23.12.2013 Aufrufe

Konflikte und Gewalt 5 - Jugendinformationszentrum

Konflikte und Gewalt 5 - Jugendinformationszentrum

Konflikte und Gewalt 5 - Jugendinformationszentrum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Gewalt</strong>prävention im Sport<br />

ihr seltsam vorkommt, das auch ansprechen kann.<br />

Und das erreicht man – um es wieder auf den<br />

Sportverein zu bringen – wenn im Verein eine Kultur<br />

des darüber Sprechens etabliert ist? Das heißt, man<br />

nimmt das Thema überhaupt erst in den M<strong>und</strong>?<br />

Ja! Es geht letztendlich darum, sich dessen bewusst zu<br />

werden, dass sexualisierte <strong>Gewalt</strong> etwas ist, was tatsächlich<br />

<strong>und</strong> alltäglich stattfindet. Das nicht zu verdrängen,<br />

sondern das für möglich zu halten <strong>und</strong> dadurch<br />

eine Offenheit zu haben für die Beobachtung<br />

des Geschehens.<br />

In den Anfängen der Arbeit zum Thema „Sexueller<br />

Missbrauch von Mädchen“ wurde weit verbreitet,<br />

beispielsweise in den Schulen, den Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen, die etwas beobachtet hatten, Hysterie oder<br />

Prüderie vorgeworfen. Das ist natürlich ein Vorwurf,<br />

der dann im Raume steht. Das waren oft einzelne<br />

Lehrerinnen, die wollten, dass das an der Schule thematisiert<br />

wird, die bemerkten, dass alltäglich Grenzüber<br />

schreitungen stattfinden.<br />

Warum entsteht so ein Vorwurf der Prüderie oder der<br />

Hysterie, wo kommt das her?<br />

Der kann nur daher kommen, dass so Gedanken wie:<br />

„Stell dich doch nicht so an“ weit verbreitet sind.<br />

Dass es eben in weiten Kreisen unserer Gesellschaft<br />

kein Verständnis dafür gibt, dass ein achtsamer <strong>und</strong><br />

respektvoller Umgang miteinander <strong>und</strong> untereinander<br />

ein großer Wert ist. Ein nicht achtsamer <strong>und</strong> nicht<br />

respektvoller Umgang miteinander findet ja in weiten<br />

Kreisen ganz alltäglich statt! Und das ist ja akzeptiert!<br />

Da werden ständig Grenzen überschritten. Es finden<br />

ständig Verletzungen statt, gegen die man sich dann<br />

irgendwann im Laufe des Heranwachsens <strong>und</strong> des<br />

Erwachsenwerdens eine dicke Haut anlegt.<br />

Was bewirkt so eine „dicke Haut“?<br />

Die dicke Haut bewirkt, dass man Empathie verliert,<br />

dass letztendlich ein Austausch mit anderen, ein<br />

Miteinander-Sein, überhaupt nicht mehr möglich ist.<br />

Ein respektloser Umgang miteinander hat eine wahnsinnig<br />

hohe Akzeptanz <strong>und</strong> führt zu so einem<br />

Empathie verlust.<br />

Wie kriegt man denn die „dicke Haut“ wieder weg?<br />

Es geht um die eigene Haltung. Die Haltungsentwicklung<br />

muss Selbstreflexion beinhalten, es muss eine<br />

Sensibi lisierung für sich selbst, für das eigene Erleben<br />

<strong>und</strong> auch für Grenzverletzung möglich werden.<br />

Grenzver letzung im Sinne selbst erfahrener<br />

Grenzverletzung. Im besten Fall auch selbst verübter<br />

Grenzverletzung – das ist ja genauso wichtig. Nicht<br />

nur wahrzunehmen, wo ich selbst verletzt wurde,<br />

sondern auch, wie ich andere verletze. Wir nennen<br />

das Haltungs entwicklung. Das ist eigentlich unsere<br />

große Über schrift. Da ist Reflexion ein wichtiger<br />

Aspekt.<br />

Das geht aber nicht „mal eben so“, oder?<br />

Die Präventionsarbeit mit den Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

muss sowieso kontinuierlich geleistet werden, das<br />

gleiche gilt für die Arbeit mit den Eltern. Aber auch<br />

bei den Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtlichen kann es ja nicht<br />

nur eine Fortbildung geben <strong>und</strong> dann ist das Thema<br />

erledigt.<br />

Alles andere bleibt leicht äußerlich. Wenn man das<br />

auf der instrumentellen Ebene betrachtet, dann ist<br />

alles wichtig. Das muss alles gemacht werden. Verhaltenskodizes<br />

entwickeln, Führungszeugnisse einholen,<br />

Fortbildungen anbieten <strong>und</strong> so weiter. Es gibt aber<br />

immer die Gefahr, dass das auf der äußerlichen Ebene<br />

bleibt, dass es als reines Instrument angewandt wird,<br />

dass man dadurch das eigene Gewissen beruhigt oder<br />

auch nach außen ein Signal setzt.<br />

Die eigentliche Herausforderung ist die tiefer gehende<br />

inhaltliche Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema, das Entwickeln einer Haltung.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Kontakt:<br />

Allerleirauh (siehe Adressen)<br />

E-Mail: info@allerleirauh.de<br />

Ist ja auch bequemer, wenn man sich so einem<br />

Problem nicht stellen muss.<br />

Ja, auch weil es keine wichtige Norm ist. Wir kennen<br />

das, auch aus der Jugendarbeit, mit dem Begriff<br />

„Respekt“ zu arbeiten. Aber das wirklich zu füllen,<br />

das emotional zu füllen ...<br />

Das Wort „Respekt“ auch auf den Bereich der sexuellen<br />

Selbstbestimmung anzuwenden?<br />

Ja. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!