Technik ist auch weiblich - HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann ...
02 • 2013
Magazin für die Mitarbeiter der HKM
Magazin für die Mitarbeiter der HKM
Frauen bei HKM:
Technik ist
auch weiblich
Seite 3
2 02 • 2013
02 • 2013
Magazin für die Mitarbeiter der HKM
Magazin für die Mitarbeiter der HKM
Kunden und Partner
Kollegiale Unterstützung
BP-Rosneft-Werkfeuerwehr zu Gast 23
Reden – Vertrauen – Helfen
Safety First geht in die nächste Runde 26
Der Hüttenspatz 25
Im Dialog bleiben
Nachbarschafts-Forum
mit hoher Beteiligung 31
Besser werden
KVP-Einführung bei TI 28
Mitarbeiter
Mach mit – bleib fit!
Technik ist auch weiblich
Frauen bei HKM 3
100 Jahre Deutsches Sportabzeichen –
HKM ist dabei 30
Frauen bei HKM:
Technik ist
auch weiblich
(K)Eine heile Welt
Kolumne des Betriebsrats 9
Seite 3
#Kompetenz
Einfach, schneller und besser
Best Practice – Überprüfung
elektrischer Betriebsmittel 14
Der Blick ins Innere
Mehr Transparenz durch
neue Techniken im Hochofenprozess 18
Die (Arbeits-) Welt mit
anderen Augen sehen
Neue Wege der Arbeitssicherheit
im Hochofenbereich 10
Win-Win-Situation für alle Beteiligten
Ein Praktikum bei HKM 13
Von der Instandhaltung zum
Umweltschutz
Mitarbeiter stellen ihren
Arbeitsalltag vor 16
Rentenberatung vor Ort
Angebot des Personalservice 19
Weil Innovationen nicht vom
Himmel fallen
Innovationszirkel bei TI eingeführt 32
Integriertes Hüttenwerk –
eine völlig neue Dimension
Gewerkschaftsboss Jürgen Kerner
besucht Hütte 35
Ein Treppengeländer für den
Stadtsportbund
Die Azubi-Kolumne 36
Vertrauen ist gut …
Qualitätskontrolle feuerfester
Baustoffe in der Pfannenwirtschaft 24
30 Millionen Tonnen Roheisen
an Hochofen B erzeugt
Bei der bisher längsten Ofenreise 38
Vorträge & Veröffentlichungen 39
Auch Beteiligung will gelernt sein
Projekt „Mitarbeiterbefragung
in der Lagerwirtschaft“ 20
Fuchs & Bärmann 21
Bei der Flut mit angepackt
HKM-Mitarbeiter leisteten
tatkräftige Hilfe 22
Erstmals Umweltschutz einbezogen
Kreativtraining der Azubis 36
Alle kamen durch
Rhein-Ruhr-Marathon
mit HKM-Beteiligung 37
Jubilare 38
Austritte, Altersteilzeit, 39
Freistellungsphase
Wir gedenken 39
1,3 1,8 3,2 2,9 2,6 2,3 2,6 0,0 0,0 1,7 5,1 5,1 4,3
Neues
Ziel
2013:
3,5
JUNI JULI AUG SEP OKT NOV DEZ JAN FEB MÄRZ APRIL MAI JUNI
[ 4,3* ] Verletzungshäufigkeit bei HKM bis Juni 2013!
* Anzahl/Häufigkeit der Betriebsunfälle ab 1 Ausfalltag
pro 1 Mio. verfahrener Arbeitsstunden
Auf dem Podium: Zum Thema „Frauen und Technik“ diskutierten mit Moderatorin Stephanie Hajdamowicz
(Mitte) unter anderem (v.l.) Roswitha Becker, Anja Best, Doris Freer, Annette von Brauchitsch-Lavaulx,
Sabine Rolofs und Gabriele vom Ende. Die ebenfalls eingeladene Elektronikerin Denise Kappes konnte
aus Termingründen leider nicht teilnehmen.
Mitarbeiter Frauen bei HKM:
Technik ist auch weiblich
Frauen und Technik – das passt nicht zusammen.
Heißt es jedenfalls. Und der Blick in
den betrieblichen Alltag scheint diesem Vorurteil
Recht zu geben. Zwar gelten Frauen
in technischen Berufen heute nicht mehr als
Exotinnen, in der Minderheit sind sie aber
weiterhin. Und zwar deutlich, allen Aktionen
und Förderprogrammen zum Trotz.
Woran also liegt es, dass Frauen und Technik
zumindest auf beruflicher Ebene nicht
zusammenkommen? – Für HKM war diese
Frage Grund genug, sie weiterzugeben. An
jene Frauen, die auf der Hütte in technischen
Berufen tätig sind. Und weil dieses
Thema nicht nur aktuell, sondern auch gesellschaftsrelevant
ist, hatte man daraus
gleich eine Podiumsdiskussion gemacht.
Für die Hütte war die Situation eher untypisch:
Deutlich mehr Frauen als Männer
drängten sich am 2. Juli 2013 am Eingang des
Infocenters, um live bei der Veranstaltung
„Frauen und Technik“ dabei zu sein. Wobei
der Andrang auch zeigt, von welch großem
Interesse dieses Thema generell, aber auch
speziell auf der Hütte ist.
7,4 Prozent Frauen in
Stammbelegschaft
Stellt sich natürlich die Frage, warum HKM
eine solche Veranstaltung überhaupt durchführt.
Zumal es in der Stahlindustrie und
damit auch auf der Hütte nicht besser als in
anderen Industriezweigen aussieht – zumindest
was Frauen angeht. Von den insgesamt
knapp 2.800 Beschäftigten der Stammbelegschaft
von HKM sind gerade einmal 205
oder 7,4 Prozent weiblich, wobei dieser Prozentsatz
auch noch äußerst unterschiedlich
verteilt ist. Im AT-Bereich kommen die Frauen
auf 16,5 Prozent und bei den Angestellten
auf knapp 18 Prozent. Nur im Lohnbereich
dümpelt der Frauenanteil bei eher kümmerlichen
knappen zwei Prozent dahin. Einsamer
Spitzenreiter in Sachen Frauenquote ist
übrigens im Personalwesen der Bereich Personalführung,
wo mit knapp 55 Prozent die
Frauen sogar die Oberhand haben – allerdings
auch hier nicht in Spitzenfunktionen.
Angesichts der Zahlen müßig zu bemerken,
dass der Spitzenreiter zugleich auch die
rühmliche Ausnahme ist.
Einen Stein ins Wasser
werfen
Für Arbeitsdirektor Peter Gasse gab es daher
vor allem einen Grund für diese Veranstaltung,
zu der er auch die Frauenbeauftragte
der Stadt Duisburg, Doris Freer, sowie die
Beauftragte für Chancengleichheit der Duisburger
Agentur für Arbeit, Annette von
4 02 • 2013
Arbeitsdirektor Peter Gasse eröffnet die Veranstaltung:
Frauen und Technik – geht das bei HKM?
Unter Frauen im Podium:
Stahlwerksleiter Dr. Arnd Köfler und Jens Loock
Brauchitsch-Lavaulx, begrüßte: „Weil sie
ungewöhnlich ist.“ Sinn macht das Thema
aber auch, weil HKM Frauen zur Zukunftssicherung
braucht und sie zudem bei der
angestrebten Kulturveränderung sehr hilfreich
sein können. Die Diskussion über die
Frauenquote, die er lieber einige Ebenen
tiefer hätte, sieht Peter Gasse allerdings
zwiespältig: „Als Anfang gut, als Alibi
schlecht.“ Frauenförderung, so der Arbeitsdirektor
weiter, setze Akzeptanz voraus und
diese wiederum eine Debatte. „Heute wollen
wir hier einen Stein ins Wasser werfen
und hoffen, dass daraus ein ganz dicker
Brocken wird“, sagte er und übergab
Stephanie Hajdamowicz das Mi krofon.
Unterschiedliche Biografien …
Gabriele
vom Ende,
Leiterin
Berufsbildung
Die WDR-Journalistin, die an diesem Tag die
Podiumsdiskussion moderierte, holte zunächst
Roswitha Becker, Anja Best, Gabriele
vom Ende und Sabine Rolofs nach vorne und
stellte sie kurz vor (s. auch Steckbriefe). Obwohl
alle vier als verbindendes Element ein
frühzeitiges Interesse an Technik vorweisen,
sind ihre Biografien und Erfahrungen doch
sehr unterschiedlich. Die Diplom-Ingenieurin
der Werkstoffwissenschaften, Roswitha
Becker, etwa hat nach der Geburt ihrer inzwischen
drei Kinder jeweils lediglich drei bis maximal
zehn Monate Pause gemacht und dann
sofort wieder gearbeitet. Weil sie es so wollte,
wie sie sagt. Den Frauen rät sie, Zutrauen
im Job zu zeigen und die vorhandenen Hürden
im Kopf zu überwinden. Diplom-Bauingenieurin
Anja Best hat erlebt, dass es Frauen
und erst recht Anfängerinnen auf Baustellen
schwer haben. Aber: „Das gibt sich später.“
Allerdings gibt sie auch zu, dass es noch immer
eine Männerwelt sei, „rein Weibchen
sein, geht da gar nicht.“ Sie empfiehlt HKM,
mehr Werbung zu machen, aufzuzeigen, wie
viele Frauen bereits auf der Hütte arbeiten
und dass sie sich dort wohl fühlen.
… unterschiedliche Erfahrungen
Für Diplom-Ingenieurin für Werkstoffwissenschaften
im Hüttenwesen Gabriele vom
Ende – heute als Leiterin der Berufsbildung
einzige Frau im ersten Führungskreis bei
HKM – ist wichtig, dass sie die Chance bekommen
hat zu zeigen, was sie kann. Und
dass sie diese Chance ergriffen hat. Mangelnde
Selbstvermarktung sieht sie als
Grund dafür, dass Frauen nicht nach oben
kommen. „Man muss die eigenen Erfolge
auch verkaufen – Männer können und machen
das.“ Chemielaborantin Sabine Rolofs
hat die Erfahrung gemacht, dass nach der
Geburt ihrer Kinder der Wiedereinstieg
schwer war. „Weil es damals in der Kokerei
keine Vollstelle für mich in der Frühschicht
gab.“ Heute hat sich das geändert, arbeitet
sie wieder. Doch so wie es ihr manchmal
bei den Arbeitgebern an Flexibilität fehlt,
mahnt sie das gleiche auch bei den Frauen
an. „Einfach mal technische Berufe anschauen
und sich das dann auch zutrauen.“
Keine Angst vor
Schwangerschaft
Jens Loock,
Personalchef
Auch Personalchef Jens Loock hat für mehr
Frauen in technischen Berufen kein Patentrezept,
weiß allerdings, dass die Wirklichkeit
für Wünsche keinen Raum lässt. „In
den MINT-Berufen ist die Zahl einstellbarer
Frauen immer noch sehr gering, liegt
beispielsweise bei Metallurginnen im einstelligen
Prozentbereich.“ Nur so lässt sich
auch erklären, warum der Frauenanteil bei
HKM in Verwaltung, IT oder Controlling
ganz in Ordnung, im gewerblichen Bereich
hingegen immer noch sehr niedrig ist. Ein
Problem sieht er aber auch darin, Frauen zu
halten. Denn viele hätten Angst, bei einer
Schwangerschaft ihren Job zu verlieren.
Quatsch, sagt der Personalchef. Ob es künftig
allerdings mehr Frauen speziell in technischen
Ausbildungsberufen geben wird,
wagt er zu bezweifeln. „Wir haben es mit
massiv sinkenden Bewerberzahlen zu tun
und darunter ist nur ein ganz bestimmter
Anteil Mädchen. Ich befürchte, dass die Bereitschaft
und auch die Neigung zu technischen
Berufen eher abnimmt.“ Ein anderes
und anscheinend ewiges Thema sind die
fehlenden Sanitäranlagen für Frauen in den
02 • 2013 5
Betrieben. Jens Loock: „Wenn wir die endlich
mal haben, ist schon viel erreicht.“
Arbeit an Lebenssituationen
anpassen
Stahlwerkschef Dr. Arnd Köfler ist es wichtig,
dass Frauen angesichts des drohenden
Facharbeitermangels künftig mehr denn je
gebraucht werden. Um das zu realisieren,
bedarf es seiner Meinung nach vieler
Mo saik steinchen. „An den Sanitäranlagen
werden wir sicherlich nicht scheitern. Viel
wichtiger ist da schon ein verändertes Rollenverständnis
der Männer.“ Statt so genannte
Karriere-Überstunden zu schieben,
sollten sie lieber frühzeitig nach Hause gehen.
Speziell Führungskräfte, denn bei denen
zählt nicht die Zeit, sondern die Aufgaben,
die sie erledigen. Wichtig sei allerdings auch,
dass man flexibler werde, etwa was Schichten
oder auch Teilzeit angeht, denn: „Wir
werden es uns kaum leisten können, auf die
Hälfte der Menschheit zu verzichten.“ Sabine
Rolofs ergänzte, dass die Arbeit an die
verschiedenen Lebenssituationen angepasst
werden muss. In diesem Zusammenhang
vielleicht ganz wichtig, dass HKM in dieser
Richtung schon viel tut. Weniger in Bezug
auf flexible Arbeitszeit modelle und -zeiten,
dafür umso mehr bezüglich der Vereinbar-
Frank Tegtmeyer,
Leiter
Personalservice
keit von Beruf und Familie. Laut Personalservice-Leiter
Frank Tegtmeyer, der selbst nicht
an der Diskussion teilnahm, gibt es bereits
ein umfassendes Angebot, das neben Kinderbetreuung
und anderen Maßnahmen
erstmals auch die Pflege von Angehörigen
einbezieht. „Ein wichtiger Punkt“, wie er
meint, „schließlich hängt die doch noch stark
an den Frauen.“
Vorbilder gesucht
Karin Aust,
Leiterin
Kommunikation
und
O r g a n is at i o n s-
entwicklung
Als Frauenbeauftragte der Stadt Duisburg
begrüßt Doris Freer dieses Angebot, warnt
jedoch zugleich auch davor, Frauen- und
Familienförderung in einen Topf zu werfen.
„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft
Männer wie Frauen, die Förderung von
Frauen ist etwas anderes.“ Ihre Anregung:
Vielleicht ja mal in den Broschüren über
Ausbildungsberufe nicht nur männliche,
sondern auch weibliche Azubis abzubilden.
Annette von Brauchitsch sieht das ähnlich.
„Junge Frauen brauchen Vorbilder“, sagt die
Beauftrage für Chancengleichheit der Duisburger
Agentur für Arbeit und weiß zugleich
auch, dass Eltern und Lehrer die möglichen
Chancen für Mädchen noch nicht richtig
im Blick haben. Mehr Öffentlichkeitsarbeit
sei nötig oder – mit Blick auf HKM – auch
verstärkt Schnupperkurse oder Praktika für
Mädchen. Sowohl Doris Freer als auch Annette
von Brauchitsch sind sich aber auch
einig darin, dass die Rahmenbedingungen
stimmen müssen. Um festzustellen, woran
es fehlt und was noch verbessert werden
kann, raten beide: „Genau hinschauen.“
Förderprogramme
eher nicht
Bei der abschließenden Frage in die Runde
ging es dann noch um den Sinn und Zweck
von Frauenförderprogrammen. Und zu denen
gibt es ganz unterschiedliche Meinungen.
Roswitha Becker hat eher ein Problem
damit und rät dazu, das gesamte Thema
„Frauen und Technik“ nicht zu verkrampft
anzugehen. Auch Anja Best steht solchen
Programmen ablehnend gegenüber, möchte
viel lieber die Akzeptanz bei Männern
und Frauen verändern und verlangt ein Umdenken
auf beiden Seiten. Für Doris Freer
kommt es hingegen auf die Programme
an, glaubt sogar, dass es ohne Quotierung
nicht geht. Annette von Brauchitsch würde
eher Informationsveranstaltungen bevorzugen,
auf denen HKM dann etwa Frauen
den Beruf einer Kranfahrerin schmackhaft
machen könnte. Weniger auf Programme
als auf die Förderung von Frauen setzt dagegen
Gabriele vom Ende, schließlich gibt
es keine männlichen oder weiblichen Berufe.
Jens Loock will Frauen künftig vielleicht
bestimmte Bereiche wie etwa den Umweltschutz
näher bringen, glaubt aber auch,
dass eine gewisse kritische Masse an Frauen
erforderlich ist, um die Bewegung nach
vorne zu bringen. Nicht zu immer neuen
Programmen, sondern zum Abgucken rät
Dr. Arnd Köfler. Schließlich gibt es genügend
Initiativen von den man lernen und die man
Journalistin Stephanie Hajdamowicz moderiert die Talk-Runde im gut gefüllten Infozentrum
6 02 • 2013
Frauen und Technik – Geht das bei HKM?
Besprechung von Zahlen, Daten, Fakten vor
der Veranstaltung
auf HKM übertragen kann. Auch Sabine Rolofs
hält wenig von speziellen Programmen,
weil mit Zwang nichts funktioniert.
Berufen Gesichter geben
Blieb letztlich die Frage, was sich ändern
muss, dass Frauen und Technik mehr oder
besser zusammenkommen. Und hierzu gab
es reichlich Vorschläge. Etwa dass Ingenieure
oder Chemiker aus den Betrieben in die
Schulen gehen und ihre Gebiete interessant
und spannend vorstellen. Dass bestimmte
Themen frauengerechter und weiblicher angesprochen
werden. Dass bei HKM arbeitende
Mütter mit Kindern in die Schulen
gehen und von ihrem Job und dem Spaß
dabei erzählen. Oder dass es solche Veranstaltungen
wie die aktuelle öfter geben sollte.
Letztendlich, so der allgemeine Tenor,
geht es um Information, Vorbilder, Beispiele
und Vernetzung. Oder, wie es Anja Best auf
den Punkt brachte, Berufen Gesichter zu geben.
Allerdings sind auch die Frauen nicht
aus der Verantwortung entlassen. Es gilt,
ein bestimmtes Selbstverständnis zu haben,
sagte Roswitha Becker. Und das besteht
darin, einen bestimmten Job bekommen zu
wollen, und zwar nicht weil man Frau ist,
sondern darin arbeiten will. Allerdings:
„Wenn Frauen sich für solche Berufe und
Jobs interessieren, sollten sie auch gleiche
Chancen haben.“ Genau daran muss weiter
gearbeitet werden – auch bei HKM.
Sie finden auch, dass „Frauen und Technik“
ein wichtiges Thema ist? – Dann diskutieren
Sie mit uns. Per Mail oder Leser brief. Denn
wir wollen die Debatte weiterführen.
Mail-Adresse: leserbriefe@hkm.de
Post-Adresse:
Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH,
Redaktion Leserbriefe,
Ehinger Str. 200, 47259 Duisburg
Interne Briefe: Redaktion Leserbriefe
Als Leiterin der Berufsbildung bei HKM ist
Gabriele vom Ende dicht dran am Geschehen.
Und sieht, dass sich im Hinblick auf Bewerberinnen
für technische Ausbildungsberufe
nur wenig tut. Zurzeit sind die Zahlen
Steckbrief
Name: Gabriele vom Ende
Alter:
55 Jahre
Familienstand: ledig, ein Sohn (28 Jahre)
Ausbildung: Diplom-Ingenieurin für
Werkstoffwissenschaf ten
im Hüttenwesen
Bei HKM seit: 1990
Heutige Leiterin
Tätigkeit: Berufsbildung
STECKBRIEFE
Frauen fehlt es am Self-Marketing
sogar wieder rückläufig, sagt sie. Woran es
liegt? – Vielleicht daran, dass die Industrie immer
noch eine Männergesellschaft ist, vermutet
sie. Deshalb fördert sie Mädchen und
Frauen, wo es nur geht. Ein aus ihrer Sicht notwendiges
Unterfangen: „Frauen fehlt es oft
an Selbstbewusstsein und am Self-Marketing“,
sagt sie und sie weiß, wovon sie spricht.
Schließlich ist sie die einzige Frau in der 35-köpfigen
ersten Führungsebene der Hütte. Nicht,
weil HKM dort keine Frauen haben will. „Es
gibt sie einfach nicht“, sagt Gabriele vom Ende.
Weil für solche Leitungsfunktionen ein
Profil erforderlich ist, was Frauen zumindest
derzeit nur begrenzt vorweisen können. Der
Frauenquote erklärt sie daher auch eine klare
Absage. Alibi-Frauen, sagt sie, brauchen wir
nicht, vielmehr solche, die durch Qualifikation
auf Augenhöhe mit den Männern sind. Sie
selbst hat gezeigt, dass das möglich ist, auch
wenn das nicht immer einfach war. Denn mit
ihrem Studium der Hüttenkunde war sie auf
der Hochschule wie auch später im Beruf eigentlich
immer eine Exotin. Aber sie hat sich
durchgesetzt. „Wenn man sich erst einmal den
Respekt erarbeitet hat, läuft es auch.“ Zugleich
hat sie lernen müssen, als Frau doppelt so gut
zu sein, da die Entscheider in der Regel Männer
sind. Und die lassen Frauen nur hochkommen,
wenn sie besser sind. Dennoch hat Gabriele
vom Ende durchweg gute berufliche Erfahrungen
gemacht. Etwa mit Arbeitgebern, die
mit einer ledigen Mutter als Ingenieurin kein
Problem hatten. Auf der Hütte ist sie direkt als
Betriebsleiterin eingestiegen und hat gleich
neue „Sitten“ eingeführt. Etwa dass Termine
nach 16 Uhr nicht gehen, weil der Sohn aus der
Kita muss. „Das war schon eine kleine Revolution“,
lacht sie. Weniger zum Lachen waren anzügliche
Blicke und sexistische Anmache. Viel
geändert hat sich daran nicht, sagt sie. Nur
dass langsam doch mehr Frauen in die Berufe
drängen und weniger Berührungsängste haben.
Hinsichtlich der erforderlichen Veränderung
ist sie dennoch skeptisch: „In meiner Generation
passiert das nicht mehr.“ Dafür sieht
sie die demografische Entwicklung als Chance
für Frauen. Allerdings nur dann, wenn sie nicht
warten, bis sie entdeckt werden. Und wenn
sich die Denke der Entscheider ändert, sie nach
Potenzial und nicht Geschlecht entscheiden.
Letztlich ist Gabriele vom Ende sich aber sicher:
„Immer mehr Frauen werden Spuren hinterlassen.
Nicht zuletzt deshalb, weil sich auch
die Männer ändern.“
02 • 2013 7
Steckbrief
Name: Anja Best
Alter:
46 Jahre
Familienstand: ledig
Ausbildung: Bankkauffrau,
anschließend Studium
Bauingenieurwesen
an der FH Bochum
Bei HKM seit: 01.04.2011
Heutige Bauingenieurin
Tätigkeit: Instandhaltung
Auf der Baustelle eine Exotin
Wer Anja Best nach dem Thema Frauen
und Technik befragt, bekommt Positives
zu hören. Zumindest was HKM angeht,
denn da fühlt sich die 46-Jährige wohl. Weil sie
akzeptiert wird, gleiches Geld wie die männlichen
Kollegen erhält und nach dem beurteilt
wird, was sie kann. Keine Selbstverständlichkeit,
wie die gelernte Bankkauffrau weiß. Die
sich erst mit Anfang 30 dazu entschied, einen
Neuanfang zu wagen und Bauingenieurwesen
zu studieren. Aus Vorliebe für Technik und der
Faszination, Gebäude entstehen zu sehen. Als
sie nach ihrem Diplom die ersten beruflichen
Schritte bei einem mittelständischen Bauunternehmen
unternimmt, macht sie dort als erste
Ingenieurin überhaupt gleich die Erfahrung:
Männer akzeptieren auf Baustellen keine
Frauen, die ihnen was zu sagen haben. Und sie
müssen mehr leisten, um anerkannt zu werden,
bekommen in der Regel aber weniger bezahlt.
Durchsetzen, das lernt sie schnell, kann
man sich nur, wenn man diesen Menschen auf
Augenhöhe begegnet. Was für sie als Anfängerin
und noch dazu als Frau nicht einfach ist.
„Da spielt das Diplom überhaupt keine Rolle“,
sagt sie. Nach ihrem Wechsel zu Hochtief, wo
sie den Bereich After-Sales-Management für
den Wohnungsbau aufbauen soll, sieht das
schon anders aus. Was auch damit zusammenhängt,
dass sie nach ca. acht Jahren Praxis ein
anderes Auftreten hat. Eine Exotin bleibt sie
trotzdem und auch später bei HKM wird sie
zunächst das Gefühl nicht los, als Frau nicht
ernst genommen zu werden. „Vielleicht weil
es auch Männern schwer fällt, aus alten Rollenklischees
auszubrechen, zumal Frauen jetzt
mit ganz anderen Forderungen und einem anderen
Selbstbewusstsein auftreten“, sagt sie.
Inzwischen fühlt Anja Best sich allerdings aufgenommen.
Zu Recht, wie sie meint. Schließlich
ist sie als Betreiberin von sechs Sozialgebäuden
und zwei Verwaltungen für alles
verantwortlich, was an Instandhaltungsarbeiten
anfällt – von der Ausschreibung über
die Planung bis zur Übergabe. Bei HKM, sagt
sie, wird sie danach beurteilt, was sie kann und
nicht danach, welches Geschlecht sie hat. Keine
Selbstverständlichkeit, denn sie hat auch
anderes erlebt. Gegen die Frauenquote ist sie
trotzdem. „Wenn Frauen gut sind, setzen sie
sich auch so durch.“ Ihr Vorschlag für mehr
Chancengleichheit: Bei Bewerbungen einfach
nicht aufs Geschlecht, sondern auf die Qualifikation
achten.
Es fehlt an Flexibilität
Dass Sabine Rolofs heute in der Kokerei
als Chemielaborantin eine Vollstelle in
der Frühschicht hat, ist keineswegs selbstverständlich.
„Noch vor Jahren war das unmöglich.
Da ist mir der Wiedereinstieg mangels
einer solchen Stelle verwehrt worden“, sagt
sie. Dabei hat sie sich immer ins Zeug gelegt,
schon zwei Jahre nach ihrer Ausbildung bereits
den Antrag auf Weiterqualifizierung zur
Technikerin gestellt. Chemielaborantin lernt
Sabine Rolofs aus Interesse an Technik und
Chemie. Und weil sie glaubt, auf dem damals
nicht gerade rosigen Arbeitsmarkt mit einem
technischen Beruf bessere
(Zukunfts-) Chancen zu haben.
Allerdings steht für sie
auch fest, einmal Kinder haben
zu wollen. Über die heute
viel zitierte Vereinbarkeit von
Beruf und Familie macht sie
sich noch wenig Gedanken
und geht daher auch in den
Mutterschutz mit dem festen
Vorsatz, wieder in den Beruf
zurückkehren zu wollen. Nach
einer gewissen Zeit jedenfalls,
denn: „Ich wollte meine Kinder
wissentlich aufwachsen
sehen.“ Allerdings gestaltet sich der berufliche
Wiedereinstieg schwer, da sie einen Halbtagsjob
sucht. Was bei HKM damals ebenso wenig
möglich ist, wie ausschließlich Frühschicht
zu machen. Als Alternative bleibt der Job am
Empfang einer Tierärztin. Erst sechs Jahre
später bietet man ihr dann im Rahmen der
Kokereierweiterung doch eine Vollzeitstelle
auf der Frühschicht von 6 bis 14 Uhr an. Obwohl
sich also etwas getan hat, sieht Sabine
Rolofs immer noch Handlungsbedarf. „Es fehlt
an Flexibilität der Arbeitgeber, sich durch entsprechende
Arbeits- und auch Zeitmodelle auf
Name:
Alter:
Familienstand:
Ausbildung:
die Bedürfnisse von Frauen und speziell Müttern
einzustellen.“ Vielleicht, so vermutet sie,
herrscht ja vor allem bei älteren Führungskräften
noch das alte Rollenklischee von Frauen am
Herd. Gleichwohl gibt sie zu, dass ein Umdenken
stattfindet, wie das zunehmende Angebot
an Krabbelplätzen zeigt. Ob eine Frauenquote
diese Veränderung beschleunigen kann, wagt
sie allerdings zu bezweifeln. Zumindest dann,
wenn es nur um die Quote geht. „Wenn nur
die Qualifikation zählt und dann im Zweifelsfall
Frauen bevorzugt werden, hielte ich das
für richtig. Aber auch nur dann.“
Sabine Rolofs
43 Jahre
Steckbrief
verheiratet, zwei Söhne (14 und 12 Jahre)
Ausbildung zur Chemie laborantin bei HKM,
Weiterbildung zur Chemotechnikerin
(Berufskolleg Glockenspitz Krefeld)
Bei HKM seit: von 1989-1998
(mit Unterbrechung wegen Weiterbildung)
und dann wieder ab 2011
Heutige Tätigkeit: Chemielaborantin in der Kokerei
8 02 • 2013
Jede Frau soll selbst entscheiden
Roswitha Becker ist eine Frau, die polarisiert,
an deren Lebensmodell sich auch
heute noch die Meinungen scheiden. Drei Kinder
hat die Diplom-Ingenieurin für Werkstoffwissenschaften
zur Welt gebracht, bei den ersten
beiden jeweils nur drei und beim dritten
zehn Monate lang pausiert. Dann hat sie eine
Kinderfrau engagiert. Sie weiß, dass sie damit
Klischees bedient. Bei denen, die Frauen wie
sie für Rabenmütter halten oder für karrieresüchtig.
Und die sagen, dass man das ja sowieso
nur machen kann, wenn das Gehalt stimmt.
Roswitha Becker kümmern solche Stimmen
wenig. Vor allem deshalb nicht, weil sie ihr
Lebensmodell keinem anderen aufdrängen
will. „Jeder muss schauen, auf welche Art er
glücklich wird“, sagt sie. Natürlich geht bei
einer Kinderfrau ein Großteil des Gehalts
drauf. Aber, so gibt sie zu bedenken, dafür
kann man den Beruf fortsetzen und zahlt unter
anderem auch die Rentenkasse ein. Was
sich – mit Blick auf Altersarmut bei Frauen –
später bezahlt macht. Ganz abgesehen davon,
dass man den Anschluss nicht verpasst. „Das
zum Teil längere Aussetzen ist sicherlich mit
ein Grund dafür, dass es vergleichsweise wenig
Frauen in Führungspositionen gibt.“ Dafür
sei natürlich auch Flexibilität seitens der Ar-
beitgeber erforderlich. Aber die erfährt sie an
ihrem Arbeitsplatz, arbeitet beispielsweise
teilzeit an vier Tagen in der Woche. Ob das nun
Steckbrief
Name: Roswitha Becker
Alter:
42 Jahre
Familienstand: verheiratet, drei Söhne
(3, 4 und 7 Jahre)
Ausbildung: Diplom-Ingenieurin
Werkstoffwissenschaften
Bei HKM seit: 1998
Heutige Leitung Fachgebiet
Tätigkeit: Qualitätssteuerung
an ihren Vorgesetzten liegt oder HKM-spezifisch
ist, kann sie allerdings nicht sagen.
Roswitha Becker ist jedenfalls glücklich in ihrer
Arbeitswelt. Denn in die Industrie wollte sie
schon immer. Auch wenn das eine Männerwelt
ist, in der gönnerhafte Chefs sie schon
einmal fragten, wie sie denn dieses oder jenes
so als Hausfrau sehe. „Von so etwas darf man
sich nicht beeinflussen lassen, darf nicht allzu
empfindlich sein“, meint sie. Bei vielen, so ihre
Meinung, fängt der Denk- und Wertewandel
sowieso erst an, wenn sie selbst eine Tochter
haben, die sich für einen technischen Beruf
interessiert. Echte Probleme habe sie jedenfalls
nie gehabt, nicht beim Mannesmann-
Grobblechwalzwerk, wo ihr beruflicher Werdegang
begann, noch bei HKM. Nicht zuletzt
deshalb steht sie der Frage der Frauenquote
zwiespältig gegenüber, beantwortet sie daher
mit der Gegenfrage, was dadurch besser wird.
„Zählt dann Quote oder Können?“ Wichtig sei,
das Thema im Fokus zu behalten, nur eben
nicht so verkrampft, wie das jetzt geschieht.
„Letztendlich sollte jede Frau so entscheiden,
wie sie es für richtig hält.“ Was nicht immer so
aussehen muss, wie bei ihr. Nur dass es für sie
genau das Richtige ist.
Steckbrief
Name: Denise Kappes
Alter:
24 Jahre
Familienstand: ledig
Ausbildung: Elektronikerin für
Automatisierungstechnik
Bei HKM seit: 2009
Heutige Maschinistin in
Tätigkeit: Kohlenwertstoffanlage
Allein unter Männern
Denise Kappes auf Schicht, das ist auch das
Spiegelbild der heutigen Arbeitswelt in
technischen Berufen. Neun Männer arbeiten
da mit einer Frau zusammen, ein Ungleichgewicht,
das Standard ist. Unwohl fühlt sich die
24-Jährige dennoch nicht, denn: „Ich habe eine
technische Ausbildung machen wollen und
schon damals gemerkt, dass es genau das Richtige
für mich ist.“ Benachteiligt gefühlt hat sie
sich in dieser Zeit nie, nur so manche Tätigkeit
wie Feilen oder Meißeln ist ihren eher zarten
Fingern nicht ganz so bekommen. Davon abschrecken
lassen, hat sie sich nie, im Gegenteil.
Sie hat ihre Ausbildung durchgezogen, wurde
von den anderen Azubis akzeptiert und hat sogar
ein Angebot als Elektronikerin abgelehnt.
Weil sie als Maschinistin tiefer in die Materie
reinkommen, neue Bereiche und Abläufe kennen
lernen kann, wie sie sagt. Und deshalb
geht sie nun auf Schicht, macht Rundgänge,
kontrolliert Messwerte, zieht Proben und
schaut, dass alles funktioniert. Allein unter
Männern, was sie aber nicht stört. „Die meisten
sind nett. Nur Ältere sticheln manchmal,
weil eine Frau auf Schicht eben doch noch keine
Selbstverständlichkeit ist.“ Denise Kappes
ist selbstbewusst genug, so etwas zu überhören
und sich zu behaupten. Zumal sie mit ihren
männlichen Kollegen durchaus mithalten
kann. Allerdings, sagt sie, muss man als Frau
mehr mit dem Kopf machen und oft besser
sein als die Männer, um mit ihnen auf einer
Stufe zu stehen. Nicht bei den jüngeren, darauf
legt Denise Kappes Wert. Aber bei manchen,
sagt sie, „steckt einiges an Vorurteilen
wohl immer noch in den Köpfen drin.“ Zumindest
am Anfang, bis sie dann sehen, dass
Frauen auch gut sind. „Und von der Qualifikation
manchmal sogar besser“, lacht sie. Wie
viele ihrer Kolleginnen hält auch sie deshalb
nichts von der Frauenquote, verlangt vielmehr
Gleichbehandlung. „Wenn Frauen besser sind,
sollen sie auch aufsteigen können.“ Bei HKM
sieht sie diese Möglichkeit gegeben, fühlt sich
in gleichem Maße gefördert wie die männlichen
Kollegen. Und will deshalb auch bleiben.
Über Familie und Kinder und ob sich dann etwas
ändert, hat sie noch nicht nachgedacht.
Nur dass das mit der Schicht dann wahrscheinlich
nicht mehr klappen wird, ist ihr schon klar.
Aber vielleicht hat sich bis dahin ja noch mehr
verändert.
02 • 2013 9
Mitarbeiter Kolumne des Betriebsrats:
(K)Eine heile Welt
Es rumort derzeit bei HKM. Grund für die
eher ungewohnte Unruhe ist das AÜG-
Thema. „Es wird momentan ziemlich heftig
über die Übernahme diskutiert“, weiß Betriebsratsvorsitzender
Uli Kimpel, der das
Ausmaß der Diskussion nicht ganz verstehen
kann. „Wir sind ja bestrebt, so viele wie
möglich zu übernehmen“, sagt er. Nur dass
das alles nicht so einfach ist. Schließlich sind
da auch noch die Azubis und die Konzernübernahme.
Trotzdem ist bereits viel geschafft
worden, betont Norbert Keller. Und
der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende
kann dazu auch Zahlen nennen. „Rund 170
AÜGs haben wir in den letzten Jahren schon
übernommen, einige werden auch in diesem
Jahr noch hinzukommen.“ Keine Kleinigkeit,
wenn man bedenkt, dass seit 2012 auch die
Übernahme von Inoxum-Mitarbeitern gestemmt
wird. Insgesamt 200 sollen bis 2014
bei HKM unter kommen. 100 sollten bereits
2012 übernommen werden, wobei allerdings
nur etwa 60 von Krefeld gekommen
sind. Weitere 50 stehen für das laufende
sowie auch für das kommende Jahr auf dem
Plan. Eine Alternative dazu gibt es nicht,
wissen die beiden, „denn wir sind zu der
Konzernübernahme verpflichtet.“
Trotzdem will man in Zukunft bei der Vorgehensweise
für die Übernahme von AÜGs,
Azubis und auch von Konzernmitarbeitern
eine klare Linie fahren. „Wir arbeiten gerade
zusammen mit den Arbeitgebern an einer
Betriebsvereinbarung über Grundsätze zum
Einsatz von Leiharbeitern, in der von Azubis
über Leiharbeiter bis hin zu befristet Beschäftigten
alles enthalten und geregelt
ist“, sagt Uli Kimpel. Bei den befristeten Kollegen
soll sogar recht schnell etwas geschehen.
Noch in diesem Jahr, so verspricht Norbert
Keller, will man versuchen, die befristet
beschäftigten Kollegen zu entfristen. Und
zwar jene, die vor der Übernahme als Leiharbeiter
bei HKM gearbeitet und jetzt insgesamt
eine Beschäftigung von 54 Monaten
hinter sich gebracht haben.
Mal abgesehen von der Unruhe an der
Übernahmefront, scheint die Welt auf der
Hütte ansonsten in Ordnung zu sein. Es
herrscht nahezu Vollauslastung, die Stimmung
ist gut. Also alles eitel Sonnenschein?
– Nur scheinbar, denn derzeit ist HKM nach
Ansicht der beiden Betriebsräte eine Insel
der Glückseligen. Und dass ihr Betonung
dabei auf „Insel“ liegt, hat seinen Grund.
„Wenn wir mal zu unseren Müttern, aber
auch auf die Gesamtsituation in der Stahlindustrie
schauen, dann müssen wir zugeben,
momentan wirklich gut dran zu sein“, sagen
sie. Was nicht unbedingt heißen muss, dass
sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern
muss. Aber denkbar ist es eben doch. Zumal
sich Dinge wie die Energiepolitik und ihre
Auswirkungen kaum beeinflussen lassen.
Gleiches gilt für die Rohstoffpreise. „Es ist ja
eigentlich absurd, dass bei fallenden Stahlpreisen
Rohstoffe wie Erz auf höchstem Niveau
verharren oder sogar weiter steigen“,
schüttelt Uli Kimpel den Kopf. Wobei er nur
zu gut weiß, dass der schier unstillbare Rohstoffhunger
der Chinesen die treibende
Kraft dafür ist.
Da an diesen und anderen Themen aus
eigener Kraft wenig getan werden kann,
nimmt man sich anderer Dinge an. So finden
die beiden es beispielsweise ausgesprochen
gut, dass in dieser Ausgabe von „Wir
bei HKM“ das Thema „Frauen und Technik“
zur Sprache kommt. „Ich hoffe, dass dadurch
auf der Hütte eine Diskussion zustande
kommt, wie wir mit dem Thema weiter
umgehen und dabei weiterkommen können“,
meint Norbert Keller. Denn angesichts
der demografischen Entwicklung wird man
es sich kaum leisten können, auf gut ausgebildete
Frauen zu verzichten. Und da besteht
auf der Hütte vielleicht doch noch etwas
Nachholbedarf.
10 02 • 2013
Mitarbeiter Neue Wege der Arbeitssicherheit im Hochofenbereich:
Die (Arbeits-) Welt
mit anderen Augen sehen
Der Titel des neuen Arbeitssicherheitskonzepts
im Roheisenbereich Hochofen ist doppeldeutig.
Aber das hat Roheisenchef Dr.
Peter Eisen wohl auch so gewollt. Denn „Mit
Sicherheit in Führung gehen“ kann zum einen
bedeuten, dass nur durch sicheres Arbeiten
Spitzenpositionen bei Kosten und
Qualität erreicht werden können. Zum anderen
kann es aber auch heißen, dass Sicherheit
ein Thema ist, mit dem man an die
Führungstruppe ran muss. Und zwar nicht
nur an die Prozess- und Teilprozessleiter,
sondern auch an die Vorarbeiter, Schichtleiter
und Meister. Weil dort die alltägliche
Kommunikation mit den Mitarbeitern stattfindet.
Und die sind es letztlich, die „anpacken“,
wobei daraus auch Gefährdungen
entstehen können. Die Kommunikation
sollte dabei am besten auf Augenhöhe und
ohne erhobenen Zeigefinger erfolgen. Und
genau darauf zielt das neue Konzept ab.
Auslöser für die Aktion war Ende 2011 im
Hochofenbereich die immer wiederkehrende
aktuelle Frage, was zur weiteren Verbesserung
der Sicherheit denn noch getan werden
könnte. Oder anders ausgedrückt: Wie
lassen sich die Mitarbeiter am besten ansprechen,
wie können sie aus der Routine
herausgeholt und ihr Blick für neue Sichtweisen
geöffnet werden? Kurz: Wie sind die
Mitarbeiter in Sachen Sicherheit am besten
zu erreichen? Die Antwort auf all diese Fragen:
Durch einen Perspektivwechsel.
Theorie und Lerngänge
Es war Organisationsentwicklungs- und
Kom munikationschefin Karin Aust, die für
diesen Perspektivwechsel die Frage „Was
könnte mich und andere gefährden?“ vorschlug
und zur Umsetzung eines entsprechenden
Konzepts das Beratungsunternehmen
t&t Organisationsentwicklung empfahl.
Ausgangspunkt für dieses neue
Kon zept ist die Erkenntnis, dass bislang eigentlich
nur Führungskräfte über USO-
Rundgänge geschult worden sind. Dem entgegen
steht jedoch die Tatsache, dass Unfälle
zumeist in gewerblichen Bereichen
passieren. Es geht also darum, die Köpfe der
handelnden Personen zu erreichen, ihnen
bewusst zu machen, in welcher Situation
sie sich befinden, was sie gefährden könnte
und was diese Gefährdung auslöst. Das Beratungsunternehmen
schlug dafür einen
zweitägigen Workshop vor, der sich in Theorie
und sogenannte Lerngänge gliederte.
Nachdem das Konzept zunächst in einem
ausgewählten Kreis aus Führungskräften
einschließlich Roheisenchef Peter Eisen sowie
Meistern und Vorarbeitern in einer Art
Workshop begutachtet und letztlich als
passend und richtig für den Roheisenbereich
bewertet worden war, fand im März
2012 der erste Pilot statt – mit Mitarbeitern
aus der Produktion und Instandhaltung. Anschließend
wurde es noch einmal weiter
verfeinert und im November dann auf die
erste Bewährungsprobe geschickt.
Zunächst gedämpfte
Begeisterung
Insgesamt 64 Vorarbeiter, Meister, Ingenieure
und Prozessleiter starteten in sechs
Gruppen in das zweite Pilotprojekt. Schon
das übrigens eine Neuerung, da bei ähnlichen
Schulungen bislang auf Teilprozessleiter-Ebene
Schluss gewesen war. Ein Fehler,
wie Dr. Henning Schneider meint.
„Schließ lich fängt der Einfluss auf die Mitarbeiter
bei den Meistern und Vorarbeitern
an“, sagt der Prozessleiter Instandhaltung
Hochofen. Und Jürgen Gertz, Prozessleiter
Produktion Hochofen, ergänzt: „Wir haben
diese Kollegen ganz bewusst dazu genommen,
weil wir uns davon eine ganze Menge
versprechen.“ Die solchermaßen „Geehrten“
allerdings waren von der bevorstehenden
zweitägigen Schulung zunächst alles andere
als begeistert. „Schon wieder etwas
Neues. Wir wissen doch längst alles“, schil-
Wolfgang Paschmann und Cihan Yeniay
am Steuerpult Schrägaufzug;
Durchsprache des Arbeitsablaufes
dert Frank Ott, Teilprozessleiter Produktion,
die damalige Reaktion auf die frohe Botschaft.
„War so“, bestätigt Peter Geilen, Teilprozessleiter
Instandhaltung Elektrik. „Vor
allem deshalb, weil wir nur den neuen Titel,
aber nichts über die Inhalte erfahren haben.“
Umso überraschter waren die beiden und
mit ihnen viele andere, als es schließlich zur
Sache ging. Schließlich wurde Arbeitssicherheit
auf einmal ganz anders vermittelt.
Nicht nur locker und in Form von Diskussionen,
wie Produktionsschichtleiter Thomas
Steil sagt, sondern vor allem praxisnah, mit
Beispielen aus dem Alltag.
unwesentlich höher als die anderen, und
doch strauchelten und stolperten jede Menge
Passanten über das kaum wahrnehmbare
Hindernis. Für Prozessleiter Gertz sind
diese Beispiele auch theoretisch bestens dazu
geeignet, auf Gefahren aufmerksam zu
machen und für Gefährdungen die Augen
zu öffnen. „Weil sie den Menschen und seine
Verhaltensweisen in den Vordergrund
stellen.“ Das sieht auch Wolfgang Paschmann
so. „Gerade das Beispiel mit der Eisenstange
zeigt, dass man gewisse Gefahren
nicht richtig einschätzt“, sagt der Teilprozesskoordinator
Instandhaltung Elektrik, der
dabei Unterstützung von Teilprozessleiter
Instandhaltung Mechanik, Paolo Pizzolato,
02 • 2013 11
der Zeit einnahm. Noch deutlicher wurde
der neue Ansatz bei den sogenannten Lerngängen,
die die Teilnehmer gemeinsam mit
einem Trainer absolvierten. Denn da ging es
zunächst einmal darum, sozusagen mit den
Augen des Trainers Alltäglichkeiten aus
einem anderen Blickwinkel heraus wahrzunehmen.
Ganz im Sinne der Aust’schen Frage,
was einen selbst oder andere gefährden
könnte.
Der zweite Schritt bestand darin, die
Mitarbeiter auf solche Dinge anzusprechen
und aufmerksam zu machen. Und zwar ruhig
und gelassen. Was zumindest für Thomas
Steil eine gewisse Umstellung bedeutete.
„Ich bin sonst eher immer laut ge -
Peter Geilen und Henning Schneider;
Vorbereitungen zum Lerngang in der Granulierung
Marco Hermans und Thomas Steil auf der Gießbühne;
Beobachtungen zum Lerngang
Beispiele aus dem Alltag
So ließ der Trainer die Gruppe, als sie an
einem an der Wand angelehnten Rohrstück
vor beikommt, beispielsweise schätzen, wie
hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein
Unfall passiert, weil ein kleines Rohrstück
auf dem Boden liegt. Wobei die tatsächlich
erreichten 100 Prozent keiner auf seiner
Schätzliste hatte. „Ganz einfach deshalb,
weil jeder davon ausgeht, dass dieses Rohr
stehen bleibt und keine Gefahr von ihm ausgeht“,
sagt Christoph Konieczny, Vorarbeiter
Hochofen Service Feuerfest, der sich daher
bestens erklären kann, dass keiner etwas
getan hat. Hätte er selbst auch nicht, wie er
zugibt. Wie schnell sich allerdings eine vermeintliche
Kleinigkeit zu einer waschechten
Gefährdung entpuppen kann, zeigte das
Beispiel einer Rolltreppe. Nur eine Stufe war
erhält. „Wenn einen jemand anders auf so
etwas aufmerksam macht, sieht man erst,
wie betriebsblind man ist.“ Nicht zuletzt
deshalb bleibt für Cihan Yeniay Arbeitssicherheit
auch ein wichtiges Thema, über
das man nicht oft genug sprechen kann.
„Erst recht, wenn einem vor Augen geführt
wird, was aus Kleinigkeiten so alles entstehen
kann“, sagt der Schichtleiter Störungsdienst.
Was Fachgebietsleiter Produktion
Sebastian Tauchert und den anderen aber
vor allem gefallen hat: „Dass bei der neuen
Lehrmethode viel diskutiert und nicht einfach
nur ein Konzept durchgezogen wurde.“
Lerngänge mit den Augen
des Trainers
Das zeigte sich nicht nur in der Theorie,
auch wenn die insgesamt rund 70 Prozent
worden, habe aber schnell gelernt, dass ein
ruhiger Ton besser rüber kommt“, räumt er
ein. Frank Ott hingegen findet gut, dass
endlich wieder „Hüttensprache“ angesagt
ist. Denn das bislang favorisierte Vorgehen
bei USO-Rundgängen war nun gar nicht
sein Ding. „Die Leute so lange zu fragen und
zu löchern, bis sie selbst auf ihren Fehler
kommen, liegt mir nicht. Und den Mitarbeitern
übrigens auch nicht“, ist er sicher. Eine
klare Ansage hingegen schon, zumal das
neue Konzept ausdrücklich auch Lob vorsieht.
So wie Frank Ott ist auch Sebastian Tauchert
von der neuen Vorgehensweise überzeugt,
„weil sich jetzt niemand mehr verstellen
muss.“ Und weil die Sichtweise nun
etwas genauer ist und die Kommunikation
mit den Kollegen auf Augenhöhe stattfindet,
fügt Christoph Konieczny hinzu.
12 02 • 2013
Jürgen Gertz und Christoph Konieczny
auf dem Weg zur Gießhalle;
letzte Abstimmung zum Lerngang
Kein Einmal-Effekt
Damit das alles nun auch in die Belegschaft
getragen wird, sollen die Inhalte der Schulung
künftig sowohl in den SGAs als auch
bei den SOS-Rundgängen vermittelt werden.
Schließlich geht es darum, dass auch
die anderen die Dinge so sehen und umsetzen
wie die Schulungsteilnehmer. Hilfreich,
so Henning Schneider, ist da sicherlich, mal
Fotos zu machen und den jeweiligen Zustand
darzustellen. „Und natürlich Vorbild
zu sein und den herum liegenden Schlauch
auch mal selbst aus dem Weg zu räumen.“
Für die meisten ist das genauso wenig ein
Problem, wie die neue Form der Mitarbeiteransprache.
„Denn das deckt sich sowieso
mehr mit meiner eigenen Denkweise“,
meint Wolfgang Paschmann. Oder wie Paolo
Pizzolato es ausdrückt: „Man muss sich
doch immer die Frage stellen, wie man
selbst gern angesprochen würde. Für mich
ist daher diese Ich-Ebene besser.“ Auch
Cihan Yeniay will künftig eher einen Gang
zurückschalten, wenn es um das Ansprechen
der Fehler geht. „Weil manches auch
aus Stress heraus geschieht und dafür können
die Mitarbeiter ja nun mal nichts.“ Am
besten aber ist, dass die Sache bei den Mitarbeitern
anscheinend ankommt. „Erst kürzlich
hat mich ein Kollege auf eine lose Treppenstufe
hingewiesen und sie dann gleich
selbst festgeschraubt“, nennt Wolfgang
Lang ein positives Beispiel. Nicht nur er ist
deshalb davon überzeugt, dass sich die neue
Sichtweise durchsetzen wird. „Das ist kein
Einmal-Effekt“, glaubt er.
Der Erfolg ist entscheidend
Allerdings mahnt Peter Geilen auch Kontinuität
an. “Wir müssen jetzt auch mal dabei
bleiben und nicht immer wieder etwas
Neues einführen.“ Dass in anderen Betrieben
ganz andere Projekte und Konzepte laufen,
hält er dagegen nicht für schlimm. Weil
jeder Betrieb schauen muss, was für ihn
selbst am besten passt. Im Hochofenbereich
zeigt das durchweg gute Feedback der Mitarbeiter,
dass das neue Konzept ankommt.
Weil sich Sichtweise und Ansprache geändert
haben, weil auch Lob ausgesprochen
wird und weil es bei eventuellen Eskalationen
nicht persönlich wird. Die wesentliche
Veränderung aber besteht darin, Arbeitssicherheit
von einer anderen Perspektive her
zu betrachten. Nicht zuletzt deshalb, sollen
die Lerngänge für Führungskräfte systematisiert
und fortgesetzt werden. „Der Erfolg
ist entscheidend“, ziehen Henning Schneider
und Jürgen Gertz eine vorläufige Zwischenbilanz,
und die sieht durchaus positiv
aus. Denn die Mitarbeiter agieren inzwischen
aus sich selbst heraus, vieles ist buchstäblich
sichtbar besser geworden. Das
heißt übrigens nicht, dass nun alles geändert
wird. Die USO-Rundgänge wird es auch
weiterhin geben, nur dass sie im Bereich
Hochofen inhaltlich jetzt durch die neue
Philosophie ersetzt werden. Gegen eine
Wiederholung der Schulung oder eine Auffrischung
der Inhalte hätte übrigens keiner
etwas einzuwenden. Schließlich besteht aus
Sicht der Teilnehmer immer die Gefahr, dass
sich das Gelernte mit der Zeit abflacht. Ein
Feedback-Gespräch fänden die meisten
ebenfalls nicht schlecht, auch wenn dies
teilweise schon regelmäßiger Bestandteil
der SGAs ist. Ansonsten aber sind die Teilnehmer
mit dem Konzept und der Schulung
zufrieden. „Das Beste, was wir je gemacht
haben“, wie die meisten sagen. Nicht zuletzt
deshalb, weil es dazu beigetragen hat, die
(Arbeits-) Welt mit anderen Augen zu sehen.
Und das wollen sie alle beibehalten. Jetzt
und in Zukunft.
Frank Ott und Sebastian Tauchert auf der Gießbühne;
Beobachtungen zu den Arbeiten beim Abstich
Paolo Pizzolato und Wolfgang Lang in der Halle O;
Maßkontrolle einer Düsenspitze im Rahmen eines Lernganges
02 • 2013 13
Mitarbeiter Ein Praktikum bei HKM:
Win-Win-Situation
für alle Beteiligten
Die Bedeutung von Praktika wird oft unterschätzt.
Schließlich lassen sich dabei nicht
nur erste Erfahrungen in möglichen Berufsfeldern
sammeln. Sie ermöglichen auch,
Kon takte zu knüpfen, Netzwerke zu bilden
und erleichtern so oftmals den späteren Einstieg
ins Berufsleben.
Ein Praktikum ist zudem wichtig, um zu erkennen,
ob der angestrebte Beruf auch wirklich
Spaß macht und die Erwartungen, die
man an den Beruf hat, auch so erfüllt werden.
Ganz abgesehen davon, dass sich wichtige
Erfahrungen in der Selbsteinschätzung
machen lassen. Etwa ob man besser als Einzelarbeiter
oder im Team arbeiten kann und
wie man sich in ein Team einbringt.
Jährlich 300 Praktika
Was viele nicht wissen: HKM bietet im Jahr
rund 300 Praktika für Schülerinnen und
Schü ler sowie für Studierende an – neben
dem Tagesgeschäft oft eine große Herausforderung
für die Betriebe, die die Praktikanten
betreuen. Nicht selten stellt sich jedoch
eine Win-Win-Situation sowohl für
den Praktikanten als auch für HKM ein, da
sich der Praktikant gewinnbringend ins Tagesgeschäft
einbringen kann.
Dass ein Praktikum interessant sein kann
und auch Spaß macht, macht das Beispiel
der Praktikantin Lea Otto deutlich. Die Studentin
des Bauingenieurwesens im 3. Semester
an der Universität Duisburg Essen bedankte
sich mit ihren Eindrücken in einem
Brief bei ihrer Betreuerin Anja Best von der
Immobilienwirtschaft.
Liebe Frau Best,
während meines vierwöchigen Praktikums bei HKM war ich der Abteilung PI-BO
in der Immobilienwirtschaft zugeteilt und wurde dort von Ihnen betreut. Hierfür
möchte ich mich bei Ihnen recht herzlich bedanken!
Zu dieser Zeit wurden gerade die Sanitäranlagen mehrerer Gebäude saniert. Es
war sehr spannend, die Haustechnik kennenzulernen, ein Bereich im Bauwesen,
über den ich bis dahin noch gar nichts erfahren habe. Toll fand ich, dass ich schon
in der ersten Woche eigenständig losziehen durfte, um die Räume aufzumessen
und Mengenermittlungen durchzuführen. Zusammen mit den Mitarbeitern der
Abteilung konnte ich für diese Räume dann neue Ausführungsvarianten
entwerfen. Sehr interessant waren die Baustellenbegehungen und ein Höhepunkt
die Abnahme, die ich mit Ihnen durch geführt habe. Besonders gut gefallen an
dem Praktikum hat mir, dass auch abtei lungs übergreifend eine sehr angenehme
Ar beits atmosphäre herrschte und ich viele ver schiedene Bereiche und Tätigkeiten
kennengelernt habe.
Sehr interessant waren natürlich das Stahl werk, die Kokerei und die Hochöfen,
durch welche ich „persönliche Führungen“ durch Sie im Rahmen der Abwicklung
der Baustellen bekommen habe.
Aber auch an Aufgaben, an die man als Studentin, die die Hütte nicht kennt, gar
nicht denkt, wie z. B. die Überarbeitung des Verkehrsleitsystems, der Abriss
ungenutzter alter Gebäude oder die Kontrolle von Feuerlöschern habe ich teils
aktiv und eigenständig mitarbeiten können – vielen Dank dafür!.
Alles in allem hat mir mein Praktikum ausgesprochen gut gefallen und ich kann es
nur weiterempfehlen. Nächstes Mal bewerbe ich mich gerne wieder bei HKM.
Viele Grüße Lea Otto
Praktikantin Lea Otto
beim Inspektionsrundgang
14 02 • 2013
Kompetenz Best Practice – Überprüfung elektrischer Betriebsmittel:
Einfach, schneller und besser
Im Sinne der Arbeitssicherheit müssen betriebliche
Hilfsmittel regelmäßig überprüft
und diese Überprüfungen auch entsprechend
dokumentiert werden. Das fordern
gesetzliche Regelungen, wie etwa die Betriebssicherheitsverordnung.
Auch und gerade,
wenn es sich dabei um elektrische
Betriebsmittel wie eine Bohrmaschine oder
einen Winkelschleifer, aber auch Kabeltrommeln
und vieles mehr handelt. Was früher
in mühsamer Kleinarbeit erledigt werden
musste, klappt heute dank neuer Prüfgeräte
und Software praktisch im Handumdrehen.
Zumindest in den Bereichen TI-M und TR-IE.
Einmal jährlich oder nach einer Instandsetzung
kommen die so genannten ortsveränderlichen
Betriebsmittel messtechnisch unter
die Lupe, während die ortsgebundenen
nur alle vier Jahre an der Reihe sind. Mussten
dazu noch bis vor wenigen Jahren die
entsprechenden Ident-Nummern von den
Geräten abgelesen, handschriftlich notiert
und in dicke Ordner abgelegt werden, reicht
heute ein simples Prüfgerät. Und je nach
Software-Ausstattung dieser Prüfgeräte befinden
sich die Daten dann sogar im SAP-System
der Hütte.
Prototyp bei TI-M
Die Abteilung Medien (TI-M) im Bereich Energie,
Infrastruktur und Anlagentechnik verfügt
derzeit noch über eine Art Prototyp.
Zwar stehen auch dem zuständigen Team
mit Meister Bernd Hofmann, Vorarbeiter
André Backes und Facharbeiter Christopher
Welling zwei Prüfgeräte für ortsveränderliche
und ortsgebundene Betriebsmittel zur
Verfügung, doch sind diese mit der Software
„Protokollmanager“ noch nicht an das
SAP-System der Hütte angebunden. Eine
Erleichterung sind sie trotzdem, wie
Christopher Welling berichtet. Er ist für die
elektrischen Betriebsmittel zuständig, hat
Meister Team Gase:
(v. re.) Bernd Hofmann mit
Vorarbeiter Andrè Backes
02 • 2013 15
deswegen sogar einen entsprechenden
Lehr gang bei der Berufsgenossenschaft besucht.
Seitdem kümmert er sich um die
Überprüfung von Bohrmaschinen, Winkelschleifer
und was sonst noch Stecker und
Kabel hat. Zur Überprüfung der elektrischen
Geräte gibt es zwei Wege: Sie kommen zum
Prüfgerät oder das Prüfgerät wird dorthin
gebracht. „Dann brauchen wir nur die an jedes
Hilfsmittel vergebene interne Ident-
Nummer einzugeben, und das war’s dann
auch schon“, erklärt André Backes die Vorgehensweise.
Die Software erkennt nämlich
an der Nummer das jeweilige Gerät und
ordnet die neuen Messdaten dem im System
hinterlegten Gerät zu.
Ein Stück mehr
Arbeitssicherheit
Damit das funktioniert, mussten im Vorfeld
natürlich die spezifischen Daten eines jeden
Geräts mit Typ und Artikelnummer erfasst
und auf der Datenbank des Programms gespeichert
werden. Erst dann können die
neuen Messdaten exakt zugeordnet werden.
Mehr als 1.000 Geräte überprüft TI-M
heute schon auf diese Weise und der Effekt
ist enorm. „Wir haben nicht nur eine bessere
Übersicht. Wir verfügen jetzt auch über
Vergleichsmöglichkeiten, da wir auf dem
Sys tem die Protokolle der letzten drei Prüfungen
speichern können“, sagt Bernd Hofmann.
Und: „Das Ganze ist auch ein Stück
mehr Arbeitssicherheit, da Mängel schneller
und besser erkannt und entsprechend beseitigt
werden können.“
Umfassendere Software
bei TR-IE
Bei der elektrischen Instandhaltung Hochofen
funktioniert die Überprüfung der dort
rund 1.400 Geräte auf die gleiche Weise, nur
besitzt das dafür zuständige Team mit Teilprozessleiter
Peter Geilen sowie den beiden
Vorarbeitern Marco Rini und Stephan Zipfl
bereits ein schlaueres Gerät. Zusammen mit
Udo Gläsel vom Team TI-S und der Firma IT-
Motive haben sie die Schnittstelle zur Software
„ELEKTROmanager“ realisiert, die eine
Vielzahl an Vorteilen bietet. Denn damit lassen
sich nicht nur Arbeitsmittel, Maschinen
und Installationen messen, bewerten und
dokumentieren sowie eine rechtssichere
Team IH Elektrik Hochofen: (v.l.) Peter Geilen, Stephan Zipfl und Marco Rini
Dokumentation von Prüfungen erstellen.
Die Schnittstelle zur Software ermöglicht
innerhalb des SAP-Moduls PM (Produktionsplanung)
auch die Prüfungsplanung. Mehr
noch: „Durch die Integration von SAP und
ELEKTROmanager ist auch eine Zusammenführung
der Wartungsplanung in SAP mit
der Prüfungsdurchführung und Prüfdokumentation
von Arbeitsmitteln im ELEKTROmanager
möglich“, sagt Peter Geilen.
Zahlreiche Vorteile
Was für den Laien auf den ersten Blick nicht
ganz klar ist: „Es handelt sich dabei um eine
denkbar einfache Lösung, da die Datenerfassung
immer nur in einem System stattfindet
und zudem ein automatisierter Datenaustausch
zwischen SAP und der Prüfsoftware
gewährleistet ist“, weiß Udo
Gläsel. Für die beiden Vorarbeiter ist hingegen
die Praxisnähe ein ungeheurer Vorteil.
„Durch die Verwendung der Wartungsplanung
von SAP verfügen wir zum einen über
eine hohe Planungssicherheit bei der Wartung,
zum anderen besteht eine hohe Kostentransparenz
durch Abrechnungsvorschriften“,
betont Marco Rini. Und Stephan
Zipfl fügt hinzu: „Aufgrund der Prüfdokumentation
in der Software stehen jederzeit
abrufbare Prüfberichte bereit, so dass wir
auch die Vorschriften aus der Betriebssicherheitsverordnung
locker erfüllen.“ Ganz
abgesehen davon, dass durch die Integration
der beiden Systeme eine sichere und
noch dazu archivierbare Datenablage besteht.
Zur Nachahmung empfohlen
Ein weiterer Unterschied zum TI-M-Team:
Bei der Instandhaltung Elektrik Hochofen
werden die Daten der Geräte über vorher
zugeordnete und abgespeicherte Barcodes
per Scanner eingelesen. „Später sollen vielleicht
auch mal QR-Codes und RFID Chips
zum Einsatz kommen“, sagt Peter Geilen.
Übrigens hat das ganze Projekt vom ersten
Angebot bis zur Freischaltung gerade mal
sechs Monate gedauert. Seit dem 1. März
2013 wird es regelmäßig im produktiven Bereich
eingesetzt, seit dem 1. Mai auch für
automatische Wartungs- und Inspektionsdienste
genutzt. Dazu „guckt“ SAP praktisch
in die Prüf-Software rein, stellt fest, welche
Geräte wann und an welchem Ort zu warten
und zu überprüfen sind, und erstellt automatisch
einen entsprechenden Plan. Für
die Instandhaltung Elektrik im Bereich
Hoch ofen jedenfalls eine echte Arbeitserleichterung.
Und eine mit der Empfehlung
zur Nachahmung. Schließlich gibt es zu prüfende
elektrische Betriebsmittel in vielen
Betrieben auf der Hütte.
16 02 • 2013
Datenauslese aus dem Anlagenkataster
Mitarbeiter Mitarbeiter stellen ihren Arbeitsalltag vor:
Von der Instandhaltung
zum Umweltschutz
Als Melanie Nöllen im September 1996 bei
HKM ihre Ausbildung zur Prozessleitelektronikerin
anfing, da war von Girls‘ Day oder
Frauenquote noch keine Rede. Auch die heute
immer selbstverständlicher werdende Präsenz
von Mädchen in technischen, sprich:
Män ner berufen, war damals noch nicht gegeben,
so dass die heute 33-Jährige in der
Ausbildung und auch später im Berufsleben
an fangs oft das einzig weibliche Wesen war.
Geschadet hat ihr das nicht und auch die Berufswahl
hat sie zu keinem Zeitpunkt bereut.
Doch der Reihe nach.
Der Einstieg ins Berufsleben lief für Melanie
Nöllen eher ungeplant ab, wie sie heute zugibt.
„Ich habe mich sozusagen großflächig
beworben und dabei von der Chemielabo-
Steckbrief
Name: Melanie Nöllen
Alter:
33 Jahre
Familienstand: in fester Partnerschaft
Ausbildung: Prozessleitelektronikerin
Heutige Sachbearbeiterin TU
Tätigkeit:
Bei HKM seit: 1. September 1996
rantin über die Industriemechanikerin bis zur
Groß- und Außenhandelskauffrau nichts ausgelassen.“
Von technischer Vorprägung kann
also ebenso wenig die Rede sein wie von Abneigung.
„Ich war damals für alles offen, weil
es auf dem Lehrstellenmarkt nicht gerade rosig
aussah“, sagt sie.
Bewusst für Beruf entschieden
Der Tipp, es doch mal bei HKM zu versuchen,
kam von ihrem damaligen Freund, der selbst
auf der Hütte arbeitete. Ein eigentlich naheliegender
Vorschlag, denn Melanie Nöllen
kannte HKM bereits von zahlreichen Besuchen
am Tag der offenen Tür und mit der
Schule. Bei dem damaligen Bewerbungsbogen
konnte man zwischen verschiedenen Berufen
wählen. Sie kreuzte Energieelektronikerin
und Industriemechanikerin an. Nach
dem Einstellungstest folgte das Vorstellungsgespräch,
wo sie mit dem Satz begrüßt wurde:
„Sie haben sich also als Prozessleitelektronikerin
beworben.“ Hatte sie natürlich
nicht. Vielmehr war sie entsprechend der
Test ergebnisse anscheinend in diesen Topf
gefallen. Was sie aber nicht abschreckte. Sie
machte sich im Gegenteil zuerst einmal
schlau, informierte sich über Ausbildung und
Beruf und sagte dann zu. „Sehr bewusst und
aus Überzeugung“, wie sie unterstreicht.
Sich selbst etwas beweisen
Archivierung von technischen Unterlagen in der Ablage
Im September 1996 begann Melanie Nöllen
ihre Ausbildung zur Prozessleitelektronikerin
und machte dabei sehr schnell die Erfahrung,
dass sie einen gewissen Exoten-Status besaß.
In der gesamten gewerblichen Ausbildung
gab es damals gerade einmal eine Handvoll
Mädchen, auf der elektronischen Seite war
sie in ihrem Ausbildungsjahr sogar das einzige.
Was Vor- und Nachteile hatte. Denn
während sie die einen freundlich und zuvorkommend
behandelten, ließen sie andere
wiederum spüren, dass sie wohl doch eher
fehl am Platze war. Melanie Nöllen hat sich
von all dem nicht beeindrucken lassen. „Im
Zweifelsfall muss man halt ein wenig unsensibler
sein und nicht alles an sich ran kommen
lassen.“ Deutlich im Gedächtnis ist ihr
aber geblieben, dass sie als Frau oft mehr als
ihre männlichen Kollegen tun musste, um
Anerkennung zu ernten und Vertrauen zu erwerben.
Ihr damaliger und auch späterer
Antrieb: „Ich wollte nicht anderen, sondern
mir selbst beweisen, dass ich das kann und
schaffe.“
Auf Messungen spezialisiert
Die Ausbildung selbst absolvierte sie wie
auch die männlichen Azubis. Mit Metallgrundkurs,
Elektrik und viel Schleppen von
Regelventilen und Werkzeugkästen. Insgesamt,
so sagt sie, hat ihr das Ganze aber Spaß
gemacht. Zumal ihr Ausbilder ein zwar
manchmal etwas sperriger Typ war, sie andererseits
aber zum Querdenken anregte und
ermunterte. Und so war es nach bestandener
Prüfung Anfang 2000 für sie keine Frage, in
dem erlernten Beruf weiterzumachen. Eingesetzt
wurde sie bei der Instandhaltung Elektrik
der Brammenanlagen, zu tun bekam sie
es mit allem, was einen Stecker oder ein Kabel
hatte. Und obwohl die täglichen Arbeiten
02 • 2013 17
Rubrik a Subheadline:
Headline
Vergleich der Dokumentation mit den Anlagendaten
Begleitung des TÜV`s (Sachverständigen) bei einer Anlagenabnahme
mit Reparaturen, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten
sowie Neuinstallationen und
Störungsbehebungen ein äußerst breites Betätigungsfeld
boten, hatte die Arbeit schnell
einen Schwerpunkt: Messungen. „Ich habe
von der Kontrolle bis zum Kalibrieren eigentlich
alles gemacht und war darin zum Schluss
richtig gut“, strahlt sie. Vielleicht auch deswegen,
weil sie inzwischen Teil eines Teams
war, das sie akzeptierte.
Besuch der Vorarbeiterschule
Obwohl die Arbeit Spaß machte wurde Elektrik
und Elektronik nie zu einer wirklichen Leidenschaft.
„Mein Ehrgeiz bestand nicht darin,
nun auch zuhause alles zu elektrifizieren
und etwa elektronisch gesteuerte Rollläden
zu haben“, sagt sie. Was sie nicht davon abhielt,
im Jahr 2008 die interne Vorarbeiterschule
zu besuchen – für sie in mehrfacher
Hinsicht von Bedeutung. Zum einen, weil sie
dort Gerhard Pohl und mit oder über ihn das
Thema wassergefährdende Stoffe kennenlernte.
Zum anderen, weil die Vorarbeiterschule
sozusagen der Auslöser für weitere
Qualifizierungsmaßnahmen war. Nicht nur,
weil sie die Vorarbeiterschule richtig gut abschloss,
wie Melanie Nöllen zu Recht stolz
berichtet. „Mir war zu diesem Zeitpunkt auch
klar, dass ich nicht mit 50 Jahren noch durch
die Brammenanlage krabbeln wollte.“ Logische
Konsequenz dieser Erkenntnis: Besuch
der Meisterschule am Bildungszentrum der
Wirtschaft am Niederrhein mit abschließender
IHK-Prüfung.
Berufsbegleitende
Meisterschule
Ein Entschluss, der Kraft kostete. Schließlich
lief die zweieinhalb Jahre dauernde Meisterschule
berufsbegleitend ab. „Ich habe noch
nie so viel lernen müssen wie in dieser Zeit“,
stöhnt Melanie Nöllen noch heute, erinnert
sich zugleich aber auch an ein Highlight. Im
Rahmen der Ausbilder-Prüfung hatte sie sich
für das Fachgespräch das Thema „Umgang
mit wassergefährdenden Stoffen“ ausgewählt
und dafür höchstes Lob von der IHK
erhalten. Für sie eine Art Fingerzeig. Als sie
dann im Intranet auf eine für Meister und
Techniker ausgeschriebene Stelle im Gewässerschutz
stieß, war ihr sofort klar: Das ist
meine Stelle! Trotzdem zog sich die endgültige
Entscheidung etwas hin. „Ich wusste
einfach nicht, ob ich tatsächlich schon aus
der Bramme raus wollte, zumal wir zu der
Zeit ein wirklich Super-Team waren.“ Sie entschied
sich letztlich fürs Ausprobieren,
schrieb eine angstfreie Bewerbung und
harrte der Dinge, die da kommen könnten.
Die kamen in Form eines Vorstellungsgesprächs
bei dem bereits erwähnten Gerhard
Pohl und mündeten schließlich im
Herbst 2010 in einem Probe-Arbeiten. All das
geschah übrigens parallel zur Meisterschule.
Ganz abgesehen davon, dass sie und ihr Partner
sich gerade einen Labrador-Welpen und
ein sanierungsbedürftiges Haus angeschafft
hatten.
Tolle Einarbeitung
und Übergabe
Es war schließlich Gerhard Pohl, der sie anrief
und fragte, ob sie den Job noch wolle. Von
seiner Seite aus sei alles klar. Damit waren
die Würfel gefallen. Melanie Nöllen sagte zu,
konnte allerdings nicht sofort wechseln. Ihr
Meister wollte sie zwecks Einarbeitung ihres
Nachfolgers erst zum Juni 2011 gehen lassen.
Am 15. Juni 2011 war es dann soweit, der
Wechsel war perfekt. Was folgte war eine
lange Einarbeitungszeit mit ihrem Vorgänger
Peter Bock, von der Melanie Nöllen heute
noch begeistert ist. „Er hat mir alles gezeigt
und erklärt und eine tolle Übergabe samt begleitetem
Wissenstransfer gemacht.“ Ihr
heutiger Job: Begleitung der Betriebe bei allen
Fragen zum Gewässerschutz und zu Anlagen
mit wassergefährdenden Stoffen. Dazu
gehören die Datenpflege von Messwerten,
Analyse und Verbräuchen, Behördenkontakte
etwa zur Meldung von Messwerten oder
auch für Genehmigungen, sowie entsprechende
Vorbereitungen, dass die Betriebe die
gesetzlichen Vorgaben auch erfüllen können.
Fast angekommen
Zu 95 Prozent macht die 33-Jährige inzwischen
einen Schreibtisch-Job, was sie einerseits
freut. „Endlich keine schwere körperliche
Arbeit mehr und im Winter keine Kälte.“ Andererseits
vermisst sie manchmal die Arbeit
im Betrieb. Das Erfolgserlebnis, etwas Defektes
wieder zum Laufen gebracht zu haben,
ist eine schöne Bestätigung der eigenen Leistung.
Jedoch steht sie, wie sie sagt, kurz vorm
Ankommen in ihrem jetzigen Job. „Ich muss
mich in verschiedene Dinge noch mehr einarbeiten
und auch noch viel lernen“, gibt sie zu.
Zu schätzen weiß sie inzwischen den Blick
über den Tellerrand, schließlich muss sie nahezu
die gesamte Hütte kennen. Eine Herausforderung,
wie sie findet. Und die will sie
gerne weiter annehmen. Weil sie die Aufgabe
interessiert und sie Teil eines funktionierenden
Teams ist. In dem sie übrigens längst
nicht die einzige Frau ist. Auch privat ist die
hektische Hund- und Hausphase ruhiger geworden.
Zwar ist noch lange nicht alles renoviert,
aber das Wichtigste ist getan. Zeit genug
also, um sich auch anderen Dingen zu
widmen: Freunde treffen, Zeit mit ihrem
Partner verbringen, mal ein Buch lesen oder
fotografieren. „Ich bin eher eine Art Wellentyp“,
lacht Melanie Nöllen, „brauche mal hektische
und dann wieder entspannte Phasen.“
Und das macht sie dann auch. Denn kämpfen
muss sie nicht mehr. Das hat sie hinter sich.
18 02 • 2013
Rubrik Subheadline:
Headline
Kompetenz Mehr Transparenz durch neue Techniken im Hochofenprozess:
Der Blick ins Innere
Rein äußerlich hat sich nicht viel verändert.
Nach wie vor wird das Erscheinungsbild integrierter
Hüttenwerke von den bis zu
100 Meter hohen Hochöfen bestimmt, die
zumeist weit über die Werksgrenzen hinaus
zu sehen sind. Dies gilt insbesondere für
HKM, wo Hüttenwerk und Wohngebiet nah
beieinanderliegen, und die Produktionsanlagen
sicherlich von einer breiten Öffentlichkeit
wahrgenommen werden können.
Doch mag sich optisch auch relativ wenig
getan haben: Die Messtechnik und Datenerfassung
sind im Laufe der vergangenen 20
Jahre an beiden Hochöfen bei HKM auf ein
sehr hohes Niveau gewachsen, was den Betriebsverantwortlichen
große Sicherheit bei
der Prozessführung und der Früherkennung
von Abweichungen bietet.
Formenbühne: Schematische Darstellung
eines Düsenstocks mit Blasformkamera
Allerdings gehört zur Nutzung der umfangreichen
Bereitstellung von Betriebsdaten
immer noch eine langjährige Erfahrung der
Betriebsleitung, um auch komplizierte Diagnosen
richtigzustellen zu können. Ungefähr
so wie beim Arzt, der anhand von Daten erkennen
muss, ob es dem Patienten „gut
geht“ oder „was ihm fehlt“, weil er ja nicht in
ihn hineinsehen kann. Oder besser: Nicht in
ihn hineinsehen konnte, denn inzwischen
machen modernste Techniken den Blick ins
Innere zumindest begrenzt möglich.
Tieferer Einblick durch
HORA-Sonde
Letztendlich ist der Hochofen ein ebenso
ge schlossenes Gefäß, und auch bei den
Hochöfnern besteht der bisher noch unerfüllte
Wunsch, einen Blick in das „Innere“ zu
werfen. In jüngster Zeit haben die Entwicklungen
in der Radar- und Infrarot-Technik
hier Möglichkeiten eröffnet. Zwar sind diese
Anwendungen noch in einer gewissen
Entwicklungsphase, aber die bisherigen Ergebnisse
sind recht positiv. Vor einem Jahr
wurde am Hochofen B am so genannten
Ofenkopf – auch Gicht genannt – ein erster
Prototyp der Hochofen-Radarsonde der Firma
Zimmermann & Jansen eingebaut. Diese
HORA-Sonde liefert nun ein direktes Abbild
der Form und Geografie der obersten
Lage der Beschickung im Ofen. Anders als
die bislang nur an vier Punktmessungen mit
Sonden ermittelte „Teufenmessung“ erzeugt
die neue HORA-Sonde jetzt ein komplettes
Flächenabbild mit Informationen
über Höhen und Tiefen dieses Profils in verschiedenen
Schnittebenen.
Kontinuierliche Messfahrten
Hochofen-
Radarsonde
Aktuell muss hier noch Arbeit in die so genannte
Peripherie gesteckt werden. Will
heißen: Die Radarmessung erfüllt ihre Funktion
zwar wie gewünscht, und auch die
Qualität der gelieferten Informationen und
Bilder ist für die Hochofenmannschaft sehr
nützlich. Jedoch muss noch die elektronische
Speichermöglichkeit der vielen Messergebnisse
weiter ausgebaut werden. Die
Messfahrten mit der HORA-Sonde an Hochofen
B erfolgen kontinuierlich im Abstand
von je 10 bis 20 Minuten. Wenn es jetzt
02 • 2013 19
Kamerabild aus der Verbrennungszone
vor den Blasformen des Hochofen B
noch gelingt, zwischen den Scan-Abbildungen
der HORA-Sonde und wichtigen Betriebs
parametern Zusammenhänge und
Abhängigkeiten herzustellen, wird dies für
die Früherkennung und das Vermeiden von
metallurgischen Störungen ein bedeutender
Schritt nach vorne sein.
Infrarot-Technik
zur Beobachtung
Ebenso wie die beschriebene Anwendung
der Radartechnologie hat auch die Infrarot-
Kameratechnik neue Anwendungsgebiete
im Hochofenprozess gefunden. Das Beobachten
der Verbrennungszone im Hochofen
vor den Blasformen, dort wo bei etwa
2.150 Grad das so genannte Reduktionsgas
oder Formengas erzeugt wird, erfolgt bislang
noch durch „Beobachtung mit dem
Auge“ der Hochofenmannschaft. Dies sind
jedoch immer nur „Momentaufnahmen“, da
niemand 30 Blasformen am Hochofen über
24 Stunden beobachten kann. Zu Beginn
des Jahres wurden jetzt exemplarisch an
Hochofen B zwei Blasformenkameras installiert,
die kontinuierlich Online-Aufzeichnungen
der Blasformsituation in die Messwarte
übertragen. Hier besteht das Ziel darin,
rechtzeitig Unregelmäßigkeiten und
bisher unbeobachtete Phänomene der Vorgänge
vor den Blasformen zu erkennen und
der Mannschaft zu übermitteln.
Die Hochofen-Radarsonde mit einem typischen Messergebnis
Informationen online
und jederzeit
Das Hochofenteam erhält damit jederzeit
„online“ die wichtigsten Informationen über
diesen absolut „kritischen“ Bereich im Hochofen.
Die Kameratechnik und die spezielle
Software wurden in diesem Fall von der Firma
Paul Wurth entwickelt. Auch hier muss
noch an der Speichermöglichkeit dieser Fülle
an Informationen gefeilt werden, aber für
die Techniker der Produktions-und Instandhaltungsmannschaft
ist auch dieses Problem
lösbar. Wenn dann zukünftig alle 60
Blasformen der beiden Hochöfen kontinuierlich
mit den Kameras beobachtet werden
können, bringt auch diese Entwicklung für
HKM einen bedeutenden Gewinn an Betriebssicherheit
und damit auch Wettbewerbsfähigkeit
in unserem manchmal
schwie rigen Umfeld.
In Teamwork realisiert
Zu erwähnen ist noch, dass beide Projekte
gemeinschaftlich von TR-Hochofen und Instandhaltung
sowie TV-Roheisen gestartet
wurden und weiter bearbeitet werden. Die
weitere Anwendung der IR-Technik soll die
Installation einer Kamera sein, die unmittelbar
kontinuierlich Bilder über die Gasströmung
durch die Möllersäule liefert.
Mitarbeiter a Angebot des Personal-Service:
Rentenberatung vor Ort
„Die Rente ist sicher!“ Dieser wohl berühmteste
Ausspruch eines ehemaligen
Bundesministers für Arbeit begleitet
auch heute noch so manches Gespräch
zur Rente. Allerdings ist bei vielen auch
zunehmend die Sorge zu spüren, ob die
Altersbezüge reichen, um den Lebensstandard
zu halten. Und je näher der
Betroffene der Rente kommt, geht es
natürlich stets auch um die Frage, wie viel
Geld denn nun wirklich unterm Strich einmal
bleiben wird.
Um hier Antworten für die Belegschaft von
HKM geben zu können, bietet der Personalservice
ab Mitte August gemeinsam mit
Mitarbeitern der Deutschen Rentenversicherung
eine Rentenberatung vor Ort an.
Immer mittwochs werden dann Mitarbeiter
der Rentenversicherung hier bei HKM
für eine ganz individuelle Rentenberatung
anwesend sein. Das Angebot ist
vorwiegend für Belegschaftsmitglieder
der Jahrgänge 1949 bis 1958. Wir werden
im Vorfeld dieses Angebots zusätzlich
gezielt in einem persönlichen Anschreiben
informieren.
20 02 • 2013
Mitarbeiter a Projekt „Mitarbeiterbefragung in der Lagerwirtschaft“
Auch Beteiligung will gelernt sein
Mit den regelmäßig durchgeführten Mitarbeiterbefragungen
will HKM herausfinden,
wo der Schuh drückt und wo Verbesserungspotenzial
besteht. Deshalb ist das Ganze
auch so angelegt, dass Abteilungen und Bereiche
getrennt betrachtet werden können.
So stellte sich etwa bei der Mitarbeiterbefragung
2012 heraus, dass die Ergebnisse für
die Lagerwirtschaft – in Verbund mit der
Verkehrswirtschaft – zu einem kleinen Teil
im roten Bereich lagen. Da diese Ergebnisse
teilweise auf inhaltlich nicht ganz klaren
Rückmeldungen basierten, entschieden sich
die Verantwortlichen der Lagerwirtschaft,
in Dialog mit den Mitarbeitern zu treten.
Schließlich gab es einige Punkte, an denen
gearbeitet werden konnte. Und weil das
wegen der relativ dünnen Personaldecke
nicht in einem Workshop geschehen konnte,
wählte man ein anderes Format: Die moderierte
Arbeitsgruppe.
Karin Aust, Leiterin Kommunikation und Organisationsentwicklung,
erläutert den Vorschlag.
„Bei der moderierten Arbeitsgruppe
treffen sich die Mitarbeiter mehrmals jeweils
zwei Stunden außerhalb der Arbeitszeit,
um über ein selbst gewähltes Thema
zu sprechen und Verbesserungen zu diskutieren.
Bei diesen Stunden handelt es sich
um bezahlte Mehrarbeit, die Teilnahme
bleibt dennoch freiwillig.“
Externer Moderator
In der Lagerwirtschaft fanden diese Treffen
ungefähr sieben Mal statt, wobei jeweils
sechs bis sieben Mitarbeiter daran teilnahmen,
was in etwa 40 Prozent der gesamten
Gruppe entspricht. Die Moderation übernahm
der externe Moderator Rainer Hennig
(von Hennig & Partner). Zunächst einigte
man sich auf die Vorgehensweise, alle Abläufe
vom Wareneingang bis zum Warenausgang
unter die Lupe zu nehmen. Dabei
wurde alles abgefragt, was künftig besser
Karin Aust,
Leiterin
Kommunikation
und
O r g a n is at i o n s-
entwicklung
gestaltet werden könnte. Gleichzeitig waren
die Teilnehmer dazu aufgerufen, selbst
Lösungsvorschläge zu machen. Denn, so
Prozessleiter Wilfried Lahrfeld, der bewusst
an den Treffen nicht teilnahm: „Nur Kritik
zu üben ist einfach und auch destruktiv.“
Karin Aust verstärkt: „Die Idee und das Ziel
dieser Art von Mitarbeiterbefragung ist Beteiligung.
Also nicht still in der Ecke sitzen
und meckern, sondern aktiv Vorschläge zur
Verbesserung beitragen.“ Bei der Lagerwirtschaft,
sagt sie, hat das geradezu beispielhaft
funktioniert, wie eine Liste mit Vorschlägen
zeigt.
Alle kritischen Punkte
angesprochen
Diese Liste war nach und nach auf den Sitzungen
zustande gekommen. Alles kam dabei
auf den Tisch, jeder einzelne kritische
Punkt wurde abgearbeitet, anschließend
Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Für
jene Dinge, die nicht aus eigener Kraft
verändert werden können und bei denen
Unterstützung gebraucht wird, wurde eine
Liste mit so genannten „Kümmerern“ aufgestellt.
Etwa für Themen aus dem IT-Bereich
wie SAP, zu deren Umsetzung Geld, beispielsweise
für einen Programmierer, benö-
02 • 2013 21
tigt wird. Hierfür machte sich später Prozessleiter
Wilfried Lahrfeld stark. Schließlich
konnten er und die Mannschaft der Lagerwirtschaft
die Bereichsleitung CM von der
Notwendigkeit der Investition überzeugen.
Anderes, wie etwa der falsche Umgang mit
Restmengen, liegt hingegen sehr wohl bei
den Mitarbeitern und kann demzufolge
auch selbst geändert werden. Dass dies bei
solchen Themen bislang nicht geschehen ist,
hängt auch damit zusammen, dass es keiner
anspricht. Oder anders ausgedrückt: Es fehlt
das Bewusstsein, dass dieser oder jener
Missstand ein Thema für alle ist. Ein Aspekt,
dem bei der abschließenden Präsentationsrunde
vor versammelter Mannschaft einschließlich
Bereichsleiter Materialwirtschaft
Axel Kiepen alle zustimmten, auch wenn
vorher keiner etwas gesagt hatte.
Liste mit 21 Hauptpunkten
Wilfried
Lahrfeld,
Prozessleiter
Lagerwirtschaft
Aus Sicht von Karin Aust ist diese Sprachlosigkeit
kein Problem der Lagerwirtschaft an
sich. „Vielmehr drückt sich darin die Schwierigkeit
aus, sich als Gruppe mit etwas auseinanderzusetzen“,
sagt sie. Es brauche Training,
um dem Team zu zeigen, was es
machen muss, um zu Lösungen zu kommen.
Daher auch die „moderierte“ Arbeitsgruppe.
Und der Schritt nach draußen, raus aus der
Lagerwirtschaft. „Denn nur so können wir
auch (Frei-) Räume schaffen zur Weiterentwicklung“,
glaubt Rainer Börke, zuständig
für die technische Abwicklung in der Lagerwirtschaft,
der die Fortschritte live miterlebt
hat. Mit dem Ergebnis des neuen Projekts
ist er genauso zufrieden wie Wilfried
Lahrfeld und Karin Aust. Behandelt wurden
zunächst jene Punkte, die am meisten
Schmerzen verursachen. Vieles davon ist
bereits in Arbeit, einiges sogar schon umgesetzt,
für alles Listen erstellt. 21 Hauptthemen
sind dabei zusammengekommen, von
denen jedes wiederum zahlreiche Untergruppen
hat.
Teilnahme auch einfordern
Auf die Frage, ob sich denn schon spürbar
etwas geändert hat, müssen Wilfried Lahrfeld
und Rainer Börke allerdings passen. So
richtig viel, sagen sie, ist noch nicht passiert.
Vielleicht auch, weil derzeit vieles parallel
läuft. Erst wenn etwa 80 Prozent der Dinge
umgesetzt sind, tritt ihrer Überzeugung
nach ein gewisser Automatismus in Sachen
Verbesserung ein. Für Karin Aust angesichts
des Pilotcharakters des Projekts kein Beinbruch:
„Auch Beteiligung muss man erst
einmal lernen.“ Und: „Am besten lernt man
durch aktives Selber-Machen“.
Eine echte Alternative
Beim Blick nach vorne will man jetzt zuerst
einmal schauen, ob alle Vorschläge auch
den gewünschten Effekt erzielen. Und zwar
im Sinne einer qualitativen Überprüfung
nach dem Motto: Hat es etwas gebracht.
Wie auch immer. Mit der Gruppenarbeit, die
für viele absolutes Neuland ist, wurde etwas
angestoßen: Sich als Gruppe zu verständigen
und so gemeinsam Lösungen zu
erarbeiten. Keine einfache Sache, dennoch
aber eine Form, die Zukunft haben könnte,
glaubt Karin Aust. „Themenbezogene Anforderungen,
Projekt-Sitzungen über einen längeren
Zeitraum hinweg sowie die moderierte
Begleitung können der Weg für eine
Gruppe sein, die sonst nicht zusammenfindet.“
Der Mehrwert davon: Gerade weil es
über einen längeren Zeitraum dauert, können
die Inhalte sacken und werden in die
Belegschaft getragen. Die Liste, da sind sich
die drei einig, ist der Grundstein dafür, um
noch weiter nach vorne zu kommen und zu
sehen, ob das alles auch weiter führt. Und
das kann erst die Zukunft zeigen.
Rainer Börke,
Technische
Abwicklung
Lager wirtschaft
22 02 • 2013
Mitarbeiter a HKM-Mitarbeiter leisteten tatkräftige Hilfe:
Bei der Flut mit angepackt
Gesehen haben die Bilder alle. Im Fernsehen,
in Zeitungen oder Magazinen. Der Gedanke
zu helfen, kam vielen, einige haben ihn
auch umgesetzt. Manche privat, andere im
Dienste von Hilfsorganisationen. So wie André
und Marcel Verhag, die mit der Freiwilligen
Feuerwehr der Stadt Duisburg in die
Katastrophengebiete reisten. Oder wie Willi
Steigenhöfer und Tobias Blumberger, die
für das Deutsche Rote Kreuz vor Ort aktiv
wurden. Während HKM für diesen Einsatz
der besonderen Art Sonderurlaub gewährte,
wird der Verdienstausfall vom Land Nordrhein-Westfalen
getragen.
Die Bereitschaft der vier HKM-Mitarbeiter,
Menschen in Not zu helfen, ist kein Zufall.
Sie gründet vielmehr auf ihrem langjährigen
Engagement und spiegelt sich zum
Teil auch auf beruflicher Ebene wider. Die
beiden Verhag-Brüder etwa sind Brandmeisteranwärter
der Werkfeuerwehr bei HKM
und zugleich ehrenamtliche Mitglieder der
Freiwilligen Feuerwehr Duisburg. Willi Steigenhöfer,
beruflich im HKM-Betriebsarztzentrum
beschäftigt, engagiert sich genauso
wie Azubi Tobias Blumenberger schon
seit langem beim Deutschen Roten Kreuz in
Duisburg.
Keine Sekunde gezögert
Sie alle zögerten keine Sekunde, als die Anfrage
der Bezirksregierung zur Hilfe in den
überfluteten Gebieten mit Mensch und
Maschine bei Feuerwehr und DRK eintraf
und sie bezüglich einer Teilnahme gefragt
wurden. Gleiches gilt für HKM, das die vier
sofort freistellte. Während sich die Brandmeisteranwärter
André und Marcel Verhag
gemeinsam mit Kollegen der Freiwilligen
und der Berufsfeuerwehr am Samstag, den
8. Juni, mit Fahrzeugen und Geräten auf den
Weg Richtung Osten machte, musste Willi
Steigenhöfer zuerst noch den Rhein-Ruhr-
Marathon abwarten, für den er als Helfer
eingeteilt war. Dann ging es auch für ihn los.
Vor Ort angekommen, trafen die vier nicht
nur auf eine buchstäblich katastrophale
Situ ation, sie erlebten auch eine ungeahnte
Hilfewelle. „Aus allen Teilen Deutschlands
waren überörtliche Helfer, aber auch ganz
normale Menschen gekommen, um zu helfen“,
erzählt Marcel Verhag. So wie die Studenten
der Uni Magdeburg, wie Bruder André
ein Beispiel nennt. „Die hatten praktisch
die Mensa besetzt und versorgten von dort
aus rund um die Uhr die notleidenden Menschen
mit Essen und Getränken.“
In Spitzenzeiten bis zu
19 Stunden Einsatz
Sie selbst wurden vor Ort nach Bezug der
Bereitstellungsräume zunächst an einer
Stelle eingesetzt, wo ein Damm zu brechen
drohte und pumpten das Wasser mithilfe
der mitgebrachten Hochleistungspumpe
wieder zurück. Später leistete das Gerät
noch unschätzbare Hilfe beim Schutz eines
Umspannungswerks. Davor, dazwischen
und danach hieß es immer wieder Sand-
02 • 2013 23
von links: André Verhag, Wilhelm Steigenhöfer,
Wilhelm Schulte-Werflinghoff, Marcel Verhag
säcke füllen und bereitstellen. Auf 19 Stunden
Einsatz brachten es die Brüder Verhag
an manchem Tag, was körperlich nur dadurch
auszuhalten war, dass im Schichtsystem
gearbeitet wurde. Bereut haben die
zwei ihren fünftägigen Einsatz trotzdem
nicht, im Gegenteil. „Schließlich sind wir ja
auch zur Feuerwehr gegangen, um anderen
zu helfen“, so die lapidare Auskunft.
Betten und Essen
Willi Steigenhöfer hält es ähnlich. Er hat
sich unmittelbar nach dem Rhein-Ruhr-Marathon
gemeinsam mit anderen DRK’lern
sowie einem Rettungswagen auf den Weg
in das Katastrophengebiet gemacht, im Gepäck
reichlich Verpflegung und Schlafsäcke
für die unzähligen Helfer. Auch ihm ist die
große Hilfsbereitschaft vor Ort aufgefallen.
Und der Dank, den die Bevölkerung den vielen
Helfern entgegen brachte. Für ihn – so
makaber das auch klingt – nichts Neues.
Denn: „Ich war auch 2002 bei der damaligen
so genannten Jahrhundertflut vor Ort,
um zu helfen, kannte das alles also eigentlich
schon.“ Und wusste deshalb auch, was
am meisten benötigt wird: Betten und alle
sechs Stunden ein Essen aus der Feldküche
mit 5.000 bis 6.000 Kalorien.
Als Dank eine Einladung
zum Essen
Woran er sich nicht gewöhnt hat, sind die
vielen persönlichen Schicksale, die man bei
solchen Katastrophen erlebt. Umso größer
ist sein Lob an die Bevölkerung. An die vor
Ort, aber auch an die, die aus ganz Deutschland
zur Unterstützung gekommen ist. „Das
ist wahre Solidarität und das ist das, was wir
in solchen Situationen brauchen“, sagt Willi
Steigenhöfer. Sein eigenes Engagement und
das der Brüder Verhag sowie von Tobias Blumenberger
stellt er dabei hintenan. „Für uns
ist das eine Selbstverständlichkeit.“ Nicht
allerdings für den Leiter der Werksicherheit,
Wilhelm Schulte-Werflinghoff. Der nicht
nur stolz auf seine zwei Feuerwehr-Azubis
ist, sondern auf alle vier HKM-Mitarbeiter.
Und sie deshalb demnächst zu einem richtig
guten Essen einladen will. „Weil Einsatz und
ehrenamtliches Engagement auch belohnt
werden muss.“
Kunden und Partner BP-Rosneft-Werkfeuerwehr zu Gast
Kollegiale
Unterstützung
Einen großen Bahnhof der besonderen Art gab es am 2. Juli 2013
auf dem Parkplatz hinter der Verwaltung 1 zu sehen. Mit ihrem
erst seit sechs Monaten im Betrieb befindlichen Feuerwehrauto
demonstrierte dort die Werkfeuerwehr BP Rosneft Gelsenkirchen
ihren Kollegen von HKM, auf welch schwindelnde Höhen
sich die dazugehörige Teleskopmastbühne TMB 44 ausfahren
lässt.
Eben exakt auf jene 44 Meter, wie in der Abkürzung angegeben.
Allerdings war die Demonstration kein Zufall, sondern von HKM
initiiert. „Weil wir sehen wollten, was das Gerät kann“, erklärt
der Leiter der Werksicherheit, Wilhelm Schulte-Werflinghoff.
Nicht aus Neugier, sondern weil Handlungsbedarf besteht.
Denn der Renovierungsstau bei HKM umfasst neben Gebäuden
auch den Fuhrpark. Bezogen auf die Feuerwehr heißt das unter
anderem, dass eine Drehleiter ausgetauscht werden muss. „Die
vorhandene reicht nur bis 23 Meter und erreicht damit im Hallenbereich
nicht die dortigen Arbeitsbühnen“, weiß Personalchef
Jens Loock. Ein Sicherheitsmanko also, dass im Fall des
Falles schlimme Auswirkungen haben könnte. Die kollegiale
Unterstützung der Werkfeuerwehr BP Rosneft war insofern
also Anschauungsunterricht im besten Sinne, denn die TMB 44
wäre schon eine echte Alternative.
24 02 • 2013
Kompetenz Qualitätskontrolle feuerfester Baustoffe in der Pfannenwirtschaft:
Vertrauen ist gut …
Schon als die Hüttenwerke 1909 aus der Taufe
gehoben wurden, war sie dabei. Und sie
wird auch zukünftig fester Bestandteil des
Stahlherstellungsprozesses sein. Die Rede ist
von der Stahlgießpfanne. Obwohl die Verfahren
in Huckingen im Laufe der Zeit vom
Siemens-Martin-Prozess über die Hochofenroute
mit dem Thomasverfahren und dem
Elektrolichtbogenofen bis zum heute betriebenen
LD-Verfahren wechselten, hatten sie
alle stets eines gemeinsam: Die Stahlgießpfanne.
Früher als handbetriebene Stop -
fenpfanne für den Blockguss ist sie heute
mit einem hydraulischen Linear-Plattenschieber
für den Strangguss perfekt ge rüstet.
Während sie ursprünglich als reines Transport-
und Vorratsgefäß diente, sind ihre Aufgaben
kontinuierlich anspruchsvoller geworden.
Heute ist sie ein metallurgischer Reaktor,
der die Herstellung der 2.000 Stahlgüten
bei HKM erst möglich macht. Die Stahlgießpfanne
ist zu diesem Zweck, wie im Zustellschema
dargestellt, mit kohlenstoffgebundenen
Magnesiasteinen ausgemauert.
Folgende Ansprüche werden da bei an sie
gestellt: Abstichtemperatur bis 1.800 °C,
Re sistenz der basischen Ausmauerung gegenüber
Entschwefelungsschlacken im System
CaO-Al 2 O 3 und Raffinationsschlacken
im Sys tem Al 2 O 3 -SiO 2 -CaO, Vakuum be handlung
bis 5 mbar, 280 Tonnen Abstichgewicht,
Bodenspülung über zwei Spülgassteine,
alumothermisches Heizen, Legie rungs -
gehalte bis neun Prozent, Haltbarkeit größer
70 Schmelzen sowie bis zu 300 Minuten
Gießdauer pro Plattenpaar.
Hier bitte eine Bildunterschrift
Durchbruch vorprogrammiert: Ein Stück
Förderband im Wandstein der Stahlgießpfanne.
02 • 2013 25
Michael Moske kontrolliert die Maßhaltigkeit der MgO-C-Steine
Aufgedeckt bei regelmäßigen Schnittkontrollen:
Fremdmaterial im MgO-C-Stein.
Michael Moske hält die Reststeinstärken
beim Ausbruch der Stahlgießpfanne im
Protokoll fest.
Besondere Aufmerksamkeit
erforderlich
Um diese Aufgaben sicher bewerkstelligen
zu können, kommt der feuerfesten Zustellung
besondere Aufmerksamkeit zu. Schließlich
können Fehler bei der Zustellung sowie
mangelhaftes Feuerfestmaterial fatale Folgen
haben und müssen vermieden werden.
Zu diesem Zweck hat das Team Feuerfest,
Abteilung TS-SV, eine Qualitätskontrolle eingeführt.
Ziel ist die Sicherstellung einer reproduzierbaren
Qualität der Zustellung. Wie
im Schaubild dargestellt, wird für jeden
neuen Baustoff eine Referenzuntersuchung
durchgeführt, in der die relevanten Eigenschaftsmerkmale
festgestellt werden. Diese
ermöglichen den Vergleich zum einen mit
den Ergebnissen von einmal im Quartal
durch geführten „internen Untersuchungen“,
um schleichende Veränderungen im Material
aufzudecken. Zum anderen können im Schadensfall,
wie etwa einem Durchbruch, Abweichungen
vom Sollzustand leicht nachgewiesen
werden. Zusätzlich werden quartalsweise
Rückstellproben gezogen, um im Be -
darfsfall externe Untersuchungen an jungfräulichem
Material durchführen zu können.
Enormer Know-how-Zuwachs
In Kombination mit der Abnahme der Zustellung,
der regelmäßigen Kontrolle im Betrieb,
der Speicherung relevanter Betriebsparameter
sowie dem beim Ausbruch erstellten
Protokoll ergibt sich eine lückenlose
Dokumentation der gesamten Pfannen reise.
Diese bildet die objektive Grundlage für die
Abrechnung und im Bedarfsfall einer Reklamation.
Die Reststeinstärke wird am Pfannenplatz
mithilfe eines LACAM-Gerä tes ermittelt,
was zusätzliche Sicherheit bei der
Beurteilung bietet, da ein voreilender Verschleiß
leichter erkannt werden kann.
Das große Plus für HKM ergibt sich aber
durch die ständige Auseinandersetzung mit
der Zustellung. Das Team Feuerfest hat seit
Einführung einen enormen Know-how-Zuwachs
erfahren, den die Mitarbeiter konsequent
in die Weiterentwicklung und Beurteilung
der Stahlgießpfanne einfließen
lassen.
Hallo zusammen,
endlich ist es wieder ein bisschen wärmer
und der Aufenthalt auf der Hütte macht wieder
Spaß! Ist ja viel passiert bei Euch! Toll, wie
die Kokereierweiterung voranschreitet. Ein
anderer Spatz berichtete mir, dass auch ein
neues Seminarkonzept „Schau hin und sprich
drüber“ bei Euch bearbeitet wird. Kollegen
sollen sich untereinander auf Risiken ansprechen,
damit ein noch sichereres Arbeiten ermöglicht
wird. Bei meinem letzten Flug über
die Außenbereiche der Sozialhäuser und Verwaltungen
fiel mir dieser Titel „Schau hin und
sprich drüber“ wieder ein. An vielen Stellen
fand ich Plastikbecher und Müll neben den
Abfalleimern – das muss doch wirklich nicht
sein! Also wenn Ihr nächstes Mal einen seht,
der Abfälle in meiner Natur entsorgt: „Schaut
hin und sprecht drüber!“ Die Gegend zuzumüllen
und eigene Kollegen dann den Müll
wegräumen lassen, ist wirklich nicht kollegial.
Meint jedenfalls
Der Hüttenspatz
PS: Mir kann man auch schreiben.
E-Mails lese und schreibe ich unter:
huettenspatz@hkm.de
26 02 • 2013
Mitarbeiter Safety First geht in die nächste Runde:
Reden – Vertrauen – Helfen
Manchmal scheint es so, als ob die zahl reichen
Arbeitssicherheitsaktionen und -projekte
auf der Hütte einfach nebeneinander
her laufen würden. So nach dem Motto: Jeder
hat eine gute Idee und setzt sie sofort
um. Doch der Eindruck täuscht. Tatsache ist,
dass alle Projekte zum Thema Arbeitssicherheit
unter dem großen Schirm von „Safety
First“ ablaufen und alle ein Ziel verfolgen:
Gemeinsam sicher zu arbeiten. Dass dabei
in verschiedenen Bereichen unterschiedliche
Ansätze verfolgt werden, ist richtig und
auch gewollt. Schließlich gibt es keine Schablone
für Arbeitssicherheit, die auf alles und
jedes gleichermaßen zutrifft. Vielmehr muss
man schauen, was wo Sinn macht. Und das
gegebenenfalls übertragen. So wie das Seminar
„Schau hin und sprich drüber!“, das
jetzt in veränderter Form im Schmelzbetrieb
im Stahlwerk an den Start geht.
Bereits im Dezember vorigen Jahres war
ent schieden worden, dass gleichnamige Seminar
mit DuPont so nicht weiterführen zu
wollen. Vielleicht, weil es nicht hüttenspezifisch
genug war, vielleicht auch, weil es zu
viel Theorie und zu wenig Praxis beinhaltete.
Wie auch immer: Letztendlich ging es
En de vergangenen Jahres um die Frage, wie
es nun weiter gehen, wie das Seminar besser
auf die Hütte zugeschnitten werden
kann, wie Gabriele vom Ende, Leiterin Berufsbildung,
erläutert.
Interne Trainer
Inzwischen besteht Klarheit über die Frage:
Es soll auch weiter „Hingeschaut und darüber
gesprochen werden“. Nur eben anders.
Und damit das künftig noch besser als bisher
geschieht, werden Mitarbeiter aus den
Betrieben zu internen Trainern geschult. Sie
werden zukünftig die Seminare zusammen
mit Mitarbeitern der Berufsbildung von
HKM durchführen. Hauptgrund für diese
Konzeptänderung: „Diese Leute sind nah an
der Sprache des Betriebs und können später
mit den Mitarbeitern das Ansprechen in der
Praxis besser erarbeiten“, sagt Dr. Arnd Köfler,
Leiter Stahlerzeugung. Insgesamt 13 engagierte
Mitarbeiter aus dem Schmelzbetrieb
und der Instandhaltung des Stahlwerks
haben sich freiwillig gemeldet, um sich zu
Trainern ausbilden zu lassen. Und künftig ihren
Kollegen Hemmnisse bei der Ansprache
von Mitarbeitern zu nehmen und sie bei
Wortwahl und Spracheröffnung zu unterstützen.
Denn das Ansprechen steht bei
dem neuen Seminarkonzept eindeutig im
Vordergrund. Nicht nur das. Auch die Theorie
ist im Vergleich zu vorher deutlich weniger
geworden, hält sich jetzt mit dem praktischen
Teil in etwa die Waage. Ganz abgesehen
davon, dass das gesamte Seminar
nun deutlich „Hütten-geprägter“ ist.
Zum Ansprechen befähigen
Während die internen Trainer bereits im Mai
und Juni ausgebildet wurden, starten die ersten
Seminare für die insgesamt rund 580
Mitarbeiter des Schmelzbetriebs inklusive
Instandhaltung im Juli. Ziel der Workshops
ist es dabei, die Mitarbeiter dazu zu befähigen,
Kollegen auf unsichere Handlungen
und Zustände anzusprechen. Das erste Element
des theoretischen Teils beschäftigt
sich daher mit Fragen wie: Was ist eigent-
02 • 2013 27
von links nach rechts: Michael Esser,
Dirk Taglieber, Dr. Jens Reichel, Klaus Kremer,
Mario Milewski, Thomas Neubauer,
Deniz Guendoer, Claudia Bielok, Sven Holtz,
Israfil Tasci, Stefanie Flick, Peter Podstawa,
Thomas Frinken, Udo Heinrichs
lich meine eigene Haltung zum Ansprechen,
bin ich emotional bereit dazu? Unterstützung
hierzu gibt unter anderem der Film
„Freunde“, der bekanntlich die Diskrepanz
zwischen Privat- und Berufsleben aufzeigt.
Während der (Sports-) Freund privat direkt
auf sein Verhalten im Spiel angesprochen
und aufmerksam gemacht wird, funktioniert
das beim Kollegen im betrieblichen
Alltag noch lange nicht. Das zweite Workshopelement
dreht sich daher auch darum,
wie man den Kollegen richtig anspricht und
ihn nicht direkt angreift. Genauso wichtig
ist allerdings auch, wie man mit der Reaktion
des Angesprochenen umgeht. Auch das
lässt sich übrigens prima dadurch herausfinden,
dass man sich selbst in die Rolle des
Angesprochenen versetzt und überlegt, wie
man angesprochen werden möchte und wie
man eventuell auf eine „falsche“ Ansprache
reagiert.
Praktische Übungen
im Arbeitsumfeld
Das und noch viel mehr versuchen die Trainer
zum Teil auch in Rollenspielen zu vermitteln,
sammeln dabei Ideen und bauen
Struk turen und Mechanismen für die Anwendung
in der Praxis auf. Ob die auch
funktionieren, können die Seminarteilnehmer
dann im zweiten praktischen Teil des
Seminars ausprobieren. Im Arbeitsplatz um -
feld soll die Theorie in die Praxis umgesetzt,
sollen die Teilnehmer auf Mitarbeiter zugehen
und sie ansprechen. Die ihrerseits natürlich
nicht völlig ahnungslos sind, sondern
auf diese Situation vorbereitet werden.
Schließlich sollen sie selbst ja auch einmal
an dem Seminar teilnehmen. Begleitet bzw.
nachbereitet wird das Seminar mithilfe von
Fragebögen parallel zu der Veranstaltung
sowie sechs Wochen später. „Wir wollen damit
zum einen die Wirksamkeit der Maßnahme
überprüfen, zum anderen aber auch
ein Feedback darüber erhalten, was sich seit
dem Seminar verändert hat“, erklärt Dr. Jens
Reichel, Leiter TI und zugleich Leiter des
Safety First-Komitees den Hintergrund der
Fragebogenaktion.
Neue Plakataktion
Insgesamt soll die neuerliche Aktion in drei
Stufen ablaufen. Zunächst wird nach der
Trainerausbildung im Juni mit einer Information
in den betrieblichen SGA’s begonnen,
um ein vernünftiges Transferklima zu
schaffen, wie es Dr. Reichel ausdrückt. Ende
Juni startet dann hüttenweit eine Plakataktion
mit drei verschiedenen Motiven, die
unter dem Motto steht: „Beste Kollegen.
Mit Sicherheit. Reden-Vertrauen-Helfen“.
Als dritter Schritt folgen dann ab Juli die eintägigen
Seminare für die rund 580 Mitarbeiter,
die insgesamt bis Ende des Jahres laufen.
Damit keine Langeweile aufkommt, werden
in diesem Zeitraum die Plakatmotive durch
weitere ergänzt und auch die Ansprache darauf
verändert sich. Wie und wodurch, soll
an dieser Stelle noch nicht verraten werden.
Ansprechen im Vordergrund
Eine ganze Menge also, was unter der Überschrift
„Safety First“ demnächst im Stahlwerk
und auch hüttenweit in Sachen Arbeitssicherheit
abläuft. Allerdings: „Was wir
mit dieser Aktion noch nicht ansprechen ist
die Frage, wie wir unsichere Handlungen
und Zustände besser erkennen können“,
räumt Dr. Reichel ein. Man habe zwar von
und mit DuPont bereits einiges an Hintergrund
und auch Hinweisen dazu erhalten.
Das Patentrezept, was gegen die sogenannte
Betriebsblindheit vorgenommen werden
kann, ist aber noch nicht gefunden. Und
vielleicht gibt es ja auch gar keins. Umso
wichtiger, dass jetzt zuerst einmal die Ansprache
im Vordergrund steht. Alles andere
wird sich schon ergeben. „Wir wollen unsere
Mitarbeiter ja auch nicht überfrachten
und zuschütten“, meint Dr. Reichel. Recht
hat er. Und deshalb wird jetzt zunächst einmal
mit Reden angefangen.
Beste Kollegen.
Mit Sicherheit.
Reden – Vertrauen – Helfen
28 02 • 2013
Mitarbeiter KVP-Einführung bei TI:
Besser werden
Auch und gerade im Vergleich im Wettbewerb
können HKM und damit die Mitarbeiter
zu Recht von sich behaupten: Wir sind
gut. Die Frage ist nur, ob das auch in Zukunft
ausreicht. Denn der Wettbewerb um uns
herum entwickelt sich stetig weiter und damit
ist Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt.
Das Gebot der Stunde lautet daher
auch für einen internen Dienstleister, sich
weiter zu entwickeln oder schlicht und einfach:
Besser werden. Nicht unkoordiniert
und planlos, sondern im Rahmen eines Kontinuierlichen
Verbesserungsprozesses (KVP).
Und weil es nicht ausreicht, einen Prozess
nur anzustoßen, ist man bei TI das Ganze
mit Methode und einer Organisation dahinter
angegangen.
Die kontinuierliche Verbesserung ist im
Grunde genommen nichts Neues. Bereits in
den 1940er Jahren startete der Automobilhersteller
Toyota einen Prozess, der unter
dem Begriff „Kaizen“ zunächst in der Automobilbranche
und später in vielen anderen
Industrien für Furore sorgte. Das Grundprinzip
besteht dabei in der Vermeidung jeglicher
Verschwendung. Und die versteckt sich
überall: In scheinbar bewährten Arbeitsabläufen,
überflüssigen Wartezeiten, zu großen
Warenbeständen, ungenutzten Produktionsflächen
oder auch zu langen Wegezeiten.
Das Gegenmittel dazu sind effiziente
Prozesse oder eben KVP. Zwar sind in der
Vergangenheit immer wieder erfolgreich
einzelne Verbesserungsprojekte umgesetzt
worden. „Es hat aber eine ganzheitliche Betrachtung
gefehlt, mit der einmal erzielte
Verbesserungen regelmäßig überprüft und
weiterentwickelt wurden“, erläutert Dr. Jens
Reichel, Leiter Energie, Infrastruktur und Anlagentechnik
(TI). Daher soll mit dem neuen
Entwicklungsschritt eine selbsttragende,
lernende Organisation zum Ausbau der
Wett bewerbsfähigkeit und Produktivität
von TI geschaffen werden.
Geschäftsführung und
Betriebsrat einbezogen
Vor diesem Hintergrund entstand vor etwa
zwei Jahren bei TI die Idee, mit KVP diese Lücke
zu schließen. Allerdings wollte man diesmal
etwas grundlegend Anderes machen,
nämlich das Vorhaben mit einer breiten Mitarbeiterbeteiligung
und ausreichend Zeit zur
Umsetzung anpacken. Gleichzeitig sollte der
Antrieb zur kontinuierlichen Verbesserung
aus den Mitarbeitern selbst kommen: Sie
sollten sich aktiv dafür einsetzen. Und zwar
nicht nur irgendwo oben in der Hierarchie,
sondern überall – vom Facharbeiter bis hin
zum Bereichs- oder Prozessleiter. Um dies zu
erreichen, wurden zunächst alle Mitarbeiter
in den sieben Einzelabteilungen von TI über
das Vorhaben informiert, gleichzeitig Henry
Kramp, Fachgebietsleiter Konstruktion Krantechnik,
und Udo Heinrichs vom Bildungswesen
mit der Umsetzung des Projekts beauftragt.
Aber was bedeutete das nun und
vor allem: Wie sollte das Ganze in die Mannschaft
reingetragen werden? Ganz klar: Mit
Methode und einer entsprechenden Organisation.
Für Dr. Reichel war zudem noch etwas
wichtig: „Wegen der Bedeutung des
Projekts für die Weiterentwicklung von TI
sollten auch die Geschäftsführung und der
Betriebsrat frühzeitig einbezogen werden.“
Organisation aufgebaut
Nicht nur das ist gelungen. Inzwischen ist
auch das gesamte Projekt deutlich voran gekommen.
Während Henry Kramp und Udo
Heinrichs beim Kaizen-Institut zu KVP-Managern
und damit in der Methodik ausgebildet
werden, wurde parallel die notwendige
Organisation aufgebaut. So gibt es einen
Lenkungskreis, in dem Betriebsrat und alle
TI-Prozessleiter vertreten sind. Hier werden
die durchzuführenden Umsetzungsschritte,
die notwendigen Ressourcen und der Zeitplan
abgestimmt. Ein KVP-Team mit den beiden
KVP-Managern, betrieblichen KVP-Koordinatoren
sowie Prozessbegleitern aus den
Teams plant und spricht die Maßnahmen
in den Betrieben ab, führt Workshops zur
Qualifizierung durch und sichert damit die
betriebsnahe Umsetzung. Ziel des Ganzen
ist, die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen,
wertschöpfende Tätigkeiten zu steigern,
Verschwendung zu vermeiden und die Identifikation
mit dem eigenem Arbeitsplatz zu
erhöhen.
5S-Methode eingeführt
Nach dem Aufbau der Organisation stand
als nächster Schritt die Qualifizierung der
Praktisches Training der 5S-Methode
Erste Ergebnisse der 5S-Aktion im Pilotbereich TI-F
02 • 2013 29
Potentiale finden bei der Verlustsuche
betrieblichen Führungskräfte in den KVP-
Grund lagen auf dem Programm, was im ersten
Quartal abgeschlossen werden konnte.
Nun geht es an die Umsetzung vor Ort. Allerdings
braucht eine erfolgreiche Umsetzung
nicht nur klare Ziele und eine entsprechende
Organisation im Rücken, sondern
auch eine Methode. Der erste Baustein von
KVP ist dazu die 5S-Methode, die im März in
der Gruppe Rollenlinie als erste Pilotgruppe
in der Hauptwerkstatt angegangen wurde.
Die fünf S stehen dabei für: Sortieren, also
Unnötiges aus dem Arbeitsbereich zu entfernen;
Separieren oder Aufräumen, das
heißt, die nach dem Sortieren übrig gebliebenen
Dinge ergonomisch zu ordnen; Säubern,
also den Arbeitsplatz sauber machen
und halten; Standards, Anordnung zur Regel
zu machen, sowie Selbstdisziplin, sprich alle
Punkte einzuhalten und immer wiederkehrend
zu überprüfen.
1.S, Sortieren in der Praxis, alles muss raus!
Theorie und Praxis
Natürlich wurde die Gruppe Rollenlinien (TI-
FH) genau wie die nachfolgenden Teams
Werkstatt (TI-E) und die Gruppe Rohrleitungsbau
(TI-FS) nicht einfach so ins kalte
Wasser geworfen, sondern in einem Workshop
auf die anstehenden Aufgaben vorbereitet.
Zunächst noch von den externen Trainern
des Kaizen-Instituts. Diesen Job sollen
nach ihrer Ausbildung dann die KVP-Manager
Henry Kramp und Udo Heinrichs und die
KVP-Koordinatoren aus den Betrieben übernehmen.
Zwar geht es in diesen Workshops
auch um die theoretische Einführung in die
Grundlagen der 5S-Methode, aber nicht nur.
Genauso wichtig ist die Vorbereitung auf
die Aktivitäten vor Ort. Denn dort geht es
meist um die Frage, warum etwas beispielsweise
so ablegt wurde, wie es ist. „Wir zielen
dabei nicht auf zwanghafte Veränderung
ab, sondern wollen den Kollegen vor
Augen führen, was er da macht und ob das
so sinnvoll ist“, erklärt Udo Heinrichs. Viele,
so weiß er inzwischen, reagieren vor allem
in der Theorie zunächst einmal skeptisch
und abwartend. Aber: „In der Werkstatt
sind dann viele überrascht, wovon man sich
beim Sortieren alles getrennt und was sich
beim Separieren getan hat“, sagt er. Natürlich
bedarf es einer gewissen Selbstdisziplin,
das einmal erreichte Niveau auch zu halten.
Doch dafür sind Standards da. Die übrigens
nicht in Stein gemeißelt und für alle Zeiten
gültig sind, sondern hinterfragt werden.
„Erst wenn wir auch hier ständig fragen, wie
sich etwas verbessern lässt, kommen wir
weiter“, weiß Henry Kramp.
Alle machen mit
Nicht zuletzt deshalb appellieren die beiden
KVP-Manager auch an die Kollegen, „sich
einfach mal darauf einzulassen. Am Schluss
überzeugt dann schon das Ergebnis.“ Überzeugend
ist allerdings auch, dass bei der
KVP-Einführung und der 5S-Methode alle
mitmachen. Angefangen beim KVP-Team
über die beiden KVP-Manager bis hin zu den
Führungskräften einschließlich Bereichsleiter
Dr. Reichel. „Nur so können wir jene Akzeptanz
quer durch alle Ebenen schaffen,
die für einen Erfolg unabdingbar ist“, sagt er.
BESSER
GUT
SEHR GUT
30 02 • 2013
Alle mitzunehmen und Möglichkeiten zur
Verbesserung aufzuzeigen, ist allerdings nur
der eine Punkt. Darauf hinzuweisen, dass
dies für alle gilt, ein anderer. Will heißen:
Nicht nur die Werkstätten und die Vor-Ort-
Instandhalter sind zu Verbesserungen aufgerufen.
Auch die Bürobereiche müssen und
sollen sich beteiligen. Aktiv, denn am Ende
der 5S-Methode steht stets ein Audit. Erstmals
durchgeführt wurde es am 29. April für
die Pilotgruppe Rollenlinie. Und dem attestierte
das Kaizen-Institut mit 53,8 Prozent
der zu erreichenden Punktzahl ein überdurchschnittliches
Ergebnis. „Normal sind
bei einer ersten Auditierung zwischen 30
und 40 Prozent“, unterstreicht Udo Heinrichs,
der die nächsten Audits zusammen
mit Henry Kramp künftig in Eigenregie
durchführen wird.
Kein Ende in Sicht
Diese gemeinsam mit dem jeweiligen Team
und den Prozessbegleitern vorgenommen
Audits finden in Form einer Werkstattbegehung
statt, bei der dann einzelne Punkte
angeschaut und angesprochen werden. Das
Kaizen-Institut erteilt dafür eine Art Lizenz.
„Das ist im Prinzip ein Formblatt, auf dem
vermerkt wird, was geändert werden kann“,
erklärt Henry Kramp. Allerdings schauen die
Experten dann nachher auch noch einmal,
ob alles in Ordnung ist. Zunächst jedenfalls,
denn wenn Udo Heinrichs und Henry Kramp
den KVP-Ausbildungsweg vom Praktiker über
den Coach bis zum Manager durchlaufen haben,
wird vieles eigenständiger und selbstverständlicher.
Schon jetzt ist allerdings klar,
dass die KVP-Einführung konsequent fortgesetzt
wird. Noch in diesem Jahr sollen alle
TI-Abteilungen aktiv einbezogen werden,
in 2014 dann vielleicht überall schon die 5S-
Methode angewandt werden. Keine Kleinigkeit,
weder in Qualität noch in Quantität. Immerhin
wollen bei TI 450 Mitarbeiter in das
Programm einbezogen werden. Doch selbst
dann ist das Ganze natürlich nicht zu Ende,
das besagt allein schon der Begriff Kontinuierlicher
Verbesserungsprozess. Schließlich
ist stetig besser werden das Ziel. Weil das
Bessere der Feind des Guten ist.
Mitarbeiter 100 Jahre Deutsches Sportabzeichen – HKM ist dabei:
Mach mit – bleib fit!
Erstmals im Jahre 1913 verliehen, feiert das
Deutsche Sportabzeichen als höchste Auszeichnung
außerhalb des Wettkampfsports
in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. Für
HKM Grund genug, mitzumachen und die
Mitarbeiter zur Teilnahme zu motivieren.
Zumal es eigentlich keine Entschuldigung
dafür gibt, nicht teilzunehmen. Denn mitmachen
können alle, die Mitgliedschaft in
einem Sportverein ist nicht notwendig.
Gut: Trainieren sollte man vorher. Und sich
davor am besten einmal medizinisch durchchecken
lassen. Zumindest dann, wenn man
die letzten Jahre eher als Passiv-Sportler,
sprich als Zuschauer von Sportveranstaltungen
durchs Leben gegangen ist. Denn
auch wenn die Teilnahme jedem offen
steht: Ganz leicht ist es nicht, das Deutsche
Sportabzeichen zu erringen. Schließlich ist
es der Nachweis für überdurchschnittliche
Leistungen und vielseitige Fitness.
Schwimmen muss man schon
können
Womit wir auch schon bei den Modalitäten
sind. Absolviert werden müssen Übungen,
die sich an den motorischen Grundfähigkeiten
Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und
Koordination orientieren. Diese Grundfähigkeiten
können in Einzeldisziplinen der Sportarten
Leichtathletik, Radfahren, Schwimmen
und Geräteturnen erbracht werden.
Apropos Schwimmen: Das muss man schon
können, wenn man das Deutsche Sportabzeichen
erwerben will. Dafür kann es je nach
persönlicher Fitness und Trainingszustand
in den drei Leistungsstufen Bronze, Silber
und Gold erworben werden. Wobei neben
dem Nachweis der Schwimmfertigkeit auch
alle vier Leistungen mindestens auf Bronze-
Niveau erbracht werden müssen. Falls das
nicht auf Anhieb gelingt, muss man es halt
erneut versuchen.
Interner Wettbewerb
Damit alles mit rechten Dingen zugeht, erhält
jeder Teilnehmer eine Prüfkarte, auf der
die jeweiligen Leistungen von den Übungsleitern
eingetragen werden. HKM-Mitarbeiter
senden diese Karte dann zurück an die
Ansprechpartner auf der Hütte. Die werden
dann alles Weitere übernehmen und zudem
eine Auswertung nach Abteilungen und
Betrieben vornehmen. Denn das Ganze soll
auch eine Art interner Wettbewerb sein. Damit
der auf „höchstem sportlichen Niveau“
stattfinden kann, kümmert sich HKM auch
um Trainingsmöglichkeiten, bietet zudem
(nach vorheriger Anmeldung) auch einen
Deutsches Sportabzeichen bei HKM:
Karol Pawlinski (P-K) zeigt sein Plakat dazu.
Medizin-Check im Betriebsarztzentrum an.
Die Abschlussveranstaltung mit Überreichung
der Urkunden und Abzeichen durch
die Geschäftsführung soll im September
stattfinden. Noch viel mehr Informationen
über Rahmenbedingungen und Ansprechpartner
liefert ein Flyer, der demnächst erscheinen
wird. Außerdem können sich die
Mitarbeiter im Intranet rund ums Deutsche
Sportabzeichen schlau machen. Also denn:
Mach mit – bleib fit!
02 • 2013 31
Kunden und Partner Nachbarschafts-Forum mit hoher Beteiligung:
Im Dialog bleiben
Wer Interesse daran hat, mit seinen Nachbarn
gut auszukommen, redet mit ihnen,
informiert sie, bezieht sie mit ein. Das gilt
fürs private wie fürs industrielle Umfeld. Für
HKM eine Selbstverständlichkeit, wie die
regelmäßigen Treffen mit interessierten
Anliegern zeigen, zu denen vor allem auch
die Bezirksvertreter aus dem Süden, Landtagsabgeordnete
sowie Vertreter der Bürgervereine,
Kirche und Schulen zählen.
Am 19. Juni war es wieder einmal so weit.
HKM hatte zum Nachbarschafts-Forum
eingeladen und knapp 70 interessierte Bürger
waren dieser Einladung in die Salzgitter
Mannesmann Forschung gefolgt. Enttäuscht
wurden sie nicht, denn sie bekamen eine
Menge Neues und Wissenswertes zu hören.
Baufortschritte und
Umweltschutz-Investitionen
Nach der Begrüßung durch Arbeitsdirektor
Peter Gasse berichtete Technik-Geschäftsführer
Dr. Rolf Höffken zunächst von den
Fortschritten bei der Kokereierweiterung,
die voll im Plan liegt. „Derzeit sind etwa 75
Prozent umgesetzt, so dass wir davon ausgehen,
wie vorgesehen Ende des Jahres
in Betrieb gehen zu können.“ Fortschritte
machen auch die Arbeiten an einer neuen
Werkszufahrt am Tor 2, über die künftig der
gesamte Verkehr abgewickelt werden soll.
„Weil dort im Gegensatz zu Tor 1 keine Bahngleise
liegen“, begründete Dr. Höffken die
Maßnahme. Die langen, durch den Bahnverkehr
bedingten Wartezeiten bei der Ein- und
Ausfahrt dürften dann der Vergangenheit
angehören. Investiert wird bei HKM natürlich
auch weiterhin in den Umweltschutz,
wie der Leiter des gleichnamigen Bereichs,
Dr. Udo Kalina, darlegte. So können durch
Investitionen im Bereich der Sinteranlage die
Staubbelastungen um mehr als die Hälfte
verringert werden.
Erschwerte
Rahmenbedingungen
Arbeitsdirektor Peter Gasse, Franz Scheben
(Leiter Immobilienwirtschaft) und Rolf Peters
(1. Vors. Duisburger Bürgervereine)
Weitere Themen beim Nachbarschaftstreffen
waren die steigenden Rohstoffpreise
sowie die Auswirkungen der Energiepolitik.
Beides macht HKM schwer zu schaffen, wobei
die Situation bei der Energie fast schon
kurios ist. Da HKM selbst Gas erzeugt, davon
jedoch nur etwa die Hälfte selbst verbraucht,
geht der Rest in öffentliche Netze.
„Und dafür haben wir kürzlich erstmals sogar
Geld bezahlen müssen“, berichtete Dr.
Höffken. Im Gegensatz dazu hofft man auf
der Hütte, dass sich die Investitionen in die
Ausbildung irgendwann einmal bezahlt machen.
„161 Azubis sind derzeit bei HKM tätig,
134 davon kommen aus dem Duisburger Sü-
Peter Gasse begrüßt die Nachbarn der HKM
den“, sagte Berufsbildungsleiterin Gabriele
vom Ende. Um dieses Level auch bei rückläufigen
Bewerberzahlen zu halten, greift HKM
auch zu ungewöhnlichen Mitteln. So wird es
am 12. Juli von 16 bis 22 Uhr eine „Nacht der
Ausbildung“ geben, in der sich Interessierte
über das Berufsangebot informieren können.
Kurz und gut: Die Besucher des Nachbarschafts-Forums
bekamen an diesem Tag
eine Menge zu hören und konnten – wie es
sich gehört – anschließend auch noch Fragen
stellen. Schließlich ist da oberste Devise
von HKM: Mit seinen Nachbarn im Dialog
bleiben.
Aktuelles zur Ausbildung stellt
Gabriele vom Ende vor
Interessierte Nachbarn – ein voller Saal
Noch mehr persönlicher Austausch mit kleinen Häppchen
32 02 • 2013
Mitarbeiter Innovationszirkel bei TI eingeführt:
Weil Innovationen
nicht vom Himmel fallen
Innovationen sind der Motor für Fortschritt,
der Antrieb für Weiterentwicklung, eine Art
Lebenselexier für jedes Unternehmen. Der
Haken an der Sache: Innovationen fallen
nicht vom Himmel und sind nicht per Knopfdruck
zu haben. Im Gegenteil: Es braucht eine
ganze Menge an Voraussetzungen, damit
Ideen – die Keimzelle jeder Innovation – gedeihen
und sich entfalten können. Zu dieser
Erkenntnis kam auch der Bereich Energie,
Infrastruktur und Anlagentechnik (TI), als er
sich 2009 kurz nach der Zusammenlegung
von TI und TA in Sachen Innovationen auf
den Weg machte. Zwar gab es bei den Kollegen
eine Kennzahl über den Innovationsgrad,
doch bezog sich diese im Wesentlichen
auf Kerntätigkeiten des Bereichs. Was aus
Sicht der Innovationswilligen bei TI nicht der
richtige Weg war und sie sich daran machten,
ein anderes Konzept zu entwickeln.
Am Anfang stand dabei die Frage, was eine
Innovation denn überhaupt ist und wer in
dieser Hinsicht führend ist. Die Antwort war
schnell gefunden: Als innovativ gelten beispielsweise
die Pharma- und Autoindustrie
oder Firmen wie Google und Apple, die jede
für sich immer wieder mit neuen Produkten
zu überraschen weiß. Doch obwohl auch
Stahl und damit der ureigenste Bereich von
HKM äußerst innovativ sein kann, sah TI für
sich kaum die Möglichkeit, hier aktiv zu werden.
Stattdessen wollte man das Thema auf
die Infrastrukturanlagen sowie auf deren
Instandhaltung fokussieren. Dabei wurde
auf die Einbindung der Mitarbeiter in der Instandhaltung
großen Wert gelegt und definierte
Innovation als einen Unterschied zu
den bisherigen Tätigkeiten und Prozessen.
Feinkonzept für Innovationen
Gestartet wurde mit einem Erfassungsblatt,
auf dem festgehalten werden sollte, wo und
in welchem Bereich eine Innovation realisiert
worden war. Aber: „Das war lediglich
eine Art Bestandsaufnahme, die selbst nicht
zu Innovationen führte“, blickt Wolfgang
Graf, Leiter Projekte bei TI-E, auf diese Zeit
zurück. Konsequenterweise befasste man
sich daher zunächst einmal mit den grundsätzlichen
Fragen. Etwa wo eine Innovation
herkommt, wie sie entsteht, wie man selbst
innovativ werden und auch die Mitarbeiter
dazu bringen kann. Mit diesen und anderen
Fragen befasste sich im Frühjahr 2011 die Arbeitsgruppe
bestehend aus Vermessungsingenieur
Markus Grabellus, Wolfgang Graf
und Rainer Köhlen-Gollnick, Leiter Projekte
TI-K. Dabei ging es unter anderem um allgemeine
Anforderungen an ein innovationsförderndes
Umfeld. Kriterien dafür sind etwa,
dass Innovation Bestandteil der Unternehmensstrategie
ist und von der Führung
gewollt sein muss. Ebenso muss Innovation
für jedermann im Prozess sichtbar sein und
ein Budget sowie Freiräume hierfür vorhanden
sein. Genauso wichtig ist, dass abteilungsübergreifendes
Denken gewollt und
gelebt wird und Fehler toleriert werden. Eine
Befragung im Sommer 2011 ergab, dass
bezüglich Strategie, Führung und Budget alles
klar war, auf anderen Feldern aber teilweise
noch Handlungsbedarf bestand. Für
diese Felder wurden im November 2011
Maßnahmen entwickelt und in einem Feinkonzept
festgehalten. Im Mittelpunkt: Die
regelmäßige Information der Mitarbeiter
durch den Prozessleiter über Innovationen,
die Schaffung einer entsprechenden Fehlerkultur
sowie die Einrichtung von Innovationszirkeln
zur Schaffung von Freiräumen
für die Mitarbeiter.
Innovation ist böse …
Speziell zur Umsetzung der Innovationszirkel
holte man schließlich Karin Aust, Leiterin
Organisationsentwicklung und Kommunikation,
sowie den Bereichsbetriebsrat Ralf
02 • 2013 33
Innovationsworkshop im Bildungswesen
vorne v.l: Erdogan Demirhan, Ralf Pörschke,
Stefanie Flick, Wolfgang Graf, Dennis Dziuba
hinten v.l.: Marcel Hönemann, Udo Heinrichs,
Rainer Köhlen-Gollnick
Schröder mit ins Boot. Schnell stand fest,
dass eine gewisse Schulung für diese Zirkel
erforderlich war. Auf der Suche nach geeigneten
Weiterbildungsmaßnahmen stieß
man bei Stefanie Flick und Udo Heinrichs
vom HKM-Berufsbildungswesen auf offene
Ohren Sie konzipierten einen Workshop, in
dem unter anderem durch Kreativitätstechniken
der Weg für kreative und innovative
Ideen geebnet werden kann. Bei der Frage
nach den „richtigen“ Moderatoren für die
Innovationszirkel haben wir uns dann für
neutrale Personen entschieden“, sagt Rainer
Köhlen-Gollnick. Stefanie Flick und Udo
Heinrichs haben sich bereit erklärt zu Beginn
die Moderation in den Gruppen zu
übernehmen. Im Laufe der Zeit solle die Moderation
jedoch mehr und mehr durch
Gruppenmitglieder selbst übernommen
wer den. Das inzwischen vorhandene Logo
für die Innovationsinitiative war zunächst
zwar eher ein Gag, hat sich inzwischen aber
durchgesetzt. So findet sich der kleine Teufel
samt dem Spruch „Innovation ist böse …
Lasst uns Sünder sein!“ nicht nur in den Unterlagen
der Schulungsteilnehmer, sondern
auch auf den Kaffeetassen der Beteiligten
im Bereich TI. Apropos Teilnehmer: Hier
setzte man ganz auf den Gedanken der Freiwilligkeit
und erteilte zugleich Führungskräften
eine Absage. „Wir wollen ausschließlich
Facharbeiter in den Zirkeln. Schließlich
kennen die das Tagesgeschäft am besten
und sollen sich selbst Gedanken machen“,
sagt Wolfgang Graf. Schon der Start mit
den drei Testbereichen TI-K, TI-F/S und TI-E
hat dabei gezeigt, dass man bei der Freiwilligkeit
auf die richtige Karte gesetzt hat. Aus
jedem Bereich haben sich praktisch umgehend
jeweils zehn Mitarbeiter gemeldet,
was etwa einem Drittel der jeweiligen
Mannschaft entspricht.
Lob für Schulungsteilnehmer
Überhaupt hat sich die ganze Aktion mittlerweile
verselbständigt, das ergab ein erster
Zwischenbericht im Januar dieses Jahres.
Nicht zuletzt deshalb, „weil die Schulungsteilnehmer
motiviert zur Sache gehen und
voller Ideen sind“, lobt Stefanie Flick. Gemeinsam
sei über Ideen und ihre Umsetzung
diskutiert worden, die daraus resultierenden
Aufgaben hätten die Teilnehmer alleine
verteilt. Ihre und die Aufgabe des Kollegen
Heinrichs sei es „lediglich“ gewesen,
die Teilnehmer auf Prozesse zur Findung von
Innovationen aufmerksam zu machen und
ihnen zu zeigen, wie die Innovationszirkel
zielführend moderiert werden. „Die Kollegen
sind dann ganz schnell zu selbst organisierenden
Einheiten geworden“, sagt sie.
Aus ihrer Sicht steht einer Ausweitung der
Initiative daher nichts im Wege, auch wenn
einige sicherlich noch Unterstützung
bräuch ten. „Dafür laufen andere aber schon
vollkommen selbständig“, weiß sie. Und obwohl
die meisten der entstandenen Ideen
als Teamvorschlag beim BVW eingereicht
werden, besteht doch ein deutlicher Unterschied
zum Betrieblichen Vorschlagswesen.
Der größte davon: In den Innovationszirkeln
wird systematisch nach neuen Ideen gefahndet.
„Die freiwilligen Teilnehmer können
drei Stunden im Monat an Innovationen
arbeiten. Davon sind 50 Prozent Arbeitszeit
und die übrigen 50 Prozent werden pauschal
vergütet“, präzisiert Rainer Köhlen-
Gollnick.
Stimmen und Meinungen
Innovationszirkel TI-E
Projekt: Verbesserte Reinigung von
Kran klima geräten, v.l.: Patrick Engels, Mirco
Assmann, Matthias Povenz, Matthias Bacht
Doch was haben eigentlich die beteiligten
Mitarbeiter davon? Was war für sie der
Grund, sich freiwillig an dieser Aktion zu beteiligen?
„Innovationen finden, heißt doch
immer auch, vorhandene Probleme zu beseitigen.
Und wir sind näher dran am Geschehen,
bekommen diese Probleme als erste
mit“, sagt etwa Patrick Engels, TI-E. Marcel
Diemers ergänzt das noch: „Es ist schön,
wenn wir für vorhandene Probleme eine Lösung
erarbeiten können, denn das erleichtert
letztlich die Arbeit.“ Auch Brigitte Sollfrank,
TI-K, nimmt freiwillig an den Innovationszirkeln
teil, „weil wir hier Möglichkeiten
bekommen, Prozesse von einer anderen Seite
her zu verändern.“ Einig sind sich die drei
Teilnehmer der drei Testbereiche darin, dass
die Schulungen hilfreich und zugleich spannend
waren. Weil Lösungswege aufgezeigt
wurden und weil man gelernt hat, Probleme
in Gruppen zu lösen und Prioritäten zu bilden.
Wahrscheinlich fände man auch so
viele Alternativen, sagt Brigitte Sollfrank,
„aber mit den jetzt bestehenden Rahmenbedingungen
ist das einfacher.“ Der Nachahmeffekt
ist bisher allerdings ausgeblieben,
neue Freiwillige sind nicht hinzugekommen.
Aber das verändert sich vielleicht
noch, glaubt Patrick Engels. Und Marcel Diemers
meint, dass viele möglicherweise gar
nicht wissen, was da abgeht. Brigitte Sollfrank
vermutet, Werbung würde nutzen.
Die Erwartungshaltung bei den Teilnehmern
ist dafür ungebrochen. „Etwas bewegen
zu können, Probleme anzusprechen und
selbst zu lösen macht viel Spaß“, wie Patrick
Engels es ausdrückt, der sich, wie die anderen
auch, durch erste Ergebnisse und Erfolge
bestätigt sieht.
34 02 • 2013
Vier weitere Bereiche
dazu gekommen
Vielleicht, so die drei, hätte das Ganze ja
auch schon viel früher stattfinden können.
Wobei Wolfgang Graf gleich einschränkt,
dass dazu auch ein gewisser Reifegrad des
Teams gehört. Abgesehen davon, habe es
bei TI ja auch vorher schon erste Schritte
gegeben. „Allerdings mit einem anderen
Selbst verständnis und Selbstbewusstsein.“
Dass sich das gewandelt hat, ist nicht zuletzt
der veränderten Führung bei HKM zuzuschreiben,
bei der ein Mitdenken der Mitarbeiter
gewünscht wird. Für die Teilnehmer
ist es ein Stück Wertschätzung, das ihnen
entgegengebracht wird. Allerdings halten
sie auch eine entsprechende Fehlerkultur
für immens wichtig. Eine, die ihnen Rückendeckung
gibt, die es möglich macht, Fehler
einzugestehen und Verständnis dafür aufbringt.
Ob sich das Ganze denn durchsetzt
und nachhaltig ist? – Ich wünsche es mir,
sagt Patrick Engels und Brigitte Sollfrank
hofft es ebenfalls. Genauso wie Stefanie
Flick. „Weil die Mitarbeiter engagiert dabei
sind und weil hier noch viel Potenzial vorhanden
ist.“ Wenn die Rahmenbedingungen
so bestehen bleiben, stehen die Chancen
gut, sagen die Beteiligten. Und so denken
offenbar auch andere. Immerhin haben die
drei Test-Bereiche Zuwachs bekommen,
auch TI-S, TI-M, TI-I und TI-W sind inzwischen
mit von der Partie. Auch TI-F würde
gerne mitmachen. Doch weil in der Haupt-
Innovationszirkel TI-K
Projekt: Erfassung von Verbrauchsmaterialien mit Barcode-Lasern, Björn Markert
werkstatt zunächst die KVP-Einführung abgeschlossen
werden soll (s. auch Beitrag auf
Seite 28), ist bislang nur der Stahlbau in dem
Projekt vertreten.
Jede Menge Erfolgs-Storys
Erste innovative Ergebnisse gibt es natürlich
auch schon. Viele sogar, wenngleich nicht
alle umgesetzt werden konnten. So hat sich
beispielsweise die Idee, Druckerpatronen
künftig wie in einem Süßigkeiten-Automaten
vorzuhalten und zu verwalten, nicht
durchgesetzt. Obwohl die Idee durchaus etwas
an sich hat. Andere hingegen wurden
Innovationszirkel TI-F
Projekt: Abfallsammelsystem, v.l.: Rainer Simon, Christian Langenfeld, Serdar Göz, Jens Gläser
akzeptiert und zum Teil auch realisiert. Hier
einige Beispiele.
Bei TI-E soll eine verbesserte Reinigung
der Kondensatoren an den Kranklimageräten
durch den Einsatz von Kompressoren
zum Ausblasen der Kondensatoren erreicht
werden. Die Anforderungen dafür sind festgelegt,
und die Details mit der Kranabteilung
(TS-IK) abgestimmt. Lediglich die Prüfung
unter Einsatzbedingungen muss noch
durchgeführt werden.
Bei TI-K ist ein Ergebnis der Innovationszirkel
die Einführung von Hand- bzw. Barcode
scannern zur einfacheren Dokumentation
bei Materialentnahme.
Das Team 1 von TI-F/S – schichtbedingt
gibt es hier zwei Teams – hat eine ganze
Reihe von Ideen hervorgebracht und zum
Teil auch schon realisiert. So sollen etwa im
Zuge der Hallenumstrukturierung neue
Schaukästen aufgehängt und ein verbessertes
Abfallsammelsystem eingeführt werden.
Auch PC-Zugänge für mehrere Kollegen
wurden bereits geschaffen. Team 2 hat sich
dagegen unter anderem der Materialbeschaffung
gewidmet und will kleine Lagerbestände
etwa von Rohren und Fittings einrichten
sowie eine Dokumentation der
benötigten Materialen und des Inventars
erstellen. Schier endlos ließe sich die Liste
innovativer Ideen fortsetzen, was zeigt: Das
Ganze hat sich gelohnt. Und wird es weiter
tun. Denn Innovationen fallen zwar nicht
vom Himmel, aber sie entstehen in den
Köpfen der Mitarbeiter.
02 • 2013 35
Einen Blick auf HKM nehmen sich
Jürgen Kerner, Ulrich Kimpel,
Hannelore Elze, Klaus-Dieter Clasen
und Norbert Keller
Mitarbeiter Gewerkschaftsboss Jürgen Kerner besucht Hütte:
Integriertes Hüttenwerk –
eine völlig neue Dimension
Für Jürgen Kerner war es eine Herzensangelegenheit:
Endlich und zum ersten Mal wollte
das Geschäftsführende Vorstandsmitglied
der IG Metall ein integriertes Hüttenwerk
besichtigen. Der gebürtige Augsburger kannte
das Elektrostahlwerk der Lechstahlwerke,
aber dieses Hüttenwerk ist von den Ausmaßen
eine völlig andere Dimension. Das hatte
er noch nie gesehen und den Wunsch, so
etwas zu besichtigen, war ein Leichtes zu erfüllen.
Und so begrüßten am 13. Juni 2013 Technik-
Geschäftsführer Dr. Rolf Höffken, Arbeitsdirektor
Peter Gasse sowie Betriebsratsvorsitzender
Ulrich Kimpel und sein Stellvertreter
Norbert Keller den Gewerkschaftsboss, der
im Vorstand der IG Metall unter anderem für
Energiewende, Luft- und Raumfahrt und
Wehrtechnik zuständig ist. Bevor er Stahlwerk,
Hochofen, Kokerei samt Erweiterung
sowie andere Betriebe ausführlich in Augenschein
nehmen konnte, gab Dr. Höffken anhand
einer Präsentation zunächst einen
Überblick über HKM und seine Anlagen. Dabei
vergaß er auch nicht, auf die zunehmend
kritische Situation hinzuweisen, die sich für
Unternehmen wie HKM durch die Energiewende
bzw. deren Auswirkungen ergibt.
Andreas Betzler von der Energiebeschaffung
und -vermarktung steuerte hier noch aktuelle
Daten und Fakten zum Stand des Emissionshandels
bei. Wichtige und informative
Details, wie Jürgen Kerner befand, der anschließend
aber darauf brannte, endlich die
Werksbesichtigung anzutreten. Ausgestattet
mit der erforderlichen Schutzausrüstung
machte er sich schließlich gemeinsam mit
Peter Gasse auf den Weg zu den Highlights
der Hütte. Wie sehr ihm die Besichtigung
dieses „richtigen“ Stahlwerks gefallen hat,
war noch bei der Verabschiedung zu spüren.
Nicht so sehr durch den Dank an Peter Gasse
und seine Kollegen für die Durchführung der
Werksbesichtigung. Es war vielmehr das immer
noch anhaltende Leuchten in seinen Augen,
das zeigte: Hier war ein Herzenswunsch
in Erfüllung gegangen.
Dr. Rolf Höffken begrüßt die Gruppe im
Informationszentrum
High Tech-Leitstand für High Tech-Produkte
Hannelore Elze, Leiterin des Zweigbüros der
IG Metall in Düsseldorf, mit Jürgen Kerner vor
glühender Kulisse
36 02 • 2013
Mitarbeiter Die Azubi-Kolumne:
Ein Treppengeländer für den
Stadtsportbund
Dass die Ausbildung von HKM sich auch mit
der Durchführung konkreter Projekte beschäftigt,
hat sich in Duisburg längst herumgesprochen.
Und so fragte auch der Stadtsportbund
vor einiger Zeit an, ob die Azubis
vielleicht ein Treppengeländer für sein neues
Gebäude in der Nähe der MSV-Arena fertigen
und montieren könnten.
Nach Einwilligung der Ausbilder Roland
Petak und Frank Hartmann fuhren die Konstruktionsmechaniker
zunächst einmal zur
Baustelle, um sich selbst ein Bild von dem
Projekt zu machen und Maße für das Geländer
zu nehmen.
Viel in Eigenverantwortung
gemacht
Die Planung des Geländers wurde anschließend
zwar von den Ausbildern genauestens
überwacht, doch hatten auch die Auszubildenden
Kai Schwichtenberg, Timo Loitz, Nils
Raffel, Mike Engler, Marc-Andre Maas und
Jakob Tillmann einen gehörigen Anteil daran.
Nach Eintreffen des erforderlichen Materials
ging es dann zuerst einmal los mit
Sägen, Bohren, Schweißen, Schleifen und
vielen anderen Fertigungsschritte mehr.
Insgesamt wurde die Konstruktion soweit
angefertigt, dass sie montagebereit war
und vor Ort nur noch zusammengesetzt
werden musste. Allerdings waren vorher am
Gebäude des Stadtsportbunds noch Löcher
zu bohren und mit Dübeln zu versehen, damit
die Konstruktion auch angebracht werden
konnte. Nach dem Ausrichten fielen
dann noch die letzten Schweiß- und Polierarbeiten
an, um auch ein wirklich perfektes
Geländer präsentieren und überreichen zu
können. Bei den Azubis fand diese Projektarbeit
großen Zuspruch, da viel in Eigenverantwortung
gearbeitet wurde. Ganz abgesehen
davon, dass Außenbaustellen in der
Zeit der Ausbildung rar und nicht zuletzt
deshalb äußerst interessant sind.
Mitarbeiter Kreativtraining der Azubis:
Erstmals Umweltschutz einbezogen
Bei dem inzwischen schon traditionellen
Kreativtraining, das die Azubis bei HKM absolvieren,
wurde jetzt erstmals auch der Bereich
Umweltschutz aktiv mit einbezogen.
Worum es dabei geht, machte der Leiter des
Bereichs, Dr. Udo Kalina, in Impulsvorträgen
für die einzelnen Arbeitsgruppen deutlich
und stellte den Azubis zugleich auch die
Aufgaben und Ziele seiner Abteilung vor.
Für die jungen Leute Lerneffekt und Input
gleichermaßen. Schließlich sollten sie das
Thema „Umwelt und Technik“ anschließend
in Bilder und Symbole runterbrechen und in
Stein hauen. Gleichzeitig lernten sie auch
die Menschen einer anderen Abteilung kennen,
die ja vielleicht schon bald eines der
von den Azubis erstellten Werke aufstellen
oder aufhängen werden. Demnächst wird
das Thema dann auch in der Lehrwerkstatt
angepackt. Bis dahin dauert es allerdings
noch etwas, denn die Umsetzungsphase des
Themas in den Werkstätten findet erst im
September statt (wir werden darüber berichten).
Rüdiger Eichholtz, der als Künstler,
Diplom-Kunsttherapeut und -Pädagoge das
Kreativtraining auf der Hütte initiiert hat
und seit vielen Jahren begleitet, freut sich
über die umwelttechnische Horizont-Erweiterung
seiner Schützlinge. Und auf künftig
noch mehr Input, denn:
„Wir hoffen, demnächst
auch den Personalbereich
mit einzubeziehen.“ Dann
wird es heißen „Mensch
und Technik“, und das
steht bei HKM eigentlich
überall im Mittelpunkt.
02 • 2013 37
Als am 9. Juni 2013 nach Schätzung der Veranstalter
etwa 7.000 Sportler zum inzwischen
30. Rhein-Ruhr-Marathon an den
Start gingen, waren darunter auch 18 Mitarbeiter
von HKM. Neun von ihnen gingen
dabei auf die volle Strecke von 42,195 Kilometern,
fünf hatten sich für den Halb-
Marathon entschieden, vier bildeten eine
gemeinsame Staffel. Das Beste daran: Alle
18 kamen ans Ziel, die meis ten sogar mit
besseren Zeiten als im Vorjahr.
Für HKM-Laufpapst Jürgen Binias in mehrfacher
Hinsicht ein Erfolg. Zum einen, weil
der leidenschaftliche Läufer und Initiator so
mancher Lauftreffs die HKM-Geschäftsführung
erneut von der Übernahme des Startgelds
überzeugen konnte. Zum zweiten, weil
Mitarbeiter Rhein-Ruhr-Marathon mit HKM-Beteiligung:
Alle kamen durch
diesmal mehr HKM-Mitarbeiter dabei waren
als noch im Vorjahr. Und zum dritten, weil
Jürgen Binias an diesem Tag selbst seinen
100. Marathon lief. Auch nicht gerade eine
Selbstverständlichkeit, wie wir meinen.
HKM als Sponsor
Die Übernahme des Startgelds durch HKM
ist natürlich auch keine Selbstverständlichkeit.
Immerhin beträgt die bei frühzeitiger
Anmeldung für jeden Marathon-Teilnehmer
50 Euro und für den Halb-Marathon 30 Euro,
so dass schon einige 100 Euro zusammen
kommen. Auch die Ausstattung der Läufer
mit HKM-Shirts wird gesponsert, Jürgen
Binias zugleich im Intranet die Möglichkeit
geboten, für die Lauf-Aktivitäten zu werben.
So wie der das schon jetzt für den Targo-Firmenlauf
am 29. August und den Lichterlauf
am 21. September macht. „Weil man nicht
früh genug die Werbetrommel rühren kann“,
sagt er. Der Erfolg gibt ihm Recht, schließlich
hat die Anzahl der teilnehmenden Kollegen
in den letzten beiden Jahren kontinuierlich
zugenommen. So haben sich für den
Targo-Firmenlauf bereits 21 und für den
Lichterlauf 14 Teilnehmer gemeldet. Erst,
wie Jürgen Binias meint, aber das kann sich
ja noch ändern.
Die Teilnehmer am
Rhein-Ruhr-Marathon
Marathon:
Guido Bauer, Jürgen Binias,
Fikret Gündüz, Dr. Angela Jablonka,
Frank Krause, Thomas Plein,
Wolfgang Plein,
Karl-Philipp Steinhoff und
Hermann Walter
Halb-Marathon:
Andreas Bauch, Heinz Hüsken,
Friedhelm Plein, Frank Raschewski
und Ulrich Wohlgefahrt
Staffel-Marathon:
Klaus Berghoff, Oscar Janßen,
Peter Lenz und Thomas Steil
38 02 • 2013
Kompetenz Bei der bisher längsten Ofenreise:
30 Millionen Tonnen Roheisen
an Hochofen B erzeugt
In der laufenden Ofenreise hat der Hochofen B
seit der letzten Zustellung im Jahr 2000 am
1. Juli 2013 die 30millionste Tonne Roheisen
erzeugt. Das markiert einen weiteren Meilenstein
in der mit 13 Jahren bisher längsten Ofenreise
und die höchste Erzeugung bei einem
HKM Hochofen. Was in den letzten alles unternommen
wurde, um die Ofenreise zu realisieren,
erfahren Sie in der nächsten Ausgabe
von „Wir bei HKM“.
Mitarbeiter Wir gratulieren unseren Jubilaren:
Juli
45 Jahre
Albert Kuessner 01.07.
Guenter Borsutzki 08.07.
Wolfgang Beilke 22.07.
35 Jahre
Kurt Medzech 03.07.
Winfried Reich 03.07.
Gottfried Kern 04.07.
Margit Lescher 10.07.
Annemarie Lasch 12.07.
Wolfgang Christ 18.07.
Joachim Bliemeister 24.07.
Peter Greitner 24.07.
Uwe Klingen 24.07.
25 Jahre
Uwe Riebe 01.07.
Iris Fischer 29.07.
August
45 Jahre
Juergen Bock 01.08.
Ralf Bongen 01.08.
Wolfgang Bress 01.08.
Manfred Brockerhoff 01.08.
Wolfgang Bruhn 01.08.
Ulrike Fiedler 01.08.
Hans-Joachim Hammelmann 01.08.
Klaus Koch 01.08.
Rainer Koch 01.08.
Wilhelm Kraschl 01.08.
Erhard Lipkowski 01.08.
Detlef Luhr 01.08.
Joachim Messarius 01.08.
Willi Nipken 01.08.
Klaus Pimpertz 01.08.
Detlev Rogga 01.08.
Irmgard Roitzsch 01.08.
Horst-Dieter Schadosky 01.08.
Helmut Schmitz 01.08.
Robert Schmitz 01.08.
Guenter Schroers 01.08.
Heinz-Werner Sprenzel 01.08.
Heinrich Studlik 01.08.
Manfred Teuber 01.08.
Juergen Tillmann 01.08.
Heinz-Juergen Ulrich 01.08.
Juergen Willger 01.08.
Walter Wohlgefahrt-Crisand 01.08.
35 Jahre
Raimondo Brunotte 01.08.
Astrid-Manuela Hess 01.08.
Reiner Hiddemann 01.08.
Ralph Kinzel 01.08.
Juergen Knobloch 01.08.
Ingeborg Kriesel 01.08.
Rolf Kuepper 01.08.
Matthias Renk 01.08.
Rainer Schulz 01.08.
Wolfgang Westphal 01.08.
Sabine Wicherek 01.08.
Norbert Mueller 07.08.
Michael Dobry 21.08.
25 Jahre
Guido Hebrock 01.08.
Reimund Raberg 08.08.
September
45 Jahre
Werner Scheckermann 02.09.
Bernd Heintges 08.09.
Friedhelm Michalski 09.09.
Lothar Seyfried 10.09.
Juergen Eberz 12.09.
Dieter Krickhahn 17.09.
35 Jahre
Klaus Berghoff 01.09.
Peter Beszynski 01.09.
Horst Blum 01.09.
Hinrich Boemfalk 01.09.
Frank Boldt 01.09.
Uwe Braendlein 01.09.
Sabine Brinkmann 01.09.
Siegfried Buschbaum 01.09.
Georg Diemers 01.09.
Rainer Englert 01.09.
Gisbert Foerster 01.09.
Walter Fries 01.09.
Wolfgang Geisse 01.09.
Uwe Hanke 01.09.
Irmgard Hausmann 01.09.
Norbert Heiland 01.09.
Wolfgang Hendricks 01.09.
Elisabeth Hoesl 01.09.
Joerg Hoffacker 01.09.
Bernd Hofmann 01.09.
02 • 2013 39
Vorträge & Veröffentlichungen 2/2013
TR
„Die Kokerei – vom „notwendigen Übel“
zum wichtigen Bestandteil eines modernen
Hüttenwerkes“
Dr.-Ing. Leo Nelles (TR-K),
Dipl.-Ing. Heinz-Bernd Beckmann (TR-KE)
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:
erschienen in der Schriftenreihe
Stahl und Eisen 133 (213), Nr. 6
„Burden distribution practice at HKM blast
furnaces“
Dipl.-Ing. Jürgen Gertz (TR-H)
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:
VDEh-Fachausschuss Hochofenverfahren
10.04.2013, Düsseldorf
Kompetenz
TI-W
„Energiemanagementsysteme steigern
die Energieeffizienz in der Stahlindustrie“
Dipl.-Ing. Matthias Baldermann (TI-W)
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:
erschienen in der Schriftenreihe
Stahl und Eisen, April 2013
TV
„Entwicklungsarbeiten am Konverter der
HKM“, Technische Optimierung und Ausblick
Dr.-Ing. Matthias Weinberg (TV)
Vorgetragen bei / veröffentlicht in:
Konferenz „Metallurgie und Prozesstechnik der
Konverterverfahren (VDEh)
15.05.2013, Krefeld
Mitarbeiter
Austritte · Altersteilzeit ·
Freistellungsphase
Wilfried Binder 01.03.13
Werner Hubert 01.03.13
Bernd Pfeifer 01.03.13
Werner Schulz 01.03.13
Artur Sobik 01.04.13
Erreichung Rentenalter
Avni Atlas 01.03.13
Hans-Otto Lemke 01.03.13
Heinz Zdun 01.03.13
Manfred Fiedler 01.04.13
Arnold Frinken 01.05.13
Alexander Monski 01.05.13
Dr. Willy Pesy 01.05.13
Thomas Hofmann 01.09.
Doris Iffland 01.09.
Peter Juerich 01.09.
Dirk Kleinert 01.09.
Juergen Kraemer 01.09.
Ulrich Kroll 01.09.
Frank Kuchenbecker 01.09.
Roland Linke 01.09.
Peter Loeven 01.09.
Rainer Mankewitz 01.09.
Beatrix Meyer 01.09.
Lothar Mitze 01.09.
Detlef Mostert 01.09.
Frank Ott 01.09.
Bertram Preissner 01.09.
Michael Reh 01.09.
Muzaffer Sag 01.09.
Holger Schoendorff 01.09.
Holger Schulz 01.09.
Juergen Seidel 01.09.
Norbert Seidel 01.09.
Thomas Seidel 01.09.
Andreas Snelinski 01.09.
Joerg Thiele 01.09.
Klaus-Dieter Truch 01.09.
Rainer Weirauch 01.09.
Roland Winkelmann 01.09.
Susanne Winzen 01.09.
Dieter Werner 04.09.
Joachim Ingenhaag 08.09.
Joao Tavares Pereira 18.09.
Detlef Voelz 25.09.
Achim Heinen 26.09.
Werner Saager 27.09.
25 Jahre
Riza Akbulut 01.09.
Mustafa Aran 01.09.
Thorsten Berthele 01.09.
Markus Breuer 01.09.
Angelika Bula 01.09.
Michael Burger 01.09.
Ersen Cengiz 01.09.
Dirk Deckert 01.09.
Goekten Demir 01.09.
Fatime Demirci 01.09.
Robert Demuth 01.09.
Hueseyin Dogan 01.09.
Mirze Edis 01.09.
Joerg Eickelmann 01.09.
Carsten Gross 01.09.
Marion Holzschneider 01.09.
Sandra Knappe 01.09.
Ingo Koelven 01.09.
Martin Lankes 01.09.
Stefan Meise 01.09.
Serdal Oenuegoeren 01.09.
Mehmet Oezbek 01.09.
Eduardo Pareja Lafuente 01.09.
Hasan Simsek 01.09.
Helge Vasicek 01.09.
Cihan Yeniay 01.09.
Ibrahim Yurdakul 01.09.
Andy Zorr 01.09.
Ralph Winkelhane 05.09.
Mitarbeiter
Wir gedenken:
aus aktiver Beschäftigung:
Erich Dreyßig
Peter Graetsch
Heinrich Terpitz
Kurt Brinkmann
Klaus Dahlhausen
Heinz Dübbert
Gerd Feldbusch
Horst Greiff
Eberhard Kube
Dieter Minhorst
Rentner:
Impressum
Karl-Heinz Planker
Werner Plath
Inge Preukschat
Günther Roth
Heinrich Weimann
Hans-Gerd Michels
Wilfried Mahl
„Wir bei HKM“ ist eine Zeitung für Mitarbeiter
der Hüttenwerke Krupp Mannesmann
Herausgeber:
Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH
Verantwortlich:
Peter Gasse
Redaktion:
Walter Klöters
Telefon 0 21 04 3 92 38
Mobil 01 72 21 00 952
E-Mail wkloeters@aol.com
Redaktionsanschrift:
Ehinger Straße 200 · 47259 Duisburg
Tel. 02 03 999 29 06
Bildmaterial:
Tanja Pickartz, Verena Schwarz, Fotolia.com
(SG-design, Salome), 123rf.com (Maksim Toome)
Gesamtherstellung:
zero.kommunikation, Moers
Kunden und Partner Produkte aus HKM-Stahl:
Mehr Sicherheit in Türen
Auch wenn sich das kein Autofahrer wünscht:
Es scheppert häufig auf Deutschlands Straßen
und Autobahnen. Dass dies für die Insassen
zumeist glimpflich abgeht, ist vor allem den
sogenannten Knautschzonen an Fahrzeugfront
und -heck zu verdanken. Denn sie können
durch Materialverformung einen großen
Teil der Aufprallenergie aufnehmen. An den
Fahrzeugseiten allerdings gibt es eine solche
Deformationszone nicht. Infolgedessen muss
dieser Bereich auf andere Weise möglichst
stabil gestaltet werden, damit die Fahrgastzelle
möglichst wenig verformt wird.
Diesen Seitenaufprallschutz stellen die Hersteller
dadurch her, dass sie die Türen und
Seitenteile mit Metallträgern versteifen. Waren
die früher oft aus Aluminium oder aus
Rohren, kommt heute bevorzugt Martensitphasenstahl
(Güte V12MnCrTiB/1) zum Einsatz,
der – wie an dieser Stelle nicht anders zu
erwarten – in Brammenform aus der Produktion
von HKM kommt. Dieser Stahl verfügt
nicht nur über die für Seitenaufprallträger
erforderliche hohe Festigkeit, er kann auch
noch mit anderen Vorteilen glänzen. Etwa
mit einer deutlichen Gewichtsersparnis.
Was zum einen den von Automobilherstellern
verfolgten Trend zu mehr Leichtbau unterstützt,
zum anderen zu Kostenreduzierung
führt. Und zu einer Prozessvereinfachung, wie
ein Blick auf die Weiterverarbeitung zeigt.
Denn dort entsteht aus den Brammen von
HKM Warmband mit einer Blechdicke von
bis zu minimal 1,65 Millimeter, aus der nach
einer elektrolytischen Verzinkung dann direkt
die Aufprallkörper ausgestanzt werden. Das
verzinkte Warmband mit hoher Festigkeit
und guten Umformeigenschaften ermöglicht
es dabei, die Teile kalt umzuformen, statt sie
in der Prozessfolge Warmpressen – Direkthärtung
zu verarbeiten.
Rund 20.000 Tonnen dieses Stahls stellt
HKM pro Jahr für die Automobilindustrie
her. Und die weiß diesen Werkstoff durchaus
zu schätzen. Schließlich stehen ihr damit
Komponenten zur Verfügung, die aufgrund
ihrer hohen Elastizität eine große Energie aufnahme
fähigkeit besitzen. Ganz abgesehen
davon, dass Seitenaufprall trä ger aus Martensitphasenstahl
nur wenige Gramm schwerer
sind als Aluminium. Was zu einer Kosteneinsparung
von rund 50 Prozent bei gleichzeitig
verbesserten Eigenschaften führt. Gut so.
Schließlich sorgen diese verbesserten Eigenschaften
der stählernen Seitenaufprallträger
dafür, dass alles glimpflich abläuft, wenn’s
mal seitlich kracht.