Bezug zum Hören nie verloren.<br />
Zum Beispiel die Italiener: Bei ihnen<br />
ist „Hören“ und „Fühlen“, dasselbe<br />
Wort – „sentire“. Ich höre,<br />
also fühle ich – und umgekehrt.<br />
<br />
Oliver Buslau<br />
Innocentia Verlag, 390 S., € 16,90<br />
40
Fotos: Raffaello Raimondi<br />
M<br />
Magazin<br />
Im <strong>Die</strong>nste der Musik<br />
Sein Brahms war herb bis konzessionslos schroff<br />
und ernst. Bei Mozart verbannte er jede rokokohafte<br />
Eleganz. Und wo andere bei Bruckner Stimmungen<br />
entdeckten, legte er aus dem Notentext Entwicklungsbögen<br />
und motivische Zusammenhänge frei. Jede Aufnahme<br />
von Otto Klemperer ist ein Bekenntnis zur klaren<br />
Ausdeutung, ein Versuch der Objektivität, der architektonischen<br />
Transparenz – auch wenn in den letzten<br />
Jahren seine Tempi gefährlich in die Breite gingen. Am 6.<br />
Juli jährt sich zum 40. Mal der Todestag dieses unerbittlichen<br />
<strong>Die</strong>ners in der Sache. Und mit gleich drei unterschiedlich<br />
bestückten CD-Boxen ist jetzt die „Klemperer<br />
Edition“ komplett, die 2012 mit Einspielungen von Mozart-<br />
Opern, Beethoven und Brahms eröffnet wurde. Alle Aufnahmen<br />
sind mit jenem London Philharmonia Orchestra<br />
entstanden, das er von 1954 bis fast zu seinem Lebensende<br />
dirigierte. Und selbstverständlich fehlen nicht Klemperers<br />
ungemein gestrafften, die dramatischen Proportionen freilegenden<br />
Mahler-Interpretationen – darunter auch das<br />
„Lied von der Erde“ mit den Solisten Christa Ludwig und<br />
Fritz Wunderlich als absolutem Höhepunkt. Als erfrischend<br />
durchgeputzt, fernab neo-romantischer Barockpflege, erweisen<br />
sich dagegen Bachs Orchestersuiten und Brandenburgischen<br />
Konzerte (kein Wunder, dass Nikolaus Harnoncourt<br />
den Bach-Dirigenten Klemperer enorm schätzte!).<br />
Der Rundgang durch die klassische Moderne beginnt<br />
bei Strawinskis impulsiv genommener „Sinfonie in drei<br />
Sätzen“ und präsentiert selbst den Komponisten Klemperer<br />
in seiner 2. Sinfonie als versierten Mahler-Jünger. Als<br />
Bonus gibt es ein Radiofeature von Jon Tolansky, bei dem<br />
nicht nur Weggefährten Klemperers zu hören sind, sondern<br />
auch dessen knorrige Stimme. <br />
Guido Fischer<br />
Klemperer-Edition: Bach, Rameau, Händel, Gluck, Haydn<br />
(8 CDs), Mahler (6 CDs), Hindemith, Klemperer, Strawinski,<br />
Weill (4 CDs), EMI<br />
Der Edelmann<br />
Das berühmteste Pulttitanen-Treffen der Musikgeschichte<br />
fand 1929 in Berlin statt und wurde glücklicherweise fotografiert.<br />
Rechts außen stand Wilhelm Furtwängler. Und<br />
um fast zwei Köpfe überragte Otto Klemperer da<br />
Erich Kleiber, Arturo Toscanini und – ganz links –<br />
den gutmütig lächelnden Bruno Walter. Natürlich<br />
gehörte der Berliner in diesen Kreis der Großen.<br />
Auch wenn manche seiner Kollegen auf Walter<br />
nicht immer gut zu sprechen waren. So schimpfte<br />
Toscanini ihn gar einen „sentimentalen Narren“, da<br />
Walter unerschütterlich an den sittlichen und göttlichen<br />
Mächten der Musik festhielt.<br />
Angesichts der historisch dunklen Zeiten, die auch<br />
ihn 1939 ins amerikanische Exil trieben, mag Walters<br />
ethisches Credo rückblickend tatsächlich etwas weltfremd<br />
erscheinen. Hört man aber seine zahllosen Aufnahmen,<br />
die er in den USA mit dem Columbia Symphony Orchestra<br />
und den New Yorker Philharmonikern einspielte, mag man<br />
dem harmoniesüchtigen Musiker nicht widersprechen.<br />
Denn allein sein Mozart besaß einen beseelten Zauber<br />
und natürlichen Atem, der einen an die überirdischen<br />
Kräfte der Musik glauben lassen möchte. Ähnliche Erlebnisse<br />
hat man bei „seinen“ Brahms und Bruckner, die er<br />
im hohen Alter geradezu liebenswürdig schlicht dirigierte.<br />
Und selbst in den Sinfonien seines Freundes Gustav Mahler<br />
bewahrte Walter sich seine ästhetische Integrität, die mehr<br />
auf Schönheit und Versöhnung denn auf Zerrissenheit und<br />
Seelenqual aus war. An all diese wertvollen Sternstunden<br />
erinnert die schwergewichtige CD-Edition mit Aufnahmen<br />
aus Walters letzten zwanzig Schaffensjahren. Und das, was<br />
Leonard Bernstein kurz nach Walters Tod 1962 über den<br />
Menschen gesagt hat, trifft gleichermaßen auf den Musiker<br />
zu: „Er war ein Mann voller Freundlichkeit und Wärme, Güte und<br />
Hingabe.“ <br />
Guido Fischer<br />
Bruno Walter: The Edition (39 CDs), Sony<br />
Ein überzeugter Klangdemokrat<br />
Am Ende, nach dem Es-Dur-Schlussakkord, bricht er aus.<br />
Ein einziger Jubelchor. Und selbst, als sich die Musiker des<br />
Lucerne Festival Orchestra freundschaftlich untereinander<br />
verabschiedet und daraufhin das Podium verlassen<br />
haben, steigert sich das Publikum nochmals,<br />
als Claudio Abbado zurückkehrt und mit<br />
einem Blumenregen bedacht wird. Am 21.<br />
August 2003 feierte man ihn, den Geburtsvater<br />
des eben frisch gegründeten, mit<br />
allerlei Prominenz bestückten Lucerne<br />
Festival Orchestra. Und nicht zuletzt war<br />
man immer noch gefesselt, wie hier ein<br />
sinfonisches Schwergewicht unter Hochspannung<br />
gesetzt worden war. Kurz zuvor<br />
hatte der von einer schweren Krankheit genesene<br />
Abbado seinen 70. Geburtstag gefeiert.<br />
Und bald können die sich „Abbadiani“ nennenden<br />
Abbado-Fans ihm zu seinem Achtzigsten gratulieren – am<br />
26. Juni! Zur Einstimmung gibt es schon jetzt einen dicken<br />
CD-Würfel, der sämtliche sinfonischen Einspielungen von<br />
Abbado für die Deutsche Grammophon umfasst. Dazu gehören<br />
selbstverständlich die schon sagenumwobenen<br />
Mahler-Aufnahmen wie alle Neune von Beethoven, bei<br />
denen der Italiener über quellenkritisches Partiturstudium<br />
für ungemein moderne Inneneinsichten sorgte. Auch<br />
hier dirigierte Abbado seine Berliner Philharmoniker, mit<br />
denen er ab 1989 eine Ära einläutete, von der selbst sein<br />
Nachfolger Simon Rattle zehrte. Wenn es zudem einen<br />
Star-Dirigenten wider Willen gegeben hat, der zudem für<br />
frischen Wind in der Orchesterlandschaft gesorgt hat, dann<br />
Abbado. Und so begegnet man bei Mozart, Haydn, Schubert<br />
und Mahler seinen sofort erwachsenen Prachtkindern,<br />
dem Mozart Orchestra, dem Chamber Orchestra of Europe<br />
sowie dem Lucerne Festival Orchestra. Guido Fischer<br />
Claudio Abbado: The Symphony Edition (41 CDs),<br />
DG/Universal<br />
41
Boulevard<br />
Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein<br />
Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik<br />
Vorgestellt von Oliver Buslau<br />
Bresche für einen klassischen<br />
Klang-Exoten<br />
Als Adolphe Sax 1846 das nach ihm benannte<br />
Saxofon patentieren ließ, dachte er nicht im<br />
Traum daran, dass das Instrument vor allem<br />
in der Unterhaltungsmusik Karriere machen<br />
würde. Mittlerweile kehrt es zur Klassik zurück<br />
– etwa in diesen Werken des klassisch vorgebildeten<br />
Filmmusikstars John Williams, des<br />
Minimalisten Michael Nyman und des 1925<br />
geborenen Russen Andrei Esphai. Ein von<br />
Klangfülle und stilistischer Vielfalt geprägter<br />
Beitrag zum Repertoire für einen Exoten unter<br />
den Soloinstrumenten – hervorragend gespielt<br />
von der Neuen Philharmonie Westfalen und<br />
Jan Schulte-Bunert.<br />
Escapades: Saxofonkonzerte von John Williams,<br />
Michael Nyman und Andrei Esphai,<br />
Solo Musica/Naxos<br />
German Brass:<br />
Wagner<br />
Wagners Blech<br />
Wagner hat zwar die Wagner-Tuba erfunden<br />
und war auch sonst den Blech blasinstrumenten<br />
sehr zugetan, aber kann es<br />
gutgehen, wenn man seine berühmten Werke<br />
nur mit Trompeten, Posaunen, Hörnern und<br />
Tuba spielt? Es kann – wenn die Arrangements<br />
stimmen und durch und durch virtuose Blechspieler<br />
musizieren, wie hier. German Brass hat<br />
nicht nur Renner wie den „Einzug der Gäste“,<br />
„Pilgerchor“ oder das „Lohengrin“-Vorspiel<br />
„verblecht“, sondern auch Unerwartetes wie<br />
das Wesendonck-Lied „Im Treibhaus“ oder<br />
Wagners Klavierpolonaise.<br />
German Brass: Celebrating Wagner, Berlin<br />
Classics/edel<br />
Wolkensteins Welt<br />
„Zum Schlafen lasst uns walzen! Klopft bei<br />
der Hausmagd an, ob frisch gebettet sei! Das<br />
Kraut hat sie versalzen, dazu den guten Brei<br />
…“ Oswald von Wolkenstein war zwar noch ein<br />
Zeitgenosse des Mittelalters, aber mit weltfremder<br />
Minnelyrik hatte er nichts im Sinn –<br />
dafür dichtete er auf seinen Reisen durch ganz<br />
Europa derb weltlich, mit Bezug zu seinem Alltag.<br />
Der Lautenist und Sänger Joel Frederiksen,<br />
die Sopranistin Sabine Lutzenberger und der<br />
Saxofonist Bernd-Oliver Fröhlich blicken auf<br />
die Werke des alten Ritters zurück und verbinden<br />
sie mit freien Improvisationen, sodass<br />
sich Mittelalter und Neuzeit begegnen.<br />
Oswald von Wolkenstein: Reflektionen/Reflections,<br />
dhm/Sony<br />
Zum Tee für zwei mit<br />
Happy-End<br />
Iberts überraschend virtuoses „Divertissement“,<br />
Elgars „Salut d’amour“, ein Blockflötenkonzert<br />
des Beethovenzeitgenossen Anton<br />
Heberle (mit Maurice Steger), Schosta kowitschs<br />
„Tea-For-Two“-Bearbeitung „Tahiti<br />
Trott“ bis hin zu Peter Heidrichs Variationen<br />
über „Happy Birthday“. Aber als ob<br />
das Programm nicht schon originell genug<br />
wäre, wollen die Musiker – das Orchestra<br />
della Svizzera italiana unter Howard Griffiths<br />
– es als musikalische Liebesgeschichte verstanden<br />
wissen. Tatsächlich klingt Mendelssohns<br />
„Hochzeitsmarsch“ bei Ibert an – und<br />
das Happy End besteht in der Ankunft des gemeinsamen<br />
Nachwuchses …<br />
Tea For Two: A Selection Of European Delicacies,<br />
Berlin Classics/edel<br />
Wolkenstein-<br />
Porträt: Joel<br />
Frederiksen<br />
Foto: Thomas Zwillinger<br />
42
14 CDs & 2 DVDs<br />
DEUTSCHE GRAMMOPHON PRÄSENTIERT<br />
EIN EREIGNIS! THIELEMANNS RING-ZYKLUS<br />
VON DER WIENER STAATSOPER.<br />
AB 21. JUNI IM HANDEL!<br />
8 DVDs oder<br />
5 BLU-RAY DISCs<br />
JONAS KAUFMANN<br />
BRYN TERFEL<br />
JAMES LEVINE<br />
ROBERT LEPAGE<br />
GRAMMY 2013<br />
BESTE OPERN-<br />
EINSPIELUNG<br />
6 CDs & als Download<br />
HISTORISCHE AUFNAHMEN MIT<br />
IKONEN DES WAGNER-GESANGS<br />
43 CDs<br />
SÄMTLICHE OPERN WAGNERS IN<br />
LEGENDÄREN AUFNAHMEN<br />
LIMITIERTE BOX<br />
1 CD<br />
DAS WAGNER ALBUM DES GRÖSSTEN<br />
WAGNER-TENORS UNSERER ZEIT<br />
WWW.WAGNER-200.COM<br />
43
Termine Oper/Klassik<br />
Hapag-Lloyd Kreuzfahrt „Stella<br />
Maris“: Zum 5. Mal veranstaltet Hapag-<br />
Lloyd-Kreuzfahrten auf der MS Europa den Gesangswettbewerb<br />
„Stella Maris“. Im Rahmen<br />
einer nordischen Sommerreise (30.6. – 18.7.),<br />
die von Hamburg über Island bis nach Spitzbergen<br />
führt, treten acht hochtalentierte<br />
Nachwuchssänger gegeneinander an. <strong>Die</strong><br />
künstlerische Leitung übernimmt Star-Tenor<br />
Michael Schade. Über den mit 15.000 Euro dotierten<br />
Preis entscheidet aber das Publikum.<br />
www.hl-kreuzfahrten.de<br />
Service-Telefon: (0 40) 3070 3070<br />
Musikfest Bremen: Das 24. Musikfest Bremen<br />
(24.8. – 14.9.) versetzt die Hansestadt und<br />
die nordwestdeutsche Region mit 35 Konzerten<br />
rundherum in Schwingungen. Und gleich<br />
beim Eröffnungsabend treten das Rotterdam<br />
Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézét-<br />
Séguin sowie die Ibrahim Maalouf Band auf.<br />
Weitere Höhepunkte sind Mozarts Oper „Lucio<br />
Silla“ mit Marc Minkowski und Rolando Villazón<br />
sowie die Deutschland-Premiere von Peter<br />
Brooks „The Suit“.<br />
www.musikfest-bremen.de<br />
Tickets: (04 21) 33 66 99<br />
Schleswig-Holstein Musik Festival:<br />
Auf 120 Konzerte kommt das Schleswig-Holstein<br />
Musik Festival (6.7. – 25.8.). Und da der<br />
Schwerpunkt in diesem Jahr auf dem Baltikum<br />
liegt, kann man zuhauf großartige Künstler wie<br />
Gidon Kremer, Organistin Iveta Apkalna und<br />
die Skride-Schwestern erleben. Zudem ehrt<br />
man ausführlich den Esten Arvo Pärt. Aber<br />
auch Maurizio Pollini oder die Wiener Philharmoniker<br />
(Lorin Maazel) sorgen für reißenden<br />
Absatz bei den rund 110.000(!) Eintrittskarten.<br />
www.shmf.de<br />
Tickets: (0 431) 23 70 70<br />
Aachen<br />
Theater<br />
(02 41) 4 78 42 44<br />
Rossini: Der Barbier<br />
von Sevilla<br />
(09.06.2013), ML:<br />
Volker Hiemeyer, R:<br />
Joan Anton Rechi<br />
Amsterdam<br />
Nederlandse<br />
Opera<br />
00 31 (0) 2 06 25 54 55<br />
Van der Aa: Sunken<br />
Garden<br />
(03.06.2013), ML:<br />
André de Ridder, R:<br />
Michel van der Aa<br />
Wagner: <strong>Die</strong> Meistersinger<br />
von Nürnberg<br />
(04.06.2013),<br />
ML: Marc Albrecht,<br />
R: David Alden<br />
Britten: Death In Venice<br />
(03.07.2013),<br />
ML: Edward Gardner,<br />
R: Deborah Warner<br />
Augsburg<br />
Theater<br />
(08 21) 3 24 49 00<br />
Korngold: Violanta<br />
(31.05.2013), ML:<br />
Rune Bergmann, R:<br />
Markus Trabusch<br />
Berlin<br />
O<br />
oper<br />
Komische Oper<br />
(0 30) 47 99 74 00<br />
Abraham: Ball im<br />
Savoy (09.06.2013),<br />
ML: Adam Benzwi, R:<br />
Barrie Kosky<br />
Staatsoper im<br />
Schillertheater<br />
(0 30) 20 35 45 55<br />
Martin: Le vin herbé<br />
(25.05.2013), ML:<br />
Franck Ollu, R: Katie<br />
Mitchell<br />
Purcell/Oehring:<br />
The Fairy Queen<br />
(16.06.2013), ML:<br />
Michael Boder/Benjamin<br />
Bayl, R: Claus<br />
Guth<br />
Aperghis: Récitations<br />
(20.06.2013<br />
R: Elisabeth Stöppler<br />
Hosokawa: Hanjo<br />
(22.06.2013), ML:<br />
Günther Albers, R:<br />
Calixto Bieito<br />
Bern<br />
Stadttheater<br />
00 41 (0) 3 13 29 52 52<br />
Händel: Il trionfo del<br />
tempo e del disinganno<br />
(26.05.2013),<br />
ML: Sébastien Rouland,<br />
R: Calixto Bieito<br />
Düsseldorf-<br />
Duisburg<br />
Deutsche Oper<br />
am Rhein<br />
(02 11) 8 90 82 11<br />
Zemlinsky: Eine florentinische<br />
Tragödie<br />
(15.06.2013), ML:<br />
Jonathan Darlington,<br />
R: Barbara Klimo<br />
Dresden<br />
Sächsische<br />
Staatsoper<br />
(03 51) 4 91 17 05<br />
Wagner: Der fliegende<br />
Holländer<br />
(15.06.2013), ML:<br />
Constantin Trinks, R:<br />
Florentine Klepper<br />
Frankfurt/<br />
Main<br />
Oper<br />
(0 69) 1 34 04 00<br />
Händel: Teseo<br />
(30.05.2013), ML:<br />
Felice Venanzoni, R:<br />
Tilmann Köhler<br />
Verdi: <strong>Die</strong> sizilianische<br />
Vesper<br />
(16.06.2013), ML:<br />
Pablo Heras-Casado,<br />
R: Jens-Daniel<br />
Herzog<br />
Cavalieri: Rappresentazione<br />
di anima<br />
e di corpo<br />
(29.06.2013), ML:<br />
Michael Form, R:<br />
Hendrik Müller<br />
Freiburg<br />
Theater<br />
(07 61) 2 01 28 53<br />
Weill: Aufstieg und<br />
Fall der Stadt Mahagonny<br />
(08.06.2013),<br />
ML: Johannes Knapp,<br />
R: Tom Ryser<br />
Hannover<br />
Staatsoper<br />
(05 11) 99 99 11 11<br />
Wagner: <strong>Die</strong> Meistersinger<br />
von Nürnberg<br />
(08.06.2013),<br />
ML: Karen Kamensek,<br />
R: Benedikt von<br />
Peter<br />
Kassel<br />
Staatstheater<br />
(05 61) 1 09 43 33<br />
Britten: The Turn<br />
Of The Screw<br />
(15.06.2013), ML:<br />
Alexander Hannemann,<br />
R: Paul Esterhazy<br />
Köln<br />
Opernhaus<br />
(02 21) 22 12 84 00<br />
Offenbach: Orpheus<br />
in der Unterwelt<br />
(13.06.2013), ML:<br />
Raimund Laufen, R:<br />
Elena Tzavara<br />
Verdi: Attila (konzertant)<br />
(21.06.2013),<br />
ML: Claude Schnitzler<br />
Mainz<br />
Staatstheater<br />
(0 61 31) 2 85 12 22<br />
Verdi: Macbeth<br />
(09.06.2013), ML:<br />
Hermann Bäumer, R:<br />
Tatjana Gürbaca<br />
München<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
(0 89) 21 85 19 20<br />
Verdi: Simon Boccanegra<br />
(03.06.2013),<br />
ML: Bertrand de Billy,<br />
R: Dmitri Tcherniakov<br />
Verdi: Il trovatore<br />
(27.06.2013), ML:<br />
Paolo Carignani, R:<br />
Olivier Py<br />
Nürnberg<br />
Staatstheater<br />
(01 80) 5 23 16 00<br />
Rameau: Platée<br />
(08.06.2013), ML:<br />
Hervé Niquet, R: Mariame<br />
Clément<br />
Oldenburg<br />
Staatstheater<br />
(04 41) 2 22 51 11<br />
Strawinski: The<br />
Rake’s Progress<br />
(31.05.2013), ML:<br />
Thomas Dorsch, R:<br />
Markus Bothe<br />
Saarbrücken<br />
Saarländisches<br />
Staatstheater<br />
(06 81) 3 22 04<br />
Britten: The Turn<br />
Of The Screw<br />
(08.06.2013), ML:<br />
Thomas Peuschel, R:<br />
Beate Baron<br />
Salzburg<br />
Landestheater<br />
00 43 (0) 6 62 87 15<br />
12 21<br />
Turnage: Greek<br />
(26.05.2013), ML:<br />
Leo Hussain, R: Andreas<br />
Gergen<br />
Wagner: Tristan und<br />
Isolde (31.10.2013),<br />
ML: Leo Hussain, R:<br />
Eike Gramss<br />
St. Gallen<br />
Theater<br />
+41 (0) 7 12 42 05 05<br />
Mitterer: Faust<br />
– Ein Requiem<br />
(01.06.2013), ML:<br />
Wolfgang Mitterer, R:<br />
Stephan Müller<br />
Stuttgart<br />
Staatstheater<br />
(07 11) 20 20 90<br />
Rossini: La cenerentola<br />
(30.06.2013),<br />
ML: Josè Luis Gomez-Rios,<br />
R: Andrea<br />
Moses<br />
Wien<br />
Theater an der<br />
Wien<br />
(00 43) (01) 5 88 85<br />
Verdi: Attila<br />
(07.07.2013), ML:<br />
Riccardo Frizza, R:<br />
Peter Konwitschny<br />
Staatsoper<br />
(00 43) 15 14 44 22 50<br />
Wagner: Tristan und<br />
Isolde (13.06.2013),<br />
ML: Franz Welser-<br />
Möst, R: David McVicar<br />
Volksoper<br />
(00 43) 15 14 44 36 70<br />
Lincke: Frau Luna<br />
(06.06.2013), ML:<br />
Gerrit Prießnitz, R:<br />
Peter Lund<br />
Zürich<br />
Opernhaus<br />
(00 41) 12 68 66 66<br />
Bellini: La straniera<br />
(23.06.2013), ML:<br />
Fabio Luisi, R: Christof<br />
Loy<br />
Alle Termine<br />
finden Sie<br />
auch unter<br />
www.rondomagazin.de<br />
Fotos: Janis Peshiks, Musikfest Bremen fotoetage, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH<br />
44
Fotos: Rene Gaens<br />
K<br />
Klassik<br />
Pierre-Laurent<br />
Aimard<br />
29.06. Graz (A), Stefaniensaal<br />
01.07. Graz (A), Stefaniensaal<br />
04.07. Graz (A), Helmut<br />
List-Halle<br />
25.07. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
Nicolas Altstaedt<br />
28.05. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
29.05. Vervey (CH),<br />
Théâtre de<br />
Vevey<br />
10.06. Augsburg,<br />
Kongresshalle<br />
11.06. Augsburg,<br />
Kongresshalle<br />
17.06. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
21.06. Echternach<br />
(LU), Trifolion<br />
29.06. Berlin, Konzerthaus<br />
Piotr Anderszewski<br />
18.06. Schwarzenberg<br />
(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />
26.06. Berlin, Philharmonie<br />
27.06. Berlin, Konzerthaus<br />
06.07. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
Giovanni Antonini<br />
24.05. Cremona (I),<br />
Auditorium G.<br />
Arvedi<br />
14.06. Laufen<br />
15.06. Muri, Klosterkirche<br />
16.06. Luxembourg<br />
(LU), Philharmonie<br />
Valer Barna-<br />
Sabadus<br />
16.06. Bad Kissingen,<br />
Jakobuskirche<br />
Cecilia Bartoli<br />
29.05. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
31.05. Essen, Philharmonie<br />
02.06. Bremen, <strong>Die</strong><br />
Glocke<br />
04.06. Hamburg,<br />
Laeiszhalle<br />
06.06. Hannover,<br />
Kuppelsaal im<br />
HCC<br />
08.06. Ludwigsburg,<br />
Forum am<br />
Schlosspark<br />
11.06. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
17.08. Salzburg (A),<br />
Haus für Mozart<br />
20.08. Salzburg (A),<br />
Haus für Mozart<br />
24.08. Salzburg (A),<br />
Haus für Mozart<br />
27.08. Salzburg (A),<br />
Haus für Mozart<br />
Piotr Beczala<br />
23.05. München,<br />
Nationaltheater<br />
24.05. Wien (A),<br />
Burgtheater<br />
26.05. München,<br />
Nationaltheater<br />
30.05. München,<br />
Nationaltheater<br />
21.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
25.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
28.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
09.07. München,<br />
Nationaltheater<br />
13.07. Linz (A), Domplatz<br />
15.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
17.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
18.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
Daniel Behle<br />
26.05. Hamburg,<br />
Laeiszhalle<br />
04.06. Solingen,<br />
Konzertsaal<br />
05.06. Remscheid,<br />
Teo Otto Theater<br />
10.06. Garmisch-<br />
Partenkirchen<br />
16.08. Zofingen (CH),<br />
Hirzenberg<br />
Festival<br />
24.08. Stuttgart<br />
14.09. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
20.09. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
28.09. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
Kolja Blacher<br />
24.05. Mainz,<br />
Staatstheater<br />
25.05. Mainz<br />
08.06. München,<br />
Haus der<br />
Kunst<br />
Ian Bostridge<br />
15.08. Salzburg (A),<br />
Residenzhof<br />
18.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
27.08. Schwarzenberg<br />
(A),<br />
Kaufmann-<br />
Saal<br />
Rudolf Buchbinder<br />
26.05. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
30.05. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
31.05. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
02.06. Zürich (CH),<br />
Opernhaus<br />
03.06. Schweinfurt<br />
04.06. Würzburg,<br />
Residenz<br />
05.06. Würzburg,<br />
Residenz<br />
10.06. Berlin, Philharmonie<br />
12.06. Heilbronn<br />
27.06. Linz (A)<br />
29.06. Bad Kissingen<br />
30.06. Leipzig, Gewandhaus<br />
04.07. Leipzig, Gewandhaus<br />
05.07. Leipzig, Gewandhaus<br />
21.07. Salzburg (A),<br />
Festspielhaus<br />
10.08. Salzburg (A),<br />
Festspielhaus<br />
11.08. Salzburg (A),<br />
Festspielhaus<br />
18.08. Grafenegg (A)<br />
Khatia Buniatishvili<br />
14.06. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
22.07. Verbier (CH),<br />
Festival<br />
25.07. Verbier (CH),<br />
Festival<br />
26.07. Saanen (CH)<br />
27.07. Saanen (CH)<br />
28.07. Verbier (CH),<br />
Festival<br />
31.07. Verbier (CH),<br />
Festival<br />
02.08. St. Moritz<br />
(CH)<br />
24.08. Villach (A),<br />
Congresscenter<br />
25.08. Grafenegg (A),<br />
Schloss<br />
18.09. Bern (CH),<br />
Zentrum Paul<br />
Klee<br />
20.09. Ingolstadt<br />
21.09. Ingolstadt<br />
Joseph Calleja<br />
26.05. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
30.05. Dortmund,<br />
Westfalenpark<br />
01.06. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
05.06. Berlin, Deutsche<br />
Oper<br />
21.06. Frankfurt,<br />
Oper<br />
23.06. Frankfurt,<br />
Oper<br />
26.06. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
01.07. München,<br />
Philharmonie<br />
im Gasteig<br />
04.07. München,<br />
Philharmonie<br />
im Gasteig<br />
17.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
20.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
24.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
Cuarteto Casals<br />
31.05. Berlin, Konzerthaus<br />
12.06. Pullach, Bürgerhaus<br />
13.06. Gauting,<br />
„Bosco“ Kulturhaus<br />
15.06. Vaterstetten,<br />
Lichthof des<br />
Rathauses<br />
16.06. Vaterstetten,<br />
Lichthof des<br />
Rathauses<br />
18.06. Pullach, Bürgerhaus<br />
07.08. Ossiach (A)<br />
13.08. Rougemont<br />
(CH), Romanische<br />
Kirche<br />
15.08. Geisenheim,<br />
Schloss Johannisberg<br />
16.08. Machern,<br />
Kloster Machern<br />
Ray Chen<br />
19.07. Hamburg,<br />
Laeiszhalle<br />
20.07. Lübeck, Kongresshalle<br />
29.08. Luzern (CH)<br />
Lucy Crowe<br />
29.05. London (GB),<br />
Barbican Centre<br />
20.06. Birmingham<br />
(GB), Symphony<br />
Hall<br />
Xavier de Maistre<br />
22.06. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
22.07. München,<br />
Nationaltheater<br />
16.08. Potsdam,<br />
Schloss Sanssouci<br />
25.08. Saint-Prex<br />
(CH), Festival<br />
29.08. Schwarzenberg<br />
(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />
01.09. Grafenegg (A),<br />
Schloss<br />
Moritzburg Festival: 1993 begann die<br />
Erfolgsstory eines der international renommiertesten<br />
Kammermusikfestivals. Unweit<br />
von Dresden gründete Star-Cellist Jan Vogler<br />
das Moritzburg Festival. Vom 10. – 25. August<br />
feiert man nun den 20. Geburtstag mit prominenten<br />
Freunden wie Bratscher Nils Mönkemeyer,<br />
Cellist Nicolas Altstaedt und den<br />
Pianisten Alice Sara Ott und Kristian Bezuidenhout.<br />
Zum Composer-in-Residence ist 2013<br />
Altmeister Wolfgang Rihm geadelt worden.<br />
www.moritzburgfestival.de<br />
Tickets: (03 51) 486 66 66<br />
Rossini in Wildbad: 1856 ließ Gioachino<br />
Rossini in den fürstlichen Thermen des Kurortes<br />
Bad Wildbad Füße und Seele baumeln.<br />
Und seit 1989 ist der Schwan von Pesaro hier<br />
wieder anzutreffen. Dank des Festivals „Rossini<br />
in Wildbad“, das sich zu einem Muss für<br />
Belcanto-Fans entwickelt hat. In diesem Jahr<br />
(11. – 21.7.) lockt man mit Rossinis „Guillaume<br />
Tell“ in der ungekürzten(!) Fassung sowie mit<br />
seiner Rarität „Ricciardo e Zoraide“ von 1818.<br />
www.rossini-in-wildbad.de<br />
Tickets: (0 70 81) 102 84<br />
Münchner Opernfestspiele: Im Rahmen<br />
der diesjährigen Münchner Opernfestspiele<br />
präsentiert die Bayerische Staatsoper<br />
die Deutsche Erstaufführung von George Benjamins<br />
Oper „Written On Skin“ (Premiere: 23.7.).<br />
Das 2012 beim Festival d’Aix-en-Provence uraufgeführte<br />
Werk des Engländers basiert auf<br />
einer alten provenzalischen Sage und ist eine<br />
vielschichtige Parabel über die Grenzen der<br />
Macht. Kent Nagano dirigiert das Klangforum<br />
Wien; Regie führt Katie Mitchell.<br />
www.bayerische.staatsoper.de<br />
Tickets: (0 89) 21 85 19 20<br />
45
Termine Klassik<br />
Meraner Musikwochen: <strong>Die</strong> Gartenstadt<br />
Meran kann nicht nur mit mediterranem Klima<br />
aufwarten. Mit dem Jugendstil-Kurhaus von<br />
1914 besitzt man einen der schönsten Konzertsäle<br />
des Alpenraums. <strong>Die</strong>ses Schmuckstück<br />
steht auch bei den 28. Meraner Musikwochen<br />
(26.8. – 20.9.) im Mittelpunkt, die vom Rotterdam<br />
Philharmonic Orchestra (Yannik Nézet-<br />
Séguin) eröffnet werden. Und als „Artist in<br />
Residence“ gibt Star-Geiger Daniel Hope gleich<br />
sechs facettenreiche Konzerte.<br />
www.meranofestival.com<br />
Tickets: (00 39+ (0) 473) 21 23 70<br />
Innsbrucker Festwochen der Alten<br />
Musik: Countertenor-Gott Andreas Scholl<br />
sowie Il Giardino Armonico sind nur einige<br />
der prominenten Alte Musik-Spezialisten, die<br />
der künstlerische Leiter und Dirigent Alessandro<br />
De Marchi für die Innsbrucker Festwochen<br />
der Alten Musik eingeladen hat (2.8. – 25.8.).<br />
Opern-Ereignisse gibt es natürlich auch. Rinaldo<br />
Alessandrini dirigiert Caccinis „L’Euridice“<br />
und De Marchi Mozarts „Titus“ in der im 19.<br />
Jahrhundert beliebten Fassung.<br />
www.altemusik.at<br />
Tickets: (00 43+ (0)1)88 0 88<br />
Semperoper Dresden: Untrennbar ist die<br />
Musikstadt Dresden mit Richard Wagner verbunden:<br />
Hier war er Kreuzknabe und später<br />
Hofkapellmeister. Das Festjahr der Semperoper<br />
beleuchtet daher vor allem die Dresdner<br />
Jahre Richard Wagners. Am 15.6. gibt es einen<br />
neuen „Fliegenden Holländer“ (Regie: Florentine<br />
Klepper). Und mit Halévys „La Juive“ (12.5.,<br />
Regie: Jossi Wieler & Sergio Morabito) sowie<br />
Spontinis „La vestale“ (30.6.) sind zwei Werke<br />
zu erleben, die Wagner sehr bewunderte.<br />
www.semperoper.de<br />
Tickets: (0 351) 49 11 705<br />
15.09. Moselfestival,<br />
Kloster Machern<br />
Simone Dinnerstein<br />
16.06. Leipzig, Bachfest<br />
22.06. Magdeburg,<br />
Johanniskirche<br />
23.06. Leipzig, Gewandhaus<br />
14.07. Rheingau Musik<br />
Festival,<br />
Kloster Eberbach<br />
Plácido Domingo<br />
21.06. Wien (A)<br />
25.06. Wien (A)<br />
28.06. Wien (A)<br />
30.06. Sankt Goarshausen,<br />
Lorelei Freilichtbühne<br />
06.08. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
10.08. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
13.08. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
Gustavo Dudamel<br />
07.06. Köln, Philharmonie<br />
23.06. Berlin, Schillertheater<br />
24.07. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
30.07. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
01.08. Salzburg (A),<br />
St. Peter<br />
02.08. Salzburg (A),<br />
St. Peter<br />
03.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
Quatuor Ebène<br />
18.06. Kempen,<br />
Kulturforum<br />
Franziskanerkloster<br />
23.06. Schwarzenberg<br />
(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />
28.07. Verbier (CH)<br />
02.08. Verbier (CH)<br />
03.08. Verbier (CH)<br />
29.08. Meinier (CH),<br />
Grange de la<br />
Touvière<br />
Benjamin Engeli<br />
01.06. Thun (CH)<br />
02.06. Thun (CH)<br />
07.06. Sent (CH)<br />
09.06. Zürich (CH)<br />
22.06. Rheinfelden<br />
(CH)<br />
23.06. Hertenstein<br />
(CH)<br />
Scharoun Ensemble<br />
24.08. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
Isabelle Faust<br />
10.06. Hamburg,<br />
Friedrich-<br />
Ebert-Halle<br />
11.06. Hamburg,<br />
Laeiszhalle<br />
19.06. Leipzig, Gewandhaus<br />
21.06. Ludwigsburg,<br />
Schloss<br />
23.06. Burgrieden,<br />
Villa Rot<br />
26.06. Ludwigsburg,<br />
Schloss<br />
02.07. Dortmund,<br />
Konzerthaus<br />
03.07. Dortmund,<br />
Konzerthaus<br />
12.07. Saarbrücken,<br />
Congresshalle<br />
13.07. Amsterdam<br />
(NL), Concertgebouw<br />
14.07. Wiesbaden,<br />
Kurhaus<br />
03.08. Ansbach,<br />
Orangerie im<br />
Hofgarten<br />
Till Fellner<br />
29.05. Winterthur<br />
(CH), Musikkollegium<br />
30.05. Winterthur<br />
(CH), Musikkollegium<br />
31.05. Chur (CH)<br />
Julia Fischer<br />
25.05. Berlin, Konzerthaus<br />
26.05. Berlin, Konzerthaus<br />
04.06. Berlin, Konzerthaus<br />
05.06. Berlin, Konzerthaus<br />
09.06. München,<br />
Prinzregententheater<br />
07.07. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
12.07. Weilburg,<br />
Schloss<br />
Renée Fleming<br />
20.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
24.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
27.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
Joel Frederiksen<br />
31.05. Bad Arolsen,<br />
Residenzschloss<br />
09.06. München,<br />
Bayerisches<br />
Nationalmuseum<br />
20.06. Wasserburg,<br />
Pfarrkirche St.<br />
Georg<br />
Sol Gabetta<br />
01.06. Olsberg (CH)<br />
02.06. Olsberg (CH),<br />
Klosterkirche<br />
07.06. München,<br />
Herkulessaal<br />
09.06. Baden-Baden,<br />
Festspielhaus<br />
14.06. Muri (CH)<br />
15.06. Laufen, Kirche<br />
22.06. Olsberg (CH),<br />
Solsberg-Festival<br />
23.06. Olsberg (CH),<br />
Solsberg-Festival<br />
29.06. Rheinfelden<br />
(CH), Kirche<br />
30.06. Rheinfelden<br />
(CH), Kirche<br />
07.07. Schwerin,<br />
Festspiele<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
09.07. Rolandseck,<br />
Stiftung Arp<br />
Museum<br />
10.07. Rolandseck,<br />
Stiftung Arp<br />
Museum<br />
20.07. Dresden,<br />
Frauenkirche<br />
21.07. Brandenburg,<br />
Brandenburgische<br />
Sommerkonzerte<br />
27.07. Gstaad (CH)<br />
06.08. Eltville, Kloster<br />
Eberbach<br />
08.08. Ansbach<br />
09.08. Ansbach<br />
11.08. Gstaad (CH),<br />
Kirche Saanen<br />
13.08. Lenzburg (CH)<br />
21.08. Johannisberg,<br />
Rheingau Musik<br />
Festival<br />
28.08. Wiesbaden<br />
30.08. Gstaad (CH)<br />
02.09. Schwarzenberg<br />
(CH),<br />
Schubertiade<br />
18.09. Dellemont<br />
(CH)<br />
19.09. Schaffhausen<br />
(CH)<br />
20.09. Eisenstadt,<br />
Haydn-Festival<br />
Daniele Gatti<br />
02.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
09.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
12.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
20.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
24.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
28.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
01.09. Luzern (CH),<br />
KKL<br />
03.09. Luzern (CH),<br />
KKL<br />
04.09. Berlin, Philharmonie<br />
05.09. Grafenegg (A),<br />
Wolkenturm<br />
Christian Gerhaher<br />
26.07. Johannisberg,<br />
Schloss<br />
28.07. München,<br />
Prinzregententheater<br />
08.08. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
05.09. Berlin<br />
07.09. Berlin<br />
09.09. Berlin<br />
18.09. Coburg<br />
22.09. Hohenems<br />
Kirill Gerstein<br />
03.08. Nürnberg,<br />
Luitpoldhain<br />
Vadim Gluzman<br />
24.05. Wien (A), Musikverein<br />
25.05. Grafenegg (A),<br />
Schloss<br />
26.05. Wien (A), Musikverein<br />
27.05. St. Pölten (A),<br />
Festspielhaus<br />
14.06. Baden (A),<br />
Grand Casino<br />
16.06. Wien (A),<br />
Stadttheater<br />
Wiener Neustadt<br />
22.06. Berlin, Philharmonie<br />
23.06. Berlin, Philharmonie<br />
29.06. Hamburg,<br />
Staatsoper<br />
Nelson Goerner<br />
24.05. Berlin, Philharmonie,<br />
Kammermusiksaal<br />
Anna Gourari<br />
26.05. Augsburg,<br />
Parktheater<br />
Martin Grubinger<br />
27.05. Essen, Philharmonie<br />
02.06. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
03.06. Regensburg,<br />
Auditorium<br />
Maximum<br />
04.06. Berlin, Philharmonie<br />
Nikolaus<br />
Harnoncourt<br />
08.06. Wien (A), Musikverein<br />
09.06. Wien (A), Musikverein<br />
22.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />
24.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />
26.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />
28.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />
30.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />
Fotos: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl<br />
46
Foto: Mozart@Augsburg, Stephen Ristau, Holger Schneider<br />
02.07. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />
06.07. Stainz (A),<br />
Pfarrkirche<br />
07.07. Stainz (A),<br />
Pfarrkirche<br />
12.07. Graz (A), Stefaniensaal<br />
13.07. Graz (A), Stefaniensaal<br />
19.07. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
27.07. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
28.07. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
19.08. Salzburg (A),<br />
Felsenreitschule<br />
Thomas<br />
Hengelbrock<br />
06.06. Hamburg,<br />
Laeiszhalle<br />
07.06. Lübeck, Musik-<br />
und Kongresshalle<br />
09.06. Hamburg,<br />
Laeiszhalle<br />
06.07. Lübeck, Musik-<br />
und Kongresshalle<br />
07.07. Lübeck, Musik-<br />
und Kongresshalle<br />
20.07. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
21.07. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
22.07. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
24.07. Kaufungen,<br />
Stiftskirche<br />
25.07. Wiesbaden,<br />
Lutherkirche<br />
27.07. Grafenegg (A),<br />
Wolkenturm<br />
Manfred Honeck<br />
15.06. Wien (A), Musikverein<br />
16.06. Wien (A), Musikverein<br />
29.06. Wolfegg, Wolfegger<br />
Konzerte<br />
30.06. Wolfegg, Wolfegger<br />
Konzerte<br />
11.07. Ossiach (A),<br />
Carinthischer<br />
Sommer<br />
Daniel Hope<br />
02.06. Fürth, Stadttheater<br />
13.06. Fürth, Stadttheater<br />
28.06. Bleckede,<br />
Schloss<br />
29.06. Dargun, Klosterruine<br />
Maximilian<br />
Hornung<br />
19.07. Weilburg,<br />
Schlosshof<br />
25.07. Oberstdorf,<br />
Musiksommer<br />
27.08. Luzern (CH),<br />
Lukaskirche<br />
Janine Jansen<br />
01.06. Weilburg,<br />
Schloss<br />
02.06. Dortmund,<br />
Konzerthaus<br />
03.06. Aschaffenburg,<br />
Stadthalle<br />
23.06. Berlin, Philharmonie<br />
Kammermusiksaal<br />
31.07. Verbier (CH),<br />
Festival<br />
Paavo Järvi<br />
24.05. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
25.05. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
01.06. Weilburg,<br />
Schloss<br />
02.06. Dortmund,<br />
Konzerthaus<br />
03.06. Aschaffenburg,<br />
Stadthalle<br />
13.06. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
14.06. Frankfurt,<br />
Alte Oper<br />
29.06. Eltville, Kloster<br />
Eberbach<br />
30.06. Eltville, Kloster<br />
Eberbach<br />
Sharon Kam<br />
26.05. Aachen, Eurogress<br />
27.05. Aachen, Eurogress<br />
06.08. Arle, Kirche<br />
09.08. Festival Carinthischer<br />
Sommer (A),<br />
Stiftskirche<br />
Ossiach<br />
29.08. Geisenheim,<br />
Schloss Johannisberg<br />
Kim Kashkashian<br />
02.07. Detmold,<br />
Konzerthaus<br />
der Musikhochschule<br />
09.07. Meiringen<br />
(CH), Michaelskirche<br />
10.07. Meiringen<br />
(CH), Michaelskirche<br />
12.07. Meiringen<br />
(CH), Michaelskirche<br />
13.07. Meiringen<br />
(CH), Michaelskirche<br />
15.07. Weimar, Musikhochschule<br />
Amir Katz<br />
01.06. Hamburg,<br />
Laeiszhalle<br />
08.06. Berlin, Konzerthaus<br />
22.06. München,<br />
Allerheiligen-<br />
Hofkirche<br />
25.09. Leipzig, Gewandhaus<br />
Jonas Kaufmann<br />
27.06. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
01.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
05.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
08.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
Nigel Kennedy<br />
21.06. Linz (A), Neues<br />
Musiktheater<br />
Simone Kermes<br />
01.06. Dresden, Musikfestspiele<br />
19.07. Torgau,<br />
Schloss Hartenfels<br />
20.07. Torgau,<br />
Schloss Hartenfels<br />
21.07. Torgau,<br />
Schloss Hartenfels<br />
03.08. Dresden,<br />
Frauenkirche<br />
Magdalena Kožená<br />
14.06. Berlin, Schillertheater<br />
04.07. Kiedrich,<br />
Rheingau Musik<br />
Festival<br />
05.07. Bad Kissingen,<br />
Kissinger<br />
Sommer<br />
07.07. Ulrichshusen,<br />
Festspielscheune<br />
Alexander Krichel<br />
11.06. Freiburg,<br />
Historisches<br />
Kaufhaus<br />
14.06. Meerbusch<br />
22.08. Rostock, Festspiele<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
07.09. Eisenach,<br />
Wartburgkonzerte<br />
Lang Lang<br />
07.07. Stuttgart,<br />
Jazz Open<br />
09.07. Gütersloh,<br />
Theater<br />
Yo-Yo Ma<br />
06.06. München,<br />
Philharmonie<br />
07.06. München,<br />
Philharmonie<br />
Nino Machaidze<br />
21.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
25.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
28.06. Wien (A),<br />
Staatsoper<br />
Mischa Maisky<br />
13.06. Bergisch<br />
Gladbach,<br />
Bürgerhaus<br />
15.06. Papendorf,<br />
Villa Papendorf<br />
Nils Mönkemeyer<br />
04.06. Berlin, Konzerthaus<br />
17.06. Bad Kissingen<br />
28.06. Plauen<br />
29.06. Würzburg<br />
06.07. Wismar, Heiliggeist<br />
Kirche<br />
05.08. Berlin, Konzerthaus<br />
17.08. Zofingen<br />
21.09. Reutlingen<br />
Concerto melante<br />
01.06. Potsdam,<br />
Schloss Sanssouci<br />
02.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
07.07. Rheingau<br />
Musik Festival,<br />
Kloster St.<br />
Hildegard<br />
Alexander Melnikov<br />
23.05. Luzern (CH),<br />
Stattkino<br />
24.05. Luzern (CH),<br />
St. Charles<br />
Hall<br />
25.05. Luzern (CH),<br />
St. Charles<br />
Hall<br />
13.06. München,<br />
Philharmonie<br />
14.06. München,<br />
Philharmonie<br />
16.06. München,<br />
Philharmonie<br />
Anna Netrebko<br />
23.05. Baden-Baden,<br />
Festspielhaus<br />
26.05. Baden-Baden,<br />
Festspielhaus<br />
25.07. Verbier (CH),<br />
Festival<br />
06.08. Salzburg (A),<br />
Felsenreitschule<br />
10.08. Salzburg (A),<br />
Felsenreitschule<br />
13.08. Salzburg (A),<br />
Felsenreitschule<br />
18.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
Dorothee Oberlinger<br />
18.07. Graz (A)<br />
30.07. Hofheim,<br />
Rheingau Musik<br />
Festival<br />
03.08. Oberschleißheim,<br />
Schloss<br />
04.08. Gstaad (CH),<br />
Yehudi-Menuhin<br />
Festival<br />
05.08. Schleswig<br />
Holstein Musik-Festival<br />
08.08. Weimar,<br />
Schloss<br />
Musikfest Stuttgart: Das von der Stuttgarter<br />
Bachakademie veranstaltete MUSIKFES-<br />
TUTTGART läutet eine neue Ära ein: Hans-Christoph<br />
Rademann tritt auch als Festivalleiter die<br />
Nachfolge von Helmuth Rilling an. Und unter<br />
dem Titel „Neugier“ (22.8. – 8.9.) kommt es zu<br />
spannenden Begegnungen etwa mit Daniel Barenboim<br />
und dem West-Eastern Divan Orchestra.<br />
Zudem gastieren neugierige Hochkaräter<br />
wie Carolin Widmann, das Hilliard Ensemble<br />
und das Concerto Köln mit Kent Nagano.<br />
www.musikfest.de<br />
Tickets: (07 11) 61 921 61<br />
Samos Young Artists Festival: Seit<br />
2010 findet auf der griechischen Insel Samos<br />
das „Young Artists Festival“ statt, bei dem<br />
hochtalentierte Musiker einen Bogen von<br />
Klassik bis Weltmusik schlagen. Unter freiem<br />
Himmel hat man im antiken Theater auch eine<br />
spektakuläre Aussicht auf das Meer und die<br />
Hafenstadt Pythagorion. Auch in diesem Jahr<br />
(7. – 13.8.) steht die Völkerverständigung im<br />
Mittelpunkt. Und diesen Geist verkörpert exemplarisch<br />
das griechisch-türkische Tetraktys<br />
Streich-Quartett.<br />
www.samosfestival.com<br />
Mozart@Augsburg: Immer wieder besuchte<br />
Wolfgang Amadeus Mozart Augsburg,<br />
die „vatterstatt meines papa“ Leopold. Und<br />
genau hier hat jetzt Pianist Sebastian Knauer<br />
mit „mozart@augsburg“ ein neues Festival<br />
gegründet. Für die Premiere (31.8. – 14.9.) hat<br />
der Spiritus Rector prominente Musikerkollegen<br />
wie András Schiff, das Emerson String<br />
Quartet und Daniel Hope eingeladen. Und sie<br />
werden an jenen „Original-Schauplätzen“ konzertieren,<br />
die schon Mozart bespielt hat.<br />
www.mozartaugsburg.com<br />
Tickets: (0 821) 777 34 10<br />
47
Termine Klassik/Jazz<br />
10.08. Liebenberg,<br />
Schloss<br />
01.09. Magdeburg<br />
07.09. Trigonale (A)<br />
15.09. Bonn, Beethovenfest<br />
21.09. Flawil (CH)<br />
David Orlowsky<br />
31.05. Karlsruhe,<br />
Evangelische<br />
Stadtkirche<br />
Verlosung<br />
07.06. Würzburg,<br />
Mozartfest<br />
16.06. Wörth am<br />
Main<br />
23.06. Ludwigsburg,<br />
Schlossfestspiele<br />
28.06. Memmingen,<br />
Antonienhof<br />
09.07. Kiel, Schleswig<br />
Holstein<br />
Musik-Festival<br />
Digital Concert Hall der Berliner<br />
Philharmoniker<br />
Seit fast fünf Jahren können Musikfreunde in<br />
aller Welt die Konzerte der Berliner Philharmoniker<br />
im Internet erleben – rund 40 Mal<br />
pro Saison und in bester HD-Videoqualität.<br />
Im Videoarchiv lassen sich die Übertragungen<br />
auch nachträglich abrufen: Konzerte mit<br />
allen großen Werken der klassischen Musik<br />
und den berühmtesten Musikern unserer Zeit,<br />
vom künstlerischen Leiter Sir Simon Rattle<br />
bis hin zu namhaften Gastdirigenten und Solisten.<br />
Hinzu kommen vielfältige Bonusfilme,<br />
Dokumentationen und Künstlerinterviews.<br />
Jetzt verlost RONDO 3 x 12-Monatstickets,<br />
mit denen Sie ein ganzes Jahr lang bei den<br />
Online-Konzerten der Berliner Philharmoniker<br />
zu Gast sein können. Schreiben Sie uns einfach<br />
mit dem Betreff BERLIN an verlosung@<br />
rondomagazin.de oder postalisch (Absender<br />
nicht vergessen!) an RONDO, Johannisplatz 3,<br />
81667 München. Viel Glück!<br />
10.07. Pronstorf,<br />
Schleswig<br />
Holstein Musik-Festival<br />
27.09. Leverkusen<br />
Alice Sara Ott<br />
30.06. Bonn, Beethoven<br />
Halle<br />
Sophie Pacini<br />
14.06. Weilburg,<br />
Schlosskonzerte<br />
15.06. Weilburg,<br />
Schlosskonzerte<br />
29.06. München,<br />
Nymphenburger<br />
Sommer<br />
René Pape<br />
06.07. Dresden, Albertinum<br />
07.07. Dresden, Albertinum<br />
11.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
25.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
27.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
Antonio Pappano<br />
13.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
16.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
18.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
19.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
22.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
25.08. Salzburg (A),<br />
Großes Festspielhaus<br />
Murray Perahia<br />
29.05. Berlin, Konzerthaus<br />
01.06. Freiburg<br />
03.06. Köln<br />
04.06. Wuppertal<br />
30.09. Stuttgart, Liederhalle<br />
Olga Peretyatko<br />
30.05. Hamburg,<br />
Staatsoper<br />
01.06. Hamburg,<br />
Staatsoper<br />
06.06. Hamburg,<br />
Staatsoper<br />
02.07. München,<br />
Philharmonie<br />
05.07. Wiesbaden,<br />
Kurhaus<br />
27.07. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
30.07. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
02.08. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
04.08. Salzburg (A),<br />
Festspiele<br />
25.08. Bremen, Musikfest<br />
27.08. Bremen, Musikfest<br />
Hille Perl<br />
21.06. Bad Harzburg<br />
27.06. München<br />
28.06. München<br />
30.06. Passau<br />
05.08. Tübingen<br />
06.08. Wunstorf<br />
08.08. Tübingen<br />
14.09. Emden<br />
15.09. Kloster Wittenburg<br />
29.09. Markkleeberg<br />
Patricia Petibon<br />
17.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
19.08. Salzburg (A),<br />
Felsenreitschule<br />
Maurizio Pollini<br />
11.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
Anna Prohaska<br />
25.05. Berlin, Schillertheater<br />
29.05. Berlin, Schillertheater<br />
01.06. Berlin, Schillertheater<br />
07.06. Berlin, Schillertheater<br />
09.06. Berlin, Schillertheater<br />
Jerusalem Quartet<br />
24.05. Bonn, Beethoven-Haus<br />
26.05. Zürich (CH),<br />
Tonhalle<br />
Pacifica Quartet<br />
24.05. Wien (A), Musikverein<br />
Tokyo String<br />
Quartet<br />
22.06. Schwarzenberg<br />
(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />
24.06. Zierenberg,<br />
Stadtkirche<br />
29.06. Steensgard<br />
(DK), Stoense<br />
Church<br />
Artemis Quartett<br />
29.05. Bremen, <strong>Die</strong><br />
Glocke<br />
30.05. Berlin, Philharmonie<br />
Kammermusiksaal<br />
08.06. Bensheim,<br />
Parktheater<br />
09.06. Waldshut,<br />
Stadthalle<br />
12.06. Köln, Philharmonie<br />
30.08. Geisenheim,<br />
Schloss Johannisberg<br />
Hagen Quartett<br />
16.08. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
18.08. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
20.08. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
21.08. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
23.08. Geisenheim,<br />
Schloss Johannisberg<br />
24.08. Geisenheim,<br />
Schloss Johannisberg<br />
25.08. Geisenheim,<br />
Schloss Johannisberg<br />
27.08. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
28.08. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
30.08. Schwarzenberg<br />
(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />
31.08. Schwarzenberg<br />
(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />
Kuss Quartett<br />
05.06. Seeshaupt,<br />
Seeresidenz<br />
Alte Post<br />
08.06. Tübingen,<br />
Kloster Bebenhausen<br />
01.08. Geisenheim,<br />
Schloss Johannisberg<br />
18.08. Ossiach (A),<br />
Stiftskirche<br />
Mandelring<br />
Quartett<br />
09.06. Berlin, Philharmonie<br />
Kammermusiksaal<br />
15.06. Mettlach, Alte<br />
Abtei<br />
16.06. Mettlach, Alte<br />
Abtei<br />
22.06. Bad Harzburg,<br />
Bündheimer<br />
Schloss<br />
Minetti Quartett<br />
26.05. Berlin, Philharmonie<br />
30.07. Füssen, Kaisersaal<br />
Minguet Quartett<br />
06.06. Kassel<br />
07.06. Bad Münder<br />
08.06. Herrenchiemsee<br />
16.06. Leipzig<br />
23.06. Bad Kissingen<br />
Alle Termine finden Sie auch<br />
unter www.rondomagazin.de<br />
48
Notos Quartett<br />
09.06. Würzburg,<br />
Residenz<br />
13.06. Regensburg,<br />
Museum<br />
14.06. Wasserburg<br />
am Inn, Historischer<br />
Rathaussaal<br />
25.07. Waging am<br />
See, Katholische<br />
Kirche<br />
28.07. Stolpe, Pferdestall<br />
Jean-Guihen<br />
Queyras<br />
04.07. Bochum,<br />
Schauspielhaus<br />
05.07. Bochum,<br />
Schauspielhaus<br />
Sir Simon Rattle<br />
30.05. Berlin, Philharmonie<br />
31.05. Berlin, Philharmonie<br />
03.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
04.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
05.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
06.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
14.06. Berlin, Philharmonie<br />
15.06. Berlin, Philharmonie<br />
16.06. Berlin, Philharmonie<br />
22.06. Berlin, Waldbühne<br />
10.08. Salzburg (A),<br />
Felsenreitschule<br />
11.08. Salzburg (A),<br />
Felsenreitschule<br />
25.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
26.08. Salzburg (A),<br />
Gr. Festspielhaus<br />
28.08. Luzern (CH),<br />
Lucerne Festival<br />
29.08. Luzern (CH),<br />
Lucerne Festival<br />
Christine Schäfer<br />
02.06. Berlin,<br />
Staatsoper<br />
05.06. Berlin,<br />
Staatsoper<br />
08.06. Berlin,<br />
Staatsoper<br />
12.06. Halle, Moritzkirche<br />
15.06. Berlin,<br />
Staatsoper<br />
21.06. Ludwigsburg<br />
23.06. Berlin,<br />
Staatsoper<br />
04.09. Traunstein,<br />
Klosterkirche<br />
07.09. Schwarzenberg<br />
(A), An-<br />
gelika-Kauff-<br />
mann-Saal<br />
11.09. Berlin, Konzerthaus<br />
13.09. Bremen, Musikfest<br />
17.09. Bonn, Beethovenfest<br />
Olga Scheps<br />
10.07. Wiesbaden,<br />
Rheingau Musik<br />
Festival<br />
15.07. Mühlheim,<br />
Klavierfestival<br />
Ruhr<br />
31.07. Budenheim<br />
Andreas Scholl<br />
25.05. Halle/Saale,<br />
Martin-Luther-Universität<br />
08.06. Wien (A), Musikverein<br />
09.06. Wien (A), Musikverein<br />
13.06. Dortmund,<br />
Sankt Reinoldi<br />
Erwin Schrott<br />
01.06. Düsseldorf,<br />
Tonhalle<br />
04.06. Berlin, Admiralspalast<br />
07.06. München,<br />
Herkulessaal<br />
09.06. Zürich (CH),<br />
Kongresshaus<br />
10.06. Stuttgart, Liederhalle<br />
12.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
19.06. Berlin, Philharmonie<br />
22.06. Berlin, Philharmonie<br />
Martin Stadtfeld<br />
29.05. Köln, Philharmonie<br />
23.06. Rommersdorf,<br />
Abtei<br />
28.06. Weilburg,<br />
Schlosskirche<br />
11.07. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
28.07. Bad Lauchstädt,<br />
Goethe<br />
Theater<br />
24.08. Festspiele<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
07.09. Schwarzenberg<br />
(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />
18.09. Leipzig, Gewandhaus<br />
20.09. Villingen-<br />
Schwenningen<br />
24.09. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
26.09. Salzburg (A),<br />
Mozarteum<br />
Bryn Terfel<br />
03.07. Zürich (CH),<br />
Opernhaus<br />
05.07. Zürich (CH),<br />
Opernhaus<br />
14.07. München,<br />
Bayerische<br />
Staatsoper<br />
ATOS Trio<br />
26.05. Meersburg,<br />
Neues Schloss<br />
08.06. Bronnbach,<br />
Kloster<br />
03.07. London (GB),<br />
Wigmore Hall<br />
Rolando Villazón<br />
15.06. Stuttgart, Liederhalle<br />
18.06. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
Jan Vogler<br />
24.05. Dresden,<br />
Semperoper<br />
21.06. Stuttgart<br />
07.07. Baden-Baden,<br />
Festspielhaus<br />
26.07. Ingolstadt,<br />
Audi-Sommerkonzerte<br />
Klaus-Florian Vogt<br />
28.05. Berlin, Philharmonie<br />
28.06. München,<br />
Nationaltheater<br />
03.07. München,<br />
Nationaltheater<br />
10.07. Bad Kissingen,<br />
Regentenbau<br />
14.07. Regensburg,<br />
Fürstliches<br />
Schloss<br />
02.08. Bayreuth,<br />
Festspiele<br />
05.08. Bayreuth,<br />
Festspiele<br />
08.08. Bayreuth,<br />
Festspiele<br />
11.08. Bayreuth,<br />
Festspiele<br />
26.08. Bayreuth,<br />
Festspiele<br />
31.08. Luzern (CH),<br />
KKL<br />
03.09. Berlin, Philharmonie<br />
Yuja Wang<br />
29.05. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
Alisa Weilerstein<br />
07.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
08.06. Wien (A),<br />
Konzerthaus<br />
J<br />
Jazz<br />
Pete Alderton<br />
29.05. Paderborn,<br />
Kulturwerkstatt<br />
30.06. Paderborn,<br />
Lenz<br />
Adam Baldych<br />
21.06. Leipzig, Bachfest<br />
22.06. Leipzig, Bachfest<br />
Klazz Brothers<br />
25.05. Stolpen, Burg<br />
23.06. München,<br />
Prinzregententheater<br />
28.07. Berlin, Köpenick<br />
Rathaus<br />
03.08. Hohenkammer,<br />
Schloss<br />
Verlosung<br />
Klaus Florian Vogt<br />
23.08. Wien (A),<br />
Theater am<br />
Spittelberg<br />
12.09. Aschaffenburg,<br />
Colos-<br />
Saal<br />
19.09. Eggenfelden,<br />
Theater an der<br />
Rott<br />
20.09. Simbach am<br />
Inn<br />
29.09. Coswig, Villa<br />
Teresa<br />
Lily Dahab<br />
22.06. Pforzheim,<br />
Kulturhaus<br />
Osterfeld<br />
<strong>Die</strong>ter Ilg<br />
15.06. Wolfsburg,<br />
Festival<br />
16.06. Zürich (CH),<br />
Moods<br />
04.10. Gütersloh,<br />
Theater<br />
05.10. Göppingen,<br />
Odeon<br />
08.10. Biberach,<br />
Stadthalle<br />
16.10. Hamm, Jazzforum<br />
02.11. Lörrach,<br />
Burghof<br />
03.11. Langenau,<br />
Pflegehof<br />
09.11. Weimar, Meloslogos<br />
Äl Jawala<br />
30.05. Hamburg,<br />
Club Community<br />
01.06. Fürstenwalde,<br />
Frühlingsfest<br />
07.06. Dachau, Jazz<br />
in allen Gassen<br />
14.06. Rostock, Zwischenbau<br />
15.06. Flensburg,<br />
Kühlhaus<br />
22.06. Ortenberg,<br />
Altstadt Pur<br />
05.07. Ebermannstadt,<br />
Soundfeel<br />
Festival<br />
13.07. Burtenbach,<br />
Sunrise Festival<br />
18.07. Würzburg,<br />
Hoffest am<br />
Stein<br />
29.07. Solothurn<br />
(CH), Uhuru<br />
Festival<br />
Barrelhouse<br />
Jazzband<br />
07.06. Brugg (CH),<br />
Salzhaus<br />
08.06. Baldham,<br />
Marktplatz<br />
Mit den Audi Sommerkonzerten 2013 veranstaltet der Ingolstädter<br />
Automobilhersteller bereits zum 24. Mal ein hochkarätiges Klassik-<br />
Festival. Und gleich beim Eröffnungskonzert am 26. Juni gibt sich<br />
mit Klaus Florian Vogt einer der bedeutendsten Tenöre in Ingolstadt<br />
die Ehre. Der in der Kategorie „Sänger des Jahres“ ausgezeichnete<br />
ECHO-Klassik-Preisträger hat vor allem als Wagner-Tenor nicht nur in<br />
Bayreuth für Furore gesorgt. Jetzt präsentiert er zusammen mit der<br />
Sopranistin Emily Magee Arien und Duette aus Dvořáks Oper „Rusalka“<br />
und aus „<strong>Die</strong> tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold. Begleitet<br />
werden die Sänger von der Staatsphilharmonie Nürnberg unter der<br />
Leitung von Patrick Lange.<br />
Für diese Opern-Gala verlost RONDO jetzt 3 x 2 Tickets. Schreiben<br />
Sie uns einfach mit dem Betreff VOGT an verlosung@rondomagazin.<br />
de oder postalisch (Absender nicht vergessen!) an RONDO, Johannisplatz<br />
3, 81667 München. Viel Glück!<br />
49
Termine Jazz<br />
09.06. Bad Vilbel,<br />
Wasserburg<br />
Jacob Karlzon<br />
15.06. Wolfsburg,<br />
Jazz in Motion<br />
Festival<br />
Joachim Kühn<br />
15.06. Wolfsburg,<br />
Zirkuszelt im<br />
Schlosspark<br />
19.07. Rottenburg<br />
30.08. Marienthal,<br />
Festspiele<br />
12.10. Murnau, Festival<br />
Grenzenlos<br />
19.10. Esslingen,<br />
<strong>Die</strong>selstraße<br />
15.11. Dornbirn,<br />
Spielboden<br />
16.11. Offenburg,<br />
Reithalle<br />
Nils Landgren<br />
06.07. Baden Baden,<br />
Festspielhaus<br />
Nguyên Lê<br />
23.06. Duisburg,<br />
Traumzeitfestival<br />
10.07. Klagenfurt<br />
(A), Festival<br />
02.09. Hamm<br />
02.10. Hamm, Kurhaus<br />
13.10. Murnau, Festival<br />
Grenzenlos<br />
Bobby McFerrin<br />
06.06. Dortmund,<br />
Konzerthaus<br />
07.06. Pforzheim,<br />
Congress Centrum<br />
08.06. Würzburg,<br />
Congress Centrum<br />
09.06. München,<br />
Philharmonie<br />
Christian Muthspiel<br />
03.06. Wien (A), Porgy<br />
& Bess<br />
05.06. München,<br />
Jazzclub Unterfahrt<br />
06.06. Innsbruck (A),<br />
Treibhaus<br />
07.06. Salzburg (A),<br />
Jazzit<br />
13.06. Karlsruhe,<br />
Jazzclub<br />
14.06. Wuppertal,<br />
Skulpturenpark<br />
11.09. Graz (A), Minoritensaal<br />
13.09. Chur (CH),<br />
Jazzclub<br />
14.09. Dornbirn (A),<br />
Spielboden<br />
18.09. Fürstenfeldbruck,<br />
Veranstaltungsforum<br />
19.09. Schaffhausen,<br />
Kammgarn<br />
Marius Neset<br />
24.05. Hamburg,<br />
Elbjazz<br />
Cécile Verny<br />
Quartet<br />
07.06. Hildesheim,<br />
Bischoffsmühle<br />
08.06. Agathenburg,<br />
Schloss<br />
15.06. Wolfsburg,<br />
Jazz in Motion<br />
16.06. Duderstadt,<br />
Stadtpark<br />
Iiro Rantala<br />
16.06. Wolfsburg,<br />
Jazz in Motion<br />
Festival<br />
21.06. Leipzig, Bachfest<br />
22.06. Leipzig, Bachfest<br />
Matthias Schriefl<br />
01.06. Hilden, Jazztage<br />
13.07. Betzigau,<br />
Gasthaus Mittelallgäu<br />
23.10. Konstanz,<br />
Jazzherbst<br />
Viktoria Tolstoy<br />
15.06. Wolfsburg,<br />
Jazz in Motion<br />
Tingvall Trio<br />
15.06. Wolfsburg,<br />
Schloss Jazzfestival<br />
16.06. Berlin, Jüdisches<br />
Museum<br />
22.06. Johannesburg<br />
(ZA), The<br />
Lyric Theatre<br />
06.07. Greifswald,<br />
Festival<br />
09.07. Stuttgart,<br />
Jazz Open<br />
20.07. Zelena Voda<br />
(SK), Open<br />
Jazz Festival<br />
21.07. Keitum/Sylt,<br />
Teekontor<br />
26.07. Bad Dürkheim,<br />
Burgruine<br />
Limburg<br />
03.08. Hochheim,<br />
Rheingau Musik<br />
Festival<br />
27.09. Neumünster,<br />
Kunstflecken<br />
29.09. Kassel,<br />
Schauspielhaus<br />
30.09. Karlsruhe,<br />
Tempel<br />
01.10. Illingen, Illipse<br />
06.12. Hamburg,<br />
Fabrik<br />
Zodiak Trio<br />
24.05. Velbert, Theater<br />
Fischereihafen<br />
01.06. Heilbronn,<br />
Cave 61<br />
08.06. Duisburg, <strong>Die</strong><br />
Säule<br />
Klaus Paier & Asja<br />
Valcic<br />
15.06. Völkermarkt<br />
(A), Step<br />
08.11. Graz (A),<br />
Stockwerk<br />
Ulf Wakenius<br />
15.06. Wolfsburg,<br />
Jazz in Motion<br />
Festival<br />
Verlag: Kunst- und Kulturpublikationen<br />
RONDO GmbH, Johannisplatz 3a, 81667<br />
München, Tel. 089/614 658 53, Fax 089/614<br />
658 57, E-Mail post@rondomagazin.de<br />
NEU – Büro Berlin:<br />
Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin,<br />
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Internet: www.rondomagazin.de<br />
Herausgeberin: Verena von der Goltz<br />
Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch)<br />
Redaktionsassistentin: Anna Vogt<br />
Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke<br />
(mb), Arnt Cobbers (ac), Oliver Buslau,<br />
Josef Engels (joe), Guido Fischer (gf),<br />
Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer<br />
(rfr), Matthias Kornemann (mk), Reinhard<br />
Lemelle (rl), Roland Mackes, Carsten Niemann<br />
(cn), Matthias Siehler, Werner Stiefele (ws),<br />
Michael Wersin (mw), Marcus A. Woelfle<br />
Hinweise Oper, Festival, Konzert:<br />
Guido Fischer<br />
Comic: Helga Utz (Idee und Text), Thomas<br />
Thiesen (Zeichnung)<br />
Bildredaktion: Oliver Tenhoven<br />
Termine: Anna Vogt<br />
Art Director: Arndt Knieper<br />
Produktion: Rüdiger Kern<br />
Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger<br />
(Tel. 089/614 658 80),<br />
s.lanzinger@rondomagazin.de<br />
Anzeigen Tonträger: Marike Hasler<br />
(Tel. 08137/ 63 28 722),<br />
m.hasler@rondomagazin.de<br />
Anzeigen Veranstalter:<br />
Julian & Roman<br />
Wasserfuhr<br />
23.05. Dresden,<br />
Jazzclub Tonne<br />
31.05. Wuppertal,<br />
Bandfabrik<br />
01.06. Frankfurt,<br />
Romanfabrik<br />
14.06. Singen, Kulturzentrum<br />
16.06. Wolfsburg,<br />
Jazz in Motion<br />
20.09. Jüchen,<br />
Schloss Dyck<br />
Büro Berlin: Ulrike Oertel<br />
(Tel. 030 / 414 781 760 / Fax 030 / 414 781 713 /<br />
mobil 0160 / 73 74 624),<br />
u.oertel@rondomagazin.de<br />
Büro Köln: Anna Metternich und Martin <strong>Die</strong>tz<br />
(Tel. 02254 / 60 13 311,<br />
mobil 0171 / 52 73 321), info@webbasis.de<br />
Büro Hamburg: Hartmut Winter (Online-<br />
Marketing), (Tel. 040 / 53 27 13 85 / mobil 0177 /<br />
772 12 62), h.winter@rondomagazin.de<br />
Nils Wülker<br />
25.05. Hamburg,<br />
Elbjazz<br />
Michael Wollny<br />
16.06. Wolfsburg,<br />
Jazz in Motion<br />
Festival<br />
06.07. Baden Baden,<br />
Festspielhaus<br />
10.08. Worms, Jazz<br />
& Joy<br />
Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u.<br />
Verlagshaus GmbH<br />
RONDO erscheint sechsmal jährlich.<br />
Abonnement für ein Jahr: Inland 28 €,<br />
Ausland 56 € – Bitte bei Bestellung Bankverbindung<br />
für Lastschrifteinzug angeben.<br />
Das nächste RONDO erscheint am<br />
Donnerstag, 29. August 2013.<br />
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Foto: Tanja Niemann, Cristina Ligia Enasescu<br />
Zugabe<br />
Namen, Nachrichten, Nettigkeiten:<br />
Neues von der Hinterbühne<br />
Von Robert Fraunholzer<br />
Dramatische<br />
Koloratur-Mutter:<br />
Sopranistin Diana<br />
Damrau<br />
Auf den Hund<br />
gekommen:<br />
Kiri Te Kanawa<br />
<strong>Die</strong> deutsche Sopranistin Diana Damrau<br />
findet, dass nach der vor einem halben Jahr<br />
erfolgten Geburt ihres zweiten Sohnes (Colyn)<br />
die Stimme „wärmer und runder“ geworden<br />
ist. „Das kann passieren“, so Damrau an<br />
ihrem Wohnort Zürich. „Ich habe jetzt mehr<br />
dramatische Farben, und trotzdem ist die Höhe<br />
noch da.“ Sie wolle sich stärker dem Belcanto<br />
zuwenden. „Jetzt kann ich’s wagen.“<br />
Auch Kiri Te Kanawa (69), eine der beliebtesten<br />
Sängerinnen der 80er und 90er<br />
Jahre (gegenwärtig in einer Nebenrolle von<br />
Donizettis „La fille du régiment“ zurück auf<br />
der Bühne in Wien, London und New York),<br />
hat die Welt der Oper mit der Welt der Hunde<br />
vertauscht. „Schluss mit der Oper! Her mit<br />
den kleinen Hunden“, sei ihre Parole, so Te<br />
Kanawa bei einem Interview in Wien. Sie führt<br />
zwei Pommersche Zwergspitze an der Leine.<br />
„Designer dogs“, so Te Kanawa. Betont jedoch,<br />
diese seien immerhin „in Glyndebourne“ geboren.<br />
<strong>Die</strong> kanadische Pianistin Janina Fialkow<br />
ska (62), einzige große Schülerin von<br />
Arthur Rubinstein, hat fast zehn Jahre nach<br />
ihrer Krebs-Erkrankung ihre Konzert-Karriere<br />
auch in Deutschland wiederaufgenommen.<br />
2001 wurde bei ihr ein Tumor im linken Arm<br />
diagnostiziert, der sie zum Abbruch ihrer<br />
Karriere zwang. Nach mehreren Muskelverpflanzungen<br />
musste sie neu Klavierspielen<br />
lernen. „Ich wünschte, niemand wüsste<br />
darum, doch das kann ich nicht mehr ändern“,<br />
so Fialkowska. „Alle Künstler wollen beweisen,<br />
dass sie zu Recht auf der Bühne sind“,<br />
so Fialkowska. „Ich muss zusätzlich beweisen,<br />
dass man mir nicht aus Mitleid applaudiert.“<br />
Alle neueren CDs der Pianistin haben ausgezeichnete<br />
Besprechungen erhalten.<br />
Tenor Roberto Alagna, frisch geschiedener<br />
Ehemann von Angela Gheorghiu,<br />
ist mit der polnischen Sopranistin Aleksandra<br />
Kurzak liiert.<br />
Pianisten-Legende Dmitri Bashkirov (81),<br />
Lehrer von Arcadi Volodos, Nikolai Demidenko<br />
und Elena Bashkirova (sowie Schwiegervater<br />
von Daniel Barenboim), mokiert sich über<br />
junge Pianisten von heute. „Lang Lang ist sehr<br />
musikalisch“, so Bashkirov bei einem Meisterkurs.<br />
„Aber bei ihm ist der Zirkus-Anteil zu<br />
groß. Auch hat er mir stolz verkündet, dass<br />
er noch nie im Leben ein Buch gelesen habe.“<br />
Das Schlimmste aber, so Bashkirov, sei Khatia<br />
Buniathishvili. „Total geschmacklos, total<br />
übertrieben. Und total ordinär“, so Bashkirov.<br />
„Sie hat das schlimmste Chopin-Konzert<br />
meines Lebens gespielt.“<br />
In die Internet-Diskussion um Sänger,<br />
die immer teurer und immer unzuverlässiger<br />
werden, hat sich jetzt auch der ehemalige<br />
Intendant der Wiener Staatsoper, Ioan<br />
Holender, eingeschaltet. „Festengagierte<br />
Ensemblemitglieder werden immer schlechter,<br />
gastierende Sänger immer besser bezahlt“,<br />
so Holender in einem Beitrag in der Tageszeitung<br />
„<strong>Die</strong> Welt“. „Jeder Sänger versucht folglich<br />
so schnell wie möglich aus einem Festvertrag<br />
wegzukommen und als Freischaffender zu<br />
wirken, um keine der sich bietenden Auftrittsmöglichkeiten<br />
zu versäumen.“ So ruinierten<br />
sich die Sänger vorzeitig. Auch gebe es immer<br />
weniger Theaterleiter, die über das Knowhow<br />
verfügten, Sänger für längere Zeit fest<br />
zu binden. „Intendanten, die keine Nähe zur<br />
Vokalkunst haben, werden sich hüten, Festverträge<br />
zu machen. Denn dann haben sie<br />
Permanentkosten für 3 Jahre.“ So würden<br />
immer mehr Sänger auf den freien Markt geworfen.<br />
Der sie allzu rasch verschleißt.<br />
<strong>Die</strong> neue Intendantin der Seefestspiele<br />
Mörbisch, Dagmar Schellenberger, kann die<br />
Gerüchte nicht mehr hören, sie habe ein Mitglied<br />
der Findungskommission besser gekannt<br />
als andere Bewerber. „Unterstellungen dieser<br />
Art kamen nur aus einer einzigen Richtung,<br />
von jemandem, der es nicht geworden war“,<br />
sagte sie in Wien. Schellenberger, eine der<br />
Sänger-Protagonistinnen der Ära von Harry<br />
Kupfer an der Komischen Oper Berlin, galt als<br />
Überraschungssiegerin um die Nachfolge beim<br />
größten Operetten-Festival der Welt. Sie startet<br />
mit Millöckers „Bettelstudent“. Im nächsten<br />
Jahr folgt „Anatevka“.<br />
Kristian Bezuidenhout (33), Pianist,<br />
Cembalist und Hammerklavier-Spieler mit<br />
Wohnsitz in London, ist nicht wiederzuerkennen.<br />
Nicht nur hat er die Schubert-<br />
Brille, die früher sein Markenzeichen war,<br />
abgesetzt. In den letzten vier Jahren habe<br />
er, so Bezuidenhout in Berlin, „55 Kilo abgenommen“.<br />
Alagnas Neue:<br />
<strong>Die</strong> Sopranistin<br />
Aleksandra Kurzak<br />
Kritisiert die<br />
Engagementpolitik:<br />
Ioan Holender<br />
Vorher und<br />
nachher:<br />
Kristian<br />
Bezuidenhout<br />
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