Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
Ist Linux auf dem GNU/Desktop tot?
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fort mit einer Reihe von neuen Programmen vertraut machen.<br />
Und in Unternehmen, wo Mitarbeiter für viel Geld<br />
für den Umgang mit bestimmten Applikationen geschult<br />
worden sind, wird man mit dieser Forderung sicherlich<br />
keinen Erfolg haben.<br />
Dazu kommt das Problem der Dateiformate. Auch wenn<br />
ein Anwender bereit sein sollte, sich in neue Anwendungsprogramme<br />
einzuarbeiten, ist er oft mit der Situation<br />
konfrontiert, Dateiformate bearbeiten zu müssen, die<br />
mit Programmen erstellt worden sind, die für <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong><br />
direkt nicht verfügbar sind.<br />
Weiter sind zur Zeit viele Anwendungsprogramme nur<br />
für MS-Windows erhältlich. Heimanwender von PCs<br />
möchten in der Regel in der Lage sein, alle für ihren<br />
Rechner verfügbaren Programme auch ausführen zu<br />
können.<br />
Für diesen Problemkreis gibt es mittlerweile eine Reihe<br />
von teilweise ausgereiften und teilweise in der Entwicklung<br />
befindlichen Lösungen:<br />
• Die proprietäre Software VMWare ermöglicht es,<br />
eine Reihe von Betriebssystemen und damit die<br />
benötigte Anwendungssoftware unter <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong><br />
auszuführen. Diese Lösung ist allerdings mit verschiedenen<br />
Schwächen belastet: Sie ist relativ teuer,<br />
neben der Installation und Administration von<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> muss das unter VMWare als Gast“ ”<br />
ausgeführte Betriebssystem installiert und administriert<br />
werden und es sind hierfür normalerweise<br />
zusätzliche Lizenzen erforderlich. Ein weiterer<br />
Nachteil besteht darin, dass unter VMWare<br />
ausgeführte Programme sich nicht in die für<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> verfügbaren Arbeitsplatzumgebungen<br />
einfügen.<br />
• Alternativ zu VMWare kann in vielen Fällen<br />
das Programmpaket Win4Lin eingesetzt werden.<br />
Es kostet weniger und bietet lediglich die<br />
Möglichkeit eine der DOS-basierten Versionen von<br />
MS-Windows unter <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> auszuführen (wie<br />
z. B. Windows 98).<br />
• Das plex86-Projekt [4] arbeitet an einer freien Implementierung<br />
der von VMWare bereit gestellten<br />
Technologie. Mit plex86 ist es unter bestimmten<br />
Bedingungen bereits möglich, Windows 95 unter<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> auszuführen.<br />
• Mit DOSEmu können beinahe alle DOS-<br />
Programm unter <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> eingesetzt werden.<br />
• Neuere Versionen von MS-Windows (Windows<br />
2000 Server, Windows XP) ermöglichen<br />
einen ähnlichen Multi-User-Betrieb, wie er unter<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> seit langem möglich ist. Über das<br />
Remote-<strong>Desktop</strong>-Protokoll bieten diese Windows-<br />
Versionen, ähnlich <strong>dem</strong> X Window System, die<br />
Möglichkeit, graphische Programmausgaben und<br />
Benutzerinteraktion <strong>auf</strong> einem entfernten Rechner<br />
stattfinden zu lassen. Für <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> steht mit<br />
<strong>dem</strong> Programm rdesktop [5] eine Klientapplikation<br />
für dieses Protokoll zur Verfügung, so dass<br />
solche Dienste ohne zusätzliche Software genutzt<br />
werden können.<br />
Wenngleich man im Heimbereich normalerweise<br />
keinen zusätzlichen Server zur Ausführung von<br />
Windows-Programmen <strong>auf</strong>stellen wird, stellt dies<br />
in Unternehmen oft die bequemste, zuverlässigste<br />
und kostengünstigste Möglichkeit dar, Windows-<br />
Anwendungen im Netzwerk bereitzustellen.<br />
• Schließlich steht mit WINE [6] ein Softwarepaket<br />
bereit, welches die Ausführung von Windows-<br />
Programmen unter <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> ermöglicht, ohne<br />
dass dazu eine MS-Windows Lizenz erforderlich<br />
ist. Wenngleich sich WINE noch in der Entwicklung<br />
befindet, ist es schon heute möglich,<br />
mit <strong>dem</strong> Paket viele Windows-Programme, wie<br />
Office-Applikationen, Webbrowser oder Spiele unter<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> zu benutzen.<br />
WINE bietet außer<strong>dem</strong> die Möglichkeit, für<br />
MS-Windows geschriebene Programme nach<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> zu portieren, ohne dabei große Teile<br />
des Programmcodes neu schreiben zu müssen.<br />
Hierdurch kann sich in vielen Fällen die Chance<br />
ergeben, auch mit In-House-Anwendungen, nach<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> zu migrieren.<br />
• Eine große Anzahl von Windows-Anwendungen<br />
ist in der Programmiersprache Delphi geschrieben.<br />
Mit der Entwicklungsumgebung Kylix steht auch<br />
hier ein einfacher Weg offen, diese Anwendungen<br />
mit geringen Aufwand zu portieren.<br />
Es gibt also eine reiche Palette von Möglichkeiten zur<br />
Lösung der Frage der Anwendungkompatibilität, auch<br />
wenn man bemerken muss, dass diese zur Zeit nicht immer<br />
die kostengünstigsten und einfachsten Varianten darstellen,<br />
wenn es ausschließlich darum geht, Windows-<br />
Programme auszuführen. Sobald allerdings auch die Vorteile<br />
von <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> genutzt werden sollen, erscheint<br />
die Verwendung dieser Möglichkeiten sinnvoll. Hier gilt<br />
es, im Einzelfall zu prüfen, welche der angesprochenen<br />
Möglichkeiten einen gegebenen Einsatzzweck am besten<br />
abdeckt.<br />
Für die Zukunft ist es durchaus denkbar, dass eine große<br />
Anzahl von Windows-Programmen unter <strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong><br />
genau so installiert und eingesetzt werden kann, wie dies<br />
unter Windows der Fall ist, wobei <strong>auf</strong> die Verwendung<br />
von Windows-Lizenzen verzichtet werden kann. Auch<br />
sollte es möglich sein, die im Startmenü einer Windows-<br />
Installation vorhandenen Einträge bei der Installation von<br />
<strong>GNU</strong>/<strong>Linux</strong> zu übernehmen, um eine für den Benutzer<br />
möglichst einfache Migration zu erreichen.