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Algerien - BICC

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Länderportrait <strong>Algerien</strong> Seite 4 von 30<br />

Arbeitslosigkeit und den wachsenden wirtschaftlichen Problemen des Landes stellt das Militär<br />

zudem einen zunehmend attraktiven Arbeitsplatz dar. Die Streitkräfte spielen eine<br />

ausgesprochen einflussreiche Rolle in der algerischen Politik. Der 1999 gewählte<br />

Staatspräsident Bouteflika ist nach Einschätzung vieler Analysten und Kommentatoren nichts<br />

weiter als eine Marionette des mächtigen Militärapparates. Proteste der algerischen<br />

Bevölkerung in der ersten Jahreshälfte 2011 richteten sich insbesondere gegen die autoritäre<br />

Regierung Bouteflikas. Der Präsident kann dabei auf einen weitestgehend loyalen Polizei- und<br />

Militärapparat zurückgreifen, die, auch zur Verteidigung ihrer eigenen Interessen, teilweise<br />

brutal gegen Demonstranten vorgehen.<br />

Kriterien des EU-Verhaltenskodex<br />

<strong>Algerien</strong> ist neben den wichtigsten internationalen Abrüstungsabkommen auch den<br />

wichtigsten internationalen Menschenrechtsabkommen beigetreten. Die algerische<br />

Verfassung verspricht einen hohen Grundrechtsschutz und das Land ist seit September 2008<br />

bereits zum zweiten Mal Mitglied im neu gegründeten Menschenrechtsrat der Vereinten<br />

Nationen. Trotzdem kommt es weiterhin zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen und<br />

bislang wurden keinerlei Bemühungen von der Regierung unternommen den Verbleib der im<br />

Bürgerkrieg „Verschwundenen“ aufzuklären.<br />

Seit mehr als zehn Jahren herrscht in <strong>Algerien</strong> ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der Regierung<br />

und islamischen Fundamentalisten. Auslöser war die Verhinderung eines Wahlsieges für die<br />

Islamistenpartei Front Islamique du Salut (FIS) durch das Militär in den frühen 1990er Jahren.<br />

Insgesamt wird geschätzt, dass zwischen 100.000 und 150.000 Menschen in Folge des<br />

Bürgerkrieges ums Leben kamen. Obwohl Präsident Bouteflika 1999 ein Amnestieangebot an<br />

die islamistischen Rebellen verkündete, nahm die Gewalt am Anfang des neuen<br />

Jahrtausends zunächst merklich zu. In einem Referendum Ende September 2005 hat sich die<br />

algerische Bevölkerung zu über 97 Prozent für eine Amnestie aller während der Unruhen<br />

begangenen Straftaten ausgesprochen. Im September 2006 trat die Amnestie schließlich in<br />

Kraft; seitdem haben über 400 Guerilla-Kämpfer unter ihren Bedingungen die Waffen<br />

niedergelegt. Parallel zu dem inzwischen abklingenden Bürgerkrieg gegen Islamistengruppen<br />

schwehlt der zweite innere Konflikt zwischen der algerischen Regierung und den<br />

Berberstämmen in der Kabylei-Region weiterhin. Neben der Anerkennung ihrer Sprache und<br />

Kultur fordern die Berber vor allem wirtschaftliche und soziale Verbesserungen, wie<br />

beispielsweise ein Ende der staatlichen Korruption oder ein Programm zur Bekämpfung der<br />

steigenden Arbeitslosigkeit.<br />

<strong>Algerien</strong>s Beziehung zum westlichen Nachbar Marokko ist seit der Unabhängigkeit 1962<br />

angespannt. Der Konflikt zwischen beiden Staaten wird insbesondere durch die Unterstützung<br />

<strong>Algerien</strong>s für Unabhängigkeitsbestrebungen in der von Marokko besetzten Westsahara<br />

verschärft. Trotz seiner geographischen Entfernung identifiziert sich <strong>Algerien</strong> offensiv mit den<br />

arabischen Interessen im Nahen und Mittleren Osten. Unmittelbar nach der Unabhängigkeit<br />

1962 wurde <strong>Algerien</strong> Mitglied in der Arabischen Liga. Seither hat es insbesondere den Kampf<br />

der Palästinenser gegen Israel massiv unterstützt. Der Staat Israel wird von <strong>Algerien</strong> nicht<br />

anerkannt.<br />

Im Rahmen des von den USA im Jahr 2008 gegründeten neuen militärischen<br />

Regionalkommandos Africa Command (AFRICOM), kommt <strong>Algerien</strong> eine gewichtige Rolle zu,<br />

dort unterhalten die USA mittlerweile einen zentralen Kommandostützpunkt.<br />

Die Informationslage bezüglich geltender Waffenexportkontrollen ist unbefriedigend, da<br />

beispielsweise Informationen über einschlägige Gesetze oder authentifizierte<br />

Endverbraucherzertifikate schlichtweg nicht erhältlich sind. Aus der Vergangenheit sind<br />

jedoch keine Fälle einer unerlaubten Wiederausfuhr von Rüstungsgütern bekannt.<br />

Bonn International Center for Conversion (<strong>BICC</strong>)<br />

http://www.bicc.de

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