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Orpheus und Eurydike - Jena

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C3 13. Januar · Freitag · 20 Uhr · Volkshaus<br />

A5 18. Januar · Mittwoch · 20 Uhr · Volkshaus<br />

B3 19. Januar · Donnerstag · 20 Uhr · Volkshaus<br />

Mythos <strong>Orpheus</strong><br />

Christoph Willibald Gluck (1714-1787)<br />

<strong>Orpheus</strong> <strong>und</strong> <strong>Eurydike</strong><br />

Oper in drei Akten<br />

Libretto von Raniero de Calzabigi<br />

Wiener Fassung von 1762<br />

Konzertante Aufführung in italienischer Sprache<br />

mit deutschen Zwischentexten.<br />

Deutsche Zwischentexte: Babette Hesse<br />

Dirigent: Wolfgang Katschner<br />

Sprecherin: Anna Sophia Backhaus<br />

Solisten: Studierende der Hochschule für Musik FRANZ LISTZ Weimar<br />

Einstudierung: Veit Wiesler<br />

Philharmonischer Chor <strong>Jena</strong><br />

Einstudierung: Berit Walter<br />

Pause nach dem 2. Akt<br />

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimer


Der Dirigent<br />

Von Haus aus Lautenist, gründete »Wolfgang Katschner« 1984 zusammen mit Hans-Werner<br />

Apel die Lautten Compagney, Herzstück seines vielfältigen Wirkens als Musiker, Organisator<br />

<strong>und</strong> Forscher auf den Spuren ungehobener Schätze. In den letzten Jahren profilierte er sich<br />

erfolgreich als Dirigent mit den Schwerpunkten geistliche Musik des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong><br />

Barockoper (Monteverdi, Purcell, Händel, Scarlatti) <strong>und</strong> gastierte mit seinem Ensemble bei<br />

namhaften Festivals <strong>und</strong> an Theatern im In- <strong>und</strong> Ausland (unter anderem eine ausgedehnte<br />

Neuseeland-Tournee 2011). Sein leidenschaftliches Engagement für eine lebendige Alte<br />

Musik wurde mit dem Preis der Dresdner Musikfestspiele 2000 <strong>und</strong> dem Händel-Preis der<br />

Stadt Halle 2004 gewürdigt. Seit 2006 leitete er mehrfach Opernproduktionen an den<br />

Musikhochschulen Berlin <strong>und</strong> Weimar (dort zuletzt die Wiederentdeckung der verschollen<br />

geglaubten Scarlatti-Oper Didone delirante). Mit dem bekannten Tenor <strong>und</strong> Regisseur Kobie<br />

van Rensburg gestaltet Wolfgang Katschner zurzeit am Landestheater Niederbayern einen 3-<br />

Jahres-Zyklus mit Monteverdi-Opern.<br />

Die Sprecherin<br />

Anna Sophia Backhaus<br />

ist seit ihrem Diplom im Sommer 2011 als selbstständige Sprecherin <strong>und</strong> Sängerin tätig.<br />

Die Leidenschaft für das gesprochene Wort fand sie während ihres Studiums an der<br />

Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar im Fach Gesang/Musiktheater.<br />

Seitdem leiht sie regelmäßig ihre Stimme unterschiedlichsten Charakteren in Hörfunk (SWR,<br />

OKJ, Bauhaus Radio), Kurzfilmen <strong>und</strong> Performances; spricht bei musikalischen Lesungen<br />

<strong>und</strong> Vorträgen Lyrik <strong>und</strong> Prosa oder moderiert klassische Konzerte, wie die Reihe<br />

„Märchenhaftes Schloss Ettersburg“.<br />

Der Komponist <strong>und</strong> sein Werk<br />

Als Sohn eines fürstlich lobkowitzschen Försters wächst Christoph Willibald Gluck in<br />

Böhmen auf. Bereits im Kindesalter begeistert er sich für die Musik, worüber sich seine<br />

Eltern nicht glücklich zeigen. Sein nur widerwillig begonnenes Studium der Mathematik <strong>und</strong><br />

Logik muss sich Gluck als Tanzmusiker <strong>und</strong> Kapellmeister finanzieren, bis ihn Fürst<br />

Lobkowitz im Jahre 1735 - von seinen musikalischen Fähigkeiten angetan - nach Wien<br />

vermittelt. Dort lernt er den lombardischen Fürsten Melzi kennen, der ihn an seinen Hof<br />

mitnimmt. Giovanni Battista Sammartini wird sein Lehrer. 1741 führt Gluck seine erste<br />

Ataxerxes auf, deren Erfolg ihn veranlasst, weitere Opern im Stil der opera seria für die Städte<br />

Mailand, Venedig <strong>und</strong> Turin zu schreiben. Im Herbst 1745 folgt Gluck einer Einladung nach<br />

London, wo er zwei Gelegenheitsopern uraufführt, mit Georg Friedrich Händel ein Konzert<br />

veranstaltet <strong>und</strong> als Glasharmonika-Virtuose in Erscheinung tritt. In der Folge unternimmt<br />

Gluck zahlreiche Tourneen durch Europa mit der Operntruppe des Pietro Mingotti, wobei er<br />

dirigiert <strong>und</strong> komponiert; 1752 lässt er sich in Wien nieder <strong>und</strong> avanciert zum musikalischen<br />

Berater des Prinzen Joseph-Friedrich von Sachsen-Hildburghausen <strong>und</strong> Konzertmeister in<br />

dessen Kapelle. Graf Durazzo, Intendant des Wiener Burgtheaters, vermittelt ihm den Auftrag<br />

zur Komposition der Theatral- <strong>und</strong> Akademiemusik. Zwischen 1755 <strong>und</strong> 1765 komponiert


Gluck mehrere kleinere italienische sowie zahlreiche große Opern. Graf Durazzos<br />

Bestrebungen, die Opernlandschaft in Wien zu bereichern, stößt bei Gluck auf großes<br />

Interesse; zusammen mit dem italienischen Dichter <strong>und</strong> Librettisten Ranieri de' Calzabigi<br />

entstehen zwischen 1762 <strong>und</strong> 1770 drei italienische Reformopern - Orfeo ed Euridice,<br />

»Alceste« <strong>und</strong> »Paride ed Elena« - künstlerische Höhepunkte seines Wirkens in Wien.<br />

Ranieri de' Calzabigi, italienischer Dichter <strong>und</strong> Librettist, hat vermutlich in Livorno <strong>und</strong> Pisa<br />

studiert <strong>und</strong> war Mitglied der Accademia etrusca in Cortona <strong>und</strong> der Accademia dell' Arcadia.<br />

1743 tritt er in die Dienste eines Ministeriums in Neapel. Aufgr<strong>und</strong> der Verwicklung in einen<br />

Mordprozess muss er die Stadt jedoch verlassen <strong>und</strong> zieht nach Paris, wo er Giacomo<br />

Casanova, Jean-Baptiste Lully <strong>und</strong> Pietro Metastasio kennenlernt. 1755 veröffentlicht er im<br />

Neudruck die Werke Metastasios.<br />

In Wien lernt Calzabigi 1761 Gluck kennen, für den er drei Opernlibretti verfasst. Calzabigi<br />

kann als treibende Kraft für die Gluck'sche Opernreform bezeichnet werden.<br />

Calzabigi formuliert das Ansinnen folgendermaßen: »Mein Sinn war darauf gerichtet, die<br />

Musik wieder auf ihr wahres Amt zurückzuführen: dem Drama in seinem Ausdruck <strong>und</strong><br />

seinen wechselnden Bildern zu dienen, ohne die Handlung zu unterbrechen oder sie durch<br />

unnützen <strong>und</strong> überflüssigen Schmuck zu erkälten.« Glucks <strong>und</strong> Calzabigis Ziel war es, die<br />

Musik wieder ausschließlich in den Dienst der Handlung zu stellen <strong>und</strong> zugleich alles<br />

Überflüssige zu verbannen. Die Ouvertüre stellt sich als Handlungsprolog dar, der mit dem<br />

Drama ideell <strong>und</strong> musikalisch-thematisch verb<strong>und</strong>en ist. Strikt werden die Secco-Rezitative<br />

<strong>und</strong> die virtuosen Da-Capo-Arien durch Accompagnato-Szenen sowie zum Teil liedhaft<br />

anmutende Arien ersetzt, um die handelnden Personen wahrheitsgetreuer darzustellen.<br />

Dramatisch eingeb<strong>und</strong>ene Chöre <strong>und</strong> der Tanz als ballet d'action brechen mit der Tradition<br />

<strong>und</strong> vermitteln dem Zuhörer einen lebendigen, authentischen Eindruck.<br />

Die Oper spielt in Griechenland, in mythologischer Zeit.<br />

Erster Akt:<br />

Mit Hirten <strong>und</strong> Hirtinnen beweint <strong>Orpheus</strong> am Grab der <strong>Eurydike</strong> deren Verlust mit der Arie<br />

»Chiamo il mio ben cosi « »Klagend gedenk ich dein«.<br />

So klag' ich ihren Tod<br />

dem frühen Morgenrot,<br />

dem Abendschimmer;<br />

doch sie, des Orkus Raub,<br />

bei meinem Rufen taub,<br />

antwortet nimmer.<br />

Während Fre<strong>und</strong>e das Grab schmücken, fordert er die Geliebte von Göttern zurück. Plötzlich<br />

erscheint Amor, der Liebesgott, mit der Nachricht, dass Zeus ihm den Abstieg in die<br />

Unterwelt erlaube, um <strong>Eurydike</strong> zurück zu bringen. Einzige Bedingung jedoch sei es,<br />

<strong>Eurydike</strong> nicht anzusehen, solange sie sich im Schattenreich befände; andernfalls wäre sie für<br />

immer verloren.<br />

Zweiter Akt:


In der Unterwelt versuchen die Furien, <strong>Orpheus</strong> durch einen wilden Tanz zu schrecken. Durch<br />

hartnäckiges Spielen <strong>und</strong> Singen gelingt es ihm, die Wächter zu besänftigen - <strong>Orpheus</strong> erhält<br />

Einlass in die Unterwelt (Chor »Vieni a' regni del riposo« / »Komm ins Reich der sel'gen<br />

Schatten«).<br />

Komm ins Reich der sel’gen Schatten,<br />

du, der treuste liebender Gatten,<br />

komm, <strong>und</strong> sei wie wir beglückt!<br />

Amor lohnt dir Treu <strong>und</strong> Lieder;<br />

<strong>Eurydike</strong> kehret wieder,<br />

mit des Himmels Reiz geschmückt.<br />

<strong>Orpheus</strong> betritt das Elysium <strong>und</strong> lockt <strong>Eurydike</strong> mit seiner Leier an. Ohne sie anzublicken<br />

geleitet <strong>Orpheus</strong> sie an der Hand zur Welt der Menschen zurück.<br />

Dritter Akt:<br />

<strong>Eurydike</strong> versteht das Verhalten ihres Gatten nicht <strong>und</strong> bittet ihn, ihr einen Blick zu schenken;<br />

zunächst bleibt <strong>Orpheus</strong> standhaft. Als sie aber erklärt, wenn er sie nicht mehr liebe, wolle sie<br />

die Unterwelt nicht verlassen, verliert <strong>Orpheus</strong> seine Beherrschung, zieht sie an sich <strong>und</strong><br />

blickt in ihre Augen. <strong>Eurydike</strong> sackt leblos zu Boden; <strong>Orpheus</strong> singt voller Verzweiflung die<br />

Arie »Che farò senza Euridice?« / »Ach, ich habe sie verloren« <strong>und</strong> will sich erstechen.<br />

Erneut erscheint Amor, der ihm den Dolch entreißt.<br />

Ach, ich habe sie verloren,<br />

All mein Glück ist nun dahin.<br />

Wär, o wär ich nie geboren,<br />

Weh, daß ich auf Erden bin!<br />

<strong>Eurydike</strong>! <strong>Eurydike</strong>! O Götter!<br />

Gebt Antwort, gebt Antwort!<br />

Ewig bleibe ich dir treu, ja, ewig treu!<br />

Ach, ich habe sie verloren,<br />

All mein Glück ist nun dahin.<br />

Wär, o wär ich nie geboren,<br />

Weh, daß ich auf Erden bin!<br />

<strong>Eurydike</strong>! <strong>Eurydike</strong>!<br />

Ach, nicht der Himmel, nicht die Erde<br />

Beut mir Hoffnung, beut mir Trost.<br />

Ach, ich habe sie verloren,<br />

All mein Glück ist nun dahin.<br />

Wär, o wär ich nie geboren,<br />

Weh, daß ich auf Erden bin!<br />

Die Götter haben ein Einsehen mit den beiden Liebenden - erneut wird <strong>Eurydike</strong> zum Leben<br />

erweckt. Zusammen mit den Hirten preisen sie die Macht des Amors.<br />

Christoph Willibald Glucks erste Reformoper <strong>Orpheus</strong> <strong>und</strong> <strong>Eurydike</strong> richtet sich gegen die in<br />

höfischen Konventionen erstarrte italienische <strong>und</strong> französische Oper. Während in der<br />

italienischen Oper intrigenreiche <strong>und</strong> vornehme Libretti vorherrschen, ist die französische<br />

Oper von Prunk <strong>und</strong> Ballett überwuchert. Sein Ziel ist es dagegen, dass wahrhaft


menschliche, von allen Zufällen Gereinigte in den Vordergr<strong>und</strong> zu rücken. Gluck konzentriert<br />

sich vollkommen auf die Hauptfiguren sowie auf die zentralen Szenen der Handlung. Der<br />

Belcanto ist ihm zu wider <strong>und</strong> gegen die Natur - vielmehr rückt er das klassische Lied in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>, sei es <strong>Orpheus</strong> Klagelied am Grab seiner Geliebten oder der leidenschaftliche<br />

Schmerzausbruch, der <strong>Orpheus</strong> befällt, als er gegen das Geheiß der Götter verstößt.<br />

Einfachheit <strong>und</strong> Schlichtheit stehen bei Gluck im Mittelpunkt. So verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass er<br />

auch den Aufbau als Nummernoper mit dem Gitterwerk der Arien als unnatürlich ablehnt.<br />

Alle bislang getrennten Einzelformen wie Rezitativ, Arie, Chor, Ballett <strong>und</strong><br />

Orchesterzwischenspiel werden miteinander verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bilden ein Geflecht großer<br />

Szenen, so dass der Eindruck eines durchkomponierten Musikdramas entsteht. Einen festen<br />

Bestandteil nehmen dabei das Ballett, gepaart mit den festlich angelegten Chören, ein - Solist<br />

<strong>und</strong> Chor bilden eine Einheit; beide Seiten tragen zum Geschehen der Handlung bei.<br />

Besonders deutlich wird dies im Kampf <strong>Orpheus</strong> gegen die Stimmen der Unterwelt, die ihn<br />

vom Eintreten abhalten wollen. <strong>Orpheus</strong> gelingt es jedoch, sie zu besänftigen, der Rhythmus<br />

glättet sich, die Stimmen des Chores gleiten auseinander <strong>und</strong> stehen für den Einlass in die<br />

Unterwelt. Den Kern der Oper bildet die Arie »Che farò senza Euridice?«/ »Ach, ich habe<br />

sie verloren«. Hierzu schreibt Hartmut Haenchen: »Zunächst muß man sich der Funktion<br />

dieser Arie bewußt werden: Es ist kein Trauergesang: deshalb das C-Dur, deshalb die<br />

doppelte Tempovorschrift Alla breve (als Zeichen für flüssigen Gr<strong>und</strong>schlag) <strong>und</strong> Andante<br />

espressivo. Deshalb sind die Begleitfiguren nicht im Legato von seufzenden<br />

Zweierbindungen, sondern ausdrücklich von Gluck als »spiccato assai« (in der Pariser<br />

Fassung »pique«) erregte, kurze Begleitfiguren vorgezeichnet. Eine Notation, die man schon<br />

bei Händels »Saul« kennt. Die Kreisbewegung der Melodie (beginnend <strong>und</strong> endend auf C)<br />

hat ihre Entsprechung in der kreisförmigen Rondo-Form. Orfeo findet durch das erfahrene<br />

Leid die artifizielle Seite seines Erlebnisses.«<br />

„Glucks »Orfeo ed Euridice« zeigt die radikalste Konzentration des mythischen Stoffes auf<br />

das Menschen-Nötigste, auf bis heute gültige Seins-Fragen: die Trauer Orfeos um Euridice,<br />

die an die unmenschliche Bedingung geknüpfte Verheißung, sie wieder ins Leben zu holen,<br />

der siegreiche Kampf Orfeos gegen die Furien der Unterwelt, das Scheitern des Paares an der<br />

göttlichen Bedingung aufgr<strong>und</strong> allzu menschlicher Gefühle, die bodenlose erneute Trauer<br />

Orfeos sowie schließlich die von den Göttern doch noch gewährte Begnadigung der<br />

Liebenden zum gemeinsamen Leben.“ (Oper Köln)<br />

Text: Markus Pietrass

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