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Die Muster- knaben - Rondo

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Das<br />

Klassik<br />

& Jazz<br />

Magazin<br />

3/2013<br />

Philharmonie<br />

Luxembourg<br />

<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong><br />

Cecilia Bartoli<br />

Norma von vorn<br />

Piotr Beczala<br />

Operette sich<br />

wer kann!<br />

Bobby McFerrin<br />

stellt sich die<br />

Gretchenfrage<br />

Immer samstags aktuell<br />

www.rondomagazin.de


Mai 2013 – aus der RONDO-Website wird …<br />

rondomagazin.de<br />

das Portal für Klassik<br />

und Jazz<br />

Freuen Sie sich auf ein<br />

frisches, übersichtliches<br />

Layout mit vielen neuen<br />

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Im unserem frei zugänglichen Online-Archiv<br />

finden Sie bereits jetzt 8000 Rezensionen,<br />

dazu in Kürze die Kolumnen und Interviews<br />

sämtlicher vergangener Magazinjahrgänge.<br />

Erschlossen wird das Archiv durch die<br />

schnellste und effizienteste Suchmaschine,<br />

die rondomagazin.de je hatte.<br />

Durch die Einbindung des starken „Spotify“-<br />

Musikdienstes können Sie nun die neuen CDs<br />

schon bei den Rezensionen und Interviews<br />

direkt und in voller Länge anhören – und<br />

unseren Kritikern per Kommentar gerne sofort<br />

widersprechen!<br />

Unsere neuen Künstlerwebsites bringen Ihnen<br />

alles zu Ihren Stars auf einen Blick: Interviews,<br />

Rezensionen – und die nächsten Termine<br />

in Ihrer Nähe!<br />

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Sie: noch mehr Spaß beim Stöbern – während<br />

Sie zugleich das Gesuchte schnell und gezielt<br />

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rondomagazin.de – mehr Musik braucht es nicht.<br />

2


Themen<br />

Pasticcio:<br />

Meldungen und Meinungen<br />

aus der Musikwelt 4<br />

Leserreise:<br />

Zermatt 5<br />

Philharmonie Luxembourg:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong> 6<br />

Belcanto-Bekehrung:<br />

Norma von vorn 8<br />

100 Jahre „Le sacre“:<br />

Prähistorischer Jazz 10<br />

Blind gehört:<br />

Folkert Uhde 12<br />

Comics:<br />

So oder ähnlich –<br />

Musikgeschichte in Bildern 14<br />

Max Reger:<br />

Wertvoller „Mist“ 15<br />

Musiktheater:<br />

Operette sich wer kann! 16<br />

David Bates:<br />

Niemand ist eine Insel 18<br />

Festivals:<br />

Neu-Heidelberg, Du Feine 27<br />

Da Capo:<br />

Gezischtes Doppel der<br />

RONDO-Opernkritik 28<br />

Leserreise:<br />

Beethovenfest Bonn 30<br />

Doktor Stradivari:<br />

Musik-Krimi 31<br />

CDs, Bücher &<br />

Sammlerboxen<br />

RONDO-CD:<br />

Abonnenten kriegen<br />

was auf die Ohren 32<br />

Klassik-CDs<br />

mit der „CD des Monats“ 33<br />

Vokal total:<br />

Neuerscheinungen<br />

für Stimmfachleute 34<br />

Jazz-CDs<br />

mit dem „Meilenstein“ 38<br />

6<br />

Philharmonie Luxembourg:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong><br />

12<br />

Blind gehört:<br />

Folkert Uhde<br />

16<br />

Lust auf Klassik?<br />

www.reservix.de<br />

Sommerliche<br />

Musiktage<br />

Hitzacker<br />

27.07.–04.08.13<br />

Hitzacker<br />

@ Christoph Mannhardt<br />

Dobrinka Tabakova:<br />

Vergangenheit mit Folgen 18<br />

10 Jahre Genuin:<br />

Aus zwei mach neun 19<br />

Hörtest:<br />

Biber „Rosenkranzsonaten“ 20<br />

Bobby McFerrin:<br />

Glaubensbekenntnis 22<br />

Bücher:<br />

Musik für Leseratten 40<br />

Magazin:<br />

Schätze für den<br />

Plattenschrank 41<br />

Boulevard:<br />

Bunte Klassik 42<br />

Musiktheater:<br />

Operette sich wer kann!<br />

18<br />

Klosterkonzerte<br />

Maulbronn<br />

09.06.–22.09.13<br />

Maulbronn<br />

Tomasz Stanko:<br />

Graues Licht,<br />

strahlende Sonne 23<br />

Termine<br />

Termine:<br />

Opernpremieren 44<br />

Dobrinka Tabakova:<br />

Vergangenheit mit Folgen<br />

Oper, Festival,<br />

Konzerte<br />

Musikstadt:<br />

Pesaro 24<br />

Fanfare:<br />

Proben, Pleiten<br />

und Premieren aus Oper<br />

und Konzert 26<br />

Termine:<br />

Konzerte Klassik 45<br />

Termine:<br />

Konzerte Jazz 49<br />

Impressum 50<br />

Zugabe:<br />

Nettigkeiten von den<br />

Hinterbühnen dieser Welt 51<br />

23<br />

Tomasz Stanko: Graues<br />

Licht, strahlende Sonne<br />

Silbermann-Tage<br />

04.–15.09.13<br />

Freiberg, Dresden u. a. Städte<br />

www.reservix.de<br />

3<br />

Karten für 30.000 Veranstaltungen.


Pasticcio<br />

Meldungen und Meinungen der Musikwelt<br />

4<br />

Preisträgerin:<br />

Kaija Saariaho<br />

Verstummt:<br />

János Starker<br />

Ari Hoenig<br />

Quartet<br />

Preiswürdiges Nordlichtfunkeln<br />

<strong>Die</strong> Finnin Kaija Saariaho hat mit ihrem umfangreichen Schaffen gezeigt,<br />

dass hochgradige Komplexität und zart funkelnde Sinnlichkeit<br />

sich keinesfalls ausschließen müssen. Rasch fand sie aus den Insiderzirkeln<br />

in die Belle Etage der internationalen Festivals und Opernhäuser.<br />

<strong>Die</strong> New Yorker und Berliner Philharmoniker haben bei ihr Werke bestellt.<br />

Und gleich mit ihrer ersten Oper „L’Amour de loin“, die 2000 bei<br />

den Salzburger Festspielen von Kent Nagano uraufgeführt wurde,<br />

legte sie den Grundstein für weitere Musiktheater-Erfolge u.a. an der<br />

Pariser Bastille-Oper. <strong>Die</strong> 1952 in Helsinki geborene Komponistin, die<br />

in Freiburg bei Brian Ferneyhough und Klaus Huber ihr Kompositionsstudium<br />

fortsetzte, ist nun mit dem alternativen Nobelpreis für Musik,<br />

dem schwedischen „Polar Music Prize“ ausgezeichnet worden. Der einzige<br />

Wermutstropfen ist jedoch, dass Saariaho sich wie auch ihre Vorgänger<br />

Boulez, Stockhausen und Ligeti das Preisgeld von 234.000 Euro<br />

mit dem obligatorisch zweiten Gewinner teilen muss. In ihrem Fall ist es<br />

der senegalesische Sänger Youssou N’Dour. <br />

gf<br />

Ein Cello-König ist abgetreten<br />

Schon in ganz jungen Jahren war János Starker ein Wunderkind am<br />

Cello, wie es im Buch steht. Mit elf Jahren besuchte er in seiner Heimatstadt<br />

Budapest die Franz-Liszt-Musikakademie, wo u. a. Zoltán Kodály,<br />

Béla Bartók und Ernst von Dohnányi seine Lehrer waren. Schnell<br />

machten die ersten Vergleiche mit Pablo Casals und Emanuel Feuerbach<br />

die Runde. Doch erst nach seiner erzwungenen Übersiedlung in<br />

die USA begann die eigentliche Karriere Starkers. Er wurde 1. Solo-Cellist<br />

an der New Yorker Metropolitan Opera und beim Chicago Symphony<br />

Orchestra. Und während er 1958 eine Professur an der Indiana University<br />

übernahm, die er bis 2001 innehatte, mehrte er mit zahlreichen<br />

Einspielungen und Konzerten seinen Ruf als einer der besten Cellisten.<br />

Als „hell, schwerelos, geschmeidig, nie derb auftrumpfend, technisch<br />

makellos“ hat einmal der Cello-Experte Harald Eggebrecht Starkers Spiel<br />

beschrieben. Nun ist es endgültig verstummt. Am 28. April verstarb<br />

János Starker im Alter von 88 Jahren in Bloomington. <br />

gf<br />

BMW Welt Jazz Award 2013 für Ari Hoenig<br />

„Leading Drums“ war heuer das Motto des von BMW mit BR Klassik,<br />

der Stadt München, der Jazzzeitung und Ludwig Beck ausgelobten<br />

Münchner Wettbewerbs. Aus sechs Sonntags-Matinéen mit sechs<br />

Ensembles waren das New Yorker Ari Hoenig Quartet und das in Berlin<br />

probende Quartett des Schweizers Samuel Rohrer als Finalisten hervorgegangen.<br />

Aktueller amerikanischer traf so auf europäischen Hauptstadtjazz.<br />

Das Los ließ Ari Hoenig den Vortritt. New Yorker Relaxtheit,<br />

aberwitzig virtuose Präzision, ausgebuffte Metren, kühne dynamische<br />

Abstufungen, überraschende harmonische Wendungen und eine für<br />

Überraschungen stets offene Spielhaltung hielten das Auditorium in<br />

ihrem Bann. Vor der amerikanischen Folie kamen die Europäer nicht<br />

über den Status eines hochinteressanten notenbasierten Projekts<br />

hinaus; 5.000 Euro Preisgeld waren ihr Trost. Ari Hoenig dagegen bekam<br />

neben Trophäe und 10.000 Euro Preisgeld noch den mit einem Aufenthalt<br />

auf Schloss Elmau dotierten Publikumspreis. <br />

tf<br />

Leserbriefe<br />

Zum Interview mit Ian Bostridge<br />

in RONDO 2/13<br />

<strong>Die</strong> Fragen an Ian Bostridge<br />

und die Antworten darauf, finde<br />

ich etwas irritierend. Anno<br />

1947 brach te die Städt. Oper Berlin<br />

[Brittens „Albert Herring“]<br />

mit großem Publikumserfolg zur<br />

Aufführung. Britten’s damaliger<br />

„Sommernachts traum“ […] brachte<br />

gleichen Jahres in der Fritz Genschow’<br />

Inszenierung im Park des<br />

Hauses am Waldsee, Argentinische<br />

Allee, 30, wahres Entzücken.<br />

Insofern also, ließe sich resümieren,<br />

daß Benjamin Britten<br />

in Deutschland durchaus sicheren<br />

Anklang fand; zumal seine<br />

„Simple Symphony“ sich bis heute<br />

größter Sympathien erfreut!<br />

Christoph Anden, Neuss<br />

Zu Matthias Kornemann, „Lorbeer<br />

& Zitronen 2012“ auf www.<br />

rondomagazin.de<br />

Man kann sich HJ Lim[s Beethoven<br />

sonaten] in Proskynese nähern<br />

oder sie kompromisslos<br />

ver dam men, mag ihre Gesamteinspielung<br />

als Beethovenrauschdroge<br />

benutzen oder ihre CDs wie<br />

[<strong>Rondo</strong>-Autor] Matthias Kornemann<br />

blasphemisch im Müll eimer<br />

entsorgen. Eins steht jedoch fest!<br />

HJ Lim […] ist ge gen wär tig wohl<br />

eine der begab testen, revolutionärsten,<br />

spon tans ten, natürlichsten<br />

und tech nisch brillantesten<br />

Phänome ne der jungen Pianistenszene<br />

[…].<br />

Hans Ulrich Behner, Mainz<br />

Anm. der Redaktion: Wir finden<br />

es prima, wenn Musik Menschen<br />

polarisiert und begeistert, und<br />

unsere Kritiker können Widerspruch<br />

vertragen. <strong>Die</strong> Kommentarfunktion<br />

auf rondomagazin.<br />

de steht jederzeit für den Austausch<br />

über Ihre Lieblingsaufnahme<br />

zur Verfügung!<br />

Erratum<br />

In Ausgabe 02/2013 hat der<br />

Fehlerteufel zugeschlagen:<br />

<strong>Die</strong> Notenausgabe von Pergolesis<br />

„Septem verba a Christo“ ist im<br />

Breitkopf & Härtel-Verlag erschienen,<br />

nicht – wie im Artikel angegeben<br />

– bei Bärenreiter.


—<br />

22<br />

bis<br />

8<br />

—9<br />

8<br />

›neugier‹<br />

www.musikfest.de . 0711 61 921 61<br />

Leserreise<br />

Zermatt<br />

Raue Gipfel, grüne Matten und die so<br />

charakteristisch mit durch Steine<br />

beschwerten Holzschindeln gedeckten<br />

Häuser – das Wallis ist einer<br />

der schönsten Kantone der Schweiz, und am<br />

schönsten vielleicht gerade im Spätsommer,<br />

wenn das Zermatt-Festival Besucher aus ganz<br />

Europa anzieht. Der Gegensatz zwischen der<br />

hochalpinen Landschaft und Meisterwerken<br />

der klassischen Musik, aber auch die entspannte,<br />

familiäre Atmosphäre bei Musikern<br />

und Publikum machen Zermatt zu einem<br />

würdigen Abschluss der sommerlichen Festspielsaison.<br />

Im Zentrum der Leserreise, zu der Sie<br />

RONDO-Chefredakteur Carsten Hinrichs begleitet,<br />

stehen natürlich Konzerte des Zermatt-<br />

Festivals. Dazu gibt es gemeinsame Ausflüge<br />

in die Region rund um die wild-romantisch<br />

gelegene Alpenstadt. Das Matterhorn, den<br />

charakteristischsten Gipfel der Schweiz haben<br />

die Teilnehmer direkt im Blick beim Käsefondue<br />

auf dem Restaurant Riffelberg, in<br />

2.585 m Höhe. Eine Weinprobe bei Brot und<br />

Käse in der St. Jodern Kellerei rundet die<br />

kulinarische Seite des Besuchs ab.<br />

Wenn Sie sich für die RONDO-Leserreise<br />

interessieren, fordern Sie unverbindlich<br />

die Reiseunterlagen an unter fernweh@<br />

rondomagazin.de oder postalisch unter:<br />

Kunst- und Kulturpublikationen RONDO<br />

GmbH, Am Johannisplatz 3, 81667 München.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt,<br />

unser Reisebüro „Cadenza Tours“ ist<br />

Ihnen auf Wunsch bei der Organisation der<br />

Anreise oder einer Verlängerung behilflich.<br />

<strong>Die</strong> Reise im<br />

Überblick:<br />

Donnerstag, 5.9.:<br />

Anreise nach Zermatt, Begrüßung,<br />

Abendessen<br />

Freitag, 6.9.:<br />

Dorfrundgang, Besuch der Musikerakademie,<br />

Konzert in St. Mauritius (Salieri, Beethoven,<br />

Brahms/ Scharoun Ensemble)<br />

Samstag 7.9.:<br />

Weinprobe, Konzert in St. Mauritius<br />

(Mendelssohn, Beethoven/ Braunstein,<br />

Zermatt Festivalorchester)<br />

Sonntag, 8.9:<br />

Konzert in der Riffelalp-Kapelle (Dvořák,<br />

Britten, Farrenc/ Braunstein, Fassbender,<br />

Kelly, Scharoun Ensemble), anschließend<br />

Käsefondue auf dem Riffelberg<br />

Montag, 9.9.:<br />

Heimreise oder Verlängerung<br />

5


Wo Profis<br />

spielen dürfen:<br />

„Drumblebee“<br />

mit Quatuor Beat<br />

Philharmonie<br />

Luxembourg<br />

<strong>Die</strong> <strong>Muster</strong><strong>knaben</strong><br />

Wunschkonzert: kein Musentempel, sondern ein<br />

Ort, der die Musik der Gesellschaft widerspiegelt.<br />

In Luxemburg wagt man ein vielversprechendes<br />

Experiment. Von Carsten Hinrichs<br />

Wie in das Innere einer<br />

Schnecke, so tastet man sich<br />

durch den gebogenen Gang<br />

in den Kammermusiksaal der<br />

Philharmonie, der in einer Kehre über die Zuschauerterrassen<br />

auf das Podium führt, überwölbt<br />

und akustisch unterstützt von einem<br />

großen, weich abgerundeten Schirm. Kein<br />

Glück für Zuspätkommer, der ganze Saal kann<br />

einen anblicken, während man sich über die<br />

6<br />

Galerie bewegt. Für Musiker muss es sich hingegen<br />

herrlich anfühlen, sich so geborgen<br />

in das Adagio eines Streichquartetts zu versenken.<br />

Oder in die zarten Klangkaskaden<br />

einer Jazzimprovisation, wie sie das Michel<br />

Reis Trio gerade verströmt. Ein intimer<br />

Rahmen, im besten Wortsinn. Für 320 entspannte<br />

Zuhörer.<br />

2005 wurde die Philharmonie, der Konzertsaal<br />

des Großherzogtums Luxembourg er-<br />

öffnet, in Anwesenheit des Regenten. Dabei<br />

gaben die zentrale Lage und europäische Ausrichtung<br />

des Landes mit seinen zahlreichen<br />

Behörden im Kontrast zur tatsächlichen Bevölkerungszahl<br />

von damals rund 470.000 Einwohnern<br />

dem 2003 bestallten Intendanten<br />

Matthias Naske keine leichte Aufgabe. <strong>Die</strong><br />

Strahlkraft des Programms musste internationalem<br />

Anspruch genügen und sich trotz<br />

der schwierigen geografischen Lage rechnen.<br />

Immerhin waren all diese Schwierigkeiten<br />

schon in die Planung eingeflossen, denn<br />

Wunschkandidat Naske bekam mit dem Gebäude<br />

sozusagen ein Wunschkonzert: <strong>Die</strong> zu<br />

bauenden Säle richteten sich nach dem geplanten<br />

Programm, nicht umgekehrt. Ein<br />

Glücksfall für den Kulturmanager.<br />

Zu Verdanken hat das Land seinen Vorzeige-Konzertsaal<br />

der Beharrlichkeit von Erna<br />

Hennicot-Schoepges, die seinerzeit als Kulturund<br />

Bauministerin aus der musikalischen<br />

Utopie ein realpolitisches Projekt machte.<br />

Nun, da Naske das Haus nach insgesamt zehn<br />

Jahren als Intendant übergeben wird, ist aus<br />

dem Projekt ein eingespieltes Haus geworden,<br />

und zwar eins mit Mut zum experimentellen<br />

Risiko. Denn es war erklärtes Ziel, nicht das<br />

x-te Prachtfestspielhaus für elitäre Zirkel aus<br />

dem Boden zu stampfen, sondern den Spielplan<br />

auf den Musikgeschmack der Gesellschaft<br />

zu erweitern. Im Klartext heißt das, dass sich<br />

große Sinfonik das Haus mit Jazz und Weltmusik<br />

teilt, dass neben Starauftritten mit René<br />

Foto: Sébastien Grébille/Philharmonie


Foto: Jörg Hejkal<br />

Fleming und Anne Sophie Mutter auch Filmlivekonzerte<br />

und Crossover-Projekte eigene<br />

Reihen bekommen. In Luxembourg hat man<br />

sich die Besucher zur Neugier erzogen. Und ein<br />

eigenes Kellerlabor dafür eingerichtet.<br />

Im „Espace Decouverte“, einer Black Box im<br />

Untergeschoss, finden die wirklich ungewöhnlichen<br />

Projekte der Philharmonie statt. Der<br />

Raum kann sowohl mit klassischen Rängen bestuhlt,<br />

als auch komplett leer geräumt werden.<br />

<strong>Die</strong>se Offenheit ist auch eine Herausforderung<br />

an die Kreativität der Musikschaffenden.<br />

Jedenfalls reagieren die Techniker hier auch<br />

auf abseitige Anfragen wohl nie mit<br />

Stirnrunzeln. Heute verzaubert ein<br />

kleines schwarzes Theaterstück junge<br />

Zuhörer zwischen 5 und 9 Jahren.<br />

Und die dazugehörigen Eltern. Zur<br />

gar nicht so heiteren Geschichte<br />

von einem tyrannischen Kind, das<br />

erst zum Schluss aus der Einsamkeit<br />

seiner immer größer werdenden<br />

Wünsche befreit wird, hat sich der<br />

Bandoneonist Jacques Trupin eine<br />

zeitlose Musik ausgedacht und die<br />

sanft melancholische Klangfarbe<br />

seines Instruments mit einem Streichquartett<br />

gemischt. <strong>Die</strong> Kinder dürfen<br />

auf Sitzkissen lümmeln oder liegen,<br />

dennoch herrscht konzentrierte<br />

Spannung. Was die jungen Zuschauer<br />

da wohl stärker in seinen Bann zieht,<br />

die Mäander der melodischen Linien<br />

oder die verblüffenden Tricks des<br />

schwarzen Theaters, das einfache<br />

Moosgummirohre täuschend echt<br />

zum Leben erweckt?<br />

Im Prinzip spiele das keine große<br />

Rolle, meint Pascal Sticklies, der<br />

Education Manager. Natürlich kann<br />

man einwenden, dass das Ereignis bei<br />

manchen Produktionen stärker wiegt als die<br />

Musik. Aber es geht auch darum, Kinder von<br />

klein auf Musik in angenehmer, positiv erinnerter<br />

Atmosphäre erleben zu lassen. Denn<br />

das kann das Erlebnis Konzerthaus für’s Leben<br />

verankern. Und darum fängt das Musikvermittlungsprogramm<br />

in Luxembourg schon<br />

maßgeschneidert bei den 0–3jährigen an. Für<br />

die 3–5jährigen gibt es „Loopino“, eine Reihe,<br />

die von ihrer Frontfrau lebt. Luisa Bevilacqua<br />

(ab der nächsten Spielzeit abgelöst von Milla<br />

Trausch) schlüpft in die gleichnamige Rolle,<br />

begleitet die Kinder durch’s Geschehen, steht<br />

aber auch den Künstlern hilfreich zur Seite, die<br />

hier auf das wahrscheinlich jüngste Publikum<br />

ihrer bisherigen Karriere treffen werden. Und<br />

das ist kritisch: Längen im Ablauf werden<br />

schonungslos durch Lautstärke beantwortet.<br />

Manch erfahrener Bühnenstar möchte sich<br />

diesem Urteil lieber nicht aussetzen, doch gehört<br />

es zum Ehrgeiz des Hauses, gerade hier<br />

dieselben großen Namen zu verpflichten,<br />

wie für die Erwachsenen und keine Musik-<br />

zirkustruppe. Tenor Ian Bostridge und Blockflötist<br />

Maurice Steger haben ihre Feuerprobe<br />

bravourös bestanden, erzählt man. Noch<br />

experimenteller wird es in der neuen Reihe<br />

„Bout’chou“, die sich eine grenzenlose Verschmelzung<br />

von Kunst- und Musikpädagogik<br />

vorgenommen hat. Sind aus Kindern dann<br />

erst Konzertfans (und Teenager) geworden,<br />

ist das quer durch alle Musikstile angelegte<br />

Jugendabo „iPhil“ Einstieg und Plattform für<br />

den Austausch zugleich. Denn hier stehen<br />

den Jugendlichen nur noch hauseigene Scouts<br />

zur Seite, geringfügig ältere „Ehemalige“, die<br />

Weit, hoch,<br />

herrlich:<br />

Das Foyer<br />

Fragen zur Musik beantworten oder dabei<br />

helfen, Gruppenaktivitäten zu organisieren.<br />

Ein so breit aufgestelltes Education-<br />

Programm hätten viele Häuser gerne, es muss<br />

den Machern aber auch ein großes Stück vom<br />

Budget-Kuchen wert sein, der dann für die<br />

traditionellen Konzerte fehlt. Gut 10 % lässt<br />

man sich in Luxembourg die Sparte kosten,<br />

Geld, dem Sticklies nicht nachweint. Sein Ehrgeiz<br />

ist es, die Education-Sparte durch Umwegfinanzierungen<br />

ökonomisch zu halten. Das<br />

Projekt „Drumblebee“, ein verrücktes, präzise<br />

durchchoreografiertes Konzert für vier Schlagzeuger,<br />

verschlang 45.000 Euro, das ist mehr,<br />

als mancher Konzertsaal für die ganze Vermittlung<br />

zur Verfügung hat. Aber durch gezielte<br />

Bewerbung an anderen Spielstätten hat<br />

sich das Projekt inzwischen acht Mal verkauft<br />

und seine Kosten wieder reingespielt. Nun<br />

freuen sich vielleicht auch bald Fünfjährige in<br />

Amerika darüber. Nicht zuletzt muss die Vermittlung<br />

in Luxembourg auch Sprachgrenzen<br />

überwinden. Das komplette Programm<br />

teilt sich nochmals in Veranstaltungen<br />

in Französisch und Lëtzebuergesch. Oder<br />

am besten gleich ganz ohne Worte, wie die<br />

Geschichte vom trotzigen Kindkönig.<br />

Im Drei-Länder-Eck bringt es die Philharmonie<br />

Luxembourg inzwischen auf gut<br />

14.500 Abonnements, und das trotz nicht<br />

gerader zentraler Lage im geschäftigen Büro-<br />

Edelquartier Kirchberg (zum Vergleich: das<br />

Berliner Konzerthaus bringt es inmitten einer<br />

Metropole auf gut 12.000 Abonnements).<br />

Das funktioniert auch durch intensive Anbindung<br />

an die Nachbarn in Frankreich und<br />

Operndorf im<br />

Säulenwald<br />

In Deutschland ist der Architekt Christian de Portzamparc<br />

für die Französische Botschaft in Berlin<br />

be kannt, in der Musikwelt für die Pariser Cité de la<br />

Musique. <strong>Die</strong> Philharmonie Luxemburg erscheint<br />

in der Draufsicht mandelförmig wie ein Auge, 823<br />

Säulen tragen das Dach über dem lichtdurchflu teten<br />

Foyer. In dessen Mitte steht – kunterbunt und<br />

wie aus Häuschen zusammengesetzt – der Block<br />

der Verwaltungsräume, die auch bei schlechtem<br />

Wetter umwandelt werden können und in ihrer<br />

Mitte den Großen Konzertsaal beherbergen. Auch<br />

hier bilden die hölzernen Logen vor schwarzen<br />

Wän den den Eindruck eines italienischen Dorfplatzes<br />

– die Musik steht symbolisch im Mittelpunkt<br />

des Gemeinschaftsgeschehens.<br />

Deutschland. Ein frühzeitiger Handschlag mit<br />

dem Trierer Oberbürgermeister sorgte dafür,<br />

dass inzwischen zu allen Konzerten Shuttlebusse<br />

fahren. So empfindet auch eine eingeschworene<br />

Besuchergemeinde aus Deutschland<br />

die Philharmonie als „ihr“ Haus.<br />

Natürlich gibt es auch acht Jahre nach dem<br />

Start immer noch genug Nüsse zu knacken.<br />

So ist der verwaltungstechnische Zusammenschluss<br />

zwischen Konzerthaus und dem<br />

Orchéstre Philharmonique du Luxembourg inzwischen<br />

erfolgreich in einen gemeinsamen<br />

Alltag überführt worden, dennoch wartet an<br />

dieser Nahtstelle auch zukünftig noch genug<br />

Arbeit auf den Nachfolger Stephan Gehmacher,<br />

der vom Symphonieorchester des Bayerischen<br />

Rundfunks nach Luxemburg wechselt. Dafür<br />

übernimmt er einen eingespielten, wohlbestallten<br />

Saal. Und Matthias Naskes nächste<br />

Baustelle heißt: Wiener Konzerthaus.<br />

www.philharmonie.lu<br />

7


Feuriges Ende<br />

verrümpelter<br />

Aufführungstraditionen<br />

(Salzburger<br />

Pfingstfestspiele<br />

2013: Bartoli,<br />

Osborn)<br />

Belcanto-Bekehrung<br />

Norma von vorn<br />

Eine „Norma“ in historischem Klanggewand beweist:<br />

Belcanto-Opern des frühen 19. Jahrhunderts sind viel<br />

besser als ihr Ruf. Von Carsten Niemann<br />

Im Grunde hat man es ja<br />

schon immer geahnt, dass<br />

etwas nicht stimmen kann<br />

mit der Oper des Belcanto.<br />

Denn auch wenn Rossini, Bellini<br />

und Donizetti, deren Werke man<br />

als erstes mit dem Begriff verbindet,<br />

in jedem Opernführer und<br />

fast jedem Opernhaus zum Kernrepertoire<br />

gehören, so scheinen<br />

doch viele ihrer ersten Hauptwerke<br />

im Vergleich zu Mozart<br />

oder zum späteren Verdi an<br />

einem merkwürdigen Mangel<br />

an dramatischer Glaubwürdigkeit<br />

zu leiden: Wie oft ist man<br />

abgestoßen von der sterilen<br />

Stimmakrobatik, die sich über<br />

8<br />

dürftigen Orchesterakkorden entfaltet,<br />

wie oft zuckt man innerlich<br />

vor stählernen Spitzentönen<br />

zusammen und wie peinlich ist<br />

man dann wiederum berührt,<br />

wenn sich Gefühl in schmierigen<br />

Kantilenen ergießt. Gehört man<br />

nicht gerade zu jenen fanatischen<br />

Stimmverkostern, die Lautstärke,<br />

Timbre oder Brillanz eines außergewöhnlichen<br />

Organs völlig losgelöst<br />

von der dramatischen<br />

Situation genießen können, dann<br />

kann man zu der Auffassung gelangen,<br />

dass die Zeit des Belcanto<br />

trotz ihrer zündenden Melodien<br />

und staunenswerten Anfor derungen<br />

an Stimme eine Zeit der<br />

dramatischen Verflachung gewesen<br />

sein muss. Was ein fataler<br />

Fehlschluss wäre.<br />

Opfer der Tradition<br />

In Wahrheit nämlich sind<br />

die Hauptwerke des Belcanto<br />

Opfer moderner Aufführungstraditionen<br />

geworden. Und<br />

die haben mit dem Ideal des<br />

„schönen Gesangs“, der den<br />

Schöpfern der Belcanto-Opern<br />

vorschwebte, nur noch sehr wenig<br />

zu tun. Doch nun deutet sich endlich<br />

eine Wende an. Unterstützt<br />

von der Musikwissenschaft hat<br />

sich eine Reihe von Musikern angeschickt,<br />

den Belcanto von jener<br />

dicken Patina zu befreien, die<br />

sich in den letzten 150 Jahren angesammelt<br />

hat. Immer größere<br />

Säle und Orchester, die damit einhergehende<br />

Bevorzugung von<br />

Brillanz und Kraft gegenüber<br />

Farbe und Ornament und eine<br />

naturalistischere Auffassung von<br />

Musikdramatik haben dazu geführt,<br />

dass das Wissen um die<br />

Aufführungspraxis des Belcanto<br />

beinahe völlig verloren ging.<br />

Hinzu kommt, dass sich auch die<br />

Stellung des Sängers grundsätzlich<br />

wandelte: Während Rossini,<br />

Bellini und Donizetti noch damit<br />

rechnen konnten, dass die Sänger<br />

ihre Partien mit improvisierten<br />

Verzierungen und ungeschriebenen<br />

Vortragsnuancen berei chern<br />

und die Partitur bei jeder Aufführung<br />

gewisserma ßen neu vollenden<br />

würden, sind die meisten<br />

heutigen Sänger zu bloßen Interpreten<br />

geworden. Was bleibt, ist<br />

der nackte, unvollendete Notentext.<br />

Doch zu retten ist die<br />

Belcanto-Opern nur, wenn man<br />

sich ihr nicht vom Puccini und<br />

dem späten Verdi, sondern aus<br />

der Perspektive des 18. Jahrhunderts<br />

nähert. Denn die Gesangskunst<br />

der Kastraten, welche<br />

der Barockoper zu ihrem bis heute<br />

ausstrahlenden Glanz verhalf,<br />

hat auch die Praxis der Belcanto-<br />

Opern entscheidend geprägt. Es<br />

Foto: Hans Jörg Michel


liegt daher auf der Hand, dass die<br />

Wiederentdeckung des ursprünglichen<br />

Belcanto-Ideals nur mit<br />

Hilfe von starken Sängerpersönlichkeiten<br />

gelingen kann, die<br />

neben dem historischen Wissen<br />

auch die Ausstrahlung und das<br />

kreative Potenzial ihrer Vorbilder<br />

besitzen.<br />

oder größere Italienischkenntnisse<br />

folgen zu können glaubt. Ein<br />

weiteres Anliegen der Einspielung<br />

ist es, die originalen Stimmfarben<br />

zu verwenden: So wird die<br />

Partie der Norma nicht von einem<br />

Sopran, sondern mit Bartoli selbst<br />

von einer Mezzosopranistin gesungen<br />

–eine Entscheidung,<br />

die es erlaubt, die menschliche,<br />

mütterliche Seite dieser scheinbar<br />

so unnahbaren Figur wiederzuentdecken.<br />

Normas junge<br />

Nebenbuhlerin Adalgisa wird<br />

hingegen nicht wie so oft von<br />

einem Mezzosopran, sondern<br />

von einem Sopran gesungen, der<br />

die Jugendlichkeit dieser Figur<br />

BayeriSche<br />

StaatSoper<br />

Giuditta Pasta (1797–1865)<br />

Hohepriesterin des<br />

Belcanto<br />

Wie problematisch die Anwendung<br />

moderner Stimmfachgrenzen auf<br />

historische Partien ist, das zeigt<br />

das Beispiel von Giuditta Pasta. Der<br />

italienischen Sopranistin, die für ein<br />

gutes Jahrzehnt als die bedeutendste<br />

Sängerin Europas galt, wurden so wichtige<br />

Partien wie Bellinis „Norma“ oder Donizettis „Anna Bolena“ auf<br />

den Leib geschrieben. Viele der Rollen, welche die Pasta aus der<br />

Taufe hob, sind heute zu beliebten Streitrössern für dramatische<br />

Koloratursoprane geworden. Von den Zeitgenossen hingegen<br />

wurde die Pasta jedoch als ein Mezzosopran wahrgenommen,<br />

der auch Noten, die jenseits der eigentlichen Grenzen dieses<br />

Stimmfaches liegen, eine große dramatische Intensität zu verleihen<br />

vermochte.<br />

Spektakuläre Wiederbelebung<br />

Den spektakulärsten Versuch<br />

zu einer Wiederbelebung des<br />

Belcanto hat nun Cecilia Bartoli<br />

gestartet: Zusammen mit dem<br />

auf historische Aufführungspraxis<br />

des 19. Jahrhunderts spezialisierten<br />

Orchester La Scintilla<br />

unter dem Alte-Musik-Experten<br />

Giovanni Antonini hat sie eine<br />

Neuaufnahme von Vincenzo<br />

Bellinis „Norma“ vorgelegt, die<br />

Operngeschichte schreiben soll<br />

– und es wohl auch tun wird.<br />

Während die auf entspannte<br />

430 Herz gestimmten Originalinstrumente<br />

der Partitur ihre<br />

differenzierte, an Caspar David<br />

Friedrich gemahnende Farbigkeit<br />

zurückgeben, zeichnen Bartoli<br />

und ihre Sängerkollegen die Gefühlsregungen<br />

der Prota gonisten<br />

mit so klarer Deklamation und<br />

so intelligent und differenziert<br />

eingesetzten Verzierungen und<br />

Klangfärbungen nach, dass man<br />

der Handlung sogar ohne Libretto<br />

betont. Und weil auch ihr gemeinsamer<br />

Geliebter Pollione<br />

mit einem flexiblen Tenor besetzt<br />

ist, gerät das oft so wuchtige<br />

Drama wieder ins Lot. Auch wenn<br />

das neue Klangbild mit manchen<br />

liebgewonnenen Gewohnheiten<br />

bricht – wenn sich Norma am<br />

Ende des Dramas in die Flammen<br />

wirft, dürfte sie zuvor eine große<br />

Anzahl Belcanto-Verächter von<br />

ihrem Irrglauben bekehrt haben.<br />

Neu erschienen: Bellini: Norma<br />

(mit Bartoli, Jo, Osborne, Pertusi;<br />

Antonini, Orchestra La Scintilla),<br />

Decca/Universal<br />

Abonnenten-CD: Track 3<br />

9<br />

Partner der Uraufführungen<br />

der Bayerischen Staatsoper<br />

Written on<br />

Skin<br />

GeorGe Benjamin<br />

Festspielpremiere<br />

23.07.2013<br />

prinzregententheater<br />

Festspielkasse der Bayerischen staatsoper<br />

marstallplatz 5 80539 münchen<br />

t 089.21 85 19 20 www.staatsoper.de


Le sacre du<br />

printemps:<br />

Rekonstruktion<br />

im Mariinsky<br />

Theater 2008<br />

Le sacre du printemps<br />

Prähistorischer Jazz<br />

Vor 100 Jahren wurde in Paris Igor Strawinskis „Le sacre<br />

du printemps“ uraufgeführt – mit einem der größten<br />

Skandale der Musikgeschichte. Von Guido Fischer<br />

Am 31. März 1913<br />

wurde auf der Pariser<br />

Nobel-Avenue Montaigne<br />

Nr. 15 das<br />

Théâtre des Champs-Elysées mit<br />

einem Festkonzert eingeweiht.<br />

Auf dem Programm stand Hector<br />

Berlioz´ „Benvenuto Cellini“. Und<br />

auch der anwesende europäische<br />

Hochadel zeigte sich hellauf begeistert.<br />

Der Eröffnungstusch für<br />

die „Grande Saison“ war also geglückt.<br />

Doch Intendant Gabriel<br />

Astruc ahnte da noch nicht, dass<br />

sein schmucker Art Déco-Tempel<br />

bereits knapp zwei Monate später<br />

in seinen Grundfesten erschüttert<br />

werden sollte.<br />

Dabei hatte Astruc bei seiner<br />

Saisonplanung zumindest formal<br />

10<br />

alles richtig gemacht, als er Igor<br />

Strawinski und die „Balletts<br />

russes“ für den Mai einlud. Denn<br />

dank der erfolgreichen Uraufführungen<br />

von Strawinskis<br />

Balletten „Der Feuervogel“ (1910)<br />

und „Pétrouchka“ (1911) galten<br />

der Komponist und die Kompanie<br />

in Paris als neue Sensation. „Aller<br />

guten Dinge sind drei“, dachte<br />

sich Astruc und engagierte nun<br />

das Erfolgsteam, um Strawinskis<br />

„Le sacre du printemps“ in der<br />

Choreografie von Waslaw Nijinski<br />

auf den Brettern des Théâtre des<br />

Champs-Elysées aus der Taufe zu<br />

heben. Bei der Generalprobe verlief<br />

noch alles ruhig. Am 29. Mai<br />

1913 aber, am Premierenabend,<br />

erlebte das Haus eine einzige<br />

Publikumsexplosion. „Schon bald<br />

nach dem Aufgehen des Vorhangs<br />

begann man zu miauen und laut<br />

Vorschläge für den Fortgang der<br />

Vorstellung zu machen“, so der<br />

Musikkritiker Carl van Vechten.<br />

„Ein junger Mann, der hinter mir<br />

in der Loge saß, stand während<br />

des Balletts auf, um besser zu<br />

sehen. <strong>Die</strong> starke Erregung, unter<br />

der er litt, verriet sich darin, dass<br />

er regelmäßig mit seinen Fäusten<br />

auf meinen Kopf trommelte.<br />

Meine Aufregung war so groß,<br />

dass ich die Schläge eine Zeit lang<br />

gar nicht spürte.“ Je länger die<br />

Vorstellung dauerte, desto mehr<br />

ging man auf die Barrikaden. Hier<br />

duellierte man sich mit Schirmen.<br />

Dort ohrfeigte eine feine Dame<br />

einen jungen Herrn. Der Skandal<br />

war perfekt.<br />

Von dem Tumult von einst hat<br />

sich das edle Haus in der Avenue<br />

Montaigne natürlich längst erholt.<br />

Und Strawinskis Werk zählt<br />

zu den meisteingespielten Evergreens<br />

der klassischen Moderne<br />

(aktuell führen die CD-Kataloge<br />

rund 130 Einspielungen). Angesichts<br />

seiner tiefen Verwurzelung<br />

in der russischen Volksmusik<br />

sowie der fehlenden Komplexität<br />

in der Harmonik hinkte „Le<br />

sacre du printemps“ zu seiner<br />

Entstehungszeit eigentlich<br />

schon hinter den Revolutionen<br />

her, die Claude Debussy und die<br />

Wiener Zwölftonkollegen ausgelöst<br />

hatten. Doch mit seiner<br />

„Emanzipation des rhythmisch<br />

Percussiven“ schuf er Musik<br />

von einer geradezu primitiven<br />

Urgewalt, die das Archaische<br />

im Menschen anzusprechen<br />

scheint. Bei aller komplexen Polyrhythmik,<br />

auf die später ebenfalls<br />

Bartók, Varèse und Xenakis<br />

setzten, wird man instinktiv<br />

vom scheinbar Vertrauten angezogen.<br />

Wohl auch deshalb gilt<br />

Strawinskis „Frühlingsopfer“ als<br />

zeitloser Meilenstein der Musikgeschichte,<br />

der dementsprechend<br />

anlässlich des 100. Jahrestages<br />

seiner Uraufführung umfassend<br />

vom CD-Markt gewürdigt wird.<br />

Foto: Bel Air


Dass dabei allein zehn verschiedene<br />

Aufnahmen eines einziges<br />

Werks in einer 10 CD-Box<br />

gebündelt werden, spricht für<br />

den Sonderstatus von Strawinskis<br />

ekstatischem „Massacre du<br />

printemps“ (Debussy). Von 1929<br />

(mit Leopold Stokowski) über<br />

den Uraufführungsdirigenten<br />

„Das Stück ist<br />

eine Art prähistorischer<br />

Igor<br />

Strawinski<br />

Jazz und<br />

handelt von<br />

Sex und Fortpflanzung.“<br />

Leonard Bernstein<br />

seiner ersten Einspielung mit<br />

dem „Youth Orchestra of Great<br />

Britain“ sowie dem „Sacre“-<br />

Projekt „Rhythm Is It!“ nun noch<br />

einmal live aus der Berliner Philharmonie<br />

zu Wort. Im November<br />

2012 folgten ihm seine Philharmoniker<br />

mit einer spieltechnisch<br />

schier unglaublichen<br />

JAZZHIGHLIGHTS<br />

KAT<br />

EDMONSON<br />

WAY<br />

DOWN<br />

LOW<br />

<strong>Die</strong> Nr. 1 aus den USA – jetzt auch in Deutschland. Mit ihrem selbstfinanzierten<br />

Debütalbum schaffte es die junge amerikanische Singer-Songwriterin auf Anhieb<br />

an die Spitze der Jazzcharts in den USA und begann so kometenhaft ihre<br />

Karriere. <strong>Die</strong> ersten Konzerte waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Ihre<br />

gefühlvollen Songs berühren Fans und Fachpresse gleichermaßen. „Eines der<br />

besten Gesangsalben, die ich je gehört habe“ The Boston Globe Ab 12.7. erhältlich<br />

Monteux (1951) bis zu Pierre<br />

Boulez (1969) und Michael<br />

Tilson Thomas (1996) reichen<br />

die unterschiedlichen, mal<br />

elektrisierenden, mal streng<br />

analytisch angelegten „Sacre“-<br />

Konzepte. Und Strawinskis<br />

phänomenale Aufnahme von<br />

1960 gibt es zudem im Doppelalbum<br />

„Strawinski Conducts“,<br />

auf dem der Komponist auch<br />

den „Feuervogel“ dirigiert. Mehr<br />

als nur historisch wertvoll ist die<br />

gleichermaßen wieder aufgelegte<br />

Einspielung Leonard Bernsteins<br />

von 1958. Bernstein zog mit den<br />

überragenden New Yorker Philharmonikern<br />

alle Register, um<br />

die irrwitzige Drastik und Brutalität<br />

dieser Musik unter Hochspannung<br />

zu setzen.<br />

Reichlich Dampf aus dem<br />

Kessel nimmt dagegen in seiner<br />

Neueinspielung Daniele Gatti<br />

mit seinem Orchestre National<br />

de France. Dafür besitzt er zumindest<br />

jenes exquisite Gespür<br />

auch für das irisierend-impressionistische<br />

Kolorit, das<br />

Boulez in seiner Aufnahme<br />

von 1991 beherzigte (diese Einspielung<br />

gibt es in der 4 CD-<br />

Box „A History of Le sacre du<br />

printemps“). Last but not least<br />

meldet sich Simon Rattle nach<br />

Coolness durch eine Partitur, von<br />

der man nicht vermutet hätte,<br />

dass man in ihr noch so viele<br />

faszinierende Entdeckungen<br />

machen kann.<br />

Neu erschienen:<br />

Simon Rattle, Berliner Philharmoniker,<br />

EMI Classics<br />

Daniele Gatti, Orchestre<br />

National de France, Sony<br />

100th Anniversary Collection:<br />

Aufnahmen mit Stokowski,<br />

Strawinski, Boulez, Salonen u. a.<br />

(10 CDs), RCA/Sony<br />

Leonard Bernstein, New York<br />

Philharmonic, Sony<br />

A History of Le sacre du<br />

printemps: Aufnahmen von<br />

Boulez, Chailly, Gergiev u. a.<br />

(4 CDs), Decca/Universal<br />

Strawinski Conducts (2 CDs),<br />

Sony<br />

Abonnenten-CD: Track 13<br />

Einen Eindruck der Nijinski-<br />

Choreografie von 1913 vermittelt:<br />

Strawinski & Les Ballets Russe<br />

(DVD), Bel Air/harmonia mundi<br />

11<br />

MARIO<br />

BIONDI<br />

SUN<br />

Mario Biondi gilt als einer der charismatischsten Soul-Jazz-Sänger der Gegenwart.<br />

Mit seiner dunklen, rauchzarten Stimme spannt er den Bogen vom Broadway-Swing<br />

über R’n’B bis hin zu Soul und Blues. Für sein neues Album Sun hat<br />

er sich mit dem Star-Produzenten Jean-Paul „Bluey“ Maunick zusammengetan.<br />

Feat. Chaka Khan, Leon Ware, Incognito, Al Jarreau u.v.m.<br />

BOB JAMES<br />

& DAVID<br />

SANBORN<br />

QUARTETTE<br />

HUMAINE<br />

Nach 25 Jahren und ihrem legendären Album Double Vision, haben die Jazzgrößen<br />

und Grammy Gewinner Bob James und David Sanborn ihr zweites gemeinsames<br />

Album aufgenommen. Neben neuen Eigenkompositionen ist Quartette<br />

Humaine – mit Steve Gadd am Schlagzeug und Hames Genus am Bass – zugleich<br />

eine Reminiszenz an den kurz vor der Aufnahmesession verstorbenen Dave<br />

Brubeck und erinnert an den Sound des Brubeck Quartets mit Paul Desmond.<br />

www.sonymusicclassical.de


Blind gehört<br />

Folkert Uhde<br />

Vom Fernsehtechniker zum Festspielleiter.<br />

Was Uhde am besten kann: mit Ideen zur Tat<br />

schreiten. Von Arnt Cobbers<br />

Saxofon. Ist das eine Erfindung der Firma Universal?<br />

Ah, „Timeless“ – die Platte habe ich nie<br />

gehört. Einige Leute werden sich das wegen<br />

Philip Glass gekauft haben und wurden dann<br />

mit Merula konfrontiert. Das hat seine Berechtigung.<br />

Meist finde ich den Mix der<br />

Instrumentarien problematisch. Merula muss<br />

mitteltönig gespielt werden, mit sehr tiefen<br />

Terzen. Das funktioniert aber nicht bei Philip<br />

Glass, da braucht es enharmonische Verwechslungen.<br />

Ich finde, man verliert beim<br />

Kompromiss zu viel vom Kern dieser Musik.<br />

Reubke<br />

Der 94. Psalm<br />

Er war elf Jahre lang Manager und<br />

Dramaturg der Akademie für Alte<br />

Musik Berlin, war Partner einer<br />

Künstleragentur und gründete 2006<br />

gemeinsam mit Jochen Sandig das RADIAL-<br />

SYSTEM V, den innovativen Konzert- und<br />

Veranstaltungsort in Berlin. Aus dem Tagesgeschäft<br />

hat sich Folkert Uhde nun zurückgezogen,<br />

um sich ganz aufs Entwickeln<br />

und Umsetzen neuer Programme und<br />

Konzeptionen zu konzentrieren. Seit diesem<br />

Jahr ist der 48-Jährige, der zuerst Radio- und<br />

Fernsehtechniker gelernt und dann Musikwissenschaft<br />

und Barockgeige studiert hat,<br />

künstlerischer Leiter der Internationalen<br />

Orgelwoche Nürnberg.<br />

Purcell<br />

Dido und Aeneas<br />

Pudwell, Harvey, Le Concert Spirituel,<br />

Niquet; 2000, Glossa/Note 1<br />

Ich kann diese Ouvertüre nicht<br />

hören, ohne das von Sasha Waltz<br />

erfundene Wasserbecken in<br />

meinem Kopf zu sehen und das<br />

Plätschern des Wassers zu hören. Das war ja<br />

meine erste Zusammenarbeit mit Sasha Waltz<br />

und Jochen Sandig … Interpreten-Raten ist<br />

mein Hobby, aber von Purcell gibt es so unglaublich<br />

viele Aufnahmen. Erstaunlicherweise<br />

wird nur bei relativ wenigen<br />

Ensembles die Idee eines eigenen Stils, eines<br />

eigenen Klanges, eines eigenen Umgangs mit<br />

dem Repertoire erkennbar. (Wir hören in<br />

mehrere Sätze hinein.) Hier kann ich nichts<br />

Spezifisches identifizieren. Ich denke, es sind<br />

englische Musiker, die Sänger sind jedenfalls<br />

Muttersprachler … Eine gute Aufnahme muss<br />

mich klanglich anspringen, ich muss in den<br />

ersten fünf Sekunden gebannt sein. Sie muss<br />

eine Mischung von sehr gutem Raumklang,<br />

der zum Repertoire passt, und klanglicher<br />

Plastizität sein. Der Rest ist Geschmack. Das<br />

hier reißt mich nicht vom Hocker. Es ist, „wie<br />

12<br />

man das so macht“, es ist ok …<br />

Ich war so lange der Akademie für<br />

Alte Musik Berlin als Bratscher und<br />

Manager verbunden, das prägt schon sehr.<br />

Überraschenderweise gibt es inzwischen eine<br />

ganze Reihe Aufnahmen, die mir bekannt vorkommen,<br />

die aber nicht von der Akademie<br />

sind. Bestimmte Aufnahmen waren stilbildend,<br />

auch generell die Art und Weise, mit<br />

Musik umzugehen, da ist manches kaum vom<br />

Original zu unterscheiden. Ich habe schon eine<br />

sehr präzise Vorstellung von vielen Stücken,<br />

aber ich lasse mich auch gern überraschen.<br />

Was ich allerdings nicht ertragen kann, sind<br />

Intonationsschwächen, vor allem, wenn ich<br />

merke, die Musiker haben das Intonationssystem<br />

nicht begriffen. Es gibt eine unglaubliche<br />

Standardisierung in der Alten Musik,<br />

dabei gibt es aus meiner Sicht noch viele<br />

offene Fragen, gerade was die Besetzungen angeht.<br />

Es gibt Musiker, die sich damit im Detail<br />

auseinandersetzen, dass man eine Corelli-<br />

Sonate nicht auf der gleichen Geige mit den<br />

gleichen Saiten spielen sollte wie eine Bach-<br />

Sonate. Aber es gibt einen Mainstream, dass<br />

man zum Beispiel alles auf dem Stimmton<br />

415 Hz spielt, was historisch Unsinn ist. Man<br />

meint vieles zu wissen, was man aber doch<br />

nicht weiß … Das ist Hervé Niquet? Den schätze<br />

ich sehr für französisches Repertoire. Ich finde,<br />

es müsste französischer klingen. Interessant,<br />

dass die Franzosen es sehr „englisch“ spielen.<br />

Glass<br />

The Windcatcher/Merula:<br />

La Lusignola<br />

„Timeless“, Lautten Compagney; 2008,<br />

dhm/Sony<br />

Das eine ist italienisch, 17. Jahrhundert,<br />

aber das andere kenne<br />

ich nicht. Was spielt da überhaupt,<br />

ein Zink und ein Marimbafon?<br />

(wir hören in andere Stücke – im Wechsel<br />

Merula und Glass – hinein) Das ist doch ein<br />

Christoph Schoener an der Ladegast-Orgel,<br />

Schwerin; 1992, Mitra<br />

In Orgelmusik arbeite ich mich<br />

gerade intensiv ein, da kenne ich<br />

mich noch nicht gut aus – obwohl<br />

ich mit Orgelmusik groß geworden<br />

bin. Ich habe im Kirchenchor gesungen,<br />

und die Kantorin bei uns in Wilhelmshaven<br />

war eine herausragende Organistin und<br />

Improvisatorin. <strong>Die</strong> Internationale Orgelwoche<br />

Nürnberg ist ja längst ein Festival vor<br />

allem auch für geistliche Musik, der Orgelpart<br />

wird vom Orgelwettbewerb geprägt, der einen<br />

eigenen künstlerischen Leiter hat. Ist das<br />

Reubke? Ein tolles Stück. Und eine schöne<br />

Aufnahme, die spricht mich klanglich sofort<br />

an. Ich habe hobbymäßig in jungen Jahren<br />

viel Aufnahmeleitung gemacht und war<br />

später bei sehr vielen CD-Produktionen<br />

dabei, oft mit dem ehemaligen Cheftonmeister<br />

der VEB Deutsche Schallplatte,<br />

Eberhard Geiger. Der hat interpretatorisch<br />

viel Einfluss genommen,<br />

von ihm habe ich viel gelernt.<br />

Misirlou<br />

traditionell / Dick Dale,<br />

„Fiction“<br />

Quatuor Ebène; 2009,<br />

Virgin Classics/EMI<br />

Das ist nett und hat<br />

seine Berechtigung,<br />

aber interessiert mich<br />

nicht. Auch zu Popsongs<br />

gehört ein bestimmter<br />

Klang. Wenn man sie für Streichquartett<br />

arrangiert, ist diese<br />

Aura, die manche Aufnahmen<br />

haben und die ich toll finde,<br />

verschwunden. Wenn Bands<br />

Klassik- und Jazzelemente in ihre Musik<br />

einweben und wenn da Neues entsteht, finde<br />

ich das interessant. Aber sogenanntes „Crossover“<br />

finde ich fürchterlich.<br />

Foto: André Rival


A Worcester Ladymass<br />

Trio Mediaeval; 2010, ECM/Universal<br />

Das ist das Trio Mediaeval, kein<br />

anderes Ensemble hat diesen<br />

Klang. Es gibt viele a-cappella-<br />

Gruppen, die Beatles-Songs genauso<br />

singen wie Byrd-Motetten. Alles mit<br />

dem gleichen Klang, ohne Ecken und Kanten.<br />

Das finde ich furchtbar! <strong>Die</strong> Norwegerinnen<br />

singen unglaublich rein, es klingt wunderschön,<br />

aber es ist nicht<br />

glatt – diese Mischung<br />

finde ich<br />

fas zinierend …<br />

Natürlich verstehen<br />

wir den<br />

Kontext eines<br />

Folkert<br />

Uhde<br />

solchen Stückes aus dem 13. Jahrhundert, das<br />

ja Teil einer Messe war, nicht mehr. Mir liegt<br />

schon daran, zu zeigen, worum es in dieser<br />

Musik inhaltlich geht. Darum habe ich auch<br />

für das Festival 2013 ein Thema, einen Fokus<br />

gesetzt: den Begriff der Gnade. Aber auch<br />

wenn wir nicht wirklich verstehen, worum es<br />

in der Musik geht – ich glaube, man kann,<br />

wenn man einer Stunde dieser Musik zugehört<br />

hat, eine gewisse Kraft mitnehmen in<br />

sein Alltagsleben. Das fasziniert mich an<br />

dieser Musik. Und das wünsche ich mir<br />

generell von einem guten Konzert. Wir<br />

machen diese Musik in Nürnberg in der<br />

Frauenkirche, der Raum hat die nötige Aura.<br />

Ich möchte das gar nicht in einem modernen<br />

Konzertsaal hören. <strong>Die</strong>se wunderbaren<br />

Kirchenräume in Nürnberg zu bespielen,<br />

Korrespondenzen herzustellen zwischen der<br />

Musik und der Architektur und dadurch das<br />

Publikum stärker zu berühren, reizt mich sehr.<br />

Scelsi<br />

Tre canti sacri<br />

New London Chamber Choir, James Wood;<br />

1998, Accord/Universal<br />

<strong>Die</strong>se Musik fasziniert mich<br />

sehr. <strong>Die</strong> Tre canti sacri<br />

haben eine ganz eigene<br />

Aura durch diese eigenwillige<br />

Tonalität, und wenn das so<br />

gut gesungen wird wie hier, dann<br />

klingt es wie Glaskristall, so klar<br />

und plastisch und vielfältig. Das<br />

ist wahnsinnig schwer zu singen.<br />

Saugut! Und es ist nicht der<br />

RIAS Kammerchor, den würde<br />

ich erkennen … Früher war ich<br />

eine Art Alte-Musik-Nerd,<br />

aber inzwischen höre ich<br />

total unterschiedliche<br />

Sachen, auch viel Neue<br />

Musik. Ich bin immer<br />

weniger überzeugt von<br />

diesem Spartendenken. Ich<br />

mag keine reinen Alte- oder<br />

Neue-Musik-Festivals mehr.<br />

Ich finde, die Wirkung der<br />

einzelnen Stücke entfaltet sich<br />

viel mehr, wenn man sie<br />

kontrastiert – auf eine klangsinnliche<br />

Art und Weise. Ich finde es<br />

großartig, wenn es einen inhaltlichen<br />

roten Faden gibt, aber ein<br />

Konzert muss vor allem eine starke<br />

sinnliche Erfahrung sein. Eine Erfahrung,<br />

die hilft, den Alltag hinter sich<br />

zu lassen.<br />

Brillante<br />

hochauflösende<br />

Bilder und ein<br />

unvergleichlicher<br />

Sound garantieren<br />

echten Genuss<br />

großer klassischer<br />

Musik!<br />

UNSERE EMPFEHLUNG<br />

<br />

LERA AUERBACH<br />

THE LITTLE MERMAID<br />

John Neumeiers Ballett<br />

von der kleinen Meerjungfrau<br />

gewann 2012<br />

den ECHO ® Klassik.<br />

Mit dem San Francisco<br />

Ballet und Martin West.<br />

C MAJOR 708704<br />

Fragen Sie Ihren Fachhändler nach den<br />

aktuellen Aktionstiteln im Vertrieb von NAXOS<br />

– Blu-rays zum Einsteigerpreis!<br />

13<br />

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Grosse Momente der Musikgeschichte (36)<br />

Joseph Haydn zog als armer junger Mann für mehrere Jahre in eine Dachkammer<br />

des „großen Michaelerhauses“. <strong>Die</strong>ses wurde nach einem Brand von<br />

den Barnabiten als Zinshaus direkt neben der Michaelerkirche um 1720 erbaut.<br />

Pietro Metastasio hatte einen oberen Stock im Jahr 1735 bezogen und wohnte<br />

darin bis zu seinem Tod 1782. Auch eine Fürstin Eszterházy logierte dort, Nicola<br />

Porpora und auch die Familie Martines, deren Spross Marianna eine wunderbare<br />

Musikerin war, die von Haydn und Metastasio unterrichtet wurde. Warum<br />

sich Metastasio nicht für Haydn verwendete, ist nicht bekannt. 1751 gewann<br />

der beliebte und geachtete Theaterprinzipal Josef Felix Kurz, nach der von ihm<br />

stets verkörperten komischen Figur Bernardon genannt, Haydn für die Musik<br />

zu seinem Stück Der krumme Teufel. Er belohnte ihn dafür reichlich, wie der<br />

Haydn-Biograph Griesinger überliefert, dem wir auch die Anekdote über dessen<br />

mangelnde szenische Fantasie (oder vielleicht sein blankes Entsetzen über die<br />

Direktheit der sogenannten Theaterkunst) verdanken.<br />

14<br />

* Schlussmoral aus „Der krumme Teufel“


Max Reger<br />

Wertvoller „Mist“<br />

2016 jährt sich der 100. Todestag von Max Reger.<br />

Bis dahin hat Bernhard Buttmann Regers Orgelwerk<br />

eingespielt und mit manchen Klischees<br />

aufgeräumt. Von Guido Fischer<br />

Foto: Dorothee Falke<br />

RONDO: Max Regers Orgelschaffen gehört<br />

zumindest für deutsche Organisten zum<br />

festen Repertoire-Pfeiler. Können Sie sich<br />

noch an Ihr erstes Reger-Erlebnis erinnern?<br />

Bernhard Buttmann: Als Jugendlicher hatte<br />

ich die Introduction & Passacaglia d-Moll<br />

WoO gehört und war sofort von dieser Musik<br />

fasziniert. Und mit<br />

diesem Stück, das nun<br />

ebenfalls auf der ersten<br />

Folge der Reger-Gesamtaufnahme<br />

zu hören ist,<br />

habe ich mich dann erstmals<br />

auch als Organist<br />

beschäftigt. Trotz seiner<br />

eigentlich kurzen Spieldauer<br />

offenbart es den<br />

ganzen, geballten Reger.<br />

Und im Gegensatz zu<br />

anderen Werken ist es<br />

zudem von einer leidlichen<br />

Spielbarkeit.<br />

Regers Bewunderung<br />

für Bach ist legendär –<br />

was ihm bisweilen den<br />

Ruf des neo-barocken<br />

Epigonen eingebracht<br />

„In<br />

seinen<br />

frühen<br />

Orgelwerken<br />

hat er<br />

hat …<br />

Es war der Reger-Freund Karl Straube, der<br />

schon früh darauf hingewiesen hat, dass die<br />

Beziehung Regers zu Bach nicht so eng war<br />

wie man heute annimmt. Natürlich war er<br />

bei Bach zutiefst beheimatet. Mein Ansatz ist<br />

aber ein ganz anderer. Ich versuche, Reger als<br />

ein Kind des späten 19. Jahrhunderts zu begreifen.<br />

Seine musikalische Herkunft ist von<br />

Beethoven, Schumann und nicht zuletzt von<br />

Brahms und auch von Wagner bestimmt. Und<br />

gerade in seinen frühen Orgel-Werken hat er<br />

sich enorm aus dem Fenster gelehnt, was die<br />

Harmonik angeht.<br />

Trotzdem hat Reger gerade seine Werke von<br />

op. 1 bis op. 20 einmal als „vollendeten Mist“<br />

abgetan.<br />

sich harmonisch<br />

enorm aus dem<br />

Fenster gelehnt.“<br />

Dementsprechend werden sie auch wahrgenommen.<br />

Ich habe etwa die Drei Stücke op.<br />

7 und die Suite e-Moll op. 16 erst durch das<br />

Reger-Projekt kennengelernt. Und ich habe<br />

festgestellt, dass es nichts Hartnäckigeres<br />

gibt als angelesene Vorurteile. Gerade die<br />

wunderbare e-Moll-Suite, die mit ihrer Spieldauer<br />

von rund 45<br />

Minuten natürlich<br />

Bernhard<br />

Buttmann<br />

ein unglaublich überspanntes<br />

Stück ist,<br />

war für mich eine<br />

große Entdeckung.<br />

Und dass das Präludium<br />

& Fuge<br />

C-Dur eine Bach-<br />

Kopie sein soll, gehört<br />

für mich ebenfalls<br />

zu den weiter<br />

geschriebenen Vorurteilen.<br />

Für mich hat<br />

die Fuge ganz starke<br />

Anklänge an die<br />

„Händel-Variationen“<br />

von Brahms, die<br />

Reger nachweislich<br />

gespielt hat.<br />

Für die erste Folge Ihrer Gesamteinspie lung<br />

haben Sie gleich vier Orgeln ausgewählt …<br />

Ich wollte Instrumente der Reger-Zeit verwenden,<br />

aber auch neuere Instrumente, die<br />

die Reger´sche Klangvorstellung abbilden.<br />

In Wiesbaden, wo Reger die e-Moll-Suite<br />

komponiert hat, habe ich diese sowie das<br />

Opus 7 eingespielt. Und neben der wichtigen<br />

Reger-Stätte München mit ihrer in St. Rupert<br />

aufgebauten Maerz-Orgel durfte natürlich<br />

nicht die Weidener Kirche St. Michael fehlen,<br />

wo Reger Orgel gespielt hat – wenngleich an<br />

einem Instrument, das längst Geschichte ist.<br />

Neu erschienen: Reger: Das gesamte Orgelwerk<br />

Vol. 1 (4 CDs), Oehms Classics/Naxos<br />

Abonnenten-CD: Track 14<br />

15


Operettenhauptstadt:<br />

An der Komischen<br />

Oper wird das Genre<br />

vom Tüll befreit<br />

Musiktheater<br />

Operette sich wer kann!<br />

Borstig, kitzlig und verpönt: <strong>Die</strong> Operette, lustigste Abart<br />

der Oper, kehrt zurück. Von Robert Fraunholzer<br />

Auf „Lara’s Theme“, das<br />

berühmte Hauptthema<br />

in „Doktor Schiwago“,<br />

kam der Operettenkomponist<br />

Robert Stolz in seinen<br />

Memoiren zu sprechen: „Ich will<br />

keineswegs unterstellen“, so Stolz,<br />

„dass jemand mir das Thema gestohlen<br />

hat – aber um alle Zweifel<br />

zu zerstreuen, muss ich doch<br />

sagen, dass ich es gut vierzig<br />

Jahre, bevor Doktor Schiwago entstand,<br />

geschrieben habe.“ Und<br />

zwar in Gestalt des Liedes „Vater<br />

Strauß, schau runter und hör’ den<br />

Applaus“. <strong>Die</strong> Ähnlichkeiten zu<br />

Maurice Jarres „Lara“-Thema sind<br />

tatsächlich frappant. Robert Stolz<br />

nahm’s, wie es seiner Zunft gebührt:<br />

mit Humor.<br />

16<br />

<strong>Die</strong> Operette, eine stark vom<br />

Aussterben bedrohte Spezies,<br />

ist die wohl am meisten ausgeweidete,<br />

verlachte und vertriebene<br />

Gattung des Musiktheaters.<br />

Sie konnte sich nie<br />

wehren, weil sie ja zum Lachen<br />

auf die Welt gekommen war. Sie<br />

enthält einige der triftigsten<br />

philosophischen Wahrheiten<br />

der Musikgeschichte: „Ganz<br />

ohne Weiber geht die Chose<br />

nicht“ oder auch: „Glücklich ist,<br />

wer vergisst, was nicht mehr zu<br />

ändern ist“. Sie wollte immer nur<br />

amüsieren, leicht sein und Spaß<br />

machen. Und hat dabei, nebenbei<br />

gesagt, den Verhältnissen<br />

dreist auf der Nase herumgetanzt<br />

und ins Gesicht gespuckt. Aber<br />

ernst nehmen, das durfte sich die<br />

Operette selber nicht.<br />

So wurde sie vom Zeitgeist<br />

übel untergebuttert. Am<br />

schlimmsten dort, wo man ihr zu<br />

schmeicheln behauptete. In den<br />

60er und 70er Jahren zum Beispiel,<br />

als man der Operette mit Haarspray,<br />

gerüschten Abendfummeln<br />

und Anneliese Rothenberger ein<br />

zeitgemäßes Fernseh-Image verpassen<br />

wollte. Oder noch früher,<br />

in den 50ern, als Rudolf Schock<br />

den Witz mit Pomade festzukleben<br />

verstand. Das war alles<br />

gut gemeint – und zuweilen sogar<br />

wirklich gut (z.B. in „Zigeunerliebe“<br />

mit Schock oder im „Walzertraum“<br />

mit Rothenberger). Aber<br />

den Sinn der Operette, der immer<br />

borstig und kitzlig und pieksend<br />

war, traf es nicht.<br />

Wer erfahren will, was<br />

Operette will, höre die legendäre<br />

Fritzi Massary mit „Warum soll<br />

eine Frau kein Verhältnis haben“<br />

(aus Oscar Straus’ „Eine Frau, die<br />

weiß was sie will“). Oder Richard<br />

Tauber, wenn er „Das Leben<br />

durchs Champagnerglas betrachtet“<br />

(„Zwei Märchenaugen“<br />

aus der „Zirkusprinzessin“ von<br />

Emmerich Kálmán). Und Alt-<br />

Legenden wie Jan Kiepura, Vera<br />

Schwarz und Peter Anders. Ihre<br />

Hits sagten dem kategorischen<br />

Imperativ des Spießbürgertums<br />

den Kampf an. Sie waren die Apotheose<br />

eines neuen Bürgertums<br />

aus dem Geiste der Unbürgerlichkeit.<br />

Unspießig, frivol und<br />

alles andere als philiströs. <strong>Die</strong>se<br />

Tradition ist verlorengegangen,<br />

leider. Der Grund ist nicht einmal<br />

komisch.<br />

<strong>Die</strong> Nazis waren Schuld. Das<br />

laszive Treiben besonders der<br />

„silbernen“ Operette (also alles<br />

nach Strauß, Suppé, Millöcker<br />

und Zeller) war ihnen – obwohl<br />

sonst so unterhaltungsversessen<br />

– suspekt. Zwar galt die<br />

„Lustige Witwe“ als Hitlers Lieblingswerk.<br />

Doch schon deren<br />

Komponist Franz Lehár konnte<br />

seine jüdische Frau nur mit<br />

knapper Not vor dem Zugriff der<br />

Foto: Iko Freese/drama-berlin, Anja Frers


v<br />

v<br />

v<br />

v<br />

v<br />

Gestapo schützen. Alle maßgeblichen<br />

Operetten-Stars mussten<br />

emigrieren. <strong>Die</strong> Librettisten Fritz<br />

Löhner-Beda („Das Land des<br />

Lächelns“) und Fritz Grünbaum<br />

(„<strong>Die</strong> Dollarprinzessin“) wurden<br />

im KZ ermordet. Unliebsame<br />

Werke wie Ralph Benatzkys „Im<br />

weißen Rössl“ oder Kálmáns „<strong>Die</strong><br />

Csárdásfürstin“ tauschte man<br />

gegen arische Ersatzwerke aus<br />

(gegen Fred Raymonds biedere<br />

„Saison in Salzburg“ und Nico<br />

Dostals „Ungarische Hochzeit“).<br />

Auf dem Kamm der bundesdeutschen<br />

Fett- und Wohlstandswelle<br />

rutschte die Operette<br />

danach in den Kartoffelkeller.<br />

Selbst an Operetten-Orten wie<br />

Mörbisch, Baden (bei Wien) oder<br />

an der Staatsoperette Dresden befreite<br />

sie sich nie mehr vom Ruch<br />

einer gewissen Ranzigkeit.<br />

Bis jetzt. Christian Thiele-<br />

mann setzt in letzter Zeit wieder<br />

Das gesamte<br />

stark auf Orgelwerk das Vol. 1 Genre. Auch an<br />

Frühe Werke<br />

Berlins Max Komischer Reger Oper plant<br />

Bernhard Buttmann, Orgel<br />

Barrie Kosky eine Wiederauferstehung.<br />

Und mit Tenor Piotr<br />

Beczała nimmt es jetzt erstmals<br />

jemand mit einem Vorgänger auf,<br />

CD 1<br />

CD 2<br />

CD 3<br />

CD 4<br />

Walcker-Sauer-<br />

Maerz-Orgel,<br />

Max-Reger-Orgel, Steinmeyer-Orgel,<br />

gegen Oberlinger-Orgel den St. Rupert, man München eigentlich St. Michael, Weiden St. Blasius nicht in Weiler<br />

der Evangelischen & Max-Reger-Orgel, in der Oberpfalz<br />

im Allgäu & Maerz-<br />

Marktkirche<br />

St. Michael, Weiden<br />

Orgel, St. Rupert,<br />

zu Wiesbaden<br />

der Oberpfalz<br />

München<br />

gewinnen kann: Richard Tauber.<br />

4 CDs | OC 851<br />

Lustiger Heldenmut! Muss j 2012 OehmsClassics belohnt<br />

werden.<br />

i 2013<br />

Musikproduktion GmbH<br />

in Co-Production with<br />

Bayerischer Rundfunk<br />

OehmsClassics<br />

4 260034 868519<br />

Neu erschienen: Piotr Beczała<br />

– Mein ganzes Herz (Richard<br />

Taubers größte Erfolge), DG/Universal<br />

Abonnenten-CD: Track 12<br />

<strong>Die</strong> nächsten Termine<br />

von Piotr Beczała:<br />

26./30.05./<br />

09.07.<br />

21./25./<br />

28.06.<br />

Was macht Operette so<br />

schwierig?<br />

v<br />

Musikproduktion GmbH<br />

All logos and trademarks<br />

are protected<br />

Made in Germany<br />

www.oehmsclassics.de<br />

München, Staatsoper<br />

„La traviata“<br />

Wien, Staatsoper<br />

„Romeo et Juliette“<br />

4 CDs | OC 851<br />

Das gesamte<br />

Orgelwerk Vol. 1<br />

Max Reger<br />

Orgelwerk<br />

Max<br />

Reger<br />

Das<br />

gesamte<br />

Vol. 1<br />

Bernhard<br />

Buttmann<br />

Max Reger zum<br />

hundertsten Todestag: das<br />

Bernhard Buttmann<br />

Das gesamte<br />

Orgelwerk Vol. 1 CD 1<br />

Max Reger<br />

Bernhard Buttmann<br />

v<br />

Das gesamte<br />

Orgelwerk Vol. 1 CD 2<br />

Max Reger<br />

Bernhard Buttmann<br />

Gesamtwerk<br />

für Orgel<br />

Ausführliches, 56seitiges<br />

Booklet mit Beiträgen in<br />

deutsch und englisch<br />

Das gesamte<br />

Orgelwerk Vol. 1 CD 3<br />

Max Reger<br />

Bernhard Buttmann<br />

Das gesamte<br />

Orgelwerk Vol. 1<br />

Max Reger<br />

Bernhard Buttmann<br />

Das gesamte<br />

Orgelwerk Vol. 1 CD 4<br />

Max Reger<br />

Bernhard Buttmann<br />

v<br />

Fragen an den Tenor Piotr Beczała<br />

Herr Beczała, auf Ihrer Tauber-CD singen Sie sogar im Duett mit<br />

Ihrem Idol. Ist er Ihnen so wichtig?<br />

Ja, Richard Taubers extreme Ausdrucksmittel machten ihn zu einem<br />

Pop-Star seiner Zeit. <strong>Die</strong> Schluchzer hat man ihm ebenso wenig zum<br />

Vorwurf gemacht wie Michael Jackson sein Fisteln. Tauber war einfach<br />

einmalig – und extrem.<br />

Warum ist Operette generell so schwer?<br />

Weil die Bandbreite der Dynamik und der Stimmungen größer ist als bei<br />

der Oper. Viele Tenöre haben Schwierigkeiten mit der Flexibilität in den<br />

Duetten und mit dem Wechsel zur Sprechstimme. Außerdem muss die<br />

Besetzung auf höchstem Niveau sein, sonst fliegt die Sache auf.<br />

Zu Taubers Spezialität gehörten Schluchzer und Tränen-Drücker.<br />

Sind die heute noch erlaubt?<br />

Tränen gehören zu Ausdrucksmitteln, auf die kein Tenor verzichten<br />

sollte. Wenn man sie nur richtig anwendet! Es darf nicht in Jammerei<br />

ausarten. Und eine Schluchz-Attacke auf dem ersten Ton<br />

wäre auch verfehlt. In dieser Hinsicht hat gewiss Fritz<br />

Wunderlich vorbildlich geschmackssicher gesungen.<br />

Auf der Bühne haben Sie kaum Gelegenheit,<br />

Piotr<br />

Operette zu singen, oder?<br />

Beczała<br />

Ich habe meine Karriere in Linz mit Auftritten<br />

im „Vogelhändler“, in der „Fledermaus“ und in<br />

„Lustige Witwe“ begonnen. Auch in Zürich war es<br />

noch gute Sitte, jede Spielzeit eine Operette anzusetzen.<br />

Heute ist das schwieriger. Als wir in Dresden mit<br />

Christian Thielemann Kálmán aufgeführt haben, habe ich wieder bemerkt,<br />

wie ernst man die Operette nehmen muss, damit es lustig wird.<br />

Sind Ihnen Operetten-Erfahrungen in der Oper von Nutzen?<br />

Ganz gewiss. Man lernt, wie man eine einfache Melodie zum Blühen<br />

bringt. Ich singe besser Oper, wenn ich vorher Operette gesungen habe.<br />

<br />

KLK<br />

17<br />

Ein ambitioniertes Projekt<br />

unter der Schirmherrschaft<br />

von Staatsminister<br />

Wolfgang Heubisch:<br />

Max Reger:<br />

Gesamtwerk für Orgel<br />

Vol. 1: Frühe Werke<br />

Bernhard Buttmann, Orgel<br />

4 CDs · OC 851<br />

www.oehmsclassics.de<br />

Im Jahr 2016 jährt sich zum<br />

hundertsten Mal der Tod<br />

des 1873 in der Oberpfalz<br />

geborenen Komponisten,<br />

Organisten und Pianisten<br />

Max Reger. Aus diesem<br />

Anlass spielt Bernhard<br />

Buttmann in Kooperation<br />

mit dem Bayerischen<br />

Rundfunk bis 2016 das<br />

gesamte Orgelwerk von<br />

Max Reger auf CD ein.<br />

OehmsClassics bringt<br />

insgesamt vier luxuriöse<br />

Boxen mit jeweils 4 CDs<br />

heraus.<br />

v


David Bates<br />

Niemand ist eine Insel<br />

David<br />

Bates<br />

In Großbritannien ist die Alte-Musik-Szene<br />

bekanntlich so alt ist wie die Alte Musik<br />

selbst – schließlich führte man hier schon im<br />

Barock Werke vergangener Epochen auf. Doch<br />

ebenso groß wie die Tradition ist inzwischen<br />

auch die Verführung, sich auf den Lorbeeren<br />

der historischen Aufführungspraxis auszuruhen.<br />

Denn während etwa die alte Tradition<br />

des englischen Kathedralgesangs half, die<br />

romantische Aufführungspraxis zu hinterfragen,<br />

so ist sie andererseits nicht immer hilfreich,<br />

wenn es beispielsweise darum geht, die<br />

Emotionalität des aus Italien kommenden<br />

barocken Belcanto zu erfassen.<br />

Als David Bates vor fünf Jahren das<br />

Ensemble „La Nuova Musica“ gründete, nahm<br />

er sich daher vor, es sich nicht einfach auf<br />

der Insel bequem zu machen. „In den letzten<br />

zehn Jahren hat sich auf dem Kontinent viel<br />

bewegt“, sagt Bates, „und ich habe das Gefühl,<br />

dass manche Ensembles ein bisschen<br />

den Anschluss verpassen.“ Es sei daher gut,<br />

sich an die multinationalen Einflüsse zu erinnern,<br />

welche das britische Musikleben<br />

im 17. und 18. Jahrhundert geformt hätten:<br />

„Wie die Elstern“ seien die Briten damals gewesen:<br />

„Wir haben uns das Beste aus den verschiedenen<br />

Nationen zusammengepickt und<br />

in unser Nest getragen“. Genau das tat David<br />

Bates auch – und bringt mit dem europäisch<br />

zusammengesetzten Ensemble La Nuova<br />

Musica frischen Wind in die Szene: Einerseits<br />

frönt das Ensemble mit Klarheit, Präzision<br />

und dem Verzicht auf vordergründige Effekthascherei<br />

sehr wohl traditionellen britischen<br />

Tugenden. Ungewöhnlich ist dagegen die Entschiedenheit,<br />

mit der Bates und seine Musiker<br />

die rhetorische Bildhaftigkeit, die Emotionalität<br />

und die dramatische Seite der Musik des<br />

Barock und der Renaissance zulassen und<br />

dabei auch die einzelne Sängerpersönlichkeit<br />

wieder stärker ins Zentrum rücken. Dass Bates,<br />

der seine Karriere als Countertenor begann,<br />

mit Sängern von Lucy Crowe bis hin zu Tim<br />

Meads eine ganze neue, junge Generation von<br />

„barocken Belcantisten“ um sich versammeln<br />

konnte, spricht dafür, dass womöglich eine<br />

neue wichtige Aufführungstradition aus<br />

seinem Elsternest entstehen könnte.<br />

Neu erschienen: Händel, Vivaldi: Dixit<br />

Dominus (mit Lucy Crowe, La Nuova Musica),<br />

harmonia mundi<br />

Abonnenten-CD: Track 6<br />

Dobrinka Tabakova<br />

Vergangenheit mit Folgen<br />

Seit ihrem elften Lebensjahr lebt<br />

die Bulgarin Dobrinka Tabakova<br />

in London. Also mittlerweile zwei<br />

Drittel ihres Lebens. Und in dieser<br />

Zeit hat die heute 33-Jährige<br />

nicht nur an den renommierten<br />

Musik-Colleges Komposition, Klavier<br />

und das Dirigentenhandwerk<br />

studiert. Den letzten Feinschliff<br />

bekam sie in Meisterklassen<br />

selbst von den radikalen<br />

An tipoden John Adams und Iannis<br />

Xenakis. <strong>Die</strong> musikalisch westliche<br />

Sozialisation hört man dementsprechend<br />

Tabakovas äußerst<br />

umfangreichem und mit Preisen<br />

ausgezeichnetem Werkkatalog<br />

mehr als nur vordergründig an.<br />

Aufge peitscht von minimalistischem<br />

Furor zieht etwa der Solist<br />

in ihrem Cellokonzert seine Bahnen.<br />

Und auch das Streichersep tett<br />

„Such Different Paths“ entwickelt<br />

über rhythmisches Dauerpulsieren<br />

einen geheimnisvollen Sog.<br />

18<br />

Schon diese beiden Stücke<br />

deuten an, dass hier eine zeitgenössische<br />

Komponistin nicht<br />

mit dem Kopf durch die Neue<br />

Musik-Mauer will, sondern wachrüttelnde<br />

Energien auch aus<br />

tonalen Reibungen zu erzeugen<br />

versteht. „Meiner Meinung nach<br />

kann jeder Komponist etwas Neues<br />

schaffen, wenn er sich Vertrautem<br />

einfach aus einem anderen Blickwinkel<br />

nähert.“ <strong>Die</strong>ser Satz sagt<br />

einiges über Tabakovas unverkrampftes<br />

Verständnis von<br />

aktueller Musik aus. Und damit ist<br />

sie nicht zuletzt bei Gidon Kremer<br />

auf offene Ohren gestoßen, der<br />

die Komponistin etwa bei seinem<br />

Lockenhaus-Festival protegiert<br />

hat. Dort hörte auch der Gründer<br />

des ECM-Labels, Manfred Eicher,<br />

ihre neoklassizistische „Suite In<br />

Old Style“ und fasste daraufhin den<br />

Plan, Tabakova eine Porträt-CD zu<br />

widmen.<br />

Nun ist sie erschienen: <strong>Die</strong><br />

allesamt weltersteingespielten<br />

Stücke stammen aus dem Zeitraum<br />

2002-2008. Und bereits zu<br />

Beginn wird einem bei dem tiefmelancholischen<br />

Streichtrio<br />

„Insight“ klar, warum Dobrinka<br />

Tabakova von den Schnittke- und<br />

Kancheli-Fans Kremer und Eicher<br />

in ihren Seelenverwandtenkreis<br />

aufgenommen worden ist. Denn<br />

wenngleich sie seit 22 Jahren in<br />

London zuhause ist, ist ihre osteuropäische<br />

Herkunft unüberhörbar<br />

geblieben. Und so sind es<br />

diese archaische Askese sowie<br />

meditative Strenge, die das<br />

eigentlich faszinierende Herz-<br />

Rhythmus-System von Tabakovas<br />

Musik bilden. Guido Fischer<br />

Neu erschienen:<br />

Dobrinka Tabakova:<br />

String Paths (Rysanov,<br />

Jansen, Lithuanian<br />

Chamber Orchestra u. a.),<br />

ECM/Universal<br />

Dobrinka<br />

Tabakova


Blitzsaubere<br />

Klangwerkstatt:<br />

German<br />

Hornsound<br />

10 Jahre Genuin<br />

Aus zwei mach neun<br />

Foto: Graeme Robertson, Sussie Ahlburg /ECM Records<br />

Einen runden Geburtstag feiert<br />

man üblicherweise ein bisschen<br />

größer und üppiger. Statt<br />

Asti Spumante darf es dann<br />

schon mal Champagner sein,<br />

statt Mettschnittchen reicht man<br />

eher Lachscanapés. Das Label<br />

Genuin in Leipzig allerdings setzt<br />

seinen Gästen und Gratulanten<br />

zum Zehnjährigen ein ganz besonderes<br />

Menü vor: ein dreigängiges<br />

Opernfragment als Verneigung<br />

vor den beiden anderen<br />

großen Jubilaren des Jahres 2013.<br />

„Siegfried und Violetta“ ist<br />

nicht nur eine liebevolle Hommage<br />

an Richard Wagner und Giuseppe<br />

Verdi, es ist auch das letzte große<br />

Projekt des im vergangenen<br />

September verstorbenen Herbert<br />

Rosendorfer, an dessen Sprachraffinesse<br />

sich auch RONDO-Leser<br />

immer wieder erfreuen durften.<br />

Zusammen mit seinem Studienfreund<br />

Karl <strong>Die</strong>trich Gräwe verfasste<br />

Rosendorfer ein Libretto<br />

um drei fiktive Zusammentreffen<br />

der Komponisten im Caffè Florian<br />

in Venedig, angereichert mit<br />

sehr geschickt für Hornquartett<br />

arrangierter und von diesem<br />

virtuos dargebrachter Musik der<br />

beiden Maestri.<br />

Doch wer sind eigentlich die<br />

Herrschaften, die an ihrer Geburtstagstafel<br />

andere hochleben<br />

lassen? Holger Busse und<br />

Alfredo Lasheras Hakobian<br />

heißen die beiden Tonmeister,<br />

die nach ihrem Studium in<br />

Detmold beschlossen, sich beruflich<br />

auf eigene Beine zu stellen,<br />

und so 1998 die Genuin Musikproduktion<br />

gründeten. Nachdem<br />

sie sich fünf Jahre auf Aufnahmen<br />

und Produktionen für andere beschränkten,<br />

entschlossen sie sich<br />

2003, ein eigenes Label ins Leben<br />

zu rufen. Eine angesichts der<br />

damaligen Marktsituation mehr<br />

als mutige Entscheidung. Doch<br />

eine, die sich ausgezahlt hat.<br />

2005 übersiedelte man nach<br />

Leipzig, im Jahr darauf stieß mit<br />

Michael Silberhorn ein weiterer<br />

Tonmeister als dritter Geschäftsführer<br />

dazu. Mittlerweile ernährt<br />

Genuin zusätzlich zur<br />

Füh rungstrias noch sechs Mitarbeiter.<br />

Eine Erfolgsgeschichte,<br />

zweifellos. Was sich auch am<br />

Labelkatalog ablesen lässt: Schon<br />

250 Aufnahmen finden sich<br />

darin, mit klassischer Musik aus<br />

allen Epochen und in allen Besetzungen.<br />

Man darf schon jetzt<br />

gespannt sein, wie die Tafel<br />

für die Feierlichkeiten zum<br />

20. Geburtstag bereitet wird.<br />

<br />

Michael Blümke<br />

Neu erschienen: Siegfried und<br />

Violetta, oder: List, Last, Lust<br />

und Lunge (Opernfragment für<br />

vier Hörner und Sprecher, mit<br />

german hornsound, Karl <strong>Die</strong>trich<br />

Gräwe), Genuin/Note 1<br />

Abonnenten-CD: Track 9<br />

19


erzbischof persönlich widmet. Denn dieser ist<br />

ein glühender Verehrer der Rosenkranzandacht<br />

und darüber hinaus auch ein Gründer der<br />

frommen „Rosenkranzbruderschaft. Virtuose<br />

Musik also, mit den besten Empfehlungen.<br />

Hörtest<br />

Biber: „Rosenkranzsonaten“<br />

Verstimmt, in Gottes Namen: 15 Sonaten<br />

und eine Passacaglia bilden das wohl größte<br />

Kompendium des Violinspiels vor Bach.<br />

Von Carsten Hinrichs<br />

Es kommt zu einem von langer Hand<br />

vorbereiteten Skandal: statt in die<br />

heimatliche Residenz Kremsier<br />

zurückzukehren, begibt sich der<br />

Olmützer Kapellmeister Biber, gerade auf der<br />

Rückreise vom Besuch beim Tiroler Geigenbauer<br />

Jakob Stainer, direkt nach Salzburg und<br />

nimmt dort den <strong>Die</strong>nst auf. Der Olmützer Erzbischof<br />

kocht vor Wut. Und Bibers Aufstieg<br />

am Hof des Salzburger Fürsterzbischofs Max<br />

Gandolf Graf Khuenburg gelingt in beein-<br />

20<br />

druckender Geschwindigkeit – hier weiß einer,<br />

wo er hinwill: ganz nach oben. 1684 sticht er<br />

seinen schärfsten Konkurrenten Georg Muffat<br />

aus, und der ehemalige Nobody wird Hofkapellmeister.<br />

Sogar seine Kammermusik scheint Biber<br />

im Kampf um das höchste musikalische Amt<br />

des Erzstifts eingesetzt zu haben. 1676 entsteht<br />

eine maßgeschneiderte Sammlung (später<br />

unter dem Namen „Mysterien-„ oder „Rosenkranzsonaten“<br />

bekannt), die Biber dem Fürst-<br />

Himmelfahrtskommando für<br />

Violine<br />

<strong>Die</strong> 15 Mysterien aus dem Leben der Jungfrau<br />

Maria, die zusammen den Rosenkranz bilden,<br />

finden sich auch als kleine Kupferstiche zu<br />

Anfang eines jeden Werkes im Manuskript –<br />

von Mariä Verkündigung bis zur Krönung als<br />

Himmelskönigin. Widmung und Vignetten<br />

weisen die Sammlung als eine Art Meditationsmusik<br />

für die fürsterzbischöfliche Privatandacht<br />

aus. Spieltechnisch handelt es sich hingegen<br />

um ein echtes Himmelfahrtskommando:<br />

Biber zeigt seine Meisterschaft in allem, was<br />

die süddeutsche und norditalienische Violinschule<br />

seiner Zeit an Virtuosität aufbringen.<br />

Dazu gehört Drei- und Vierstimmigkeit auf<br />

einem einzigen Instrument und Spiel bis<br />

hinauf in die siebte Lage, außerdem setzt er<br />

seinem Können mit einem relativ neuen Verfahren<br />

ein klingendes Denkmal, der Skordatur,<br />

dem bewussten Umstimmen der Saiten. Auch<br />

dies eine versteckte Visitenkarte, – denn wer<br />

außer Biber selbst hätte die Werke dem Fürsterzbischof<br />

vorspielen können?<br />

Inwieweit sich die „15 Mysterien“ auch<br />

programmatisch in der Musik abbilden, lässt<br />

sich nicht mehr restlos klären. Aus der ersten<br />

Sonate („Verkündigung“) meint man das<br />

Rauschen der Engelsflügel Gabriels herauszuhören.<br />

In der sechsten Sonate („Christus am<br />

Ölberg“) bringt Biber das Leiden Christi durch<br />

einen Lamento-Bass zum Ausdruck, also eine<br />

absteigende Basslinie. Unzweifelhaft deuten<br />

harte Akkordschläge und die rollenden Bewegungen<br />

der zehnten Sonate („Kreuzigung“)<br />

auf das Einschlagen der Nägel und das Erdbeben<br />

nach Jesu’ Tod hin. Höhepunkt der<br />

Sammlung ist aber die Passacaglia für unbegleitete<br />

Violine, die am Schluss dieses<br />

Oratoriums ohne Sänger steht. Ihre 65 Wiederholungen<br />

bieten der Violine abschließend<br />

noch einmal Gelegenheit, sich solistisch<br />

konzentriert darzustellen. Wie notierte Improvisation<br />

wächst der tastend langsame<br />

Beginn über sich hinaus, schießt auf zu<br />

Läufen, gebrochenen Akkorden, einer durch<br />

Doppelgriffe erzeugten Mehrstimmigkeit.<br />

Wie stets bei Barockmusik unterscheiden<br />

sich die vorgestellten Aufnahmen nicht nur<br />

durch die Virtuosität der Solisten, sondern<br />

auch durch viele Entscheidungen bis hin zur<br />

Besetzung des Continuo. Dürfen (und können)<br />

sich die Mitspieler improvisatorisch im<br />

Vordergrund sehen lassen? Und welche Klangästhetik<br />

verfolgt der Violinist – vibratoarmes<br />

Spiel oder romantische Klangsinnlichkeit?<br />

Um gleich auf den letzten Punkt einzugehen:<br />

John Holloway ist ein Violinist,


<strong>Die</strong> Novizin und die Oberin<br />

<strong>Die</strong> Spitze teilen sich eine Altmeisterin und<br />

ein Geheimtipp. Monica Huggett verleiht mit<br />

ihrem Instrument dem Kosmos dieser Sonaten<br />

einen souveränen, großen Atem. Ihre Spezialidessen<br />

nur von Violoncello und Laute gestütztes,<br />

angriffslustiges, raues Spiel zu einem karrie<br />

rebewussten Kapellmeister gut passen<br />

würde. Zu hören gibt es keine edle Klangrede,<br />

sondern eine Gardinenpredigt. <strong>Die</strong> Schläge<br />

der Kreuzigung kann man körperlich mit vollziehen.<br />

Gestalterisch und technisch prä sentiert<br />

er sich souverän, was der Einspielung für lange<br />

Zeit Referenzstatus gab. Aber inzwischen ist<br />

nicht mehr nachvollziehbar, warum lange<br />

Noten so hohl und metallisch nachgezogen<br />

werden. Das verpasst Sonate Nr. II „Mariä<br />

Heimsuchung“ eine ganz neue Bedeutung.<br />

Dazu kommt ein unangenehm halliger Raumklang.<br />

Auch Altmeisterin Marianne Rônez<br />

neigt leider dazu, da nutzt es gar nichts, dass<br />

sie sich für ihre Einspielung gleich sieben<br />

historische Geigen zurechtlegt. Begleitet wird<br />

sie von der klassischen Dreifaltigkeit aus<br />

Gambe, Theorbe und Truhenorgel.<br />

Andrew Manze beginnt sein Werk schon<br />

deutlich wärmer im Klang. Dickes Plus: Als<br />

einziger hat er den großzügigen Platz einer<br />

zweiten CD genutzt für eine kurze Erläuterung<br />

der Skordatur mit Klangbeispielen (auf<br />

Englisch). Allerdings neigt er in Doppelgriffen<br />

zuweilen zu unschönem Nachbalancieren.<br />

Richard Egarr – nicht Groupie, sondern Partner<br />

– beschränkt die Begleitung auf Cembalo oder<br />

Truhenorgel. <strong>Die</strong>se konzentrierte Aufnahme<br />

fände auch bei Calvinisten Applaus.<br />

Aber wir sind ja im Salzburg des Hochbarock,<br />

es darf also ein bißchen mehr sein!<br />

Auch Annegret Siedel spielt im neusten Beitrag<br />

zum Werk gleich auf acht verschiedenen<br />

Violinen, die sehr ansprechend dem Charakter<br />

der Sonaten entgegenkommen, von eher<br />

schlank-fahl bis golden. Dennoch erwächst der<br />

Eindruck, dass Siedel lieber Kammermusikerin<br />

ist als mit virtuosen Ellbogen hantiert. Bei der<br />

leichtfüßigen Allamanda der „Auffindung im<br />

Tempel“ schnauft sie zudem wie ein Küster,<br />

statt sich in federndem Tanzschritt zu wiegen.<br />

Insgesamt eine passable, aufnahmetechnisch<br />

sauber eingefangene Einspielung, und auch<br />

als CD sehr liebevoll gestaltet: ihr liegt ein Faksimile<br />

vom Handzettel der Rosenkranzbruderschaft<br />

mit den Vignetten bei.<br />

Für seinen Wurf hat sich Daniel Sepec<br />

auf drei Stainer-Geigen beschränkt, aber<br />

die haben Profil. Dass er sich außerdem<br />

Kollegen wie Hille Perl, Lee Santana und<br />

Michael Behringer an die Seite holt, lässt<br />

improvisatorischen Schlagabtausch erwarten.<br />

Und man wird nicht enttäuscht. Das<br />

geht soweit, dass Santana das alpenländische<br />

Glockenecho des Ostermorgens mit ein paar<br />

countryartigen Vorhalten nach Texas verlegt.<br />

Sicher Geschmackssache, aber eine lebendige<br />

und zündende Gruppenleistung.<br />

Von Walter Reiter werden die wenigsten<br />

bisher gelesen haben, gehört haben sie<br />

ihn sicher. Der Violinist war Konzertmeister<br />

der großen Barockorchester unter<br />

Christie, McCreesh, Robert King und Harry<br />

Christophers. Sein geradliniges, vibratoarmes<br />

Spiel ist zugleich leicht und doch selbstbewusst<br />

geführt; sein Ton, dabei niemals<br />

verhungert, scheint silbern zu leuchten.<br />

Das Ensemble Cordaria (am Cembalo<br />

Timothy Roberts!), wartet mit dem größten<br />

Instrumentarium auf, nutzt dieses aber zur<br />

milden Farbigkeit von Kirchenfenstern, nicht<br />

zu greller Effekthascherei. Dem Spiel entspricht<br />

die Aufnahmetechnik: bestes Klangbild,<br />

nah und scharf gezeichnet, dabei<br />

warm und mit sympathischem, eben nicht<br />

hallendem Raumeindruck.<br />

tät sind die trotz rasantem Tempo niemals<br />

rauen Läufe, dazu kommt ihre geschmackvolle,<br />

gestische-federnde Phrasierung. Das Continuo<br />

ist zusätzlich mit exotischeren Farben wie<br />

Lirone, Barockgitarre und Harfe pikant-weltlich<br />

abgeschmeckt, doch die Violine bleibt der<br />

Star. Ein gegensätzliches Konzept prägt die<br />

Aufnahme von Alice Piérot: Vom ersten Ton an<br />

spielt das Continuo hier – und nur hier! – auf<br />

Augenhöhe mit der Solistin. Dabei muss sich<br />

der feine Violinklang Piérots keineswegs verstecken,<br />

am allerwenigsten vor technischen<br />

Klippen. So webt man gemeinsam vor ganz<br />

leichtem Hall und wie improvisiert einen<br />

kostbaren Teppich aus Saiteninstrumenten.<br />

Atemberaubend!<br />

Zu fürstlicher Andacht: Alice Piérot/Les<br />

Veilleurs de nuit – 2002, 2CDs, alpha/Note 1<br />

Monica Huggett/Ensemble Sonnerie – 2004,<br />

2CDs, Gaudeamus/Naxos<br />

Auf die Kirchenbank: Walter Reiter/<br />

Cordaria – 2000 (VÖ 2007), 2CDs, Signum/<br />

Note 1<br />

Andrew Manze (mit Egarr, McGillivray) –<br />

2004, 2CDs, harmonia mundi<br />

Daniel Sepec (mit Perl, Santana, Behringer)<br />

– 2010, 2SACDs, Coviello/Note 1<br />

Siedel, Annegret/ Bell’arte Salzburg – 2013,<br />

Berlin Classics/Edel<br />

Ab in den Beichtstuhl: John Holloway (mit<br />

Moroney, Stubbs) – 1989, 2CDs, Virgin/EMI<br />

Marianne Rônez (mit Jochem, Freimuth,<br />

Kubitschek) – 1998, 2CDs, Winter&Winter/<br />

Edel<br />

mozart@augsburg 31.8. – 14.9.2013: Weltklasse in 10 Konzerten<br />

Künstlerische Leitung: Sebastian Knauer<br />

Mozart Eröffnungsgala<br />

Wiener Concert Verein, Philippe Entremont (Leitung)<br />

Sophia Brommer (Sopran) | | Martina Gedeck (Rezitation)<br />

Sebastian Knauer (Klavier)<br />

Samstag, 31.8.2013 | | 19.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />

Emerson meets Beaux Arts<br />

Emerson String Quartet & Menahem Pressler (Klavier)<br />

Sonntag 1.9.2013 | | 17.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />

Meisterpianisten<br />

András Schiff (Klavier)<br />

<strong>Die</strong>nstag, 3.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Kleiner Goldener Saal<br />

Nur noch Restkarten<br />

Chamber Music Society of Lincoln Center New York<br />

Benjamin Beilmann (Violine) | | Paul Neubauer (Viola)<br />

David Finckel (Cello) | | Wu Han (Klavier) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />

Donnerstag, 5.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Herrenhaus Bannacker<br />

Perlen der Kammermusik<br />

Mozart UNPLUGGED<br />

Christian Tetzlaff (Violine) | | Tanja Tetzlaff (Violoncello) | | Lars Vogt (Klavier)<br />

Klaus Maria Brandauer (Rezitation) | | Daniel Hope (Violine) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />

Freitag, 6.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Kleiner Goldener Saal<br />

Samstag, 14.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />

Nur noch Restkarten<br />

Grosse Streichquartette<br />

Artemis Quartett<br />

Samstag, 7.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Mozartkirche Biberbach<br />

In einem Weltmeer von Harmonie<br />

Hannelore Elsner (Rezitation) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />

Sonntag, 8.9.2013 | | Picknick ab 14.00 Uhr | | Konzert 17.00 Uhr<br />

Zedernsaal Fuggerschloss Kirchheim<br />

Concertos<br />

Zürcher Kammerorchester<br />

Daniel Hope (Violine) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />

Mittwoch, 11.9.2013 | | 19.00 Uhr | | Ev. St. Ulrichkirche<br />

Thomaskantor & Götterliebling<br />

Jan Vogler (Cello) | | Sebastian Knauer (Klavier)<br />

Solisten der Bayerischen Kammerphilharmonie<br />

Freitag, 13.9.2013 | | 20.00 Uhr | | Galerie Noah im Glaspalast<br />

Nur noch Restkarten<br />

Jetzt Tickets sichern! Alle Infos unter www.mozartaugsburg.com<br />

Kartenvorverkauf: EVENTIM-Vorverkaufsstellen oder unter: 01805/570 00 70 01*<br />

* Kosten Festnetz: 0,14 Euro pro Minute, Kosten Mobilnetze: max. 0,42 Euro pro Minute<br />

KV 2013<br />

21<br />

Beatrice Schmucker | www.redhood.de


Bobby<br />

McFerrin<br />

Bobby McFerrin<br />

Glaubensbekenntnis<br />

Das neue Album der Ikone des Jazz-Gesangs ist eine<br />

Rückkehr zu den Wurzeln: ein Werkgespräch.<br />

Von Thomas Fitterling<br />

Ein altersbedingtes Home -<br />

coming? Na ja!“, meint<br />

der 63-jährige Bobby<br />

Mc Ferrin zu seinem<br />

neuen Album. Schon seit den<br />

mittleren 80er Jahren habe er vorgehabt,<br />

eine CD mit Spirituals einzuspielen.<br />

Aber erst jetzt habe<br />

sich das konkretisiert, als er beschlossen<br />

habe, sich an dem<br />

legendären Spiritual-Album Deep<br />

River seines Vaters von 1957 zu<br />

orientieren. Dazu muss man<br />

wissen, dass Robert McFerrin<br />

sen. der erste afroamerikanische<br />

Sänger war, der an der New<br />

Yorker Met ein Festengagement<br />

hatte. Als Aufnahmen eines<br />

schwarzen klassischen Sängers<br />

mit klassischer Klavierbegleitung<br />

hatte seine LP damals eine ungeheure<br />

Breitenwirkung.<br />

Ein zentrales Motiv für<br />

den Sohn war nun, dass ihm<br />

SpiritYouAll – so der bezeichnende<br />

Titel der neuen CD – die Chance<br />

bot, seinen christlichen Glauben<br />

zu bekennen. Mit Nachdruck<br />

unterstreicht er, dass er in der Tat<br />

davon überzeugt sei, dass Jesus<br />

die Dinge zum Guten wende, wie<br />

es in seinem eigenen Original<br />

Jesus Makes It Good zum Ausdruck<br />

komme.<br />

Das Bekenntnis zu seinem<br />

Glauben im Wort ergänzt der<br />

Sänger in der Auswahl der<br />

Instrumentierung mit einem Bekenntnis<br />

zur amerikanischen<br />

Folk Music. Für ihn ist Blue<br />

Grass aus der irischen Tradition<br />

neben Spiritual, Gospel und<br />

Blues integraler Teil der<br />

amerikanischen Volkskultur<br />

oder „Americana“. „Ich liebe Blue<br />

Grass, und ich mochte schon<br />

immer Musik mit diesem Blue<br />

Grass Feeling. Als wir die Band<br />

für das Album zusammenstellten,<br />

wollte ich diese elektrische Folk<br />

Gitarre, Slide-Gitarre, Mandoline,<br />

Zitter, Geige usw. in der Band.<br />

Larry Campbell, der all diese<br />

Instrumente spielt, war der<br />

perfekte Mann dafür. Überhaupt<br />

wollte ich ein akustisches Band-<br />

Album machen. Es war nie als A-<br />

cappella-CD geplant. Gil Gold-<br />

stein, der Arrangeur, E-Pianist<br />

und Akkordeonspieler sowie<br />

meine Managerin Linda Goldstein<br />

haben die Combo entsprechend<br />

zusammengestellt.“<br />

Und dann schwärmt er von<br />

Esperanza Spalding, die sich auf<br />

drei der dreizehn Tracks den Gesangspart<br />

mit ihm teilt und auf<br />

vier Titeln den Kontrabass spielt:<br />

„Esperanza ist so eine liebenswerte<br />

Person, so kreativ und dabei<br />

doch so scheu und gleichzeitig<br />

höchst geistreich und lebhaft.“<br />

Und natürlich kommt mit<br />

einem deutschen Interviewpartner<br />

das Gespräch auch auf<br />

den Vocal Summit von 1982, der<br />

McFerrins Karriere so nachhaltig<br />

beflügelt hat. „Das war eine großartige<br />

Zeit, etwas vom Schönsten,<br />

das ich musikalisch erleben<br />

durfte. Das A-cappella-Konzept<br />

galt es erst noch durchzusetzen.<br />

Im Hotel in Baden-Baden hatte ich<br />

eine Suite mit einem riesigen Bad.<br />

Stimmungsvoll bei Kerzenschein<br />

übten wir dort bis zum Umfallen<br />

– Jeanne Lee, Urszula Dudziak,<br />

Jay Clayton, Lauren Newton und<br />

ich. Mit all den Fliesen war die<br />

Akustik einfach gigantisch.“<br />

Angesichts dieser natürlichen<br />

Freude am Musikmachen ist<br />

schwer vorstellbar, dass McFerrin<br />

noch Lampenfieber haben könnte,<br />

und seine Antwort auf die entsprechende<br />

Frage lautet denn<br />

auch: „Lampenfieber habe ich<br />

nie gekannt. Vor Publikum aufzutreten<br />

ist für mich das reinste<br />

Vergnügen, und ich genieße es in<br />

vollen Zügen.“<br />

Neu erschienen: Bobby<br />

McFerrin: SpiritYouAll, Sony<br />

Abonnenten-CD: Track 15<br />

Bobby McFerrin auf Tournee:<br />

06.06. Dortmund, Konzerthaus<br />

07.06. Pforzheim, Congress<br />

Centrum<br />

08.06. Würzburg, Congress<br />

Centrum<br />

09.06. München, Philharmonie<br />

Foto: Carol Friedman<br />

22


26.08. – 20.09.2013<br />

28 YEARS<br />

südtirol classic festival<br />

MERANER MUSIKWOCHEN<br />

Tomasz Stanko<br />

Graues Licht,<br />

strahlende Sonne<br />

<strong>Die</strong> Lyrikern Wisława Szymborska war keine<br />

Freundin großer Worte. Tomasz Stanko hat nun<br />

ein Doppelalbum nach ihr benannt.<br />

Von Werner Stiefele<br />

Szymborska sei ein „Mozart der Poesie“,<br />

lobte sie 1996 das Nobelpreis-Komitee.<br />

Sie beobachtete scheinbar Alltägliches,<br />

doch die Art, wie sie diese<br />

Bilder zusammenfügte, riss sie aus dem Vertrauten,<br />

verlieh ihnen neuen Sinn, machte sie<br />

zu Symbolen für Tieferes.<br />

Dasselbe gilt für das New York Quartet<br />

des Trompeters Tomasz Stanko. In dessen<br />

offenem, kommunikativem Spiel gibt es<br />

keine festgeklopften Aussagen. Ihre unterschiedliche<br />

Herkunft macht die Mitglieder<br />

zu Individualisten. Der Pianist David Virelles<br />

wurde in Kuba ausgebildet. „Kuba, das ist<br />

die russische Schule des Romantizismus“,<br />

skizziert Stanko. „Dazu kommen Davids Jazzwurzeln.<br />

Und die kubanischen Rhythmen.“<br />

Den Bassisten Thomas Morgan lobt er als<br />

„Typ, der alles über die Tradition des Jazz<br />

weiß – und extrem einzigartig spielt“, und<br />

am Schlagzeuger Gerald Cleaver schätzt er,<br />

dass sich dieser „mit der europäischen Art<br />

von Rhythmen auskennt und seine afroamerikanischen<br />

Wurzeln einbringt.“<br />

Stanko selbst stammt aus Polen. „Natürlich<br />

prägt das meine Stimmung“, sagt er und meint<br />

damit weniger, dass sich die polnische Folklore<br />

in seinem Spiel spiegle. „Ich habe mich nie<br />

ernsthaft mit Volksmusik befasst. Aber das<br />

Licht diktiert auf eine gewisse Art meinen Ausdruck<br />

und die Ästhetik. Wir haben in Polen<br />

unser graues Licht – und daraus resultiert<br />

eine gewisse Melancholie.“ New York hingegen<br />

steht für „strahlende, sonnige Tage.“<br />

Aus dieser Konstellation entstehen<br />

Reibungen, die mit europäischen Musikern<br />

kaum möglich wären, betont er. Zu den Aufnahmesessions<br />

hatte er Themen beigesteuert,<br />

die er zur musikalischen Umrahmung einer<br />

Lesung von Wisława Szymborska entwickelt<br />

hatte. „Mit einem enormen Flow wurde daraus<br />

eine neue transkulturelle Musik.“<br />

An die Gedichte Szymborskas dachten<br />

sie währenddessen nicht mehr. <strong>Die</strong> kamen<br />

Stanko und dem Produzenten Manfred Eicher<br />

erst wieder in den Sinn, als sie die Titelfolge<br />

der Aufnahmen festlegten. „Wisława“, erinnert<br />

er sich an gemeinsame Auftritte und eine<br />

polnische Plattenproduktion, „war schon über<br />

85 Jahre alt, und sie wirkte sehr, sehr jung. Und<br />

frisch. Und sie war voll Kreativität.“ <strong>Die</strong>s sollte<br />

das Album spiegeln. Sie war eine großartige<br />

Frau, und ich wollte ihr einfach etwas widmen.“<br />

Gehört hat es die Wortkünstlerin nicht mehr.<br />

Sie ist am 1. Februar 2012 gestorben.<br />

Neu erschienen: Tomasz Stanko New York<br />

Quartet: Wisława, ECM/Universal<br />

23<br />

26.08. ROTTERDAM PHILHARMONIC ORCHESTRA<br />

YANNIK NEZET-SEGUIN<br />

ANNA CATERINA ANTONACCI<br />

Tschaikowsky, Wagner, Prokofi ev<br />

29.08. NHK SYMPHONY ORCHESTRA TOKIO<br />

CHARLES DUTOIT - VADIM REPIN<br />

Lalo, Tschaikowsky<br />

03.09. DANIEL HOPE & FRIENDS<br />

OF THE CHAMBER MUSIC SOCIETY<br />

OF LINCOLN CENTER<br />

BENJAMIN BEILMAN - PAUL NEUBAUER<br />

DAVID FINCKEL - WU HAN<br />

Dvorak, Brahms<br />

04.09. INFRA & VIVALDI RECOMPOSED<br />

DEUTSCHES KAMMERORCHESTER BERLIN<br />

DANIEL HOPE & MAX RICHTER<br />

05.09. DEUTSCHES KAMMERORCHESTER BERLIN<br />

RUNDFUNKCHOR BERLIN<br />

SIMON HALSEY – DANIEL HOPE<br />

05.09. DANIEL HOPE<br />

MUSICA UNIVERSALIS FÜR VIOLINE SOLO<br />

Westhoff, Biber, Penderecki, Schnittke,<br />

A Paganini, Bach<br />

07.09. DANIEL HOPE, SEBASTIAN KNAUER<br />

& KLAUS MARIA BRANDAUER<br />

Mozart UNPLUGGED: Mozart, Beethoven, Brahms …<br />

09.09. TCHAIKOVSKY SYMPHONY ORCHESTRA<br />

MOSCOW - VLADIMIR FEDOSEYEV<br />

Rachmaninoff, Schostakowitsch<br />

12.09. POLNISCHE KAMMERPHILHARMONIE<br />

WOJCIECH RAJSKI - RAGNA SCHIRMER<br />

Haydn, Händel, Schubert<br />

16.09. PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON<br />

ESA PEKKA SALONEN<br />

Beethoven, Berlioz<br />

20.09. MOZARTEUM ORCHESTER SALZBURG<br />

BACHCHOR SALZBURG<br />

Joseph Haydn: Oratorium „<strong>Die</strong> Jahreszeiten“<br />

INFO:<br />

www.meranofestival.com<br />

info@meranofestival.com<br />

photo: Harald Hoffmann


Musikstadt<br />

Pesaro<br />

Gewitzte<br />

Verfremdung:<br />

Ciro in<br />

Babilonia im<br />

Stummfilmlook<br />

2012<br />

Adriagrill und Rossinis Belcanto-Paradies dicht<br />

bei dicht: Seit 33 Jahren lohnt sich nicht nur für<br />

Raritätensammler die hochsaisonale Fahrt in die<br />

Hügel der Marken. Von Matthias Siehler<br />

Seien wir ehrlich: Der Adriaort Pesaro<br />

ist im Hochsommer nicht unbedingt<br />

ein Traumziel. Zwar rösten sich hier<br />

schon lange nicht mehr die Urlauber<br />

aus Wanne-Eickel am notorischen Teutonengrill.<br />

Der Strandstreifen von Rimini, über<br />

Riccione, Cattolica, Fano, Senigallia bis Ancona<br />

ist längst fest in italienischer Familienhand.<br />

<strong>Die</strong> toben und lärmen in 16 militärisch festgelegten<br />

Liegestuhlreihen, fahren inzwischen<br />

nicht immer sicher mit dem Fahrrad durch die<br />

Innenstädte. Idyll sieht anders aus, auch wenn<br />

es die prachtvolle Villa Imperiale gibt, den<br />

alten Palast der Herzöge mit einer schönen<br />

Gemäldegalerie, ein Fayencenmuseum, den<br />

restaurierten Dom und die Backsteinwälle des<br />

Forts.<br />

Aber die Massen sind tagsüber am Strand.<br />

Und da stehen auch deren Hotels. Mehr Ghetto<br />

geht fast nicht. Denn man kann herrlich in<br />

den Hügeln wohnen und wunderbare Ausflüge<br />

nach Urbino, Jesi, Macerata, Recanati<br />

oder Loreto machen. Auch das Essen ist hier<br />

nicht das Schlechteste. Denn es gibt eben<br />

einen gewichtigen Grund, mitten in der Hochsaison<br />

in diese Touristenhochburg zu fahren:<br />

das Rossini Festival, eines der wenigen, die<br />

neben Wagner und Händel sowie sehr wenig<br />

Donizetti in Bergamo einem Komponisten gewidmet<br />

sind. Und wie der Sachse mit Halle,<br />

Göttingen und Karlsruhe gleich dreimal gefeiert<br />

wird, so ist auch der 1792 hier geborene<br />

„Schwan von Pesaro“ doppelt beglückt: Sogar<br />

im Schwarzwälder Bad Wildbad feiert man ihn.<br />

Bald 101 Richard-Wagner-Festspielen<br />

seit 1876 in Bayreuth stehen nun immerhin<br />

33 Rossini-Opera-Festivals in Pesaro<br />

seit 1980 gegenüber. Und während auf dem<br />

Grünen Hügel nur zehn sanktionierte Opern<br />

im Wechsel gespielt werden, stehen in dem<br />

Ort zwischen den Hügeln – mit allen Umarbeitungen,<br />

Bühnenmusiken und durchaus<br />

szenisch aufführbaren Huldigungskantaten –<br />

etwa 40 Werke zur Auswahl.<br />

24<br />

Was immer noch zu Überraschungen<br />

führt, auch wenn man bis auf zwei Stücke<br />

jetzt alle zumindest einmal vorgestellt hat.<br />

Doch während Wagners Musikdramen<br />

längst ihren Siegeszug durch die Welt abgeschlossen<br />

haben, waren vor Pesaros Siegeszug<br />

mit gutem Willen höchstens zehn Rossini-<br />

Opern Allgemeingut. Insbesondere dessen<br />

ernste Werke traten von hier aus wieder ins<br />

Licht diverser Musikbühnen und tun dies inzwischen<br />

mit schöner Regelmäßigkeit.<br />

Da nach wie vor zeitgleich die einst<br />

von Claudio Abbado angestoßene kritische<br />

Rossini-Notenausgabe entsteht, die erst die<br />

Initialzündung für die szenische Überprüfung<br />

im niedlich provinziellen Teatro Rossini,<br />

im klassizistischen Saal des Conservatorio<br />

Rossini wie in diversen, akustisch passablen<br />

Sporthallen am Geburtsort gab,<br />

finden sich bisher fast jede Saison<br />

noch Novitäten – bei einem<br />

gut gemixten Spielplan aus<br />

höchstens drei Premieren, eine<br />

davon eine Wiederaufnahme.<br />

Rossini-Renaissance<br />

<strong>Die</strong> blühende Rossini-Renaissance,<br />

vor allem bei den Jahrhunderte<br />

lang vernachlässigten,<br />

von musikalischen Kostbarkeiten<br />

überquellenden Seria-Opern,<br />

ist inzwischen ein weltweites<br />

Phänomen. <strong>Die</strong> hier radikal<br />

als monomanische Mission<br />

durchgezogene Aufklärungsarbeit<br />

hat es<br />

vermocht, dass wir<br />

inzwischen gelernt<br />

haben, was für ein<br />

kühner Experimentator<br />

Rossini vor allem<br />

in seinen ernsten<br />

Opern etwa der neapolitanischen<br />

Periode ist. Da<br />

prallen Koloraturkulinarik und Laborversuch<br />

unmittelbar aufeinander. Zudem wird es<br />

Es ist angerichtet<br />

Das 34. Rossini-Festival präsentiert zwischen dem 10.<br />

und 23. August wieder drei Opern. Zum zweiten Mal gibt<br />

es den diesmal ungekürzten „Guillaume Tell“ mit Nicola<br />

Alaimo, Juan <strong>Die</strong>go Flórez, Simone Alberghini und Marina<br />

Rebeka. Michele Mariotti dirigiert die Neuproduktion<br />

von Graham Vick. Im Teatro Rossini gehen bei „L’Italiana<br />

in Algeri“ José Ramón Enicar musikalisch und Davide<br />

Livermore szenisch ans Werk. Anna<br />

Goryachova und Alex Esposito<br />

singen. Und als Wiederaufnahme<br />

gibt es ein Rendezvous<br />

mit einem Pesaro-<br />

Klassiker: Jean-Pierre<br />

Ponnelles vergnügliche<br />

Visualisierung<br />

der frühen Farce<br />

„L’occasione fa il ladro“<br />

– „Gelegenheit macht<br />

<strong>Die</strong>be“ mit dem köstlichen<br />

Baritonbuffo Paolo<br />

Bordogna.<br />

Foto: Amati Bracciardi


so immer aufregender zu hören, wie Rossini<br />

erfolgreiche Modelle und Melodien variiert<br />

und verändert, sich aus seinem eigenen Baukasten<br />

bedient hat, Partikel aus komischen<br />

Werken plötzlich in ernsten Stoffen wie verwandelt<br />

erscheinen.<br />

Das wird von einem international anreisenden<br />

Publikum goutiert, wie sonst<br />

nirgendwo in Italien. Und dieses trägt ein<br />

völlig verwandeltes Rossini-Bild in die Welt<br />

hinaus, das eine radikale Neubewertung bewirkt<br />

hat wie bei kaum einem Komponisten<br />

in den letzten Jahrzehnten. Sängerspaß bereitet<br />

es zudem. Während in den Pionierjahren<br />

hier vor allem berühmte Amerikaner<br />

gastierten, bäckt und schult man sich jetzt<br />

die Rossini-Stars von morgen in der eigenen<br />

Akademieküche. <strong>Die</strong>se Rezeptur funktioniert<br />

glänzend. Und wirkt besonders sympathisch<br />

im skurrilen Mit- und Gegeneinander dieser<br />

Parallelwelten aus italienisch dominierter<br />

Mittelklasse-Badekultur am übervollen<br />

Adriastrand und globalen Operngourmets<br />

wie Raritätensammlern im wenige hundert<br />

Meter entfernten Theater: Wasserwonne und<br />

Rossinisonne liegen hier an einer einzigen<br />

Straße, ebenso übrigens das bescheidene Geburtshaus,<br />

heute ein originelles Museum.<br />

Weiterhin dient das entzückende (aber<br />

sichtbehinderte) Teatro Rossini<br />

als Hauptquartier; aber<br />

meist werden zwei der<br />

Produktionen in der<br />

mit einer raffinierten<br />

Doppelbühne geteilten<br />

Adriatic Arena, einer<br />

klotzigen Basketball-<br />

Sporthalle am Stadtrand,<br />

gespielt, wo<br />

mehr Karten zu verkaufen<br />

sind. Schließlich<br />

hat der Staat seine Subventionen<br />

deutlich gedrosselt.<br />

Was nicht ohne Folgen<br />

blieb: Man widmet sich mehr dem<br />

kargeren Regietheater, während hier früher<br />

vornehmlich von den Herren Ronconi und<br />

Pizzi nur teuer dekoriert wurde.<br />

Der heute vielgefragte, immer noch sehr<br />

junge Italiener Damiano Michieletto begeisterte<br />

in Pesaro mit einer intelligentabstrakten<br />

„<strong>Die</strong>bischen Elster“ und verlegte<br />

den düsteren „Sigismondo“ gleich ins<br />

Irrenhaus. Graham Vick entfesselte kürzlich<br />

mit einem in den Gazastreifen verlegten<br />

„Mosè“ fast einen Skandal samt Eklat im Zu-<br />

schauerraum. Im letzten Sommer aber entzückte<br />

Davide Livermore mit dem biblischen<br />

Frühwerk „Ciro in Babilonia“, das er ganz aus<br />

dem augenrollenden Geist des Monumentalstummfilms<br />

gestaltete. Auch die hier endlich<br />

szenisch debütierende Ewa Podles als<br />

derzeit führender Koloratur-Kontraalt hatte<br />

ihren Spaß. Zudem koproduziert man verstärkt.<br />

Lange schon mit dem Teatro Comunale<br />

Bologna, das jedes Jahr auch das Hauptfestivalorchester<br />

stellt.<br />

Akademie statt Jet-Set-Karussell<br />

<strong>Die</strong> teuren Singvögelchen, die die Rossini-<br />

Botschaft inzwischen über den Globus getragen<br />

haben, flattern nur noch selten<br />

ein. Pesaro hat in der Frühzeit Stars angezogen<br />

– wie Marilyn Horne, Montserrat<br />

Caballé, René Fleming, Rockwell Blake, Chris<br />

Merritt, William Matteuzzi, die junge Cecilia<br />

Bartoli und Samuel Ramey –, aber immer<br />

auch welche gemacht. Neben Patrizia Ciofi<br />

und Daniela Barcellona ist hier seit 1996<br />

Juan <strong>Die</strong>go Flórez der am hellsten strahlende<br />

Stern. Man setzt inzwischen aber größtenteils<br />

auf den hauseigenen, von dem grandiosen<br />

Belcanto-Spezialisten Alberto Zedda in der<br />

Festivalakademie stilistisch lupenrein heran<br />

gezüchteten Nachwuchs als „neue“ Rossini-<br />

Sängergeneration – komme die nun aus Italien,<br />

Spanien, Russland, Deutschland, China. Oder<br />

gar aus Peru, wie Flórez, der selbst als weltweit<br />

führender Belcanto-Tenor weiterhin fast allsommerlich<br />

Pesaro die Treue hält. Er hat, wie<br />

einst Luciano Pavarotti, sogar ein Haus in den<br />

Hügeln. Hier im Rossini-Sommer gibt er sich<br />

höchst unkompliziert, man kann ihm sogar<br />

beim Pizza-Essen zusehen.<br />

Man konnte in Pesaro erstmals<br />

Joyce DiDonato begegnen<br />

oder der so<br />

hübschen wie begabten<br />

Russin Olga<br />

Peretyatko, die sogar<br />

Michele Mariotti,<br />

den dirigierenden<br />

Sohn des Festival-<br />

Intendanten betörte.<br />

Als Paar machen sie<br />

gerade Weltkarriere – mit<br />

Basis Pesaro. Alex Esposito<br />

bewährte sich hier als flexibler<br />

Bariton. Francesco Meli, Antonino<br />

Siragusa sowie die beiden Russen Maxim<br />

Mirov und Dmitry Korchak haben sich hier<br />

als Rossini-Tenöre bewährt. Auch die Mezzos<br />

Sonia Ganassi und Marianna Pizzolato sind<br />

feste Größen. Das Belcanto-Paradies liegt also<br />

weiterhin an der Adria, wo man sich jeweils<br />

drei Tage in Folge im Hochsommer an Operntrüffeln<br />

à la Rossini delektieren kann.<br />

www.rossinioperafestival.it<br />

25


Fanfare<br />

Proben, Pleiten und Premieren:<br />

Höhepunkte in Oper und Konzert<br />

Von Roland Mackes<br />

Wiener Staatsoper:<br />

Anna Netrebko in<br />

„Eugen Onegin“<br />

26<br />

Manchmal muss man die Wiener Staatsoper<br />

richtig lieb haben. Nicht nur, dass sie<br />

unter der bisher eher gemütlichen Leitung<br />

des Elsässers Dominique Meyer langsam auch<br />

bei den Premieren in Fahrt kommt. Da gab es<br />

doch vor kurzem im normalen Repertoirealltag,<br />

ohne PR-Tamtam und erhöhte Wahnsinnspreise,<br />

einmal die letzten Vorstellungen des<br />

wohl längsten „Don Carlos“ der Welt in der<br />

französischen Fassung – nicht nur im Verdi-<br />

Jahr ein absolutes Alleinstellungsmerkmal,<br />

auch wenn die (kürzere) Ur-Inszenierung Peter<br />

Konwitschnys nach wie vor den Hamburger<br />

Opernspielplan ziert.<br />

Dann sangen hier in „Werther“ das<br />

Traumduo Roberto Alagna und Elīna<br />

Garanča. Zudem war das Hausdebüt des<br />

neuen russischen Sopransternchens Olga<br />

Peretyatko zu feiern. Zwar ist die dafür auserwählte,<br />

pappendeckelreiche „Rigoletto“-<br />

Inszenierung Sandro Sequis von 1982 nur<br />

zwei Jahre jünger als sie selbst, aber nach all<br />

den aktuell missglückten Regieversuchen von<br />

München bis Berlin in ihrer historistischen,<br />

zumindest die Handlung verständlich nachbuchstabierenden<br />

Kulissengemütlichkeit fast<br />

schon eine Wohltat. Simon Keenlyside ist ein<br />

buckliger Hofnarr mit Schellenstab wie aus<br />

dem Kostümbilderbuch, spielt sich einen Wolf<br />

und hat doch überhaupt kein Timbre und nicht<br />

die schwarze Fülle für diesen prototypischen<br />

Verdi-Vater. Dafür ist die Gilda der Peretyatko<br />

ein zart vertschilptes Koloraturvögelchen der<br />

sehr liebenswerten Art, noch ein wenig gehemmt<br />

vielleicht, aber sich manierlich verströmend<br />

beim Erlösungstod im Jutesack vor<br />

angegilbtem Mantua-Panorama.<br />

Doch worauf nicht nur die Wiener Stehplatz-Verrückten<br />

stundenlang ausharrten,<br />

das war natürlich das Rollendebüt von<br />

Anna Netrebko als Tatjana in Peter Tschaikowskis<br />

„Eugen Onegin“. <strong>Die</strong> beharrlich berühmteste<br />

Sopranistin der Welt, die die wohl<br />

traditionsreichste Sopranpartie des russischen<br />

Repertoires mit viel Pomp und weltweiter<br />

Kinoübertragung im September zur Saisoneröffnung<br />

der New Yorker Metropolitan<br />

Opera neuerlich singen wird, hat sich für diese<br />

erste Gipfelerkundung bequemerweise ihren<br />

gegenwärtigen Lebensmittelpunkt Wien ausgesucht.<br />

Und da stand sie nun, in Falk Richters<br />

vier Jahre alter, kühl modernistisch-minimalistischer,<br />

dauerbeschneiter Inszenierung.<br />

Wie festgewurzelt, nur langsam fortgerissen<br />

in einem nie gekannten Gefühlssturm, der in<br />

der nächtlichen Briefszene, dem immer noch<br />

schönsten erotischen Erwachen der ganzen<br />

Opernliteratur, wie eine Naturgewalt aus ihr<br />

herausbrach. Netrebkos dunkel glühende<br />

Stimme mit dem festen Kern und dem angenehm<br />

sich verbreitenden Höhenvibrato<br />

scheint dafür ideal geeignet. Sie hat sich Zeit<br />

gelassen mit der Tatjana, jetzt schon ist sie<br />

ganz die ihre.<br />

Das hörte man spätestens in der Petersburger<br />

Ballszene, in eleganter Robe auf<br />

schimmernden Treppenstufen. Jetzt war sie<br />

die Königin der Gesellschaft, immer noch in<br />

den hyperblasierten, auch nach 20 Jahren im<br />

Onegin-Geschäft grandios fiesen sibirischen<br />

Silbertiger Dmitry Hvorostovsky verliebt,<br />

aber ihn aus bürgerlichem Kalkül abweisend.<br />

Das steigerte sich im vokalen Finalduell bis<br />

zum Schrei – schön, wohlig, verzweifelt und<br />

doch gefasst.<br />

Ein grandioser Netrebko-Triumph, eingerahmt<br />

und verschönt von einem fast<br />

komplett russisch sprechenden Ensemble.<br />

Und am Pult der nicht nur bei den Holzbläsern<br />

motivierten Wiener Philharmoniker<br />

streichelte Andris Nelsons diese herrliche<br />

Partitur als lyrische, auch emotional zupackende<br />

Herzensangelegenheit.<br />

Könnte man Ähnliches doch aus der angeblichen<br />

Opernhauptstadt Berlin berichten:<br />

Da wärmte die Lindenoper Philipp Stölzls<br />

bilderprächtige, aber bei näherer Draufsicht<br />

im Sein- und Scheinspielen etwas konfuse<br />

„Holländer“-Inszenierung aus Basel von 2009<br />

auf. Da steigt der Seefahrer aus einem Bild<br />

in die Bibliothek, und die träumende Senta<br />

schneidet sich am Ende die Pulsadern auf.<br />

Neben einer wenig tollen Besetzung, aus der<br />

Michael Volle in der Titelrollen bassbaritonprächtig<br />

hervorragte, war das Bemerkenswerteste,<br />

dass erstmals seit 21 Jahren bei einer<br />

Wagner-Premiere der Staatsoper zwar ein<br />

Daniel dirigierte, der aber nicht Barenboim,<br />

sondern Harding hieß – und einen eher sachlichen<br />

Pultjob verrichtete.<br />

Berlin Lindenoper:<br />

„Der fliegende<br />

Holländer“


Fotos: Michael Plöhn, Matthias Baus<br />

Festivals<br />

Neu-Heidelberg,<br />

du Feine<br />

Das „Festival von morgen“ –<br />

am Neckar wird’s Ereignis.<br />

Von Michael Blümke<br />

Seine 17. Saison hat er<br />

gerade erfolgreich beendet.<br />

Als Thorsten<br />

Schmidt 1997 eine Konzertreihe<br />

ins Leben rief, hätte<br />

wohl nicht einmal er selbst damit<br />

gerechnet, dass sich der „Heidelberger<br />

Frühling“ von der Anfangs<br />

lokalen bis leicht regionalen Ausstrahlung<br />

binnen weniger Jahre<br />

zu einem in ganz Deutschland bekannten<br />

Fixpunkt der Festivallandschaft<br />

entwickeln würde. Bis<br />

heute leitet der gebürtige Oldenburger<br />

die Geschicke des „Heidelberger<br />

Frühling“ als geschäftsführender<br />

Intendant, ist somit<br />

unmittelbar für dessen Erfolgsgeschichte<br />

verantwortlich. Und<br />

um eine solche handelt es sich<br />

zweifellos: Von Jahr zu Jahr lockt<br />

er mehr Besucher in die Neckarstadt,<br />

knapp 35.000 waren es<br />

dieses Mal (ein neuer Rekord!),<br />

und sie kommen von immer<br />

weiter her. Denn der Musikliebhaber<br />

wird nicht nur mit den<br />

eigentlichen Konzerten verführt,<br />

sondern auch mit einer Reihe<br />

von höchst attraktiven Zusatzangeboten.<br />

Weshalb die Gäste nicht<br />

mehr nur im März und April anreisen,<br />

sondern mittlerweile auch<br />

im Januar. Das Streichquartettfest<br />

wurde so erfolgreich, dass<br />

man es als eigenständige Ver-<br />

anstaltung ausgegliedert hat. Das<br />

– inzwischen auf fünf Wochen angewachsene<br />

– Hauptprogramm<br />

ergänzen und bereichern weiterhin<br />

die Lied Akademie, die<br />

Kammermusik Akademie und die<br />

Akademie junger Komponisten<br />

(das ehemalige „Heidelberger<br />

Atelier“). Gerade die Erstgenannte<br />

liegt in der Publikumsgunst besonders<br />

hoch im Kurs, gibt sich<br />

dafür doch Star-Bariton Thomas<br />

Hampson regelmäßig ein Stelldichein.<br />

In diesem Jahr erhielt<br />

er Unterstützung von Thomas<br />

Quasthoff, dessen Meisterklassen<br />

sich durch einen enorm<br />

hohen Unterhaltungswert für<br />

das Publikum und einen nicht<br />

minder hohen Erkenntniswert auf<br />

Sängerseite auszeichneten.<br />

Doch weil sich auch ein erfolgreiches<br />

Festival Gedanken über<br />

die Zukunft machen muss, hat<br />

man 2013 darüber hinaus zu einer<br />

Tagung eingeladen. „Festivals 3.0<br />

– eine Möglichkeit, Zukunft zu<br />

gestalten?“ fragte man und rief<br />

eine illustre Schar von Festivalund<br />

Kulturverantwortlichen in<br />

der Stadthalle Heidelberg zusammen.<br />

In drei Panels diskutierte<br />

man über das Publikum<br />

im Informationszeitalter, die Aufgaben<br />

und Chancen von Festivals<br />

und deren Finanzierung. Das<br />

sind nun keine wirklich neuen<br />

Themen, und entsprechend<br />

rechnete wohl auch niemand mit<br />

revolutionären Erkenntnissen.<br />

Einigkeit bestand darin, dass<br />

trotz der digitalen Überfütterung<br />

das Live-Erlebnis durch nichts<br />

zu ersetzen ist, von „auratischer<br />

Qualität“ sprach Markus Hinterhäuser,<br />

künftiger Intendant<br />

der Wiener Festwochen. Auch<br />

herrschte Konsens darüber, dass<br />

es bei der Programmauswahl und<br />

-zusammenstellung keine Anbiederung<br />

geben dürfe, sondern<br />

es vielmehr darum gehe, das<br />

eigene Konzept umzusetzen und<br />

zu vermitteln: „Ein Festival muss<br />

sein Publikum selbst kreieren“,<br />

brachte es Gerard Mortier, Leiter<br />

des Teatro Real in Madrid, auf den<br />

Punkt.<br />

„Wir sind<br />

der Bullshit-<br />

Detektor.“<br />

Eine ungemein belebende<br />

Wirkung, sowohl auf das<br />

Publikum als auch auf die Diskussionsrunde,<br />

übte Steven Wal ter<br />

aus. Der 26-jährige Cellist stellte<br />

mit ansteckendem Enthu siasmus<br />

das von ihm 2009 ins Leben gerufene<br />

Podium Festival Esslingen<br />

vor. Menschen zu erreichen, die<br />

sonst nie in klassische Konzerte<br />

gehen würden, war die Motivation<br />

für dieses Kammermusikfestival,<br />

bei dem man an ungewöhnlichen<br />

Orten Wandelkonzerte<br />

auf mehreren Ebenen, Nachtkonzerte<br />

im Liegen oder Matineen<br />

mit Frühstücksbuffet genießen<br />

kann. Zudem erfüllen die jungen<br />

Macher nach eigener Aussage eine<br />

entscheidende Zusatzfunktion:<br />

„Wir sind der Bullshit-Detektor für<br />

die eingeführten traditionellen<br />

Musikinstitutionen.“ Das sahen<br />

wohl alle so, denn dafür gab es<br />

den größten Applaus – sogar von<br />

den Verantwortlichen eben dieser<br />

Institutionen.<br />

27<br />

24. AUGUST BIS 14. SEPTEMBER 2013<br />

24<br />

08<br />

25/27<br />

08<br />

AUG<br />

SEPT<br />

28<br />

08<br />

31<br />

08<br />

01<br />

09<br />

06<br />

09<br />

07<br />

09<br />

10<br />

09<br />

11/12<br />

09<br />

13<br />

09<br />

14<br />

09<br />

HIGHLIGHTS<br />

SA / 24. AUG / AB 19.30 UHR / ERÖFFNUNG –<br />

24 Konzerte rund um den Marktplatz<br />

EINE GROSSE NACHTMUSIK<br />

mit Rotterdam Philharmonic Orchestra &<br />

Yannick Nézet-Séguin, Gli Incogniti,<br />

Salzburger Bachchor, Georg Nigl,<br />

Neil Cowley Trio, Ibrahim Maalouf u.a.<br />

SO / 25. AUG / 18 UHR / DI / 27. AUG / 19 Uhr<br />

Musical Theater Bremen<br />

Les Musiciens du Louvre Grenoble<br />

Solisten / Salzburger Bachchor<br />

MOZART: »LUCIO SILLA«<br />

Marc Minkowski, Leitung<br />

SO / 25. AUG bis SO / 01. SEPT<br />

Spielstätten im gesamten Nordwesten<br />

ARP-SCHNITGER-FESTIVAL<br />

Konzerte mit Oltremontano, Marcin Szelest,<br />

Els Biesemans, Harald Vogel, Sette Voci und<br />

Pier Damiano Peretti<br />

MI / 28. AUG / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />

L’Arpeggiata & Gesangssolisten<br />

CHRISTINA PLUHAR Leitung<br />

»Mediterraneo«<br />

SA / 31. AUG / 20 Uhr / <strong>Die</strong> Glocke<br />

Gianni Fabbrini, Klavier<br />

EVA MEI Sopran & FRIENDS<br />

Lieder von G. Rossini und L. Giordigiani<br />

SO / 01. SEPT / 20 Uhr / <strong>Die</strong> Glocke<br />

City of Birmingham Symphony Orchestra<br />

KristĪne Opolais, Sopran<br />

ANDRIS NELSONS Dirigent<br />

Werke von G. Verdi, A. Dvořák u. a.<br />

FR / 06. SEPT / 20 UHR<br />

Unser Lieben Frauen Kirche<br />

Le Concert des Nations<br />

JORDI SAVALL Gambe & Leitung<br />

J. S. Bach: »Ein musikalisches Opfer«<br />

SA / 07. SEPT / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />

Metropole Orkest<br />

KURT ELLING Gesang<br />

Jules Buckley, Leitung<br />

DI / 10. SEPT / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />

Klavierabend<br />

RAFAŁ BLECHACZ Klavier<br />

Werke von J. S. Bach, F. Chopin u. a.<br />

MI / 11. SEPT / DO / 12. SEPT / 20 Uhr<br />

BLG-Forum Überseestadt<br />

PETER BROOKS »THE SUIT«<br />

Regie, Adaption & Musik: Peter Brook,<br />

Marie-Hélène Estienne & Franck Krawczyk<br />

FR / 13. SEPT / 20 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />

Eric Schneider, Klavier<br />

CHRISTINE SCHÄFER Sopran<br />

Lieder von J. Brahms und R. Strauss<br />

SA / 14. SEPT / 18 UHR / <strong>Die</strong> Glocke<br />

Accademia Bizantina & Solisten<br />

OTTAVIO DANTONE Dirigent<br />

A. Vivaldi: »L’incoronazione di Dario«<br />

TICKETS & INFO:<br />

0421.33 66 99<br />

www.musikfest-bremen.de<br />

AUG/SEPT<br />

2013


Da Capo<br />

Gezischtes Doppel: Premieren notizen<br />

der RONDO-Opernkritik<br />

<strong>Die</strong> Feen. Solisten,<br />

Kinderkomparsen und<br />

Chor der Oper Leipzig<br />

Wagner-Urschlamm<br />

Oper Leipzig<br />

Richard Wagner: „<strong>Die</strong> Feen“<br />

Wie ist es möglich, dass ein musikalisches Ass<br />

wie Wagner eine dermaßen fürchterliche Oper<br />

schrieb?! Wirre Handlung. Endlos mäandernde<br />

Matsch-Lawinen. Und Partien, bei denen sich<br />

die sattelfestesten Sänger die Stimme verrenken.<br />

Nichts gegen Wagner generell! Aber „<strong>Die</strong> Feen“ –<br />

ähnlich dem anderen verstoßenen Frühwerk<br />

„Das Liebesverbot“, aber nicht so schlimm wie<br />

„Rienzi“ – sind ein Lehrstück dieses Wagner-<br />

Jahrs: gerade deswegen, weil man um eine<br />

Erklärung ringt für diesen Bauchklatscher.<br />

<strong>Die</strong> Aufführung in Leipzig ist nicht Schuld.<br />

Sondern tut, was man vermag. Szenisch aufwendig<br />

auf diverse Ebenen verteilt und mit unzähligen<br />

Szenenwechseln aufgehübscht, sorgt<br />

Regisseur René Doucet (früher Choreograf und<br />

Coach von Alfredo Kraus und Mirella Freni) für<br />

Buntheit und Variation. Das Fantasy-Biedermeier<br />

der Schürzchen, Bausch-Röckchen<br />

und Elefantenärmel bildet einen märchenhaften<br />

Gegensatz zum Spukmittelalter der<br />

Feldherren und Zofen. König Arindal ist ein<br />

Radiohörer von heute, der sich – so will es<br />

das Inszenierungskonzept – von einer Rundfunk-Übertragung<br />

live aus der Oper Leipzig<br />

anstecken und in die Handlung hineinziehen<br />

lässt. Niedliche Sache. Der man die Not freilich<br />

anmerkt, etwas Neues zu schaffen und gleichzeitig<br />

keine liebe Seele im (diesmal stets ausverkauften!)<br />

großen Haus der Leipziger Oper<br />

zu verschrecken.<br />

Arnold Bezuyen ward die Krafttenor-<br />

Hauptrolle des Arindal gewiss nicht an der<br />

28<br />

Wiege gesungen. Er stemmt sich beachtlich<br />

von Ton zu Ton. Christiane Libor (Ada)<br />

muss vokal wehrhaft militant und schreckhaft<br />

lyrisch zugleich bleiben. Respekt! Dirigent<br />

Ulf Schirmer spielt mit souverän ordnender<br />

Hand den Schupo in diesem permanenten<br />

Stoß- und Kreisverkehr. <strong>Die</strong> hingebungsvolle<br />

Leistung bringt einen überhaupt erst zu der<br />

Erkenntnis: dass Wagner wohl das einzige<br />

Genie der Musikgeschichte war, das sich dermaßen<br />

aus dem Urschlamm der eigenen Eingebungen<br />

hervor gewühlt hat. Anlässlich der<br />

Wagner-Feierlichkeiten dieses Jahres reist<br />

die Produktion dahin, wo diese Einsicht hingehört:<br />

nach Bayreuth. Robert Fraunholzer<br />

Kaufhaus<br />

statt Kartoffel<br />

Petersburg<br />

Eröffnung des „Mariinsky II“<br />

Theatertechnik auf der Höhe der Zeit im<br />

prestigeträchtigsten kulturellen Neubau seit<br />

der Zarenära. 4000 Quadratmeter iranischer,<br />

von LED-Technik hinterleuchteter Onyx,<br />

brasilianischer Marmor, Buche aus Deutschland,<br />

ebenso die vibrierend warme Akustik.<br />

Nach innen gewandte Schlichtheit, doch<br />

zielsicheres Geltungsbewusstsein. Auf der<br />

Bühne Plácido Domingo, Anna Netrebko, der<br />

deutsche Bass René Pape und ein Vorabausschnitt<br />

aus Sasha Waltz’ neuem „Sace du<br />

printemps“, im Graben einer der führenden<br />

Dirigenten unserer Zeit. Das alles im größten,<br />

produktivsten Musiktheaterkomplex der Welt.<br />

Vor zwei Dekaden hätte solche harte Fakten<br />

in Russland keiner von einem Opernhaus zu<br />

träumen gewagt.<br />

Eigentlich müsste gleich hinter dem<br />

Krjukov-Kanal in St. Petersburg das alte<br />

pistaziengrüne Mariinsky-Theater von einer<br />

Goldenen Kartoffel überragt werden. Eine<br />

solche hatte nämlich vor zehn Jahren der<br />

Architekt Dominique Perrault geplant. Es<br />

wurde aber eine Kaufhauskiste von dem<br />

Kanadier Jack Diamond, denn dem übermächtigen<br />

Musikzaren Valery Gergiev hatte<br />

der erste Entwurf nicht behagt. Und da er anschaffte<br />

und der andere Zar, sein Freund<br />

Vladmir Putin, zahlte, steht da jetzt zehnstöckig<br />

eine unproportioniert monströse Jurastein-,<br />

Stahl- und Glaskiste, die als Mariinsky II<br />

für über 534 Millionen Euro zu den teuersten<br />

Theaterbauten der Welt zählt.<br />

An seinem 60. Geburtstag, 25 Jahre nachdem<br />

er hier angefangen hat und einen Tag<br />

nachdem er vom Präsidenten mit vier anderen<br />

zum „Held der Arbeit“ geadelt worden war<br />

(zum ersten Mal seit 20 Jahren wurde der einst<br />

stalinistische Titel wieder verliehen), eröffnete<br />

Gergiev in dessen Anwesenheit seine neueste<br />

Bühne mit einem so vergnüglich wie feinsinnig<br />

komponierten, die unhörbaren Fähigkeiten<br />

der deutschen Bühnentechnik vortrefflich<br />

ausspielenden Galaprogramm.<br />

Valery Gergiev regiert nun über zwei<br />

Opernhäuser sowie den nahen, ebenfalls<br />

Musiktheater anbietenden Mariinsky Konzertsaal.<br />

Über 2500 Mitarbeiter herrscht er, allein<br />

das Orchester wird jetzt auf 250 feste Musiker<br />

aufgestockt, die vier Aufführungen gleichzeitig<br />

meistern sollen. 1000 Vorstellungen<br />

im Jahr sind geplant. Nur wer soll die alle besuchen?<br />

Roland Mackes<br />

Fotos: Kirsten Nijhof


BESONDERE<br />

HÖREMPFEHLUNGEN<br />

VON SONY CLASSICAL<br />

VOLODOS<br />

PLAYS MOMPOU<br />

Arcadi Volodos präsentiert auf<br />

seiner langerwarteten neuen<br />

CD einen Querschnitt durch das<br />

Klavierwerk des spanischen<br />

Komponisten Frederic Mompou<br />

– kleine, farbenreiche Stücke voller magischer Schönheit. „Klar wie kleine<br />

Glasperlenspiele. Brillant!“ Interpretation & Klang ★★★★★ Fono Forum<br />

www.volodos.com<br />

L’ARTE DEL MONDO<br />

LA FINTA<br />

GIARDINIERA<br />

<strong>Die</strong> Weltersteinspielung der Oper<br />

von Anfossi durch das Ensemble<br />

l’arte del mondo zeigt welch<br />

außergewöhnlicher Komponist<br />

dieser war. Das Werk war bereits<br />

bei seiner Uraufführung 1773/74<br />

in Rom ein großer Erfolg und ist<br />

völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Mit Nuria Rial, Krystian Adam,<br />

María Espada, Katja Stuber, Miljenko Turk, Florian Götz und Monika Reinhard.<br />

www.lartedelmondo.de<br />

NIKOLAUS<br />

HARNONCOURT<br />

HÄNDEL TIMOTHEUS<br />

Im November 2012 feierte der<br />

Wiener Musikverein 200. Geburtstag.<br />

Beim festlichen Konzert<br />

dirigierte Harnoncourt das<br />

Programm des Eröffnungskonzertes<br />

von 1812: Unter dem Titel „Timotheus oder <strong>Die</strong> Gewalt der Musik“<br />

stand – wie vor 200 Jahren – Mozarts Bearbeitung von Händels „Alexander’s<br />

Feast or The Power of Music“ auf dem Programm.<br />

LEONARD BERNSTEIN<br />

LE SACRE<br />

DU PRINTEMPS<br />

Leonard Bernsteins Interpretation<br />

des Le Sacre du Printemps<br />

mit den New Yorker Philharmonikern<br />

aus dem Jahre 1958 begeisterte<br />

sogar Stravinsky selbst<br />

und gilt nach wie vor als eine<br />

Referenzeinspielung des Werkes. <strong>Die</strong>se spektakuläre Aufnahme wurde auf Basis<br />

der Original-Bänder völlig neu remastert und erscheint mit einem umfangreichen<br />

Booklet im Originallook der damaligen LP.<br />

GIUSEPPE VERDI<br />

GREAT RECORDINGS<br />

<strong>Die</strong>se hochwertige und preisgünstige<br />

Edition mit 30 CDs<br />

in Originaloptik enthält das<br />

Beste von Giuseppe Verdi:<br />

Gesamtaufnahmen seiner bekannten<br />

Opern Macbeth, Luisa<br />

Miller, Rigoletto, Ernani, La<br />

Traviata, Simon Boccanegra, Il<br />

trovatore und I vespri siciliani<br />

sowie musikalische Höhepunkte<br />

aus den Opern Don Carlo, Aida und Ein Maskenball. Außerdem Rezitale<br />

berühmter Verdi-Interpreten wie Enrico Caruso, Renata Scotto und Katia<br />

Ricciarelli, Arien-Raritäten mit Montserrat Caballé und eine seltene Aufnahme<br />

des Requiems mit Plácido Domingo, Montserrat Caballé und dem New York<br />

Philharmonic unter Zubin Mehta.<br />

BRUNO WALTER<br />

THE EDITION<br />

<strong>Die</strong>se hochwertige und limitierte<br />

Sonderedition im LP-Format enthält<br />

auf 39 CDs Bruno Walters<br />

späte Studioaufnahmen, die in<br />

den letzten 20 Jahren seines<br />

Lebens mit dem Columbia Symphony<br />

Orchestra und dem New<br />

York Philharmonic entstanden<br />

sind, sowie ein großformatiges<br />

Begleitbuch mit ausführlichem<br />

Essay und vielen Bildern. Mit den kompletten Sinfonien-Zyklen von Beethoven<br />

und Brahms sowie weiteren Sinfonien von Bruckner, Mahler, Mozart u.a.<br />

www.sonymusicclassical.de<br />

29


Guillaume Tell<br />

Guglielmo Tell<br />

Wilhelm Tell<br />

25. Festival · 11.–21. Juli 2013<br />

Der ganze (!) Tell ... steht zum 25. Jubiläum des Belcanto<br />

Opera Festivals ROSSINI IN WILDBAD auf dem Programm: ohne<br />

all die Kürzungen und Umstellungen, die bereits vor der Uraufführung<br />

eingesetzt hatten.<br />

Der ganze (!) Tell ... ist eine sehr lange, aber niemals langatmige<br />

Oper. Wir beginnen am Nachmittag und enden nach drei<br />

Pausen gegen 23 Uhr: am 13., 16., 18. und 21. Juli.<br />

Leserreise<br />

Beethovenfest<br />

Bonn<br />

Den Musikrevolutionär kann man<br />

alljährlich feiern – in seiner<br />

Geburtsstadt.<br />

Außer dem ganzen (!) Tell ... gibt es Ricciardio e Zoraide<br />

(Rossini) und Le Chalet (Adam), zwei echte Raritäten! Dazu<br />

Konzerte, Lesungen und Vorträge.<br />

Information, Tickets, Hotel<br />

Touristik Bad Wildbad GmbH<br />

König-Karl-Str. 3–5, 75323 Bad Wildbad<br />

touristik@bad-wildbad.de<br />

Tel. +49 (0)7081 102-84, Fax -90<br />

AZ_rondo_109x150_AZ_golfclubs_105x163 07.05.13 13:27 Seite 1<br />

www.rossini-in-wildbad.de<br />

Den Großteil seines<br />

Lebens hat Ludwig<br />

van Beethoven bekanntermaßen<br />

in<br />

Wien verbracht. Doch in<br />

Bonn ist er bis heute<br />

allgegenwärtig geblieben.<br />

Hier kann man<br />

sein Geburtshaus besuchen.<br />

Und auf dem<br />

Münsterplatz steht das berühmte<br />

Beethoven-Denkmal von<br />

1845. Zudem findet alljährlich<br />

das Beethovenfest statt, das sich<br />

unter der Leitung von Intendantin<br />

Ilona Schmiel zu einem der<br />

international renommiertesten<br />

Klassik-Festivals entwickelt hat.<br />

Auch im Jahrgang 2013 liegt<br />

Beethovens Werk natürlich nur in<br />

den allerbesten Händen.<br />

Und schon deshalb ist Bonn<br />

jetzt eine Reise wert. Denn<br />

an einem Wochenende kann<br />

man nicht nur tagsüber auf<br />

Beethovens Spuren wandeln<br />

und die wunderschöne Rheingegend<br />

erkunden. Abends<br />

stehen in der Beethoven-<br />

Halle gleich zwei<br />

spektakuläre Konzerte<br />

auf dem Programm.<br />

Der Ungar András<br />

Schiff unterstreicht mit<br />

drei späten Klaviersonaten<br />

seinen Ruf als aktuell vielleicht<br />

bedeutendster Beethoven-Pianist.<br />

Dann tritt Paavo Järvi ans Pult der<br />

Deutschen Kammerphilharmonie<br />

Bremen, um Beethovens Oper<br />

„Fidelio“ in einer halbszenischen<br />

Allstar-Aufführung zu dirigieren.<br />

Zum Sängerensemble gehören<br />

immerhin Sopranistin Mojca<br />

Erdmann und Bariton Evgenij<br />

Nikitin. Und als Rezitator in den<br />

Zwischentexten von Walter Jens<br />

ist Ulrich Tukur zu erleben.<br />

<strong>Die</strong> Reise im Überblick:<br />

violeta urmana<br />

sophie koch mezzosopran peter seiffert tenor u. a.<br />

schleswig-holstein festival orchester<br />

1.8. lübeck, muk wagner: tristan und isolde (2. akt)<br />

www.shmf.de<br />

karten: 0431-237070<br />

schleswig-holstein musik festival<br />

Samstag, 28.9. Anreise nach Bonn, Begrüßung, Abendessen, Klavier-<br />

Recital mit András Schiff<br />

Sonntag, 29.9. Stadtführung auf den Spuren Ludwig van Beethovens<br />

und Besuch des Beethovenhauses, Schifffahrt nach<br />

Königswinter, Fahrt mit der Drachenfelsbahn zur<br />

Drachenburg, Aufführung des „Fidelio“ (Paavo Järvi,<br />

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Mojca Erdmann,<br />

Ulrich Tukur)<br />

Montag, 30.9. Heimreise oder Verlängerung<br />

Wenn Sie sich für die <strong>Rondo</strong>-Leserreise interessieren, fordern Sie unverbindlich<br />

die Reiseunterlagen unter fernweh@rondomagazin.de<br />

an, oder postalisch: Johannisplatz 3a, 81667 München. Unser Reisebüro<br />

„Cadenza Tours“ ist Ihnen auf Wunsch bei der Organisation der<br />

Anreise oder einer Verlängerung behilflich.<br />

30


Doktor Stradivari<br />

Musik-Krimi<br />

Folge 3: Das Versteck der Newski-Brüder<br />

Von Oliver Buslau<br />

Wir haben es mit einer außergewöhnlichen<br />

Bande von Drogenhändlern<br />

zu tun“, erklärte<br />

Hauptkommissar Reuter. „Sie<br />

werden schon sehen. Oder vielmehr hören.“<br />

Der Kripomann und Doktor Stradivari<br />

fuhren durch die nächtliche Vorstadt. Es<br />

ging in eine Seitenstraße, dann hielt Reuter<br />

vor einem abseits gelegenen Haus. Es lag im<br />

Dunkeln. Als der Hauptkommissar die Seitenfenster<br />

öffnete, war Musik zu hören. Doktor<br />

Stradivari erkannte das Werk sofort. <strong>Die</strong><br />

Interpretation war großartig, die Linien der<br />

Instrumente gut unterscheidbar. Violoncello<br />

und ein sehr virtuos<br />

gespieltes Cembalo<br />

sorgten für eine<br />

kompakte Continuobegleitung.<br />

„Dort wohnen<br />

die Newski-Brüder“,<br />

sagte der Hauptkommissar.<br />

Sie haben<br />

allesamt Musik in St.<br />

Doktor Stradivari<br />

ermittelt – und<br />

Sie können<br />

gewinnen!<br />

Was war Stradivari aufgefallen? Wenn<br />

Sie’s wissen, schreiben Sie die Lösung<br />

an stradivari@rondomagazin.de oder<br />

postalisch an RONDO, Johannisplatz 3a,<br />

81667 München – Ihre Kontaktdaten<br />

nicht vergessen! Unter allen Zuschriften<br />

verlost <strong>Rondo</strong> in Kooperation mit Naxos<br />

5 Exemplare der Aufnahme von Johann<br />

Sebastian Bachs „Musikalischem Opfer“.<br />

Einsendeschluss ist der 26. Juli.<br />

Petersburg studiert,<br />

sind aber leider auf<br />

kriminelle Abwege geraten.<br />

Statt Konzerte<br />

zu geben, handeln<br />

sie mit Drogen. In<br />

diesem Haus proben<br />

sie immer. Wir haben<br />

ermittelt, dass sie<br />

hier auch Unterlagen<br />

über ihren illegalen Handel versteckt haben.<br />

Vielleicht sogar die Drogen selbst. Wir werden<br />

es herausfinden. Wir durchsuchen das Haus,<br />

sobald die Brüder weggefahren sind.“<br />

Er platzierte den Wagen ein wenig abseits,<br />

aber so, dass man den Zugang zum Haus<br />

sehen konnte.<br />

Sie lauschten den Klängen, die herüber<br />

wehten. „Sie kennen das Stück sicher, oder?“,<br />

fragte der Kommissar, der, wie Doktor Stradivari<br />

wusste, keine Ahnung von klas sischer<br />

Musik hatte.<br />

„Es ist die Triosonate aus Bachs ‚Musikalischem<br />

Opfer‘“, sagte Doktor Stradivari.<br />

„Ein Trio. Ich verstehe.“<br />

„Sie spielen es wirklich gut. <strong>Die</strong> Brüder<br />

hätten Chancen, Karriere zu machen. Das<br />

Cembalo klingt wunderbar. Sicher ist es ein<br />

sehr wertvolles Instrument.“<br />

„Es wäre vielleicht auch ein gutes Versteck.<br />

Es ist doch so was wie ein Klavier, oder?“ Der<br />

Kommissar hob die Hand. „Achtung. <strong>Die</strong><br />

Musik hat aufgehört.“<br />

Schweigend horchten sie in die Nacht. <strong>Die</strong><br />

Probe schien beendet zu sein. Schließlich sah<br />

man drei Männer, die das Haus verließen und<br />

in drei am Straßenrand abgestellte Wagen<br />

stiegen. Der Kommissar und Doktor Stradivari<br />

duckten sich, als sie<br />

wegfuhren. Dann<br />

öffnete der Polizist die<br />

Tür. „<strong>Die</strong> drei sind weg“,<br />

sagte er. „<strong>Die</strong> Luft ist<br />

rein.“<br />

„Ist außer den<br />

Musikern nicht noch<br />

jemand im Haus?“<br />

„Nein. Sie haben<br />

viele Immobilien. Und<br />

diese hier nutzen sie<br />

nur für die Musik. Und<br />

als Versteck.“<br />

Doktor Stradivari<br />

schüttelte den Kopf.<br />

„Es sind nicht alle gegangen“,<br />

sagte er. „Wir<br />

müssen noch hier<br />

bleiben. Sonst erleben<br />

wir eine böse Überraschung. Der vierte Mann<br />

hat vielleicht in einer Garage geparkt. Warten<br />

wir noch ein bisschen.“<br />

Woher weiß Doktor Stradivari, dass noch ein<br />

vierter Newski-Bruder im Haus sein könnte?<br />

www.oliverbuslau.de<br />

Auflösung aus Magazin 02/2013:<br />

Händel war zwar ein paar Jahre in Italien,<br />

aber im Jahr der Handschrift 1711 hatte er<br />

Venedig verlassen und feierte bereits Erfolge<br />

an der Themse.<br />

31<br />

10. – 25. august 2013<br />

Composer-in-residenCe:<br />

Wolfgang Rihm<br />

Künstler: nicola Benedetti, midoRi,<br />

nils mönkemeyeR, alice saRa ott,<br />

kRistian Bezuidenhout, Jan VogleR,<br />

miRa Wang, nicolas altstaedt, daniel<br />

ottensameR, Juliane Banse, PeteR<br />

BRuns, antti siiRala, kai VogleR u. a.<br />

tiCKets & information:<br />

tel. +49 (0)351 810 54 95<br />

fax +49 (0)351 810 54 96<br />

WWW.moRitzBuRgfestiVal.de<br />

WiR danken unseRem kooPeRationsPaRtneR:


Das<br />

Klassik<br />

& Jazz<br />

Magazin<br />

3/2013<br />

plus<br />

All rights reserved.<br />

For promotion only.<br />

Not for sale.<br />

#57<br />

#57<br />

Hörbeispiele aus aktuellen CDs<br />

<strong>Die</strong> RONDO-CD ist die ideale Ergänzung zur<br />

Heftlektüre. Wenn Sie diese CD mit Hörproben<br />

auch gerne regelmäßig erhalten möchten,<br />

bestellen Sie einfach ein Abonnement unter<br />

www.rondomagazin.de<br />

1 Finley, Harnoncourt u. a. | Händel (Arr. Mozart): „Bacchus, ewig jung und schön“ 4:53 2 Schorn, Minetti<br />

Quartett | Mozart: Klarinettenquintett A-Dur KV 581, Larghetto 6:25 3 Bartoli, Antonini u. a. | Bellini:<br />

„Casta Diva“ 5:00 4 Chiaroscuro Quartet | Beethoven: Quartett f-Moll op. 95, Allegretto ma non troppo<br />

6:54 5 Ottensamer, Nézet-Séguin u. a. | Debussy (Arr. Koncz): „La fille aux cheveux de lin“ 2:54 6 Bates,<br />

La Nuova Musica | Händel: „De torrente in via bibet“ 3:55 7 Oberlinger | Telemann: Fantasie Nr. 3<br />

h-Moll 3:41 8 Oliver Schnyder Trio | Schubert: Klaviertrio Nr. 1 B-Dur D. 898, Scherzo. Allegro<br />

6:31 9 German Hornsound | Wagner/Verdi: Siegfried und Violetta 3:50 10 Florio |<br />

Wagner (Arr. Rubinstein): „Karfreitagszauber“ (Ausschnitt) 6:02 11 Machaidze, Gatti<br />

u. a. | Puccini: “Quando me’n vò” aus „La Bohème“ 2:26 12 Beczała, Berlin<br />

Comedian Harmonists u. a. | Romberg: „Overhead The Moon Is Beaming“<br />

3:28 13 Strawinski, Columbia Symphony Orchestra | „Danse<br />

de la terre“ 1:15 14 Buttmann | Reger: Passacaglia d-Moll<br />

WoO IV/6 6:41 15 McFerrin und Band | McFerrin:<br />

„Gracious“ 2:34<br />

Gerald Finley, Concentus<br />

1 Musicus Wien, Nikolaus<br />

Harnoncourt u.a.<br />

Händel (Arr. Mozart):<br />

„Timotheus<br />

oder die Gewalt<br />

der Musik“ (Sony),<br />

„Bacchus, ewig<br />

jung und schön“ – 4:53<br />

Matthias Schorn, Minetti<br />

2 Quartett<br />

Klarinettenquintette<br />

(hm/Cavi),<br />

Mozart: Klarinettenquintett<br />

A-Dur<br />

KV 581,<br />

Larghetto – 6:25<br />

Cecilia Bartoli, Giovanni<br />

3 Antonini, Orchestra La<br />

Scintilla<br />

Bellini: „Norma“<br />

(Universal/Decca),<br />

„Casta Diva“ (Ausschnitt)–<br />

5:00<br />

Chiaroscuro Quartet<br />

4<br />

Beethoven, Mozart:<br />

Streichquartette<br />

(hm/aparte),<br />

Beethoven:<br />

Streichquartett<br />

f-Moll op. 95, Allegretto ma non<br />

troppo – 6:54<br />

32<br />

Hörbeispiele aus aktuellen CDs<br />

Andreas Ottensamer, Yannick<br />

Nézet-Séguin, Rotter-<br />

5<br />

dam Philharmonic Orchestra<br />

Portraits: The<br />

Clarinet Album<br />

(Universal/DG),<br />

Debussy (Arr. Stephan<br />

Koncz): „La<br />

fille aux cheveux de lin“ aus den<br />

Préludes – 2:54<br />

David Bates, La Nuova<br />

6 Musica<br />

Dixit Dominus<br />

(hm), Händel: Dixit<br />

Dominus HWV<br />

232, „De torrente<br />

in via bibet“ – 3:55<br />

Dorothee Oberlinger<br />

7<br />

Telemann:<br />

Fantasien (Sony),<br />

Fantasie Nr. 3<br />

h-Moll – 3:41<br />

Oliver Schnyder Trio<br />

8<br />

Schubert: The<br />

Piano Trios (Sony/<br />

RCA), Klaviertrio<br />

Nr. 1 B-Dur op. 99<br />

D. 898, Scherzo.<br />

Allegro – 6:31<br />

German Hornsound<br />

9<br />

Siegfried und Violetta<br />

(Note 1/genuin),<br />

Verdi: Preludio<br />

zum 3. Akt von „La<br />

traviata“; Wagner:<br />

Vorspiel zum Ersten Aufzug von<br />

„Lohengrin“ – 3:50<br />

Jan Florio<br />

10<br />

R. W.: Venezia<br />

(PMY), Wagner<br />

(Arr. Joseph Rubinstein):<br />

„Karfreitagszauber“<br />

(Ausschnitt) – 6:02<br />

Nino Machaidze, Daniele<br />

11Gatti, Orchestre National<br />

de France<br />

Arias and Scenes<br />

(Sony), Puccini:<br />

„La Bohème“,<br />

„Quando<br />

me‘n vò“ – 2:36<br />

Piotr Beczała, Berlin<br />

12Comedian Harmonists,<br />

Lukasz Borowicz, Royal Philharmonic<br />

Orchestra<br />

Richard Tauber<br />

– Mein ganzes<br />

Herz (Universal/<br />

DG), Romberg:<br />

„Overhead The<br />

Moon Is Beaming“ – 3:28<br />

Igor Strawinski,<br />

13Columbia Symphony<br />

Orchestra<br />

Strawinski Conducts<br />

„Le sacre du<br />

printemps“ (Sony),<br />

„Danse de la terre“<br />

– 1:15<br />

Bernhard Buttmann<br />

14<br />

Reger: Orgelwerke<br />

1 (Note 1/Oehms),<br />

Passacaglia d-Moll<br />

WoO IV/6 – 6:41<br />

Bobby McFerrin und Band<br />

15<br />

Spirityouall (Sony),<br />

Bobby McFerrin:<br />

„Gracious“ – 2:34


K<br />

KLASSIK<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Diabelli-Variationen op.<br />

120, Bagatellen op. 119<br />

●●●●●<br />

Daniel-Ben<br />

Pienaar<br />

Avie/Musikwelt<br />

(68 Min., 9/2011)<br />

Wer hören wollte, konnte seit der<br />

spektakulären Aufnahme der Klaviersonaten<br />

Mozarts in Daniel-<br />

Ben Pienaar einen der aufregendsten<br />

Pianisten seiner Generation<br />

erkennen, aufregend, weil da einer<br />

Mozarts theatralische Gesten mit<br />

einer allen Stilkonventionen spottenden<br />

Freiheit ausspielte, ohne<br />

sich in diesem atemberaubend<br />

weiten Ausdruckskosmos im Beliebigen<br />

zu verlieren. Und so gerät<br />

auch sein Weg durch den Raum<br />

der Diabelli-Variationen zu einem<br />

regelrechten Abenteuer, so rücksichtslos<br />

folgt der Südafrikaner<br />

den jähen Bewegungsumschwüngen<br />

und erzeugt in jeder Variation<br />

unerhört interessante Gegenwart,<br />

völlig ungerührt, ob er damit irgendeine<br />

hypothetische stilistische<br />

Konsistenz zerstören könnte.<br />

Wir aber erkennen zunächst<br />

nur Einzelnes, Verblüffendes;<br />

wie Lavageschosse fliegen einem<br />

die Akkorde der Nr. 10 um die<br />

Ohren, nicht minder elektrisierend<br />

gerät der Presto-Galopp der<br />

Nr. 15, in deren Basslinie wunderbar<br />

platzierte „Sprengsätze“ zünden.<br />

Gegensätze werden ins Extreme<br />

– und extrem Schlüssige!<br />

– getrieben, wenn er mächtig federnde<br />

Bassoktaven zum gewaltsam<br />

treibenden Motor der Nr.<br />

17 macht, die folgende Variation<br />

(„poco moderato“) indes bedächtig<br />

ausbreitet wie ein Brahmssches<br />

Intermezzo – und so geht<br />

das auch weiter. Technisch bravourös<br />

(man höre die haklige Nr.<br />

19) werden Bewegungsmuster herausgeschält,<br />

deren Richtung uns<br />

verwirrt. In seinem der pianistischen<br />

Qualität ebenbürtigen Begleitessay<br />

sagt es Pienaar sehr<br />

schön: „So haben wir also oft das<br />

Gefühl, dass, egal wie stark eine<br />

Variation vorwärts strebt, die allgemeine<br />

Richtung auch aufwärts<br />

führt: ein Rausch nach oben, eine<br />

enorme Anstrengung, ein leichtes<br />

Klettern (…) oder ein plötzlicher<br />

Spurt.“ In diesem Geist wirft<br />

er uns bis an die Grenzen dieses<br />

unermesslichen musikalischen<br />

Kosmos. Das mag uns unbehaglich<br />

sein, anstrengend, allzu rücksichtslos.<br />

Aber wir müssen wieder<br />

hören. Er zieht uns in dieses Werk.<br />

Könnte Interpretation Größeres<br />

leisten? Matthias Kornemann<br />

Ludwig van Beethoven,<br />

Robert Schumann<br />

Variations (Eroica-Variationen<br />

op. 35, Sinfonische<br />

Etüden op. 13 u. a.)<br />

●●●●●<br />

Emanuel Ax<br />

Sony<br />

(72 Min., 6/2012)<br />

Emanuel Ax’ Karriere verläuft seit<br />

Jahrzehnten in derart solide-unaufgeregten<br />

Bahnen, dass man<br />

fast vergessen könnte, was für ein<br />

großer Pianist er doch ist. So mag<br />

es einem auch mit dieser CD gehen.<br />

Verglichen mit donnernd<br />

selbstgewissen Versionen wirken<br />

seine „Eroica-Variationen“ geradezu<br />

gefällig, gezähmt und plüschig.<br />

<strong>Die</strong>ses Stück kommt meist als<br />

trotzig gehämmerter Kraft-Beethoven<br />

daher, dessen schattenlose<br />

Architektur das Publikum mit<br />

einem gewissen Interesse, aber<br />

ohne sonderliche Freude durchwandert.<br />

Dem setzt Ax eine Welt<br />

des Dämmerlichts und der Zweifel<br />

entgegen, zart um jenen Dominantseptakkord<br />

entworfen, auf<br />

dem das Thema im dreizehnten<br />

Takt einfach stehenbleibt. Das unerhört<br />

abwechslungsreich komponierte<br />

„Echo“ dieser Fermate<br />

wird so etwas wie Ax’ fein ausgesponnener<br />

roter Faden durch dieses<br />

Werk. Von der allerersten, nur<br />

die Bassstimme abhandelnden<br />

Klassik-CD des Monats<br />

Vincenzo Bellini<br />

Norma<br />

●●●●● Cecilia Bartoli, Sumi Jo, John Osborn, Michele Pertusi,<br />

Giovanni Antonini, Orchestra La Scintilla, Decca/Universal (2CDs, 142<br />

Min., 2012)<br />

Nichts weniger als eine Revolution ist es, die<br />

Cecilia Bartoli und ihr Team mit dieser Aufnahme<br />

versprechen: Erstmals sei Bellinis<br />

Erfolgsoper aus dem Jahre 1831 im Originalklang<br />

zu hören. Und dazu gehören nicht nur<br />

historische Instrumente wie etwa eine Holztraversflöte<br />

für die berühmte Arie „Casta<br />

Diva“, sondern vor allem auch die ursprünglich<br />

vorgesehenen Stimmfarben. Schließlich<br />

war die erste Norma, Giuditta Pasta, nach heutigen Begriffen ein Mezzosopran,<br />

während ihre Nebenbuhlerin Adalgisa von einem hellen, jugendlich<br />

klingenden Sopran gesungen wurde. <strong>Die</strong> Partitur wurde wiederum<br />

von Maurizio Biondi und Riccardo Minasi neu ediert, wobei neben dem<br />

Entfernen von späteren Retuschen insbesondere auch die originale<br />

Orchestrierung und die ursprünglichen Temporelationen wiederhergestellt<br />

wurden. Deklamation und die üppigen Verzierungen wiederum<br />

sollen die Emotionen der Protagonisten in ihren Schattierungen nachzeichnen.<br />

Das ambitionierte Konzept geht auf allen Ebenen auf: Bellinis Orchestersatz<br />

glänzt nicht nur in den vielfältigsten romantischen Farben,<br />

sondern wirkt auch wesentlich komplexer, transparenter und differenzierter,<br />

als dies in Einspielungen mit modernen Klangkörpern der Fall<br />

ist. Und all das ist nur ein Spiegel des Gesangsstils, der sich hier in einer<br />

ungeahnten Textverständlichkeit und einer Überfülle von fein abgestuften<br />

Emotionen entfaltet und sofort begreiflich werden lässt, warum Bellinis<br />

Belcanto der missing link zwischen der Kunst der barocken Kastraten<br />

und der kantablen Dramatik eines Giuseppe Verdi ist. Cecilia Bartoli,<br />

die in barocken Partien nicht immer frei von Manierismen wirkte,<br />

ist hier ganz in ihrem Element: Hier gibt es keinen Spitzenton, der nicht<br />

auch eine individuelle emotionale Färbung besäße und kein Portamento<br />

ohne dramatische Berechtigung – kurz: eine Norma, die in jedem Ton<br />

nicht nur ganz Diva, sondern auch ganz Mensch ist. Carsten Niemann<br />

Abonnenten-CD: Track 3<br />

33


Klassik<br />

Vokal total von Michael Blümke<br />

Faustina Bordoni ist derzeit groß in Mode. Erst vor wenigen<br />

Monaten veröffentlichte Vivica Genaux eine Hommage<br />

an die berühmte venezianische Sängerin (siehe<br />

„Vokal total“ 1/2013), jetzt zieht Roberta Invernizzi mit „I<br />

viaggi di Faustina“ nach. Doch während Genaux Werke<br />

von Händel und Bordoni-Ehemann Hasse präsentierte, spart Invernizzis<br />

Programm genau diese beiden aus und konzentriert sich auf die<br />

heutzutage weniger populären Zeitgenossen Vinci, Mancini und Porpora.<br />

Ein sehr viel abwechslungsreicheres Programm also, und ein entschieden<br />

ergiebigeres, anregenderes. Auch und besonders, was die<br />

sängerische Seite anbelangt. Eine Sopranistin wie Invernizzi sieht sich<br />

in Bordoni-(Mezzo-)Partien nicht mit unbequemen Höhen konfrontiert,<br />

allerdings gibt es enorme Anforderungen an die Beweglichkeit und Koloraturfähigkeit.<br />

Selbst die großen Intervallsprünge in der hochvirtuosen<br />

Nachtigallen-Arie aus Mancinis „Traiano“ meistert sie absolut<br />

sauber. Glossa/Note 1<br />

Wie Bordoni stammte auch Benedetto Marcello aus Venedig.<br />

Der Spross einer Patrizierfamilie war zwar so etwas<br />

wie ein Berufspolitiker, widmete sich aber dennoch<br />

zeitlebens sehr intensiv der Komposition. Allein 84 Duetti<br />

da camera gehen auf sein Konto, sieben davon finden<br />

sich auf einem Konzertmitschnitt aus Brixen vom August 2010 mit<br />

Silvia Frigato und Sara Mingardo. Mingardo, die übrigens ebenfalls<br />

Venezianerin ist, verströmt wie immer verführerisch samtige Alttöne.<br />

Ihre Kollegin allerdings erweist sich, wie wohl technisch nicht zu beanstanden,<br />

als monochrom und einfallslos. Zudem verhärtet sich ihr Sopran<br />

in der Höhe zunehmend, bekommt dort einen immer unschöneren,<br />

penetranteren Klang. Dadurch harmonieren die beiden Stimmen nicht,<br />

vermischen sich nicht. Es ist, als würde man Essigessenz statt Balsamico<br />

über die Erdbeeren träufeln. Und so wird trotz 1a-Mingardo-Qualität<br />

leider kein leckeres Dessert daraus. fra bernardo/Note 1<br />

Nach ihrer Marietta Marcolini gewidmeten CD mit Raritäten<br />

des frühen 19. Jahrhunderts (siehe „Vokal total“<br />

6/2012) kehrt Ann Hallenbetrg zurück zu ihrem Kernrepertoire,<br />

dem Barock. Seltsamerweise entstand „Hidden<br />

Handel“ bereits im Sommer 2010, also noch deutlich vor<br />

ihrer im vergangenen Jahr als Solodebüt gehandelten Marcolini-Aufnahme.<br />

Doch wie dem auch sei, dieses Programm mit Händelschen Alternativarien<br />

ist ein wahres Juwel. Obwohl die Schwedin seit vielen<br />

Jahren ausnahmslos erstklassige Leistungen bietet, zeigt sie sich hier<br />

von der ersten Arie an noch gelöster, noch begeisternder als sonst. Das<br />

zieht sich durch die gesamte CD – entspannt und mit selbstverständlicher<br />

Souveränität reiht sie eine Perle (musikalisch wie stimmlich) an<br />

die nächste. Ihr weicher, schlanker Mezzo hat in diesen zwölf Arien,<br />

von denen neun Ersteinspielungen sind, eine ganz besonders cremige<br />

Note, führt aber beispielsweise in „Vinto è l‘amor“ aus „Ottone“ auch<br />

ihre leichtgängige Agilität vor. naïve/Indigo<br />

Zum Abschluss noch mehr Händel. Alle seine Opern<br />

wurden mittlerweile eingespielt, so macht man sich<br />

jetzt an seine Pasticci: „Giove in Argo“ ist das dritte und<br />

letzte Werk dieser Gattung, 1739 uraufgeführt. Eigentlich<br />

handelt es sich dabei eher um eine abendfüllende Pastorale,<br />

weshalb das Werk nicht ganz so zündet wie Händels dramatischer<br />

angelegte Opern. Der Hingabe des guten bis sehr guten Solistenensembles<br />

(u.a. Ann Hallenberg, Karina Gauvin und Anicio Zorzi Giustiniani)<br />

tut dies aber keinen Abbruch. Virgin Classics/EMI<br />

34<br />

Variation an lässt Ax die Es-Dur-<br />

Energien mit einer detailverliebten<br />

Behutsamkeit verebben, die<br />

uns neugierig macht, wie Beethoven<br />

diese zweifelnden Gegenkräfte<br />

wohl verwandeln wird. Viele<br />

Pianisten zelebrieren diese Momente<br />

um der Kontrastwirkung<br />

willen – sehr schön und sinnvoll<br />

auch das –, bei Ax aber wird dieser<br />

„Innehalt“ allmählich zu einer<br />

Art verborgenem Gegenthema.<br />

Schon in der versonnenen fünften<br />

Variation hält er die Fermate<br />

so lange, bis wir beunruhigt<br />

aufhorchen müssen, sei das Umfeld<br />

noch so unverbindlich klangschön<br />

und poliert, und in der großen<br />

Moll-Variation lässt er ahnen,<br />

dass diese Mächte melancholischen<br />

Stillstandes einmal siegen<br />

könnten.<br />

Aber alles wird gut: Mit der<br />

geradezu euphorisierend klangschön<br />

und kontrolliert aufgebauten<br />

Fuge stellen Ax und Beethoven<br />

die heile Welt wieder her. Es<br />

ist ein Vorgriff auf das Wunder<br />

des Opus 110, und Ax führt uns<br />

das Erlösungsereignis schlüssig<br />

vor Ohren: Im Abgesang der Coda<br />

sind die hemmenden Kräfte des<br />

ominösen Dominantseptakkords<br />

abgebaut, glücklich fließt die Melodie<br />

über diese Schwelle hinüber.<br />

Jetzt ist leider gar kein Platz<br />

mehr für ein paar Schumannund<br />

Haydn-Komplimente übrig.<br />

Aber glauben Sie mir, auch das<br />

wird betörend gediegen geboten.<br />

Bleibt nur meine dringende Empfehlung,<br />

diese Perle aus dem ganzen<br />

Neuerscheinungen-Schrott<br />

herauszufischen. Man wird reich<br />

und anhaltend belohnt!<br />

Matthias Kornemann<br />

Franz Danzi<br />

Flötenquartette op. 56<br />

●●●●○<br />

Karl Kaiser,<br />

Ardinghello<br />

Ensemble<br />

MDG/Codaex<br />

(59 Min., 10/2012)<br />

[…] Dass sich das Ensemble auf<br />

die historisch informierte Interpretation<br />

der Romantik spezialisiert<br />

hat, hört man nicht nur seinem<br />

Namen an, der sich von Wil-<br />

helm Heinses 1787 erschienenen<br />

Roman „Ardinghello“ herleitet.<br />

<strong>Die</strong> Musiker vermeiden sowohl<br />

die Fehler hochromantisch<br />

geprägter Musiker, bei denen die<br />

klassisch angehauchten Partien<br />

bei Danzi oft zu schwer und undurchsichtig<br />

werden; andererseits<br />

widerstehen sie aber auch<br />

der Versuchung, das „Historische“<br />

durch allzu barocke Artikulation,<br />

raue Tongebung oder peitschende<br />

Sturm-und-Drang-Gesten überzubetonen.<br />

Ob virtuose Belcanto-Seligkeit,<br />

romantische Sehnsucht<br />

nach dem Landleben, klassischer<br />

Idealismus oder Momente<br />

von Selbstvergessenheit und Caprice<br />

– all dies fügen die Interpreten<br />

mit klarem Formbewusstsein<br />

bei detailreicher Artikulation<br />

und einem besonders feinen Gespür<br />

für harmonische Schattierungen<br />

zu einem luziden Ganzen,<br />

das zum hörenden Mitmusizieren<br />

einlädt. Als systematische Erkundung<br />

der Ausdruckscharaktere<br />

der Flöte im gleichberechtigten<br />

kammermusikalischen Dialog mit<br />

den Streichern dürfte gerade diese<br />

Werkfolge dazu beitragen, dass<br />

Danzi endlich wieder die ihm gebührende<br />

Wertschätzung erfährt.<br />

<br />

Carsten Niemann<br />

Diverse<br />

„vom küsslichen Mund“ –<br />

Lieder der Mozart-Zeit<br />

●●●●○<br />

Markus Schäfer,<br />

Christine<br />

Schornsheim<br />

Crystal/Delta<br />

Music<br />

(66 Min., 12/2009)<br />

[…] Der frisch entdeckte „Volkston“,<br />

das Strophenlied und die<br />

tändelnde, manchmal auch leicht<br />

moralisierende Idylle bilden den<br />

Hintergrund, vor dem sich die<br />

Wiener Liedkunst zu Mozarts Zeit<br />

entfaltete, doch strecken viele<br />

Komponisten bereits hörbar die<br />

Fühler nach der Romantik aus.<br />

Hier und da schielt der eine oder<br />

andere von ihnen auch mal mit<br />

einer Koloratur nach der Oper oder<br />

belebt die Naturbeschreibungen<br />

mit Tonmalereien, die Christine<br />

Schornsheim mit viel Geschmack,


Witz und Virtuosität plastisch umzusetzen<br />

weiß. Und weil Mozarts<br />

Wiener Kollegen gute Dichter wie<br />

Hölty, Goethe, Bürger, Matthisson,<br />

Klopstock und Schiller für ihre<br />

Vertonungen auswählten und<br />

Markus Schäfer neben seinem<br />

flexiblen Tenor auch Sinn für<br />

feinsinnige, lebendige und<br />

humorvolle Deklamation mitbringt,<br />

kann man die Scheibe<br />

als tönendes Lyrikbändchen genießen,<br />

bei dem sich die von ihren<br />

Schöpfern angestrebte Einheit<br />

von Gedichtvortrag und Musik auf<br />

ganz natürliche Weise von neuem<br />

herstellt. Carsten Niemann<br />

Froberger, D’Anglebert,<br />

J. C. F. Fischer, L. Couperin,<br />

Clérambault<br />

Pour passer la mélancolie<br />

●●●●●<br />

Andreas Staier<br />

harmonia mundi<br />

(75 Min., 2/2012)<br />

[…] Zwischen den beiden<br />

Froberger-Werken leuchtet er<br />

ein enormes Farbenspektrum<br />

der Melancholie an einer Reihe<br />

klug zusammengestellter Werke<br />

französischer und französisch<br />

beeinflusster Komponisten aus:<br />

Knappe, konzentrierte Fugen und<br />

Ricercare stehen neben feierlichen<br />

Tombeaus und virtuosen, aber in<br />

sich kreisenden Chaconnen und<br />

Passacaglien. Zum Reiz der Aufnahmen<br />

trägt das ausgewählte<br />

Instrument bei: Es handelt sich um<br />

ein erst kürzlich restauriertes und<br />

zum Teil rekonstruiertes Cembalo<br />

aus dem 17. Jahrhundert, dessen<br />

Klaviatur 1749 von Joseph Collesse<br />

erweitert wurde. Es verbindet<br />

die sprachliche Präzision und<br />

funkelnde Pracht französischer<br />

Instrumente mit einer gewissen<br />

dunklen Wärme. Und Staier nutzt<br />

diese Farbmöglichkeiten bestens<br />

aus: So etwa in der c-Moll-Suite<br />

von Clérambault, die mit einer fast<br />

täuschend echten Lautenimitation<br />

beginnt, zur Courante hin festlich<br />

aufblüht und sich mit einer überraschenden<br />

„Petite Reprise“ mit<br />

leiser Melancholie vom Hörer verabschiedet.<br />

Carsten Niemann<br />

Gershwin, Copland,<br />

Bernstein, Milhaud u.a.<br />

In Rhythm<br />

●●●●○<br />

Sebastian Manz,<br />

Martin Klett<br />

CAvi/harmonia<br />

mundi<br />

(69 Min., 7 & 8/2012)<br />

[…] Der Drive sitzt perfekt und<br />

kommt doch vital, wie angeboren<br />

daher. Dann wieder geben sich die<br />

beiden jungen Ausnahmemusiker<br />

als coole Boys, die dauerflirtend<br />

über den Broadway schlendern.<br />

Und selbst wenn Manz zwischendurch<br />

seine Klarinette richtig<br />

„dirty“ in Stellung bringt, wirkt<br />

selbst das nicht wie eine schlechte<br />

Parodie auf den Jazz-Jargon,<br />

sondern einfach lässig aus dem<br />

Ärmel geschüttelt. Hier wie überhaupt<br />

in fast allen Stücken hat<br />

es sich somit mehr als nur ausgezahlt,<br />

dass Manz und Klett<br />

musikalisch nie eingleisig gefahren<br />

sind. Der aktuelle Solo-<br />

Klarinettist des RSO Stuttgart hat<br />

das ABC des Jazz in Big Bands<br />

gelernt. Und sein langjähriger<br />

Klavierpartner nimmt sich trotz<br />

vieler kammermusikalischer Verpflichtungen<br />

immer wieder die<br />

Zeit, sich speziell mit dem Tango<br />

zu beschäftigen.<br />

Alles besitzt daher nun Klasse<br />

und Stil. Magisch sanft kosten<br />

Manz & Klett da einen Blues<br />

des walisischen Wahl-Amerikaners<br />

Alec Templeton aus. In der<br />

Duo-Fassung von Aaron Coplands<br />

Klarinettenkonzert spannt man<br />

den Bogen von Erik Satie´schem<br />

Charme bis zum maschinenhaften<br />

Groove, den Sebastian Manz<br />

im rhythmisch soghaften Solo<br />

„New York Counterpoint“ von<br />

Steve Reich mit Raffinement und<br />

elegantem Atem fortspinnt. Und<br />

selbst ein Stück von Astor Piazzolla<br />

oder Darius Milhauds „Scaramouche“<br />

kommen einfach unbeschwert<br />

unterhaltsam und endlich<br />

nicht verkrampft originell<br />

rüber.<br />

Guido Fischer<br />

Justin Heinrich Knecht<br />

Grande Symphonie (Orchesterwerke<br />

und Arien)<br />

●●●●○<br />

Sarah Wegener;<br />

Frieder Bernius,<br />

Hofkapelle Stuttgart<br />

Carus/Note 1<br />

(48 Min., 11/1997, 4/2008 & 2/2011)<br />

[…] So sehr man Knechts pastorales<br />

„Portrait musical de la<br />

nature“, das wie die meisten<br />

anderen dargebotenen Stücke<br />

erstmals auf einem Tonträger<br />

erscheint, als Vorläufer von<br />

Beethovens „Pastorale“ verstehen<br />

darf, so klar ist doch auch, dass<br />

dieses Werk eben wirklich nur<br />

ein Vorgeschmack auf Beethoven<br />

ist. Will sagen: Ohne Bernius’<br />

fast fanatische Liebe zum Detail,<br />

durch die selbst jede kleine Überleitung<br />

zum Ereignis wird, durch<br />

die aber auch etwa jenes nette<br />

kleine „harmonische Labyrinth“<br />

im zweiten Satz, mit dem sich<br />

das herannahende Unwetter ankündigt,<br />

unbestechlich klar und<br />

sauber zum Erklingen gebracht<br />

wird, könnte man Knechts Musik<br />

beinahe für ein ganz klein wenig<br />

belanglos halten …<br />

Aber wir wollen nicht den<br />

Interpreten vom Werk isolieren:<br />

Bernius bietet Knecht mit bedingungslosem<br />

Engagement dar, und<br />

zwar nicht nur seine „Pastoral-<br />

Sinfonie“, sondern auch eine kleine<br />

Auswahl seiner Arien. […]<br />

<br />

Michael Wersin<br />

Leevi Madetoja<br />

Sinfonie Nr. 2, Kuulervo<br />

op. 15, Elegie op. 4 Nr. 1<br />

●●●●○<br />

John Storgårds,<br />

Helsinki Philharmonic<br />

Orchestra<br />

Ondine/Naxos<br />

(62 Min., 5/2012)<br />

Eine achte Sinfonie und eine<br />

abendfüllende Oper ist Jean Sibelius<br />

der Welt bekanntlich schuldig<br />

geblieben. Für beide Unterlassungen<br />

entschädigt uns sein Schüler<br />

Leevi Madetoja (1887–1947). Zu-<br />

nächst hörbar im Banne des Übervaters<br />

stehend, fand er auf dem<br />

Höhepunkt seines Schaffens zu<br />

einem eigenen Stil – wobei seine<br />

groß angelegte zweite Sinfonie,<br />

die unter dem Eindruck des finnischen<br />

Bürgerkriegs entstand,<br />

in dem unter anderem auch Madetojas<br />

Bruder getötet wurde, geradezu<br />

die Geschichte dieser Loslösung<br />

zu erzählen scheint. In<br />

den herrlich weitflächigen Naturschilderungen<br />

der ersten Sätze erinnern<br />

noch etliche Motive und<br />

auch Details ihrer Entwicklung<br />

an Sibelius. <strong>Die</strong> endgültige Wende<br />

bringt der dritte Satz, den Madetoja<br />

mit differenziertem rhythmischem<br />

Gefühl als einen Ausbruch<br />

von zwingender, sich rauschhaft<br />

steigernder Gewalt gestaltet, die<br />

im Augenblick höchster Erregung<br />

überraschend in eine ergreifende<br />

Elegie umschlägt.<br />

Thematisch passend wird die<br />

Sinfonie von der 1913 entstandenen<br />

populären Elegie und von<br />

dem 1890 entstandenen Tongedicht<br />

„Kullervo“ ergänzt, das ein<br />

packendes, unabhängig von Sibelius<br />

gleichnamiger Jugendsinfonie<br />

entstandenes Porträt des tragischen<br />

Helden aus dem Nationalepos<br />

„Kalevala“ ist. Der kraftvoll,<br />

mit unsentimentaler Poesie und<br />

zugleich hintergründig dirigierende<br />

Storgårds sowie das zugleich<br />

brillant und warm timbrierte Philharmonische<br />

Orchester Helsinki<br />

mit seinen glasklar intonierenden<br />

Bläsern sind die Idealbesetzung<br />

für dieses Repertoire. Ein eigenes<br />

Lob verdienen auch die Tonmeister<br />

des Labels Ondine, die Madetojas<br />

grandiose Breitwandeffekte<br />

mit größter Transparenz und Tiefenschärfe<br />

eingefangen haben.<br />

<br />

Carsten Niemann<br />

Weitere Rezensionen<br />

auch online unter<br />

www.rondomagazin.de<br />

35


Klassik<br />

Wolfgang Amadeus<br />

Mozart<br />

Klaviermusik Vol. 4<br />

●●●●●<br />

Kristian Bezuidenhout<br />

harmonia mundi<br />

(71 Min., 10/2011)<br />

Den satten, seiner knirschenden<br />

Geschichtlichkeit weitgehend entkleideten<br />

Klang, in den Kristian<br />

Bezuidenhout die vierte Folge seiner<br />

Mozart-Werkschau hüllt, erzeugt<br />

er mit einem Instrumententyp,<br />

dem Beethoven seine „Sturm-<br />

Sonate“ zugedacht hat – dem<br />

Nachbau eines Walter-Flügels von<br />

1805. Dank dieses historisch „informierten“<br />

Anachronismus’ erfährt<br />

man etwas über die dramatische<br />

Evolution des Klavierbaus<br />

im Wien um 1800. Von einem solchen<br />

Brummer konnte Mozart nur<br />

träumen; der Flügel von 1795, den<br />

Bezuidenhout für die erste Folge<br />

wählte, wäre ihm wohl deutlich<br />

vertrauter vorgekommen.<br />

Hinter diesem instrumentengeschichtlichen<br />

Vorhang besticht<br />

Kristian Bezuidenhout erneut mit<br />

sehr gelöst und undogmatisch<br />

wirkendem Musizieren, frei in den<br />

Tempi, pointiert und geschmackvoll<br />

bei den eigenen Auszierungen<br />

und vor allem modern in der Würdigung<br />

des lange Zeit verschütteten<br />

opernhaften Geistes, der Mozarts<br />

Klaviermusik mit all ihren<br />

empfindsamen Drückern, Seufzern<br />

und gleißenden rhetorischen<br />

Wendungen durchzieht. <strong>Die</strong> D-<br />

Dur-Sonate KV 311 sprüht nicht<br />

nur im Geiste der Opera buffa, wir<br />

erkennen auch, welche orchestra-<br />

Gamben und Cembali durchforsteten.<br />

Doch es braucht eben Zeit,<br />

bis nicht nur das Spiel auf den<br />

Klang-Antiquitäten in Herz und<br />

Blut übergangen ist, sondern vor<br />

allem der Geist der Musik. Und<br />

erst dann beginnt sie wirklich zu<br />

atmen, zu duften, zu betören. Genau<br />

diese Qualität besitzt das<br />

Miteinander des jungen französischen<br />

Quartetts La Sainte Folie<br />

Fantastique. Bereits während<br />

ihrer Studienzeit haben sich der<br />

Violinist, die Gambistin, der Organist<br />

bzw. Cembalist und der Lautenist<br />

zusammengetan, um ihrer<br />

Passion für die Alte Musik nachzugehen.<br />

Nun liegt das Debüt-<br />

Album des Ensembles vor. Und<br />

wenngleich eigentlich das sich<br />

aus zahllosen Raritäten zusammensetzende<br />

Programm der Star<br />

sein sollte, sind es die vier Musiker.<br />

Was die Linienführung, Verve<br />

und Aufhellung der Satzstrukturen<br />

angeht, aber auch den Sinn<br />

fürs melodisch Umschmeichelnde<br />

und Seligmachende, schafft man<br />

an den scheinbar ewig jungen historischen<br />

Instrumenten aus dem<br />

Stand Großes, Bewundernswertes.<br />

Andererseits kann man sich<br />

vielleicht nur zu solchen Höchstleistungen<br />

aufschwingen, wenn<br />

die Noten die entsprechenden<br />

Steilvorlagen bieten. Erstaunlicherweise<br />

haben La Sainte Folie<br />

Fantastique nun Werke von Komponisten<br />

ausgegraben, die nur<br />

noch absoluten Insidern ein Begriff<br />

sind. Dazu gehören der deutsche<br />

Gambist <strong>Die</strong>trich Stoeffken<br />

sowie die Engländer John Jenkins<br />

und Henry Butler. Von ihnen und<br />

weiteren Zeitgenossen wie Wilhelm<br />

Brad hat man Sonaten, Suitensätze<br />

und Solo-Stücke ausgele<br />

Klangvision der dünn wirkende<br />

Satz mit all seinen Farb- und Registerwechseln<br />

birgt.<br />

In der früheren G-Dur-Sonate<br />

K. 283 träumte Mozart noch<br />

nicht über die Holzrahmen seiner<br />

bescheidenen Instrumente hinaus.<br />

Bezuidenhout spielt das immer<br />

noch anfängergeschädigte<br />

Werk zurückgenommener, ja der<br />

marschhaft hingetüpfelte Beginn<br />

des C-Dur-Andantes scheint jedes<br />

Harmlosigkeits-Klischee zu bestätigen.<br />

Doch wollte schon Mozart<br />

seine Hörer ein wenig täuschen<br />

und führt sie in der Durchführung<br />

in unerwartet ernste, mollverdunkelte<br />

Verhältnisse. Bezuidenhout<br />

übersteigert diesen Effekt noch,<br />

indem er den geradezu extraterrestrisch<br />

entrückten E-Dur-Akkord<br />

subtil ergänzt, in den diese<br />

Durchführung mündet, bevor Mozart<br />

chromatisch-knirschend ins<br />

C zurück strebt. Das mag so nicht<br />

im Urtext stehen, aber es offenbart<br />

die kühne Poesie des längst<br />

noch nicht rehabilitierten frühen<br />

Klavierwerks. <br />

Matthias<br />

Kornemann<br />

My Precious Manuscript<br />

Barockwerke von Henry<br />

Butler, John Jenkins,<br />

<strong>Die</strong>trich Stoeffken u.a.<br />

●●●●●<br />

La Sainte Folie<br />

Fantastique<br />

Alpha/Note 1<br />

(67 Min., 9/2012)<br />

Nichts gegen die Pioniere, die vor<br />

einem halben Jahrhundert auch<br />

die Kammermusik mit ihren<br />

wählt, die man vorrangig in dem<br />

sogenannten „Durham Manuscript“<br />

entdeckt hat. <strong>Die</strong>se aus 44<br />

Stücken bestehende Notensammlung<br />

befindet sich in der Bibliothek<br />

der im Nordosten Englands<br />

gelegenen Kathedrale von Durham<br />

und wurde vermutlich zwischen<br />

1675 und 1680 angelegt.<br />

<strong>Die</strong>ses Konvolut ist nicht nur eine<br />

Fundgrube für Musikwissenschaftler,<br />

die sich mit den Schnittstellen<br />

zwischen der englischen<br />

und italienischen Musik im 17.<br />

Jahrhundert beschäftigen wollen.<br />

Wie La Sainte Folie Fantastique<br />

jetzt beweisen kann, ist es eine<br />

Goldgrube. Guido Fischer<br />

Franz Schubert<br />

Licht und Liebe – Lieder<br />

und Vokalquartette<br />

●●●●○<br />

Marlis Petersen,<br />

Anke Vondung,<br />

Werner Güra,<br />

Konrad Jarnot,<br />

Christoph Berner<br />

harmonia mundi<br />

(65 Min., 10/2011)<br />

Zum dritten Mal tritt das „All-<br />

Star-Quartett“ aus Marlis Petersen,<br />

Anke Vondung (bzw. Stella<br />

Doufexis), Werner Güra und Konrad<br />

Jarnot mit einem Ensemble-<br />

Programm in Erscheinung. Nach<br />

Brahms‘ „Liebesliederwalzern“<br />

und Schumanns „Spanischen Liedern“<br />

ist nun Franz Schubert mit<br />

Liedern und Vokalensembles das<br />

Thema – ein Repertoire, das (wie<br />

Beiheftautor Roman Hinke kritisch<br />

anmerkt) beliebte Schu-<br />

<br />

<br />

Franz Liszt<br />

R. W. - Venezia S. 201<br />

P M Y<br />

Frédéric Chopin<br />

Barcarolle Fis-Dur op. 60<br />

Mazurka f-moll op. 68/4<br />

Nouvelle Étude Nr. 2 As-Dur<br />

Berceuse Des-Dur op. 57<br />

Prélude cis-moll op. 45<br />

Nocturne H-Dur op. 62/1<br />

Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche,<br />

so finde ich immer nur das Wort Venedig.<br />

Franz Liszt<br />

La lugubre gondola S. 200/2<br />

Friedrich Nietzsche<br />

R. W. - V E N E Z I A<br />

C H O P I N L I S Z T W A G N E R<br />

J A N F L O R I O P M Y<br />

Richard Wagner<br />

arr. Joseph Rubinstein<br />

Parsifal und die Blumenmädchen<br />

Karfreitagszauber<br />

Franz Liszt<br />

Am Grabe Richard Wagners S. 202<br />

R. W. - Venezia<br />

Jan Florio, Klavier<br />

PMY 102 / EAN 0610098109<br />

www.pmymedia.com<br />

36


ert-Klischees auf den Plan ruft.<br />

Dass man Schuberts Ensemblenummern<br />

indes kaum über einen<br />

Kamm scheren kann, beweist allein<br />

schon die große stilistische<br />

Spannweite zwischen dem ebenso<br />

launigen wie extravertierten<br />

Quartett „Der Hochzeitsbraten“<br />

und dem innigen Duett „Licht und<br />

Liebe“. Beide sind, wie auch die<br />

anderen Ensemblestücke Schuberts,<br />

selten zu hören – wohl einfach<br />

deshalb, weil man sich im<br />

Konzertleben gewöhnlich auf sängerisch<br />

einfach besetzte Liederabende<br />

konzentriert. Umso dankenswerter<br />

die vorliegende Mixtur<br />

aus Soli und Quartetten nebst<br />

je einem Duett und Terzett und<br />

Quartett.<br />

Sängerisch gesehen ist hocherfreulich,<br />

dass Konrad Jarnot seinen<br />

Hang zum Brüllen, der wohl<br />

beinahe seine prachtvolle Stimme<br />

ruiniert hätte, mittlerweile zu<br />

zügeln versteht: <strong>Die</strong> zum Protzen<br />

animierende „Allmacht“ von Pyrker<br />

fällt weit dezenter aus als erwartet.<br />

Keine Sorgen muss man<br />

sich um die urgesunde Marlis Petersen<br />

machen: Sie verfügt über<br />

ein breites vokales Ausdrucksspektrum<br />

und kann sich zu großer<br />

Intensität steigern, ohne dabei<br />

aufdringlich zu werden, wie<br />

sie in „Delphine“ beweist. Werner<br />

Güra und Anke Vondung verstehen<br />

durch lyrischen Schmelz und<br />

berückendes Timbre zu punkten,<br />

bei Güra kommt eine außergewöhnlich<br />

ungezwungene Nähe<br />

zur Sprache hinzu. Besonders erfreulich<br />

ist aber, dass man diese<br />

durchaus individuell gepolten Solisten<br />

ohne weiteres im Ensemble<br />

genießen kann, weil jeder sich<br />

entsprechend zurückzunehmen<br />

versteht. Das klang in der vorigen<br />

Sängergeneration (man denke an<br />

Mathis, Fassbaender, Schreier und<br />

Fi-Di mit ihren für heutige Ohren<br />

kaum zu ertragenden Liebeslieder-Walzern)<br />

noch ganz anders.<br />

Irgendwie, so könnte man meinen,<br />

zieht das Alte-Musik-Ideal<br />

doch weite Kreise – immerhin<br />

spielt Christoph Berner auf dieser<br />

CD auch ein zeittypisches Fortepiano<br />

statt dem sonst allzu üblichen<br />

Steinway. Michael Wersin<br />

Johan Svendsen<br />

Violinkonzert, Sinfonie<br />

Nr. 1<br />

●●●●○<br />

Marianne Thorsen,<br />

Neeme Järvi,<br />

Bergen Philharmonic<br />

Orchestra<br />

Chandos/Note 1<br />

(74 Min., 8/2012)<br />

Nur gut, dass es noch Labels wie<br />

Chandos gibt. Wenn schon Orchester,<br />

Dirigenten und Veranstalter<br />

außerhalb Skandinaviens die<br />

zwei Sinfonien von Johan Svendsen<br />

links liegen lassen – aus Unkenntnis<br />

natürlich, denn die musikalische<br />

Qualität ist definitiv<br />

nicht daran schuld –, so wird allen<br />

Neugierigen und Interessierten<br />

zumindest auf CD die Bekanntschaft<br />

mit diesen wunderbaren<br />

Werken gegönnt.<br />

<strong>Die</strong> dritte Folge seiner Gesamteinspielung<br />

der Orchesterwerke<br />

Svendsens legt Neeme Järvi<br />

mittlerweile vor, erneut erweist<br />

er sich dabei zusammen mit dem<br />

vorzüglichen Bergen Philharmonic<br />

Orchestra als fast idealer Anwalt<br />

des 1840 geborenen Komponisten.<br />

<strong>Die</strong> geringen Einschränkungen<br />

betreffen, wie schon bei<br />

der im vergangenen Jahr veröffentlichten<br />

Aufnahme der zweiten<br />

Sinfonie, das Scherzo, das Järvi<br />

auch hier etwas zu gemütlich angeht<br />

und dem er die nötige rhythmische<br />

Prägnanz schuldig bleibt.<br />

Lässt er sich im Scherzo mehr<br />

Zeit, so nimmt er – ebenfalls analog<br />

zur letztjährigen Folge – den<br />

langsamen Satz dafür etwas zügiger,<br />

ohne deswegen auf delikates<br />

Ausmusizieren und Schwelgen zu<br />

verzichten.<br />

Svendsens Violinkonzert gibt<br />

sich extrovertierter als sein fast<br />

zeitgleich entstandenes Cellokonzert.<br />

Trotzdem ist es kein Virtuosenstück,<br />

auch wenn der Solist<br />

seine Kunstfertigkeit deutlich<br />

stärker ausspielen darf. Marianne<br />

Thorsen unterstreicht mit ihrem<br />

weichen, empfindsamen Ton den<br />

insgesamt eher intimen Charakter<br />

des Werkes.<br />

Eine weitere Empfehlung für<br />

alle, die musikalische Entdeckungen<br />

lieben. Michael Blümke<br />

Antonio Vivaldi, Tomaso<br />

Albinoni, Antonio<br />

Caldara u. a.<br />

Venezia – Opera Arias Of<br />

The Serenissima<br />

●●●●●<br />

Max Emanuel<br />

Cencic, Riccardo<br />

Minasi, Il Pomo<br />

d’Oro<br />

Virgin/EMI<br />

(63 Min., 9/2012)<br />

[…] Mit durchschnittlich zehn Uraufführungen<br />

pro Jahr hielt man<br />

das anspruchsvolle Publikum der<br />

Serenissima bei Laune. Das ergibt<br />

ein Output von etwa 350 Werken<br />

allein für das erste Drittel des 18.<br />

Jahrhunderts. Und genau dieses<br />

hatte Max Emanuel Cencic bei der<br />

Zusammenstellung von “Venezia”<br />

im Blick. Knapp die Hälfte des Programmes<br />

machen Arien von Vivaldi<br />

aus (erfreulicherweise aber<br />

nicht die üblichen Verdächtigen),<br />

den größeren Teil bestreiten Albinoni,<br />

Caldara, Gasparini, Giacomelli,<br />

Porta und Sellitto.<br />

Eine perfekte Auswahl zur<br />

Demonstration von Cencics Kunst,<br />

die mittlerweile ein kaum zu übertreffendes<br />

Niveau erreicht hat.<br />

Trotz stärkster Konkurrenz darf<br />

man behaupten, dass der 36-jährige<br />

Kroate der derzeit führende<br />

Countertenor ist. (Auch wenn Kollege<br />

Jaroussky ätherischer schweben<br />

kann.) Schon die pure Schönheit<br />

und Sinnlichkeit der Stimme,<br />

der so gar nichts Anämisches<br />

oder Strohiges anhaftet, begeistert.<br />

Dazu wird sie weich und elegant<br />

geführt, kann aber auch<br />

energisch zupacken oder attackieren.<br />

Extreme technische Anforderungen<br />

meistert Cencic mit größter<br />

Selbstverständlichkeit, selbst<br />

schnellste Läufe sind stets sauber<br />

und geschmeidig, hohe Töne bindet<br />

er vorbildlich in die Linie ein,<br />

ohne den Fluss zu stören. Gleichzeitig<br />

erweist er sich auch auf gestalterischer<br />

Seite überlegen,<br />

weil er nicht wie etliche Stimmfachkollegen<br />

pauschal im Ausdruck<br />

bleibt, sondern Affekte und<br />

Stimmungen nachdrücklich und<br />

glaubwürdig vermittelt. Unbedingt<br />

empfehlenswert!<br />

<br />

Michael Blümke<br />

Antonio Vivaldi, Georg<br />

Friedrich Händel, Henry<br />

Purcell, Francesco<br />

Cavalli und Claudio<br />

Monteverdi<br />

Enchanted Forest<br />

●●●●○<br />

Anna Prohaska,<br />

Jonathan Cohen,<br />

Arcangelo<br />

DG/Universal<br />

(70 Min., 4 & 9/2012)<br />

[…] Für das mit „Zauberwald“ betitelte<br />

Album ist Prohaska in die<br />

Rollen von Nymphen (Daphne)<br />

Zauberinnen (Armida) und weiteren<br />

weiblichen Mythenwesen geschlüpft,<br />

die zumindest laut ihrer<br />

musikalischen Porträtisten aus<br />

den Sehnsüchten oftmals kein<br />

großes Spektakel gemacht haben.<br />

So schafft es Prohaska etwa in<br />

Henry Purcells trauertrunkenem<br />

„O Let Me Weep“ (aus „The Fairy<br />

Queen“) mit geradezu berückender<br />

Intensität, die Zeit stillstehen<br />

zu lassen. Und auch die pastorale<br />

Innigkeit von Händels „Felicissima<br />

quest´alma“ kommt mit einer<br />

Eleganz und Tonschönheit daher,<br />

dass man vor der gerade mal<br />

30-jährigen Ausdruckskünstlerin<br />

den Hut ziehen muss.<br />

Dass Prohaska aber doch noch<br />

nicht am Ende ihrer Möglichkeiten<br />

angekommen ist, zeigt sie zwischendurch<br />

immer wieder. Gerade<br />

in den eingestreuten Arien, in<br />

denen wie in Händels „Furie terribili“<br />

das Temperamentsbarometer<br />

im roten Bereich ausschlägt, fehlt<br />

Prohaska das nötige Volumen und<br />

die Entspanntheit im technisch so<br />

Anspruchsvollen. Und auch in Vivaldis<br />

„Alma oppressa“ kann Prohaska<br />

trotz makelloser Stimmführung<br />

nicht mit dem furiosen<br />

Beben mithalten, das das von Jonathan<br />

Cohen geleitete Alte Musik-Ensemble<br />

Arcangelo auslöst.<br />

Dennoch ist die Sängerin schon<br />

auf dem allerbesten Weg: Wie sie<br />

schließlich in Monteverdis „Lamento<br />

della ninfa“ das Schmerzhafte<br />

und gleichzeitig die ungeheure<br />

Modernität dieser Musik<br />

bis in die letzte Pore auskostet,<br />

kommt einem goldenen Schuss<br />

mitten ins Herz gleich.<br />

<br />

Guido Fischer<br />

37


J<br />

Jazz<br />

Jack DeJohnette<br />

Special Edition<br />

●●●●●<br />

ECM/Universal<br />

(4 CDs, 174 Min.,<br />

1979–1984)<br />

Auch mit siebzig ist Jack DeJohnette<br />

der jungenhafte Schlagzeuger,<br />

der in der Nachfolge von Tony<br />

Williams zum Fackelträger der afro-amerikanischen<br />

Trommeltradition<br />

wurde. […] Seine Gesamtbegabung<br />

entfaltete sich von 1979<br />

bis 1984 und ist bei ECM auf den<br />

LPs Special Edition, Tin Can Alley,<br />

Inflation Blues und Album Album<br />

dokumentiert.<br />

Mit einer CD-Box dieser vier<br />

Alben feiert ECM jetzt seinen großen<br />

Star. Der huldigte damals seiner<br />

Vorliebe für Bläser. Zum Einsatz<br />

kamen die Meister ihrer Instrumente.<br />

Das waren zunächst<br />

die Saxofonisten David Murray<br />

und Arthur Blythe, dann Chico<br />

Freeman und John Purcell. Letzteres<br />

Gespann wurde später um<br />

den Trompeter Baikida Carroll erweitert.<br />

[…] DeJohnette verstärkte<br />

seine immer geschmeidiger werdenden<br />

Bläsersätze à la Ellington<br />

mit der Melodica, und streng dosiert<br />

ist er als Pianist einer quasi<br />

ernüchterten Jarrett-Schule<br />

zu hören. Dank der Studiotechnik<br />

kann er sich dabei selber am<br />

Schlagzeug begleiten. Als die Jazzwelt<br />

innovative akustische Musik<br />

schon in fusionierten elektrischen<br />

Klangwogen untergehen<br />

sah, war Jack DeJohnette’s Special<br />

Edition Leuchtturm und Verheißung.<br />

Schön, dass sie wieder vernommen<br />

wird<br />

<br />

Thomas Fitterling<br />

In The Country<br />

Sunset Sunrise<br />

●●●●○<br />

ACT/Edel<br />

(65 Min., 5/2012)<br />

Als Piano-Trio aus Skandinavien<br />

zu kommen, kann eine ziemliche<br />

Bürde sein. Weil man stets Gefahr<br />

läuft, mit dem legendären schwedischen<br />

Dreier e.s.t. verglichen zu<br />

werden. Das gilt für die Norweger<br />

von „In The Country“ im be-<br />

[…] Eins aber meidet die<br />

51-Jährige: den swingenden<br />

Combo-Jazz der 1950er. Ihrem<br />

„What Keeps Mankind Alive“ ist<br />

eine bedrohliche, unerbittlich<br />

rumorende Rock-Basis unterlegt,<br />

und der „Train To Heaven“ fährt mit<br />

kreischenden Nebengeräuschen<br />

auf pulsierenden Beats – und<br />

bricht ins Unbestimmte ab. Der<br />

„September Song“ bewegt sich<br />

zwischen perlenden Regentropfen-Tönen,<br />

und „Mack The<br />

Knife“ lebt in einer scheinbar<br />

heilen Krimi-Welt – allerdings<br />

stören diese ein stark verzögertes<br />

Echo und spitze Gitarrensounds.<br />

„Surabaya Johnny“ ist ihr nur ein<br />

paar Pfiffe wert, und im Titelsonderen<br />

Maße. Schließlich sind<br />

Pianist Morten Qvenild, Bassist<br />

Roger Arntzen und Schlagzeuger<br />

Pål Hausken mittlerweile bei<br />

ACT unter Vertrag, eben jenem Label,<br />

das Esbjörn Svensson und den<br />

Seinen einst den Durchbruch in<br />

Europa bescherte.<br />

Keine Ahnung, ob das gewollt<br />

ist oder nicht: Aber der „Birch<br />

Song“, der Auftakt von „Sunset<br />

Sunrise“, klingt mit dem schleppenden<br />

Besen-Groove sowie in der<br />

Melodieführung fast genauso wie<br />

„Believe Beleft Below“, der größte<br />

Balladen-Hit der schwedischen<br />

Superstars. Im späteren Verlauf<br />

verliert das Stück allerdings jegliche<br />

Ähnlichkeit mit der charakteristisch<br />

sonnigen e.s.t.-Melancholie.<br />

Das Klavier rutscht in einen<br />

Bass-Abgrund, merkwürdige Störgeräusche<br />

sind zu vernehmen, die<br />

sich wie das Zirpen eines elektronischen<br />

Totenvogels ausnehmen.<br />

Womit der eigentliche Grundton<br />

der Aufnahme angeschlagen<br />

wäre.<br />

„Sunset Sunrise“ wird ungeachtet<br />

seiner friedlich-meditativen<br />

Oberfläche von einer permanenten<br />

Spannung bestimmt. Oftmalige<br />

Klangverfremdungen und<br />

vom Klavier gehämmerte Achtel<br />

erzeugen eine düstere, bedrohliche<br />

Stimmung. Und selbst, wenn<br />

es mal etwas heiterer zugeht wie<br />

in dem skurrilen „Steelplants“,<br />

wähnt man sich keineswegs behaglich<br />

auf dem Lande, wie es<br />

der Bandname andeutet, sondern<br />

eher in einer fehlfarbenen Science-Fiction-Landschaft.<br />

e.s.t.-Epigonen? Von wegen.<br />

Mit „Sunset Sunrise“ beweisen „In<br />

The Country“, dass sie mehr mit<br />

Edvard Grieg oder Radiohead gemeinsam<br />

haben als mit Esbjörn<br />

Svensson<br />

Josef Engels<br />

Caroline Henderson<br />

Lonely House<br />

●●●●○<br />

Sony<br />

(45 Min., kein Aufnahmedatum)<br />

Meilenstein<br />

John Coltrane<br />

Van-<br />

The Complete 1961 Village<br />

guard Recordings<br />

38<br />

Impulse!/Universal<br />

IMP 42322<br />

(11 /1961, 4 CDs)<br />

„COLTRANE: The<br />

Complete 1961 Village<br />

Vanguard Recordings“.<br />

Man beachte, wie die Rezeption<br />

durch diese Titelgebung gelenkt wird, die unauffällig<br />

ein wenig in die Irre führt. Denn gerade<br />

nicht die Fokussierung auf ein monomanisches<br />

Saxofongenie macht die eigentliche<br />

Bedeutung dieser Aufnahmen aus; sie sind<br />

vielmehr das wichtigste Dokument der Partnerschaft<br />

mit Eric Dolphy, der im Juni 85 Jahre<br />

alt geworden wäre. Er sollte eigentlich mit<br />

auf den Titel, denn anders als die Zusammenarbeit<br />

mit Johnny Hodges, die Coltrane noch<br />

als Anfänger ausweist oder die Union mit<br />

Pharoah Sanders, die letztlich ein Kräftemessen<br />

zwischen Lehrer und Schüler darstellt,<br />

handelt es sich hier um eine Begegnung mit<br />

einem gleichrangigen, stilistisch andersgearteten,<br />

aber nicht weniger innovativen und<br />

eigenständigen Saxofonisten.<br />

Sie erregte Aufsehen – und Kopfschütteln:<br />

Coltrane hatte mittlerweile alle traditionellen<br />

Vorstellungen saxofonistischen Schönklangs<br />

über den Haufen geworfen. Er schrie,<br />

raste, tobte, bebte mit einer selten zuvor so<br />

stark entwickelten Eruptivkraft auf dem Saxofon;<br />

sein Klang war beißend scharf geworden,<br />

trübte sich oder quäkte. <strong>Die</strong> sich überschlagenden<br />

Stimmen von Gospelpredigern, die Intensität<br />

von Schlangenbeschwörern spiegelten<br />

sich in seinem Tenor- bzw. Sopran-Sound.<br />

Dolphys Spiel zeugt kaum weniger von Besessenheit<br />

und Getriebenheit als das Coltranes.<br />

In rasenden Läufen voller unerwarteter<br />

Intervallsprünge, Wendungen und Atempausen<br />

hüpft und windet er sich scheinbar atonal<br />

durch harmonische Labyrinthe, die um ein<br />

Vielfaches komplexer sind als der vergleichsweise<br />

statische Hintergrund von der Rhythmusgruppe,<br />

die aus McCoy Tyner (p), Reggie<br />

Workman bzw. Jimmy Garrison (b), Elvin Jones<br />

bzw. Roy Haynes (dr) besteht. Dabei gackert,<br />

kreischt und blökt der quirlige Mann,<br />

der gern zum Zwitschern der Vögel übte,<br />

auf Altsax und Bassklarinette wie eine aufgescheuchte<br />

Menagerie. Dass der frei chromatisch<br />

empfindende Dolphy Coltranes Konzeption<br />

des modalen Jazz nicht ganz unterschreiben<br />

konnte – er improvisierte über<br />

hinzugedachte Harmoniegerüste – macht den<br />

Kontrast zwischen den beiden Saxofonisten<br />

besonders spannend. Marcus A. Woelfle


song „Lonely House“ schaffen<br />

reduzierte Kontrabassfiguren<br />

und schmatzende Digitalsounds<br />

eine mystische Einsamkeitsatmosphäre,<br />

über die sich die<br />

scheinbar unberührte Gesangsstimme<br />

hoffnungsvoll erhebt.<br />

Das Konzept, Weills Songs zu<br />

entstauben und in eine aktuelle<br />

musikalische Umgebung zu<br />

heben, funktioniert. Caroline<br />

Henderson gelang eine grundlegende<br />

Neu-Interpretation von<br />

Format. Werner Stiefele<br />

Nilson Matta<br />

Nilson Matta’s Black<br />

Orpheus<br />

●●●●○<br />

Motéma/Membran<br />

(59 Min., 4/2012)<br />

Sich jahrelang gehegte Träume<br />

zu verwirklichen, ist nicht der<br />

schlechteste Anlass für eine Plattenaufnahme.<br />

Der Bassist Nilson<br />

Matta hörte 1956 den Soundtrack<br />

zum Theaterstück „Orfeo da Conceiçã“<br />

und drei Jahre später die<br />

Musik zum Spielfilm „Black Orpheus“<br />

– und diese beiden Schlüsselwerke<br />

für die Bossa-Nova-Welle<br />

der 1960er ließen ihn nicht mehr<br />

los. Nun hat er sie äußerst liebevoll<br />

in Jazz verwandelt, wobei ihm<br />

Größen wie der Trompeter Randy<br />

Brecker, die Pianisten Kenny Barron<br />

und Klaus Müller, die Sängerinnen<br />

Gretchen Parlato und Leny<br />

Andrade sowie der Klarinettist<br />

Anat Cohen zur Seite standen.<br />

Herausgekommen ist eine<br />

rundum schlüssige Neufassung,<br />

die hohes musikalisches Niveau<br />

mit den Anforderungen gepflegter<br />

Unterhaltungsmusik vereint.<br />

[…] Nilson Matta gönnt sich zwar<br />

einige dezent eingeklinkte Bassfeatures,<br />

bleibt aber stets ein Ensemblemitglied<br />

ohne Sonderstatus.<br />

In seinen Versionen entfalten<br />

die von Antonio Carlos Jobim und<br />

Luiz Bonfá komponierten Stücke<br />

ihr südamerikanisches Flair in<br />

einer typisch New Yorker Jazzumgebung.<br />

Werner Stiefele<br />

Emile Parisien<br />

Chien Guêpe<br />

●●●●●<br />

Laborie/edel<br />

(40 Min., 2011)<br />

Man kennt den 30-jährigen Saxofonisten<br />

Emile Parisien als Mitglied<br />

von Daniel Humairs aktueller<br />

Gruppe. Der Drummer-Leader<br />

hat auch Sylvain Darrifourcq<br />

gefördert, der an Schlagzeug und<br />

an Zither integraler Teil des Emile<br />

Parisien Quartet ist. Zu dieser<br />

Formation gehören noch der Pianist<br />

Julien Touéry und der Kontrabassist<br />

Ivan Gélugne. Bereits<br />

seit 2004 spielen die vier zusammen<br />

und verwirklichen ihrer Generation<br />

adäquat als Kollektiv,<br />

was Humair für den Jazz für heute<br />

fordert: dass man nämlich bereit<br />

sein müsse, eingefahrene Routine<br />

zu verlassen, auf Abwege zu<br />

geraten, die dann zu neuen, verfeinerten<br />

Aussagen führen können.<br />

Das Quartett tut dies aus dem<br />

Geist des Free Jazz, der aber so gar<br />

nichts mit teutonischer Bilderstürmerei<br />

zu tun hat, sondern sich<br />

dem Dadaismus und dessen humorvoller<br />

Seite verbunden weiß.<br />

Das kommt schon in den Titeln<br />

zum Ausdruck und findet seine<br />

Fortsetzung in der von der Pataphysik<br />

inspirierten Cover-Gestaltung<br />

inklusive Liner Notes.<br />

In der Musik schließlich wird<br />

dieser Ansatz zu episch lustvollem<br />

Erleben. Musiziert wird weitgehend<br />

kollektiv. Immer wieder<br />

mutieren geräuschhafte Phasen<br />

zu vielschichtig verwobenen<br />

Motiven. Selbst in hochenergetischen<br />

Passagen sind die vier Stimmen<br />

punktgenau aufeinander bezogen.<br />

Alles ist durchdrungen von<br />

einer clarté lucide, einer hellsichtigen<br />

formbewussten Klarheit.<br />

Abwege – wenn sie denn welche<br />

waren – werden zu sinnfälliger,<br />

verfeinerter Aussage, und Höranstrengung<br />

löst sich in beglückendem<br />

Erleben, das Intellekt und<br />

Seele gleichermaßen rührt. Bei<br />

der enormen Dichte an musikalischem<br />

Material bekommt der Hörer<br />

mehr Musik, als auf manch anderer<br />

Einspielung doppelter Länge.<br />

Thomas Fitterling<br />

Tingvall Trio<br />

In Concert<br />

●●●●●<br />

Skip Records/<br />

Soulfood<br />

(79 Min., 10/2012)<br />

An manche Konzerte erinnert<br />

man sich immer wieder gern. So<br />

muss es auch gewesen sein, als<br />

das Tingvall Trio am 27. Oktober<br />

2012 beim Bad Wörishofener Festival<br />

„Jazz Goes To Kur“ und tags<br />

drauf im Innsbrucker Treibhaus<br />

sein Publikum in seinen Bann<br />

zog. Aus diesen beiden Auftritten<br />

kompilierten sie das randvolle<br />

Live-Album; die Veröffentlichung<br />

auf zwei LPs enthält darüber hinausgehende<br />

Bonus-Tracks. Das<br />

Repertoire umfasst ausschließlich<br />

Stücke, die sie bereits auf ihren Alben<br />

„Skagerrak“, „Vägen“, „Norr“<br />

und „Vattensaga“ vorgelegt hatten.<br />

<strong>Die</strong> Auftrittsatmosphäre verleiht<br />

ihnen allerdings neue Frische;<br />

durch das jahrelange Zusammenspiel<br />

des Trios wirken sie zudem<br />

impulsiver und interaktiver als die<br />

ohnehin schon attraktiven Studioversionen.<br />

[…] „Movie“, und „Hajskraj“<br />

halten mit Tempo, virtuosen Soli<br />

und wechselnden Klangfarben<br />

die Spannung hoch, bevor die Ballade<br />

„Utsikt“ zunächst Entspannung<br />

ankündigt, zwischendurch<br />

aber raffiniert Tempo und Intensität<br />

anzieht. Nach dem „Valsang“<br />

steuern der Calypso „Mjau“<br />

und das von harten Rhythmen geprägte<br />

Medley „Trolldans – Monster“<br />

auf ein mitreißendes Finale<br />

hin. <strong>Die</strong> Ballade „Efter Livet“ und<br />

das von einer magischen Bassfigur<br />

durchzogene „Nimis“ sorgen<br />

dafür, dass sich das angenehme<br />

Konzerterlebnis verfestigt. <strong>Die</strong>se<br />

bestens dosierte Dramaturgie aus<br />

herrlichen Melodien, großartig<br />

aufgebauten Spannungsbögen<br />

und dynamischen Wechseln hebt<br />

das Album auf eine Ebene mit<br />

den Live-Klassikern „At The Pershing“<br />

und „Concert By The Sea“<br />

der Trios von Ahmad Jamal beziehungsweise<br />

Erroll Garner.<br />

<br />

Werner Stiefele<br />

09. Juni bis<br />

28. Juli 2013<br />

DIE<br />

BERNAU<br />

ERIN<br />

Musikalische Leitung: Christian von<br />

Gehren, Inszenierung: Marcus Everding,<br />

Bühne und Kostüme: Thomas Pekny,<br />

Orchester der Carl Orff-Festspiele<br />

Andechs, Andechser Festspielchor<br />

CARMINA<br />

BURANA<br />

Musikalische Leitung: Christian von<br />

Gehren, Lichtkonzeption: Marcus<br />

Everding, Orchester der Andechser<br />

ORFF ® -Akademie des Münchner<br />

Rundfunkorchesters, Carl-Orff-Chor<br />

Marktoberdorf<br />

ORFF & JAZZ<br />

Leitung: Ulf Schirmer,<br />

Münchner Rundfunkorchester<br />

KAMMER-<br />

KONZERTE<br />

Andechser ORFF ® -Akademie des<br />

Münchner Rundfunkorchesters<br />

Eintrittskarten<br />

Kloster Andechs<br />

Tel. (08152) 376 - 400<br />

München Ticket<br />

Tel. (089) 54 81 81 81<br />

www.carl-orff-festspiele.de<br />

Jetzt<br />

Tickets<br />

sichern!<br />

39


B<br />

Bücher<br />

Paul Hindemith<br />

Vorschläge für den<br />

Aufbau des türkischen<br />

Musiklebens<br />

Als Kemal Atatürk<br />

1923 die Türkische<br />

Republik ausrief,<br />

gehörte für ihn<br />

auch die kulturelle<br />

Annäherung an die<br />

westliche Moderne<br />

zu seinen wichtigsten Zielen. Und<br />

gerade die Erneuerung des Musikschul-<br />

und Konzertwesens lag ihm<br />

besonders am Herzen. Ab 1924<br />

lud er daher aus Deutschland und<br />

Österreich Pädagogen und Komponisten<br />

ein, Ausbildungskonzepte<br />

zu erarbeiten und am Aufbau<br />

etwa eines Konservatoriums und<br />

türkischen Opernlebens mitzuwirken.<br />

Über den Mittelsmann<br />

Wilhelm Furtwängler konnte so<br />

1934 Paul Hindemith für dieses<br />

ehrgeizige Projekt gewonnen werden.<br />

Vier Mal, von 1935 bis 1937,<br />

reiste er so für jeweils mehrere<br />

Wochen in die Türkei, um sich<br />

vor Ort über das Musikleben zu informieren.<br />

Und dass es eine Menge<br />

zu tun gab, dokumentieren die<br />

drei von Hindemith minutiös ausgearbeiteten<br />

Berichte, die jetzt als<br />

Faksimile veröffentlicht wurden.<br />

<strong>Die</strong> Orchesterinstrumente waren<br />

in einem katastrophalen Zustand.<br />

Der Unterricht war „tadelswert“.<br />

Und neben den wichtigen,<br />

aber mit enormen Zöllen belegten<br />

Unterrichtsmaterialien aus dem<br />

Ausland war Hindemith auch die<br />

exorbitante Besteuerung von Konzerten<br />

ein Dorn im Auge, die einen<br />

florierenden Konzertbetrieb nach<br />

westlichem Vorbild im Keim erstickte.<br />

Aber Hindemith legte eben<br />

nicht nur den Finger in die zahllosen<br />

Wunden, sondern erarbeitete<br />

genauso viele Verbesserungsvorschläge,<br />

von denen selbst heute<br />

noch hiesige Kulturpolitiker etwas<br />

lernen können.<br />

Guido Fischer<br />

Staccato, 200 S., € 30,00<br />

Karl Löbl<br />

Der Balkonlöwe<br />

1998 stand Karl<br />

Löbl ein letztes Mal<br />

auf dem Balkon<br />

eines Wiener Musentempels<br />

und<br />

sprach aus dem<br />

Stand heraus seine<br />

Premieren-Kritik in die Kamera<br />

des ORF-Fernsehens. Elf Jahre<br />

lang hatte Löbl diese Kunst der<br />

Spontan-Rezension beherrscht,<br />

bei der er in zweieinhalb Minuten<br />

topquotenträchtig Fachkenntnis<br />

mit Gespür fürs unterhaltsam<br />

Pointierte verknüpfte. Bevor Löbl<br />

1987 auf TV-Sendung ging, war er<br />

in Österreich als Musik- und Theaterkritiker<br />

längst eine Institution,<br />

die branchenüblich geliebt und<br />

gehasst wurde. Heute ist der gebürtige<br />

Wiener bereits über Achtzig<br />

und hat dementsprechend einiges<br />

zu berichten aus seinem<br />

weiterhin aktiven Chronistenleben.<br />

Und auch in seiner Autobiographie<br />

hat sich Löbl den völlig<br />

uneitlen, zuweilen äußerst saloppen<br />

Ton bewahrt, der ihn wohltuend<br />

von manchem selbstverliebten<br />

Starkritiker-Kollegen unterscheidet.<br />

Löbl schreibt da genauso<br />

offenherzig, aber nie mit nachträglich<br />

ausgefahrenen Ellenbogen<br />

über so manche Niederlagen<br />

wie über seine großen Vorbilder<br />

im Journalismus und aktuellen<br />

Lieblingssänger. Und selbst seine<br />

Rückblicke hinter die Opern-Kulissen<br />

und Erinnerungen an die<br />

Begegnungen mit allerlei Prominenz<br />

von Bernstein über Will<br />

Quadflieg bis Anja Silja und Karajan<br />

bieten keinerlei Stoff für skandalgierige<br />

Schlüssellochgucker.<br />

Vielmehr schwingt immer das<br />

durch, was sich Löbl über Jahrzehnte<br />

hinweg bewahrt hat: es ist<br />

schlicht und einfach seine Liebe<br />

zur Musik. Guido Fischer<br />

Seifert, 216 S., € 24,90<br />

Gottfried Wagner<br />

Du sollst keine anderen<br />

Götter haben neben mir<br />

Ich höre sie schon<br />

aufschreien. All die<br />

Wagner-Adepten,<br />

die ihr Idol durch<br />

dieses Buch beschmutzt<br />

und besudelt<br />

wähnen. Wo<br />

doch der in diesem Jahr so überreichlich<br />

gefeierte Bayreuther<br />

Meister dafür recht gut selbst<br />

sorgte. Urenkel Gottfried Wagner<br />

schlüsselt es nur auf. Hatte er in<br />

seiner 1997 erschienenen Autobiografie<br />

„Wer nicht mit dem Wolf<br />

heult“ die Fehden, Ränke und Lebenslügen<br />

seiner Familie und ihre<br />

Verflechtung mit dem NS-Regime<br />

in den Vordergrund gestellt, so<br />

nimmt er jetzt als Musikhistoriker<br />

die Weltanschauung seines Urgroßvaters<br />

genauer unter die<br />

Lupe. Keine Biografie mithin, sondern<br />

eine nach unterschiedlichen<br />

Aspekten wie „Der Zocker und<br />

Schnorrer“, „Der Karrierist und Intrigant“,<br />

„Der Frauenverächter“,<br />

„Der Rassenantisemit“ (um nur<br />

einige zu nennen) geordnete Wesensanalyse,<br />

ein scharfsichtiger<br />

Charaktereinblick. Der Komponist<br />

wird vom Podest gehoben, um ihn<br />

aus der Nähe betrachten zu können,<br />

es wird Klartext geredet und<br />

nichts beschönigt oder verklärt.<br />

Das ist sehr erfrischend, ein wahrer<br />

Genuss, endlich einmal keine<br />

Hagiografie vorgesetzt zu bekommen.<br />

Menschen sind nun einmal<br />

keine Heiligen, noch viel weniger<br />

geniale Künstler, bei denen Egomanie<br />

oftmals eine Voraussetzung<br />

ist, um Außerordentliches<br />

schaffen zu können. Warum sollte<br />

gerade Wagner eine Ausnahme<br />

bilden? Wer liebt, verträgt auch<br />

die Wahrheit. Und die hat bekanntlich<br />

immer zwei Seiten.<br />

Weshalb es nicht verkehrt ist, eine<br />

weitere Meinung einzuholen.<br />

Aber die erste sollte die von Gottfried<br />

Wagner sein. Pflichtlektüre<br />

für jeden, der sich ernsthaft mit<br />

Wagner auseinandersetzen möchte<br />

– und definitiv der wichtigste<br />

Beitrag zum Jubiläumsjahr.<br />

<br />

Michael Blümke<br />

Propyläen, 304 S., € 19,99<br />

Rainer Hüls/Martin<br />

Schaarschmidt<br />

Hearing Stories – Geschichte,<br />

Gespräche und<br />

Gedichte über das Hören<br />

„Sie haben Ohren<br />

und hören nicht“,<br />

heißt es im Buch<br />

der Psalmen. Vielleicht<br />

ist es ein Zitat<br />

wie dieses, das die<br />

Autoren Rainer<br />

Hüls und Martin Schaarschmidt<br />

zu dem großen Streifzug durch die<br />

Welt des Hörens inspirierte. Wir<br />

erleben lesend die Welt von Klangkünstlern<br />

und Stimmtrainern,<br />

von Geräuschemachern und Komponisten.<br />

Legendäre Schicksale<br />

wie Beethovens Taubheit fehlen<br />

nicht, es gibt auch interessante<br />

Einblicke in die Hörwelt anderer<br />

großer Persönlichkeiten: So erfahren<br />

wir, dass die Schauspielerin<br />

Jodie Foster nach einer Virusinfektion<br />

mehr als die Hälfte ihres Hörvermögens<br />

verlor und stolz ein<br />

Hörgerät trägt, dass der Dirigent<br />

Wilhelm Furtwängler vor Angst<br />

Beethovens Schicksal zu erleiden,<br />

vergeblich versuchte, mit Hilfe<br />

technischer Unterstützung zu dirigieren<br />

– und sich dann absichtlich<br />

eine tödliche Lungenentzündung<br />

zuzog. Immer wieder trifft<br />

man beim Lesen auf die Verherrlichung<br />

des Hörens, wie es in vielen<br />

Gedichten, von der Frühromantik<br />

bis Hesse und darüber hinaus in<br />

Worte gefasst wird. Und wer angesichts<br />

so schöner Worte über das<br />

„Horchen auf die vielerlei Stimmen“<br />

(Hesse) ein Gefühl des unwiederbringlichen<br />

Verlustes empfindet,<br />

dem sei das Interview mit<br />

dem Hörkünstler Sam Auinger<br />

ans Herz gelegt, der eine neue Kultur<br />

des Hörens einfordert und mit<br />

seinen Arbeiten umsetzt. Manche<br />

Völker haben ja den emotionalen<br />

Bezug zum Hören nie verloren.<br />

Zum Beispiel die Italiener: Bei ihnen<br />

ist „Hören“ und „Fühlen“, dasselbe<br />

Wort – „sentire“. Ich höre,<br />

also fühle ich – und umgekehrt.<br />

<br />

Oliver Buslau<br />

Innocentia Verlag, 390 S., € 16,90<br />

40


Fotos: Raffaello Raimondi<br />

M<br />

Magazin<br />

Im <strong>Die</strong>nste der Musik<br />

Sein Brahms war herb bis konzessionslos schroff<br />

und ernst. Bei Mozart verbannte er jede rokokohafte<br />

Eleganz. Und wo andere bei Bruckner Stimmungen<br />

entdeckten, legte er aus dem Notentext Entwicklungsbögen<br />

und motivische Zusammenhänge frei. Jede Aufnahme<br />

von Otto Klemperer ist ein Bekenntnis zur klaren<br />

Ausdeutung, ein Versuch der Objektivität, der architektonischen<br />

Transparenz – auch wenn in den letzten<br />

Jahren seine Tempi gefährlich in die Breite gingen. Am 6.<br />

Juli jährt sich zum 40. Mal der Todestag dieses unerbittlichen<br />

<strong>Die</strong>ners in der Sache. Und mit gleich drei unterschiedlich<br />

bestückten CD-Boxen ist jetzt die „Klemperer<br />

Edition“ komplett, die 2012 mit Einspielungen von Mozart-<br />

Opern, Beethoven und Brahms eröffnet wurde. Alle Aufnahmen<br />

sind mit jenem London Philharmonia Orchestra<br />

entstanden, das er von 1954 bis fast zu seinem Lebensende<br />

dirigierte. Und selbstverständlich fehlen nicht Klemperers<br />

ungemein gestrafften, die dramatischen Proportionen freilegenden<br />

Mahler-Interpretationen – darunter auch das<br />

„Lied von der Erde“ mit den Solisten Christa Ludwig und<br />

Fritz Wunderlich als absolutem Höhepunkt. Als erfrischend<br />

durchgeputzt, fernab neo-romantischer Barockpflege, erweisen<br />

sich dagegen Bachs Orchestersuiten und Brandenburgischen<br />

Konzerte (kein Wunder, dass Nikolaus Harnoncourt<br />

den Bach-Dirigenten Klemperer enorm schätzte!).<br />

Der Rundgang durch die klassische Moderne beginnt<br />

bei Strawinskis impulsiv genommener „Sinfonie in drei<br />

Sätzen“ und präsentiert selbst den Komponisten Klemperer<br />

in seiner 2. Sinfonie als versierten Mahler-Jünger. Als<br />

Bonus gibt es ein Radiofeature von Jon Tolansky, bei dem<br />

nicht nur Weggefährten Klemperers zu hören sind, sondern<br />

auch dessen knorrige Stimme. <br />

Guido Fischer<br />

Klemperer-Edition: Bach, Rameau, Händel, Gluck, Haydn<br />

(8 CDs), Mahler (6 CDs), Hindemith, Klemperer, Strawinski,<br />

Weill (4 CDs), EMI<br />

Der Edelmann<br />

Das berühmteste Pulttitanen-Treffen der Musikgeschichte<br />

fand 1929 in Berlin statt und wurde glücklicherweise fotografiert.<br />

Rechts außen stand Wilhelm Furtwängler. Und<br />

um fast zwei Köpfe überragte Otto Klemperer da<br />

Erich Kleiber, Arturo Toscanini und – ganz links –<br />

den gutmütig lächelnden Bruno Walter. Natürlich<br />

gehörte der Berliner in diesen Kreis der Großen.<br />

Auch wenn manche seiner Kollegen auf Walter<br />

nicht immer gut zu sprechen waren. So schimpfte<br />

Toscanini ihn gar einen „sentimentalen Narren“, da<br />

Walter unerschütterlich an den sittlichen und göttlichen<br />

Mächten der Musik festhielt.<br />

Angesichts der historisch dunklen Zeiten, die auch<br />

ihn 1939 ins amerikanische Exil trieben, mag Walters<br />

ethisches Credo rückblickend tatsächlich etwas weltfremd<br />

erscheinen. Hört man aber seine zahllosen Aufnahmen,<br />

die er in den USA mit dem Columbia Symphony Orchestra<br />

und den New Yorker Philharmonikern einspielte, mag man<br />

dem harmoniesüchtigen Musiker nicht widersprechen.<br />

Denn allein sein Mozart besaß einen beseelten Zauber<br />

und natürlichen Atem, der einen an die überirdischen<br />

Kräfte der Musik glauben lassen möchte. Ähnliche Erlebnisse<br />

hat man bei „seinen“ Brahms und Bruckner, die er<br />

im hohen Alter geradezu liebenswürdig schlicht dirigierte.<br />

Und selbst in den Sinfonien seines Freundes Gustav Mahler<br />

bewahrte Walter sich seine ästhetische Integrität, die mehr<br />

auf Schönheit und Versöhnung denn auf Zerrissenheit und<br />

Seelenqual aus war. An all diese wertvollen Sternstunden<br />

erinnert die schwergewichtige CD-Edition mit Aufnahmen<br />

aus Walters letzten zwanzig Schaffensjahren. Und das, was<br />

Leonard Bernstein kurz nach Walters Tod 1962 über den<br />

Menschen gesagt hat, trifft gleichermaßen auf den Musiker<br />

zu: „Er war ein Mann voller Freundlichkeit und Wärme, Güte und<br />

Hingabe.“ <br />

Guido Fischer<br />

Bruno Walter: The Edition (39 CDs), Sony<br />

Ein überzeugter Klangdemokrat<br />

Am Ende, nach dem Es-Dur-Schlussakkord, bricht er aus.<br />

Ein einziger Jubelchor. Und selbst, als sich die Musiker des<br />

Lucerne Festival Orchestra freundschaftlich untereinander<br />

verabschiedet und daraufhin das Podium verlassen<br />

haben, steigert sich das Publikum nochmals,<br />

als Claudio Abbado zurückkehrt und mit<br />

einem Blumenregen bedacht wird. Am 21.<br />

August 2003 feierte man ihn, den Geburtsvater<br />

des eben frisch gegründeten, mit<br />

allerlei Prominenz bestückten Lucerne<br />

Festival Orchestra. Und nicht zuletzt war<br />

man immer noch gefesselt, wie hier ein<br />

sinfonisches Schwergewicht unter Hochspannung<br />

gesetzt worden war. Kurz zuvor<br />

hatte der von einer schweren Krankheit genesene<br />

Abbado seinen 70. Geburtstag gefeiert.<br />

Und bald können die sich „Abbadiani“ nennenden<br />

Abbado-Fans ihm zu seinem Achtzigsten gratulieren – am<br />

26. Juni! Zur Einstimmung gibt es schon jetzt einen dicken<br />

CD-Würfel, der sämtliche sinfonischen Einspielungen von<br />

Abbado für die Deutsche Grammophon umfasst. Dazu gehören<br />

selbstverständlich die schon sagenumwobenen<br />

Mahler-Aufnahmen wie alle Neune von Beethoven, bei<br />

denen der Italiener über quellenkritisches Partiturstudium<br />

für ungemein moderne Inneneinsichten sorgte. Auch<br />

hier dirigierte Abbado seine Berliner Philharmoniker, mit<br />

denen er ab 1989 eine Ära einläutete, von der selbst sein<br />

Nachfolger Simon Rattle zehrte. Wenn es zudem einen<br />

Star-Dirigenten wider Willen gegeben hat, der zudem für<br />

frischen Wind in der Orchesterlandschaft gesorgt hat, dann<br />

Abbado. Und so begegnet man bei Mozart, Haydn, Schubert<br />

und Mahler seinen sofort erwachsenen Prachtkindern,<br />

dem Mozart Orchestra, dem Chamber Orchestra of Europe<br />

sowie dem Lucerne Festival Orchestra. Guido Fischer<br />

Claudio Abbado: The Symphony Edition (41 CDs),<br />

DG/Universal<br />

41


Boulevard<br />

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein<br />

Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik<br />

Vorgestellt von Oliver Buslau<br />

Bresche für einen klassischen<br />

Klang-Exoten<br />

Als Adolphe Sax 1846 das nach ihm benannte<br />

Saxofon patentieren ließ, dachte er nicht im<br />

Traum daran, dass das Instrument vor allem<br />

in der Unterhaltungsmusik Karriere machen<br />

würde. Mittlerweile kehrt es zur Klassik zurück<br />

– etwa in diesen Werken des klassisch vorgebildeten<br />

Filmmusikstars John Williams, des<br />

Minimalisten Michael Nyman und des 1925<br />

geborenen Russen Andrei Esphai. Ein von<br />

Klangfülle und stilistischer Vielfalt geprägter<br />

Beitrag zum Repertoire für einen Exoten unter<br />

den Soloinstrumenten – hervorragend gespielt<br />

von der Neuen Philharmonie Westfalen und<br />

Jan Schulte-Bunert.<br />

Escapades: Saxofonkonzerte von John Williams,<br />

Michael Nyman und Andrei Esphai,<br />

Solo Musica/Naxos<br />

German Brass:<br />

Wagner<br />

Wagners Blech<br />

Wagner hat zwar die Wagner-Tuba erfunden<br />

und war auch sonst den Blech blasinstrumenten<br />

sehr zugetan, aber kann es<br />

gutgehen, wenn man seine berühmten Werke<br />

nur mit Trompeten, Posaunen, Hörnern und<br />

Tuba spielt? Es kann – wenn die Arrangements<br />

stimmen und durch und durch virtuose Blechspieler<br />

musizieren, wie hier. German Brass hat<br />

nicht nur Renner wie den „Einzug der Gäste“,<br />

„Pilgerchor“ oder das „Lohengrin“-Vorspiel<br />

„verblecht“, sondern auch Unerwartetes wie<br />

das Wesendonck-Lied „Im Treibhaus“ oder<br />

Wagners Klavierpolonaise.<br />

German Brass: Celebrating Wagner, Berlin<br />

Classics/edel<br />

Wolkensteins Welt<br />

„Zum Schlafen lasst uns walzen! Klopft bei<br />

der Hausmagd an, ob frisch gebettet sei! Das<br />

Kraut hat sie versalzen, dazu den guten Brei<br />

…“ Oswald von Wolkenstein war zwar noch ein<br />

Zeitgenosse des Mittelalters, aber mit weltfremder<br />

Minnelyrik hatte er nichts im Sinn –<br />

dafür dichtete er auf seinen Reisen durch ganz<br />

Europa derb weltlich, mit Bezug zu seinem Alltag.<br />

Der Lautenist und Sänger Joel Frederiksen,<br />

die Sopranistin Sabine Lutzenberger und der<br />

Saxofonist Bernd-Oliver Fröhlich blicken auf<br />

die Werke des alten Ritters zurück und verbinden<br />

sie mit freien Improvisationen, sodass<br />

sich Mittelalter und Neuzeit begegnen.<br />

Oswald von Wolkenstein: Reflektionen/Reflections,<br />

dhm/Sony<br />

Zum Tee für zwei mit<br />

Happy-End<br />

Iberts überraschend virtuoses „Divertissement“,<br />

Elgars „Salut d’amour“, ein Blockflötenkonzert<br />

des Beethovenzeitgenossen Anton<br />

Heberle (mit Maurice Steger), Schosta kowitschs<br />

„Tea-For-Two“-Bearbeitung „Tahiti<br />

Trott“ bis hin zu Peter Heidrichs Variationen<br />

über „Happy Birthday“. Aber als ob<br />

das Programm nicht schon originell genug<br />

wäre, wollen die Musiker – das Orchestra<br />

della Svizzera italiana unter Howard Griffiths<br />

– es als musikalische Liebesgeschichte verstanden<br />

wissen. Tatsächlich klingt Mendelssohns<br />

„Hochzeitsmarsch“ bei Ibert an – und<br />

das Happy End besteht in der Ankunft des gemeinsamen<br />

Nachwuchses …<br />

Tea For Two: A Selection Of European Delicacies,<br />

Berlin Classics/edel<br />

Wolkenstein-<br />

Porträt: Joel<br />

Frederiksen<br />

Foto: Thomas Zwillinger<br />

42


14 CDs & 2 DVDs<br />

DEUTSCHE GRAMMOPHON PRÄSENTIERT<br />

EIN EREIGNIS! THIELEMANNS RING-ZYKLUS<br />

VON DER WIENER STAATSOPER.<br />

AB 21. JUNI IM HANDEL!<br />

8 DVDs oder<br />

5 BLU-RAY DISCs<br />

JONAS KAUFMANN<br />

BRYN TERFEL<br />

JAMES LEVINE<br />

ROBERT LEPAGE<br />

GRAMMY 2013<br />

BESTE OPERN-<br />

EINSPIELUNG<br />

6 CDs & als Download<br />

HISTORISCHE AUFNAHMEN MIT<br />

IKONEN DES WAGNER-GESANGS<br />

43 CDs<br />

SÄMTLICHE OPERN WAGNERS IN<br />

LEGENDÄREN AUFNAHMEN<br />

LIMITIERTE BOX<br />

1 CD<br />

DAS WAGNER ALBUM DES GRÖSSTEN<br />

WAGNER-TENORS UNSERER ZEIT<br />

WWW.WAGNER-200.COM<br />

43


Termine Oper/Klassik<br />

Hapag-Lloyd Kreuzfahrt „Stella<br />

Maris“: Zum 5. Mal veranstaltet Hapag-<br />

Lloyd-Kreuzfahrten auf der MS Europa den Gesangswettbewerb<br />

„Stella Maris“. Im Rahmen<br />

einer nordischen Sommerreise (30.6. – 18.7.),<br />

die von Hamburg über Island bis nach Spitzbergen<br />

führt, treten acht hochtalentierte<br />

Nachwuchssänger gegeneinander an. <strong>Die</strong><br />

künstlerische Leitung übernimmt Star-Tenor<br />

Michael Schade. Über den mit 15.000 Euro dotierten<br />

Preis entscheidet aber das Publikum.<br />

www.hl-kreuzfahrten.de<br />

Service-Telefon: (0 40) 3070 3070<br />

Musikfest Bremen: Das 24. Musikfest Bremen<br />

(24.8. – 14.9.) versetzt die Hansestadt und<br />

die nordwestdeutsche Region mit 35 Konzerten<br />

rundherum in Schwingungen. Und gleich<br />

beim Eröffnungsabend treten das Rotterdam<br />

Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézét-<br />

Séguin sowie die Ibrahim Maalouf Band auf.<br />

Weitere Höhepunkte sind Mozarts Oper „Lucio<br />

Silla“ mit Marc Minkowski und Rolando Villazón<br />

sowie die Deutschland-Premiere von Peter<br />

Brooks „The Suit“.<br />

www.musikfest-bremen.de<br />

Tickets: (04 21) 33 66 99<br />

Schleswig-Holstein Musik Festival:<br />

Auf 120 Konzerte kommt das Schleswig-Holstein<br />

Musik Festival (6.7. – 25.8.). Und da der<br />

Schwerpunkt in diesem Jahr auf dem Baltikum<br />

liegt, kann man zuhauf großartige Künstler wie<br />

Gidon Kremer, Organistin Iveta Apkalna und<br />

die Skride-Schwestern erleben. Zudem ehrt<br />

man ausführlich den Esten Arvo Pärt. Aber<br />

auch Maurizio Pollini oder die Wiener Philharmoniker<br />

(Lorin Maazel) sorgen für reißenden<br />

Absatz bei den rund 110.000(!) Eintrittskarten.<br />

www.shmf.de<br />

Tickets: (0 431) 23 70 70<br />

Aachen<br />

Theater<br />

(02 41) 4 78 42 44<br />

Rossini: Der Barbier<br />

von Sevilla<br />

(09.06.2013), ML:<br />

Volker Hiemeyer, R:<br />

Joan Anton Rechi<br />

Amsterdam<br />

Nederlandse<br />

Opera<br />

00 31 (0) 2 06 25 54 55<br />

Van der Aa: Sunken<br />

Garden<br />

(03.06.2013), ML:<br />

André de Ridder, R:<br />

Michel van der Aa<br />

Wagner: <strong>Die</strong> Meistersinger<br />

von Nürnberg<br />

(04.06.2013),<br />

ML: Marc Albrecht,<br />

R: David Alden<br />

Britten: Death In Venice<br />

(03.07.2013),<br />

ML: Edward Gardner,<br />

R: Deborah Warner<br />

Augsburg<br />

Theater<br />

(08 21) 3 24 49 00<br />

Korngold: Violanta<br />

(31.05.2013), ML:<br />

Rune Bergmann, R:<br />

Markus Trabusch<br />

Berlin<br />

O<br />

oper<br />

Komische Oper<br />

(0 30) 47 99 74 00<br />

Abraham: Ball im<br />

Savoy (09.06.2013),<br />

ML: Adam Benzwi, R:<br />

Barrie Kosky<br />

Staatsoper im<br />

Schillertheater<br />

(0 30) 20 35 45 55<br />

Martin: Le vin herbé<br />

(25.05.2013), ML:<br />

Franck Ollu, R: Katie<br />

Mitchell<br />

Purcell/Oehring:<br />

The Fairy Queen<br />

(16.06.2013), ML:<br />

Michael Boder/Benjamin<br />

Bayl, R: Claus<br />

Guth<br />

Aperghis: Récitations<br />

(20.06.2013<br />

R: Elisabeth Stöppler<br />

Hosokawa: Hanjo<br />

(22.06.2013), ML:<br />

Günther Albers, R:<br />

Calixto Bieito<br />

Bern<br />

Stadttheater<br />

00 41 (0) 3 13 29 52 52<br />

Händel: Il trionfo del<br />

tempo e del disinganno<br />

(26.05.2013),<br />

ML: Sébastien Rouland,<br />

R: Calixto Bieito<br />

Düsseldorf-<br />

Duisburg<br />

Deutsche Oper<br />

am Rhein<br />

(02 11) 8 90 82 11<br />

Zemlinsky: Eine florentinische<br />

Tragödie<br />

(15.06.2013), ML:<br />

Jonathan Darlington,<br />

R: Barbara Klimo<br />

Dresden<br />

Sächsische<br />

Staatsoper<br />

(03 51) 4 91 17 05<br />

Wagner: Der fliegende<br />

Holländer<br />

(15.06.2013), ML:<br />

Constantin Trinks, R:<br />

Florentine Klepper<br />

Frankfurt/<br />

Main<br />

Oper<br />

(0 69) 1 34 04 00<br />

Händel: Teseo<br />

(30.05.2013), ML:<br />

Felice Venanzoni, R:<br />

Tilmann Köhler<br />

Verdi: <strong>Die</strong> sizilianische<br />

Vesper<br />

(16.06.2013), ML:<br />

Pablo Heras-Casado,<br />

R: Jens-Daniel<br />

Herzog<br />

Cavalieri: Rappresentazione<br />

di anima<br />

e di corpo<br />

(29.06.2013), ML:<br />

Michael Form, R:<br />

Hendrik Müller<br />

Freiburg<br />

Theater<br />

(07 61) 2 01 28 53<br />

Weill: Aufstieg und<br />

Fall der Stadt Mahagonny<br />

(08.06.2013),<br />

ML: Johannes Knapp,<br />

R: Tom Ryser<br />

Hannover<br />

Staatsoper<br />

(05 11) 99 99 11 11<br />

Wagner: <strong>Die</strong> Meistersinger<br />

von Nürnberg<br />

(08.06.2013),<br />

ML: Karen Kamensek,<br />

R: Benedikt von<br />

Peter<br />

Kassel<br />

Staatstheater<br />

(05 61) 1 09 43 33<br />

Britten: The Turn<br />

Of The Screw<br />

(15.06.2013), ML:<br />

Alexander Hannemann,<br />

R: Paul Esterhazy<br />

Köln<br />

Opernhaus<br />

(02 21) 22 12 84 00<br />

Offenbach: Orpheus<br />

in der Unterwelt<br />

(13.06.2013), ML:<br />

Raimund Laufen, R:<br />

Elena Tzavara<br />

Verdi: Attila (konzertant)<br />

(21.06.2013),<br />

ML: Claude Schnitzler<br />

Mainz<br />

Staatstheater<br />

(0 61 31) 2 85 12 22<br />

Verdi: Macbeth<br />

(09.06.2013), ML:<br />

Hermann Bäumer, R:<br />

Tatjana Gürbaca<br />

München<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

(0 89) 21 85 19 20<br />

Verdi: Simon Boccanegra<br />

(03.06.2013),<br />

ML: Bertrand de Billy,<br />

R: Dmitri Tcherniakov<br />

Verdi: Il trovatore<br />

(27.06.2013), ML:<br />

Paolo Carignani, R:<br />

Olivier Py<br />

Nürnberg<br />

Staatstheater<br />

(01 80) 5 23 16 00<br />

Rameau: Platée<br />

(08.06.2013), ML:<br />

Hervé Niquet, R: Mariame<br />

Clément<br />

Oldenburg<br />

Staatstheater<br />

(04 41) 2 22 51 11<br />

Strawinski: The<br />

Rake’s Progress<br />

(31.05.2013), ML:<br />

Thomas Dorsch, R:<br />

Markus Bothe<br />

Saarbrücken<br />

Saarländisches<br />

Staatstheater<br />

(06 81) 3 22 04<br />

Britten: The Turn<br />

Of The Screw<br />

(08.06.2013), ML:<br />

Thomas Peuschel, R:<br />

Beate Baron<br />

Salzburg<br />

Landestheater<br />

00 43 (0) 6 62 87 15<br />

12 21<br />

Turnage: Greek<br />

(26.05.2013), ML:<br />

Leo Hussain, R: Andreas<br />

Gergen<br />

Wagner: Tristan und<br />

Isolde (31.10.2013),<br />

ML: Leo Hussain, R:<br />

Eike Gramss<br />

St. Gallen<br />

Theater<br />

+41 (0) 7 12 42 05 05<br />

Mitterer: Faust<br />

– Ein Requiem<br />

(01.06.2013), ML:<br />

Wolfgang Mitterer, R:<br />

Stephan Müller<br />

Stuttgart<br />

Staatstheater<br />

(07 11) 20 20 90<br />

Rossini: La cenerentola<br />

(30.06.2013),<br />

ML: Josè Luis Gomez-Rios,<br />

R: Andrea<br />

Moses<br />

Wien<br />

Theater an der<br />

Wien<br />

(00 43) (01) 5 88 85<br />

Verdi: Attila<br />

(07.07.2013), ML:<br />

Riccardo Frizza, R:<br />

Peter Konwitschny<br />

Staatsoper<br />

(00 43) 15 14 44 22 50<br />

Wagner: Tristan und<br />

Isolde (13.06.2013),<br />

ML: Franz Welser-<br />

Möst, R: David McVicar<br />

Volksoper<br />

(00 43) 15 14 44 36 70<br />

Lincke: Frau Luna<br />

(06.06.2013), ML:<br />

Gerrit Prießnitz, R:<br />

Peter Lund<br />

Zürich<br />

Opernhaus<br />

(00 41) 12 68 66 66<br />

Bellini: La straniera<br />

(23.06.2013), ML:<br />

Fabio Luisi, R: Christof<br />

Loy<br />

Alle Termine<br />

finden Sie<br />

auch unter<br />

www.rondomagazin.de<br />

Fotos: Janis Peshiks, Musikfest Bremen fotoetage, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH<br />

44


Fotos: Rene Gaens<br />

K<br />

Klassik<br />

Pierre-Laurent<br />

Aimard<br />

29.06. Graz (A), Stefaniensaal<br />

01.07. Graz (A), Stefaniensaal<br />

04.07. Graz (A), Helmut<br />

List-Halle<br />

25.07. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

Nicolas Altstaedt<br />

28.05. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

29.05. Vervey (CH),<br />

Théâtre de<br />

Vevey<br />

10.06. Augsburg,<br />

Kongresshalle<br />

11.06. Augsburg,<br />

Kongresshalle<br />

17.06. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

21.06. Echternach<br />

(LU), Trifolion<br />

29.06. Berlin, Konzerthaus<br />

Piotr Anderszewski<br />

18.06. Schwarzenberg<br />

(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />

26.06. Berlin, Philharmonie<br />

27.06. Berlin, Konzerthaus<br />

06.07. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

Giovanni Antonini<br />

24.05. Cremona (I),<br />

Auditorium G.<br />

Arvedi<br />

14.06. Laufen<br />

15.06. Muri, Klosterkirche<br />

16.06. Luxembourg<br />

(LU), Philharmonie<br />

Valer Barna-<br />

Sabadus<br />

16.06. Bad Kissingen,<br />

Jakobuskirche<br />

Cecilia Bartoli<br />

29.05. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

31.05. Essen, Philharmonie<br />

02.06. Bremen, <strong>Die</strong><br />

Glocke<br />

04.06. Hamburg,<br />

Laeiszhalle<br />

06.06. Hannover,<br />

Kuppelsaal im<br />

HCC<br />

08.06. Ludwigsburg,<br />

Forum am<br />

Schlosspark<br />

11.06. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

17.08. Salzburg (A),<br />

Haus für Mozart<br />

20.08. Salzburg (A),<br />

Haus für Mozart<br />

24.08. Salzburg (A),<br />

Haus für Mozart<br />

27.08. Salzburg (A),<br />

Haus für Mozart<br />

Piotr Beczala<br />

23.05. München,<br />

Nationaltheater<br />

24.05. Wien (A),<br />

Burgtheater<br />

26.05. München,<br />

Nationaltheater<br />

30.05. München,<br />

Nationaltheater<br />

21.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

25.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

28.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

09.07. München,<br />

Nationaltheater<br />

13.07. Linz (A), Domplatz<br />

15.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

17.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

18.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

Daniel Behle<br />

26.05. Hamburg,<br />

Laeiszhalle<br />

04.06. Solingen,<br />

Konzertsaal<br />

05.06. Remscheid,<br />

Teo Otto Theater<br />

10.06. Garmisch-<br />

Partenkirchen<br />

16.08. Zofingen (CH),<br />

Hirzenberg<br />

Festival<br />

24.08. Stuttgart<br />

14.09. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

20.09. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

28.09. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

Kolja Blacher<br />

24.05. Mainz,<br />

Staatstheater<br />

25.05. Mainz<br />

08.06. München,<br />

Haus der<br />

Kunst<br />

Ian Bostridge<br />

15.08. Salzburg (A),<br />

Residenzhof<br />

18.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

27.08. Schwarzenberg<br />

(A),<br />

Kaufmann-<br />

Saal<br />

Rudolf Buchbinder<br />

26.05. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

30.05. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

31.05. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

02.06. Zürich (CH),<br />

Opernhaus<br />

03.06. Schweinfurt<br />

04.06. Würzburg,<br />

Residenz<br />

05.06. Würzburg,<br />

Residenz<br />

10.06. Berlin, Philharmonie<br />

12.06. Heilbronn<br />

27.06. Linz (A)<br />

29.06. Bad Kissingen<br />

30.06. Leipzig, Gewandhaus<br />

04.07. Leipzig, Gewandhaus<br />

05.07. Leipzig, Gewandhaus<br />

21.07. Salzburg (A),<br />

Festspielhaus<br />

10.08. Salzburg (A),<br />

Festspielhaus<br />

11.08. Salzburg (A),<br />

Festspielhaus<br />

18.08. Grafenegg (A)<br />

Khatia Buniatishvili<br />

14.06. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

22.07. Verbier (CH),<br />

Festival<br />

25.07. Verbier (CH),<br />

Festival<br />

26.07. Saanen (CH)<br />

27.07. Saanen (CH)<br />

28.07. Verbier (CH),<br />

Festival<br />

31.07. Verbier (CH),<br />

Festival<br />

02.08. St. Moritz<br />

(CH)<br />

24.08. Villach (A),<br />

Congresscenter<br />

25.08. Grafenegg (A),<br />

Schloss<br />

18.09. Bern (CH),<br />

Zentrum Paul<br />

Klee<br />

20.09. Ingolstadt<br />

21.09. Ingolstadt<br />

Joseph Calleja<br />

26.05. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

30.05. Dortmund,<br />

Westfalenpark<br />

01.06. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

05.06. Berlin, Deutsche<br />

Oper<br />

21.06. Frankfurt,<br />

Oper<br />

23.06. Frankfurt,<br />

Oper<br />

26.06. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

01.07. München,<br />

Philharmonie<br />

im Gasteig<br />

04.07. München,<br />

Philharmonie<br />

im Gasteig<br />

17.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

20.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

24.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

Cuarteto Casals<br />

31.05. Berlin, Konzerthaus<br />

12.06. Pullach, Bürgerhaus<br />

13.06. Gauting,<br />

„Bosco“ Kulturhaus<br />

15.06. Vaterstetten,<br />

Lichthof des<br />

Rathauses<br />

16.06. Vaterstetten,<br />

Lichthof des<br />

Rathauses<br />

18.06. Pullach, Bürgerhaus<br />

07.08. Ossiach (A)<br />

13.08. Rougemont<br />

(CH), Romanische<br />

Kirche<br />

15.08. Geisenheim,<br />

Schloss Johannisberg<br />

16.08. Machern,<br />

Kloster Machern<br />

Ray Chen<br />

19.07. Hamburg,<br />

Laeiszhalle<br />

20.07. Lübeck, Kongresshalle<br />

29.08. Luzern (CH)<br />

Lucy Crowe<br />

29.05. London (GB),<br />

Barbican Centre<br />

20.06. Birmingham<br />

(GB), Symphony<br />

Hall<br />

Xavier de Maistre<br />

22.06. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

22.07. München,<br />

Nationaltheater<br />

16.08. Potsdam,<br />

Schloss Sanssouci<br />

25.08. Saint-Prex<br />

(CH), Festival<br />

29.08. Schwarzenberg<br />

(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />

01.09. Grafenegg (A),<br />

Schloss<br />

Moritzburg Festival: 1993 begann die<br />

Erfolgsstory eines der international renommiertesten<br />

Kammermusikfestivals. Unweit<br />

von Dresden gründete Star-Cellist Jan Vogler<br />

das Moritzburg Festival. Vom 10. – 25. August<br />

feiert man nun den 20. Geburtstag mit prominenten<br />

Freunden wie Bratscher Nils Mönkemeyer,<br />

Cellist Nicolas Altstaedt und den<br />

Pianisten Alice Sara Ott und Kristian Bezuidenhout.<br />

Zum Composer-in-Residence ist 2013<br />

Altmeister Wolfgang Rihm geadelt worden.<br />

www.moritzburgfestival.de<br />

Tickets: (03 51) 486 66 66<br />

Rossini in Wildbad: 1856 ließ Gioachino<br />

Rossini in den fürstlichen Thermen des Kurortes<br />

Bad Wildbad Füße und Seele baumeln.<br />

Und seit 1989 ist der Schwan von Pesaro hier<br />

wieder anzutreffen. Dank des Festivals „Rossini<br />

in Wildbad“, das sich zu einem Muss für<br />

Belcanto-Fans entwickelt hat. In diesem Jahr<br />

(11. – 21.7.) lockt man mit Rossinis „Guillaume<br />

Tell“ in der ungekürzten(!) Fassung sowie mit<br />

seiner Rarität „Ricciardo e Zoraide“ von 1818.<br />

www.rossini-in-wildbad.de<br />

Tickets: (0 70 81) 102 84<br />

Münchner Opernfestspiele: Im Rahmen<br />

der diesjährigen Münchner Opernfestspiele<br />

präsentiert die Bayerische Staatsoper<br />

die Deutsche Erstaufführung von George Benjamins<br />

Oper „Written On Skin“ (Premiere: 23.7.).<br />

Das 2012 beim Festival d’Aix-en-Provence uraufgeführte<br />

Werk des Engländers basiert auf<br />

einer alten provenzalischen Sage und ist eine<br />

vielschichtige Parabel über die Grenzen der<br />

Macht. Kent Nagano dirigiert das Klangforum<br />

Wien; Regie führt Katie Mitchell.<br />

www.bayerische.staatsoper.de<br />

Tickets: (0 89) 21 85 19 20<br />

45


Termine Klassik<br />

Meraner Musikwochen: <strong>Die</strong> Gartenstadt<br />

Meran kann nicht nur mit mediterranem Klima<br />

aufwarten. Mit dem Jugendstil-Kurhaus von<br />

1914 besitzt man einen der schönsten Konzertsäle<br />

des Alpenraums. <strong>Die</strong>ses Schmuckstück<br />

steht auch bei den 28. Meraner Musikwochen<br />

(26.8. – 20.9.) im Mittelpunkt, die vom Rotterdam<br />

Philharmonic Orchestra (Yannik Nézet-<br />

Séguin) eröffnet werden. Und als „Artist in<br />

Residence“ gibt Star-Geiger Daniel Hope gleich<br />

sechs facettenreiche Konzerte.<br />

www.meranofestival.com<br />

Tickets: (00 39+ (0) 473) 21 23 70<br />

Innsbrucker Festwochen der Alten<br />

Musik: Countertenor-Gott Andreas Scholl<br />

sowie Il Giardino Armonico sind nur einige<br />

der prominenten Alte Musik-Spezialisten, die<br />

der künstlerische Leiter und Dirigent Alessandro<br />

De Marchi für die Innsbrucker Festwochen<br />

der Alten Musik eingeladen hat (2.8. – 25.8.).<br />

Opern-Ereignisse gibt es natürlich auch. Rinaldo<br />

Alessandrini dirigiert Caccinis „L’Euridice“<br />

und De Marchi Mozarts „Titus“ in der im 19.<br />

Jahrhundert beliebten Fassung.<br />

www.altemusik.at<br />

Tickets: (00 43+ (0)1)88 0 88<br />

Semperoper Dresden: Untrennbar ist die<br />

Musikstadt Dresden mit Richard Wagner verbunden:<br />

Hier war er Kreuzknabe und später<br />

Hofkapellmeister. Das Festjahr der Semperoper<br />

beleuchtet daher vor allem die Dresdner<br />

Jahre Richard Wagners. Am 15.6. gibt es einen<br />

neuen „Fliegenden Holländer“ (Regie: Florentine<br />

Klepper). Und mit Halévys „La Juive“ (12.5.,<br />

Regie: Jossi Wieler & Sergio Morabito) sowie<br />

Spontinis „La vestale“ (30.6.) sind zwei Werke<br />

zu erleben, die Wagner sehr bewunderte.<br />

www.semperoper.de<br />

Tickets: (0 351) 49 11 705<br />

15.09. Moselfestival,<br />

Kloster Machern<br />

Simone Dinnerstein<br />

16.06. Leipzig, Bachfest<br />

22.06. Magdeburg,<br />

Johanniskirche<br />

23.06. Leipzig, Gewandhaus<br />

14.07. Rheingau Musik<br />

Festival,<br />

Kloster Eberbach<br />

Plácido Domingo<br />

21.06. Wien (A)<br />

25.06. Wien (A)<br />

28.06. Wien (A)<br />

30.06. Sankt Goarshausen,<br />

Lorelei Freilichtbühne<br />

06.08. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

10.08. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

13.08. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

Gustavo Dudamel<br />

07.06. Köln, Philharmonie<br />

23.06. Berlin, Schillertheater<br />

24.07. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

30.07. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

01.08. Salzburg (A),<br />

St. Peter<br />

02.08. Salzburg (A),<br />

St. Peter<br />

03.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

Quatuor Ebène<br />

18.06. Kempen,<br />

Kulturforum<br />

Franziskanerkloster<br />

23.06. Schwarzenberg<br />

(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />

28.07. Verbier (CH)<br />

02.08. Verbier (CH)<br />

03.08. Verbier (CH)<br />

29.08. Meinier (CH),<br />

Grange de la<br />

Touvière<br />

Benjamin Engeli<br />

01.06. Thun (CH)<br />

02.06. Thun (CH)<br />

07.06. Sent (CH)<br />

09.06. Zürich (CH)<br />

22.06. Rheinfelden<br />

(CH)<br />

23.06. Hertenstein<br />

(CH)<br />

Scharoun Ensemble<br />

24.08. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

Isabelle Faust<br />

10.06. Hamburg,<br />

Friedrich-<br />

Ebert-Halle<br />

11.06. Hamburg,<br />

Laeiszhalle<br />

19.06. Leipzig, Gewandhaus<br />

21.06. Ludwigsburg,<br />

Schloss<br />

23.06. Burgrieden,<br />

Villa Rot<br />

26.06. Ludwigsburg,<br />

Schloss<br />

02.07. Dortmund,<br />

Konzerthaus<br />

03.07. Dortmund,<br />

Konzerthaus<br />

12.07. Saarbrücken,<br />

Congresshalle<br />

13.07. Amsterdam<br />

(NL), Concertgebouw<br />

14.07. Wiesbaden,<br />

Kurhaus<br />

03.08. Ansbach,<br />

Orangerie im<br />

Hofgarten<br />

Till Fellner<br />

29.05. Winterthur<br />

(CH), Musikkollegium<br />

30.05. Winterthur<br />

(CH), Musikkollegium<br />

31.05. Chur (CH)<br />

Julia Fischer<br />

25.05. Berlin, Konzerthaus<br />

26.05. Berlin, Konzerthaus<br />

04.06. Berlin, Konzerthaus<br />

05.06. Berlin, Konzerthaus<br />

09.06. München,<br />

Prinzregententheater<br />

07.07. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

12.07. Weilburg,<br />

Schloss<br />

Renée Fleming<br />

20.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

24.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

27.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

Joel Frederiksen<br />

31.05. Bad Arolsen,<br />

Residenzschloss<br />

09.06. München,<br />

Bayerisches<br />

Nationalmuseum<br />

20.06. Wasserburg,<br />

Pfarrkirche St.<br />

Georg<br />

Sol Gabetta<br />

01.06. Olsberg (CH)<br />

02.06. Olsberg (CH),<br />

Klosterkirche<br />

07.06. München,<br />

Herkulessaal<br />

09.06. Baden-Baden,<br />

Festspielhaus<br />

14.06. Muri (CH)<br />

15.06. Laufen, Kirche<br />

22.06. Olsberg (CH),<br />

Solsberg-Festival<br />

23.06. Olsberg (CH),<br />

Solsberg-Festival<br />

29.06. Rheinfelden<br />

(CH), Kirche<br />

30.06. Rheinfelden<br />

(CH), Kirche<br />

07.07. Schwerin,<br />

Festspiele<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

09.07. Rolandseck,<br />

Stiftung Arp<br />

Museum<br />

10.07. Rolandseck,<br />

Stiftung Arp<br />

Museum<br />

20.07. Dresden,<br />

Frauenkirche<br />

21.07. Brandenburg,<br />

Brandenburgische<br />

Sommerkonzerte<br />

27.07. Gstaad (CH)<br />

06.08. Eltville, Kloster<br />

Eberbach<br />

08.08. Ansbach<br />

09.08. Ansbach<br />

11.08. Gstaad (CH),<br />

Kirche Saanen<br />

13.08. Lenzburg (CH)<br />

21.08. Johannisberg,<br />

Rheingau Musik<br />

Festival<br />

28.08. Wiesbaden<br />

30.08. Gstaad (CH)<br />

02.09. Schwarzenberg<br />

(CH),<br />

Schubertiade<br />

18.09. Dellemont<br />

(CH)<br />

19.09. Schaffhausen<br />

(CH)<br />

20.09. Eisenstadt,<br />

Haydn-Festival<br />

Daniele Gatti<br />

02.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

09.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

12.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

20.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

24.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

28.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

01.09. Luzern (CH),<br />

KKL<br />

03.09. Luzern (CH),<br />

KKL<br />

04.09. Berlin, Philharmonie<br />

05.09. Grafenegg (A),<br />

Wolkenturm<br />

Christian Gerhaher<br />

26.07. Johannisberg,<br />

Schloss<br />

28.07. München,<br />

Prinzregententheater<br />

08.08. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

05.09. Berlin<br />

07.09. Berlin<br />

09.09. Berlin<br />

18.09. Coburg<br />

22.09. Hohenems<br />

Kirill Gerstein<br />

03.08. Nürnberg,<br />

Luitpoldhain<br />

Vadim Gluzman<br />

24.05. Wien (A), Musikverein<br />

25.05. Grafenegg (A),<br />

Schloss<br />

26.05. Wien (A), Musikverein<br />

27.05. St. Pölten (A),<br />

Festspielhaus<br />

14.06. Baden (A),<br />

Grand Casino<br />

16.06. Wien (A),<br />

Stadttheater<br />

Wiener Neustadt<br />

22.06. Berlin, Philharmonie<br />

23.06. Berlin, Philharmonie<br />

29.06. Hamburg,<br />

Staatsoper<br />

Nelson Goerner<br />

24.05. Berlin, Philharmonie,<br />

Kammermusiksaal<br />

Anna Gourari<br />

26.05. Augsburg,<br />

Parktheater<br />

Martin Grubinger<br />

27.05. Essen, Philharmonie<br />

02.06. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

03.06. Regensburg,<br />

Auditorium<br />

Maximum<br />

04.06. Berlin, Philharmonie<br />

Nikolaus<br />

Harnoncourt<br />

08.06. Wien (A), Musikverein<br />

09.06. Wien (A), Musikverein<br />

22.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />

24.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />

26.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />

28.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />

30.06. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />

Fotos: Innsbrucker Festwochen / Rupert Larl<br />

46


Foto: Mozart@Augsburg, Stephen Ristau, Holger Schneider<br />

02.07. Graz (A), Helmut-List-Halle<br />

06.07. Stainz (A),<br />

Pfarrkirche<br />

07.07. Stainz (A),<br />

Pfarrkirche<br />

12.07. Graz (A), Stefaniensaal<br />

13.07. Graz (A), Stefaniensaal<br />

19.07. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

27.07. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

28.07. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

19.08. Salzburg (A),<br />

Felsenreitschule<br />

Thomas<br />

Hengelbrock<br />

06.06. Hamburg,<br />

Laeiszhalle<br />

07.06. Lübeck, Musik-<br />

und Kongresshalle<br />

09.06. Hamburg,<br />

Laeiszhalle<br />

06.07. Lübeck, Musik-<br />

und Kongresshalle<br />

07.07. Lübeck, Musik-<br />

und Kongresshalle<br />

20.07. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

21.07. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

22.07. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

24.07. Kaufungen,<br />

Stiftskirche<br />

25.07. Wiesbaden,<br />

Lutherkirche<br />

27.07. Grafenegg (A),<br />

Wolkenturm<br />

Manfred Honeck<br />

15.06. Wien (A), Musikverein<br />

16.06. Wien (A), Musikverein<br />

29.06. Wolfegg, Wolfegger<br />

Konzerte<br />

30.06. Wolfegg, Wolfegger<br />

Konzerte<br />

11.07. Ossiach (A),<br />

Carinthischer<br />

Sommer<br />

Daniel Hope<br />

02.06. Fürth, Stadttheater<br />

13.06. Fürth, Stadttheater<br />

28.06. Bleckede,<br />

Schloss<br />

29.06. Dargun, Klosterruine<br />

Maximilian<br />

Hornung<br />

19.07. Weilburg,<br />

Schlosshof<br />

25.07. Oberstdorf,<br />

Musiksommer<br />

27.08. Luzern (CH),<br />

Lukaskirche<br />

Janine Jansen<br />

01.06. Weilburg,<br />

Schloss<br />

02.06. Dortmund,<br />

Konzerthaus<br />

03.06. Aschaffenburg,<br />

Stadthalle<br />

23.06. Berlin, Philharmonie<br />

Kammermusiksaal<br />

31.07. Verbier (CH),<br />

Festival<br />

Paavo Järvi<br />

24.05. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

25.05. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

01.06. Weilburg,<br />

Schloss<br />

02.06. Dortmund,<br />

Konzerthaus<br />

03.06. Aschaffenburg,<br />

Stadthalle<br />

13.06. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

14.06. Frankfurt,<br />

Alte Oper<br />

29.06. Eltville, Kloster<br />

Eberbach<br />

30.06. Eltville, Kloster<br />

Eberbach<br />

Sharon Kam<br />

26.05. Aachen, Eurogress<br />

27.05. Aachen, Eurogress<br />

06.08. Arle, Kirche<br />

09.08. Festival Carinthischer<br />

Sommer (A),<br />

Stiftskirche<br />

Ossiach<br />

29.08. Geisenheim,<br />

Schloss Johannisberg<br />

Kim Kashkashian<br />

02.07. Detmold,<br />

Konzerthaus<br />

der Musikhochschule<br />

09.07. Meiringen<br />

(CH), Michaelskirche<br />

10.07. Meiringen<br />

(CH), Michaelskirche<br />

12.07. Meiringen<br />

(CH), Michaelskirche<br />

13.07. Meiringen<br />

(CH), Michaelskirche<br />

15.07. Weimar, Musikhochschule<br />

Amir Katz<br />

01.06. Hamburg,<br />

Laeiszhalle<br />

08.06. Berlin, Konzerthaus<br />

22.06. München,<br />

Allerheiligen-<br />

Hofkirche<br />

25.09. Leipzig, Gewandhaus<br />

Jonas Kaufmann<br />

27.06. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

01.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

05.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

08.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

Nigel Kennedy<br />

21.06. Linz (A), Neues<br />

Musiktheater<br />

Simone Kermes<br />

01.06. Dresden, Musikfestspiele<br />

19.07. Torgau,<br />

Schloss Hartenfels<br />

20.07. Torgau,<br />

Schloss Hartenfels<br />

21.07. Torgau,<br />

Schloss Hartenfels<br />

03.08. Dresden,<br />

Frauenkirche<br />

Magdalena Kožená<br />

14.06. Berlin, Schillertheater<br />

04.07. Kiedrich,<br />

Rheingau Musik<br />

Festival<br />

05.07. Bad Kissingen,<br />

Kissinger<br />

Sommer<br />

07.07. Ulrichshusen,<br />

Festspielscheune<br />

Alexander Krichel<br />

11.06. Freiburg,<br />

Historisches<br />

Kaufhaus<br />

14.06. Meerbusch<br />

22.08. Rostock, Festspiele<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

07.09. Eisenach,<br />

Wartburgkonzerte<br />

Lang Lang<br />

07.07. Stuttgart,<br />

Jazz Open<br />

09.07. Gütersloh,<br />

Theater<br />

Yo-Yo Ma<br />

06.06. München,<br />

Philharmonie<br />

07.06. München,<br />

Philharmonie<br />

Nino Machaidze<br />

21.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

25.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

28.06. Wien (A),<br />

Staatsoper<br />

Mischa Maisky<br />

13.06. Bergisch<br />

Gladbach,<br />

Bürgerhaus<br />

15.06. Papendorf,<br />

Villa Papendorf<br />

Nils Mönkemeyer<br />

04.06. Berlin, Konzerthaus<br />

17.06. Bad Kissingen<br />

28.06. Plauen<br />

29.06. Würzburg<br />

06.07. Wismar, Heiliggeist<br />

Kirche<br />

05.08. Berlin, Konzerthaus<br />

17.08. Zofingen<br />

21.09. Reutlingen<br />

Concerto melante<br />

01.06. Potsdam,<br />

Schloss Sanssouci<br />

02.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

07.07. Rheingau<br />

Musik Festival,<br />

Kloster St.<br />

Hildegard<br />

Alexander Melnikov<br />

23.05. Luzern (CH),<br />

Stattkino<br />

24.05. Luzern (CH),<br />

St. Charles<br />

Hall<br />

25.05. Luzern (CH),<br />

St. Charles<br />

Hall<br />

13.06. München,<br />

Philharmonie<br />

14.06. München,<br />

Philharmonie<br />

16.06. München,<br />

Philharmonie<br />

Anna Netrebko<br />

23.05. Baden-Baden,<br />

Festspielhaus<br />

26.05. Baden-Baden,<br />

Festspielhaus<br />

25.07. Verbier (CH),<br />

Festival<br />

06.08. Salzburg (A),<br />

Felsenreitschule<br />

10.08. Salzburg (A),<br />

Felsenreitschule<br />

13.08. Salzburg (A),<br />

Felsenreitschule<br />

18.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

Dorothee Oberlinger<br />

18.07. Graz (A)<br />

30.07. Hofheim,<br />

Rheingau Musik<br />

Festival<br />

03.08. Oberschleißheim,<br />

Schloss<br />

04.08. Gstaad (CH),<br />

Yehudi-Menuhin<br />

Festival<br />

05.08. Schleswig<br />

Holstein Musik-Festival<br />

08.08. Weimar,<br />

Schloss<br />

Musikfest Stuttgart: Das von der Stuttgarter<br />

Bachakademie veranstaltete MUSIKFES-<br />

TUTTGART läutet eine neue Ära ein: Hans-Christoph<br />

Rademann tritt auch als Festivalleiter die<br />

Nachfolge von Helmuth Rilling an. Und unter<br />

dem Titel „Neugier“ (22.8. – 8.9.) kommt es zu<br />

spannenden Begegnungen etwa mit Daniel Barenboim<br />

und dem West-Eastern Divan Orchestra.<br />

Zudem gastieren neugierige Hochkaräter<br />

wie Carolin Widmann, das Hilliard Ensemble<br />

und das Concerto Köln mit Kent Nagano.<br />

www.musikfest.de<br />

Tickets: (07 11) 61 921 61<br />

Samos Young Artists Festival: Seit<br />

2010 findet auf der griechischen Insel Samos<br />

das „Young Artists Festival“ statt, bei dem<br />

hochtalentierte Musiker einen Bogen von<br />

Klassik bis Weltmusik schlagen. Unter freiem<br />

Himmel hat man im antiken Theater auch eine<br />

spektakuläre Aussicht auf das Meer und die<br />

Hafenstadt Pythagorion. Auch in diesem Jahr<br />

(7. – 13.8.) steht die Völkerverständigung im<br />

Mittelpunkt. Und diesen Geist verkörpert exemplarisch<br />

das griechisch-türkische Tetraktys<br />

Streich-Quartett.<br />

www.samosfestival.com<br />

Mozart@Augsburg: Immer wieder besuchte<br />

Wolfgang Amadeus Mozart Augsburg,<br />

die „vatterstatt meines papa“ Leopold. Und<br />

genau hier hat jetzt Pianist Sebastian Knauer<br />

mit „mozart@augsburg“ ein neues Festival<br />

gegründet. Für die Premiere (31.8. – 14.9.) hat<br />

der Spiritus Rector prominente Musikerkollegen<br />

wie András Schiff, das Emerson String<br />

Quartet und Daniel Hope eingeladen. Und sie<br />

werden an jenen „Original-Schauplätzen“ konzertieren,<br />

die schon Mozart bespielt hat.<br />

www.mozartaugsburg.com<br />

Tickets: (0 821) 777 34 10<br />

47


Termine Klassik/Jazz<br />

10.08. Liebenberg,<br />

Schloss<br />

01.09. Magdeburg<br />

07.09. Trigonale (A)<br />

15.09. Bonn, Beethovenfest<br />

21.09. Flawil (CH)<br />

David Orlowsky<br />

31.05. Karlsruhe,<br />

Evangelische<br />

Stadtkirche<br />

Verlosung<br />

07.06. Würzburg,<br />

Mozartfest<br />

16.06. Wörth am<br />

Main<br />

23.06. Ludwigsburg,<br />

Schlossfestspiele<br />

28.06. Memmingen,<br />

Antonienhof<br />

09.07. Kiel, Schleswig<br />

Holstein<br />

Musik-Festival<br />

Digital Concert Hall der Berliner<br />

Philharmoniker<br />

Seit fast fünf Jahren können Musikfreunde in<br />

aller Welt die Konzerte der Berliner Philharmoniker<br />

im Internet erleben – rund 40 Mal<br />

pro Saison und in bester HD-Videoqualität.<br />

Im Videoarchiv lassen sich die Übertragungen<br />

auch nachträglich abrufen: Konzerte mit<br />

allen großen Werken der klassischen Musik<br />

und den berühmtesten Musikern unserer Zeit,<br />

vom künstlerischen Leiter Sir Simon Rattle<br />

bis hin zu namhaften Gastdirigenten und Solisten.<br />

Hinzu kommen vielfältige Bonusfilme,<br />

Dokumentationen und Künstlerinterviews.<br />

Jetzt verlost RONDO 3 x 12-Monatstickets,<br />

mit denen Sie ein ganzes Jahr lang bei den<br />

Online-Konzerten der Berliner Philharmoniker<br />

zu Gast sein können. Schreiben Sie uns einfach<br />

mit dem Betreff BERLIN an verlosung@<br />

rondomagazin.de oder postalisch (Absender<br />

nicht vergessen!) an RONDO, Johannisplatz 3,<br />

81667 München. Viel Glück!<br />

10.07. Pronstorf,<br />

Schleswig<br />

Holstein Musik-Festival<br />

27.09. Leverkusen<br />

Alice Sara Ott<br />

30.06. Bonn, Beethoven<br />

Halle<br />

Sophie Pacini<br />

14.06. Weilburg,<br />

Schlosskonzerte<br />

15.06. Weilburg,<br />

Schlosskonzerte<br />

29.06. München,<br />

Nymphenburger<br />

Sommer<br />

René Pape<br />

06.07. Dresden, Albertinum<br />

07.07. Dresden, Albertinum<br />

11.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

25.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

27.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

Antonio Pappano<br />

13.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

16.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

18.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

19.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

22.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

25.08. Salzburg (A),<br />

Großes Festspielhaus<br />

Murray Perahia<br />

29.05. Berlin, Konzerthaus<br />

01.06. Freiburg<br />

03.06. Köln<br />

04.06. Wuppertal<br />

30.09. Stuttgart, Liederhalle<br />

Olga Peretyatko<br />

30.05. Hamburg,<br />

Staatsoper<br />

01.06. Hamburg,<br />

Staatsoper<br />

06.06. Hamburg,<br />

Staatsoper<br />

02.07. München,<br />

Philharmonie<br />

05.07. Wiesbaden,<br />

Kurhaus<br />

27.07. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

30.07. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

02.08. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

04.08. Salzburg (A),<br />

Festspiele<br />

25.08. Bremen, Musikfest<br />

27.08. Bremen, Musikfest<br />

Hille Perl<br />

21.06. Bad Harzburg<br />

27.06. München<br />

28.06. München<br />

30.06. Passau<br />

05.08. Tübingen<br />

06.08. Wunstorf<br />

08.08. Tübingen<br />

14.09. Emden<br />

15.09. Kloster Wittenburg<br />

29.09. Markkleeberg<br />

Patricia Petibon<br />

17.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

19.08. Salzburg (A),<br />

Felsenreitschule<br />

Maurizio Pollini<br />

11.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

Anna Prohaska<br />

25.05. Berlin, Schillertheater<br />

29.05. Berlin, Schillertheater<br />

01.06. Berlin, Schillertheater<br />

07.06. Berlin, Schillertheater<br />

09.06. Berlin, Schillertheater<br />

Jerusalem Quartet<br />

24.05. Bonn, Beethoven-Haus<br />

26.05. Zürich (CH),<br />

Tonhalle<br />

Pacifica Quartet<br />

24.05. Wien (A), Musikverein<br />

Tokyo String<br />

Quartet<br />

22.06. Schwarzenberg<br />

(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />

24.06. Zierenberg,<br />

Stadtkirche<br />

29.06. Steensgard<br />

(DK), Stoense<br />

Church<br />

Artemis Quartett<br />

29.05. Bremen, <strong>Die</strong><br />

Glocke<br />

30.05. Berlin, Philharmonie<br />

Kammermusiksaal<br />

08.06. Bensheim,<br />

Parktheater<br />

09.06. Waldshut,<br />

Stadthalle<br />

12.06. Köln, Philharmonie<br />

30.08. Geisenheim,<br />

Schloss Johannisberg<br />

Hagen Quartett<br />

16.08. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

18.08. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

20.08. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

21.08. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

23.08. Geisenheim,<br />

Schloss Johannisberg<br />

24.08. Geisenheim,<br />

Schloss Johannisberg<br />

25.08. Geisenheim,<br />

Schloss Johannisberg<br />

27.08. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

28.08. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

30.08. Schwarzenberg<br />

(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />

31.08. Schwarzenberg<br />

(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />

Kuss Quartett<br />

05.06. Seeshaupt,<br />

Seeresidenz<br />

Alte Post<br />

08.06. Tübingen,<br />

Kloster Bebenhausen<br />

01.08. Geisenheim,<br />

Schloss Johannisberg<br />

18.08. Ossiach (A),<br />

Stiftskirche<br />

Mandelring<br />

Quartett<br />

09.06. Berlin, Philharmonie<br />

Kammermusiksaal<br />

15.06. Mettlach, Alte<br />

Abtei<br />

16.06. Mettlach, Alte<br />

Abtei<br />

22.06. Bad Harzburg,<br />

Bündheimer<br />

Schloss<br />

Minetti Quartett<br />

26.05. Berlin, Philharmonie<br />

30.07. Füssen, Kaisersaal<br />

Minguet Quartett<br />

06.06. Kassel<br />

07.06. Bad Münder<br />

08.06. Herrenchiemsee<br />

16.06. Leipzig<br />

23.06. Bad Kissingen<br />

Alle Termine finden Sie auch<br />

unter www.rondomagazin.de<br />

48


Notos Quartett<br />

09.06. Würzburg,<br />

Residenz<br />

13.06. Regensburg,<br />

Museum<br />

14.06. Wasserburg<br />

am Inn, Historischer<br />

Rathaussaal<br />

25.07. Waging am<br />

See, Katholische<br />

Kirche<br />

28.07. Stolpe, Pferdestall<br />

Jean-Guihen<br />

Queyras<br />

04.07. Bochum,<br />

Schauspielhaus<br />

05.07. Bochum,<br />

Schauspielhaus<br />

Sir Simon Rattle<br />

30.05. Berlin, Philharmonie<br />

31.05. Berlin, Philharmonie<br />

03.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

04.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

05.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

06.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

14.06. Berlin, Philharmonie<br />

15.06. Berlin, Philharmonie<br />

16.06. Berlin, Philharmonie<br />

22.06. Berlin, Waldbühne<br />

10.08. Salzburg (A),<br />

Felsenreitschule<br />

11.08. Salzburg (A),<br />

Felsenreitschule<br />

25.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

26.08. Salzburg (A),<br />

Gr. Festspielhaus<br />

28.08. Luzern (CH),<br />

Lucerne Festival<br />

29.08. Luzern (CH),<br />

Lucerne Festival<br />

Christine Schäfer<br />

02.06. Berlin,<br />

Staatsoper<br />

05.06. Berlin,<br />

Staatsoper<br />

08.06. Berlin,<br />

Staatsoper<br />

12.06. Halle, Moritzkirche<br />

15.06. Berlin,<br />

Staatsoper<br />

21.06. Ludwigsburg<br />

23.06. Berlin,<br />

Staatsoper<br />

04.09. Traunstein,<br />

Klosterkirche<br />

07.09. Schwarzenberg<br />

(A), An-<br />

gelika-Kauff-<br />

mann-Saal<br />

11.09. Berlin, Konzerthaus<br />

13.09. Bremen, Musikfest<br />

17.09. Bonn, Beethovenfest<br />

Olga Scheps<br />

10.07. Wiesbaden,<br />

Rheingau Musik<br />

Festival<br />

15.07. Mühlheim,<br />

Klavierfestival<br />

Ruhr<br />

31.07. Budenheim<br />

Andreas Scholl<br />

25.05. Halle/Saale,<br />

Martin-Luther-Universität<br />

08.06. Wien (A), Musikverein<br />

09.06. Wien (A), Musikverein<br />

13.06. Dortmund,<br />

Sankt Reinoldi<br />

Erwin Schrott<br />

01.06. Düsseldorf,<br />

Tonhalle<br />

04.06. Berlin, Admiralspalast<br />

07.06. München,<br />

Herkulessaal<br />

09.06. Zürich (CH),<br />

Kongresshaus<br />

10.06. Stuttgart, Liederhalle<br />

12.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

19.06. Berlin, Philharmonie<br />

22.06. Berlin, Philharmonie<br />

Martin Stadtfeld<br />

29.05. Köln, Philharmonie<br />

23.06. Rommersdorf,<br />

Abtei<br />

28.06. Weilburg,<br />

Schlosskirche<br />

11.07. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

28.07. Bad Lauchstädt,<br />

Goethe<br />

Theater<br />

24.08. Festspiele<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

07.09. Schwarzenberg<br />

(A), Angelika-Kauffmann-Saal<br />

18.09. Leipzig, Gewandhaus<br />

20.09. Villingen-<br />

Schwenningen<br />

24.09. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

26.09. Salzburg (A),<br />

Mozarteum<br />

Bryn Terfel<br />

03.07. Zürich (CH),<br />

Opernhaus<br />

05.07. Zürich (CH),<br />

Opernhaus<br />

14.07. München,<br />

Bayerische<br />

Staatsoper<br />

ATOS Trio<br />

26.05. Meersburg,<br />

Neues Schloss<br />

08.06. Bronnbach,<br />

Kloster<br />

03.07. London (GB),<br />

Wigmore Hall<br />

Rolando Villazón<br />

15.06. Stuttgart, Liederhalle<br />

18.06. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

Jan Vogler<br />

24.05. Dresden,<br />

Semperoper<br />

21.06. Stuttgart<br />

07.07. Baden-Baden,<br />

Festspielhaus<br />

26.07. Ingolstadt,<br />

Audi-Sommerkonzerte<br />

Klaus-Florian Vogt<br />

28.05. Berlin, Philharmonie<br />

28.06. München,<br />

Nationaltheater<br />

03.07. München,<br />

Nationaltheater<br />

10.07. Bad Kissingen,<br />

Regentenbau<br />

14.07. Regensburg,<br />

Fürstliches<br />

Schloss<br />

02.08. Bayreuth,<br />

Festspiele<br />

05.08. Bayreuth,<br />

Festspiele<br />

08.08. Bayreuth,<br />

Festspiele<br />

11.08. Bayreuth,<br />

Festspiele<br />

26.08. Bayreuth,<br />

Festspiele<br />

31.08. Luzern (CH),<br />

KKL<br />

03.09. Berlin, Philharmonie<br />

Yuja Wang<br />

29.05. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

Alisa Weilerstein<br />

07.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

08.06. Wien (A),<br />

Konzerthaus<br />

J<br />

Jazz<br />

Pete Alderton<br />

29.05. Paderborn,<br />

Kulturwerkstatt<br />

30.06. Paderborn,<br />

Lenz<br />

Adam Baldych<br />

21.06. Leipzig, Bachfest<br />

22.06. Leipzig, Bachfest<br />

Klazz Brothers<br />

25.05. Stolpen, Burg<br />

23.06. München,<br />

Prinzregententheater<br />

28.07. Berlin, Köpenick<br />

Rathaus<br />

03.08. Hohenkammer,<br />

Schloss<br />

Verlosung<br />

Klaus Florian Vogt<br />

23.08. Wien (A),<br />

Theater am<br />

Spittelberg<br />

12.09. Aschaffenburg,<br />

Colos-<br />

Saal<br />

19.09. Eggenfelden,<br />

Theater an der<br />

Rott<br />

20.09. Simbach am<br />

Inn<br />

29.09. Coswig, Villa<br />

Teresa<br />

Lily Dahab<br />

22.06. Pforzheim,<br />

Kulturhaus<br />

Osterfeld<br />

<strong>Die</strong>ter Ilg<br />

15.06. Wolfsburg,<br />

Festival<br />

16.06. Zürich (CH),<br />

Moods<br />

04.10. Gütersloh,<br />

Theater<br />

05.10. Göppingen,<br />

Odeon<br />

08.10. Biberach,<br />

Stadthalle<br />

16.10. Hamm, Jazzforum<br />

02.11. Lörrach,<br />

Burghof<br />

03.11. Langenau,<br />

Pflegehof<br />

09.11. Weimar, Meloslogos<br />

Äl Jawala<br />

30.05. Hamburg,<br />

Club Community<br />

01.06. Fürstenwalde,<br />

Frühlingsfest<br />

07.06. Dachau, Jazz<br />

in allen Gassen<br />

14.06. Rostock, Zwischenbau<br />

15.06. Flensburg,<br />

Kühlhaus<br />

22.06. Ortenberg,<br />

Altstadt Pur<br />

05.07. Ebermannstadt,<br />

Soundfeel<br />

Festival<br />

13.07. Burtenbach,<br />

Sunrise Festival<br />

18.07. Würzburg,<br />

Hoffest am<br />

Stein<br />

29.07. Solothurn<br />

(CH), Uhuru<br />

Festival<br />

Barrelhouse<br />

Jazzband<br />

07.06. Brugg (CH),<br />

Salzhaus<br />

08.06. Baldham,<br />

Marktplatz<br />

Mit den Audi Sommerkonzerten 2013 veranstaltet der Ingolstädter<br />

Automobilhersteller bereits zum 24. Mal ein hochkarätiges Klassik-<br />

Festival. Und gleich beim Eröffnungskonzert am 26. Juni gibt sich<br />

mit Klaus Florian Vogt einer der bedeutendsten Tenöre in Ingolstadt<br />

die Ehre. Der in der Kategorie „Sänger des Jahres“ ausgezeichnete<br />

ECHO-Klassik-Preisträger hat vor allem als Wagner-Tenor nicht nur in<br />

Bayreuth für Furore gesorgt. Jetzt präsentiert er zusammen mit der<br />

Sopranistin Emily Magee Arien und Duette aus Dvořáks Oper „Rusalka“<br />

und aus „<strong>Die</strong> tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold. Begleitet<br />

werden die Sänger von der Staatsphilharmonie Nürnberg unter der<br />

Leitung von Patrick Lange.<br />

Für diese Opern-Gala verlost RONDO jetzt 3 x 2 Tickets. Schreiben<br />

Sie uns einfach mit dem Betreff VOGT an verlosung@rondomagazin.<br />

de oder postalisch (Absender nicht vergessen!) an RONDO, Johannisplatz<br />

3, 81667 München. Viel Glück!<br />

49


Termine Jazz<br />

09.06. Bad Vilbel,<br />

Wasserburg<br />

Jacob Karlzon<br />

15.06. Wolfsburg,<br />

Jazz in Motion<br />

Festival<br />

Joachim Kühn<br />

15.06. Wolfsburg,<br />

Zirkuszelt im<br />

Schlosspark<br />

19.07. Rottenburg<br />

30.08. Marienthal,<br />

Festspiele<br />

12.10. Murnau, Festival<br />

Grenzenlos<br />

19.10. Esslingen,<br />

<strong>Die</strong>selstraße<br />

15.11. Dornbirn,<br />

Spielboden<br />

16.11. Offenburg,<br />

Reithalle<br />

Nils Landgren<br />

06.07. Baden Baden,<br />

Festspielhaus<br />

Nguyên Lê<br />

23.06. Duisburg,<br />

Traumzeitfestival<br />

10.07. Klagenfurt<br />

(A), Festival<br />

02.09. Hamm<br />

02.10. Hamm, Kurhaus<br />

13.10. Murnau, Festival<br />

Grenzenlos<br />

Bobby McFerrin<br />

06.06. Dortmund,<br />

Konzerthaus<br />

07.06. Pforzheim,<br />

Congress Centrum<br />

08.06. Würzburg,<br />

Congress Centrum<br />

09.06. München,<br />

Philharmonie<br />

Christian Muthspiel<br />

03.06. Wien (A), Porgy<br />

& Bess<br />

05.06. München,<br />

Jazzclub Unterfahrt<br />

06.06. Innsbruck (A),<br />

Treibhaus<br />

07.06. Salzburg (A),<br />

Jazzit<br />

13.06. Karlsruhe,<br />

Jazzclub<br />

14.06. Wuppertal,<br />

Skulpturenpark<br />

11.09. Graz (A), Minoritensaal<br />

13.09. Chur (CH),<br />

Jazzclub<br />

14.09. Dornbirn (A),<br />

Spielboden<br />

18.09. Fürstenfeldbruck,<br />

Veranstaltungsforum<br />

19.09. Schaffhausen,<br />

Kammgarn<br />

Marius Neset<br />

24.05. Hamburg,<br />

Elbjazz<br />

Cécile Verny<br />

Quartet<br />

07.06. Hildesheim,<br />

Bischoffsmühle<br />

08.06. Agathenburg,<br />

Schloss<br />

15.06. Wolfsburg,<br />

Jazz in Motion<br />

16.06. Duderstadt,<br />

Stadtpark<br />

Iiro Rantala<br />

16.06. Wolfsburg,<br />

Jazz in Motion<br />

Festival<br />

21.06. Leipzig, Bachfest<br />

22.06. Leipzig, Bachfest<br />

Matthias Schriefl<br />

01.06. Hilden, Jazztage<br />

13.07. Betzigau,<br />

Gasthaus Mittelallgäu<br />

23.10. Konstanz,<br />

Jazzherbst<br />

Viktoria Tolstoy<br />

15.06. Wolfsburg,<br />

Jazz in Motion<br />

Tingvall Trio<br />

15.06. Wolfsburg,<br />

Schloss Jazzfestival<br />

16.06. Berlin, Jüdisches<br />

Museum<br />

22.06. Johannesburg<br />

(ZA), The<br />

Lyric Theatre<br />

06.07. Greifswald,<br />

Festival<br />

09.07. Stuttgart,<br />

Jazz Open<br />

20.07. Zelena Voda<br />

(SK), Open<br />

Jazz Festival<br />

21.07. Keitum/Sylt,<br />

Teekontor<br />

26.07. Bad Dürkheim,<br />

Burgruine<br />

Limburg<br />

03.08. Hochheim,<br />

Rheingau Musik<br />

Festival<br />

27.09. Neumünster,<br />

Kunstflecken<br />

29.09. Kassel,<br />

Schauspielhaus<br />

30.09. Karlsruhe,<br />

Tempel<br />

01.10. Illingen, Illipse<br />

06.12. Hamburg,<br />

Fabrik<br />

Zodiak Trio<br />

24.05. Velbert, Theater<br />

Fischereihafen<br />

01.06. Heilbronn,<br />

Cave 61<br />

08.06. Duisburg, <strong>Die</strong><br />

Säule<br />

Klaus Paier & Asja<br />

Valcic<br />

15.06. Völkermarkt<br />

(A), Step<br />

08.11. Graz (A),<br />

Stockwerk<br />

Ulf Wakenius<br />

15.06. Wolfsburg,<br />

Jazz in Motion<br />

Festival<br />

Verlag: Kunst- und Kulturpublikationen<br />

RONDO GmbH, Johannisplatz 3a, 81667<br />

München, Tel. 089/614 658 53, Fax 089/614<br />

658 57, E-Mail post@rondomagazin.de<br />

NEU – Büro Berlin:<br />

Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin,<br />

Tel. 030/414 781 761, Fax: 030/414 781 713<br />

Internet: www.rondomagazin.de<br />

Herausgeberin: Verena von der Goltz<br />

Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch)<br />

Redaktionsassistentin: Anna Vogt<br />

Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke<br />

(mb), Arnt Cobbers (ac), Oliver Buslau,<br />

Josef Engels (joe), Guido Fischer (gf),<br />

Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer<br />

(rfr), Matthias Kornemann (mk), Reinhard<br />

Lemelle (rl), Roland Mackes, Carsten Niemann<br />

(cn), Matthias Siehler, Werner Stiefele (ws),<br />

Michael Wersin (mw), Marcus A. Woelfle<br />

Hinweise Oper, Festival, Konzert:<br />

Guido Fischer<br />

Comic: Helga Utz (Idee und Text), Thomas<br />

Thiesen (Zeichnung)<br />

Bildredaktion: Oliver Tenhoven<br />

Termine: Anna Vogt<br />

Art Director: Arndt Knieper<br />

Produktion: Rüdiger Kern<br />

Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger<br />

(Tel. 089/614 658 80),<br />

s.lanzinger@rondomagazin.de<br />

Anzeigen Tonträger: Marike Hasler<br />

(Tel. 08137/ 63 28 722),<br />

m.hasler@rondomagazin.de<br />

Anzeigen Veranstalter:<br />

Julian & Roman<br />

Wasserfuhr<br />

23.05. Dresden,<br />

Jazzclub Tonne<br />

31.05. Wuppertal,<br />

Bandfabrik<br />

01.06. Frankfurt,<br />

Romanfabrik<br />

14.06. Singen, Kulturzentrum<br />

16.06. Wolfsburg,<br />

Jazz in Motion<br />

20.09. Jüchen,<br />

Schloss Dyck<br />

Büro Berlin: Ulrike Oertel<br />

(Tel. 030 / 414 781 760 / Fax 030 / 414 781 713 /<br />

mobil 0160 / 73 74 624),<br />

u.oertel@rondomagazin.de<br />

Büro Köln: Anna Metternich und Martin <strong>Die</strong>tz<br />

(Tel. 02254 / 60 13 311,<br />

mobil 0171 / 52 73 321), info@webbasis.de<br />

Büro Hamburg: Hartmut Winter (Online-<br />

Marketing), (Tel. 040 / 53 27 13 85 / mobil 0177 /<br />

772 12 62), h.winter@rondomagazin.de<br />

Nils Wülker<br />

25.05. Hamburg,<br />

Elbjazz<br />

Michael Wollny<br />

16.06. Wolfsburg,<br />

Jazz in Motion<br />

Festival<br />

06.07. Baden Baden,<br />

Festspielhaus<br />

10.08. Worms, Jazz<br />

& Joy<br />

Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u.<br />

Verlagshaus GmbH<br />

RONDO erscheint sechsmal jährlich.<br />

Abonnement für ein Jahr: Inland 28 €,<br />

Ausland 56 € – Bitte bei Bestellung Bankverbindung<br />

für Lastschrifteinzug angeben.<br />

Das nächste RONDO erscheint am<br />

Donnerstag, 29. August 2013.<br />

50


Foto: Tanja Niemann, Cristina Ligia Enasescu<br />

Zugabe<br />

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten:<br />

Neues von der Hinterbühne<br />

Von Robert Fraunholzer<br />

Dramatische<br />

Koloratur-Mutter:<br />

Sopranistin Diana<br />

Damrau<br />

Auf den Hund<br />

gekommen:<br />

Kiri Te Kanawa<br />

<strong>Die</strong> deutsche Sopranistin Diana Damrau<br />

findet, dass nach der vor einem halben Jahr<br />

erfolgten Geburt ihres zweiten Sohnes (Colyn)<br />

die Stimme „wärmer und runder“ geworden<br />

ist. „Das kann passieren“, so Damrau an<br />

ihrem Wohnort Zürich. „Ich habe jetzt mehr<br />

dramatische Farben, und trotzdem ist die Höhe<br />

noch da.“ Sie wolle sich stärker dem Belcanto<br />

zuwenden. „Jetzt kann ich’s wagen.“<br />

Auch Kiri Te Kanawa (69), eine der beliebtesten<br />

Sängerinnen der 80er und 90er<br />

Jahre (gegenwärtig in einer Nebenrolle von<br />

Donizettis „La fille du régiment“ zurück auf<br />

der Bühne in Wien, London und New York),<br />

hat die Welt der Oper mit der Welt der Hunde<br />

vertauscht. „Schluss mit der Oper! Her mit<br />

den kleinen Hunden“, sei ihre Parole, so Te<br />

Kanawa bei einem Interview in Wien. Sie führt<br />

zwei Pommersche Zwergspitze an der Leine.<br />

„Designer dogs“, so Te Kanawa. Betont jedoch,<br />

diese seien immerhin „in Glyndebourne“ geboren.<br />

<strong>Die</strong> kanadische Pianistin Janina Fialkow<br />

ska (62), einzige große Schülerin von<br />

Arthur Rubinstein, hat fast zehn Jahre nach<br />

ihrer Krebs-Erkrankung ihre Konzert-Karriere<br />

auch in Deutschland wiederaufgenommen.<br />

2001 wurde bei ihr ein Tumor im linken Arm<br />

diagnostiziert, der sie zum Abbruch ihrer<br />

Karriere zwang. Nach mehreren Muskelverpflanzungen<br />

musste sie neu Klavierspielen<br />

lernen. „Ich wünschte, niemand wüsste<br />

darum, doch das kann ich nicht mehr ändern“,<br />

so Fialkowska. „Alle Künstler wollen beweisen,<br />

dass sie zu Recht auf der Bühne sind“,<br />

so Fialkowska. „Ich muss zusätzlich beweisen,<br />

dass man mir nicht aus Mitleid applaudiert.“<br />

Alle neueren CDs der Pianistin haben ausgezeichnete<br />

Besprechungen erhalten.<br />

Tenor Roberto Alagna, frisch geschiedener<br />

Ehemann von Angela Gheorghiu,<br />

ist mit der polnischen Sopranistin Aleksandra<br />

Kurzak liiert.<br />

Pianisten-Legende Dmitri Bashkirov (81),<br />

Lehrer von Arcadi Volodos, Nikolai Demidenko<br />

und Elena Bashkirova (sowie Schwiegervater<br />

von Daniel Barenboim), mokiert sich über<br />

junge Pianisten von heute. „Lang Lang ist sehr<br />

musikalisch“, so Bashkirov bei einem Meisterkurs.<br />

„Aber bei ihm ist der Zirkus-Anteil zu<br />

groß. Auch hat er mir stolz verkündet, dass<br />

er noch nie im Leben ein Buch gelesen habe.“<br />

Das Schlimmste aber, so Bashkirov, sei Khatia<br />

Buniathishvili. „Total geschmacklos, total<br />

übertrieben. Und total ordinär“, so Bashkirov.<br />

„Sie hat das schlimmste Chopin-Konzert<br />

meines Lebens gespielt.“<br />

In die Internet-Diskussion um Sänger,<br />

die immer teurer und immer unzuverlässiger<br />

werden, hat sich jetzt auch der ehemalige<br />

Intendant der Wiener Staatsoper, Ioan<br />

Holender, eingeschaltet. „Festengagierte<br />

Ensemblemitglieder werden immer schlechter,<br />

gastierende Sänger immer besser bezahlt“,<br />

so Holender in einem Beitrag in der Tageszeitung<br />

„<strong>Die</strong> Welt“. „Jeder Sänger versucht folglich<br />

so schnell wie möglich aus einem Festvertrag<br />

wegzukommen und als Freischaffender zu<br />

wirken, um keine der sich bietenden Auftrittsmöglichkeiten<br />

zu versäumen.“ So ruinierten<br />

sich die Sänger vorzeitig. Auch gebe es immer<br />

weniger Theaterleiter, die über das Knowhow<br />

verfügten, Sänger für längere Zeit fest<br />

zu binden. „Intendanten, die keine Nähe zur<br />

Vokalkunst haben, werden sich hüten, Festverträge<br />

zu machen. Denn dann haben sie<br />

Permanentkosten für 3 Jahre.“ So würden<br />

immer mehr Sänger auf den freien Markt geworfen.<br />

Der sie allzu rasch verschleißt.<br />

<strong>Die</strong> neue Intendantin der Seefestspiele<br />

Mörbisch, Dagmar Schellenberger, kann die<br />

Gerüchte nicht mehr hören, sie habe ein Mitglied<br />

der Findungskommission besser gekannt<br />

als andere Bewerber. „Unterstellungen dieser<br />

Art kamen nur aus einer einzigen Richtung,<br />

von jemandem, der es nicht geworden war“,<br />

sagte sie in Wien. Schellenberger, eine der<br />

Sänger-Protagonistinnen der Ära von Harry<br />

Kupfer an der Komischen Oper Berlin, galt als<br />

Überraschungssiegerin um die Nachfolge beim<br />

größten Operetten-Festival der Welt. Sie startet<br />

mit Millöckers „Bettelstudent“. Im nächsten<br />

Jahr folgt „Anatevka“.<br />

Kristian Bezuidenhout (33), Pianist,<br />

Cembalist und Hammerklavier-Spieler mit<br />

Wohnsitz in London, ist nicht wiederzuerkennen.<br />

Nicht nur hat er die Schubert-<br />

Brille, die früher sein Markenzeichen war,<br />

abgesetzt. In den letzten vier Jahren habe<br />

er, so Bezuidenhout in Berlin, „55 Kilo abgenommen“.<br />

Alagnas Neue:<br />

<strong>Die</strong> Sopranistin<br />

Aleksandra Kurzak<br />

Kritisiert die<br />

Engagementpolitik:<br />

Ioan Holender<br />

Vorher und<br />

nachher:<br />

Kristian<br />

Bezuidenhout<br />

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