SE P T E M B E R · A U SST E LLU N G 2 0 1 3 - Kovacek & Zetter
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Herbert Gurschners Talent machte sich früh bemerkbar und so besuchte er bereits 16-jährig die Kunstgewerbliche<br />
Fachschule in Innsbruck. Der junge Künstler nahm an der privaten Mal- und Zeichenschule von Walter<br />
Thor Unterricht und inskribierte 1918 an der Akademie der bildenden Künste in München. Um 1920 pendelte<br />
er zwischen München und Innsbruck und beschickte Ausstellungen mit seinen farbintensiven Städtebildern<br />
und Ansichten aus der näheren Umgebung Innsbrucks. In diese Zeit fiel auch die enge Freundschaft mit Ernst<br />
Nepo. 1924 vermählte sich der schon erfolgreiche Maler mit der englischen Adeligen Ella Dolores Erskine, die<br />
ihm wichtige Kontakte zu englischen Künstler- und Sammlerkreisen vermittelte, wo seine Malerei begeistert<br />
aufgenommen wurde. Während dieser Jahre unternahm er ausgedehnte Reisen nach Italien. 1928 wurde Gurschner<br />
als Gastaussteller im italienischen Pavillon zur Biennale in Venedig eingeladen. Ab 1929 stellte er in der<br />
renommierten Londoner Fine Art Society aus, was den künstlerischen Durchbruch in England bedeutete. Als<br />
bereits erfolgreicher, international gewandter Künstler fand er Zugang zu Adels-, Diplomaten- und Wirtschaftskreisen,<br />
die ihm durch Porträtarbeiten zu einer unbeschwerten Existenz und zahlreichen Reisen verhalfen. In<br />
London und New York feiert er weitere Erfolge. Seine Kontakte zu Österreich nahm er nach dem Krieg wieder<br />
auf. Er besuchte regelmäßig Innsbruck und machte von dort aus Reisen nach Italien, Deutschland und in die<br />
Schweiz. Bis zu seinem Tode blieb Herbert Gurschner seinem Heimatland Tirol, das ihm bei allen Ausstellungserfolgen<br />
in England und Amerika immer als wichtigste Inspirationsquelle seiner Malerei diente, eng verbunden.<br />
1936 befand sich Gurschner auf der Spitze seiner Karriere. Als angesehener Künstler führte er ein reges gesellschaftliches<br />
Leben, das er unter anderem der Gönnerschaft Vivienne Woolley-Harts und ihres Mannes verdankte.<br />
„Madonna of the Island“ wurde erstmals in den Ferargil Galleries in New York im April 1937 gezeigt.<br />
Zur Eröffnung der Ausstellung reiste Gurschner von den Bermuda-Inseln an, auf denen er sich einige Wochen<br />
zuvor aufgehalten hatte. Aufgrund der Datierung des Bildes 1936 ist anzunehmen, dass er auch schon früher<br />
die Inselgruppe besucht hatte, was den Untertitel des Bildes „Tucker‘s Island, Bermuda“ erklären würde.<br />
In den dreißiger Jahren schuf der Maler eine Reihe Porträts, die „aus der Verbindung von Tiroler Sachlichkeit,<br />
englischer Manieriertheit und italienischem Raum- und Farberlebnis“ 1 gewachsen sind. Dabei spielt die Landschaft<br />
im Hintergrund stets eine wichtige Rolle in Bezug auf den dargestellten Menschen. Obwohl wir es hier<br />
mit einem klassisch-religiösen Motiv zu tun haben, ist die Madonna stilmäßig mit diesen Porträts eng verwandt.<br />
Die von einer leuchtenden Aura umgebene Mutter Gottes sitzt auf einer stilisierten grünen Insel, das Jesuskind<br />
auf ihrem Schoss. Die winzige Insel erinnert an die alte Tradition des „hortus conclusus“ 2 , der auf die Jungfräulichkeit<br />
Marias, aber auch das Paradies anspielt, sie mag aber auch im Zusammenhang mit den Inseln der<br />
Bermudas stehen. Um die Madonna herum sprießen Glockenblumen, die ein Symbol der engen Verbundenheit<br />
sind – wohl zwischen Mutter und Kind, aber auch zum Maler selbst, wie er in der Inschrift festgehalten hat, in<br />
der er um ihren Schutz bittet.<br />
Bilder wie das nebenstehende, die am Höhepunkt von Gurschners Karriere geschaffen wurden, sind rare und<br />
gesuchte Sammlerstücke, die am europäischen Markt nicht oft zu finden sind.<br />
9<br />
Herbert Gurschner<br />
(Innsbruck 1901 – 1975 London)<br />
Madonna of the Island<br />
1936<br />
Tucker‘s Island, Bermuda<br />
Öl auf Leinwand<br />
152,4 x 111,8 cm<br />
Signiert und datiert rechts unten:<br />
Gurschner 1936<br />
Signiert, datiert und betitelt rechts unten:<br />
Herbert Gurschner Tucker‘s Island<br />
Sommer 1936<br />
Betitelt und beschriftet: DER FRAU <strong>SE</strong>ELE<br />
UND MUTTER GEWIEDMET MÖGE SIE<br />
MIT MIR <strong>SE</strong>IN IN DIE<strong>SE</strong>M LEBEN UND IM<br />
NÄCHSTEN. „MADONNA OF THE ISLAND“<br />
Provenienz: Privatbesitz New York<br />
Ausgestellt: Ferargil Galleries, New York 1937;<br />
Vivienne Gallery, New York 1946<br />
1<br />
Gert Ammann, Herbert Gurschner. Zwischen Tradition und Selbstfindung, in: C. und R. Widder (Hrsg.), Herbert Gurschner. Ein Tiroler in<br />
London, Tyrolia Verlag, Innsbruck – Wien 2000, S. 33<br />
2<br />
„geschlossener Garten“, eine Symbolik, die auf die Jungfräulichkeit Marias anspielt und meist noch durch symbolhafte Blumen verstärkt wird