TK spezial Ausgabe 2 - Juni 2013 (PDF, 510 KB ) - Techniker ...
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InformatIonsdIenst der technIker krankenkasse<br />
nordrhein-westfalen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>TK</strong>-Sportmedizin<br />
<strong>TK</strong> fördert integrativen Sportunterricht<br />
Ambulanticum: neurologische Intensivtherapie<br />
Fachtagung PEPP<br />
Neue Ansätze zur Versorgung<br />
psychiatrischer Patienten<br />
Das neue Entgeltsystem für psychiatrische und psychosomatische Kliniken (PEPP)<br />
und seine Auswirkungen auf die psychiatrische Versorgung waren Thema einer<br />
Fachtagung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). In Köln diskutierten rund<br />
230 Experten ihre Erwartungen an das neue Entgeltsystem.<br />
Vorne: Prof. Dr. Renate Schepker (Aktion Psychisch<br />
Kranke e. V.), Jutta Eckenbach (LVR); Mitte: Günter<br />
van Aalst (<strong>TK</strong>), Michael van Brederode (LVR), Thomas<br />
Brobeil (Geschäftsführer Vinzenz von Paul Hospital,<br />
Rottweil); hinten: Holger Höhmann, Dirk Kisker, Stefan<br />
Thewes (alle LVR) (jeweils v. l. n. r.). Foto: Kornblum/LVR<br />
Mehr Anreize für bessere<br />
psychiatrische Versorgung<br />
In seinem Referat forderte Günter<br />
van Aalst, Leiter der Landesvertretung<br />
NRW der <strong>Techniker</strong> Krankenkasse,<br />
dass eine sektorenübergreifende,<br />
patientenorientierte<br />
Versorgung im Krankenhaus zur<br />
Regel werden müsse. Dazu sei es<br />
notwendig, die Grenzen zwischen<br />
ambulantem, teilstationärem und<br />
stationärem Sektor zu überwinden<br />
und entsprechende Vergütungsregeln<br />
zu gestalten. Wichtig sei, dass<br />
der Patient und seine Bedürfnisse<br />
im Mittelpunkt stehen, sagte van<br />
Aalst. Gemeinsam mit den beiden<br />
Landschaftsverbänden in NRW<br />
und der AOK Rheinland/Hamburg<br />
möchte die <strong>TK</strong> daher testen, wie<br />
sich Leistungen der Institutsambulanzen<br />
in das PEPP einbeziehen<br />
lassen. Die <strong>TK</strong> wünsche sich sowohl<br />
qualitativ als auch quantitativ eine<br />
bessere Versorgung psychiatrischer<br />
Patienten und ein schlankes, überschaubares<br />
Finanzierungssystem.<br />
Mit den Landschaftsverbänden gebe es bereits gute Erfahrungen in regionalen Netzwerken<br />
zur Behandlung von Depressionen und Schizophrenie.<br />
Deutliche Kritik äußerten die LVR-Gesundheitsexperten am neuen Vergütungssystem,<br />
das die Langzeitversorgung von Psychiatrie-Patienten gefährde und kurze Verweildauern<br />
belohne. „Damit setzt das neue Entgeltsystem Fehlanreize zulasten psychisch kranker<br />
Menschen“, sagte Jutta Eckenbach, Vorsitzende des LVR-Gesundheitsausschusses.<br />
Editorial<br />
Nr. 2 /<strong>Juni</strong> <strong>2013</strong><br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
die <strong>TK</strong> hat<br />
<strong>2013</strong> zum Jahr<br />
der Gesundheit<br />
ausgerufen.<br />
Mit vielen<br />
Informationen<br />
und Aktionen<br />
möchten wir unsere Versicherten<br />
motivieren, für ihre Gesundheit aktiv<br />
zu werden. Denn viele Krankheiten<br />
sind kein Schicksal, sondern fallen<br />
in die Kategorie Zivilisationskrankheiten.<br />
Zu oft heißen die Ursachen:<br />
ungesunde Ernährung, zu wenig<br />
Bewegung oder permanenter Stress.<br />
Dagegen lässt sich etwas tun: Wer<br />
Sport treibt und sich ab und zu eine<br />
Auszeit vom Berufsstress gönnt,<br />
kann sein Bluthochdruck- oder Herzinfarktrisiko<br />
deutlich senken. Zum<br />
Leistungssportler oder Zen-Meister<br />
muss deshalb niemand werden. Ein<br />
paar einfache Entspannungsübungen<br />
und Treppensteigen statt Aufzugfahren<br />
sind ein guter Anfang. Für<br />
alle Sportler, Wiedereinsteiger oder<br />
Sportnovizen hat die <strong>TK</strong> in NRW<br />
jetzt exklusive Vereinbarungen mit<br />
renommierten Sportmedizinern<br />
getroffen und die Kampagne „NRW<br />
läuft“ gestartet. Mehr dazu in dieser<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>-<strong>Ausgabe</strong>.<br />
Ich wünsche Ihnen eine spannende<br />
und anregende Lektüre.<br />
Günter van Aalst<br />
Leiter der <strong>TK</strong>-Landesvertretung<br />
Nordrhein-Westfalen
nordrhein-Westfalen<br />
„NRW läuft“ – <strong>TK</strong> startet Kampagne zur Bewegung<br />
Sportmedizinische Untersuchung<br />
für <strong>TK</strong>-Versicherte<br />
Laufen hat sich seit den 70er -Jahren zum Breitensport entwickelt. Das zeigen die<br />
Anmeldezahlen zu den großen Marathon- und Volksläufen in Deutschland. Jeder<br />
vierte NRW-Bürger (24 Prozent) läuft bereits, zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag<br />
der <strong>TK</strong>. Unter dem Motto „NRW läuft“ möchte die <strong>Techniker</strong> Krankenkasse (<strong>TK</strong>) im<br />
Jahr der Gesundheit ihre Versicherten motivieren, selbst die Laufschuhe zu schnüren.<br />
In diesem und im kommenden Jahr unterstützt die <strong>TK</strong> als Gesundheitspartner daher<br />
zahlreiche Laufveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen.<br />
Für jeden die passende Strecke<br />
Vom 5-km-Lauf bis zum Halbmarathon ist für jeden die passende Strecke dabei. Und<br />
wer nicht nur laufen möchte, kann zum Beispiel in Castrop-Rauxel beim Duathlon, einer<br />
Kombination aus Laufen und Radfahren, starten. Auch wenn für die meisten Freizeitläufer<br />
der Sport vor allem ein gesunder Ausgleich zum oft stressigen Alltag ist, gilt auch<br />
hier Paracelsus’ Erkenntnis: Die Dosis macht das Gift. Allzu leicht laufen Anfänger oder<br />
Wiedereinsteiger nämlich Gefahr, sich zu überfordern. Die <strong>TK</strong> bietet ihren Versicherten<br />
deshalb einen gründlichen sportmedizinischen Check für Individualsportler an.<br />
Kurz gesagt<br />
Exklusiv für ihre Versicherten bietet<br />
die <strong>TK</strong> sportmedizinische Untersuchungen.<br />
Erstattet werden alle zwei<br />
Jahre 80 Prozent des Rechnungsbetrags,<br />
jedoch pro Behandlung<br />
nicht mehr als 60 Euro für die Basisuntersuchung<br />
oder 120 Euro für die<br />
erweiterte Untersuchung. Versicherte<br />
bezahlen die Rechnung des<br />
Sportmediziners zunächst selbst<br />
und reichen diese im Original bei<br />
der <strong>TK</strong> zur Erstattung ein. Wohnortnahe<br />
Sportärzte findet der <strong>TK</strong>-Ärzteführer<br />
im Internet.<br />
Sportmedizinische Untersuchungen<br />
Wer vor dem Start wissen möchte, wie es um seine Fitness bestellt ist, kann sich<br />
sportmedizinisch untersuchen lassen. Hierzu hat die <strong>TK</strong> in NRW spezielle Verträge<br />
geschlossen. Zu den exklusiven Partnern zählen die Sportärzteverbände in Nordrhein<br />
und Westfalen-Lippe, das „Zentrum für Sportmedizin“ in Münster sowie das „Grönemeyer<br />
Institut für Mikrotherapie“ in Bochum. Dank dieses flächendeckenden Angebotes können<br />
<strong>TK</strong>-Versicherte wohnortnah am sportmedizinischen Check-up teilnehmen. Basis ist<br />
dabei immer der individuelle Leistungsstand. „Wir haben die sportmedizinischen Untersuchungen<br />
als modulares System konzipiert. So können wir die ganze Bandbreite<br />
vom Einsteiger bis zum ambitionierten Marathonsportler abdecken“, sagt Ulrich Adler,<br />
Leiter regionales Vertragswesen der <strong>TK</strong> in NRW. „Sofern zusätzliche Untersuchungen<br />
medizinisch erforderlich sind, wenn zum Beispiel besondere Risikofaktoren vorliegen,<br />
kann eine erweitere Untersuchung wahrgenommen werden. Hier können zusätzlich ein<br />
Belastungs-EKG, eine Lungenfunktionsprüfung und eine Laktatbestimmung erfolgen“,<br />
erläutert Adler. Das sportmedizinische Know-how der <strong>TK</strong>-Vertragspartner nutzen auch<br />
Spitzensportler.<br />
Die <strong>TK</strong> ist Gesundheitspartner bei „NRW läuft“.<br />
Training nach Plan<br />
Bei der sportmedizinischen Untersuchung wird nicht nur der Gesundheitszustand<br />
überprüft. Der Arzt berät die Versicherten auch dabei, welche Sportarten für sie besonders<br />
geeignet sind und wie sie am besten trainieren. Alternativ bietet die <strong>TK</strong> mit dem<br />
FitnessCoach eine virtuelle Beratung. Der interaktive Online-Coach stellt jede Woche<br />
ein auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenes Fitnessprogramm zusammen.<br />
Mehr Informationen zu sportmedizinischen Untersuchungen auf www.tk.de,<br />
Webcode 460540, zum Fitness-Coach unter dem Webcode 038526.<br />
Alle Termine zu „NRW läuft” gibt es auf den Seiten der <strong>TK</strong>-Landesvertretung NRW.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> 2 / <strong>2013</strong> 2
nordrhein-Westfalen<br />
Mittendrin statt außen vor<br />
Gelsenkirchener Schule erprobt<br />
integratives Sportkonzept<br />
Jeder vierte Schüler in Deutschland mit Förderbedarf besucht inzwischen eine reguläre<br />
Schule. An der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen lernen Kinder in den Jahrgängen<br />
fünf bis zehn mit unterschiedlichen Behinderungen und Förderschwerpunkten<br />
schon seit Jahren gemeinsam mit allen Schülern. Für den Sportunterricht gibt es<br />
allerdings in Nordrhein-Westfalen bisher kaum erprobte Konzepte. Das möchte Schulleiter<br />
Georg Altenkamp mit seinem neuen Projekt ändern. Die <strong>Techniker</strong> Krankenkasse<br />
(<strong>TK</strong>) unterstützt die Schule bei ihrer beispielhaften Initiative mit 5.000 Euro.<br />
Kindgerechte Sportspiele<br />
„Wenn man von Inklusion spricht, heißt das auch, konsequent zu sein. Und als ‚NRW<br />
Sportschule‘ und ‚DFB Eliteschule des Fußballs‘ ist eines unserer Ziele, den Behindertensport<br />
genauso zu fördern wie den übrigen Leistungssport“, sagt Altenkamp<br />
und fügt hinzu: „Wichtig ist es, den Kindern Freude an der Bewegung zu vermitteln<br />
und sie dadurch an außerschulischen Sport heranzuführen.“ Im Sportunterricht<br />
werden daher abgewandelte Formen der „richtigen“ großen Sportspiele kindgerecht<br />
und individuell vermittelt. Alle Lehrerinnen und Lehrer, die gemeinsamen Unterricht<br />
erteilen, haben zudem an speziellen Fortbildungen teilgenommen. Die Schüler sollen<br />
lernen, mit Unterschieden umzugehen und auch Rücksicht auf weniger leistungsfähige<br />
Menschen – egal mit oder ohne körperliche Behinderung – zu nehmen.<br />
Kurz gesagt<br />
Mit der im März 2009 in Kraft<br />
getretenen UN-Behindertenrechtskonvention<br />
hat sich Deutschland<br />
dazu verpflichtet, ein inklusives<br />
Bildungssystem zu schaffen. Laut<br />
einer aktuellen Untersuchung des<br />
Bildungsforschers Klaus Klemm im<br />
Auftrag der Bertelsmann-Stiftung<br />
kommt der angestrebte gemeinsame<br />
Unterricht von Schülern mit<br />
und ohne Behinderung (Inklusion)<br />
im deutschen Schulsystem trotzdem<br />
nur in kleinen Schritten voran. Seit<br />
Beginn des Projekts „Gesunde<br />
Schule“ im Jahr 2004 hat die <strong>TK</strong> in<br />
Nordrhein-Westfalen 420 Einrichtungen<br />
mit einer Gesamtsumme von<br />
mehr als 1,4 Millionen Euro gefördert.<br />
Weitere Infos rund um das Thema<br />
Schule gibt es im Medienservice<br />
„Schulanfang“ unter www.tk.de/<br />
lv-nordrheinwestfalen.<br />
Ganzheitlicher Ansatz<br />
„Besonders positiv finden wir den<br />
ganzheitlichen Ansatz des Projekts<br />
der Gesamtschule Berger<br />
Feld. Es bringt nicht nur mehr<br />
Bewegung in den Schulalltag,<br />
sondern fördert auch das soziale<br />
Miteinander im späteren Leben“,<br />
begründet Markus Petermann<br />
von der <strong>TK</strong> das Engagement.<br />
Grundsätzlich unterstützt die <strong>TK</strong><br />
Kindergärten und Schulen mit bis<br />
zu 5.000 Euro, wenn sie gesundheitsfördernde<br />
Prozesse gegen<br />
Sucht, ungesunde Ernährung,<br />
mangelnde Bewegung, Stress<br />
oder Gewalt in den Schulalltag<br />
einbinden.<br />
Integrativer Sportunterricht an der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> 2 / <strong>2013</strong> 3
nordrhein-Westfalen<br />
Wunder dauern etwas länger<br />
Neues Therapiekonzept für<br />
neurologische Patienten<br />
Die <strong>Techniker</strong> Krankenkasse (<strong>TK</strong>) beschreitet neue Wege: Als<br />
erste Kasse hat die <strong>TK</strong> eine Rahmenvereinbarung mit dem<br />
Herdecker Therapiezentrum Ambulanticum geschlossen. Dort<br />
werden Kinder und Erwachsene mit motorischen Entwicklungsstörungen<br />
oder stark eingeschränkter Bewegungs- und Gangfähigkeit<br />
ganzheitlich und besonders intensiv ambulant behandelt.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> hat die Geschäftsführer des Ambulanticums Marion<br />
Schrimpf und Dr. Bernd Krahl zu ihrem Therapiekonzept befragt.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Dr. Krahl, Sie haben 2007 kurz hintereinander zwei<br />
Hirninfarkte erlitten und sich mühsam wieder in ein selbstbestimmteres<br />
Leben zurückgekämpft. Warum haben Sie mit Ihrer<br />
Frau im Januar 2012 das Ambulanticum eröffnet?<br />
Dr. Krahl: Ein Jahr nach meinen Hirninfarkten und zahlreichen<br />
Rehamaßnahmen hatte ich nur sehr bescheidene Fortschritte<br />
gemacht und galt als austherapiert. Heute kann ich wieder gehen<br />
und führe ein zufriedenes, sinnerfülltes Leben. Bis es allerdings<br />
so weit war, habe ich eine Menge verschiedener Therapien in ganz<br />
Deutschland und darüber hinaus ausprobiert. Bei vielen dieser<br />
Behandlungen haben mich Übungsroboter unterstützt. Diese<br />
Übungen haben mir sehr geholfen und tragen bis heute dazu<br />
bei, dass sich mein Gesundheitszustand weiter verbessert. Mit<br />
dem Ambulanticum möchte ich meine umfangreichen Erfahrungen<br />
weitergeben und anderen Betroffenen helfen, die für sie beste<br />
Behandlung zu finden.<br />
Junge Patientin im Gehroboter Lokomat ®<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Das Ambulanticum ist das bundesweit erste Therapiezentrum<br />
mit Schwerpunkt auf neurologischer Nachsorge. Was unterscheidet<br />
es von anderen ambulanten Rehazentren?<br />
Dr. Krahl: Wir sind kein ambulantes Rehazentrum, sondern ein ambulantes, interdisziplinäres<br />
Therapiezentrum, das neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die<br />
Praxis umsetzt. Einzigartig an unserem Konzept ist, dass wir sowohl sehr fortschrittliche<br />
neue als auch bewährte herkömmliche Behandlungsmethoden an einem Ort<br />
unter einem Dach in Form einer Intensivtherapie anbieten. Damit ersparen wir den<br />
Patienten weite Wege. Zu uns kommen neurologische Patienten, bei denen konventionelle<br />
Behandlungen nicht ausreichend waren und die bereits eine weiterführende<br />
Rehabilitationsmaßnahme abgeschlossen haben, etwa nach einer schweren Schädel-<br />
Hirn-Verletzung oder einem Schlaganfall.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Worauf führen Sie ihre Behandlungserfolge bei Patienten zurück, die<br />
vermeintlich austherapiert sind?<br />
Marion Schrimpf: Wir behandeln den ganzen Menschen, nicht nur seinen Arm oder<br />
sein Bein, und das sehr intensiv. Während der mehrstündigen, täglichen Behandlung<br />
betreut den Patienten und seine Angehörigen ein interdisziplinäres Team von Physiotherapeuten,<br />
Ergotherapeuten, Logopäden und Sportwissenschaftlern. Einzelne<br />
Bewegungsabläufe werden immer und immer wieder geübt, bis das Gehirn sie neu<br />
erlernt hat. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist eine individuelle Förderung mit<br />
hoher Intensität entscheidend. In dieser Vielfalt und Kombination sind die von uns<br />
eingesetzten Module in keiner anderen, auch nicht klinischen Einrichtung in Deutschland<br />
verfügbar. Ein gutes Beispiel ist der bei uns eingesetzte Geh-Roboter Lokomat.<br />
Beim Lokomaten messen vereinfacht gesagt Sensoren, wie viel Muskelkraft der Patient<br />
mit seinen Beinen aufbringen kann. Über einen Monitor werden dabei die Bewegungsimpulse<br />
unmittelbar von einer Computerfigur umgesetzt. Der Patient sieht also direkt,<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong> 2 / <strong>2013</strong> 4
nordrhein-Westfalen<br />
wie groß sein Anteil an der Bewegung ist. Studien zeigen, dass dieses sogenannte<br />
„Biofeedbacksystem“ und die vielen Wiederholungen das motorische Neu-Erlernen<br />
von Bewegungen deutlich verbessern.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Die Angehörigen spielen in Ihrem Therapiekonzept eine wichtige Rolle<br />
und werden von Anfang mit einbezogen. Was versprechen Sie sich davon?<br />
Marion Schrimpf: Wir sind davon überzeugt, dass Angehörige in therapeutische<br />
Behandlungen und ihre Zielsetzungen mit einbezogen werden müssen. Der Alltag<br />
muss zum Trainingsplatz werden, damit Erkrankte schneller wieder selbstständig<br />
werden. Die Lebensqualität steigt und davon profitieren beide Seiten. Wir möchten<br />
die Patienten motivieren, eigenverantwortlich am Genesungsprozess mitzuarbeiten.<br />
Die Angehörigen sind es, die täglich Halt und Unterstützung geben. Sie ermutigen<br />
die Betroffenen und sind auch ein wichtiger Grund für sie, täglich an sich zu arbeiten.<br />
Unsere Therapeuten bieten ihnen daher eine fachkundige Anleitung und spezielle<br />
Schulungsmaßnahmen an.<br />
<strong>TK</strong> <strong>spezial</strong>: Wie fällt ihre Bilanz nach anderthalb Jahren Ambulanticum aus?<br />
Dr. Krahl: Auf das Erreichte sind wir stolz und fühlen uns ermutigt, den beschrittenen<br />
Weg im Sinne der vielen Betroffenen weiterzugehen. Die Unterstützung durch die <strong>TK</strong><br />
wissen wir sehr zu schätzen und hoffen, dass weitere Kostenträger dem Beispiel der<br />
<strong>TK</strong> folgen. Wir wünschen uns bundesweit für Menschen mit Schädigung des zentralen<br />
Nervensystems wohnortnah weitere derartige ambulante Angebote und dass in naher<br />
Zukunft eine bessere Regelversorgung zum Standard wird.<br />
Hintergrund<br />
Das Versorgungskonzept des<br />
Ambulanticums ist zugeschnitten auf<br />
Menschen mit stark eingeschränkter<br />
Bewegungs- und Gehfähigkeit im<br />
Rahmen einer Erkrankung des zentralen<br />
Nervensystems. Besonders<br />
geeignet ist die Therapie für Kinder<br />
und Jugendliche mit erworbenen<br />
Hirnschädigungen. Kinder und<br />
Erwachsene sollen in die Lage<br />
versetzt werden, wieder so weit wie<br />
möglich selbstständig ihren Alltag<br />
zu bewältigen. Die vereinbarten<br />
Behandlungsmodule berücksichtigen<br />
dabei nicht nur motorische<br />
Aspekte, sondern sollen auch die<br />
kognitiven Fähigkeiten fördern. Mit<br />
dem Vertrag ergänzt die <strong>TK</strong> ihre<br />
Rehabilitationsangebote um einen<br />
innovativen Baustein.<br />
Ambulanticum-Mitbegründer Dr. Krahl am Pablo-System<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Techniker</strong> Krankenkasse, Landesvertretung Nordrhein-Westfalen<br />
Bismarckstraße 101, 40210 Düsseldorf<br />
Verantwortlich: Günter van Aalst<br />
Redaktion: Harald Netz<br />
Telefon: 02 11 - 936 00 - 29<br />
Telefax: 02 11 - 936 00 -13<br />
E-Mail: lv-nrw@tk.de<br />
Twitter: http://twitter.com/tkinnw<br />
Internet: www.tk.de/lv-nordrheinwestfalen